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Das Schicksal Mittelerdes (RPG) => Die Welt von Mittelerde => Minas Tirith => Thema gestartet von: Thorondor the Eagle am 27. Aug 2010, 16:20

Titel: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 27. Aug 2010, 16:20
Elea aus ihrer Unterkunft im vierten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5698.msg174028.html#msg174028)


Eilig hastete Elea die engen Treppen hinab. Links und rechts türmten sich hoch die weißen Häuser der Stadt auf. Vor sich und immer mit ihren Augen fixiert, sah sie die Rauchfahne. Mit ihren Händen hob sie das Kleid nach oben um nicht darüber zu stolpern.
Manche Männer überholten sie beim Laufen und manche Verzweifelten liefen einfach nur davon. Die Menschen halfen sich gegenseitig. Kübel für Kübel voll Wasser wurden in die Flammen geworfen. Am Rande des Geschehens standen Zwei, ein Mann und eine Frau. Ihre Haut war voller Ruß und ihre Kleider zerfetzt. Beide weinten und warfen Hilfe suchende und verzweifelte Blicke auf das Haus.
Elea näherte sich ihnen langsam und hörte dem Wimmern der Frau zu: „Unser Kind. Unser Sohn… Alles nur wegen dir!“ Sie schluchzte laut und kniff dabei fest in seine Oberarme. „Warum musste er nur im Haus sein.“
„Ich weiß. Ich bin Schuld an allem“, warf er sich vor. „Was hab ich nur getan.“
Die Frau ließ sich auf den Boden fallen. Vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und weinte aus vollem Herzen. Der Mann ging herum, Elea beobachtete ihn wie er umher schrie, doch die Stimme verschwand im tosenden Lärm der Helfer, Soldaten und dem lauten Knistern von brennendem Holz.

Elea setzte sich neben die Frau. Sie legte sanft ihre Hand um ihre Schulter und spendete Trost. Sie kannten einander nicht, aber das war egal. Etwas verband die beiden, das spürte Elea. „Schhhhht“, beruhigte sie die Mutter. Lange verblieben sie so. Aufmerksam verfolgte die Dunedain das Getümmel vor sich. Sie sah wie sich der weiße Stein schwarz färbte und wie sich die Türe, die Fenster und die Möbel langsam in Asche verwandelten. Die Männer schwitzten im Angesicht des umherschlagenden Feuers, aber sie bekamen es in den Griff und schließlich löschten sie auch die letzte Glut.
Dampf vermischte sich nun mit dem stinkenden, grauen Rauch. Die Menschenmenge löste sich auf und unruhig kam der Mann zurück. „Es ist vorbei; er ist…“, sagte er, begann laut zu weinen und warf sich neben seine Frau.

„Was machst du hier herunten?“, fragte eine Stimme Elea.
Sie sah den Bund eines schwarzen Mantels vor sich, den sie in den letzten Tagen sehr häufig gesehen hatte.
„Ich wollte helfen“, antwortete sie Herumor.
„Sie haben es überstanden, das Feuer ist gelöscht“, sagte er.
Erelieva erhob sich vom Boden und wischte sich den Staub von der Kleidung: „Nein, sie haben gar nichts mehr.“
Sie sah in fordernd an. Er griff nach etwas an seinem Gürtel und lies ein paar Münzen auf den Boden fallen.
Neugierig sah der Mann am Boden auf. Er wirkte erschüttert: „Euer Geld wollen wir nicht!“
„Dann lasst es eben liegen“, entgegnete Herumor gefühlskalt „Gehen wir, Elea. Lassen wir diese Starrköpfe alleine.“
Sie folgte den Anweisungen und ging die ersten Treppen hinauf. Ein letztes Mal drehte sie sich um. Weinend saßen die beiden dort. Ihre Arme waren ineinander verschlungen. Der kalte Dunst verschlang sie.


Elea und Herumor zum Haus im vierten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5698.msg174557.html#msg174557)
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 18. Sep 2010, 19:33
Brianna aus Aldburg (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5199.msg152806.html#msg152806)


Brianna drückte den Korb fester an sich, um sich durch die Massen von Menschen zu drücken.

So, was brauchte ich nochmal? Ach ja genau ich wollte frisches Obst und Gemüse kaufen und natürlich nach ein paar Kräutern Ausschau halten

Sie hatte ihr braunes Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden und trug ein schlichtes zitronengelbes Kleid, welches vor allem wenn die Sonne darauf fiel, fast blendend strahlte.
„ Guten Tag Brianna!“ Sie fuhr herum und entdeckte das Gesicht eines kleinen Jungen. Er war der Sohn einer Frau, mit der sie in den Heilhäusern arbeitete.
„ Sei gegrüßt Fero“, lächelte Brianna, um mit den Jungen auf Augenhöhe zu sein, „ was machst du denn hier allein?“
„ Ich soll für Mama ein paar Sachen einkaufen. Sie will heute groß für uns Kochen!“. Der Junge strahlte und zeigte dabei ein paar Zahnlücken.
„ Na dann solltest du dich lieber beeilen, sonst wird sie noch sauer. Richte ihr liebe Grüße aus!“, sagte Brianna und wuschelte Fero einmal durchs rötliche Haar, bevor er schon wieder in der Menschenmenge verschwunden war. Brianna lächelte herzlich. Sie hatte sich gut in Minas Tirith eingelebt und hatte die weiße Stadt schon bald in ihr Herz geschlossen.
Ihre Augen fuhren über die Stände des kleinen Marktes im dritten Ring, und sie musste feststellen, dass mit jeden Tag das Angebot dürftiger würde. Die Händler erklärten dies mit der Besetzung durch Mordor, der ihnen den Handel erschwerte.
Mit einem Korb voll frischer Tomaten, Auberginen und Petersilie machte sie sich auf den Weg.

Sie nahm den üblichen Weg durch die kleine Gasse, wo es eine kleine Kaffeestube gab und wo es immer so herrlich duftete, dass es ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Ihre kleine Wohnung war in der äußersten Hälfte des dritten Ringes, in der Spielmanngasse. Sie hatte lachen müssen, als der gondorianische Beamte gesagt hätte, dass man dort für sie eine Wohnung gefunden hatte. Seit sie in Gondor angekommen war, trug sie das Emblem der Spielleute täglich und dachte auch wieder öfter an ihre Eltern.

Brianna kramte gedankenverloren in ihrem Korb nach dem Schlüssel, als sie den Kopf hob erschrack sie so heftig, dass sie das Gemüse fallen ließ und die Auberginen, wie Murmeln über den weißen Steinboden kullerten.
Titel: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 19. Sep 2010, 11:49
Elea vom Haus im vierten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5698.msg179139.html#msg179139)


Es war noch immer kühl in der Stadt und es gab kaum Grünflächen darin. Elea konnte nicht sagen, ob es schon Sommer war oder noch Frühling, denn die Sonne sah man nur sehr selten durch die dichte Wolkendecke hindurch.
Eifrig suchte sie den Weg nach unten in die tieferen Ringe der Stadt. Am Markt erkundigte sie sich nach den Händlern, die bald wieder aufbrechen würden in Richtung Norden und sie fand tatsächlich einen.
„Werter Herr“, rief sie. Ein Mann mit struppigem, grauem Haar und einer dicken Knollnase drehte sich um. Seine Augenbrauen waren buschig und sein Blick wirkte streng und alt.
„Gnädige Frau?“, begrüßte er sie förmlich.
„Ihr seid fahrender Händler habe ich gehört und eure Reise führ euch in den hohen Norden.“
„Wer will den das wissen?“
„Ich möchte es wissen. Wo geht es denn hin?“
„Warum sollte ich euch das sagen?“
„Weil ich euch ein Geschäft anbieten möchte.“
„Dann lasst einmal hören.“
„Ich habe hier einen Brief, dessen Siegel ganz ist und das auch noch ganz sein soll wenn es in Eriador ankommt.“
„So, so… Eriador. Ich denke, das ließe sich einrichten für einen guten Lohn. Ihr habt Glück, denn ich fahre über die große Nord-Süd-Straße nach Tharbad und schließlich auch nach Bree. Heutzutage muss man aufpassen wo man sich aufhält, es gibt nur noch wenige Handelsstädte die nicht von Spionen und Folterknechten überfüllt sind. Um Aldburg zum Beispiel wurde mir geraten einen großen Bogen zu machen. Aber Bree, da komm ich hin.“
„Hier, ich gebe euch die paar Goldmünzen, mehr habe ich leider nicht.“
„In Ordnung. Euer Brief hat ohnehin nicht viel Gewicht“, antwortete er und nahm das Geld und das Papier entgegen.
„Wenn ihr wieder zurück kommt, verlangt nach Elea. Die Soldaten wissen wer ich bin und sie werden es mir ausrichten. Vielleicht habt ihr das ein oder andere wofür ich mich interessiere“, sagte sie lächelnd und verabschiedete sich mit den besten Wünschen für die Reise.

Elea war froh dies alles alleine und ohne Hilfe Herumors geregelt zu haben. Sie wollte ohnehin nicht, dass er von Helluin weiß und von ihrem Leben am Abendrotsee. Der Tag war noch jung und die Frau beschloss die Heilhäuser zu besuchen. Sie hatte noch gar nicht gesehen wo Brianna arbeitete und was dort vor sich ging. Vielleicht hatte sogar Haldar eine Zeit lang dort gelegen um sich von den schweren Wunden zu erholen. Sie marschierte zahlreiche Stufen hinauf in den vorletzten der Ringe. Vor sich sah sie die weiße Fassade des Hauses und nebenbei, wie eine kleine Insel inmitten der ruhigen See, einen kleinen Kräutergarten. Die Blumen blühten schon zahlreich und die Bienen und Schmetterlinge flogen emsig von Blüte zu Blüte. Sie holte tief Luft um den herrlichen Geruch einzufangen und in ihrem Gedächtnis zu speichern. So wurde ihr bewusst wie sehr sie den Abendrotsee und die wunderschöne Natur im hohen Norden vermisste.


Bald schon ging sie durch die Türe und stand in der großen Halle der Heilhäuser. Einfache Betten standen darin und hin und wieder lag ein Verletzter oder Kranker darin. An den Wänden waren hohe Kästen mit verglasten Türen hinter denen hunderte von Büchern standen und kleine Glasphiolen gefüllt mit den merkwürdigsten Tränken. Sie sah die alte Ioreth wie sie sich nach einem dieser Fläschchen streckte, doch sie erreichte es nicht. „Wartet“, rief Elea und lief zu ihr „Ich helfe euch.“
„Das ist sehr nett von euch, Elea.“
„Bitteschön“, sagte sie und reichte ihr das Gefäß mit einer zähen gelben Flüssigkeit darin.
„Das ist nur Honig“, sagte Ioreth „Er reinigt die Wunden und beugt gegen Narbenbildung vor. Man muss nur ein klein wenig davon auf die offene Wunde geben. Wie ich sehe habt ihr euch schon gut eingelebt bei uns und schon zahlreiche Bekannte hier in der weißen Stadt.“
Elea nickte.
„Und wie ich auch sehe hat das schlechte Benehmen eures Gefährten noch nicht auf euch abgefärbt.“
„Wie bitte?“, fragte Elea verwirrt.
„Ja. Ich habe euch gesehen, mit Herumor, letztens auf dem Marktplatz. Die ganze Stadt spricht schon darüber, über die geheimnisvolle Dunedain aus dem Norden. Alle möglichen Gerüchte, ja manche sogar sagen ihr seid eine Prinzessin.“
„Ich bin keine Prinzessin“, sagte die Frau in einem törichten Tonfall.
„Nun denn, muss Herumor tatsächlich etwas an euch finden. Hübsch seid ihr ja. Selten habe ich eine solch anmutige Frau wie euch gesehen. Aber ich komme ja aus dem Süden, aus Lossarnach. Dort sind alle klein und dunkelhäutig. Menschen wie euch gibt es dort nicht.“
„Ich bin nicht die Gefährtin von Herumor. Nein keines Wegs. Ich bin… war glücklich verheiratet.“
„Oh nein, wie tragisch. Was ist denn passiert mein Liebes?“, fragte die Alte neugierig.
„Das was mit allen passiert in diesen schrecklichen Zeiten. Er ist im Krieg gefallen, mit dem König an seiner Seite.“
„Euer Mann gehörte zur grauen Schar?“
Elea nickte.
„Ein paar von denen hatte ich hier. Die Elbenzwillinge haben mir geholfen die Verwundeten auf die Betten zu legen. Ich bin einfach zu alt für solch schwere Lasten. Was hätte ich nur ohne sie getan? Und jetzt wo ich so nachdenke, kommt mir auch dein Name sehr bekannt vor. Ich habe die beiden reden gehört. Den König und diesen Waldläufer und sie haben ganz deutlich euren Namen genannt. Ich glaube der König wollte ihn nachhause schicken zu Elea und du…“, plötzlich stockte sie und sagte nur noch „Ich verstehe. Du warst sein Frau.“
„Habt ihr Haldar gekannt?“
„Nur vom sehen. Er war nicht verletzt und so hatte ich nicht die Gelegenheit ihn kennen zu lernen. Aber er sah sehr nett aus, soweit man das von einem griesgrämigen Waldläufer sagen kann. Ich muss mich jetzt um meine Verletzten kümmern. Ihr könnt mir gerne helfen oder auch nicht. Auf jeden Fall könnt ihr gerne ein bisschen hier bleiben.“
„Ich warte eigentlich auf Brianna, sie ist eine Freundin von mir.“
„Sie war heute noch nicht da. Ist gestern am frühen Nachmittag auf den Markt gegangen und nicht mehr wieder gekommen. Aber sie müsste heute noch hier erscheinen.“
„Dann warte ich.“
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 21. Sep 2010, 20:58
Ok reiß dich zusammen Brianna. Du gehst jetzt einfach in die Heilhäuser und wenn du zurückkommst ist er schon wieder weg.

Möglichst leise trat sie in den Flur. Behutsam schloss sie die einfache Holztür hinter sich, um Araloth nicht zu wecken. Durch einen kleinen Spalt blickte sie kurz in ihr Schlafzimmer und sah den nackten Körper Araloths auf ihrem Bett liegen. Sein schulterlanges schwarzes Haar hing ihn übers Gesicht, während er auf dem Bauch schlief und leise schnarchte.
Auf Zehenspitzen ging sie den Flur entlang und blieb bei einer Kommode neben der Haustüre stehen. Sie war einen flüchtigen Blick in den Spiegel und zog sich eine einzelne haselnussbraune Strähne hinter die Ohren und betrachtete ihren Hals. Der kleine Bluterguss prangte an ihrem Hals, wie um alle Welt da draußen über die gestrige Nacht in Kenntnis zu setzen.

Mit einen leichten Seufzer nahm Brianna den dünnen, seidenen Schal aus smaragdgrüner Seide und legte ihn sich um den Hals, um den Fleck zu bedecken. Danach schlüpfte sie in ihre weichen Stiefel und vergewisserte sich noch einmal, dass Araloth schlief.
Sie hatte die Tür fast ganz hinter sich geschlossen, als sie noch einmal zurückging und Araloth eine Nachricht hinterließ, dass sie in die Heilhäuser gegangen war. Sie wusste selbst nicht, warum sie das gemacht hatte, aber irgendwie hatte sie das Gefühl es Araloth schuldig zu sein.

Als Brianna in die Spielmannsgasse trat, war sie geblendet und musste einen Moment inne halten, denn ein paar Sonnenstrahlen waren durch den sonst, mit schwarzen Wolken bedeckten, Himmel gebrochen und die weiße Stadt erstrahlte, wie ein Palast aus glitzernden Schnee. Zielsicher war ihr Schritt durch Minas Tirith, auch wenn ihre Gedanken sofort wieder abschweiften; hin zu Araloth, Elea und manchmal auch an Rhia.
Sie plagten manchmal Alpträume in denen sie die letzten Stunden Rhias leben nochmal durchleben musste.
Der Angriff der Ostlinge auf ihren Hof schien dann wieder so real, dass es Brianna schien als würde sie den Geruch des verbrannten Fleisches wieder in der Nase spüren. Als würde sie die wimmernden und von Schmerz verzerrten Schreie der Ostlinge vernehmen, die schlussendlich vor ihrer Haustüre verendet waren.
Brianna musste dann mit ansehen, wie Rhias Atem schwächer wurde und sie schlussendlich in das Totenreich entglitt, wo sie für sie unerreichbar war.
Nach diesen Abenden wachte Brianna schweißgebadet auf und konnte nicht mehr einschlafen. Sie setzte sich meistens in ihr kleines Arbeitszimmer und studierte die uralten Bücher über Heilkunst, die sie aus der Bibliothek der Heilhäuser ausgeliehen hatte.
Jedoch wurden die Träume seltener und die Erinnerungen fingen immer mehr an zu verschwimmen und nur noch blass konnte sie sich an das Gesicht ihrer geliebten Freundin erinnern.

„ Passen Sie halt auf!“, brüllte sie die Stimme eines schmächtigen Mannes an, den sie offenbar gerade angerempelt hatte. Irritiert blickte Brianna den Mann an und ging weiter, ohne sich zu entschuldigen.
Auf den Straßen hinauf zu den Heilhäusern nahmen die Menschenmassen immer weiter ab, bis sie ab einen gewissen Punkt nur noch die Frauen traf, die ebenfalls in den Heilhäusern arbeiteten. Allgemein traf man in der weißen Stadt hauptsächlich auf Frauen, denn die meisten Männer waren mit ihrem König am Schwarzen Tore gefallen, hatte ihr Ioreth erzählt, als sie mit ihr zusammen die Kranken pflegte.

„ Nun leben in der Stadt nur noch wenige Männer – Kranke, Invalide oder – das schlimmste- Günstlinge Herumors und des Packs aus Mordor. Pass auf Brianna, Minas Tirith ist ein Nest voller Frauen und diese Männer sehen das als eine Art Freibrief. Gerade das Gesindel des Feindes ist gefährlich! Trage am besten immer ein Messer bei dir, vor allem in den Stunden der Dämmerung.“
Gerade, als sie sich Ioreths Worte ins Gedächtnis rief, traf es sie wie ein Blitz.
Verdammt ich habe mein Messer auf dem Küchentisch liegen lassen…nun ja mir wird heute schon nichts passieren. Bis jetzt habe ich es eh nicht brauchen können.

Sie bog in eine kleine Gasse ein, wo der kleine Junge lebte, den sie gestern auf dem Markt getroffen hatte. Als sie seine Haustür passierte sah sie, dass sie verschlossen war. Als war seine Mutter ebenfalls bereits in den Heilhäusern.
Nach wenigen Minuten betrat sie die Heilhäuser und legte ihren Mantel ab, um sich eine der Schürzen umzubinden und sich die Haare zu flechten. Sie sah durch ein Fenster in den Kräutergarten, wo sie Ioreth erblickte, die dabei war ein paar der Kräuter zu flücken.
Gedankenverloren betrat sie den Raum, wo die Kranken aufgebahrt waren und wollte sich ans Tagewerk machen, als sie ihre Freundin erblickte.
Strahlend schlich sie sich von hinten an Elea und hielt ihr die Augen zu.
„Na wer bin ich“, sagte sie mit einen neckischen Ton.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 25. Sep 2010, 19:01
Ein wenig erschrocken von den warmen, vertrauten Händen aus dem Hinterhalt, drehte sich Elea jedoch schnurstracks um und umarmte ihre Freundin. Getrost konnte sie Brianna schon Freundin nenne, denn immerhin war sie in ihrer schwersten Zeit bei ihr. Sie begleiteten einander durch Freud und Leid, durch gefährliche und durch ruhige Zeiten, simpel gesagt durch dick und dünn.
„Hallo!“, sagte Elea herzlich.
„Endlich besuchst du mich einmal, hier in den Heilhäusern“, erwiderte Brianna.
„Ja, es war wirklich schon Zeit. Viel zu lange habe ich mich vor der Welt versteckt.“
„Dazu hattest du auch allen Grund.“
Elea nickte kurz: „Aber nun habe ich all dies überwunden. Ich habe Helluin einen Brief geschrieben.“
„Gut so. Er wird dich sicherlich sehr vermissen.“
„Ja“, stotterte Elea und ihre Augen waren wässrig „Aber nicht mehr lange. Ich werde bald wieder zu ihm heimkehren. Er braucht eine Mutter, eine die er verdient hat.“
„Lass es mich rechtzeitig wissen, bevor du dich aufmachst.“
„Ja“, antwortete Elea und schweifte dann mit ihrem Blick durch den Raum „Sag, Brianna, was hältst du denn von dieser Ioreth?“
„Ioreth? Du kennst sie bereits?“
„Ja. Am Löwenbrunnen sah ich sie zum ersten Mal und dort sprach sie auch mit mir. Hier nun sah ich sie zum zweiten Mal. Sie wirkt verwirrt und schweift oft in Erinnerungen.“
„Wirr ist sie nicht im Kopf, die alte Ioreth. Sie ist viel gewiefter, als so mancher ihr noch zutrauen würde und sie weiß das auch. Sie spielt eine Rolle, denke ich und sie spielt sie sehr gut. Und die Erinnerungen in denen sie umherschweift halten sie jung und lebendig.“
„Jung und lebendig? So wirkt sie auf mich absolut nicht.“
„Ihr Körper mag alt sein, aber nicht ihr Geist. Unterschätze sie bloß nicht, mit so mancher Kunst hat sie mich überrascht. Alte Tinkturen die dieser Tage keiner mehr kennt, kann sie dir in- und auswendig aufzählen. Sie vergisst keine Gesichter und keine Namen“, sagte Brianna leise.
„Sie kennt Aragorn und kannte Haldar. Einst heilte sie die Verletzten, die hier in der Stadt gegen die Truppen Mordors kämpften.“
Brianna nickte: „Sie ist eine Anhängerin des Königs, meistens zumindest. Immer wieder höre ich sie etwas murmeln ‚Die Hände des Königs sind die Hände eines Heilers‘.“
Neugierig sah sie zu der alten Frau hinüber, die ihr nur einen kurzen, flüchtigen Blick zuwarf und sich dann um einen Mann kümmerte dessen Arm straff in Verbände gewickelt war. Sie sagte nichts mehr über Ioreth, nur in ihren Gedanken stellte sie sich immerzu Fragen über Fragen.
„Und meine Liebe, was gibt es bei dir neues? Wie geht es dir und was hat sich getan seit du das letzte Mal bei mir im Haus warst?“, fragte Elea aufrichtig.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 27. Sep 2010, 19:33
Elea…sie aus als damals, als sie aus den Verließen gekommen war. Die Tagen rotgeweint und ihr Gesicht ausgemergelt und fahl. Nun strahlt sie schon wieder ein bisschen des Glanzes aus, das ihr Gesicht getragen hatte, als sie sie zum ersten Male erblickt hatte.

Brianna zögerte, keineswegs wollte sie Elea gegenüber Araloths Aufenthalt erwähnen. Schließlich fuhr sie dann dennoch mit freundlicher Stimme fort.
„ Ach viel zu wenig, meine Liebe. Wir sehen uns einfach viel zu selten!“. Beherzt stand sie auf und hakte sich bei Elea unter und gemeinsam flanierten sie durch die Straßen der weißen Stadt im Süden. Brianna hatte Ioreth einen kleinen Zettel dagelassen, dass sie bald zurück sei.

Gemeinsam schlenderten die beiden Frauen durch die Gassen. Zwei Frauen die unterschiedlicher nicht sein könnten, die eine aus königlichem Hause, die andere die Tochter einer Familie von Spielleuten.
Sie hielten vor einem kleinen Geschäft an, indem winzige Spieluhren verkauft wurden. Winzige Sonnenstrahlen, hingen wie Banner der Hoffnung, vom schwarzen Wolkenhimmel herab und reflektierten sich in der Scheibe. Die Auslade im Schaufenster war fast vollkommen leer und als die beiden den Laden betraten war niemand da.
Brianna fuhr über die hölzerne Regale und bemerkte, dass sich der Staub dort in rauen Mengen absetzte.
„ Hallo? Ist jemand da?“, rief Elea, aber es schien als würde der schwere Teppich ihre Worte verschlingen, wie ein gieriger Wolf. Als sie erneut schrie kam ein gebückter Greis die Treppe hinunter. Er trug eine schiefe Brille auf der buckligen Nase und blinzelte sie aufrichtig an.
„ Oh Kundschaft…“.Leicht irritiert stieß er fast eine Spieluhr um. Es zeigte eine Frau, wenn sich Brianna anstrengte konnte sie sogar erkennen, dass es eine Elbe war, denn ihre Ohren liefen spitz zu. Die Frau streckte einen Arm weit in die Luft und auf ihrem Zeigefinger saß eine Nachtigall.
„ Es tut mir leid, in letzter Zeit bekomme ich nur selten Besuch, und erst Recht nicht von solch hübschen Damen, wie Ihr es seid“, lächelte der Mann. „ Wie kann ich euch dienen?“.
Elea unterhielt sich angeheitert mit dem Mann, während Brianna sich zu der Spieldose herunter bückte, die der Mann gerade eben beinahe umgestoßen hätte. Sie pustete leicht und winzige Staubflusen wirbelten durch die Luft, während sie versuchte die Gravur zu entziffern.
„ Lu-luthien Tinuviel“, las sie halblaut und der alte Mann drehte sich lauthals um.
„OH JA! Eines meiner besten Werke, junge Dame. Es zeigt die Elbe Luthien, sie war vor sehr sehr langer Zeit, die schönste Elbe Mittelerdes und gab ihr Herz einen Menschen, namens Beren.“
Er verstummte kurz, bevor er mit verschwörerischer Stimme fortfuhr, „ Man erzählt sich sogar, dass die Elbe gegen Sauron kämpfte und ihn bestahl.“
Brianna lächelte. „ Wieviel kostet sie?“, fragte Brianna. „ Aber gnädige Frau, wollt ihr nicht einmal hören, wie sie klingt? Sie-“. Brianna schüttelte den Kopf und entgegnete mit verträumtem Blick, „ Das ist nicht nötig.“
Verdutzt nahm der Mann die Brille ab und tupfte sich mit einem bestickten Tuch die Stirn ab. Er musterte Brianna und Elea einen Augenblick, bevor er hinter der Theke eine kleine Schatulle herausholte.
„Nehmt sie. Es ist ein Geschenk. Ich werde diesen Laden, sowieso verkaufen. Ich bin zu alt und mit der Niederlage am Schwarzen Tor, kommen kaum noch Leute nach Minas Tirith, um Spieluhren zu kaufen.“
Dankbar lächelnd, nahm Brianna die Schatulle entgegen und verließ mit Elea den Laden. Die Ladenklingel ertönte, als sie die Tür öffneten und ein kalter Wind blies ihnen entgegen, sodass Brianna die Augen zukneifen musste.

Sie stellte sich mit den Rücken in den Wind und ihr Kleid flatterte wie verrückt in der Böhe. Ihre Haare wurden nach vorne gerissen und einen Augenblick schien Brianna alles klar. Sie drückte Eleas Hand fest, welche sie daraufhin fragend anblickte.
„Was ist Brianna? Hast du etwas vergessen, oder wollen wir weitergehen?“
Brianna atmete tief ein und sagte mit entschlossenen Herzen, „ Ich werde einen Laden eröffnen!“

Sie schlenderte gemeinsam weiter, aber nicht ohne, dass sich Brianna noch mehrmals umblickte, als ob sie sichergehen wollte, dass der Laden im nächsten Augenblick nicht verschwunden war.
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 27. Sep 2010, 22:38
Schneidig pfiff der Wind zwischen den beiden hindurch und warf ihnen die Haare ins Gesicht. Elea sah auch noch einmal zurück und starrte an die grau schimmernde Fassade des Geschäftes. Die Fenster waren verstaubt und es sah düster dahinter aus.
Sie schaute Brianna an: „Dieser Laden? Wirklich?“
Ihr gegenüber nickte schelmisch grinsend: „Du musst ihn durch meine Augen sehen. Eine weiß Front, glasklare Fenster, frische Blumen in Regalen hinter der Scheibe. Stell dir die getrockneten Kräuterbuschen vor, wie sie zu duzenden von der Decke hängen. Der Geruch von Minze, Lavendel und Flieder kriecht dir in die Nase, wenn du die Türe einen Spalt breit öffnest. Auf dem Verkaufspult stehen ein Mörser aus Stein und eine alte Mühle. Ich kann ihn sehen, riechen und auch schon fühlen.“
Briannas Augen erstrahlten in hellem Glanz als sie von ihrer Vorstellung erzählte. Ein wenig konnte die Dunedain mitempfinden, aber von Geschäften hatte sie nur wenig Ahnung: „Ich werde dir helfen, so gut ich kann.“ Nickte Elea ihrer Freundin zu „Selbst, wenn ich nur die Vorhänge für dich nähe.“
Beide kicherten. „Was wird wohl Ioreth davon halten, wenn sie eine ihrer besten Heilerinnen verliert?“, fragte Elea.
„Ach, sag doch so etwas nicht“, antwortete Brianna bescheiden.
„Warum, ich denke du bist ein wertvoller zugewinn für die Heilhäuser von Minas Tirith.“
„Ioreth lässt sicherlich mit sich reden. Vielleicht kommen wir sogar überein, dass wir den Heilhäusern seltene Kräuter günstiger als gewöhnlich überlassen.“
„Qualität und Erfahrung hat schon seinen Preis“, sagte Elea bestimmt.
„Natürlich!“, stimmte Brianna zu.
Schweigend gingen sie ein Stück den Weg entlang und als ihre Heiterkeit etwas abflaute begann Elea nochmals nachzuhaken: „Hast du überhaupt das Geld für diesen Laden?“
„Ich weiß doch noch nicht einmal was er kostet, Elea. Und ja, ein wenig Geld habe ich aus Thal mitgebracht, von all dem was noch übrig war.“
„Wenn du Hilfe brauchst, sag es nur. Ich habe zwar kein Geld hier in Minas Tirith, aber ich kenne jemanden der mir noch, nennen wir es Gefallen, schuldig ist.“
„Werde ich machen. Oh Elea, du bist eine gute Freundin. Lange haben wir gebraucht um uns zu finden und jetzt verstehen wir uns so gut, obwohl wir uns mehr Unterscheiden wie Sonne und Mond.“
„Ja, doch sogar Sonne und Mond verbindet der Horizont.“
Arm in Arm marschierten die beiden über den Markt. Es war still und man hörte nur das trostlose Pfeifen des Windes, das bei starken Böen laut aufschrie und gleich wieder versiegte.

Der kalte Wind nahm stetig zu und fegte den letzten Schmutz des Winters hinfort. Eine gute Stunde gingen die beiden Frauen noch durch die Straßen und redeten über die Geschehnisse in Minas Tirith. Elea erzählte von Herumor und seiner Art sie zu umwerben. Sie erzählte vom Brand in der untersten Ebene der Stadt und von den armen, nun obdachlosen Menschen die es bewohnten. Und sie berichtete vom Fest zu dem sie eingeladen war und welches sie in Begleitung Herumors bestritt. Schließlich erreichten sie wieder die Heilhäuser.


Elea und Brianna zu den Häusern der Heilung (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,17109.msg183578.html#msg183578)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 16. Okt 2010, 23:12
...Brianna von  ihrem Haus (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5978.msg185843.html#msg185843)


Elea schien ziemlich aufgebracht. Ich hoffe ihr geht es gut, vielleicht hat sie die Sache mit Herumor schon von anderer Seite erfahren. Ich muss noch einmal mit Paola sprechen

„ Guten Tag“, begrüßte sie ein zartes Mädchen mit rosigen Wangen, heller Haut und feuerroten Haaren.
Brianna hatte das Klingeln überhört, und schrak zusammen als das Mädchen plötzlich vor ihr stand. Sie trug ein rotes Kleid, was ihre Haut nur noch blasser erschienen ließ. Außerdem hatte sie unzählige Sommersprossen auf den Gesicht.
„ Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“, setzte Brianna dennoch freundlich hinzu.
Das Mädchen schlenderte, ohne etwas zu sagen durch den Laden, und fuhr mit ihren Fingern über sämtliche Gläser und Bücher, die in den Regalen standen. Hier und da klopfte sie mit ihren Nägeln gegen ein Gefäß, was ein klirrendes Geräusch verursachte, oder zog ein wenig an den herabhängenden, getrockneten Kräutern und Gemüse. Sie bewegte sich dabei so bewusst weiblich, dass Brianna schnell klar wurde, dass sie eine der Kurtisanen, unter Paolas Aufsicht, war.
„ Ach du bist gekommen, um den Heiltrank für Herleif zu holen nicht wahr?“, fragte Brianna lächelnd, obwohl sie die Antwort schon kannte, und kurz im Lager verschwand, um den Trank zu holen.
Sie kam mit vier Flaschen, voll roter Flüssigkeit zurück, die sie auf den Tresen stellte. Das Mädchen blätterte derweil, mit einem Gesichtsausdruck der sowohl Freude, wie auch Langeweile ausdrückte, in einen der Bücher über Kräuter des Nordens.
„ Hier bitte schön. Ich habe zwei verschiedene Tränke gebraut, die ihr Herleif verabreichen könnte.“ Sie deutete auf den dunkelroten, der einen leichten Purpurstich hatte. „ Diesen bekommt sie die ersten drei Tage verabreicht. Es ist ein starkes Konzentrat. Ich habe ein wenig Holunder beigemischt, damit er nicht ganz und gar bitter schmeckt. Der andere“, er hatte einen helleren, rosigeren Farbton“, darf sie mit Wasser verdünnt, dann eine weitere Woche trinken. Die beiden fördern die Wundheilung von ihnen und mindern die Infektionsgefahr, oder die Gefahr von Fieber.“
Das rothaarige Mädchen stellte das Buch verkehrt herum in das Regal zurück und hüpfte beherzt zum Tresen, wo sie die Flaschen in Empfang nahm.
Sie kramte in den winzigen Beutel, den sie um ihren Körper trug, und legte drei Goldmünzen auf den Tisch.
„ Hier bitte schön, für eure Mühen!“.
Brianna legte Lächelnd die Finger auf die Münzen und schob sie wieder in Richtung des Mädchens, „ Nein danke! Ihr müsst mich nicht dafür bezahlen. Ich bin froh euch helfen zu können.“
Das Mädchen schüttelte hartnäckig den Kopf streckte die Zunge heraus und lief aus den Laden, während sie noch schrie: „ Wenn ihr das Geld zurückgeben wollt, dann müsst ihr schon zu Paola persönlich gehen und es zurückgeben!“.

Brianna lachte und schüttelte den Kopf, während sie die Münzen aufsammelte, denn das Mädchen hatte ihren gesamten Beutel auf den Boden verteilt und es waren bestimmt schon an die 35 Goldmünzen, die Brianna vom Boden aufgelesen hatte.

