Modding Union

Das Schicksal Mittelerdes (RPG) => Eigene Geschichten => Der Thron von Mittelerde => Thema gestartet von: Darkayah am 1. Okt 2020, 14:27

Titel: Arnor
Beitrag von: Darkayah am 1. Okt 2020, 14:27
*Hier werden alle Ereignisse in Arnor be- und geschrieben:*


Wälder von Eregion in der Nähe der Daskina-Rebellensiedlung

Octavia & Kael Sagitta mit Deloth Idris an der Hauptstraße in den Wäldern von Eregion....



Octavia Sagitta war eine von denen, die es noch rechtzeitig schafften aus der zerstörten Stadt zu fliehen. Zusammen mit ihrem Bruder Kael floh sie in den Nordwesten von Mittelerde. In den Wäldern von Arnor bei Eregion trafen sie auf andere Überlebende, die dort eine kleine Siedlung errichteten. Phelan Belatan machte sich zum Anführer der Siedlung. Er und die Anderen schworen sich, sich niemals Kianas Herrschaft zu unterwerfen, denn sie alle hatten jemanden am grausamen Krieg durch Kianas taten verloren. So gründete er mit einigen der Überlebenden Männern eine Miliz, die jegliche Banditen und vor allem die Truppen Kianas aus den Wäldern Eregions fernhielten. Die Daskina-Rebellen.
Es gab auch noch zwei weitere Gruppierungen in Arnor,  die gegen Kianas Herrschaft rebellierten: die Utarra-Rebellen im Norden Arnors, an der grenze zu Angmar und die Pascima-Rebellen, im Westen Arnors bei den Ered-Luin, das blaue Gebirge.
Octavia and Kael verloren ihre ganze Familie während der Verwüstung der Hauptstadt. Das war auch mit der Hauptgrund, warum sich Kael rasch der Miliz anschloss. Auch Octavia zögerte nicht lange und wollte dabei sein. Zu Anfangs wurde sie deshalb nur belächelt. Immerhin war sie bei ihrer Ankunft gerade Vierzehn Jahre alt. Und vor allem eine Frau. Und vor allem hübsch. Die führenden Sprecher der Miliz wollten  Octavia dies zunächst nicht erlauben, denn Königin Kiana stand für die Aufhebung der Ständegesellschaft, des ganzen alten Systems und somit auch der Aufhebung der Geschlechterrollenvertei lung. Also waren sie aus Prinzip dagegen. Als sie aber erkannten, dass das Mädchen sehr gut mit einem Schwert in der Hand umzugehen wusste, akzeptierten die Männer Octavia als Kämpferin.
Inzwischen war Octavia Sagitta siebzehn Jahre alt. Sie war schlank und nicht besonders groß, auch nicht zu klein. Sie trug langes dunkles Haar und ihre Grünen Augen wirkten geheimnisvoll. Ihr Bruder Kael trug kurzes dunkles Haar und hatte auch Grüne Augen. Er war acht Jahre älter als sie. In der Siedlung der Rebellen lernte Octavia auch Deloth Idris kennen, der ihr viel beibrachte und die junge Frau trainierte. Er war im selben Alter wie Kael. Deloth und Octavia verbrachten viel Zeit miteinander,  sodass sie sehr enge Freunde wurden. Auch entwickelte sich daraus eine Liebelei, allerdings banden sich die beiden nie aneinander. Zum leid der jungen Frau versuchten somit ihr Bruder UND ihr Freund sie ständig zu beschützen. Während Kael realistisch dachte und jede Gefahr abwägte, war Octavia oft hitzköpfig und entschied spontan, von ihren Gefühlen geleitet, welchen Schritt sie als nächstes wagte.
Gerade waren sie, mit einer kleinen Gruppe, unterwegs zu der Hauptstraße im Wald. Informationen über einen Konvoi aus Minas-Tirith erreichten die Rebellen.  Octavia trottete durch die hohen Gräser und das dichte Gestrüpp des Waldes. Es war noch Sommer, so war alles Grün und hochgewachsen. Die Temperaturen waren ebenfalls noch ziemlich warm. Auf ihrem Rücken trug sie ihr Schwert in einer selbst gebauten Scheide. Auch das Schwert war selbst von den Rebellen gemacht, aus Resten von Metall. Nach die Entwaffnung des Volkes, besaß niemand  mehr irgendwelche -von Schmieden angefertigten- Schwerter, nur noch welche die notgedrungen hergestellt wurden. So kam es auch,  dass viele der Rüstungen aus vielen einzelnen und alten Rüstungsteilen zusammengenäht wurden. Aber sie besaßen immerhin gute Bögen und Pfeile. So hatte Octavia auch einen Bogen in der Hand und einen Köcher mit einigen Pfeilen um die Hüfte gebunden. Sie trug eine schwarze enge Hosen, damit sie in ihren Bewegungen nicht behindert wurde. Ihr Oberteil war ebenfalls schwarz und lag eng an ihrem Körper. Darüber trug sie eine Art schwarze Jacke aus Leder. Diese hatte sie sich lange selbst genäht. Auch wenn Ihre Kleidung Spuren von Abnutzung hatte,  störte sie sich nicht daran. Immerhin hatte sie diese selbst gefertigt und  ihnen blieb nicht viel übrig, denn sie konnten  nicht von den wachsenden und florierenden Städten profitieren, während die Dörfer und Siedlungen drumherum verschwanden. Zwar gab es im Norden noch einige, die Rohstoffe an die Rebellen übergaben, aber diese waren meist zu wenig und von minderer Qualität.
Octavia wartete mit ihrem Bruder Kael in einem Gebüsch, während sie auf den Konvoi warteten. Die anderen Rebellen gingen ebenfalls in Position. Die junge Frau wartete ungeduldig, denn sie konnte es nicht abwarten weitere Männer des Hauses Vaneryen zu töten. Zu groß war ihre Begierde nach Rache. Es dauerte nicht mehr lange,  da hörte man das Stampfen der Hufen der Pferde und den Gleichschritt der Soldaten. Es waren vielleicht fünfzig Mann. Octavia sah nur, wie die anderen Männer auf Anweisung  Kaels ihre Bögen spannten. Sie biss sich schon freudig auf die Lippen,  weil sie auf den Pfeilhagel wartete. Allerdings passierte nichts. Eher im Gegenteil, denn ihr Bruder gab das Signal die Bögen zu senken. Octavia verstand nicht recht.
"Warum lässt du nicht schießen?", beschwerte sie sich, während sie ihm am Arm zerrte und versuchte dabei leise zu sein. Kael riss sich los und entgegnete: "Ich habe mit viel weniger gerechnet...". Dabei versuchte er seiner Schwester zu signalisieren,  dass sie leise sein sollte. "...Wir haben nur fünfzehn Männer mit uns, das wäre ein Himmelfahrtskommando, unsere Männer in den Kampf zu schicken...".
Octavia verdrehte daraufhin nur die Augen. Sie fürchtete die Truppen der Krone nicht. "Du willst sie einfach so hier durch unser Land ziehen lassen?", regte sich Octavia sichtlich aufgebracht auf, "Damit gefährdest du uns alle, Kael!". Sie konnte sich kaum zurückhalten leise zu sein,
"Hast du ihre Rüstungen gesehen?", dabei zeigte er auf die Soldaten, "Das sind nicht mehr die einfachen Truppen, die her geschickt werden...".
Octavia war es egal. Wenn sie die Männer Kianas weiter ziehen ließen, richteten sie womöglich an anderer Stelle Schaden an.
"Ich werde nicht zu sehen, wie wir unseren Feind ungestraft durch Arnor marschieren lassen...", fing sie an, "...Willst du unschuldige auf dem Gewissen haben?".
Daraufhin schüttelte Kael nur verständnislos mit seinem Kopf. Octavia erzürnte die Entscheidung ihres Bruders. Immerhin war es auch seine Familie, die unter den Trümmern und den Flammen starb. Sie wollte nicht glauben, dass ihr Bruder keine Rachegefühle hegte. Sie rutschte auf ihren Knien vorsichtig näher an Kael heran. "Du hast selbst gesagt, dass sie etwas hier im Norden vor haben, ist es da nicht unsere Aufgabe herauszufinden was?", versuchte Octavia ihren Bruder zu überzeugen. Sie bemerkte dass er wohl für einen Moment nachdachte. Feigling, ich werde nicht tatenlos zusehen..., dachte sie sich. Sie blickte zu ihrem Freund Deloth, der aber nicht zu ihr sah. Diesen Moment nutzte die junge Frau und schlich sich näher an das Geschehen heran. Sie hörte nur wie er ihren Namen rief, doch sie wollte den Worten ihres Bruders nicht weiter zuhören. Es war ja sinnlos. Sie zog ihr Schwert und lief geduckt durch das Gestrüpp und das Unterholz. Das dichte Grün bot guten Schutz. "Octavia! Nein! Komm zurück!", hörte sie ihren Bruder erneut rufen, schlich sich aber weiter heran. Diesmal war der Ruf lauter, sodass sich einer der Männer des Konvois irritiert umsah. Die Rebellin wartete einen Augenblick,  bis der Mann und der Konvoi nahe genug an den Busch vorbei kam, in welchen sie sich versteckte. Ihr Herz raste. In ihrem Körper breitete sich ein Gefühl von Lust aus. Lust diese Männer zu töten und ihre Rache zu bekommen. Octavia zögerte nicht lange, sprang heraus und tötete die ersten drei Männer, bis ihr Schwert auf die erste feindliche Klinge stieß. Der laute metallene Ton hallte durch den Wald. Mit einem kräftigen Tritt überraschte sie den Mann und tötete auch diesen. Dann traf sie ein harter Faustschlag mitten in das Gesicht und ließ Octavia einige Schritte zurück taumeln. Zwei der Soldaten packten sie sich um sie festzuhalten,  doch sie wehrte sich. Einige Pfeile flogen aus dem Wald und ließen die Soldaten der Krone zu Boden gehen. Octavia riss sich los und erschlug die Männer, die versuchten sie festzuhalten. Endlich sah sie auch, wie Kael und seine Männer in das Kampfgeschehen eingriffen.
Die junge Rebellin kämpfte sich weiter durch die Feinde und verfiel in einen Blutrausch. Das warme Blut ihrer Feinde ließ sie nur mehr  und mehr in ihren Wahn verfallen. Zwar hörte sie mit einem Ohr,  wie Kael immer wieder sagte, sie sollten einen am leben lassen, um diesen wenigstens zu verhören, doch Octavia erschlug auch den letzten mit ihrem Schwert.
Das Gesicht Octavias war voller Blut und sie atmete erschöpft und schnell. Langsam nahm sie die Welt um sich herum wieder normal wahr. Sie spürte nur, wie jemand ihren Arm grob griff. Es war ihr Bruder Kael. "Warum hast du das getan?", beschwerte er sich lauter, "Ich habe gesagt, dass wir warten müssen und weil du meine Befehle missachtest, wurden fünf von uns getötet!".
Octavia antwortet nicht. Warum auch. Sie verstand seine Aufregung noch immer nicht. Sie hockte sich auf den Boden und wusch sich das Blut, mit dem Wasser ihres Wasserbeutels, aus dem Gesicht. Sie war zufrieden, denn sie hatte weitere Anhänger des Hauses Vaneryen beseitigt. Als sie sich erhob wollte sie einfach wortlos die Straße entlang zurück zur Siedlung gehen. Ihr Bruder packte sie daraufhin erneut am Arm und zog sie an sich heran. "Octavia...", sagte er plötzlich ziemlich ruhig, "... Wenn dir was passiert wäre, weil du nicht auf meine Befehle hörst, hätte ich es mir niemals verzeihen können...". Octavia sah nur auf den festen Griff Kaels an ihrem Arm herab und dann in sein besorgtes Gesicht. Sie war es satt, dass sich andere um sie sorgten. Ihre Mutter achtete stets auf sie und gab ihren Bruder die Aufgabe auf sie aufzupassen. Ihre Mimik veränderte sich in eine die Ärger ausdrückte. "Ich war damals in unserem Anwesen fast schon versteckt worden und eingesperrt, durfte nur und sollte dich auf Festivitäten begleiten....", zischte sie, "...Ich bin jetzt frei, ich bin es leid Befehlen zu folgen!".
Daraufhin ließ Kael sie widerwillig los. Auch Deloth war an die beiden herangetreten, sagte aber keinen Ton. Octavia sah ihn auch nicht an, denn ihre Augen blieben voller Hass auf ihren Bruder haften. Die junge Frau wendete sich schließlich ab und ging die Straße im Wald wortlos entlang. Sie spürte die Blicke der anderen noch zehn übrigen Männer, von Deloth und ihren Bruders auf sich ruhen, störte sich allerdings nicht daran. In der Zeit gab Kael den Befehl die Toten zu durchsuchen und benötigte Ausrüstung mitzunehmen. Octavia hasste ihren Bruder natürlich nicht. Eher im Gegenteil. Er war alles was sie noch hatte. Ihre Familie. Sie hatte nur manchmal das Gefühl, er verstand sie nicht. Als stammte er zumindest von einem anderen Vater ab. Diesen Gedanken schlug sie sich aber wieder ganz schnell aus dem Kopf. Es war töricht so etwas zu glauben. Immerhin sahen sie sich in Haar- und Augenfarbe ähnlich, dachten doch in gewisser Weise gleich und ihre Mutter hätte etwas gesagt.
Octavia seufzte laut. Ich hoffe, er wird es noch einsehen..., sagte sie sich selbst. Als sie sich vergewisserte,  dass die anderen Männer ihr folgten, lief sie weiter in Richtung der Siedlung der Daskina-Rebellen.


Octavia & Kael Sagitta mit Deloth Idris auf der Hauptstraße in den Wäldern von Eregion in Richtung des Daskina-Rebellenlagers....
Titel: Daskina-Rebellensiedlung- Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 6. Okt 2020, 18:35
Daskina-Rebellensiedlung- Wald von Eregion (Arnor)

Octavia & Kael Sagitta mit Deloth Idris zurück in der Daskina-Rebellen Siedlung im Eregion Wald

Die Gruppe erreichte die Daskina-Rebellensiedlung während es schon langsam dämmerte. Octavia wollte gerade zu dem Haus, in welchem sie mit ihren Bruder lebte, da hörte sie nur wie Kael ihren Namen rief.
Was ist denn jetzt schon wieder, dachte sie sich genervt. Sie wollte doch nur endlich ihre Ruhe. Die junge Frau verdrehte zunächst ihre Augen, drehte sich dann aber um und warf ihm aber ein unechtes Lächeln zu. "Komm her...", sagte er ruhig, "...Ich muss mit dir reden.". Octavia ging auf ihren Bruder zu, der sie sofort Abseits der Siedlung leitete. An einem Karren blieb er stehen und setzte sich hinauf. Octavia tat es ihm gleich. Sie spürte nur wie er einen Arm um sie legte. Sie sah ihn von der Seite heimlich an. Sie konnte erkennen,  dass er scheinbar an etwas dachte und sehr zufrieden wirkte. Erneut erhob Kael seine Stimme und Octavia hörte ihm aufmerksam zu: "Am Anfang dachte ich mir auch nur, wenn wir weg von zu Hause sind, dann sind wir frei und können machen was wir wollen...". Er nahm seinen Arm um die junge Frau weg und sah verträumt in die Ferne, bevor er weiter sprach. ".... Doch es hätte nur mehr Chaos gebracht, schon alleine wenn man daran denkt, wie es während der Flucht aus Minas-Tirith gelaufen ist...".
Octavia hörte ihm weiter gespannt zu. "... Ohne Ordnung haben die Menschen, mit denen wir geflohen sind, nur an sich gedacht, sich beklaut und getötet und ich möchte es mir nicht ausmalen, wie es ohne Regeln weitergelaufen wäre...". Octavia dachte daraufhin an ihre Flucht zurück. Es waren wahrlich keine guten Erinnerungen. Natürlich hatte jeder an sich selbst gedacht. Das hatten die Sagitta-Geschwister in gewisser Weise auch. Auch wenn ihr Bruder stets versucht hat sie davor zu schützen,  bekam sie viele der Geschehen mit. "... Du vertraust mir nicht", fing er an, "...Aber wir müssen uns vertrauen, du musst mir vertrauen wenn wir überleben wollen!". Er klang belehrend, gleichzeitig auch besorgt. Octavia schnaubte nur und setzte ein schiefes Lächeln auf. Sie nahm die Hand ihres Bruders und lehnte sich an seine Schulter. Tief im inneren wusste sie, dass er recht hatte. Sie wollte sich nicht vorstellen, wo sie ohne ihren Bruder gelandet wäre und ob sie überhaupt noch lebendig wäre. Sie wollte ihn nicht verärgern. Immerhin war er ihr Bruder. Ihre Famile. Kael seufzte nur daraufhin.
Phelan Belatan, der Anführer der Daskina-Rebellen, kam auf die beiden Sagitta Geschwister zu.
"Kael! Octavia! Ich glaube wir müssen reden...", rief er schon von der Ferne und winkte sie zu sich. Die junge Frau erwiderte nur den Blick ihres Bruders,  der die Augenbrauen hoch zog. Die junge Frau ahnte schon, dass es wohl weiteren Ärger gab. Dann folgten sie ihm in das Haupthaus.
Dort angekommen saß sich der Anführer der Rebellen auf einen Stuhl,  der an den aufgestellten Tischen stand. Hinter ihm war ein großes Blaues Banner aufgehängt, welches einen Phönix abbildete der aus den Flammen auferstand. Octavia und Kael blieben vor den Tisch stehen. Die junge Frau hielt dabei die Hände hinter ihrem Rücken. Grelles Kerzen- und Fackellicht erhellte den Raum. Der Anführer erhob seine Stimme: "Ich hörte, was an der Hauptstraße passiert ist... Wie könnt ihr dies erklären?".
Kael versuchte eine Ausrede zu finden, doch Octavia riss das Wort an sich: "Ich tat das, was unsere Aufgabe ist: Alle Anhänger des Hauses Vaneryen müssen getötet werden, um die Gerechtigkeit wieder herzustellen!".
 "Gerechtigkeit und Rache sind nicht ein und das Selbe,  Octavia!",  mahnte Phelan. Die junge Frau sah ihn nur ernst an und antwortete kurz: "Für mich sind sie es....".
"Dann bist du nicht besser als Kiana Vaneryen und ihre Schreckensherrschaft...".
Diese Worte ließen Octavia innerlich kochen. Sie überlegte nicht lange und lag sofort los: "Nicht besser als Kiana Vaneryens Schreckensherrschaft, ja?".  Ihr Bruder Kael vergrub schon sein Gesicht in seine Hände und rieb sich die Stirn. Er kannte seine Schwester gut genug, um zu wissen, dass sie nun äußerst wütend war. Vor allem nachdem sie einmal tief einatmete um Luft zu holen.
"Was machen wir denn außer hier herumsitzen und warten dass Kiana ganz Mittelerde unterjocht hat?", schrie sie schon fast. Sie schlug ihre Faust auf den Tisch, nahm  einen der Becher vom Tisch und warf ihn knapp an Phelan vorbei. Sie spürte nur die Wut, die aus ihr heraus brechen wollte. Die junge Frau ballte die Hände zu Fäusten. Sie beruhigte sich dadurch etwas. Dann stütze Octavia  sich auf den Tisch,  lehnte sich über diesen zu dem Anführer der Rebellen und sagte leise aber entschlossen: "Wir müssen Handeln, wenn wir etwas erreichen wollen!". Sie sprach jedes der Worte einzeln aus, als würde sie mit jemanden Sprechen der ihre Sprache nicht verstand.
"Hast du über die Konsequenzen nachgedacht,  die uns ereilen könnten?", schimpfte Phelan weiter, "Wenn die Königin davon erfährt, schickt sie vielleicht noch ihre ganze Armee hier her, oder noch schlimmer: Drachen!". Obwohl Octavia so voller Wut und Hass war, blieb der Anführer der Daskina-Rebellen dagegen ziemlich ruhig. "Zur Hölle mit ihrem verdammten Drachen...", wollte sie gerade wieder Anfangen, als sie hörte wie Phelan Kiana als Königin betitelte. Dann kam aber auch ihr Freund Deloth Idris in den Raum.  Sofort sah die junge Frau zu ihm rüber. Er schien etwas beruhigendes auf sie zu haben, denn ihre Körperhaltung entspannte sich sofort.
Deloth unterbrach den Streit: "Die Männer, die unten im Wald getötet wurden, sollten wohl eine Botschaft in den Norden zum Verwalter von Fornost bringen, zusammen mit Ausrüstung aus der Hauptstadt...", dabei legte er einen Brief auf den Tisch, "...Wie es aussieht haben sie etwas hier im Nordwesten vor... Was, wird aber nicht aus dem Brief ersichtlich...".
Der Anführer der Rebellen nickte ihm dankend zu. Dann wandte er sich wieder an Octavia: "Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werden wir gegen Kiana vorgehen, aber jetzt ist es noch zu früh!".
Die junge Frau seufzte.  Schließlich gab sie nach. Es brachte ja nichts, denn sie waren niemals der selben Meinung. Sie nickte ihm nur zu. Deloth sagte: "Ach, bevor ich es vergesse: Unsere Späher berichten, dass sich die Utarra- und die Pascima-Rebellen Schlachten liefern... Und die Pascima machen wohl auch jagt auf unsere Leute!". Octavia wurde hellhörig als sie dies hörte. Warum um alles in der Welt sollten sich die Rebellen gegenseitig bekämpfen? Hatten sie nicht alle das selbe Ziel? Sie lauschte dem Gespräch weiter: "Ich habe es fast erwartet... Wir sollten uns bereit halten...", entgegnete Phelan Belatan besorgt. Was anderes hatte Octavia auch nicht erwartet. Immerhin war er sehr defensiv eingestellt. Sie wollte gerade das Haus verlassen, weil sie Phelan nicht weiter zu hören wollte, da hörte sie nur wie der Anführer nochmals nach Octavia rief. Sie drehte sich um und erwiderte spöttisch: "Wie kann ich euch dienen, mein Herr?". Auch ihre tiefe Verbeugung war alles andere als ernst gemeint. Sie konnte schon die bösen Blicke ihres Bruders auf ihrer Haut brennen spüren, störte sich allerdings nicht daran. Immerhin schien Deloth das Lächeln nicht unterdrücken zu können. "Du wirst nicht mit der Angriffstruppe hinaus gehen...", befahl Phelan, "... Vorerst zumindest, denn du musst noch viel Lernen....". Für Octavia war dies wie ein Stich in ihr Herz. Immerhin war die Aufgabe der Angriffstruppe das Ausschalten von Männern der Krone. Etwas sinnvolles in dieser Zeit. Nun konnte sie es nicht mehr. Ihr fehlten die Worte um etwas entgegen zu bringen. Sie fuchtelte stattdessen nur mit den Armen. "....Du bist noch jung und musst einiges lernen, deshalb schicke ich dich mit dem Späher los...", fügte er noch hinzu, "...Er wird dir einiges beibringen!".
Von dem Späher lernen? In der Rebellensiedlung nannte man ihn nur den Späher... Es war dieser gruselige Mann, der stets seine Kapuze über sein Gesicht gezogen hatte und mit fast niemanden Sprach. Fassungslos stampfte sie aus dem Haupthaus. Es hatte ja keinen Sinn mehr mit den anderen zu diskutieren. 
Als sie draußen war, verschränkte die junge Frau die Arme hinter den Kopf und atmete mit geschlossenen Augen die klare Luft ein. Sie horchte auf, als das Geräusch von gespaltenen Holz ertönte. Sie sah in die Richtung und erkannte einen Mann, der Holz hackte. Niemand kannte seinen richtigen Namen, es wagte aber auch keiner zu fragen. Wahrscheinlich wollte er nicht erkannt werden. Wer weiß wer er Vorher war.  Gerade als der Späher zu Octavia sah, drehte sie sich rasch weg und fühlte sich erwischt. Irgendwie brachte der kurze Blickkontakt ihr Herz zum rasen. Und sie musste sich nun mit ihm herumschlagen, anstatt sinnvolles für die Rebellen zu tun.
Es war inzwischen dunkel. Sie wollte gerade in ihr Haus gehen, da sah sie nur wie auch Deloth und ihr Bruder das Haupthaus verließen und in ihre eigenen Häuser gingen.
Soll ich zu Deloth gehen?, dachte sich die junge Frau, Kael kann mich ja sowieso nicht verstehen....
Octavia ließ sich schließlich von ihren Gefühlen leiten und folgte ihrem Freund  heimlich in das Haus. Bevor er die Tür öffnete bemerkte er sie hinter sich. "Octavia?!", fragte er verdutzt. Die junge Frau lächelte ihm freundlich zu. Schnell wurde sie von Deloth in das Haus gezerrt. Sie macht nur mit ihrem Fuß die Tür zu, während sie von ihrem Freund an die Wand gedrückt wurde. Auch wenn es ihr eigentlich schwer fiel, Gefühle zu zu lassen, schaffte es Deloth stets sie zu verführen. Auch wenn sie nur wenig über seine Vergangenheit wusste und er auch nicht viel davon erzählte, fühlte sie sich mit ihm verbunden.
"Du nimmst mich sicher mit, wenn du mit den Anderen wieder auf die Jagt gehst?", fragte sie, während sie Deloth immer wieder küsste. Er ließ plötzlich von ihr ab, als sie die Worte aussprach und setzte nur ein irritiertes Gesicht auf. "Was ist?", wollte Octavia wissen. Der deutlich größere Mann ging einige Schritte zurück und seufzte. "Bist du nur deshalb hier?", wollte er wissen. Octavia konnte die Enttäuschung aus seiner Stimme heraus hören.
"Natürlich nicht, Deloth...", fing sie an, "... Du weißt warum ich hier bin...". Wie konnte er auch nur so etwas glauben.  Sie war die letzte, die jemanden Ausnutzen wollte. Sie fühlte sich leicht gekränkt, von dem was er von ihr dachte, denn sie fühlte so viel mehr für ihn.
Du Dummkopf... Wenn du nur wüsstest, sagte sie sich selbst. Sie sah ihn mit großen Augen an, als er nichts sagte und sie ihn nur beobachtete wie er sich auf einen Stuhl setzte. Der Raum war schwach beleuchtet und nur spartanisch eingerichtet. Sie ging einige Schritte auf ihn zu und kniete sich vor ihn. "Hey...", fing sie vorsichtig an, "...Tief in dir drinnen weißt du, dass es nicht nur darum geht...". Deloth antwortete nicht. Octavia stöhnte daraufhin und nahm seine Hände. Sie wollte ihn doch nicht verletzten...
"Deloth, es war doch nicht so gemeint...", wollte sie gerade sagen, da antwortete der Mann: "Es geht nicht darum, Octavia, eher darum, dass du denkst du wüsstest alles besser...".
Beleidigt ließ sie seine Hände los. Was wollte er ihr damit sagen? Wollte er jetzt etwa genau wie Kael und Phelan anfangen und sie belehren? Mit ihr streiten? Davon hatte sie genug. Ihre Miene verfinsterte sich. "...Du denkst, du tust etwas gutes indem du unsere Feinde tötest... Aber sind wir nicht alle Menschen?", sagte Deloth, "Sind wir nicht eigentlich ein Volk? Ist nicht jeder Tod ein Verlust?".
Octavia verstand nicht recht worauf er hinaus wollte. Die Soldaten Kianas brachten immerhin nur Tod und Leid in das Land. Scheinbar bereute auch keiner von ihnen ihre Taten. Zumindest hatte die junge Frau nach all der Zeit den Eindruck gewonnen. Sie hörte aber weiter ihrem Freund zu: "Es fängt ja schon mit den Rebellen an, dass wir uns untereinander bekriegen, aber sollten wir uns nicht stattdessen in solchen finsteren Zeiten helfen?". Im Grunde hatte er recht, aber sie konnte nicht einfach Tatenlos dabei zu sehen. Sie schwieg. "Aber jeder meint es besser zu Wissen...", sagte er weiter, "...Mein Wunsch wäre es, zusammen vereint zu kämpfen, das würde unser Vorhaben voran treiben! Um dann als ein gemeinsames Volk zu stehen!".
Octavia war sprachlos. Sie hatte nie gedacht, dass Deloth so weit dachte und schon bestimmte Vorstellungen hatte. Sie wusste nicht, ob sie denken sollte dass er Naiv war, oder ob sie ihn dafür bewundern sollte. Ihr gefiel seine Ansicht. In gewisser Weise  ließ sie der Gedanke am ganzen Körper kribbeln.
"Ich hätte gar nicht gedacht, dass du dir solche Gedanken machst...", sagte sie leise, "...Du warst bis jetzt immer nur der Krieger in meinen Augen, aber mir gefällt die Vorstellung, auch wenn sie nicht wirklich echt wirkt...So weit weg...".
Sie sah nun wie Deloths dunkle Augen auf ihr ruhten. Er schien über etwas nachzudenken. Octavia legte ihren Kopf etwas schief, weil sie nicht wusste an was genau er gerade dachte.
"Octavia...", sagte er schließlich ganz ruhig und nahm ihr Gesicht in seine großen Hände, "...Siehe das nicht als Strafe, dass du die Angriffsttruppe nicht begleiten kannst... Siehe es als Chance, das gesamte Vorhaben voran zu treiben und um stärker zu werden!".
Die junge Frau blinzelte ihm nur zu und seufzte schließlich. Ihr war klar, dass genau eine solche Aussage von Deloth kam. Immerhin machte er sich ebenfalls Sorgen um sie. Vermutlich hatte er aber recht. Es brachte ja nichts sich vehement dagegen zu wehren.  Sie rutschte auf ihren Knien näher zu Deloth und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. Die junge Frau spürte nur, wie er sanft durch ihre Haare ihren Kopf streichelte. Sie war sich oft nicht sicher, ob das was die beiden hatten eine kluge Idee war. Die Zeiten waren unsicher und sie konnte ihre Gefühle zu Deloth nicht wirklich einordnen. In solchen Moment war es ihr aber auch egal. Sie konnte nicht anders, als bei ihm zu sein. Auch wenn ihr Bruder sich am nächsten Tag wieder beschwerte, weil sie nicht in ihr Haus zurückkehrte, wollte sie bei ihrem Freund bleiben. Er verstand sie und konnte sie oft genug wieder beruhigen. Octavia wollte über nichts mehr nachdenken an diesem Abend, wenn sie bei ihm war. Nicht über die Rebellen, nicht über die Soldaten der Krone oder ihrem Bruder. Sie wollte nur noch den Moment genießen und ihren Gefühlen freien Lauf gewähren, denn wer wusste schon wie lange sie dies noch konnten...
Titel: Daskina-Rebellensiedlung & Umgebung- im Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 9. Okt 2020, 21:39
Daskina-Rebellensiedlung & Umgebung- Wald von Eregion (Arnor)

Octavia Sagitta in der Daskina-Rebellensiedlung

Octavia wurde von den warmen Sonnenstrahlen geweckt, die ihre Haut im Gesicht erwärmten, als sie noch im Bett lag. Sie rekelte sich und griff neben sich, in der Hoffnung dass Deloth nach da war. Doch die andere Seite neben ihr war leer. Mit ihren Armen stützte sie sich ab, so dass ihr Oberkörper erhöht war und sah sich im Haus um. Das Haus bestand aus zwei Räumen und war spartanisch eingerichtet. Viele Waffen waren an der Wand befestigt. Einige Rüstungsteile lagen auf einem Tisch herum. Es war sonst verlassen. Deloth war scheinbar schon aufgebrochen. Octavia setzte sich ganz auf und streckte sich. Sie stand auf, zog sich an, nahm ihr Schwert, welches neben der Tür gelehnt war und verließ das Haus von Deloth rasch. Außerhalb sah sie sich noch einmal um, ob sie Kael oder ihren Freund irgendwo sah, aber dem war nicht so.
Die junge Frau ging an dem See, der sich außerhalb der Siedlung befand und schwamm eine Runde. Zu dieser Zeit war zum Glück niemand dort. Noch war das kühle Nass abkühlend. Die Temperaturen waren ziemlich warm, doch bald sollte der Sommer vorbei sein.
Als sie wieder aus dem See stieg trocknete sie sich mit einem Tuch ab und schlüpfte schnell wieder in ihre Kleidung. Sie sah auch schon den Späher,  der wie immer im und um das Dorf herum schlich. Sie seufzte, als sie daran dachte dass sie lieber mit den anderen unterwegs gewesen wäre. Octavia ging diesmal direkt auf ihn zu, auch wenn sie dabei ein mulmiges Gefühl im Magen hatte. Ganz geheuer war ihr die Sache nicht. Immerhin wusste niemand  wer er wirklich war. Sie beobachtete ihn zunächst, als er gerade auf dem Boden hockte und etwas suchte. Die junge Frau sagte aber erst einmal nichts. Er schien gar nicht zu bemerken, dass sie hinter ihm stand, obwohl sie ihn schon länger beobachtete. "Hey...", erhob sie plötzlich ihre Stimme,  "...Phelan meinte du brauchst Hilfe...". Natürlich wusste sie, dass sie sich dabei äußerst gelangweilt anhörte,  doch was sollte es sie kümmern.
"Richtig wäre wohl, wie ich dir helfen kann!", entgegnete er, als er einige zusammengebundene Pfeile hoch hob. Octavia verstand nicht recht was er meinte. Immerhin wurde sie zu ihm geschickt und nicht umgekehrt.
"Phelan sagte mir..,", fing sie gerade an, da wurde sie von dem Späher unterbrochen: "Schon klar, aber er schickt dich nicht ohne Grund zu mir... Immerhin bist du doch die kleine Sagitta, die sich hier mit ihrer Klappe einen Namen gemacht hat!".
Octavia sah ihn skeptisch an. Sie wusste nicht ob sie die Aussage ernst nehmen sollte, oder ob es schon eher unverschämt war und er sich über sie lustig machte.
Sollte das ein Witz sein?, dachte sie sich während sie die Augen rollte, Fängt schon sehr gut an...
Schließlich erhob sich der Späher und drückte Octavia zwei der Bündel in die Arme und bat sie ihm zu folgen. Dies tat sie widerwillig aber direkt. Sie hoffte so dass die Arbeit schneller vorbei ging, auch wenn sie dabei genervt wirkte.
"Vorbereitung ist der Weg zum Erfolg...", sagte er beim laufen, "...Wenn wir auch nur ansatzweise die unseren beschützen wollen, müssen wir vorausschauend sein. Und das besser als unser Feind!".
Octavia antwortete nicht. Was sollte sie auch dazu sagen. Er erzählte ihr nichts neues. Halte doch einfach deine Klappe..., dachte sie, Ich will doch nur schnell fertig sein. Der Späher versteckte die Bündel mit den Pfeilen in Löcher im Boden, die vorher gegraben wurden. Octavia reichte ihm die zwei Bündel,  die sie trug. Während der Späher mit dem verstecken der Pfeile beschäftigt war, sah sie sich im Waldstück um. Es war äußerst still und sie hörte nur das rascheln der Blätter der Pflanzen und Bäume und ab und an das Singen der Vögel. Die junge Frau fragte sich, wo die Anderen gerade waren und ob sie etwas besseres zu tun hatten als Octavia.
Schließlich konnte sie nicht anders und fragte neugierig: "Wo sind denn die anderen?". Der Späher antwortete: "Wenn du deinen Bruder und deinen Freund meinst, sind sie in Richtung Westen unterwegs um die Bewegungen der Pascima-Rebellen auszukundschaften...".
Die junge Frau seufzte enttäuscht. Viel lieber wäre sie jetzt mit ihnen unterwegs und würde ein bisschen mehr vom Land sehen,  anstatt immer nur in der Nähe der Siedlung zu bleiben.
"Machst du dir Sorgen um deinen Bruder und deinen Liebhaber?", wollte der Späher wissen und klang dabei ziemlich locker.
"Er ist nicht mein...", verteidigte sich Octavia, zog aber selbst die Aussage zurück, "...Ich wollte lediglich wissen, ob die beiden etwas besseres machen als ich hier...".
Natürlich wollte sie ihn spüren lassen, dass sie auf ihn und die Aufgaben keine Lust hatte. Er schien sich aber daran nicht zu stören.  Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe, weil er sich davon nicht abbringen ließ und die Worte ignorierte. Seine aufgesetzte gute Laune machte sie verrückt und brachte brachte sie innerlich zur Weißglut.
Er ging weiter durch den Wald und Octavia trottete ihm hinterher. Sie waren jetzt ziemlich weit weg von der Siedlung. Für sie fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an, die sie schon unterwegs waren. Dann sah sie nur, dass der Mann seine Kapuze zurückzog. Darunter tauchten dunkles, halblanges Haar auf, ein dunkler Bart und dunkle Augen. Sie wunderte sich etwas, weil sie sich ihn immer anders vorgestellt hat. Irgendwie älter. Auch wenn er ihr so fremd war, wirkte er ziemlich vertraut. Schließlich wurde sie von ihrer Neugier ergriffen, wer er wirklich war.
"Da ich ja jetzt mit dir zusammen arbeiten muss, kannst du mir ja verraten wer du wirklich bist!", verlangte Octavia, "Warum bist du geflohen und warum kämpfst du gegen das Haus Vaneryen?".
Der Späher lehnte sich an einen umgestürzten Baum. Er sagte erst nichts,  was Octavia nur noch neugieriger und nervöser machte. Schließlich erwiderte er: "Ich kämpfe nicht gegen das Haus Vaneryen, eher gegen die Ungerechtigkeit und Grausamkeit, die die Königin mit ihrer Herrschaft her brachte...".
Die junge Frau verstand nicht recht was er damit meinte. "Also bist du nicht aus Minas-Tirith geflohen und hast deine Familie in den Flammen verloren?", bohrte sie weiter nach, während ihre Stimme leicht brüchig wurde wenn sie über die Ereignisse nachdachte. "Nun ja...", antwortete der Späher rasch, "...Ich habe mein ganzes Leben, meinen Glauben in den Flammen verloren... Ich war vor langer Zeit ein Wächter an der Nordmauer und in Minas-Tirith konnte ich meinen Eid nicht erfüllen, um das Leben der Menschen  zu retten, was ja eigentlich meine Aufgabe war...".
Für Octavia sprach der Mann nur in Rätseln. Wenn er keinen persönlichen Groll gegen das Haus Vaneryen verspürte, was machte er dann hier bei den Rebellen? Aber was sollte sie sich weiter darum kümmern. Ob er nun das Haus Vaneryen hasste, weil er seinen Eid nicht erfüllen konnte, oder seine Familie verlor. Wichtig war es nur, dass er ambitioniert war, gegen ihre Soldaten zu kämpfen. Wenn dem denn wirklich so war und er kein Verräter war. Fremden gegenüber war Octavia äußerst misstrauisch und ließ diese das auch spüren. Auch wenn der Späher auf sie in gewisser Weise vertraut wirkte, obwohl sie ihn nicht kennt, blieb sie auf Distanz und behielt ihre Skepsis.
Sie wollte ihn noch weiteres Ausfragen, denn in ihr schwebte noch so viel im Kopf, doch plötzlich erkannte sie nur, wie der Späher seinen Bogen hervor zückte und auf sie richtete.
Was zum..., dachte sie gerade, da flog der Pfeil schon in ihre Richtung, verfehlte sie aber knapp und schlug hinter ihr ein.
Als sie erschrocken in die Richtung sah, in welche er schoss, sah sie nur einen Mann hinter sich, der mit dem Pfeil in der Brust zusammensackte. Erstarrt sah sie dabei zu, bis sie weitere Männer aus dem Wald kommen sah. Diese waren keine Soldaten der Krone. Immerhin trugen sie keine Rüstungen oder Wappen. Es mussten also die Pascima-Rebellen sein, die in der Nähe  vermehrt gesichtet wurden. Reflexartig zog sie ihr Schwert. Es dauerte auch nicht lange, da musste sie es einsetzen und kämpfte gegen einen der Männer. Die junge Frau schaffte es irgendwie ihr Schwert durch seinen Körper zu schneiden. Immer mehr tauchten auf und rannten schreiend in ihre Richtung. Während der Späher etwas von der Ferne mit seinem Bogen auf die Feinde schoss, kämpfte sich Octavia durch sie hindurch.
Als sie dann auch endlich den letzten von ihnen tötete, atmete sie tief durch. Nie hatte sie damit gerechnet doch noch gegen jemanden kämpfen zu müssen, solange sie mit dem Späher unterwegs war und ihm helfen musste.
"Du hast gut gekämpft!", stellte er fest und war kaum außer Atem, "Deshalb sagte ich, dass die Vorbereitung am wichtigsten ist!". Die junge Frau rang noch nach Luft und warf ihm einen bösen Blick zu.
"Und findest du es noch immer langweilig hier bei mir?", fragte er schon fast ironisch.
Octavia hatte keinen Kopf für solche Witze. Sie fragte sich nur weiter, warum sich die Rebellen untereinander bekämpften. Lange Zeit waren nur die Soldaten des Hauses Vaneryen ihre Feinde.
"Was machen die hier und warum greifen sie uns an?", wollte sie direkt wissen, "Wir haben doch alle das selbe Ziel, den selben Feind...". Der Späher lachte daraufhin. Octavia fand das nicht lustig. "Die anderen Rebellen, egal ob Utarra oder Pascima, haben nicht so eine gute Lage wie wir, was die Nahrungsversorgung angeht...", sagte er, "...Sie werden um Land kämpfen müssen, besonders wenn Kianas Truppen vermehrt hier her geschickt werden...".
Die junge Frau fühlte sich etwas schuldig. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob sie mit dafür verantwortlich war. War es etwa das was Phelan und Kael meinten? Schickt die Königin durch ihre Taten mehr Truppen in das Land und zwingt die Rebellen untereinander zu kämpfen?
Sie war wie erstarrt als sie darüber nach dachte, sodass sie sogar zusammenzuckte, als der Späher ihren Namen rief und ihr sagte dass sie ihm folgen sollte. Dies tat sie auch, bis sie wieder an der Siedlung ankamen. Mittlerweile war es schon früher Abend und die Sonne ging unter. Es wurde noch fleißig an den Palisadenwällen gearbeitet. Octavia wunderte sich darüber etwas. In der Mitte der Siedlung sah sie ihren Bruder Kael und Phelan mit einem ihr unbekannten Mann stehen. Er trug eine dunkle Rüstung und wirkte nicht wirklich rebellisch. Octavia ging auf die Gruppe zu. Scheinbar sprachen sie über die die Verteidigung der Siedlung und waren am planen. "Was ist hier los?", wollte die junge Frau wissen, "Und wo ist Deloth?".
"Ah Octavia...", erwiderte Kael, "...Wir rüsten uns gegen die Pascima Rebellen!".
Octavia sah den Fremden nur weiter skeptisch und und musterte ihn genau. "Das ist übrigens Barnolf Godon... Er ist der Kommandant der freien Arnorischen Armee!", fügte ihr Bruder noch hinzu.
"Freie Arnorische Armee?", rutschte ihr verdutzt laut heraus. Eigentlich wollte sie die Worte nicht aussprechen.
"Schön dass wir uns auch kennenlernen...", fing der Mann -der Barnolf Godon hieß- an, "...Dein Bruder Kael hat mir auf dem Weg hier her viel von dir erzählt.".
"Ach, hat er das...", dabei klang Octavia äußerst misstrauisch. Sie hatte noch nie etwas über eine Arnorische Freie Armee gehört und hatte nicht die leiseste Ahnung was das sein soll. Der Mann schien zu bemerken, dass Octavia zögerlich und zweifelnd war: "Ich weiß, in solchen Zeiten sollte man vorsichtig sein, aber ich kann dir versichern dass wir hier sind um zu helfen! Die Pascima-Rebellen bedrohen auch unsere Stellungen...".
"Und wo soll das bitte sein?", fauchte Octavia. Kael signalisierte seiner Schwester nur, dass sie sich nicht aufregen musste, doch es brachte nichts. "In allen Städten , in den Dörfern, selbst in den Armeen der Krone, die hier stationiert sind!", behauptete der Mann, "Die meisten Städte unterstehen schon unserem Gesetz, nur Fornost und das korrupte Annuminas nicht.".
Octavia begutachtete den Mann nur von oben bis unten an. Er wirkte weder vertrauenswürdig noch sympathisch. Sie musste dringend mit ihrem Bruder reden: "Kael, können wir kurz sprechen?", fragte sie sofort. Er nickte ihr zu und sie zog ihn etwas abseits der Anderen. Sie versuchte leise zu sein und sich nicht zu sehr aufzuregen: "Bist du völlig übergeschnappt? Was ist wenn das eine Falle ist?".
Kael lächelte ihr nur zu und erwiderte: "Ist es  nicht... Wir haben sie gefunden, als sie gerade einen Konvoi aus der Hauptstadt zerschlugen...".
Die junge Frau schüttelte nur mit dem Kopf. Sie verstand nicht, warum ihr Bruder so naiv war. "Ich sagte du musst mir vertrauen und das wäre jetzt der richtige Zeitpunkt dafür...", sagte er noch. In ihren Grünen Augen spiegelte sich die Besorgheit, als sie in die ihres Bruders sah.
Von der Ferne erkannte sie nur wie Deloth Idirs die Siedlung betrat. Er wirkte zunächst nicht wirklich zufrieden. Sie musste mit ihm darüber sprechen. "Ich hoffe du weißt was du tust...", wimmelte sie ihren Bruder nur ab. Sie lief einige Schritte auf Deloth zu, der plötzlich anfing zu grinsen, als er sie sah. Die letzten Schritte rannte die junge Frau auf ihn zu und sprang ihm in die Arme. Sie hatte schon schlimmere Befürchtungen, besonders weil sie keine Antwort bekam von den Anderen über seinem Verbleib erhielt.
"Unsere Kundschafter hatten recht, denn jetzt ist hier nicht nur alles voller Soldaten sondern auch noch voller Pascima-Rebellen...", schnaubte der große Mann. Octavia ließ von ihm ab und warf einen  feindlichen Blick  zu ihrem Bruder, Phelan und Barnolf Godon.
Deloth schien das zu erkennen und sagte: "Wir trafen ihn und seine Männer in der Nähe von Tharbad... Ich bin auch noch nicht ganz überzeugt von ihm, aber er scheint auf unserer Seite zu sein...".
"Ich weiß, ich habe es schon gehört...", entgegnete Octavia zynisch. Ihr war es nicht ganz geheuer. Niemand kannte den Fremden und seine Männer. Vielleicht warteten sie nur auf den richtigen Augenblick, um die Siedlung auszurauben. Sie wusste, dass sie den Mann nicht außer Augen lassen konnte, auch wenn es die nächsten Tage an der Seite des Spähers schwierig war. Sie vertraute aber Deloth. Er passte schon auf und würde handeln, wenn der Fremde etwas im Schilde führte. Wo der der Späher ? Sie bemerkte gar nicht, dass er so plötzlich verschwunden war. Ein tiefes Seufzen drang aus ihrer Brust.
"Lass uns von hier verschwinden, mir gefällt es hier gerade nicht...", schlug Octavia vor. Sie wollte lieber bei ihrem Freund sein, als weiter bei Menschen, die sie nicht verstanden. Ihr Freund fand die Idee scheinbar nicht schlecht und stimmte ihr zu.
Sie folgte dem erschöpften Deloth in das Haus und verließ es bis zum nächsten Tag auch nicht mehr...
Titel: Daskina-Rebellensiedlung - Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 11. Okt 2020, 22:47
Daskina-Rebellensiedlung - Wald von Eregion (Arnor)

Octavia Sagitta im Haupthaus der Daskina-Rebellensiedlung... (Arnor)

Octavia Sagitta verbrachte einige Tage an der Seite des Spähers und lernte, trotz ihrer anfänglichen Skepsis, viel dazu. Egal ob es im Kampf war, der Bau von Fallen oder auch nur das Jagen. Gleichzeitig ließ sie aber niemals den neuen Fremdling  Barnolf Godon aus ihren Augen. Wenn sie mal selbst kein Auge auf ihn und seine Männer haben konnte, bat sie Deloth Idris darum. Die letzten zwei Tage war das aber nicht möglich.  Ihr Bruder Kael Sigitta war mit Deloth Idris, der Angriffstruppe der Daskina-Rebellen und Barnolf Godon mit der Freien Anorischen Armee unterwegs um die Bedrohung der Pascima-Rebellen zu beenden.  Octavia bekam den Gedanken daran nicht aus dem Kopf. Auch nicht als sie mit dem Späher im Wald unterwegs war. Das Wetter war dunstig. Kein Sonnenstrahl kam durch die dicke Wolkendecke. Inzwischen war es schon kühler geworden und es regnete häufig. Sie stolperte plötzlich über eine Wurzel und stürzte zu Boden.
"Verdammt!", schrie sie auf vor Schmerzen. Der Späher kam sofort zu ihr und half ihr auf. Ihr Fuß schmerzte heftig, sodass sie die Schürfwunden am Körper erst gar nicht bemerkte. Sie setzte sich auf einen Stein in der Nähe und rieb sich den Fuß, in der Hoffnung der Schmerz verschwand dadurch.
"Wo bist du denn heute mit deinen Gedanken?", fragte der Späher etwas besorgt. Die junge Frau schüttelte nur abweisend mit dem Kopf. Was brachte es auch darüber zu sprechen. Der Ärger über sich selbst war sowieso in diesem Moment viel größer. Ihre Gedanken lenkten sie ab und das konnte gefährlich sein. Sie stand auf und lief unter Schmerzen weiter.
"Wir haben es gleich geschafft!", hörte sie den Mann nur sagen, der sich ein Stück vor ihr befand. Tatsächlich war die Siedlung wieder sichtbar. Die Verteidigungsanlagen waren ausgebaut und das Tor wieder repariert. Octavia folgte dem Späher in das Haupthaus. Sie fand es ungewöhnlich, da er sich ja sonst weit entfernt von den anderen aufhielt. In letzter Zeit suchte er aber mehr und mehr den Kontakt zu den Bewohnern. Einige befanden sich tatsächlich auch im Haupthaus. Auch der Anführer Phelan Belatan, der ebenfalls neugierig zu Octavia und ihrem Begleiter sah, saß dort und redete mit einigen. Sie nickte ihm nur grüßend zu. Während der Späher sich an einen der Tische weit abseits der Anderen setzte, machte Octavia es sich auf dem Boden in der Ecke neben dem Tisch gemütlich und streckte ihr Bein aus. Die junge Frau zog ihren Stiefel aus, um sich ihren Fuß mal genauer anzuschauen. Er war Blau angelaufen und geschwollen. Sie legte den Stiefel zur Seite und lehnte sich gegen die Wand. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Späher seinen Mantel abgelegt hat und ihr ein Fläschchen entgegen hielt.
"Was ist das?", wollte sie wissen. Der Späher nahm vorher selbst noch einmal einen Schluck und verzog sein Gesicht. "Das ist etwas, was gegen die Schmerzen helfen wird...", sagte er hustend und hielt ihr das Fläschchen wieder hin, "...Feinster Schnaps aus Angmar!". Dabei hörte er sich äußerst ironisch an und lachte. Octavia nahm das Fläschchen entgegen. Zunächst nahm sie nichtsahnend einen großen Schluck. Die Flüssigkeit brannte stark in ihrem Hals, hinterließ eine feurige Spur in ihrer Kehle und schmeckte einfach nicht. Sie versuchte zwar das Zusammenziehen ihrer Gesichtsmuskeln zu verhindern,  doch es war bei einem solchen Geschmack einfach unmöglich.
"Abscheuchlich...", sagte sie, "...Ich liebe es!". Dann nahm sie noch einen kräftigen Schluck. Der Späher lachte nur erneut. Octavia hielt ihm das Fläschchen entgegen,  was er auch an sich nahm und trank.
"Als du das erste mal mit mir unterwegs warst, hast du mich über meine Intentionen ausgefragt, warum  ich hier bin...", fing der Späher an, "...Aber warum bist du hier und was erhoffst du dir?".
Octavia nahm wieder das Fläschchen entgegen und nahm einen Schluck. Immerhin dachte sie nicht gerne daran. Sie brauchte aber nicht lange überlegen. Es war ja offensichtlich dass sie auf Rache aus war. Sie dachte an die Worte von Deloth. Alle Menschen unter Frieden wieder zu vereinen. Dies war ein viel schönerer Gedanke.
"Deloth erzählte mir von seinem Traum...", antwortete sie schließlich, "...Dass es sein Wunsch wäre, dass der Krieg, all das Leid vorbei wäre und wir alle in Frieden leben...". Dabei sah Octavia zu dem Späher hoch. Sie ging nochmal tief in sich, als sie an die Worte dachte und lächelte vor sich hin. Sie wusste nicht genau, ob es am Alkohol lag oder an der Situation oder weil sie an Deloth dachte. Sie fühlte sich plötzlich so geborgen und zufrieden, wie lange nicht mehr. "Klingt utopisch,  ich weiß, aber deshalb liebe ich ihn...", rutschte es ihr heraus. Als die junge Frau selbst bemerkte,  was sie da sagte, hielt sie sich mit beiden Händen den Mund zu. Sie sah zu ihm rüber und hoffte dass er es vielleicht überhört hatte, doch sie stellte nur fest das er wohl daraufhin selbst in Gedanken war und vor sich hin lächelte. "Das ist ein schöner Gedanke, den ich auch schon lange mit mir trage...", dabei lehnte er sich an den Tisch. Octavia beobachtete ihn und war froh, dass er nur darauf reagierte. Vielleicht hatte sie ja Glück und er hatte es überhaupt nicht gehört
"Ja, die Liebe...", sagte er dann aber plötzlich.  Verdammt, er hat es doch gehört, dachte sie daraufhin. Sie teilte nicht gerne ihre Gefühle mit anderen, besonders nicht mit Fremden. Aber er kam ihr so vertraut vor, weshalb sie in Plauderlaune war.
Es ist bestimmt nur der Angmar-Schnaps , versuchte sie sich einzureden. Ja, daran musste es liegen!
"Sie kann wunderschön sein, aber gleichzeitig auch zerstörerisch...", sprach er weiter, während Octavia hellhörig wurde und gespannt zuhörte, "...Weißt du warum die Männer der Nordwacht damals keine Frauen haben durften?".
Sie dachte dabei eher an unnötige Regeln, die von alten Männern festgelegt wurden. Aber Octavia schüttelte Ahnungslos den Kopf.
"...So werden sie niemals lieben, denn die Liebe ist der Tod der Pflicht...", dabei wirkte er als dachte er an etwas bestimmtes, aber Octavia wusste nicht woran und konnte es auch nicht aus seinem Gesicht lesen,  "...Was ist die Ehre im Vergleich zu der Lieber einer Frau, oder eines anderen Menschen...".
Die junge Frau musterte ihn weiter und hörte zu: "Später kommt für jeden der Tag, der nicht einfach ist... Ein Tag an dem man sich entscheiden muss...".
Octavia sah ihn fragend an. Sie hatte das Gefühl,  er wollte auf etwas bestimmtes hinaus, aber sie kam nicht drauf.
"...Auch bei mir kam der Tag, an dem ich mich zwischen meiner Pflicht, das Reich zu beschützen und der Liebe entscheiden musste...", hauchte er, "...Und ich habe mich falsch entschieden und habe all das Leid zugelassen...".
Das erste mal bemerkte Octavia so etwas wie Gefühle bei dem Späher. Seine Stimme klang ziemlich brüchig, als lagen die Erinnerung noch schwer auf seinen Schultern. Ihr kam ein Gedanke.  Sie hörte vor einiger Zeit von einem Mann aus Angmar, der all das Leid der letzten Jahre verhindern hätte können, es aber nicht tat und floh.
Das kann nicht sein, ,dachte sie entsetzt. Sie konnte die Gedanken allerdings nicht zurückhalten und der Verdacht platzte aus ihr heraus: "D-Du bist doch nicht etwa Thirak Eisen?".
"Hier bin ich un ich habe geholt, dass das es für jemanden im Niemandland besser ist...", antwortete er ruhig mit einem Lächeln. Octavia starrte ihn sprachlos mit offenem Mund an. Der ehemalige König und Fürst von Angmar und Arnor saß direkt vor ihr.  Sie hatte so viele Fragen, wusste aber nicht wo sie anfangen sollte.
"D-Du hast mit Kiana Vaneryen Minas-Tirith angegriffen...", stotterte sie  empört, "...U-Und W-Warum bist du hier und nicht in Angmar?".
"Hier rechnet niemand mit mir..", sagte er, "...In Angmar hätte man mich sofort gefangen und wahrscheinlich getötet... Dafür habe ich aber noch Kontakte nach Carn-dûm und bald müsste uns eine heimlich aufgestellte Truppe erwarten, die uns helfen wird....".
Sofort, ohne Luft zu holen, fragte Octavia: "Warum sollte dich die Königin töten, wenn du sie geliebt hast und sie dich, wenn du für sie die Stadt vernichtet hast?". Sie fühlte sich plötzlich so aufgebracht und durcheinander. 
"Ich fange mal so an: Es war niemals meine Intention die Stadt zu zerstören, ich habe Kiana vertraut, habe an sie und ihre Vorstellung einer besseren barmherzigen Welt geglaubt...", erklärte Thirak, "...Aber nachdem ich eine Bedrohung für sie wurde, hat sie sich verändert...".
Octavia wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Deshalb schwieg sie erstmal.
"Ich hab vermutlich viele Fehler gemacht, ich hätte meiner Schwester niemals von meiner wahren Herkunft erzählen sollen, vielleicht hätte ich Kiana einfach lieben sollen...", versuchte er sich zu entschuldigen, "...Oft genug verfolgen mich Nachts die Erinnerungen... Es war einfach Schrecklich und ich weiß was du und die anderen, die geflohen sind, durchmachen mussten... Weil ich falsch entschieden habe...".
Octavia war innerlich wütend. Sie sah schon auf das Messer, welches auf dem Tisch lag. Vielleicht würde es ihr Befriedigung geben, wenn sie ihm jetzt das Messer in den Hals rammte, doch es war ihr unmöglich. Sie fühlte sich paralysiert. Es lag nicht nur an der Geschichte, sondern auch daran, dass sie anfing ihn zu mögen und ihn und sein Handeln verstand. Auch wenn sie das am liebsten nicht wollte.
"Hattest du denn wirklich eine Wahl, oder hätte sie dann den Norden zu erst vernichtet?", fragte die junge Frau, erwartete aber keine wirkliche Antwort, denn diese war klar. Octavia seufzte. Es waren viele Informationen die auf sie nieder prasselten. Sie lehnte sich zurück. Sie hatte noch so viele Fragen.
Bevor sie aber weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie von einem Mann aus den Gedanken gerissen, der in das Haupthaus gestürmt kam.
"Sie sind wieder zurück!", rief er immer wieder. Sofort zog sich Octavia den Stiefel an und ging stürmte hinaus. Sie wollte ihren Bruder wieder sehen und ihren Freund Deloth. Tatsächlich war Kael der erste, der die Siedlung wieder betrat. Octavia bemerkte, dass er niedergeschlagen wirkte. "Was ist passiert?", fragte sie ihn direkt. Dieser erwiderte nur während er an ihr vorbei ging: "Nichts, es ist alles gut...". Die junge Frau war irritiert.  So hatte sie ihren Bruder lange nicht mehr gesehen. Sie versuchte Deloth unter den Menschen zu finden, die zurück kamen, doch sie sah ihn nicht.
"Wo ist Deloth?", fragte sie hektisch in die Menge. Einer der Männer der Rebellen entgegnete: "Er ist mit einigen vor der Schlacht einer anderen Spur gefolgt!". Einer anderen Spur gefolgt? Eine Schlacht? Sie verstand die Welt gerade nicht mehr. Besonders weil sie noch aufgebracht war, was Thirak ihr sagte. Sie sah unter den Zurückgekehrten aber auch nicht diesen Barnolf Godon. Ein ungutes Gefühl verbreitete sich in Octavia. Es musste etwas vorgefallen sein. Ich muss ihn finden , sagte sie sich selbst. Sie suchte schnell ihre Sachen zusammen und lief aus der Siedlung.  Sie verschwendete keine Zeit sich umzudrehen, auch nicht als Phelan Belatan nach ihr rief und sie aufzuhalten.
Es war für sie wichtiger Deloth zu finden....

Octavia Sagitta geht in Richtung  Norden...
Titel: Nördlich des Waldes von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 14. Okt 2020, 15:24
Nördlich des Waldes von Eregion (Arnor)

Octavia Sagitta nördlich des Waldes von Eregion in Arnor

Octavia stürmte sofort los. Trotz der Rufe und Versuche der Anderen sie aufzuhalten. Den schmerzenden Fuß vergaß sie ebenfalls. Sie musste Deloth finden. Sie hatte kein gutes Gefühl, wenn sie daran dachte wo er war und sein konnte. Auch das peitschen der Äste der Bäume und Büsche in ihr Gesicht war ihr egal. Das einzige was zählte war, dass sie ihn finden musste.
Nach einigen vielen Minuten des Rennens, blieb Octavia nach Luft schnappend stehen. Vor lauter Aufregung bemerkte sie gar nicht,  wie weit sie gerannt war. Dabei wusste sie doch nicht einmalig welche Richtung sie genau musste. Das einzige an was sie sich erinnerte war, dass Deloth, Kael und die Anderen in Richtung Norden unterwegs waren. Dorthin war die junge Frau auch unterwegs.  Sie lief nicht die Hauptstraße entlang,  sondern immer Abseits des Weges. Das war sicherer und sie ging Feinden so aus dem Weg. Gleichzeitig blieb sie trotzdem in der Nähe der Straße, in der Hoffnung Deloth dort zu sehen.
Vorsicht lief sie durch das Gestrüpp bis sie das nördliche Ende des Waldes erreichte. Dort bot sich ihr ein schrecklicher Anblick: Überall lagen hunderte von Leichen herum. Vor kurzem musste sich hier eine Schlacht abgespielt haben. Octavia zog ihr Schwert und ging auf die toten Körper zu. Ihr Herz raste und ihr Atem wurde schwer.  Erinnerung an die Schlacht von Minas-Tirith kamen wieder in ihr hoch.  Die toten Männer auf dem Feld trugen alle ein Banner, welches einen grauen Wolfskopf abbildete. Sie kannte dieses Wappen. Die Männer die mit Kiana die Stadt plünderten trugen dies. Es war das Zeichen der herrschenden Familie in Angmar.
Sie lief durch das Schlachtfeld und drehte einige der Körper um. Sie alle waren tot. Es gab keinen einzigen Überlebenden. In ihren Kopf erschienen immer wieder die Bilder der tausenden toten von Minas-Tirith. Diese Toten mussten die Verstärkung der Separatisten aus Angmar sein, von denen Thirak gesprochen hatte. Doch von wem wurden sie besiegt und getötet? Wenn eine größere Armee des Hauses Vaneryen hier war, hätte einer der Späher diese sehen müssen. Sie dachte an die Rückkehr ihres Bruders und der Anderen. Sie sahen aus, als kamen sie von einem Kampf. Aber konnte das wirklich sein? Warum sollten sie die Menschen töten, die Hilfe versprachen?
Kael du Dummkopf,  was hast du nur getan... , dachte sie sich. Die junge Frau lief weiter, auch wenn es ihr schwer fiel. Am liebsten wäre sie zurück gegangen und ihren Bruder zur Rede gestellt. Aber sie konnte nicht. Sie musste  Deloth finden.
Sie lief wieder Abseits des Weges. Es wäre jetzt fatal gewesen, wenn sie jemand bei all en getöteten Soldaten sah. Wieder im Schutz der Bäume und Pflanzen machte Octavia widerwillig eine Pause. Sie musste sich sammeln und nachdenken bevor sie weiter nach ihrem Freund suchte. Sie setzte sich auf einen Stein und durchsuchte die Tasche, die sie bei sich trug. Wenigstens war dort ein Stück trockenes Brot drinnen.  Gerade als Octavia noch einen bissen von dem Brot nehmen wollte, spürte sie nur wie etwas kaltes und hartes ihren Hals berührte. Sie war wie erstarrt und wagte nicht, sich auch nur ein Stück zu bewegen. Sie bemerkte nur, wie ihr Schwert aus der Scheide an ihren gezogen wurde.
"So ist es brav Mädchen...", hörte sie hinter sich eine ihr unbekannte männliche Stimme, "...Und jetzt dreh dich ganz langsam um!".
Octavia tat dies auch. Was bliebt ihr auch anderes übrig. Der Mann war groß und kräftig. Er trug keine Rüstung, die ein Wappen abbildete. Octavia konnte nicht widerstehen um ihn zu provozieren. Vielleicht ließ er sie auch so gehen.
"Lauerst du öfter jungen Frauen auf und hältst ihnen ein Schwert an den Hals?", forderte sie ihn heraus während er ihr mit einem Seil die Hände fesselte, "Gib mir mein Schwert zurück und wir sehen wie viel Mumm du wirklich hast!".
Der Mann schien daraufhin nur zu grinsen und erwiderte: "Du hast aber ein ganz schön großes Mundwerk, für jemanden der gerade eine Klinge an den Hals hatte und gefangen wurde!". Dann ging er weiter in Richtung Norden.  Octavias gefesselte Hände befanden sich an noch einem Seil, welches der Fremde Mann hinter sich her zog und sie somit zu folgen zwang. Sie spürte wie ihr Fuß wieder schmerzte und ihr das gegen erschwerte. Die einigen Schritte die sie gelaufen waren, ließen sie aber auch erschöpft auf die Knie fallen. Immerhin war sie schon eine ganze Weile unterwegs. Sie hatte bis auf den Angmar-Schnaps mit Thirak nichts getrunken und die paar bissen des trockenen Brotes nichts gegessen. Ihre Sicht war schon hin und wieder verschwommen. Der Mann der sie gefangen nahm schien wohl neben ihr zu knien und sie spürte nur, wie er sie an einen Baum zog, an dem sie sich anlehnen konnte.
Reiß dich zusammen, Octavia! , sagte sie zu sich selbst,  als sie spürte wie der Mann an ihrer Kleidung rüttelte. Reflexartig trat sie nach dem Mann, denn sie wusste nicht was er vor hatte. Dann ließ sie es sich einfach über sich ergehen. Sie war zu erschöpft um sich zu wehren und konnte ja sowieso nichts tun.
Langsam klare ihre Sicht wieder auf und sie erkannte was er machte. Er hatte ihr lediglich den Stiefel ausgezogen und schmierte etwas auf ihren Fuß. Dann verband er diesen suchte etwas in seinen Taschen. Octavia betrachtete ihren Fuß. Es wirkte, als hätte es ein Heiler, die in den großen Städten leben, gemacht und nicht ein Wilder aus dem Wald. Der Mann kniete sich neben hier und hielt eine Wasserflasche an ihrem Mund. Octavia drehte den Kopf zu Seite. Sie verstand nicht, warum er es tat. Immerhin nahm er sie gefangen.
"Du bist noch hartnäckiger als der Andere, den wir gefangen haben...", sagte er, "...Trink, wenn du nicht sterben willst...".
Sie überlegte kurz. Wer war der Andere, von dem er sprach? Deloth! , dachte sie sofort.  Sie musste so schnell wie möglich zu ihm. Octavia musste mehr herausfinden. "Wer bist du überhaupt?", fragte sie. Der Mann hielt ihr erneut die Flasche hin. Genervt nahm Octavia einige Schlücke. Das kalte Wasser tat ihr in ihrer Kehle gut,  denn sie war so ausgetrocknet. Dann antwortete der Mann auch endlich: "Ich bin Bertram und bin Mitglied der Utarra-Rebellen...".
Die junge Frau horchte auf. Er war schonmal nicht bei den gefürchteten Pascima-Rebellen. "Warum tötest du mich nicht?", wollte sie wissen. Dabei versuchte sie ihre Fesseln zu lösen. Der Mann antwortete: "Du bist eine von Daskina... Natürlich seid ihr auch hier nicht gerne gesehen, aber ihr tötet wenigstens nicht wahllos unsere Leute...".
Während der Mann redete, bekam sie endlich ihre Fesseln gelockert. Sie musste nur noch auf den richtigen Moment warten ihn niederzustrecken. Dann drehte sich Bertram kurz um und Octavia sprang auf, nahm einen Stein und schlug diesen auf den Kopf des Mannes. Sofort ging er auf die Knie und hielt sich die Wunde am Kopf.  Octavia trat noch einmal gegen seinen Bauch,  sodass er ganz zu Boden ging.
"Was ist los?", schrie sie ihn an, "Bist du ein Feigling und traust dich nicht zu kämpfen?". Der Mann rührte sich nicht. Octavia nahm das Seil und fesselte ihn damit.  Sie wickelte es um seine Hände und den gesamten Körper. "Na los, steh auf...", sagte sie, während sie versuchte ihn hochzuziehen, was nicht ganz einfach war. Hoffentlich hab ich ihn nicht zu sehr verletzt..., dachte sie, weil sie ihn ja noch brauchte. Und Tot brachte er ihr nichts. Er stöhnte nur irgendwelche Laute vor sich hin. "Steh auf...", schrie sie ihn weiter an, "...Wo ist dein Überlebensinstinkt, oder willst du etwa sterben?".
Dann endlich stand der Mann auf seinen Beinen. Octavia hielt ihm ihr Schwert an den Hals. "Führ mich zu eurem Lager, los!", befahl sie. Bertram tat sofort was sie ihm sagte.
Es dauerte auch nicht lange, da blieb er stehen und deutete ihr an, dass seine Leute in der Nähe waren. Tatsächlich befanden sich einige Meter vor ihnen einige Zelte, die provisorisch aufgestellt wurden. Wieder raste Octavias Herz,  denn sie wusste nicht was und wer sie erwartete. Sie drückte ihr Schwert dicht an den Hals des Mannes.
"Mein Name ist Octavia des Daskina Volkes...", rief sie, "...Und ihr habt etwas was ich haben will!". Es dauerte nicht lange und einige Gestalten tauchten aus dem Wald hervor und richteten ihre Bögen auf Octavia. Es waren viele und die junge Frau wusste, dass wenn ihr Plan nicvht aufging, es ihr Tod gewesen war. Ein großer dunkel-blonder Mann mit kurzen Haaren kam aus einem der Zelte hervor.
 "Und was ist das, Daskina-Mädchen ?", fragte dieser mit seiner dunklen Stimme. Octavia entgegnete schnell: "Ihr habt einen von uns entführt, gibt mir Deloth zurück!".
Der Mann ging einige Schritte auf Octavia zu. "Du meinst den Ostling? ", rief er, "...Aber nein, werden wir nicht...".
Octavia biss sich auf die Unterlippe und drückte ihr Schwert fester an den Hals ihrer Gesiel. Sie hoffte dadurch, dass sie den Druck erhöhen konnte. Auch wunderte sie sich warum der Mann Deloth einen Ostling nannte. Immerhin war er doch aus dem Süden Gondors. Das sagte er ihr zumindest.  Natürlich hatte er dunklere Haut. Sie fasste diese Aussage als Beleidigung auf, da die Elite-Armee von Kiana aus dem Osten kam.
"Pass auf dass du damit niemanden verletzt...", rief der Mann noch leicht spöttisch, "...Er ist unser einziger Heiler und wir brauchen ihn noch!".
Die junge Frau erkannte dass die Utarra-Rebellen wohl in Not waren und sie ein gutes Druckmittel hat. "Er ist kein Ostling und warum sollte ich mich um euch scheren?", entgegnete Octavia gereizt, "Ich kann ihn auch einfach töten und ihr stirbt mit ihm!"
Sie signalisierte dem gefangen Bertram sich hin zu knien, was dieser dann auch tat. Die junge Frau hielt die Klinge ihres Schwertes direkt an die Kehle des Gefangenen.
"Nein!", rief der Sprecher der Utarra-Rebellen, "Es ist in Ordnung, es ist in Ordnung...". Er wies seinen Männern aus, Deloth zu holen. "Ganz ruhig, Daskina - Mädchen...", sagte er und versuchte ihr mit seinen Händen zu zeigen,  dass sie sich beruhigen soll. Octavia entgegnete: "Ich will dass du ihn zu mir an die Lichtung dort hinten bringst und nur du alleine... Sobald ich einen von deinen Leuten sehe, stirbt er!".
Mit diesen Worten zerrte Octavia den Gefangenen Bertram mit sich, während sie rückwärts ging, bis sie nach einiger Zeit die Lichtung erreichte. Sie setzte den Mann auf einen Baumstumpf.
Es dauerte auch nicht lange, da kam der Sprecher der Utarra-Rebellen aus den Gestrüpp hervor und hatte Deloth im Schlepptau. Sie erkannte, dass er verletzt war und scheinbar einige Schläge abbekommen hatte. Sie wollte ihn am liebsten schon wieder in die Arme schließen,  doch sie musste die Fassung bewahren, nicht dass die Utarra-Rebellen sonst etwas vor hatten. Der Sprecher der Utarra-Rebellen schubste Deloth in ihre Richtung.
"Los lauf!", sprach sie leise zu ihm. Sein angeschwollenes Gesicht zeigte nicht viel Mimik,  doch er blieb bei ihr stehen.  Sie deutete ihm mit einer Kopfbewegung, dass er nun vorgehen sollte, was er dann auch endlich tat.
"Und jetzt halt dich an die Abmachung, Daskina - Mädchen...", sagte er streng und angespannt, "...Ich möchte dich nicht töten müssen!".
Octavia zögerte einen Moment und vergewisserte sich ob Deloth weit genug weg war. "Es tut mir leid!", flüsterte sie dem gefangenen Bertram zu und schubste ihn in die Arme seines Anführers. Dann rannte die junge Frau ihrem Freund Deloth sie schnell sie konnte hinter her. Als sie ihn erreichte griff sie nur seinen Arm und zog ihn weiter. Sie wollte so schnell wie möglich die Daskina-Rebellensiedlung erreichen, bevor die Männer des Utarra-Volkes ihnen hinter her kamen...

Octavia und Deloth auf dem Weg zurück zur Daskina-Rebellensiedlung...
Titel: Daskina-Rebellensiedlung im Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 16. Okt 2020, 11:41
Daskina-Rebellensiedlung im Wald von Eregion (Arnor)

Octavia mit Deloth zurück in der Daskina-Rebellensiedlung...

