Wenn ich ganz ehrlich sein soll, ich weiß auch nach einer Nacht, in der ich drüber schlafen hab können, noch immer nicht, was ich eigentlich von dem Film halten soll. Für mich ist er einfach "so la-la", wie wir hier sagen, also weder überragend gut, noch überragend schlecht. Ich muss dazu kurz sagen, dass ich "Batman Begins" für einen tollen Film halte, wenn man sich einmal einen gemütlichen Abend mit etwas ernsthafterer Comic-Adaption genehmigen will. Die Handlung überzeugt und ich finde ihn als Auftakt zu dem allen mehr als gelungen. "The Dark Knight" spielt da in einer ganz anderen Liga. Für einen "gemütlichen Abend" mit Popcornkino ist der sicher nichts. Die Handlung, die Charaktere und vor allem dieses Verwirrspiel des Jokers machen den Film stellenweise so anspruchsvoll, dass ich auch heute noch nicht alles ganz genau nachvollziehen kann. Aber gerade, weil man sowas nicht von einem Batman-Film erwartet, überrascht der Film durch die hohe Qualität...und natürlich gibt es niemand brillianteren als Heath Ledger für die Rolle des Joker.
Jetzt hab ich also gestern dann das Finale gesehen. Mir war klar, dass Nolan vermutlich diese enorme Leistung, die er mit "The Dark Knight" erbracht hat, nicht erneut erreichen wird können. Und meiner Meinung nach hat er das auch nicht. Er hat sich sehr bemüht, keine Frage, und der Film ist auch weit davon entfernt, ein schlechter Film zu sein oder gar ein totaler Flop als Trilogie-Finale. Aber irgendetwas hat da einfach nicht ganz gestimmt und hinterlässt bei mir einen schalen Nachgeschmack. Ich muss dazu vielleicht einmal ein paar Punkte des Films aufzählen.
Zunächst einmal Batman selbst. Christian Bale spielt den dunklen Helden äußerst überzeugend und ich bin der Meinung, dass es zukünftige Verfilmungen, sollte es sie denn geben, es ohne ihn schwer haben werden. Bale hat der Figur des Bruce Wayne eine so wunderbare lässig arrogante Ader gegeben und der Figur des Batman eine solche Würde im Auftreten (ja, sogar mit seiner Kehlkopfentzündungsstimm e). Auch im dritten Film fährt er wieder zur Hochform auf. Allerdings setzt hier auch gleich mein erster Kritikpunkt ein: Es gibt in diesem Film viel, viel, viel zu wenig Batman zu sehen! Klar, Wayne sieht man oft genug, aber wenn ich für einen Batman-Film zahle, dann will ich auch verdammt noch mal Batman sehen! Und wenn er dann da war, war er großartig! Ich habe noch nie zuvor in einem Kinosaal Tränen vor Begeisterung in den Augen gehabt, wirklich nie. Aber als Batman das erste Mal zu sehen war, bei dieser Verfolgungsszene mit den Schergen von Bane, und als er sich da aus völliger Finsternis mit seinem genialen Motorrad gezeigt hat, da war's dann soweit! Ich war völlig hin und weg und nur kurz davor, die Hände hoch zu reißen und "Jeah!" zu rufen. Hans Zimmers genialer Score hat da übrigens seinen Anteil daran. Aber sonst sehen wir den ganzen Film über Wayne, der zerstört ist, Wayne, der sich selbst aufgegeben hat, Wayne, der im Gefängnis sitzt...find ich persönlich langweilig.
Kommen wir also zum Schurken. Bane. Ich muss gestehen, ich habe nie einen Batman-Comic gelesen und auch keine der Batman-Serien gesehen, aber ich hab mich ein wenig informiert. Bane ist ja ein Muskelprotz mit Mega-IQ und extremer Gerissenheit noch dazu. Und Tom Hardy fängt dies wirklich gut ein. Man sieht im an, dass er Batman körperlich überlegen ist und die Ausführung "seiner" Pläne macht deutlich, dass er eben kein hirnloser Haudrauf ist. Ich schreib hier bewusst "seiner" in Anführungszeichen...zu diesem Stimmungskiller komme ich später noch. Ich weiß nicht, wie Bane im englischen Original mittlerweile klingt, da gab's ja heftige Diskussionen über die Stimme unter der Maske. Ich hab seine deutsche Version jedenfalls als sehr bedrohlich empfunden und dieses Dröhnen aus den Lautsprechern, wenn er gesprochen hat, hat mich jedes Mal wieder fasziniert. Für mich war er der pefekte Bösewicht...oder hätte es sein können.
Catwoman. Gott, war ich enttäuscht, als es hieß, dass Anne Hathaway diese Rolle bekommen würde. Ich hatte von ihr nur ihre zahlreichen Auftritte in zweitklassigen Kitsch-Komödien mit ordentlich viel Schmalz in Erinnerung und es war mir schleierhaft, wie gerade sie diese düstere Rolle überzeugend hätte bringen sollen. Aber Gott, hab ich falsch gelegen! Und zwar völlig falsch! Für mich war sie fast das Highlight des Films. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat, aber von der schüchternen, zurückhaltenden und leicht naiven Hathaway, wie man sie davor kannte, war nichts mehr übrig. Sie war klug, hinterlistig, verführerisch und am Ende wirklich effektiv als Batmans Unterstützung. Hut ab, Nolan, Sie sind ein Zauberer!