Heute kommt sicherlich niemand mehr. Ich denke ich werde wirklich Paola aufsuchen. Ich muss sie noch ein paar Sachen fragen, außerdem will ich mich nach Herleif erkunden und fragen, wie es wohl ihren Wunden geht.
Sie legte den weißen Schal um die schmalen Schultern, bevor sie den zitronengelben Mantel überstreife. Sorgfältig vergewisserte sie sich noch einmal, dass alle Fenster geschlossen waren und Lichter gelöscht, bevor sie den Laden verließ und zusperrte.
 Die Sonne war gerade dabei, hinter einer schwarzen Wolke zu verschwinden, als Brianna auf die Straße trat. Ihr Geschäft lag im dritten Ring der Stadt und von hier aus hatte man schon einen relativ guten Überblick über die restliche Stadt. Das alles war natürlich nichts gegen die Aussicht, die sie von den Heilhäusern aus genossen hatte.
Sie ging ein paar Schritte auf die Mauer zu und blickte über sie hinweg in den zweiten Ring hinunter, in dem die winzigen Menschen emsig umher wuselten.

Brianna wollte sich gerade umdrehen, als ihr Blick auf das Tor der Stadt fiel. Auf dem weißen Gestein, welches seitdem sie angekommen war unbemannt gewesen war, standen rechts und links vom Tor zwei Standartenträger. In ihren Händen eine Flagge haltend, die Brianna einen Stich ins Herz versetzte. Ein verzehrtes, grausames blutrotes Auge, auf pechschwarzem Hintergrund, flatterte im Wind, wie zum Hohn über die Bürger Minas Tiriths. Brianna konnte nicht erkennen, ob es Menschen oder Orks waren, die die Standarte hielten.
So geht die Stadt der großen Menschen vor die Hunde. Solange habe ich nicht die direkten Auswirkungen des Krieges in Minas Tirith gespürt, aber langsam und schleichend holt mich der Krieg wieder ein.

Brianna wurde mulmig und sie dachte an Herleif, wie sie blutend in der Gosse gelegen hatte, und sie stürmte sie noch einmal in ihr Geschäft, um den kleinen Dolch zu holen, den sie in die Innenseite ihrer Stiefel steckte. Sie setzte sich auf ihren Stuhl hinter den Tresen, erschöpft und auf eine gewisse Weise traurig.
Ich vermisse Araloth. Wann kommt er denn wieder?

Es war bereits stockdunkel, als Brianna den Laden verlies und sich selbst für ihre Dummheit rügte, gewartet zu haben bis es dunkel war. Sie stellte sich nochmal bis an den Rand der Mauer, um sicher zu gehen, dass die Banner des dunklen Landes noch immer auf den Zinnen des Tores flackerten. Zu ihrem Leidwesen war das Zeichen der Verachtung noch immer gegenwärtig. Es schien erstaunlich kalt für diesen Herbsttag zu sein und als Brianna ihren üblichen Weg nahm, um nach Hause zu gehen, schlug sie trotz der späten Stunde den Weg zum Haus der Kurtisanen ein.

Es war ein relativ kleines Haus für die Menge an jungen Mädchen und Frauen, die dort lebten. Seine Fassade stach vor allem durch die Blumentöpfe heraus, die an den Fensterläden hingen und die mit roten Vorhängen verhangen Fenster. Brianna kam es bizarr vor, dass ihr, als sie davor stand, dass Haus in seltsamer Weise an die Banner Mordors erinnerte. Sie klopfte nur kurz und trat hinein.
„Hallo? Paola seid ihr da?“, rief sie, während sie ihren Mantel und Schal abnahm und an den Haken neben der Tür hing.
„ Ah Brianna da seid ihr ja“, kam ihr Paola entgegen, die seltsam angespannt wirkte, „ habt ihr schon das Neueste gehört? Eines meiner Mädchen hat einen der Neun bei uns in der Stadt gesehen!“

Die Neun? Ich habe schon so viel über diese Wesen gehört, aber genaueres weiß ich nicht.


Brianna zum Haus der Kurtisanen (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6175.msg188299.html#msg188299)
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 23. Nov 2010, 20:10
Elea und Karthull aus Briannas Wohnung in der Spielmannsgasse (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5978.msg198770.html#msg198770)


Wie ein Nadelstich der sich tief in ihr Herz bohrte, fühlten sich die Vorwürfe Briannas an. Erschreckenderweise verstand sie ihre Freundin jedoch und sie hatte Recht, nichts anderes hatte Elea für sich selbst getan. Aschgrau war der Himmel als sie die Straße betrat und zu beider Seiten saßen ihre Leibwächter an die Wand gelehnt. Wortlos standen die beiden auf und folgten ihr auf Schritt und Tritt.

Ich habe Helluin allein gelassen! Wofür? Für mein eigenes Wohl… Ich bin eine schlechte Mutter, seine Bedürfnisse sollten an erster Stelle stehen, das ist das Los, das eine Mutter zieht und dass sie jederzeit bereit ist einzugehen. Helluin verzeih mir, hoffentlich kannst du mir jemals verzeihen… hoffentlich sehe ich dich wieder.

Es war kalt an diesem winterlichen Nachmittag. Die Sonne hatte ohnehin kaum Kraft zu dieser Jahreszeit, doch die dunklen Wolken schirmten sie zusätzlich ab. Mit festem Griff hielt Elea ihren dicken Mantel geschlossen. Sie stoppte einen Augenblick und starrte auf die Gebäude. Vor ihr offenbarte sich Fen Hollen, der Eingang in die Grüfte und ein starker Wunsch überkam sie. Es war gleich nebenbei eine etwas kleinere Türe, aber bei weitem nicht weniger bemerkenswert. Sie näherte sich den schweren Holztüren und berührte sie mit einer Hand.

„Ich möchte bitte einen Augenblick alleine sein“, sagte Elea ein wenig flehend.
„Was ist das hier?“, fragte einer der Korsaren.
„Eine Gedenkstätte“, antwortete sie.
„Ich muss zumindest einen Blick hineinwerfen. Herumor hat befohlen euch streng zu bewachen. Wer weiß wem ihr dort eure Geheimnisse anvertraut.“
„Niemandem… außer vielleicht zierlosen Buchstaben gemeißelt in fahlen und kalten Stein, bei denen ich erzittere, wenn meine Haut ihre Konturen ertastet. Mehr als nur meine Vergangenheit verbindet mich hiermit…“
„Herrin, ich verstehe nicht.“
Elea gab der Tür einen starken Ruck und sie öffnete sich. Staub wirbelte auf und Stieg Elea vor die Augen: „Hier ist das Grab meines Mannes, obwohl auf dem Schlachtfeld nichts von ihm überblieb nachdem der Feind noch auf ihn einhackte als er schon tot war.“
Sie verschwand in der Dunkelheit des Raumes und einer der beiden ging ihr nach. „Hier, nimm die Fackel“, hörte Elea noch den zweiten rufen.

Ein oranger, greller Schein durchzuckte das Schwarz der Schatten. Der schmucklose Raum war leer, abgesehen von Elea die sich vor eine Wand kniete: „Du siehst, hier ist niemand außer mir. Lass die Fackel in der Türhalterung und schließe das Tor.“
Eleas Unterkiefer bebte als sie immer und immer wieder den Namen Haldar las: „Warum nur habe ich ihn alleine gelassen. Ich habe deinen Sohn einem einsamen Schicksal übergeben. Er hat dich verloren und ich habe ihn verlassen. Um meinetwillen, selbstsüchtig und stur. Ich wünschte ich wäre nie hier her gekommen. Hätte ich nur vorher schon gewusst, zu welcher Verzweiflung mich dieser Weg führt. Ich bin grausam…“

„Grausam?“, kam überraschend eine Stimme aus der Ecke. Elea zuckte zusammen, sie wollte schreien, doch die Frau deutete ihr still zu sein. Sie hatte dickes, braunes Haar und ihre Augen waren dunkel umrandet. Sie wirkte wie ein Schatten, doch etwas einzigartig Geheimnisvolles umgab sie und ein verborgenes Lächeln lag auf ihren tiefroten, spitzen Lippen.
„Was macht ihr hier? Wer seid ihr?“, fragte Elea verschreckt.

Die Fremde zog das Kleid an ihrem Dekolleté ein wenig zu Seite und die schwarzen Konturen einer Rose kamen zum Vorschein, deren dorniger Stiel einen Dolch verschlang. „Ihr habt mir den Brief geschrieben!“
Sie nickte zustimmend: „Ich bin Paola.“
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 25. Nov 2010, 20:14
„Was macht ihr hier?“, fragte Paola „Was ist in Briannas Wohnung vorgefallen, dass ihr so schnell wieder heraus seid?“
„Ich habe ihr gesagt, dass Araloth in den Verliesen ist und nicht in Dol Amroth“, antwortete Elea „Dies war ein Schlag ins Gesicht für sie. Sie war so aufgebracht, sie war so ungehalten, ich sah den Hass in ihren Augen. Sie hasst mich.“
Etwas überrascht schauten ihr die smaragdgrünen Augen Paolas entgegen: „Sie hasst dich doch nicht. Nein, ganz im Gegenteil. Sie hat nur das Temperament ihrer Eltern in sich. Du musst sie verstehen, zwei ihrer meist geliebten Menschen haben sie hintergangen, sie ist verletzt, aber sie hasst dich nicht. Deine Entscheidungen waren die richtigen.“
„Ich bereue auch nicht, was ich getan habe. Zumindest nicht gegenüber Brianna.“
„Nur die Tatsache, dass du deine Familie allein gelassen hast?“, fragte die Kurtisane.

Elea dachte einen Moment an Helluin, an seinen langen Schatten als er gegen den Sonnenuntergang und aus Imladris ritt: „Ja, meine Familie bzw. was davon übrig blieb. Mein Sohn genießt nun eine umfassende Kampfausbildung weit entfernt, verborgen. Und dies alles tut er vermutlich nur um seinem Vater zu folgen…“, demonstrativ zeigte sie auf die eingravierten Buchstaben in der Steinkammer.
„Und denkst du, er hätte sich den Kampf nicht lehren lassen, wenn du bei ihm geblieben wärst?“
„Wenigstens hätte ich ihn schützen können.“
„Du bist seine Mutter, nicht seine Leibgarde. Im jedem Leben kommt der Punkt wo sich zwei Wege voneinander trennen nur um später wieder auf neue zu treffen. Ich glaube wir sind, wonach wir streben und was wir bereit sind dafür zu geben. Du hast dich bereit erklärt hierher zu kommen und ich denke du sollst nun die Rolle spielen, die das Schicksal für dich vorgesehen hat.“
„Und wie soll das Leben hier mit mir spielen?“
„Die Obersten der Gefolgschaft Aragorns sind gefangen und sie werden früher oder später wegen Hochverrats hingerichtet werden. Wir brauchen jemanden, der stark ist und in dem mehr Mut steckt als man ihm zutrauen würde. Und das hast du getan in den Heilhäusern. Du bist über dich selbst hinaus gewachsen. Wir brauchen dich an unserer Seite, Elea.“
„Aber was ist mit Herumor… und Helluin“, fragte die Dunedain.
„Die Erpressung? Herumors Arm mag lange genug sein um ihn zu erreichen, doch er muss aufpassen, dass sein Feind ihn nicht abschlägt. Das ist gewiss. Was sagst du nun?“
„Diese Entscheidung kann ich wohl kaum sofort treffen. Du hast mich geradezu überrumpelt.“
„Dann nimm dir Zeit, solange wir noch etwas davon haben… Geh nun, ehe die zwei da draußen Verdacht schöpfen. Ich werde dich finden zu gegebener Zeit. Leb wohl.“

Und so wie Paola aus dem Schatten der Tür gekrochen kam, so verschwand sie auch wieder. Elea nahm die Fackel aus ihrer Wandhalterung und öffnete die schwere Eichentür. Die zweit Gesichter der Korsaren blickten überrascht auf sie.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: PumaYIY am 26. Nov 2010, 18:23
Karthull hatte gerade ein Gespräch mit Krohlon anfangen wollen, als die Tür aufgezogen wurde. Schnell half Karthull der Frau und zog die schwere Tür hinter ihr wieder zu.
"Es ist spät geworden." , sagte sie während sie den Staub, von dem in dem Raum offensichtlich viel aufgewirbelt worden war von ihrem Kleid rieb.
"Ich möchte nach Hause." , sagte sie und gab Krohlon die Fackel in die Hand. Aus ihrem vorher schnellen und zielgerichteten Schritt war nun ein eher spazierendes Gehen geworden. Sie scheint über irgendetwas zu grübeln, aber was? In dem Raum war doch nichts außer einer Wand voll Buchstaben? Vielleicht war ja doch jemand im Raum... Karthull schielte über die Schulter zur Tür zurück. Er sah etwas huschendes, doch als er sich ganz umdrehte und rufen wollte war da doch nichts mehr. "Trödel nicht herum Karthull du hast sie gehört wir sollen sie nach Hause bringen."
"Hast recht Krohlon, ich hätte nur schwören können, dass da gerade jemand war."
Den Weg fanden Karthull und Krohlon relativ gut, bis auf ein oder zwei Mal wo sie nachfragen mussten, Elea blickte dann etwas verwirrt auf, sagte dann aber wolang es ging.
Als sie die Gasse im vierten Ring erreicht hatten sahen sie schon von weitem drei weitere Männer vor der Tür. Karthull und Krohlon sollten nach den Stunden der Bewachung abgelöst werden und wurden darauf von dem dritten Mann zu weggeführt. Zuerst dachte Karthull es ging zu ihren Unterkünften, doch als sie in die immer höher gelegenen Ringe kamen fand er es selbst fragwürdig. Es ging schließlich in einen engem Raum mit einem Tisch und ein paar Stühlen in dem sie warten sollte bis "er" kommen würde.
"Wer ist er?" , fragte Karthull noch, doch die Tür wurde schon zugeknallt. Krohlon und er mussten eine gute Weile warten, bis Herumor in eiligem Schritt den weißen Raum betrat.
"Was gibts ich hab nicht so viel Zeit?!" , polterte er los.
"Ähm... Verzeihung Herr aber wir wurden direkt von der Frau Elea hierher gefüh..."
"Achso genau." , schnitt ihm Herumor das Wort ab: "Wo war sie und was hat sie gemacht?"
"Die ganze Zeit seit wir bei ihr waren?" , fragte Krohlon.
"Nein, nur den Anfang!" , spottete der sichtlich gehetzte Herumor: "Natürlich die ganze Zeit, aber fass dich kurz!"
Sie schilderten wo sie gewesen waren und wielange. Herumor ging nach Ende der Erzählung raus und kam kurze Zeit später wieder herein. "Es scheint als seid ihr recht zuverlässig, mein Spitzel der euch heute beobachtet hat sagt, dass ihr die Wahrheit sprecht."
Wir wurden beobachtet? Den ganzen Tag über, der Mann muss ja unglaublich misstrauisch sein, wenn er seine eigenen Wächter beobachten lässt.
"Ok und jetzt geht raus, der Soldat zeigt euch eure Gemächer. Ha Ha, vergesst nicht, das er euch in den Wachplan für die nächsten Wochen auch einträgt."
Die beiden gingen hinaus und taten, was Herumor ihnen befohlen hatte. Das viele gelaufe wird mir langsam lästig und immer auf und ab. Im dritten Ring stand ihre Barracke, ein heruntergekommener Gebäudekomplex, der wohl bei der Belagerung durch die Heerscharen des Hexenkönigs mehreren Katapulten zum Opfer gefallen war und nur notdürftig repariert wurde. "Eine Schande ist es, als Aragorn zum schwarzen Tor zog sollte dies Gebäude wiederaufgebaut werden, doch nichts ist passiert seit die Stadt unter Saurons Banner weht." , erklärte der sie führende Soldat ihnen, als sie über eine Leiter den Rundgang des ersten Obergeschosses erklommen.
"Hier stand die Treppe." Der Soldat deutete auf den breiten Spalt, durch den sie mit der Leiter hochgeklettert waren. Der gesamte Rundgang war durch ihn gespalten und um auf die andere Seite zu kommen musste man entweder weit springen können oder den ganzen Umweg des Kreises gehen.
Die Zimmer waren eigentlich geräumig und schöner als die, die Karthull zuvor bewohnen durfte, doch waren sie zu sechst in einem Zimmer, das eher für vier Personen vorgesehen war. Die beiden schliefen hier mit den andern Männern die auch Elea bewachten, diese jedoch sollten Nachts vor ihrem Haus stehen und tagsüber hier in den Betten schlafen, die Nachts für Karthull und Krohlon herhalten mussten.


Karthull zur Kaserne im dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8190.msg202773.html#msg202773)
 Elea in ihr Haus im vierten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5698.msg200514.html#msg200514)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: PumaYIY am 6. Dez 2010, 21:26
Karthull kommend von der Kaserne im dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8190.msg202773.html#msg202773)


Die Häuser zogen sich entlang den Straßen und mehrere Male lief Karthull den gesamten dritten Ring von einem Fels bis zu dem auf der andern Seite der Stadt. Er war tief beeindruckt von der ernormen Größe dieser vielerorts leerstehenden Gebäude und ihren aufwendigen Verzierungen und Türen und Fenstern, die Fassaden strahlten in der winterlichen Mittagssonne und reflektierten das wärmende Licht.
Die Gegend südlich des Berges war nicht die schönste und nur ärmlicher gekleidete Leute sah er hier auf den Straßen, doch waren die Gebäude nur heruntergekommen und nicht von sich aus marode oder gar hässlich wie Karthull empfand. Der Fels der den Ring im Westen begrenzte war glatt und die Mauer des vierten Rings ragte in atemberaubende Höhe. Karthull hatte seine ganze Erkundungstour über nichts gesagt und nur still staunend die Architektur der Stadt bewundert, jetzt kam er zu dem Schluss, dass er Elisabeth Lûdhra von dieser wunderschönen Stadt mit den vielen Häusern berichten musste. Wenn ich einmal reich wäre würde ich mir hier einen großen Hof kaufen, den ganzen Dreck wegmachen und ihn in neuem Glanz erscheinen lassen. Die Leute müssen das doch loswerden wollen und froh sein wenn jemand die alten Gebäude hier  pflegt.
Ein wenig sponn Karthull den Gedanken noch weiter, bis er zu dem Schluss kam der Ort müsse in einem Gedicht angepriesen werden, doch verstand sich er sich nicht so auf das Reimen und Dichten. Bis ich bei den Lûdhras bin, muss ich mir was ausgedacht haben oder ich lass es sein mit dem Dichten.
Es wurde später und so warm die Sonne auch gewesen war, sie verschwand recht schnell und es wurde früh am Nachmittag schon dunkel, was auch durch die heraufziehenden Wolken verursacht wurde. Die Straßen waren wenig beleuchtet und nur ab und zu sah Karthull eine Laterne vor einem Haus, die ihm etwas Licht spendete. Er war noch nicht weit vom Berg entfernt als er auf ein paar komische Menschen traf, sie schienen vornehm gekleidet und doch trieben sie sich im Dunkeln herum und wichen Karthull seiner Ansicht nach in übertriebenem Maße aus, denn die Straße war leer und so breit, dass zwei Wagen ohne Probleme aneinander hätten vorbeifahren können. Diese Herren wie Karthull vermutete wichen trotzdem auf die andere Straßenseite aus.
Er schaute ihnen kurz nach bis ihre Umrisse mit dem Schatten verschwommen und er weiterging. Das alles hätte nicht im geringsten Karthulls Aufmerksamkeit erregt, doch als in den folgenden Minuten immer mehr Herren und auch Frauen auf diese Weise in die Richtung der beiden ersten geschlendert kamen fragte er sich was da wohl lossein könnte. Gut zwei Dutzend dieser Gestalten beobachtete er bis zum Tor in den vierten Ring, dannach traf auf keine dieser Leute mehr oder nahm sie nicht mehr so wahr, da auf den Straßen wieder mehr andere Menschen waren.
Als er die Kaserne erreichte erblickte er erstaunt den Hilfsanführer der Korsaren mit denen er gekommen war. Dieser unterhielt sich energisch mit einem prunkvoll gekleideten Hauptmann der Wache, Karthull blieb erst stehen und schlich sich dann im Schutz der Häuserfassade nun unendeckt an die beiden heran, um sie zu belauschen.
"Es kommt nicht in Frage! Befehl ist Befehl, das gilt auch für Ostlinge und Korsarenpack. Wenn Herumor jemanden aus ihrer Abteilung für Sonderzwecke einsetzt steht ihm das zu und sie haben ohne Widerrede folge zu leisten ist das verstanden?!" , wies der Hauptmann den großen Kosar zurecht.
"Ich kann Abhilfe schaffen, die zwei Taugenichtse würde ich für meine besten zwei Männer eintauschen, die sind diszipliniert und gehormsam glaube mir! Ich kann es nur nicht haben wenn diese Idioten mit einer besseren Unterkunft belohnt werden, obwohl sie es nicht verdienen. Als meine Jungs das erfahren haben waren sie stocksauer und die Moral der Truppe ist nun im Keller, also würde ich vorschlagen, dass..."
"Nichts da!" , unterbrach der Hauptmann die mit Gesten unterstrichenen Schilderungen des Korsaren: "Befehl ist Befehl und jetzt verschwindet."
"Ihr werdet ja schon noch sehen, wenn ich die beiden zu packen kriege werden sie nicht mehr so prahlen und strahlen, darauf könnt ihr euch verlassen." , der Kosar ging und der Hauptmann rief ihm nach: "Dann pass auf, dass dir das nicht in ihrer Dienstzeit passiert, denn dann hast du wohl oder übel dein Leben verwirkt." Leiser fügte er noch mehr zu sich selbst gewandt hinzu: "Obwohl es schon einen gewissen Reiz hat die Feinde sich gegenseitig bekämpfen zu sehen."
Karthull setzte sich geschockt und erschreckt auf eine Bank in der Nähe des Tors der Kaserne: Anscheinend hatte Krohlon doch nicht so ganz unrecht mit den missmutigen Absichten der anderen Wachen. Ich muss ihm von dem Vorfall erzählen, aber nein dann würde er wieder so hysterisch werden... Was mach ich nur? Ich wünschte ich würde diesen Beregond endlich treffen, damit ich mich wenigstens einem offenbaren kann.
Nach einiger Zeit des Grübelns ging Karthull nun doch in die Kaserne und er hatte Glück, denn er kam noch rechtzeitig zum Abendessen.


Karthull in die Kaserne im dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8190.msg204252.html#msg204252)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: PumaYIY am 7. Jan 2011, 19:46
Karthull und Krohlon von der Kaserne im dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8190.msg205754.html#msg205754)
Elea und Herumor vom Haus des Truchsess (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8446.msg204777.html#msg204777)



Als Karthull und Krohlon mit einer Vielzahl von Leuten auf den Platz nahe dem Stadttor strömten trafen sie auf einige Wachen die sie von der Kaserne aus kannten. Nach Krohlons Begrüßung erklärten sie freundlich was sie hier taten: "Wir sollen hier auf die Sicherheit der Versammlung achten, denn bei solch einem Volksauflauf muss auch ein entsprechendes Aufgebot an Wachen anwesend sein. Passt außerdem auf Taschendiebe auf, in so einer Masse wittern sie gute Beute."
"Danke für den Ratschlag, dann will ich hoffen, dass es für euch nicht zu viel zu tun geben wird." , bedankte sich Karthull bei den Wachen und sie gingen weiter in die nun schon schnell angewachsene Menschenmasse. Doch es wurden bald so viele Menschen auf dem Platz, dass die Wachen einige weitere Schaulustige zurückweisen und wegschicken mussten, allerdings konnte Karthull erkennen, dass manche auch von der Mauer des zweiten Rings hinabblickten.
Für Karthull und Krohlon war es ganz offensichtlich: Seit langem hatte es in Minas Tirith kein solches Spektakel mehr gegeben. Sie suchten sich eine geeignete Stelle von der aus sie das Podest, dass am Rand der Straße direkt vor der Mauer des zweiten Rings errichtet worden war und den Galgen, der unmittelbar davor stand gut im Blick hatten. Sie hatten sich auf der gegenüberliegenden Seite also kurz vor der äußersten Mauer auf einige Bänke gestellt um über die Menschenmasse vor ihnen schauen zu können.

Dann begann es.
In den letzten Sonnenstrahlen des Tages glitzerten die Fanfaren die hochoben von der nun anscheinend doch geleerten Mauern des zweiten Rings das Signal zum Beginn des Spektakels bliesen.
Keine Frage ein Fest, dass dem König zu Ehren stattfinden würde hätte ich mir nicht feierlicher vorstellen können. Was für ein Hohn! , Karthull schaute ein wenig verbittert um sich und erblickte die in weiter Ferne das Dunkel des Grenzgebirges von Mordor. Irgendwo dort ist vielleicht der wahre König dieser Stadt. Er wendete sein Blick wieder ab. Krohlon stubste ihn an und sagte: "Du bist wirklich ein komischer Kauz. Alle Tage hast du Zeit die Landschaft und den Ausblick von der Stadt aus zu sehen, aber ausgerechnet bei einer Hinrichtung drehst du dich um."
"Ich weiß", Karthull wusste nicht wie im zumute war. Er wollte noch etwas sagen wie: "Wir sind doch noch gar nicht so lange hier.", doch Krohlon schaute schon wieder wie gebannt nach vorne. Nahezu gierig schien er die Hinrichtung zu erwarten.
"Da." Krohlon deutete auf ein paar Wachen die einen Weg bahnten.
"Ich wusste doch das er das ganze angeleitet hat."
"Wer?" Karthull reckte sich und da erkannte er sie. Arm in Arm schritten Herumor und Elea auf das Podest auf dem auch einige Stühle wie eine Art Tribühne aufgebaut waren.
Elea hätte ich nicht zugetraut, dass sie Herumor auf die Hinrichtung begleitet. Karthull erinnerte sich an ihr ungewöhnliches Verhalten bei dem Raum vor dem Krohlon und er hatten warten sollen. Karthull war sich noch nicht im klaren was er von ihr halten sollte, genauso wenig wie er nicht wusste was ihn bei der Hinrichtung erwarten sollte, denn innerlich hatte er alle die fröhlich aufgeregten Menschen noch nicht mit der Tötung eines anderen Menschen verbunden.
Weitere gut gekleidete Personen trafen ein und setzen sich zu Elea auf die Stühle des tribühnenartige Podests Herumor blieb stehen.
Titel: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 7. Jan 2011, 21:38
Schweigend saß Elea auf ihrem Stuhl. Es kostete sie viel Kraft erhobenen Hauptes in die Menge zu schauen und den teilweise vorwurfsvollen Blicken standzuhalten. Aber schlimmer war noch, die Genugtuung, die sie aus vielen Gesichtern lesen konnte.

…Da steht ihr alle und schaut. Seit gekommen, wie die Geier zum Aas… Sicherlich ist es die erste öffentliche Hinrichtung seit Monaten, aber ihr wisst nicht wieviele getötet wurden ohne eure lechzenden Blicke… Ist das nun der Auftakt zu einer noch dunkleren und noch grausameren Zeit… einer Zeit in der es mehr Hinrichtungen geben wird als Kinder das Licht der Welt erblicken… in der Unrecht zu Recht wird? Was wird er nur verkünden vor all den Menschen? Was will er nur erreichen und wen will er hängen?...


Herumor erhob die Hand und nach und nach breitete sich Stille über den ganzen Platz aus. Die Schlinge war noch leer, doch der Henker stand bereits unterhalb davon.
„Erben Numenors, Menschen von Gondor! Endlich, nach so langer Zeit und zahllosen Kämpfen und Kriegen haben wir endlich das Gesicht unseres Feindes gesehen und es hat mich erschüttert. Wenige Tage ist es nur her, dass wir hier, innerhalb unserer wohlbehüteten Mauern - in unserer Stadt - den Feind ertappten, als sie Pläne verwirklichen wollten die unsere Vernichtung bedeuten würden. Ich war bestürzt und zutiefst enttäuscht als ich an jenem Abend einem nur scheinbar treuen Kollegen und auch Freund Auge in Auge gegenüber stand. Er hat mich schamlos belogen und euch alle verraten und dies alles unter einem nur all zu bekannten Banner – dem silbernen Schwan!
Ja, ein hoher Gesandter Dol Amroths ist er und zweifelsohne vertritt er die wahren Einstellungen dieser Stadt, die sie schon viel zu lange vor uns verborgen halten. Der Fürst und sein Gefolge können nicht weiter verleugnen, wer sie sind und was sie versuchen zu erreichen. Aber heute wird er hängen um unseren Feinden zu präsentieren, dass ihre Intrigen und Lügen aufgeflogen sind und dass sie einen Riesen geweckt haben, den sie nicht mehr bändigen können.“

Elea wurde ganz mulmig im Bauch. Sie hatte Angst, dass Herumor Araloth hängen lassen würde. Aufgeregt versuchte sie den Verurteilten zu erspähen. Die Trompeten stießen laute Töne aus, als der Henker den Gefangenen zum Galgen führte. Es war das Mitglied des Stadtrates, das an der Versammlung in den Heilhäusern teilgenommen hatte. Er war sehr groß und etwas dick. Er schloss die Augen und Elea glaubte Tränen neben der Nase aufblitzen zu sehen.

„Möge ihm der Weg in die Hallen unserer Väter verwehrt bleiben und dort landen wo Verräter ihr restliches Schicksal abbüßen müssen“, gab Herumor den versteckten Befehl.
Der Henker führte den Verurteilten und stülpte ihm schließlich einen blauen Sack mit dem silbernen Schwan über den Kopf. Er legte ihm die Schlinge um den Hals und zog sie bis zum Anschlag zusammen. Mit einem kräftigen Stoß fiel er über den Rand des Galgens und augenblicklich schnürte ihm der Strick die Luft ab.

Elea sprang auf und schaute erschrocken zu, wie die Beine des Verurteilten wild umher schlugen. Sie schlug ihre Hände zusammen und zog sie schockiert vor ihren Mund. Verwundert richtete sich der Blick Herumors auf sie. Auch die Bevölkerung fixierte die Dunedain, denn ihr Klatscher war wohl lauter als sie es wahrgenommen hatte. Die Frau musterte den überraschten Anblick ihres Verlobten und begann in ihrer Verzweiflung laut zu applaudieren. Ihre Beobachter stimmten ein.

In sich gekehrt und voller Scham über ihre Reaktion flüsterte sie sich selbst zu: „Gnade brauchen dir die Herren des Westens nicht gewähren, denn du hast nichts unrechtes getan... Leb wohl.“
Ein letztes Zucken war zu sehen, ehe seine Beine regungslos zu Boden hingen und jeglicher Hauch von Leben aus ihm entwich.

Der Applaus verging langsam als Herumor mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zu sprechen begann: „Ohne Zweifel haben die Bewohner der Schwanenstadt noch nicht erkannt, dass Freiheit nicht immer gleichzusetzten ist mit Freiheit. Gondor ist anmutig und stolz, doch niemals zu stolz um Hilfe anzunehmen, wenn wir sie dringend brauchen. Ich denke es ist Zeit die Tore zu öffnen, für all jene die auf unserer Seite stehen und die fähig sind unseren Feind an der Küste zu Fall zu bringen. Der Verrat an Minas Tirith und an Gondor, war das letzte was Fürst Imrahil zustande gebracht hat.“

Das Volk wurde unruhig bei den abschließenden Worten Herumors. Sie begannen laut zu diskutieren und zu schreien. Manche starrten noch wortlos auf den regungslosen Körper. Weit hinten an der Mauer sah Elea, ein beginnendes Gerangel und hörte wüste Beschimpfungen. Die Rede hatte manche wohl ganz schön mitgenommen.
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 9. Jan 2011, 17:59
Brianna und Paola von Briannas Haus in der Spielmannsgasse (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5978.msg210075.html#msg210075)


„ Nicht so schnell Paola“, keuchte Brianna, die ihr waldgrünes Kleid angehoben hatte, um mit der leichtfüßigen Kurtisane Schritt zu halten.
Der Pferdeschwanz der Kräuterfrau zuckte hinter ihr her, wie der Schwanz eines Löwen, der hinter einer Gazelle her stürmt.
„ Es ist nicht mehr weit“, rief Paola, die bereits um die zwanzig Meter zwischen sich und Paola gebracht hatte.
Die eisige Luft schnitt Brianna in die Lunge und sie hatte das aufkeimende Bedürfnis stehen zu bleiben und sich an die Mauer zu stützen. Doch lief sie weiter hinter Paola her, die auf einmal in eine kleine Seitengasse eingebogen war.
Der Aufprall mit der Menschenmenge hatte weh getan und Brianna landete auf ihrem Hinterteil.

„ Tut mir leid Brianna, alles in Ordnung?“, sagte Brianna lächelnd und reichte ihr die Hand.
Die braunhaarige Frau nickte nur, bevor sie lauthals zu Lachen anfing. Sie wusste gar nicht genau über was sie lachte, über ihre eigene Torheit, den Sturz oder die Ereignisse der letzten Zeit. Sie wischte sich ein paar kleine Freudentränen aus den Augenwinkeln, bevor ein eisiger Blick einer Frau vor ihr das Lachen im Hals erstickte.
Erst jetzt realisierte Brianna die Maßen von Menschen, die sich in der kleinen Gasse und den Platz zu dem sie führte, versammelt hatte. Ihre Augen erspähten alle möglichen Leute. Von vornehmen Damen, die auch in den Zeiten der bitteren Not die feinsten Kleider trugen, über die mittelständigen Marktleute und Handwerkerfamilien, bis hin zu den Bettlern der Stadt, die sich vor allem in den Seitenflügeln des ersten Ringes, in den Armengassen, tummelten.

Gerade heute wurde ihr erschreckend bewusst, dass Minas Tirith eine Stadt der verwitweten Frauen war. Die wenigen Männer, die sie erblickte, waren entweder Teils der Soldaten Herumors, reiche Adlige, die sich von der Teilnahme an den Kriegen stets frei gekauft hatten, oder Kinder, die gerade erst am Anfang des Mannesalters standen.