Octavia erreichte mit Deloth im Schlepptau die Palisaden der Daskina-Rebellensiedlung. Sie stützte den deutlich größeren und schwereren Mann so gut es ging. Sie schnaufte, als sie kurz eine Pause machten.
Dann nahm sie ihn endlich in ihre Arme. So lange hatte sie darauf gewartet und sie hatte sich unendliche Sorgen gemacht. Wäre ihm schlimmeres passiert, hätte sie sich das nicht verzeihen können.  Sie riss ein Stück Stoff von Deloths Kleidung ab, tränkte es mit Wasser und wischte ihm etwas sorgsam das Blut aus dem Gesicht.
Die junge Frau stützte sich auf ihre Zehenspitzen, nahm Deloths Gesicht in ihre Hände und küsste ihn einige Male.
"Was haben sie nur mit dir gemacht...", sagte sie leise, "...Ich bin so froh, dass wir wieder zusammen sind!".
Sie half ihm weiter in die Siedlung und rief einige der anderen Rebellen zu sich, die auch sofort kamen. "Los helft ihm in sein Haus!", befahl Octavia etwas grob. Die Anderen taten dies sofort und stützen ihn dorthin. Octavia sah ihnen noch nach. Sie konnte nicht direkt zu Deloth. Sie musste mit ihrem Bruder sprechen und das dringend.
Sie betrat das kleine Haus,  welches ihrem Bruder und ihr gehörte. Dort saß Kael schon auf einem Stuhl und das Gesicht in seine Hände vegraben.  Octavia ging einige Schritte auf ihn zu.
"Warum hast du das getan?", fing sie schließlich an. Dabei klang ihre Stimme leicht Vorwurfvoll. Daraufhin sah sie nur, wie ihr Bruder den Kopf hob und sich zu ihr drehte.
"Ich tat das, was ich tun musste...", erwiderte er, "...Ich hab es für dich getan, Octavia!".
Sie verstand nicht was er meinte.  Immerhin waren es ihre Verbündeten die draußen starben. Durch die Männer des Nordens hatten sie die Chance die Paskima-Rebellen zu besiegen.
"Du hast es für mich getan?", entgegnete sie ungläubig und wurde dabei lauter,  "Du hast jeden von ihnen getötet, Kael...".
Er sprang von seinem Stuhl auf und verteidigte sein Handeln: "Um dich zu beschützen, ja!".
"Du hast die Armee aus Angmar vernichtet, sie waren hier um uns zu helfen, so wie Thirak Eisen sagte...", dabei war sie zunächst wieder leise, brodelte innerlich aber. Sie wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Immerhin hat er das getan was er ihr immer wieder ausreden wollte. Nur Octavia wollte wenigstens nur ihre Feinde töten, nicht gleich die Verbündeten. Scheinbar bemerkte Kael auch ihr irritiertes Gesicht.
"Das Wappen, welches sie trugen...", fing er auch ruhig an, "...Es waren die Männer aus Angmar, die mit Kiana Vaneryen in Minas-Tirith eingefallen sind und die Stadt vernichtet und geplündert haben... Ich konnte nicht zulassen, dass sie dir zu nahe kommen...".
Octavia schnaubte. Immer wieder versuchte er sie zu beschützen. Gleichzeitig mahnten er und Phelan sie ständig davor, aus Rache zu handeln, was er sehr wohl selbst getan hat. "Kael, ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, dass du beschützen musst...", regte sie sich auf, "...Du hast es Jahre lang zugelassen, dass ich in unserem Anwesen eingesperrt wurde, du hast mich auf diese dämlichen Feste gezerrt und du hast Mutter sterben lassen, als die Flammen über uns herein brachen!".
Auch wenn sie es vielleicht im Nachhinein bereute, was sie sagte, konnte sie ihre Wut über das ganze Verhalten ihres Bruders nicht zurückhalten. Es gab die Möglichkeit endlich gegen die Truppen der Krone vorzugehen und Kael ruinierte alles. Auch dass Deloth dadurch in Gefahr geraten ist, brachte sie in Rage.
Während sie ihren Bruder nur ernst und wütend ansah, schien er von ihren Vorwürfen überrumpelt zu sein und schwieg erstmal. Dann erhob er seine Stimme: "Sie ist tot, weil du am leben bist...". Diesmal hatte Octavia das Gefühl von Kaels aussagen überrumpelt zu sein und sah nur erschrocken drein.
"Mein Leben endete an dem Tag, an dem du geboren wurdest...", sagte er sichtlich erbost, und getroffen "...Unsere Mutter sagte mir ständig,  dass du auch meine Verantwortung bist und wir dich um jeden Preis beschützen müssen...".
Octavia hörte ihm weiter zu. "...Sie hatte immer ein Geheimnis, über deinen Vater und dich, niemand durfte es herausfinden...", dabei wirkte er noch immer streng, "...Es  war für sie schon unter König Imrahil gefährlich, sie wusste dass es mit der Ankunft Kianas für dich den Tod bedeuten würde und sie starb lieber in den Flammen, um uns zu retten und das Geheimnis auf ewig zu begraben!".
Wieder schnaubte Octavia und sah ihn an, als würde er gerade eine falsche Geschichte erzählen. Wie konnte er nur so etwas sagen. Wenn es wirklich stimmte, war er nur ihr Halbbruder. Sie hatte auf einmal so viele Fragen in ihrem Kopf: Warum sagte er ihr nie etwas davon? Warum sollte es Kiana Vaneryen kümmern, wer ihr Vater ist? Und vor allem was war das für ein Geheimnis?
Sie war wie erstarrt und wusste nicht was sie sagen sollte. Kael schien weiterhin aufgebracht und lief dann zornig aus dem Haus. Die junge Frau verharrte noch einige Minuten auf der selben Stelle, bis sie dann schließlich auch das Haus verließ. Sie musste die Gedanken beiseite schieben, denn Deloth brauchte ihre Hilfe. Sie lief also von ihrem und Kaels Haus rüber zu Deloth. Dabei hatte sie einen Tunnelblick und blendete um sich herum alles andere aus.
Deloth lag in seinem Bett und rührte sich kaum. Octavia nahm einen Lappen aus der Schüssel, die mit Wasser gefüllt war, und tupfte das Gesicht ihres Freundes ab. Sie breitete das Stück Stoff auf seiner Stirn aus. Als sie sich an das Bett auf den Boden kniete, kam ein lautes seufzen aus ihrer Brust. Sie starrte auf eine Stelle im Raum und fixierte eine Kerze die auf einem Tisch hinten im Raum stand. Die junge Frau zuckte zusammen,  als sie plötzlich die Stimme Deloths hörte: "Hey...", hauchte er, "...Was ist los?".
Octavia erschrak, da sie scheinbar offensichtlich ausstrahlte,
, dass sie etwas beschäftige. Sie schüttelte nur ihren Kopf. Eine Träne kullerte ihr über die Wange. Sie wollte ihn nicht mit ihren Problemen belasten. Immerhin war er verletzt und brauchte ihre Hilfe und nicht umgekehrt. Sie spürte, wie seine Hand ihre Wange berührte, die Träne weg wischte und sie streichelte. Octavia genoß die Berührung. "Komm, sag schon Octavia.", forderte er sie auf. Die junge Frau seufzte daraufhin erneut. "Kael hat unsere Verstärkung aus Angmar vernichtet...", fing sie dumpf an, "...Und dann wurdest du noch von den Utarra-Rebellen als Ostling bezeichnet, was mich verletzt hat, wenn man daran denkt, dass diese dem Hause Vaneryen folgen...". Von den Ereignissen von vorhin sagte sie noch  nichts.
Deloth entgegnete schwach: "Es war bestimmt dieser Barnolf, der ihm das eingeredet hat...".
"Er sagte aber, er tat dies, weil die Männer Angmars genauso an der Plünderung von Minas-Tirith Schuld seien,  wie Kiana selbst...", regte sie sich leicht auf. Deloth versuchte sich aufzusetzen. Sofort erhob Octavia sich und half ihm. "Und dieser Barnolf wird seine Sorgen erkannt und ausgenutzt haben....", entgegnete Deloth. Octavia wusste nicht recht ob dies eine Entschuldigung für Kaels taten war. "Und dabei wäre dir fast etwas zugestoßen und ihm wäre es egal gewesen....", ihre Stimme wurde brüchig und ihre Augen wurden glasig, als sie das sagte.
"Ich wurde übel zugerichtet, ja ich weiß...", fing Deloth an, "...Aber ich denke mir wäre nicht allzu viel passiert, weil ich den Anführer der Utarra-Rebellen kenne...".
Octavia sah ihn irritiert an. Wie kann das sein, dachte doch die junge Frau. Deloth kannte den Anführer? Er war doch aus Gondor geflohen und die Utarra-Rebellen waren überwiegend Menschen aus Angmar und Arnor.
"Ich war als Jugendlicher, wie viele andere Männer des Ostens, ein Sklave der dafür ausgebildet wurde ein Krieger zu sein...", erzählte er, "...Mir ist so viel Leid widerfahren, dass auch ich Kianas Ankunft in Haradris und Umbar als etwas gutes betrachtete...".
Octavia beobachtete ihn genau dabei. Er wirkte so zufrieden und als würde er von einer ganz anderen Person sprechen, als er über Kiana sprach.
"...Sie befreite uns alle von der Gefangenschaft der Meister und Sklavenhändler und stellte es uns frei für sie und ihre neue Welt zu kämpfen oder zu gehen, was ich auch sofort tat...", Octavia konnte das begeisterte Leuchte in seinen Augen erkennen, als Deloth das sagte, "...Wir haben unsere Rache bekommen, als die Meister gekreuzigt wurden und diese keine Macht mehr hatten und so zog ich mit Kianas Armee nach Mittelerde...".
Die junge Frau konnte ihren Ohren nicht trauen. Deloth war ein Soldat Kianas. Sie schwieg weiterhin, denn sie wusste sowieso nicht was sie sagen sollte. So begeistert war er sonst nur wenn die beiden die Nächte miteinander verbrachten.
"...In Mittelerde veränderte sich mein Bild von ihr, denn als wir Dol-Amroth eroberten, zeigte sich ihr wahres Gesicht und das was wir den Menschen dort antun sollten, war mit meinem Gewissen nicht zu vereinbaren..", sagte er getroffen, "...Sie erzählte uns  stets, dass der Adel in Mittelerde genauso schrecklich ist, wie bei uns im Süden und Osten, aber ich konnte es nicht. .. Ich bin geflohen und wusste, dass ich hingerichtet werden würde....".
Es schien ihm noch schwer auf den Schultern zu liegen, darüber zu sprechen und nachzudenken. Octavia nahm daraufhin seine Hände. Deloth griff sich ihre fest. Sie wusste zwar, dass  er auch ein Geflüchteter war. Aber sie dachte an andere Gründe. Sie hörte weiter, was er zu erzählen hatte.
"...Und ausgerechnet von einer Landadelsfamilie wurde ich aufgenommen, als ich verletzt und am verhungern war...", sagte er mit einem Lächeln, "...Sie waren so freundlich zu mir und wollten mir sogar ihr Land überlassen... Doch als Minas-Tirith gefallen war, kamen auch die Armeen und Drachen Kianas dorthin... Sie flehten mich an zu fliehen, damit ich überlebe und als ich das tat, sah ich in der Ferne nur die Holzburg in Flammen stehen und das war der Tag, an dem ich beschloss gegen Kiana zu kämpfen und der Tag an dem ich auf Indro der Utarra-Rebellen traf...".
Der Mann rieb sich daraufhin die Stirn, da ws für ihn wohl nicjt einfach war an so etwas zurückzudenken. Octavia musterte ihn weiter. Hatte auch in gewisser Weise Mitleid mit ihm.
"...Indro wusch mir den Kopf,  als ich noch teilweise von Kianas Überzeugungen beeindruckt war und er half mir, mich hier zurecht zu finden und den anderen Flüchtlingen zu helfen, wie dir und dein Bruder...", sagte er, "...Und deshalb nannte er mich einen Ostling, denn er kennt meine Vergangenheit...".
Für Octavia brach innerlich eine Welt zusammen. Alles was sie glaubte zu wissen schien überhaupt nicht mehr zu stimmen. Alles was ihr gesagt wurde schien falsch zu sein. Taten das alle wirklich um sie zu schützen? Egal ob ihr Bruder Kael, Thirak oder Deloth....
Octavia ließ seine Hand los und taumelte einige Schritte zurück. "Ich verstehe nicht...", sagte sie leise, "...Erst dass der Späher Thirak Eisen ist, Kael nur mein Halbbruder, ich einen anderen Vater habe und jetzt bist du ein Ostling, der für Kiana gekämpft hat...".
Deloth setzte sich unter Schmerzen auf. "Ich weiß, es ist vielleicht etwas viel für dich und ich kann es verstehen, wenn du erbost bist...", versuchte er verständlich zu machen. Octavia kamen die Tränen und sie erwiderte kopfschüttelnd: "Nein, das ist es ja: Ich müsste Thirak und dich hassen, weil ihr für Kiana in den Krieg gezogen seid, meinen Bruder, weil er mir nie die Wahrheit erzählte...".
Deloth nahm sie nur daraufhin in seine starken Arme. Innerlich wollte sie am liebsten abhauen und an einen Ort, an dem niemand war. Aber sie konnte und wollte nicht. Sie liebte Deloth und ihren Bruder. Sie hatte ein vertrautes Gefühl zu Thirak und wollte mit den Rebellen gegen Kiana kämpfen. Sie umklammerte schließlich Deloths Körper und weinte. Das Schluchzen konnte sich die junge Frau nicht zurückhalten. Wie immer hatte ihr Freund auf sie eine beruhigende Wirkung. Ihre innerliche Leere und der Schmerz wurden gelindert, sodass sie sich beruhigen konnte. Octavia versuchte ruhig zu atmen.
Deloth nahm ihren Kopf in seine Hände und richtete ihn auf sein Gesicht. Octavia musste dafür weit nach oben schauen. Sie blinzelte, da ihre Augen vom weinen schon geschwollen und ausgetrocknet waren. Selbst das schwache Licht in dem Raum stach in ihre Augen.
"Und spielt es eine Rolle, ob Kael dein Halbbruder oder dein Bruder ist?", wollte Deloth wissen, "Wichtig ist doch, dass ihr eine Familie seid und ihr das gleiche Blut teilt!".
Auch wenn es Octavia schwer fiel ihm zuzustimmen, hatte er ja letztendlich recht. Er war immer für sie da und tat alles für sie, ganz gleich was es ihm selbst kostete. Sie nickte ihm daraufhin zu.
Deloth legte sich etwas unbeholfen wieder in das Bett, stöhnte leicht vor Schmerzen und klopfte auf die freie Stelle neben ihn: "Na los, komm her!".
Das zauberte Octavia schließlich ein halbes Lächeln in das Gesicht und sie lag sich neben ihren Freund, der auch sofort wieder seine Arme um sie legte. In seinen  Armen fühlte sie sich stets geborgen, was auch der Grund war, warum sie ziemlich schnell doch ohne sich weitere Gedanken zu machen einschlief.

Octavia und Deloth in der Daskina-Rebellensiedlung....
Titel: Daskina-Rebellensiedlung im Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 19. Okt 2020, 01:19
Daskina-Rebellensiedlung im Wald von Eregion (Arnor)

Octavia und Deloth in der Daskina-Rebellensiedlung...

Octavia wurde von Tumulten außerhalb des Hauses von Deloth aus ihren Traum, der ohnehin Wild und zusammenhanglos war, gerissen und wachte auf. Deloth schien noch tief und fest zu schlafen, weshalb Octavia ihn vorsichtig weckte. Draußen hörte es sich an, als würden mehrere Menschen miteinander streiten. Die junge Frau zog sich ihre Jacke an, griff sich ihr Schwert und ging nach draußen.
In der Mitte der Siedlung sah sie, wie Phelan Belatan mit Barnolf Godon und einigen anderen Mitglieder der Daskina-Rebellen am streiten war. Die junge Frau beobachtete den Streit eine Weile und versuchte herauszuhören worum es ging  Deloth kam auch aus dem Haus und stellte sich neben ihr und legte einen Arm um sie. Octavia hörte nur, dass sich Phelan über die Zerschlagung der Truppen aus Angmar  aufregte. Barnolf verteidigte nur seine und Kaels Taten. Barnolf hinterfragte dagegen Kaels verschwinden und die schnellen Befehle ihn gefangen nehmen zu lassen, da er keinen Grund dafür sah. Die junge Frau horchte auf, als sie die Gespräche über ihren Bruder hörte. Octavia sah nur zu Deloth auf, der ihren fragenden Blick erwiderte. Sie entschied sich dazu, sich im Streitgespräch einzumischen.
"Gibt es ein Problem?", fragte sie direkt. Phelan antwortete: "Dein Bruder hat mir heute Morgen erzählt, dass er  zusammen mit Barnolf die Verstärkung aus Angmar vernichtet hat, die der Späher für uns besorgt hat!".
"Ja, ich weiß...", entgegnete Octavia, "...Und wo ist er jetzt?".
Phelan erwiderte schnell: "Weg, nachdem ich ihn gefangen nehmen wollte, da er nach unseren Gesetzen verurteilt werden sollte..".
"Das kannst du doch nicht zulassen, Octavia...", unterbrach ihn Barnolf, "...Er ist doch dein  Bruder und es sollte auch nicht in deinem Interesse sein, da er  ,genauso wie wir alle die dabei waren, an die Geflohenen aus Minas-Tirith gedacht hat!".
Octavia fragte sich was Barnolf wollte. Nur weil Kael zu ihrer Familie gehörte, sollte sie seine Vergehen ignorieren?  "Und ob ich das zulassen kann...", sagte sie, "...Er hat genau wie du und deine Leute Unrecht getan und das sollte bestraft werden!".
Dabei trat sie nah an Barnolf, wurde  auch schon lauter und drückte ihren Zeigefinger beschuldigend auf seine Brust. Daraufhin wurde sie von ihm etwas weggeschubst und kurz bevor Octavia wieder provoziert auf ihn zustürmen konnte, wurde sie von Deloth  festgehalten. Phelan trat nur zwischen die beiden um eine Eskalation zu verhindern.
"Wir haben es getan um euch zu beschützen.. ", fing Barnolf wieder an.  Octavia mache das nur wieder wütend. Er gehörte nicht einmal zu den Daskina-Rebellen und trotzdem sprach er von Fürsorge für ihre Leute. "Uns beschützen... Das  ich nicht lache...", verspottete sie Barnolf, "...Das einzige was ihr damit macht ist uns zum Tode verurteilen... Es war unsere Verstärkung...".
"Pass mal auf, Mädchen...", erwiderte Barnolf sichtlich erbost, "...Ohne uns wärt ihr schon lange Tod..  Jeder einzelne von euch und du mit als erste!".
Das ließ sich Octavia nicht zweimal sagen und sie zog ihr Schwert. Sie wollte  sehen, wer von ihnen zu erst im Kampf starb. Auch Barnolf und seine Männer der Freien Arnorischen Armee zogen daraufhin ihre Schwerter.
"Octavia!", schrie Phelan, "Es ist genug!".  Die junge Frau sah den Anführer der Daskina-Rebellen nicht einmal an, sondern fixierte nur Barnolf mit ihren Augen. Sie rechnete schon wieder damit abgemahnt zu werden. Doch sie war überrascht als sie hörte dass er zu ihr hielt: "Ich danke euch, dass ihr uns  beschützt habt...",behauptete der Anführer der Daskina-Rebellen, "...Aber ich denke, es ist an der Zeit dass ihr geht...".
Octavia staunte nicht schlecht, als sie dies hörte. In ihr machte sich Genugtuung und Erleichterung breit. Wenn es nach ihr ginge, hätte Barnolf und seine Männer keine einzige Möglichkeit bekommen, um Zugang zu den Daskina-Rebellen zu bekommen.
"Ich glaube ihr habt die Lage noch nicht verstanden...", entgegnete Barnolf, "...Wir sind hier um Ordnung in Arnor zu schaffen und wie ich es sehe, verhindert ihr beide es!".
Octavia zischte: "Du hast Phelan gehört: Ihr sollt von hier verschwinden!". Der Anführer der Freien Arnorischen Armee lachte daraufhin auf.  "Ich denke, dass die meisten hier unseren Schutz bevorzugen...", sagte er, "...Außerdem ist eine Armee aus Minas-Tirith hier her auf dem Weg... Wir haben wohl einen Spion unter uns... Wer das bloß ist ... Etwa der Ostling?". Dabei deutete er auf Deloth. Octavia war sprachlos. Woher wusste er von seiner Herkunft? Und wie konnte er so etwas behaupten?
Du Mistkerl, dachte sich die junge Frau. Sie wusste genau, dass er das nur sagte, weil Octavia sich gegen ihn stellte.
"Wo war er denn während der Schlacht?", fragte er vorwurfsvoll, "Etwa bei den Informanten der Krone? Und du fällst noch auf ihn rein, Octavia!".
Woher wusste er nur von ihrer Liebelei mit Deloth? Immerhin versuchte sie es stets zu verstecken. Oder steckte auch Kael dahinter?
Für sie war das alles Grund genug Barnolf auf der Stelle zu töten, doch Deloth legte seine Hand auf ihre Schulter und signalisierte ihr ruhig zu bleiben. Auf ihn hörte sie sofort.
"Zum Schutze Arnors werde ich das untersuchen lassen und alle möglichen Verräter verhaften und verhören...", sagte er, "...Und euch beide, Phelan Belatan und Octavia Sigitta, verbanne ich aus den Städten und Siedlungen, die Arnor gutgesinnt sind!".
Octavia erkannte nur, dass Phelan wohl auch schockiert war und sprachlos.
"Das kannst du nicht machen..", wehrte sich Phelan, "...Das ist unser zu Hause und die Anderen werden das nicht akzeptieren !".
Barnolf sah sich um. Inzwischen waren viele Menschen der Daskina-Rebellensiedlung um das Geschehen versammelt. Er streckte seine Hände aus und lief eine Runde im  Kreis der sich aus den Menschen gebildet hat und erhob laut seine Stimme: "Ihr seid keine Arnorstämmigen Menschen... Jeder der den beiden folgen will, ist frei dies zu tun. Den anderen sei weiterhin unser Schutz gewährt!".
Viele der Menschen sahen sich gegenseitig an. Lediglich sechs andere Rebellen stellten sich an Phelans Seite. Auch Deloth stellte sich zwischen Phelan und Octavia. Dabei legte er seinen Arm um ihre Hüfte. Barnolf schien dies zu bemerken und entgegnete daraufhin: "Nein, du nicht!". Er nickte einigen seiner Männer zu, die sich den großen Südländer packten.
Octavia wurde panisch. "Nein, das werde ich nicht zulassen!", sagte sie stotternd. Die junge Frau spürte nur, wie Phelan sie am Arm packte, um sie vor Dummheiten aufzuhalten. Deloth wehrte sich erst gar nicht und rief zu ihr: "Ocitava, nein! Es wird sich sicher aufklären!".
Sie konnte das nicht zu lassen. Sie konnte nicht dabei zu sehen, wie er für seine Herkunft bestraft wurde. Schnell riss sie sich von Phelans Arm los und wollte auf die Männer zu stürmen, die Deloth im Griff hatten, doch bevor sie ihn  erreichte, spürte sie nur einen dumpfen harten Schlag auf ihrem Hinterkopf. Das Bild vor ihren Augen verschwamm und sie taumelte einige Schritte. Dann wurde es dunkel...

Octavia ist ohnmächtig und wir von Phelan auf einem Pferd aus der Siedlung gebracht...
Titel: Wald von Eregion, vor der Daskina-Rebellensiedlung (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 20. Okt 2020, 19:12
Wald von Eregion, vor der Daskina-Rebellensiedlung (Arnor)

Octavia mit Phelan Belatan außerhalb der Daskina-Rebellensiedlung...

Langsam wurde die Sicht wieder klarer und Octavia konnte verschwommene Umrisse erkennen. Ihr war kalt und sie hatte das Gefühl durchnässt zu sein. Scheinbar hatte es vor kurzem noch geregnet. Die kühle Luft roch nach Regen und auch die Schritte der Gruppe hörten sich an, als liefen sie auf nassen Boden. Die Bewegungen der Muskeln auf denen sie saß, ließ sie ahnen auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen. Stöhnend richtete sich die junge Frau auf und rieb sich den Kopf, der vor Schmerzen nur so dröhnte. Von wem der Schlag kam wusste sie nicht. Auch nicht, als sie versuchte sich an die letzten Ereignisse zu erinnern. Sie dachte wieder an Deloth, der von Barnolf und seinen Männern gefangen genommen wurde.
Ich muss ihn retten, dachte sie. Obwohl sie noch nicht ganz bei Sinnen war, versuchte sie irgendwie von dem Rücken des Pferdes abzusteigen und fiel dabei auf ihre Knie. Die Schmerzen hielten sie nicht davon ab auf allen Vieren durch das Gestrüpp in Richtung der Daskina-Rebellensiedlung. Mühsam schaffte sie es wieder auf ihren beiden Beinen zu stehen. In ihrem Tunnelblick bemerkte sie gar nicht, dass Phelan ihr hinter her lief. Gerade hatte sie eine direkte Sicht auf die Palisaden der Siedlung, da sah sie wie Deloth von einigen Männern der Freien Arnorischen Armee in ihren dunklen Rüstungen vor die Tore der Siedlung geführt wurde. Auch Barnolf war unter ihnen. Octavia sah nur wie ihr Freund auf die Knie gedrückt wurde und der Anführer der Freien Arnorischen Armee etwas zu ihm sagte, was sie aber nicht verstehen konnte. Die junge Frau beobachtete die Szenerie genau, bis Barnolf sein Schwert zog.
"Nein!", flehte sie verzweifelt, auch wenn nur Phelan sie hören konnte.
Octavia ahnte was vor sich ging und fing am ganzen Körper an zu zittern. Gleichzeitig war sie wie erstarrt und schaffte es nicht ihn zu befreien. Deloth schien in den Himmel in die Ferne zu schauen und rief etwas dorthin. An Octavias Ohr drangen nur die Worte auf Ostron, die Sprache des Ostens welche er ihr beibrachte, als sie sich das erste mal trafen:  "Mögen wir uns in einer besseren Welt wiedersehen!". Eine Gänsehaut überzog ihren ganzen Körper, wenn sie an die Worte dachte. Sie verband es mit der Vorstellung und den Träumen Deloths in einer Leidfreien Welt zu leben. Kurz breitete sich eine gewisse Wärme in ihr aus, die sie kurz beruhigte. Sie dachte an die ganzen Erlebnisse mit Deloth. All die schönen Momente. Diese Wärme verschwand schnell und verwandelte sich in eisige Kälte. Denn  sie sah nur wie Barnolf mit seinem Schwert zügig die Kehle von Deloth auf schnitt und der große Mann aus dem Osten zügig leblos zu Boden fiel.
Octavias zittern stoppte. Ihr ganzer Körper verkrampfte. Sie konnte nicht glauben was sich vor ihren Augen abspielte. Ihr Freund Deloth, der Mann den sie liebte, war tot. Hilflos wurde er für seine Herkunft hingerichtet, ohne eine Chance gehabt zu haben zu kämpfen oder seine Unschuld zu beweisen. Ihre Welt brach zusammen. Für sie fühlte es sich an, als wurde ihr das Herz lebendig aus der Brust geschnitten. Innerlich baute sich zugleich in ihr ein enormer Hass auf. Hass gegen Kiana Vaneryen, Barnolf und den andern Daskina-Rebellen. Vor allem auch gegen ihren Bruder Kael, der es zuließ, dass Barnolf soweit gehen konnte.
Sie nahm die Hand, welche Phelan auf ihre Schulter legte, gar nicht wahr. Denn sie starrte nur auf den toten Körper Deloths, der einfach in einer schlammigen Pfütze würdelos liegengelassen wurde. Sie schwor sich, egal was es kostete, Barnolf zu töten und Deloth zu rächen.
Auch wenn sie sich gegen das Zerren von Phelan wehrte, ließ sie sich schließlich von ihm mitziehen und die Gruppe zog weiter in Richtung Norden. Octavia schwieg die ganze Zeit und  nahm nichts wahr ...

Octavia und Phelan auf dem Weg in Richtung Norden...
Titel: Nördlich des Waldes von Eregion in einer verlassenen Höhle (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 22. Okt 2020, 15:29
Nördlich des Waldes von Eregion in einer verlassenen Höhle (Arnor)

Octavia mit Phelan Belatan und der Gruppe der Verbannten der Daskina-Rebellen nördlich des Waldes von Eregion...

Die Gruppe, die aus Octavia, Phelan und sechs weiteren Mitgliedern der Daskina-Rebellen gehörte, kam an einer Höhle an, wo sie erst einmal eine Pause machten. Von der anderen Richtung kamen im gleichen Moment zwei weitere der Rebellen mit Kael im Schlepptau an. Er hatte seine Hände gefesselt. Octavia realisierte dies erst gar nicht und setzte sich in der Höhle auf einen Stein und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände. Sie hatte den Tod Deloths noch nicht verarbeitet und haderte mit ihrem Gewissen und ihren Gefühlen. Dann drang nur die Stimme ihres Bruders an ihre Ohren: "Wo ist Deloth?".
Octavia erzürnte diese Frage nur. Sie war wütend, dass er sich überhaupt wagte über Deloth zu sprechen und in ihrer Nähe zu sein. "Barnolf hat ihm die Kehle aufgeschnitten...", versuchte sie gefasst zu sagen, doch ihre Stimme versagte und ihre Augen wurden von Tränen geschwemmt.
Sie schluchzte und Kael schien das zu bemerken. Er ging einige Schritte auf sie zu und sagte besorgt: "Octavia, es tut mir leid...".
In ihr kochte die Wut wieder hoch und sie verpasste ihn einen Schlag in seine Magengrube. Kael krümmte sich vor Schmerz und sah sie nur schockiert an. Sie dagegen wurde von ihrem Zorn und ihrer Trauer  übermannt und schlug immer wieder auf ihren Bruder ein. Er konnte und wollte sich erst gar nicht wehren. Die Anderen drumherum sahen nur zu oder wendeten sich ab. 
Octavia schlug nur weiter und weiter auf ihn ein. Sie hörte nur wie Phelan rief, dass es jetzt genug war, doch sie hörte nicht auf. Selbst als Phelan einen der anderen Rebellen zu ihnen schickte, richtete sich Kael vor Schmerzen gekrümmt auf und sagte ihm, dass er sich da raushalten sollte. Dann trat Octavia ihm in die Seite. Immer und immer wieder. Sie ließ ihrer Wut freien Lauf. Projezierte ihren Hass mit jeden Schlag und Tritt gegen Kael auf Barnolf, auf Kael selbst und sogar Kiana.  Außer Atem ließ sie schließlich von ihm ab und rief nur zutiefst erschüttert: "Du bist für mich gestorben!".
Die junge Frau konnte ihre Tränen gar  nicht mehr zurückhalten, lief zügig aus der Höhle und ließ sich draußen auf ihre Knie fallen. Ihre Gefühle brachen aus ihr heraus und sie weinte vor sich hin. Sie wollte schreien und einfach weglaufen. Weg von dieser Welt. Die Schmerzen, die Traurigkeit und diese unendliche Leere  in ihrem Herzen loswerden.
Sie kauerte sich auf dem nassen Boden zusammen und schluchzte. Sie wünschte sich, dass Deloth doch noch an der Höhle auftauchte, bei ihr war und sie tröstete. Er war der einzige, der sie aus solchen Situationen herausholen konnte. Sie beruhigen konnte. Gleichzeitig konnte sie auch es auch nicht wirklich glauben, dass er tot war.
Nach einiger Zeit -Octavia wusste nicht wie lange sie dort vor der Höhle alleine zusammengekauert auf dem nassen Boden lag, denn sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren- trat Phelan an sie heran und hockte sich zu ihr auf den Boden. Er strich ihr vorsichtig einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht. Octavia zog nur ihren Kopf von seiner Hand weg. Dass er ihr Gesicht, welches vom vielen weinen aufgequollen war, sah, war ihr egal. Generell  war es ihr egal, was die anderen in diesem Moment dachten.
"Wenn es wirklich stimmt, dass die Truppen aus Minas-Tirith in den nächsten Tagen hier eintreffen...", sagte er sanft, "...Dann müsste die Siedlung am Abend geräumt sein, dann werden wir Deloth das Begräbnis geben, welches er verdient!". Dann bemerkte sie, wie er sich wieder erhob und in die Höhle ging.
Das was Deloth verdient, wurde ihm jetzt verwehrt..., dachte sie sich. Octavia nahm seine Aussage regungslos zur Kenntnis. Sie wollte nur noch bis zum Abend warten und zur Siedlung gehen...
Titel: Daskina-Rebellensiedlung - Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 24. Okt 2020, 15:07
Daskina-Rebellensiedlung Wald von Eregion (Arnor)

Octavia und Phelan mit Kael in der geräumten Daskina-Rebellensiedlung...

Octavia sagte während ihrer Rückkehr zur Siedlung kein einziges Wort. Warum auch... Sie fühlte sich nach wie vor schlecht und die innerliche Leere verging nicht. Als die anderen das Lager durchsuchten ob  auch wirklich alle Mitglieder der Daskina-Rebellen geflohen waren, wartete die junge Frau mit dem Pferd und ihrem Bruder Kael an einem Strick gebunden vor den Toren der Siedlung.
Das Seil lag locker in ihren Händen und ihre Schultern hingen tief. Ihre Augen verharrten die ganze Zeit auf der selben Stelle. Sie starrte nur auf die Mauer und wagte es nicht dorthin zu schauen, wo Deloths Leichnam lag. Sie zitterte noch am ganzen Körper. Vor Kälte und vor Furcht.
Nach einiger Zeit signalisierte Phelan ihr, dass die Luft rein war und scheinbar niemand mehr in der Ortschaft war. Flüchtig konnte sich Octavia ein Bild von der Siedlung machen. Viele Gegenstände lagen herum oder waren umgefallen. Das sprach dafür, dass die anderen Rebellen fluchtartig das aufgebaute Dorf verließen.
Octavia blieb weiter regungslos in der Mitte, dem Hauptplatz, der Siedlung stehen. Auch dann als Phelan Kael scheinbar von den Fesseln befreite. Ihr war es auch egal, dass er sofort zum Tor rannte. Sie rechnete mit seiner Flucht und das er wieder zu seinen neuen besten Freund Barnolf rannte. Doch was sollte es sie kümmern. Sie band das Seil an einen Pflock, welchen sie vorher in den Boden steckte. Dabei bemerkte sie, wie Kael zusammen mit Phelan doch wieder durch die Tore zurück kam und beide etwas Trugen, was in einer Decke gewickelt war. Die beiden Männer lagen das Etwas in der Nähe von Octavia ab. Sie starrte seitlich darauf und erkannte schließlich dass es sich um einen Körper handelte. Sie ahnte auch um wen es sich handelte. Wieder überkam ihr ein Schauer, der ihren ganzen Körper mit Gänsehaut überzog. Zunächst wagte sie nicht an den toten Körper heran zu treten. Ihr ließ der Gedanke dennoch keine Ruhe, dass alles nur ein Irrtum war. Dass Deloth doch noch lebte. Während Kael und Phelan Hölzer zusammen suchten und stapelten, lief sie hektisch zu den Körper und befreite das Gesicht. Doch sie wurde enttäuscht, denn der Tote war Deloth. Das Gefühl der unendlichen Traurigkeit überkam die junge Frau erneut. Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten und umarmte den Körper von Deloth. Sie lag ihren Kopf auf seine Brust ab, weinte und schluchzte laut. Sie wollte nicht, aber dennoch brach sie zusammen. Der Mann der sie liebte war tot und für immer von der Welt verschwunden war.
"Octavia...", hörte sie Phelans Stimme hinter sich, "...Wir wären soweit...". Sie hob daraufhin ihren Kopf und schluckte. Sie stand auf und sah nur dabei zu zwei Männern der verbannten Rebellen, die den toten Körper von Deloth auf die aufgestellten Hölzer lagen.
Die junge Frau bekam von Phelan eine Fackel in die Hände gedrückt. Mit einem lauten Ausatmen -mit zusammengepressten Lippen- versuchte sie sich zu beruhigen. Sie wischte mit ihrer freien Hand die Tränen aus dem Gesicht. Sie trat an den Holzstoß und sagte mit brüchiger Stimme: "Mögen wir uns in einer besseren Welt wiedersehen!". Dabei sprach sie auf Ostron. Die Blicke der anderen waren ihr egal. Dann zündete sie den Holzstoß mit der Fackel an. Octavia sah zu, wie das ganze Holz samt Körper in Flammen stand. "Dann lasst uns brauchbare Dinge mitnehmen und weiter gehen!", rief sie, während sie versuchte ihre Trauer herunterzuspielen und lief dann  in Richtung des Hauses von Deloth. Auch wenn ihr einer der Rebellen zum Schutz hinterher lief, beachtete sie ihn nicht.
Im Haus angekommen durchsuchte sie seine Sachen. Sie fand Schriftstücke über die Bewegungen der Truppen der Krone, über seine Reise vom Süden in den Norden und schließlich noch ein kleines Buch mit Ledereinband. Vorsichtig nahm Octavia das Buch in ihre Hände und blätterte darin. Sie überflog die Texte, die überwiegend von seiner Begeisterung für eine Frau berichteten. Als sie weiter blätterte fand sie eine Zeichnung einer jungen Frau. Octavia erkannte, dass Deloth sie  gezeichnet hatte. In gewisser Weise zauberte der Gedanke ihr ein Lächeln in ihr Gesicht. Gleichzeitig wurde sie dadurch nur erst recht traurig und wütend. Sie räumte vor Zorn mit ihren Armen den Tisch im Raum leer und warf die übrigen Dinge im Haus herum. Ohne Rücksicht auf den anderen Mann der mit ihr im Haus stand, warf sie die Gegebstände durch die Gegend und riss alles zu Boden. Dann setzte sie sich erschöpft auf das Bett. Sie sah den erschrockenen Mann, der im Raum stand, genervt an und rief: "Was ist?".
Phelan Belatan betrat daraufhin das Haus. "Wir werden die Nacht hier bleiben...", fing er an, "...Ein Sturm zieht auf und es ist zu gefährlich wenn wir jetzt weiterziehen...".
Octavia sah  nur böse zu den anderen Mann und Phelan signalisierte ihm daraufhin zu gehen. "Es wäre zwar besser, wenn wir alle zusammen bleiben, weil wir nicht wissen was noch passiert...", sagte er seufzend, "...Aber ich kann dich verstehen, Octavia... Gute Nacht!".
Er wollte gerade gehen, da rief dir junge Frau ihm hinterher: "Phelan!". Der ehemalige Anführer der Daskina-Rebellen wandte sich ihr zu. "Danke...", sagte sie ruhig und leicht verlegen. Natürlich fiel es ihr  nicht leicht sich zu bedanken. Sie gestand es sich nicht ein. Das ließ ihr Stolz gar nicht zu. Immerhin wollte sie stets die selbstständige und erwachsene Rebellin sein, die keine Hilfe und kein Mitleid brauchte.
Der Mann nickte ihr daraufhin zu und verließ das Haus. Octavia nahm nur ein getragenes Hemd von Deloth, welches auf dem Bett lag und roch daran, um wenigstens seinen Duft zu riechen. Sie lag ihren Kopf darauf und versuchte zumindest etwas zu schlafen, trotz dass der Kopf der jungen Frau voller Gedanken war.

Octavia bleibt in der Daskina-Rebellensiedlung...
Titel: Daskina-Rebellensiedlung - Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 28. Okt 2020, 18:20
Daskina-RebellenSiedlung im Wald von Eregion [Mittags] (Arnor)

Octavia mit Phelan und Kael in der Daskina-Rebellensiedlung...

Octavia war die ganze Nacht wach und lag auf der Seite. Ihr Kopf befand noch immer auf dem Hemd von Deloth. Sie hörte nur, wie jemand vorsichtig, mit leisen Schritten, den Raum betrat, da sie von der Tür abgewandt lag und so nicht sehen konnte wer es war.
"Octavia...", ertönte die Stimme ihres Bruders, "...Ich dachte dir wäre etwas zugestoßen als ich von der Räumung hörte, bevor ich gefangen genommen wurde... Ich dachte du wärst vielleicht tot!".
Octavia verdrehte ihre Augen und wandte sich ihm nicht zu.  Wirklich mit ihm sprechen wollte sie nicht. Sie dachte kurz über seine Worte nach. Machte es einen Unterschied ob sie tot war oder nicht? Immerhin fühlte sie sich innerlich mehr als tot.
"Octavia ist tot...", antwortete die junge Frau schließlich emotionslos, "...Sie starb als du Deloth getötet hast.. ".
Sie war noch immer wütend auf ihn und gab ihm weiterhin die Mitschuld an Deloths tot. Kael war der jenige, der sich auf Barnolf eingelassen hatte. Hinter ihm stand. Ihn überhaupt in die Siedlung geholt hatte. Aber was brachte es darüber zu diskutieren? Sie wollte nicht mehr mit ihm reden. Octavia hörte nur wie Kael seufzte und den Raum wieder verließ. Zu erst war ihr nicht nach aufstehen, auch wenn sie wieder aufbrechen mussten. Aber dann hörte sie lautes Geschrei von draußen und sie stürmte dann doch aus dem Haus.
Ein junger Mann, der auch ein Mitglied der Daskina-Rebellen war, kam schreiend in die Siedlung gerannt. Die acht verbannten Rebellen und Phelan zogen ihre Schwerter. Als sie bemerkten, dass der Mann auch einer von den Daskina-Rebellen war, senkten sie die Waffen. Octavia lief schnell zu Phelan und den Neuankömmling.
"Lennox, was ist los, was machst du hier?", fragte Phelan Belatan direkt und irritiert. Octavia dachte sich das selbe. Er entschied sich doch erst für die Seite von Barnolf.
Der junge Mann, der wohl Lennox hieß, erwiderte: "Ich war mit dem Späher unterwegs, bis er dann von Barnolf und seinen Männern gefangen genommen wurde... Ich habe hier in der  Nacht Feuer gesehen und ich dachte die Soldaten der Krone brennen hier schon alles ab... Dann habe ich euch gesehen...".
Hörte sie richtig? Der Späher, Thirak, wurde von Barnolf gefangen genommen?
Sie überlegte nicht lange und beschloss: "Dann retten wir ihn, wo ist er ?". Lennox entgegnete außer Atem: "Er ist mit einigen seiner Männer auf einen Hof geflüchtet, im Westen des Eregion Waldes...".
"Dann sollten wir keine Zeit verlieren...", rief sie und wollte schon los rennen.
"Moment mal!", stoppte Phelan, "Wir können doch nicht einfach dorthin marschieren und sagen: Hey Barnolf, gibt uns den Späher zurück! Das wäre unser Todesurteil".
Octavia ging kurz in ihre Gedanken. Womöglich hatte er recht. Sie würden ihn wahrscheinlich nur mit viel Blutvergießen zurückbekommen. Ihr Blick streifte an die Stelle vorbei, an der am Abend noch Deloth verbrannt wurde. Die anderen hatten den verkohlten Holzstoß weggeräumt und eine Grabstelle für Deloth errichtet. Dann sah sie in die Runde und ihre Augen blieben ernst auf Kael ruhen.
Wenn die beiden schon beste Freunde geworden sind, dann sollten wir ihn dahin bringen..., dachte sich die junge Frau. Sie holte schnell ein Seil und wickelte Kaels Hände dort ein. Dieser sah sie nur irritiert an.
"Was machst du da, Octavia?", fragte Phelan verdutzt.
"Du hast recht...", antwortete sie energisch während sie versuchte einen ordentlichen Knoten zu machen, "...Wir sollten kein weiteres Blut vergießen, aber wenn wir nichts tun ist es das Todesurteil von Thirak!". Ob die anderen ihr folgten oder nicht, sie lief mit Kael im Schlepptau zum Ausgang der Siedlung.
Dann gehe ich halt alleine..., sagte sie sich selbst. Sie stapfte durch den Schlamm, der sich wegen des Regens gebildet hatte.
Die junge Rebellin konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen, als sie die Schritte der übrigen Männer hörte, die ihr folgten. Sie hoffte dass es noch nicht zu spät war, Thirak Eisen zu retten...

Octavia und Phelan mit Kael auf dem Weg in den Westen des Eregion Waldes zu dem Gehöft in dem sich Barnolf versteckt...
Titel: Westlicher Eregionwald (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 31. Okt 2020, 15:18
Westlicher Eregionwald (Arnor)(Nachmittags)

Octavia und Phelan mit Kael im Westen des Eregion Waldes...

Phelan schickte die anderen, inzwischen neun Rebellen, vorsichtshalber in die Höhle nördlich des Waldes zurück. Octavia war das auch lieber. Immerhin konnten sie sich als kleinere Gruppe unbemerkt bewegen. Auch waren noch viele der Pascima-Rebellen im Land unterwegs. Und das war gefährlich.
Inzwischen hielt Phelan Belatan Kael am Seil. Octavia und Phelan Belatan hatten vorsichtshalber ihre Schwerter gezogen. Sie sahen endlich das Gehöft. Es wirkte verlassen und heruntergekommen. "Wir sollten nicht als erste herantreten und auf sein Handeln warten...", flüsterte er leise Octavia zu. Sie wollte nicht auf ihn hören und griff daraufhin Kael an der Kleidung. Dabei hielt sie ihm ihr Schwert an den Hals. "Kommt heraus!", rief sie wütend und schubste Kael etwas nach vorne.
Barnolf trat dann hervor und hielt Thirak mit einem Messer an dem Hals vor sich, der ebenfalls gefesselt war. Der ehemalige Anführer der Daskina-Rebellen holte seine Armbrust hervor und zielte damit auf Barnolf.
"Ihr seid hergekommen...", rief Thirak, "...Ihr hättet mich einfach zurücklassen sollen...".
Octavia starrte nur wieder auf Barnolf und hoffte auf eine Gelegenheit ihn zu töten.
"Lass ihn gehen, Barnolf!", schrie Phelan zuversichtlich. Dieser erwiderte nur: "Das kann ich nicht tun!".
Dann pfiff er einen schrillen Ton und ein Pfeil flog vor die Füße Phelans.  Octavia drückte die Klinge ihres Schwertes daraufhin fester an den Hals von Kael.
"Es ist vorbei...", behauptete der Anführer der Freien Arnorischen Armee, "...Lasst eure Waffen fallen!".
"Erschieß ihn, na los!", flüsterte die junge Frau energisch. EPhelan entgegnete hektisch: "Ich kann nicht... Ich würde Thirak treffen...".
Dann ging noch ein Pfeil vor ihren Füßen zu Boden.
"Komm schon, Phelan...", sagte Barnolf, "...Ich will nicht noch jemanden töten müssen...".
Octavia blieb auf der Stelle verharren. Zunächst auch Phelan, der aber seine Armbrust senkte und dann aber seine Waffen zu Boden warf. Als Octavia dies bemerkte war sie irritiert. "Was um alles in der Welt tust du da?", fragte sie entrüstet.
Er antwortete nicht. Stattdessen erhob Barnolf wieder seine Stimme: "Und jetzt du!". Dabei sah er auf die junge Frau. Sie hatte nicht die Ambitionen dazu, ihr Schwert fallen zu lassen und Kael einfach so gehen zu lassen, ohne Thirak zu befreien.  Sie trat dicht hinter ihren Bruder heran und hielt ihr Schwert direkt an seine Kehle.
"Was machst du da?", wollte Phelan flüsternd wissen. Octavia antwortete nicht.
Barnolf pfiff diesmal einen anderen Ton. Doch bevor etwas geschah, wurde sie schließlich plötzlich von Kael übermannt, der sich nun doch wehrte und mit einem Griff gelang es ihm sie auf ihren Knien zu Boden zu halten, sodass sie sich nicht wehren konnte. Die junge Frau wollte noch nach ihrem Schwert greifen, aber Kael trat es mit seinem Fuß ausser ihrer Reichweite.
Dann kamen die anderen Männer der Freien Arnorischen Armee aus dem Wald hervor und fesselten Octavia sofort. Mit einem verhassten Blick sah sie nur zu Kael. Sollte sie wirklich verloren haben?
Sie sah nur wie Barnolf ihr Schwert nahm und  hörte wie er sagte: "Ich gebe dir drei Sekunden, um mir glaubwürdig zu machen das du auf meiner Seite bist!".
Kael erwiderte nur: "Die anderen verstecken sich in einer Höhle, die nördlich gelegen ist, nicht weit von hier... Ich kann dich hinführen".
Octavia überkam wieder diese Wut. Wieder tat ihr Bruder alles um seine eigenen Leute, sogar seine eigene Schwester zu verraten. "Hör auf damit...", rief sie nur und wollte sich aufrichten um auf Kael zu zustürmen. Doch sie bekam nur einen Heftigen Schlag ab und ging wieder zu Boden. Sie spürte nur, wie an ihr herumgezerrt wurde, bis sie wieder auf ihren Beinen stand. Ihr Kopf dröhnte wieder und sie rang damit bei Bewusstsein zu bleiben.
Sie stapfte mit der Gruppe mit und fiel immer wieder auf ihre Knie, doch die Männer Barnolfs zogen sie jedes mal wieder hoch.
Das Rascheln der Blätter, die durch die Schritte zertreten und zur Seite geschoben wurden, drang an ihre Ohren. Gleichzeitig nahm sie aber noch anderes knacken wahr. Diese Geräusche   kamen von weiter weg. Als würde jemand auf alten Ästen laufen.  Nicht direkt von der Gruppe. Eher hinter den dichten Bäumen.
Octavia sah zu Phelan, der aber nur auf den Boden sah und dann zu Kael. Kael sah sich um, als würde er auch diese Geräusche hören. Ein Horn ertönte und ließ Barnolf und seine Männet sofort in Stellung gehen. Die junge Rebellin sah nur wie Kael sein Schwert zog und an Barnolfs Hals hielt.
"Lasst eure Waffen fallen...", schrie er, "...Los lasst eure Waffen fallen!".
Octavia war überrascht. Warum macht er das?, fragte sie sich selbst.  Kael mochte doch Barnolf und seine Pläne. Sie konnte allerdings nicht weiter darüber nachdenken. Octavia nutzte die Chance und schlug mit ihren verbunden Händen die Männer Barnolfs nieder , die bei ihr standen.
"Wir bringen euch Kommandant Barnolf der Freien Arnorischen Armee!", rief Kael, "Nimmt ihn und löst die Blokade auf!"
Die junge Frau befreite sich von ihren Fesseln.
"Damit hast du uns alle getötet!", mahnte Barnolf Kael.
Dann flogen schon Pfeile in ihre Richtung und schossen die Männer der Freien Arnorischen Armee nieder, die mit ihnen waren. Octavia schnappte sich ein Schwert und tötete die am Boden liegenden Männer.
"Octavia!", rief Phelan der zu ihr rüberkam, "...Lass sie am leben... Deine Rache bringt Deloth nicht zurück!".
Bevor sie aber was sagen konnte, traten die  Pascima-Rebellen aus den Bäumen hervor.
Sie  nahmen sofort Barnolf gefangen. Octavia beobachtete, das Phelan auf einen von ihnen zuging: "Wir sind ebenfalls Rebellen, die gegen die Krone kämpfen... Ich muss mit eurem Anführer sprechen!".
Der Mann der Pascima-Rebellen erwiderte nur: "Der Wahre Anführer wird selbst entscheiden ob er euch empfangen wird... Er wird euch eine Botschaft zukommen lassen...". Dann ging entfernte er sich mit seinen Männern, mit Barnolf als Gefangenen im Schlepptau.
"Kommt, wir sollten die anderen holen...", sagte Phelan Belatan, "...Kael und Thirak, geht ihr zurück zur Siedlung und sammelt so viele ein wie ihr könnt...Octavia und ich holen die anderen von der Höhle!". Die junge Frau hörte nur, wie Phelan Kael fragte, ob er es für alle oder nur für seine Schwester tat. Sie wartete insgeheim auf eine Antwort, doch er sagte nichts, sondern sah Phelan nur an. Danach ging Phelan mit schnellen Schritten los. Octavia blieb noch auf dem Boden hocken. Einer der Männer, die am Boden lagen, war noch nicht tot und er wollte sich erheben. Die junge Frau rammte ihm vorher ihr Schwert in sein Herz. Thirak und Kael sahen erschrocken zu ihr.
"Blut für Blut!", entgegnete sie daraufhin nur. Immerhin wollte sie Rache für Deloths Tot. Sie Ärgerte sich nur, weil sie es nicht mehr selbst erledigen konnte, also mussten Barnolfs Männer ihr Blut lassen. Dann stand sie auf und folgte dem Anführer der Daskina-Rebellen, ohne etwas zu Thirak oder Kael zu sagen.

Octavia und Phelan gehen zum nördlichen Punkt des Eregion Waldes...
Titel: Nördlicher Eregionwald (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 2. Nov 2020, 18:41
Nördlicher Eregionwald (Arnor)

Octavia und Phelan nördlich des Eregion Waldes...

Octavia Sagitta sprach die ganze Zeit nicht, als sie zu der Höhle gingen um die anderen zurück zu der Siedlung zu holen. Warum denn auch? Sie war noch immer wütend, nicht selbst Barnolf töten zu können. Am liebsten hätte sie es gemacht. Ihn gnadenlos hinrichten, genau wie er es mit Deloth tat. Ja, das war das was sie wollte! Stattdessen übergab Phelan ihn an die Pascima-Rebellen. Sie seufzte in sich hinein, als sie darüber nachdachte.  Als sie mit Phelan die anderen Rebellen erreichte, die in der Höhle warteten, war es inzwischen dunkel geworden. Der Himmel zog sich zusammen und ließ starken Regen auf das Land niederprasseln.
In der Dunkelheit trafen sie im Wald, auf der Hauptstraße, auf eine Gruppe von Menschen. Sie waren nicht wenige und bewaffnet. Ihrer Kleidung nach ließ Octavia erahnen dass es sich nicht um Truppen der Krone handelte, sondern um andere Rebellen. Auch wenn Phelan meinte, sie sollten vorsichtig sein, ging Octavia direkt auf die Gruppe zu. Warum sollte sie auf defensiv reagieren, wenn es das Territorium der Daskina-Rebellen war. Die junge Frau erkannte Indro, den Mann der auch schon Deloth gefangen nahm und der auch der Anführer der Utarra-rebellen war.
Octavia war noch immer auf alles und jeden wütend. Deshalb ging sie auch sofort offensiv in die Begegnung.
"Nochmal?", sagte sie nur leicht arrogant und spielte dabei auf ihre erste Zusammenkunft an.
"Tritt beiseite, Daskina Mädchen...", entgegnete Indro sofort, "...Wir haben Hunger und brauchen etwas zu essen!".
Octavia erwiderte nicht lange und erwiderte: "Danm sorgen dafür, dass ich  es tue!".
Auch wenn sie sich vorstellen konnte, wie Phelan die Augen verdrehte und am liebsten in das Geschehen eingreifen wollte, war es ihr egal. Sie dachte nur an ihre Rache, an ihre innere Leere und an Deloth der von Indro und seinen Leuten gefangen genommen wurde. Ganz gleich, ob Indro damals Deloth im Norden half und ihn trotz seiner Herkunft akzeptierte. Gleichzeitig wollte sie nur den Schmerz in ihrem Innern loswerden, der seit dem Tot von Deloth in ihr ruht.
Sie hörte nur wie der Anführer der Utarra-Rebellen jemanden rief. Kurz danach trat auch schon ein riesiger muskulöser glatzköpfiger Mann auf.
"Gib diesem Mädchen was sie will!", rief Indro.
Sie hörte  nur, wie die Daskina-Rebellen eingreifen wollten, aber von Phelan aufgehalten wurden.
Immerhin eine Sache versteht er..., dachte sie sich und machte sich bereit. Um den muskulösen Mann und Octavia bildete sich ein Kreis aus den anderen Menschen die zu sahen.
Los geht's..., sprach sie zu sich selbst um sich zu ermutigen. Ihr Herz fing an zu rasen denn sie war nun doch aufgeregt. Die junge Frau fing an mit ihrem Schwert in Richtung des Mannes zu fuchteln, doch er parierte jeden ihrer Versuche, bis er ihr einen heftigen Schlag in die Magebgrube verpasste. Er griff sie sich und schleuderte sie zu Boden. Die junge Rebellin rollte über den schlammigen Boden und versuchte sich zu erheben. Auch wenn es ihr weh tat, bemerkte sie den Ausgleich ihrer inneren Leere durch die Schmerzen. Langsam fand sie gefallen daran endlich an was anderes zu denken. Sie sah nur wie der Mann der Utarra-Rebellen schon weggehen wollte.
"Hey!", versuchte sie außer Atem zu sagen, "So schnell gibst du also auf?".
Irgendwie schaffte sie es wieder auf ihren Beinen zu stehen, was nicht ganz einfach war bei der schlammigen und feuchten Bodenbeschaffenheit.
"Das Mädchen will mehr, also gib ihr mehr!", rief Indro, der Anführer der Utarra-Rebellen.
Sofort drehte sich der muskulöse Mann um und wollte mit seinem Schwert auf Octavia einschlagen, doch sie schaffte es auszuweichen, aber erreichte den Mann nicht. Stattdessen bekam sie weitere Schläge ab. Nachdem der Harte Ellenbogen des Mannes auf ihr Gesicht prallte, taumelte sie einige Schritte rückwärts. Bevor sie wieder zu sich kam, trat er ihr die Beine weg, sodass sie zu Boden fiel.
Die junge Frau atmete schnell und hörte nur wie Phelan zu Indro rief, dass es jetzt genug war. Wieder stützte sie sich auf ihr Schwert um hoch zu kommen. Doch der Anführer der Utarra-Rebellen befahl seinem Krieger den Kampf zu beenden, weil Octavia wieder fast auf ihren Beinen stand. Sie sah nur wie der große Mann auf sie zu kam. Sie konnte sich nicht so demütigen lassen. Sie war doch eine Kämpferin. Wozu hat Deloth ihr alles beigebracht?
Bevor der Glatzkopf ihr einen Tritt verpassen konnte, griff Octavia sich das Bein und brachte ihn damit zum taumeln. Sie sprang schnell auf und schlug ihm mit ihren Fäusten auf den harten Schädel. Immer und immer wieder verpasste sie ihn Schläge in ihrer Wut. Der Mann traf sie allerdings erneut in ihre Gesicht und die Rebellin taumelte daraufhin und ging erneut Boden. Sie krümmte sich keuchend vor Schmerzen, wollte allerdings wieder aufstehen. So ganz wollte sie sich nicht einfach geschlagen geben. Stöhnend vor Schmerzen wälzte sie sich am Boden im Schlamm. Als sie aber hörte wie der muskulöse Mann der Utarra-Rebellen prahlte, dass der Kampf viel zueinfach war, erhob sich Octavia trotz der Schmerzen wieder. Der Mann war abgewandt zu ihr und sah nur zu Indro und seinen Leuten. Octavia musste die Chance nutzen um ihn zu überraschen. Sie stürmte auf ihn zu und wollte ihn überrumpeln, doch dann drehte er sich einfach zu ihr und  packte sie an der Hand. Octavia schrie laut auf, als er ihren Arm verdrehte  und sie so bewegubgsunfähig machte. Verzweifelt spuckte sie ihm nur das Blut, das in ihrem Mund lief, in seine Richtung. Scheinbar wütend wischte er das Gemisch aus Speichel und Blut aus seinem Gesicht und setzte zum Schlag an. Der Stoß in ihren Bauch stieß sie abermals zu Boden . Sie kroch auf allen vieren, versuchte wieder hochkommen. Nur das Plätschern des Regens und das schmerzhafte Stöhnen Octavias war zu hören. Alle anderen waren still  Dann spürte sie nur den nächsten Tritt in ihre Seite. Sie lag auf dem Rücken und hielt sich den Bauch. Sie war am Ende, wollte sich das aber nicht eingestehen. Vor allem nicht vor so vielen Schaulustigen. Gleichzeitig gaben ihr die körperlichen Schmerzen ein ganz anderes Gefühl. Sie dachte das erste mal nicht an Deloth und Barnolf. Mit einem Ohr hörte sie nur, wie Indro seinem Krieger sagte dass es genug war, denn selbst ein Narr wusste, wann es Zeit war aufzugeben. Octavia spuckte weiter das Blut aus und rang nach Luft. Erst wollte sie wieder aufstehen, schaffte es aber nicht, als sie sah, dass die Utarra-Rebellen weiter aufbrachen. Sie hustete vor sich hin, bis Phelan ihr schließlich hoch half und stützte.
"Was hast du dir nur dabei gedacht...", mahnte er besorgt und gleichzeitig liebevoll.
"Was dich nicht tötet.." ,keuchte sie heraus, "...Macht dich nur stärker...".
Ihr war es egal was Phelan darüber dachte, als sie sein Kopfschütteln bemerkte. Ihr hat es für den Moment Abhilfe verschaffen und auf andere Gedanken gebracht. Phelan führte sie und die anderen Daskina-Rebellen zurück in die Siedlung. Für Octavia stand aber eine Sache fest:
Sie wusste sie würde nicht mehr auf Dauer dort bleiben. Zu viel erinnerte sie an Deloth und dass  die anderen tatenlos zu sahen, als er hingerichtet wurde und sie selbst verbannt...

Octavia und Phelan in Richtung Daskina-Rebellensiedlung...

Titel: Daskina-Rebellensiedlung - Wald von Eregion (Arnor) [Abends]
Beitrag von: Darkayah am 4. Nov 2020, 12:28
Octavia und Phelan zurück in der Daskina-Rebellensiedlung...

Endlich erreichten sie die Siedlung. Octavia plagten noch immer Schmerzen der etlichen Schläge, die sie einstecken musste. Fast den ganzen Weg über stützte Phelan sie und half ihr beim Laufen. Immer wieder trafen Grüppchen der Daskina-Rebellen in der Siedlung ein. Für Octavia waren es alles Heuchler. Niemand von ihnen hinderte Barnolf daran, sie zu verbannen. Niemand von ihnen verhinderte Deloths tot. Und jetzt kamen alle in Scharen zurück und akzeptieren Phelan wieder als Anführer. Reden wollte sie mit niemanden mehr dort .
Als sie in dem Lager angekommen waren, ging die junge Frau sofort in ihr Haus und packte ihre Sachen. Draußen sah sie Phelan, Thirak und Kael um eine Feuerstelle stehen und reden. Mit langsamen Schritten näherte sie sich ihnen. An ihre Ohren drangen nur die Worte Thiraks, der die Lage, in der sie sich befanden, als schwierig einschätzte. Sie hörte besonders genau hin, als Thirak Kael abmahnte, dass er sich auf Barnolf einließ und die Separatisten aus Angmar tötete. Die junge Frau behielt aber den Eindruck, dass Thirak Eisen dabei ziemlich ruhig blieb und ihm mit keinen Konsequenzen drohte. Laut seiner Aussage ist die Konsequenz davon mit der schwierigen Situation zu leben und daraus zu lernen.
Octavia seufzte. Sie verstand nicht, warum er sich die Mühe machte mit Kael zu reden statt ihn abzustrafen. Vorsichtig trat sie zu den Männern und setzte sich auf einen Stamm, der vor der Feuerstelle lag. Sie starrte dabei in die Flammen, widmete ihr Gehör aber nicht mehr den Gesprächen. Was brachte es auch.... Für sie war klar, dass sie nicht dort bleiben konnte und wollte.
Für einen kurzen Moment kamen in ihr Erinnerungen von der Zerstörung von Minas-Tirith in den Sinn, als sie weiter das Feuer beobachtete. In ihrem Kopf erklangen wieder all dieSchreie der tausenden Menschen und das Feuer, das über alle niederprasselte. Kiana richtete so viel Unheil in der Welt an und doch gab es noch Menschen die ihr folgten. Aus dem Affekt schüttelte die junge Rebellin nur den Kopf. Dann dachte sie nur wieder an Deloth, dessen Grab sich unweit von ihr befand. Ihr reichte es. Sie konnte nicht länger dort bleiben. Im Hintergrund hörte sie nur, wie Phelan sagte, dass sie für Überfälle bereit sein sollten, da stand Octavia auf und nahm sich ihre zusammengepackten Sachen. Der Anführer der Daskina-Rebellen verstummte sofort und die Augen der drei Männer blieben auf ihr Ruhen.
"Was hast du vor?", fragte Phelan sofort verdutzt und deutete dabei auf ihre Taschen. Octavia antwortete nicht. Sie dachte eigentlich es wäre offensichtlich was sie vor hatte. Immerhin hatte sie alle ihre Sachen bei sich.
"Octavia..", sagte Kael und kam auf sie zu, "...Du kannst nicht einfach abhauen...".
Dabei trug er wieder diese väterliche Bestimmtheit in seiner Stimme, die sie über alles hasste. Ruhig erwiderte sie nur: "Dann sieh mir zu, wie ich es mache...".
"Du hast gehört was Phelan sagte...", versuchte ihr Bruder weiter sie aufzuhalten,  "...Es ist nicht sicher da draussen...".
"Nirgendwo ist es sicher, verrückt oder?", entgegnete sie, "Barnolf ist weg, also kann ich jetzt auf mich selbst aufpassen!".
"Es geht doch nicht nur um Barnolf...", sagte Kael weiter,"...Kianas Truppen sind viel gefährlicher...".
Octavia hatte keine Lust mit ihm zu diskutieren. Was spielte es überhaupt für eine Rolle? Immerhin sagte er ihr doch, dass sein Leben an dem Tag endete, als sie geborenen wurde. Also was scherte es ihn...
"Ich bin eine Kämpferin...", fing sie an. Ihr Bruder entgegnete mit gebrochener Stimme: "Octavia,  dann lass mich gehen...".
Auch wenn er sie traurig ansah, war es ihr in diesem Moment egal.
"Lass mich das nicht fragen...", zischte sie nur zurück.
Er fragte zerrüttet: "Was muss ich tun, damit ich dir beweisen kann, dass ich auf deiner Seite bin?".
Für Octavia gab es nur eine Sache, die sie zum bleiben anhielt. Doch die war unmöglich. Denn Deloth war tot. Somit konnte Kael ihr anbieten was er wollte, sie würde nicht bleiben.
"Dann bring Deloth zurück!", antwortete sie leicht getroffen und warf ihm einen ernsten Blick zu. Sie sah die Verzweiflung und ein gewisses Schuldeingeständnis in seinen Augen. Sie  wollte zu diesem Zeitpunkt los gehen, da wendete sie sich ihrem Bruder nochmal zu.
"Barnol an Pascima abzugeben macht dich nicht zu einem der besseren Menschen, Kael...", machte sie ihn lauter klar, "...Du hast es nur getan um mich zu retten und nicht weil du dachtest, das was er getan hat war falsch!". Sie ließ es sich nicht nehmen ihn nochmals  zu rügen.
Sofort verteidigte er sich: "Die Pascima-Rebellen wollten uns aushungern, ...".
"Weil du eine Armee abgeschlachtet hast, die uns retten wollte, war es den Pascima-Rebellen überhaupt möglich!", fauchte sie sofort.
"Diese Armee hätte uns auch angreifen können!", behauptete Kael, "Denk dran was sie in Minas-Tirith taten!".
"Aber sie haben nicht angegriffen, aber du hast es getan!", konterte die junge Frau sofort. Sie wusste warum Kael so handelte. Er tat das, wofür sie all die Zeit belehrt wurde. Er ließ sich auf den Angriff ein, weil er selbst an die Vergangenheit dachte.
"Du warst innerlich verletzt und hast die Wut herauskommen lassen...", fuhr sie ihn an, "... Also hast DU das getan, wofür du mich so lange kritisierst...".
Sie sah ihm erbittert tief in seine Augen, als er sie nur noch wortlos ansah. In ihr kam wieder eine endlose Wut hervor. Auch wenn er scheinbar keine Worte mehr fand und schwieg, konnte Octavia nicht ihren Mund halten. Es brachte wahrscheinlich nichts, doch sie musste sich ihren Frust von der Seele ärgern.
"Dadurch entstehen Konsequenzen für uns alle, Kael...", schimpfte sie weiter, "...Menschen werden verletzt, Menschen sterben, deine Leute sterben und Deloth ist tot!".
Für einen kurzen Moment überlege sie sich, ob er es mit Absicht machte. Selbst Fehler begehen, damit sie darunter leiden musste. Wollte er, dass es ihr schlecht ging? Wollte er Rache, weil er der Meinung war, sie war Schuld am tot der Mutter der beiden Geschwister? Weil er der Meinung war, sein Leben endete mit ihrer Geburt? Sie war zutiefst verletzt. Wegen der Aussagen ihres Bruders und wegen des Todes von Deloth, dessen Erinnerungen sie wieder in tiefe Traurigkeit und Leere  fallen ließ.
Kael sah sie nur wieder betrübt und Schuldbewusst an. Um sie herum hatten sich inzwischen einige Menschen versammelt. Sie spürte die Blicke der anderen auf sich ruhen. Ihr war es egal... Ihr war es recht, das alle zu hörten und wussten, wer für das zukünftige Leid Schuld war.
Was solls..., dachte sie. Ihre Augen wurden feucht, als sie auch noch daran dachte, was er zu ihr sagte. Wofür er ihr Vorwürfe machte. Sie wollte aber nicht anfangen vor allen zu weinen. Sie wollte Kael noch so vieles an den Kopf werfen, doch sie verkniff sich die Gedanken. Sie bis sich auf ihre Unterlippe um die Gefühle zu unterdrücken und schüttelte nur verständnislos den Kopf, als sie zu ihrem Bruder sah. Dann  stapfte sie aus der Siedlung hinaus. Sie wollte nur noch weg von allen sein. All das Leid hinter sich lassen.
Die ersten Schritte außerhalb des Palisadenwalls lösten in ihr ein Gefühl von Freiheit aus. Das erste mal in ihrem Leben machte sie sich alleine in die Wildnis auf. Ohne irgendjemanden der sie begleitete oder beschützte. Kurz blieb Octavia stehen und atmete mit zusammengepressten Lippen die Luft aus. Ohne sich nochmal umzudrehen ging sie mit erhobenen Haupt weiter ihren Weg. Sie wusste zwar nicht wohin sie gehen sollte, aber ließ sich von ihren Instinkten leiten. Jeder Ort war besser, als weiter bei den Daskina-Rebellen, als bei ihren Bruder zu bleiben.

Octavia verlässt die Daskina-Rebellensiedlubg und ist auf dem Weg in Richtung Norden....
Titel: Wetterberge (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 6. Nov 2020, 11:39
Am Fuße der Wetterberge (Arnor) [Nachts]

Octavia an der großen Oststraße in der Nähe der Wetterberge...

Es war inzwischen Nachts geworden und allmählich machten sich die Schmerzen des Kampfes wieder bemerkbar. Doch was war die Alternative gewesen? In der Daskina-Rebellensiedlung wollte sie nicht bleiben. In den Städten war es zu gefährlich. Also blieb ihr nur die Wildnis, alleine auf sich selbst gestellt.
Als sie sich umsah, sah sie nur die weiten Ebenen, die in das nichts führten. Auch die große Oststraße war sichtbar. Natürlich wusste die junge Rebellin, dass es gefährlich außerhalb von Wäldern und besonders auf den Straßen war. Zwar befanden sich einige Berge weiter nördlich von ihrer Position, aber dafür musste sie erst einmal weiter auf dem offenen Feld laufen. Octavia war eine schnelle Läuferin, keine Frage, aber unter den Schmerzen und ihren Verletzungen war sie langsamer unterwegs. Außerdem war sie müde und außer Atem. Aber dort zu bleiben und an der Straße ein Lager aufzuschlagen war ihr Todesurteil.
So kam es, dass sie sich bis an den Fuße der Berge schleppte und dann zu Boden sackte, um eine Pause zu machen. Sie lag ihre Sachen neben sich  und schnaubte erschöpft, als sie sich an  den harten  Fels lehnte. Die junge Ftau wollte wenigstens nur eine kurze Pause machen um sich zu sammeln. Auch wenn es verlockend war einfach einzuschlafen. Für einen kurzen Moment war sie unaufmerksam. Ihre Augenlieder wurden schwer und  ihrer Müdigkeit übermannte sie. So sank sie in einen Dämmerzustand und erlag ihrem Schlafenbedürfnis.
Sie schrak sofort hoch, als sie Geräusche und Stimmen wahrnahm. Die Erschöpfung war direkt verschwunden. Langsam kamen die Geräusche immer näher und sie hatte keine Möglichkeit sich zu verstecken. Sie rückte etwas zwischen die Felsen, in der Hoffnung nicht gesehen zu werden. Ihre Hand hielt den Griff ihres Schwertes fest, ihr Herz raste vor Aufregung und Angst. Die Schatten der Personen, die durch den hellen Schein des Mondes entstanden, wurden kleiner und kleiner, was dafür sprach, dass diese immer näher kamen. Es waren mehrere Schritte im Gras, lautes Geklimper von Schnallen und Gürteln, an denen Schwerter hingen und viele Stimmen zu hören. Octavia war somit klar, dass es sich um eine ganze Gruppe handelte. Sie versuchte sich nur weiter rückwärts zwischen die Felsen zu schieben. Die Rebellin bemerkte, dass ihr Bogen samt Köcher, die in einemTuch gewickelt waren, noch vor den Felsen  lagen. Sie starrte auf das Bündel und hoffte nur, dass sie die Gegenstände nicht sahen.
Als die Gruppe plötzlich stehen blieb und verstummte, erstarrte sie fast und bewegte sich keinen Millimeter. Auch ihren Atem versuchte sie anzuhalten. Bis auf das Zirpen der Grillen hatte sie das Gefühl, dass jeder ihrer schnellen und starken Herzschläge zu hören war.
Dann kam einer der Personen auf die Felsen zu.
Nein, nein, nein..., dachte sie sich verzweifelt. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Sie war nicht bereit zu kämpfen. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Doch sie musste reagieren. Sie konnte sich nicht einfach kampflos ergeben. Das bedeutete ihren Tod. Besonders wenn es sich um Soldaten der Krone handelte. Kurzentschlossen entschied sie sich für sie Offensive und sprang schreiend zwischen den Felsen hervor. Dabei umklammerte ihre Hand ihr Schwert fest.
Das Schwert knallte laut auf ein anderes Stück Metall.  Bevor sie zum nächsten Schlag ausholen konnte, kam ein Mann auf sie zu, der mit seinen Händen andeutete ruhig zu bleiben. Schnell erkannte sie, dass es sich um Indro, dem Anführer der Utarra-Rebellen, handelte.
"Ganz ruhig Daskina Mädchen!", versuchte er die Situation zu schlichten. Octavia erkannte auch den glatzköpfigen Mann, der sie noch am Abend besiegte. Er stand provokant  lächelnd bei Indro. Neben ihn befand sich auch Bertram, der Mann
den sie gefangen nahm um Deloth zu retten. Octavia wagte es nicht ihr Schwert zu senken, auch wenn die anderen dies taten.
"Senk dein Schwert", sagte Indro ziemlich aufgeregt und Octavia bemerkte das er vorsichtig einige Schritte auf sie zu ging. Sie fuchtelte daraufhin mit ihrem Schwert in seine Richtung.
"Los, verschwindet!", rief sie und versuchte dabei bedrohlich zu wirken, was ihr unter den Schmerzen schwer fiel. So kam es auch, dass sie sich den Arm vor ihrem Bauch hielt. Ein starkes Ziehen ließ sie zusätzlich auf ihr rechtes Knie  fallen. Sie stützte sich auf das Schwert und wollte wieder aufstehen.
Reiß dich zusammen, Octavia, redete sie sich selbst ein.
"Los, hilft ihr!", befahl der Anführer der Utarra-Rebellen. Auf Anhieb halfen ihr zwei seiner Männer auf die Beine.
"Du  bist weit abseits deines Lagers...", fing er an, "...Was machst du hier, Daskina-Mädchen?".
Octavia überlegte nicht lange und erwiderte: "Ich bin lieber überall als dort!". Dabei verzog sie ihre Lippen zu einem gequälten Lächeln.
"Hier draußen ist es viel zu gefährlich und alleine sowieso...", sagte Indro, "...Dann komm erstmal mit uns, damit du dich auskurieren kannst!".
Die jungen Rebellin war froh, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht weiter nachharkte. Ihr war es aber recht mit ihnen zu gehen. Natürlich war sie noch etwas zurückhaltend und misstrauisch, doch es war besser als draußen zu sein.
Vorsichtig nickte sie ihm zu, weshalb er  sich daraufhin auch von ihr abwandte und weiter ging.
Octavia wollte folgen, doch die Schmerzen hinderten sie daran und sie fiel erneut auf ihre Knie. Die junge Rebellin sah zu Indro hoch, der sich zu ihr umdrehte. Ihr war es unangenehm und wollte Fremden gegenüber keine Schwäche zeigen. Doch sie war zu Erschöpft. Indro nickte dem glatzköpfigen muskulösen Mann zu, der daraufhin auf Octavia zu ging und sie einfach auf seine Arme nahm und mit der Gruppe trug. Auch wenn sie sich am liebsten dagegen wehren wollte, weil sie alleine laufen wollte, konnte sie nicht, da die Erschöpfung zu stark war. Sie fragte sich nur, warum die Utarra-Rebellen ihr halfen. Immerhin nahm sie einen von ihnen gefangen und bedrohte sie. Die junge Frau war erstmal froh, an einem Ort zum ausruhen gebracht wurde. Insgeheim behielt sie innerlich nur die Sorge, dass es eine Falle sein konnte, oder die Männer der Utarra-Rebellen ihr etwas antun wollten...

