Sie hatten gerade genug Platz in der hölzernen Wanne, um nebeneinander im Wasser sitzen zu können. Der Wasserspiegel stieg bedrohlich an, als Cyneric (nur mit einem dünnen Tuch bekleidet) sich niederließ, aber bis auf ein paar Tropfen hier und da schwappte nichts über. Cyneric schloss für einen Moment die Augen und genoss das Gefühl - das angenehm warme Wasser, aber vor allem Milvas weiche Haut, die er an seiner Seite spürte, denn sie hatte sich an ihn geschmiegt.
"Was für ein sonderbarer Abend," murmelte er leise. "Erst werde ich beinahe gemeuchelt, und nun..."
"Und nun?" wiederholte Milva erwartungsvoll und schaute zu ihm auf.
Cyneric lächelte verlegen. "Jetzt sitze ich hier mit der Frau, die es geschafft hat, dass ich seit meiner Heimkehr nicht mehr ständig an meine Tochter denke - sondern an dich - und frage mich... ob das alles vielleicht nur ein Traum ist. Draußen geht die Welt unter... die Schatten jagen uns, der Dunkle Herrscher steht vor der Tür, das Chaos regiert in den Straßen... und doch fühle ich mich so ruhig und entspannt wie schon lange nicht mehr."
Milva machte ein leises, zustimmendes Geräusch, unterbrach ihn jedoch nicht.
"Erinnerst du dich noch an die Nacht, in der du etwas zuviel getrunken hattest, und..."
"Mhmmm," machte Milva.
"Ein Teil von mir wollte dir damals schon nachgeben. Und ein anderer Teil... hatte schon von Anfang an, seit unserer ersten Begegnung gespürt, dass... du etwas Besonderes bist. Ich habe nur... viel zu lange gebraucht, um zu verstehen, was ich wirklich fühle. Ich musste erst von dir getrennt werden, um... zu bemerken, was du mir bedeutest, Milva."
Milva wurde sichtlich rot. "W-was redest du denn da," murmelte sie undeutlich. "Hat dir das heiße Wasser endgültig den Verstand geraubt?"
"Nein, ich... sehe jetzt sogar vieles klarer," antwortete er und drehte sich zur Seite, sodass ihre Gesichter einander gegenüberlagen. "Ich liebe dich, Milva."
Milvas Miene wurde sanfter, und sie nickte sachte. "Und ich... liebe dich. Ich bin froh, dass du bei mir bist... und dass du wegen mir zurückgekommen bist."
Cyneric beugte sich vor, um sie zu küssen. Zuerst zaghaft, dann mit mehr Nachdruck erwiderte sie den Kuss. Sie ließen sich Zeit - Zeit, die sie wahrscheinlich nicht hatten, denn mit jeder verstrichenen Minute rückte die Streitmacht Mordors näher, doch in diesem Moment war beiden alles, was jenseits des Badezimmers geschah, egal. Cyneric hatte eine Hand an Milvas Wange gelegt, während sie den linken Arm um seine Schulter geschlungen hatte. Der Kuss intensivierte sich, und langsam näherten sich ihre Körper weiter an, bis Cyneric Milvas Hand auf seinem Rücken spürte. Sie zog ihn eng an sich, während sie sich auf den Rücken sinken ließ, sodass ihr das Wasser bis zum Schlüsselbein stieg. Sie löste den Kuss und blickte ihm in die Augen, eine unausgesprochene Einladung darin widerspiegelnd. Er hielt eine Sekunde lang inne, ehe er sachte Milvas Beine auseinander schob, und sie erneut küsste... um sich dann mit ihr zu vereinen.
Als Cyneric erwachte, lag er auf Milvas Bett. Die Dorwinierin war eng an ihn gekuschelt und schlief, ihr nackter Körper mehr oder weniger von einer leichten Decke eingehüllt. Stunden waren vergangen und der Morgen nahte schon. Das Liebesspiel hatte sie aus der Badewanne schließlich ins Bett geführt, als das Wasser endgültig überzuschwappen drohte. Cynric gestatte sich einen langen, genüsslichen Augenblick, in dem er die vergangene Nacht noch einmal Revue passieren ließ, ehe er sich den Sorgen des Tages stellen musste. Dann setzte er sich vorsichtig auf, um Milva nicht zu wecken.
Salia ist noch nicht zurückgekehrt, dachte er und mit diesem Gedanken kehrten die Sorgen zurück. Sie hat sich selbst Zeit bis heute Mittag gegeben, aber... Er war sich nicht sicher, ob er Salias Einschätzung in dieser Hinsicht wirklich vertrauen konnte. Die Schattenläufer waren tödlich, was ganz besonders auf ihre geheimnisvolle Anführerin Merîl zutraf. Vor Cynerics innerem Auge sah er Salia bereits verblutend in irgend einer Gasse liegen.