“… und dies alles unter einem nur all zu bekannten Banner – dem silbernen Schwan!“
Die gröllende Stimme des Mannes und der Aufschrei, der auf seine Worte durch die Menge gingen rissen Brianna aus ihrer Musterung und sofort fixierte sie den Mann, der da in Mitten der Blicke der Menschen Minas Tiriths, auf dem Podium stand.
Alles was Brianna darauf noch vernehmen konnte waren Worte, wie Dol Amroth, hängen, Intrigen und Lügen
Araloth schoss es Brianna durch den Kopf und sofort versuchte sie sich durch die Menschenmenge nach vorne zu kämpfen; doch sie machten keinen Platz, verzweifelt versuchte sich Brianna Platz zu schaffen, aber die Bevölkerung der weißen Stadt blickte wie versteinert auf Herumor und die Hinrichtung des Mannes aus Dol Amroth. Wie Stein waren auch ihre Körper und Brianna zerschellte an ihnen wie die Wellen an einer Steinfelsküste.

Als ihre Ohren das laute Knacken vernahm, das ihr klar machte, dass der feste Strick das Genick ihres Mannes gebrochen hatte, fing sie verzweifelt an zu schreien.
„ NEEEEEEEEEEIN!!“, schrie sie und packte die Menschen vor sich und riss sie gewaltvoll nach hinten. „ NEIN, NEIN, NEIN“, brüllte sie und ihre Lunge schmerzte vor Leid. Das Herz zerbarst ihr in diesen Moment, „ Araloth!“.
Sie zwängte sich durch die letzte Reihe von Menschen und stolperte auf den Platz, wo sie auf die Knie sank, wo sie den reglosen Körper baumeln sah. Es versetzte ihr einen Stich in der Magengegend, als wüsste ihr Kind, dass ihr Vater dort oben baumelte und sie traute sich nicht die maronenbraunen Augen zu heben. Sie traute sich nicht zu Atmen. Stattdessen wollte sie auf den kalten Steinboden sitzen bleiben, selbst zu Stein erstarren und nichts mehr empfinden.

Es schien als wäre ein Ballon in ihrem Kopf aufgeblasen worden, denn sie vernahm das groteske Klatschen nicht mehr wirklich, sondern spürte nur noch, wie eine Hand sie hoch zog und zu einer der Bänke zog.

„ Brianna beruhige dich. Es war nicht Araloth, der gehängt wurde. Es war einer der Stadträte“, redete Paola dringlich auf sie ein, die ihre Hände auf Briannas Wangen gelegt hatte und ihr tief in die Augen schaute.
„ Was“, wisperte Brianna und sie richtete ihren Blick auf das Podest und erkannte die Konturen des dicklichen Mannes, der keineswegs Araloth sein konnte. Des Weiteren erkannte sie auch eine weitere Person. Es war Elea, die Seite an Seite mit Herumor die Tribüne verließ.
„ Paola, ich möchte noch nicht heim“, sagte Brianna, die sich langsam wieder fasste, „ Ich möchte noch nicht in die leere Wohnung.“
Die Kurtisane lächelte und stand auf. „ Komm wir gehen in die kleine Taverne um die Ecke und trinken etwas. So wie es sich für Spielleute gehört“. Brianna musste lächeln und folgte der Kurtisane in die Taverne.


Brianna und Paola in die Taverne zum schwarzen Bären (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,9857.msg216433.html#msg216433)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: PumaYIY am 9. Jan 2011, 19:44
Karthull musterte die Personen um sich herum, viele die hier hinten Platz gefunden hatten waren eindeutig nicht numenorischer Abstammung. Trotzdem johlten und schrien sie vor Vergnügung als Herumor seine Rede über Verrat und den Feind an der Küste mit einer Anrede an die Numenor begann und auch als der dickliche Mann mit einem kurzen beinahe unspektakulären Ruck wie es aus Karthulls Perspektive schien zu Tode kam. Besonders als der Mann zu Tode kam.
Karthull hatte es sich so nicht vorgestellt. Ihm wurde klar, dass er nicht einmal ansatzweise geahnt hatte worauf er sich da eingelassen hatte. Das Schicksal war ihm nun deutlich vor Augen geführt worden, dass er erleiden sollte wenn seine Tarnung versagte. Betroffen hörte er die Rede an, auch Wut und Verzweifelung mischten sich in seine Gefühlswelt, doch ihm blieb nicht übrig als sie herunterzuschlucken. Da ist nichts... Nichts was ich gegen dieses Unrecht ausrichten kann. Gar nichts.
Auch Krohlon wollte wie die anderen Massen feiern, doch wurde er zuerst durch Karthulls seltsamen Blick bei dem Vorgang der Hinrichtung, dann aber durch das Klatschen abgehalten. Selbst ihm scheint es aufzufallen. , dachte Karthull: Vermutlich klatscht man selbst in Umbar bei einer Hinrichtung nicht. Dieses Miststück. Karthull blickte über die gesamte Länge des Platzes in die so unschuldig und braven Augen Eleas. Er hatte gesehen, dass sie damit angefangen hat wie wohl auch die restlichen Bewohner der gesamten Stadt.
Man sieht es ihr wohl nicht an aber sie steckt mit dem Bösen im Bunde! Ich fasse es nicht diese Hexe.
Dannach wurde Karhtull jedoch noch hellhöriger: "Der Verrat an Minas Tirith und an Gondor, war das letzte was Fürst Imrahil zustande gebracht hat."
Das ist das Ende, ich muss zurück und berichten, dass nun auch Minas Tirith voll hinter dem Kampf der Korsaren mit den wenigen freien Flecken der Provinzen Gondors steht.
Doch sein Gedankengang wurde unterbrochen, denn er hörte Tumulte. Unweit von den beiden hatte Karthull plötzlich einen Stein weiter nach vorne fliegen sehen, der einen Korsaren am Kopf getroffen hatte.
"Was ist da los?", flüsterte Krohlon der etwas von Karthulls Nachdenklichkeit übernommen hatte.
"Ich seh es nicht so recht. Doch... dort der Kosar er hat dem Ork neben ihm ins Gesicht gespuckt." Es kam zu einem Handgemenge.
"Das ist doch nicht zu fassen."
Die Rauferei ging nur kurz gut und als die fünf Wachen den Streit beendeten und nach dem Grund fragten waren bereits zehn Orks und zwölf Korsaren hinein verwickelt.
"Offensichtlich, dass diese betrunkenen Orks das waren." , entfuhr es Krohlon.
Das glaub ich nicht, ich hab doch gesehen wie hier jemand... Karthull sah die Gestalt, die sich nun nahe von ihnen durch die Menschenmenge hinfortzustehlen gedachte, stand zügig auf und drückte sich durch die weiter nach vorne gaffenden Leute.
"Karthull! Wo willst du hin?", rief Krohlon ihm nach und er folgte Karthull.
Ein Griff dann hab... Karthull riss die fliehende Person herum und blickte für Bruchteile von Sekunden in ein reines  Gesicht. Die Gestalt hatte einen dunklen Kaputzenumhang wie Karthull es von fern wandernden Waldläufern kannte, die er in seiner Kindheit getroffen hatte, da sie bei ihrer Ausbildung ein Jahr in der Wildniss der Provinzen allein zurechtkommen mussten. Doch zu Karthulls Verwunderung war es das Gesicht einer jungen Frau, dass er erblickte, zierliche Wangen und große blaue Augen.
Batz. Der schnelle Faustschlag in sein Gesicht kam unerwartet und ehe Karthull sich wieder zurechtfand war die Gesuchte untergetaucht. "Au!" , der kräftige Hieb der Frau auf seinen linken Wangenknochen schmerzte und Krohlons verblüfften Blick als der neben ihm stand konnte Karthull nur erwiedern.
"Wieso bist du weggerannt?", fragte Krohlon irritiert. Karthull hatte sich wieder gefasst und antwortete: "Ich dachte ich hätte vor dem Tumult einen Stein fliegen sehen und dann ist da wer weggerannt. Also hab ich gedacht nichts wie hinter..."
"Idiot." Karthull wusste nicht so recht was er mit Krohlons Beleidigung anfangen sollte und schaute ihn nun wieder verwirrt an. "Die Korsaren die uns ohnehin schon verprügeln wollen haben nachdem die Wache ihnen gedroht hat keine Unruhe im Volk zu verursachen auch gemerkt, dass kein Ork ihnen auf den Kopf geschlagen hat sondern, dass ein Stein von hinten geflogen ist." Während Krohlon erzählte was er aufgeschnappt hatte hörte er nicht auf mit Karthull in Richtung Westen also zum Tor das in den nächsthöheren Ring führte zu gehen. "Einer hat meinen Blick gesehen und dann wie du dich wie ein Irrer durch die Leute durchgedrängelt hast. Schau dich um. Der zweite Anführer der Horde, der wie du mir erzählt hast beim Kasernenhauptmann vergesprochen hat wir haben ihn Kapitän Krummnase genannt aber eigentlich heißt er Ruthorlan und..."
"Komm auf den Punkt was ist mit ihm?!" , bei den langen Abschweifungen und diesem ständigen geziehe an seiner Weste war Karthull ungeduldig geworden.
"Schau dich doch mal, um er und fünf von der Horde sind uns auf den Versen." Erst jetzt verstand Karthull die Eile und tatsächlich bei einem prüfenden Blick erkannte er, dass auch noch andere in ihre Richtung durch die Leute stolperten und nicht wie der Rest gebannt von den beruhigenden und drohenden Worten Herumors nach vorne schaute.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 23. Jan 2011, 10:55
Stufe für Stufe verließ Elea das Podium. Mit ihrem Arm hatte sie sich bei Herumor eingehängt. Plötzlich riss er sie herum.
Inmitten der Menschenmenge sahen sie bereits, dass manche handgreiflich wurde. Ein Gemenge mitten drin war ausgebrochen. „Ergreift sie und sperrt sie ein!“, brüllte nun Herumor über den Platz und augenblicklich bewegten sich die Soldaten in den silber-schwarzen Rüstungen.

„Bevor sich alle gegenseitig umbringen, treibt sie auseinander und weißt sie zu Recht. Aufständische Pöbel können wir in unserer Stadt nicht brauchen. Lasst Schwerter sprechen, sollte es nötig sein“, befahl Herumor seinen Hauptmännern, die unterhalb des Podests standen.

Elea riss sich aus dem Griff Herumors los. Sie ging schleunigst weg von dem Platz. „Elea!“, hörte sie ihren Verlobten noch schreien, ehe sie in eine kleine verwinkelte Gasse einbog. Sei mied die Hauptstraße um den Soldaten nicht in die Arme zu laufen.
Ein fahler Lichtschein erfüllte nun den Weg zwischen den hohen Fassaden der Häuser. Die Frau begann auf dem stetig ansteigenden Pfad zu laufen, bis sie zu dem Tor in den nächsten Ring kam. Vorsichtig wagte einen Blick um die Ecke. Die Straße schien frei zu sein, doch dann hörte sie lautes Gejohle hinter sich. Sie blickte zurück und sah, wie sich zwei Männer im Laufschritt näherten. Erst als sie näher kamen, erkannte sie ihre beiden Leibwächter die sie vor einigen Tagen auf Schritt und Tritt verfolgt hatten.
Sie presste ihren Köper fest an die Mauer, sodass sie im Schatten des Hauses kaum zu sehen war. Sie hoffte inständige, dass sie sie nicht sehen und zu Herumor zurück brachten. Aber ihr Schritt wurde nicht langsamer, als sie durch das Tor verschwanden. Das Gejohle wurde lauter und Elea begriff, dass die beiden wohl ihre eigenen Probleme hatten, als sie eine Handvoll Korsaren sah die ihnen scheinbar auf den Versen war.

Elea wartete noch ein paar Minuten, vergewisserte sich, dass das Tor frei war und huschte schnell hindurch. Auf diese Weise dauerte es lange bis sie endlich die Spielmannsgasse erreicht hatte. Erschöpft lies sie sich vor Briannas Haustür niedergleiten.

…Hier wird er mich hoffentlich nicht finden. Hier hab ich meine Ruhe. Was hab ich nur getan da unten. Was werden die Menschen nur von mir denken? Das letzte was der Sterbende gehört hat war ein lauter Applaus. Ich bin grausam; grausam und kalt. Niemals kann ich das bei ihm wieder gut machen. Und was wenn jetzt jeden Tag eine Hinrichtung stattfindet? Was wenn Herumor Ioreth hängen lässt, oder noch viel schlimmer: Araloth? Er ist genauso ein Verräter wie es der Stadtrat war. Brianna wird mich hassen… sie hasst mich jetzt schon. Was mach ich hier eigentlich? Wo soll ich sonst hin?...

Elea begann schwer zu atmen. Sie zog die Knie so weit es ging an ihren Körper und kauerte sich versteckt in die Ecke vor Briannas Haustür. Sie wusste nicht worauf sie warten und schon gar nicht wie sie ihrer Freundin gegenüber treten sollte.


Elea zum Haus der Kurtisanen im dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6175.msg216537.html#msg216537)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: PumaYIY am 25. Jan 2011, 17:11
Das Tor zum zweiten Ring war von Karthull und Krohlon eilig durchschritten, doch es waren keine Wachen zu sehen. Seltsam. , stellt Karthull fest. Vermutlich sind die Wachen von hier auch zur Hinrichtung gegangen.
"Los weiter..." , mahnte ihn Krohlon zur Eile. Die Korsaren waren ihnen in einigem Abstand, aber dennoch ziemlich nahe gefolgt. Als Karthull und Krohlon zügig aber immernoch langsam genug um nicht aufzufallen durch das Felsentor gingen sah Krohlon wie die Korsaren die nun in der Nähe des Tores waren zu rennen begannen. Die beiden hätte stehen bleiben können und versuchen können, das Problem irgendwie mit Worten zu regeln, doch angesichts der bösen Blicke und wilden Flüche die beide sehen und hören konnten packte sie die Angst und auch sie rannten los.
Die rasannte Verfolgungsjagd hörte auch am Tor zum dritten Ring nicht auf, weil hier ebenfalls die Wachen fehlten, und Krohlon und Karthull blieb langsam die Puste weg, denn beide waren es nicht gewohnt längere Strecken als eine volle Schifflänge zu sprinten. Die anderen Korsaren schienen dagegen unnachgiebig gleich schnell zu bleiben.
"Wo sollen wir hin?" , keuchte Krohlon. "Wir könnten es bei der Kaserne versuchen, doch wenn wir es nicht schnell genug schaffen sitzen wir in einer Sackgasse!"
"Weiter nach oben..." , schnaufte Karthull. "Du kennst doch den dicken Pförtner der um die Tageszeit Schicht hat, bis der an der Tür ist haben die uns..." Beim Wort die schaute Karthull aus dem Lauf heraus überprüfend hinter sich. Höchstens zehn bis zwanzig Meter trennte sie noch von den Korsaren. Er sah ein Messer blitzen und der spielerisch-kampflustige Blick mit dem ein Kosar die bevorstehende Gewalt erwartete machte Karthull noch mehr Angst.
Das Tor in den vierten Ring war unmittelbar vor ihnen, doch da klappte Krohlon plötzlich zusammen und fiel aus hoher Geschwindigkeit hart auf den Boden.
"HAahhhh" , schrie Krohlon verzweifelt und Karthull wusste nicht ob er stehen bleiben oder weiterrennen sollte. Er schaute zum Tor, von dort aus schauten ein paar Wachen und sie begannen zu ihnen zu kommen. Geschafft! , dachte Karthull als er zu den Wachen schaute. Verdammt! , als er sich wieder umdrehte.
Ein Kosar hatte Krohlon sein Messer in den Oberschenkel geworfen und nun krümmte der sich auf dem Boden während die Korsaren immer näher kamen.
Ich muss was tun! Karthull drehte sich nun ganz zu den Korsaren und er war sich bewusst, dass er gegen sie kämpfen musste. Der kleinste unter den Korsaren und scheinbar auch der schnellste wollte den immernoch am Boden liegenden Krohlon mit seinem Messer attackieren. Karthull sah es und rannte ihm entgegen. Wie eine Säule muss ich standhaft sein und ihn umrammen! Er zog die Arme vor seine Brust und nur mit seinem Ellenbogen fixierte er den Korsaren.
Doch der Kosar führte sein Messer so geschickt, dass es Karthull wohl übel ergangen wäre, wäre er nicht gestolpert und dem Messerhieb des Korsaren so entkommen. Karthull war so schnell, dass er auf dem Boden rollend gegen die Beine des Korsaren prallte, der so das Gleichgewicht verlor und hinfiel. Die Wachen kamen immer näher und ihre eiserne Rüstung glänzte im Schein einiger Fackeln, gegen solch diese stattliche Obrigkeit waren die Korsaren unterlegen und das wussten sie auch. Zwei Tritte bekam Karthull noch in die Seite, bevor die Korsaren vor den herannahenden Wachen flohen.
"Stehen geblieben!" , rief die erhabene Stimme der Wache, die zuerst vor Ort war, doch die Korsaren hörten nicht auf den Befehl und verschwanden wieder in Richtung der niedrigereren Ringe.
"Danke." , brachte Karthull hervor. Ein wenig schwankend noch aber ansonsten weitgehend unversehrt stand er auf, die stüzende Hand der Wache nahm er nochmals dankend zur Hilfe. "Was ist vorgefallen?" , wollte die jüngere der beiden Wachen wissen, doch der ältere mahnte ihn und wies auf Krohlon, der sich immernoch auf dem Boden krümmte. "Bring ihn in das Heilhaus, dass noch nicht zu ist, wenn dort niemand ist verarzte ihn in unserer Unterkunft."
Der jüngere Wachmann leistete dem ohne ein weiteres Wort folge. "Nun zu dir. Ist alles in Ordnung, kannst du laufen oder musst du auch versorgt werden?"
"Ein paar Stellen schmerzen an meiner Brust, doch ich denke es wird schon wieder." , antwortete Karthull. "Gut dann komm mit zum Tor, dort kannst du mir hoffentlich berichten was vorgefallen ist."
Als sie ankamen und sich auf eine Bank im Torhaus setzten, nahm der Wächter seinen Helm ab und fragte Karthull: "Wie heißt du und was ist deine Beschäftigung hier in Minas Tirith?"
"Ich heiße Karthull und ich bin von Herumor zur Wache berufen worden, ein Auge auf seine Frau Elea zu werfen."
"Elea ist nicht seine Frau, noch sind sie nur verlobt." Etwas perplex und nicht wissend was er auf diesen Einwand antworten sollte stotterte Karthull verlegen, dass er das nicht gewusst habe. "Wie kommst du Kosar dazu eine Stelle bei der Wache zu haben?" , fragte der Wachhauptmann weiter. "Nun das hatte ich doch schon gesagt: Herr Herumor hat uns, den Krohlon den Verwundeten von eben und mich, für den Dienst als Wachen für seine Fr... Verlobte eingestellt."
"Ein sonderbarer Auftrag wenn ich bedenke, dass bis vor einiger Zeit die Beschützung von Ratsmitgliedern und ihren Familien nur von hohen Wachen wie ich es bin übernommen wurde und nun wird schon ein Kosar damit betraut, seltsame Zeiten sind das. Was war der Grund für den Konflikt mit deinen Kameraden? Ich hab doch erkannt, dass das auch Männer mit Korsarensitten waren!"
Was soll ich sagen? Wenn ich gestehe, dass sie nicht meine Kameraden sind, wird er fragen woher ich wirklich komme. Ich muss mir etwas Zeit verschaffen!
"Wer seit ihr, dass ihr das wissen wollt?"
"Euer Beschützer, aber verzeiht wenn ich vergas mich vorzustellen. Ich bin Beregond Hauptmann der Wache."
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: PumaYIY am 26. Jan 2011, 17:13
Das ist ... er! , Karthull war vom Zufall überwältigt und betrachtete Beregonds Gesicht erneut nur diesmal aufmerksamer und genauer. Karthull war unweigerlich zusammengezuckt als er den Namen gehört hatte, doch breitete sich nun ein zaghaftes Lächeln auf seinen Lippen aus.
"Was?! Wieso reagiert ihr so? Habt ihr meinen Namen schon einmal gehört?"
Jetzt muss es raus!

"Von der Stadt am Meere her,
weht der Wind der Flügel sehr,
des Schwanenherrs dem dieser Reim,
als Lösgeld für sein Kriegerheim."

Als Karthull mit dem Gedicht geendet hatte grinste er Beregond breit und fröhlich an.
"Ich bin im gehei..." Doch Karthull konnte nicht weiter reden denn Beregond war wutentbrannt aufgestanden und mit seiner Eisernen Faust holte er zum Schlag in Karthulls Gesicht aus. Drohend hielt er Karthull mit einer Hand am Kragen fest, die andere zur Faust geballt war bereit bei geringstem Zucken zuzuschlagen. Nahezu zornig und mit verzweifelten Augen schrie er Karthull an: "Sag nicht, ihr Plagen habt den letzten Hoffnungsschimmer der glimmenden Fackel der Freiheit ausgedrückt!" Karthull verstand nicht recht, doch war er bis ins Mark mit Angst erfüllt, denn diesem Mann traute er alles zu. "Sag nicht Dol Amroth ist verloren!" Jetzt leuchtete es Karthull ein. "Das ist ein Missverständnis!" , flüsterte Karthull schnell.
"Dann klärt mich auf!", erwiderte Beregond und ließ seine Faust sinken wie Karthull dachte. Also fuhr er fort: "Ich bin im Auftrag des Fürsten hier und ..." Beregond hatte seine Faust nicht ohne Grunde oder aus Vertrauen gesenkt, denn wie Karthull bedrängt feststellte hatte Beregond nach seinem Schwert am Grütel gegriffen. Karthull wagte nicht weiterzureden, doch als Beregond seine Worte zu verstehen begann erschlaffte er in der Bewegung. Beregonds Worte, "Beweise es!" nahm er ehe Karthull etwas sagen konnte selbst zurück indem er erkannte: "Das hast du ja schon."
Karthull atmete laut seinen angehaltenen Atem aus. "Junge, Junge, da hätte ich dich beinahe ... lassen wir das." Beregond blickte Karthull nun eindringlich an. "Der Fürst hätte keinen unauffälligeren schicken können, wahrlich das sieht ihm ähnlich. Selbst ich habe dich nicht erkannt." Karthull wusste nicht ob er das jetzt als Lob an sich oder dem Fürsten auffassen sollte und obwohl ihm überhaupt nicht dannach zumute war so kurz nach der Hinrichtung und allem was kurz davor passiert war begann er über diese glimpflich ausgegangene Situation zu schmunzeln. Auch Beregond konnte der Ironie des Geschehens ein kopfschüttelndes Lächeln abgewinnen. Doch dann besonnen sich beide und Karthull sagte: "Wir müssen reden."
"Sobald die Wachablösung eintrifft werde ich Zeit haben mit dir zu reden, die Pflicht geht vor."
"In Ordnung, ich glaube ich muss mich auch erst einmal sammlen." , sagte Karthull nun etwas nachdenklicher.
"Triff mich in zwei Stunden am zehnten Haus südlich vom Tor von dem dritten in den vierten Ring. Also im dritten Ring. Und kleide dich nicht anders als gewöhnlich, so bleibst du unerkannt." ,  den letzten Satz hatte Beregond in halbem Befehlston gesagt, für Karthull ein Zeichen, dass er sich wieder gefasst hatte.
"Und wenn die Korsaren wiederkommen?"
"Die Wachen sollten auch in den niederen Ringen wieder an ihren Plätzen sein, die Korsaren würden ein großes Risiko eingehen, dich auf offener Straße anzugreifen. Bis dann!"
"Bis dann..."
Mehrmals drehte sich Karthull zu seinem neuen Bekannten um, als er die nun schon von einigen Menschen vor allem Frauen belebte Straße hinabschritt.
Ich habe gefunden wen ich suchte. Endlich, was er wohl sagen wird und wann ich wieder aus Minas Tirith fortkomme? Oh nein bei all der Aufregung habe ich Krohlon vergessen, ich werde Beregond nach ihm fragen und ihn bald besuchen.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: PumaYIY am 27. Jan 2011, 20:29
Karthull lief mit einer Menge Gedanken durch die Straße und nun schmerzte seine Seite doch ein wenig. Der Kosar hatte hart zugetreten. Er schlenderte ein wenig hierentlang ein wenig dortentlang und fand schließlich einen Laden, der bei der hereinbrechenden Nacht noch offen hatte. Es gab allerlei Dinge und er wurde direkt von einer jungen Frau begrüßt und nach seinen Wünschen gefragt. Zuerst suchte er sich etwas zu essen aus und als er sich im Verlauf eines Gesprächs mit der dunkelblonden Verkäuferin, mit kleinen blauen Augen und klarer Haut, an seine Seite fasste, weil er den Schmerz spürte, mutmaßte sie direkt eine Wunde und führte ihn zum üppigen Repertoire an Wundverbänden und Heilkräutern. Zuerst freute sich Karthull über dieserlei Aufmerksamkeiten, doch als sie ihn nach einer halben Stunde und vier weiteren gekauften Dingen, wie einem paar Socken und Seife, zum unweit entfernten Schafswolldeckenstand führte wurde er misstrauisch und überprüfte seinen Geldbeutel.
Was?! Knapp die Hälfte meines Geldes hab ich mir nehmen lasse?
"Und hier fühl mal wie weich das ist, das lohnt sich wirklich, wenn mal jemanden zu Besuch kommt." Beim Wort "Besuch" zwinkerte sie Karthull verführerisch zu.
Alles klar. Ich habe mich wohl umgarnen lassen nichts wie raus hier.

Es stimmte wohl, die neuen Socken waren warm, doch die Worte mit denen die Verkäuferin auf Karthulls antwortlosem Weg nach draußen die Waren links und rechts anpries waren heißer. Nun stand er eine Straße weiter, sein Magen knurrte nicht mehr und seine Wunde war versorgt, er hatte warme Socken, ein Stück Seife und kleine Funkelsteine die er Frauen schenken könnte die ihm gefielen in seiner Tasche, doch zum ruhigen Nachdenken war er nicht gekommen und ein Haufen Geld war verprasst. Die Straßen der Stadt waren eben zum Spazieren nicht das selbe wie die Wälder rund, um sein Heimatdorf. Also setzte er sich irgendwo auf eine Bank und versuchte klar durchzublicken.
Dieser Laden ist doch ein reines Bordell. Waren da nicht noch andere Mädchen mit andern Männern, ich wette da steckt ein Konzept hinter. Immer hat sie mir unverschähmt in die Augen geguckt, was konnte ich da anderes machen, oder wollte sie wirklich was von mir? Viele Männer scheint es ja in der Stadt nicht zu geben, vielleicht wollte sie wirklich...?
So ein Quatsch ich bin einfach nur drauf reingefallen, ich sollte nicht mehr darüber nachdenken!
Was soll ich Beregond denn bloß sagen, oder besser wie soll ich es ihm sagen? Hmmm... Am besten stelle ich zuerst die Fragen, die Fürst Imrahil mir aufgetragen hat zu fragen. Wie Beregond wohl reagieren wird? Ich werde es herausfinden müssen. Ach! Wo ist die Zeit geblieben ich muss ja los.

Eine ältere Frau die gerade an ihm vorbeigelaufen war schreckte auf und lief ein wenig schneller, als Karthull noch in Gedanken ruckartig aufgestanden war, um das an Zeit was er vertrödelt hatte wieder aufzuholen. Es war ihm ein wenig peinlich, denn es hatte so gewirkt als hätte er auf die Frau gewartet und wollte sie bedrohen, doch da sie so oder so schon außer Sichtweite war, war es nicht weiter dramatisch.
Die größeren Wege zumindest in den mittleren Ringen kannte Karthull nun schon gut, nur bei den Seitengassen fand er sich ab und zu nicht ganz so zurecht, doch seine Eile wäre nicht von Nöten gewesen, denn schließlich musste er noch eine halbe Stunde am zehnten Haus südlich des Tors vom dritten zum vierten Ring warten. Wieder und wieder hallte diese Treffpunktbeschreibung in Karthulls Kopf nach. Ein wenig hochtrabend klingt das, fasst als wäre ich auf einer Schatzsuche. Karthull lächelte ein wenig als er sich überlegte, dass die Informationen von Beregond wirklich wertvoll wie ein Schatz sein konnten oder wie tausend Menschenleben, wie "Largund Orop" sein Ausbilder in Dol Amroth es ausgedrückt hatte.

So unbelebt, wie Karthull diesen Teil der Stadt in Erinnerung hatte war er nicht, denn immer wieder liefen Menschen in kleinen Gruppen oder vereinzelt in Richtung Süden, seltener kamen welche von dort zurück. Die vielen Beobachter machten Karthull unruhig und er setzte sich in der Gasse zwischen dem neunten und zehnten Haus auf ein Fass und wartete. Einige der Personen erkannte Karthull wieder, doch er wusste nicht sie einzuordnen.
Hätte Karthull die Zeit irgendwie messen können hätte er Beregonds außerordentliche Pünktlichkeit festgestellt und auf Karthulls kecke Behauptung hin er sei zu spät antwortete er gelassen: "Lieber fünf Minuten zu spät, als drei Stunden zu früh." Karthull erkannte, die Tugendhaftigkeit und Weisheit Beregonds, der obwohl Karthull ihm unrecht getan hatte nicht auf seinem Recht beharrte.
"Nun zu wichtigeren Dingen. Es ist gut, dass du in der Gasse gewartet hast zum ruhigen Reden sollten wir dorthin zurückkehren." Karthull war als er Beregond gesehen hatte aufgestanden und auf ihn zugekommen, der hatte seine Rüstung abgelegt und doch sah man seine starke Statur, die er unter gewöhnlichen Kleidern wie sie viele in Minas Tirith trugen zu verstecken gedachte.
"Also:" , Beregond begann zu sprechen, als sie sich versichert hatten, dass niemand in Hörweite war. "Nun erläutere mir deinen Auftrag und Erkläre mir die Einzelheiten von Imrahils Wünschen. Nicht ohne Grund offenbart er einen Teil seiner Geheimnisse einem Fremden an."
Also erzählte Karthull, doch als sein Gegenüber immer nachhacken musste begann er schließlich die Geschichte mit seinem Aufbruch und dem Tod seines Vaters erneut und ausführlicher. Nun verstand Beregond Karthulls Motivation und seinen Antrieb für die Sache der Getreuen zu arbeiten. Zu den Aufträgen die der Fürst ihm gegeben hatte äußerte Beregond sich nicht, vielmehr deutete er Karthull an abzuwarten.
Während des langen Gesprächs beachteten sie die vorbeilaufenden Menschen nicht weiter, doch hätten sie das getan wären ihn viele dreier, vierer Gruppen und solche mit mehr oder weniger Menschen aufgefallen. Als Karthull geendet hatte und nun nocheinmal verzweifelt Beregonds Antwort erwartete, gebot der ihm zu schweigen. "Glaubst du ich könnte für eine ganze Stadt entscheiden oder für ein ganzes Volk? Ich bin kein Truchsess, sondern ein Hauptmann. Also hier zieh dir das über wir werden eine kleine Gesellschaft aufsuchen, in der du mehr erfährst." Und so führte Beregond Karthull, der nun seine kosarische Herkunft unter einem Kapuzenmantel verbergen konnte in die gleiche Richtung wie die anderen Grüppchen, hinein in ein altes Haus.


Karthull und Beregond in das Versteck der Getreuen des Königs (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5992.msg215975.html#msg215975)
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 6. Mär 2011, 21:33
Elea vom Brunnenhof und der Zitadelle (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6064.msg219980.html#msg219980)


Stolz und Zufriedenheit übermannte Elea als sie die Zitadelle durch das Tor in den sechsten Ring verlies. Immer wieder spielte sie den Dialog innerlich durch und je öfter sie ihre Worte hörte umso überzeugter und selbstzufriedener fühlte sie sich. Die graue, trostlose Umgebung hatte sie völlig außer Acht gelassen und sie wäre ihr bestimmt länger nicht aufgefallen, hätte sie nicht jemand brutal am Arm gezogen und dabei ihren Ärmel zerrissen.
Elea sah die Faust auf sich zukommen und spürte nur noch den unerträglichen Schmerz in ihrer Wange. „Heuchlerin!“, beschimpfte sie eine männliche Stimme „Traust dich alleine hier heraus.“ Sie spürte wie er ihre Hände packte und hinter ihrem Rücken verschränkte.

„Schaut diese dreckige Verräterin“, brüllte er über die Straße und stieß sie skrupellos vor sich her wie eine Sklavin. „SIE sollte hängen“, schrie eine etwas höhere Stimme. „Ja, hängt sie, nichts anderes hat dieses Weib verdient.“
„Oh ja, der Galgen wäre ihre gerechte Strafe, doch gerechte Strafen gibt es hier nicht. Selbst müssen wir Hand anlegen; für die Gerechtigkeit“, dröhnte seine Stimme an Eleas Ohr vorbei, anschließend flüsterte er: „Wer einen Pakt mit der Dunkelheit eingeht hat kein anderes Schicksal verdient!“
Ein pochender Schmerz durchzuckte ihren Brustkorb, nachdem sie einen weniger harten aber präzisen Schlag in die Rippen bekam. Elea wollte sich zusammenkauern und am Boden liegen, doch die starken Hände hatten sie unter Kontrolle. Sie spürte wie ihr jemand ins Gesicht spuckte und wie sie von allen Seiten gedrängt und gestoßen wurde, bis sich der Griff plötzlich löste und sie durch einen kräftigen Schlag zu Boden fiel. Instinktiv hielt sie sich die Hände vor ihr Gesicht und rollte ihren Körper zusammen.
Ein Tritt nach dem anderen hämmerte gegen ihren Rücken, ihre Beine und Hände und manche auch gegen ihren Kopf. Fremde Hände zwickten Sie in die Hüfte und rissen an ihrem Kleid bis sie beinahe komplett entblößt auf der Straße lag.

„Haltet sie auf“, ertönte nun eine laute Stimme über die Straße. In ihrer Angst schottete sich Elea ab und hörte kaum das Klirren der Rüstungen. Eine warme Flüssigkeit spritzte auf ihre Haut und ein schwerer Körper fiel auf sie drauf. Eiskalt war die Hand, die sie unter der Schulter packte und nach oben zog: „Herrin? Herrin?“
Die Dunedain hielt sich nur schwer auf ihren Beinen. „Ich bringe euch nachhause!“, hörte sie eine Stimme.
„N… N… Nein i… ich ka… kann nicht“, stotterte Elea und wollte sich wieder auf den Boden setzten.
„Bleibt stehen, bleibt! Ich bringe euch an einen sicheren Ort, er ist gleich hier drüben. Ihr müsst nur ein paar Schritte gehen“, flehte sie der Mann förmlich an.

Sie spürte wie sie die stützende Hand in eine Richtung drängte. Elea setzte einen Fuß vor den anderen, doch jeder Schritt tat höllisch weh in ihrer Hüfte. Die frühlingshafte Kälte biss sich durch ihre weiße Haut, doch schon nach einigen Metern erreichten Sie eine Eingangstür. Sachte legte sie der Fremde in ein Bett und deckte sie mit einer dicken Felldecke zu. Er holte etwas Holz aus dem Speicher und legte es in den offenen Kamin am Bett. Elea weinte bitterlich. Jeder Teil ihres Körpers schmerzte und es dauerte sehr lange bis sie schließlich im roten Schein der Glut einschlief.