Octavia Sagitta auf dem Weg in das Utarra-Rebellenlager...
Titel: Utarra-Rebellenlager (nördliche Grenze Arnors zu Angmar) [Nachts]
Beitrag von: Darkayah am 9. Nov 2020, 18:11
Utarra-Rebellenlager (nördliche Grenze Arnors zu Angmar)[Nachts]

Octavia Sagitta im Utarra-Rebellenlager

Octavia war insgeheim froh dass sie nicht selbst laufen musste. Ihre Erschöpfung durchdrang inzwischen ihren ganzen Körper.
Dadurch, dass die junge Frau auf den Armen des großen muskulösen Mannes war, konnte sie nicht viel von dem Lager der Nord-Rebellen sehen. Er brachte sie sofort in ein Haus aus Stein, welches einem typischen gehobenen Arnorischen Gutshof ähnelte und dort in einen großen Raum. Dann ging der Mann sofort wieder hinaus und ließ sie alleine. Sie humpelte durch den Raum, in dem mittig ein großes Bett und ein großer Tisch, auf dem viele Karten und Schrifstücke lagen. Einzelne Schreibtischen und Kommoden waren an den Wänden gestellt worden. Octavia sah sich vorsichtig die Schriftstücke an und überflog diese. Dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit den vielen Karten. Einige zeigten ganz Arnor, andere nur bestimmte Gebiete. Sie war fasziniert von all den Orten, die sie noch nicht besucht hatte. Lediglich Minas-Tirith und die Umgebung um den Eregionwald  befand sich in ihrer Erinnerung. An die Orte zwischen Gondor und Arnor, während ihrer Flucht, erinnerte sie sich nicht mehr. Es geschah so viel, weshalb sie es verdrängte. Doch nun war alles anders. Sie konnte neue Orte bereisen. Niemand war mehr da, der sie festhielt.
Als sie Schritte hörte, ließ sie sofort von den Papierstücken ab und setzte sich auf das das Bett.
Bertram, der Heiler der Utarra-Rebellen,  betrat den Raum. Er trug eine Tasche bei sich und ging auf Octavia zu. Sie sah ihn zunächst Ahnungslos an.
"Na, los...", fing er an, "...Lass mich deine Verletzungen ansehen...".
Der bärtige Mann wirkte dabei sehr ruhig und freundlich. Trotzdem war Octavia ziemlich misstrauisch. Immerhin waren die Rebellen auch untereinander verfeindet und kämpften noch vor kurzem. Sie beobachtete Bertram, wie er seine Tasche durchsuchte und ein kleines Döschen hervor holte. Dann sah er sie schon fast erwartungsvoll an und deutete mit den Augen auf den Oberkörper der jungen Frau. Erst blickte sie ihn irritiert, mit hochgezogenen Augenbrauen an, verstand dann aber was er von ihr wollte. Sie zog sich ihre Lederjacke aus und legte sie neben sich auf das Bett. Darunter trug sie ein eng anliegendes und ärmelloses schwarzes Oberteil. Das Oberteil hatte keinen tiefen Ausschnitt. Sie wusste dass sie auch dieses ausziehen musste, um ihre Verletzungen zu zeigen. Auch wenn es ihr etwas unangenehm war, zog sie schließlich dieses Kleidungsstück aus. Darunter trug sie eine Art schwarzen Bustier, welcher lediglich ihre Brüste bedeckte.
Auf der zarten Haut ihres Oberkörpers wurde das Ausmaß ihrer Verletzungen sichtbar:  Zahllose Blutergüsse zeichneten ihr Taille und ihren Bauch. Auch der Rücken war von blauen Flecken übersät.
Sie ließ Bertram nicht aus den Augen, während er sie abtastete. Jede seiner Berührungen taten ihr immens weh. Dann nahm er  sich das Döschen und rieb ihren Oberkörper mit einer öligen Flüssigkeit ein, die stark nach Eukalyptus roch. Das kühlende Gefühl verschaffte ihr sofort Abhilfe und gab ihr eine Pause vor den Schmerzen. Sie seufzte erleichtert und lehnte ihren Kopf mit geschlossenen Augen nach hinten. Ihre Haare streichelten dabei ihren Rücken. Für einen kurzen Moment vergaß sie Bertram, der noch neben ihr saß. Dann blinzelte sie mit einem Auge was der Mann machte, ob er sie anstarrte, doch er räumte nur seine Sachen zusammen.
Octavia nahm ihr Oberteil und zog es sich wieder an, als dann auch schon Indro den Raum betrat. Bertram nickte seinem Herrn zu und verließ den Raum. Octavia schwieg zunächst und beobachtete Indro, wie er zuerst die Schriftstücke zusammenlag, diese stapelte und sich dann neben ihr auf das Bett saß. Die junge Rebellin sah heimlich zu ihm um zu sehen was Indro vor hatte. Er aber, blieb nur sitzen und sein Kopf war zum Boden gerichtet.
"Also, warum bist du alleine unterwegs?", sagte er schließlich, "Es ist gefährlich hier draußen...".
Octavia blickte zunächst auch zum Boden. Sie wusste nicht, ob sie Indro die Wahrheit sagen  oder  ob sie ihn mit einer einfachen Antwort abwürgen sollte. Immerhin wusste sich nicht einmal ob sie ihm und den anderen Utarra-Rebellen vertrauen konnte.
"Deloth ist tot...", tastete sie sich vorsichtig heran, "...Die anderen haben nur dabei zugesehen, wie ihm die Kehle durchgeschnitten wurde...".
Auch wenn es ihr noch immer schwer fiel daran zu denken, wollte sie dabei gefasst wirken.
"Deloth...", antwortete Indro, "...Das ist äußerst bedauerlich.".
Octavia sah gereizt zu dem Anführer der Nord-Rebellen. Die Art wie er es sagte war trocken und das verärgerte sie leicht. Sie dachte, dass sich beide kannten und sich mochten.  Sie sagte aber erstmal nichts dazu.
Indro fügte noch hinzu: "Immerhin starb er dafür, wofür er gelebt hat."
"Ach ja?", erwiderte Octavia sauer,"Er starb weil er hingerichtet wurde, da er des Verrats beschuldigt wurde!".
Dabei wurde sie schon deutlich lauter und warf Indro nur einen erbosten Blick zu.
"Er sprach von dir, als er bei uns war...", wollte er gerade sagen. Sofort unterbrach Octavia ihn: "Du meinst als ihr in gefangen genommen habt!".
Sie wollte ihre Gefühle nicht heraus lassen. Sie wollte ihre Gefühle keinem Fremden zeigen. Doch wenn es um Deloth ging gelang es ihr nicht.
"Wenn du es so sehen willst...", sagte Indro mit einem schiefen Lächeln, "...Er warnte uns, dass du kommen würdest um ihn zu retten!". Zu erst dachte Octavia er wollte sich über sie lustig machen, aber er wirkte in keines Weges belustigt, noch lachte er.
"Ja, er brachte mir Ostron und das Kämpfen bei...", sagte sie, "...Aber  scheinbar war ich nie gut genug...".
Dabei spiele sie auf den Kampf vom Vorabend an. Sie bemerkte nur, wie Indro scheinbar nachdachte. Dann sah er ihr direkt in die Augen sah.
"Du hast heute wie ein Kind gekämpft...", fing er an, "...Du warst unvorsichtig, hast nicht auf deine Defensive geachtet und warst zu aufgebracht...".
Octavia war schon klar, dass sie im Kampf nicht gut abschnitt.
"Ich weiß, ich habe einen auf den Sack bekommen...", sagte sie nur grob. Sie stoppte kurz und wollte nach Ausreden dafür suchen.
 "Aber du hast nicht aufgeben...", antwortete Indro schneller, "...Du hast einen starken Willen und den findet man in der heutigen Welt nicht häufig...".
Die junge Frau wurde hellhörig,  als sie die Worte des Anführers der Utarra-Rebellen hörte und lauschte ihnen weiter. Scheinbar bewunderte er sie in gewisser Hinsicht. Natürlich war das ihre reine Spekulation. Ihr gefiel der Gedanke aber. Sie wusste nur nicht was sie darauf sagen sollte. Deshalb schwieg sie und hörte ihm weiter zu.
"Wenn du gewillt bist, das alles auf dich zu nehmen, was es dich kosten wird um meine Blutkriegerin zu werden, bin ich bereit dich stärker und besser zu machen, Octavia des Süd-Volkes!".
Octavia sah ihn daraufhin mit großen Augen an. Sie wusste dass der Blutkrieger bei den Utarra- und Pascima-Rebellen der höchste Rang war.   Dieser Titel entstammt aus dem Altan Angmar. Gleichzeitig machte sich aber auch leichte Verwunderung in ihr breit. Schließlich waren beide Rebellengruppen verfeindet und sie kannten sich nicht. Und doch bot er ihr an, sie zu trainieren und ihr eine gute Position zu geben. Auch wusste sie nicht recht was sie darauf antworten sollte, so überwältigt war sie. Sie nickte ihm nur zu.
"Dann erhole dich und schlaf etwas...", sagte Indro dann und wirkte dabei auf Octavia bestimmend, "...Du kannst solange mein Bett haben... Du wirst deine Kräfte brauchen...".
Mit diesen Worten erhob er sich und verließ den Raum. Die junge Rebellin starrte ihm noch eine Weile fassungslos hinterher. Sie konnte es noch immer nicht glauben, was er ihr anbot.
Doch trotz der Aufregung behielt sie auch eine gewisse Skepsis. Immerhin kannte sie die Utarra-Rebellen und deren Absichten nicht. Vielleicht war das alles auch nur eine Finte. Zunächst aber, wollte sie nicht mehr darüber nachdenken. Sie musste schlafen und ausgeruht sein. Es war schon spät und die Erschöpfung ließ ihr kaum die Augenlider offen.
Wenn etwas faul an der Sache ist, werde ich es herausfinden, dachte sie sich und fiel mit einem Satz auf das Kopfkissen, welches auf dem Bett lag. Es dauerte auch nicht lange und sie schlief tief und fest ein...

Octavia Sagitta im Utarra-Rebellenlager...
Titel: Utarra-Rebellenlager (nördliche Grenze Arnors zu Angmar)
Beitrag von: Darkayah am 15. Nov 2020, 20:33
Utarra-Rebellenlager (nördliche Grenze Arnors zu Angmar)

Octavia im Utarra-Rebellenlager (Nördliche Grenze Arnors zu Angmar)...

Octavia kam verschlafen aus dem Haus aus Stein des Rebellenlagers. Auch wenn der Schlaf relativ kurz war, fühlte sie sich ausgeschlafen und erholt. Zwar schmerzten die Stellen noch, aber es war erträglich. Die Flüssigkeit, welche Bertram auf ihre Verletzungen auftrug schien zu wirken.
Octavia konnte das Lager nun ganz erkennen und betrachtenu. Es wirkte so, als war das Lager eine alte Kleinstadt Arnors, die die Nordrebellen für sich benutzten und für ihre Zwecke umfunktionierten. In der Mitte war das Haupthaus, welches einem Arnorischen Rathaus aus Stein glich. In diesem Haus befand sich auch der Raum, in welchem Octavia schlief. Vor dem Hauptgebäude war der alte Marktplatz der Kleinstadt, auf dem sich verschiedenste Stände befanden. Einige verkauften Obst und Gemüse, andere gebackene Waren, die wohlwollend dufteten. Aber einige Stände waren leer und trugen nur Waffen, Felle und Rüstungsteile. Viele Menschen tummelten sich auf den kaputten Straßen der Kleinstadt. Auch die Gebäude innerhalb der zerfallenen Mauern waren heruntergekommen und notdürftig geflickt und repariert. So wurden an fehlenden Mauerwerk einfach Holzplatten befestigt um die Lücken zu schließen.
Als Octavia durch das Utarra-Rebellenlager lief, hatte sie trotzdem eher den Eindruck, dass die Nord-Rebellen versuchten das Gefühl in einer Stadt zu leben -und somit generell die Absichten unabhängig von der Krone zu sein- zu erhalten , während sich die Daskina-Rebellen lediglich wie Flüchtlinge verhielten und auch wie Geflüchtete im Süden Arnors lebten. Manchmal dachte Octavia,  dass viele der Süd-Rebellen nur auf die Rückkehr nach Gondor warteten. Natürlich war Minas-Tirith auch ihre Heimat, doch nach aktueller Lage wollte sie nie wieder dorthin zurück, solange Kiana Vaneryen lebte.
Die junge Rebellin sah sich auf dem Marktplatz nach Indro um, den sie aber nirgends fand. Zu viele Menschen drängten sich dort. Als sie den Heiler Bertram und den muskulösen Glatzkopf entdeckte, ging sie sofort auf die beiden Männer zu. Sie sah nur, wie Bertram in ihre Richtung blickte und sie mit einem Winken begrüßte. Noch immer wunderte sie sich warum er ihr in der Nacht half und freundlich zu ihr war. Immerhin hielt sie ihm ein Schwert an den Hals und bedrohte ihn um Deloth zu befreien. Die Rebellin lief auf die beiden Männer zu. Auch wenn es ihr Überwindung kostete, musste sie sich bedanken. "Danke, für neulich Nacht...", glitt ihr widerwillig über die Lippen. Nicht weil sie die Hilfe nicht schätze. Nein. Eher weil sie nicht gerne zugab, dass sie selbst Hilfe brauchte.
"Dafür doch nicht, ich habe nur meine Arbeit gemacht!", erwiderdere er nur freundlich.
Dann erkannte sie, wie Indro, an der Seite eines älteren Mannes mit weißem Haar und Bart,  aus der Menschenmenge auf dem alten Marktplatz, in ihre Richtung kam. Indro lächelte ihr nur zu und unterhielt sich weiter mit den ihr unbekannten Mann. Allerdings entging es ihr nicht, dass der Mann sie immer wieder ansah. Die junge Frau blickte daraufhin absichtlich nicht in seine Richtung. Ihr war es eher unangenehm. Mit einem Ohr hörte sie, wie Indro zu ihm sagte, dass er einen Brief holen wollte und der alte sich diesen Dringen ansehen sollte.
Octavia sagte zunächst nichts und sah sich nur in der Gegend um. Ihre Augen blieben auf ein kleines Mädchen und einen Jungen ruhen, die einfach auf dem Boden vor einem Haus hockten und unbeschwert spielte. Für einen kurzen Moment dachte sie an ihre Kindheit zurück. Sie dachte an ihren Bruder Kael. Auch wenn sie noch immer wütend auf ihn war, liebte sie ihn. Immerhin war er ihr Bruder. Ihre einzige Familie. Ihr ein und alles, was ihr noch blieb. In gewisser Weise hoffte sie darauf, ihn wieder zu sehen und das er doch noch nach ihr suchte.
Du Dummkopf, wo bist du jetzt nur..., dachte sie sich. Tief aus der Brust der jungen Frau trat ein beklommener Seufzer hervor.
Dann wurde  sie aber aus ihren Gedanken gerissen: "Du bist also die neue hier?", erklang plötzlich eine männliche dunkle Stimme hinter ihr. Sie zuckte fast schon zusammen. Rasch drehte sie sich zu der Stimme und bemerkte wie der ältere Mann sie mit schiefgelegten Kopf betrachtete und sie von oben bis unten musterte. Ihr Blick wurde ernst und sie nickte ihm nur zu.
"Ich bin Davos Schneewert...", sagte er, "...Indro hat schon einiges erzählt und ich denke du solltest...".
Bevor er weitersprechen konnte, kam Indro schon wieder auf sie zu und sagte: "Herr Davos, hier sind die Briefe die aus Fornost kamen, was denkt ihr dazu?".
Octavia wurde schließlich doch neugierig auf das, was der Mann der scheinbar Davos Schneewert hieß, sagen wollte. Aber sie konnte auch nicht einfach fragen. Immerhin las er sich die Schriftstücke durch, die er von Indro bekam. Octavia beobachtete Davos, als er sich diese durchlas und bemerkte seinen ernsten und besorgten Blick dabei. Gleichzeitig wurde sie auch auf die Worte in dem Brief neugierig, aber direkt nachzufragen traute sie sich besonders am Anfang noch nicht. Ihr vorlautes Mundwerk ließ sie diesmal im Stich.
"Das sind schlechte Nachrichten...", merkte  Davos schließlich an, "...Wir müssen etwas dagegen unternehmen und in Carn-dûm Bescheid geben!".
Der Anführer der Utarra-Rebellen nickte ihm zu."Ihr habt recht Herr Davos und ich weiß schon wer dies tun wird...", sagte er und sah dabei zu Octavia, die nicht verstand worum es ging, "...Du wirst zusammen mit Davos Schneewert nach Carn-dûm reisen und Frau Stark vor den Truppen aus Minas-Tirith warnen!".
Die junge Frau war erstaunt. Natürlich freute sie sich, neue Orte von Mitttelerde zu sehen. In Angmar war sie noch nie und hörte nur viele Geschichten von dem mysteriösen Land des Nordens.
"Dann suche ich schnell meine Sachen zusammen!", sprach Davos und eilte los. Octavia blieb noch wie angewurzelt stehen. Sie hatte auf Kämpfe und Aktionen gegen die Krone gehofft und nicht darauf Dienstbote zu spielen.
"Ich dachte... Ich...", fing sie stotternd an,"...Sollte ich nicht als Blutkriegerin kämpfen?". Ihre Stimmlage klang dabei vorsichtig und gedämpft. Indro legte seinen Kopf schief und erwiderte: "Du wirst noch früh genug die Gelegheit haben, du solltest froh sein noch so etwas erledigen zu können!".
Octavia seufzte. Sie wollte aber etwas bewegen in Kampf gegen die Königin. Nicht wieder nur dabei zu sehen, wie die Männer von Haus Vaneryen durch das Land zogen und Leid verbreiteten.
"Na los der Weg ist weit, du solltest auch deine Sachen packen und dich auf dem Weg machen!", sagte Indro noch, drückte ihr eine einegerollte Schriftröllchen in die Hand und ging mit Bertram und den großen Glatzkopf in Richtung des alten Rathauses.
Noch eine Zeit lang sah sie den drei Männern nach. In der Nacht wirkte der Anführer der Utarra-Rebellen noch so, als hatte er etwas großes mit ihr vor und jetzt sollte sie Briefe umher bringen. Vielleicht wollte er ja einen Beweis, dass sie für die Utarra-Rebellen hilfreich war. Octavia schüttelte den Kopf. Widerwillig machte sie sich auf dem Weg um ihre Sachen zu holen um dann vor den Toren des Utarra-Rebellenlagers  auf Davos zu warten.
Als sie ihr Schwert, eine Decke und etwas Proviant eingepackt hatte, ging sie schnell zum Tor. Sie rechnete damit lange auf den alten Mann warten zu müssen, doch er stand schon vor dem Tor und wartete mit zwei Pferden an den Händen auf die junge Frau. Sie war verdutzt, dass er sogar schneller dort war als sie. Sie nahm einen der Zügel entgegen, welche Davos ihr hinhielt und stieg auf das schwarze Pferd. Sie bemerkte dass Davos ihr ein Stück Stoff entegenhielt. "Hier, damit die nicht kalt wird...", sagte er fast schon väterlich, "...Im Norden ist das Klima etwas anders!".
Octavia nahm das Stück Stoff, welcher ein schwarzer Mantel war und wickelte sich in den Umhang. Dann ritten sie im Schritttempo los. Trotz der Enttäuschung über die Aufgabe die ihr erteilt wurde, war sie gespannt auf Angmar. Und so ritten sie in Richtung Nord-Ost um Carn-dûm zu erreichen.

Octavia Sagitta reitet mit Davos Schneewert nach Carn-dûm in Angmar (https://modding-union.com/index.php/topic,36520.msg483139.html#msg483139)...
Titel: Utarra-Rebellenlager (nördliche Grenze Arnors zu Angmar)
Beitrag von: Darkayah am 9. Dez 2020, 11:27
Utarra-Rebellenlager (nördliche GrenzeArnors zu Angmar)

Octavia Sagitta zurück aus Angmar (https://modding-union.com/index.php/topic,36520.msg483347.html#msg483347), an der Grenze zu Arnor und somit am Utarra-Rebellenlager...

Die ganze Reise über sagte sie kein Wort. Warum auch? Ihr Leben war scheinbar sowieso die reinste Lüge gewesen. Was sollte sie noch glauben? Stets ging sie davon aus, ihr Vater war der selbe den auch Kael den  seinen nannte. Doch dem war nicht so. Stattdessen teilte sie sich ihren Vater mit Kiana Vaneryen. Ausgerechnet mit der Frau, die sie über alles verachtete und hasste.
Ihr gingen viele Fragen durch den Kopf. Sie wusste nicht wie sie mit den Nachrichten umgehen sollte. Konnte sie Indro von der Sache erzählen, oder verbannte er sie sonst, oder wer weiß... Vielleicht tötetete er sie. Dabei konnte sie sich das doch noch nicht einmal aussuchen. Octavia seufzte in sich hinein. Die junge Rebellin richtete sich in ihrem Sattel auf dem Rücken des braunen Pferdes auf. Vorsichtig streckte sie die Arme von sich, um ihren eigenen Rücken etwas von der langen Reise zu entlasten. Sie sah nur wie Davos finster drein blickte, fragte aber auch nicht nach was ihn  beschäftigte.
Die Sorge war groß, dass sie sich aus  Versehen verplapperte oder Davos noch nachfragte was sie mit Eldarion beredet hatte.
An den heruntergekommenen Mauern angekommen, stieg Octavia von ihrem Pferd. Noch bevor sie weitergehen konnte, trat Davos in ihren Weg.
"Woher hast du diese Flagge?", wollte er wissen. Die junge Rebellin antwortete zunächst nicht. Auch, weil sie es nicht wusste.
"Octavia, ich muss es wissen!", drängte er.
"Ich weiß es  nicht...", erwiderte sie kopfschüttelnd, "...Wahrscheinlich gab Eldarion es mir...".
Davos mahnte: "Du darfst es niemals offen zeigen, da dieses Wapppen von Thurion große Probleme mit sich bringen kann!".
Octavia nickte ihm nur zu und beobachtete den Mann, wie er sein Pferd in die kleine heruntergekommenen Stadt führte. Dann folgte sie ihm still. Während sich ihre innere Welt verdüstert hatte, sie eher zusammenbrechen ließ, schien sich im Utarra-Rebellenlager nichts verändert zu haben: Die Menschen schienen weiterhin fröhlich ihre Geschäfte zu erledigen, einige trainieren und andere versuchen verzweifelt die Mauer zu reparieren.
Bei Octavia sah es dagegen anders aus: Sie war gebrochen und hatte das Gefühl,  als würde die Welt um sie herum nur an ihr vorbeiziehen. Natürlich war sie interessiert daran, nachdem sie im Streit  mit Kael davon erfuhr, ihren echten Vater zu kennen. Doch musste es wirklich Thurion sein? Der Tyrann, der Mittelerde in das Chaos stürzen wollte, nachdem Imrahil ihm den Thron streitig machte. Ausgerechnet war dieser Mann dann auch noch der Vater von Kiana Vaneryen, die zu dieser Zeit die Welt mit  Tyrannei überzog. Die junge Frau verstand nicht, wie sich ihre Mutter mit so einem Mann einlassen konnte. Jeder Halunke war ihr in diesem Moment lieber gewesen.
Und als war das nicht schon genug, war sie nicht mal ein Mensch, sondern auch eine Maia wie Thurion und Kiana. Auch wenn sie sich nicht im Klaren darüber war was dies bedeutete, verbreitete es in ihr ein mulmiges Gefühl. Sie seufzte Laut. Inzwischen war sie im Stall angekommen und führte ihr Pferd in die Box, löste den Sattel, den sie auf einer hölzernen Stange ablegte und verließ die Ställe wieder rasch.
In ihren negativen Gedanken versunken, lief sie Indro direkt in die Arme, der sie schon freudestrahlend empfing. Natürlich wollte er direkt wissen, ob es irgendwelche Schwierigkeiten gab und ob der Auftrag ausgeführt wurde. Octavia wollte am liebsten überhaupt nicht antworten, geschweige denn reden. Also nickte sie ihm nur Stumm zu.
"Was ist denn los?", fragte Indro, "Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?".
"Gar nichts...", erwiderte sie schnell und trocken. Sie konnte sich schon denken, dass sich der Anführer der Utarra-Rebellen damit nicht zufrieden gab.
Er sagte: "Es ist normal, dass wenn man nach langer Zeit wieder in den großen Städten von Mittelerde kommt, der Wunsch nach dem alten Leben wieder da ist...".
Wenn es nur das wäre..., dachte sich die junge Rebellin und schnaubte daraufhin. 
"Nein das ist es nicht...", entgegnete sie entnervt, "...Ich habe nur etwas erfahren...". Sie sah die vielen Menschen um sich herum an.
Indro packte sie daraufhin am Arm und zog sie etwas abseits der anderen Menschen auf dem Marktplatz.
"Und was war das? Etwa das Kiana gar keine Tyrannin ist und stattdessen die Welt retten will?", scherzte Indro.
Octavia war zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht nach Scherzen zumute.
"Nein...", platzte es laut aus ihr heraus, "...Sie ist meine Halbschwester!".
"Wer?", fragte er ungläubig. "Kiana Vaneryen...", rief sie, während ihre Augen voller Tränen getränkt waren, "...Sie ist meine Halbschwester, du verdammter Idiot!". Sie wollte ihm nicht  davon erzählen, noch wollte sie ihn beleidigen. Doch er gab ja sowieso nicht nach.
Scheinbar begriff der Anführer der Utarra-Rebellen auch, dass Octavia es ernst meinte. Er sagte erst einmal nichts und fasste sich an das Kinn. Sie sah förmlich, wie er überlegte und die Lage begriff.
"Und ändert es etwas an deiner Einstellung? ", fragte er direkt, "Ändert es etwas daran, dass du Kiana im Unrecht siehst und sie bekämpfen willst?".
Leichte Verwunderung machte sich breit, da er so ruhig blieb.
Octavia schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich habe den gleichen Vater,teile das selbe Blut...".
"Und davon lässt  du dich unterkriegen und das lässt dich aufgeben?",sagte er, "Ich hatte dir eigentlich mehr zugetraut...".
Die junge Rebellin verstand  nicht recht auf was er hinaus wollte. Sie legte ihren Kopf leicht schief und erwiderte weinerlich: "Nein, aber der Hass meines Bruders ist gerechtfertigt, ich hätte an Deloths Stelle sterben müssen...".
Sie sah zu dem deutlich größeren Indro auf, der sie an den Schultern berührte und leicht hinunter beugte.
"Hör zu...", sagte er leise, "...Du bist eine von uns und nichts daran wird sich ändern!".
Octavia wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und hörte ihm weiter zu:  "Vielleicht solltest du es nicht in Die Welt hinaus schreien...", mahnte er, "...Aber du bist jetzt eine Kriegerin und du solltest dich für die Kämpfe gegen Kianas Soldaten bereit machen!".
Sofort horchte die junge Frau auf. Sie war mehr als erstaunt, dass Indro noch immer zu ihr hielt. Egal ob sie mit Kiana verwandt war oder nicht. Das machte sie sprachlos.
"Die Truppen aus Minas-Tirith sind in Arnor eingetroffen und du solltest dich ausruhen...", sagte er, während er einige Schritte zurück ging, "...Ich muss einiges mit den anderen besprechen, du solltest dich in der Zeit ausruhen und sammeln!".
Dann erinnerte sie sich wieder an ihren Bruder, der bei den Daskina-Rebellen war und somit an der Südgrenze Arnors.
"Mein Bruder...", sagte sie, "...Anstatt ihn zu umarmen bevor ich ging, schlug ich ihn und jetzt werde ich ihn vielleicht nie wieder sehen...".
"Wenn er wirklich fällt, dann ist es vom Schicksal vorgegeben...", erwiderte er, "...Alles hat seinen Sinn und wenn es bedeutet dass du deinen Bruder wiedersehen sollst dann ist es so,  genau wie das Schicksal dich hierher brachte!".
Die Rebellin nickte ihm zu und sah noch, wie Indro sich umdrehte und auf dem Marktplatz verschwand. Vielleicht hatte er recht und sie musste sich nur sammeln, um wieder bei Sinnen zu sein. Wenn es wirklich wahr war und die Soldaten der Krone im Norden waren, waren die Schlachten nicht weit. Sie wollte Indro natürlich nicht enttäuschen und wie ein Weichling wirken. Immerhin wollte sie die Blutkriegerin werden. Dafür musste sie Stark sein und durfte sich nicht aus der Fassung bringen lassen.
Erst einmal beruhigen..., sagte sie sich, Ich wünschte Kael wäre jetzt hier bei mir... .  Dann machte sich auf dem Weg in das alte Regierungsgebäude der Kleinstadt, um sich auszuruhen...

Octavia Sagitta im alten Regierungsgebäude in dem Utarra-Rebellenlager (nördliches Arnor an der Grenze zu Angmar)
Titel: Hügel von Evendim (Nördliches Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 18. Dez 2020, 14:03
Hügel von Evendim (nördliches Arnor)

Octavia Sagitta mit Davos Schneewert und Indro + einigen Nord-Rebellen in der Nähe der Nordstraße der Evendim Hügel...

Die nächsten Wochen begleitete Octavia stets Indro und seine Männer. Von ihm lernte sie viel, was das Kämpfen anging und, aber auch, einfache Dinge wie das Fährten lesen, das Finden und Zubereiten von Pflanzen, die Augenscheinlich nicht essbar waren. Sie war froh endlich aktiv in das Geschehen eingreifen zu können. Besonders weil sie endlich auf andere Gedanken kam und so an etwas anderes denken konnte, als über ihre Verwandtschaft mit Kiana Vaneryen. Immer mal wieder, zum Glück aus der Sicht Octavias, kam es zu Kämpfen mit Pascima-Rebellen und Soldaten der Krone. Stets versuchte ihr Indro klar zu machen, dass selbst ihre Feinde nicht immer die Wahl haben, für wen sie kämpfen und deshalb nicht alle von ihnen getötet werden mussten. Immerhin sorgten auch schon alleine furchteinflößende Geschichten über die Rebelleb dazu, dass selbst starke Männer ihren Muter verloren. Auch waren Informationen  von Gefangenen oft wichtig.
Zunächst war von der großen Armee in Richtung, die aus der Hauptstadt kam, noch weit und breit  nichts zu sehen. Wahrscheinlich waren die Utarra-Rebellen dafür zu weit im Norden. Doch besonders in den letzten Tagen mehrten sich die Truppen des Hauses Vaneryen. Besonders von südlicher Richtung, anstatt -wie vorher- aus den großen Städten und Festungen des Nordens.
Gerade war Octavia mit einer Gruppe von Nord-Rebellen unterwegs, da trafen sie auf ein Bataillon aus der Hauptstadt. Die junge Frau hockte im Gestrüpp neben Indro, dem Anführer der Utarra Gruppierung und wartete ungeduldig auf den Kampf. Sie beobachtete die marschierenden Männer genau, die in Reih und Glied liefen und bemerkte die unzähligen Flaggen und Banner, die diese bei sich trugen.  Auf den im Wind wehenden Stoffe zeigten den roten dreiköpfigen Drachen auf schwarzem Grund. Die Rüstungen die sie trugen waren ebenfalls dunkel und einige von ihnen wahrscheinlich nicht Hauptmänner- waren in Blutrote Mäntel gehüllt.
Sie griff in die feuchte Erde und zeichnete eine Kriegsbemalung um ihre Auge und jeweils zwei Balken auf die Wangen, so wie es die Utarra und Pascima-Rebellen Rebellen üblich taten. Damit wollte sie die Zugehörigkeit signalisieren. Sie war immerhin eine von ihnen.
Die Männer um sie herum schienen zu ihr aufzusehen, als akzeptierten sie Octavia nun als vollständiges Mitglied ihrer Reihen. In ihr löste es eine innerliche Befreiung aus. Indro nickte ihr nur zu, als er dann eine Maske über seinen Mund zog. Dann sah die junge Frau nur wie er sein Schwert zog, aufsprang und zun Angriff rief. Dabei schrien er und seine Männer. Octavia wurde von den überwältigenden hochkochenden Gefühlen mitgerissen, zog ihr Schwert, hielt es nach vorne und rannte Indro hinterher, in Richtung der Truppen der Krone.
Auf der Nordstraße angekommen, schlug Octavia sich sofort durch ihre Feinde und verschonte keinen von ihnen. Wieder verfiel die junge Frau in eine Art Blutrausch und war mit ihren Angriffen nicht gerade zimperlich, noch hatte sie in diesem Moment vor irgendein von ihnen aus dem Weg zu gehen. Der Hass über sich selbst, die Wahrheit, die Königin und alles andere war zu groß, als das sie sich darum scherte, ob sie überlebte oder nicht.
In diesem Moment rang sie einen der Soldaten zu Boden und stach ihr Schwert in seine Brust. Dem Rausch verfallen, behielt Octavia noch immer die Übersicht über den Kampf. Die junge Frau ließ keinen ihrer Feinde am Leben. Sie drehte sich gerade um, da sah sie wie ein Mann sie mit seinem Schwert treffen wollte, aber schon das von Indro aus seinem Bauch ragte und der Mann zu Boden ging.
"Octavia!', hörte sie ihn im Getümmel rufen, "Du bist gerade kopflos!". Danach kämpften er und sie gegen einige Feinde und der Anführer der Nord-Rebellen schrie zu ihr rüber: "Wenn du so weiter machst, bis du bald schon tot, also bedenke deine Bewegungen!".
Auch wenn die Rebellin am liebsten seine Worte ignorierte, hörte sie zunächst auf ihn.  Zumindest versuchte sie das, soweit es möglich war.  Sie stellte sich etwas abseits des Geschehens auf eine kleine Erhöhung und sah sich die Kampfweise der Gegner genau an, um bestmöglichst darauf reagieren zu können. Allerdings erkannte sie lediglich ein Wirrwarr. Einer der Feinde, der scheinbar der Kommandant der Armee aus Minas-Tirith war, kam auf Octavia zu und zog sie an ihrem Arm von der Anhöhe herunter auf den Boden. Sie rollte sich rasch ab und war wieder auf ihren Knien bevor sie sich dann schließlich ganz erhob.
"Komm her du Schlampe!", beleidigte der Anführer der Soldaten die junge Frau, "...Wenn ich mit dir fertig bin, wünschst du dir du wärst nie geboren!".
Erst ließ sie sich davon eher wenig provozieren. Sie wartete jeden seiner Angriffe ab und parierte jeden Schlag.
"Die Königin sollte euch alle verbrennen , genau wie die armen Schweine damals in Minas-Tirith!", schnaubte er außer Atem. Diese Worte ließen sie doch noch Rot sehen und sie Griff den Mann an. Immer wieder schlug sie auf ihn ein und immer wieder  wehrte er jeden ihrer Schläge ihres Schwertes ab. Irgendwie schaffte sie es ihn zu entwaffnen, doch der Mann warf ihr Erde in das Gesicht, so dass sie sich reflexartig schützend an die Augen fasste, um den Sand und die Erde heraus zu reiben.
Dabei bemerkte sie gar nicht, dass der Kommandant auf sie zu kam und ihr das Schwert aus der Hand trat. Dann übermannte er sie und die junge Frau lag rücklings auf dem Boden. Der Anführer der Soldaten hockte über ihr, zog an ihren langen Haaren und hielt ihre Arme fest, so dass sie sich nicht bewegen konnte. Vor Schmerz versuchte sie sich seinem Griff zu entreißen, doch es war vergebens. Der Mann besaß einfach zu viel Kraft und war zu schwer.
Er lachte laut auf und sagte: "Was ist Mädchen? Geh lieber zurück an den Rockzipfel deiner Mutter!". Danach umschloss er ihren Hals mit seinen dicken Fingern.
"Stirb!!!", beschwor er  mit einem dunklen Ton in seiner Stimme. Octavia versuchte verzweifelt seine Hände von ihrem Hals zu lösen. Als ihr so langsam die Luft ausging, Griff sie nur noch um sich, bis sie einen Stein in ihren Händen hielt. Damit schlug sie auf den Kopf des Mannes ein, der sofort aufschrie und sich von ihr rollte.
Diesmal setzte sie sich auf den Mann und schlug aus Wut weiter auf den Kommandanten ein. Als das Gesicht des Anführers blutüberströmt und geschwollen war, erhob sie sich, nahm ihr Schwert und stach es ihm in den Bauch und drehte es einmal herum. Wieder im Blutrausch verfallen fällte sie noch die wenigen letzten Männer der Krone und verschonte keinen von ihnen. Dem einen Schnitt sie die Kehle durch, dem nächsten rammte sie ihr Schwert in die Brust und dem anderen gab sie einen Gnadenstoß. Dabei überhörte sie auch die Rufe von Indro, der sie versuchte zu stoppen und immer wieder rief, dass es genug war.
Außer Atem blieb sie schließlich stehen und sah sich um. Nur noch die Utarra-Rebellen standen auf dem Schlachtfeld und sahen sie an. Auch Indro sah sie ernst an.
"Und hab ich mit gut geschlagen?", wollte Octavia, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein, wissen.
"Wenn du aufhörst die Menschen zu ermorden...", entgegnete Indro erbost, "...Du willst eine Kriegerin sein und keine Mörderin!".
Mit diesen Worten entfernte er sich und die anderen Rebellen folgten ihm. Octavia sah ihm nur verdutzt hinterher.  Sie verstand nicht, was er hatte. Immerhin hatten sie kaum Verluste und weitere Männer der Krone getötet. Davos klopfte ihr von hinten auf die Schulter und lächelte ihr zu.
"Du erinnerst mich an meinen alten Herren und Freund...", sagte er ruhig, "...Du versteckst dich nicht hinter anderen und bist eiskalt!".
Die junge Rebellin sah ihn fragen an, denn Indro war ja scheinbar nicht begeistert. Davos Schneewert schien dies zu bemerken und fuhr fort: "...Mach dir keine Sorgen um Indro... Er will nur aus dir eine gute Kriegerin machen!".
Mit diesen Worten ging auch er weiter und folgte den Anderen.  Octavia seufzte und lief ihnen nach.

Octavia Sagitta, Davos Schneewert und Indro auf dem Weg zum Utarra-Rebellenlager...
Titel: Utarra-Rebellenlager (nördliche Grenze Arnors zu Angmar)
Beitrag von: Darkayah am 24. Dez 2020, 14:52
Utarra-Rebellenlager (nördliches Arnor an der Grenze zu Angmar)

Octavia zurück im Utarra-Rebellenlager (Arnor)

Octavia sagte den ganzen Rückweg über nichts. Sie versuchte immer wieder Augenkontakt mit Indro herzzstellen, der aber weiter stur seinen Weg.
Mittlerweile sah sie ein wenig ein, dass sie sich wieder von ihren Gefühlen leiten lassen hat, anstatt wie eine ausgebildete Kriegerin den Nutzen an Gefangenen ziehen konnte.
In der zerfallenen Kleinstadt der Utarra-Rebellen angekommen, trat die junge Frau vor ihren Anführer um ihn direkt zu rede zu stellen. Dieser sah dagegen eher weniger begeistert aus.
"Hör zu., es tut mir leid...", fing sie an und gestekulierte dabei wie verrückt, "...Der Kommandant hat nur...".
"Es egal was der Kommandant gesagt hat...", unterbrach er sie, woraufhin Octavia erschrocken dreinblickte, "...Sieh nur zu dass dies nicht wieder vorkommt!".
Die junge Frau stellte sich Stramm neben ihm, während sie zu Seite trat und nickte ihm zu. Dann sah sie ihm und seinen Leuten, die im folgten weiterhin folgten, zu bis sie schließlich auch in das alte Rathaus ging, um sich in ihrem Zimmer etwas zu erholen. Auf dem Weg hörte sie immer wieder Nachricht von einem Turnier zu ehren der Königin. Die meisten schienen sich darüber lustig zu machen, während andere davon sprachen die Hauptstadt währenddessen zu stürmen. Erst einmal kümmerte sie sich allerdings nicht weiter um Gedanken um das Turnier. Immerhin war sie erschöpft von dem Kampf. Sie öffnete gerade die Türe und wollte hineintreten, da hörte sie  wie jemand ihrem Namen rief und angerannt kam. Es war Bertram, der Heiler der Utarra-Rebellen, der außer Atem auf der Treppe auftauchte und die letzten Stufen erklomm.
"Indro schickt mich...", hechelte er, "...Er möchte dich sprechen!".
Octavia kniff daraufhin die Augen zusammen. Sie rechnete schon mit dem schlimmsten und das Indro sie doch noch bestrafen , oder sogar wegschicken wollte.
Ich habe es geahnt..., dachte sich die junge Frau, da sie mit einer Bestrafung rechnete und folgte Bertram still zu Indro.
Als sie das Zimmer des Anführers betrat, konnte sie ihren Augen nicht trauen.
"Kael?", fragte sie verdutzt, als sie ihren Bruder erblickte. Neben ihm standen Phelan Belatan und Thirak Eisen.
"Octavia!", rief Kael schon fast freudig. Daraufhin konnte sich die junge Frau kaum zurückhalten und sprang ihren geliebten Bruder in die Arme. "Ich wusste dass du kommen würdest!", sagte sie leise, auch wenn sie noch das Wissen über ihre Wahre Herkunft und ihren letzten Streit im Hinterkopf hatte. Kael aber schien ihr keines Weges böse zu sein. Eher im Gegenteil. "Ich bin froh dich endlich gefunden zu haben...", sagte er mit leicht brüchiger Stimme, "...Ich dachte schon, du wärst getötet worden!".
Leicht gequält lächelte sie ihm zu und wandte sich dann Thirak und Phelan zu. Den ehemaligen Fürsten von Angmar umarmte sie auch rasch und Phelan nickte sie zu und drückte auf seinem Arm rum.
"Ich möchte eure Familienzusammenführung ungern unterbrechen...", fing Indro an, "...Aber warum seid ihr hier?".
Auch Octavia war neugierig. Immerhin hatte sie keinen Kontakt mehr mit irgendjemanden der Daskina-Rebellen.
"Die Armee aus der Hauptstadt marschiert schon in Arnor...", fing Phelan Belatan, der Anführer der Süd-Rebellen an, "...Auf uns werden sie als erstes treffen und deshalb ersuchen wir euch, um mit uns zusammen den gemeinsamen Feind zu vertreiben!".
Octavia wurde hellhörig. Sonst hatte Phelan nie Interesse daran, offensiv gegen die Männer der Krone vorzugehen.
"Und warum sollten wir das tun?", fragte Indro unbeeindruckt, "Wir kämpfen alle für uns selbst und wenn ihr zu erst vernichtet werden, ist es ein geringeres Übel für uns...".
Auch wenn Octavia zunächst schlucken musste, nachdem Indro die Worte aussprach, fand sie dass er recht hatte. Immerhin hielt kaum einer der Daskina-Rebellen zu ihr, ließen Deloth einfach hinrichten.
"Die Pascima-Rebellen sind bereit uns zu unterstützen, denn niemand von uns hat ein Interesse daran dass die Krone hier wieder stärker Fuß fasst...", behauptete Phelan Belatan. Die junge Rebellin zog daraufhin die Augenbrauen hoch. Die West-Rebellen waren sonst immer eigensinnig, waren blutrünstig und halfen niemandem.
"Pascima...", fauchte Indro, "...Die sind sich doch nicht mal untereinander einig...".
Dann trat Thirak nach vorne und erhob seine Stimme: "Wir sind bereit mit euch  unsere südlichen Gebiete zu teilen, wenn ihr uns dafür in Ruhe lässt...", sagte er entschlossen woraufhin Octavia ihn irritiert ansah, "...Ihr wollt die Truppen Kianas sicherlich auch hier weg haben und den Norden befreien...".
Sofort unterbrach Indro Thirak: "Meint ihr nicht wir hätten darüber nachgedacht? Die aktuelle Lage macht es nur schwierig und jetzt ist es fast unmöglich...".
Octavia wollte gerade etwas sagen, dann wurde sie aber von Davos unterbrochen, der lautstark in den Raum stolperte und dann wie erstarrt zu den Besuchern sah.
"Thirak?!, fragte er verdutzt, "Thirak Eisen bist du es wirklich?".
Ein lautes Murmeln erfüllte den Raum, als die anwesenden Utarra-Rebellen verdutzt zueinander sahen und nun alle auf den ehemaligen Fürsten Angmars blickten. Die junge Frau beobachtete nur, wie Thirak die Augen verdrehte und verhalten nickte. Dann sprang Davos ihm fast schon freudig-wie ein Kind, welches sich auf den Vater freute, der nach dem Krieg heim kam- in die Arme und sagte immer wieder wie froh er doch war, dass er noch lebte und sie sich wieder sahen.
Als sie vorsichtig zu Indro sah, bemerkte sie nur dass er keine Miene verzog. Er schien sich nicht zu erfreuen, dass sein alter Herr wieder anwesend war. Eher im Gegenteil. Er blickte etwas finster drein. Octavia war etwas leicht verwundert.
"Da seid ihr also wieder...  Von den toten auferstanden...", scherzte der Anführer der Utarra-Rebellen sarkastisch, "...Erwartet nicht, dass wir vor euch auf die Knie fallen, König des Nordens...".
Octavia bemerkte seinen Frust in der Stimmlage, nachdem er die letzten Worte hart betonte, wagte es aber nicht etwas zu sagen. Sie beobachtete die ganze Szernie lieber, da eine gewisse Spannung in der Luft lag.
Auch das noch..., dachte sie. Sie hoffte eigentlich dass es keinen Ärger mehr gab, oder die Nordmänner sich wenigstens auf ihren alten König freuten. Scheinbar war dem nicht so.
"Keine Sorge...", erwiderte Thirak ruhig, "...Ich erwarte von niemanden etwas, denn ich bin kein König, kein Anführer, nichts...".
Die junge Frau wartete auf eine Reaktion Indros, der aber noch immer finster drein blickte.
"...Das einzige was ich will ist, dass die Menschen frei und ohne Angst leben können....", fuhr Thirak Eisen fort, "...Doch dazu brauchen wir eure Hilfe und ihr unsere, wenn wir den Norden befreien wollen...".
"Da Herr Davos ohnehin von euch überzeugt zu sein scheint, was meinst du Octavia?", sprach Indro sie direkt an, "Sollen und können wir ihnen vertrauen?".
Octavia war hin und her gerissen. natürlich wollte sie Thirak, Phelan und vor allem Kael in Sicherheit wissen, doch was sollte sie sich um die anderen scheren. Sie sah zu Kael und den anderen, die erwartungsvoll zu ihr sahen. Sie hasste große Verantwortungen, aber sie musste ja antworten. Wenn sie nichts sagte, galt die vielleicht in Indros Augen als schwach oder den anderen konnte etwas zustoßen. Ein Seufzer trat aus ihrer Brust hervor.
"Wir sollten es machen.", sagte sie schließlich aufgeregt. Indro nickte ihr daraufhin zu und hielt Thirak und Phelan Belatan seine Hand hin.
"Gut, wir helfen und werden mit euch kommen...", sagte er schließlich bestimmend, "...Und danach werden wir sehen!".
In gewisser Weise war Octavia nun doch erleichtert und ihr fiel ein Stein vom Herzen. Denn so sicherte sie das Überleben derer, die ihr wichtig waren.
"Dann kommt zur großen Hauptstraße im Süden...", sagte Phelan, "...Dort zwischen Eregionwald und Mitheithel  werden wir die Feinde in die Zange nehmen!".
Octavia sah nur wie Indro Davos die Anweisung gab die Kampffähige Männer zusammen zu trommeln und Abmarsch bereit. Als Kael, Thirak und Phelan den Raum verließen folgte die junge Frau rasch, wurde aber von dem Anführer der Utarra-Rebellen gestoppt:
"Octavia!", rief er, so dass sie sich umdrehte und stehen blieb.
"Du reist mit uns, also mach dich bereit!", befahl Indro direkt. Sie nickte ihm zu. Sie wusste dass sie nur einen kurzen Moment mit ihrem Bruder hatte. Sofort umarmte sie ihn erneut.  Er wollte gerade gehen, da wurden ihre Augen feucht. Kael schien dies zu bemerken und nahm ihr Gesicht in seine Hände.
"Ich wollte dir nur sagen, dass ich falsch lag...", fing er ruhig an, "...Hörst du Octavia, mein Leben hat erst angefangen als du geboren wurden, denn du bist meine Verantwortung!".
Daraufhin lächelte sie ihm zu. Gleichzeitig wollte sie ihm noch die Wahrheit sagen über ihren wahren Vater, aber sie fand keine passenden Worte. Sie wusste nicht wie sie anfangen sollte. So kam es, dass Kael sagte: "Wir reden weiter, wenn die Schlacht vorbei ist, ich liebe dich!".
Sie seufzte erneut. Vielleicht war es besser. Vielleicht machte sie ihren Bruder damit nur durcheinander und ihm passierte dadurch was im Kampf.
"Mögen wir uns wieder sehen!", Sagte die junge Rebellin zum Abschied. Kael wiederholte ihre Worte und machte sich schnell auf dem Weg zu den anderen. Noch einige Zeit sah sie ihm nach, bis sie dann endlich ihre Sachen holte und mit Indro und den anderen auf dem Weg in das südliche Arnor machte...


Octavia Sagitta mit Indro, Davos Schneewert und KriegerInnen der Utarra-Rebellen auf dem Weg in das südliche Arnor...
Titel: Hauptstraße am Eregionwald und Mitheitel (Süd-Osten-Arnors)
Beitrag von: Darkayah am 2. Jan 2021, 01:32
Hauptstraße am Eregionwald und Mitheitel (Süd-Osten-Arnors)

Octavia Sagitta mit Indro,  Davos  Schneewert und KriegerInnen der Utarra-Rebellen am Eregionwald...

Es war soweit. Octavia war mit den anderen Utarra-Rebellen am vereinbarten Ort angekommen. Indro einigte sich mit Phelan Belatan darauf, dass die Daskina-Rebellen den Weg für die Armee blockierten, die Nord-Rebellen dann den Angriff starteten und die Pascima-Rebellen von hinten den Weg abschnitten, um die Soldaten der Krone einzukesseln.
Octavia malte sich wieder ihre Kriegsbemalung auf ihr Gesicht und wartete im Eregionwald auf die Truppen aus der Hauptstadt. Zunächst war weit und breit  nichts zu sehen, geschweige denn zu hören. Die junge Frau seufzte ungeduldig. Dann dachte sie an Kael, der bei den Daskina-Rebellen war. Auch wenn sie wusste, dass er ein guter Kämpfer war, machte sie sich Sorgen um ihn. Wenn ihm was zu stieße, könnte sie es sich niemals verzeihen. Sie wusste auch, dass er es umgekehrt ebenfalls dachte. Zumindest hoffte sie das, nachdem er ihr sagte, dass er ihr keine Schuld am Tod der Mutter gab und sie liebte. Allerdings wusste er noch nichts von ihrem echten Vater. Ihr wurde für einen Moment bange, als sie überlegte, wie und wann sie ihm das sagen sollte. Dann galten ihre Gedanken Thirak -auch wenn sie nicht genau wusste warum- und hoffte er schlug sich gut in der Schlacht. Sie wusste zwar dass er viele Kriege überlebt hat, aber hatte keine Ahnung wie er sich im Kampf schlug.
Weitere Gedanken konnte sie sich allerdings nicht machen, denn sie wurde aus diesen gerissen, als die Stimmen und Schritte vieler Männer durch den Wald hallten. Auch Trommeln waren zu hören. Octavia versuchte irgendetwas zu entdecken, aber von der Ferne konnte sie weder die Worte erkennen, welche sie riefen, noch die Männer an sich sehen.
Dann sah sie die Soldaten, die in Reih und Glied  auf der Straße marschierten. Gekleidet waren sie wieder in schwarzen Rüstungen. Viele von ihnen trugen auch schwarze Schilde, die den roten dreiköpfigen Drachen zeigten, besonders die, die vorne und an den Flanken liefen. Diesmal waren viel mehr Soldaten dabei, die Flaggen und Banner in ihren Händen hielten, die das Symbol des Hauses Vaneryen zeigten. An den Seiten ritten jeweils vier Reiter bei jedem Bataillon. Nach einer gewissen Anzahl an Bataillone zogen Pferde Karren, die etwas unter einer Plane transportierten.
Mittlerweile erkannte sie auch die Worte der Männer. Es waren Lobeshymnen und Rufe, die Königin Kiana Vaneryen galten. Auch wenn die junge Rebellin Hass verspürte, wenn sie die Worte hörte und die Soldaten ihre Königin scheinbar schon quasi verehrten, breitete jeder einzelne Trommelschlag und jedes angestimmte Lied in Octavia eine gewisse Faszination aus. Gleichzeitig hasste sie sich selbst dafür. Doch so etwas hat sie noch nie zuvor erlebt. Weder damals in Minas-Tirith, noch von keinem der Bataillone die den Norden erreichten.
Ihr Herz raste und sie versuchte sich zusammenzureißen, da sie  sich nun etwas vor der Schlacht fürchtete. Die junge Frau versuchte Indro irgendwo zwischen den Nord-Rebellen zu erblicken, doch er war zu weit weg, als dass sie mit ihm Augenkontakt halten konnte. Octavia sah sich um und bemerkte ebenfalls die Furcht der Krieger der Utarra-Rebellen, die sich bei ihr befanden. Die lauten Rufe der Soldaten wurden lauter und lauter.
Ich habe keine Angst..., redete sie sich ein, Ich darf jetzt keine Furcht haben!. Sie musste auch die Angst der Männer und Frauen um sie herum brechen. Nur wusste sie nicht wie. Sie zog ihr Schwert um zu den Anderen so zu zeigen, dass selbst sie bereit war und in die Schlacht folgte. Der Zug stoppte und Octavias Herz raste noch schneller. Um sie herum schien alles in Zeitlupe abzulaufen. Sie wusste was dies bedeutete: Die Daskina-Rebellen stoppten die Soldaten und es ging los!
Als Indro zum Angriff rief, folgten ihm nicht alle sofort in den Kampf.
Ich muss etwas unternehmen... dachte sie sich.  Die junge Frau hielt ihr Schwert nach vorne und rief ebenfalls zum Angriff, sodass die übrigen Rebellen -zu ihrem Glück-  ihr doch noch folgten.
Dadurch, dass der Boden des Waldes höher lag als die Straße, sprang Octavia mit den Kriegern direkt in die feindlichen Reihen und überraschte diese somit. Sofort kämpfte sie sich durch ihre Feinde und versuchte so viele mit ihrem Schwert zu töten, wie es ihr möglich war. Für die junge Rebellin selbst und für viele der anderen Rebellen ergab sich so eine Möglichkeit um Rache aus zu üben. Das war auch mit der Grund, warum sie ihre Gegner so Brutal nieder streckten.
Zuerst wirkte es auch so, als drängten die Rebellen  die Männer der Krone zurück, denn einige flohen vom Geschehen oder fielen in den Fluss Mitheithel und ertranken dort. Es schien so, als vernichteten die Rebellen wieder einen Zug aus der Hauptstadt, so wie sie es immer taten. Allerdings war dies doch nicht so einfach: Diese Soldaten waren nicht einfach zu besiegen. Sie formierten sich hinter ihren Anführern neu und starteten Gegenangriffe. Octavia war leicht verwundert. Sonst hatten die Truppen der Krone nie so einen Mut gehabt oder waren gut vorbereitet.
Hinter einem Schildwall neu formiert, rückten die Truppen langsam vor und kämpften sich den Weg durch die Rebellen. Octavia sah sich um. Sie musste einen Weg finden, wie sie den Schildwall durchbrechen konnte. Dann bemerkte sie einen Karren, an dem zwei Pferde befestigt waren, hinter sich. Rasch eilte so schnell sie konnte dorthin, löste die Zuggeschirre und trieb die Pferde in Richtung der formierten Soldaten.  Sie atmete vor Erschöpfung kurz durch, weil ihr Plan aufging und die Pferde durch den Schildwall gebrochen waren. Sofort nutzten die Rebellen die Chance um sich durch die Reihen der Feinde zu kämpfen. Auch Octavia stürmte dorthin und mischte kräftig mit.
Das Blatt wendete sich wieder zugunsten der Rebelle. Octavia wich vielen der Soldaten aus und nutzte ihre Chance diese zu töten.
"Los weiter!", drängte sie die Utarra-Rebellen um sich herum. Die junge Frau erblickte den Anführer des Zuges, der auf einem schwarzem Pferd saß, einen gehörnten Helm trug der eine Fratze abbildete und Befehle gab. Immer wieder versuchte sie sich durch das Gedränge der kämpfenden Menschen zu bewegen um diesen Anführer zu erreichen, doch sie wurde selbst in Kämpfe verwickelt.
Kurz bevor sie den Anführer erreichte, stand sie plötzlich vor einer Reihe Armbrustschützen, die bereit zum feuern waren.
"Vorsicht!", rief sie noch, während sie zur Seite sprang, "Deckung!". Dann schossen die Armbrustschützen ihre Feinde nieder. Octavia starrte voller Furcht auf das Geschehen, als sie bemerkte, dass es keine normalen Armbrüste waren, sondern dass sie mehrere Schüsse hintereinander ohne nachzuladen verschießen konnten. Sie konnte nur dabei zusehen, wie ihre Kameraden Einer nach dem Anderen zu Fall gebracht wurden. Die junge Rebellin kroch wimmernd hinter einem Stein um nicht entdeckt zu werden. Ihr Herz raste  mehr und mehr.  Sie musste etwas unternehmen. Doch sie wusste nicht was. Mit einem Ohr hörte sie nur, wie die Armbrustschützen vorrückten. Octavia blieb hinter dem großen Felsen und hoffte nicht gesehen zu werden, als die Männer dort vorbeikamen. Zu ihrem Glück bemerkte sie die junge Frau auch nicht. Schnell konnte sie die Männer durchzählen. Es waren nur Zehn und doch richteten sie mit ihren neuen Waffen solch verheerenden Schaden an. Pfeile flogen in die Richtung und ließen zwei der Männer zu Boden gehen. Scheinbar ließen sie sich davon nicht beirren und verschossen ihre Bolzen in die Richtung aus der die Pfeile kamen. Octavia drückte sich weiter an den Stein. Auf dem Boden sah sie eine der neuen Waffen, die einer der beiden toten Männer neben sich fallen ließ. Kurz zögerte sie, doch dann rannte sie zu der Leiche und hob die Armbrust auf, um sie dann den eigenen Trägern von hinten in den Rücken zu schießen. Genau zehn Bolzen konnte sie verschießen ohne einmal nachladen zu müssen.
Die Rebellen stürmten zu Octavia und kämpften sich weiter durch. Der Triumph sollte aber nur von kurzer Dauer sein, denn immer wieder rief der Anführer die neue Waffe zu benutzen.
Was kommt denn jetzt noch?!, fragte sie sich verzweifelt und sah nur wie einer der Kommandanten von seinem Pferd stieg und auf einen Wagen Stieg, den Soldaten von der Plane befreiten. Darunter befand sich ein Gestell, welches einem Skorpion ähnelte. Während der Kommandant noch die Waffe bereit machte, schlich sich Octavia zu diesem Karren und versteckte sich dort. Dann beobachtete sie nur, wie der Mann die Kurbel betätigte und wie aus Geisterhand durch das Kurbeln mehrere Geschosse verschießen konnte, ohne nachzuladen. Mit lauten Schreien gingen die Rebellen zu Boden. Octavia drückte sich an den Karren und hoffte, wie erstarrt, nicht entdeckt zu werden. Feuerpfeile schlugen in den Karren ein erreichten aber nicht den Kommandanten, der sie bediente.
Reiß dich zusammen, Octavia!, redete sie sich Mut zu. Dann kletterte sie auf den Wagen und stach ihr Schwert in den Rücken des Mannes. Sie schubste ihn herunter und wendete die Maschine , unter Jubel der Rebellen, gegen die Soldaten der Krone und brachte dadurch viele zu Fall. Auch wenn sie den Nutzen an dem Gerät erkannte, machte es ihr gleichzeitig auch Angst. Wenn die Krone noch mehr solcher Waffen besaß, wurde es gefährlich für die Rebellen. Sie kurbelte weiter, bis keine Geschosse in der Apparatur mehr vorhanden waren. Das sorgte dafür, dass sich die Reihen der Männer der Krone gelichtet und somit verstreut waren. Sie versuchte die Maschine zu zerstören, indem sie gegen das Gestell trat und legte sie schließlich mit den Feuerpfeilen, die im Karren stecken, in Flammen. Die junge Rebellin wischte sich mit ihrem Arm Schweiß, das Blut und den Dreck von der Stirn. Dabei sah sie wieder den Anführer mit dem Helm, der verzweifelt versuchte seine Männer neu zu formieren. Octavia erkannte die Möglichkeit, die Moral der Männer endgültig zu brechen, indem sie ihn tötete. Sie sammelte eine der neuen automatischen Armbrüste und Halter für die Bolzen ein, hängte sie sich um , da diese an einem Gurt befestigt waren und stürmte auf den Anführer zu. Dieser schien das zu bemerken und ließ sein gepanzertes Pferd mit den Hufen scharren. Dann ritt er im Galopp auf sie zu. Octavia Griff schnell nach einem Speer, der neben ihr im Boden steckte um den Anführer der Truppe von dem Pferd zu bekommen. Sie traf ihn aber nur mit dem Stumpfen Ende, sodass er nur zu Boden fiel. Da von der anderen Seite die Pascima-Rebellen nun auch durch die Reihen der Soldaten drangen, sah Octavia nur wie der Anführer aufsprang, die wenigen Männer um sich herum sammelte und in den Wald flüchtete. Die junge Frau konnte dies natürlich nicht zu lassen. Sie drehte sich kurz um und sah auch, wie die Daskina- und Utarra-Rebellen gemeinsam vor drangen.
Ich muss wenigstens versuchen ihn gefangen zu nehmen..., dachte sie sich kurz entschlossen und folgte dem Anführer der Armee daraufhin in den Wald...

Octavia Sagitta läuft tiefer in den Wald von Eregion um Loki zu folgen...
Titel: Wald von Eregion (Süd-Osten Arnors)
Beitrag von: Darkayah am 5. Jan 2021, 07:05
Wald von Eregion (Süd-Osten Arnors)

Octavia Sagitta folgt Loki in den Eregionwald...

Sie rannte weiter durch das Gestrüpp, rannte weiter durch das Dichte Grün des Waldes. Als sie kurz nach hinten sah, bemerkte sie, dass ihr niemand folgte, obwohl sie darauf hoffte dass wenigstens ein paar der Utarra-Rebellen hinter ihr waren. Doch es war nun zweitrangig. Immerhin musste sie versuchen den Anführer gefangen zu nehmen. Sie wollte Indro beweisen, dass sie doch bereit dazu war eine Blutkriegerin zu werden, seine beste Kämpferin und somit seine Nachfolgerin. Vorsichtig folgte sie der Gruppe durch das Gestrüpp, bis sie nah genug dran war. Die Männer schienen sie überhaupt nicht zu bemerken.
“Hey!”, rief sie nur woraufhin sich die Soldaten der Krone zu ihr drehten, “Ihr solltet euch lieber eure Waffen schnappen!”.
Voller Zuversicht stürmten die Männer auch sofort auf Octavia zu, die aber Einen nach den Anderen leichtfertig tötete. Dann wandte sie sich an den Anführer, der seinen gehörnten Helm auszog und seinen Umhang entfernte. Er hatte schwarzes mittellanges Haar, blaue Augen und sein haarloses Gesicht wirkte schmal. Obwohl er nicht unbedingt einen muskulösen Körper hatte -er war eher Schlank- hielten ihn vermutlich viele Frauen für attraktiv. Was wohl auch daran lag, dass er ein äußerst gepflegter Mann war und schon alleine von seiner Körperhaltung und der Ausstrahlung charmant wirkte. Auch hatte er trotz der bevorstehenden Niederlage noch ein gewisses Feuer in seinen Augen, das auch Octavia ziemlich anziehend fand.
Ich kann jetzt nicht an sowas denken!, brachte sie sich selbst wieder zur Besinnung. Immerhin war dieser Mann noch ihr Feind. Er behielt sein charmantes Lächeln und ging auf die junge Frau zu. Dabei hielt er seine Arme offen, in beide Richtungen gestreckt. Wahrscheinlich wollte er ihr damit signalisieren, dass er unbewaffnet war. Octavia dagegen, hielt ihr Schwert weiter in seine Richtung und drohte ihm damit nicht näher zu kommen.
“Du willst doch nich einen unbewaffneten und Wehrlosen Mann töten, nicht wahr?”, rief er plötzlich. Die junge Rebellin vertraute dem Fremden natürlich nicht. Warum auch? Vor nicht langer Zeit kämpften sie noch auf zwei verschiedenen Seiten.
“Dann wird es Zeit dir eine Waffe zu nehmen!”, rief sie zurück. Es dauerte auch nicht mehr lange, so dass Octavia auf den Anführer zu stürmte und nur kurz vor knapp seinen Angriff mit einen Dolch abwehrte. Genau deshalb vertraute sie nicht auf seine Worte.
Dachte er wirklich, dass ich so dumm bin?, fragte sie sich keuchend. Ein paar male prallten ihre Schwerter aufeinander als er sein Schwert zog, bis es ihr gelang den Mann zu entwaffnen. Er kämpfte noch geschickt mit seinem Dolch weiter. Octavia war verwundert, denn er kämpfte nicht wie die anderen Soldaten.
“Du solltest aufgeben, Rebellen-Mädchen…”, sagte er außer Puste, “...Ich möchte dir nicht weh tun und dein doch recht hübsches Gesicht verunstalten!”.
Octavia versuchte seine Bemerkungen so gut sie konnte zu ignorieren. Er war gut im Umgang mit seinem Dolch, sodass es für die junge Rebellin äußerst schwierig war, gegen den Mann anzukommen. Langsam ging auch ihr die Luft aus und so kam es, dass sie einen kurzen Moment unvorsichtig war und er sie entwaffnete. Schnell tastete sie ihren Körper ab, um noch eine weitere Waffe zu finden. Doch vergebens, denn sie hatte nicht einmal ihren Dolch bei sich. Die neue automatische Armbrust mit den Bolzen lag ebenfalls zu weit weg, als dass sie diese erreichen konnte.
Der Anführer der Soldaten der Krone musterte sie von oben bis unten, was ihr sofort auffiel. Sie wartete schon auf einen weiteren dummen Kommentar seinerseits, doch er sagte nichts. Schließlich stürmte er auf die junge Frau. Während sie noch versuchte auszuweichen, spürte sie nur wie er ihren Arm griff, ihr seinen Dolch an den Hals drückte und dicht hinter ihr stand.
“Und jetzt ist es genug…”, sagte er leise in ihr linkes Ohr und atmete dabei schnell, “...Du hast deinen Spaß gehabt…”. Noch bevor er ausreden konnte, gelang es der Rebellin sich aus seinem Griff zu lösen, schlug ihm ihren Ellenbogen hart in das Gesicht und trat ihm mit ihrem Fuß das Messer aus der Hand. Da er sich vor Schmerzen noch die Nase hielt, aus der das Blut nur so strömte, übermannte sie den deutlich größeren Mann, sodass er rücklings auf dem Boden lag. Immer wieder wehrte er sich weiter, als Octavia über ihn stieg und immer wieder wechselten sie die Positionen, wer oben über dem Anderen war und scheinbar den Kampf gewann. Als es aber so aussah, dass der Anführer die Oberhand behielt, löste es in Octavia innerlich eine Wut -die durch die Todesangst und dem Überlebenswillen bedingt war- aus und sie schaffte es mit letzter Kraft wieder auf dem Mann zu sitzen. Ein paar male schlug sie ihm gegen den Kopf, doch er lachte nur, was dazu führte dass sie sich nur weiter provoziert fühlte und der Hass in ihr aufstieg.
Dieser Mistkerl..., dachte sie sich nur und versuchte gleichzeitig ihre Tränen zu unterdrücken. Scheinbar mokierten sich Kianas Soldaten selbst noch über Andere, wenn sie dem Tode in die Augen blickten. Natürlich durfte er ihre feuchten Augen nicht sehen, weshalb sie nach jedem Schlag mit ihrem Arm über ihr Gesicht wischte. Dann nahm sie aus dem Reflex heraus den Dolch des Mannes, der neben den beiden lag und wollte ihn direkt in seinen Kopf stechen. In ihrem Kopf malte sie sich schon das Szenario aus, wie das Stück Metall in seinem Auge steckte und der Mann leidend und elendig verblutete und vor sich hin starb, während sie dabei  zu sah. 
Doch es war nur in ihrer Fantasie. Irgendwie gelang es ihr doch noch, ihre ganze Wut, ihren ganzen Frust zu bändigen. Kurz vor dem linken Auge des Mannes blieb der Dolch doch noch stehen. Dabei zitterte Octavia am ganzen Körper. Mit voller Wucht steckte sie das Stück Metall in die feuchte Erde des Bodens. Sie ließ sich erschöpft nach hinten auf ihr Gesäß fallen, als sie dann ein Seil fest um die Handgelenke des Anführer der Soldaten des Hauses Vaneryen schnürte. Dieser war dabei wie erstarrt und bewegte sich nicht. Wahrscheinlich hatte er doch für einen kurzen Moment Angst um sein Leben gehabt. Der jungen Rebellin war es im Endeffekt egal. Hauptsache sie hat es geschafft ihn gefangen zu nehmen und konnte ihn zu Indro bringen. Sie erhob sich schließlich.
“Los, steh auf!”, befahl sie, während sie am Seil zog. Sie riss fester an diesem, als der Mann sich nur langsam aufrichtete und  auf setzte.
“Du hast mich gerade verprügelt…”, beschwerte er sich, “...Was erwartest du denn? Dass ich jetzt freudig herum tanze?”.
“Nein, ich will nur dass du die Klappe hältst und aufstehst!”, sagte sie sichtlich genervt. Der Mann erhob sich stöhnend und fast schon theatralisch. Octavia verdrehte daraufhin  nur ihre Augen. Sie verstand nicht was er nun wollte. Nur Aufmerksamkeit, oder hoffte er Zeit schinden zu können, damit ihn jemand rettete? Für sie war es belanglos, da sie sowieso von dort verschwinden wollte um den  Gefangenen so schnell wie möglich zur Befragung zu den Utarra-Rebellen zu bringen.
“Geht es nun, der Herr?”, fragte sie sarkastisch und machte einen Knicks. Aus seinem Mund kam nur ein Geräusch, als er die Luft zwischen seinen Zähnen heraus drückte und den Kopf schüttelte.
“Gut, wenn dem so ist…”, sagte Octavia nur und stampfte dabei los.
“Moment!”, rief er plötzlich, sodass sich die junge Rebellin wieder seufzend zu ihm wandte: ”Was ist?”.
Er versuchte irgendwie mit den verbundenen Händen zu gestikulieren. “Nun ja…”, fing er an, “...Da wir ja quasi gerade eben sehr Intim geworden sind, willst du mir wenigstens deinen Namen verraten, Rebellen-Mädchen? Ich bin Loki”.
Octavias Mimik verfinsterte sich, als sie die Worte hörte. Scherzte er wirklich noch herum, obwohl er überhaupt nicht in der Position befand Witze zu machen? Wahrscheinlich wollte er sich wieder nur über sie lustig machen. Sie drehte sich wieder um und ging einfach weiter, ohne etwas zu sagen. Am Zug des Seiles spürte sie, dass der Anführer, der wohl Loki hieß, allerdings nur widerwillig hinter ihr herlief.
Sie stöhnte laut und drückte dabei viel Luft aus ihrem Brustkorb.
Das kann ja was werden..., dachte sie genervt und rieb sich die Stirn. Vielleicht sollte sie ihm einfach ihren Namen sagen und er würde sich zufrieden geben.
“Ich bin Octavia…”, rief sie ihm schließlich rüber. Und tatsächlich lockerte sich der Zug des Seiles und Loki lief besser mit. Er stieß auch ein triumphierendes Lachen heraus, was die junge Frau nur wieder zu einem genervten stöhnen anregte. Sollte er seinen kleinen Sieg haben. Immerhin hatte er die Schlacht und den Kampf verloren. Gleichzeitig verwandelte es auch ein widerwilliges Lächeln auf Octavias Lippe. Sie mussten sich beeilen denn sie wollte nicht in völliger Dunkelheit mit dem Gefangenen im Wald von Eregion unterwegs sein...

 Octavia Sagitta mit Loki als Gefangener auf dem Weg durch den Eregionwald….
Titel: Wald von Eregion (Süd-Osten Arnors)
Beitrag von: Darkayah am 7. Jan 2021, 09:38
Wald von Eregion (Süd-Osten Arnors)

Octavia Sagitta unterwegs im Wald von Eregion mit Loki als Gefangenem im Schlepptau...

Octavia war schon mehr als genervt, denn Loki redete und redete, ohne einmal eine Pause zu machen. Selbst wenn sie nicht antwortete, schien er seinen Monolog weiterzuführen. Wenn sie ihn aufforderte ruhig zu sein, gelang es ihm vielleicht für wenige Minuten nichts zu sagen, fing dann aber doch wieder an. Sie fragte sich mittlerweile, ob es nicht eine Taktik war, damit sie ihn doch -von den Nerven überrumpelt- laufen ließ. Oder wollte er vielleicht sterben, um später keine Informationen preisgeben zu müssen und provozierte sie somit absichtlich? Auch wenn sie ihm nicht wirklich zuhörte, schnappte sie einige seiner Worte auf. Er sprach davon, wie die Überfahrt von Umbar nach Mittelerde verlief, die Reise in den Norden und wie gerne er wieder ein richtiges Bett haben wollte. Auch sprach er immer wieder von einem Turnier in Minas-Tirith, welches die Königin veranstaltete. In gewisser Weise interessierte sie sich dafür, schwieg aber trotzdem.
“Kannst du jetzt mal still sein?”, forderte sie ihn auf. Sie bemerkte nur seinen irritierten Blick. Sie fand es schon schlimm genug dass sie sich, obwohl er so sehr an ihren Nerven zerrte und ihr Feind war,  zu ihm hingezogen fühlte und ihn nicht gerade als unattraktiv empfand.
Erst als er plötzlich von der Sinnlosigkeit der Rebellion sprach, entfernten sich diese Gedanken wieder aus ihrem Kopf. “...Aber siehst du nicht, dass es nichts bringt sich gegen Kiana aufzulehnen? Wo soll das denn hinführen?”, sagte er gerade, “Es ist genauso ein Himmelfahrtskommando, als würde man während dem Turnier versuchen Kiana zu töten…”. Octavia verdrehte ihre Augen und entgegnete: “Du hast doch keine Ahnung…”. Gleichzeitig fand sie den Einwand von Loki gar nicht verkehrt. Es wäre eine möglichkeit die Königin an diesem Tag ein Schwert in das Herz zu rammen. Schnell wurde sie aber durch die Worte ihres Gefangenen aus ihren Gedanken geholt.
“Du hast die neuen Waffen gesehen…”, sagte er, “...Sie sind so verheerend, dass viele von euch unnötig sterben werden…”.
“Die Schlacht sah gar nicht so schlecht für uns aus! Fandest du nicht?”, fragte sie provokant. “Ja, diese eine Schlacht habt ihr gewonnen, weil ihr Rebellen einmal vereint gekämpft habt und wir überrascht worden sind. Was ist wenn Kiana eine bewusste Offensive startet und das von der Grenze Arnors an? Sie hat noch schlimmere Waffen, als nur die neuen Technologien…”, redete Loki weiter, “...Nämlich ihre Macht und ihren Drachen Ancalagon! Ich hab ihn schonmal gesehen, wie er eine Flotte in Flammen gesetzt hat! Du nicht. Was wollt ihr dann dagegen ausrichten?”.
Eigentlich hatte die junge Frau keine Lust mehr mit Loki über diese Angelegenheiten zu reden. Immerhin hatte sie sehr wohl erlebt wozu der Drache und Kiana fähig waren, als sie Minas-Tirith in Schutt und Asche verwandelten.
Wenn du wüsstest! dachte sie sich nur. Gleichzeitig fragte sie sich, warum Loki denn dann jemanden wie Kiana diente, wenn er doch wusste, zu welchen schlimmen Taten sie fähig war.
“Ach, und so jemandem folgst du dann? Einer Tyrannin?”, dabei klang sie wieder sehr sarkastisch, “Obwohl du weißt wozu sie fähig ist und was sie getan hat?”.
“Das ist etwas anderes. Sie ist keine Tyrannin, aber meine Königin! Natürlich führe ich ihre Befehle aus!”, redete er sich heraus. Octavia entgegnete: “Und weil sie deine Königin ist folgst du ihr Blind?”. Sie konnte sichtlich sehen, wie der Mann, der mittlerweile sogar neben ihr herlief,  in Bedrängnis war und wie wild versuchte mit den verbundenen Händen zu gestikulieren.
“Natürlich nicht, aber sie weiß was das Beste für alle ist! Immerhin befreite sie tausende von Menschen im Osten!”, verteidigte er.
“Also hast du Angst vor ihr?”, bohrte die junge Frau weiter. “W-was? Ich und Angst?”, stotterte er vor sich hin, “Nein… Sie wird gewusst haben, warum sie so handelte…”.
Sofort unterbrach sie ihn: “Also fürchtest du dich doch vor ihr und deshalb dienst du ihr!”.
Loki antwortete zunächst nicht. Das gab ihr innerlich eine gewisse Genugtuung. Einmal weil er endlich ruhig war und nichts mehr sagte, gleichzeitig auch weil sie das Gefühl hatte ihn auch noch im Wortgefecht besiegt zu haben und ihn und seine Gefühle zu der Königin entlockt zu haben. Das bestätigte sie in ihrem schlechten Eindruck über Kiana. Ganz im Gegenteil zu Deloth und Thirak.
Eine ganze weitere Zeit schwiegen die beiden noch, als sie weiter durch den Wald gingen. Die Sonne ging so langsam unter und die Wolken am Himmel zogen sich zusammen. Seichte Briesen drangen durch den Wald, ließen die Blätter der Bäume, die Pflanzen im Wind tanzen und das abgestorbene Laub auf dem Boden aufwirbeln. Octavia machte sich leichte Sorgen, denn sie wollte schon lange wieder im Utarra-Rebellenlager sein. Doch sie war noch immer im Wald und sie wusste in diesem Moment nicht einmal in welche Richtung sie ging. Für einen kurzen Moment blieb sie stehen um sich zu orientieren.
“Du weißt doch hoffentlich wo es lang geht, oder hast du dich verlaufen?”, fragte Loki direkt.
Ja, weil du mich mit deinem Gerede total verrückt gemacht hast! dachte sie sich. Leichter Ärger stieg in ihr auf, da der Gefangene sie scheinbar lesen konnte.
“Hey, ich weiß ja nicht ob es jetzt ungünstig ist…”, fing Loki wieder an, “...Aber ich müsste mal dringend, wenn du weißt was ich meine…”.
Octavia schüttelte nur den Kopf. “Dafür haben wir keine Zeit!”, antwortete sie entschlossen und wollte weiter gehen. Sie wurde allerdings von dem Rückstoß des Seiles gestoppt, da er sich nicht bewegte und stehen blieb.
“Bitte, es ist dringend! Nimm mir nicht das letzte bisschen Würde!”, flehte er fast schon.
Die junge Rebellin seufzte und gestatte ihm mit einem Nicken schließlich die Möglichkeit sich zu erleichtern. Sie wandte sich ab, drehte sich aber zurück zu ihm um, als er sich räusperte. Dann hielt er seine eng verbundenen Hände hoch.
“Wenn du die Fesseln nicht lösen willst, musst du mir irgendwie helfen…”, sagte er und lächelte dabei schelmisch.
Aus Zorn ballte sie ihre Faust und schrie in sich hinein. Er fand immer eine Möglichkeit sie zur Weißglut zu bringen. Sie ging auf ihn zu, löste seinen Gürtel, zog ihm schnurstracks die Hosen herunter und wandte sich so schnell sie konnte ab. Sie spürte förmlich wie die Röte in ihr Gesicht strömte. Sie wartete ungeduldig bis er fertig war und lauschte widerwillig dem Plätschern. Als das Plätschern schließlich stoppte, zog sie ihm von hinten nur schnell die schwarzen Hosen wieder hoch. Natürlich hätte sie sich denken können, dass er selbst in einer solchen Situation nicht vor herablassenden Sprüchen zurück schreckte, vor allem, da sie sich schon erniedrigt genug fühlte: “Nicht so stürmig, Kleine…”, sagte er nur. Octavia war dagegen nur genervt und warf ihm einen erbosten Blick zu. Loki dagegen behielt sein charmantes Grinsen. Dann trat  sie vor ihm und zog daraufhin den Gürtel so fest, dass er erstmal seinen Bauch einziehen musste und  kurz sein Atem durch die Ruckartige Bewegung stoppte.
Sie ging weiter voran und zog ruppig am Seil. Der Wind entwickelte sich zwischenzeitlich zu einem Sturm und die ersten Regentropfen gingen auf die Erde nieder, die Octavias Nasenspitze berührten. Ein lautes Donnern, dicht gefolgt von einem hellen Blitz, ertönte am Himmel.
Genau das war, was sie nicht gebrauchen konnte. Sie mussten sich beeilen, doch das umschlagende Wetter erschwerte dies nur weiter. Die einzelnen Regentropfen verwandelten sich in einen dichten Schauer, der nun auch von größeren Hagelkörnern begleitet wurde. Einige der Blitze schlugen ganz in der Nähe ein. Doch Octavia wollte weiter. Sie musste weiter.
“Also jetzt langsam fürchte ich mich um mein Leben! Vielleicht sollten wir lieber einen Unterschlupf finden!”, merkte Loki an, als ein weiterer Blitz einschlug und er die größe der Hagelkörner sah. Erst wollte sie nicht auf ihn hören und lief weiter. Dann aber regnete es so stark, dass sie kaum noch etwas -verstärkt durch das Dunkelwerden des Himmels- erkennen konnte. Sie erkannte nur eine Einbuchtung in einer Anhöhe. Vermutlich eine Höhle. Schnell eilte sie mit Loki im Schlepptau dorthin. Am Eingang der Höhle sah sie nur einige Knochen. Sie hoffte, dass sie nicht mehr bewohnt war. Kurz entschlossen hob sie einen Stein auf und warf ihn hinein. Am wiederkehrenden Echo vermutete sie nur, dass diese Höhle nicht sonderlich tief war und ware sie bewohnt wäre wohl schon etwas herausgekommen. Zügig sammelte sie das trockene Holz, welches am Eingang verteilt herum lag ein, legte sie zu einem Haufen zusammen und machte eine kleines Feuer. Ihre Kleidung war total durchgenässt und ließ ihren Körper Zittern und frieren. Sie zog auch ihren Gefangenen näher an das Feuer, denn tot brachte er ihr und den anderen Rebellen nichts. Die junge Frau hockte sich hin und versuchte sich irgendwie aufzuwärmen. Jetzt ging es nur noch darum den Sturm abzuwarten….