Die restliche Besetzung war für mich ebenfalls recht gelungen. Gary Oldman, Morgan Freeman und Michael Caine waren natürlich unersetzbare Bestandteile der Serie und haben wieder gezeigt, warum man sie als fähige Schauspieler bezeichnet. Vor allem Oldman scheint hier wesentlich mehr zeigen zu müssen, als in den bisherigen Filmen.
Dann also jetzt zu den eher negativen Punkten. Und da steht für mich, neben zu wenig Batman - zu viel Wayne, ganz klar die Figur der Miranda Tate auf der Liste. Was zum Teufel sollte das denn? War die wirklich nötig? Im Nachhinein fällt mir keine Szene ein, in der ihre Anwesenheit nicht gestört hätte. Es lag nicht an der Schauspielerin, Marion Cotillard, sondern wirklich an der Figur. Warum muss sie das Mastermind hinter allem sein? Warum muss sie Bane herumscheuchen? Warum muss uns Nolan im letzten Film noch eine Figur aufdrücken, genauer gesagt, in den letzten 30 Minuten, die über alle Filme hinweg eigentlich eine äußerst wichtige Rolle innegehabt hat? Sie ist offenbar die Tochter von Ra's al Ghul (nettes Cameo von Liam Neeson übrigens), gut. Sie will also den Plan ihres Vaters beenden, gut. Aber müssen wir das wirklich auf den letzten Drücker erfahren? Ich hab im Vorfeld schon mitbekommen, dass es eine große "Überraschung" am Ende geben soll. Ich hab damit gerechnet, dass eine der bereits etablierten Figuren plötzlich zeigt, dass sie in Wahrheit ein Bösewicht ist. Und dabei hab ich den Butler Alfred und Lucius Fox im Verdacht gehabt. Wie toll wär das gewesen, wenn sich herausgestellt hätte, dass Alfred hinter allem steckt? Er sagt doch zu Beginn des Films, dass er Waynes Rückkehr nach Gotham lieber nicht gehabt hätte. Klar, er gibt an, dass es zu Waynes Schutz gewesen sein, aber das hätte man doch gut in ein "Ich war grade dabei, die Stadt langsam zu stürzen, da kommst du wieder"-Szenario umwandeln können. Oder Fox, der insgeheim an diesen ganzen Maschinen und Waffen gebastelt hat! Warum nicht er? Er unterstützt Batman und hofft vielleicht so, die perfekte Waffe kreieren zu können. Der Punkt ist einfach, dass ich mir gewünscht hätte, eine Person, die man kennt und schätzt, sagen zu hören "Ha, ha, ich bin doch ein Fiesling!" Aber nein, wir bekommen eine charakterlose und blasse Miranda Tate, die aus unerfindlichen Gründen plötzlich mit Wayne schläft (kann mir einer erklären, woher das denn bitte kam? Ist mir da was essentielles entgangen?), die für ihn die Firma vor der feindlichen Übernahme sichern soll (zugegeben, das war eine tolle Idee) und die dann am Ende so nebenbein mal erwähnt, dass sie eigentlich hinter allem steckt. Bitte! Ich hab den ganzen Film über gehofft, dass man mehr aus der "Bane ist al Ghuls Sohn"-Geschichte macht...leider nicht.
Und der dritte Punkt, der mir hier noch als eher negativ einfallen würde, ist John Blake. Der war mir bis zum Ende hin suspekt. Er hat also Batmans wahre Identität an seinem Blick herausgefunden? Er hat sich über all die Jahre gemerkt, wie Bruce Wayne ausgesehen hat, wenn er entschlossen war? Und das unter dieser Maske erkannt? Gut, kauf ich nicht ganz, aber okay. Für ihn geht dann leider ziemlich viel Filmzeit drauf, die man, wie bereits gesagt, auf Batman hätte übertragen sollen. Das Ende mit ihm hat mir jedoch gefallen, muss ich wirklich sagen. Als er sagt, dass sein Mädchenname (war's der? Bin mir nicht mehr ganz sicher) "Robin" sei, war mir klar, wo das hinführen würde. Und das war dann auch clever gemacht. Er geht in die Bathöhle, die Fledermäuse "begrüßen" ihn und ja...wie wird's wohl weitergehen?
Überhaupt war das Ende zusammen mit dem Anfang der gelungenste Teil des Films. Wenn ich die Handlung als Spannungskurve darstellen müsste, dann würde sie vom Anfang bis zur bereits erwähnten Verfolgungsszene und dem ersten Auftritt von Batman steil nach oben schießen, dann in der Mitte des Films trotz des brachialen Bane gewaltig stagnieren, vielleicht sogar nach unten zeigen, und dann gegen Ende wieder nach oben zucken.
Puh, langes Review. Ich fass mich jetzt also kurz. Für mich war es ein ansprechender Film und wär vermutlich noch ansprechender gewesen, wenn nicht die beiden Vorgänger gewisse Standards gesetzt und Erwartungen geschürt hätten, die Teil 3 oft nicht oder unzureichend erfüllt. An der Optik und dem monumentalen Soundtrack gab's selbstverständlich nichts auszusetzen, davon war ich aber immer überzeugt. Trotz schöner Momente und viel Aufwand, ist für mich "The Dark Knight Rises" leider der schwächste Teil der Reihe, der es aber dennoch schafft, die Batman-Trilogie zu einem passablen und gerechtfertigten Ende zu bringen.