Elea in ein Herrenhaus im fünften Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,10689.0.html)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: PumaYIY am 7. Mär 2011, 00:09
Karthull und Beregond von der Kaserne im dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8190.msg219705.html#msg219705)


Hat er wirklich vor mit mir zum Hängenden zu gehen? Ich war seit der Hinrichtung nicht mehr dort. Beide liefen durch das Tor hinab in den ersten Ring und Beregond ließ von seinem schnellen Schritt etwas ab, grüßte und schritt unscheinbar, seine Hand über einem Geländer schleifend den Weg hinab. Erst als sie unten angelangt waren schaute er Karthull etwas argwöhnisch an und sagte: "Du musst ruhig sein! Und darfst keine Angst haben." Es ging nicht direkt zum Platz sondern Beregond führte Karthull erst durch zwei abgelegene Gassen in denen sich außer ihnen nur ein paar Kinder und einige Frauen aufhielten. "Also." Beregond reichte Karthull drei Veilchen, je eine blaue eine violette und eine fast weisse. "Nimm die und tu es wie du es für richtig hälst. Ich werde versuchen unauffällig durch die Leute zu schlendern, dann ganz nebensächlich und doch bestimmt bücke ich mich und lege die Blumen nieder." Und schon war Beregond verschwunden, er hatte Karthull die Wahl gelassen und dieser musste einsehen, dass alles was er jetzt zu tun gedachte in seiner eigenen Verantwortung stand. Wenn sie mich kriegen stehe ich allein, wenn ich mich nicht traue auch. Ein Zwang war es nicht und doch übte Beregonds schnelles Verschwinden einen enormen Druck auf Karthull aus. Zitternd und unterkühlt durch die eisige Luft in der dunklen Gasse stand er da, bestimmt nicht länger als zehn Sekunden, die Blumen offen in seiner Hand, da kam eine ältere Frau vorbei und sagte: "So aufgeregt? Das Mädchen dazu will ich mal sehen..." und ging weiter.
Ein kurzer Blick um die Ecke auf den Platz und dann riss Karthull sich zusammen und ging etwas unsicher aber dennoch ohne zögern auf den Erhängten zu, die Blumen versteckte er bis zum Ankommen doch lieber unter der Jacke. Die Umrisse der Leute um ihn verschwommen, der Marktplatz war mäßig gefüllt, vereinzelt waren Stände aufgebaut worden. Kurz vor dem Galgen verlangsamte Karthull seine Schritte und griff mit der rechten Hand behutsam unter seine Weste. Er spürte die Frische der Blumen und bemerkte ihren wunderbaren Geruch.
Fünf Schritte noch... Er fixierte den Galgen und die davorgelegten Blumen. Es waren etwa zehn oder zwanzig Blumen, fünf davon erkannte er von Beregond. Ich werde sicher beobachtet! Ein letztes Mal lies Karthull seinen Blick über die Schulter schweifen und auch den rechten Bereich neben dem Galgen beobachtete er blitzartig. Dann kam er an.
Besser er musste abrupt stoppen um nicht mit einer jungen Frau zusammenzustoßen, dass sich links an ihm vorbeigedrängelt hatte und nun auch stehengeblieben war. Die Frau blickte den Erhängten kurz an schaute nach rechts, übersah Karthull, da er nun direkt hinter ihr stand, und warf schnell drei leuchtend farbige Krokusse zu den anderen Blumen. Karthull war überrascht und etwas gelähmt vom Mut der jungen Frau, doch viel verwunderter war sie als sie seinen Blick sah und ihn so dicht hinter ihr sah. Ihr Kapuzenumhang drehte sich in Sekundenschnelle und nur Sekundenbruchteile sah Karthull ihre feinen Gesichtszüge. Es waren die selben, wie die der Frau, die er nach dem Steinwurf bei der Hinrichtung verfolgt hatte. Hastig verschwand die Frau im Getümmel und Karthull stand ein wenig unbeholfen da. Verwirrt blickte er ihr nach besonn sich dann jedoch und legte schnell die Blumen nieder und tauchte in der Menge unter.
Karthulls ursprüngliche Befürchtungen stimmten wohl, einige Blicke hatten das seltsame Ritual der Wertschätzung mitbekommen und verwundert oder angetan innegehalten, doch das interessierte Karthull jetzt nicht mehr. Vielmehr achtete er auf einen braungrünen Kapuzenumhang, den er unter der Vielzahl an Menschen und Orks nicht mehr auszumachen vermochte.
Nach einer längeren Weile des Suchens und Stromerns auf dem Markt packte ihn eine Hand von hinten an der Schulter. "Ich dachte es wäre klar, dass wir uns dannach wieder in der Gasse treffen..." , es lag kein Vorwurf in Beregonds Worten. "Es ist spät du solltest zurück zur Kaserne. Krohlon wartet sicher auf dich."
"So ein Mist, ich hatte Krohlon, versprochen nur kurz weg zu sein."


Karthull alleine zur Kaserne im dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8190.msg225388.html#msg225388)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: PumaYIY am 3. Apr 2011, 20:43
Karthull aus der Kaserne im dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8190.msg226243.html#msg226243)


An diesem vierten Tag der Überwachung des Galgens waren die Korsaren nun schon etwas genervt von der Tatsache, dass sie trotz ihrer vielen Ideen noch niemanden beim Niederlegen einer Blume erwischt hatten. Karthull hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Möglichkeit gehabt Beregond zu warnen, doch war er fest entschlossen es zu tun sobald sich ein bischen Freiraum ergab.
In einer losen Gruppe liefen die zehn jungen Männer und Karthull die Straßen hinab in den ersten Ring. Am schon gut gefüllten Marktplatz angekommen nickte Karthull allen noch einmal zu und jeder wusste was zu tun war. Fast schon gewöhnlich reihte er sich in den Strom der Menschen ein, doch er ging nicht direkt zum Galgen, denn er trauten seinen Leuten zu auch eine Weile ohne ihn zurecht zu kommen. Für gewöhnlich machten immer fünf Pause oder schauten aus weiterer Entfernung auf den Galgen während die anderen in relativer Nähe zum Galgen verblieben. Die Korsaren tauschten alle halbe Stunde ihre Positionen.
Karthull wollte noch ein paar Leckereien ergattern und er wusste auch, dass es die in größter Auswahl und Qualität ganz früh am Morgen gab. Die Süße der Teigwaren einer kräftigen Bäckerin die an fast jedem Markttag an derselben Stelle stand hatten ihn eigentlich zu seinem Umweg verführt doch an diesem Tag war an der Stelle nur ein Stand mit stinkendem Fisch und einer Reihe ärmlich gekleideter Kundschaft.
Hab ich mich in der Gasse geirrt? Aber nein, dass kann nicht sein. Der Wachturm hat wenn ich von hier geschaut habe immer mit der Spitze über das Standdach geragt, genau wie heute. Hmm... Vermutlich muss ich mir etwas anderes suchen.
So verging eine halbe Stunde bis Karthull zu seinen Spitzeln kam, die ruhig wie eh und je herumsaßen und die Vielzahl der Menschen und vereinzelt auch Orks betrachteten. Alle Dinge liefen ihren Weg und schon näherten sie sich der Mittagszeit, als plötzlich drei Gestalten mit verhüllten Gesichtern auf den Platz traten. Sie schienen nicht zueinander zu gehören, doch fielen sie Karthull durch ihre ungewöhnlich gewöhnliche Kleidung auf, auch dadurch, dass sie die gleichen Waldläuferkapuzen ins Gesicht gezogen hatten und weil sie sich im wirren Strom der Leute paralell in die gleiche Richtung bewegten, zum Galgen hin.
Die sehen aus wie von der Versammlung der Getreuen, verdammt! Da soll ich die eigenen Leute fangen und hab die übereifrigen Korsaren im Rücken. Karthull nahm unbewusst Blickkontakt auf um zu sehen ob die Korsaren sie auch gesehen hatten und er bereute es sofort. Ihn erwarteten fragende Blicke die so viel sagten wie: "Auf dein Komando." Oder: "Wann gehts los?"
Jetzt kann ich nicht mehr so tun als hätte ich sie nicht gesehen. Was soll ich nur tun? Ich muss meine Deckung aufrecht erhalten und den Befehl geben.
Ein Verdächtiger war nun unmittelbar vor dem Galgen und bückte sich, die Zeichen waren für die Korsaren eindeutig. Zwei von ihnen standen entschlossen auf. Der Auftrag war klar: "Folgen und unauffällig überwältigen!" Auch Karthulls Hoffnungen, dass die Absprache unter den Korsaren nicht funktionieren würden und sie alle einem Täter hinterherrennen würden erfüllte sich nicht. Der nächste legte eine schöne zierliche Blume auf den Boden und verbeugte sich kurz vor dem leblosen Körper des ehemaligen Stadtrates. Auch ihm folgten zwei Korsaren, doch bei dem letzten Verdächtigen, einer etwas kleineren Person, die jedoch anmutiger ging als die anderen war nur noch ein Kosar übrig. Dieser schaute Karthull eindringlich an, der allerdings erst reichlich spät zu verstehen schien. Weil fünf von zehn Korsaren nicht im Blickfeld waren sollte er bei der Verfolgung mithelfen.
Oh nein! Muss ich wirklich mit der eigenen Hand Täter des Unrechts werden und den da niederhauen? Mit einem unangenehmen Zucken durch seinen Körper schüttelte Karthull jegliche Schuldgefühle und Überlegungen ab und stand auf.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: PumaYIY am 6. Apr 2011, 20:02
Die Person die Karthull und der andere Kosar verfolgten verließ den Markt zügig und schaute sich nicht um. Karthull blieb in einem Abstand von etwa zehn Metern in denen sich viele andere Menschen drängten, der Kosar blieb etwas dichter dran.
Bis zum Tor in den zweiten Ring waren sie immer von anderen Menschen umgeben und es hatte sich noch keine offensichtliche Möglichkeit ergeben den Verdächtigen zur Rede zu stellen. Als sie das Tor passierten waren beide Verfolger unmittelbar hinter der Person und liefen nebeneinander. Eine Kontrolle durch die Wachen warteten sie genauso geduldig ab wie der Verfolgte. Kurz nach dem Tor, als die Straße menschenleer schien zog der Kosar ein Messer aus seiner Tasche und sagte etwas zu laut: "Jetzt oder nie!"
Der Verfolgte drehte sich um und sah zwei Korsaren mit einem Messer in der Hand die plötzlich aufblickten. "Du schon wieder." Karthull erkannte das Gesicht der jungen Frau die er bereits am Tag der Hinrichtung verfolgt hatte, weil sie einen Stein auf Korsaren geworfen hatte, dannach hatte er sie auch gesehen als sie beim Galgen Blumen niedergelegt hatte. Sie gehört wohl zu den Getreuen. Ihre blauen Augen fixierten die beiden, sie schien zu überlegen, nur für Sekundenbruchteile, dann rannte sie los. Doch lief sie nicht weg, unerwartet ging sie auf Karthulls Kameraden los, der spielerisch sein Messer bereithielt. Ein paar Schritte noch, dann würde das Messer ihre liebliche Haut zerreißen, dessen war sich Karthull sicher.
"Nein!" , brüllte er und rammte den Korsaren mit seiner Schulter zur Seite verblüfft fiel der zu Boden und nun auch Karthull, den ein mächtiger Hieb der Frau in der Magengegend traf. Irritiert hielt die Frau kurz inne, doch dann besann sie sich und sprintete los in Richtung Westen. Das ist eine Sackgasse.
Der Kosar und Karthull rappelten sich schnell auf und nahmen die Verfolgung auf. "Was sollte das eben?" , keuchte der Kosar empört. "Ich hätte sie aufgeschlitzt!"
Oh Mann was sag ich jetzt? Ah ja. "Herumor will sie lebend, damit sie ihre Freunde verraten kann!"
"Dann sag das vorher." , knurrte der Kosar. Karthulls Aktion schien nichts gebracht zu haben, denn sie holten langsam auf und die Frau war nur noch zehn Meter vor ihnen. Der Kosar war etwas schneller als Karthull, doch auch ungeschickter, denn als er die Verfolgte gerade gepackt hatte stolperte er und fiel mit ihrem Umhang, den sie wohl in letzter Sekunde losgemacht hatte, zu Boden. Jetzt konnte Karthull ihr goldenes Haar sehen, dass die Strahlen der nun schon warmen Mittagssonne reflektierte und wild durch die Luft flatterte, er meinte sogar ihren Duft wahrnehmen zu können.
Der Kosar stand nur langsam auf und seine Beine schmerzten wohl nach dem erneuten Sturz zusehr um an einer solch rasenden Verfolgungsjagd teilzunehmen.
Jetzt kann ich sie packen. Aber was dann? Was soll ich machen? Unzählbar schnell rannten auch Gedankenfetzen in Karthulls Gehirn hin und her. Er versuchte  mit beiden Händen um den Bauch der Frau zu greifen um sie festzuhalten, traute sich dann doch nicht und kniff sie letztlich nur in die Seite. Doch auch das schien zu viel für die Frau zu sein und sie fiel. Das passierte als sie schon außerhalb des Blickfeldes vom Korsaren waren. Nun lag sie auf dem Boden und Karthull stand daneben und blickte erschöpft auf sie. Er schaute sich rasch um und dachte kurz nach. Das ist es!
"Komm schnell!", flüsterte er und zog sie an ihren Armen hoch, doch als sie stand holte die verwirrte Frau zum Schlag aus und der ebenso verwirrte Karthull spürte, dass sie seine Wange dieses Mal blutig geschlagen hatte. "Entschuldigung, aber wieso?" , die Frau war verwirrt, als Karthull sich nicht direkt wehrte. "Dafür ist jetzt keine Zeit." , rief er ihr zu und nahm sie bei der Hand, denn er hatte einen Plan. Rasch lief er weiter  Richtung Westen in ein Viertel leerstehender Häuser und bog nach links ein. "Wohin willst du?" , fragte die Frau die sich mit ihrer sanften Hand nun an Karthull festhielt. "Warte noch, einen Moment... Hier sieht es gut aus."
"Was, wofür?"
"Versteck dich im Haus ich versuche den Kosar auf die falsche Fährte zu locken!" Gemeinsam stießen sie die Tür eines am Rande der Gasse stehenden Hauses auf und die Frau lief hinein. Einen Moment schaute Karthull ihr nach, sie drehte sich um und hauchte ein leises "Danke", nickte ihm zu und schloss die Tür.
Nun rannte Karthull weiter zur den Ring nach unten begrenzenden Mauer. Er stellte sich direkt an die Brüstung und schaute hinab.
Ein Glück hatte ich es recht in Erinnerung! Die Wassermassen des unteren Wasserreservoirs der Stadt schillertem rund zwanzig Meter unter ihm im Glanz der Sonne und blendeten ihn. Als er sich umdrehte sah der den Korsaren auf ihn zukommen. "Die ist ja irre!" , spielte Karthull den Verblüfften. "Was? Was ist passiert? Wo ist sie?"
"Komm und sieh selbst wenn sie noch da ist. Ich hatte sie fast, dann hat sie sich über die Brüstung gestürzt."
"Was, dann ist sie also Tod? Na wenigstens die gerechte Strafe!" , antwortete der Kosar und humpelte auf ihn zu , seine Knie waren auf dem harten Pflaster blutig geschürft worden. "Nein, nicht einmal das, sie ist entwischt. Sieh selbst! Sie ist herunter gesprungen und..."
"Das glaub ich einfach nicht, diese Hexe! Das ist ja so hoch wie ein Sprung vom Segelmast."
"Ich kann sie nicht mehr sehen, die Sonne blendet so, aber man muss ihr lassen sie hat ganz schön Mumm in den Knochen."
"Das stimmt wohl, komm lass uns sehen wie viel Erfolg die anderen hatten."
"In Ordnung."
Einen Blick auf das Haus in dem die flüchtige Frau war traute sich Karthull noch und ein unbeschreibliches Gefühl der Tugendhaftigkeit und des Verdienstes machten sich in ihm breit. Aber auch der Gedanke an die Frau ließ Karthulls Herz höher schlagen. Es fiel ihm schwer diese Gefühle zu unterdrücken und verheimlichen, doch der Kosar war auch zusehr mit seinem Bein beschäftigt als, dass ihm Karthulls halb verkniffenes selbstgefälliges Grinsen aufgefallen wäre.
Dann verließen beide die Gasse und gingen direkt zur Kaserne, denn nun war die Zeit des Schichtwechsels schon verstrichen und sie erwarteten ihre Kameraden an der Kaserne.


Karthull zur Kaserne im dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8190.msg228412.html#msg228412)
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 26. Apr 2011, 06:42
Brianna, Paola und Elea vom Haus der Kurtisanen (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6175.msg230143.html#msg230143)


Der Tag verging wie im Fluge und die Nervosität in Elea stieg und stieg. Sie wollte sich gar nicht ausmalen was Herumor mit ihr anstellen würde, wenn er sie erwischt. Langsam wurde auch der graue Schleier der Dämmerung schwarz und die Nacht brach herein. Wenige Fackeln beleuchteten die verstummten Straßen. Laute Aufschreie waren aus den unteren drei Ringen zu hören. Duzende Soldaten liefen die Straße hinab geradewegs an Elea, Brianna und Paola vorbei. Die Gasse in der sie saßen war stockdunkel und sie wagten es kaum zu atmen.

Ihr Blick richtete sich auf die gegenüberliegende Häuserfront, die von den alten Bäumen versteckt war. Seit dem Vorfall in den Heilhäusern brannte hier kein Licht mehr. Vielfach reflektierte der Schein des Feuers in den Helmen der Wächter und wie das Firmament voll glänzender Sterne erschien es Elea, doch unaufhörlich liefen sie weiter und verblassten in der Ferne.

Ein Soldat fiel plötzlich aus der Reihe. Für einen Moment glaubte Elea er kam auf sie zu, doch dann wurde seine Silhouette ein wenig kleiner. An der Mauer entzündete er eine Fackel und rammte sie mit voller Wucht in den trockenen Erdboden neben den Heilhäusern. In eiligem Schritt versuchte er dem Rest der Truppe zu folgen.

„Beregond hat seine Sache erledigt. Auf geht’s“, flüsterte Elea und lief die Hausmauer entlang.


Brianna, Paola und Elea in die Verliese (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5358.msg231164.html#msg231164)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 15. Mai 2011, 19:50
Brianna, Paola, Araloth, Elea und Ioreth von den Verließen (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5358.msg231164.html#msg231164)


Außer Puste rasteten die Flüchtlinge und Brianna half Araloth sich auf ein paar Stufen zu setzen. Er sah fürchterlich aus. Hunderte kleiner Schnitte entstellten sein jugendliches Gesicht und verkrustetes Blut zog sich wie ein Mantel über seine Wangen. Seine sonst so glänzenden pechschwarzen Haare waren verfilzt und voller Dreck.
„ Oh Liebster“, flüsterte Brianna und sie schämte sich für den mitleidsschwangeren Ton, den sie angeschlagen hatte.
„ Ich muss ja blendend aussehen“, röchelte Araloth und versuchte zu Grinsen, wobei er jedoch schmerzverzehrt drein blickte.
Tränen stiegen Brianna in die Augen und sie kramte in den Beutel nach einem Tuch, worauf sie ein paar Tropfen desinfizierenden Alkohol träufelte und anfing Araloths Hände und Gesicht und Blut und Schmutz zu säubern. Liebevoll tupfte sie die Wunden und entlang, während Araloth mit geschlossenen Augen ruhte. Er verzog kaum eine Mine und genoss die Nähe zu seiner Geliebten.

Soll ich ihm davon erzählen, oder nicht?, dachte Brianna und streichelte sich mehrmals flüchtig über den Bauch, als hoffte sie Araloth würde sie von selbst darum bitten.

Die anderen hielten sich abseits von ihnen auf und flüsterten angestrengt miteinander. Brianna verstand nur Wortfetzen und es interessierte sie auch nicht. Und wenn um sie herum Heerscharen von Orks gestanden hätten, sie wollte jetzt nur Allein sein mit Araloth, den Vater ihres Kindes.

„ Ich…ich…“, fing Brianna an zu stammeln als sie Tuch und Alkohol wieder einpackte. Viel hatte es nicht geholfen, aber immerhin waren die meisten Wundern gesäubert und von Schmutz und Blut gesäubert worden, „…ach unwichtig!“.
Araloth lächelte nahm seine großen Hände und streichelte Brianna über die Wangen, bevor er sie innig küsste.
„ Ich habe dich so vermisst Liebste. Beregond brachte mir ab und zu Kunde von dir, ob du wohl auf warst. Ständig war ich bei dir!“.
Seine Meergrauen Augen musterten Briannas, die trübselig zu Boden blickte.
„ Schatz was ist denn los?“, fragte er sie aufmunternd und fuhr ihr durchs braune Haar.
„ Ach…ich…ich frage mich nur, was sie dir alles angetan haben müssen. Du siehst fürchterlich aus.“
Araloth blickte voll Scham zu Boden und eine strenge Schnitte durschnitt die Stille.
„ Dinge, die jeden Mann erniedrigen würden und die du dir nicht einmal vorstellen kannst, Kindchen“, entgegnete Ioreth.
Brianna blickte in das runzlige, alte Gesicht, welches sie schon so oft in den Heilhäusern gemustert hatte und beließ es bei einem Nicken. Selbst nach dem Aufenthalt in den Verließen und den Erniedrigungen, die sie erfahren haben musste, war sie noch immer so stur und standfest, wie eh und je.

„ Ich unterbreche euer Wiedersehen ja nur recht unwillig, aber wir müssen weiter und dafür sorgen, dass Ioreth und Araloth die Stadt verlassen können“, fuhr Paola, die mit verschränkten Armen im Halbdunkel der Gasse stand, die Unterhaltung der übrigen vier.
„ WAS?!“, fuhren Elea und Brianna gleichzeitig auf, was beide zu einem flüchtigen Lächeln brachte.
„ Nein, nein, nein. Ich möchte Araloth nicht schon wieder gehen lassen, wo soll er denn überhaupt hin?“. Briannas Worte überschlugen sich fast, während sie ratlos von Paola zu Araloth und Ioreth blickte.
„ Nach Dol Amroth“, stellte Araloth entschlossen fest und richtete sich langsam und sichtlich unter Schmerzen auf.
Vollkommen schockiert drehte sich Brianna zu dem hochgewachsenen Mann aus der Schwanenstadt um und es kam ihr voll, als hätte er ihr ein Messer in den Rücken gerammt.
„ Ab…Ab…Aber Schatz“, wisperte sie und Tränen stiegen ihr in die Augen, die sie mit einer unscheinbaren Handbewegung vertrieb.
„ Er ist hier nichtmehr sicher Brianna, glaub mir“, sagte Elea und legte ihre Hand auf Briannas Schulter.
„ FASS mich nicht an!“, schrie Brianna und schlag Eleas Hand weg, welche sie erschrocken zurückzog, „ Du hast mir hier überhaupt nichts zu sagen. Wegen dir sind Ioreth und Araloth doch in dieser Situation!“

Brianna kochte nun vor Wut, aber keiner der Anwesenden schien ihr zu helfen. Ioreth und Paola mieden ihren Blick, während Araloth sie mit gütigen Dackelaugen anblickte.
„ Schatz…Brianna beruhige dich“, flüsterte er liebevoll und nahm Brianna in den Arm, „ wir werden uns sicherlich wieder sehen, aber hier ist es zu gefährlich für mich und ich bringe dich dadurch nur in Gefahr. Dol Amroth brauch mich nun viel mehr! Weißt du warum ich weiß, dass wir uns wieder sehen?“, er machte eine Pause und blickte Brianna tief in die Augen, „weil ich dich liebe! Ich liebe dich so sehr, dass ich die Folter in den Verließen überstand!“

Brianna schluchzte und gab sich der Umarmung vollends hin, „ Ich liebe dich auch!“.

„ Können wir dann endlich weitermachen?“, sagte Paola mit genervter Stimmlage.
Brianna nickte, aber alle wandten sich zu Elea um, als diese verhalten „Nein“ sagte.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 29. Mai 2011, 16:15
Das „Nein“ hallte noch lange durch ihren Kopf, denn er war leer. Die letzten Tage verbrachte Elea damit Pläne für die Zukunft zu schmieden. Immer wieder verfolgte sie ein Ziel und beschritt dabei viele Pfade. Die meisten endeten in ihrer Vorstellung mit dem Galgen, doch wenige führten sie tatsächlich ans Ziel, wenn auch über viele Umwege und durch dunkle, verruchte Gassen. Doch mit einem Male, mit einem einzigen Wort, zerfiel alles zu Asche. „Verlassen“, ein Wort, das die Dunedain nur all zu oft gehört hatte und dessen Konsequenzen sie immer ertragen musste.

Verunsichert starrten immer noch alle auf Elea, doch der unangenehmste Blick kam von Ioreth: Leid, Kummer, Mitgefühl aber auch Argwohn sah sie in ihren schwarz wirkenden Augen.
„… nein“, murmelte die Frau nochmals in sich hinein, eher sie ihre Gedanken ein wenig geordnet hatte um ihren Standpunkt klar zu machen.
„Ioreth, du kannst nicht gehen. Nicht jetzt.“
„Warum nicht? Soll ich mich von Herumor und seinem dunklen Verbündeten hinrichten lassen?“
„Wir werden dich verstecken! ICH werde dich beschützten vor seiner grausamen Hand. Die Stadt und ganz Gondor stehen am Abgrund. Die allesverschlingende Dunkelheit aus dem Osten hat so starke Zweifel gesät, dass sich das Volk entzweit. Wir brauchen dich. Deshalb haben wir dich befreit. Du hast die Getreuen zusammen gehalten, hast ihnen Fehler aufgezeigt und den Weg gewiesen. Du warst für sie da und hast dich geopfert, damit die anderen fliehen konnten. Mit dir an ihrer Spitze können wir die Stadt befreien.“
Eine lange Minute Schweigen breitete sich in der engen Gasse aus. Ein unruhiges Rumoren war aus den tieferen Ringen zu hören; hin und wieder auch ein deutliches Klirren von Schwertern. Ioreth sah verwundert auf Paola, die hoffnungslos den Kopf schüttelte.
„Du weißt, wie es ist in diesen Verliesen gefangen zu sein“, begann die Alte „In den endlosen Nächten hungernd und durstend gegen die Einsamkeit zu kämpfen. Es war grauenvoll die Foltern zu ertragen ohne jegliche Hoffnung jemals wieder das Licht der Sterne zu erblicken oder jene warmen Strahlen der Sonne, die all zu selten durch diese dichte Wolkendecke brechen. Ich war lange dort und hatte viel Zeit zu überlegen. Ich bereue die Rolle nicht, die ich in den Reihen der Getreuen gespielt habe. Nichts sehnlicher wünsche ich mir als ein freies Gondor, den König auf dem Throne… ach wie gerne würde ich ein letztes Mal sein edles Antlitz erblicken. Doch jede Rolle hat seinen Beginn, seinen Höhepunkt und schließlich sein Ende in der Geschichte. Und meine schließt hier ab. Ich weiß, dass ich mit meinen Taten, vielleicht auch mit meinem Leben, am Ende bin und ich bin nicht zu Stolz um das Zepter rechtzeitig abzugeben.“
Elea war wütend als sie die Worte aus dem Mund der Alten hörte. Es war, als wäre ihr Geist gebrochen, ihr Mut und ihre Hoffnung verloren.
„Und wer soll eine solch große Rolle übernehmen?“
„Meine liebe Elea… Das hast du doch schon längst. Du hast all dies eingefädelt um uns die Freiheit zu schenken. Du hast die Hoffnung bis heute nicht aufgegeben, hast dich deinem größten Feind entgegen gestellt und wirst ihn noch bezwingen.“
„Aber das will ich nicht… Das kann ich nicht, ohne dich schon gar nicht.“
Schmerzgeplagt erhob sich Ioreth und strich mit ihrer knochigen Hand durch Eleas Haar: „Auch die Dunkelheit hat ihre gute Seiten, sie formt aus einfachen, unscheinbaren Menschen die größten Helden. Ich bin mir sicher, dass du dies schaffst. Gib den Mut deines Herzens an deine Mitstreiter weiter und lass sie an deinen hoffnungsvollen Gedanken teilhaben. Oft reichen diese mächtigen Werkzeuge um über jeglichen Zweifel erhaben zu sein.“

Elea umschloss die alte Dame mit festem Griff. Es war die Akzeptanz und die Gewissheit, dass sie ihre Verbündete nie weder sehen würde, die sie zum Weinen brachte: „Wo wirst du hingehen?“
„Nachhause“, sagte Ioreth und lächelte dabei „Ich werde die grünen Blätter von Lossarnach sehen, den süßen Duft der Rosen riechen und die blühenden Wiesen unter meinen Füßen spüren – ich werde mich in meiner Jugend wiederfinden. Und wer weiß, wenn ich wiederkehre in die Stadt des Königs, vielleicht erfüllt sich dann mein letzter Wunsch und ich sehe König Elessar auf dem Thron und seine unbezwingbare Base steht ihm mit Rat und Tat zur Seite.“
Ein letztes Mal presste Elea sich nochmals in die Schulter von Ioreth.
„Lass uns jetzt gehen, Elea“, flüsterte ihr die silberhaarige Frau ins Ohr.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 7. Jun 2011, 22:09
Fluchtartig verließ der Trupp die dunkle Gasse, um sogleich wieder in der nächsten zu verschwinden. Die Unruhen waren lauter geworden. Die Soldaten haben es gerade noch geschafft, die oberen 4 Ringe zu versiegeln ehe die revoltierende Menge weiter vordrang. So war es im oberen Teil der Stadt sehr ruhig und die Ausgebrochenen kamen zügig voran, bis sie das obere Ende des dritten Ring erreichten.

Araloth wagte einen kurzen Blick über die schützende Brüstung und sah in die Tiefe: „Ab hier wird es wohl sehr schwierig.“
„Was geht dort unten vor?“, fragte Ioreth neugierig.
„Viele Häuser stehen in Flammen, auf den Straßen kämpfen Männer  - Ostlinge, Südländer, junge Männer und Greise, Soldaten mit dem Banner von Gondor und alle gegeneinander. Es ist schwer zu erkennen wer auf welcher Seite steht.“
„Ich denke, es gibt keine Seiten mehr in diesem Krieg. Viele kämpfen für Freiheit, andere für Unterdrückung und die meisten nur aus Zorn. Selbst wenn wir diese Mauer überqueren, wird es unmöglich sein bis an die Stadtgrenze zu kommen. Da unten gibt es niemanden der hinter uns steht“, mischte sich Elea nun ein.
„So gut hat euer Plan funktioniert, doch hier stehen wir an. Das Schicksal hat uns wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte die alte Ioreth, beinahe etwas hoffnungslos.
„Ich fürchte es war kein Schicksal, sondern ein Teil unseres Vorhabens. Es begann mit kleinen geplanten Sticheleien, doch der Zorn in den Menschen ist größer als wir dachten. Was können wir nur tun?“, entgegnete die Dunedain.
„Gar nichts. Gar nichts. Einen rollenden Stein kann man nicht aufhalten. Wir gehen dort hinunter und werden uns durchschlagen oder es zumindest versuchen. Vieles haben wir heute Nacht verbrochen wofür uns der Galgen droht drum werden wir hier nicht Halt machen“, sagte Ioreth und die alt bekannte Entschlossenheit war wieder in sie zurückgekehrt.
„Durch das Tor können wir nicht marschieren, doch dort drüben haben wir große Chancen mit einem Seil heil auf dem Hausdach zu landen. Schaffst ihr das?“, schlug Araloth vor „Und wenn wir uns dort unten verlieren, dann sucht sich jeder den schnellsten Weg raus aus der Stadt. Die Haupttore im untersten Ring werden kaum bewacht sein, wenn sie überhaupt noch stehen. Nehmt keine Rücksicht auf die anderen. Glück alleine wird uns dort unten helfen.“
Alle nickten zustimmend, sogar das alte Weib.
Ein Strick war im Handelsviertel schnell gefunden und ehe eine halbe Stunde vergangen war, stand Araloth bereits an der Brüstung und machte sich bereit in den unteren Ring zu klettern, die anderen hatten vor ihm zu folgen, allen voran Brianna.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 9. Jun 2011, 21:46
Ein Bild des Grauens lag vor Elea. Rauchschwaden zogen durch die Gassen, die Mauern waren Rußbefleckt. Hinter manchen Fenstern loderten helle Flammen hinter anderen wartete das schwarze Nichts. Klageschreie, Schmerzensschreie und Kampfgebrüll erfüllte die ganze Umgebung. Im grauen Schatten des Toreinganges auf der anderen Seite der Straße entdeckte sie ein lebloses Bein. Es war kaum dicker als ihr Handgelenk und gehörte gewiss zu einem kleinen Kind. Für einen Moment war Elea froh nicht die leeren Augen und das blutverschmierte Gesicht des Leichnams zu sehen, doch in ihren Gedanken manifestierte sich die Vorstellung davon.
„Wohin sollen wir gehen?“, rief Elea hilflos.
„Da entlang, diese Gassen sind etwas abgelegen und für den Notfall gibt es viele Möglichkeiten sich zu verstecken“, befahl Ioreth und zeigt mit ihrem knochigen Finger auf einen düsteren Weg, zu dessen beiden Seiten sich Häuser wie Mauern aufbäumten.
„Bist du sicher?“, fragte Elea nochmals etwas misstrauisch.
„Ich lebe schon länger in dieser Stadt als du auf dieser Welt bist. Natürlich bin ich mir sicher“, entgegnete sie empört.

So schnell es der Gesundheitszustand der Alten zu ließ gingen sie die Passage entlang. An der Spitze ging Araloth und Brianna. An jeder Kreuzung erkundeten sie hektisch die Querstraßen, danach folgten die übrigen Getreuen die aus dem Gefängnis geflohen waren und den Abschluss bildeten Elea und Ioreth, welche den Arm um die Schulter der anderen gelegt hatte um sich zu stützen.