Octavia Sagitta sucht mit Loki unterschlupf in einer Höhle im Wald von Eregion
Titel: Wald von Eregion (Süd-Osten Arnors)
Beitrag von: Darkayah am 10. Jan 2021, 19:04
Wald von Eregion (Süd-Osten Arnors)

Octavia Sagitta mit Loki in einer verlassenen Höhle im Wald von Eregion

Das Gewitter außerhalb der Höhle verschlimmerte sich. Es war inzwischen dunkel und Octavia saß noch immer zitternd an der Feuerstelle. Sie starrte nur auf die kleinen lodernden Flammen und hoffte inständig, dass sich ihr Körper allmählich auf wärmte. Doch ihre Kleidung war zu nass, als dass ein Warmer Strahl sie durchdringen konnte. Auch wenn sie bemerkte, dass Loki sie immer wieder ansah, konzentrierte sie sich nur auf das knistern des Feuers und das plätschern des Regens, dass in vielen Rinnsalen  am Eingang herunterlief. 
Sie war froh, wenigstens jetzt kein Wort von ihm zu hören. Doch sie freute sich zu früh, da er mehrere male zum Reden ansetzte, aber nicht die richtigen Worte fand.
“Wenn ich dich so ansehe erfriere ich schon bei diesem Anblick!”, fing er schließlich an, “Vielleicht solltest du deine nasse Kleidung wenigstens entfernen. Dann kann die Wärme auch besser deinen Körper erreichen!”.
Octavia ignorierte ihn zunächst. Was sollte es ihn kümmern, ob sie nun frierte oder nicht? Außerdem lenkte das Gefühl der Kälte, des Zitterns und die beständigen Versuche es zu unterdrücken, sie von ihren Gedanken ab. Die Gedanken an Kiana Vaneryen, Deloth, ihrer wahren Herkunft und Kael.
“Du holst dir noch den Tod…”, drängte Loki weiter, “...Und mich nimmst du direkt mit!”. Die junge Frau rollte die Augen. Wenn sie starb, war es ihr in gewisser Hinsicht egal. Immerhin hielt sie nichts mehr am Leben. Sonst konnte sie niemals mit voller Kraft in einen Kampf ziehen, wenn sie nur Angst um ihr Leben hatte.
Doch inzwischen war die eisige Kälte, die mit dem Sturm selbst an den Eingang der Höhle zog, unerträglich. Sie seufzte leise. Dann beschloss sie auf Lokis Ratschlag zu hören, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, ihm recht zu geben. Langsam zog sie ihre durchnässte Jacke aus, dann folgte ihr schwarzes ärmelloses Oberteil und die schwarzen Hosen samt Stiefel. Gekleidet war sie nur noch in ihrer Unterwäsche. Sie hing die Kleidungsstücke zum trocknen an die hervorstehenden Steine der Höhle. Ihr war es leicht unangenehm, dass Lokis Augen auf ihren schlanken und wohlgeformten Körper ruhen blieben und sie beobachteten.
“Was ist?”, fuhr sie ihn an. “Ich dachte mir, für eine Rebellin bist du ziemlich…”, sagte er, unterbrach sich aber selbst, “...Ach vergiss es… Kannst du mir nicht die Fesseln lösen? Ich würde mich selber gerne am Feuer wärmen.”.
Octavia war zunächst skeptisch. Sie dachte sich schon, was er zuerst sagen wollte. Wie jeder Mann in ihrer Nähe wollte er vermutlich Anspielung auf ihr Aussehen machen. Auch wollte sie ihn eigentlich nicht von den Fesseln befreien. Er konnte sie so angreifen, oder schlimmer noch: Er konnte fliehen! Als er sie aber weiter unschuldig und charmant ansah, beschloss sie doch das Seil zu lösen.
Was machst du da nur..., dachte sie sich gleichzeitig, als sie die Fesseln löste. Heimlich warf sie auch immer wieder Blicke zu ihm, als er ebenfalls seine feuchten Kleidungstücke entfernte, während sie am Feuer saß. Er hockte sich zu ihr and die Feuerstelle und stach mit einem stück Holz in den Flammen. Octavia sah verstohlen noch einmal zu ihm rüber und bemerkte, dass der Mann über etwas nachdachte. Zumindest wirkte es so.
Die Gedanken der jungen Frau galten für einen kurzen Moment den Worten Eldarions, der ihr sagte, sie war diejenige, die Kiana aufhalten sollte. Dann fiel ihr wieder das Turnier ein, welches in Minas-Tirith veranstaltet wurde. Auch wenn Loki der Meinung war, dass es unmöglich war sie dort zu töten, war es ein Versuch wert. Wenn sie scheiterte, hatte sie nichts was sie verlieren konnte, abgesehen von ihrem Leben, das ihr nicht allzu viel Wert war.
“Was sind denn die Preise bei diesem Turnier?”, rutschte es ihr plötzlich heraus und unterbrach die Stille damit. Loki sah sie nur irritiert an. “Neben Ruhm und Anerkennung erhält der Gewinner eine persönliche Audienz bei der Königin…”, sagte er schließlich, “...Ich denke mal, dass derjenige einen Wunsch äußern kann…”.
Octavia staunte nicht schlecht. Es war die Gelegenheit endlich ihre Rache an der Königin auszuüben.
“Dann werde ich daran teilnehmen und die Möglichkeit nutzen, um Kiana zu töten!”, beschloss die junge Rebellin. Loki fing plötzlich an zu husten, da er sich vermutlich verschluckte, als er ihre Aussage hörte.
“Selbst wenn es dir gelingen würde überhaupt bewaffnet nach Minas-Tirith zu gelangen, müsstest du erst einmal das Turnier gewinnen…”, entgegnete er außer Fassung, “...Und wenn du das schaffen solltest, wirst du keine Möglichkeit bekommen an sie heranzukommen, geschweige denn mit einer Waffe in ihrer Nähe sein! Vorher bist du tot!”.
“Das ist egal…”, behauptete sie, “...Ich habe hier nichts mehr was mich hält… Ich muss es versuchen!”.
Als sie Loki in seine blauen Augen sah, erkannte sie sein Unverständnis. Aber was sollte sie auch von einem Diener Kianas erwarten. Er wollte sie bestimmt nur mit seinen Aussagen beschützen. Aber sie fand auch etwas Sorge in seinem Blick. Warum auch immer. Beide schwiegen für eine Zeit und starrten in die Flammen.
“Weißt du…”, fing er wieder an, “...Mein Leben war auch mal an einem Punkt, an dem ich dachte, ich habe nichts mehr zu verlieren. Ich weiß noch nicht einmal wer meine Eltern sind. Ich hatte immer nur das Gefühl ich wäre als junger Bursche plötzlich auf der Welt gewesen…”.
Als Loki dies erzählte blickte Octavia weiter in das Feuer. Sie fragte sich nur warum er ihr das erzählte. Was kümmerte sie seine Kindheit.
“...Ich schlug mich alleine auf der Straße durch, musste mir mein Essen stehlen. Ich musste auch schon sehr früh lernen, was es bedeutete ein anderes Leben zu beenden. Der erste war ein Junge namens Feahlon, der auch auf der Straße lebte und mich beklauen wollte...Erst als einige Priester von Melkor mich fanden und mit zu sich aufnahmen, änderte sich mein Leben und ich wurde zu dem, der ich jetzt bin…”, erzählte Loki weiter, “...Ein ehemaliger Söldner und Mörder!”.
Octavia erwischte sich dabei, dass sie ihm doch interessiert zuhörte. Zeigte es allerdings nicht. Loki sollte in keinster Weise bemerken, dass sie ihm auch nur ein kleines Bisschen Aufmerksamkeit schenkte. Auch fand sie nichts schlimmes daran, dass er ein Kämpfer war und früh zu diesem werden musste. Immerhin war sie das ja auch. In manchen Situationen war das wohl auch notwendig. Ein lautes Donnergrollen ertönte außerhalb der Höhle, sodass Octavia zusammen zuckte und ein heller Blitz erleuchtete die Höhle für einen kurzen Moment. 
“Was wirst du tun, wenn die Sonne aufgeht?”, wollte Loki auf einmal wissen. Die junge Frau war etwas verwirrt. Einmal weil er doch so schnell das Thema wechselte und zum anderen weil es doch klar war was sie vorhatte: Immerhin war er noch immer ihr Gefangener, den sie zu den Utarra-Rebellen bringen wollte. Also antwortete sie nicht.
“Ich weiß es auch nicht…”, sagte er trotzdem, da er ihr Schweigen wohl als Ahnungslosigkeit deutete, “...Es ist egal wo ich hingehe, ich sehe immer all ihre Gesichter vor mir… Von Menschen denen ich die Hände abschnitt und die Kehlen durchtrennte… Alle von ihnen starren mich an... Auf den Straßen der Städte, draußen im Wald...”.
Octavia seufzte in sich hinein. Sie wollte von all dem nichts hören, denn es brachte sie wieder in die Gedanken an den Tag, an dem auch Deloth hingerichtet wurde. Zurück an den Tag, an dem sie und die Anderen ihn verbrannten und er dort tot, mit starrendem Blick, lag. Sie fragte sich außerdem, warum er ein Krieger geworden ist, wenn er das Töten als etwas grausames sah. Wenn die Leute den Tod verdienten, war ja kaum etwas verwerfliches daran.
“Vielleicht sollte ich mich euch anschließen und bekomme dann meinen Frieden, wenn du meinst Kiana ist eine Tyrannin!”, sagte Loki plötzlich.
Sie rollte nur ihre Augen. Er führte die bisher größte Armee in den Norden um die Rebellen zu vernichten, verteidigte selbst bis vor kurzem noch Kiana und spielte nun mit dem Gedanken sich den Rebellen anzuschließen? Vielleicht wollte er die Stimmung etwas auflockern? Octavia wusste es nicht. Zumindest fand sie daran überhaupt nichts lustig. Das zeigte ihr nur wieder, dass sich ihr Gefangener nur wieder überlegen fühlte, als er dabei grinste.
Er muss mich wohl für ganz dumm halten, dachte sich, So leicht lass ich mich nicht austricksen!.
“Wahrscheinlich solltest du das nicht machen… Wenn du überhaupt am Leben gelassen wirst, solltest du wohl lieber nach Hause gehen…”, entgegnete sie daraufhin, “...Obwohl du es behauptest, scheinst ja kein Mörder sein... Und als Rebell wärst du total ungeeignet, wenn du dich nicht in der Lage fühlst ein Leben zu nehmen!”.
Sie sah aus dem Augenwinkel, wie er sie nur ernst anblickte. Ihr war nicht klar, ob es wegen seiner ungewissen Zukunft war, oder weil sie ihm klar machte, dass er bei den Rebellen nichts zu suchen hatte.
“Ich fühle nämlich nichts…”, behauptete Octavia und beschloss auf seine Ursprüngliche Frage zu antworten, “...Deshalb gehe ich zurück zu den verdammten Rebellen, liefere dich dort ab und ziehe nach Minas-Tirith um deine Königin zu töten...”
Loki sah sie weiterhin an. Allerdings bemerkte sie sein veränderten Blick, der nun Zweifel ausstrahlte.
“Ich glaube dir nicht…”, wandte Loki ein, “...Ich sah den Schmerz in deinem Gesicht, als du mit dem Stein mein Gesicht zertrümmern wolltest…”.
Sofort unterbrach ihn Octavia: “Wir sind jetzt fertig mit Reden!”.
Was bildet sich der Mistkerl ein?, fragte sie sich selbst. Natürlich gingen ihr all die schlimmen Geschehen auch nicht aus den Kopf. Deloths Tod sah sie immer vor sich und die Schreie der Menschen von Minas-Tirith verfolgten sie bis in den Schlaf.
“Vielleicht fühlst du es gerade nicht… aber es ist da!”, behauptete Loki.
“Halt die Klappe! Ich hätte es getan, wenn du nicht zu wichtig für die ganze Sache wärst”, sagte Octavia genervt und gleichzeitig getroffen. Vielleicht war es so. Vielleicht aber auch nicht. Es änderte aber nichts daran, dass solche Gedanken sie ablenkten und sie schwach machten.
“Und warum hast du es dann nicht trotzdem getan, wenn du eine Mörderin bist?” bohrte der Mann weiter, “Du hättest bestimmt auch noch andere Hauptmänner fangen können!”
“Halt die Klappe”, erwiderte Octavia nur und starrte wieder in das Feuer, während sie sich ein stück Holz in die Hand drückte, sodass sie sich mit dem Schmerz ablenken konnte. Loki brachte sie weiter zur Weißglut und ließ sie tiefsten Hass verspüren.
“Du denkst du bist eine Mörderin, aber tötest mich nicht… Man sieht es doch selbst jetzt, dass du den Schmerz suchst um den Gedanken zu entwischen...”, sagte Loki, deutete dabei den vorherigen Kampf und das Stück Holz in ihrer Hand an, “...Ich erzählte dir meine traurige Geschichte… Wie ist deine? Was hat dich so werden lassen?”.
Octavia reichte es. Sie sprang aufgebracht auf und schrie: “Sei ruhig!”.
Loki ging einige Schritte auf die junge Frau zu. “Ich denke die Person die du vorher warst ist noch immer in dir!”, sagte er weiter.
“Da liegst du falsch…”, entgegnete sie erzürnt. Rasch und ging mit schnellen Schritten aus der Höhle heraus. Es regnete noch immer stark. Blitze schlugen in der Gegend ein. Die großen Hagelkörner und die eisige Kälte berührten ihre Haut, die nicht mehr von Kleidung geschützt war und durchdrangen ihren ganzen Körper. Sie sah hoch in den Himmel und breitete ihre Arme aus. Der Schmerz auf ihrer Haut verhinderte nicht vollständig die Gedanken an Deloth, ihrer Mutter und den Menschen von Minas-Tirith. Zu laut hörte sie die Schreie der tausenden Frauen, Männer und Kinder in ihrem Kopf. Zu sehr blutete ihr Herz noch immer. Immer wieder hörte sie Rufe von Loki, der ihren Namen rief und sie aufhalten wollte. Doch was sollte es ihm etwas angehen und überhaupt kümmern? Immerhin war er ihr Feind und brachte sie erst so weit.
Erst als sie von ihm gepackt wurde und er sie ohne viel Mühen -obwohl sich die junge Frau vehement wehrte- zurück in die Höhle trug fand sie ihre eigene Stimme wieder: “Ich brauche das , lass mich gehen, ich brauche das!” schrie Octavia leidend und qualvoll, während sie mit den Armen und Beinen zappelte, um sich von Lokis Griff zu befreien. Den Eindruck die Kontrolle über ihre Gefühle und ihren Körper nicht mehr zu besitzen, ließ sie  nicht mehr los und machte sie nur noch weiter wütend auf sich selbst.
“Ich sollte dich töten”, fauchte Octavia ihn erbost an, als er sie schließlich inder Höhle absetzte. Dabei versuchte sie wieder an ihm vorbeizukommen. Loki hielt sie aber auf und rief nur immer wieder: “Stopp Stopp, Octavia!”.
Die junge Frau wollte an ihm vorbei und
stemmte sich weiter gegen ihn. Ein Gerangel brach zwischen den beiden aus und Octavia schlug ihm mitten in das Gesicht um zu flüchten.
Ich hätte niemals die Fesseln lösen sollen!, ärgerte sie sich und zischte sie.
Schließlich wurde sie von Loki übermannt und der Mann lehnte auf dem Boden über ihr. Sie versuchte sich mit letztem Zucken noch zu wehren, doch es brachte nichts. Loki hatte zu viel Kraft und war deutlich schwerer als sie. Ein Gefühl von Traurigkeit machte sich in ihr breit und sie war zutiefst bestürzt… Fühlte sich leer. Sie wollte aber wieder etwas anderes empfinden als Trauer und Schmerz.
Auch wenn sie nicht wusste warum sie es tat, küsste sie ihn plötzlich. Sie verspürte dabei in diesem Moment ein anderes Empfinden, als die unendliche Leere.Ein gewisses Kribbeln -von ihrem Bauch ausstrahlend- durchdrang jeden Winkel ihres Leibes.
Loki schien erst davon abgeneigt zu sein und sah sie nur verunsichert an. Er trat einige Schritte zurück. Die junge Rebellin verstand nicht, warum er sich so zierte. Er machte doch die ganze Zeit seine Witze und Anspielungen und nun war es ein Problem?
“Mach, dass ich etwas anderes fühle...”, flehte sie schon fast wimmernd und verzweifelt, "...Bitte!".
“Octavia…:” entgegnete Loki verwundert, klang dabei äußerst skeptisch und besorgt.
Dann sprang sie ihm einfach in die Arme. Der Gedanke, dass er eigentlich ein Feind war und sie dies nicht tun durfte vergaß sie für diesen Moment. Zu sehr überwältigten sie ihre eigenen Gefühle. Die Gefühle zu Loki, den die junge Frau noch immer als attraktiv wahr nahm, das Bedürfnis die schlechten Gedanken loszuwerden, endlich wieder etwas schönes zu erleben und geliebt zu werden… Deshalb waren ihr zu diesem Zeitpunkt die Konsequenzen egal. Immerhin spürte sie etwas anderes… Fühlte sich nicht mehr leer und traurig… Vergaß für einen kleinen Moment alles, was es in diese grausamen Welt gab...

Octavia Sagitta und Loki in einer Höhle im Wald von Eregion…

Titel: Höhle im Wald von Eregion (Süd-Osten Arnors)
Beitrag von: Darkayah am 12. Jan 2021, 23:52
Höhle im Eregionwald (Süd-Osten Arnors)

Octavia Sagitta mit Loki unterwegs im Wald von Eregion….

Octavia wachte gerade auf, als sich versuchte an die letzte Nacht zu erinnern. Sie erinnerte sich an den Streit mit Loki und dass sie ihn plötzlich küsste. Danach fühlte es sich für sie an, als übernahm jemand die Kontrolle über ihren Körper und ihre Gefühle. Es war wie ein Feuerwerk, laut und bunt explodierte. Wenn sie daran dachte was nach dem Streit passierte, stieg in ihr nur eine gewisse Wärme auf und löste ein Kribbeln in ihrem ganzen Körper aus, das sie so nur bei Deloth fühlte. In gewisser Weise hatte sie auch ein schlechtes gewissen, denn sie vergaß Deloth für diese Nacht, damit sie sich besser fühlen konnte und sich ihren Bedürfnissen hingeben konnte. Sie durfte ihn nicht vergessen! Ein lautes Seufzen drang daraufhin tief aus ihrer Brust, da sie von sich selbst enttäuscht war.
Dann fiel ihr wieder ein, dass sie Loki die Fesseln gelöst hatte und schrak auf. Sie rieb sich die Stirn und stellte fest, dass er sie wohl mit seinem Mantel zugedeckt haben musste. Von ihm war aber weit und breit nichts zu sehen. Schnell sah sie zu ihren Sachen, von denen aber noch alle da waren: Alle Kleidungsstücke und alle Waffen.
Ich war zu schwach und hab mich austricksen lassen..., redete sie sich selber ein und kniff dabei in ihren rechten Unterarm. Wie konnte sie nur so nachlässig sein und das vergessen. Sie ärgerte sich über sich selbst, während sie sich ihre Kleidung wieder anzog und fluchte dabei. Sie hob den roten Umhang Lokis auf und erwischte sich dabei, wie sie an diesem Stück Stoff roch, um noch einmal seinen Duft zu riechen. Ihre Mimik verwandelte sich allerdings in entsetzen, als plötzlich jemand in die Höhle stolperte. Rasch ließ sie den Mantel fallen und zog ihr Schwert. Die junge Frau erkannte schließlich, dass es Loki war, der dort mit einem breiten Lächeln stand. Allerdings rechnete sie damit, dass er sie nun töten wollte, oder sich auch einfach nur über mokieren wollte. Der Gedanke verschärfte sich, als sie sah, dass er seinen Dolch wieder bei sich trug. Aber warum ließ er sein Schwert dann bei ihr? Auch war sie durch die Beeren und Äpfel in seinen Armen verwundert.
“Das ist ja mal eine freundliche Begrüßung!”, sagte er noch immer lächelnd, “Dir auch einen guten Morgen! Oder doch schon Mittag?”.
Octavia verstand es nicht. Er war noch immer da, obwohl er nicht mehr gefesselt war?
“Was machst du noch hier?”, fragte sie verdutzt, “Du hättest schon lange abhauen können!!”.
Dabei beobachtete sie, wie er ihr etwas von dem Obst entgegen hielt, was sie auch sofort annahm. Immerhin war ihr Hunger groß.
“Na, wo soll ich denn hin sein?”, entgegnete er selbstverständlich, ”Du hast doch gestern gesagt, was du bei Sonnenaufgang vorhast! Und ich wollte dich jetzt nicht daran hindern!”.
DIe junge Rebellin war verblüfft und verstand die Welt  nicht mehr. Sie setzte sich auf ihre Beine und schlang die Beeren schnell hinunter, denn ihr Magen knurrte und verlangte nach noch mehr essen. Sie stoppte plötzlich, als sie bemerkte, wie Loki sie die ganze Zeit dabei beobachtete.
“Was?”, rief sie mit vollem Mund, “Ich habe hunger!”.
“Ich hätte dir gerne etwas vernünftiges besorgt, aber ich bin wohl nicht der Beste für die Jagd!”, scherzte er und lachte dabei. Selbst auf Octavias Lippen erschien ein Lächeln.  Er setzte sich zu ihr und aß seine Beeren ebenfalls.
“Du hast mich verändert, Octavia!”, fing Loki plötzlich an, “Vielleicht hast du recht und niemand sollte seine überlegene Macht nutzen um seinen eigenen Vorteil daraus zu ziehen und andere zu unterdrücken… Selbst wenn Kiana in deiner SItuation gewesen wäre, hätte sie das gleiche gesagt… Immerhin bekämpfte sie lange Zeit Tyrannen…”.
Die Rebellin sah ihn weiter an. Sie fragte sich nur woher sein plötzlicher Sinneswandel kam. Sie sagte aber nichts dazu. Es konnte ja noch immer sein, dass er ihr nut etwas vorspielte. Auch Loki schwieg dann. Sie überlegte, ob sie ihm die Wahrheit über sich selbst sagen sollte, oder ob es ein Fehler war. Doch was hatte sie zu verlieren? Er konnte mit der Information über ihre wahre Herkunft nicht viel Anfangen. Selbst wenn er Kiana davon berichtete, glaubte sie ihm wohl kaum. Wenn doch, spielte sie für die Königin eher eine geringere Rolle. Zumindest dachte Octavia das.
“Meine Geschichte ist die, dass meine Mutter mich Jahre lang versteckte, damit niemand von mir und meiner Herkunft wusste…”, rutsche es ihr heraus, während sie auf die ausgebrannte Feuerstelle sah, “...Sie starb für dieses Geheimnis, als Minas-Tirith zerstört wurde. Hier im Norden wurde der Mann den ich liebte, der mich beschützte, der mein zu Hause war wegen Verrat hingerichtet, nur weil er aus dem Osten kam… Mein Bruder hasst mich, weil er mir die Schuld an dem Tod unserer Mutter gibt. Er nahm es zwar zurück, aber wenn er die Wahrheit weiß, wird er es sowieso wieder tun...”.
Als sie dann zu Loki aufsah erkannte sie, dass er interessiert zuhörte. Er biss ein großes Stück von seinem Apfel ab und fragte schmatzend: “Und was  ist dieses Geheimnis?”.
Octavias Herz raste, wenn sie selbst darüber nachdachte. Doch irgendwie fiel es ihr nach letzter Nacht leichter, darüber nachzudenken und zu sprechen. Deshalb schwieg sie auch nicht lange:
“Ich bin die jüngere Halbschwester von Kiana Vaneryen!”, sagte sie trocken. Loki verschluckte sich an seinem Apfel und hustete die Stücke wieder aus seiner Mundhöhle.
“Das hätte ich mir fast denken können… Immerhin seid ihr Vaneryens alle so seltsam!”, scherze Loki. Octavia war nicht nach Witzen zumute. Für sie war es eher eine Katastrophe.
Loki sagte weiter: “Warum willst du sie dann töten? Ich würde mich freuen, wenn ich nach all den Jahren noch von mir Familie finden würde, solange die nicht so gut aussehen wie ich und mir Konkurrenz machen! Ihr könntet zusammen arbeiten um eine bessere Welt zu erschaffen und ich bin mir fast sicher, Kiana wäre auch erfreut!”.
Octavia sah finster drein. Irgendetwas ließ sie daran zweifeln, ob Kiana dann wirklich dabei Freude empfand. Ihre Mutter hat bestimmt nicht ohne Grund dafür gesorgt, dass auch sie davon nichts erfuhr. “Zum Glück bin ich keine Vaneryen, da wir nur den gleichen Vater haben…Thurion...”, entgegnete sie nur, “...Und Kiana ist noch immer für den Tod tausender Menschen verantwortlich, einschließlich den meiner Mutter!”.
Sie hatte das Gefühl, Loki hatte den Durchblick, als er sich mit großen Augen zurück lehnte und einen lauten Pfiff heraus drückte.
“Dann haben die Rebellen ja doch eine Geheimwaffe gegen Kiana! Dann bist du ja ebenfalls eine Maia!”, sagte er laut.
Die junge Frau verdrehte nur genervt die Augen. “Ich habe es vor kurzem erst selbst erfahren und von ihnen weiß es niemand, nicht einmal mein Bruder… Nur Indro...”, sagte sie, “...Ich mag mir garnicht ausmalen, was sie mit mir machen, wenn sie davon erfahren.”.
Sie nahm dabei einen Stock in der Hand und schnitzte die Rinde weg, um sich etwas abzulenken.
“Ich nützte den Rebellen in dieser Hinsicht auch gar nicht, weil ich keine Kräfte wie Kiana besitze…”, behauptete sie, “...Also würden sie mich nur als Bedrohung sehen, wahrscheinlich als Verräterin und mein Bruder würde mich nur weiter hassen!”.
Sie legte ihren Kopf schief und blickte zu Loki, der nun nachdenklich wirkte.
“Vielleicht müssen diese aber auch erst erweckt werden!”, erwiderte er, “...Kiana hatte ihre Lehrmeister, du bist alleine hier im Norden!”.
“Ach, selbst wenn würde ich sie nicht wollen… Ich will nicht so so sein wie Kiana…”, sagte sie bedrückt. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie nur, wie Loki einen der letzten glühenden Äste aus der Feuerstelle nahm und die heiße Stelle betrachtete. So rechnete sie auch nicht damit, dass er ihr das heiße Ende an den Hals drückte. Entsetzt sprang sie sofort auf. Wollte er sie nun doch umbringen? War es doch ein Fehler von ihrem wahren Vater zu erzählen?
Rasch sprang sie auf, hob ihr Schwert auf und hielt es ihm entgegen. “Was soll das?”, fauchte sie, während sie mit der anderen Hand die verbrannte Stelle an ihrem Hals hielt. Loki erhob sich ebenfalls auf und hielt seine Hände hoch um ihr zu zeigen, dass er keine bösen Absichten hatte.
“Und tut es weh?”, fragte er sie. Was soll die dumme Frage, dachte sie sich erst. Aber wenn sie darüber nachdachte, spürte sie keinen Schmerz an dieser Stelle, was doch ungewöhnlich war. Verdutzt schüttelte sie nur den Kopf und rieb die Stelle am Hals. “Zeig mal her!”, drängte Loki und Octavia entfernte daraufhin ihre Hand und ließ ihn herantreten, damit er sich ihren Hals ansehen konnte. Sie spürte nur, wie er mit seinem Daumen an der Stelle rieb. “Echt verblüffend…”, flüsterte er fast, “...Scheinbar sagst du die Wahrheit…”.
Die junge Rebellin war irritiert, dass er an ihrem Hals herum fummelte, sie aber nichts sehen konnte. “Was?”, fragte sie nur aufgeregt.
“Die Glut hat dir keine einzige Verletzung oder auch nur eine Schramme hinterlassen…”, stellte er fest, “...Kiana ging ebenfalls durch das Feuer, ohne auch nur ein Haar zu verlieren… Du musst echt ihre Schwester sein und hast das Blut ihres Vater erhalten!”.
Kein einziges Anzeichen, dass an ihrem Hals etwas heißes war? Sie konnte es sich gar nicht vorstellen, geschweige denn erklären. Wie war so etwas möglich? Sie war sich auch gar nicht im klaren, was genau es bedeutete eine Maia zu sein. Sie hörte zwar von der Macht der Maiar und somit auch Thurions und Kianas, aber sie konnte sich nichts darunter vorstellen.
“Du musst mir versprechen, dass du niemanden etwas davon erzählst!”, flehte sie, “Bitte!”. Daraufhin nickte der Mann ihr enttäuscht zu und zog dabei seine Augenbrauen hoch. “Versprich es mir!”, drängte sie allerdings weiter und umklammerte seinen Arm. Loki entgegnete rasch:”Ja, ist ja gut! Ich verspreche es dir!”.
Octavia seufzte. RIchtig zufrieden machte sie das nicht. Sie hoffte nur dass es die richtige Entscheidung war, darüber zu sprechen. Aber immerhin schien er sie wenigstens nicht zu verurteilen, oder weiter damit zu belästigen.
“Lass uns aufbrechen!”, sagte sie schließlich. So schnappte sie sich die restlichen Waffen und wollte sich aufbruchbereit machen. Sie stieß mit Loki zusammen, der plötzlich dicht hinter ihr stand und seine Hände in ihre Richtung hielt.
“Was ist?”, fuhr sie ihn an. “Nun ja, ich bin noch dein Gefangener und ich dachte mir…”, sagte er. Octavia rollte wieder ihre Augen genervt. Sie hatte keinen Nerv dazu, jetzt über solche kleinlichen Dinge nachzudenken.
“Kommst du freiwillig mit?”, fragte sie ihn direkt und man hörte die verlorene Geduld aus ihrer Stimme heraus. Er nickte daraufhin nur mit dem Kopf.
“Gut, dann ist das ja nicht nötig!”, sagte sie und ging voran. SIe beschloss ihn zu den Daskina-Rebellen zu bringen. Das Lager war näher und sie wusste, dass sie ihn nicht unbedingt sofort töteten. Erst blieb Loki verdutzt stehen und Octavia lauschte immer den Geräuschen hinter sich, ob er ihr wirklich folgte und sie seine Schritte wahrnahm. Als dann das Geräusch seiner Schritte an ihre Ohren drangen, verwandelten sich ihre Lippen in ein Lächeln und sie ging zufrieden weiter…

Octavia Sagitta zusammen mit Loki auf dem Weg in das Daskina-Rebellenlager…
Titel: Daskina-Rebellensiedlung- Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 18. Jan 2021, 12:03
Daskina-Rebellensiedlung- Wald von Eregion (Arnor)

Octavia Sagitta erreicht mit Loki das Daskina-Rebellenlager...

Sie liefen tatsächlich noch ein Stück in Richtung Westen, bis sie die Palisadenwälle des Lagers der Süd-Rebellen sahen. Octavia ging scheinbar am Vortag in die Falsche Richtung. Sie war zu weit in den Osten gelaufen. Auch der Gedanke an das Geschehen mit Loki quälte sie noch weiterhin. Sie hoffte inständig, dass es die richtige Entscheidung war, sich auf ihn einzulassen. Nun waren sie ja endlich da und es war kein Raum um weiter über mögliche Fehler ihrerseits nachzudenken. Das einzige was zählte war, ihn endlich auszufragen.
Die junge Rebellin war erleichtert wieder zurück zu sein, auch wenn sie mit diesem Ort nichts gutes verband. Immerhin war sie nicht mehr dort, nachdem Deloth getötet wurde und sie geflohen.
Am Tor wurden sie direkt schon von Wachen der Daskina-Rebellen empfangen. Zunächst wurden Octavia und Loki für Feinde gehalten, was wohl auch an Lokis Kleidung und Rüstung lag. Beide hielten ihre Hände hoch, um zu zeigen, dass sie keine feindlichen Absichten verfolgten. Viele der Menschen sprachen miteinander. Die junge Rebellin nahm nur eine ihr vertraute männliche Stimme wahr, die immer wieder rief, dass es seine Schwester war.  Als sie ihren Bruder sah, der sich durch die Menge, die sich am Tor inzwischen ansammelte, sprang sie ihm direkt freudig in die Arme. Zum Glück hatte er überlebt. Zum Glück war ihm nichts zugestoßen.
“Nehmt die Waffen runter, das ist meine Schwester!”, befahl er den anderen um sie herum, während Octavia in seinen Armen lag. “Und was ist mit dem?”, entgegnete einer der Männer der Rebellen und zeigte dabei abwertend auf Loki.
"Er gehört zu mir...", erklärte Octavia, "...Er ist mein Gefangener!".
Die Menschen der Daskina-Rebellen schienen alles andere als begeistert. So sagte ein älterer Mann mit einem langen Bart: "Danach sieht er aber nicht aus. Er trägt seine Waffen bei sich und kann frei neben dir herlaufen?".
Viele der Anderen um sie herum stimmten dem  Mann zu, als er auf den Dolch von Loki deutete. "Er hat hier nichts zu suchen und hat nur den Tod verdient, genau wie alle anderen!".
Daraufhin stellte sich Octavia schützend vor ihm und entgegnete: "Ihr werdet ihm nichts tun! Er ist mein Gefangener und hat wichtige Informationen für uns, weshalb ich jetzt mit ihm zu Phelan gehe!".
Keiner der Rebellen bewegte sich von der Stelle um Platz zu machen und hielten ihre Hände an ihren Waffen. Auch Octavia hatte ihre Hand am Griff ihres Schwertes um es notfalls zu benutzen. Sie ließ den Mann nicht aus den Augen und wartete regelrecht auf eine falsche Bewegung seinerseits. Doch bevor die Lage eskalierte, stellte sich Kael zwischen den Beteiligten und sagte allen, dass sie sich beruhigten sollte. Octavia wollte nicht darauf hören, denn sie vergaß auch nicht, dass es diese Männer und Frauen waren, die Deloth sterben ließen und sich auf Barnolf Godons Seite stellten. Von daher wäre es ihr recht gewesen, wenn sie den einen oder anderen von den Daskina töten müsste.
Ihr Bruder Kael trat an sie heran und hielt sie am Arm fest.
“Komm Octavia, lass uns gehen!”, schlug er leise vor und zog leicht an ihren Arm. Die junge Frau blieb zunächst wie angewurzelt stehen, entschied sich dann aber doch auf ihren Bruder zu hören. Schließlich folgte sie Kael und zog Loki mit sich mit.
Unter den Blicken der anderen Rebellen in der Siedlung, liefen die drei schnell zum Haupthaus, das sich mittig der Rebellensiedlung befand. Das Gebäude überragte alle anderen. Ein großes Banner hing an der Westseite herunter.  Es zeigte den aus Flammen aufsteigenden Phönix auf blauem Grund. Octavia war leicht verwundert, denn eigentlich versteckten die Daskina-Rebellen stets aus Furcht von Truppen aus Minas-Tirith entdeckt zu werden. Sie wollte verwundert zu Kael sehen und ihn fragen, doch er schritt zügig zu dem Haupthaus und öffnete die Türen, um es dann zu betreten. Octavia versuchte mit ihm mitzuhalten. Loki war dicht hinter ihr und wirkte nun doch recht nervös, was Octavia auch sofort bemerkte.
Im Haus angekommen, sah die junge Rebellin, dass die Tische, die sonst in Reihen aufgestellt waren, nun so aufgestellt worden sind, dass eine Reihe hinten an der Wand war, und die anderen alle in diese Richtung gewendet. Scheinbar sollte dies dazu dienen, dass die Versammelten den Sprechern und Anführern zuhören konnten. An diesen Tischen erkannte sie Phelan Belatan, der mit Thirak, Indro und einigen anderen Anführern der Rebellen sprach. Dabei lehnten sie über einen der Tische. Als die Türen in ihre Schlösser fielen, sahen die Männer hoch zu den Eingetroffenen. Sofort kam Thirak einige Schritte auf sie zu und wandte sich an Octavia. Er wirkte besorgt, was sie etwas irritierte.
“Ich bin mir nicht sicher, ob es jetzt der richtige Augenblick ist...”, sagte er nur unruhig und sah dabei mahnend zu Kael, der nur mit einer Geste signalisierte, dass ihm nichts anderes übrig blieb. Zumindest deutete Octavia das so. Sie wusste aber nicht genau was Thirak meinte, deshalb sah sie nur fragend drein. Auch hatte sie eher erwartet, er freute sich sie zu sehen. Immerhin war sie ebenfalls glücklich, ihm nach der Schlacht noch lebendig zu sehen. “Hör zu…”, fing er an, “...Ich weiß dir wird es nicht gefallen dass er hier ist, aber die Rebellen planen zusammen Arnor zu befreien. Er hat die West-Rebellen vereinen können, sodass sie uns in Ruhe lassen und wir gemeinsam im Norden in frieden leben können…!”.
Die junge Frau verstand zunächst nicht wen oder was er meinte. Er sprach für sie in Rätseln. Dann aber, als ihr Blick zu den anderen Rebellen am Tisch streifte, erahnte sie, was auf wen er anspielte. Barnolf Godon stand dort lebendig und unversehrt neben Phelan. Sie konnte ihren Augen nicht trauen, weshalb sie diese rieb. Sie hatte das Gefühl, als war ihre Kinnlade bis zu dem Boden gefallen.
“Was tut er hier?”, rief sie mit zittriger Stimme. Sie ging davon aus, dass er in Gefangenschaft der Pascima-Rebellen war und im besten Fall getötet wurde. In ihr kamen all die schlechten Erinnerungen und Gefühle wieder hoch, die es Loki gelang beiseite zu schieben. Vor allem die Traurigkeit und der unendliche Hass erfüllten wieder jeden Winkel ihres Körpers. Am ganzen Leib zitterte sie und ihre Hand umklammerte den Griff des Schwertes von Loki, welches sie bei sich trug. “Octavia bitte…”, sagte nun Phelan, “...Ich weiß du bist nicht erfreut, doch wir müssen jetzt darüber hinwegsehen!”.
“Darüber hinwegsehen?!”; rief sie verzweifelt, “...Ich soll einfach Deloths Tod vergessen und darüber hinwegsehen?”. In ihrer Stimme war der Schmerz deutlich herauszuhören. Sie konnte innerlich platzen vor Wut.
Wie kann er so etwas nur sagen?!, dachte sie.
“Ich habe euch gesagt, dass es ein ungünstiger Zeitpunkt ist und wir warten sollten!”, klagte Indro. Octavia schenkte diesem aber wenig Beachtung. Sie war wie angewurzelt und versteinert. Sie wusste was sie am liebsten tun wollte: Barnolf töten, der den Mann tötete den sie liebte und der ihr zu Hause war! Das war das einzige was ihr in diesem Moment Befriedigung verschaffte.
“Fräulein Sagitta, ich weiß dass wir nicht gut auseinander gegangen sind und es wahrscheinlich viele Differenzen zwischen uns gibt…”, erhob Barnolf seine Stimme, “...Doch ungewöhnliche Zeiten, erfordern ungewöhnliche Taten! Wir müssen einander nicht mögen, aber wir verfolgen alle das gleiche Ziel!”.
Die Stimme des Mannes dominierte alles andere in ihrem Kopf. Ihr war es egal, ob sie das gleiche Ziel verfolgten, oder nicht. Sie wollte den Mann tot sehen.
“Ich sollte einfach gehen und Octavia mit mir nehmen!”, sagte Indro und wollte gerade los, da entgegnete Kael: “Nein, sie wird hier bleiben! Soll sie in diesem Zustand nach draußen? Ich glaube das wäre alles andere als richtig!”.
Phelan Belatan stimmte ihm zu und ein Streit brach aus. Auch Barnolf Godon mischte mit und mahnte die Rebellen dazu sich zu beruhigen. Thirak stand neben der jungen Rebellin und rieb sich verzweifelt die Stirn. Um sie herum verstummte allerdings alles: Das Knistern der Flammen in der Feuerstelle, das leise Heulen des Windes und die Stimmen der Männer im Saal. Sie hatte das Gefühl unter Wasser zu sein und keine Luft zu bekommen. Octavia fixierte Barnolf mit ihren Augen, während sie ihn wieder vor sich stehen sah, wie er ein Messer an Deloths Kehle hielt und diese aufschnitt. Die Hand um den Griff des Schwertes packte fester zu und war bereit den Mörder Deloths zu töten. Langsam zog sie das Schwert aus der mit Gold verzierten Scheide. Sie kam aber ins stocken, als sich eine Fremde Hand um die ihre legte und eine leise, aber auch angenehme, Stimme an ihr linkes Ohr drang: “Tu das nicht, Octavia… Denk an all die Leben die das sonst kosten würde!”.
Auch wenn es ihr in gewisser Weise in dieser Situation egal war, hörte sie auf die Stimme, die Loki gehörte. Er hatte etwas beruhigendes an sich, sodass sie sogar das Schwert wieder los ließ. Mit von Tränen getränkten Augen sah sie nur zu Loki, der ihr sanft zu nickte und seine Hand auf ihre Schulter legte.
“Lasst sie erst einmal ankommen! Dann sehen wir weiter!”, rief Thirak schließlich. Daraufhin verstummten alle anderen. Phelan sah nickend zu Barnolf, der verstehen musste was er meinte und stampfte aus dem Saal. Octavia sah ihm noch eine Weile nach, überlegte ob sie ihm nicht einfach folgen sollte. Bevor sie dies aber tun konnte, wurde sie von Indro gerufen, der sie zu sich winkte.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als sie mit langsamen Schritten an den Tisch trat, an welchem sie standen. Die Männer sahen gespannt zu Octavia und musterten Loki genau. Die junge Frau räusperte sich, versuchte sich zusammenzureißen und sagte mit gebrochener Stimme: “Das ist Loki, er ist der Anführer der Armee die in den Norden geschickt wurde…”.
Die überraschten Blicke der anderen waren kaum zu übersehen. “Ich wäre davon ausgegangen, dass du ihn nicht lebendig gelassen hättest!”, sagte Kael daraufhin, “Verübeln hätte man es niemanden können… Aber wenn er dein Gefangener ist, warum lässt du ihn frei laufen mit einer Waffe?”.
Sie sah zu Loki, der ihren Blick nur mit seinen Augen erwiderte aber weiter zu den anderen gewandt war. Etwas in ihr drinnen ließ sie glauben, Loki wusste dass sie jetzt an die Vergangene Nacht dachte. Aber davon konnte sie natürlich nichts erzählen.
“Er hat beschlossen freiwillig unserer Sache zu helfen…”, erwiderte sie. Die anderen schienen Skeptisch zu sein, deshalb war sie froh, dass Loki selbst das Wort ergriff:
“Ich weiß, ihr werdet euch denken, dass das niemals stimmt. Aber tut es! Es sind schon genug Menschen gestorben…”, fing er an, “...Genau deshalb kann ich sagen, wenn ihr weiter Krieg gegen Kiana führt, werden noch viele weitere sterben!”.
Octavia war irritiert. Wieso sagte er sowas? Sie war davon  ausgegangen, dass er selbst an die Sache der Rebellen glaubte. Zumindest sagte er es vorher noch. Zunächst schwieg sie aber und hörte weiter zu.
“...Kiana hat neuartige Waffen, die eine ganze Armee binnen kurzer Zeit auslöschen kann… Natürlich hat sie noch nicht viele davon in ihrer Armee, aber die Zeit wird kommen. Sobald sie Wind von meiner Niederlage bekommen wird, wird sie ihre ganze Armee in den Norden schicken!”.
“Und was sollen wir tun? Uns Kiana unterwerfen?”; fauchte Indro Loki an.
“Das wäre wohl die einfachste Lösung, allerdings wäre es naiv zu glauben, dass das passieren würde…”, gestand sich der Mann ein, “...Aber ihr habt jetzt eine größere Schlacht gewonnen, weil ihr mich und meine Armeen überrascht habt, aber was habt ihr dadurch gewonnen? Nichts!”.
Kael verschränkte daraufhin die Arme, Indro und Phelan sahen ihn ernst an. “Du denkst wir hätten keinen Plan? Für wie dumm hältst du uns eigentlich?”, zischte der Anführer der Nord-Rebellen, Indro, weiter.
“Und wie sieht der Plan aus?”, fragte Loki, während sich die anderen skeptisch ansahen, “Wenn ihr angst habt, ich könnte irgendetwas an Kianas Hauptmänner weitertragen, könnt ihr mich auf der Stelle töten… Nichts und niemand hindert euch hier daran!”.
Octavia bemerkte, wie alle Augen auf ihr ruhen blieben. Sie vermutete, dass  sie wohl eine Antwort dazu geben sollte. Wie durch Geisterhand versicherte sie ihnen mit einem Nicken, dass sie ihm vertrauen konnten. Auch wenn sie nicht wusste warum sie das tat. Sie wollte ihm ja selbst nicht so viel Vertrauen schenken.
“Gut…”, sagte Phelan, “...Tharbad und Miniriath sind schon so gut wie in unseren Händen, da viele Männer der Freien Arnorischen Armee dort leben und die Städte unterwandert haben. Sobald es uns möglich ist wollen wir Hügelstadt befreien…”.
Loki fing an laut zu lachen. Die junge Rebellin zog ihre Augenbrauen hoch und fragte sich, was er nun hatte.
“Dachte ich es mir doch! Ihr müsst der Schlange den Kopf abschlagen, damit keine Informationen an die Hauptstadt gehen!”, sagte er schließlich. Genauso wie Octavia, hatten die anderen ebenfalls keine Ahnung was er damit sagen wollte.
“Durch die Legaten der Zentralregierungen gelangt jede Information an die Krone. Sie sind es, die unerbittlich für ihre Königin kämpfen, egal was da komme. Schwarze Ostlinge. Trainiert um für ihre Meister alles zu tun. Tötet sie, tauscht die Informationen aus und niemand wird auch nur etwas von euren Aktivitäten hier mitbekommen…”, behauptete er, “...Nebenbei sind die Einwohnerzahlen in Fornost und Annuminas sehr gering, da viele entweder nach Carn-dûm oder nach  Minas-Tirith geflohen sind…”.
“Du sagst uns also wir sollten uns besser auf Fornost konzentrieren und den Legaten töten?”, wollte Phelan sichergehen.
Octavia konnte förmlich sehen, wie die drei Männer über diese Idee nachdachten. Auch sie fand diese gar nicht verkehrt. Zumindest konnten sie so etwas in Arnor erreichen und den Nachschub  aus der Hauptstadt stoppen.
“Es ist ein sehr riskanter Plan…”, entgegnete Indro schließlich nach langem schweigen, “...Aber er hat vermutlich recht… Wir können so viele Soldaten töten wie wir wollen… Ohne ein Stopp aus Fornost, wird die Königin immer davon ausgehen, dass hier Hilfe benötigt wird…”.
Thirak, Kael und Phelan schienen ebenfalls überzeugt davon zu sein. “Ich werde nachher mit den Anführern von Paskima und mit Barnolf darüber sprechen…”, sagte Phelan.
“Da ist noch etwas…”, fing Octavia an, denn ihr brannte es auf der Zunge und sie wollte ebenfalls den Krieg schnell beenden, “...Die Königin veranstaltet ein Turnier in Minas-Tirith und das wäre die perfekte Gelegenheit sie dort zu töten! Ich sollte dorthin!”.
Vier entsetzte Gesichter sahen sie an. “Das ist verrückt…”, sagte Phelan Belatan. Thirak sagte nichts, während Kael nur mahnte: Nein, das wirst du nicht, Octavia!”.
Indro ging einige Schritte auf die junge Rebellin zu und sagte leise aber bestimmend: “Du weißt nicht, was du damit auslösen würdest… Du musst deine Gefühle im Griff haben, wenn du eine Blutkriegerin sein willst!”.
“Aber es wäre die Gelegenheit für immer für Frieden zu sorgen!”, versuchte Octavia ihn verzweifelt zu überzeugen.
“Nein… Wenn du der Meinung bist, du willst dich Opfern und deine Rachegelüste über alles stellen, kannst du nicht mehr meine Blutkriegerin sein… Überlege es dir gut!”, mit diesen Worten stapfte er aus dem Saal. Die junge Frau hoffte auf mehr Freude. Immerhin war es ihrer Meinung nach eine gute Idee schnell zu handeln.
Sie wurde aber schnell aus den Gedanken gerissen, als ihr Bruder Kael auf sie zukam und das Schwert Lokis aus der Scheide zog und schnell auch ihr eigenes, welches sie auf ihren Rücken trug.
“Ich denke du solltest vorerst nicht bewaffnet hier herumlaufen…”, sagte er nur daraufhin. Octavia war verwirrt und wusste nicht was er ihr damit sagen wollte. Sie sah nur wie er die Schwerter auf den Tisch legte und seine Hand ausstreckte um ihren Dolch und die Armbrust verlangte. Sie weigerte sich vorerst, da sie es nicht einsah ihre Waffen abzugeben.
“Es ist zu deinem Besten…”, redete Phelan auch ruhig auf sie ein. Wütend hing sie die Armbrust und die Bolzen ab. Sie zögerte noch einen kurzen Moment, bis sie dann beides ihrem Bruder fast schon die die Hände warf. Dann lief auch sie zornig aus dem Saal. Sie blieb doch sowieso nicht lange in der Daskina-Rebellensiedlung, also warum nahmen sie ihr alles ab?
Aus dem Hauptgebäude getreten, seufzte sie laut und nahm einen zug der frischen Luft, die ihre Lungen füllten. Inzwischen kam auch die Sonne heraus und  wärmte ihre Haut in der Kalten Luft. Sie sah nur Barnolf am Tor bei seinen Männern stehen, der sich dort mit ihnen unterhielt. Als er sich ebenfalls zu ihr drehte, sah sie schnell weg und lief zu dem Haus ihres Bruders. Sie wollte ihm am liebsten einfach töten, entschied sich aber für die Variante niemanden mehr sehen zu wollen...

Octavia und Kael Sagitta, Loki, Thirak, Phelan Belatan, Barnolf Godon und Indro bleiben in der Daskina-Rebellensiedlung...
Titel: Daskina-Rebellensiedlung- Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 22. Jan 2021, 08:49
Daskina-Rebellensiedlung- Wald von Eregion (Arnor)


Octavia im Daskina-Rebellenlager...

Auch die nächsten Tage bekam Octavia ihre Waffen nicht wieder.  Genauso wenig wurde sie hinaus aus der Siedlung, geschweige denn aus den Augen gelassen. Sonst waren die Tore nie verschlossen, aber um Octavia einzusperren waren sie fast immer zu. Selbst auf drängen von Indro, sie wieder mit in den Norden zu nehmen, blieb Kael stur. Phelan Belatan schien ihn dabei zu unterstützen. Mittlerweile war sie nur noch frustriert. Sie wollte endlich wieder raus, etwas für die Rebellen unternehmen, aber wie sollte sie es tun wenn sie doch nur in der Süd-Rebellensiedlung eingesperrt war. Was wollte Kael damit erreichen? Wollte er sie nur wieder beschützen?
Zunächst blieb ihr nicht viel übrig als zu warten. Gleichzeitig überlegte sie sich immer wieder, wie sie Barnolf Godon töten konnte, wenn sie ihn irgendwo sah. Wenn sie schon ihr eigenes Schwert nicht benutzen konnte, fielen ihr schon andere Methoden und Möglichkeiten ein, ihn zu töten. Und wenn das mit ihren eigenen bloßen Händen war. Allerdings hatte sie immer die Worte der anderen im Kopf, die Octavia davor warnten das ganze Vorhaben zu vernichten. Es war die Möglichkeit im Norden für die Rebellen etwas zu erreichen. Das war auch das einzige was sie davon abhielt, Barnolf direkt zu töten. Die junge Frau verbrachte viel Zeit mit Loki, trainierte mit ihm oder ging durch die Siedlung spazieren. Immer unter den Augen der anderen Rebellen, die das ganze Geschehen zwischen den beiden argwöhnisch betrachteten. Sie akzeptierten und respektierten den Mann, der mit einer feindlichen Armee aus der Hauptstadt kam, eher weniger. Vor allem war Loki auch niemand, der sich versteckte oder Konfrontationen aus dem Weg ging. Lieber sagte er dem Einen oder Anderen noch einen Spruch hinterher und provozierte in ganzer Linie. Einzig und allein die Liebelei zwischen Octavia und Loki blieb den anderen Rebellen verborgen. Doch viele von ihnen erahnten dies schon.
Der Himmel war leicht bewölkt. Eine leichte Brise ging über das Land und der Boden war von den Regenschauern der Vortage noch feucht.
In diesem Moment öffneten sich die hölzernen Tore der Palisaden und Octavia wollte die Chance nutzen, um endlich herauszukommen. Bevor sie aber nahe genug heran kam, stellten sich sofort die Wachen des Tores vor die junge Frau.
“Kommt schon Leute…”, fing sie an, “...Ihr könnt mich nicht ewig hier einsperren!”.
“Doch das können wir! Wir haben Befehle…”, wollte die Wache gerade sagen, da unterbrach die junge Frau den Mann der sprach renitent: “Mich interessieren die Befehle nicht! Ich bin keine Gefangene und erst recht kein Feind!”.
“Es ist aktuell gefährlich da draußen, Octavia…”, erwiderte eine weitere Torwächterin.
“Und ausgerechnet dorthin würde sie gehen…”, erklang plötzlich die Stimme Kaels, der von hinten kam und von einem der Wächter begleitet wurde. Octavia war verwundert. Scheinbar mussten die Wachen ihn gerufen haben.
“Ihr habt meinen Bruder gerufen? Ernsthaft?”, rutschte es ihr verärgert heraus.
“Ich denke es war besser ihn zu rufen als Phelan!”, erwiderte die Wächterin zänkisch.
“Bitteschön!”, sagte Octavia trotzig, während sie vom Tor und ihrem Bruder weg trat.
“Was machst du da?”, rief ihr Bruder ihr entnervt hinterher, “Du weißt dass es gefährlich für dich da draußen ist. Wir wissen nicht ob die wenigen verspränkelten Truppen noch im Wald sind und die anderen Rebellen sind hier im Moment viel unterwegs!”.
Octavia wandte sich ihm und den Wächtern wieder zu. Sie lief auf ihren Bruder zu.
“Hier drinnen ist es nicht sicher!”, versuchte sie ihm leise klar zu machen, “Nicht mehr für mich! Du weißt das!”.
“Wie kannst du ihnen nur trauen?”, fing Kael plötzlich an, “Und vor allem dem Mann aus dem Osten…”.
Octavia verstand nicht was er von ihr wollte. Immerhin arbeiteten die Rebellen zusammen. Somit mussten sie sich doch gegenseitig vertrauen. Kael war dabei, als er Indro und die Utarra-Rebellen um Hilfe bat.
“Wovon redest du da?”, fragte Octavia entsetzt, “Das ist Utarra da draußen… Indro ist dort…”.
“Sie sind trotzdem vom Norden… Wenige von ihnen dulden uns hier! Wir wissen nicht was passiert, wenn sie Arnor befreit haben… Und dein Diener Kianas  sollten wir erst recht im Auge behalten!”, sagte Kael.
“Und was ist mit Deloth?”, erwiderte Octavia getroffen, “Er war auch ein Diener Kianas, vertraute Utarra bevor er zu uns kam und mich beschützte!”.
“Deloth ist etwas anderes…”, entgegnete ihr Bruder schnell.
“Sag das dem Mann der wieder hier ist und Deloths Kehle durchtrennt hat!”, fauchte sie ihn an.
“Es steht außer Frage, dass das nicht passieren Durfte…”, versuchte Kael ruhig zu bleiben, “...Aber wenn unser aller Leben auf der Kippe steht, werden Barnolfs Männer hinter uns stehen und für uns kämpfen! Kannst du das von Indro behaupten?”.
Die junge Frau sah ihren Bruder entgeistert an. Wie konnte er nur so etwas sagen? Indro nahm sie auf, als die Süd-Rebellen sie verstießen, als Deloth getötet wurde. Ihr fiel so viel ein, was sie ihm an den Kopf werfen wollte. Wie gerne wollte sie ihm die Wahrheit über ihren Vater sagen, um ihn zu fragen, ob er ihr auch dadurch misstraute. Doch sie war weiterhin sprachlos und kein Wort kam über ihre Lippen, obwohl diese bebten.. Auch brachte es nichts weiter Streit zu provozieren. Sie wollte am liebsten gar nicht mehr mit ihm reden. Sie dachte, Kael hätte sich nach ihrer Trennung verändert. Scheinbar täuschte sie sich nur wieder. Das förderte nur ihre Angst ihm die Wahrheit über sich selbst zu sagen.
Er würde mich sowieso nur wieder hassen, redete sie sich ein. Daraufhin starrte sie ihrem Bruder nur weiter wütend in die Augen und entschied sich lieber zu gehen. Mit schnellen Schritten, die im feuchten Boden schmatzten, entfernte sie sich von dem Tor.
Als sie dabei Barnolf bei seinen Männern in der Nähe sah, warf sie ihm einen bösen Blick rüber -auch wenn sie dachte er hatte das nicht gesehen- und stapfte sauer hinter das Haupthaus der Siedlung.
Dort angekommen rannte sie fast Thirak um, der in diesem Moment aus der Richtung kam, in die sie ging. Zunächst erkannte sie ihn nicht, da alles schnell ging und mahnte den Mann noch genervt, fast schon gehässig, aufzupassen, bis sie aber sein warmes Lächeln wahrnahm. Sie war verwundert, warum Thirak niemals wütend oder böse auf sie war. Egal was sie tat oder sagte. Natürlich war er nicht davon begeistert, dass sie nach Minas-Tirith wollte um Kiana Vaneryen zu töten, doch das lag wohl eher daran, dass er Kiana beschützen wollte. Immerhin liebte er sie vor einiger Zeit. Das sagte er ihr zumindest einmal.
“Warum hast du es denn so eilig?”, fragte er sanft. Octavia verdrehte nur die Augen und erwiderte: “Mein Bruder… Er lässt mich nicht gehen!”.
“Wohin willst du denn auch gehen?”, wollte der Mann wissen.
“Zurück zu den Nord-Rebellen… Zurück zu Indro!”, erwiderte sie schnell und entschlossen. Bevor der ehemalige Fürst von Angmar zum reden ansetzte, verzog Octavia genervt den Mund und sah an ihm vorbei. Sie rechnete damit, dass er sie nun auch belehren wollte. Dem war aber nicht so.
“Dein Bruder macht sich Sorgen um dich…”, erklärte Thirak ruhig, “...Als wir nicht wussten, wohin du gegangen bist, hat er sich schwere Vorwürfe gemacht und auch nach der Schlacht hat er dich überall gesucht...Er dachte du wärst tot! Er liebt dich, Octavia!”.
Octavia sah zu Thirak auf, der ihre Schultern berührte und sich zu ihr beugte. Nie im Leben rechnete sie damit, dass sich Kael doch so sehr um sie sorgte, auch wenn er es vor der Schlacht bei den Nord-Rebellen noch sagte. Vermitteln tat er stets eher ein anderes Gefühl.
“Aber wenn er mich wirklich liebt, warum ist Barnolf dann hier?”, fragte sie argwöhnisch.
“Glaub mir, wenn es einen anderen Weg geben würde, hätte er diesen gewählt… Doch die Freie Arnorische Armee ist die Chance endlich was aufzubauen! Gemeinsam!”, sagte Thirak, “...Mir gefällt es auch nicht, dass er hier ist, nachdem ich ein Messer von ihm an meinem Hals hatte… Aber es muss sein… Sagtest du nicht, dass es Deloths Wunsch war, Frieden zu bringen und das Leid zu beenden?”.
Sie dachte über die Worte nach. Deloth erschien ihr in ihren Gedanken. Wie er ihr von seinem Wunsch erzählte. Seinem Traum. Auch wenn es ihr schwer fiel, verwandelten sich ihre Lippen in ein Lächeln, als sie erneut leer an Thirak vorbei starrte. Er schien das zu bemerkten und erwiderte ihr Lächeln.
“Naja, streng genommen…”, fing sie träumerisch an, “...War sein Wunsch, dass sich alle Menschen freiwillig vereinen und zu einem Volk werden, gemeinsam füreinander einstehen und sich ihren Anführer selbst wählen... Ohne Zwang…”.
Octavia sah in Thiraks Gesicht, als sie spürte dass er seine beiden Arme auf ihre Schultern legte.
"Es ist ein schöner Wunsch, den auch ich verfolge. Aber dafür müssen wir einen Anfang finden und manchmal Dinge tun, die uns nicht gefallen…", sagte er bestimmend aber noch immer liebevoll, "...Wir brauchen Barnolfs Leute, damit wir Deloths Wunsch erfüllen können!".
Octavia schloss ihre Augen und seufzte laut und beklommen. Ihr blieb vermutlich nichts anderes übrig als sich darauf einzulassen. Auch wenn es ihr mehr als schwer fiel, mit Barnolf gemeinsame Sache machen zu müssen, blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Immerhin vertraute sie ja eigentlich Thirak und ihrem Bruder.
“Vielleicht hast du recht…”, entgegnete sie schließlich widerwillig.
Wer weiß? Vielleicht ergibt sich eine bessere Gelegenheit ihn zu töten, nachdem das alles vorbei ist!, dachte sie sich dabei. Ganz ungestraft wollte sie Barnolf Godon natürlich nicht davonkommen ĺassen, egal ob sie zusammenarbeiten mussten oder nicht.
“Ich werde nochmal mit deinem Bruder und Phelan reden, was das Festhalten anbelangt…”, sagte Thirak noch bevor er sich dann weiter auf dem Weg machen wollte. Octavia nickte ihm bestätigend zu. Der Glaube daran, dass sich die beiden umstimmen ließen, war zwar schon lange verschwunden, aber vielleicht hörten sie wenigstens auf Thirak.
Leicht befriedet beschloss sie Loki zu suchen, um noch weiter mit ihm zu trainieren. Den Gedanken nach Minas-Tirith zu dem Turnier zu reisen, hatte sie sich nämlich nicht aus dem Kopf geschlagen. Dafür musste sie allerdings in bester Form sein…

Octavia und Kael Sagitta, Loki, Thirak Eisen, Phelan Belatan und Barnolf Godon im Daskina-Rebellenlager….
Titel: Daskina-Rebellensiedlung- Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 25. Jan 2021, 11:54
Daskina-Rebellensiedlung- Wald von Eregion (Arnor)

Octavia, Kael, Barnolf, Loki, Thirak und Phelan in der Siedlung der Südrebellen...

Octavia war froh, dass Thirak Phelan und Kael doch noch dazu überzeugen konnte die junge Rebellin doch wieder aus der Rebellensiedlung zu lassen. Sie hielt sich Anfangs zurück, damit Kael nicht bemerkte, dass sie nur darauf brannte wieder hinaus zu dürfen.  Als sie aber den Auftrag bekam die Position der Soldaten in Fornost zu bestimmen, die aus Annuminas marschierten, machte sie sich zusammen mit Loki sofort auf dem Weg dorthin.  Somit war sie die letzten Tage mit ihm unterwegs. Gewisser Argwohn brach in ihr aus, als der Mann immer mal wieder für eine Zeit lang verschwand. Er sagte immer wieder, dass er nur etwas zu Essen besorgte und kam auch immer mit welchem zurück, weshalb sie sich darum auch keine weiteren Gedanken machte.
Sie mussten nicht einmal in die Stadt, da ein weiterer Zug an Soldaten die Stadt erreichte und die Tore passierte. Oft hielten sie auch Boten auf, die zwischen den  Städten Annuminas und Fornost umher eilten. Octavia schrak nicht zurück, diese Boten zu töten und die Briefe mit Gewalt zu erhalten.
Auf dem Rückweg traf sie sogar auf Indro, der ihr Informationen über die ungefähre Anzahl der Soldaten in Fornost übergab. Der sonst so kühle Mann wirkte sogar tatsächlich froh, seine Blutkriegerin außerhalb der Gefangenschaft zu sehen. Octavia konnte ihn allerdings nicht begleiten, denn die wichtigen Informationen mussten zu Phelan und den anderen gebracht werden.
Die junge Frau erreichte mit Loki am Mittag die Siedlung und zögerte nicht lange um mit den Anführern zu sprechen.
In dem Haupthaus, das recht gut gefüllt mit anderen Mitgliedern der Süd-Rebellen war, traf sie diese auch an. Direkt ging sie auf Phelan und Thirak zu, die an einem Tisch saßen. Auf dem Tisch, an dem die beiden Männer saßen, lag eine Karte von dem Nord-Westen von Mittelerde.Sie schienen über weitere Pläne zu reden. Ungestüm wie Octavia war, störte sie sich nicht daran und unterbrach die Männer.
“Annuminas schickt die Truppen nach Fornost und es wirkt, als würden sie die Stadt sichern wollen…”, sagte Octavia, während sie die verschiedensten Schriftstücke auf den Tisch warf.  Die beiden sahen sich die Briefe fragend und dann zu der jungen Rebellin. Das lag wohl daran, dass die Mehrheit der Briefe auf Ostron geschrieben wurden und weder Thirak noch Phelan sprachen die Sprache des Ostens.
“Die Soldaten werden nach Fornost geholt, während der Legat nach weiterer Hilfe aus Minas-Tirith schickt. Es sind wahrscheinlich fünftausend Männer insgesamt!”, erzählte sie weiter, “Ich habe versucht so viele von den Boten zu erwischen, wie ich konnte!”.
Mit einem Auge vernahm sie, dass auch Kael und Barnolf das Haus betraten. Die beiden Männer sahen interessiert zu den anderen rüber.  Die junge Frau versuchte, den von ihr verhassten Barnolf zu ignorieren. Auch als er mit Kael an den Tisch kam.
“Das sind hervorragende Nachrichten!”, platzte es Phelan Belatan heraus, “Dann kann der Plan tatsächlich aufgehen, Arnor von den Klauen der Königin zu befreien!”.
“Gute Arbeit, Fräulein Sagitta!”, lobte selbst Barnolf. Auf ihn reagierte Octavia aber eher nicht. Sie fragte sich sowieso, warum er es überhaupt wagte mit ihr zu sprechen, nachdem was passiert war.
“Habt ihr gehört?”, rief er plötzlich zu den anderen Männern und Frauen im Raum, “Bald werden wir, dank der Hilfe aller, das Land befreien!”.
Dann erhob sich ein älterer Mann mit grauem Haar und Bart. “Und ihr denkt das wirklich?”, rief er sichtlich erbost, “Es ist doch eine Frage der Zeit bis der Hauptmann der Königin unsere Pläne verrät!”.
“Du kannst dir sicher sein, dass jeder der hier ist auch das gleiche Ziel verfolgt…”, entgegnete Phelan, der Anführer der Süd-Rebellen, “...Außerdem birgt Octavia für ihn!”.
Der Mann spuckte auf den Boden und sagte: “Die lässt sich doch von ihm um den Finger wickelten, hat eine Liebelei mit unserem Feind… Ist doch klar dass sie ihm alles glaubt!”.
Er fand großen Zuspruch von den anderen Menschen im Raum. Octavia war verwundert. Natürlich bekam sie mit, dass wenig Rebellen Loki akzeptierten. Aber Loki arbeitete schließlich für die Rebellen und sie selbst hatte ihm im Blick.
“Und warum sollte ich das tun?”, rief Loki schließlich verärgert und ging mit ausgebreiteten Armen auf den Mann zu, “Meinst du nicht ich hätte der Königin nicht schon längst sagen können, wo ihr euch versteckt?”.
“Und wer bist du? Deine  Informationen bedeuten nichts, du bist nur ein Hauptmann der versucht nach einer Niederlage nicht zu sterben!”, entgegnete der Mann der Süd-Rebellen.
“Ich bin die rechte Hand der Königin!”, schrie Loki zurück, “Meine Informationen sind mehr wert als dein ganzen erbärmliches Leben jemals sein wird!”.
Obwohl Octavia verwundert war, dass Loki scheinbar einen sehr hohen Rang besaß, diesen aber verschwieg, sagte sie nichts dazu. Vor allem nicht, weil wieder ein großer Streit entfachte. Sowohl Mitglieder der Süd-Rebellen, wie auch die der Freien Arnorischen Armee beteiligten sich an den Wortgefechten. Während die Stimmen um Octavia herum leiser wurden, als wäre die junge Frau unter Wasser getaucht, vernahm sie nur noch die Bewegungen der Menschen im Raum. Die Gesten und Lippen. Es sah so aus, als wollte Phelan wie immer die Situation beruhigen, Kael und Barnolf versuchten Loki zurückzuhalten.

Die Rebellin wollte in diesem Moment nur noch weg von diesem Ort, weg von all den Menschen und nur noch ihre Ruhe haben. Sie schloss ihre Augen und bemühte sich an einen anderen Ort zu denken. Ihr gelang es für einen Moment:
Sie befand sich in einen blühenden Wald. Wahrscheinlich auf einer Straße. Vor ihr erschien ein Mann, der sie mit offenen Armen empfing. Es war Deloth. Sofort fiel sie ihm in die Arme. Sie hörte, wie er ihr in das Ohr flüsterte, dass er sie schon ewig vermisste. Der Moment fühlte sich für sie so unfassbar echt an. Sie wollte gar nicht mehr zurück in die Realität.
Als sie von ihm abließ, war der Wald nur noch vertrocknet und die Blätter fielen rasch von den Bäumen. Die Stimmung wirkte nun eher trüb. Ein starker Windzug sorgte dafür dass sie sich umblickte. Als sie zu Deloth sah, war das glückliche und liebevolle Gesicht verschwunden. Er starrte ernst drein und sein Blick strahlte nur noch leere aus.
“Deloth was hast du denn?”, sagte sie zu ihm, doch er antwortete nicht. Dann zeigte er plötzlich in eine Richtung und sagte nur noch: “Er ist hier!”.
Octavia verstand nicht was er meinte. Die Richtung in die er zeigte, war nur von Dunkelheit verhüllt. Sie sah wieder zu Deloth und erschrak. Die Kehle des Mannes hatte eine große klaffende Wunde, aus der das Blut nur so strömte.
Die junge Frau ging wimmernd einige Schritte rückwärts von ihm weg. Sie bemerkte, dass sie nicht weiter rückwärts konnte, da sie gegen eine Wand lief. Vorher befand sich doch dort keine Wand. Etwas legte sich auf ihre Schultern, was sie schaudern ließ. Vorsichtig drehte Octavia ihren Kopf zurück und erblickte eine dunkle Gestalt, die mit ihren rot leuchtenden Augen auf Deloth blickte. Die Gestalt machte ihr Angst weshalb sie versuchte sich von ihr zu entfernen. Das funktionierte allerdings nicht, da die Schattengestalt sie fest im Griff hatte.
Das ist nicht echt… Ich habe keine Angst..., redete sie sich immer wieder zu, während sie versuchte aus ihren Gedanken zu kommen. Sie wollte sich doch an einen schönen Ort mit Deloth denken. Stattdessen holten sie die Erinnerungen immer wieder ein. Mit einem Ruck befreite sie sich von dieser Kreatur und wollte zu Deloth, doch jeder Schritt fühlte sich schwerer und schwerer an. Als liefe sie in tiefen Schlamm, bis sie schließlich zum Stillstand kam. Sie konnte sich nicht bewegen, obwohl sie es versuchte. Sie konnte nur dabei zusehen, wie die Kreatur auf Deloth zu ging, seinen Kopf nach hinten streckte und lachend seine Kehle aufschnitt. Das Lachen dröhnte entsetzlich in ihren Ohren. Dann verschlang die Kreatur alles um sie herum, bis sie nur noch in der Dunkelheit alleine stand.
Langsam vernahm sie viele Stimmen die durcheinander redeten. Erst waren sie dumpf. Dann wurden sie  deutlich und klarer…

Octavia schrak schon fast auf, als sie die Augen öffnete und bemerkte, dass sie noch in der großen Versammlungshalle war. Die Männer stritten noch immer miteinander. Sie hörte weiter wie sie sich nur noch beschimpften und gegenseitig die Schuld zu schoben.
Sie wischte sich die leichten Schweißperlen von der Stirn, die sich während des Traumes gebildet hatten. Wenn es denn wirklich ein Traum war. Geschlafen hatte sie ja immerhin nicht. Sie vernahm Thirak, der sie besorgt beobachtete.
“Ach und wo warst du denn die letzten Tage? Hast dich wohl mit deiner Königin verabredet!”, rief der alte Mann der Daskina-Rebellen plötzlich.
Noch erschöpft von den Gedanken entgegnete Octavia: “Er war bei mir…”.
“Seht ihr, ich hatte recht… Er hat sie um seinen Finger gewickelt und sie merkt es nicht einmal! Außer aber, sie macht inzwischen gemeinsame Sache mit unserem Feind!”, rief der Mann. “Er hat wohl gewisse Vorzüge, womit er sie blind macht!”.
Octavia verstand nicht recht was er meinte. Vermutlich konnte man dies auch  deutlich aus ihrer Mimik entnehmen.
“Vorsicht Cearl!”, warf Kael nun erbost ein, “Das ist noch immer meine Schwester, über die du sprichst!”.
Dabei ging er schon deutlich auf den Mann zu. Nur Phelan konnte ihn irgendwie noch zurückhalten.
“Verzeih mir Kael, ich denke wir alle hier bei den Süd-Rebellen schätzen dich… Aber es ist doch so! Zwei mal ließ sie sich auf Männer des Hauses Vaneryen ein… Sie war plötzlich verschwunden…”, erwiderte der Mann, der ins Schwitzen kam, “...Dann lasst doch die Hand der Königin sprechen! Mit wem hast du dich die letzten Tage immer wieder getroffen?”.
Die junge Rebellin war entsetzt darüber, dass anscheinend noch immer Anhänger der Süd-Rebellen glaubten, dass Deloth ein Feind war, obwohl er so lange bei ihnen war und ihnen half. Und dazu glaubten sie, Octavia selbst würde die Rebellen verraten und mit Kiana gemeinsame Sache machen.
Erst schwieg sie, denn sie wartete die Antwort von Loki ab, der aber nichts sagte. Ihre Blicke kreuzten sich und sie erkannte seinen schmerzenden Blick. Octavia hoffe nur nicht, dass der alte Mann recht hatte.
“Hätte ich die Hauptmänner nicht getroffen, wärt ihr schon lange tot!”, sagte Loki.
Der Mann, der wohl Cearl hieß, hielt seine Arme siegend in die Höhe und rief:”Ha! Hab ich es euch nicht gesagt!”.
Die Antwort Lokis erschütterte die junge Frau. Immer wenn er weg war, erzählte er, er hatte nur die Umgebung erkundet oder etwas Essbares besorgt. Wenn er schon damit log, was hatte er noch erfunden, um nicht getötet zu werden? Hatte der alte Mann wirklich recht und sie hatte sich um den Finger wickeln lassen?  War sie blind vor der Wahrheit?
“Ist das wahr?”, fragte Octavia bestürzt, während ihre Stimme versagte. Loki nickte ihr nur zustimmend zu. “Ich musste es tun…”, sagte er noch, “...Kiana hätte ihre ganze Armee hier hoch geschickt!”.
“Das ich nicht lache!”, rief der Mann namens Cearl unter großer Zustimmung der anderen. Octavia versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. Neben der Traurigkeit stieg in ihr eine unfassbare Wut hinauf. Wut auf sich selbst und auf Loki.
“Ihr versteht auch gar nichts…”, fing Loki an, “...Ihr habt nicht die geringste Ahnung, wozu Kiana noch fähig ist, obwohl sie Minas-Tirith den Erdboden gleich gemacht hat! Ihre Macht, ihr Drache und die neusten Waffen werden euch alle… einen nach den anderen töten!”.
Wieder brach große Diskussion unter den Anwesenden aus. Octavia versuchte alles um ihre Gefühle im Griff zu halten. Alle waren so weit weg von ihr. Egal ob Kael, Thirak oder selbst Phelan Belatan. Sie fühlte sich zwischen all den Daskina-Rebellen so klein und hilflos.
“Ihr habt die größte Waffe gegen Kiana hier bei euch!”, beschwerte sich Loki weiter. Octavia sah auf, denn sie vermutete was er sagen wollte. Sie musste ihn aufhalten, denn niemand sollte von ihrem wahren Vater erfahren. So schnell es ging versuchte sie ihn zu erreichen, doch sie schaffte es nicht.
“Halt! Loki, Stop!”, rief sie immer wieder. Doch es war zu spät. Die Worte glitten ihm, so aufgebracht wie er war, über die Lippen.
“Sie ist die Halbschwester Kianas! Die zweite Tochter Thurions!”, rief er und zeigte dabei auf sie, “Und ihr verärgert sie? Sie ist auch eine Maia, verdammt! Eure Waffe gegen die Königin!”.
Genau diese Worte wollte sie nicht hören. Genauso wenig wollte sie, dass irgendjemand anders sie hörte. Nachdem ein lautes Raunen durch die Halle hallte, hatte sie das Gefühle alle Augen wären auf sie gerichtet. Selbst Thirak starrte sie förmlich an. Einzig und allein Kael vergrub sein Gesicht in seine Hände. Der Hass in ihr drinnen wurde stärker. Sie fragte sich, ob Loki absichtlich ihr Geheimnis ausplauderte. Vielleicht wollte er sie vor allen demütigen, oder sie vor allen unbeliebt machen, weil er sich noch für die verlorene Schlacht Rächen wollte. So viele Gedanken schwebten ihr im Kopf.
“Das ist interessant…”, hörte sie noch Barnolf Godon leise sagen, doch ihr war es egal. Was machte es jetzt für einen Unterschied.
Sie stürmte nur noch auf Loki zu, griff sich ihr Schwert und packte Loki an den Klamotten.
“Es tut mir leid… Ich wollte nicht…”, wollte er gerade sagen, da schubste sie ihn zwei Rebellen entgegen.
“Los, bringt ihr raus!”, sagte Octavia nur wütend.