Wild entschlossen sie zu suchen stieg er aus dem Bett und zog sich an. Dann sah er aus dem Fenster. Die Stadtgarde marschierte die Straßen in großer Stärke auf und ab und schien das Chaos in der Stadt mittlerweile einigermaßen in den Griff bekommen zu haben. Milva war noch immer nicht erwacht, weshalb Cyneric den Raum verließ, um seine Waffen und Rüstungen aus dem kleinen Zimmer zu holen, in dem Morrandir ihn am Tag zuvor überfallen hatte. Erstaunt stellte er fest, dass das zerbrochene Fenster bereits wieder instand gesetzt worden war. Der Raum wirkte, als wäre Morrandirs Angriff nie passiert. Cyneric schob es auf die Eigenheiten Alatars und sammelte rasch seine Habseligkeiten ein. Als er zu Milvas Tür zurückkehrte, hielt ihn der in blau gekleidete Wächter auf.
"Dies wurde für Euch abgegeben," sagte der Mann und reichte Cyneric eine Schriftrolle. Rasch öffnete er sie und las:
Cyneric,
Ich habe Merîls Spur aufgenommen. Sie führt nach Dorwinion. Ich muss ihr hinterher - bitte sieh zu, dass du mit Milva so bald es geht aus Gortharia verschwindest. Am besten bringst du sie nach Rohan, dort werdet ihr in Sicherheit sein. Vielleicht werden wir uns dort wiedersehen, wenn mir Erfolg beschieden ist. Falls nicht, dann lebe wohl - ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. Dank dir bin ich den Klauen der Schatten endlich entkommen und kann meine Vergeltung üben.
Salia
Nachdenklich ließ Cyneric das Schriftstück sinken. Also ist sie wieder fort, dachte er schweren Herzens. Er hatte es bereits befürchtet gehabt, dass Salia nicht auf ihn warten würde. Seufzend kehrte er in Milvas Zimmer zurück und weckte die Dorwinierin mit einem Kuss auf die Wange. Sie regte sich und schlug die Augen auf.
"Guten Morgen," sagte Milva leise, und der Blick in ihrem Gesicht ließ Cynerics Sorgen verblassen.
"Guten Morgen; gut geschlafen?" wollte er wissen.
"So gut wie lange nicht mehr," erwiderte sie mit einem wissenden Lächeln. "Das ... sollten wir öfter tun."
Cyneric schmunzelte, wandte jedoch den Blick nicht ab. "Das würde mir gefallen."
"Na, das hoffe ich doch," sagte Milva und setzte sich auf, sodass ihr die Decke vom Oberkörper herunterrutschte. Sie errötete zart, ehe sie Cyneric einen Kuss auf die Lippen gab und dann aufstand und sich anzog.
Kaum fünf Minuten später ging die Zimmertür auf und ein Mann kam herein. Er trug einen ähnlichen Umhang wie die Stadtgarde, jedoch deutlich prächtiger, sowie keinerlei Rüstung sondern stattdessen feine Gewänder. Als er den mit einem roten Sporn besetzten Helm absetzte, erkannte Cyneric Branimir Castav.
"Ich grüße euch beide," sagte Branimir, der von zwei Stadtwächtern begleitet wurde. "Ich muss euch bitten, sogleich mit mir zu kommen."
"Sind wir verhaftet?" platzte Milva heraus.
Branimir lächelte ungerührt. "Das würde ich so nicht formulieren, meine Liebe. Vielmehr... hängt es von eurem Betragen ab, wie ich mit euch verfahre."
"Wie ich sehe führt Ihr nun das Kommando über die Stadtwache?" fragte Cyneric beschwichtigend, und der Adelige nickte.
"So ist es. Ich komme im Auftrag König Silans, dem es gefiel, mich mit diesem Posten zu ehren. Er lässt nach euch schicken."
"Nach uns?" fragte Milva entgeistert. "Was kann er bloß wollen?"
"Seid unbesorgt," sagte Branimir. "Der König ist weise und gerecht. Gewiss wünscht er nichts als einen Beweis eurer Loyalität dem Thron gegenüber. Gebt ihm was er will und er wird euch in Frieden lassen."
Cyneric gefiel die Situation nicht, aber ihm war klar, dass ihnen keine Wahl blieb. "Also gut, Meister Castav," sagte er notgedrungen. "Dann gehen wir mit Euch zum König."
"Sehr gut," sagte Branimir zufrieden. "Ich bin mir sicher, es wird nicht lange dauern..."
Milva, Branimir und Cyneric zum Palast des Königs (http://modding-union.com/index.php/topic,15322.msg482451.html#msg482451)[