„Dort, am Ende des Weges müssen wir auf die Hauptstraße und so schnell wie möglich durch das Tor in den zweiten Ring. Hier ist es besonders gefährlich. Es sind die wohl gefährlichsten Engstellen auf unserem Weg nach unten“, ermahnte wieder die ortskundige Alte.
„Dann sollten wir uns Schwerter besorgen, oder andere Waffen“, betonte Araloth und begann sofort den Boden nach dergleichen abzusuchen, wobei er eigentlich nach Gefallenen Ausschau hielt. Noch ehe sie auf die Hauptstraße abbiegen musste, hatte jeder von den Männern ein Messer, Schwert oder eine Art Holzprügel in der Hand um sich notdürftigst zu wehren. Auf der Hauptstraße waren mehrere Soldaten zu sehen, die heftig mit anstürmenden Mengen zu kämpfen hatten. Zeitweise waren es auch andere Soldaten, aber hauptsächlich Menschen aus dem einfachen Volke.

Auf einen Satz und ohne großartig zu planen, lief die Truppe auf die Straße hinaus. Ihre Augen war nur auf den Durchgang gerichtet und er schien leer zu sein, doch die Menschen hinter ihnen hatten sie bemerkt und ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, stürmten sie auf sie zu. Araloth trug die Insignien Dol Amroths, Brianna eine öffentliche Anhängerin der Schwanenstadt und Elea eine Verrräterin. Vielleicht wurden sie gar nicht erkannt, doch trotzdem liefen die Menschen mit erhobenen Waffen auf sie zu.

„Los, lauft zum Tor hinaus“, brüllte der Diplomat. Er umfasste den Säbel den er von der Straße aufgelesen hatte und gab den Frauen die an ihm vorbeiliefen einen Deut. Auch Brianna musste er direkt in Richtung Tor drängen, denn ohne Bedenken wäre sie an der Seite ihres Geliebten geblieben. Nur die männlichen Flüchtlinge bildeten eine Front um die Angreifer abzuwehren.

Brianna ging direkt vor Elea. Immer wieder drehte sie sich um, als sie durch den kurzen, in den Fels gehauenen Tunnel ging. Sie erspähte nicht viel, bevor ihr die Dunedain befahl weiter zu gehen. Plötzlich drehte sie sich um und stieß Elea und Ioreth um.
„Brianna! Brianna! Bleib hier“, schrie sie und packte mit festem Griff die Hand ihrer Freundin.
„Lass mich… Lass mich aus“, presste sie lautstark heraus und schüttelte dabei die fremde Hand ab „Einmal schon hast du ihn mir weggenommen, aber jetzt lass ich es nicht zu. Verschwindet und lasst uns ein für alle Mal in Ruhe.“ Entgeistert sah Brianna in Eleas Augen. Es spiegelte sich eine unermessliche Aggression in ihnen, die augenblicklich auch in einem Gerangel geendet hätte, doch Ioreth hielt sie ab.
„Lass uns weitergehen. Sie werden uns schon nachkommen.“ Die Situation war angespannt, doch die Alte drängte und zog heftig am Arm der Dunedain.

Sowie Elea und ihre silberhaarige Freundin das Tor durchschritten hatten, verbargen sie sich in einer dunklen Gasse. Sie legten eine kurze Pause ein und ließen sich dabei die Wand entlang zu Boden gleiten.

„Lass uns auf sie warten“, bat Elea in der kurzen Rast.
„Egal was du machst, sie wird dir nicht verzeihen.“
„Aber warum nicht? Ich habe ihn befreit. Ich habe ihn gerettet.“
„Ja, du hast ihn gerettet damit er fliehen kann. Ohne ihr.“
„Das ist doch besser als der Tod am Galgen, oder?“, stellte Elea unsicher fest.
„Hier geht es um ihre Familie. Der Zorn einer Mutter ist ungebremst, wenn ihre Familie droht zu zerreißen.“
Verwirrt schaute Elea nun die Alte an: „Mutter… Brianna ist schwanger?“
„Es scheint wohl so.“
„Wenn es so ist, dann muss ich ihr helfen.“
„Du siehst doch, wie sie auf deine Hilfe reagiert. Die beiden werden ihren eigenen Weg finden und vielleicht geht sie mit ihm oder auch nicht. Ich werde es wohl nie erfahren, aber vielleicht du schon bald. Lass uns nun weitergehen und hoffen, dass wir durch das letzte Tor hindurch kommen.“
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 9. Jun 2011, 23:10
Wutentbrannt stolperte Brianna auf die Straßen und es dauerte einen Moment bis sie die Lage eruiert und sich einen Überblick über die überfüllte Hauptstraße gemacht hatte.

Am südlichen Ende der Straße, die von einer Statue Isildurs gekrönt, erspähte die Kräuterfrau die schwarzen Haare Araloths, welcher an der Seite von Paola kämpfte. Die Kurtisane bewegte sich flink wie eine Katze und wich so den Angriffen der tosenden Menge geschickt aus, nur um kurz darauf ihnen mit ihren zwei Dolchen die Kehle durchzuschneiden.
Ein lautes Krachen riss Brianna aus ihrer Trance und sie sah wie tausend glühender Funken in den Himmel gestoßen wurde. Bei einem der Häuser, welche die Straße an den Seiten säumte, war unter ohrenbetäubenden Lärm der Dachstuhl eingebrochen und eine Staubwolke legte sich wie ein Sterbetuch über die blutbefleckten Pflastersteine.
Brianna hustete und mit tränenden Augen suchte sie nach einer Waffe, die ihr dienlich war, um ihren Geliebten und ihrer Freundin beizustehen, jedoch waren Staub und Asche so stark, dass kaum etwas zu sehen war.

Im nächsten Moment zuckte ein stechender Schmerz durch ihr Gesicht und stöhnend ging sie zu Boden. Jemand hatte ihr einen Kinnhaken verpasst, der sie zu Boden beförderte. Orientierungslos tastete sie über den Boden und fasste in etwas Warmes…es war Blut.
Die offenen Augen des alten Mannes starrten sie vorwurfsvoll und mitleidig an, während ihm Blut aus der Hauptschlagader quoll, wie aus einen der vielen Springbrunnen, die in den Kräutergärten der Heilhäuser gestanden hatten.
Fassungslos starrte sie in diese wunderschönen grünen Augen und sie sah, wie der Mann sein Leben aushauchte und wie seine Seele empor stieg durch Rauch und Asche, sich nicht einmal mehr umdrehend, um dieser verrückten Welt zu entschwinden. Instinktiv ergriff sie das rostige Schwert, welches in seiner leblosen Hand lag und rappelte sich auf. Araloth und Paola wurden immer weiter Richtung Statue gedrängt. Jedoch sah sie eine kleine Lücke, die sich aufgetan hatte und eilte ihnen zur Hilfe.

Sie spürte es nicht, aber unzählige Tränen liefen ihr über das Gesicht, als sie etwas unbeholfen mit erhobenem Schwert auf die Menge zu rannte, die sich um Araloth und Paola gebildet hatten. Eine Frau, dessen Gesicht Schmutz bedeckt war, drehte sich gerade in dem Moment um als Brianna zum Schlag ausholte und so hielt sie mitten im Schlag inne. Sie erkannte eine ehemalige Kundin von ihr, die fast wöchentlich in ihren Kräuterladen gekommen war, um Drachenwurz für ihren Sohn zu kaufen, der an Schwindsucht litt.
Die Frau nutzte das Zögern Briannas aus und stürzte sich, mit einer rostigen Schere bewaffnet, auf sie. Brüllend takelte sie Brianna zu Boden und schlug ihr das Schwert aus der Hand. Blind vor Wut ließ sie die Schere auf die braunhaarige niederfahren. Jene drehte sich so gut zur Seite, wie es die Situation zuließ und schrie auf vor Schmerz.
Die Schere hatte sich tief in ihren rechten Unterarm gebohrt, doch die Frau saß nicht mehr auf ihr.
 Sie blickte auf und erkannte Araloth, der sie ernst anblickte. Unschlüssig wanderten ihre kastanienbraunen Augen von Araloth, über sein Schwert, von dem frisches Blut tropfte, zu der leblosen Gestalt die neben ihr lag. Ein hohes Kreischen entfuhr ihren Lippen als sie erkannte, dass Araloth der Frau den Schädel gespalten hatte.
„ Was machst du hier“, raunte er sie böse an, während er sich bereits umdrehte, um einen anderen Angriff zu parieren, „ Ich dachte du wärst mit Ioreth und Elea schon verschwunden!“.

Irritiert blieb sie stumm, zog sich die Schere unter einem Ächzen aus dem Unterarm, und stieß sie sofort einem Angreifer in die Magengegend, welcher zusammenknickte.
„ Araloth“, keuchte Paola, deren karmesinrotes Kleid an vielen Stellen zerrissen und schmutzig war, „…wir müssen hier weg. Es sind einfach zu viele und irgendwie scheinen sich jetzt alle auf uns zu konzentrieren!“
Graziös, als wäre es ein Tanz, wich sie einen Schritt zurück, brachte einen Angreifer zum stolpern und ließ ihren Dolch in seinen Nacken fahren.
Der Diplomat Dol Amroths blickte die Kurtisane lange und durchdringend an, sie verstand sofort und nickte. Ebenfalls nutzte er den Augenblick packte Brianna an den Schultern, welche ihn verstört anblickte und wisperte aufgeregt: „ Brianna egal was passiert, wenn ich sage renn wirst du rennen. Egal ob Paola oder ich dir folgen. Nimm den Weg, den Ioreth und Elea nehmen wollten und versteck dich, falls du Angreifer siehst. Hast du mich verstanden...HAST DU MICH VERSTANDEN?“, brüllte er zum Schluss.
Völlig aufgelöst nickte Brianna und als Paola Deckung rief, schlug sie die Hände vors Gesicht und ließ sich von Araloth zur Seite zerren.

Als sie die Augen öffnete war alles was sie sehen konnte Feuer und alles was sie fühlte war eine unglaubliche Hitze, die sich um sie herum ausbreitete. Nach und nach fühlte sich das Puzzle ihre Sinnesorgane und sie hörte die schmerzverzerrten Schreie von Menschen und roch den fauligen Geruch verbrannten Fleisches. Augenblicklich blitzen mehrere Bilder jener Nacht auf, in der sie zusammen mit Rhia ihr Gut in Thal verteidigt hatte…derselbe Geruch, dasselbe Geschrei.
Panisch blickte sie sich um, fühlte aber nur, wie man sie an der Hand packte und über die Straße zerrte. Erst als der Druck nachließ traute sie sich die Augen zu eröffnen und blickte in die meergrauen Augen ihres Geliebten.

Das Glücksgefühl hielt nur einen Moment an und wich Panik und Schmerz und leise wimmerte sie:
„ Wo ist Paola?! Geht es ihr gut?!“.
Araloth nickte nur stumm und legte ihr die Finger auf die Lippen. Früher hatte sie seine Berührungen genossen, wenn sie sich im Anschluss geliebt hatten und ihre Finger über seinen muskulösen Körper glitten und sie sich so Nahe waren, wie sie noch keinen Menschen auf dieser Welt gewesen war.
Brianna schaffte es nur einen Blick zurück zu werfen und sie sah, wie mehrere Jugendliche Seile um die Statue gewickelt hatten und sie mit einem Ruck aus ihren Sockel hoben. Krachend stürzte die weiße Gestalt Isildurs zu Boden und zerbarst in seine Einzelteile. Von Paola keine Spur.

Brianna wollte protestieren, aber Araloth zog sie vehement und unnachgiebig durch die Straßen. Als im Schatten der Gasse verschwanden, kullerte der Kopf Isildurs die blutgetränkte Straße hinab. Ein roter Teppich, der das Ende jeglicher Ordnung und des Friedens bedeutete.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 13. Jun 2011, 11:07
Das schlechte Gewissen plagte Elea stark. Sie hatte Brianna denselben Schmerz zugefügt wie sie ihn einst selbst erleiden musste. Auch sie hatte Haldar ziehen lassen und nie wieder gesehen. Was wenn ihre Freundin dieselben Höllenqualen durchleben musste und sie ihn heute ein letztes Mal in den Arm nehmen konnte ohne es zu wissen.
Elea erinnerte sich gut an ihren letzten Kuss mit Haldar. Sie spürte die warme Träne noch auf ihrer Wange und die rauen Lippen auf den ihren. Es war ein kühler Herbsttag und die goldenen und braunen Blätter segelten langsam von den Kronen herab.

„Was ist das?“, brüllte plötzlich Ioreth „Los schnell, wir müssen in das Haus!“ Nun hörte auch Elea das nahende Grollen und Brüllen einer Menschenmasse. Elea nahm ruckartig den Arm der Alten von ihren Schultern und probierte eine der Türen zu öffnen, die abwechselnd zu ihrer Rechten und Linken waren. In einem kleinen einstöckigen Haus hatte sie Glück und im Handumdrehen holte sie Ioreth hinter her. In der Herberge war es stockdunkel und nur vorsichtig tappten sie von Möbelstück zu Möbelstück. Elea fühlte eine Türe die in einen kleinen Raum führten, vermutliche eine Vorratskammer. Darin verbargen sie sich in der Hoffnung unentdeckt zu bleiben.

Die Frauen hörte wie jemand unter lautem Krachen die Türe aufschlug. Sie durchstöberten die wenigen Räume des Hauses. Den beiden Frauen blieb das Herz stehen und sie schienen kaum noch zu atmen. Jeder Laut den sie von sich gaben war einer zu viel. Elea verfolgte den umherwandernden Schein der Fackeln der durch den Türspalt fiel und in fließender Bewegung den Raum ausleuchtete. Doch dann blieb der rötlich-orange Streifen plötzlich stehen. Er bewegte sich keinen Millimeter nach links oder rechts.
Pure Angst ließ die beiden zu lebenden Statuen erstarren. Elea glaubt Schritte zu hören, die sich langsam aber konstant auf ihr Versteck zu bewegten. Doch plötzlich war es still und beiden schien ein Stein vom Herzen zu fallen, bis ein Knistern laut wurde. Und erst jetzt wurde den Frauen klar, dass der orange Schein nach wie vor das Haus erhellte.

„Sie haben es angezündet!!“, schrie Elea laut und riss die Türe auf. Auf dem Fußboden neben dem Tisch lag eine zerschlagene Öllampe und rund herum brannte es lichterloh. Auch von der anderen Seite, wo eine Art Bett stand, schlängelten sich die verschlingenden Flammen den Boden entlang. „Los komm! Wir müssen schnell zur Tür hinaus“, befahl Elea und zog an der Hand ihrer Freundin.
Geschickt hüpfte Elea über die sich schließende Feuerwand in Richtung Tür, doch Ioreth konnte nicht. Mit ihren bloßen Füßen stieg sie in das tosende Flammenmeer und versengte sich Kleidung und Haut.
Mit ihrem ganzen Gewicht warf sich Elea gegen das verschlossene Tor und stürzte samt ihm auf die offene Straße. Die Alte folgte ungewollt. Der starke Rauch ließ die beiden laut Husten.

 „Ha Ha Ha! Da sieh einer an, welch Ungeziefer ich ausgeräuchert habe“, hörte Elea einen Mann sagen. Er war hoch gewachsen, hatte schwarzes krauses Haar und eine dunkle Hautfarbe. Er ging auf die beiden zu und erhob seine mit Blut überzogene Klinge. „Nur Ungeziefer!“, betonte er nochmals und Herzlosigkeit lag in seinen beinahe schwarzen Augen. Verzweifelt griff Elea um sich und ertastete einen abgesplitterten Holzpfosten der Türe. Sie winkelte ihren Arm an und rammte ihn mit aller Kraft die sie aus dem Liegen aufbringen konnte in den Oberschenkel des Angreifers. Er durchbohrte sein Fleisch und augenblicklich quoll purpurrotes Blut aus seiner Hohlwehne. Es war der Schmerz, der ihn zu Boden gehen ließ und die Dunedain rettete.

Sie keuchte unaufhörlich und unter Schock stehend richtete sie sich auf. Die Haut des Verletzten nahm einen unnatürlichen Grauton an als er unaufhaltsam verblutete. Elea nutze den Moment und entriss die Klinge seinen Händen.
„Ioreth! Ioreth!“, stieß es ihr herauf „Geht es dir gut? Wir müssen schnell weiter. Zum Schluss kommen seine Freunde wieder zurück.“
Ohne viel Rücksicht zu nehmen zerrte sie die Alte an der Hand, doch diese konnte kaum auf Ihre Fußsohlen steigen. Elea stütze sie so gut sie konnte, deshalb kamen sie nur sehr schleppend voran.
„Wohin sollen wir nun?“, fragte sie verzweifelt, aber Ioreth konzentrierte sich nur noch auf ihren Schmerz, anstatt den Weg zu weisen.
Es dauerte sehr lange, bis sie die nächste Gasse verließen, doch sah Elea von dort aus schon das Tor in den ersten und untersten Ring. Einerseits war sie erleichtert, doch andererseits wurde ihr bewusst, welcher Weg noch vor ihnen lag und vor allem, wie sollte Ioreth jemals mit solch verletzen Füßen bis nach Lossarnach kommen?
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 17. Jun 2011, 14:52
Behutsam lehnte sich Ioreth gegen die Mauer eines bereits verlassenen Hauses. Sie gab Elea die nötige Zeit sich kurz umzusehen, um zu überprüfen, ob die Hauptstraße frei war. Der Schmerz war unerträglich für die Alte. Bei jedem Schritt trieb es ihr den Schmutz der Straßen in die Brandwunden. Es fühlte sich an als würde sie über glühende Nägel laufen. Langsam ließ sie sich zu Boden gleiten.
Elea kam zurück und in jenem Moment dachte sie ein Geist saß vor ihr. Das silberne Haar war zerrüttet und hatte sich durch den Schweiß und Schmutz zu dicken Strähnen verfangen. Ihr bleiches Gesicht war eingefallen und faltig und doch zeichnete sich ein leicht zufriedenes Lächeln auf ihren Lippen ab. Ihre Augen waren geschlossen. Ihre Beine waren nur noch Haut und Knochen und ihre Füße kohlrabenschwarz von rubinroten Blutfurchen durchzogen.
„Ioreth!“, begann sie leise zu flüstern „Glaubst du, du schaffst es noch bis an die Stadtgrenze?“
Sie nickte nur und hielt ihr eine Hand entgegen mit der Bitte ihr aufzuhelfen. Für Elea war es nicht schwer, denn die Alte hatte nur noch wenig Gewicht.
„Los, lass uns gehen wenn die Straße frei ist“, befahl sie leise und seufzte hinterher.
Es waren kaum zwei Schritte die sie zurück gelegt hatten, ehe die Alte wieder zu Boden fiel. Sie lag am Rande der Hauptstraße, gut sichtbar für vorbeilaufende.

Schockiert blickte Elea links und rechts. Gott sei dank war keiner in der Nähe: „Ioreth! IORETH! Steh auf. Wir müssen weiter!“ Hastig zog sie an der Kleidung der Gestürzten, doch diese rührte sich kaum.
„Es tut so höllisch weh“, klagte sie und Schmerzenstränen quollen aus ihren Augen.
„Ich weiß. Bitte, bitte steh auf“,  flehte Elea und sie begann auch zu weinen. Sie stellte sich vor wie Ioreth hier auf der Straße sterben würde, ob durch feindliche Klingen oder ihrem Alter und der Qual erliegend.

Und da, im Schatten des gegenüberliegenden Hauses bewegte sich etwas. Zuerst bemerkte es Elea nicht, doch dann hörte sie das leise aneinander reiben zweier Schwertklingen. Ein merkwürdiges Gurgeln hallte zu ihr und dann ein lautes Kreischen. Die Dunedain blickte in die gelben Augen eines Orks. Er hatte zwei Krummsäbel in den Händen und bewegte sich langsam und gezielt auf die beiden zu.
„Ein Ork!“, sagte Elea leise zu Ioreth und umklammerte dabei fest das Schwert des Toten. Sie erhob sich und hielt es drohend in Richtung ihres Feindes. Die Tränen kullerten nach wie vor aus ihren Augen.
Begierig leckte sich der Ork über die Lippen und nuschelte kaum verständliche Worte in sich hinein. Mit einem Satz sprang er auf sie zu. Mit einer Klinge zielte er auf ihr Schwert und mit der anderen auf Elea’s Kopf. Sie wusste nicht, wie sie ihn am besten abwehrte und blieb starr stehen, nur das Schwert in ihrer Hand zitterte unkontrolliert.
Plötzlich ohne Vorwarnung riss es ihren Feind zur Seite. Er zappelte auf dem Boden und griff sich auf die Brust, aus der das Gefieder eines Pfeiles herausragte. Erschrocken schaute Elea die Straße hinauf und ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie ihrem vertrauten Beregond in die Augen sah.
„Elea!“, brüllte er förmlich und eilte zu ihr. Ein Soldat aus seinem Gefolge durchschnitt die Kehle des Orks und sie durchsuchten die Ansätze der Nebengassen nach weiteren.
„Ich brauche deine Hilfe, Beregond. Besser gesagt wir brauchen sie“, sagte Elea. Erst jetzt erkannte der Soldat die Frau auf dem Boden.
„Was ist mit dir, Ioreth?“, platze es aus ihm heraus und er beugte sich über ihren Kopf.
„Wir müssen sie aus der Stadt bringen, doch sie kann kaum noch gehen“, übernahm wieder die Dunedain.
„Warum aus der Stadt?“, fragte er verwirrt.
„Weil!“, wisperte Ioreth „Weil ich nachhause möchte.“
Die Tränen standen ihr nach wie vor in den Augen. Ohne nach einem weiteren Grund zu fragen, nahm Beregond seine Verbündete auf die Arme und trug sie aus der Stadt hinaus. Der Weg durch den untersten Ring war einfach im Vergleich zum bisherigen. Mit Beregond und seinen Soldaten an der Seite hatte Elea und ihre alte Freundin nichts zu befürchten.

Lange nachdem sie das Tor durchschritten, das ihnen die Weiten des Pelennor eröffnete, hielten sie. Zu ihrer Rechten erhob sich in stolzer Pracht das weiße Gebirge. In ihrem Hintergrund lag Minas Tirith. Die unteren Ringe standen in Flammen und die Mauern waren unbewacht. Das Mondlicht bahnte sich nur schwer einen Weg durch die dunkle Wolkendecke.
„Hier, setz ich dich ab Ioreth. In dem kleinen Bach kannst du deine Füße abkühlen und reinigen“, sagte Beregond und setzte sie in die schwarze Wiese.
„Ahhh“, schnaufte sie erleichtert und nahm einige Hände voll um auch ihren Durst zu stillen „Das wir das noch schaffen hätte ich nicht geglaubt.“
„Mussten wir doch“, antwortete Elea und sie lächelte dabei geplagt.

Plötzlich hörte Elea ein lautes Johlen aus der Stadt und sie drehte sich schleunigst um. Sie ging einige paar Schritte nach vor und beobachtete Minas Tirith. Sie sah, wie sich die Flammen langsam nach oben bewegten. Scheinbar haben die Aufständischen das Tor in den vierten Ring durchbrochen. Entgeistert verharrte ihr Blick als ihr jemand auf die Schulter griff.
„Ioreth möchte mit dir sprechen.“
„Sieh nur, der vierte Ring… er steht in Flammen.“
Beregond nickte: „Tore und Mauern können die Unterdrückten nicht mehr aufhalten. Herumor sollte sich in Acht nehmen.“
Elea sah Beregond’s Profil an. Sein Blick war starr auf die Stadt gerichtet. Groß und edel wirkte er in diesem Moment, doch die Wut stand ihm auch ins Gesicht geschrieben.


Elea, Beregond und Ioreth zum Weg ins Weiße Gebirge (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,32709.msg242065.html#msg242065)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 17. Jun 2011, 21:07
„ Araloth bitte, lass uns eine Pause einlegen, mein Arm tut weh“, beklagte sich Brianna, deren olivfarbenes Hemd an der rechten Seite schon pechschwarz und triefend vor Blut war.
Als Araloth sich umdrehte trafen sie seine harten, unbeugsamen Augen, die sie bisher noch nicht gekannt hatte. Jener Blick verflog dennoch schnell, als er ihr müdes Gesicht erkannte, welches voll Schmutz und Blut war.
„ Aber natürlich Schatz“, wisperte er und gemeinsam verließen sie die Straße und öffneten die Tür zu einem Haus, in dem die Tür schief hing. Offensichtlich hatte man versuch sich gewaltsam Eintritt zu verschaffen.

Briannas Befürchtung bewahrheitete sie sich, als Araloth die Tür gewaltsam auftrat. Tische und Stühle des kleinen Ess- und Wohnzimmers waren umgeworfen worden. Ein hohes Krachen war zu hören, als die beiden in die Wohnung traten. Diffuses Licht fiel durch die Tür herein und was Brianna zunächst für einen glänzenden Fußboden gehalten hatte, entpuppte sich als Glasscherben von zerbrochenen Lampen, Gläsern und Porzellan.
Brianna bückte sich und fuhr nur wenige Millimeter über den Boden mit den Fingerkuppen über das Scherbenmeer. Vorsichtig hob sie eine größere Scherbe auf, die sich als Reste eines Tellers herausstellte. Die Kräuterfrau konnte einen dunklen Fleck ausmachen, da der Teller anscheinend bemalt war, aber das Licht war zu dunkel.
Als hätte Araloth ihre Gedanken vernommen entzündete er eine Kerze, die er auf einer kleinen Anrichte gefunden hatte und erfüllte somit den winzigen Raum im schwachen Kerzenlicht. Dennoch blieben für Brianna die Konturen im schwachen Licht undeutlich. Sie konnte weiße und dunkelblaue oder schwarze Teile wahrnehmen. Plötzlich spürte sie einen Druck an der rechten Schulte und erkannte sofort Araloths kräftige Hand, der sich über sie beugte. Er seufzte laut.

„ Das…stellt das Wappen Dol Amroths dar. Ich erkenne es sogar hier im Halbdunkel. Dort siehst du noch den Bug des weißen Schiffes und des Schwanenkopfes auf dunkelblauen Hintergrund“.
Seine Stimme war voller Melancholie und Brianna drückte es schwer aufs Herz, ihren Geliebten so verletzt zu sehen.
„ Hier müssen wohl Anhänger Dol Amroths, oder Leute aus der Stadt gewohnt haben“, stammelte Brianna, die nicht genau wusste, was sie sagen sollte. Behutsam legte sie den Teller zurück zu den anderen Scherben und richtete sich langsam auf. Im Kerzenschein flackerten die meergrauen Augen Araloths und sie erkannte, dass er den Tränen nahe war.
„ Ach Schatz“, sagte sie und streichelte ihm über die Wange, bevor sie ihn liebevoll küsste.
„ Ist schon okay Liebes“, erwiderte er niedergeschlagen und begutachte die tiefe Wunde an Briannas Oberarm.
„ Hmm das sieht nicht so gut aus“, flüsterte er mehr zu sich selbst als zu Brianna, „ Ich habe leider nichts zum desinfizieren da, aber ich werde dir einen Druckverband anlegen!“
Er stand auf und streifte sich das weiße Hemd ab und riss einen langen Streifen heraus, den er fest um Briannas Arm band.
„ Du musst es aber schnell rei-“, setzte Araloth an, doch Brianna würgte ihn ab, indem sie ihn den Finger auf die Lippen legte.
Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen sagte sie, „ Wer ist denn hier die Kräuterfrau Schatz?“.

Auf einen tiefen Schluchzer folgte ein lauthalses Lachen Araloths, welches von einem Kuss Briannas erstickt wurde.
Hastig sprang sie auf und packte Araloth an den Händen. „Komm mit…und vergiss die Kerze nicht!“, forderte sie ihn auf, bevor sie mit ihm die Treppe hinaufstieg. Ihren Instinkt folgend fand sie auf Anhieb das Schlafzimmer, welches unversehrt schien.
„ Brianna was machen wir hier?“, fragte der Diplomat aus Dol Amroth vollkommen irritiert.
„ Psst“, zischte Brianna und fing an Araloth innig zu küssen. Sie stieß ihn aufs Bett und legte sich auf ihn. Ihre Hände fuhren über seinen nackten Oberkörper. Die feinen schwarzen Härchen auf seiner Brust, wie am unteren Bauch kitzelten sie leicht. Als sie anfing seine Brustwarzen zu küssen und ihn über die ausgeprägten Bauchmuskeln zu streicheln.
„ Hier…jetzt“, keuchte Araloth, der die Anspannung kaum noch zurückhalten konnte?
Sie hob langsam den Kopf und nickte, während sie sich vorbeugte und ihn ins Ohr flüsterte, „ Ich möchte dir noch einmal ganz nahe sein. Dich noch einmal in die Arme schließen, bevor wir dieses Haus verlassen. Hinaus gehen auf die Straße, wo uns Hass und Tod entgegen treten, die uns entzweien wollen. Ich möchte dich hier und jetzt noch einmal lieben, denn dies könnte die letzte Gelegenheit sein!“.
Araloth nickte, drehte Brianna zur Seite und fuhr ihr durchs schokobraune Haar.
„ Ich liebe dich Brianna. Ich liebte dich seit unserer ersten Begegnung. Nie wieder möchte ich von dir getrennt sein.“
Brianna lächelte mitleidvoll und sie unterdrückte die Tränen, die ihr in die Augen stiegen.
„ Ich weiß mein Schatz, aber wir müssen voneinander getrennt sein, damit wir zusammen sein können“, flüsterte sie, „ aber dieser Moment liegt noch fern, lass uns im Hier und Jetzt verharren!“.
Araloth nickte und lockerte den Verschluss seines Gürtels und zog sich aus.




Brianna hatte sich dicht an Araloth geschmiegt und spielte mit seinen Brusthaaren. Immer wieder zwirbelte sie, bevor sie sie wieder sorgfältig glättete. Sie konnte seinen Herzschlag vernehmen. Sie wirkten wie eine Einheit, wie sie splitterfasernackt auf dem Bett lagen. Dicht ineinander verschlungen, die Zeit überdauernd.
Araloth räusperte sich und Brianna blickte ihn mit freudestrahlenden Augen an.
„ Brianna…“, setzte er an, aber ihn versagte die Stimme.
„ Ja..?“, forderte sie ihn auf, seinen Satz zu beenden.
„ Willst du meine Frau werden?“.
Brianna schluckte, „ Ich bin schwanger…“

Ein lautes Poltern im unteren Geschoss ließ die beiden Hochschrecken und panisch blickten sie sich an.
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 17. Jun 2011, 23:59
Jetzt bin ich schon zwei Wochen unterwegs und ich kann ihren Anblick immer noch nicht vergessen…Ich vermisse sie einfach so wahnsinnig

Um nicht mehr an ihre verstorbene Freundin denken zu müssen, raffte sich Brianna auf und schob die schweren Vorhänge zur Seite. Blutrot schimmerte der Horizont und sie erspähte, wie sich die Sonne schwer hinter dem weißen Gebirge niedersenkte. Sie entzündete ein paar Kerzen und betrachtete sich im Spiegel.
Unter ihren braunen Augen zeichneten sich tiefe, schwarze Furchen ab. Sie hatte in den letzten Wochen kaum geschlafen. Immer wenn sie die Augen schloss hörte sie wieder die Schreie der Ostlinge und sie vernahm den Geruch der verbrannten Haut. Obwohl sie diese Erinnerungen immer noch mehr schätzte, als der Anblick Rhias auf dem Totenbett.
Mit kühlen Wasser, welches ihr die Besitzerin der Herberge aufgefüllt hatte, wusch sie ihr Gesicht und flocht ihre Haare zu einem Pferdeschwanz.
Vielleicht bringt mich ein Spaziergang auf andere Gedanken.

Die Stufen knarrten als sie hinabstieg, um die Herberge zu verlassen. Die Besitzerin, eine alte Frau um die Sechzig, döste in einem kleinen Schaukelstuhl. Neben ihr eine halbleere Flasche Portwein.
Leise öffnete Brianna die Tür, aber auch sie gab ein bitterliches Knarren von sich, welches bewirkte, dass sich die alte Frau verschluckte und erschrocken aus dem Schaukelstuhl auffuhr.
„Kindchen jetzt haben sie mich aber erschreckt“, röchelte die Alte und setzte sich wieder bequem hin. Es dauerte einen Moment bis sie die Lage verstanden hatten.
„ Sie wollen doch jetzt nicht etwa um die Zeit noch nach draußen?“, skeptisch musterte sie Brianna, „ Immerhin gibt es in der Gegend hier Wölfe und in diesen Tagen weiß man sowieso nie, wen oder was man in den Wäldern antrifft. Weiter östlich hier ist das Gut des alten Beorn. Seltsamer Zeitgenosse, wenn Sie mich fragen. Viele hier in der Gegend schätzen ihn, aber ich konnte ihn noch nie wirklich leiden. Wie das Leben so spielt nicht war….“
Brianna hörte geduldig zu, wie sich die Alte über dieses und jenes beschwerte, obwohl sie kein Wort behielt, dass ihr die Frau zutrug. Nach einer Viertelstunde höflichen Nickens und ab und zu eines Aha‘s und Achso‘s, gestattete ihr die Alte unter der Bedingung zu gehen, dass sie in spätestens einer halben Stunde wieder zurück sei, da sie dann die Herberge abschließen wollte.
„ Nicht, dass dieser Beorn kommt und ihnen den Portwein wegtrinkt“, scherzelte Brianna und die Alte lachte lauthals auf und nickte. Brianna musste unweigerlich an eine alte Krähe denken.

Die kühle Nachtluft umspülte sie und drang in jede einzelne ihrer Poren ein. Die Herberge lag auf einen kleinen Hügel und Brianna musste ein paar Minuten gehen, um dem Schein der erleuchteten Fenster zu entgehen.
Nach kurzer Zeit vernahm sie das Plätschern eines kleinen Baches, der an beiden Seiten von Bäumen und Sträuchern gesäumt war.
Sie atmete tief ein und schritt auf den Bach zu. Er war nicht sonderlich breit. Hätte Brianna Anlauf genommen, sie hätte es wohl in einem Sprung auf die andere Seite geschafft. Jedoch war er tief. Brianna nahm einen Stock, der am Ufer lag, und versuchte den Grund des Baches zu ertasten. Erst als sie Handgelenktief ins Wasser gelangt hatte ertastete sie Steine am Grund des Baches. Das Wasser wäre Brianna wohl bis zum Bauchnabel gegangen.
So entschied sie sich lediglich die Füße ins kalte Nass zu tauchen und der Stille der Natur zu lauschen.