Draußen war der Boden wieder feucht und schlammig. Leichter Nebel breitete sich um das Lager herum aus. Es hatte wohl geregnet, als die Diskussion ausbrach. Immer wieder hörte sie beim herausgehen die Rufe von Thirak und Phelan, die sie aufhalten wollten. Die Mitglieder der Süd-Rebellen dagegen feuerten die ganze Situation an. Sie warteten scheinbar schon erpicht darauf, die rechte Hand der Königin tot zu sehen.
Octavia war dem auch nicht abgeneigt. Immerhin hatte er sie verraten, hatte ihr Geheimnis ausgeplaudert, womit sie selbst noch nicht zurecht kam. Sie wollte es ihrem Bruder selbst sagen. Die richtige Gelegenheit dafür finden. Stattdessen nahm er ihr jede mögliche Chance. Und dann log er ihr noch in ihr Gesicht. Er traf sich immer wieder mit Abgesandten aus Fornost um Informationen auszutauschen und ihr vermittelte er ein Gefühl von Fürsorge. Sie wusste nicht recht ob sie mehr Hass auf Loki haben sollte, weil er ihr etwas vorspielte, oder auf sich selbst, da sie ihm überhaupt vertraute und sich auf ihn einließ.
Die zwei Rebellen brachten Loki nach draußen und drückten ihn zu Boden. Viele Schaulustige kamen dazu, die ebenfalls den Hauptmann der Königin beschimpften. Octavia drängte sich durch die vielen Männer und Frauen, die mit aus dem Haupthaus kamen. Sie sah auf Loki herab, der vor ihr auf den Knien war. In ihr sprudelte die Wut, die er in ihr auslöste.
“Octavia, bitte tu das nicht!”, sagte Thirak, der ihr nach draußen gefolgt war und neben ihr stand, “Du bist keine Mörderin!”.
“Da liegst du falsch!”, entgegnete sie nur kühl und hielt Loki ihr Schwert an den Hals.
Loki sah daraufhin zu ihr auf und entgegnete ruhig: “Na las, bring es hinter dir…”.
Auch wenn sie ihm am liebsten sofort das Schwert in den Hals rammen wollte, hielt etwas in ihr sie auf, als er die Worte sagte und sie traurig ansah. Im gleichen Moment ertönte der Alarm der Rebellensiedlung. Immer wieder hallte der Schlag auf eine Metallscheibe durch den Wald. Die umherstehenden Rebellen wurden alle in ihre Häuser geschickt, nachdem Phelan und Thirak riefen, dass Feinde gesichtet wurden. Octavia ließ sich davon weniger beeindrucken. Sie wollte den Mann, der vor ihr auf dem Boden kniete, tot sehen.
“Octavia!”, versuchte Phelan sie zu erreichen, aber sie wollte und konnte ihn nicht hören. Zu sehr stieg der Zorn in ihr auf.
“Octavia, nimm das Schwert herunter!”, mahnte Phelan weiter, “Und komm nach drinnen!”.
 Aber die junge Frau zeigte keine Regung. Sie hielt die Klinge ihres Schwertes weiterhin an Lokis Kehle und starrte ihn an.
“Sie haben Deloth genauso auf die Knie gedrückt…”, fing er schließlich an, “...Barnolf stand an der gleichen Stelle, dort wo du stehst… Er hielt ihm eine Klinge an seinen Hals!”.
Octavia kamen wieder die Erinnerungen an Deloth in dem Sinn. Sie sah ihn vor sich, sein Gesicht. Wie er dort Kniete und Barnolf ihm sein Schwert an den Hals hielt. Wie Barnolf ihm die Kehle aufschnitt und Deloth zu Boden fiel. Auch an ihren Tagtraum von vorher dachte sie für einen kurzen Moment.
“Ich weiß…”, presste sie nur heraus, während ihre Lippen bebten,”...Ich war selbst dort…”.
“Wenn du das tust, machst du das gleiche was Deloth widerfahren ist mit ihm!”, sprach Phelan ruhig.
Ihr hasserfülltes Gesicht formte sich in ein traurigen Ausdruck. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Auch wenn sie Loki in die Augen sah, hatte sie das Gefühl Deloth vor sich auf dem Boden knien zu haben. Sie schluchzte und warf schließlich ihr Schwert auf den Boden. Sie konnte ihre traurigkeit nicht mehr zurückhalten, ebensowenig wie die vielen Tränen, die über ihr Gesicht flossen. Phelan versuchte sie in ihre Arme zu nehmen und redete ihr immer wieder zu.
“Es ist okay…”, wiederholte er oft, “...Es ist okay, lass uns nach drinnen gehen…”.
Doch ihr halfen all diese Worte nichts. Sie wollte auch nicht wieder in das Haupthaus der Daskina-Rebellensiedlung hinein, geschweige denn überhaupt in der Siedlung bleiben. Sie beschloss einfach abzuhauen. Es war doch sowieso egal. Es dachten doch alle, dass sie auf Kianas Seite war. Zu diesem Zeitpunkt erst recht, nachdem Loki die Wahrheit über ihren Vater verriet. Die Trauer und der Schmerz in ihr waren so stark, dass sie dachte sie zerbrach innerlich. Für sie fühlte es sich so an, als schnitt ihr jemand ihr Herz heraus, wie sie es bei Deloths Tod fühlte.
“Octavia warte!”, hörte sie Phelan noch rufen, “Wo willst du denn hin?”.
Sie wollte allerdings nicht darauf hören. Sie wollte nur noch weg. Schluchzend rannte sie durch die Tore des Palisadenwalls und in den Wald von Eregion hinein. In erster Linie war es ihr egal wohin. Hauptsache weg von allen...

Octavia flieht in unbekannte Richtung...
Titel: Wald von Eregion (Süd-Osten Arnors)
Beitrag von: Darkayah am 27. Jan 2021, 14:50
Wald von Eregion (Arnor)

Octavia läuft durch den Eregion-Wald um Arnor zu verlassen….

Die junge Frau rannte durch den Wald von Eregion auf die große Hauptstraße. Ihr war nicht direkt bewusst, wohin sie rannte. Ihr war es auch egal. Sie wollte nur noch weg von all denen, die ihr scheinbar schlechtes wollten. Vor allem konnte sie ihrem Bruder nicht mehr in die Augen sehen, nachdem Loki einfach das Geheimnis ausplauderte. Sie wollte es Kael sagen. Sie wartete auf den richtigen Augenblick, die richtige Möglichkeit. Diese wurde ihr von Loki genommen. Von dem Mann, der sie nur belogen hat, um seinen eigenen Vorteil daraus zu ziehen.
Sie war schon eine Zeit lang unterwegs. Immerhin brach der Tag schon an.  Der Himmel färbte sich in tiefen Lila und Orange. Die leichten Wolken bedeckten noch die Sonne, die versuchte ihre Strahlen auf die Erde zu bringen. Wassertropfen bedeckten die Pflanzen und ein seichter Wind, flog durch die Wälder.
Obwohl es recht kalt war, fror die junge Frau nicht. Die Wut ließ sie eher innerlich kochen. Auch wenn sie versuchte an etwas anderes zu denken, ging ihr der Streit der Rebellen nicht aus dem Kopf. Zu sehr saß die Erschütterung, dass die anderen Rebellen wirklich dachten sie unterstützte die Königin, in ihr. Jedoch jubelten sie ihr zu, als sie Loki hinrichten wollte. Sie konnte es zwar verstehen, immerhin begehrte sie selbst das Blut der Anhänger ihrer Feind, doch dass sie sich dermaßen hinein steigerten ließ die junge Frau erschrecken. Es war genau die Gleiche Situation wie bei Deloth. Jemand bezichtigte ihn des Verrates und die Menge forderten seinen Tod. Klar waren die Anschuldigungen bei Loki wahrscheinlich berechtigt, da er log und sich mit Männern der Krone traf, aber sie wollte nicht an der gleichen Stelle wie Barnolf stehen.
Ich darf mich nicht mehr so sehr täuschen lassen..., redete sie sich ein. Ein lauter und tiefer seufzer drang aus ihrer Brust. Inzwischen wusste sie, wohin der Weg sie führte: Noch immer stand das Turnier in Minas-Tirith bevor! Es war ihre Gelegenheit die Königin zu töten und das Leid zu beenden. Sollten doch alle glauben, dass sie mit Kiana Verwandt war. Wenn sie die Königin tötete, würden alle endlich sehen dass Octavia sie auch verabscheute.
Für einen kurzen Moment stockte sie. Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie aufhorchen. Hinter einer Biegung, die die Straße machte, erkannte sie eine  Person, die an einen Karren fuchtelte. Im leichten Fackelschein sah sie, dass es sich um Lennox, einem Mitglied der Daskina-Rebellen handelte. Er war auch dabei, als Deloth verbrannt wurde. Er war mit dem Rücken zu ihr gedreht und schien etwas am Boden zu suchen. Octavia entdeckte ein Schwert, welches vor ihr auf dem Boden lag und hob dieses auf.
“Ist was passiert?”, fragte sie ihn.
“Äh… Ja… Nein!”, antwortete er verwirrt, “Wer seid ihr?”.
“Suchst du das?”, wollte Octavia wissen und hielt ihm das Schwert entgegen.
“Ah, ja danke… Ich bringe den Karren in das Lager, er enthält eine Lieferung Waffen!”.
Octavia zog ihre Augenbrauen hoch und erwiderte: “Vielleicht solltest du aufpassen, wem du das erzählst… Nicht das noch Soldaten der Krone hier vorbeikommen!”.
Er versuchte Octavias Gesicht zu erkennen und hielt die Fackel vor sich.
“Ah! Du bist eine von den Ersten, die die das Lager der Süd-Rebellen gegründet haben, richtig? Du bist Octavia Sagitta und bist doch zu den Nord-Rebellen gegangen, stimmts?”, stellte er erstaunt fest.
Die junge Frau seufzte erneut. Sie spürte, wie ihre Augen nur wieder feucht wurden, wenn sie an die Flucht und die Ankunft nach Arnor dachte.
“Ich bin keine Daskina, keine Utarra…”, sagte sie mit zittriger Stimme, “...Ich bin nichts…”.
Sie wusste, dass Indro ebenfalls Wütend auf sie sein würde, wenn er erfuhr wohin sie ging. Er hatte seinen Standpunkt vor wenigen Tagen deutlich gemacht.
“Das stimmt doch nicht! Du bist genau wie ich eine geflüchtete aus Gondor, die Zuflucht hier in Arnor bekommt!”, entgegnete er freundlich, “Wenn du willst nehme ich dich mit!”.
Octavia schüttelte nur den Kopf, während sie ihre Hand schützend vor ihr Gesicht hiel um die Tränen zu verstecken. “Nein, ich muss weiter…”, sagte sie nur und ließ den jungen Mann zurück, um weiter die Straße entlang zu gehen.
Wenn er von meinem wahren Vater wüsste, würde er mich auch nur hassen, dachte sie sich.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, was dafür sprach, dass es Mittag sein musste. Sie war schon ein weiteres Stück vorwärts gekommen. Sie erreichte das Ende des Eregion Waldes. Bis auf Lennox traf sie keine Seele auf der Hauptstraße. Weder Soldaten noch Händler. Ihr war es recht. Immerhin trug sie keine Waffen bei sich. Sie ließ alles in der Rebellensiedlung zurück. Wahrscheinlich brauchte sie diese auch nicht mehr, wenn sie in Minas-Tirith war um Kina zu töten. Sie wusste ja nicht, ob sie es lebend aus der Hauptstadt schaffte. Daran hängen tat sie ja sowieso nicht. Besonders zu diesem Zeitpunkt nicht.
Sie vernahm das Schlagen von Hufen auf Stein, dass schnell immer näher kam. Sie überlegte noch, sich am Rand zu verstecken, doch es gab keine Möglichkeit, da sie sowieso am Ende des Waldes angekommen war.
Octavia drehte ihren Kopf nach hinten, als sie den Reiter erkannte der im schnellen Tempo die Straße entlang ritt. Bevor er sie erreichte und an ihr vorbei ritt, bremste er das Pferd ab und blieb bei ihr stehen. Das Pferd wieherte und schnaubte. Sie erkannte Thirak Eisen, der auf dem Tier saß.
“Octavia!”, rief er, “Da bist du ja!”.
Das hatte ihr noch gefehlt. Jemand der ihr folgte. Sie antwortete ihm nicht.
“Komm, ich bringe dich zurück…”, fing er an, “...Wir haben uns schon Sorgen gemacht!”.
Die junge Frau beobachtete ihn, wie er vom Pferd abstieg und mit den Zügel in der Hand auf sie zu ging. Für Octavia war eigentlich sicher, dass sie nicht mehr zurück zu den Süd-Rebellen ging. Ihr Weg führte sie nach Minas-Tirith.
“Was soll ich denn da?”, erwiderte sie mit brüchiger Stimme, ”Es hassen mich doch sowieso alle, nachdem was Loki sagte….”.
“Das ist Unsinn!”, sagte Thirak und verzog sein Gesicht. Octavia war nicht davon überzeugt. Sie konnte es bei bestem Willen nicht glauben.
“Dein Bruder ist krank vor Sorge und sucht schon im Norden nach dir!”, sagte er.
“Ich kann nicht zurück… Ich muss nach Minas-Tirith…” , versuchte sie ihm klar zu machen.
“Tu das nicht, du weißt nicht was das bedeutet…”, flehte er schon fast, “...Vielleicht gelingt es dir nicht und du wirst dabei sterben!”.
Octavia drückte die Luft heraus. Es war schon fast ein lachen. Sie bemerkte, dass Thirak sie daraufhin besorgt ansah, da er scheinbar verstand, dass ihr das egal war.
“Na los…”, sagte er wieder, “...Komm mit mir und wir können alle in Ruhe reden!”.
Dabei hielt er Octavias Schwert und Lokis blutroten Mantel in ihre Richtung. Sofort nahm sie beides in ihre Hände und legte sich den Umhang um. Dann hing sie ihr Schwert, dass in einer Scheide aus Stoff war an den Rücken.
Zunächst wirkte Thirak erleichtert und machte sich bereit der jungen Frau auf dem Rücken des Pferdes zu helfen, doch als sie auf dem Rücken saß und bevor er selbst aufsteigen konnte, ließ sie das Pferd einige Schritte von ihm weg traben.
“Bitte, Octavia…”, rief er verzweifelt,”...Tu das nicht… Dein Bruder liebt dich…”.
Octavia versuchte die Worte einfach zu ignorieren und ritt weiter die Straße lang.
“Weißt du, manchmal müssen wir uns dem Vergangenen stellen…”, rief er ihr hinterher, “...Und ich weiß dass ich dich liebe, egal wie die Wahrheit  ist oder welche Fehler du machst!”.
Die junge Frau versuche nicht zu zu hören, auch wenn es ihr schwer fiel. Besonders nachdem er diese Worte rief. Leichtes entsetzen breitete sich in ihr aus. Meinte er es ernst und er liebte sie? Wollte er sie damit nur aufhalten? Oder machte er sich damit nur über sie lustig, weil sie sich auf Loki einließ?
Auch wenn es eine geheime Wohltat war, dies von Thirak zu hören, konnte sie es nicht zugeben. Etwas in ihr wollte sie umdrehen lassen, aber sie versuchte es zu unterdrücken. Es spielte nämlich keine Rolle, denn sie hatte ihr Ziel vor Augen und konnte dabei sterben. Solche Gefühle würden sie nur ablenken und schwach machen.
Deshalb ritt sie einfach weiter und ließ Thirak hinter sich zurück, um in die Hauptstadt zu gelangen….

Octavia Sagitta auf dem Weg nach Minas-Tirith der Hauptstraße entlang durch Rohan... (https://modding-union.com/index.php/topic,36630.msg484506.html#msg484506)
Titel: Wald von Eregion (Süd-Osten Arnors)
Beitrag von: Darkayah am 10. Feb 2021, 15:02
Wald von Eregion (Arnor)

Octavia zurück aus Gondor (https://modding-union.com/index.php/topic,36466.msg484619.html#msg484619) in Arnor…


Octavia wusste selbst nicht wirklich, wie sie es aus den tosenden Fluten geschafft hatte. Sie hatte sich nur in einer Abbiegung an einem  Ast festhalten können, der im Fluss getrieben wurde. So konnte sie an das Ufer gelangen und unbemerkt entkommen. Sie hatte aber großes Glück gehabt, dass sie von einem unbekannten Mann versorgt worden ist. Er sprach nicht viel von sich, aber halt dabei nicht von den Truppen der Königin entdeckt worden zu sein.
Dort verharrte sie noch die Nacht, trotz ihrer nassen Kleidung die sie zum frieren brachte und wartete im Gestrüpp, bis Sanya und ihre Männer aus der Sichtweite waren. Schnell machte sie sich über die Entwasser, am Isen entlang durch Rohan auf dem Weg in den Norden nach Arnor  in Sicherheit.

Die junge Frau lief am Rande der Hauptstraße entlang, um auf direktem Wege zum Wald von Eregion zu gelangen. Sie versuchte immer im Schutz der Bäume zu bleiben. Sie wollte nur noch die Daskina-Rebellensiedlung erreichen, obwohl ungewiss war wie die Süd-Rebellen auf sie reagierten, nachdem Loki ihr Geheimnis Preis gab. Für einen kurzen Moment überlegte sie, ob es nicht besser war zu den Utarra-Rebellen zu gehen. Zu Indro. Doch er war sicher nur von ihr enttäuscht und wollte sie nicht mehr sehen. Er machte ihr deutlich, dass sie nicht mehr seine Blutkriegerin sein konnte, wenn sie nach Minas-Tirith geht.
Aber Octavia  wollte auch nur noch ihren Bruder in die Arme schließen. Sicher ob er sie wirklich sehen wollte, konnte sie nicht bei ihm auch nicht sein.  Vielleicht sah er sie auch schon gar nicht mehr als Schwester und würde es gutheißen sie verstoßen. Die junge Rebellin ging davon aus, dass er sie hasste und verachtete, nachdem er nun die Wahrheit kannte. Immerhin ist ihre Mutter wegen des Geheimnisses gestorben. Und dann hatte sie noch den selben Vater wie Kiana.
Der hölzernen Wall der Siedlung war schon zwischen den Bäumen sichtbar. Octavia ging mit einem mulmigen Gefühl weiter darauf zu.
Gerade am Tor angekommen, stürmten einige der Wachen hinaus.
"Was ist hier los?", fragte sie hektisch. Doch niemand antwortete ihr, da die Rebellen scheinbar andere Dinge im Kopf hatte.
Als sie in die Richtung sah, in der die Süd-Rebellen rannten, erkannte sie nur weitere Personen, die verletzt waren. Auch wurden manche auf selbstgebauten Liegen getragen. Fand etwa vor kurzem ein Kampf statt? Haben Kianas Truppen angegriffen? In ihrem Kopf hatte sie so viele Fragen, doch es war der falsche Zeitpunkt sie zu stellen.
In der Menge erblickte sie Thirak, auf den sie sofort zu lief.
"Was ist passiert?", fragte sie erneut.
"Dein Bruder hat einen Angriff gegen eine Truppe des Legaten aus Fornost begonnen … Es war hirnrissig…", entgegnete er außer Atmen und wirkte dabei erbost. War er wegen ihr wütend? Vielleicht weil sie zurückgekehrt war? Octavia fühlte sich unsicher. Sein Gesicht war blutverschmiert, was aber vermutlich nicht sein eigenes war. Sie fragte sich selbst, warum Kael so etwas tat? Er empfand Octavias Handeln schon oft genug als vorschnell und gefährlich.
Dann sah sie Kael, der von einigen Männern getragen wurde.
Nein, nein… Ihm darf nichts zugestoßen sein.. , sagte sie sich selbst immer wieder. Thirak schrie immer wieder herum, dass die Schaulustigen Platz machen und den Verwundeten helfen sollten. Schnell folgte die Rebellin den Männern, die Kael trugen.

Sie brachten Octavias Bruder in das Haupthaus in der Mitte der Siedlung und legten ihn auf dem Tisch.
"Schnell, bringt mir Wasser!", rief sie einigen Rebellen zu und drückte einen von ihnen eine Schüssel in die Hände. Sie nahm sich ein Stück Stoff und tupfte die schwitzige Stirn von ihrem Bruder ab. Noch nie hatte sie ihn so Hilflos und verletzt gesehen. Sonst war er es, der immer auf sie aufpasste und ihre Wunden versorgte. Als der Mann mit der Schüssel voller Wasser zurückkehrte, wischte Octavia das Blut und den Dreck von Kaels Gesicht. Dabei ging sie liebevoll und behutsam vor.
Vorsichtig öffnete er seine Augen und blinzelte die junge Frau an. “Du bist zurück…Ich dachte ich würde dich nie wieder sehen...”, hauchte er vor sich hin. “...Bin ich etwa… schon tot?”.
Octavia konnte die Tränen kaum zurückhalten, als er das sagte und  lächelte ihn trotzdem sanft an. “Hey, großer Bruder… Ich werde auf dich aufpassen, ich werde dir nicht böses zustoßen lassen!”.
“Genau das habe ich dir am Tag deiner Geburt gesagt…”, lächelte er ihr entgegen. Am liebsten wollte sie einfach wieder weinen, weil die Worte sie unendlich glücklich machten. Er liebte sie scheinbar noch immer. Er fing zu husten an. Octavia versuche ihn still zu halten. “Schhht….”, machte sie nur und streichelte sein Gesicht beruhigend. Schnell versorgte sie noch seine wunden, so gut sie konnte. Äußerlich hatte er zwar keine großen verletzungen, bis auf ein paar Schnitte, aber die anderen erzählten, dass er von seinem Pferd fiel, sodass er sich dann alleine durchkämpfen musste. Octavia reinigte und verband die äußeren Wunden vorsichtig. Phelan, der dazu stieß, wies die Rebellen an Kael in sein Haus zu bringen, damit er sich erholen konnte.

Erschöpft setzte sich Octavia an einen der Tische und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände, während ihre Arme den Kopf stützen.
Ich hätte lieber hier bei ihm bleiben sollen, warf sie sich selbst vor. Sie stellte ihre eigenen Gefühle und Gelüste vor allen anderen und dann gelang es ihr nicht einmal, die Königin zu töten. Dafür starb Kael fast.
“Du bist also zurück…”, ertönte eine gedämpfte aber vertraute Stimme hinter ihr. Es war Thirak, der sie besorgt ansah. “Hattest du erfolg mit deinem Vorhaben?”. Er setzte sich neben ihr an den Tisch und drehte sich zu ihr.
“Nein…”, entgegnete Octavia nur kurz und enttäuscht. Sie wusste auch noch nicht, wie sie auf Thirak reagieren sollte, nachdem er ihr sagte, dass er sie liebte. Ob es wirklich so gemeint war wie sie dachte, traute sie sich allerdings auch nicht zu fragen. Sie wollte nicht wie ein Dummkopf erscheinen.
“Kiana ist verrückt…”, sagte die junge Rebellin seufzend. "...Sie ist von ihren Taten überzeugt und denkt sie alleine tut das richtige…”.
“Verschiedene Umstände haben sie so werden lassen…”.
“Müsstet ihr mich nicht alle hassen, dass ich das Gleiche Blut mit Kiana teile?”, fragte Octavia stumpf. Ihre Stimme klang dabei kratzig und überanstrengt. Thirak ging sich mit der Hand durch den Bart und stöhnte.
“Warum sollte das jemand tun? Du hast dir nicht ausgesucht, mit wem du verwandt bist…”, entgegnete er ruhig. “Siehst du… Dein Bruder war der festen Überzeugung, dass du zurückkehren würdest… Die anderen haben ihm nicht viel Hoffnung gemacht. Trotzdem wollte er dir hier ein zu Hause schaffen… Einen Ort, an dem Kiana keinen Einfluss mehr hat… Deshalb hat er diesen Waghalsigen Angriff unternommen…”.
“Dieser Dummkopf…”, schnaubte sie nur. “Mich hätte er davon abgehalten…". Auch wenn ihre Augen glasig waren, konnte sie nicht Weinen. Sie war von den letzten Ereignissen zu erschöpft. Sie wollte es, aber keine Träne lief über ihre Wangen.
"Ich hab einem Mann vertraut, der uns die ganze Zeit verraten hatte… Loki ist jetzt wieder an der Seite seiner geliebten Königin!”, stöhnte Octavia.
“Er ist an ihrer Seite weil Phelan und ich ihn dorthin geschickt haben… Hätten wir ihn bei uns behalten, hätte einer der anderen Rebellen ihn getötet was dann zur Folge gehabt hätte, dass Kiana einen Vergeltungsschlag ausüben könnte…”.
Die junge Frau löste ihren Zopf, der ihr bis unter die Schulterblätter reichte und lehnte sich im Stuhl zurück. Das Lachen konnte sie sich nicht verkneifen. Loki konnte ja überall hingehen. Stattdessen entschied er sich wieder am Rockzipfel Kianas zu klammern. Gut, er half ihr bei der Flucht, aber eine Entschuldigung war es für die nicht.
“Minas-Tirith hat sich verändert… Ich weiß nicht ob ich jemals wieder dorthin zurück will…”, seufzte sie tief heraus.
“Dann machen wir den Norden zu unserem zu Hause! Dich wird freuen, dass die Offensive gegen Fornost schon voll im Gange ist.”, sagte er lächelnd. Sie zog ihre Augenbrauen erstaunt nach oben. Die Vorstellung fehlte ihr, dass nun wirklich Bewegung in die ganze Sache kam. Immer wenn davon geredet wurde, hörte es sich so weit weg an.
“Wurde auch langsam Zeit…”, scherzte sie sarkastisch. Im gleichen Moment platze Phelan wieder in das Hauptgebäude. Er wirkte erstaunt aber erleichtert und gleichzeitig erbost. Octavia wusste nicht ganz, wie sie seinen Gesichtsausdruck deuten sollte.
“Octavia!”, rief er. “Du bist zurück!”.
“So sieht es aus…”, sagte sie.
“Wo bist du gewesen? Wir haben uns große Sorgen gemacht!”.
“Ich habe versucht die Königin zu töten… Ich stande schon vor ihr…”, antwortete die junge Rebellin ziemlich gleichgültig. Phelan setzte ein Blick auf, als wollte er ihr nicht glauben. Doch dann begriff er, dass sie es ernst meinte.
“Weißt du was das bedeutet? Weißt du was du damit auslösen könntest?”, pures Entsetzen sprach aus ihm heraus.
“Es bedeutet, dass ich es nicht geschafft habe… dass ich versagt habe...”, sagte sie kurz und von sich selbst enttäuscht.
“Das bedeutet, dass die Königin nach dir suchen lassen und mit ihrer Armee hier im Norden stehen wird, um dich zu finden!”.
“Lass sie doch erst einmal ankommen Phelan…”, wandte Thirak ein.
“Gut… Der Angriff gegen die Krone in Arnor ist schon in Bewegung geraten und die nächsten Tage sind entscheidend… Wir haben keine Zeit, um über so etwas  nachzudenken…”, seufzte Phelan Belatan.
“Ich hätte ja einfach sterben können, dann hättet ihr das Problem nicht!”, fauchte Octavia ihn an. “Sie haben mich nämlich schon gefangen gehabt…”. Beide Männer starrten sie an. "Aul sie mich nach Minas-Tirith bringen wollten, bin ich dann in ein Fluss gestürz und fast ertrunken… Wäre dann wohl besser gewesen…".
Es war fast wie sie gedacht hatte. Sie war  noch immer die Schuldige. Der Anführer der Daskina-Rebellen verdrehte die Augen und Octavia warf ihm nur einen giftigen Blick zu.
“Octavia, es geht nicht immer nur um dich…”, entgegnete Phelan.
“Aber darum, dass ich Kianas Schwester bin!”, zischte Octavia.
“Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt Octavia!”.
“Wir haben genug Verletzte, die versorgt werden müssen… Octavia, dein Bruder braucht dich… Wir sollten nicht streiten… Wir sollten uns lieber ausruhen, um für den bevorstehen Krieg ausgeruht zu sein!”, unterbrach Thirak das streitgespräch zwischen Octavia und Phelan.
Der Anführer der Süd-Rebellen stimmte Thirak zu und öffnete daraufhin seine Arme. Die junge Rebellin verstand zunächst was er wollte. Auch war sie noch wütend.
“Na los… Komm her…”, sagte er mit einem ruhigen Ton. Thirak sah sie mahnend an, sodass sie ihre Augen rollte. Zögerlich erhob sie sich von ihrem Stuhl und stapfte auf ihn zu und Phelan schloss sie in ihre Arme. In gewisser Weise tat es ihr gut. Es gab ihr das Gefühl, dass zumindest einige wenige Menschen sie nicht verachteten.
“Ich bin froh, dass du wieder da bist!”, sagte Phelan väterlich und wuschelte durch ihre Haare.
Dann verließ er das Hauptgebäude um den anderen Rebellen in der Siedlung zu helfen. Octavia seufzte und kämmte ihre Haare mit ihren Fingern durch, um sie wieder zu richten. Sie beäugte Thirak, der sie dabei die ganze Zeit beobachtete. Am liebsten wollte sie auch ihn in die Arme nehmen. Doch sie wagte es nicht. Sie war sich noch immer unsicher.
“Ich werde jetzt nach meinem Bruder sehen!”, sagte Octavia zögerlich, während sie sich wieder ihre Haare zu einem hohen Zopf zusammen band. Thirak nickte ihr zu. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er ihr noch irgendetwas sagen wollte. Auch sie hatte innerlich noch das Bedürfnis mit ihm über die Worte zu reden. Doch sie brachte es nicht über das Herz.

So huschte sie schnell durch die Siedlung in das Haus von Kael. Sie konnte sich so um ihn kümmern und Thirak so aus dem Weg gehen.
Ihrem Bruder zu versorgen war zumindest das mindeste was sie für ihn tun konnte. Er hätte für sie wahrscheinlich das selbe für sie getan. Zumindest in den letzten Jahren. Auch war sie selbst von den letzten Strapazen erschöpft und wollte sich erholen.
Sie sah nochmal nach ihrem Bruder und tupfte mit einem nassen Tuch seine Stirn ab. Octavia legte sich in ein anderes Bett, welches sich auf der anderen Seite befand und streckte ihre Gliedmaßen von sich.
Endlich ein vernünftiges Bett, dachte sie sich. Sie war so lange unterwegs. Musste so viele Schmerzen ertragen. Doch nun war sie zurück. Wenn auch unzufrieden ,dass sie es nicht geschafft hat, Kiana Vaneryen zu töten. Ein tiefer seufzer drang aus ihrer Brust hervor und sie hielt sich die Schmerzenden Stellen ihres Körpers. Es dauerte aber nicht mehr lang und sie schlief selbst ein…



Octavia in der Daskina-Rebellensiedlung…
Titel: Fornost (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 11. Feb 2021, 21:31
Fornost (Arnor)

Octavia auf dem Weg nach Fornost…


Die nächsten Tage blieb Octavia meist an der Seite von Kael, bis es ihm besser ging. Zu ihrem Glück erholte er sich schnell, sodass sie sich um ihn  keine weiteren großen Sorgen machen musste. Auch war sie auch froh, dass niemand etwas zu ihrem Geheimnis sagte, welches Loki preisgegeben hatte.
Selbst die Leute, die Octavia bezichtigten, mit Kiana zusammen zu arbeiten, weil sie ihre Halbschwester war, sagten nichts mehr zu ihr. Sie hoffte, dass die Süd-Rebellen vielleicht  einfach die Worte von Loki vergessen hatten.
Aber wahrscheinlich lag es aber auch nur daran, dass der Angriff auf Fornost bevorstand und so keiner Zeit und Kopf dazu hatte die junge Rebellin zu verurteilen.
Der Angriff sollte diskret verlaufen. Fornost war von zwei Mauern umgeben: Die äußere Mauer, wo sich die alten Wohnviertel der Stadt befanden. Diese waren aber überwiegend leer und nur noch von wenigen Menschen bewohnt. Nur einzelne Truppen der Krone lagerten dort um Eindringlinge rauszuhalten, die in die Stadt kamen und dort  nichts zu suchen hatten. Nur die Bewohner der Stadt selbst lebten dort. Der Teil der Stadt war auch größtenteils verkommen. Die innere Mauer umgab den Palast und das alte Regierungsviertel von Arnor. Dort befanden sich der Legat und seine Soldaten. Aber auch die einige Bewohner der Stadt. Generell hatte Fornost keine große Bevölkerung mehr. Es war Platz für viele vorhanden, doch die meisten wanderten nach Angmar oder den Süden ab.
Einige Rebellen schlichen sich in die Hauptstadt Arnors um die Tore zu öffnen, sobald die übrigen vor Fornost bereit waren. Pascima, Dascina und Utarra warteten gemeinsam unter Führung der Freien Arnorischen Armee auf die Möglichkeit endlich Arnor aus den Klauen der Drachenkönigin zu befreien.
Phelan  wollte zunächst nicht, dass Octavia am Angriff teilnahm. Für ihn war es keine gute Idee sie bewaffnet zusammen mit Barnolf Gondon in eine Schlacht zu schicken.  Zum einen da er der jungen Frau das nicht zumuten wollte und zum anderen fürchtete er sich davor, dass sie etwas dummes tat. Allerdings beharrte sie dermaßen darauf, ihren Bruder nicht wieder im Stich lassen zu wollen, sodass Phelan schließlich nachgab und sie gewähren ließ.

Draußen vor den Mauern, im Wald vor Fornost versteckt, traf sie auch auf Indro, der die Utarra-Rebellen anführte. Er selbst schien erst nicht begeistert gewesen zu sein sie zu sehen. Natürlich wusste er von ihrer Reise nach Minas-Tirith und war enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass sie sich von ihren Gefühlen leiten lassen hat, anstatt so zu Handeln, wie er es ihr beibrachte. Ein Krieger konnte nur abwägen was richtig und was falsch war, wenn ihm bewusst war, was er machte. Er sagte immer, dass dies unter dem Einfluss der Gefühle unmöglich war. Auch wenn er wütend auf sie war, konnte er sie nicht ganz verstoßen. Zu stark war die Bindung der beiden inzwischen. Octavia war aber klar, dass sie nicht mehr seine Blutkriegerin sein konnte. Mehr als akzeptieren konnte sie es nicht.
Die Tore öffneten sich und immer wieder betraten Grüppchen der Rebellen die Hauptstadt Arnors. Schließlich war Octavias Gruppe mit Phelan, Thirak, Indro und Kael dran.

Schnell und leise passierten sie die Tore und  liefen durch die verlassenen Straßen. Die junge Frau war leicht irritiert von den vielen leerstehenden und zerfallenen Häusern. Der Anblick war ein ganz anderer, als er sich in Minas-Tirith präsentierte.
Überall lagen leblose Körper der bereits getöteten Soldaten der Krone herum. An den Toren der zweiten Mauer kam es zu kämpfen zwischen Rebellen und den Truppen der Krone. Octavia kämpfte sich mit den anderen durch ihre Feinde um weiter vorzudringen. Überrumpelt, wie die Soldaten von Fornost scheinbar von diesem Angriff waren, konnten sie kaum Gegenwehr leisten. Auch viele Bewohner der Stadt rannten panisch durch das Geschehen. Ihnen tat allerdings niemand etwas.
Die junge Rebellin duckte sich, als eine Salve von Pfeilen aus den Fenstern des Palastes von Fornost verschossen wurden. Im Gedränge hörte sie nur, wie Thirak den Rebellen befahl, sich auf der Mauer durchzukämpfen und ebenfalls Schützen dort zu positionieren. Sie selbst entschied sich dafür, weiter vorzudringen, um in den Palast zu gelangen. Indro und Kael. blieben stets an ihrer Seite.
Einige der Rebellen brachen mit einem Baumstamm die Flügeltüren auf, sodass sie hinein konnten. Octavia folgte ihnen in den Palast. Erst dort befanden sich die meisten Soldaten Kianas. Schnell versuchte sie sich durch die langen Korridore des steinernen Gebäudes durchzukämpfen. Immer wieder versuchten die Verteidiger Barrikaden aufzubauen, um die Rebellen so hinzuhalten. Doch die ersten Barrikaden wurden meist einfach überrannt.
Octavia lief vorne mit dabei, als sie von einer Schaar Armbrustschützen überrascht wurde. Sie sprintete wieder in einen anderen Gang, als die Bolzen in ihre Richtung schossen. Schnell atmend ließ sie sich an der Wand zu Boden rutschen. Barnolf Godon kam den Gang mit seinen Männern entlang. Mit erhobenen Schilden stellten sie sich den Armbrustschützen und streckten sie nieder. Die junge Rebellin sah um die Ecke, um zu sehen, ob die Luft rein war. Ihr war es recht, wenn Barnolf in dieser Schlacht sterben sollte. Dann gab es ein Problem weniger, um das sie sich kümmern musste. Wenn nicht, wollte sie dafür sorgen, dass er ein Schwert in seinem Rücken hatte. In diesem Gedränge fiel es wohl kaum auf.  Sie sah dem Mann noch erzürnt hinterher, der sich mit seinen Truppen durch kämpfte.
Im Selben Moment kamen Indro und Kael wieder an ihrer Seite. Indro beobachtete Octavia die ganze Zeit besorgt, was ihr schließlich auch auffiel.
“Warum guckst du mich die ganze Zeit so an?”, keifte sie ihn an. “Und warum seid ihr beide die ganze Zeit bei mir?”.
“Ich wache darüber, dass du nichts dummes tust, Octavia!”, entgegnete Indro scharf. Die junge Frau verdrehte die Augen. “Was soll ich schon tun?”.
“Wenn du Barnolf tötest, könnte es die ganze Arbeit zunichte und all die Tode sinnlos machen!”.
“Warum sollte ich das machen?”, fragte sie leicht entsetzt, aber eher weil sie sich ertappt fühlte.
“Du hattest deine Gefühle auch nicht im Griff… Bist lieber der Rache gefolgt und nach Minas-Tirith gegangen…”.
Octavia antwortete nicht. Ihr war es klar, dass Indro darüber verärgert war. Doch ändern konnte sie es nicht. Wäre sie erfolgreich gewesen und die Königin tot, hätte niemand ihren Weg hinterfragt. Alle hätten davon profitiert. Sie entschied sich dazu, einfach weiterzugehen. Gespräche gewannen nicht den Krieg, sondern taten.
Wieder kämpfte sie sich durch ihre Feinde, die nur noch vereinzelt in den Gängen des Palastes irrten. Die Taktik der vereinten Rebellen ,die Versorgung von Fornost nach und nach abzuschneiden, zeigte wohl Wirkung. Vor allem mangelte es dem Legaten von Fornost an neuen Soldaten. Somit war es klar, dass nur noch wenige übrig waren.
Sie war in ein Duell mit zwei Männern verwickelt. Irgendwie gelang es ihr, den ersten zu entwaffnen und ihn einen Tritt zu geben, sodass er nach hinten fiel. Die Schwerthiebe des anderen parierte sie und stach schließlich ihre Klinge in seinen Bauch.
“Wie es aussieht hast du nichts verlernt!”, stellte Indro außer Atem fest. Octavia grinste ihm zufrieden entgegen, doch bevor sie etwas sagen konnte, stürmte eine Gruppe von Feinden in den Gang.
“Schnell, zieht euch zu den anderen zurück!”, befahl der Anführer der Utarra-Rebellen. Seine Krieger und Kael rannten in die entgegengesetzte Richtung. Octavia versuchte auch so schnell sie konnte zu rennen, doch auch die Verteidiger zogen das Tempo an. Die junge Rebellin musste aufpassen, nicht über die vielen Körper und Gegenstände zu stolpern, die auf dem Boden verteilt lagen. Sie lief in verschiedene Richtungen, um ihre Feinde abzuschütteln. Indro und die anderen hatte sie schon lange verloren. Mitten im Sprint wurde sie plötzlich gepackt und  in eine Türe hineingezogen.

Es war Barnolf mit seinen Leuten. Auch er schien außer Atem zu sein und nickte ihr zu. Sie schwieg. Bei ihm bedanken wollte sie sich auch nicht wirklich. Wofür auch? Seine Leute verschlossen die Türen und stellten verschiedenste Möbelstücke davor, um sie zu verbarrikadieren.
Der Raum in dem sie waren, wirkte wie die alten Gemächer des ehemaligen Fürsten von Arnor. Zwei weitere Türen waren in diesem Raum. Eine führte zu einem Balkon, die andere vermutlich zu einem anderen Gang des palastes. Auch stand ein großes Bett in der Mitte.
Sie beobachtete Barnolf Godon, wie er auf den Balkon ging und hinaus sah. Überall hörte man Kampfgeschrei und Metall, dass aufeinander prallte.
Octavia setzte sich zunächst auf eine Kiste, die sich in diesem Raum befand. So konnte sie sich wenigstens ein wenig ausruhen. Gleichzeitig musste sie aber auch die Gedanken unterdrücken, Barnolf nicht auf der Stelle töten zu wollen. Für sie war es schon schlimm genug, mit ihm in einen Raum gesperrt zu sein. Es war nur ein Schritt um ihn endlich zu töten. Ein Hieb mit dem Schwert und es war vorbei. Es gab niemanden der sie daran hindern konnte. Lediglich drei Männer von der Freien Arnorischen Armee, die sich mit ihnen im Raum befanden. Davon war einer schwer verwundet.
Sie nahm sich einen kleinen Schleifstein aus der Tasche und wetzte ihre Klinge, um sie zu schärfen. Dabei entging ihr das Gespräch der Männer nicht.
“Barnolf… Ihm geht es zusehends schlechter...”, sagte einer. Barnolf ging auf den Mann, der auf das große Bett  im Raum lag, zu und sah sich seine Wunden an.
“Seine Stirn ist ganz heiß…”, stellte Barnolf fest, der den kopf des Verwundeten berührte.
“Es tut mir leid… Ich konnte der Sache Arnor nicht dienen…”, brachte der verwundete Mann ätchzend hervor.
“Keine Sorge, es wird weitere Kämpfe geben, für die du dich einsetzten kannst!”, entgegnete Barnolf. “Bringt ihn besser hier raus… Sonst überlebt er es nicht...!”.
Octavia wurde hellhörig, als er seinen anderen beiden Männer befahl den Verwundeten hinaus zu schaffen.
Wärst du doch mal so fürsorglich gewesen, als du Deloths Kehle durchtrennt und mich verbannt hast…, dachte sie sich nur. Innerlich kochte sie schon wieder und die Erinnerungen an Deloths Tod drangen in ihren Kopf.
“Ich werde euch nicht alleine lassen, Herr…”, sagte einer der Beiden.
Octavia musste innerlich lachen. Sie wusste nur nicht recht, ob über die väterliche Art von Barnolf für seine Soldaten, oder dass sie ihn mehr als heuchlerisch fand. Sie fragte sich, ob seine Männer auch das wahre Gesicht kannten.
“Ich bin auch noch hier… Er ist nicht alleine…”, sagte Octavia leicht nachdenklich, während sie noch ihr Schwert schliff. Die Männer sahen sie fast schon wie vom Blitz getroffen an. Sie könnte schwören, selbst in Barnolfs Augen ein fünkchen Angst erkannt zu habe. Er seufzte nur.
“Er kann nicht alleine gehen… Ihr müsst ihm zu zweit helfen… Los!”.
Dann halfen sie den Verwundeten und brachten ihn durch die andere Türe nach draußen. Lautes Schlagen gegen die verbarrikadierteb Türen war zu hören. Die Möbelstücke wackelten. Sie bemerkte aus dem Augenwinkel, dass er sich vor ihr stellte.
“Wenn wir das überleben wollen, müssen wir zusammenstehen…”, versuchte er ihr klarzumachen.
Octavia sah ihn nicht an.  “Jetzt sagst du das so....”, entgegnete sie ruhig, aber sarkastisch. Sie spielte damit auf seine früheren Worte an, als er einfach Deloth verdächtige und tötete, anstatt zusammenzustehen. Währenddessen wurde weiter heftig gegen die Türen geschlagen, um diese irgendwie zu öffnen. Die ersten Möbelstücke fielen zu Boden, sodass die Türen einen Spalt geöffnet wurden.
“Sie sind schnell…”, stellte Barnolf fest. “Hier kommen sie…”.
Er zog sein Schwert und begab sich in Position. Octavia erhob sich leicht widerwillig und stellte sich neben ihn, aber etwas nach hinten versetzt. Durch weitere Schläge waren die Soldaten durch einen Spalt zu  sehen.
“Zunächst werden nur wenige hereinstürmen... Wir machen es wie dein Bruder es machen würde…”, sagte er nervös, “...Wir lassen sie rein, fällen die ersten und nehmen uns aber Zeit für den Kampf, sodass die anderen weiter vordringen können! Alles klar?”.
Die junge Rebellin nickte ihm nur zu. Sie war selbst aufgeregt und ihr Herz raste. Gleichzeitig hatte sie diese Versuchung ihn endlich zu töten, versuchte aber zu widerstehen. Es war die Möglichkeit ihn ein für allemal loszuwerden. Niemand war dort. Niemand konnte es sehen und sie konnte es beruhigt auf die Feinde schieben.
Die Türflügel brachen auf und knallten lautstark gegen die Wände. Die ersten Männer der Krone kamen herein, allerdings mit langsamen Schritten. Bevor sie eingriff, sah sie immer wieder zu Barnolf. Du machst es hier nicht mehr lebendig raus!, dachte sie sich und aus einer Kurzschlussreaktion heraus, schnitt sie mit ihrem Schwert in seine Kniekehle, sodass er zu Boden ging. Sofort stürmten die Soldaten auf ihn zu. Octavia ging nur einige Schritte zurück, etwas schockiert von sich selbst, und sah dabei zu, wie er sich verzweifelt versuchte zu wehren.
Dann kam Kael aus der Richtung, in der die Männer Barnolfs verschwunden waren, gestürmt. “Octavia, was machst du da zur Hölle!”, rief er und schoss mit einer Armbrust auf die Feinde.
“Kael, nein!”, rief sie nur verzweifelt, als ihr Bruder dem Mann half, der ihr Leben zerstörte. Beide Männer kämpften gegen ihre Feinde. Octavia sah dabei zu und hoffte inständig darauf, dass der Anführer der Freien Arnorischen Armee von einer Klinge getroffen wurde. Schnell half Kael Barnolf auf die Beine, als keine Feinde mehr in diesem Raum waren. Weitere schwere Schritte waren zu hören, die in ihrer Richtung kamen.
“Bist du in Ordnung?”.
“Sie hat mir ins’ Bein geschnitten!”, rief er voller Schmerzen. Octavia wusste, dass es ihrem Bruder sicher nicht gefiel. Deshalb bemerkte sie auch schnell seinen erbosten und vorwurfsvollen Blick.
“Schnell kommt!”, hastete Kael, während er Barnolf abstützte und aus der anderen Tür floh. Octavia folgte ihnen. Schnell schlossen sie die Tür und stellten auch dort Möbelstücke, die auf den Gängen standen, davor.
“Ich hab dir gesagt, du sollst deine Gefühle im Griff haben, wenn wir überleben wollen!”, beschwerte sich Barnolf.
Sei einfach still dachte sich die junge Frau. Sie wollte von ihm nichts hören. Vor allem weil sie schon die ganze Zeit mit sich und ihren Gefühlen haderte.
Alle drei lehnten sich gegen die Türe um sie verschlossen zu halten. Octavia schlug ihren Hinterkopf mehrere Male gegen die hölzernen Gegenstände, um ihren Hass zu unterdrücken. Es fühlte sich für sie an, als wollte ihre innere Leere und Traurigkeit sie von innen zerfressen.
“Octavia...Hey, Octavia! Hör mir zu!”, versuchte Kael sie zu beruhigen. Mit Tränen in den Augen sah sie zu ihm auf.
“Ich weiß wie du dich fühlst… Ich habe mehrmals meine Gelüste nach Rache vor allem gestellt… Als ich die Armee aus Angmar vernichtet hatte und sinnlos die gegenoffensive aus Fornost angegriffen habe… Es hat mich auf die Falsche Seite gebracht!”.
Die Erinnerungen an die Vergangenen Ereignisse machten es nicht leichter für sie, weshalb sie ihren Bruder nur schweigend, aber traurig, ansah
“Die haben schön im ganzen Palast auf uns gewartet! Und ich dachte wir überraschen sie mit unserem Angriff!”, warf Barnolf dazwischen.
“Ich will nicht, dass das Gleiche mit dir passiert!”, sagte Kael weiter zu Octavia und ignorierte zunächst den Anführer der Freien Arnorischen Armee. Es wirkte fast, als wollte er nochmal um Verzeihung bitten, für das was er tat.
Sie seufzte. “Haltet die Tür verschlossen...Ich werde nach Indro und den anderen suchen…”, schlug sie nur vor. Kael nickte ihr zu.
“Es war die falsche Seite?”, hörte sie nur Barnolf sagen, während sie sich geduckt vergewisserte, ob die Luft auf den Gängen vor ihr rein war. “Wäre die Armee aus Angmar da geblieben, hätte Pascima angegriffen… Du weißt es!”.
“Ich wollte die Dinge wie du sehen, dass alle anderen die Bösen sind und wir… du mit der Freien Arnorischen Armee…. die Guten… ich weiß nicht was ich jetzt glauben soll, aber ich weiß, dass ich das getan habe, was ich tat…”.
Scheinbar meine ihr Bruder es ernst, als er sagte, er bereute das was er getan hat. Das waren die letzten Worte, die Octavia mitbekam. Mehr wollte sie sich auch nicht mit anhören. Weiter in der Nähe Barnolfs zu sein und die Erunnerungen an Deloth lösten in ihr Beklemmung aus. Ein Gefühl von Ersticken.

Octavia rannte weiter durch die Gänge. Endlich fand sie die anderen Rebellen, die sich mühsam durch die Reihen der Feinde kämpften und vor dem Thronsaal standen. “Indro! Thirak!”, rief die junge Rebellin.
“Octavia!”, rief Thirak lautstark zurück. “Wo ist Kael?”.
“Eine größere Truppe ist hinter ihnen… Die Türe… Sie bricht gleich…”, erklärte sie außer Puste. Sofort befahl Indro einigen seiner Utarra-Rebellen ihm zu folgen und machte sich auf dem Weg in die Richtung, aus der Octavia kam.
Die Rebellen um Thirak versuchten währenddessen den Thronsaal mit dem selbstgebauten Rammbock zu öffnen. Octavia reihte sich bei ihnen ein. Zurück zu Barnolf wollte sie ganz sicher nicht. Als endlich die großen Türen aufgeschlagen wurden, schoss eine Salve Pfeile und Bolzen in ihre Richtung. Viele der Rebellen, darunter auch Octavia und Thirak, duckten sich, um den Geschossen auszuweichen.
Die junge Rebellin schnappte sich ein zweites Schwert, welches auf dem Boden lag und stürmte hinter ihren Verbündeten in den Thronsaal. Es befanden sich nicht mehr viele Feinde im großen Saal. Nur der Legat und fünfzig seiner Männer. Octavia machte sich sofort auf dem Weg, den Anführer aus Fornost zu bekämpfen,  der Schwert und Schild bei sich trug.  Immer wieder versuchte sie ihn irgendwo am Körper zu treffen, doch jeden ihrer Schläge wehrte er mit seinem Schild ab. Sie musste schon eher aufpassen, nicht selbst von ihm getroffen zu werden. Der Legat drang sie mit seinem Schild nach hinten, sodass die junge Frau einige Schritte zurück taumelte. Er setzte mit einem starken Tritt nach, sodass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Einige Zeit blieb sie liegen. Der Mann des Hauses Vaneryen war ihr viel zu überlegen, als dass sie ihn bekämpfen konnte. Sie sah sich nach einer Alternative um, während der Legat weitere Rebellen zu Fall brachte, die in angriffen. Octavia nahm einen Speer und warf ihn mit voller Wucht in Richtung des Legaten, der im selben Moment seinen Männer noch einmal den letzten Befehl zum Angriff gab. Er wurde vom Speer erwischt, verstummte und fiel zu Boden.
Die junge Frau kämpfte noch gegen einige der Soldaten, die aber schon ihre Waffen niederlegten.
“Wir geben auf! Bitte!”, rief einer von ihnen.
“Los verschont sie, aber nimmt sie gefangen!”, befahl Thirak Eisen und hoffte, dass die Rebellen auf iin hörten. Grob wurden die Gefangenen zu Boden gedrückt und gefesselt.

Octavia atmete durch, denn der mühsame Kampf war endlich vorüber. Fornost gehörte den Rebellen. Die Hauptstadt Arnors war in ihren Händen. Sie sah sich im Thronsaal um. Viele Kerzen erhellten den Raum und ein großes schwarzes Banner, das den roten dreiköpfigen Drachen zeigte, hing dort, wo der Thron Arnors mal gestanden haben musste. Davor war ein Stuhl mit einem Tisch aufgestellt, an dem der Legat gesessen hatte.  Octavia musste lächeln, als das Banner von einigen Kriegern gelöst worden war und laut rawchelnd herunterfiel. Viele Kämpfer der Rebellen füllten den Saal.
Es gab ihr wenigstens ein kleines Gefühl der Befriedigung, endlich etwas im Norden erreicht zu haben. Inzwischen war auch Phelan angekommen und sah sich erstaunt um. Auch Indro, Kael und Barnolf betraten den großen Raum.
“Wir haben gesiegt!”, rief einer der Anführer der Pascima-Rebellen und großes Jubeln brach aus. Octavia jubelte nicht mit. Ihr war nicht danach. Vor allem, weil sie wieder die Gedanken an Deloth im Kopf hatte. Sie wusste, wie sehr er daran Teil gehabt haben wollte, würde er noch leben. Sie hockte sich zu dem toten Legaten und nahm seinen Helm ab. Auch er war, wie Deloth aus dem Osten und hatte einen dunkleren Hautton. Die junge Frau seufzte. Sie untersuchte den Körper in der Hoffnung etwas wichtiges zu finden. Doch bis auf seine Rüstung und Waffen hatte er nichts bei sich.
Sie erhob sich und erschrak fast, weil Barnolf dicht hinter ihr stand. Er schien ebenfalls zu seufzen und es wirkte, als wollte er ihr etwas sagen. Octavia aber, wollte nicht mit ihm reden. Wozu auch? Er war ein Mörder. Barnolf ließ sie nur innerlich brodeln und traurig werden.
Warum hat ausgerechnet er überlebt?, ärgerte sie sich.
“Hör zu… Ich weiß wir verstehen uns nicht wirklich, aber ich wollte nur…”, brachte er hervor, verstummte zügig. Denn Octavia rammte ihm kurzentschlossen ihr Schwert in den Bauch. Sie wollte seine Worte nicht mehr hören. Sie wollte nur noch dass er stirbt… Sie wollte nur noch ihre Rache für das was er Deloth antat.
Die Gespräche um sie herum verhallten plötzlich. Alle Blicke waren auf Octavia gerichtet, als der Anführer der Freien Arnorischen Armee stöhnend zu Boden stürzte. Sie sah ihm noch zu, wie er seine letzten Atemzüge machte und an seinem eigenen Blut erstickte. Endlich war er tot. Es gab ihr eine Befriedigung. Ihr war es in diesem Moment egal, was das bedeutete, dass sie ihn umgebracht hatte.
Ohne sich auch nur einmal umzusehen, verließ sie einfach den Saal nach draußen. Bevor sie den Palast aber endgültig verlassen konnte, wurde sie von Phelan Belatan und einigen Daskina-Rebellen aufgehalten. Phelan befahl ihnen sie in eines der leeren Zimmer des Regierungsgebäudes zu bringen, um sie dort vorerst gefangen zu halten…


Octavia in einem Zimmer in Fornost….

Titel: Fornost, Palast (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 12. Feb 2021, 23:30
Fornost, Palast (Arnor)
Octavia in Fornost…


Octavia verbrachte zwei, vielleicht drei, Tage in einem Zimmer des Palastes von Fornost. Wachen vor dem Raum ließen sie nicht hinaus, da sie als Gefangene galt. Am Anfang störte sie sich nicht daran, denn sie hatte das bekommen, was sie all die Zeit  begehrte: Ihre Rache für den Tod des Mannes, den sie über alles liebte.
In gewisser Weise konnte sie Phelan verstehen sie dafür bestrafen zu wollen, dass sie Barnolf getötet hat, da die Sache der Rebellen dadurch gefährdet wurde. Dennoch dachte sie wenigstens, dass er sie verstehen konnte. Sie hoffte es zumindest. Aber scheinbar war dem nicht so. Wirklich wie in gefangenschaft fühlte sie sich nicht, viel eher als bekäme sie Hausarrest.
Kael und Phelan kamen sie immerhin zwischendurch besuchen, auch wenn die ausgetauschten  Worte eher sporadisch waren und nicht über den Vorfall gesprochen wurde. Kael versorgte sie immer mit Essen. Thirak und Indro sah sie zu dieser Zeit nicht.
Am Mittag öffneten sich die Türen des Raumes. Eine Frau und ein Mann, die zu den Daskina-Rebellen gehörten, forderten Octavia auf mit ihnen zu kommen. Die junge Frau zögerte nicht lange und folgte ihnen direkt hinaus aus dem Zimmer. Hauptsache endlich nach draußen. Sie wurde durch die langen Korridore des Palastes geführt, bis zum Thronsaal. Davor standen drei der Anführer der Freien Arnorischen Armee, die Octavia erboste Blicke zu warfen. Sie sah erst gar nicht zu ihnen rüber und ignorierte diese lieber. Dann betrat sie den großen Saal. Viele Tische und Sitzbänke waren dort inzwischen aufgestellt worden. Dort saßen einige Menschen der verschiedenen Rebellengruppen. Meist aber der Zugehörigkeit sortiert. Manche  aßen kleine Speisen, während andere miteinander sprachen. Auch Phelan war da, der an einem Schreibtisch saß, der etwas abseits an der Seite stand und sah Schriftstücke durch.
Als Octavia mit Phelan Blickkontakt hielt, winkte er sie sofort zu sich an den Tisch. Zögerlich machte sie sich auf dem Weg. Sie spürte die Augen der anderen Rebellen auf sich ruhen, die sie anstarrten. Sie lehnte sich über den Tisch und sah unschuldig zu Phelan, ohne die anderen nur zu beachten.
“Los, setz dich…”, fing er zunächst ruhig an und kratzte sich am Bart. Octavia ahnte schon anhand seiner Stimmlage, dass dies sicher kein normales Gespräch werden sollte. Wahrscheinlich wollte er sie wieder abmahnen. Also ließ sie sich erst einmal auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen.
“Was habe ich jetzt schon wieder gemacht?”, fragte sie genervt.
“Gerüchte über dein Blut verbreiten sich... In den Straßen sprechen die anderen Rebellengruppen offen darüber und verlangen Rache… Manche wollen uns Daskina gar nicht mehr mit eingeplant haben... Deine Entscheidungen haben Konsequenzen…”, erklärte er leise, damit die anderen nichts hörten.
“Wäre es dir lieber gewesen ich wäre nicht zurück gekommen, oder sogar lieber gestorben?”, dabei klang sie sehr sarkastisch.
“Ich hätte es bevorzugt, wenn niemand von unseren Leuten von jemandem von uns getötet worden wäre…”.
“Du weiß ganz genau, dass die anderen Rebellen uns so oder so nicht akzeptiert hätten.. Unser einziges Ziel war von Anfang an endlich Akzeptanz hier zu finden… Das waren immer deine Worte..”, entgegnete sie gereizt.
“Aber wir können jetzt nich wie wild unschuldige Leute hinrichten, bis das Ziel durchgesetzt wurde und davon ausgehen dass wir jetzt akzeptiert werden…”.
“Niemand ist vollkommen unschuldig…”, sagte sie überzeugt.
“In dir ist eine Dunkelheit, Octavia… Du musst aufpassen, besonders mit diesem Blut... Ich weiß dass du noch immer trauerst… Aber…”, sagte er noch leise. Die junge Rebellin wollte sich die Worte aber nicht weiter anhören. Sie wollte auch nicht wieder über ihre Gefühle nachdenken, geschweige denn sprechen, um dann wieder diese entsetzliche Leere zu spüren. Eigentlich war sie eher froh, im Arrest erst gar nicht an die Traurigkeit denken zu müssen. Und was meinte er mit der Dunkelheit in ihr? Wollte er ihr nun auch vorwerfen, dass das Gleiche Blut wie Kianas in ihren Adern floss? Ihr reichte es. Sie sprang auf und wollte gerade gehen.
“Setz dich wieder hin!”, befahl Phelan deutlich bestimmend. Die Gespräche der anderen Rebellen verhallten daraufhin und wandten sich ihnen zu. Widerwillig setzte sie sich dann doch wieder auf den Stuhl.
“Du hättest Loki nicht von deinem Geheimnis erzählen müssen… Du hättest nicht nach Minas-Tirith gehen müssen um Kiana zu töten und die Aufmerksamkeit auf dich lenken… Vor allem hättest du nicht Barnolf töten müssen!”, machte er ihr klar und versuchte wieder ruhiger zu bleiben.
“Pff…”, machte die junge Frau nur abwertend. Ihr war klar, dass sie das noch einmal vorgeworfen bekam. “Barnolf hat das bekommen was er verdient…”.
“Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass Gerechtigkeit und Rache nicht die selben Dinge sind!”.
“Für mich sind sie es…”, entgegnete sie rasch. Sie war sich in ihrer Sache sicher. Barnolf war ein Mörder. Ein Mann, der nur auf seine Vorurteile hörte. Giftig sah sie in Phelans Augen, der sie beunruhigt musterte. Dann ließ er sich zurück in seinen Stuhl fallen und seufzte.
“Deine Entscheidungen werden zunehmend fragwürdig… Ich kann es nicht gebrauchen, wenn meine Leute zu Schurken werden…”, sagte er.
“Schurken?”, wiederholte sie das Wort, da sie dachte sie hörte nicht richtig. “Ich bin eine Kriegerin und kein…”.
“Nein… Ein Krieger weiß, wann er töten soll und wann nicht… Indro und Deloth haben das dir beigebracht… Scheinbar hast du das vergessen...”.
Entsetzt sah sie zu ihm. “Du hast es nun damit komplizierter gemacht hier für uns Frieden zu haben und nicht als Verräter gelten     ...”, fügte er noch hinzu. Octavia starrte ihn weiter sprachlos an.
“Ich denke, wenn wir zu einem guten Ergebnis kommen, solltest du zurück nach Eregion...nnah Hause gehen… Ich dachte, du solltest als meine Wache hier unter den Rebellengruppen sein, falls wir doch noch einen Platz im Rat bekommen sollten… Doch das ist jetzt hinfällig…”, sprach der Anführer der Daskina-Rebellen weiter. “Kael und Thirak sollen dich zurück bringen…”.

Octavia verdrehte ihre Augen. Sie wusste nicht ob sie sich mehr über Phelan, als doch über sich selbst aufregen sollte. Vor allem hatte sie den Anführer der Daskina-Rebellen noch nie so verärgert erlebt.
“Ich gehe nicht, solange ich noch nicht mit Indro gesprochen habe!”, pochte sie.
“Ich denke er wird auch bald schon hier sein..”.
Bevor sie aber auch nur noch etwas sagen konnte, wurden sie von einem der Anführer der Freien Arnorischen Armee unterbrochen. Hinter ihm standen noch weitere Männer der Gruppierung.
“Süd-Rebellen-Anführer Belatan, wir wollen eine Entscheidung… Jetzt!”, sagte der Mann der Arnorischen Armee. Phelan erhob sich und ging einige Schritte auf ihn zu und redete mit ihm. Octavia erhob sich auch wieder von ihrem Platz. Mit beiden Fäusten schlug sie aus Wut auf den Tisch, sodass alle im Thronsaal zu ihr sahen. Sie wollte nicht wieder zurück in die Rebellensiedlung im Wald von Eregion. Was sollte sie da auch? Von dort aus konnte sie wenig für die Rebellen tun.
Die Unterhaltung zwischen Phelan und dem Sprecher der Arnorischen Armee wurde lauter. Mit einem hörte lauschte sie dem Gespräch.
“Sie hat unseren Anführer getötet! Barnolf hat euch zugesichert, dass ihr Südländer eine Platz hier bekommt… Und was macht dieses Mädchen… diese falsche Schlange… Sie stach  ihn mit ihrem Schwert ab, wie ein Schwein!”.
Ich kann dir auch meine Klinge in den bauch rammen, dachte sich die junge Frau verärgert.
“...Hört zu… Ich habe mit ihr gesprochen und ich werde sie zurück nach Hause nach Eregion schicken, damit sie keine Dummheiten mehr anstellen kann…”, versuchte Phelan ihn zu beruhigen.
“Das reicht nicht! Sie muss bestraft werden!”.
Mittlerweile waren auch Indro, Thirak und Davos eingetroffen und beobachteten das Schauspiel. Octavia wollte das Problem auf ihrer Art lösen, doch sie wusste, dass das nur weitere Probleme mit sich führen würde. Thirak stellte sich neben Phelan und versuchte die Männer der Freien Arnorischen Armee ebenfalls zu beruhigen. Doch es brachte nichts. Der Sprecher der Arnorischen Armee zog einen Dolch und wollte auf Octavia zu gehen. Allerdings blockierten ihm beide Männer der Daskina-Rebellen den Weg.
“Los, tritt beiseite! Ich hole mir selbst, was uns zusteht!”, rief er nur unter Bestätigung seiner Leute.
Komm doch her, du Idiot, dachte sie sich und machte sich schon innerlich auf einen Kampf bereit. Dann erblickte sie Kael, der zu ihr kam und beruhigend seine Hand auf ihr Schulter lag. Als der Mann der Arnorischen Armee sich von Phelan und Thirak los riss, stürmte er auf Octavia zu, sodass sie schützend ihr Schwert zog.
“Genug!”, ertönte eine recht junge männliche Stimme, gefolgt von vielen Schritten schwerer Stiefel. Alle wandten sich dieser Stimme zu. Octavia erkannte nur einen jungen Mann, der vielleicht etwas älter als sie selbst war. Er trug über seiner Kleidung ein Kettenhemd. Darüber eine lederne Brigantine, die das Symbol eines Zepters, dessen Kopf von einem Ring umgeben und über dem eine Krone war. Acht sterne umkreisten das weiße Zeichen auf schwarzem Grund. Er selbst war durchschnittlich groß und besaß eine schlanke Statur, wirkte aber dennoch athletisch. Seine blonden Haare waren an den Seiten sehr kurz geschnitten, oben waren sie lang und zu einem kleinen Zopf nach hinten gebunden. Seine Augen waren strahlend blau, die einen ernsten Ausdruck zeigte. Hinter ihm stand eine ganze Meute an Männern, deren Rüstungen ähnlich die des Anführers waren. Viele von ihnen trugen Banner bei sich, die das gleiche Wappen zeigten, wie die Kleidung.
"Niemand wird ihr etwas tun… Wir brauchen sie noch!".
"Und wer seid Ihr, dass ihr mich aufhalten wollt?", beschwerte sich der Sprecher der Freien Arnorischen Armee.
Der junge Mann ging einige Schritte auf ihn zu. "Ich bin Fürst Robben Rogwyne und bin endlich zurückgekehrt!".
Octavia beobachtete nur, wie die Männer der Freien Arnorischen Armee scheinbar wussten, wen sie vor sich hatten und sogar salutierten. Die junge Rebellin verstand in keinster Weise, was plötzlich vor sich ging. Irritiert beäugte sie ihren Bruder Kael, der besorgt drein blickte. Octavias Augen kreuzten dann den Weg von Phelans, die auch nur Ahnungslosigkeit ausstrahlten. Sie wusste zwar nicht wer der Neuankömmling und seine Truppe waren, doch sie spürte, dass dies nichts gutes bedeutete und alles noch komplizierter machte, als es ohnehin schon war…


Octavia in Fornost…
Titel: Fornost, Palast (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 15. Feb 2021, 12:05
Fornost, Palast (Arnor)

Octavia im Palast von Fornost…


Octavia war noch immer skeptisch was den jungen Mann anging, der eingetroffen war. Er stellte sich als Fürst Robben Rogwyne vor. Sie wusste aber trotzdem nicht wer er war und hatte keine Vorstellung davon was er wollte. Phelan und Kael schienen ebenso ratlos zu sein. Bei den anderen spürte sie eine gewisse Anspannung. Besonders Indro sah recht finster drein. Inzwischen befanden sie sich in einem anderen Raum des Palastes. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem eine große Karte ausgebreitet war. An der Seite von Fürst Robben stand ein Mann, der schon deutlich älter war.
“Ich bin stolz darauf, dass mein Volk dafür kämpft frei zu sein!”, fing Fürst Robben an. “Doch nun sind die Zeiten des Leids vorbei!”.
Octavia schwieg zunächst weiter, denn sie war sich unsicher. Auf der einen Seite wirkte er sehr arrogant, auf der anderen Seite hatte er damit recht. Die Rebellen hatten den Anfang gemacht um Arnor zu befreien, um Kianas Einfluss im Norden zu schwächen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die restlichen Städte in Arnor ebenfalls frei waren. Der jungen Rebellin blieb es nicht unbemerkt, dass der junge Fürst ihr immer wieder heimliche Blicke zu warf.  Sie versuchte nicht zu ihm zu sehen, oder zumindest unbemerkt, doch es blieb nicht aus, dass sich ihre Blicke kreuzten. Jedesmal hatte er dann ein breites Grinsen im Gesicht, was sie nur weiter verunsicherte.
“Ich bin endlich hier um euch alle in die bevorstehenden Schlachten zu führen!”, sagte er weiter.
“Ihr wart nicht da, als Melkor Carn-dûm angegriffen hat… Ihr habt euch lieber in Fornost versteckt und abgewartet, bis die Schlacht vorbei war… Dann habt Ihr Eure Armeen in den Süden geschickt um an Kianas Seite zu kämpfen, während Ihr weiter hier geblieben seid...”, entgegnete Indro erzürnt. Octavia wunderte sich etwas, denn sie hatte ihn noch nie so erlebt. “...Als die Königin auch den Norden in ihrer Hand hatte, die Rebellen in Arnor starben und irgendwie versuchten zu bestehen, habt Ihr Euch in Carn-dûm versteckt… Also was wollt Ihr hier?”.
“Ich war jung, was hätte ich denn schon ausrichten können? Meine Männer sind mit unserem Verbündeten in den Krieg gezogen… Doch jetzt bin ich hier um über mein Volk zu herrschen!”, entgegnete er locker.
“Wir haben den Eid eingehalten, den wir Kiana für ihre Hilfe gegen Melkor geschworen haben…”, warf Thirak ein. Octavia wurde hellhörig, denn schon einmal hörte sie Indro, Thirak und selbst Eldarion über diesen Melkor reden. Anfangen konnte sie allerdings damit nichts. Sie wusste nicht wer oder was er war, auch wenn alle vom dunklen Feind der Welt sprachen. Für sie war der Feind der Welt einzig und allein Kiana Vaneryen.
“Selbst als Verbündete, muss man den anderen nicht blind folgen…”, beschwerte sich Indro weiter. “Ich bin deinem Aufruf auch nicht mehr gefolgt und bin mit denen geflohen, die treu zu Angmar und der Menschheit waren… Die wussten, dass der Angriff Melkors bedeutender war, als deiner hübschen Königin auf dem Thron zu verhelfen… Der Thron von Mittelerde dürfte für uns keine Rolle spielen…”.
DIe junge Rebellin beobachtete das Geschehen weiter. Besonders als Indro einige Schritte auf Thirak zuging und ihm erbost diese Vorwürfe machte. Allerdings hatte sie weiterhin keine Ahnung wovon sie sprachen. Thirak schien sich auch nicht verteidigen zu wollen. Lediglich mit den Worten: ”Indro, sie ist nicht mehr meine Königin…”.
Auf Indros Schultern lastete wohl noch immer die Vergangenheit. Octavia konnte die Anspannung schon förmlich spüren, die in diesem Raum herrschte.
“Ach, so ist das… Da sehe ich den Mann der unsere beiden Völker vereint hat mit eigenen Augen… Ihr seid…”.
Der junge Fürst wirkte, als suchte er in seinen Erinnerung nach dem Namen Thiraks. Er schnippte mit den Fingern. Octavia sah ihn weiter an.
“Thirak Eisen, mein Herr…”, half der ältere Mann neben ihm ihn auf die Sprünge.
“Thirak Eisen… ich hörte in Angmar viel über euch… Viele Exilanten Arnors und Angmars unterstützen mich, einschließlich eurer Schwester Lynn! Und wer seid Ihr?”, dabei wandte der junge Mann sich an Indro. “Zu welchem  Fürstenhaus gehört ihr?”.
“Was spielt das für eine Rolle? Selbst wenn ich aus einer Bauernfamilie stamme, hindert es mich nicht daran, für die Rebellen des Nordens zu kämpfen!”.
Robben Rogwyne wandte sich dann wieder von Indro ab. Octavia dachte über die Worte Indros nach. Nie verlor er wirklich ein Wort über sein früheres Leben , außer dass er aus Angmar kam und in der Armee gedient hatte. Ihr war es aber auch egal. Denn er folgte Kiana nicht in den Krieg. Wieder kreuzten sich die Blicke von ihr und des jungen Fürsten.
“Mein Lord,  diese Frau hat unseren Anführer getötet! Sie ist eine verräterin!”, verlangte wieder einer der Sprecher der Freien Arnorischen Armee.
“Nein, wir brauchen sie noch…", entgegnete Robben nachdenklich. Octavia horchte auf. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, warum er sie brauchen sollte.
"Sie wird keinem mehr Schwierigkeiten machen… Sie wird nach Eregion in unser Lager zurückkehren!", sagte Phelan Belatan, der irgendwie versuchte die Situation zu beruhigen.
"Nein wird sie nicht… Es wird einen Krieg geben…", sagte er, während er auf die Karte sah. "Ein Krieg, der mich zum König von Arnor machen wird!".
Ein Krieg? Ein König? Octavia erinnerte sich an ganz andere Worte unter den Rebellen, die alles andere als einen neuen König wollten.
"Barnolf versprach uns dass wir ohne jegliche Probleme hier leben können… Auch wir Süd-Rebellen…", versuchte Phelan zu erklären.
"Wenn ihr Verräter es noch verdient habt!", rief der Sprecher der Freien Arnorischen Armee.
"Barnolf scheint euch den Kopf gewaschen zu haben… Menschen aus Gondor sind doch im weitesten Sinne unsere  Brüder und Schwestern… Natürlich seid ihr hier willkommen, solange ihr euren Herren akzeptiert!", behauptete Robben Rogwyne.
"Er sprach nie von einem Herrscher oder gar König, sondern viel mehr davon, dass wir das weitere Schicksal gemeinsam bestimmen…", erklärte Phelan weiter.
"Ha!", lachte der junge Fürst auf. "Dann einen Grund mehr, dass er sterben musste… Er sollte von Anfang an die Pläne der Fürsten von Arnor durchführen… Scheinbar wollte er sich selbständig machen…".
Octavia vernahm sein Lächeln in ihre Richtung und sein damit verbundenes Kopfnicken. Für die junge Rebellin war dies aber nicht so einfach. Jeder einzelne der Rebellen hat für die Freiheit gekämpft und nun kam jemand, der das Land für sich beanspruchte, nur weil er früher der Fürst war?
"Ich kenne… Euch… nicht…", fing Octavia an, "...Aber jeder von uns hat sein Blut gelassen, Verluste erlitten… Deshalb sollte es UNSER Land sein und wir sollten selbst entscheiden, was mit uns passiert!".
Sie wusste nicht, ob es vielleicht eine schlechte Idee war, sich in diesem Streit einzumischen. Allerdings schien niemand etwas dagegen zu sagen. Der junge Fürst lachte nur auf.
"Habt ihr gehört was sie gesagt hat? Wie naiv... Sie klingt schon so wie ihre Schwester!".
Auch die anderen Männer von Robben lachten laut. Octavia fand das alles ganz und gar nicht lustig.
"Seht ihr? Warum will sie selbst darüber entscheiden? Sie kam vor der Schlacht von Fornost aus Minas-Tirith! Die Königin hat sie geschickt, damit sie das Land für sie leitet!", rief der Mann der Freien Arnorischen Armee wieder. Wie gerne würde Octavia ihm einfach die Kehle dafür aufschneiden, dass er sie ständig verdächtigte mit Kiana gemeinsame Sache zu machen. Scheinbar war ihre Verwandtschaft zu der Königin doch nicht in Vergessenheit geraten.
"Dafür brennt das Mädchen viel zu sehr für diese Vorstellungen… Ich sehe es in ihren grünen Augen!", sagte Robben. "Deshalb biete ich dir an: Sein Blut ist mächtig...Kämpfe an meiner Seite und hilf mir König von Arnor zu werden, oder ich werde dich ganz einfach töten!".
Die junge Rebellin war über das was er sagte entsetzt. Seine Worte erinnerten sie an die von Kiana. Nur dass er auf der anderen Seite stand. Ehe sie etwas sagen konnte stampfte Davos einige Schritte auf den jungen Fürsten zu.
"Zeigt ein wenig Respekt! Ihr sprecht mit der Tochter eines Königs!", schimpfte er und dabei klang er mehr als zornig, wobei sie auch eine gewisse Traurigkeit vernahm. Sie wusste nur nicht was er damit sagen wollte. Zumindest war sie keine Prinzessin oder sonst trug sie keinen adeligen Titel. Wahrscheinlich spielte er auf ihren Vater Thurion an. Sie wollte aber nicht mit der gleichen Familie Kianas in Verbindung gebracht werden. Die junge Frau wollte etwas sagen, doch Robben war schneller.
"Ah, Herr Davos Schneewert, richtig? An eurer Stelle wäre ich vorsichtig… Oder wem gilt eure Loyal? Den Rebellen? Doch noch dem irren König Thurion und damit seiner Tochter Kiana?".
Octavia sah zu Davos, der sich wohl ertappt fühlte und seinen Kopf senkte.
"Ich verlange nicht dass ihr euch sofort entscheidest… Nur wenn ihr die Stadt ohne ein Wort verlässt, nehme ich an ihr lehnt das Angebot ab…", sagte er noch. Dann verließen er und seine Männer den Raum.

Octavia blickte mehr als irritiert in die Runde. Die anderen schienen ebenfalls überfordert zu sein. Niemand sagte etwas.
"Ich kann das nicht zulassen…", erhob Kael schließlich seine Stimme.
"Aber was ist wenn es die einzige Chance ist hier leben zu können?", antwortete Octavia.
"Und du denkst irgendjemand von den Rebellen wird sich ihm unterwerfen? Meinen Kriegern wird es ganz sicher nicht gefallen … Was meinst du was Pascima machen wird? Er hat nicht ohne Grund von Krieg gesprochen…", sagte Indro noch immer wütend. Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
"Komm Davos… Wir sollten zurück…", sagte Indro und wollte den Raum ebenfalls verlassen.
“Indro, was hast du vor?”, rief ihm Octavia hinterher.
“Ich werde meine Leute warnen und bereithalten…”.
Davos zögerte für einen kurzen Moment und sah zu Octavia. Für sie sah es so aus, als wollte er noch irgendetwas sagen, doch dann folgte er seinem Anführer. Die junge Frau drückte einen tiefen seufzer hervor. Sie wusste, dass es noch weitere Probleme gab, als dass sich die Rebellen am SIeg erfreuen konnten. Aber warum der junge Fürst davon ausging, dass sie eine Bereicherung war konnte sie sich nicht erklären.
"Ich versuche die anderen Rebellenanführer zusammenzutrommeln… Ich denke wir müssen einiges bereden…", sagte Phelan besorgt. "Wir sollten uns überlegen, wie wir weiter vorgehen sollen…".
"Meine Schwester wird auf jeden Fall nicht für diesen Jungen kämpfen!", beschwor Kael recht bestimmend.
"Wir werden sehen… Wenn das Leben von uns allen davon abhängt…", entgegnete Phelan. Dann machten sich beide auf dem Weg. Kael legte noch seine Schulter auf die von Octavia und lächelte ihr zu. Sie entdeckte Thirak, der noch mit ihr in diesem Raum stand. Er starrte sie die ganze Zeit an.
"Was ist?", maulte sie ihn schon an. Er redete schon seit ihrer Rückkehr kaum mit ihr und sie wusste nicht wieso.
Thirak schüttelte nur den Kopf. Daraufhin ging Octavia ebenfalls. Ihr war klar, dass sie erstmal abwarten sollte, was jetzt noch passiert und was die anderen Rebellen sagen. Doch im Endeffekt kannte sie eine eigene Antwort schon: Wenn sie ihre liebsten damit retten konnte, indem sie sich Robben Rogwyne anschloss, so würde sie das tun. Noch mehr Krieg war fatal für die Rebellen. Es war schon schlimm genug gegen die Truppen der Krone zu kämpfen. Doch wenn ein Krieg unter den Rebellen ausbrach, waren alle Fortschritte wieder gefährdet. Octavia seufzte. Die junge Frau konnte nur noch hoffen, dass Phelan mit den anderen Rebellen sprechen konnte.


Octavia im Palast von Fornost…
Titel: Fornost, Palast (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 16. Feb 2021, 19:13
Fornost, Palast (Arnor)

Octavia im Palast von Fornost…


Nach und nach fielen auch die anderen Städte Arnors in die Hände der Rebellen. Niemand von den übrigen Soldaten wollte für eine Sinnlose Sache sterben und einen Legaten gab es in Arnor auch nicht mehr. Der junge Fürst namens Robben Rogwyne hatte schon Fornost in Beschlag genommen und die Armee, die ihn begleitete breitete sich in der Stadt aus. Sie bestand aus vielen Exilanten Arnors und teilweise Angmars. Auch ein großer Teil der Freien Arnorischen Armee befand sich unter den Soldaten, die vorher nirgends erkennbar waren.
Viele der Rebellen wollten aber nicht einfach hinnehmen, dass Robben Rogwyne einfach in ihr Land kam und ein Anspruch auf die Herrschaft des Landes stellte. Immerhin hatten diese andere Vorstellungen wie es weitergehen sollte.
Phelan rief die Anführer der Pascima, die West-Rebellen, zusammen, um einen größeren Krieg zu verhindern. Es war schon schlimm genug, dass Indro seine Utarra-Rebellen bereit hielt, da er sich dem ehemaligen Fürsten Arnors nicht unterwerfen wollte. Octavia konnte das in gewisser Weise nachvollziehen. Allerdings verstand sie nicht , dass er direkt mit Krieg drohte.
Die junge Frau war dabei, als Phelan Belatan zusammen mit Thirak versuchte die Pascima Anführer zu überzeugen , keine Kampfhandlungen anzufangen. Es stellte sich als schwieriger heraus, als anfangs angenommen. Denn die West-Rebellen war die radikalste Gruppe aller anderen Rebellen im Norden.
Eine große Diskussion brach aus, auch wenn Phelan verzweifelt versuchte sie zu beruhigen. Sagen lassen von einem Mann aus Gondor wollten sie sich aber nicht lassen.
“Wollt ihr etwa alles wieder hin schmeißen, wofür wir jetzt gekämpft haben? Wofür unsere Freunde gestorben sind?”, fing Octavia an. Die Anführer der West-Rebellen lachten auf.
“Sagte das Daskina-Mädchen, dass ganz nebenbei auch das Drachenblut in sich trägt! Woher taucht dieser junge Fürst plötzlich auf?”, beschwerte sich einer von ihnen.
“Ich habe nur den gleichen Vater wie Kiana… Das schließt den Drachen für mich aus!”, fauchte Octavia ihn an.
“Hmpf… Dann hast du noch das Wolfsblut in dir, genau wie Thurion der Schreckliche! Er brachte so viel Leid über Arnor und am Ende über ganz Mittelerde… Es ist ganz gleich wie du es nennst… Du hast dieses Maiablut in dir... Warum also sollen wir dir vertrauen?”.
“Weil wir alle gemeinsam für dasselbe kämpfen, egal wer von uns!”, versuchte die junge Frau ihm klar zu machen. Für sie war es schon schlimm genug, dass sich scheinbar ihr Geheimnis in jeden Winkel des Nordens herum gesprochen hatte.
“Pff…”, machte er nur. “Wir wollen nicht unter irgendwelchen Fürsten leben… Keiner von uns… Dann hätten wir auch einfach Kianas Herrschaft akzeptieren können!”.
Octavia gestikulierte mit ihren Händen, um ihnen zu signalisieren, dass er ruhig bleiben sollte. Sie konnte die Aufregung ja auch verstehen. Ihr gefiel es genauso wenig wie allen anderen. Doch einen weiteren Krieg konnten sie nicht gebrauchen.
“Ich weiß das... “, sagte sie, “...Ihr sollt nur jetzt noch nichts unternehmen… Ihr müsst mir Zeit geben, damit ich mich um das Problem kümmern kann!”.
Dabei wusste sie selbst noch nicht einmal wie sie das genau anstellen sollte. Sie stand selbst in der Zwickmühle, denn Robben Rogwyne drohte ihr an sie zu töten, wenn sie ihm nicht half das Land zu beherrschen. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie ihm überhaupt hilfreich sein sollte.
“Wir nehmen uns das, was uns zusteht… Gefällt es dem kleinen Fürsten nicht, ziehen wir in den Krieg… Wir Pascima… Selbst Utarra zieht in den Krieg!”, rief der Mann und die anderen Anwesenden West-Rebellenführer stimmten ihm lautstark zu.
“Bitte Durnjolf, gib Octavia etwas Zeit… Sie… Wir werden uns darum kümmern… Fürst Robben hat eine Armee hier hergebracht… Wir können keine Verluste dulden.. Wir alle nicht… Danach sehen wir weiter…”, flehte Phelan Belatan fast schon.
De Mann namens Durnjolf sah zu den anderen Anführern der Gruppen der Pacima-Rebellen. Dann knurrte er und nickte ihm schließlich zu. “Gut, ich gebe euch nicht mehr als eine Woche… Ist das Problem nicht verschwunden, kümmern wir uns selbst darum!”.

Mit diesen Worten verließen er und die anderen Führer von Pascima den Raum, in welchem sie sich versammelt hatten. Octavia seufzte tief und ließ sich auf einen Stuhl fallen, der sich hinter ihr befand. Auch Phelan seufzte. Sie sah nur wie Thirak sich nachdenklich über einen Tisch lehnte. Für sie sah er deutlich unzufrieden aus.
“Wie kann deine Schwester Lynn das zulassen? Sie weiß doch dass wir hier sind…”, beschwerte sich Phelan bei ihm.
“Ich weiß es nicht…”, entgegnete Thirak kratzig. “Sie ist eine schlaue Frau… Sie wird ihren eigenen Nutzen für Angmar daraus ziehen wollen… Wenn Arnor befreit ist, wird es ein leichtes sein Angmar auch zu befreien…”.
"Und was sollen wir jetzt machen ? Ich kann zu Robben spazieren und ihn ganz einfach töten…", schlug Octavia locker vor.
"Nein. Du hast schon genug angerichtet…", stieß Phelan hervor. War er wirklich noch erzürnt wegen Barnolfs tot? Wäre er noch am leben hätte es wohl kaum etwas an der Situation geändert.
"Ach, ist es jetzt wieder meine Schuld, dass dieser Junge hier her kommt und jeden droht?", meckerte sie ihn an, sodass ihre Stimme versagte. "Ich kann mich auch einfach von ihm töten lassen, dann kann ich gar nichts mehr machen!".
Die junge Rebellin fühlte sich angegriffen und gekränkt. Natürlich hatte sie sich von ihren Gefühlen leiten lassen und Barnolf getötet. Aber was erwartete er nun von ihr?
"Octavia bitte… Bleib einmal ruhig…",sagte Phelan, der sich erschöpft die Schläfen rieb.
“Ich soll ruhig bleiben?”, brauste Octavia auf. “Ich bin ruhig!”.
“Octavia! Tu einmal was man dir sagt!”, beklagte sich Phelan weiter.
Die junge Frau presste einen Luftstoß hervor. Sie hatte das Gefühl vor Wut über zu sprudeln. “Ich habe das getan was man mir gesagt hat… Habe einmal nicht auf meine Gefühle gehört… Was hat es gebracht?”, brüllte Octavia beinahe schon. Sie spürte nur, wie die Erinnerungen an Deloth wieder in ihr hochkamen. Wie Barnolf ihm die Kehle aufschnitt… Eine entsetzliche Traurigkeit stieg in ihr auf. Auch wenn sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, die ihre Augen langsam füllte, konnte sie diese nicht mehr zurückhalten. Mehrere Male wischte sie sich mit ihrem Ärmel über die Augen und Wangen. “Es hat Deloth unter die Erde gebracht! Sonst nichts!”.
Schniefend wandte sie sich von beiden Männern ab. Sie wollte nicht, dass man ihre Tränen sehen konnte, auch wenn es offensichtlich war, dass sie weinte. Sie drehte sich ihnen wieder zu.
“Du willst eine Lösung? Gut ich gebe dir eine!”, keifte sie Phelan an. “Ich werde Robbens angebot annehmen, um euch alle zu schützen…”.
“Beruhigt euch, Beide!”, unterbrach Thirak das Streitgespräch. “Es bringt nichts, wenn wir uns jetzt deshalb streiten… Wir sollten lieber eine vernünftige Lösung finden.”.
“Du weiß ganz genau, dass dein Bruder das nicht zulässt…”, antwortete Phelan. “Ich halte davon genauso wenig…”.
Octavia verdrehte die Augen. Sie fragte sich, was er erwartete. Immerhin wollte er die genauso wie die anderen einen möglichst friedlichen Weg, um alle zu schützen. Wobei sie sich bei Indro und den Anführern der West-Rebellen gar nicht mehr so sicher war.
Wenn ich bei Robben bin, kann ich ihn wenigstens kontrollieren… dachte sich die junge Rebellin. Im Prinzip stand für sie ihre Entscheidung schon fest. Es war die einzige Möglichkeit, unnötige Tode im Norden zu verhindern. Sie versuchte sich noch einmal zu beruhigen und atmete tief ein, um die Luft aus ihren zusammengepressten Lippen herauszudrücken.
“Lass mich Robbens angebot annehmen…”, schlug sie vor.
Phelan und Thirak sahen sie irritiert an. Das lag wohl unter anderem daran, dass sie plötzlich so gefasst wirkte.
“Auf keinen Fall…”, wollte Phelan gerade sagen, der sich auf einem Stuhl fallen ließ. Doch sofort unterbrach die junge Frau ihn. “Doch… Wenn ich in seiner Nähe bin, kann ich vielleicht schlimmeres verhindern…”, sagte sie überzeugt und kniete sich vor Phelan auf den Boden. “...Ich kann jeden seiner Schritte mit euch teilen, jeden seiner Pläne… Wenn er mir einmal vertraut, wird er schon aufhören dummheiten anzustellen!”.
“Das geht nicht…”, sagte Phelan kopfschüttelnd.
“Lass es mich versuchen… Was haben wir zu verlieren?”, drängte Octavia weiter.
“Vermutlich hat sie recht... “, unterstütze Thirak den Plan. “Zumindest könnten wir unsere Leute schützen und schlimmeres verhindern…”.
Octavia war leicht verwundert, dass Thirak ihr zustimmte. Sie wechselten kaum große Worte miteinander. Zumindest in der letzten Zeit. Selbst zu Barnolfs Tod sagte er nicht viel.
“Dein Bruder wird durchdrehen…”, seufzte Phelan und rieb sich die Stirn. “Aber gut… Wenn es ein Weg ist… Wir müssen alles mögliche tun, um das Leid zu beenden!”.
Octavia fiel ihm um den Hals. “Danke!”.
“Du solltest jemanden suchen, sobald du kannst…”, fing Thirak an. “Jemand der uns helfen wird…”.
Die junge Rebellin, aber auch Phelan, sah zu Thirak. “Ich würde es selbst machen, aber wenn man mich mit diesem Mann sieht, wird man uns sofort erkennen…”, sagte er nur mit hochgezogenen Schultern.
“Nach wem soll ich suchen?”, sagte sie rasch.
“Ich hörte, er hält sich in Annuminas auf… Pascima hat sie besetzt, aber du wirst ihn dort finden, wo es Alkohol gibt…”, entgegnete Thirak. “Du wirst ihn erkennen!”.
Toll, dachte sie sich sarkastisch. Nicht nur dass sie Alkohol in der Regel verabscheute, dann musste sie offensichtlich noch jemanden finden, der scheinbar viel davon trank. Wie ein Alkoholiker helfen sollte, war ihr noch nicht ganz klar. Aber was blieb ihr anderes übrig.
“Ich werde nach ihm suchen!”, sagte Octavia schließlich.
“Können wir uns noch unterhalten?”, fragte Thirak vorsichtig. Octavias Magen zog sich zusammen. Sie hoffte stets, diesen Worten von ihm aus dem Weg gehen zu können.
“Äh… Ja...Natürlich…”, entgegnete sie und versuchte weiter gefasst zu wirken.
Phelan bemerkte dass er wohl mit ihr alleine reden wollte und erhob sich. “Ich...gehe dann mal…”, sagte er. “Ich werde deinem Bruder davon erzählen und hoffe ich kann ihn beruhigen…”.
Sie beobachtete Phelan noch, der schnell den Raum verließ. Thirak ging dann auf die junge Frau zu, die es nicht wagte, ihm in die Augen zu sehen. Sie wollte es irgendwie einfach nicht. Es war ihr fast schon unangenehm.
“Ich weiß, wir haben nicht viel gesprochen… Nur nachdem du zurückgekehrt warst und während Besprechungen mit den anderen,... Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass etwas zwischen uns  steht…”, fing er schließlich an.
Octavia biss sich auf die Unterlippe. “Was soll sein?”, presste sie hervor.
“Du wirkst abwesend, als würdest du mir aus dem Weg gehen…”.
“Es war alles in letzter Zeit einfach viel…”, würgte sie ihn ab.
“Liegt es daran, dass ich dir sagte, ich liebe dich?”.
Die junge Rebellin erstarrte bei den Worten. War sie wieder so durchschaubar, dass er wusste was sie dachte? Sie schluckte schwer, denn sie wusste nicht was sie ihm antworten sollte. Sie sagte nichts.
“Ich weiß, du verstehst es falsch… Ich kann verstehen, dass es sich im ersten Moment für dich verstörend anhören muss… Du hast den Mann verloren den du über alles liebst… Ein ehrenwerter Mann…”, fing Thirk an. “Aber glaube mir, ich will seinen Platz nicht streitig machen… Du bist eine kleine Schwester für mich… Meine Familie… Genau wie Kael! Und deshalb liebe ich euch… Liebe ich dich…”.
Octavia atmete auf. Auf der einen Seite war sie erleichtert, dass Thirak seine Gefühle offenbarte. Sie fühlte sich auch mehr als verbunden mit ihm, aber für sie war er auch eher wie ein Familienmitglied. Schnell fiel sie ihm in die Arme. Auch wenn sie sich dämlich dabei vorkam, wollte sie ihn gar nicht mehr loslassen. Sie spürte nur, wie er ihr einen Kuss auf dem Kopf gab.

Schnell wurden beide aber unterbrochen, als ihr Bruder Kael, gefolgt von Phelan, hinein gestürmt kam. Hinter sich zog er einen Mann, der ziemlich Bäuerlich aussah. Er schubste den Mann nach vorne.
“Los, gib es ihr!”, drängte er. Der ängstliche Mann drückte Octavia einen Brief in die Hand, den sie skeptisch betrachtete. Er trug das gebrochene Wappen von Königin Kiana. Schnell überflog sie den Text.

Es tut mir leid.... Ich konnte sie nicht beschützen. Hätte ich es tun können, hätte ich alles getan was in meiner Macht stand. Ich bin an die Seite der Königin zurückgekehrt, damit ich Octavia aufhalten und zu euch zurückschicken könnte. Ich war zu spät.
Ich habe ihr eine Fluchtmöglichkeit gegeben, um wieder zu euch nach Arnor zu fliehen.
Die Jäger der Königin konnten sie allerdings gefangen nehmen und dabei kam sie um. Ihr sollt wissen ,dass ich Octavia vom ganzen Herzen geliebt habe und sie noch immer liebe…
Mir fehlen die richtigen Worte, um euch das begreifbar zu machen.
Es tut mir leid…
Gezeichnet
Loki.

Auch wenn Octavia etwas überrascht über die Worte Lokis war, zauberte es ihr ein leichtes Lächeln in ihr Gesicht. Vielleicht war er doch nicht ganz so falsch, wie sie angenommen hatte.
Dummkopf…, dachte sie sich.
“Sie denken ich bin Tot?”, fragte sie irritiert.
“Ja, es ist die beste Nachricht seit langem!”, rief Kael und schloss seine Schwester in die Arme. Ihr blieb für einen kurzen Moment die Luft weg. “Phelan hat mir von deiner Idee erzählt… Du weißt, dass ich wenig begeistert darüber bin!”.
“Aber wenn es die einzige Chance für uns ist zu überleben?”, sagte sie ruhig. Er seufzte. “Gut… Aber bitte sei vorsichtig… Es reicht, dass die königin denkt du wärst tot… Ich möchte es nicht denken… Nicht schon wieder!”.
Octavia umarmte ihren Bruder erneut und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sie wandte sich an den Boten, der zitternd zwischen den Anwesenden stand.
“Bitte… Ich bin nur ein Bote… Ich habe mit alldem nichts zu tun!”, beschwor er. Sie löste ein Tuch, welches sie um ihr Handgelenk gewickelt trug. Dieses Tuch gab ihr Loki, als er bei den Rebellen lebte. Sie riss sich ein Stück des Briefes ab und fertigte eine kleine Zeichnung an. Diese zeigte die Bemalung, die sie am Tag des Turniers trug: Die Flügel eines Balrogs, die von zwei Äxten getrennt warten.
“Bring das deinem Auftraggeber!”, sagte sie rasch. Er nahm beides entgegen und machte sich sofort auf dem Weg. Dann machte sie sich auf dem Weg zu Robben Rogwyne. Sie musste schnell sein, wenn sie auch noch den Mann finden wollte, von dem Thirak sprach… Sie hoffte nur, Robben ließ sie außerhalb der Stadt…


Octavia im Palast von Fornost

Titel: Fornost (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 17. Feb 2021, 19:22
Fornost (Arnor)

Octavia im Palast von Fornost…


Octavia dachte an die Worte von Thirak, der von einem Mann sprach, der ihnen weiterhelfen konnte. Allerdings musste sie Robben Rohwyne erst einmal davon überzeugen, sie aus der Stadt gehen zu lassen. Beim letzten mal war er ja nicht davon überzeugt sie überhaupt raus zu lassen. Ihr blieb also nichts andere übrig, als sich ihm anzuschließen und sein Angebot anzunehmen, wenn sie wollte, dass ihre Liebsten überleben.
Die Türen des Thronsaals des Palastes von Fornost standen weit offen. Grelles Fackellicht erhellte den großen Raum. Octavia blieb für einen kurzen Moment stehen und seufzte. Sie hoffte die richtigen Worte zu finden, um Robben überzeugen zu können.
Der junge Fürst saß auf einem Stuhl, der mit Fellen gepolstert war und dort stand, wo der alte Thron gestanden haben musste. Vorsichtig näherte sie sich Robben, der sich sofort von seinem Platz erhob, als er die junge Rebellin erblickte. Auch seine wichtigsten Hauptleute kamen sofort dazu. Wahrscheinlich fürchteten sie, dass Octavia ihren Fürsten ermorden könnte, wenn sie das wollte. Ihr Mordversuch an der Königin sprach sich ja mittlerweile im ganzen Norden herum.
“Du hast dich also entschieden… Oder muss ich dich jetzt und hier töten?”, sagte er, während er dabei zufrieden die Luft herauspresste. Octavia musterte ihn nur. Er schien sein breites Grinsen gar nicht aus seinem Gesicht zu bekommen.
“Du bist hergekommen um mein Angebot anzunehmen, huh?”, wollte Robben wissen nachdem sie schwieg.
“Glaub aber nicht, dass ich das gutheiße, was du hier tust!”, entgegnete die junge Rebellin ohne jegliche Höflichkeitsformen zu benutzen. Er wollte dass sie für ihn kämpfte? Dann musste er es akzeptieren.
“Ich denke, etwas anderes habe ich auch nicht von dir erwartet…”, sagte er ziemlich ruhig. “Habt ihr gehört Männer? Das Monster kämpft auf unserer Seite!”.
Octavia blieb diese Bemerkung nicht unbemerkt. Monster, wiederholte sie das Wort zu sich selbst und schüttelte dabei den Kopf. Ihr war klar, dass das eine Anspielung auf ihr Blut war.
“Du solltest lieber aufpassen… Junge…”, fauchte sie ihn an. “Nicht dass dieses Monster dich noch in deinen Alpträumen einholt!”.
Sie wusste natürlich, dass sie sich nicht in der besten Position befand, um feindselige Sprüche gegenüber Robben zu äußern. Doch sie konnte nicht anders. Der junge Fürst stellte sich genau vor ihr. Sein Grinsen war zwischenzeitlich verschwunden. Octavia blickte ihm währenddessen die ganze Zeit in seine Blauen Augen. Sie waren ungewöhnlich hell, so wie sie solche noch nie gesehen hatte. Ein leichter Bart wuchs in seinem Gesicht. Überwiegend um seine Lippen und  Kiefer, so wie es bei vielen Männern in seinem Alter üblich war. Obwohl sie ältere und größere Männer bevorzugt, gefiel ihr der junge Fürst in gewisser Weise. Auch wenn sie sich gleichzeitig vor ihm fürchtete. Denn sie wusste nicht, was er für Pläne hatte, noch was nun passierte.
“Ich denke das wirst du… Ich denke du wirst meine Träume begleiten…”, antwortete er fast schon flüsternd. Hörte sie da etwa eine Andeutung heraus? Seine Augen, die sie von oben bis unten beäugten, bestätigten ihre Annahme. Sie verdrehte nur ihre Augen. Das war das letzte was sie gebrauchen konnte. Vor allem weil sie selbst nicht ganz abgeneigt war. Sie wusste nur nicht warum. Immerhin bedrohte er sie und die anderen Rebellen, beanspruchte einfach das eroberte Land.
“Ihr meint wirklich wir können ihr vertrauen?”, sagte der ältere Mann an seiner Seite. “Wir dürfen nicht vergessen: Sie trägt das gleiche Blut wie Kiana in sich… Und einer Vaneryen kann man nicht vertrauen!”.
Sofort warf Octavia ihm einen verhassten Blick rüber. Sie war keine Vaneryen und konnte auch nie eine sein. Abgesehen davon, dass sie das auch nie sein wollte, war es unmöglich, da sie nicht die gleiche Mutter wie Kiana hatte. lediglich den gleichen Vater teilten sie. Und dieser war kein Vaneryen. Dabei stellte sie sich insgeheim die Frage, ob das nun wirklich besser war. Sie wich mit ihren Augen seinem Blick aus, der auf ihr ruhen blieb.
“Ich vertraue ihr ja... “, sagte er überraschenderweise. Die Worte sorgten dafür, dass Octavia doch wieder zu ihm sah. “Sie ist keine Vaneryen…”.
Wieder war die junge Rebellin überrascht. Scheinbar hatte er sich das gemerkt, was sie bei ihrem ersten Treffen gesagt hatte und worauf sie beharrte. Sie vernahm sein schiefes Lächeln, das er ihr schenkte. Irgendetwas ließ sie innerlich erwärmen, sodass ihre Wangen rot wurden. Bitte nicht… dachte sie sich nur verzweifelt.
Die junge Frau musste sich irgendwie ablenken. Sie dachte wieder an den Auftrag von Thirak, nach Annuminas aufzubrechen.
“Dann sollten wir uns daran machen, die Übrige Rückgewinnung des Reiches in die Wege zu leiten…”, sagte er gerade, da grätschte Octavia sofort dazwischen: “Ich kann dir noch nicht helfen!”.
Fragende Blicke blieben auf ihr ruhen. Als wollten die anderen Hauptmänner ihr schon direkt den Verrat unterstellen und warteten nur auf einen Fehler ihrerseits. “Dann los sprich!”.
“Ich muss etwas in Annuminas erledigen… Es ist wichtig für mich…”, versuchte sie zu erklären in der Hoffnung, dass sie keine weiteren Details bekanntgeben musste. Nervös biss sie sich wieder auf die Unterlippe. Sie sah nur wie er den Kopf senkte und ihr mit einer Handbewegung andeutete, dass sie gehen durfte. Erleichtert atmete die junge Rebellin durch und wollte sich gleich auf dem Weg machen, wurde aber doch noch einmal von Robben aufgehalten: “Ich erwarte, dass du danach schnellstmöglich zu mir zurückkehrst...!”.
Sie nickte ihm zu. “...Stell keine Dummheiten an… Dein Bruder ist noch immer hier Fornost!”. Sie verstand seine Drohung. Aus ihrer Sicht war sie zwar unnötig, da sie sowieso zu ihm zurückkehren musste, um ihren eigenen Plan aufgehen zu lassen, doch davon konnte er nichts wissen.
“Wie du wünschst…”, presste Octavia hervor und machte eine tiefe Verbeugung. Eher um Robben Rogwyne ins Lächerliche zu ziehen ,als es wirklich ernst zu meinen. Die kritischen Blicke der anderen Hauptmänner blieben nicht aus. Robben lachte dagegen laut auf. Er schien das mit Humor zu sehen. Auch wenn sie es nicht wollte, verwandelten sich ihre Lippen ebenfalls in ein Lächeln. Was machst du da nur fragte sie sich selbst.
“Ich hörte, Annuminas ist in den Händen der West-Rebellen… Wenn du schon da bist, kannst du mich anschließend über die Lage der Stadt aufklären!”, befahl er noch locker, wobei es eher ein hinterherrufen war, da Octavia auf dem Weg war den Thronsaal zu verlassen.

Schnell eilte sie aus dem Palast. Draußen arbeiteten viele Menschen an den provisorischen Reparaturen der Stadt. Oft wurden die Löcher in den Gemäuern einfach mit Holzplatten geflickt und über Dächer Planen gespannt. Teilweise wurden dafür die mit Farbe durchgestrichenen Banner des Hauses Vaneryen verwendet.
Octavia hatte mit Thirak und den anderen ausgemacht, sich in den Ställen zu treffen, sobald ihr Plan aufging. Zum Glück befanden sich die Stallungen direkt außerhalb des Palastes.
“Und hat er es geschluckt?”, fragte Thirak direkt und versuchte dabei leise zu sein, damit niemand das Gespräch hören konnte. Octavia nickte ihm nur zu, während sie ihr Pferd sattelte und zur Abreise bereit machte.
“Der Mann den du suchst heißt Galador… Durchsuche jede Schänke die du finden kannst… Er wird dort irgendwo sein… Wir treffen uns dann im Wald vor Fornost, wenn du ihn hast!”, erklärte Thirak. Sie bestätigte seine Worte wieder nur mit einem Nicken.
“Was ist, wenn er nicht mitkommen will?”, fragte sie schließlich.
“Er wird mitkommen… Wenn nicht, wird er so viel Alkohol getrunken haben, dass du ihn einfach mit dir führen kannst…”.
Octavia seufzte. Einen betrunkenen Mann, den sie nicht einmal kannte, fast schon zu entführen war nicht unbedingt der Wunschauftrag, den sie gerne ausführte. Gerade zog sie die Gurte des Sattels fest, da bekam sie etwas von Thirak hingehalten. Es war sein Schwert.. Sie verstand nicht warum er es ihr gab. Sie zog es ein Stück aus der schwarzen Scheide. Es hatte nicht die Form eines üblichen Schwertes der Menschen von Mittelerde. Die Klinge war zur Spitze hin leicht gebogen und war an der runden Seite gezackt. Es war aus dunklem Material geschmiedet und mit Runen verziert, welche im Tageslicht Blau leuchteten. Zumindest kam es ihr so vor. Diese Runen konnte sie allerdings nicht lesen und wusste nicht was diese bedeuteten.
“Ich kann das nicht annehmen…”, sagte sie sofort, als sie das Schwert zurück in die Scheide steckte und Thirak entgegenhielt. Es war sein Schwert. Mit diesem Schwert hatte er vieles erlebt. Viele Schlachten geschlagen.
“Es gehörte Thurion…”, hauchte Thirak leicht verträumt. “Also soll es deins sein… Mir brachte es kein Glück… Möge es dir Glück bringen!”.
Das Schwert von Thurion… Dem irren König… Ihrem Vater… Sie wollte es erst gar nicht haben. Doch Thirak bestand darauf. Seufzend befestigte sie das Schwert am Sattel ihres Pferdes. Ganz begeistert war sie davon nicht. Aber ihr eigenes war ja noch vor Minas-Tirith vergraben. Sie umarmte Thirak noch einmal und wandte sich Phelan und ihrem Bruder zu.
 “Pass auf dich auf, Octavia!”, sagte Kael und umarmte seine Schwester feste.
“Ich werde nicht lange weg sein…”, entgegnete sie leicht genervt von seiner Fürsorge. Auch Phelan umarmte sie danach. “Ich danke dir, Octavia! Es ist sehr erwachsen und vorbildlich von dir, was du für uns alle auf dich nimmst!”.
Ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen. War das etwa eine kleine und heimliche Entschuldigung für all die Vorwürfe in letzter Zeit? Mit ihrem Linken Fuß stieg sie in den Bügel des Sattels und schwingte sich ganz auf den Rücken des Pferdes. Kael öffnete die Tür des Stallen, sodass Octavia samt Pferd direkt hinausreiten konnte.

Die junge Rebellin ließ das Pferd aus dem Stall hinaus traben, führte es auf der großen Hauptstraße durch die Stadt und schließlich außerhalb der zweiten Mauer, sodass sie draußen war. Sie hatte Glück, dass ihr Weg nicht allzu weit war. Annuminas lag etwas weiter westlich von Fornost.  Sie ritt direkt an der Mauer westwärts, um den unnötigen längeren Weg auf der Straße zu vermeiden.
Ein Mann, verhüllt in mantel und Kapuze, stand auf seinem Pferd plötzlich vor ihr. Nicht noch mehr Ärger!, dachte sie sich schon, als der Reiter auf sie zu kam.
“Ich dachte, du könntest etwas Gesellschaft gebrauchen!”, ertönte sein Stimme. Als er seine Kapuze zurückzog, erkannte sie Davos. Die junge Frau fragte sich, was der alte Mann wollte. Immerhin wusste er doch gar nicht, was sie vor hatte. Außerdem erledigte sie Aufträge lieber alleine. Aber ihn jetzt wieder zurückschicken konnte sie ja auch nicht. Vielleicht konnte sie so etwas über Indros Absichten erfahren. Sie seufzte.
“Gut… Ich reite nach Annuminas und muss jemanden finden…”, erzählte sie ihm schließlich. “Wenn du mir dabei nicht in die Quere kommst, kannst du mich gerne begleiten…”.
Sie versuchte so glaubwürdig wie möglich zu wirken, auch wenn ihr klar war, dass dies eher nicht gelingte.
“Keine Sorge!”, sagte er und zog an den Zügeln, damit das Pferd  in der gleichen Richtung stand, wie das von Octavia. Zusammen ritten sie in Richtung Westen. Sie hoffte nur, diesen Mann namens Galador zu finden. Weder sein Aussehen, noch seine Stimme waren ihr bekannt. Wie sollte sie ihn also unter all den Menschen in der Stadt finden?


Octavia zusammen mit Davos in Richtung Annuminas…

Titel: Annúminas (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 18. Feb 2021, 19:37
Annúminas (Arnor)

Octavia mit Davos auf dem Weg nach Annuminas…


Sie waren nicht lange unterwegs und die Mauern der Stadt waren schon sichtbar. Annúminas befand sich an einen großen See, der genau wie die Hügellandschaft dahinter, Evendim hieß. Also der Evendim-See. Dafür, dass sie in ihrem Leben nicht viel herum kam und nicht hinaus durfte, erblickte sie nun viele Städte und Orte von Mittelerde.
Sie interessierte sich allerdings noch dafür, wie Davos sie gefunden hatte. Ganz zufällig kam er ja wohl nicht nach Fornost und wartete auf sie.
“Woher wusstest du, dass ich aufbreche?”, fragte sie direkt. Davos antwortete zunächst nicht, sondern räusperte sich nur. “Also?”.
“Nun ja…”, fing er an und die junge Frau ahnte an seinem Zögern schon, wer dafür verantwortlich war. Bevor er weiter sprechen konnte sagte sie aufgebracht: “Sag bloß mein Bruder steckt dahinter?”.
Kael konnte es auch nicht einfach sein lassen, sich Sorgen um seine Schwester zu machen. Bis jetzt ist ihr ja noch nichts passiert und selbst aus Minas-Tirith entkam sie. Wenn auch nur knapp. Sie konnte es nicht nachvollziehen, dass er so besorgt war.
“Gut, Kael hat nach mir schicken lassen…”, gab er schließlich zu. “...Aber ich bin auch hier, um mit dir Zeit zu verbringen!”.
Mit ihr Zeit verbringen? Was meinte er damit? Seine Altersklasse kam ganz sicher nicht mehr in Frage. Sie warf ihm einen skeptischen Blick rüber.
“Nun… Du kennst Thurion nur von alten Erzählungen, die überwiegend schlecht sind…”, fing er an. Octavia verstand nicht recht, worauf er hinaus wollte. Was sollte sie sich auch darum kümmern, dass die Geschichten über den irren König, ihrem  Vater, wahr waren.
“Er hat viel Leid verursacht… In Arnor, in Angmar und in Gondor… Doch er hat immer gerecht und ehrenhaft gehandelt! Egal aus welchem Stand die Person war oder wie nah sie ihm stand… Auch ich habe für vergangene Dinge meine Strafe erhalten, obwohl wir befreundet waren...”.
Octavia sah zu ihm und ihr blieb nicht aus, dass ihm die Worte zu setzten. Sie war etwas verdutzt. Wie sollte ein Mann wie Thurion gerecht und ehrenvoll sein?
“... Er vereinte das zerstrittene Angmar, gab es dem herrschendem Haus zurück, die ihm aber zum König von Angmar krönten… Niemandem in Angmar ging es schlecht unter ihm… Ich war ein Räuber und er machte mich zu seiner rechten Hand… Nachdem er den Krieg gegen Gondor verlor und dadurch Angmar, tat er alles um das Land zurückzubekommen und von einem Tyrannen zu befreien… Anstatt selbst wieder die Krone zu nehmen, legte er sie vor Königin Anarya Vaneryen von Gondor nieder, um sein Volk vor weiteren Kriegen und der kommenden Dunkelheit zu schützen…”, erzählte er weiter. "...Was ich dir damit sagen will ist, dass egal wer dich dafür verurteilt, dass er dein Vater ist… Er hatte er auch gute Seiten… Er wollte vor seinem Tod sogar den Krieg beenden und seinen Thronanspruch auf Mittelerde niederlegen, als er von seiner Tochter Kiana erfuhr…".
Octavia versank in Gedanken. Sie wusste dass das nicht stimmte. Denn Eldarion zeigte ihr, dass Thurion von ihr erfuhr und nicht von Kiana.
"Erinnerst du dich an unsere Reise nach Carn-dûm?", sagte sie schließlich verträumt. "Eldarion erzählte mir, dass Thurion wegen mir den Krieg beenden wollte… Er hat es mir gezeigt… Von Kiana wusste er nichts…".
Sie spürte seinen Blick förmlich auf ihr ruhen. Was wohl daran lag, dass er entsetzt war, dass sie schon länger davon wusste und auch dass er die ganze Zeit falsch lag.
"Na siehst du… Dann gibt es keinen Grund sich schlecht zu fühlen!", sagte er noch als sie das Tor erreichten, welches offen stand.
Ohne Probleme konnten sie passieren. Es stand zwar eine provisorische Wache der West-Rebellen dort, diese ließ sie aber durch. Annúminas wirkte ähnlich wie Fornost. Die Stadt war zwar kleiner, aber mindestens genauso heruntergekommen. Zeit für weitere Gespräche gab es nicht mehr, denn sie musste den Mann finden, der dort zu finden sein wollte, wo es Alkohol gab.

Ziemlich in der Nähe des Eingangs fand sie auch schon die erste Schänke. Der Name auf dem Schild war nur noch kaum lesbar. Schnell stieg sie von ihrem Pferd ab und befestigte es an einem Holzbalken.
“Ich gehe erst alleine rein…”, sagte Octavia und betrat das Gebäude. Immerhin wollte sie ihren Auftrag lieber alleine und in Ruhe ausführen. Dann konnte sie sicher sein, dass dieser gewissenhaft ausgeführt wurde.
Die Schänke war gut besucht und an jedem Tisch saßen die Menschen in Grüppchen zusammen. Irgendwie versuchte sie in diesem Gewusel jemanden zu finden, der die gesuchte Person sein konnte. Ihr blieben die diversen Pfiffe und Sprüche der Männer, die dort saßen, nicht aus. Während sie sich durch die Menschen drückte, wehrte sie auch die Berührungen der volltrunkenen Männer ab, deren Hände sie an den Armen, Beinen oder am Gesäß anfassten.
An der Theke fiel ihr ein recht großer aber dünner Mann auf. Er hatte Braun-Graues Haar, einen Vollbart in der selben Färbung und war der einzige der dort alleine saß. So unauffällig wie es ging, setzte sie sich auf einem Hocker neben ihm, der aber weiterhin nur in seinen Becher starrte. Sie beobachtete den Mann von der Seite, der aber gar nicht reagierte.
“Bist du Galador? Ich suche suche nach ihm…”, sagte sie schließlich auf Ostron, während sie sich zu ihm drehte. Sie wusste nicht genau warum sie das tat, aber ihr fiel nichts besseres ein. Immerhin schien sie nun die Aufmerksamkeit des Mannes zu haben.
“Du solltest aufpassen, wo du die Sprache sprichst, Mädchen… Besonders nach den Ereignissen in letzter Zeit...”, entgegnete er lustlos. “...Hier hast du mich gefunden… Bist du eine Mörderin und wurdest von Königin Kiana geschickt? Wenn ja, bist du aber wenigstens ziemlich hübsch… Dann sehe ich vor meinem Tod noch eine wunderschöne Frau!”.
Der Mann lallte stark, sodass Octavia genau hinhören musste, was er von sich gab. "Nein, ich bin hier, weil wir deine Hilfe brauchen!", sagte sie.
"Hilfe? Von mir?", entgegnete er ungläubig. Die junge Frau beobachtete nur, wie er einen weiteren Becher Wein bestellte. Sie verdrehte nur die Augen. Für sie war es nicht nachvollziehbar, wie man sich nur so volllaufen lassen konnte.
"Ich meine es ernst wir brauchen deine Hilfe!", drängte sie weiter.
"Ich dachte schon einmal, ich könnte dem Reich helfen… Stattdessen habe ich es in den Abgrund gebracht…", seufzte er und nahm einen großen Schluck.
"Bitte… Du musst mit mir kommen… Thirak schickt mich!", versuchte sie ihn zu überzeugen. Er setzte zum nächsten Schluck an und schlug den Becher heftig auf die hölzerne Platte. "Noch einen!", rief er schon fast. Der Wirt zögerte nicht lange und goss ihm Wein nach. Octavia war sich nicht sicher, ob sie eher angewidert von diesem Mann sein sollte, oder ob sie Mitleid fühlen sollte. Eins war ihr klar: So brachte es nichts.
"Thirak…", sagte er schließlich und das so laut, dass sich die junge Frau umsah, ob jemand den Namen gehört hatte. "...Ich dachte er wäre tot! Der Idiot, der alle retten hätte können… Stattdessen rettete er mich…". Er wollte wieder einen Schluck aus seinem Becher, doch Octavia konnte das nicht weiter mit ansehen. Sie verdrehte die Augen, riss ihm den Becher aus der Hand und stellte ihn wieder auf den Tresen. "Hey… Was soll denn das!", stammelte er lallend heraus.
Octavia riss der Geduldsfaden. Sie wollte nur noch raus und Galador nach Fornost bringen. Kurzentschlossen packte sie ihn an der Kleidung und wollte ihn aus der Taverne ziehen. "Nicht so stürmig! Wir sollten uns doch erst einmal richtig kennen lernen!".

Außerhalb der Taverne atmete sie entnervt durch. Für sie war es eine reine Tortur, dort in der Schänke zu sein. Die junge Rebellin hielt den betrunkenen Mann weiter fest, der schon weg taumeln wollte. Davos kam ihr sofort zu Hilfe und nahm ihr Galador ab.
"Ich kenne euch! Seid ihr nicht Davos… Davos Schneewert?".
Während Davos irgendwie versuchte dem Betrunkenen auf sein Pferd zu helfen, machte Octavia ihres von dem hölzernen Balken los, an dem es gebunden war. Im  gleichen Moment tauchte eine Gruppe von bewaffneter Männer auf, die den Kriegern der West-Rebellen zuzuordnen waren.
“Was macht ihr da?”, rief einer von ihnen mehr als unfreundlich.
“Das geht dich gar nichts an…”, entgegnete Octavia nur kurz.
“Und wie sehr es mich etwas angeht… Bist du nicht dieses Mädchen?”, sagte er abwertend, “Die mit dem selben Blut wie Kiana… Die für diesen Jüngling kämpft und uns alle verraten hat?”.
Octavia versuchte ihm nicht zuzuhören, sondern kümmerte sich lieber um ihr Pferd, welches sie abreisebereit machen wollte. Die Worte machten sie innerlich nur wieder wütend. Der Mann der Pascima-Rebellen packte sie am Arm und schubste sie dabei leicht nach hinten. “Ich spreche mit dir, Daskina-Mädchen!”.
“Ich höre es…”, entgegnete sie giftig.
“Wir sollten dich sofort hier und jetzt töten! Du Abschaum…”.
Daraufhin sah Octavia ihn erbost an und versuchte sich von seinem Griff zu lösen. “Lass mich los!”, bat sie ihn noch recht ruhig. Doch der Mann hatte nicht die Absicht, sie überhaupt gehen zu lassen. Er packte sie fester am Arm, sodass es schmerzte. Der Mann und die anderen die ihn begleiteten zogen ihre Waffen. “Ich bin an der Seite von Fürst Robben, damit ich uns alle vor größerem Unheil ersparen kann… Ich bin auf eurer Seite… Glaubt mir!”, erklärte sie und zeigte mit ihren Händen, dass sie sich beruhigen sollten.
Octavia versuchte sich weiter von ihm loszureißen und zog letztendlich schützend auch ihr Schwert, welches am Pferd befestigt war. Die Runen leuchteten Blau und schimmerten in ihr Gesicht.
“Vielleicht sollten wir uns alle beruhigen... ”, sagte Davos, der irgendwie Galador in seinen Armen hielt, damit dieser nicht weglief. In gewisser Weise, schienen die Männer  von dem Schwert eingeschüchtert zu sein. Der Sprecher von ihnen spuckte Octavia nur vor die Füße und ging. Sie seufzte. Sie war doch auf der Seite der Rebellen und für ihr Blut konnte sie nichts… Es brachte nichts darüber nachzudenken. Sie mussten Galador zurückbringen und wenn die Rebellen sahen, dass sie ihnen half, werden sie alles anders sehen. Das hoffte sie zumindest...
Die junge Rebellin setzte sich rasch auf. Sie fragte sich nur, wie der Mann überhaupt hilfreich sein sollte. Wirklich kompetent in irgendetwas wirkte er nicht auf sie. Aber Thirak musste wissen, wen er für vertrauenswürdig und hilfreich hielt.

Sie war wenigstens froh, dass Davos den Mann auf sein Pferd nahm. Noch länger wollte sie ihn nicht bei sich haben. Als er mit Galador auf seinem Reittier war, zögerten sie nicht lange und machten sich auf dem Weg zurück nach Fornost. Dort wartete Thirak schon, um Galador im Empfang zu nehmen und ihn zur Daskina-Rebellensiedlung zu bringen.


Octavia auf dem Weg zurück nach Fornost…

Titel: Fornost (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 19. Feb 2021, 22:12
Fornost (Arnor)

Octavia zurück in Fornost…


Vor der Stadt Fornost wartete schon Thirak, der sofort Galador in Empfang nahm und sich auf dem Weg in den Wald von Eregion machte. Auch Kael begleitete ihn, auf Wunsch von Phelan. Natürlich wollte er seine Schwester nicht alleine in Fornost zurücklassen und wehrte sich dagegen. Schließlich gab er aber mach und ging mit Thirak und Galador, nachdem Phelan ihm versprach auf seine Schwester aufzupassen.
Octavia verbrachte die nächsten Tage an der Seite von Robben Rogwyne.  Er plante gemeinsam mit seinen Hauptmännern die Eroberung der übrigen Städte, die die Rebellen besetzt hatten. Für die junge Rebellin waren die Tage mehr langweilig. Sie konnte nicht kämpfen, hörte lediglich der Planung zu und war den feindseligen Blicken und Bemerkung der a deren ausgeliefert. Heimlich leitete sie allerdings alle Informationen, die sie aus den Gesprächen vernahm, an Phelan weiter, der diese dann den anderen Rebellen mitteilte. Es war also ein verzwicktes Unterfangen. Doch was anderes blieb ihnen nicht übrig.

An einem Tag standen die Hauptmänner und Robben um einen  Tisch, um den ersten Angriff auf Annúminas zu besprechen. Octavia war mehr als beunruhigt, als sie von den Plänen erfuhr, die schon bald umgesetzt werden sollten. Nie im Leben rechnete sie damit, dass Robben die Städte der Rebellen so früh angreifen wollte. 
"Wir müssen uns auch um die Versorgung kümmern…", fing der ältere Hauptmann an, "...Wir brauchen Bauern die das Land mit Nahrung versorgen müssen… Vielleicht sollten wir ein paar Männer der Armee vorübergehend abbestellen.. ".
"Hildamar, wer will schon jetzt ein Bauer sein? Wir haben eine große Armee die mir lieber für Ruhm, Ehre und für ein Königreich in die Schlacht folgt!", entgegnete Robben ziemlich überzeugend, sodass sein Hauptmann keine Widerworte gab. "Wir brauchen eine große Armee, wenn wir den Krieg schnell gewinnen wollen… Mit Bauern gelingt uns das nicht!". Als er das sagte, sah Octavia zu ihm auf. Sie fand seine Worte ziemlich inspirierend, da sie selbst nichts davon hielt nur herum zu sitzen und abzuwarten.  Ging es damals nach Phelan, wäre noch immer nichts passiert und die Rebellen hätten nichts erreicht. Auf der anderen Seite wusste sie, dass es den Tod vieler Rebellen bedeutete, wenn Robben mit seiner Armee los zog. Sie musste ihn davon abbringen, ehe es zu spät war.
"Muss es Krieg sein?", sagte sie, "Warum gibst du ihnen nicht die Möglichkeit über ihr Schicksal selbst zu bestimmen? Lass sie einen Rat Gründen und gemeinsam könnt ihr über das weitere Vorgehen entscheiden!".
Zuerst lachte der junge Fürst auf und auch schon bald folgte das Gelächter seiner Hauptmänner. Octavia fand es alles andere als lustig. Es standen viele Leben auf dem Spiel.
“Habt ihr sie gehört?”, sagte Robben. Er ging einige Schritte auf die junge Rebellin zu und streichelte ihre Wange. Zuerst zog sie ihren Kopf wen, weil sie nicht wusste was er von ihr wollte oder was er vor hatte. “Du sprichst schon selbst wie eine Königin… Man merkt sehr wohl wer dein Vater ist!”.
“Ich bin keine…”, wollte sie gerade sagen, brach den Satz aber selbst ab. Sie dachte an die Worte von Davos, der ihr erklärte, dass daran nichts verwerflich war, Thurion als Vater zu haben. Also schloss sie ihre Augen und seufzte um sich zu beruhigen. Sie sah dann Robben tief in seine leuchtenden Blauen Augen, der sie zufrieden beäugte.
“Deine Rebellen Freunde antworten auch nicht auf mein Angebot, sich dem König von Arnor beugen… Also gehe ich davon aus, dass sie kein Interesse daran haben und Krieg wollen…”, sagte er, während er sich von ihr abwandte und wieder zum Tisch auf die Karte schaute.
“Was bleibt ihnen denn für eine Wahl, wenn sie selbst bestimmen wollen…”, entgegnete Octavia nur gereizt.
“Wenn sie nicht für mich sind, sind sie gegen mich… Sie sind selbst ein Teil von Arnor oder aber ein Feind von Arnor! Auch sie müssen sich der Ordnung fügen!”, sagte er.
“Welche Ordnung?”, hinterfragte die junge Rebellin abwertend seine Aussage.
“Es ist langsam an der Zeit,  aufzuhören Rebellin zu spielen, meinst du nicht?”.
“Ich spiele überhaupt nichts….”, erwiderte  sie scharf. “Das ist was ich bin!”.
“Du gehörst zu der gleichen Gesellschaft wie ich und alle anderen Fürsten hier… Nicht zu diesen Barbaren!”.
Octavia sah ihn verwirrt an. Sie wusste, dass Robben Rohwyne auf ihr Blut und den Status ihres Vaters anspielte. Doch was tat dies zur Sache, wenn all das vergangene Dinge sind und alle sich gemeinsam ein neues Leben in Arnor aufbauen wollten. Für die junge Frau selbst, gehörte sie zu den Rebellen, denn  auch sie war ein Opfer von Kianas Willkürlichkeit. “Du hast ja keine Ahnung…”, sagte sie nur sehr genervt.
“Wie sollen wir darauf vertrauen, dass sie uns nicht verrät?”, rief der ältere Mann der Hildamar hieß. “Wenn sie schon jetzt davon ausgeht, dass sie noch eine Rebellin ist…”.
Nervös biss sie sich auf der Unterlippe herum. War ihre Deckung nun aufgefallen? Gleichzeitig war sie verunsichert. Egal ob es nun die Rebellen oder Männer von Robben waren. Beide Seiten bezichtigten Octavia des Verrates. Sollte es noch bis zu ihrem Lebensende weitergehen, wenn sie jemals eins hatte? Musste sie sich die nächsten Jahre anhören, dass sie ein Monster war, nur weil sie sich ihren Vater nicht aussuchen konnte? Sie hatte das Gefühl nicht atmen zu können, weshalb sie sich über den Tisch, mit beiden Armen stützend, lehnte. Sie wollte nicht mit Kiana verglichen werden oder mit ihr in einen Topf gesteckt werden. Dieser Gedanke war die Hölle für sie.
“Nein… Sie ist auf unserer Seite… Sie ist sich dem vielleicht nur noch nicht ganz so bewusst…”, hörte sie die Stimme des jungen Fürsten. “...Aber tief in ihrem inneren,  weiß sie, dass es besser ist an meiner Seite zu sein.. Und jetzt schluss mit diesen Worten! Ich will nach Annúminas aufbrechen! Noch heute!”.
Vorsichtig blickte sie zu ihm auf. Von allen die sie kannte, erwartete sie diese Worte nicht von ihm. Sie bemerkte den Blick, den er ihr für einen kurzen Moment schenkte und verließ mit seinen Hauptmännern den Saal. “Kommst du?”.
“Ich werde am Tor zu dir stoßen…”, rief sie nur außer Atem. Octavia musste dringend vorher mit Phelan sprechen. Vielleicht hatte er eine Idee, was sie machen sollte.

Im Palast von Fornost suchte sie Phelan Belatan in jedem Raum. Nirgends war der Anführer der Daskina-Rebellen auffindbar. Nein… Ich muss ihn finden.., dachte sie verzweifelt. Sie konnte allerdings auch nicht Robben Rogwyne und seine Kommandanten warten lassen. Das machte sie nur noch verdächtiger. Gerade als sie die Suche aufgeben wollte, bog sie in einen anderen Gang ab und stieß dabei mit jemanden zusammen.
“Kannst du nicht aufpassen!”, rief sie verärgert. Sie rieb sich die Stirn, die dabei gegen etwas hartes stieß und schmerzte. Also sie die Person ansah, bemerkte sie, dass es Phelan war. “Ach du bist es…”.
“Was hast du es denn so eilig?”, wollte er wissen und bot ihr seine Hilfe zum aufstehen an. Sie nahm seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen.
“Robben... Er wir heute noch nach Annúminas aufbrechen und die Stadt angreifen… Ich weiß nicht wie ich ihn aufhalten soll…”, erklärte sie ihm verzweifelt.
“Du kannst es nicht aufhalten… Ich habe mit den Anführern von Pascima gesprochen.. Sie wollen keinen Frieden… Und was Indro angeht… Er scheint es nicht anders zu sehen…”, sagte er bedrückt. “Wir sollten jetzt auf unsere Leute achten und die unseren wenigstens retten…”.
Ein starker Seufzer drang tief aus ihrer Brust hervor. Ihr gefiel es gar nicht, dass unter den Rebellen wieder Krieg ausbrach. Das Ziel war so zum greifen nahe. Das Ziel gemeinsam friedlich im Norden zu leben. Doch sie wusste auch, dass Phelan recht hatte. Vermutlich konnten sie nicht alle retten. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.
“Du hast recht…”, stimmte sie Phelan zu. “Robbens Armee ist zu groß und wir sollten die retten, die wir retten können!”.
Der Gedanke stimmte sie aber nicht glücklich. Eher im Gegenteil. Sie war enttäuscht. Phelan schien das zu bemerken und packte sie an den Schultern.
“Thirak, Kael und ich werden eine Lösung finden... Mach dir keinen Kopf… Du musst Fürst Rohwyne einfach nur so lange hinhalten…”.
Sie stieß einen Schwall Luft heraus. “Was ist wenn er mir nicht vertraut?”, fragte sie besorgt.
“Dann musst du dafür sorgen, dass er es tut!”.
“Ich werde nicht einmal nützlich im Kampf sein, so wie er es sich vorstellt…”, beklagte sie weiter. Sie hatte nunmal keine Kräfte wie Kiana oder Thurion.
“Dafür bist du eine gute Kriegerin!”.
Wieder seufzte die junge Rebellin. Ihr blieb ja auch nichts anderes übrig, als Robben Rogwyne hinzuhalten. Was solls’...
“Ich muss jetzt los… Die anderen sind schon mehr als vorsichtig…”, stöhnte sie. Phelan nickte ihr zu. “Pass auf dich auf, Octavia!”.
Mit langsamen Schritten ging sie den langen Korridor weiter entlang, bis sie den Palast verließ.

Von dort aus machte sie sich auf dem Weg zu den Toren der Stadt, wo auch schon Robben wartete. Seine Armee stand bereit in Formation. Neben ihm selbst stand ein Pferd ohne Reiter. Unter dem Sattel lag eine schwarze Decke, die ebenfalls das Wappen von Arnor trug. Robben zeigte ihr mit einer Handbewegung, dass sie aufsitzen sollte. Zögerlich stieg sie schließlich auf das Pferd. Ihr blieb es nicht unbemerkt, dass sein Blick die ganze Zeit während des Aufsteigens auf ihr haften blieb.
“Wir haben schon auf dich gewartet!”, behauptete er mit einem seltsamen Unterton in seiner Stimme, den Octavia nicht ganz zuordnen konnte. Vielleicht wollte sie das auch nicht, nachdem sie sein breites Grinsen vernahm. Sie verdrehte nur die Augen und positionierte sich auf dem Sattel.
“Können wir?”, sagte sie stöhnen mit den Zügeln in der Hand.
“Aber sicher!”, entgegnete der junge Fürst noch immer lächelnd. Dann gab er den Befehl zum Aufbruch. Octavia ritt an seiner Seite, relativ weit vorne im Zug und war aufgeregt, was nun passierte...


Octavia und Robben Rogwyne auf dem Weg nach Annúminas…

 
Titel: Annúminas (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 20. Feb 2021, 23:06
Annúminas (Arnor)

Octavia in Annúminas…



Viele Tage waren nicht vergangen, als Octavia Galador zusammen mit Davos in Annúminas aufgegabelt hatte und ihn zu Thirak brachte. Nun war sie schon wieder dort. Diesmal nur mit Robben Rogwyne und seiner Armee. Noch immer fühlte sie sich mit dem Gedanken nicht wohl, die Männer und Frauen zu töten, mit denen sie vorher noch kämpfte um Arnor aus den Händen von Kiana Vaneryen zu befreien. Aber sie behielt stets die Worte von Phelan im Kopf: Die anderen Rebellen waren stur, also musste sie dafür sorgen, dass wenigstens ihre eigenen Leute überlebten. Auch wenn ihr nicht klar war wer dazu gehörte.
Kael, Thirak, Phelan, Davos, Indro…, zählte sie im Kopf auf. Mehr waren es nicht, die sie liebte und die auch sie akzeptierten. Egal welches Blut in ihren Adern floss.
Doch ihr blieb das große Ziel und auch Deloths Wunsch nicht aus den Gedanken. Er wollte alle untereinander vereinen ohne Krieg, ohne Leid. Ein Volk sein. Das war auch ein Traum, den Octavia hegte. Scheinbar war diese Vorstellung aber unerreichbar.
Die Armee von Robben stand in ihrer Formation und war bereit für den ersten Angriff. Diverses Kriegsgerät wurde herangeschafft. Egal ob Leitern oder ein Rammbock. Octavia saß noch immer auf dem Pferd mit der Decke des Wappens von Arnor neben dem jungen Fürsten. Auf den Mauern der Stadt erkannte sie reges Treiben. Die junge Frau war leicht mit der ganzen Situation überfordert. Noch nie nahm sie an einen Angriff einer geordneten Streitmacht teil. Sie kämpfte mit den Rebellen eher im Wald, zwischen Schlamm und Gestrüpp.
Robben befahl die Erstürmung der Stadt, sodass die ersten Soldaten unter Beschuss mit den Leitern auf die Mauern rannten. Octavia hoffte innerlich, dass die Rebellen irgendwie durchhalten konnten, doch sie war nicht zuversichtlich. Dafür waren sie zu wenige und in ganz Arnor verteilt, um es mit einer geordneten großen Armee aufzunehmen.
Besorgt sah sie zu Robben, der das Schauspiel genüsslich beobachtete. Es dauerte nicht lange und er befahl den nächsten Truppen mit dem Rammbock an das Tor nach zu rücken. Anstatt aber auf seinem Pferd weiter zuzusehen, stieg er hinab und zog seinen Helm an. Octavia wunderte sich, was er vor hatte. Wollte er wirklich mit ihnen zum Angriff voranschreiten? Sie konnte es sich allerdings kaum vorstellen. Selbst die Hauptmänner und Kommandanten Kianas hielten sich stets zurück.
Doch dann rannte er mit seinen Männern zum Tor. Octavia staunte nicht schlecht. Gleichzeitig überlegte sie was sie machen sollte. Wenn ihm etwas zu stieß, war ihr ganzen Vorhaben umsonst. Die Gefolgsleute des jungen Fürsten würden wohl kaum auf einen Vergeltungsschlag verzichten. Besonders weil es die alten Fürsten waren und der nächste nachrückte. Keine der Seiten würden nachgeben und auf die Forderungen verzichten. Weder die Rebellen, noch die alten Fürsten.
Kurzentschlossen stieg Octavia auch von ihrem Pferd, zog ihr Schwert und folgte Robben an das Tor. Die Runen leuchteten wieder Blau. Immer wenn sie es in der Hand hielt, behielt sie das Gefühl, dass ihr ganzer Arm kribbelte und eine Wärme durch ihren Körper floss. Erklären konnte sie es sich nicht.

Am Tor schlug der Rammbock mehrere male gegen das Holz, sodass es schon splitterte. Die junge Frau duckte sich ein paar mal um den Pfeilen und Bolzen auszuweichen, die auf sie niederregneten. Immer wieder gingen die Träger zu Boden, doch andere griffen sich den Rammbock , um weiter das Tor zu zerstören. Schließlich nahm auch Robben das Kriegsgerät in seinen Händen und half seinen Soldaten.
"Los, vorwärts!", rief er ziemlich laut. Seine Männer schienen durch seine Worte erst recht angespornt und schlugen den Rammbock weiter gegen die hölzernen Tore. Octavia griff sich einen Schild eines toten Soldaten und fing so viele Geschosse ab, wie sie konnte. Auch die, die auf Robben Rogwyne geschossen wurden.
Ist er verrückt?, fragte sie sich entsetzt, als er nur laut lachte, obwohl sie unter Beschuss waren. Dann endlich war das Tor aufgebrochen und die Soldaten Robbens stürmten in die Stadt. Auch der junge Fürst selbst war vorne mit dabei. Octavia hatte Mühe, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Sie eilte ihm so schnell sie konnte hinterher. Gleichzeitig wollte sie ihr Schwert nicht verwenden, um die West-Rebellen zu töten, die die Stadt in ihren Händen hielten. Es kam ihr so vor, als müsste sie ihre eigenen Leute ermorden. Die junge Frau wich den dutzenden Hieben aus und versuchte ständig Kämpfen aus dem Weg zu gehen oder parierte diese.
Erst als ihr keine andere Möglichkeit mehr übrig blieb, setzte sie ihr Schwert ein, um die Pascimas-Rebellen zu töten. Leicht fiel ihr das allerdings nicht. Aber sie musste alles daran setzen, Robben zu verteidigen, der sich wie wild durch seine Feinde kämpfte und das vorne mit dabei. Ein großer Mann versuchte auf Octavia einzuschlagen. Ihr gelang es aber immer wieder auszuweichen, bis sie einen Tritt abbekam und zu Boden fiel. Der Mann wollte sich die junge Frau packen, doch dann schrie er auf, als ein Dolch in seine Schulter geworfen wurde. Sie nutzte die Chance, sprang auf die Beide und stach ihm ihr Schwert in den Bauch.
Als sie sich schnaufend umdrehte, sah sie nur Robben, der ihr zu nickte. Das ließ sie wissen, dass er es war, der den Dolf warf und ihr half.
Sie liefen durch die Stadt zum Hauptgebäude in der Zitadelle. Immer wieder wurden sie in Kämpfe verwickelt. Schnell wurde Octavia klar, dass die Schlacht schon gewonnen war, obwohl noch einige der Rebellen versuchten die Stadt zu verteidigen. Es waren einfach zu wenige und die Truppen des jungen Fürsten stürmten die Stadt weiter.
Gerade als sie dachte, dass Robben doch noch zu Fall gebracht werden konnte, griff er sich ein zweites Schwert und besiegte seine Gegner leichtfertig. Begleitet wurden seine Taten stets von Schreien von ihm. In gewisser Weise zeigte dies Wirkung, da seine Feinde sich vor ihm fürchteten.
Er ist eindeutig verrückt!, dachte sie sich erneut, während sie ihm hinterher eilte. Gleichzeitig war sie mehr als fasziniert. Denn er kämpfte selbst, konnte dies auch noch gut und versteckte sich nicht.

Im Hauptgebäude angekommen, standen dort in einem großen Raum einige der Rebellen. Vielleicht zwanzig, soweit Octavia schnell erkennen konnte. Der Anführer der Stadt stand mit seinen Männern hinter einem Tisch. Sie sahen alle finster drein, während Robben ein breites Grinsen im Gesicht hatte und seine Augen blutrünstig funkelten. Die junge Frau empfand ein kleines bisschen Furcht, als sie ihn beobachtete. Nicht unbedingt vor dem jungen Fürsten. Sie wusste aber, dass sie, wenn sie ihrem Blutrausch verfiel, mindestens genauso war.
"Kämpfe alleine gegen mich Junge!", rief der Anführer der Rebellen aus Annúminas. "Ohne deine Armee bist du gar nichts!".
Zunächst senkte Robben Rogwyne sein Schwert, doch dann sprang er auf den Tisch, um dann den Anführer zu überwältigen und stach mehrere male auf ihn ein. Octavia, aber auch die Soldaten Robbens und selbst die Rebellen, blieben wie erstarrt stehen und beobachteten das Schauspiel. Die junge Frau war angespannt, denn noch immer befanden sich Rebellen in diesem Raum. Sie behielt ihre Kampfhaltung, um möglichen Angriffen entgegenwirken zu können.  Sie sah, wie Robben sich erhob, seine Arme ausbreitete und in sich hinein lachte, während sein Gesicht Blutverschmiert war. Er schien wahrlich ein Krieger zu sein, der vor nichts zurückschreckte.
Es dauerte auch nicht mehr lange, da ließen die restlichen Rebellen ihre Waffen fallen und zeigten ihre Aufgabe. Octavia war mehr als erleichtert, nicht weitere von ihnen töten zu müssen.

Am frühen Abend lief die junge Frau durch die Zitadelle der Stadt. Viel mehr vergewisserte sie sich, dass auch wirklich alle Rebellen, die in der Stadt überlebten, nur gefangen genommen wurden und nicht doch hingerichtet. Nachdem, wie sie Robben während der Schlacht erlebte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er wirklich Gnade walten ließ.
Ihrer Bedenken zum trotz, schien sich der junge Fürst daran zu halten und bot jedem, der sich ihm unterwarf, die Verschonung des Lebens an.
Octavia blieb an einem Fenster stehen, welches auf der Nord-Östlichen Seite gelegen war und sah in die Ferne. Die letzten Strahlen der Sonne verschwanden am Horizont und färbten den Himmel Blutrot. Sie musste an Indro denken, der irgendwo dort mit den Utarra-Rebellen war. Sie hoffte inständig, dass auch er sich mit Phelan und den anderen absprach, um sich an den Plan zu halten. Doch von ihm hörte mal nichts und niemand sprach mehr mit ihm. Er hatte sich wohl entschieden, wie er in diesem Krieg vorgehen wollte. Sie seufzte Laut und lief den Gang weiter.
In ihren Gedanken sah sie wieder das Gesicht von Robben Rogwyne vor sich. Wie er dort, blutverschmiert, saß und ein breites Lächeln auf den Lippen hatte. Sie wusste nicht recht, ob sie sich vor ihm fürchten sollte. Er schien sich von nichts zurückhalten zu lassen und ihm war jedes Mittel recht um seine Ziele durchzusetzen. Er schien nicht lange drumherum zu reden, sondern war ein Mann der Taten. Und doch hielt er sich auch an die Versprechen, jeden zu verschonen, der aufgab.
Ist er wirklich dann eine so schlechte Wahl, als Herrscher von Arnor? fragte sie sich für einen kurzen Moment. Sie wusste aber, dass es falsch war so zu denken. Wäre er ein geeigneter König gewesen, würde er die Forderungen der Rebellen akzeptieren, um weiteres Leid zu verhindern.
Weiter darüber nachdenken konnte sie allerdings nicht. Denn im großen Saal saß Robben Rogwyne auf einem Stuhl, der auf einem Podest stand und so eine Stufe erhöht war. Er war alleine. Es wäre ein leichtes gewesen, Robben zu töten und einfach zurückzulassen. Großes Chaos unter seinen eigenen Leuten, aber auch in ganz Arnor, würde ausbrechen. Die junge Frau konnte so allerdings nicht weiter denken. Irgendetwas hatte er an sich. Etwas was sie innerlich aufwühlte, aber auch ein inneres Verlangen weckte. Der Saal wurde von vielen Kerzen ausgeleuchtet. Mit vorsichtigen Schritten näherte Octavia sich ihm, der sie dabei mit seinen Blauen Augen beobachtete. Sie fühlte sich verunsichert, ob sie überhaupt überhaupt etwas und was sie sagen sollte.
“Du wirkst nicht so, als hättest du angst vor mir…”, erhob er plötzlich seine Stimme. Octavia schluckte. Natürlich fürchtete sich etwas vor ihm, nachdem was sie in der Schlacht gesehen hatte. Aber auch vor ihren inneren Gefühlen, die sie mehr als verunsicherten und die sie nicht zuordnen konnte. Sie versuchte ruhig zu bleiben. Mit etwas Abstand zu ihm blieb sie stehen.
“Nein, bin ich nicht…”, antwortete sie nur kurz. Ihre brüchige Stimme war kaum zu überhören. “...Du hast mir nur nicht erzählst, dass du selbst ein Krieger bist…”.
Robben erhob sich von seinem Stuhl und näherte sich ihr.
“Was bringen mir sonst ein Schwert und eine Rüstung?”, entgegnete er selbstverständlich. “Die meisten Fürsten, egal ob die alten von Früher, oder die meinen noch in dieser Position zu stehen, schauen sich eine Schlacht von der Ferne an, um sich dann selbst für den Sieg feiern zu lassen… Doch das will ich nicht!”.
Er stand nun direkt vor ihr, wenn auch noch erhöht. “So grausam dein Vater auch war, bewundere ich ihn für eine Sache: Er selbst wollte niemals eine Seite in einem Geschichtsbuch eines anderen werden… Er wollte, dass man sich an ihn erinnert! Auch ich will, dass man sich an mich erinnert, Geschichten über mich erzählt und Lieder über meine Siege singt!”.
Octavia schwieg vorerst. Für sie war es nicht wichtig, dass man sich an sie erinnerte. Die Hauptsache war, dass das was sie tat auch für die nachfolgenden Generationen gut war. Sie senkte leicht den Kopf, da sie angst hatte dass Robben in ihren Augen etwas sah, was sie nicht kontrollieren konnte. Trotzdem blickte sie noch immer mit ihren Grünen Augen in seine Blauen. Der junge Fürst nahm ihr Gesicht in seine Hände und richtete ihren Kopf wieder weiter nach oben.
“Ich musste in meinen frühen Jahren viel ertragen… Schon immer galt ich als Krank, da meine Knochen schnell brachen, als ich ein Kind war... Als mein Vater im Krieg gegen deinen Vater starb, war ich der junge Fürst, dessen Zukunft hoffnungslos war… Meine Mutter heiratete einen Mann, der nur den Status als mein Vormund ausnutzte… Noch vor der Schlacht in Carn-dûm gegen die Horden der Dunkelheit, ermordete ich ihn… Ich lernte meinen Hass in das Kämpfen zu lenken!”, erzählte er und sah Octavia weiter tief in ihre Grünen Augen. Sie selbst blickte ihn noch immer verunsichert an. Obwohl es eher unbeabsichtigt war, waren ihre Lippen leicht geöffnet und ihr Atem schwer.
“Auch in deinen Augen, sehe ich dieses Gewitter… Du musst es auch nicht leicht gehabt haben, die Bürde deines Vaters auf den Schultern zu tragen, dieses mächtige Blut, das in deinen Adern fließt… Dann noch all das Leid, das  du durchmachen musstest…”., sagte er weiter und ging mit seinem Daumen ihre Unterlippe entlang. Am liebsten wollte sie einfach nur flüchten, doch sie konnte nicht. Ihr ganzer Körper war erstarrt.
“...Wir beide können gemeinsam noch so viel erreichen…”.
Ihre beide Lippen kamen sich näher und näher. Unkontrolliert strecke sie ihm ihren Kopf entgegen. Was tu ich hier?!, dachte sie sich. Ihr Herz raste und sie hatte das Gefühl, ihr ganzer Körper bebte. Bevor sie sich jedoch berührten, wurden die Türen des großen Saals aufgeschlagen und der Mann der Hildamar hieß, kam herein. Sofort sprang Octavia einen Schritt zurück und richtete sich ihre Haarsträhnen, die ihr in das Gesicht rutschten. Es war wohl besser so zu tun, als war nichts passiert.
Warum mache ich das, ärgerte sie sich über sich selbst. Ich darf den Plan nicht aus dem Sinn verlieren!. Die junge Frau kniff sie selbst in den Unterarm, um an etwas anderes zu denken. Sie spürte es, dass ihre Wangen erröteten, das es nicht angenehmer machte. Als sie zu Robben sah, machte er ein entnervtes Gesicht.
“Hildamar, was gibt es?”, fragte er. Octavia räusperte sich nur unschuldig.
“Mein Herr, unsere Späher berichten, dass sich Utarra unter Indro mit einer Gruppe von Kriegern in Bewegung gesetzt hat…”, erklärte er schnaufend.
Octavia sah zu Robben, der sich abwandte. Er nahm etwas in die Hand und schien es fest zu drücken. So fest, dass das Blut aus seiner Faust tropfte. Die junge Frau war verwundert, warum er das tat. Sie kannte es selber von sich, wenn der innere Schmerz so groß war dass sie einen äußerlichen zum ausgleichen suchte. Doch sie konnte sich nicht erklären, warum Robben das machen sollte.
“Gleich Morgen früh werden wir aufbrechen… Wir werden dieses kleine Problem aus der Welt schaffen…”, knurrte er. “...Danach marschieren wir weiter weiter nach Hügelstadt…”.
“Jawohl, mein Herr!”, erwiderte Hildamar und verließ den Raum wieder.
Es war das, wovor Octavia die ganze Zeit angst hatte: Indro, der nicht mit sich reden ließ und nun in den Kampf zog. Sie musste es verhindern. Doch wie? Sie konnte nicht einmal Phelan um Rat fragen. Er war zu weit weg. Ihre Gefühle, die mehr als durcheinander geraten waren, blockierten ihren Kopf. Sie musste bis zum nächsten Tag eine Lösung finden. Vielleicht fiel es ihr leichter wenn sie geschlafen hatte.
“Ich… Ich werde mich etwas ausruhen..”, sagte sie nur und verließ so schnell sie konnte den Raum. Sie musste wieder zu sich kommen. Einen klaren Verstand...