Ihre Ruhe wurde von herannahendem Hufgetrappel gestört. Erschrocken sprang Brianna auf, nahm ihre dünnen Schuhe und versteckte sich im Schatten des Waldes.
Sie erspähte ein dunkelbraunes Ross, welches ein großer, athletischer Mann an einem Baum festband.
„ Ruhig Laslo“, flüsterte er ihm zu, „ gleich können wir weiter!“.
Brianna stockte der Atem als sie sah, wie sich der Mann seiner Sachen entledigte und sie achtlos ans Ufer warf.
Sie musterte ihn ganz genau und errötete. Ihre Augen ertasteten jedes Detail seines Körpers ganz genau. Von seinen kräftigen Waden, über seine muskulösen Beine, über sein Geschlecht bis hin zu seinem kantigen mit leichtem Bart besetzten Gesicht. Er hatte seine schulterlangen, schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden.
Langsam stieg er ins Wasser und wusch sich genüsslich ab. Brianna war außer Stande sich zu bewegen und starrte unerlässlich auf den nackten Fremden. Noch nie zuvor hatte sie einen Mann nackt gesehen.
Schlussendlich fand sie doch den Mut sich zu bewegen und versuchte leise davon zu stapfen. Doch ungeschickt stieg sie auf ein paar trockene Äste und erschrocken drehten sich beide um. Brianna, weil sie sehen wollte, ob der Fremde sie gesehen hatte, Araloth, weil er dachte ein Angreifer wäre in der Nähe.
Als sich ihre Blicke trafen setzte der Fremde ein verschmitztes Lächeln auf.
„  Laslo ich wusste gar nicht, dass wir beobachtet werden“, rief er dem Ross zu, welches schnaubte.
„ Junge Dame ich finde es jetzt aber schon ein wenig traurig. Wenn ich ein Etablissement besuchen würde, um Frauen zu sehen, dann müsste ich Geld bezahlen. Wie sieht das mit jetzt mit Ihnen aus?“, entgegnete er ihr süffisant.
Brianna versagte die Stimme, sie konnte nur ungläubig auf den Mann starren der gerade aus dem Wasser stieg und ihr Blick wanderte unweigerlich nach unten.
Jener folgte ihrem Blick und lächelte ihr verstohlen zu. Sofort fing Brianna an zu stammeln und brachte nur ein „ Entschuldigung“ heraus.
Der Mann lächelte ihr immer noch verstohlen zu und ließ sich sichtlich Zeit sich abzutrocknen und eine Hose überzustreifen. Nachdem er Hose und Stiefel angezogen hatte, das Hemd hatte er absichtlich weggelassen, brachte Brianna immer noch kein Wort heraus.
Der Fremde ergriff erneut die Initiative, „ So wie klären wir das jetzt mit der Bezahlung? Im Übrigen mein Name ist Araloth und ihrer?“.
Brianna nickte höflich und weil ihr nichts anderes einfiel streckte sie ihm die Hand zum Gruße aus und wisperte, „ Brianna aus Thal.“
Im selben Moment hätte sich Brianna für ihre peinliche Darbietung am liebsten ohrfeigen können, doch Araloth nutzte die Chance, ergriff die Hand und zog die Frau aus Thal zu sich.

„ Brianna welch ein schöner Name, aber noch viel schöner sind deine Augen“, flüsterte er ihr verführerisch zu, während er sich fester an sie schmiegte.
Die Frau aus Thal war wie Wachs in seinen Händen. Einfach alles an diesem Mann fand sie anziehend und so gab sie sich ihm hin, als seine Lippen näher kamen und die ihren bedeckten.
Die Zeit schien still zu stehen, als Araloth sie küsste. Nach einiger Zeit fand sie die Beherrschung über ihren Körper zurück und löste sich aus Araloths Armen. Sie fuhr sich noch einmal über die Lippen bevor sie wieder zurück zur Herberge sprintete.




„ Du bleibst hier und rührst dich nicht vom Fleck“, schärfte Araloth ihr ein, zog sich schnell seine Hose über und ergriff ein Schwert. Langsam und Schritt für Schritt stieg er die Treppen hinab und gelangte zurück ins Wohnzimmer. Es dauerte einen Moment bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch es dauerte nicht lange bis er den Ursprung des Lärms ausfindig gemacht hatte.

Zwei wimmernde und schluchzende Gestalten kauerten in der Ecke. Araloth rief Brianna herbei, die, bereits angezogen, mit der Kerze in der Hand zu im trat.
Als das Licht den Raum erhellte erkannten die beiden, dass die Gestalten, die den Lärm verursacht hatten, zwei Kinder waren, wohl um die fünf bis sieben Jahre.
Die ältere von beiden hob abwehrend die Hände in die Luft, als Araloth und Brianna auf sie zutraten.
„ Nehmt mich, aber verschont meinen Bruder. Er ist doch erst fünf Jahre alt“, schluchzte sie.
Araloth schüttelte nur irritiert den Kopf und machte noch einen Schritt auf sie zu, da er die beiden trösten wollte, doch das Mädchen schrie nur auf und umklammerte ihren kleinen Bruder.
„ Araloth…das Schwert“, raunte Brianna ihn an und als Araloth ihre Intention verstand war er das Schwert, welches er bis zu diesem Moment hoch erhoben in der Hand gehalten hatte, weg als wäre es etwas Giftiges.
„Ruhig“, flüsterte Brianna und stieg zu den beiden, um ihnen beruhigenden über den Kopf zu tätscheln. „ Ganz ruhig es wird euch sicherlich nichts mehr passieren.

Araloth war inzwischen aus dem Haus gegangen, um die Lage in der Straße zu eruieren. Er kam mit weit aufgerissenen Augen wieder rein.
„ Brianna ich hol noch schnell unsere Sachen von oben, dann müssen wir weiter. Da kommt plündernd und brandschatzend eine Horde Orks. Sie stecken einfach wahllos jedes Haus in Flammen!“
Brianna nickte nur und schaute den beiden Kindern in die Augen. Jene nickten ebenfalls stumm und zu viert verließen sie das Haus.
Die Orks hatten sie nicht bemerkt und so rannten sie die Straße hinab.




Die Alte fummelte gerade am Schloss herum als Brianna außer Atem an der Herberge an kam.
„ Und ich dachte schon ein Wolf hätte Sie hübsches Ding gefressen“, feixte die Frau und bedeutete ihr einzutreten.
Wortlos trat sie ein, rannte die Treppe hinauf und schloss die Tür hinter sich, als sie ihr Zimmer betreten hatte. Sie atmete tief ein und verdaute erst einmal das Geschehene, bevor sie sich aufs Bett legte und einschlief.



Brianna, die beiden Kinder an der Hand, rannte Araloth hinterher, der sich immer zuerst vergewisserte, ob die Straße oder Gasse auch rein war, bevor sie sie wählten.
Sie kamen an einem Haus vorbei, welches erst vor kurzem in Brand gesteckt worden war und entdeckten getötete Orks davor.
Das Mädchen quiekte kurz auf und drückte sich fest an Brianna.
„ Ist das jetzt gut oder schlecht für uns“, fragte die Kräuterfrau Araloth, der sich besorgt umdrehte.
„ Ich weiß es nicht. Momentan gibt es glaube ich nur schlechte Varianten“, erwiderte Araloth und die Ausweglosigkeit ihrer Situation zauberte den beiden ein paradoxes Lächeln auf die Lippen.
„Wenn wir der Straße hier folgen kommen wir zum Haupttor, wodurch wir fliehen können…“, er zögerte kurz, „wodurch ich fliehen kann.“ Und seine Stimme hörte sich traurig an, als er die Worte aussprach.
Brianna blickte nur wortlos auf die zwei Kleinen, die sich an sie schmiegten und Araloth nickte. Sie ging kurz in die Hocke.
„ Na ihr?“, sagte sie mütterlich, „ Wie heißt ihr denn überhaupt? Ich bin Brianna und der Mann da ist Araloth“. Brianna schenkte ihnen das aufrichtigste Lächeln, das ihre Situation hergab. Von überall her, war Schlachtgetümmel zu hören und die Stadt leuchtete hell. Der Himmel war wie ein Grabstein, der über der Stadt und ganz Mittelerde lastete.
Der kleine junge schaute nur zu seiner Schwester, welche Brianna unschuldig musterte und langsam stotterte, „ Ich…ich…bin Talea und das hier ist Cheren!“
„ Das sind aber schöne Namen“, ergänzte Brianna liebevoll und stupste Cherens Nase, der daraufhin lächelte.
„ Was ist denn mit eurem Haus passiert?“, fragte Araloth etwas forsch und verschreck schüttelte Cheren den Kopf. Talea jedoch fuhr in ihrer Erzählung fort.
„ Mami und Papi waren am Vormittag in der Stadt. Sie haben uns allein gelassen, weil wir ja nicht mehr in die Schule dürfen, weil wir aus Dol Amroth sind.“
Araloths Augen glänzten auf einmal, als er den Namen seiner alten Heimatstadt vernahm.
„ Am Nachmittag kam dann unsere Nachbarin und sagte, dass unsere Eltern nicht mehr kommen würden.“ Auf den verwunderten Blick Briannas fuhr Cheren sich mit dem Zeigefinger über die Kehle und die Frau aus Thal schleckte schwer.
„ Seit dem haben wir uns im Haus versteckt“.
„Hinter Mamis alten Mänteln im Schrank“, ergänzte Cheren mit piepsiger Stimme.
„ Zwischenzeitlich kamen Männer und haben alles verwüstet“, fuhr Talea traurig fort und Cheren fing an zu Weinen. Beruhigend wiegte ihn Brianna im Arm.
„ Habt ihr noch Verwandte in Minas Tirith?“, unterbrach Araloth die Stille, dem es sichtlich unwohl war so lange an einem Fleck zu verharren.
Cheren nickte und Talea sprach für ihn, „ Nunja Verwandte sind es nicht wirklich, aber die Freundin unserer Eltern wohnt hier..“
„ Tante Heliá“, warf Cheren ein.
„ Dann bringen wir euch zu ihr“, verkündete Brianna.


Brianna hatte beschlossen am folgenden Morgen abzureisen. Sie hatte gerade ihr Bündel gepackt, als es an der Tür klopfte.
Genervt öffnete Brianna und ihr stockte der Atem.
Araloth stand mit einem Strauß frischer Rosen vor ihr und lächelte charmant. Sie folgte dem ersten Reflex und wollte die Tür wieder zuschmeißen. Araloth jedoch hatte damit gerechnet und stemmte seine Hand dagegen.
Widerwillig ging Brianna einen Schritt von der Tür weg und ließ den Fremden eintreten.
„ Wie…“, setzte Brianna an.
„ Die Alte…nach ein paar Münzen und ich denke auch ein paar Gläsern Portwein sprudelte es gerade so aus hier heraus“, erklärte Araloth und lächelte dabei. Dasselbe Lächeln, welches sie die ganze Nacht bereits um den Verstand gebracht hatte.
„ Und was willst du hier?“
Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, schloss er die Tür hinter sich und küsste Brianna, während er sie liebevoll aufs Bett legte.
Überwältigt von der Überzeugtheit Araloths ließ sie sich von ihm führen. Half ihm dabei sich auszuziehen und entledigte Araloth seiner Kleider.
Sie gab sich dem Fremden vollkommen hin, während er sie so heiß und innig liebte, wie sie es sich nicht hätte vorstellen können.

„ Vielen Dank, dass Sie sie gefunden haben“, sagte Heliá, die Talea und Cheren hoch ins Bett geleitet hatte.
„ Nichts zu danken“, erwiderte Araloth und beide wünschten den Kleinen alles Gute. Sogar Araloth erntete eine Umarmung der beiden Kinder, bevor Heliá hastig die Tür schloss und alle Lichter im Haus löschte.
„ Die Stadt ist voller Angst und Misstrauen…sie hielt uns am Anfang für Mörder Araloth“, sagte Brianna traurig, als sie sich vom Haus im zweiten Ring entfernten. Araloth nickte leise und küsste ihren Kopf.
Der Weg hinunter zum Haupttor erschien Brianna wie ein Katzensprung und ohne weitere Zwischenfälle passierten sie die Straßen.
Das Haupttor war schon in Sichtweite, als Araloth Brianna am Arm packte und in den Schatten eines Eingangs zerrte.
„ Was ist…“, doch ihr empörter Ausruf wurde von einem innigen Zungenkuss erstickt.
Die Wahrheit brach über sie herein, wie ein Sturmgewitter. Dies war der letzte Moment in dem sie Araloth wiedersehen würde, für eine lange Zeit, wenn nicht für immer.
Vor kurzem hatten sie sich erst wieder gefunden und jetzt mussten sie sich schon wieder trennen.
Brianna schüttelte nur den Kopf und schluchzte, die Tränen unterdrückend, die in ihr emporstiegen.
„ Das ist nicht fair…nicht jetzt…nicht so“, wisperte sie.
„ Ich weiß“, seufzte Araloth und legte seine Stirn an ihre, „Ich weiß!“
„ Ich kann dir jetzt nicht lange auf Wiedersehen sagen Schatz, deswegen bekommst du nur eine Antwort: Ja ich will!“, schluchzte Brianna und wischte sich die ersten Tränen aus den Augenwinkeln.
Araloth lachte, bevor ihm auch die Tränen kamen.
„ Pass gut darauf auf“, fügte er schlussendlich hinzu und streichelte Brianna über den Bauch, „ und vergiss nicht die Wunde zu reinigen!“.
Brianna küsste ihren Verlobten und schob ihn von sich auf die Straße, wo er nach kurzem Zögern Richtung Tor lief.
Kurz bevor er Briannas Sichtfeld verließ, drehte er sich um und rief, „ Ich schreibe dir, wenn ich zur Ruhe gekommen bin. Wenn der Wind meinten Namen nicht mehr Flüstern muss und die Schatten sich verzogen haben.“
Brianna lächelte gequält, warf ihn einen Luftkuss zu, bevor sie heulend im Hauseingang zusammenbrach, als sie Araloth durchs Haupttor schreiten sah.

Araloth lag auf dem Bauch, als die Nachmittagssonne seinen Rücken streichelte. Einen Moment musste er sich orientieren, bevor er wieder wusste, was passiert war.
Ein Blick ins Zimmer genügte, um zu wissen, dass Brianna weg war. Sie hatte sogar ihre Seite des Bettes noch ordentlich zu Recht gemacht. Sonst war es immer Araloth, der noch in der Dämmerung verschwand, um die Frauen allein zu lassen.
„ Sie ist etwas Besonderes“, flüsterte er in die Stille.
Auf ihren Kopfkissen fand er einen Brief, auf dem eine der Rosen lag, die Araloth Brianna mitgebracht hatte.
Mit zittriger Hand öffnete er den Brief, der auf vergilbtes Pergament in feiner Handschrift geschrieben hatte.
Lieber Araloth,
Wir haben uns zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt getroffen. Ich verließ Thal, um einen klaren Kopf zu bekommen, um die Welt zu sehen. Ich reiste quer durch den Düsterwald und sehne mich danach noch mehr zu sehen. Den Goldenen Wald oder Bruchtal. Die Heilkünste der Elben sollen überragend sein. Dennoch bedeutet mir unsere gemeinsame Nacht so viel.
Deswegen schreibe ich dir, wenn ich zur Ruhe gekommen bin. Wenn der Wind meinten Namen nicht mehr Flüstern muss und die Schatten sich verzogen haben.

In Liebe Brianna

P.S: Die Rosen sind wunderschön.


Araloth auf die Pelennor-Felder (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6904.msg273567.html#msg273567)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 18. Jun 2011, 16:37
Vielleicht war es das allgemeine Schlachtgewimmel, das in der Stadt herrschte, oder es war der Traum gewesen, der Brianna aus dem Schlaf riss.
Der Bürgerkriegsähnliche Zustand hatte mittlerweile schon den dritten Ring erreicht. Vereinzelt stiegen Rauch und Flammen aus dem Ring empor, den Brianna ihre Heimat nannte.

Die Kräuterfrau setzte sich auf. Sie war in dem Schatten des Eingangs eingeschlafen, wo sie Stunden zuvor unter Tränen Araloth verabschiedet hatte.
Rasch drehte sie den Kopf beiseite und erhoffte sich noch einmal das Gesicht ihres Verlobten zu sehen. Sich noch einmal in seinen starken Armen vollkommen behütet und geschützt zu fühlen.
Doch da war nichts. Gähnende Leere und Dunkelheit breitete sich um das Tor aus. Die Randalierenden waren anscheinend vollkommen weiter hinauf gezogen, um die Stadt in Schutt und Asche zu legen.
Brianna versuchte aufzustehen, doch ihr Rücken schmerzte so sehr. Sie musste sich wohl auf den kalten Steinboden verlegen hatten. So verharrte sie noch einen weiteren Moment auf den Boden sitzend und schrieb mit ihren  Fingern Brianna und Araloth in den staubigen Untergrund.

Die ersten beiden Ringe waren wie leergefegt und Brianna fürchtete nach jeder weiteren Ecke oder Kurve einem Ork, oder anderen wütenden Menschen in die Arme zu laufen. Sie hielt sich bedeckt und sprang, wie eine Katze von Schatten zu Schatten, um nicht entdeckt zu werden. Die meisten Feuer in den unteren Ringen waren bereits wieder erloschen, oder hatten nichts Neues mehr zum verzehren gefunden, wodurch sie nur noch leise vor sich hin loderten.
Sie wollte gerade die Stufen zum dritten Ring passieren, als sie laute Stimmen vernahm. So machte sie ein paar Schritte rückwärts und verbarg sich hinter einem Stapel Holzscheite.
Am oberen Ende der Treppe konnte sie ein zwei Gestalten ausmachen. Der eine war klein und gedrungen, trug aber ein krummes Schwert bei sich. Es dauerte einen Moment bis sie erkannte, dass es ein Ork war.
Der andere war eindeutig ein Mensch, welcher hochgewachsen und stattlich war. Die aschblonden Haaren ordentlich gekämmt.
Die Entfernung und das Schlachtgeschrei verhinderten, dass Brianna die ganze Unterhaltung hören konnte, doch war sie in der Lage ein paar Fetzen aufzuschnappen.

„  Der Nazgûl und seine Dienerschaft sind geflohen“, krächzte der Ork mit einem furchtbar gebrochenen Westron.
Die lange Pause des Menschen auf diese Wort verriet Brianna, dass ihm diese Wendung nicht zusagte.
„ Haltet auf jeden Fall die letzten Ringe….Herumor darf nichts passieren“, hallte die Stimme des Menschen durch die Gassen.
Ehe Brianna mehr Fetzen der Unterhaltung aufschnappen konnte, waren die beiden schon von der Bildfläche verschwunden und nach einigen Minuten machte sich Brianna auf in den Dritten Ring. Sie wollte in ihrem Laden vorbeischauen, um ein wenig Alkohol zum Desinfizieren zu holen.
Die Hitze im Dritten Ring war unerträglich, irgendwo in der Nähe der Straße musste etwas lichterloh brennen. Ruß und Hitze trieben ihr die Tränen in die Augen und so beschleunigte sie ihren Schritt und erreichte nach ein paar Metern die Gasse, die zu ihrem Laden führte.

Die Hitze nahm immer mehr zu und als sie die Straße betreten hatte, riss sie ihre Augen weit auf.
Die Quelle des Feuers war nichts anderes als ihr eigener Laden gewesen. Vor ihm machte sie eine Handvoll Soldaten Herumors aus und an ihrer Spitze ein dürrer Mann, gekleidet in einen edlen purpurfarbenen Mantel. Den dünnen Schnurrbart, der seine Lippen krönte, hätte Brianna jeden Moment wieder erkannt.
„LUCIUS“, brüllte sie wutentbrannt und mit süffisanten Lächeln drehte sich der Stadtrat um, als hätte er sie bereits erwartet.
Sein Lächeln wuchs an, als er die Kräufterfrau aus Thal erblickte, und wie zum Hohn und Spott seine brennende Fackel den Flammen übergab, die sich aus Briannas Laden züngelten.
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 30. Jul 2011, 17:16
Das Glas ihres Schaufenster quietschte und es schien Brianna so, als würde es vor Schmerzen schreien, bevor es barst und Scherben auf das Straßenpflaster spuckte, wie ein Kranker Blut.
Lucius hatte sich vor die fünf Soldaten gestellt, die ihn begleiteten und kichernd und grunzend hinter ihrem Herren standen. Die Flammen, die wie giftige Schlangen aus dem Laden herausbrachen, , verzerrten die Gestalt des Stadtrates zunehmend.
Seine aschblonden Haare brannten förmlich und sein purpurfarbenes Gewand glühte im rotgoldenen Schein des Feuers.

„ Na da schau an, wer wie die Ratte aus seinem Bau gekommen ist. Ich wusste bei Ungeziefer hilft es immer ein wenig Auszuräuchern“, spottete der Stadtrat und hob belustigend seine Arme, um die Soldaten hinter ihm zum Lachen aufzufordern. Als Brianna schwieg fuhr Lucius gelangweilt fort.

„ Aber du bist ja allein…wo sind denn deine Begleiter? Die Hure Paola?! Der widerwärtige Verräter aus Dol Amroth?! Das Weibsbild Elea?! Wo sind sie denn alle? Habe ich wirklich nur dich hierher gelockt? Versteh das nicht Falsch Püppchen…“, jede einzelne Silbe spuckte ihr Lucius mit solcher Verachtung für die Füße und kam mit jedem Wort einen Schritt auf sie zu, bis er direkt vor ihr Stand. Süffisant lächelte er auf sie herab und zwirbelte sich die Enden seines Schnurrbartes, bevor er fortfuhr, „…ich bin froh, dass du hier bist. Aber du bist nur ein kleiner Fisch und leider nichts wert im Vergleich zu deinen widerlichen Begleiterin!“.

Er griff mit entschlossener Hand ihren Kiefer und zwang sie so ihn anzusehen, bevor er sich langsam noch vorne beugte und seine Visage immer näher kam. Brianna hatte schon befürchtet er würde versuchen seine widerwärtige Zunge in ihren Rachen zu stecken, doch er beugte sich nur neben ihr Ohr flüsterte leise. Der heiße Atem an ihren Hals und der faulige Geruch nach Lavendel, Schweiß und Ruß, die Lucius absonderte forderten Briannas Würgereiz heraus doch hielt sie ihm stand, während der Stadtrat seine giftigen Worte in Briannas Ohr setzte, wie die Brut einer ekelhaften Spinne.

„ Bring mir Araloth zurück und dir und deinen Freunden wird nichts passieren!“.
Für einen Moment verharrten sie so und nichts außer dem Gemurmel der Soldaten und das Knistern des Feuers, dass sich durch Briannas Kräuterladen fraß wie eine Bestie mit unstillbarem Hunger, waren zu vernehmen.

„ Warum sollte ich das tun, Lucius?“, erwiderte Brianna, ebenfalls flüsternd, „ Warum sollte ich dir den Mann ausliefern den ich liebe?“.
Lucius lachte lauthals und Brianna erschrak fast zu Tode, aber dennoch löste er sich nicht von ihr, sondern blickte ihr wieder streng in die Augen.
„ Du LIEBST ihn? Wie lächerlich meine Liebe. Niemand liebt diesen Mann außer mir!“, schrie Lucius und spuckte Brianna ins Gesicht. „ Niemand hat ihn je so geliebt wie ICH!“.
Die Frau aus Thal kochte vor Wut, doch die Angst lähmte sie. Die Angst vor den Männern, die nur fünf Meter hinter Lucius standen. Die Angst vor dem Stadtrat selber, der sie mit fast wahnsinnigen Blick musterte.

„ Wenn du es nicht deinetwegen tust, dann denke doch wenigstens an die Hure Paola, die oben im Palast gefangen gehalten wird!“, fuhr Lucius nun gefasster fort und versuchte wieder zurück zu seinem verachtenden, süffisantem Tonfall zu finden.
Als Brianna den Namen hörte wurde sie kreidebleich und als Lucius das sah, lächelte er höhnisch. Doch die Kräuterfrau gab nicht nach, sondern starrte betreten auf den Boden, was Lucius wieder dazu veranlasste ihren Kiefer schmerzhaft nach oben zu zerren.
„ Wenn du es nicht mal für diese dreckige Hure tun kannst, dann tu es immerhin für dein ungeborenes Kind!!“.

Die knochigen Finger, die Briannas Bauch tätschelten, waren wie kleine Dolche die sich durch ihr Fleisch direkt ins Herz ihres ungeborenen Kindes bohrten.
Auf einmal kam es Brianna so vor als würde sie neben sich stehen. Als beobachte sie die Szenerie zwischen den zwei Personen, die so eng aneinander standen, als wären sie ein Liebespaar.

Brianna holte aus und rammte Lucius die Scherbe ins Auge, die sie aus dem Haus vor ein paar Stunden mitgenommen hatte als Erinnerung an Araloth, und zog sie vom unteren Lidrand über die gesamte Wange bis sie in den Mundwinkeln hängen blieb und abrutschte, sodass sie klirrend zu Boden fiel.
Der Schrei des Stadtrates war so verzerrt und laut, dass Brianna das Mark in den Knochen gefror und gleichzeitig ihre Ohren schmerzten. Er brach wimmernd und sein Gesicht haltend vor ihr zusammen.
Es dauerte einen Augenblick bis seine Leibwachen verstanden hatten und es Brianna erkannte, als wären sie sich nicht sicher, ob sie erst Brianna jagen oder ihrem Herren helfen sollten.

„ In Deckung!“, ertönte es plötzlich hinter ihr und Brianna drückte sich an die Häuserwand. Eine Pfeilsalve segelte an ihr vorbei und brachte zwei der fünf Soldaten zu Fall.
Irritiert erblickte sie mindestens zehn Männer und Frauen, die am Ende der Gasse standen und nun mit gezogenen Waffen auf die Soldaten Herumors losrannten.
Der Überzahl waren die Männer nicht gewachsen und Brianna musste mit ansehen, wie sie erbarmungslos niedergeknüppelt worden.

„ Hier möchtest du es tun?“, durchbrach die Stimme der Frau, die Brianna zuvor auch gewarnt hatte, das Schweigen und hielt ihr das Schwert hin.
Sie alle hatten sich um den wimmernden Lucius versammelt, der in seiner eigenen Blutlache zappelte.
„ Ich…weiß…ich kann…“, fing Brianna an zu stottern, die immer noch nicht wirklich begriffen hatte was in den letzten Minuten passiert war.
„ Tu es! Immerhin hast du ihn zu Fall gebracht!“, forderte sie eine Männerstimme auf und die anderen brachen in Jubel auf.
Die Kräuterfrau nickte stumm und distanziert ergriff sie das Schwert und ließ es auf Lucius niederfahren.
Die Personen um sie herum jubelten, ein paar klopften Brianna auf die Schultern und ohne, dass sie es eigentlich wollte, wurde sie mit ihnen mitgerissen. Sie waren auf den Weg zu Herumors Palast.
Erst jetzt betrachtete Brianna ihre Hände und Arme, welche fast bis zu Elle komplett mit dem getrockneten Blut von Lucius bedeckt waren.


Brianna in den obersten Ring zur Zitadelle (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6064.msg254979.html#msg254979)
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 20. Aug 2011, 11:05
Elea und Beregond vom Weg ins Weiße Gebirge (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,32709.msg242065.html#msg242065)


Die unteren Ringe der Stadt waren leergefegt und die Soldaten samt Elea kamen schnell voran. Sie liefen über unzählige Leichname hinweg vorbei an gestürzten Steinstatuen und verbrannten Häusern. Hin und wieder sahen sie Bewohner die wirr durch die Straßen liefen und nach Hab und Gut oder vielleicht bekannten Gesichtern unter den Gefallenen suchten. In solch einem Bild hatte Elea die weiße Stadt noch nie gesehen.

So viele Opfer, so viel Leid. Die Stadt des Königs ist schmutzig und mit Blut besudelt. Das Volk hat sich untereinander so bekämpft und sich selbst tiefe Wunden zugezogen. Selbst wenn dieser Krieg vorbei ist, wird eine eiserne Front zwischen dem Volke Gondors stehen. Und an all dem hier ist nur Herumor schuld; und Sauron…

Die Dunedain wurde wütend als sie in ihrem Laufschritt über die Hauptstraße lief. Als die Truppe durch das steinerne Tor im vierten Ring lief und die Treppe hinauf, stießen sie wieder auf die ungebremsten Königsgetreuen. Der sechste Ring war überfüllt mit Menschen. Überall loderten Fackeln und blitzten Schwerter. Die Zitadelle thronte hoch oben, umringt von einem Flammenmeer. Wie ein reißender Gebirgsfluss packte sie der Menschenschwall und drückte sie langsam nach vorne.
„Das Tor! Das Tor… es wird gleich bersten!“, rief eine fremde Stimme und alle begannen laut zu johlen.
„Beregond!“, rief Elea und drehte ihren Kopf nach hinten „Wir müssen schneller nach vorne. Ich muss in die Zitadelle. Ich habe noch eine Rechnung mit Herumor zu begleichen!“

Entschlossen kämpfte sie sich ihren Weg durch die Menschenmassen in Richtung Tor. Immer wieder musste sie andere anrempeln oder sich elegant zwischen starken Männern hindurchschlängeln. Eine Faust traf sie im Gesicht, ein Ellenbogen seitlich bei den Rippen und haarscharf entging sie einem schwingenden Dolch, doch schließlich hatte sie ihr Ziel erreicht und das gerade rechtzeitig, denn plötzlich sprang das Tor auf.

Elea war sich nicht sicher, ob es gefallen war, oder ob es die Soldaten geöffnet hatten, denn wie auf Kommando strömten duzende in silberne Rüstungen gehüllte Wächter aus dem Tor heraus und begannen die Menschenmenge zurück zu drängen. Mit ihren Schwertern hämmerten sie auf die Vandalen ein und brachten so viele zu Fall. Einer kam auf Elea zu und erhob gerade seine Klinge gegen sie, als Beregond ihm gegenüber trat. Er packte die Frau mit festem Griff am Oberarm: „Seht nur wen wir hier gefunden haben! Ich bringe sie Herrn Herumor.“
Der Soldat schaute tief in Eleas Augen, ein fieses Lächeln war hinter dem Metall zu erkennen: „Es wir ihm diesen bitteren Tag versüßen!“
„Da bin ich ganz sicher!“, antwortete Beregond.
„Macht Platz für den Hauptmann!“, brüllte er zu den Soldaten die das offene Tor bewachten.

Ungehindert konnte die Truppe das Tor in die Zitadelle durchschreiten. Es war ein gelungener Schachzug von Beregond gewesen. Im Brunnenhof war geschäftiges Treiben. Die Soldaten und Wächter der Zitadelle brachten Holz herbei um die Tore zu sichern. Einige Bogenschützen hatten sich an der Mauer postiert und feuerten Pfeile nach unten um die Soldaten vor dem Tor zu unterstützten. Die Halle des Königs lag in einem bedrohlich roten Schein der Flammen, dahinter erhob sich die schwarze Silhouette des Mindolluin. Nur schweren Herzens ging Elea nochmals die Treppen hinauf. Vor dem Eingangstor blieb sie nochmals stehen und holte tief Luft. Der Horizont legte sich bereits in ein blasses Blau, der Morgen brach langsam herein.


Elea und Beregond zum Der Brunnenhof und der Zitadelle (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6064.msg254815.html#msg254815)
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Vexor am 23. Nov 2011, 00:03
Brianna und Paola von Briannas Wohnung (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5978.msg269510.html#msg269510)


Hätte Brianna raten müssen hätte sie niemals getippt, dass diese Stadt – die Stadt in der sie nun seit mehreren Monaten lebte, die sie ihr Zuhause nannte – dass diese Stadt Minas Tirith war; denn die Stadt, die sich vor ihren Augen offenbarte, litt unerträgliche Schmerzen. Sie litt unter dem Verlust von Kind, Gatte und Freund. Sie litt unter dem eisernen Griff Saurons. Sie litt unter der Zwietracht, die ihre eigene Bevölkerung gegen sich selbst aufbrachte und sie schrie. Ja sie schrie so laut, dass Brianna die Ohren schmerzten, als sie mit Paola die altbekannten Straßen hinab schritten.
Das Grauen, dass sich ihr bot, nahm ihr jegliche Worte und so presste sie sich das senfgelbe Tuch noch Fester gegen den Mund, denn die Gerüche schienen sie ebenfalls zu übermannen.
Es stank so fürchterlich. Es stank nach verbranntem Fleisch, da hatte Paola nicht gelogen. Aber es stank nach mehr…nach Verrat. Verrat der Menschen an sich selbst.
Aber es würde nicht mehr lange dauern, da würde Brianna wirklich verstehen was dieser Geruch bedeutete.
Paola und Brianna passierten den Kräuterladen, oder vielmehr was davon übrig geblieben war. Es schien wie ein endloser schwarzer Schlund, der das fahle Sonnenlicht in sich aufsaugen wollen würde.
Die Kurtisane drehte sich mit mitleidvollem Blick um und flüsterte leise. „ Es tut mir so Leid Süße. Ich weiß, was dir der Laden bedeutet hat….verflucht sei der Tod, der nach allem greift, was nicht fliehen kann…und schlussendlich kann niemand mehr fliehen…“.
Die Verbitterung in Paolas Stimme traf Brianna wie ein Stich ins Herz und so umarmte sie ihre Freundin so fest sie konnte und hauchte leise:
„ Du tust dem Tod unrecht Paola. Er ist nicht das Übel, sondern nur der Leidvolle, der diesen Beruf ausführen muss….verurteile ihn nicht, sondern bemitleide ihn lieber!“
Verdutzt blickte Paola die Kräuterfrau aus Thal an und ihre Brauen kräuselten sich.
„ Woher hast du denn das?“
„ Meine Mutter!“, erwiderte Brianna knapp und sie bemerkte, wie sich Paolas Gesichtszüge wieder entspannten.





Wenn Mama und Papa unten in der Küche einen Auftritt vorbereiteten, oder gemeinsam den Tag ausklingen ließen, schlich ich mich immer herunter, denn ich wollte nicht gern allein sein. Ich fürchtete mich vor Monstern und bösen Geistern, die unter mein Bett kriechen konnten. So versteckte ich mich immer hinter dem Tresen und spielte mir ein paar Münzen, die ich in einer Ritze im Dielenboden versteckt hatte.
Ich sammelte Münzen, die ich auf der Straße fand, denn ich wollte mir eines Tages eine Stadt davon kaufen…
An diesen Abend hörte ich, wie Mama und Papa sich in der Küche unterhielten. Normalerweise klangen ihre Stimmen nicht so…so…böse. Vor allem Mama klang verärgert und verängstigt.

„Was meinst du damit du warst bei einer anderen Frau?“
„ Du weißt, dass die Situation anders war…und sein…sein…“
„ Wage es ja nicht ihn als Vorwand zu benutzen…oder glaubst du mir geht es besser seit er tot ist? Aber ich rannte nicht zu einem anderen Mann!!“
Tot ich fand schon immer, dass das ein seltsamer Begriff war. Oft redeten die Menschen auch von dem Tod, aber ich weiß gar nicht, was sie gegen ihn haben.
Ich fand, dass er ein ganz gemütlicher Zeitgenosse ist. Vor allem kann man sich so schön mit ihn unterhalten.