Octavia in Annúminas…
Titel: Hügel von Evendim (Nördliches Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 24. Feb 2021, 21:33
Hügel von Evendim (Arnor)

Octavia in der Nähe der Evendim Hügel…


Octavia bekam die ganze Nacht kaum ein Auge zu. Sie war noch immer ganz durcheinander, was ihre inneren Gefühle anging. Sie war sich nicht einmal im klaren, was diese bedeutete. Waren es wirklich Gefühle, die sie für Robben Rogwyne hegte? Sehnte sie sich einfach nur mach jemandem, der sie so akzeptierte wie und was sie war?
Aber wenn es wirklich so war, konnte sie sich doch nicht einfach in ihren Feind verlieben und noch auf ihn einlassen. Die junge Frau hatte so viele Fragen und Gedanken dazu im Kopf. Auch fühlte sie sich schlecht, wenn sie an Deloth dachte. Er war zwar tot, doch sie fühlte sich ihm gegenüber noch verpflichtet. Natürlich ließ sie sich auch auf Loki ein. Das war aber eine andere Situation. Mit Loki war es eher eine Spielerei, um ihre Bedürfnisse zu stillen. Dazu kam noch, dass der junge Fürst von Arnor alle Rebellen bedrohte und das ganze Vorhaben zunichte machte. Dennoch fühlte es sich bei Robben anders an. Wirklich mit jemanden darüber sprechen konnte sie nicht. Was würden Phelan, Kael aber auch Thirak über sie denken, wenn sie ihnen sagte, dass sie etwas für Robben fühlte.
Vielleicht bilde ich mir das nur ein, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Eigentlich wollte sie ihr Zimmer, welches spartanisch eingerichtet war, gar nicht mehr verlassen. Aber sie musste ja wieder an Robbens Seite sein, denn er wollte am Morgen wieder aufbrechen. Ihr war es nur ein Rätsel wie sie ihm begegnen sollte, nachdem sie sich am Vortag fast näher gekommen waren. Für sie war es mehr als peinlich und sie fürchtete sich, dass er in ihren Augen etwas bemerkte, was ihr selbst noch verborgen blieb.
Sie packte ihre wenigen Sachen zusammen und sah das Schwert neugierig an. Sie fragte sich, warum es so leuchtete und warum es eine Wärme in ihr verbreitete. Thirak verlor darüber kein einziges Wort, als er es ihr gab. Die junge Frau befestigte ihr Schwert in der Scheide wieder auf ihren Rücken. Ein lauter Seufzer drang aus ihr heraus. 
Ihr fielen wieder die Worte von diesem Hildamar ein. Er behauptete, dass Utarra mit Indro angreifen wollte. Eine Idee wie sie es verhindern könnte, hatte sie allerdings noch immer nicht. Sie konnte ja nicht einfach abhauen und zu Indro reiten. Robben wollte sie an seiner Seite haben. Somit war das fast unmöglich. Außer es bot sich eine Gelegenheit.
Octavia lief die steinigen Korridore entlang und eilte in den Vorhof der Zitadelle. Sie hatte schon Befürchtungen, wieder die letzte zu sein die ankam. Doch draußen bemerkte sie, dass Robben auch noch nicht da war, die Truppen aber Abreisebereit.
Dann endlich kam er aus einem anderen Bereich der Zitadelle und zog seine Handschuhe fest. Einige der Hauptleute der Armee folgten ihm. Robben hatte wie immer seinen zufriedenen Gesichtsausdruck und als er zu Octavia sah, nickte er nur kurz ihr zu. Sie selbst wandte sich nur ertappt ab und sie spürte die Wärme die in ihre Wangen stieg. Schnell stieg sie auf ihr Pferd und wartete auf die Abreise. Diesmal schien der junge Fürst sie dabei nicht zu beachten und würdigte sie keines Blickes. Octavia war etwas verwundert. Sonst hätte sie immer seine vollste Aufmerksamkeit. Obwohl die junge Frau noch nicht einmal wusste, warum es sie überhaupt störte. Deshalb war sie froh, dass die Truppen aus der Stadt marschierten. Zunächst versuchte sie sich an Robben zu orientieren und bei ihm zu bleiben, doch sie gab es schnell auf, weil sie keine Beachtung bekam und er reitend mit seinen Hauptleuten Sprach und scherzte. Also blieb sie getroffen ziemlich weit hinten im Zug.

Außerhalb der Stadt, hinter den Evendim Hügeln, befand sich Octavia weiterhin relativ weit hinten. Sie blieb auf Abstand zu der Armee und versuchte noch nach einer Möglichkeit zu überlegen, Indro zu retten. Gleichzeitig verließ aber nicht der Gedanke ihren Kopf, dass Robben Rogwyne sie nicht mehr beachtete oder zumindest weniger. Die Sonne ging langsam unter und hing tief am Himmel. Die Strahlen ließen die ganze Landschaft golden-orange leuchten. Die Armee machte hinter den Evendim-Hügeln eine Rast. Bald erreichten sie die Grenze Arnors zu Angmar, wo auch das Utarra-Rebellenlager war. 
Viele Zelte standen geordnet aufgebaut um das von Robben. Er selbst blieb mit seinen Hauptmännern in seinem Zelt, sodass Octavia ihn die ganze Zeit nicht sag. Es war vielleicht die  Möglichkeit einfach zu Indro abzuhauen und ihn zu warnen.  Aber die Gefahr war zu hoch, dass sie von irgendjemanden gesehen werden würde. Sie konnte das nicht riskieren. Immerhin hing das Leben vieler Menschen von ihren Entscheidungen ab. 
Die junge Frau saß die ganze Zeit an einer Feuerstelle und schnitzte mit einem Messer die Stöckchen, die um sie herum lagen. Es diente eher dazu sich abzulenken, als Zeitvertreib, als dass sie etwas Vernünftiges herstellen wollte. Immer wieder versuchte sie eine passende Lösung zu finden. Doch ihre Gedanken schweiften jedes mal zu Robben und die Situation am Vorabend.
Endlich verließen die Hauptmänner das Zelt des jungen Fürsten. Octavia zögerte noch einen Moment und stach ihren Dolch mehrere male in die Erde. Vielleicht weil sie etwas wütend war. Vielleicht auch nur, weil sie nachdenklich war. Schließlich beschloss sie in das Zelt Robbens zu gehen. 

Sie stampfte wütend hinein und blieb starr Fäuste ballend am Eingang stehen. So viele Worte schwirrten in ihrem Kopf, aber keines davon brachte sie über ihre Lippen, als sie den jungen Fürsten dort an einem Tisch sitzend sah. Er sah sich diverse Schriftstücke an. Octavia kam sich mehr als albern vor, denn sie wusste nicht einmal, was sie so verärgerte und warum sie so reagierte. Noch nie zuvor verspürte sie ein solches Gefühl. 
Noch immer stand sie dort schweigend, wie angewurzelt und angespannt.
"Bleib nicht da stehen. Komm herein und setz dich…", bat er ruhig, als er sie endlich bemerkte. 
Ihre innerliche Starre löste sich und mit vorsichtigen Schritten lief sie auf Robben, um sich auf einen Hocker zu setzen, der neben ihr stand.
"Was gibt es, Octavia?", fragte er freundlich.
Auch wenn die jungen Frau lieber wissen wollte, warum er sie am Mittag so behandelte, schob sie den Gedanken hinten an. Denn es war wichtiger die Utarra-Rebellen zu retten.
"Du kannst nicht gegen Indro kämpfen… Lass mich mit ihm reden! Er wird dich nicht bekämpfen, bitte!", fing sie verzweifelt an. Sie nahm seine Hände und rutschte etwas zu ihm rüber, um ihm näher zu sein.
"Du weißt dass das nicht stimmt… Indro wird kämpfen… Koste es was es wolle…", entgegnete er leicht besorgt.
"Du musst es mich versuchen lassen… Bitte… Du wolltest, dass ich dir in diesem Krieg nützlich bin!", flehte sie schon fast.
"Wenn meine Armee vor seinen Türen steht, hat er die Möglichkeit die Waffen niederzulegen! So viel kann ich dir entgegenkommen…".
"Du weißt, dass er das eher als Provokation sieht… Ich muss alleine mit ihm sprechen!", bestand Octavia weiter darauf. Sie musste ihn irgendwie überzeugen. Aber wie?
"Ich kann es nicht riskieren, dass er dich dort behält…", sagte Robben Rogwyne und brachte seinen Kopf in einer leichten Schieflage. 
Sie kannte Indro. Gefangen nehmen würde er sie nicht. Immerhin hatte sie nichts verbrochen. Sie kniete inzwischen vor ihm auf dem Boden und legte ihren Kopf auf ihre Hände, die in seinem Schoß lagen. Sie seufzte leicht. 
Ihr kam eine Idee, wie sie ihn zumindest für eine Zeit aus dem Weg schaffen konnte und sie vielleicht vollstes Vertrauen erlangte. Sie war eine Frau. Robben schien, zumindest noch vor Tagen, ihr nicht abgeneigt gewesen zu sein. Und hässlich war er keinesfalls. Somit lohnte es sich wenigstens. Damit konnte sie gleichzeitig ihre eigenen Bedürfnisse und Verlangen befriedigen. Dann konnte sie auch direkt herausfinden, was ihre Gefühle bedeuteten. Ein gewissen Kribbeln breitete sich in ihr aus, wenn sie daran dachte. Endlich wollte sie ihn berühren, auch wenn es falsch war. Vielleicht auch genau deswegen. 
Ich sollte so etwas nicht denken…
Doch gerade als sie den Gedanken ausgedacht hatte, setzte sie sich auf seinen Schoß. Sie war zu ihm gedreht und legte ihre Arme um den jungen Fürsten. 
Was mach ich da… Ich sollte das nicht tun!, sagte sie zu sich selbst. Wie aus Geisterhand küsste sie Robben immer und immer wieder. Er wehrte sich auch keineswegs dagegen, eher im Gegenteil.
Octavia schlüpfte aus ihrem Oberteil, welches Robben ihr rasch auszog. Die junge Frau öffnete eilig seinen Gürtel und küsste ihn weiter. Sie befreite sich aus ihrer Hose und setzte sich auf den kleinen Tisch. Dabei  schmiss sie die Dinge die darauf standen zu Boden. Robben erhob sich ebenfalls und stand vor ihr am Tisch, während Octavia ihm half aus seiner Kleidung zu kommen.
Als er sie umarmte und ihren Nacken küsste, spürte sie nur, wie er sie hochhob. Sie umschlang ihn mit Armen und Beinen, als er sie zu dem Feldbett des Zeltes trug. Innerlich versuchte sie sich dagegen zu wehren, doch sie konnte nicht. Zu sehr wollte sie es selbst. Selbst ihr Gewissen, dass das nicht der richtige Weg war, schaltete sich ab. Die junge Rebellin konnte es nicht mehr leugnen, dass sie es selbst so sehr begehrte. Ihr war es in diesem Moment egal… An nichts mehr wollte sie sonst denken… Alle Sorgen für diesen einen Moment vergessen…

Octavia lag noch eine Zeitlang wach neben Robben. Er umarmte sie von hinten. Er war schon eingeschlafen. Das entnahm sie seinem langsamen Atm. Im Hinterkopf hatte sie noch stets die Gefahr, die den Utarra-Rebellen und Indro drohte. Als Robben Rogwyne sich im Schlaf von ihr abwandte, nutzte sie die Chance um sich vorsichtig aus dem Bett zu erheben. So leise es ging, zog sie ihre schwarze Kleidung wieder an. Sie sah mit einem schiefen Lächeln zu Robben. Hatte sie sich etwa ernsthaft in ihn verliebt? Oder war es nur so wie bei Loki? Ihn fand sie auch attraktiv und begehrenswert. Das war es aber auch schon. Sie war sich nicht sicher. Bei Robben hatte sie ein schlechtes Gewissen, einfach so zu gehen, ohne nur etwas zu sagen und zu Indro zu gehen.
Octavia schnappte sie sich ihr Schwert und verließ das Zelt kopfschüttelnd.
Die meisten Soldaten im Lager haben sich, zu ihrem Glück, auch schon schlafen gelegt. Lediglich einige wenige Wachen patrouillierten.
Die junge Frau schlich sich duckend zwischen den Zelten durch. Sie löste am Rand des Lager sein Pferd von dem Pflock und führte es einige Schritte mit sich. Erst als sie ein ordentliches Stückchen entfernt war, stieg sie in den Sattel und ritt los in Richtung Norden. Sie wollte vor Sonnenaufgang zurück sein, sodass Robben am besten überhaupt nichts von ihrer Abwesenheit erfuhr. Das war das letzte was sie gebrauchen konnte.

Nicht weit entfernt vom Lager traf sie tatsächlich auf eine Gruppe. Sofort ritt sie auf diese zu. Die Krieger Indros mussten die junge Frau zu ihm bringen, bevor es zu spät war.
“Hey!”, rief sie. Die Männer gingen sofort in Angriffsstellung. Sie zogen ihre Schwerter und richteten ihre Bögen auf Octavia.
“Ich bin kein Feind! Ich bin hier um mit Indro zu sprechen!”, sagte sie außer Atem.
“Und wer sagt uns, dass du nicht hier bist, um uns auszuspionieren?”, fragte einer der Männer äußerst misstrauisch.
“Ich bin Octavia… Ich war Indros Blutkriegerin!”, antwortete sie.
“Ah, du bist dieses Mädchen… Die für den Jüngling kämpft… Also bist du unser Feind!”.
Noch bevor Octavia etwas erwidern konnte, ertönte eine weitere männliche Stimme von etwas entfernter: “Es ist in Ordnung, Gunnar… Lass sie sprechen!”.
Als Octavia blinzelnd in die Richtung sah, um zu erkennen, von wem die Stimme aus der Dunkelheit war, erkannte sie schließlich Indro. Ihr Herz ging auf, als sie ihn endlich sah.
“Indro ich bin so froh dich zu sehen…”, wollte sie gerade sagen.
“Sprich, Mädchen… Was willst du hier?”, fragte Indro verbittert.
“Robben Rogwyne steht mit seiner Armee nicht weit von hier… Wenn ihr angreift, ist das euer Untergang!”.
Indro schnaubte nur. “Wenn das so ist, soll es so sein..”.
Octavia verstand nicht. Wo war nur der Lehrmeister hin, den sie so bewunderte. Der, der sie zu seiner Blutkriegerin machen wollte. Der ihr so viel beibrachte.
“Indro bitte… Es darf nicht wieder wie damals in Minas-Tirith passieren… Du setzt deine Leute einer Bedrohung aus…”, flehte sie fast.
“Und was sollte es dich kümmern?”.
“Ich bin nur auf Robben Seite, damit ich euch alle beschützen kann! Um was anderes geht es mir dabei nicht… Phelan und ich haben einen Plan… Dafür brauchen wir aber Zeit!”, behauptete die junge Frau und stieg von ihrem Pferd. Sie ging einige Schritte auf Indro zu und packte ihm am Arm. “Bitte Indro… Ich schaffe es sonst ohne dich nicht!”.
Gut… “, seufzte er schließlich. “Ich werde meine Männer zurückrufen...Pascima lauert hier herum und wir können eine Pause gebrauchen...”.
Auch Octavia seufzte erleichtert. Sie hatte schon die Befürchtung, er wollte sich nicht darauf einlassen.
“Du solltest, sobald es dir möglich ist, in den Eregionwald zur Daskina Siedlung reiten… Thirak und auch Kael warten dort… Sie entwickeln einen Plan, der Robbens Armee in Schach halten kann und den Zusammenhalt der Rebellengruppierungen zurückholt!”, sagte sie, als sie wieder zu ihrem Pferd ging und auf dessen Rücken stieg.
“Ich muss wieder los, bevor Robben verdacht schöpft…”, sagte die junge Frau. “...Die Armee wird morgen Mittag hier eintreffen…”.
Mit diesen Worten ritt sie so schnell sie konnte zurück zum Lager. Sie musste schnell sein. Wenn jemand Verdacht schöpfte, war der ganze Plan hinfällig. Robben würde dadurch sicher nicht mehr die Rebellen verschonen wollen.
Gerade ritt ihr Pferd um eine Kurve, da spürte sie nur einen dumpfen Schlag gegen ihren Brustkorb, sodass sie zu Boden fiel und das Bewusstsein verlor...


Octavia nördlich der Hügel von Evendim...
Titel: Nord-östlich der Evendim Hügel(Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 28. Feb 2021, 10:52
Nord-östlich der Evendim Hügel(Arnor)

Octavia irgendwo im Norden Arnors…


Langsam kam die junge Frau wieder zu sich. Sie erinnerte sich nur noch daran, dass sie zu Indro eilte, um ihn und die Nord-Rebellen vor größerem Unheil zu bewahren. Dann ritt sie zurück zum Lager der Streitmacht von Robben Rogwyne. Sie erinnerte sich an den Schlag, der sie am Brustkorb traf. Noch immer schmerzte die Stelle. Octavia wollte ihre Brusz berühren um sich selbst abzutasten. Vermutlich stieß sie gegen einen Ast, der zu weit an den Weg wuchs. Doch sie konnte ihre Arme nicht bewegen. Durch das Gefühl, welches sie durch ihre Hände hatte, musste sie auf dem Boden sitzen, der leicht feucht war. Sie vernahm leise Geräusche, die sie nicht zuordnen konnte. War sie wirklich noch alleine? Waren Indro und die Utarra-Rebellen dort und haben sie gefunden?
Vorsichtig blinzelte sie, damit sie etwas erkennen konnte. Die junge Frau erkannte drei Männer um eine Feuerstelle sitzen. Es mussten Utarra-Rebellen sein. Langsam wollte sie sich erheben, stellte aber schnell fest, dass sie gefesselt war.
Was zur Hölle soll das, dachte sie sich verwundert. Der Morgen war inzwischen  angebrochen. Sie wollte schon lange zurück bei Robben sein, damit dieser kein Verdacht schöpfte. Nun war es vermutlich zu spät. Vielleicht aber, schaffte sie es noch rechtzeitig um sich zu erklären.
"Hey ihr…", rief die junge Frau. "...Bindet mich gefälligst los… Indro wird es sicher nicht gefallen!".
Es herrschte großes Schweigen, als die Männer sich zu ihr wandten. Dann lachten alle drei lautstark. Octavia verstand nicht wieso. Sie fand daran überhaupt nichts witzig. Das Leben vieler Nord-Rebellen hing davon ab, ob sie zu Robben zurückkehrte, oder nicht.
"Hey! Schwachköpfe! Hört ihr nicht richtig?", schimpfte sie vorlaut. Nachdem sie das sagte, stand einer der Männer auf und kam mit einem Messer auf Octavia zu. Er beugte sich zu ihr und hielt das Stück Metall in ihr Gesicht. Er strich damir breit grinsend ihre Konturen entlang.
"Der Schwachkopf kann auch einfach dein hübsches Gesicht zerschneiden!", drohte er. Die junge Frau verzog nur ihr Gesicht. Sie verstand nicht, was die Männer damit bezwecken wollten.
"Ich bin auf eurer Seite… Schickt nach Indro… Er wird es euch erklären… Das Schicksal von euch Nord-Rebellen hängt davon ab, dass ich zurück zum Lager der Armee des Fürsten gelange!", erklärte sie verzweifelt. Der Mann erhob sich nur lachend und rief: "Dann haben wir ein Problem weniger!".
Erst jetzt wurde Octavia bewusst, dass es keine Utarra-Rebellen waren. Es mussten also Männer von Pascima sein. Was sollte sie nun nur machen? Sie hatte versagt…
"Warum sagst du so etwas? Wir haben vereint gegen Kiana gekämpft…", sagte Octavia getroffen. "...Alleine können wir als Rebellen nicht viel erreichen…".
"Du warst doch die erste, die sich diesem jungen Fürsten angeschlossen  und uns alle verraten hat…", entgegnete der West-Rebell verärgert.
"Mir blieb keine andere Wahl… Robben hätte meinen Bruder getötet… So bleibt mir wenigstens die Möglichkeit Informationen zu bekommen, sodass wir einen Plan entwickeln können, um ihn zu besiegen…", versuchte sie deutlich zu machen und wurde dabei lauter.
"Und wir tun alles was in unserer Macht steht, um unsere Leute zu beschützen… Da hast du wohl den kürzeren gezogen… Fürst Rogwyne wird sicher daran interessiert sein, dich wiederzubekommen… Du bist doch die, mit diesem Blut der Maiar…".
"Pff…", machte die junge Frau nur. "Robben wird es egal sein…".
Der Mann beugte sie wieder zu ihr herunter und hielten einen Finger unter ihren Kinn. "Dann wirst du sterben!".
"Dann töte mich jetzt… Ich habe sowieso nichts zu verlieren…", sagte sie streitlustig. Sie wusste, dass Robben sicher schon mit seiner Armee zu den Utarra-Rebellen gezogen war. Diese konnten wohl kaum den Angriff standhalten. Besonders nachdem Octavia ihnen noch sagte, dass sie sich zurückziehen sollten.
"Genug!", rief einer der anderen Männer. "Wir sollten zu den anderen aufbrechen, bevor… Urgh …", ehe er aussprechen konnte, schrie er auf und fiel mit einem Speer in seinen Bauch um. Die anderen beiden Männer griffen so schnell sie konnten nach ihren Waffen und sahen sich verängstigt um. Im ersten Moment hoffte Octavia auf Indro und seine Männer, die noch irgendwo in der Nähe sein konnten. Spätestens als sie die Hufen von Pferden hörte, wusste sie dass es nicht die Nord-Rebellen waren.
Eine ganze Reiterschar preschte heran und tötete die Pascima Rebellen. Einer der Reiter, der einen weißen Umhang trug, stieg von seinem Ross herunter und kam auf Octavia zu. Irgendwie versuchte sie sich aus den Seilen zu befreien, als er sein Schwert zog, doch es war vergebens. Die junge Frau kniff ihre Augen zu, als der Mann seine Hand mit der Waffe erhob und wartete nur auf den Schmerz, der ihr Leben ein Ende setzte. Doch sie spürte nur wie die Fesseln sich lösten und die Seile zu Boden fielen.
Als sie ihre Augen wieder öffnete, erkannte sie den älteren Mann Namens Hildamar, der gerade seinen Helm abnahm, der sonst immer an Robbens Seite war. Zwei Soldaten halfen ihr auf die Beine. Octavia sah sich irritiert um. Es waren tatsächlich Männer Robbens, die alle das Wappen Arnors trugen. Sie versuchte unter den Reitern den jungen Fürsten zu erblicken, doch er schien nicht unter ihnen zu sein.
"Wo ist Robben?", fragte Octavia aufgebracht.
"Lord Rogwyne ist mit der Armee weiter marschiert, um die Nord-Rebellen zu besiegen… Und nach eurem Verschwinden war es sein höchstes Anliegen, euch aus den Griffen der Verräter des Landes zu befreien!", entgegnete Hildamar.
"Es war ein Irrtum… Das waren Männer von Pascima nicht Utarra… Wir müssen schnell zu Robben… Indro wollte sich ergeben… Bitte.. ", versuchte Octavia zu erklären und drängte den Mann zum Aufbruch. Er blieb aber nur wie angewurzelt stehen. "Worauf wartest du?", drängte die junge Frau weiter.
"Selbst wenn es so ist wie ihr sagt, was ich mir bei weitem nicht vorstellen kann, ist es jetzt zu spät… Der Angriff ist schon voll im Gange und mein Auftrag ist es euch in unser nächstes Lager zu bringen…", erwiderte der Mann trocken.
Das kann nicht sein… Indro…, dachte sie sich voller Entsetzen. Sie wollte sich ein Pferd schnappen, um zum Utarra-Rebellenlager zu reiten und schlimmeres verhindern. Doch auf Befehl Hildamars ließen die Soldaten das Pferd nicht los.
"Ich muss so schnell es geht dorthin…", hastete sie.
"Mein Befehl ist klar: Ich soll euch zu unserem Lager bringen… Entweder ihr kommt freiwillig mit oder ich muss euch fesseln  anlegen lassen!", sagte der Mann ziemlich bestimmend.
Octavia starrte ihn sprachlos an. Anstatt er ihr die Möglichkeit gab, weitere Sinnlose Tode zu verhindern, beharrte er auf seinen Auftrag. So gerne hätte sie einfach ihr Schwert gezogen und ihn getötet. Sie wusste aber, dass es das gesamte Vorhaben gefährdete. Ein lauter Seufzer stand tief aus ihrem Brustkorb heraus.
Ihr blieb erst einmal nichts anderes übrig, als Hildamar zu folgen und zu hoffen, dass Indro nichts weiter zustieß. Also nickte sie ihm zu.
"Gut…", sagte er dann und gab den Befehl zum Aufbruch. "...Auch wenn es mir ein Rätsel ist, was Lord Rogwyne mit euch will… Ihr seid auch nur ein Abkömmling Thurions… Der Lord sieht in euch eine Nützlichkeit… Ich nicht!".
Octavia sah ihn schief an. Im Endeffekt war es ihr egal was Robben an ihr sah. Hauptsache der Plan ging auf. Natürlich hatte sie gewisse Gefühle für ihn, aber sie sah wieder die Pläne der Rebellen im Vordergrund. Sie sagte allerdings nichts und folgte ihm einfach, wenn auch mit gesenktem Kopf. Der Gedanke an das Schicksal von Indro und den Utarra-Rebellen ging ihr nicht aus dem Kopf...


Octavia auf dem Weg in den Nord-Osten Arnors…
Titel: Nord-östlich der Evendim Hügel(Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 2. Mär 2021, 15:03
Nord-östlich der Evendim Hügel (Arnor)

Octavia im Lager der Armee von Arnor…


Octavia hoffte noch weiter beständig darauf, dass Indro überlebt hatte. Wenn die Pascima-Rebellen nicht da gewesen wären, hätte sie es rechtzeitig geschafft. Stattdessen wurde sie gefangen genommen. Sie musste dringend mit Robben sprechen. Sie musste wissen was während der Schlacht passiert war.
Als sie das Lager mit Hildamar und seinen Männern erreichte, machte sie sich sofort auf den Weg, um Robbens Zelt aufzusuchen.
Mit schnellen Schritten stürmte sie hinein, hatte schon etliche Vorwürfe auf der Zunge liegen. Doch sie musste feststellen, dass der junge Fürst gar nicht in seinem Zelt war. Sie seufzte. Wie sollte sie ihn unter all den Männern im Zeltlager finden? Octavia sah sich etwas um. Auf einem Tisch lagen viele Schriftstücke. Viele von ihnen trugen das Wappen der Familie Stark von Angmar und die Unterschrift von Lady Lynn. In den meisten tauschten sie sich scheinbar über die Lage des gesamten Nordens aus, über Gold und Soldaten. Alles für Octavia eher uninteressant. Ein Brief erregte allerdings doch ihre vollste Aufmerksamkeit und ließ sogar ihr Herz für einen kurzen Moment stocken. Lady Lynn sprach in diesem Schriftstück über die Befreiung des gesamten Nordens und von einer Hochzeit, die Angmar und Arnor gegen Kiana Vaneryen und auf alle Zeit vereinen sollte. Und wortwörtlich sprach sie über die Hochzeit von Robben Rogwyne und Lynn Stark, die er sogar schon zugestimmt haben musste. Auch schien Robben vorher etwas von einer Waffe gesprochen zu haben, da Lady Stark darauf antwortete und erfreut war endlich, dass sie etwas hatten, was gegen die Krone und Kiana half.
Octavia war mehr als getroffen, als sie die Worte las. Noch am Vorabend hatte sie für einen kurzen Moment gedacht, dass Robben doch wirklich etwas für sie empfand. Wahrscheinlich irrte sie sich wie so oft nur wieder und er sah sie, wie all die anderen, nur als Mittel zum Zweck, bei der Robben nicht abgeneigt war, sie zwischendurch in sein Bett einzuladen.
Dieser Mistkerl.., ärgerte sie sich innerlich. Auch wenn sie nicht ganz wusste warum. Immerhin hatte er ihr nichts versprochen und nicht gesagt, dass er sie liebte und alleinstehend war. Doch sie hatte wieder all seine Berührungen, seinen Geruch und seine Blicke im Sinn. Wie konnte ich mir auch nur etwas darauf einbilden… Ich bin eine Kriegerin… Für mich ist so etwas sowieso falsch und macht mich nur schwach…, spielte sie es nur enttäuscht herunter.
"Du bist eine Frau, der man nicht vertrauen kann…", hörte sie plötzlich die Stimme Robbens hinter sich, die sie erstarren ließ. Octavia hoffte, dass der junge Fürst nicht sah, dass sie in seinen Briefen stöberte. Doch wahrscheinlich war es naiv zu glauben, er hatte erst vor kurzem den Raum betreten.
Verdammt! Sie fühlte sich mehr als ertappt und biss sich nervös auf der Unterlippe herum. Was sollte sie auch dazu sagen.
"...Du bist eine Frau, die Männer verrückt werden lässt…", sagte er weiter, während er näher auf Octavia Schritt, die ihn noch weiter erschrocken anstarrte. Sie  fragte sich was er damit meinte und schwieg zunächst.
"War es von Anfang an nur dein Plan, mich gefügig machen, damit du abhauen konntest?", hakte er mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
"N-nein!", entgegnete sie sofort. "Ich wollte die Schlacht abwenden… Indro wollte sich ergeben…".
"Und dann lässt er dich entführen? Das hat ja scheinbar einwandfrei funktioniert!", stellte Robben mit einem Lächeln fest.
"Es war nicht Indro! Es waren Pascima Rebellen!", verteidigte sie ihren ehemaligen Mentor.
"Das ist bedauerlich…".
"Ja, er und die Utarra-Rebellen sind jetzt umsonst gestorben, obwohl er sich dir unterwerfen wollte!", fauchte Octavia.
"Indro ist nicht tot… Ich wusste doch, wie sehr du an ihm hängst… Er und viele seiner Leute haben schnell kapituliert…", erwiderte Robben ruhig.
Indro nicht tot ? Diese Nachricht freute sie natürlich. "Wo ist er?", wollte sie direkt wissen.
"Er wurde mit einigen anderen nach Fornost gebracht…".
Octavia seufzte erleichtert. Sie wunderte sich nur über seine Aussage. Warum sollte er sich darum kümmern wer ihr wichtig war? Nachdem sie die Briefe las und so wie er herüber kam, war er ja sonst eher egoistisch eingestellt.
"Aber warum hast du überhaupt angegriffen, anstatt auf mich zu warten?", fragte sie verdutzt.
 "Weil ich dachte dir sei etwas zugestoßen…".
"Ja und was interessiert es dich wenn ich sterbe? Ist das nicht das was du eigentlich willst?", hakte sie weiter. Der junge Mann lächelte sie daraufhin an und lehnte sich an den Tisch. "Ich kann dich jetzt nicht sterben lassen…".
"Ach stimmt… Ich bin nur ein Mittel zum Zweck…", keifte sie. Robbens Blick wurde ernst und er verschränkte seine Arme.
"Ich kümmere mich um deine lieben… Mache mir Sorgen um dich… Und trotzdem hasst du mich, entstellst mein Bild und kritisierst mich…", beschwerte er sich und sah getroffen drein.
"Du hast doch keine Ahnung…", entgegnete Octavia betrübt. Sie spürte wie ihre Augen glasig wurden, versuchte es allerdings zu unterdrücken. Vor dem jungen Fürsten zu weinen war das letzte was sie wollte.
"Was ist wenn das alles vorbei ist oder ich dir nicht hilfreich bin? Dann ist es dir egal wenn ich sterbe ?", fragte sie mit brüchiger Stimme. "Du heiratest Lady Lynn… Und was ist dann? Was ist mit den übrigen Rebellen und… mit mir?".
Der junge Fürst ging einige Schritte auf sie zu und hielt mit seiner linken Hand ihre Hüfte und seine rechten legte er an  ihr Gesicht.
"Du bist das wunderschönste, was mir jemals passiert ist!", hauchte er sie an, während seine rechte Hand an ihren Hinterkopf wanderte. Octavia sah zu ihm auf.  Die junge Frau wunderte sich über die Worte. Wollte er sie nur wieder um den Finger wickeln?
"Ich bin dazu geneigt, das Versprechen mit Lady Stark zu brechen, weil du so wundervoll bist...".
Octavia spürte, wie die linke Hand Robbens an ihr Gesäß wanderte.
"...Und dazu trägst du das Blut eines Miars  in dir… Wir sollten heiraten und zusammen die Welt verändern!".
Octavia war eigentlich keine Frau, die sich an einen Mann binden wollte. Aus welchen Gründen auch immer, war sie in diesem Moment davon nicht abgeneigt.
"Ich liebe dich…",  rutschte es ihr heraus, "...Und ich weiß dass du mich liebst…".
Die beiden küssten sich und landeten schließlich auf dem Boden, sodass Octavia auf ihn war. Sie wusste, dass es für den ganzen Plan eine schlechte Sache war, ich ausgerechnet in ihn zu verlieben. Aber sie konnte nicht anders, egal wie sehr sie sich innerlich dagegen wehrte.

Am Abend saß Octavia mit Robben und seinen Hauptmännern an aufgestellten Tisch und aßen gemeinsam. Octavia saß direkt bei Robben. Die Hauptmänner aus Arnor und Angmar sprachen und scherzten über die Schlachten. Die junge Frau schwieg die meiste Zeit.
"Wenn ihr König von Arnor seid, mein Lord, dann wird das Land wieder aufblühen so wie damals in den alten Zeiten!", rief einer der Hauptmänner mit hochgehaltenen Becher. Die anderen jubelten ihm zu.
"Das einzige was mich verärgert ist, warum dieses Mädchen an unserem Tisch sitzt…".
Octavia hörte schon gar nicht mehr hin. Sie kannte die üblichen Anfeindungen der Menschen im Norden aufgrund ihres Vaters schon.
"Nun…", fing Robben an, "...Bald schon werdet ihr sie als eure Königin  von Arnor kennen… Meine Frau!".
Octavia verschluckte sich fast, als sie gerade einen Schluck trank und er seine Absichten preisgab. Der jungen Frau blieb nicht aus, mit welcher Überzeugung er dies sagte und mit einer zufriedenen Tonlage. Allerdings fragte sie sich nur, ob er einfach nur befriedigt des Beischlafs wegen war, oder ob er es wirklich ernst meinte. Sie selbst hatte das schon fast vergessen. Immerhin wusste sie, dass es sicher keine gute Idee war, wenn sie noch mit den anderen Rebellen Pläne schmiedete. Auch wenn sie deshalb inzwischen gegenüber Robben ein schlechtes Gewissen bekam.  Unter den Anwesenden brach großes getuschelt aus. Octavia selbst war das etwas unangenehm.
"Mein Lord, ihr habt Lady Lynn schon ein Versprechen gemacht… Wo wäre unsere Ehre, wenn wir nicht uns nicht daran hielten!", warf Hildamar ein.
"Ich kann euch verstehen, Lord Rogwyne. Sie ist äußerst hübsch und ich wäre nicht abgeneigt das Bett mit ihr zu teilen…", sagte ein weiterer Hauptmann und lachte dabei, "...Aber ihr dürft nicht vergessen wer sie ist: Die Tochter eines Maia und Halbschwester von Königin Kiana!".
Octavia ahnte schon, dass es wieder Konflikte verursachte. Als sie zu Robben sah, bemerkte sie seinen finsteren Blick.
"Ich kann das so nicht hinnehmen! Deshalb werde ich mit meinen Männern nach Angmar zurückkehren! Ich bin dem Hause Stark treu und kann es nicht dulden, wenn ihr euch mit einem Monster vermählt…", sagte ein weiter der Hauptmänner. Er erhob sich und und verließ den Tisch. Weitere standen auf und folgten ihm. Octavia vermutete, dass es wohl die anderen Anführer aus Angmar waren. Plötzlich herrschte eine unglaubliche Stille.
"Mein Fürst, ihr könnt es nicht ernst meinen… Sie ist ein Monster… Ist kein Mensch…", fing Hildamar an.
"Lady Lynn ist im Vergleich zu mir eine alte Frau und... Hinterfragt ihr etwa meine Entscheidungen, Lord Rohstt?", entgegnete Robben genervt.
"Mein Herr… Ihr könnt euch nicht euren Gelüsten hingeben… Ihr seid kein Junge mehr! Ihr habt Verantwortung!", schrie Hildamar Rohstt schon fast.
Octavia beobachtete Robben weiter. Er sah wütend aus und spielte mit einem Messer in in seiner Hand herum, indem er es imme wieder in den Tisch drückte.
"Ich bin euch dankbar, dass ihr meiner Familie immer treu wart und mir so vieles beibrachtet, Hildamar…  Ich denke ich habt aber langsam ausgedient…", schimpfte der junge Fürst.
"Habt ihr den Verstand verloren? Dieses Mädchen hat euren Kopf total verdreht… Ihr seid verrückt...Ihr solltet vielleicht in euer Bett gehen…".
Im selben Moment sah Octavia nur, wie ein Messer an ihr vorbei flog und in Hildamars Brust landete. Erschrocken sprang sie auf und starrte auf das Geschehen. Der alte Mann hielt sich seine Wunde und sackte zu Boden.
"Wie mir scheint gilt die Treue von einigen nicht mir, sondern vielmehr Lady Lynn! Wir wollen Arnor wieder auferstehen lassen und dabei können wir niemanden gebrauchen, der uns daran hindern will!", rief er laut. "Wer braucht schon die alten Fürsten, egal ob von Angmar oder Arnor… Wir werden gemeinsam Arnor erstarken lassen! Versteckt ihr euch auch hinter der alten Ehre und riskiert den Verlust des Ziels, oder steht ihr hinter eurem König und kämpft für mich, koste es was es wolle?".
Die Hauptmänner erhoben sich, zogen ihre Schwerter und riefen immer wieder den Namen Robbens.
Auch wenn Octavia noch schockiert war, faszinierte sie der junge Fürst. Einmal weil er scheinbar hinter ihr stand -damit war er ja fast der einzige- und zum anderen, dass er seine Männer trotz allem auf seine Seite ziehen konnte.
Für sie selbst war es gleichzeitig gut, da sie das Vertrauen Robbens genoß und sich seine Armee gleichzeitig  scheinbar verkleinert hatte. Sie musste dringend mit Phelan Belatan sprechen, sobald sich die Möglichkeit ergab…


Octavia im Lager der Armee von Arnor…

Titel: Nord-östlich der Hügel von Evendim (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 4. Mär 2021, 19:06
Nord-östlich der Evendim Hügel (Arnor)

Octavia mit Robben und seiner Truppe an der Grenze Arnors zu Angmar…


Octavia war noch immer verwundert, dass Robben zu ihr hielt und dadurch den Verlust von Verbündeten riskierte. Er tötete sogar dafür seinen Lehrmeister und Mentor. Sie war sich nur nicht sicher, ob er es tat, weil er sie wirklich liebte, oder weil er alles daran setzte, sie als Waffe einsetzen zu können. Wie auch immer das funktionieren sollte. Sie hatte ja keine Kräfte, so wie sie Kiana Vaneryen nachgesagt worden waren.
Was passierte nur, wenn er es bemerkte und schließlich einsah, dass Octavia in diesem Fall nutzlos und nur eine gute Kriegerin war? Liebte er sie dann plötzlich doch nicht mehr? Oder schlimmer: Tötete er sie dann auch?
Ihr gingen so viele Fragen und Gedanken durch den Kopf. Obwohl sie inzwischen ihre Gefühle akzeptierte, dass sie Robben liebte, fürchtete sie sich vor ihm. Immerhin zögerte er nicht seine eigenen Leute zu töten. Auch wenn es für die Sache der Rebellen gut war, wenn der junge Fürst einen Teil seiner Armee verlor, machte sie sich sorgen. Natürlich wollte sie ihre Liebsten schützen und war der Meinung alle Rebellen sollten gleichermaßen an der Bestimmung von Arnor teilhaben. Aber dadurch, dass sich die Fürsten Angmars zurück zogen, war Robben angreifbar. Auch weil die Fürsten aus Angmar einen direkten Angriff auf die Armee von Arnor planten. Octavia wollte sowohl ihren Bruder Kael, Thirak, Indro, Davos und Phelan retten als auch Robben, der dazu auch noch selbst an den Schlachten beteiligt war und sich nicht versteckte.

So kam es auch, dass die Fürsten aus Angmar sich mit den Pascima-Rebellen, die im Norden Arnors wanderten, zusammen taten um einen Angriff auf die übrige Armee Robben Rogwynes starteten. Die Truppen Arnors standen geordnet in Reih und Glied einer Streitmacht der Soldaten aus Angmar und Kriegern der Pascima-Rebellen entgegen. Die junge Frau stand bei Robben ganz vorne. Ihr blieb nicht aus, dass die Soldaten nervös waren. Was wahrscheinlich auch daran lag, dass die Reihen deutlich gelichtet waren.
Octavia beobachtete, wie Robben sein Schwert zog und es hoch in die Luft hielt.
"Heute kämpfen wir für unser Land! Für das bestehen von Arnor! Die Verräter wollen einen Norden unter der Herrschaft eines Fürsten aus Angmar… Aber ich sage euch: Nur Arnorer werden über Arnorer herrschen!", schrie der junge Fürst. Seine Männer jubelten ihm zu.
"Haben wir Angst vor dem Tod? Nein! Jeder der stirbt, hat sein Leben für das Erbe der Númenorer gegeben und wird mit den Ahnen herab auf das aufstrebende Arnor sehen!", dabei lief er durch die Reihen und schlug den Soldaten gegen die Schilde, der die so weiter motivierte, als sie ihm zu jubelten. Octavia war mehr als beeindruckt. Vor allem auch, weil sie von Seiner Energie und seinen Worten angesteckt wurde. Genau wie seine Männer, die danach alles andere als Ängstlich wirkten. Sie waren bereit. Bereit für ihren König und Arnor zu sterben.
Als Octavia in den klaren Himmel blickte, erkannte sie schnell eine Salve von Pfeilen, die auf sie zu flogen. Robben schien das auch zu sehen und breitete seine Arme aus und presste einen Schrei in die Richtung heraus.
Octavias Herz raste, denn die Pfeile kamen immer näher und der junge Fürst hatte scheinbar keine Angst von einem getroffen zu werden. "Robben!", rief sie nur ängstlich, um ihn auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Doch er hörte nicht. Immer wieder sah sie zu ihm und in den Himmel. Sie duckt sich und kniff aus Angst die Augen zu. Doch kurz bevor die Pfeile auf sie niederregneten, sprangen die Soldaten mit ihren Schilden davor.
Robben Rogwyne gab seinen Bogenschützen den Befehl das Feuer zu erwidern, die auch sofort ihre Pfeile anlegten und verschossen.
Kurz danach rief er zum Angriff und die ersten Soldaten stürmten auf ihre Feinde zu. Octavia blieb mit Robben zunächst dort stehen. Sie war mehr als nervös. Ihre Position war leicht erhöht, sodass sie einen guten Ausblick auf das Schlachtfeld hatten.

Dann befahl der junge Fürst den nächsten Angriff, bei dem er selbst vorne mit stürmte. Octavia zögerte zunächst. Sie haderte mit sich selbst, ob sie ihm in den Kampf folgen sollte oder nicht. Die Schlacht war nicht eindeutig. Einen Sieger gab es eine Zeit lang nicht. Aber nur dabei zu sehen konnte sie auch nicht. Die Nachhut blieb regungslos stehen und sah sich das geschehen an.
"Was ist los? Worauf wartet ihr?", fragte sie energisch einen der Hauptmänner, der aber nicht reagierte.
Verdammt!, regte sie sich innerlich auf.
Die junge Frau zog ihr Schwert, welches wieder blau -fast schon Lila- leuchtete und  beschloss einzugreifen. So schnell sie konnte rannte sie in das Kampfgeschehen. Es dauerte nicht lange und sie musste gegen die ersten Feinde kämpfen. Im Kampfgetümmel erblickte sie Robben, der sich blutüberströmt durch seine Gegner kämpfte. Octavia versuchte so gut sie konnte zu ihm zu gelangen, was nicht ganz so einfach war. "Kämpft für mich und euer Land!", versuchte Robben seine Männer zu motivieren. Gerade als er die Worte rief, sah Octavia, dass er einer der Soldaten Angmars, der hinter Robben auftauchte, ihn mit seinem Schwert in den Oberschenkel schnitt. Obwohl der junge Mann zu Boden ging, tötete er den Angreifer.  Octavias Herz blieb stehen. Sie hatte die Befürchtung, er würde nun getötet werden.
"Ich bin Robben Rogwyne!", rief er trotzdem laut, fast schon verrückt. "Niemand kann mich töten! Ich kann niemals sterben!!".
Die junge Frau war verwundert. Besonders weil er die Worte rief, obwohl er umzingelt von Feinden war.
“Wir sind nicht hier, um als alte Männer in den Betten sterben! Unsere Ahnen sollen Stolz auf uns sein!”
Sie musste etwas tun. Sie musste ihm zur Hilfe eilen. Wenn er starb, geriet alles außer Kontrolle. Octavia sprintete zu Robben, doch es schien zu spät gewesen zu sein. Denn die Soldaten schlugen und traten ihn. Trotzdem hielt er nicht inne und rief immer wieder die gleichen Worte.
Sie kämpfte sich durch die umgebenden Feinde, bis sie von einem gepackt wurde und mit einem Schlag auf den Hinterkopf auf die Knie gezwungen wurde. Irgendwie versuchte sie wieder auf die Beine zu kommen, doch die Männer hielten sie a  Boden. Ihr gingen all die Gedanken durch den Kopf: Der Plan der Daskina-Rebellen, ihre Liebsten, das Chaos das Ausbrechen würde und Robben. Auch aber wieder Deloth, da sie das Gefühl hatte sie hintergangen ihn und die dunkle Gestalt, die sie immer wieder in den Träumen heimsuchte. Die Gedanken an Kiana und all die Tausenden Menschen die in den Flammen den Tod fanden.
Sie spürte nur, wie die unendliche Traurigkeit, die Leere und all das Leid in ihr hochkam. Sie fast schon auffraßen. So viel Verantwortung lastete auf ihren Schultern und auch so viel Hass.
Eine anfangs angenehme Wärme durchströmte ihren Körper. Ein Kribbeln durchdrang alle ihre Gliedmaßen. Eine Kraft, die um jeden Preis aus ihr heraus wollte und ihr das Gefühl gab, ihr Brustkorb zerberstete.
Sie streckte ihre Hand zu ihren Angreifern aus, die wie aus Geisterhand einige Schritte leicht nach hinten gedrückt worden waren. Die Männer schienen selbst davon verwundert und eingeschüchtert gewesen zu sein, weshalb sie sich vorsichtig von Octavia entfernten. Sie selbst bekam davon eher wenig mit. Das Gefühl wieder in ihren Blutrausch zu verfallen übermannte ihren ganzen Körper. Schnell griff sie sich ihr Schwert, das inzwischen  dunkel-Lila leuchtete und tötete die Soldaten Angmars und die Krieger der Pascima-Rebellen.
Auch wenn sie selbst nicht wusste, was genau sie da tat, streckte sie ihre Hand zu ihnen aus, sodass sie durch die Luft geschleudert wurden. In ihrer Wut fühlte es sich für sie an , als hielt sie ihre Hand in Feuer. Wieder streckte sie die Hand nach vorne aus und ein Feuerball schoss hervor, der die weiteren Feinde in Flammen aufgehen ließ. Im nächsten Moment schoss sie einen Violetten Strahl aus ihrer Hand, der die Männer aus allen Gesichtsöffnungen bluten ließ, sodass diese schreiend und tot zu Boden stürzten. Viele von ihnen flüchteten bereits, doch Octavia wurde von ihren Gefühlen und Kräften kontrolliert, hatte keine Macht mehr über ihren eigenen Körper. Die nächsten Männer brachte sie wieder mit einer Druckwelle aus ihren Händen zu fall. Die Druckwelle war wie eine unsichtbare Klinge, die den Soldaten zusetzte.
Erst als die Erschöpfung sie ergriff, wurde ihr klar was sie dort getan hatte. Die junge Frau zitterte am ganzen Leib und war wie erstarrt. Im Hintergrund lachte Robben siegessicher, während die Pascima-Rebellen und Männer Angmars flüchteten. Einige von ihnen warfen ihre Waffen weg und gingen auf ihre Knie. Selbst die Soldaten Arnors sahen alle ängstlich drein und waren sich nicht sicher, ob sie sich hinter ihren Schilden verstecken oder selbst flüchten sollten. Es herrschte sonst eine unheimliche Stille. Lediglich Robbens verrücktes Lachen war zu hören.
Ihr blutüberströmtes Gesicht verfärbte sich in eine fiebrige Röte und auf  ihrer Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen, sodass es sich für sie wie eine Fieberkrankheit anfühlte. Sie fiel voller Entkräftung auf ihre Knie und atmete schwer. All ihre Gedanken waren verschwunden und dennoch fühlte sie sich mehr als unwohl, wegen dem was sie anrichtete. Mit langsamen und schleppenden Schritten ging sie zurück auf die Erhöhung, um zu ihrem Pferd zu gelangen.  Sie wollte nur noch das Blut ihrer Feind abwaschen….


Octavia auf dem Schlachtfeld an der Grenze Arnors zu Angmar…

Titel: Umgebung um Hügelstadt, östlich der Wetterberge (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 7. Mär 2021, 19:31
Umgebung um Hügelstadt, östlich der Wetterberge (Arnor)

Octavia mit Robben und seiner Armee in Richtung Hügelstadt…


Noch immer saß die Erschütterung in Octavia tief. Niemals in ihrem Leben hatte sie daran gedacht, dass sie zu so etwas fähig war. Auch  hatte die Erschöpfung ihren gesamten Körper fest im Griff. Dennoch verspürte sie die Anspannung der Soldaten Arnors. Niemand von ihnen sagte ein Wort. Es herrschte regelrechtes Schweigen den ganzen Weg über. Für Octavia war es fast schon unangenehm, da sie wusste, dass sie dafür verantwortlich war. Jetzt teilte sie nicht nur das Blut mit Kiana. Nun hatte sie auch noch eine innere Macht in sich ruhen, die sie nicht kontrollieren konnte. Das musste das sein, wovon alle sprachen. Wovor sich alle fürchteten. Selbst Robben, der die ganze Schlacht über aus seinen Kampfgebrüll nicht mehr hinaus kam, war die ganze Zeit über Stumm. Allerdings wirkte er sehr zufrieden. Immerhin bekam er das, was er so lange begehrte: Einen Vorteil durch Octavia. Ihr selbst machte es Angst.
Die junge Frau ritt weit nach vorne, schon aus dem Sichtfeld der Truppe. Sie wollte all das Blut der Männer, die in der Schlacht durch ihre Kraft getötet worden waren, abwaschen. Sie brauchte auch nicht lange und fand eine kleine Quelle, in der ein Wasserfall von einer Felswand hinein prasselte. Rasch zog sie ihre Kleidung aus, behielt allerdings ihre Unterwäsche an. Vorsichtig fühlte sie mit ihren Zehen vor, wie kalt das Wasser war. Zu ihrem Glück war es recht angenehm.
Nachdem sie ihren Zopf löste, hüpfte sie zügig in die Quelle und tauchte mit ihrem ganzen Körper unter Wasser. Sie wusch sich den Dreck und das Blut aus den Haaren. Endlich hatte sie einen Moment für sich alleine. Einen Moment der Entspannung. Als die junge Frau wieder auftauchte, ging sie mit ihren Händen durch ihre Haare und kämmte diese mit den Fingern nach hinten. Sie schöpfte Wasser in ihr Gesicht und rieb auch dort den Schmutz ab.  SIe atmete einmal tief durch  und schwamm ein bisschen in der Quelle herum.
Als sie sich plötzlich umdrehte, erschrak sie fast, als sie Robben auf einem Halm kauend dort auf einem Felsen sitzen sah. Er schien sie schon eine Weile zu beobachten. Am Wasser herum standen einige wenige Wachen. Octavia war bis zum Kinn im Wasser.  Robben sah verträumt in ihre Richtung.
“Es ist sehr angenehm… Willst du nicht auch rein kommen?”, fragte sie ihn zufrieden.
“Nein, ich beobachte dich lieber!”, antwortete er kopfschüttelnd. Dabei deutete er auf sein Bein, das verbunden war. Octavia erinnerte sich an den Schnitt, den ein Krieger der West-Rebellen ihm zugefügt hatte.
“Es sagt mir nur nicht zu, gar nichts von dir zu sehen…”, sagte Robben mit einem enttäuschten Unterton in seiner Stimme.  Octavia grinste ihm zu. Sie war froh, dass er sich wenigstens nicht vor ihr fürchtete. “...Abgesehen davon, sind wir ja sowieso nicht alleine…”.
Die junge Frau sah daraufhin zu den Wachen und biss sich auf der Unterlippe. Sie wusste ja, dass sie noch ihre Unterwäsche an hatte. Wahrscheinlich konnte Robben das nicht sehen. Mit einem Satz erhob sie sich im Wasser, sodass sich ihr Oberkörper außerhalb befand. Sie grinste dem jungen Fürsten zu und zauberte ihm so ein ein Lächeln in das Gesicht. Bei den Wachen um ihn herum machte sie fast eine Enttäuschung in ihren Blicken fest, dass sie nicht vollständig entblößt war.  Die junge Frau kam aus der Quelle hinaus und wrung ihre Haare aus. Danach trocknete sie sich mit einem Tuch ab, was eher ein Mantel war.
Beim anziehen ihrer Kleidung wandte sie sich an Robben, der sie weiterhin verträumt beobachtete. “Hast du keine Angst vor mir?”, wollte sie wissen. Der provokante Klang in ihrer Stimme war deutlich hörbar.
“Nein, ich bin eher fasziniert… Noch nie habe ich so etwas gesehen…”, entgegnete er, “...Zusammen können wir so viel erreichen… Zuerst hier in Arnor… Dann im gesamten Norden… Wir könnten über ganz Mittelerde herrschen, wenn wir es wollten…”.
Octavia verzog genervt ihr Gesicht. Das waren nicht unbedingt die Worte die sie hören wollte, aber immerhin verabscheute er sie nicht. Als Robben sich erhob, sah sie, dass er eine Art Krücke bei sich trug, um sein verletztes Bein zu entlasten. Allerdings sagte sie nichts dazu. Warum auch? Er zog sich seine Verletzung im Kampf zu. Das sprach wohl für ihn, da er sich nicht aus Angst versteckte, so wie all die anderen Fürsten von Mittelerde. Selbst Kiana schien ja nicht mehr selbst in die Schlacht zu ziehen, sondern befahl ihren Soldaten nur die Angriffe und schickte sie in den sicheren Tod.
Octavia seufzte schwer, wenn sie an Kiana dachte. Nun verband die beiden nicht nur das Blut. Nein. Auch noch die innere Macht der Maiar stellte eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden dar.
“Wie ich hörte haben sich die Anführer der Truppe aus Angmar nach Hügelstadt zurückgezogen. Dorthin wo auch Lady Lynn sein müsste… Ich bin neugierig, ob sie von unserem Vorhaben schon weiß…”, sagte er lachend und zwinkerte Octavia zu. Die junge Frau war sich nicht sicher, ob sie das auch lustig finden sollte. Immerhin waren ihre Kräfte gefährlich und wahrlich nicht zum scherzen. “...Wir werden dorthin marschieren… Hügelstadt ist ja auch eine Stadt Arnors und sollte in unserer Hand liegen!”.
Rasch befahl er seinen Hauptmännern den Aufbruch der Armee. Mit langsamen Schritten folgte sie dem jungen Fürsten, der leicht humpelnd vor ihr lief. Seine Wachen schienen ihm nicht mehr von der Seite zu weichen. Gleichzeitig spürte sie fast die Angst der Männer.
Hoffentlich sehen sie mich nicht jetzt erst recht als Monster, machte sie sich innerlich Sorgen. Ihr war es schon genüge, dass sie stigmatisiert wurde, nur weil sie die Tochter Thurions und Halbschwester Kianas war. Laufend rieb sich die junge Maia ihren Nacken, der sich mehr als verspannt anfühlte, bis sie bei den Truppen waren. DIe Soldaten, die dort wieder in ihren Formationen standen, wirkten noch immer angespannt und ängstlich. Viele von ihnen hielten weiten Abstand, traten sofort beiseite, wenn Octavia durch die Reihen wollte um zu ihrem Pferd zu gelangen. Auch wenn es ihr in gewisser Weise leid tat, da sie nicht wollte, dass sich vermeintliche Verbündete vor ihr fürchteten. Sie stieg auf ihr Pferd und sah seufzend mit hochgezogenen Augenbrauen  zu Robben rüber, der ihren Blick nur mit einem Lächeln erwiderte. Dann ritten sie los um nach Hügelstadt zu gelangen, was nicht mehr weit weg war.

Endlich erreichten sie Hügelstadt. Es war keine Stadt, wie Annúminas oder Fornost, die an der alten Númenorischen Architektur angelehnt war. Sie wirkte gegen die beiden großen Städte recht einfach. Eine Mauer umgab die Gebäude und eine kleine Burg bildete eine Zitadelle in der Stadt.
Die Tore waren natürlich verschlossen und die Wachen wollten Robben und seine Armee nicht hinein lassen. Warum auch, wenn die geflohenen Truppen aus Angmar die Stadt besetzten und Robben quasi den Krieg erklärt hatten. Eine Belagerung konnte sich der junge Fürst Arnors nicht erlauben. Sie hatten kein schweres Kriegsgerät bei sich und die Männer Armee hatte in den letzten Tagen viele Schlachten geschlagen und waren Müde. Besonders nach der fast Niederlage, die Octavia dank ihrer Kräfte abwenden konnte. Abgesehen davon, dauerte eine Belagerung zu lange. Also ritt Robben mit seinen Bannermännern zum Tor. Octavia betrachtete das Schauspiel von der Ferne, auch wenn ihr nicht wohl dabei war. Es genügte ein gezielter Pfeil, der ihn zu Fall bringen konnte. Aber wozu machte sie sich darüber Gedanken? Auch in den Schlachten war er stets vorne dabei.
Was auch immer er am Tor sagte, sorgte dafür, dass sich die Torflügel öffneten. Die junge Frau staunte nicht schlecht. Einer der Bannermänner ritt zurück in ihre Richtung und wandte sich direkt mit gesenktem Kopf an Octavia. “D-der Fürst wünscht, dass ihr i-ihn be-begleitet…”, stammelte er hinaus. Sie ging erst gar nicht auf ihn ein und trieb ihr Pferd schnell an, um zu Robben zu gelangen.
“Wir haben eine persönliche Audienz bei Lady Lynn!”, sagte er breit grinsend. OCtavia war sich nicht ganz sicher, ob das alles eine gute Idee war. Vielleicht liefen sie in eine Falle. “Du meinst wirklich, das ist eine gute Idee?”, fragte sie direkt und zog ihre rechte Augenbraue misstrauisch hoch.
“Ich denke schon.”.
“Du denkst?”, wiederholte sie sie das Wort entsetzt und drückte dabei einen Schwall Luft heraus. Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Fassungslosigkeit machte sich in ihr breit. Robben zuckte nur mit den Schultern und führte sein Pferd durch die Tore. Kopfschüttelnd sah sie ihm noch eine Zeitlang hinterher. Seine Hauptmänner schienen auch erst zu zögern. Erst als Octavia sich schließlich dazu entschloss Robben zu folgen, folgten sie ihr.
Die Gruppe wurde durch die Hauptstraße der Stadt direkt zu der kleinen Burg geführt. Zwischenzeitlich hatte Octavia Zeit, sich wenigstens von ihrem Pferd aus umzusehen. Viele Schaulustige versammelten sich an der Straße und sahen flüsternd zu Octavia. Sie konnte sich schon denken, dass sich das Ereignis inzwischen herumgesprochen hatte. Geheimnisse blieben im Norden wohl nicht lange geheim. Von innen sah die Stadt genauso heruntergekommen aus, wie Annúminas und Fornost. Die Banner, die die Krieger von Angmar trugen und das Wappen auf ihren alten Rüstungen erinnerte sie an das gleiche, welches Thirak auf seiner Rüstung hatte. Ein grauer Wolf auf weißem Grund. Das musste das Wappen der Familie Stark sein, die das vorherrschende Adelsgeschlecht von Angmar waren. Warum auch immer musste sie dadurch an das Wappen Thurions denken. Er selbst hatte einen Wolf als Wappentier. Allerdings nur einen Wolfskopf, in Rot auf schwarzem Grund. Sie besaß eines. Jenes, welches Eldarion ihr damals in Angmar in die Hände drückte.

Schließlich erreichten sie die Burg. Dort stiegen sie von ihren Pferden ab und wurden hinein in einen großen Saal geführt. Etliche Männer saßen dort versammelt, vermutlich die Fürsten und Anführer. Am anderen Ende des Saals saß eine Frau, die edle Stoffe und Felle trug. Octavia hatte sie schon einmal gesehen. Es war Lynn Stark, die Halbschwester Thiraks.
Die junge Maia war angespannt, so viele bewaffnete Menschen in einem Raum zu sehen, während Robben und sie deutlich in der Unterzahl waren. Alle schwiegen, bis die Frau Angmars íhre Strenge Stimme erhob.
“Wie ich hörte, habt ihre die Dinge, die wir uns versprochen haben gebrochen, Lord Rogwyne… Wie gedenkt ihr euch zu erklären?”.
Octavia sah zu Robben, der nach Worten suchte und lachend schnaubte. Sie empfand die Situation alles andere als zum Lachen.
“Was soll ich sagen? Die Liebe hat mich ergriffen…”, antwortete er schließlich verzögert.
“Mir scheint, als sei euch der Ernst der Lage nicht bewusst, Lord Rogwyne… Es geht hier um die Befreiung des Nordens… Den Kampf gegen die Tyrannei Kianas… Und ihr setzt deshalb alles was wir erreichen wollen auf’s Spiel? Wegen der Liebe?”, entgegnete Lady Lynn erbost. “Mein… Bruder… hatte einst deshalb Kiana nicht töten können… Weshalb sie noch immer auf dem Thron sitzt…”.
Sofort wurde Octavia hellhörig. Sie hörte diese Geschichte bereits von Thirak. Er erzählte ihr, dass er die Möglichkeit hatte, die Königin einfach zu töten, als sie die Stadt zerstört hatte. Doch er konnte es nicht. Scheinbar war Lynn davon alles andere als begeistert.
“Wenn ihr gesehen hätten, wozu sie fähig ist, könntet ihr mich verstehen, Lady Stark…”, behauptete er auf Octavia zeigend und klang dabei plötzlich mehr als ernst. Als sie alle Augen, auch die von Lady Lynn, auf sie richteten, war ihr nicht ganz wohl.
“Ich denke ich möchte nichts über eure… Gründe für… Den Beischlaf eurer Geliebten wissen, aber…”.
“Nein! Das ist es nicht! Eure Männer haben sicher schon von der letzten Schlacht erzählt! Sie ist eine Waffe, die wir gegen Kiana einsetzen können! Sie hat mindestens die gleiche Macht wie die elende Königin!”, sagte er ziemlich laut und überzeugt, während er sich über die Lippen leckte.
Die junge Maia fühlte sich mehr als beobachtet, als Lynn sie von oben bis unten musterte. “Ihr da! Tretet vor!”, befahl sie.
Octavia zögerte nicht lange und trat einige Schritte vorwärts und verschränkte ihre Arme hinter ihrem Rücken. Dabei nahm sie eine gerade Haltung ein.
“Ich kenne euch… Sind wir uns nicht schon einmal begegnet?”, wollte Lynn wissen.
“Das sind wir… Das ist schon eine Weile her… Es war in Carn-dûm… Octavia!”, antwortete Octavia rasch und kopfnickend.
“Wusstet ihr schon damals von euren Kräften?”.
Die junge Maia dachte an ihre erste Begegnung. Erst kurz vorher, sagte und zeigte Eldarion ihr die Wahrheit über ihren Vater. Sie musste zu diesem Zeitpunkt ja erst einmal selbst damit klar kommen.
“Nun ja… Ich habe kurz vorher durch Eldarion von meinen wahren Vater erfahren...Thruion…”, antwortete Octavia.
Ein lautes Getuschel und Geflüster brach im ganzen Saal aus. Hätte sie lieber den Namen vermeiden sollen? Sie hatte schon damals von Davos zu hören bekommen, dass der Name Thurion kein hohes Ansehen mehr in Arnor genoss.
“Ich hoffe ihr wisst, dass Thurion den Menschen von Angmar großes Leid zugefügt hatte… Auch ist er der Vater Kianas…”, fing Lynn an und wandte sich dabei an Robben. “...Ihr habt Angmar damit zweimal betrogen… Ihr habt das Verlöbnis, dass unsere beiden Völker vereinen sollte gebrochen, und euch für die Tochter des verrückten Königs entschieden…”.
Die Gedanken an Davos Worten kamen der jungen Frau wieder in den Sinn. Er behauptete stets ein Freund Thurions gewesen zu sein und dass der irre König nicht immer schlecht war. Sie wusste nicht warum genau, aber die Worte glitten ihr fast unkontrolliert aus dem Mund: “Verzeiht mir... Lady... Stark… Ich habe nicht viel Ahnung von diesen Dingen… Ich bin nur ein einfaches Mädchen… Aber hatte Thurion nicht alles daran gesetzt, um Angmar zu beschützen? Ich meine, er hat Angmar wieder groß werden lassen, hat seine Krone niedergelegt und wollte sogar den Krieg beenden und seinen Anspruch auf das Reich von Mittelerde niederlegen, nachdem er von mir... ”.
Mittendrin stoppte sie den Satz. Ach egal… Ist ja nicht so wichtig, dachte sie sich. Weiter brach großes Geflüster aus und die Männer im Raum sahen auf Octavia. Sie wusste auch nicht genau warum sie das überhaupt sagte. Es war sicher nicht Zielführend. Ein Mann, der schon viele Lebensjahre hinter sich gebracht haben musste, erhob sich von seinem Platz.
"Ich hörte viele Geschichten über den verrückten König… Mein Vater erzählte mir immer, dass unser Haus das geworden ist, was es heute ist, weil Thurion die Streitereien im gespaltenen Angmar beendem konnte… Wer würde nicht alles in Bewegung setzen, wenn seine eigene Familie getötet wird…", sagte der Mann stolz, "...Wir haben eure Familie gerächt Lady Stark… Wir haben unsere in der Schlacht von Minas-Tirith gerächt, auch wenn es nicht absehbar war, wie Königin Kiana handeln würde… Thurion wollte die seinen retten.. Seine Töchter, nachdem sein Sohn von Imrahil hingerichtet wurde!".
"Denkt an Kiana, Fürst Lareon! Sie ist genauso verrückt geworden wie ihr Vater!", rief ein weiterer Mann.
"Ihr habt recht…", sagte er und zog sein Schwert. Octavia griff nach ihrem und hielt es fest, falls sie es ziehen musste. "...Kiana hat ihren Weg gewählt… Den Weg der Dunkelheit… Doch dieses Mädchen hat sich dafür entschieden für uns alle im Norden zu kämpfen! Ganz gleich ob Kiana ihre Schwester ist oder nicht! Für sie möchte ich kämpfen!".
Nachdem er diese Worte sprach kniete er sich auf den Boden und stützte sein Schwert auf den Boden. Octavia war mehr als verdutzt. Sie spürte es, dass viele in diesem Saal es ebenfalls waren. Zumindest deutete sie es aus deren Blicken. Ein weiterer Mann zog sein Schwert. “Wir haben gesehen, wozu Thurion und Kiana fähig waren… Wir haben die Kräfte seiner zweiten Tochter auf dem Schlachtfeld gesehen… Doch trotzdem ist sie hier. Nicht um uns zu töten, nein… Sie kämpft für uns alle und gibt uns die Möglichkeit zu leben und den Norden endlich zu befreien! Vor ihr möchte ich Knien!”.
Nachdem sich dieser Fürst auf sein Schwert kniend stützte, taten es ihm viele anderen Anführer und deren Gefolgsleute gleich und zogen ihre Schwerter, um sie vor Octavia niederzulegen. Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Genau das war es, was sie nicht erreichen wollte. Es war schon schlimm genug für sie in Verbindung mit ihrem Vater und Kiana gebracht zu werden. Doch dass sich andere Menschen ihr unterwarfen war niemals ihre Intention oder ihr verlangen gewesen. Sie sah sich selbst nur als Kriegerin, die Freiheit für sich und die anderen Menschen forderte.
Unsicher sah sie zu Robben, der offensichtlich mehr als erstaunt war und mit offenem Mund in die Runde sah. Auch Lady Lynn wirkte ziemlich mehr als verwundert und entsetzt, dass ihre eigentlichen Untertanen sich einer Tochter Thurions unterwarfen und anschlossen.
“WIr wollen dem Mädchen folgen… Doch was ist mit dem Jüngling?”, fragte einer der Fürsten Angmars. “...Ihm will ich nicht in den Krieg folgen!”.
“Dann habe ich ja nochmal Glück gehabt, dass sie meine zukünftige Frau sein wird…”, entgegnete Robben nur. Auch wenn er ein breites Grinsen auf den Lippen trug, blieb es Octavia nicht aus, dass er verunsichert war. Er reagierte sonst anders.  Die junge Maia wusste nicht recht, ob sie das besorgniserregend oder gut finden sollte. Sie selbst fand sich in dieser Situation mehr als unwohl. Gleichzeitig fühlte sie sich selbst stark. Vielleicht war dies die Möglichkeit die anderen Rebellen zu retten und ein gemeinsames Arnor aufzubauen. Deshalb beobachtete sie Robben mit einem strengen und siegessicheren Blick. Auch wenn er es nicht bemerkte.
“Moment… Ihr wollt doch nicht dem Hause Stark von Carn-dûm die Lehenstreue verweigern?”, fragte Lynn verdutzt in die Runde. Sie selbst scharte nur noch einen kleinen Teil der Anführer um sich. Der Mann, der wohl Fürst Lareon hieß, erhob sich. “Wir sind euch in den Krieg gefolgt, haben unsere Familien in vielen Kriegen für euch verloren… Doch auch euer Haus ist Thurion gefolgt und hat sich ihm unterworfen, da es die alte Stärke durch ihm wiedererlangte… Es ist auch für euch an der Zeit, dass ihr ihm, wenigstens seiner Tochter, etwas zurück gibt!".
Er wies seinen Männern an ihm zu folgen und verließ den Raum.
"Geht zurück nach Hause, Lady Stark!", sagte ein weiterer.
Viele folgten ihm. Octavia sah unschuldig zu Lynn, denn das war nicht was sie wollte. Dann tabste sie Robben hinterher.

Als sie draußen war, wurde ihr erst bewusst, wie viele Krieger aus Angmar ihr folgten. Wenn die Rebellen vereint kämpften, konnten sie so Robben die Stirn bieten und ihn zwingen, auch an der Gestaltung Arnors beteiligt zu sein. Wenn er sich nicht darauf einließ, war sie nicht mehr auf ihn angewiesen.  Sie liebte ihn zwar. Aber es war ihr wichtiger für das Wohl der Rebellen zu sorgen. Sobald sie zurück in Fornost waren, musste sie mit Phelan sprechen.
"Ich hab es dir gesagt…", fing Robben plötzlich an, als Octavia gerade auf ihr Pferd stieg, "...Zusammen werden wir viel erreichen!".
Die junge Frau lächelte ihm nur verhalten zu, denn sie wusste nicht was sie sagen sollte. Sie wollte nur noch so schnell wie möglich nach Arnor.


Octavia auf dem Weg nach Fornost...
Titel: Fornost (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 13. Mär 2021, 16:45
Fornost (Arnor)

Octavia in Fornost…


Octavia dachte noch lange über die Worte der Fürsten aus Angmar nach. Einige von ihnen schienen in Thurion nicht einen verrückten oder Feind zu sehen. Sie sehnten sich wohl eher nach einen starken Anführer und sahen diesen in Octavia. Das war genau das was sie nicht wollte. Die junge Frau sah sich selbst nicht als Anführerin. Ihr lag das führen nicht und wollte keine schwierigen Entscheidungen treffen müssen, um am Ende falsch gehandelt zu haben. Sie konnte gut kämpfen, das war es dann aber auch. Doch erst einmal war sie froh, dass sie so einen Krieg zwischen Angmar und Arnor verhindern konnte. Gleichzeitig verschaffte sie sich einen großen Vorteil für die Rebellen, denn im Zweifel war das Kräfteverhältnis somit ausgeglichen. Die junge Maia spürte aber auch die Furcht Robbens, der wohl bemerkte wie mächtig Octavia war. Er kam ihr die ganzen Tage des Rückweges Handzahm vor, als wollte er es sich mit der jungen Frau nicht verscherzen. Octavia sah darin die Möglichkeit, etwas für die Rebellen herauszuholen.  Sie musste dringend mit Phelan Belatan und den anderen Sprechen. Robben wollte ihr wohl kaum im Weg stehen. Sie dachte auch wieder an Indro, der nach Fornost gebracht worden war. Sie wusste nur nicht wo sie ihn finden sollte. Keiner in der Armee konnte ihr sagen, wohin genau er gebracht wurde.
Ich sollte vielleicht erst einmal ankommen, dachte sie sich seufzend, als die Stadtmauern von Fornost schon sichtbar waren. Sie war froh, dass sie endlich wieder zurück war. Das ständige Reisen und kämpfen zerrte an ihren Kräften. Dazu kam noch ihre innere Macht, von derer Ausbruch sie sich noch nicht vollständig erholt hatte. Sie brauchte ein anständiges Bett und zu essen. Dadurch dass die Armee wieder so groß war, waren sie einige Tage unterwegs.