„ Joana du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich dafür schäme…“
Er kam mich oft besuchen in den letzten Wochen. Am Anfang war er noch ganz schüchtern, gehüllt in schwarzen Reisemantel. Als ich ihn das erste Mal sah, da besuchte er gerade den Nachbarsjungen. Der war immer so blass und hatte gelbe Augen, die waren so gelb wie die schönen Butterblumen, die auf dem Feldern vor den Stadtmauern blühten.
Nachdem der Tod den Jungen besucht hat war er nicht mehr da…vielleicht hat der Fremde ihn mit zu den Elben genommen. Seine Eltern waren furchtbar traurig, aber ich glaube es geht ihn besser dort….Reisen möchte ich auch mal gerne, aber ich möchte nicht, dass Mami und Papi auch so traurig sind, wenn ich die Elben oder Zwerge suchen gehe.

„ Lass uns nicht mehr streiten Falost…ich bin müde…und wir müssen stark sein…stark für Brianna…“

Als ich ihn das nächste Mal traf, da kam er zu mir, oder viel mehr zu unseren Hund -  er hieß Schnuffel. Den Namen hab ich ihn gegeben.
Aber in den Tagen bevor der Mann kam, schlief Schnuffel fast noch. Er wollte gar nicht, wie früher mit mir in den Wäldern spazieren gehen oder verstecken spielen.
Ich sah den Mann, wie er in der Nacht zu Schnuffels Bett kam, als ich mir ein Glas Milch holte.
Der Tod bemerkte mich und nickte mir kurz zu. Danach war Schnuffel verschwunden. Meine Mama sagte, dass er an einen besseren Ort war, aber das wusste ich bereits, denn der Tod hatte ihn ja mitgenommen…so wie den Nachbarsjungen.

„ Wunderst du dich nicht auch, dass Brianna nichts sagt…immerhin ist es jetzt bald zwei Jahre her…“
Das dritte Mal war fast genau zwei Jahre bevor meine Eltern sich stritten. Es war hellster Sonnenschein und ich spielt draußen an den kleinen Bächlein. Wir durften nie mit den anderen Stadtkindern spielen, denn wir waren ja Spielmannskinder. Man sagte unsere Eltern würden Kinder essen. Ich fand das schon immer seltsam…immerhin hab ich meine Eltern nie ein Kind zubereiten sehen…wir hätten ja nicht mal einen Kochtopf, wo eines reinpassen würde.
Ich spielte an den Tag am Bächlein, aber ich war nicht allein….

„ Beunruhigend finde ich es schon, aber andererseits scheint es ihr nicht schlecht dadurch zu gehen. Es scheint als hätte sie ihren inneren Frieden, damit geschlossen, dass er tot sei.“
„Ich spring über den Bach und bekomme von dir ein Honigbrot, einverstanden?!“
„ Ach der ist doch gar nicht breit!“
Er war auch nicht sonderlich breit und tief erst recht nicht. Gerade mal Knöcheltief mit vielen runden Kieselsteinen.
Das nächste woran ich mich erinnere ist rotes Wasser. So rot, wie wenn wir den Marktfrauen im Herbst zuschauen, wenn sie Obst zerstampfen, um leckeren Fruchtsaft zu gewinnen. Und kalte Füße. Ich hatte schrecklich kalte Füße vom Bach…aber es war ja auch schon mitten in der Nacht. Immerhin hatte ich Gesellschaft…der Tod.




Die Straßen Minas Tiriths waren völlig verwüstet. Hier und da lagen Leichen, teilweise zerfetzt und entblößt, geplündert von einer grausamen Nacht und den Ungeheuern, die sie still und heimlich, zerfleischend und brandschatzend, hervorgebracht hatte.
Nicht selten kamen weinende Personen den beiden entgegen. Oft trugen sie einen schlaffen und leblosen Kinderkörper. Oft aber auch nur ein Kleidungsstück.
Die Trauer legt sich wie ein Netz über die Stadt…bald wird sie alles und jeden hier ersticken und gefangen nehmen
Die nächste Straße, in die sie bogen war vollkommen verwüstet und in Briannas Gedächtnis flackerten Bruchstücke der gestrigen Flucht und Odyssee durch die Stadt auf. Bilderfetzen von Schlachtgewimmel, Zärtlichkeit und den Kopf einer Statue, die nun zu Brianns Füßen lag.
„ Paola wo wollen wir eigentlich hin? Ich habe in meinen Leben eigentlich schon genug Leid gesehen…ich brauche diesen Anblick nicht wirklich!“, protestierte Brianna zornig als Paola sich weiter machte.
Die Kurtisane drehte sich um und ihre kakaobraunen Augen flackerten böse.
„ Glaubst du ich nicht?! Wenn es nicht wichtig wäre, würden wir nicht gehen!“
So stapften sie weiter vorbei an Schutt, Asche und Tod, einen Ring weiter hinauf.



„ Weißt du der Tod ist nur ein armer Tropf. Er wischt den Menschen hinterher und räumt auf, was sie verwüstet haben….er erfüllt auch nur seine Aufgaben“, flüsterte Briannas Mutter und streichelte über ihren Kopf.
Brianna lag in ihren Bettchen und blickte hinauf zu dem Traumfänger, den ihre Mutter für sie gebastelt hatte.
„Ich weiß“, antworte sie, als wäre es überhaupt nichts Neues. Als würde ihre Mutter ihr erzählen, dass der Himmel blau, Süßigkeiten lecker oder sie ihre Eltern waren.
“Passt du auf ihn auf?“, fragte ich den Tod, der sich neben mich an Rand des Bächleins gesetzt hatte.
Er hatte auch die nackten Zehen  in das kalte Wasser gestreckte und nickte auf Briannas Frage hin. Die warmen Augen musterten mich kurz, bevor ich mit belegter Stimme fragte: „ Du musst gehen oder?“
Wieder ein Nicken.
„Bringst du dahin, wo der Nachbarjunge ist und Schnuffel?“
Wieder ein Nicken.
„Werde ich dich wieder sehen?“
Der Tod zuckte zusammen und ich konnte sehen, wie sich Wasser in seinen Augen sammelte, bevor er zaghaft nickte.
„Bald?“, fragte ich mit freudiger Stimme.
Wieder ein Nicken.
„Machs Gut!“
Und im nächsten Moment saß ich allein an dem Bächlein und der Tod war mit dem Jungen entschwunden. Den Jungen, den ich fünf Jahre lang als Bruder kannte. Der Junge, der starb weil er nicht über einen Bach springen konnte, ausrutschte und sich den Kopf aufschlug.
Der Tod und ich haben eine besondere Beziehung. Immer wenn er mich besuchen kommt – Mama, Papa, Rhia… – begrüße ich ihn freundlich…wie einen alten Bekannten.




„Paola das können wir nicht machen!“
Briannas Stimme hallte durch den Raum, als Paola das Schloss zur Schatzkammer knackte.
„Ich kann und ich werde…und sei ein bisschen toleranter immerhin war es dein Verlobter, der mich darum gebeten hatte.“
Sie befinden sich in einen der Gemächer, die wie Brianna feststellen konnte, das Gemach Herumors war. Es war säuberlich zusammengeräumt und das Bett fast penibel gemacht. Kein Anzeichen von der drohenden Verwüstung, die sich in Minas Tirith durch alle Ringe zog.
„ Da haben wir es schon“, triumphierte Paola und reichte Brianna ein Schwert und einen Siegelring.
„ Das sind die Gegenstände deines Liebsten und er möchte sie zurückhaben“, fuhr sie fort.
Brianna nickte nur und da sie kein Wort fand, dass ihre tiefe Dankbarkeit für diese Tat beschrieb, umarmte sie Paola bloß.
„Schon gut, schon gut. Genug der Gefühle. Wir sind noch nicht fertig. Einen Stopp haben wir noch!“

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Sie waren erneut auf den Straßen und Brianna musste blinzeln, als sie die unscheinbare Gestalt mit den wettergegerbten Reisemantel erblickte. Als sich ihre Blicke trafen, nickte jene nur und Brianna nickte zurück.

"Ich schlendre vorbei an der Häuserzeile,
mit der Sonne die Tag ein Tag aus vom Himmel sinkt,
Stunde um Stunde, Tag um Tag diese gewisse Meile,
während mir täglich der Tod zum Gruße winkt.

Er steht da gekleidet in gar unterschiedlicher Rob,
nimmt die Seelen der Toten behutsam an der Hand,
nur selten vernimmt er daraufhin auch nur ein Lob,
bevor das Bild sich auflöst hinter der nächsten Wand.

So schlendre ich Tag ein Tag aus,
vorbei am Tod der zum Abschied seinen Hute zieht,
pfeife ich fröhlich wenn ich komm nach Haus,
in der Gewissheit dass man den Bekannten morgen wieder sieht"


Paola und Brianna in die Taverne zum Schwarzen Bären (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,9857.msg270582.html#msg270582)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 17. Feb 2012, 20:13
...Elea von den Pelennor-Feldern, vor der Stadt (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6904.msg283911.html#msg283911)

Schon im ersten Ring verließen Brianna und Paola die Dunedain. Ihr Ziel war klar, sie musste auf schnellstem Wege in die oberen Ringe. Beregond war sicherlich gerade in der Kaserne um mit den letzten der Wächter die Patrouillendienste einzuteilen.

Eilig lief sie die graue, vereinsamte Straße hinauf. Kein Mensch war zu sehen, doch plötzlich hörte sie einen lauten Aufschrei. Sie stoppte abrupt und starrte in eine schattige Gasse zu ihrer linken Seite. Der Klageschrei kam definitiv aus dieser Straße.
Elea hätte abwägen können, ob es wichtiger wäre weiter zu gehen oder dieser unbekannten zu helfen, doch das tat sie nicht. Instinktgesteuert lief sie in die Gasse die nach wenigen Metern eine Beuge nach rechts machte.
Es war düster und die Wände zum größten Teil noch mit Ruß befleckt. Am Ende der Gasse war ein Gebäude abgebrannt und scheinbar eingestürzt. Der Durchgang war versperrt. Vorsichtig tastete sich Elea nach vorne und überprüfte die offenen Fenster und Türen nach der hilfsbedürftigen Frau.

Da sah sie plötzlich eine schwarze Silhouette auf dem Boden eines Hauses liegen. Fahles Licht fiel von den hinteren Fenstern herein und warf einen langen Schatten auf den Boden. Eine Hand zuckte ein wenig.
Behutsam tappte Elea nach vorne. Mit ihrem Blick prüfte sie den Raum ab, doch der schien längst leer zu sein. Der Übeltäter musste scheinbar die Flucht ergriffen haben.
„Was ist passiert?“, flüsterte Elea entsetzt und kniete sich neben den Oberkörper der Frau. Sie bemerkte, dass Blut aus ihrer Nase tropfte und ihr Gesicht zerkratzt war. Sie nahm sie vorsichtig an der Hand, was der Fremden jedoch nur einen schmerzhaften Seufzer entlockte.
„Sag mir was geschehen ist? Wer hat dich so zugerichtet?“, fragte sie nochmals.
„G… g…“, stammelte sie leise. Die Dunedain beugte ihren Kopf knapp über sie. Der Stern an ihrer Halskette berührte dabei den Boden.
„G… g… ge… geh fo“, stotterte sie und keuchte dabei vor Schmerzen.
„Ich komme gleich wieder. Ich hole Hilfe, ich hole Hilfe“, antwortete Elea.
„Ne…ne… Nein“, hechelte sie, plötzlich stockte ihr Atem „Es“. Sie schluckte „E.. es… t… mir Leid.“ Die Fremde kniff ihre Augen zu und hielt die Luft an. Sie begann am ganzen Körper zu zittern.

Plötzlich entdeckte Elea den Schatten auf dem Boden. Erschrocken wich sie zurück und sah zur Eingangstür. Ein Mann, beinahe so groß wie die Tür stand darin.
„Wer seid ihr?“, fragte die Frau ängstlich.
Er antwortete nicht.
Aus Furcht schob sie sich auf den Händen abstützend ein wenig zurück bis sie an die hintere Wand des Raumes stieß. Der Fremde ging ein paar Schritte auf sie zu.
Sie tastete sich der Wand entlang nach oben bis sie völlig aufrecht stand. Mit ihren Händen versuchte sie etwas zu greifen, was sie als Waffe benutzen konnte, doch da war nichts.

Das blasse Licht spiegelte sich in seinen grausamen schwarzen Augen. „Versuchst du dieser Verräterin zu helfen?“, knurrte er.
„Ich… ich habe sie schreien hören“, stotterte Elea.
„Und eben wolltest du Hilfe holen“, stieß es ihm hervor.
„Sie stirbt ansonsten!“
„Ja, so wie es Verräterinnen wie sie verdient haben. Sieh dir ihr Gesicht an!“ befahl er herrisch und drückte mit dem Fuß ihr Gesicht in den Lichtstrahl vom vernagelten Fenster.
Ein leiser Schrei entfuhr ihr und ihre Mine verzerrte sich vor qualvollen Schmerzen. Elea erinnerte sich an das Mädchen. Es war als Helferin in den Heilhäusern beschäftigt.
Aus Verzweiflung lief Elea hin und gab dem Mann einen heftigen Stoß nach hinten. Dieser fing sich jedoch sogleich.

Der Ausdruck in seinen Augen verwandelte sich in Wut und war nun nur auf Elea gerichtet. Er stampfte eilig auf sie zu und stieß sie heftig gegen die Wand.
Beim Aufprall schmerzen ihre Schulterblätter. Seine Hand legte sich fest um ihren Hals und schnitt ihr die Luft ab. Mit ihren Händen wehrte sie sich. Sie zerkratze ihm das Gesicht, schlug ihm gegen den festen Körper, in die Rippen, doch all dies half nichts. Der Griff um ihre Kehle löste sich nicht.

Sie tastete wieder in ihrer Umgebung, um nach Gegenständen zu greifen, doch der Raum schien ziemlich ausgeräumt zu sein. In letzter Verzweiflung umfasste sie die Handgelenke des Angreifers und versuchte sie von sich wegzudrücken. Es gelang ein wenig, doch nicht genug. Sie spürte wie die Adern aus ihrem Hals quollen und die Luft immer knapper wurde. Elea presste die Augen  zusammen um all ihre Kraft aufzubringen. Plötzlich ließ die Spannung nach und der Körper der Frau hing schlaff zu Boden.
Titel: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Aragorn, der II. am 19. Feb 2012, 16:53
Gil-Annun von den Häusern der Heilung (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,17109.msg280700.html#msg280700)


Am darauffolgenden Tag brach Gil-Annun schnell auf. Die Sonne streckte gerade erst ihre ersten Strahlen über das Gebirge, als er von seinem Bett aufstand, seine Ausrüstung anlegte, den Elbenmantel um seine Schultern legte und sich aufmacht, die Häuser der Heilung zu verlassen. Auf dem Weg hinaus traf er auf Ioreth: „Es freut mich zu sehen, dass es Euch besser geht, Herr. Ihr müsst aber trotzdem Acht geben. Ach, wenn doch nur der Herr Elbenstein hier wäre. Jetzt haben wir nur noch Herr Faramir, auf den wir hoffen können.“ „Es wird hier nicht lange sicher sein“, antwortete Gil-Annun, „Saurons Zorn wird sich zuerst gegen Minas Tirith richten. Ich wünsche Euch Glück, Frau Ioreth, aber ich habe keine Hoffnung, dass wir uns unter dieser Sonne wiedersehen. Lebt wohl!“

Auf den Straßen von Minas Tirith herrschte trübe Stimmung. Obwohl einige der Häuser erleuchtet waren und auch die Straßen nicht menschenleer waren, kam es Gil-Annun so vor, als ob jeder in der Stadt wusste, dass die weiße Stadt bald fallen würde. „Sie fürchten sich. Anstatt hier auf das Ende zu warten, sollten sie in den Süden nach Dol Amroth oder in den Norden nach Rohan oder zu den Elben gehen. Aber nein, sie warten hier wie ein unschuldiger zum Tode Verurteilter auf seine Hinrichtung und machen keine Anstalten etwas an ihrem Schicksal zu verändern. Keine der Nachfahren Numenors sind sie, nur noch ein Schatten des alten Glanzes von Westnis. Minas Tirith wird fallen.“  
Am Tor sah er einige der Soldaten der Turmwache und wenige der Reiter auf Rohan. „Heil, Soldaten des Westens. Öffnet Ihr mir bitte das Tor, den ich will mich in den Süden aufmachen“, sagte er zu ihnen. „Seid mir gegrüßt. Ihr seid einer der Waldläufer aus dem Norden, die mit Herrn Aragorn von den Schiffen kamen, nicht wahr?“, fragte der größte von ihnen, einer mit langem blondem Haar und einer Rüstung der Rohirrim. „Ja, ich bin Gil-Annun, und ich stamme aus dem Norden.“ „Mein Name ist Elfhelm“, antwortete der Mann. „König Eomer und Herr Aragorn gaben mir den Befehl über die Reiter von Rohan in der Mundburg. Es ist eine lästige Aufgabe, hier auf das Ende und die Vernichtung durch den dunklen Gebieter zu warten. Lieber wäre ich ruhmreich am Tor von Mordor gefallen oder würde in den Norden nach Edoras reiten, aber ich befolge die Befehle der Herren der Menschen. Wo wollt ihr hingehen?“, fragte Elfhelm, der auf Gil-Annun eine freundlichen Eindruck machte. „Ich will nach Dol Amroth, und dann will ich hoffen, dass die Valar mir gnädig sind, wenn ich dort versuche, die Menschen zum Kampf zu bewegen. Dol Amroth könnte einer Belagerung leichter Stand halten als Minas Tirith, nach allem, was ich gehört habe. Ich hoffe nur, dass meine Kraft reicht, denn vor ungefähr zwei Wochen wurde ich in der Schlacht an der Schulter verwundet.“ „Könnt Ihr reiten?“, fragte Elfhelm. „Ich lebte eine Zeitlang in Rohan, und ich kann es nicht so gut wie die Rohirrim, aber es reicht für meine Zwecke“, antwortete Gil-Annun grinsend. „Nun, mein Freund Grimbold ist in der Schlacht gefallen, sein Pferd Goldwine hat jedoch überlebt. Es ist eines der schnellsten Pferde unserer Armee. Hier in Minas Tirith haben wir keine Verwendung dafür, und es wäre eine Verschwendung, wenn es untätig in den Ställen der Mundburg bleiben würde. Nehmt es, denn Ihr seid ein Freund meines Volkes, Gil-Annun von den Dunedain des Nordens. Ich würde es holen lassen, und so lange können wir noch speisen. Was haltet Ihr davon?“, fragte Elfhelm.
Gil-Annun nahm die Einladung dankend an und führte ein langes Gespräch mit Elfhelm, bis Goldwine von einem der Burschen gebracht wurde. „Lebt wohl, Gil-Annun. Ein freundlicher Mensch seid Ihr, und keiner soll je wieder sagen, dass die Menschen des Nordens Diebe und Räuber seien. Ich hoffe dass wir uns wiedersehen. Ich verabschiede mich von Euch in Freundschaft“, sagte Elfhelm und verabschiedete sich nach Art der Rohirrim. „Mein Herz sagte mir, dass wir uns wiedersehen, ehe das Ende kommt und die Welt auseinander bricht, Elfhelm, Marschall der Mark. Lebt wohl“ und so gingen Gil-Annun und Elfhelm für das erste auseinander und der Dúnadan ritt auf dem schnellem Pferd der Mark Richtung Süden.


Gil-Annun nach Lebennin (http://modding-union.com/index.php/topic,13814.msg327373.html#msg327373)
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 26. Feb 2012, 22:02
Elea streifte alleine durch das grüne Dickicht des Waldes. Es roch nach feuchtem Moos und der strahlende Sonnenschein durchleuchtete das Blätterdach. Der Sommer hatte gerade seinen Zenit erreicht und spendende wohlige Wärme.
Zu ihrer Rechten erhoben sich alte Gemäuer. Eine Ruine eines vormals kleinen Wohnhauses das längst vom Farn, Moos und Flechten überwuchert wurde. In der Ferne hörte sie ein helles, von Herzen kommendes Lachen.

Nach der Ruine ging es noch ein kleines Stück in Richtung Waldrand. Wegen der Vorfreude wurde ihr Schritt etwas rascher, bis sich vor ihr der einsame Abendrotsee offenbarte. Das Wasser funkelte im goldenen Licht der Sonnenscheibe, der Himmel war wolkenlos. Elea suchte mit ihrem Blick das Ufer ab und verharrte auf den Konturen eines kleinen Kindes, das quietsch vergnügt im seichten Gewässer plätscherte. Es warf Steine und erfreute sich am spritzenden Wasser.
Gleich hinter dem Kleinen saß ein Mann und beobachtete ihn.

Am liebsten wäre Elea ewig dort stehen geblieben und hätte diesen glücklichen Moment eingefangen, da winkten ihr das Kind und der Mann kurz zu. Mit schnellem Schritt ging sie zu ihnen. Sie stellte sich hinter den Mann und beobachtete den kleinen Jungen im Wasser. Ihre Hand strich durch das Haar ihres Mannes und liebkoste sein Ohr während er sich sachte an ihren Körper lehnte.
„Unser kleiner Helluin“, sagte sie lächelnd.
„Und wenn er den ganzen Tag Steine in den See werfen würde… er würde es am Abend genauso amüsant finden“, entgegnete er.
Beide lachten.
„Aber für heute müssen wir wohl gehen. Uns steht noch eine Jagd bevor, sonst müssen wir heut Abend fasten.“
„Da würde dir dein Sohn aber einen langen Vortrag halten. Das willst du doch nicht riskieren?“, warnte ihn Elea und musste sich das Lachen verkneifen.
„Helluin, mein kleiner Schatz! Komm, wir müssen nachhause gehen“, schrie die Dunedain ihrem Kind. Sein Blick konzentrierte sich auf sie. Sein Schmollmund war deutlich zu erkennen.
„Na komm schon. Dein Papa muss noch mit den anderen auf die Jagd gehen.“
„Auf die Jagd?“, fragte er nun lautstark „Ich möchte mit!“ Eiligst hüpfte er aus dem Wasser und lief zu seinen Eltern. „Bitte Mama, bitte!“, flehte er sie an.
Sie sah ihn etwas skeptisch an und wollte gerade zum ‚Nein‘ ansetzten, da fiel ihr Haldar ins Wort: „Natürlich kannst du mitkommen. Ich pass schon auf ihn auf.“
Die Dunedain sah ihn vorwurfsvoll an: „Na gut, ausnahmsweise. Geht zurück, dann bleibe ich noch hier und genieße ein wenig die Sonne.“
„Mach das, mein Schatz, du hast es dir verdient“, bestätigte Haldar.
„Ich liebe dich“, verabschiedete Haldar sich. Er streifte mit der Nase die ihre und küsste sie auf ihre roten Lippen.
„Ich liebe dich auch.“
„Und ich?“, fragte der Kleine und sah beleidigt auf seine Eltern.
„Dich lieben wir natürlich auch“, rettete sich sein Vater und packte zu und nahm ihn auf den Arm. Elea küsste ihr Kind auf die Wange: „Passt gut auf euch auf.“

Sie schaute den Beiden hinterher bis sie in den Waldpfad einbogen, von dem Elea gekommen war. Als es still wurde, legte sie sich flach auf die Wiese. Das Gras roch intensiv und die Grillen zirpten im Schatten der Bäume. So lag sie eine gefühlte Ewigkeit, als ihr plötzlich jemand eiskaltes Wasser über das Gesicht leerte. Schockiert öffnete sie die Augen…
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 20. Mär 2012, 21:08
Aus dem Schrecken heraus verschluckte sich Elea und begann unaufhörlich zu husten. Sie spürte die Fesseln straff um ihre Handgelenke gebunden. Ihr Körper zitterte heftig vor Kälte.
„Na endlich ist sie wach!“, pfauchte eine Stimme „diese Hure!“

Elea öffnete ihre Augen einen Spalt breit. Sie sah wie ihre feuchten Haarsträhnen links und rechts von ihrem Gesicht nach unten hingen. Aus Furcht sah sie nicht in das Gesicht des Mannes sondern nur auf ihre Beine.

„Ohh, was, schämst du dich denn?“, höhnte die Stimme „Ansonsten trägst du deine Nase doch auch immer so hoch!“
Ein fester Griff packte sie am Unterkiefer und drückte fest zusammen. Mit nur geringem Kraftaufwand drückte er ihr Gesicht nach oben und sie sah in die grausamen Augen eines dunkelhaarigen Mannes.
„Dass wir gleich dich erwischen hätte ich nicht gedacht“, sagte er triumphierend.

Er spuckte in Eleas Gesicht: „DAS bist du Wert, du Dirne!“
Die Dunedain verkniff sich qualvoll die Tränen. Ihre Lippen zitterten vor Angst doch mit etwas Gestotter entgegnete sie: „Wa... Wa… Was w“
„Was sagst du, du Hure? Ich kann dich nicht verstehen“, herrschte er sie an.
Elea schwieg.
„Was du gesagt hast, frage ich dich!“, brüllte er sie an und schlug ihr dabei ins Gesicht.
„Was du willst“, presste sie zornig heraus.

„Was ich will? Was ich will?“, fragte er in lächerlichem Tonfall „Was denkst du denn was ich will?“
Die rhetorische Frage hallte durch den Raum und verstummte in der Ecke.
„Das kann ich dir sagen! Vergeltung für deine unzähligen Schandtaten und für die deines Mannes. Herumor und sein dreckiges Gesindel haben die Stadt zu dem gemacht was sie ist, aber nun ist er tot und seine Herrschaft zu Ende.“
„Was willst du dann von mir?“
„HA! Trotz seinem Ende leben die Früchte die er gesät hat noch weiter und sie werden gedeihen, doch nicht wenn wir es verhindern. Wir sind verpflichtet all jene zu beseitigen, die ihm die Treue geschworen haben. IHM und SAURON.“
„Du denkst also ich diene dem dunklen Herrn?“, fragte sie.
„JA! Deine Seele ist so dunkel wie er selbst. Nicht einen einzigen Funken Reue sehe ich in deinen Augen. Aber das kommt schon noch. Wenn du die Schmerzen fühlst, die du den anderen angetan hast. Wenn dein Leben langsam und qualvoll aus deinen dreckigen Augen entweicht, dann wirst du bereuen.“
„Ich, ich… Ich habe nichts getan. Ich habe niemanden gerichtet, niemanden ermordet. Nein, ganz im Gegenteil, ich habe stets alles Versucht um Herumor Einhalt zu gebieten.“
„Nun wagst du es auch noch zu lügen?“, schrie er sie an und schlug ihr erneut auf ihr Gesicht. Sie spürte einen Fluss warmen Blutes aus ihrer Nase strömen.

„Aber wer kann es dir denn verübeln? Welcher Verurteilte würde dem Henker keine Lügen erzählen?“
„Ich lüge ni“
„Du kannst sagen was du willst. Ich habe dich gesehen, habe dich beobachtet und studiert. Keinen Finger hast du gerührt um Herumor aufzuhalten. Du warst nur bedacht auf deinen eigenen Vorteil, wolltest selbst die Krone tragen und von oben herab die Menschen verachten. Deine Strafe wird maßlos sein und du würdest sie wohl nie vergessen, wenn es nicht das letzte in deinem Leben wäre, was du erfährst.“

Er ging einige Schritte weg von ihr, sah sie nochmals mit seinem stechenden Blick an: „Ich bin bald wieder bei dir“, zischte er „Du kannst dich in der Zwischenzeit auf etwas vorbereiten, ich zumindest tue das mit einer gewissen Vorfreude.“

Der Mann verließ den Raum. Panisch vor Angst rüttelte sie an den Fesseln, aber diese lockerten sich nicht. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn und ihr ganzer Körper zitterte.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 9. Apr 2012, 11:58
Es vergingen Stunden ja wenn nicht sogar Tage. In dem fensterlosen Raum konnte es Elea nicht erahnen. Jede Sekunde starrte sie auf den Türriegel und hoffte, dass er sich nicht bewegte. Wo war sie da nur hineingeraten? Was hatten die anderen bloß für ein Bild von ihr?

Plötzlich vernahm sie ein knarrendes Geräusch vor der Türe. Ihr Unterkiefer bebte vor Angst und sie zitterte am ganzen Körper. Der Türriegel schob sich langsam zur Seite.
„N…n…Nein“, wimmerte sie leise zu sich.
Die Tür öffnete sich und ebendieser Mann, gefolgt von zwei anderen kamen herein.
„Hallo meine Schöne“, sagte er höhnisch.
Sie schwieg.
„Nana, plötzlich so schüchtern? Hältst du es für Klug vor deinem letzten Gericht zu schweigen? Vielleicht entspringen deiner Fantasie noch ein paar Lügen die du uns auftischen möchtest.“
Der Kleinere rechts neben ihm kicherte.
„Ich denke nicht, dass du verleugnen kannst, wie du freudestrahlend applaudiert hast als unsere Freunde und unsere Familien gehängt wurden. Du warst dabei, als Herumors Schergen ganze Häuser entzündete und Kinder bei lebendigem Leibe darin verbrannten oder möchtest du abstreiten, dass dein lieber Gatte und du die Königskrone an euch reißen wolltet?“
Elea seufzte. Sie hatte beinahe schon vergessen bzw. verdrängt was alles geschehen war ehe Herumor von den Rebellen der Stadt enthauptet und sein Leib durch die Straßen geschleift wurde. Hätte ihr der Fremde einen Spiegel vor das Gesicht gehalten, hätte sie das grausame Monster darin nicht erkannt. Doch niemand konnte in sie hineinsehen. Keiner hatte verstanden warum sie dies alles gemacht hat.

„Für alle von euch? Für alle von euch bin ich das; so wie du mich beschreibst. Doch möchtest du die Wahrheit wissen?“
„Ja, wir brenne geradzu darauf.“
„Der Spiegel den du mir vorhälst zeigt mir, was für eine Bestie ich bin, was ich nicht alles getan habe um euch zu schaden. Doch glaubt mir, mehr als euch, habe ich mir selbst geschadet. Ich habe Freunde verjagen, Verbündete verraten, Menschen in Gefahr gebracht und eine Freundin die ich längst zu meiner Familie zählte beinahe verloren. Ich war selbst nicht im Stande das Schwert zu führen das meine Feinde tötete, doch hatte ich Getreue die ohne mit der Wimper zu zucken das Taten wozu ich zu feige war.
Aber… aber alles wovon du mir erzählst, habe ich allein für meine Familie gemacht. Ich habe an Traditionen und Geschichten festgehalten die mir vor Jahrzehnten beigebracht wurden. Ich nahm die Bürde auf mich und akzeptierte die Verlobung mit Herumor um so in seine Pläne eingeweiht zu werden. Ich spielte eine Rolle die mir aufgezwungen wurde und dich ich immer ablegte wenn er nicht in der Nähe war. Doch Herumors Ohren waren überall und er erfuhr von meiner Untreue und misstraute mir, doch hatte ich etwas was er benötigte und so entwicklete sich eine Hassliebe in ihm die ich pausenlos zu spüren bekam. Es war eine Genugtuung mich in seiner letzten Nacht mich von ihm loszureißen und seine Träume zu zerschlagen.“
„Was könnte es sein, dass eine dahergelaufene Hure aus dem Norden hat, dass Herumor benötigt?“
„Aragorn, euer König, er ist mein Vetter“, gab Elea preiss.

Erstaunt blickten die drei auf Elea und musterten sie. Sie glaubte ein wenig Ehrfurcht und Reue in ihren Augen glänzen zu sehen.
„Erstaunlich!“, begann nun der Kleinere zu sprechen „Äußerst erstaunlich, wie kreativ Menschen werden, wenn der Tod ihnen Nahe kommt.“
„Ha! Eine wahrlich gute Lüge die euch da eingefallen ist. Und so eiskalt serviert“, stimmte der Fremde wieder ein.

Elea spürte wieder die Angst in sich wachsen. Unerschütterlich war der Irrglauben dieser zwei, doch der Dritte stand schweigend im Hintergrund. Seine wulstigen Augenbrauen waren leicht nach obengezogen, seine Mundwinkel starr.
„Das ist die Wahrheit! So glaubt mir doch…“, flehte Elea sie an und verharrte mit ihrem Blick bei dem Dritten.

„Natürlich eure Hoheit!“ verspottete sie der Fremde in der Mitte. Aus seinem Gürtel löste er einen spitzen Dolch: „Dann wollen wir sehen, was euch noch so einfällt.“
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 27. Nov 2012, 20:30
Einer von den Dreien stellte sich nun Elea und presste seine Hüfte heftig gegen ihre Seite. Mit seinem Arm umschlang er den zarten Hals der Frau und zog ruckartig zusammen. Die Dunedain rang nach Luft, ihr Keuchen war im ganzen Raum zu hören. Sie spürte, wie eine Hand - vor Erregung zitternd - die Fesseln um ihr linkes Handgelenk löste und sogleich vom festen Griff des Peinigers gepackt wurde.

Wider ihrem Willen drückte er ihre flache Hand auf einen Holztisch vor ihr: „Wir müssen klein anfangen“, sagte er und lachte dabei.
Bisher hatte der kleinste von ihnen schweigend zu gesehen, aber nun kam er mit einer leicht heiseren Stimme zu Wort: „Diese Verräterin soll genauso leiden wie wir. Hihihi!“, kicherte er, „Welchen Finger braucht denn unsere dreckige Hure am wenigsten.“ Er fuhr mit der scharfen Spitze des Dolches über ihren Handrücken zum Ringfinger. Aus dem feinen Riss in der Haut drang ein minimaler Schwall an Blut heraus.
„Ah, das Zeichen deiner Treue zu Herumor sollte an diesem Finger nun stecken. Nunja, ich denke du brauchst ihn nun nicht mehr“, lispelte er argwöhnisch und drehte die Spitze ein Stück über dem Knöchel in das Fleisch.
Elea schrie vor Schmerz und Panik los: „Nein, nein bitte, ich sage euch die Wahrheit.“
„Oh, wie oft hab ich das nur schon gehört“, entgegnete er und befahl sogleich den anderen „Beugt die anderen Finger unter die Tischkante.“

Mit Gewalt spreizte der Mann hinter Elea den Ringfinger nach oben und legte ihn auf die Tischkante.
„Es tut auch gar nicht weh“, spürte sie den warmen Hauch an ihrem Ohr. Eleas Unterkiefer vibrierte vor Angst. Gebannt starrte sie auf die Klinge.

„Bitte“, flehte sie ein letztes Mal als er das Schwert nach unten schwang. Die Frau drückte ihre Augenlider zusammen und zuckte als sie den Einschlag der Klinge auf den Tische hörte.

Ich spüre nichts. Da ist kein Schmerz. War er etwa doch gnädig? Da, ich fühle den Finger noch an meiner Hand.

Überzeugt von ihrer Zurede öffnete sie die Augen. Die Kerbe die das Schwert im Holz hinterlassen hatte war deutlich zu sehen und sie füllte sich schnell mit Blut. „Ahhhh“, schrie Elea als Sie ihren Ringfinger abgetrennt von ihrem Körper am Tisch liegen sah. Augenblicklich begann ihr ganzer Arm zu schmerzen.

„Hhh“, stöhnte der Kleine mit dem Schwert in der Hand „Hahaha.“ Mit Gewalt entriss die Frau ihre Hand dem festen Griff des Mannes und presste die Wunde fest an sich. Der Blutfleck auf ihrem Kleid wurde immer größer. Sie lies ihren Kopf nachunten sacken und schloss fest die Augen.
„Nana meine Kleine, du wirst doch jetzt noch nicht schlapp machen oder? Das war doch erst der Anfang vom Ende“
Elea fühlte wie die eiskalte Klinge über ihren Oberarm nach oben zum Hals glitt. Sie entzweite das dünne Gewand der Dunedain und hinterließ eine feine Wunde. An der Kehle brannte es besonders, als sich die Klinge einige Zehntelmilimeter in ihr ihre Haut bohrte. Ein einzelner Tropfen Blut rann über ihr Schlüsselbein und über die Brust nach unten ehe das Gewand ihn aufsaugte.

„Bitte, bitte lasst mich gehen“ flehte sie ein weiteres Mal „ich bin doch nur meinem Mann gefolgt.“
„Du meinst wohl du wirst ihm noch folgen, deinem Herumor“, fauchte einer sie an.
„Nein. Ich würde nur einem in solch eine grausame Stadt folgen.“ Elea dachte an Haldar und ignorierte die Schmerzen und die aussichtslose Situation in der sie steckte. Die Kälte wich einer inneren, wohligen Wärme. „Mein Haldar, mein Schatz“, nuschelte sie in einer Art Trance vor sich hin. „Ich ko…“. Elea wurde aus dem Schock heraus ohnmächtig.
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: kolibri8 am 11. Dez 2012, 12:18
Qúsay und seine Männer von den "Pelennor-Feldern, vor der Stadt (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6904.msg316601.html#msg316601)"

Qúsay sammelte seine Männer im Innenhof. Der Mann der eben noch auf dem Wall gestanden hatte, trat nun an Qúsay heran: "Ihr seid bereits zwei Tage überfällig."
"Das ist mir bewusst."
"Nun gut, euch wurde die Kaserne im dritten Ring zugewiesen."
Qúsay nickte. "Gut, links oder rechts?". Der Torwart sah Qúsay irritert an. "Wie meinen?", brachte er schließlich hervor.
"Ich bin zum ersten Mal hier in Minas Tirith, um in den dritten Ring zu kommen muss ich da rechts oder links gehen?"
"Ach so, natürlich, links ... also für sie rechts. Wenn sie der Hauptstraße folgen kommen sie ganz von selbst im dritten Ring an."
"Na also geht doch."
Qusay wandte sich zu seinen Männern: "Ihr habt den Mann gehört rechts entlang!"
Die Haradrim lenkten ihre Pferde in die genannte Richtung und ritten los.

Die Straße stieg leicht an und bald gelangten sie zu einem Loch im Fels, das den Durchgang in den zweiten Ring darstellte. Wie im ersten Ring waren die Häuser entlang der Straße zum größten Teil verlassen und verfallen. Die paar Menschenseelen die an diesem Morgen auf den Straßen waren, verschwanden schnell sobald sie Qúsay und seine Krieger sahen. In ihren Gesichtern konnte Qúsay die Angst aber auch den Hass gegenüber den Südländern sehen. Sie waren hier wirklich nicht willkommen.

Als die Haradrim schließlich den dritten Ring betraten, kam ihnen eine Patrouille von Herumors Männern entgegen.
"Ah, die Südländer, mit der Pünklichkeit nehmt ihr's aber nicht so genau, heh? Der Herr Herumor erwartet euch schon seit zwei Tagen. Ihr verpasst hier ja noch den ganzen Spaß!" rief ihnen der Anführer entgegen.
"Ja, Schade!" antwortete Qúsay in einem deutlich ironisch-desinterressiertem Tonfall.
"Pah, Haradrim, schrecklich." Der Hauptmann schüttelte den Kopf und wandte sich ab um seine Männer in den zweiten Ring zu führen.

Qúsay sah ihnen nach und wartete bis sie seiner Sicht entschwunden waren. Dann sagte er zu einem seiner Begleiter: "Wir sollten uns beeilen, ich hab keine Lust noch mehr wie denen über den Weg zu laufen. Das waren für heute genug."
Er gab seinem Pferd die Sporen.

Nach einem kurzen Ritt schließlich kam er zu einem bewachten Gebäude, aus dem das geklirre von Waffen an sein Ohr drang. Einer der Wachen trat auf ihn zu.
"Da seid ihr ja endlich, wir erwarten euch schon ..." "...seit zwei Tagen, ich weiß." schnitt Qúsay ihm das Wort ab.
"Öffnet das Tor."
Das Tor wurde geöffnet und Qusay ritt in den Kasernenhof.

Qúsay und seine Reiter zu "Kasernenhof im dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8190.msg321285.html#msg321285)"
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 3. Feb 2013, 22:11
…ungebremst donnerte die Spitze eines Stiefels in ihren Unterleib. Sie empfand höllische Qualen…

…mit einem lauten Knall kippte sie samt dem Stuhl nach hinten. Ihre linke und rechte Wange brannten von den unzähligen Schlägen ins Gesicht. Für einige Sekunden bekam sie keine Luft. Ihr Rücken schmerzte…

…vor lauter Aufregung und Angst stieß die Luft aus ihr heraus und bildete zahllose Blubberblasen. Als ihr Kopf aus dem Wasser gezogen wurde, hatte sie einen Hustenanfall. Sie musste einen Teil des eiskalten Wassers in ihre Lungen gesogen haben…

…langsam bohrte sich die stumpfe Klinge in ihren Handrücken. Es brannte, doch ihre Kehle war staubtrocken und ihr entfuhr nur ein leises quieken…

Es waren nur Bruchstücke die Elea wahr nahm und das Meiste erschien ihr eher wie ein schlimmer Traum. Es waren die Gedanken an ihren Sohn Helluin und ihren verstorbenen Mann Haldar die sie am Leben hielten.

„Unmöglich“; „War es die Wahrheit?“; „Lasst uns keine Zeit verlieren“…

Ein sanfter Schein erhellte die Dunkelheit. Elea spürte einen Hauch von Wärme auf ihrer linken Wange. Sie wagte es kaum die Augen zu öffnen, doch sehnte sie sich danach die wärmendne Strahlen der Sonne zu spüren.

Ihre Ohren waren gespitzt und sie lauschte, ob sie auch wirklich alleine war. Da war nichts; nicht einmal eine Ratte tapste über den kalten Steinboden. Sie öffnete ihre Augen ein wenig, doch schon bald stieß das Lid auf Widerstand. Ihr Gesicht war überwiegend grün und blau gefärbt, das Augenlid angeschwollen. Augenblicklich verkleinerte sich die Pupille auf ein Minimum und es brannte in ihren Augen, doch das störte Elea nicht. Zum ersten Mal seit Tagen im Gefängnis bzw. seit Monaten in der Stadt erstrahlte wieder die Sonne am Firmament.

Plötzlich hörte sie eilige Schritte vor der Tür. Vor Schreck ließ Elea alle Glieder schlaff nach unten fallen und schloss die Augen. Ein Mann näherte sich ihr. Seine Schritte waren schwer. Die Dunedain fürchtete sich.
„Herrin!“, flüsterte jemand „Herrin, wacht auf.“
Elea spürte eine Hand auf ihrer Wange und zuckte zurück. Ihr furchterfüllter Blick traf auf entsetzte Augen.
„Zum Henker, was ist passiert. Was hat man euch angetan?“, fragte der Mann.
Elea blieb stumm.
„Kommt, ich helfe euch. Wir haben wenig Zeit“, sagte er und begann die Fesseln durchzuschneiden.
„D… D…“, stotterte Elea und ihr Hals brannte vor Trockenheit.
„Wartet, da habt ihr etwas Wasser“, er führte einen Lederbeutel zu ihrem Mund. Gierig trank sie, sodass sie sich verschluckte und heftig zu husten begann.
„D… D… Doreal“, stöhnte sie und Erleichterung überkam sie. Mit ihren Händen stützte sie sich an den Lehnen des Stuhls ab, knickte aber gleich wieder zusammen.
„Kommt, ich helfe euch“, bot er an, ging etwas in die Knie, legte vorsichtig ihren Arm über sein Genick und zog sie nach oben. Ihr geprelltes Schienbein gab ihr einen schmerzenden Stich.
„Schafft ihr es?“, fragte er fürsorglich.
„Ich muss.“
„Das Heer ist noch einen Tagesmarsch von der Stadt entfernt. Wir können euch hier wegbringen.“
„Die anderen?“
„Viele sind geflohen, doch noch viel mehr sind hier. Sie sind stur, sie glauben an das was sie erreicht haben.“
„Sie werden alle sterben. Sauron wird nun keine Gnade mehr zeigen. Zu groß ist seine Angst vor dem Volk Gondors.“
„Ich weiß. Wir haben getan was wir konnten.“
Mit dem Fuß stieß der Soldat die Türe auf und die ersten Frühlingssonnenstrahlen bedeckten Eleas Körper. Sie spürte die Wärme, sie fühlte die Freiheit.
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 6. Feb 2013, 22:10
Es fiel ihr schwer so viele Schritte zu gehen um endlich aus der Stadt zu entkommen, die nun vollkommen wüst war. Zahlreiche Fenster waren verstellt oder mit Holzlatten vernagelt; die Türen geschlossen.
Selbst ein Mensch der blind und taub war, hätte bemerkt, dass die Stadt vor dem Untergang stand – so düster war die Stimmung. Doreal gab der Dunedain einen leichten Umhang, den er ihr über die Schultern legte und mit dessen Kapuze sie ihr Gesicht verbarg.
Es war kurz vor dem Tor zum nächsten Ring, als sie an einer Gruppe von Soldaten vorbeikamen, die in ihrer Mitte etwas begutachteten und diskutierten. Ein kurzer Blick durch den Augenwinkel verrieten Elea und Doreal sofort.

„Na guter Doreal! Geleitest du ein altes, humpelndes Weib über die Straßen?“, spottete einer.
„Hört gar nicht hin“, flüsterte er leise zu Elea und wandte sich dann zu ihnen „Behalte deinen Spott für dich, vielleicht finden die Orks ja Gefallen daran.“
„Machst du dich darüber lustig, dass ich hier bleibe um Minas Tirith zu verteidigen?“, herrschte der Soldat ihn an.
„Shhhht!“, zischte einer aus der Partie „Hört jetzt auf.“
Unverkennbar war die Stimme des Hauptmannes für Elea und suchte sogleich die Truppe nach Beregond’s Gesicht ab. Er löste sich von den anderen und ging eilig zu den beiden.
„Hast du sie gefunden?“, fragte der Hauptmann.
Eleas Begleiter nickte: „Aber sie haben ihr furchtbares angetan.“
Sanft strich Beregond ihr die Kapuze aus dem Gesicht und sah die zahlreichen Wunden und Blutergüsse: „Elea, ihr könnt von Glück reden… Hätten wir den Brief nicht erhalten…“
„Welchen Brief?“, presste sie mühsam heraus.
„Eure feigen Peiniger hinterliesen einen Brief bei den Quartieren und verrieten uns euer Gefängnis. Vermutlich sind sie selbst geflohen.“
„Dann waren sie schlau“, entgegnete sie kühl „Am besten folgen wir ihrem Beispiel und gehen solange der Weg frei ist. Kommt, helft mir.“
Sie versuchte sich mit ihrem Arm bei dem Soldaten einzuhängen, doch er zuckte zurück: „Tut mir Leid Herrin.“
„Was?“, frage sie entsetzt „Ihr seid so närrisch und wollt hier bleiben.“
„Ja. Narren sind wir tatsächlich, aber mehr als dies hier hat Gondor nicht mehr zu bieten. Wir können es nur retten, indem wir diese Stadt beschützen oder zumindest allen zeigen, dass sie es Wert ist gerettet zu werden.“
„Nein, Beregond!“, krächzte Elea „Nein. Komm mit.“
„Mein Entschluss steht fest. Ich bin der letzte Hauptmann der Feste und der Kapitän geht nunmal als letzter vom sinkenden Schiff. Darum hab ich euch Doreal an die Seite geschickt. Er wird euch in Sicherheit bringen.“
„Dann möchte ich auch bleiben“, antwortete sie provokant.
„Nein. Ihr hab eine Aufgabe zu erfüllen, wie jeder von uns.“
„Und welche hast du mir zugedacht?“
„Ich keine, aber er“, sagte er und neigte seinen Kopf leicht zur Seite. Hinter Beregond trat nun der Türwächter von der Stillen Straße hervor.

„Ihr habt ein bischen an Farbe gewonnen, seit ich euch das letzte Mal sah“, schmähte er.
„Ich hatte gehofft, dass es beim letzten Mal bliebe“, konterte sie etwas trotzig.
Seine Miene verzog sich augenblicklich und die leicht nach oben gezogenen Mundwinkel wurden ernst. Mit seiner zittrigen Hand ergriff er das Handgelenk Eleas und sang leise:
„Die langen Jahre nur Unheil behaft‘ - die Linie der Herren dahingerafft.
Hoch oben im Licht ein Antlitz in Ehr‘ - Wartet der Thron auf die Wiederkehr.“


In seiner anderen Hand hielt er einen schmutzigen Leinensack durch dessen Öffnung Elea etwas Silbernes aufblitzen sah: „Es wird hier bald niemanden mehr geben, der dieses Artefakt so ehrenhaft schätzt wie wir es tun. Nein, im Gegenteil sogar, sie werden es besudeln und vernichten.“
„Das kann ich nicht…“, stotterte sie so gut es ging.
„Rettet die Krone und bring sie dem, dem sie gebührt. Ihr seid die Einzige der ich sie anvertrauen möchte.“
Er drückte ihr den Leinensack in die Hand und schloss ihre Finger. Aus seinem Mund zischten die leisen Worte: „Ein Dunkel umhüllt die Stadt der Wacht, bis ein König Ehrfurcht und Liebe gebracht. Lebt wohl, Erelieva.“

Mit diesen Worten verließen Doreal und Elea Minas Tirith. Sie mussten auf niemanden mehr warten. Brianna, Paola und die Waldläufer waren sicherlich schon vor Tagen aufgebrochen.


Elea und Doréal zum Versteck unter den Emyn Arnen (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,25586.msg325295.html#msg325295)
Titel: Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: kolibri8 am 7. Mär 2013, 13:43
Qúsay und seine Reiter vom Kasernenhof im Dritten Ring (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,8190.msg325042.html#msg325042).

Eine große Menge hatte sich vor der Kaserne versammelt und vorderten den Abzug der Südländer and Schwärzlinge.
Qúsay preschte, sich mit seinem Schild gegen fliegende Steine und faules Obst schützend und mit einem Holzknüppel bewaffnet, und mit seinem Pferd aus der Kaserne hinaus gerade Wegs in die wütende Menge hinein. Die meisten sprangen auch zur Seite, wollten sie nicht unter die Hufe der Pferde kommen. Doch hier und da wurde tatsächlich einer der Aufrührer niedergeritten.

Kaum hatte Qúsay den Mob hinter sich gebracht raste er die Hauptstraße hinunter und ließ bald auch den dritten Ring und zweiten Ring hinter sich.

Am Haupttor schließlich bremste Qúsay sein Pferd und wartete auf die anderen. Nur zwei seiner Reiter waren direkt nach ihm durchgebrochen und stießen direkt zu ihm.

Als nach einer halben Stunde schließlich Dirar am Tor ankam hatten sich alle Haradrim am Tor eingefunden. Auch wenn einige von ihnen einige Verletzungen durch den Mob davon getragen hatten.

Qúsay deutete zweien seiner Männer an das Tor zu öffnen. Sobald die Torflügel zu seite geschoben waren und die beiden Reiter wieder auf ihren Pferden, verließen die die weiße Stadt.

Qúsay und seine Reiter nach Linhir (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,25625.msg325555.html#msg325555).
Titel: Auf der Suche nach dem Schlüssel
Beitrag von: Fine am 3. Aug 2018, 11:26
Valion, Ardóneth, Rinheryn und Areneth aus Anórien (http://modding-union.com/index.php/topic,35380.msg468711.html#msg468711)


Valion lehnte sich erschöpft gegen die eiserne Türe, die er gerade hinter sich geschlossen hatte. Mit Mühe und Not war es ihnen gelungen, in das verlassene Haus im fünften Ring von Minas Tirith zu gelangen. Er atmete tief durch und war froh, dass sich die Dúnedain-Geschwister so gut in der Weißen Stadt und insbesondere im Untergrund von Minas Tirith auskannten.
Zu viert hätten sie sich der einstigen Hauptstadt Gondors im Morgengrauen genähert, als die Sonne gerade über den Bergen Mordors aufgegangen war und mit ihren tief liegenden Stahlen die Wachen auf den Mauern geblendet hatte. Sie hatten die äußere Mauer mit einem Seil an der Stelle erklettert, wo sie im Norden auf die Felswände des Mindolluin-Berges stieß. So waren sie einer nach dem anderen in den ersten Ring von Minas Tirith gelangt.
Die Stadt hatten sie größtenteils verlassen vorgefunden. Nur noch wenige Menschen schienen sich dort aufzuhalten, die meisten von ihnen waren Zwangsarbeiter, die an der Instandsetzung der Rammas Echor-Mauer arbeiteten. Abgesehen davon gab es einige durch die Straßen patrouillierende Orks, doch der Großteil der Besatzungsstreitmacht musste entweder nach Anórien oder in Richtung Linhir abkommandiert worden sein. So war es den vier Gefährten gelungen, sich bis in den vierten Ring zu schleichen. Dort angekommen war es Areneth gewesen, die ihnen den in einer engen Gasse verborgenen Eingang zur Kanalisation gezeigt hatte. Beinahe eine halbe Stunde waren sie der jungen Frau durch übel riechende, viel zu niedrige Gänge gefolgt, bis sie durch eine mit einem eisernen Schloss verriegelte Falltür in einen verlassenen, ummauerten Hof gekommen waren. Und dort fanden sie das Haus, in dem sie sich nun ausruhten.

„Dies ist das Haus meines Vaters,“ erklärte Areneth. Sie spähte vorsichtig aus einem der Fenster hinaus und duckte sich rasch, als eine Horde Orks auf der dahinter liegenden Straße vorbeimarschierte. „Mein Bruder durchsucht es bereits nach dem Gegenstand, wegen dem wir hierher gekommen sind. Ich bin mir sicher, er wird ihn schon bald gefunden haben.“
Valion nahm diese Information recht gleichgültig hin. Er war froh darüber, die Dúnedain-Geschwister getroffen zu haben, denn ohne ihre Hilfe wäre es ihm und Rinya vermutlich deutlich schwerer gefallen, in die Weiße Stadt zu gelangen. Doch weshalb sie in ihrem ehemaligen Haus nach einem alten Erbstück oder etwas in der Art suchten, interessierte Valion nicht wirklich. Ihm ging es um Gilvorn, der sich irgendwo in Minas Tirith herumtreiben musste.
Areneth verließ ihren Posten am Fenster, um ihrem Bruder bei der Suche zu helfen. Gleichzeitig betrat Rinheryn das Eingangszimmer, in dem Valion saß und versuchte, einen Plan zu schmieden.
„Ich bin mir sicher, der Verräter ist oben in der Zitadelle,“ sagte Duinhirs Tochter, als hätte sie Valions Gedanken gelesen. „Der Rest der Stadt scheint leer zu sein, bis auf ein paar Orks und die armen Gefangenen, die Frondienst leisten müssen. Vom Weißen Turm hängt das Banner des Roten Auges, aber darunter habe ich noch ein zweites Abzeichen im Wind flattern gesehen. Es war keine mir bekannte Flagge, aber wenn ich raten müsste, würde ich sagen, sie gehört dem Kommandanten, der hier den Befehl führt.“
„Dann wird Gilvorn ihm bestimmt Bericht erstatten,“ führte Valion den Gedankengang weiter. „Also ist die Zitadelle unser Ziel.“
In diesem Moment kehrte Areneth zurück. Offenbar hatte sie den letzten Satz mit angehört, denn sie machte ein besorgtes Gesicht. „Ich glaube nicht, dass ihr ungesehen in die Zitadelle gelangen werdet,“ sagte sie.
„Ich hätte da vielleicht eine Idee, wenn es darum geht, Gilvorn hervorzulocken,“ sagte eine neue Stimme. Es war Ardóneth, der im Türrahmen des Treppenhauses lehnte. „Doch zunächst benötige ich eure Hilfe. Acht Augen sehen mehr als nur zwei, und dieses Haus hat viele Verstecke, in denen sich das, wonach ich suche, verbergen könnte. Sobald wir es gefunden haben, sorge ich dafür, dass Gilvorn hierher kommt - dann können wir ihm eine Falle stellen.“

„Wonach genau suchen wir eigentlich?“ wollte Rinheryn wissen, ehe sie damit begannen, das Haus auf dem Kopf zu stellen.
Areneth zog einen großen Schlüssel hervor. „Dies ist einer von vier Schlüsseln, die Zugang zu einem geheimen Ort im Norden bieten. Hier im Haus ist ein weiterer davon versteckt. Seht ihn euch genau an und prägt euch sein Aussehen ein.“
Der Schlüssel wirkte auf Valion etwas größer als ein gewöhnliches Exemplar, ansonsten war nichts ungewöhnliches daran zu entdecken. Der Griff war mit einem eingravierten Symbol des Weißen Baumes von Gondor verziert und er bestand aus dunklem Metall. Nachdem sie sich den Schlüssel gründlich angesehen hatten, begannen sie mit der Suche.
Es dauerte geschlagene drei Stunden, bis sie die Suche beendeten. Es war Areneth, die am Ende Erfolg hatte und unter einer losen Fliese im Keller des Hauses den gesuchten Schüssel entdeckte.
„Jetzt sind wir Gilgroth endlich einen Schritt näher gekommen,“ wisperte sie, was ihr einen warnenden Blick von ihrem Bruder einbrachte. Ardóneth nahm den Schlüssel entgegen und nickte zufrieden, ehe er sagte: „Wartet hier auf mich. Wenn ich Erfolg habe, kehre ich in ungefähr einer Stunde zurück und Gilvorn wird mir dicht auf den Fersen sein. Seht zu, dass ihr einen Hinterhalt legt, aus dem er nicht entkommen kann, und dass ihr euch bis zu meiner Rückkehr nicht entdecken lasst!“

Die Stunde des Wartens verging quälend langsam. Sie bewaffneten sich und hielten sich bereit, doch Ardóneths Rückkehr dauerte an. Areneth, die ihren Bogen und einen vollen Köcher griffbereit hielt, konnte man ansehen, dass sie sich große Sorgen um ihren Bruder machte. Umso erleichterter war sie, als es endlich an der eisernen Türe klopfte, die zur Straße führte.
Vorsichtig öffnete Valion die Türe - und fand sich Auge in Auge mit einem Anblick wieder, das ihn jegliche Zurückhaltung vergessen ließ. Dort stand ein Mensch in schwarzer Rüstung nach Art der Diener Saurons. Ein Helm schützte seinen Kopf, doch die Augen, die Valion durch das Visier hindurch anstarrten, waren nicht zu verwechseln. Ein Feuer brannte in ihnen, das Valions Zorn noch verstärkte. Es bestand kein Zweifel. Vor ihm stand der Mann, der bei der Eroberung Pelargirs Amlan, den Vater von Valion und seiner Schwester getötet hatte. Offenbar handelte es sich bei ihm um einen der Kommandaten der Garnison von Minas Tirith.
Valion handelte, ohne nachzudenken. Er sprang vorwärts, beide Schwerter ziehend. Hinter ihm regte sich Rinheryn, die die Türe offen hielt. Ein Pfeil von Areneth zischte daraus hervor und sauste knapp an Valions Gesicht vorbei. Dieser stürzte sich auf seinen Feind, erfüllt von Rachsucht und Zorn. Zwei Klingen sausten auf den ungeschützten Hals des Mannes zu. Dieser gab ein verächtliches Schnauben von sich und parierte den Angriff mit seiner eigenen Waffe, einem Langschwert, das mit Runen in der Sprache Mordors beschriftet war. Dann versetzte er Valion mit dem gepanzerten Handschuh einen Schlag gegen die Brust, welcher den Gondorer zurücktaumeln ließ. Ein rascher Blick zeigte ihm die Lage, in die er da geraten war. Sie standen wenige Schritte außerhalb des Hauses, in dem sie sich versteckt gehalten hatten, umgeben von einem guten Dutzend Orks. Areneth hatte bereits zwei davon gefällt, doch der Rest drang nun gegen die beiden Frauen vor und Rinheryn hatte einige Schwierigkeiten, sie abzuwehren.
„Mein Herr Balkazîr!“ rief jemand. Es war Gilvorn, der zwischen den Orks aufgetaucht war. Er zerrte Ardóneth mit sich, der gefesselt war, doch in jenem Moment der Unachtsamkeit, als Gilvorn Valion entdeckte und sich ein grausames Lächeln die Lippen des Verräters stahl, lösten sich die Fesseln des Waldläufers, die er mit einer versteckten Klinge zerschnitten hatte. Ardóneth entriss Gilvorn sein Schwert und ging auf die Orks los, die seine Schwester bedrohten. Chaos breitete sich aus, denn um die Ecke der Straße war gerade eine weitere Gruppe von Orks gebogen, die einige der Zwangsarbeiter eskortierten. Als die gefangenen Gondorer das Gefecht sahen, nutzten sie die Gelegenheit und gingen auf ihre Unterdrücker los, sich mit Händen und Füßen wehrend.
Valion hatte nur noch Augen für Balkazîr, den Mörder seines Vaters. Er schwor sich, Amlans Tod zu rächen und seinen Feind hier und jetzt zu erschlagen. Alles andere war in jenem Moment unwichtig. Ein rascher Blick nach hinten zeigte ihm, dass Rinheryn und die Dúnedain-Geschwister zwar von Orks umringt waren, ihre Stellung jedoch behaupten konnten. Sie würden zurecht kommen, da war Valion sich sicher. Er packte seine Schwerter mit finsterer Entschlossenheit und ging erneut zum Angriff über.
Titel: Re: Die Straßen von Minas Tirith
Beitrag von: Melkor. am 22. Aug 2018, 10:07
Ardóneth parierte einen gegen seinen Oberkörper geführten Angriff und ließ der Parade einen schnellen Gegenschlag folgen, der den Ork, der gegen ihn kämpfte, tot zu Boden stürzen ließ. Auch Rinheryn, die junge Gondorerin, die neben Ardóneth kämpfte, erschlug eine der Kreaturen, und sorgte dafür, dass die restlichen Orks ein Stück auf die Straße zurückwichen. Die Situation war dennoch ungünstig, wie der Waldläufer mit einem schnellen Blick erkannte. Obwohl sich die gondorischen Zwangsarbeiter befreit hatten, besaßen die wenigsten von ihnen richtige Waffen, und viele der Männer wirkten erschöpft von der harten Arbeit, die sie Tag für Tag für ihre dunklen Sklaventreiber verrichten mussten. Anfänglich hatte ihnen die Überraschung der orkischen Wachen geholfen, doch obwohl nun schon viele der Kreaturen Mordors tot auf dem weißen Stein der Straßen Minas Tiriths lagen, schien sich das Blatt langsam zu wenden. Drei der Gondorer waren bereits gefallen und vermutlich würde es nicht mehr lange dauern, bis auch der Rest der Männer ihr Schicksal teilen würde.
Ardóneth erkannte, dass die Zeit zur Flucht gekommen war. Seine Schwester und er hatten ihr Ziel in der weißen Stadt erreicht - der Schlüssel zur verborgenen Grotte von Gilgroth war gefunden und gesichert worden. Sie könnten nun nach Arnor zurückkehren und ihrem Vater, der nach Annúminas gegangen war, Bericht erstatten. Doch dazu mussten sie erst einmal aus Minas Tirith entkommen. Je länger sie warteten, desto schwerer würde es ihnen fallen, sich den Orks zu entziehen, denn der Waldläufer wusste, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis Verstärkung für die Krieger Mordors an Ort und Stelle eintraf.
Er wehrte einen weiteren Feind ab, der es gewagt hatte, sich zu nähern. Ein gut gezielter Pfeil aus Areneths Richtung beendete das Leben des Orks. Ardóneths Schwester hatte den Eingang ihres Hauses verlassen und kniete nun dicht hinter Rinheryn, die ihr jegliche Orks vom Leibe hielt. Den beiden Frauen ging es gut, stellte Ardóneth erleichtert fest. Doch wo war Valion?
Inmitten des Getümmels auf der Straße entdeckte Ardóneth den stürmischen Gondorer schließlich. Noch immer kämpfte Valion wie besessen gegen den Anführer der Orks, bei dem es sich zweifelsfrei um einen der schwarzen Númenorer handeln musste. Mit Schrecken musste Ardóneth mitansehen, wie sich der Verräter Gilvorn von hinten an Valion heranschlich und diesem einen langen Dolch in den Rücken stieß. Die beiden Schwerter fielen dem Gondorer aus den Händen und er tastete verwirrt nach der Klinge, die ihn schwer verwundet hatte. Was Gilvorn Valion nun ins Ohr flüsterte, konnte Ardóneth aus der Entfernung nicht verstehen, doch es musste sich dabei um Worte gehandelt haben, die Valion wütend genug machten, um die Wunde in seinem Rücken für einen Moment zu vergessen und dem Verräter mit aller Kraft den linken Ellenbogen ins Gesicht zu rammen. Aufschreiend ging Gilvorn zu Boden.
Ardóneth sah, wie Valion, der sich nur mühsam auf den Beinen halten konnte, angestrengt nach einem seiner Schwerter griff, doch der schwarze Númenorer trat die Waffe lässig beiseite. Dann hob der dunkle Kommandant seine eigene Klinge, um dem Gondorer den Todesstoß zu versetzen.
Ardóneth überlegte nicht länger und setzte sich instinktiv in Bewegung. Er stieß mehrere Orks achtlos beiseite, um den Hieb mit seinem Schwert abzufangen, doch er war einfach zu weit weg um Valion rechtzeitig zu erreichen. Schon senkte sich die mit finsteren Zeichen beschriftete Klinge auf den Hals des jungen Gondorers hinab. 
Etwas rauschte unangenehm nah an Ardóneths Gesicht vorbei und er sah, wie der Todesstoß des schwarzen Númenorers ins Leere ging. Ein Pfeil hatte sein linkes Knie durchbohrt und hatte ihn im letzten Moment aus dem Gleichgewicht gebracht. Ardóneth blickte erstaunt zu seiner Schwester hinüber, doch diese hielt ihren Bogen gar nicht mehr in den Händen, sondern kämpfte inzwischen mit einem langen Messer, da ihr offenbar die Pfeile mittlerweile ausgegangen waren. Ardóneth blickte die Straße hinunter und entdeckte den Schützen schließlich. Es handelte sich um einen in grün und braun gekleideten Mensch, dessen Gesicht unter einer Maske, die Nase und Mund bedeckte, kaum zu erkennen war. Hinter dem Neuankömmling tauchten weitere, ähnlich gekleidete Menschen auf, die mit einem raschen Pfeilhagel den Großteil der Orks niederstreckten. Doch ihr Erfolg war nur von kurzer Dauer, denn wenige Sekunden später tauchte bereits orkische Verstärkung am anderen Ende der Straße auf.
Der Mensch, der den ersten Pfeil geschossen hatte, winkte den Überlebenden Gondorer zu und machte ihnen damit unmissverständlich klar: Flieht mit uns, jetzt oder nie. Ardóneth gab seiner Schwester ein rasches Zeichen, und sie verstand. Beide Frauen rannten die Straße hinunter, während Ardóneth den auf die Knie gesunkenen Valion packte und ihn so schnell es ging mit sich zerrte.
Der Gondorer streckte dabei die Hände in Richtung des feindlichen Kommandanten aus, der sich gerade wieder aufrichtete und den Pfeil, der in seinem Knie steckte, am Schaft abbrach. „Nein, wir dürfen nicht gehen,“ murmelte Valion, dem der Blutverlust offenbar bereits zu schaffen machte. „Ich muss meinen Vater rächen... und Gilvorn endlich dingfest machen...“
„Deine Rache wird warten müssen,“ erwiderte Ardóneth, während der zu den Gondorer aufschloss, die sich hastig durch die Straßen Minas Tiriths zurückzogen. Dabei fiel ihm auf, dass sie immer wieder Hindernisse für ihre Verfolger legten, wie eine alte Säule, die rasch zum Einsturz gebracht wurde. Ardóneth erkannte, dass er mitten in eine Befreiungsaktion der Zwangsarbeiter geraten war, die offenbar von langer Hand geplant gewesen war.
Sie verließen die Stadt auf ähnlichem Wege, wie sie gekommen waren: die äußere Mauer war von den Befreiern an ihrem nördlichsten Punkt mit Seilen erklettert worden. Als Ardóneth an die Reihe kam, hielt ihn der Anführer der in grün und braun gekleideten gestalten zunächst auf, bis er offenbar Valion erkannte, den Ardóneth noch immer mit sich schleppte. Der Gondorer war bei Bewusstsein, schien jedoch nicht alles genau mitzubekommen, was rings um ihn herum geschah. Mit einiger Vorsicht schafften sie ihn über die Mauer und auf die Pelennor-Felder hinaus, wo sich die Gruppe sammelte und sich nach einer kurzen Erklärung vonseiten Rinheryns, die bekräftigte, dass Ardóneth und seine Schwester vertrauenswürdig waren, in nordwestlicher Richtung rasch von der weißen Stadt entfernte.

Ardóneth, Valion, Rinheryn und Areneth mit den Partisanen nach Henneth Annûn (http://modding-union.com/index.php/topic,35486.msg469594.html#msg469594)