Endlich in der Stadt angekommen, folgte sie sofort Robben und den anderen Hauptmännern in den Palast. Zwei Männer schienen schon auf sie gewartet zu haben. Der eine war ein Soldat Arnors, während der andere einen schwarzen Wappenrock über sein Kettenhemd trug, welcher den roten Drachen auf der Brust trug. Octavia wusste, dass dies nichts gutes bedeuten konnte. Warum sonst sollte Kiana einen Soldaten nach Arnor entsenden.
"Mein Herr…", sprach der Soldat Robbens, "...Er traf hier ein und behauptete eine wichtige Nachricht zu haben…".
"Und was ist diese Nachricht?", fragte Robben mehr als genervt. Der Soldat zuckte nur ahnungslos mit den Schulter, sodass sich Octavia Robben anschloss und den Mann der Krone fragend ansah. Er überreichte Robben einen Brief, der das Siegel Kianas trug. Octavia wurde neugierig, doch Robben las ihn erst einmal alleine. Er verdrehte nur die Augen und übergab ihr das Schriftstück, das sie sofort an sich riss. Der Brief war unterzeichnet von Loki. Dort erzählte er von einen geplanten Angriff Kianas, die selbst mit ihrer ganzen Armee und ihren Drachen nach Arnor reiste. Die schnülzigen Anmerkungen Lokis überlas sie nur.
Kiana wollte samt Drachen in den Norden? Die junge Frau wusste ganz genau was dies bedeutete. Arnor wird dasselbe Schicksal ereilen, welches auch Minas-Tirith ergriffen hat.
Entsetzt sah sie zu Robben, der nachdenklich die Lippen spitzte und auf den Boden starrte. Dann blickte sie den Mann an, der die Nachricht gebracht hatte.
"Weißt du was das bedeutet?", fragte ihn Octavia.
"Natürlich weiß ich das… Es bedeutet, dass wir viel zu langsam sind, Arnor unter meiner Herrschaft zu bringen… Wir müssen es noch schaffen, bevor Kiana hier ankommt…", erwiderte er kalt.
"Was redest du da?", entgegnete sie kopfschüttelnd. Sie war mehr als entsetzt, als Robben dies sagte. "Ich war dabei, als Minas-Tirith den Erdboden gleichgemacht wurde… Du musst Frieden mit den Rebellen machen, wenn wir nur eine Chance haben wollen!".
"Frieden ist nur ein dreckiges Recht… Siehe was uns der Frieden gebracht hat: Die Herrschaft unter Kiana!".
“Was hast du davon, wenn du über Arnor herrschst, es aber überhaupt nicht halten kannst?”, fauchte sie ihn an. “Viele Menschen werden sterben… Wir auch, sobald Kiana hier ist!”.
“Dann sterbe ich als jemand, der versucht hat Arnor zu befreien und zu einen…”.
“Damit spaltest du das Land doch nur weiter…”, entgegnete sie verzweifelt. “Ich muss dringend zu meinem Bruder…”.
Dabei bemerkte sie gar nicht, dass Robben sie anstarrte. Die junge Frau sah musterte argwöhnisch den Mann, der aus Minas-Tirith kam und den Brief brachte. Er wirkte leicht angespannt. “Weißt du von dem, was in den Brief steht?”, fragte sie ihn direkt und hatte ihre Augenbrauen dabei hochgezogen.
“Natürlich nicht… Der Brief trägt das königliche Siegel und ich habe ihn direkt vom Reichsmarschall persönlich erhalten… Ihn zu lesen würde Verrat gleichen…”, antwortete er schnell. Octavia seufzte. Auf der einen Seite war sie natürlich froh, dass Loki als heimlicher Informant unentdeckt blieb, auf der anderen Seite ärgerte sie sich darüber, dass sie keine weiteren Informationen über die Armee und den Angriff an sich entlocken konnte. Für sie stand fest, dass sie darüber mit Kael und Thirak sprechen musste. Dafür musste sie vorher nur Phelan in Fornost  finden… und… Indro. Es gab noch so vieles, was sie mit ihr bereden wollte. Er war vermutlich der einzige, der sie für die Nutzung ihrer Kräfte nicht verurteilte.
“Was sollen wir mit ihm machen?”, fragte einer der Soldaten. Robben winkte nur ab. “Tötet ihn… Wir brauchen ihn ja nicht…”.
“Moment… Ich bin ein Kommandant der Königin und in friedlicher Absicht hier… I-ich wusste nicht wohin ich geschickt werde…”, versuchte sich der Mann der Krone herauszureden.
“Deine Stellung interessiert hier niemanden mehr…”.
“Nein!”, wandte Octavia sofort ein. “Ich werde in das Daskina-Lager reisen, um mit meinem Bruder und Thirak zu sprechen… Er kommt mit mir...”.
“Wir brauchen dich hier… “, sagte Robben sofort.
“Ich werde mit niemanden, besonders nicht mit einer Rebellin, irgendwo hingehen… Ich reise zurück nach Minas-Tirith!”, sagte der Soldat Kianas entschlossen.
Octavia ging mit langsamen Schritten auf den Mann zu und fixierte seine Augen. Er sah ernst und erbost drein. “Weißt du wen du vor dir hast?”, sagte sie, während sie einen Schritt vor dem anderen setzte. Der Mann schüttelte nur den Kopf. “Ich bin Octavia, Tochter des  Thurion… Du weißt was das bedeutet?”.
Sie blieb dicht vor ihm stehen, mit breiter Brust und geradem Rücken. Sie wirkte selbstbewusst, obwohl sie kleiner als der Mann war. “Das bedeutet, dass ich die Schwester der Königin bin! In diesem Brief fragt sie mich, wann ich sie mal wieder besuchen komme… Und du beleidigst mich auf diese Weise?”.
Natürlich war ihr klar, dass das nur erlogen war. Aber er hatte den Brief ja nicht gelesen und wusste somit nicht, was der Inhalt war. So konnte sie wenigstens einen weiteren unnötigen Tod verhindern. Der junge Kommandant senkte seinen Kopf. “Das war mir nicht klar… Verzeiht mir Lady Octavia… Natürlich begleite ich euch!”.
Die junge Maia musste innerlich lachen. Sie wollte nie als Edeldame angesprochen werden, oder gar als eine gesehen werden. Doch es war ein Mittel zum Zweck und ihr machte es doch in gewisser Weise Spaß, sich einen Scherz zu erlauben. Ihre Lippen zeigten ein leichtes aber zufriedenes Lächeln. Gerade wollte sie den Saal verlassen, da hörte sie nur  ein lautes “Stop!”.
Sie wandte sich um. Die Worte kamen von Robben, der mehr als verdutzt aussah.
“Wir müssen reden… Alleine!”, sagte er. Daraufhin gingen die Hauptmänner und Soldaten aus dem Saal. Octavia blieb stehen und wartete. Der junge Fürst lehnte sich an den Tisch und rieb sich seine Stirn. Auf sie wirkte es, als fiele es im schwer die Worte hervor zu bringen.
“Ich will nicht dass du gehst…”, brachte er schließlich hervor.
“Dann gib mir eine andere Möglichkeit…”, entgegnete sie und spiele damit auf ihren Vorschlag an, Frieden mit den Rebellen zu schließen. Robben seufzte und verdrehte die Augen.
“Bitte…”, sagte er nur schwerfällig.
“Was willst du, das ich mache?”, erwiderte die junge Frau. “...Ich kann nicht zusehen, wie den anderen etwas passiert…”.
Sie wartete auf eine Antwort, doch Robben brachte kein Wort über seine Lippen. Er sah nur enttäuscht drein und das nicht einmal in ihre Richtung. Sie schüttelte nur den Kopf und verließ ebenfalls den Saal. Eine gewisse Erleichterung machte sich in ihr Breit, da Robben nicht weiter versuchte sie aufzuhalten. So konnte sie in Ruhe nach Phelan suchen. Auch wurde ihr mehr und mehr klar, dass er ohne sie nicht viel machen konnte, obwohl der Gedanke an ihrer Abreise in ihrem Herzen einen leichten Schmerz verursachte.
Sie musste zum Glück nicht lange suchen und fand ihn in seinem Zimmer, an seinem Schreibtisch sitzend. Schnell klärte sie ihn über den Angriff von Kiana auf. Er zögerte  nicht lange und packte seine wichtigsten Dinge ein.
"Am Tor wird ein Kommandant von Kiana auf mich warten..  Bitte gehe auch dahin…", erklärte sie rasch und war schon wieder auf dem spring. Als sie nur Phelans irritierten Blick bemerkte, wimmelte sie ihn nur ab: "Frag einfach nicht… Ich muss schnell nach Indro suchen…".

So schnell sie konnte lief sie aus dem Palast von Fornost heraus in die Stadt. Die junge Maia wusste gar nicht wo sie anfangen sollte. Er konnte überall sein. Doch ihn dort zurücklassen wollte sie nicht. Auch musste sie sich selbst noch davon überzeugen, dass er wirklich lebendig war.
Sie fragte sich durch die Menschen, die sich auf den Straßen tummelten. Dadurch, dass sie geflüchtete Utarra-Rebellen fand, fand sie heraus, wo er sich befand.  Vorsichtig ging sie in das Haus hinein. Dort lag Indro, von ihr abgewandt und scheinbar verletzt. Das verriet zumindest der Verband um seinen Körper.
"Ich bin hier, um dich zu ehren!"
"Hier gibt es keine Ehre…", sagte Indro direkt und hörte sich dabei erschöpft und traurig an.
"Ich bin hier, um euren Rat zu erbitten, Meister!", entgegnete sie ruhig. Sofort wandte sich daraufhin der Anführer der Utarra-Rebellen zu ihr.
"Geh weg...", forderte er nur, während er eine  Schluck aus seiner Flasche nahm.
"Ich brauche den Mann, den ich als Blutkriegerin gedient habe… Den, der mir beigebracht hat, wer ich bin…", entgegnete sie.
"Ich habe gesagt, dass du von hier verschwunden sollst!", dabei wurde Indro deutlich lauter. "Daskina Mädchen…".
"Indro bitte…", flehte Octavia fast, "...Du weißt dass ich alles daran gesetzt habe, es zu verhindern… Dass ich selbst meine eigenen Leute bekämpfen würde, die das die angetan haben… Selbst meinen eigenen Bruder, wenn ich müsste!".
Indro sagte nichts sondern war von ihr abgewandt.
"Indro… Angmar ist auf unserer Seite… Ein Wort von dir und Utarra wird…", erzählte sie gerade. Doch bevor sie weitersprechen konnte, spürte sie nur den Schlag der Flachen Hand Indros auf ihrer Wange. Die junge Maia war entsetzt. Aus der Wut heraus packte sie den verletzten Mann am Arm und drückte ihn zu Boden. Sie saß halb auf ihn und hielt ihre Faust zum nächsten Schlag bereit. Auch wenn sie ihm eigentlich nicht weh tun wollte.  Die junge Rebellin fragte sich nur, warum er sie schlug und vor allem warum er sich so hängen ließ
"Siehst du… Selbst jemand, der so schwach und langsam wie du ist, bekommt mich zu Boden… Ich hätte bei dem Angriff sterben sollen…", sagte er nur schnell atmend.
"Wir alle werden sterben, wenn Kiana mit ihrer Armee hier eintrifft…", entgegnete sie, als sich sich von ihm erhob. "Ich habe es niemals für möglich gehalten, aber ich konnte -nicht dass ich das jemals wollte- das erste mal diese… meine… Maia-Kraft benutzen… Also sind wir mit Angmar zusammen stark genug… Also du kannst  hier an diesem beschissenen Ort sterben und dich bemitleiden, oder komm mit mir und bekomme deine Rache!".
Nach diesen Worten erhob sie sich und wollte gerade gehen. "Die Wahl liegt bei dir…".

Voller Zorn lief sie in Richtung Tor. Wenn Indro sie begleiten wollte, wusste er ja wie er zu der Daskina-Rebellensiedlung kam. Sie war schwer enttäuscht. Sie hatte den Mann eins bewundert. Es schien, als konnte ihn nichts unterkriegen, doch sie hatte sich getäuscht.
Am Tor sah sie schon Phelan Belatan und den Kommandanten von Kiana warten. Sie wollte gerade dorthin eilen, da hörte sie hinter sich einen Ruf: "Octavia der Daskina!".
Als sie sich verwundert umdrehte, sah sie Indro, der humpelnd auf sie zu kam. Sie rechnete schon mit weiteren Vorwürfen Beleidigungen seinerseits. Er hielt ihr seine Hand hin und sie wusste was das bedeutete. Sie schlug in die seine ein und lächelte ihm zufrieden zu.
Gemeinsam gingen sie zu den anderen. Phelan und Indro begrüßten sich ebenfalls. Dann sah der Anführer der Utarra-Rebellen misstrauisch dem jungen Kommandanten in die Augen und dann wieder zu Octavia."Wie ist dein Name?", wollte die Rebellin wissen.
"Mein Name ist Kommandant Tardon! Stets zu Diensten!", salutierte er vor der jungen Frau. Sie spürte die irritierten Blicke der anderen Männer auf sich ruhen.
 "Was?! Fragt am besten nicht…", sagte sie genauso, wie zu Phelan vorher.
"Wir müssen uns beeilen, da uns wahrscheinlich nicht viel Zeit bleibt… Kommt…".
Schnell stiegen sie auf ihre Pferde, die Tardon und Phelan schon vorher besorgt hatten und ritten los…


Octavia auf dem Weg zum Wald von Eregion…
Titel: Daskina-Rebellensiedlung im Wald von Eregion (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 18. Mär 2021, 19:04
Daskina-Rebellensiedlung im Wald von Eregion (Arnor)

Octavia in Daskina-Rebellensiedlung…


Der Weg in den Wald von Eregion war von Fonrost mit so einer kleinen Gruppe zum Glück schnell zu erreichen. So waren Octavia und ihre Begleiter nicht lange unterwegs. Schnell passierten sie die Tore der Rebellensiedlung, die sich seit ihrer letzten Abreise kaum verändert hatte. Jedes mal, wenn sie die Siedlung von Daskina erreichte, bekam sie ein ungutes Gefühl im Bauch. Zu sehr verband sie schlechte Dinge mit diesem Ort. Dazu gehörte auch der Tod ihres Geliebten Deleoth. Die Blicke die sie erntete, nachdem enthüllt war, dass sie Thurions Tochter und somit Kianas Halbschwester war, machten es nicht besser. Eher im Gegenteil. Für sie fühlte es sich an, als war sie unerwünscht. Selbst eine Feindin. Die junge Rebellin schenkte ihnen aber wenig Aufmerksamkeit, denn sie musste mit den anderen sprechen. Das war viel wichtiger, als all die Empfindungen die sie hatte.
Die Sonne schien am bewölkten Himmel und blendete Octavia immer mal wieder, die gefolgt von Phelan, Indro und Tardon in das Haupthaus der Siedlung lief. Im großen hölzernen Gebäude standen Davos und Thirak zusammen. Selbst Galador befand sich bei ihnen und schien nicht mehr betrunken zu sein, was sie sehr erleichterte. Der Mann war einfach eine Qual, als sie ihn -sozusagen- entführte. Ihren Bruder Kael sah sie nirgends, was sie leicht wunderte. Allerdings machte sie sich darum keine ernsteren Gedanken.
Genau wie die anderen Daskina-Rebellen beäugen sie den jungen Kommandanten des Hauses Vaneryen, der das Wappen offensichtlich auf seinem Wappenrock trug.
"Er ist in Ordnung!", stellte Octavia sofort klar. "Er hat… mir… die Einladung meiner… Schwester gebracht…".
Sie versuchte ihnen mit den Augen zu signalisieren, dass sie in einer Misere war.
"Ah! Prinzessin!", fing Davos plötzlich an und verneigte sich halb vor ihr. Sie war froh, dass er dabei mitspielte, auch wenn es mehr als schlecht gespielt war.
"Wo ist Kael? Wo ist mein Bruder?", wollte Octavia sofort wissen. Thirak sah wieder zu Tardon und dann zu der jungen Frau. Er wirkte zögerlich. "Wir sollten alleine sprechen, Octavia…", presste er schließlich heraus.
"Wartet hier!", befahl sie Tardon und folgte den anderen in einen Nebenraum.

In diesem Raum stand ein großer Tisch in der Mitte auf dem eine Karte Mittelerdes ausgebreitet war. Einige Stellen waren markiert, was Octavia allerdings nichts sagte.
"Bist du denn von allen Sinnen, einen Soldaten Kianas hierher zu holen?", mahnte Thirak sofort.
"Was hätte ich denn tun sollen? Er hätte doch keine Chance gehabt lebendig aus Arnor zu entkommen… Robben wollte ihn schon töten…", verteidigte sie ihre Tat. "...Sind denn nicht schon genug gestorben?".
Thirak legte den Kopf schief und sah sie entschuldigend an. Bevor er aber etwas sagen konnte, ergriff Phelan das Wort: "Wir haben weitaus größere Probleme… Königin Kiana marschiert mit ihrer Armee hierhin… Zusammen mit ihren Drachen!".
Die Blicke der anderen verrieten der jungen Frau schon, dass niemand davon beeindruckt war. Ihnen stand eher Entsetzen in den Gesichtern geschrieben.
"Wir haben gesehen, was sie aus Minas-Tirith gemacht hat… Es war eine Schande… Und in Arnor haben wir nicht einmal eine Stadt oder Festung, die ansatzweise die gleiche Größe und Verteidigungsmöglichkeit en hat…", stellte Galador klar. Octavia war überrascht, wie deutlich er doch sprechen konnte.
"Das ist eine Katastrophe!", warf Thirak ein.
"Eine unerwartete Wendung…", sagte Davos. Während Indro nur sein Kinn festhielt und seufzte. "Ein Ende für jedwede Hoffnung…".
"Vielleicht nicht!", entgegnete Galador ziemlich laut, sodass selbst Octavia innerlich zusammenzuckte, weil sie nach der recht depressiven Stimmung nicht mit der Betonung der Worte durch Galador rechnete. "Vielleicht gibt es noch Hoffnung! Denn wir könnten das tun was wir alle schon die letzten Jahre gemacht haben: Die Zeit absitzen!", sagte er weiter und fing dabei an, im Raum auf und ab zu laufen.
"Das ist in diesem Fall sehr schlecht… Wo sollen wir denn diesmal hin?", widersprach Thirak sofort. Octavia wusste auch nicht recht was er meinte. Sie waren schon einmal geflohen.
"Wir können hier bleiben… Im Norden! Vor vielen Jahren lebte auch hier das kleine Volk, die große Schächte und Minensysteme angelegt hatten… Die Zwerge der Ered-Luin…", erzählte er, "...Die Zwergenvölker sind verschwunden… Ihre Bauwerke nicht! Also warum sollten nicht wir sie benutzen?".
Die junge Maia schüttelte nur den Kopf. Schon wieder verstecken? Das machte sie schon ihr ganzes Leben. "Auf keinen Fall!", sagte sie sofort. "Ich kann endlich meine Kräfte benutzen! Ich kann Kiana bekämpfen!".
Ihr blieben die Blicke der anderen nicht aus. Galador sah nachdenklich drein. Thirak wirkte verwundert, während Davos ein breites Lächeln im Gesicht hatte. Er war wohl der einzige, den diese Nachricht erfreute.
"Also ist das wahr? Du bist die zweitgeborene von Thurion?", hakte Galador nach. Sofort nickte ihm Octavia zu. "Nur dass ich eine andere Mutter habe, als Kiana!".
"Auf keinen Fall wirst du kämpfen, Octavia!", warf sich Phelan dazwischen. "Kiana hat einen Drachen bei sich und eine große Armee… Du kannst dich wohl kaum allen stellen… Deinem Bruder würde das auch nicht gefallen…".
"Das war auch  nicht meine Absicht… Aber es könnte hilfreich sein, Robben und die Verstärkung aus Angmar in Schach zu halten…", sagte Galador.
"Die Anführer der Separatisten aus Angmar folgen uns bereits!", erwiderte Octavia sofort und war dabei leicht stolz.
"Das ist unglaublich!", hörte sie Davos sagen.
"Selbst wenn wir in die Minen von Ered-Luin gehen, dürfen wir nicht vergessen, dass das der Westen Arnors ist: Also das Gebiet von Pascima… Und die werden ganz sicher die Minen nicht teilen wollen wenn sie davon erfahren…", wandte Phelan ein.
"Und genau dabei kommt erneut Octavia ins Spiel… Sie ist unser... Druckmittel um Einlass zu bekommen!", sagte Galador.
"Mir gefällt die ganze Sache nicht…", unterbrach Thirak die ganzen Überlegungen und sprach damit aus, was die junge Rebellin selbst dachte. Sie wollte kein Mittel zum Zweck sein, auch wenn es nötig war. Aber sie wollte nicht so genannt werden.
"Wenn wir den Angriff überleben wollen, sollten wir die Minen für uns bekommen und dafür ist es von Vorteil Octavia mit ihren Kräften an unserer Seite zu wissen", versucht Galador weiter zu erklären.
"Für uns?", schnitt sie ihm das Wort ab.
"Ja. Für die Daskina-Rebellen… Wofür planen wir das sonst alles?", antwortete Galador irritiert.
"Daskina hat mich fallen gelassen, als sich die erst beste Möglichkeit dazu ergab…", sagte Octavia getroffen. "...Und wer wären wir, wenn wir entscheiden wer leben darf und wer nicht? Dann würden wir uns kaum von Kiana unterscheiden…".
"An was denkst du.", wollte Galador wissen.
"Wir sollten allen die Möglichkeit geben zu überleben… Wir alle haben gemeinsam gekämpft… Und wir werden es wieder schaffen!", entgegnete sie zuversichtlich. "Als ein Volk: Gonodwaith!".
"Ein sehr schöner Wunsch…", sagte Galador gerade noch leise, da wurden sie unterbrochen, da Kael in den Raum stürmte. Die staunend offenen Münder der anderen schlossen sich daraufhin schnell. Octavia fiel ihm sofort in die Arme und ließ sich fest, aber liebevoll, von ihm drücken. So lange hatte sie ihren Bruder schon nicht mehr gesehen. Es war eine Wohltat für ihr Herz, seine brüderliche Liebe zu ihr zu spüren. Als sie von ihrem Bruder abließ, richtete sich ihre durcheinander geratenen Haare und strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht.
“Die einzelnen Gruppen der Pascima-Rebellen haben einen gemeinsamen Anführer gewählt… Mit denen, denen ich sprechen konnte, sagten mir, dass der neue Anführer mit niemanden kooperieren will, nachdem die West-Rebellen vom Angriff der Truppen von Kiana erfuhren!”, sagte Kael schnell atmend.
“Was denken die anderen?”, hakte Indro nach.
“Drei haben für Letan gestimmt… Die anderen zwei sind dagegen …”.
“Also gibt es noch Hoffnung, Pascima auf unsere Seite zu ziehen!”, sagte Phelan.
“Dann müssen wir nur die ausschalten die dagegen sind…”, stellte Galador fest.
“Und wie sollen wir das anstellen?”, fragte Phelan irritiert.
Auch Octavia wusste nicht recht, wie sie das anstellen sollten. Einen Krieg mit Pascima anfangen, während Robben noch seine Truppen in Fornost hat und Kiana mit ihrer Armee in den Norden marschiert, war wahrlich keine gute Idee.
“Gibt es denn eine Möglichkeit alle Anführer der Rebellen des Westens anzutreffen?”, fragte Galador nach und wandte sich dabei an Kael.
“Sie haben eine Sitzung einberufen, um über einen Angriff auf Fornost zu reden…”.
“Welch freudige Nachricht! Dann haben wir eine Möglichkeit alle auf einmal auszuschalten”, entgegnete Galador freudig.
“Aber wie gedenkst du das anzustellen?”, wollte Thirak wissen. Auch Octavia war neugierig auf seinen weiteren Plan. Sie musste aber feststellen, dass Galador seinen Blick auf sie richtete. Auch die anderen folgten mit ihren Augen seiner Blickrichtung und blieben auf die junge Frau haften. Sie verstand, was er damit sagen wollte. Sie sollte in den Westen reisen.
“Auf keinen Fall!”, riefen Thirak und Kael gleichzeitig.
“Ich werde es tun…”, stimmte Octavia schließlich zu. “...Wir haben sonst keine andere Möglichkeit, in Minen zu bekommen…”.
Ihr Bruder seufzte nur und Thirak verzog sein Gesicht. Der jungen Maia entging Indros kritischer Blick nicht. Galador ging einige Schritte auf sie zu.
“Gut, ich weiß dass du das schaffen wirst!”, sagte er relativ leise. “Hier auf den Straßen und unter den Rebellen nennt man dich Gurth-en-Dúath: Der Tod aus dem Schatten!".
"Du bist damit gemeint?", fragte Kael entsetzt. Octavia wusste selbst nicht wovon er sprach. Aber sie war ja auch überwiegend mit der Armee Robbens unterwegs und hatte somit keine Ahnung, worüber die anderen Menschen im Norden sprachen. Vielleicht erklärte dies aber die Entscheidung der Anführer Angmars.
"Ihr habt eine Meuchelmörderin aus ihr gemacht!", sagte Galador trotzdem lächelnd.
"Das war dann wohl eher Indros Werk…", erwiderte Phelan mit einem schiefen Lächeln.
"Ich bin ja so stolz…", sagte Indro nur, ohne eine Miene zu verziehen. Aber sie kannte jetzt ihren Auftrag. Sie musste in den Westen zu diesem Treffen der Pascima Rebellen und den liberalen Anführern zur Übernahme der Kontrolle verhelfen. Sie atmete tief durch.
"Ich mache mich dann besser direkt auf dem Weg…", sagte sie stöhnend. "Passt mir ja auf Tardon auf!".
"Besser ist's!", antwortete Galador schnell. Octavia nahm sich wieder ihr Schwert, umarmte ihren Bruder Kael,  dann Thirak gefolgt von Phelan und Indro nacheinander. Dann verließ sie rasch das Haupthaus der Rebellensiedlung, stieg auf ihr Pferd und ritt sie schnell sie konnte in den Westen. Die junge Rebellin wusste, dass ihr nicht viel Zeit blieb und sie sich beeilen musste. Das einzige was ihr nicht gefiel, dass sie nur als Waffe gesehen wurde. Natürlich war ihr klar, dass sie gut in dem war was sie tat. Im Grunde war es ihr auch lieber alleine arbeiten zu können. So wusste sie, dass es ihr auch gelingte.


Octavia in Richtung West-Arnor…[/i!]
Titel: Graue Anfurten (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 29. Mär 2021, 01:27
Graue Anfurten (Arnor)

Octavia im Westen von Arnor…


Octavia beeilte sich so schnell sie konnte. Sie machte so wenig Pausen wie möglich. Zu spät zu kommen und das Treffen der Anführer der Pascima Rebellen zu verpassen dürfte sie nicht. Es war zu wichtig, alle Führer die gegen das Zusammenstehen der Rebellen waren, aus dem Weg zu schaffen.
Am Abend erreichte sie endlich die Mithlond. Der alte Hafen wurde auch Graue Anfurten genannt und war ein prächtiger Hafen der Elben. Octavia hörte und las in ihrer Kindheit viele Geschichten über diesen Ort. Während Anarya die einzelnen Königreiche von Mittelerde unter einem Banner einte, wurden viele Schriftstücke der alten Zeit dorthin gebracht, als die Elben nach und nach verschwanden. Die Grauen Hafen wurden so auch zu einer großen Bibliothek.
Nachdem Kiana König Imrahil tötete und Minas-Tirith vernichtete, wurde der Ort von den West-Rebellen übernommen. Es mangelte an schönen Gärten und auf den prächtigen Gebäuden der stolzen Elben ränkelten Pflanzen um die Wette. Steine wurden aus den Gemäuern herausgerissen oder hielten den Wetterbedingungen der Küste ohne Pflege nicht lange stand.
An einem Torhaus angekommen, welches von einer Feuerstelle ausgeleuchtet wurde, traf sie auf zwei Wachen der Pascima Rebellen. Die junge Frau wollte einfach hindurch huschen, doch sie versperrten mit ihren Speeren den Weg.
"Stop!", rief der eine. "Wer bist du und was willst du hier?".
"Ich muss eine wichtige Nachricht an eure Anführer zu erbringen!", erwiderte Octavia rasch und versuchte dabei überzeugend zu klingen.
"An wen genau?".
"An…", fing sie stockend an, bis der zweite Mann plötzlich mit aufgerissenen Augen auf sie zeigte.
"Du… Du bist doch diese Maia-Schlange, die sich diesem Jungen angeschlossen hat!".
Die junge Rebellin blieb innerlich das Herz stehen. Ihre Tarnung war zu schnell aufgeflogen. Aber sie musste irgendwie durch die Tore gelangen.
"Ich muss mit Torald sprechen…", entgegnete sie nur. Sie wusste, dass einer der Anführer so wohl hieß. Schnell versuchte sie sich an den beiden Männern vorbei zudrücken, die aber keinen Platz machten.
"Geh zurück, Daskina Mädchen!".
"Nimm deine dreckigen Finger von mir!", rief sie nur streitlustig.  Als die beiden Wachen ihre Waffen zogen, zog auch sie ihres. Die junge Rebellin schrak nicht davor zurück, im Notfall ihr Schwert einzusetzen. Einer von ihnen versuchte Octavia zu packen und vor das Tor zu ziehen, doch in der Rangelei passierte es: Wie auch immer das passieren konnte, hatte der Mann das Lila-Leuchtende Schwert Octavias im Bauch stecken. Leicht entsetzt taumelte sie einige Schritte zurück. Sie sah nur zu, wie der Mann stöhnend zu Boden ging und blickte zu dem anderen.
Sie mussten schnell reagieren. Nun war es zu spät zu versuchen, friedlich zu dem Treffen der Anführer von Pascima zu kommen. Bevor der noch lebende Mann etwas sagen konnte lief sie auf ihn zu und schnitt ihm zügig die Kehle auf. Die junge Frau zog die beiden toten Körper außerhalb des Tores und versteckte sie in einem Bisch, bevor sie sich weiter durch den Hafen schlich.

Zum Glück blieb sie die Meiste Zeit unentdeckt. Octavia trug einen Mantel und hatte die Kapuze tief über das Gesicht gezogen um möglichst unerkannt zu bleiben. Scheinbar war sie mittlerweile zu bekannt, als das sie ohne Tarnung in Arnor herumspazieren konnte. Sie huschte im Schutze der Dunkelheit über den alten Marktplatz, der von Zelten übersäht war, bis sie das Hauptgebäude erreichte. Auch dort ging sie den meisten Menschen aus dem Weg um nicht entdeckt zu werden. Unter all den verschiedenen Männern und Frauen musste sie erst einmal die Anführer der Pascima Gruppierungen finden, die sie töten musste. Herum gehen und andere fragen konnte sie ja schlecht. Noch bevor sie den langen Korridor des Hauptgebäudes des Hafens entlang gehen konnte, wurde sie von jemanden unerwartet in eines der Zimmer gezogen. Sie versuchte sich gegen die Griffe zu wehren und zog deshalb ihr Schwert. Dann aber sah sie einen Mann, der nur abwehrend die Hände in die Luft hielt.
“Ganz ruhig!”, sagte der Mann nur, während er die Worte künstlich in die Länge zog. Er trug einen braunen Gambeson. Darüber einen Grauen Mantel. Unter seinem bärtigen Gesicht verbargen sich zwei dunkel glänzende Augen.
“Du bist doch hier wegen der Anführer, richtig?”, wollte er wissen, “Du bist Octavia?”.
Die junge Frau war überrumpelt. Woher wusste er wer sie war?  Ist ihr Plan schon aufgeflogen? Sie wusste nicht ganz was sie antworten sollte. Leicht nickte sie mit ihrem Kopf und ließ den Mann nicht aus den Augen. “Ich bin Bereg!”.
Octavia musterte den Mann daraufhin nur von oben bis unten. Sie war noch immer misstrauisch, auch wenn sie jetzt seinen Namen kannte. Wer er war wusste sie nicht. Der Mann namens Bereg schien dies zu bemerken. Er räusperte sich. “Dein Bruder Kael hat mich schon über den Plan aufgeklärt… Wir wussten nur noch nicht, dass ihr so schnell in der Umsetzung seit!”.
“Es ist nur ein bisschen schwierig, drei männer zu finden, die ich noch nie gesehen habe…”, sagte sie seufzend.
“Keine Sorge! Lamby und ich werden dir helfen sie zu töten, damit der Hass der Rebellen untereinander endlich aufhört!”, entgegnete der Mann. “Unsere Männer werde sich darum kümmern… Du musst nur Torald beseitigen…”.
Octavia horchte auf. Torald wurde zum Anführer der Pascima erwählt. Er galt als blutrünstig und schwierig. “Wo finde ich ihn?”, fragte sie.
“Er ist aktuell noch im Kriegsrat…”.
“Dann erwarte ich ihn in seinen Gemächern!”, sagte die junge Rebellin sofort. Der Mann nickte ihr nur zu. “Du findest sein Gemach die Treppe hoch, am Ende des Ganges auf der linken Seite!”, erklärte Bereg.
SIe zögerte nicht lange und machte sich auf dem Weg in das Gemach von Torald.

Dort angekommen sah sie sich im Zimmer des obersten Anführers der West-Rebellen um. Ein großes Bett, das mit Fellen bestückt war, stand in der Mitte des Raumes. Durch ein großes Fenster schien das Licht des Mondes hinein. Der restliche Raum wurde von Kerzen und einer kleinen Flamme im Kamin ausgeleuchtet. Die Wände hatten alle die gleichen elbischen Verzierungen, wie überall in diesem Gebäude. Octavia hatte nie zuvor solche Architektur gesehen, war aber fasziniert davon. Sie hörte von ihrer Mutter als Kind nur Geschichten über das Volk der Elben, sah aber nie selbst welche. Man sagte ihnen magische Kräfte zu. Die junge Frau fragte sich, ob ein Elb sie vielleicht besser verstehen konnte und sie nicht wegen ihrer Maia-Kräfte als Monster sah. Sie sah sich die Streitkolben und Äxte an, die an den Wänden gehangen worden waren. Dann streifte ihr Blick den Tisch und all die Schriftstücke, die dort verbreitet lagen. Vorsichtig nahm sie einen Brief in ihre Hände und versuchte die Schrift zu entziffern. Torald hatte kein schönes Schriftbild, noch konnte er fehlerfrei schreiben. Wahrscheinlich lagen seine Fähigkeiten eher im Kämpfen. Ihr fiel ein weiterer Brief auf. Er sah ganz anders aus als die anderen. Das Schriftbild zeigte wunderschöne und geschwungene Runen, die sie nicht lesen konnte. Es musste die Schrift der Elben sein. Doch was machte Torald damit?
Bevor sie sich damit weiter befassen konnte, vernahm sie laute Schritte vor dem Gemach. Panisch suchte sie eine Versteckmöglichkeit. Sie sah zu dem Schwarzen Vorhang und dann auf ihrem Umhang.  Was soll’s, dachte sie sich und versteckte sich, in ihrem Mantel eingewickelt, dahinter.
Eine laute männliche Stimme lachte, als die Tür des Gemachs aufging. Die Stimme wurde von einer weiblichen begleitet, die hin und wieder kicherte. Er sprach über die anderen Pascima-Rebellen. Es klang alles ziemlich abwertend und er stellte sich selbst als starken und protzigen Mann dar. Auch wenn Octavia versuchte sich hinter dem Vorhang nicht zu bewegen, rollte sie die Augen bei jedem Wort, das er sagte.
Als er von den Utarra und Daskina Rebellen redete wurde sie nochmals hellhörig.
“...Utarra ist so gut wie tot… Ich werde mir persönlich diesen Indro vornehmen und seinen Schädel zerschmettern!”, protzte Torald.
“Ich glaube sehr wohl dass du das wirst!”, sagte die weibliche Stimme.
“...Daskina wird ebenfalls jämmerlich sterben! Wenn sie denken durch diesen Arnor-Fürsten Schutz zu haben, haben sie sich geirrt! Nur dieses Mädchen…”.
“Was denn für ein Mädchen?”.
“Diese Octavia… Die mit dieser Macht…”, fing Torald an.
“Ach sie wirst du sicher auch töten!”, entgegnete die Frau zuversichtig.
“Bist du verrückt? Einige der Männer haben gesehen wozu sie fähig ist! Ich würde sie lieber auf unserer Seite wissen! Sie ist nutzvoller, als das du jemals sein wirst… Dazu ist sie noch recht hübsch…”, sagte er weiter. Octavia biss sich angeekelt und genervt hinter dem Vorhang auf die Lippen. “...Ich würde da ganz sicher nicht nein sagen…”
“Ach, dann reiche ich dir nicht mehr?”, sagte die Frau weiter.
“Was bist du denn auch schon? Ein leichtes Mädchen, mehr nicht… Aber sie…”, sagte Torald und lachte danach lautstark.
“Dann kannst du dir für heute eine andere suchen und warten bis deine… Octavia hier eintrifft…”, entgegnete die Frau enttäuscht.
Octavia lauschte den Schritten, die sich entfernten. Als die Tür wieder in das Schloss fiel, wartete sie noch einen Moment. Sie hörte wie Torald sich hinsetzte und vor sich hin fluchte.
Vorsichtig blickte sie am Vorhang vorbei. Er saß vor seinem Tisch und sah sich die Briefe an. Octavia schlich mit leisen Schritten an ihn heran und zog ihren Dolch hervor. Noch bevor sie die Waffe aus ihren Umhang hervorholen konnte, wandte er sich ihr zu.
“Was willst du?”, rief er zuerst genervt. “Oh, eine schöne Dame, die mich in meinen Gemächern Besuchen kommt ist stets willkommen!”.
Octavia lehnte sie absichtlich zu ihm hinüber. Der Mann war schon sichtlich aufgeregt.
“Wie war das mit diesem Daskina-Mädchen?”, hauchte sie ihm in sein Ohr.  “Hier bin ich, also was hast du mit mir vor?”.
Der jungen Frau blieb nicht aus, dass die Kinnlade Toralds tief hinunter hing. Er wirkte plötzlich sprachlos und sie erkannte deutliche Schweißperlen auf seiner Stirn.
“W-Was machst du hier?”, presste er nur hervor.
“Dir das geben was du verdienst…”, sagte sie und setzte sich auf seinen Schoß. Sie spürte wie er sie an den Hüften berührte und seine Hände aufwärts wanderten. In ihrer rechten Hand hielt sie den Dolch hervor und ihre linken Hand berührte seinen Kopf. Noch bevor Torald sich an Octavia erfreuen konnte, stach sie ihm den Dolch in das Ohr durch den Kopf. Dabei hielt sie ihm vorsichtshalber den Mund zu. Das war wohl eher unnötig, denn er sackte ziemlich schnell tot zusammen.
Sie stieg von ihm herab. Einen Widerling weniger in der Welt, sagte sie zu sich selbst. Sie zog ihre Kapuze wieder über den Kopf und eilte so schnell sie konnte aus dem Gebäude. Auch über den alten Marktplatz huschte sie wieder nur um aus den Grauen Anfurten zu entkommen

Am Tor warteten Bereg und ein weiterer Mann der scheinbar Lamby war. Er wirkte im Gegensatz zu Bereg ziemlich jung und gepflegt. “Torald ist tot…”, informierte Octavia die beiden Männer nur kurz und machte sich daran, auf ihr Pferd zu steigen.
“Wir kümmern uns um den Rest… Wir danken dir!”, sagte Bereg.
“Sobald wir bereit sind, werden wir die Daskina-Rebellen erwarten!”, sagte der Mann namens Lamby.
Octavia nickte ihnen zu und machte sich so schnell sie konnte auf dem Weg zurück in den Wald von Eregion. Auch wenn sie müde war, machte sich große Erleichterung in ihr breit. Immerhin verschaffte sie den Daskina-Sympathisanten eine Möglichkeit die West-Rebellen anzuführen und edie Wahrscheinlichkeit gemeinsam zu überleben stieg. Sie musste Phelan und die anderen so schnell sie konnte informieren…


Octavia auf dem Weg zurück in den Wald von Eregion
Titel: Nähe Fornost (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 1. Apr 2021, 17:37
Nähe Fornost (Arnor)

Octavia auf dem Weg nach Fornost...


Bevor sie überhaupt den Wald von Eregion erreichen konnte, wurde sie von Phelan Belatan und den anderen abgefangen. Gemeinsam wollten sie nun vor den Toren von Fornost auf die Entscheidung der Pascima Rebellen warten, um dann Robben Rogwyne mit der neuen Situation im Norden zu konfrontieren. Octavia war die ganze Reise nach Fornost angespannt. Niemand wusste, wie sich die West-Rebellen entschieden und wie es nun für sie weiterging.
Die junge Frau entschied sich, sich eine Weile schlafen zu legen im Schutze der Dämmerung. Kael deckte sie noch mit seinem Mantel zu, den sie dankend annahm, denn in den frühen Morgenstunden war es recht kühl. Sie konnte wenigstens wenige Stunden schlafen, bis auch schon die morgendlichen Strahlen der Sonne wärmend in ihr Gesicht schien. Ihre Nase kitzelte, sodass sie sich mehrere male dort kratzte, bis sie sich gähnend und streckend aufsetzte. Schmatzend blickte sie zu Thirak, der die glühende Feuerstelle löschte und dann grinsend zu ihr sah.
Als dann endlich laute Hufen zu hören waren, sprang sie sofort auf und versuchte zu erkennen, wer auf sie zu kam. Es waren die langersehnten West-Rebellen. Bereg ritt voran und brachte sein Pferd ziemlich spät zum stehen.
“Ich wurde als der neue Anführer der Pascima-Rebellen auserkoren!”, sagte er außer atem. “Lasst uns gemeinsam überleben!”.
Octavia fiel ein Stein im Herzen, sodass sie Thirak erst einmal freudig in die Arme sprang. Sie war unglaublich froh, dass der Plan aufging und kein weiterer Krieg drohte. Kiana war ja schon die größte Bedrohung, die auf sie zu kam.
“Dann sollten wir versuchen eine Audienz bei unserem jungen Fürsten zu erhalten!”, sagte Phelan leicht verzweifelt. Octavia überlegte nicht lange. Sie wusste, dass sich nach den letzten Ereignissen wohl kaum jemand der Armee von Robben ihr in den Weg stellen wollte.
“Er wird mit uns sprechen!”, entgegnete sie nur zuversichtlich und ging rasch voran.

Tatsächlich gab es am Tor keine Probleme beim EInlass. Wahrscheinlich lag es auch daran, dass die Krieger aus Angmar ebenfalls in  Fornost stationiert waren. Mit schnellen Schritten ging sie -gefolgt von Bereg, Phelan, Kael, Thirak, Galador und Indro-  die Hauptstraße der Stadt entlang, bis sie den Palast erreichten. Noch bevor sie den Thronsaal betraten, blieb Octavia für einen Moment stehen und lauschte dem Gespräch, welches sie von dort vernahm. Es musste sich um einen Streit Handeln. Robben schien alles andere als begeistert zu sein. Immer wieder wurde er lauter und stutzte seine Hauptmänner zurück, die scheinbar mittlerweile an ihm zweifelten. Octavia hörte nur, wie ihr Name gesagt wurde. Oft in Zusammenhang mit der Führerschaft von Robben.
“...Natürlich… Ich werde sie töten!”, schrie er nur lautstark und erbost. Die junge Rebellin musste schlucken, als sie die Worte vernahm. Eigentlich ging sie davon aus, dass er ebenfalls das selbe für sie fühlte, wie sie für ihn. So wie es sich anhörte war es wohl nicht so. Octavia seufzte enttäuscht. Wurde sie doch nur von ihm benutzt?
Sie spürte nur, wie jemand die Hand auf ihre Schulter legte. Es war Kael, der sie sanft anlächelte. “Mach dir nichts daraus…”.
Erneut seufzte sie und stellte sich gerade mit breiter Brust auf. Dann betrat sie den Thronsaal. Die Männer Robbens und auch er selbst staunten nicht schlecht, als die Gruppe den Raum betrat.
“Octavia! Wo warst du nur so lange?”, fing er zunächst an, “Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht!”.
“Pf…”, machte sie nur. Ihr blieb sein irritierter, aber auch ängstlicher, Gesichtsausdruck nicht verborgen.
“Wir sind hier, weil wir unsere Gleichberechtigung einfordern! Wir wollen alle, die Gestaltung Arnors mitbestimmen!”, sagte Octavia. Robben lachte daraufhin laut.
“Habe ich mich nicht schon einmal deutlich genug ausgedrückt? Ich bin der rechtmäßige Fürst von Arnor… Genau wie meine Vorfahren… Deshalb gibt es nur ein Arnor unter mich, oder ihr seid meine Feinde!”, machte er direkt deutlich.
“Hast du vergessen, dass Kiana mit ihrer Armee hierher marschiert? Dann ist es egal, wessen Vorfahren die rechtmäßigen Herren von welchem Land sind… Wir müssen zusammenhalten und Frieden schließen!”, versuchte Octavia zu erklären.
“Nein, natürlich habe ich das nicht vergessen… Aber das ist eine Forderung, der ich nicht nachkommen kann… Soll ich jedem dem etwas nicht passt, etwa ein Recht geben mitzubestimmen?”, sagte Robben. Octavia nickte ihm nur zu. “Das wäre ja wohl ein Anfang…”, entgegnete sie trocken. Der junge Fürst lachte wieder und sah zu seinen Hauptmännern, die dann auch lachten. “Habt ihr gehört? Ein Bauer sollte dann auch über unsere Belange abstimmen…”.
Octavias Miene verfinsterte sich. Sie fand daran überhaupt gar nichts komisch. Sie ballte ihre Fäuste und ihr ganzer Körper bebte.
“Fürst Rogwyne…”, fing Phelan an, “...Wir müssen zusammenstehen, wenn wir gegen die Bedrohung ankommen wollen, die uns droht… Kiana wird keinen von uns verschonen!”.
“Dann könnt ihr eure lächerliche Rebellion direkt gegen sie in den Krieg schicken… Ihr seid doch sowieso alle zum Tode verdammt… Ohne mich habt ihr überhaupt kein Recht zu besetehen…”, teilte Robben nur weiter aus.
“Unsere Armee steht draußen bereit für den Kampf… Ich denke niemand wird zögern, gegen euch in den Krieg zu ziehen Fürst… Rogwyne…”, behauptete Indro und klang mehr als abwertend.
“Ach Indro… Wer auch immer ihr vorher wart… Na los, holt eure Krieger, meine Männer werden ganz sicher wieder gerne die euren abschlachten und ich werde mir diesmal euren Kopf holen!”, provozierte Robben.
Indro zog nur sein Schwert, sodass plötzlich viele Schwerter im Thronsaal gezogen worden waren. Thirak und Kael hielten Indro zurück.
“Dies wird ein Fehler sein, Lord Rogwyne…”, sagte Phelan nur. “...Komm Octavia… Wir gehen!”.
Während die anderen den Saal verließen blieb Octavia noch wie angewurzelt stehen. Sie war sprachlos und musterte Robben wütend.
“Ich dachte echt, zwischen dir und mir ist es was ernstes…”, sagte sie nur enttäuscht.
“Ist es… Du weiß an welche Seite du gehörst!”, antwortete er und breitete seine Arme aus.
Octavia ging einige Schritte auf ihn zu. Robben lächelte daraufhin nur siegessicher. Die junge Frau fiel in seine Arme und klammerte sich an ihm fest. Gleichzeitig wollte sie ihn noch ein letztes mal spüren, bekam aber auch die Worte nicht aus dem Kopf. Sie dachte wieder daran, dass er sagte, dass man nur ein Feind von Arnor sein konnte, wenn man gegen ihn ist. Sie legte ihren Kopf über seine Schulter.
“Merk dir eins: Du bist Gonodwaith, oder du bist der Feind von Gonodwaith! Entscheide dich falsch und du bist auch mein Feind!”, flüsterte sie ihm fast in sein Ohr. Sie sah ihn ernst an und hielt ihn am Kragen seiner Kleidung fest. Der junge Fürst sah sie erschrocken an. Vermutlich rechnete er nicht mit den Worten.
“Überleg dir das gut… Meine Armee ist mittlerweile größer und meine Macht ungebrochen…”, rief sie noch beim rausgehen. Sie wusste ganz genau, dass alle Augen auf sie ruhten. Ihr aber war es egal. Erst als sie außer sichtweite war, ließ sie ihre Tränen heraus und schluchzte ein paar mal.
 Das Wohl Aller ist wichtiger..., redete sie sich nur ein und verließ ebenfalls die Stadt.

Vor Fornost stand die Armee aus allen Rebellen Gruppierungen und Männern aus Angmar bereit. Alle sahen erwartungsvoll zu Octavia. Sie selbst wusste doch gar nicht, wie sie sich verhalten sollte. Immerhin war die jetzige Situation mehr eine Verkettung aus Zufällen. Es dauert auch nicht lange und das Tor der Stadt wurde geöffnet. Robben trat mit seinen verbliebenen Hauptmänner hervor. Er sah wenig begeistert aus und es wirkte, als wäre er eher von seinen Hauptleuten dazu gedrängt worden. In seinen Händen hielt er einen Stock, an dem ein weißer Stofffetzen befestigt worden war.
Octavia drehte sich verwundert zu ihm.
Bei ihr angekommen warf er ihr die weiße Fahne vor die Füße. Die junge Rebellin zog ihre Augenbrauen hoch und konnte sich das Lächeln kaum verkneifen. Er verzog nur unzufrieden das Gesicht.
"Du hast dich wohl daran erinnert, zu wem DU gehörst!", stichelte sie etwas. Robben schnaubte nur.
Als sie sich zu Phelan und Indro wandte blickten beide noch immer ungläubig drein. Thirak wirkte erleichtert. Ihr Bruder Kael leicht misstrauisch. 
Die Rebellen jubelten laut. Sie waren sich ihren großen Sieg bewusst. Auch wenn Octavia in erster Linie auch so fühlte, behielt sie den Gedanken, dass noch etwas dazwischen kommen würde. Dafür lief es die letzten Tage zu gut.
Wahrscheinlich liegt es nur daran, dass Kiana mit ihrer Armee kommt… Mach dich nicht weiter verrückt!, versuchte sie sich selbst einzureden. Nun standen wichtigere Sachen zur Debatte: Die Planung, die Menschen von Arnor vor Kiana zu retten.


Octavia in Fornost...
Titel: Fornost (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 3. Apr 2021, 12:55
Fornost (Arnor)

Octavia in Fornost…


Octavia versuchte so gut es ging ihre wahren Gefühle der Traurigkeit zu verbergen. Meisten gelang es ihr auch. Selbst ihr Bruder Kael und der sonst so einfühlsame Thirak bemerkten nichts davon. Sie versuchte stets die glückliche und zufriedene Rebellin zu spielen, die sich von nichts und niemanden unterkriegen ließ.
In Wirklichkeit sah es aber in ihr drinnen ganz anders aus. Durch die ständigen Erfolge und die Vereinigung der Rebellen trauerte sie umso um Deloth. Die junge Frau schlief nur noch sehr schlecht und versuchte den Schlaf so weit es ging aufzuhalten. Zu sehr fürchtete sie sich vor ihren Alpträumen, die sie immer wieder heimsuchen. Sie fühlten sich so echt an und Octavia hatte das Gefühl, dass diese Träume ihre Seele mehr und mehr verzehrten. Auch durch den Einsatz ihrer Kräfte vor einigen Tagen fühlte sie sich noch leerer als ohnehin schon. Diese Macht hatte wohl den selben Effekt auf sie, wie die Träume. Manchmal fragte sie sich, ob das alles nicht nur Einbildung war und sie mittlerweile einfach verrückt geworden ist.
Als wäre das alles nicht schon schlimm genug war sie noch immer enttäuscht von Robben Rogwyne. Bei ihm fühlte sie sich endlich wieder geliebt. Nun sprach er davon sie umzubringen?
Natürlich hatte er sich ergeben. Die Worte aber blieben in ihrem Kopf. Abgesehen davon, vertraute sie ihm nicht. Niemand kannte seine wahren Absichten, seines plötzlichen Sinneswandel. Sie war nur noch ein Spielball aller Parteien. Egal von wem. Ihr war bewusst, dass Phelan und Thirak, oder auch ihr Bruder, keine bösen Absichten hegten. Dennoch war es ganz und gar kein schönes Gefühl.
Die ganze Zeit über in Fornost, ging sie Robben aus dem Weg. Die junge Rebellin vermied jedes Gespräch, jede Berührung von ihm. Auch wenn er es immer wieder versuchte. Der Schmerz der Enttäuschung saß tief in ihr. Sie hatte keine Zeit sich davon weiter ablenken zu lassen. Deshalb entschied sie sich dazu, lieber jeden Kontakt zu vermeiden. Besonders alleine.

Octavia war mit den anderen im Thronsaal von Fornost versammelt. Gemeinsam hielten sie rat darüber ab, wie viele Mittel und Verpflegung sie zur Verfügung hatten. Abgesehen warteten alle sehnsüchtig darauf, dass der Erkundungstrupp, zu dem auch Kael gehörte, endlich aus den Ered-Luin zurückkehrte, um über den Zustand der Minen zu berichten.
"Die Verpflegung sieht im allgemeinen schlecht aus…", fing Phelan direkt mit schlechten Neuigkeiten an. "...Die Mobilmachung der Arnorischen Armee und auch die der Rebellen haben einen Großteil der Nahrung verbraucht und benötigen diesen noch immer…".
"Wie sieht es mit deiner Schwester aus Thirak? Kann sie nicht etwas Nahrung aus Angmar zu uns bringen lassen?", fragte Octavia besorgt. Thirak schüttelte daraufhin nur den Kopf.
"Sie antwortet nicht auf meine Briefe und persönlich nach Carn-dûm zu reisen verschwendet zu viel Zeit…", antwortete er getroffen. Octavia seufzte daraufhin.
"Es wird nicht für alle Menschen Arnors reichen…", wollte Phelan gerade sagen. "Muss es aber!", unterbrach Octavia ihn.
Sie rieb sich nachdenklich die Stirn und wandte sich ab. Bevor sie aber noch etwas sagen oder fragen konnte, stürmte Kael den Thronsaal.
"Kael!", rief Octavia und fiel ihm in die Arme. "Endlich bist du zurück!".
Als sie von ihm abließ, sah er nicht zufrieden drein. Sein Gesichtsausdruck war finster und ernst.
"Hey Kael...Was ist denn?", wollte sie wissen.
Er verschloss seine Augen und Atmete tief durch."Die Minen sind gut versteckt. Teilweise sogar gut erhalten… Es gibt sogar nutzbare Beete, mit denen wir selbst Pflanzen anbauen können... Dennoch sind weite Gänge eingebrochen und unbenutzbar…", versuchte dr zu erklären.
"Von wie viel Platz sprichst du da genau?", fragte Phelan.
"Ich weiß es nicht… Vielleicht höchstens für zweitausend…".
"Zweitausend?!", wiederholte Phelan die Zahl ungläubig. "Das sind viel weniger, als wir erhofft haben… ".
Auch Octavia war mehr als schockiert. Zweitausend Menschen waren  viel zu wenige.
"Dann müssen wir entscheiden, wer mitkommen darf und wer leider dem Schicksal erliegen wird…", sagte Phelan bedrückt.
"Dem Schicksal erliegen wird?", wiederholte Octavia seine Worte verärgert. "Wer sind wir denn, dass wir darüber entscheiden dürfen? Wir sind doch nicht viel besser als Kiana, die alle als Lebensunwürdig abgestuft, die ihr nicht folgen…".
Die junge Rebellin war fassungslos. Es musste eine andere Lösung geben. Aus Wut schlug sie ihre Faust auf den Tisch. Dann beobachtete sie nur, wie Bereg und seine Leute in Richtung Ausgang gingen.
"Was habt ihr vor?", wollte Thirak wissen.
"Nun ja… Wir werden Pascima in die Minen bringen…", entgegnete Bereg.
"Aber wir haben dich abgemacht, dass wir uns die Ered-Luin teilen!", warf Phelan ein.
"Das ist richtig. Aber die Situation hat sich jetzt geändert… Die anderen West-Rebellen werden es nicht akzeptieren… Es tut mir leid…".
Octavia bis sich auf die Unterlippe. Sie dachte sie hört nicht recht. Ihr Gefühl hatte sie nicht belogen, dass alles viel zu gut gelaufen war.
"Bitte… Wir sind ein Volk… Wir sollten gemeinsam eine Lösung finden… Dafür haben wir gekämpft!", flehte Octavia schon fast. "Bitte! Ich will keinen Krieg anfangen müssen…".
Bereg schüttelte nur den Kopf und wollte gerade aus der Tür gehen. Sein Kumpane Lamby hielt ihm aber schließlich am Arm fest. Er schien etwas zu Bereg zu sagen, was Octavia aber nicht verstehen konnte. Schließlich drehte er sich seufzend wieder um.
"Es gäbe eine Lösung, mit der sich Pascima zufrieden geben würde… Wir werden die Minen nicht teilen, sind aber bereit euch und den anderen die Möglichkeit zu geben darum zu kämpfen!", schlug er schließlich vor. Octavia verstand nicht recht was er meinte. Phelan und den anderen schien es nicht ander zu gehen. Zumindest sagten es ihre Blicke.
"Aber einen weiteren Krieg ist das was wir vermeiden wollen…", warf Phelan entgegen.
"Ich rede von keinen Krieg… Jede Rebellengruppe schickt einen ausgewählten Krieger in den Kampf… Der Sieger darf die auswählen, die er den Schutz der Mine gewährt!", antwortete Bereg.
Octavia wurde hellhörig. Es war zumindest eine einfache Alternative zu einem Krieg, der viele Tote forderte. Auch wenn es für viele der Tod bedeutet, nicht in die Mine zu gelangen.
"Das ist doch irrsinnig!", beschwerte sich Phelan Belatan.
"Es ist die einzige Möglichkeit, die ich euch bieten kann… Auch wenn ich anders entscheiden wollte, werden mich die anderen West-Rebellen dazu zwingen, nur ihnen den Einlass zu ermöglichen…", erwiderte Bereg."Entscheidet euch… Bis morgen Abend habt ihr noch Zeit, danach werden wir in den Westen reisen…".
Nach diesen Worten verließ er den Thronsaal von Fornost.

Octavia starrte ihn und seinen Männern noch eine ganze Weile hinterher und war wie angewurzelt. Ihr war klar, dass dies nicht die beste Lösung war. Sie war aber besser, als einen verzweifelten Krieg zu führen, nur um einen anderen zu entkommen. Sie wandte sich zu Thirak, Phelan und Kael die alle scheinbar wussten was sie gerade dachte. Alle drei verneinten den Vorschlag schon, ohne das sie etwas sagen musste.
"Wieso nicht? Es ist die einfachste Variante!", sagte die junge Frau.
"Selbst wenn es so wäre, wen sollen wir dahin schicken, der im Zweifelsfall stirbt ? Dazu kommt noch, dass wir nicht Die Zeit haben um irgendwelche Duelle auszutragen!", machte Phelan deutlich und gestikulierte dabei stark mit den Armen. Octavia seufzte nur.
"Es ist die Möglichkeit Daskina zu retten…", sagte Indro, der sonst das ganze Gespräch über ruhig war. "Pascima ist euch überlegen…".
"Wir haben dennoch Angmar auf unserer Seite und dazu noch die Arnorische Armee!", sagte Kael.
"Und du denkst, wenn sie davon erfahren, dass in der Mine wenig Platz ist und wir darüber entscheiden wer den Schutz nicht bekommt und wer nicht freiwillig für Daskina kämpfen?", entgegnete Indro verbittert.
"Sie haben Octavia die Gefolgschaft geschworen!".
"Du weißt noch gar nichts von der Welt, Kael Sagitta… Menschen sind grausam… Im Grunde genommen nur auf sich selbst bedacht… Besonders wenn es um das eigene Wohl geht…", erklärte er weiter mit ernster Tonlage. Dabei ging er auf Octavias Bruder zu und blieb dicht vor ihm stehen. Die junge Frau bemerkte die Furcht in seinen Augen, als Indro zu ihm sprach.
"Indro hat recht…", sprach Galador plötzlich. "...Wenn wir überleben wollen, bleibt uns wohl keine andere Alternative…".
Octavia musterte den Mann misstrauisch.  Sie war sich noch nicht sicher, was sie über ihn denken sollte. Immerhin zog sie ihn volltrunken aus einer Taverne. Davor diente er Kiana und verhalf ihr auf den Thron.
"...Während der Kampf stattfindet, können wir trotzdem einen Weg finden, wie wir trotz Niederlage die Minen für uns beanspruchen können.", sagte Galador weiter.
"Und wer soll deiner  Meinung für uns kämpfen?", fragte Thirak. Galador antwortete nicht, aber seine Augen wanderten auf Octavia und blieben auf ihr ruhen. Sie wusste was dies bedeutete und die anderen auch.
"Nein, auf keinen Fall!", wandte Kael sofort ein. "Das ist keine gute Idee…", sagte Thirak.
"Durch sie haben wir die Chance sogar zu gewinnen! Sie ist eine hervorragende Kriegerin! Daran gibt es kaum einen Zweifel….", verteidigte Galador seinen Vorschlag.
"Er hat recht!", stand Octavia ihn bei. "Wenn wir eine realistische Chance haben wollen, muss ich das tun…".
"Octavia, bitte… Ich kann dich nicht verlieren…", flehte Kael seine Schwester an. Sie ging auf ihren Bruder zu und nahm seine Hände in die ihren.
"Ich habe schon einmal ein Turnier gewonnen… Das in Minas-Tirith war nicht ganz ohne… Du musst mir vertrauen!", behauptete sie.
"Uns fehlt trotzdem die Zeit… Wir können wohl kaum ein Turnier austragen und danach die ausgewählten zweitausend Menschen in die Minen samt Verpflegung bringen…", wandte Phelan wieder ein.
Octavia vergaß den Aspekt immer wieder. Viel Zeit blieb ihnen tatsächlich nicht. Immerhin wurde der Brief von Loki verfasst, als Kiana Vaneryen den Entschluss schon gefällt hatte und ihre Armee mobilisierte.
"Ich werde euch Zeit verschaffen!", ertönte eine Stimme aus der Ecke. Als die junge Rebellin erschrocken in die Richtung sah, erkannte sie Robben, der dort die ganze Zeit auf einem Stuhl sind zuhörte. Er erhob sich. "Schick die Krieger aus Angmar mit mir und ich werde die Vanerische Armee aufhalten!".
"Das ist doch irrsinn…", erwiderte sie nur. Nicht nur weil sie es als Irrsinn empfand. Auch weil sie sich gleichzeitig um ihn sorgte. Es war das sichere Todesurteil, sich Kiana und ihren Drachen zu stellen.
"Ich hab einiges gut zu machen und dadurch kann ich es tun…", sagte Robben.
"Er hat recht! Und wenn es nur um ein bis zwei Tage geht. Die würde uns schon helfen!", sagte Galador.
Octavia seufzte wieder unzufrieden.
"Dann sollten sie lieber alles in die Wege leiten, bevor es zu spät ist!", sagte Phela und machte sich schnellstens auf dem Weg. Octavia vermutete um Bereg aufzuhalten. Die anderen folgten ihm rasch, sodass die junge Frau alleine mit Robben im Thronsaal war.

"Das war es dann wohl", sagte der junge Fürst zu ihr. Sie schwieg zunächst, denn sie wusste nicht was sie sagen sollte. Noch immer hieß sie seine Idee nicht gut. Gleichzeitig war sie noch immer enttäuscht.
"Sag mir wenigstens eine Sache…", fing er an.
"Was?", entgegnete Octavia genervt ohne in seine Richtung zu schauen.
"Hast du mich wirklich geliebt, oder nur benutzt um deine Freunde zu retten?".
Octavia konnte ihre  Ohren nicht trauen, als er das ernsthaft fragte. Sie war doch diejenige, die von allen benutzt wurde. Nur weil sie die gleiche Macht wie Kiana in sich trug. "Was ist das für eine Frage…", fuhr sie ihn an.
"Das ist das einzige was ich wissen will…".
"Nein, ich habe dich geliebt… Du weißt es ganz genau!", entgegnete sie getroffen. Sie sah in sein Gesicht und bemerkte sein schiefes Lächeln. Er nickte ihre zu und wollte den Saal gerade verlassen. "Robben!", rief die junge Rebellin.  Daraufhin drehte er sich zu ihr.
"Ach nichts… Vergiss es…", hielt sie sich selbst auf. Auch wenn es ihr Herz in zwei Hälften brach und sie wusste, dass sie ihn nie wieder sah. Als er den Thronsaal schließlich verließ, schaute sie ihm noch eine ganze Weile nach. Die junge Frau stöhnte laut und hatte mit den Tränen zu kämpfen, die sie sich mit aller Kraft zurückhielt. Sie musste sich auf das wesentliche konzentrieren. Denn ihr blieb nicht viel Zeit, um sich auf den Kampf vorzubereiten…


Octavia in Fornost…

Titel: Fornost (Arnor)
Beitrag von: Darkayah am 7. Apr 2021, 08:35
Fornost (Arnor)

Octavia in Fornost, während der Kampfvorbereitungen...


Octavia blieb nicht viel Zeit, um sich wirklich auf den bevorstehenden Kampf gegen die anderen Auserwählten der Rebellen Gruppierungen vorzubereiten. Phelan informierte Bereg noch direkt, nachdem der Entschluss fest stand. Somit wurde ausgemacht, dass in zwei Tagen der Kampf ausgetragen werden würde. Allen war bewusst, dass es viel Zeit war, die dabei verloren ging und Kiana Vaneryen mit ihrer Armee und ihrem Drachen immer näher kam. So gut es ging trainierte sie mit Kael oder Indro bis zu letzten Erschöpfung. Auch wenn diese davon nicht viel hielten und Octavia lieber zu einer Pause rieten, ließ sie sich davon nicht abbringen.
Die Sonne stand mittig, als der Tag hereinbrach, an dem der Kampf stattfinden sollte. Die Stadt Fornost wurde zu einer Arena umfunktioniert. Die Bewohner blieben in ihren Häusern. Es blieb nicht mehr viel Zeit, bis der Kampf um das Überleben der Menschen von Arnor los ging. Bevor die junge Frau sich aber zum Palast der Stadt begeben konnte, wurde sie auf Tumulte aufmerksam. Scheinbar war die Stimmung auch unter den Rebellen Gruppierungen aufgeheizt. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen untereinander.
Octavia drängte sich durch die versammelten Menschenmassen und zu sehen was dort vor sich ging. Daskina und Pascima-Rebellen lieferten sich Wortgefechte und beleidigten sich heftig.
“Hey!”, rief die junge Rebellin, “Reißt euch zusammen!”.
“Achja? Wie sollen wir denn?”, entgegnete einer der Pascima-Rebellen. “Du hast leicht Reden, wenn du für Daskina kämpfst… Warum kommt Kiana ausgerechnet jetzt? Ihr habt euch doch mit ihr verschworen, um uns zu verdrängen!”.
Octavia sah ihn irritiert an. Hatten sie etwa vergessen, dass sie alle gemeinsam in der gleichen Misere steckten? Die Rebellen hatten doch beschlossen gemeinsam zu kämpfen, doch nun kamen die Pascima-Rebellen wieder mit den alten leidigen Hassparolen.
“Wir sind hier, weil wir alle den gleichen Feind haben…”, wollte sie gerade sagen. Die Pascima-Rebellen ließen ihr aber keine Möglichkeit sich rechtfertigen zu können.
“Ihr aus dem Süden habt uns doch erst das Problem Kiana hier her geschafft! Ihr hättet damals schon die Herrschaft durch die Drachen-Königin verweigern können…”, unterbrach der Mann sie nur streitlustig. Seine Worte fanden bei Pascima wie auch Utarra zustimmung. Bevor sie allerdings etwas antworten konnte, kam Thirak dazu und erhob seine Stimme laut, sodass sie fast erschrak. “Und ihr seid mir in den Krieg für Kiana gefolgt!”, rief er.
Octavia konnte die verdutzten Gesichter der Menschen um sie herum gut erkennen. Scheinbar wusste niemand, wer Thirak wirklich war.
“Und wer bist du jetzt?”, schallte es nur aus den Reihen der Rebellen. “Du weißt doch gar nichts…”.
“Ich bin Thirak Eisen, ich war der König der Nordallianz zwischen Angmar und Arnor. Ihr habt mich zu euren König gewählt genauso wie die Fürsten aus Angmar. Ich habe meine Krone abgelegt, damit wir in Frieden leben können, weil ich an Kiana Vaneryen glaubte… Wir alle sind Königin Kiana in den Krieg gefolgt… Ob nun aus Gehorsam, Rache oder Ruhm und Ehre…”, sagte er bestimmend. Plötzlich waren alle still. Octavia war fasziniert. Auch wenn sie nicht wusste warum, konnte sie sich ihn doch in seiner alten Königsrolle sehen. Vorher konnte sie es sich kaum vorstellen. Scheinbar wussten viele, dass Thirak nunmal recht hatte.
“Ihr seid doch daran Schuld…”.
“Wir alle tragen unsere Schuld an der Situation, wie sie gerade nun mal ist!”, entgegnete er rasch. “Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als das beste daraus zu machen… Ruht euch lieber aus…”.
Die Versammelten gingen daraufhin in alle Richtungen der Stadt und langsam löste sich die Menschentraube auf. Octavia atmete erleichtert auf und sah zu Thirak.
“Danke…”, sagte sie nur kurz. Er lächelte ihr liebevoll zu.
“Komm, ich begleite dich in den Palast… Phelan und Kael warten schon ungeduldig…”, sagte er und legte seinen Arm um ihre Schultern. Sanft ließ sie sich von ihm führen, bis sie den palast erreichten.

Im Palast von Fornost waren die Krieger der Rebellengruppen schon versammelten und suchten sich die passende Ausrüstung aus. Octavia seufzte noch einmal und ging in den Nebenraum, in dem ihr Bruder und Phelan warteten. Sie spürte die bösen Blicke der anderen Krieger im Raum auf sich ruhen. Auch wenn sie nervös war, ließ sie sich zunächst nichts anmerken. Schnell kam auch schon ein Mann auf sie zu, der ihr verdeutlichte, dass sie nicht mit ihrem Schwert kämpfen durfte. Mit einem starren Blick löste sie den Gürtel und übergab es Thirak.
Sie setzte sich auf eine Bank und versuchte sich irgendwie innerlich zu beruhigen. Sie wusste, dass das Schwert mit ihren Kräften zu tun hatte, diese zumindest erweckt hatte. Es war ihre letzte Hoffnung leicht gegen die anderen zu gewinnen. Sie malte wieder die Bemalung auf ihr Gesicht, welches sie auch im Turnier in Minas-Tirith trug: Zwei Äxte und zwei Balrogflügel.
“Octavia, du musst das nicht tun… Wir können jemanden anders finden, der für uns kämpft…”, sagte Kael besorgt und setzte sich neben seiner Schwester.
“Wenn ich sterbe dann sterbe ich… Wenigstens kämpfend…”, entgegnete sie mit leicht zittriger Stimme und spielte auf das Feuer des Drachen an.
“Octavia…”.
“Nein… Das ist meine Entscheidung, Kael…”, sagte sie nur. “Ich weiß wie meine Chancen stehen… Ich brauche dich nicht, damit du mich noch darauf hinweist wie schlecht sie sind…”.
Sie erhob sich doch wieder und lief im Raum auf und ab. Die Ansprache der Sprecherin im Hintergrund und das Jubeln der Menschen von Fornost machte sie nur weiter nervös. Phelan kam auf sie zu und nahm ihre Hände. “Hör zu… Pascima hat für jede einzelne Gruppe einen Krieger… Auch Bereg kämpft… Er ist zwar ein großer Krieger, aber sperrig wie ein Kotz… Utarra hat zwei Krieger gestellt… Einer von ihnen ist Linkshänder… Vielleicht kannst du das für dich nutzen…”, versuchte Phelan sie vorzubereiten.
“Ich werde es versuchen.”, entgegnete sie. Octavia entgingen aber nicht die Blicke von Kael, der immer wieder verzweifelt in alle Richtungen sah.
“Wenn du was zu sagen hast, dann sprich!”, mahnte sie ihn.
“Du brauchst nichts davon nutzen… Stell dich einfach an die Seite und lass die anderen den Kampf austragen…”, sagte er schließlich.
“Du willst dass ich mich verstecke?”, fragte sie lachend nach. Kael verdrehte daraufhin nur die Augen. Octavia verstand nicht was er wollte.
“Du brauchst nicht gegen jeden der stärksten Krieger der teilnimmt kämpfen…”.
Die junge Frau schnaubte. “Ich bin hergekommen um zu kämpfen, Kael…”, stellte sie nochmals klar.
“Du warst das Mädchen, dass immer in unserem Anwesen versteckt wurde… Nutze das was unsere Mutter uns beigebracht hat!”, flüsterte Kael fast. Octavia war skeptisch. Wieder verstecken, so wie ihr ganzen Leben schon? Es stand eigentlich außer Frage für sie.
“Kael hat recht…”, mischte sich Phelan wieder ein. “Du musst nicht alle sieben Krieger töten!”.
“Also muss ich nur den letzten töten?”, hakte sie nach. Phelan und auch Kael nickten ihr überzeugt zu. Wieder seufzte sie tief und umarmte Phelan. Lamby, einer der Anführer der Pascima-Gruppierungen betrat den Saal. “Krieger, begebt euch auf eure Positionen… Der Kampf startet gleich!”.
Octavia sah zu Kael, der noch immer besorgt drein sah. Ihr Herz raste nun und die Furcht breitete sich in ihren ganzen Körper aus. “Mögen wir uns wiedersehen…”, sagte sie leise und hatte dabei das Gefühl, dass ihr ganzer Leib zitterte. Kael lächelte ihr plötzlich nur zu und erwiderte: “Ich bin mir sicher, dass wir das werden!”.
Nach diesen Worten wandte sie sich von ihm ab. Sie musste sich noch schnell ein neues Schwert besorgen, bevor sie sich bereit machen konnte.
Sie lief fast gegen Indro, der plötzlich auftauchte. Er legte einen Finger unter ihrem Kinn und betrachtete ihr Gesicht.
“Deloths Brandzeichen!”, stellte er fest. Octavia wandte sich ab. Der Name verursachte ihr nur wieder inneren Schmerz.
“Kämpfe nicht unüberlegt…  Überdenke jeden einzelnen Schritt, bevor du zuschlägst…”, sagte er ruhig.
“Und bleibe niemals ungeschützt…”, beendete sie den Satz ihres ehemaligen Mentors, der sie daraufhin zufrieden ansah. Er zog sein Schwert und hielt es ihr hin. Octavia verstand erst nicht was er von ihr wollte. “Meine zwei Kinder starben lange bevor sie mein Schwert in den Händen halten konnten… Also hoffe ich, dass du es annehmen wirst!”, sagte er stolz und hielt es ihr entgegen. Die junge Rebellin war sprachlos. Warum gab er ihr das ausgerechnet.
“Warum hilfst du mir”, fragte sie verunsichert. Immerhin kämpften zwei Krieger der Utarra-Rebellen auf seiner Seite und trotzdem half Indro ihr. “Wenn ich gewinne… Bedeutet dass das Ende deiner Leute…”.
“Du gehörst zu meinen Leuten!”, entgegnete er nur stolz. Octavia war verwundert und sprachlos zugleich. Sie wusste gar nicht was sie daraufhin sagen sollte. Bevor sie auch antworten konnte, ertönte ein lautes Horn. Die junge Frau wusste was dies bedeutete: Der Kampf begann in wenigen Minuten.
Indro umarmte sie noch vorher. “Ich habe dich gelehrt, wie man richtig kämpft… Doch für wen du kämpfst, liegt bei dir!”.
Octavia kämpfte mit den Tränen. Niemals im Leben rechnete sie mit diesen Worten. Nicht von ihm. Der Anführer der Utarra-Rebellen schritt zur Seite, sodass sie dem bevorstehenden Kampf beiwohnen konnte…

Octavia war mit den anderen Kriegern auf dem Hauptplatz von Fornost versammelt. Alle bekamen Erkennungsmarken umgehängt, die der Gewinner am Ende alle bei sich tragen sollte. Auf den Dächern und den Fensterbänken saßen viele Menschen, die sich den kampf ansahen. Wieder hallte ein lautes Horn durch die Straßen der Stadt. Octavia wusste was dies bedeutete. Während die ersten Krieger miteinander kämpften, rannte die junge Frau so schnell sie konnte die Straße entlang, um sich ein geeignetes Versteck zu suchen. Hinter einigen Kisten und zwischen Säcken voller Kartoffeln versteckte sie sich schließlich und verharrte dort einige Zeit. Es dauerte auch nicht lange, da wurde der erste Tod eines Kämpfers der Utarra-Rebellen angekündigt. Octavias Herz raste und sie hoffte so lange es möglich war unentdeckt zu bleiben. Besonders als sie nicht weit von ihrer Position Schritte hörte, blieb sie wie angewurzelt stehen und hielt sogar ihren Atem an, damit niemand sie bemerkte. Sie versuchte zwischen den hölzernen Kisten zu erkennen, ob die Person aus ihrer Reichweite war. Vorsichtig lehnte sie sich gegen die aufgestapelten Gegenstände. Der Mann, der einer der Krieger von Pascima war, schien sie nicht zu bemerken und war dabei hinter einer Hauswand zu verschwinden. Erleichtert atmete sie durch. Als sich die junge Rebellin erheben wollte, rutschte sie auf einen der Säcke aus, sodass sie gegen die Kisten prallte. Wieder auf dem Boden sitzend rieb sie sich ihren schmerzenden Arm.
Verdammt, dachte sie nur. Sie hörte nur, wie der Pascima-Krieger wieder zurück geeilt kam und sich noch einmal erneut dort umsah. Octavia biss sich auf die Unterlippe und versuchte still zu bleiben. Der Mann schien aber alles Gründlich abzusuchen und war Gegenstände herum. "Ich weiß dass du hier bist! Komm raus aus deinem Versteck!", rief er nur mit kräftiger Stimme.
Was soll ich nur machen?, dachte sie wieder, Soll ich es einfach riskieren und ihn bekämpfen? Aber ich weiß nicht wo die anderen sind.
Schnell dachte sie aber wieder an die Worte ihres Bruders, der ihr riet versteckt zu bleiben. Viel Zeit zum überlegen blieb ihr nicht, denn der Mann kam immer weiter in ihre Richtung. Ihr Atmen wurde schneller  und sie hatte das Gefühl, dass jeder in der Stadt ihn hören konnte. Sie hielt sich selbst nur noch den Mund zu und hoffte dass der Mann nichts davon hörte.
"Ich weiß dass du irgendwo hier bist! Bist wohl ein Feigling!", rief er erneut.
Octavia drückte sich nur weiter in ihr Versteck. Dabei bemerkte sie nicht, dass sie mit ihrem Ellenbogen an ein Gefäß stieß, das klirrend auf den Boden zu Bruch ging.
Daraufhin war sie wie erstarrt. Der Krieger von Pascima ebenfalls und starrte in ihre Richtung. Noch bevor er handeln konnte, sprang Octavia auf und rannte so schnell sie konnte in die andere Richtung. Sie vernahm nur das Rufen und seine lauten Schritte hinter sich.

In der Hoffnung den Mann endlich abgehängt zu haben, erreichte sie eine breite Straße in der Stadt. Allerdings lief sie drei weiteren Kämpfenden entgegen, die sie aber noch nicht bemerkten. Sie bremste ihr Tempo ab. Irgendwo muss es doch eine weitere Versteckmöglichkeit geben, dachte sie sich und sah sich hektisch um. Die Straße führte nur an den drei Männern vorbei oder zurück zu ihrem Verfolger. An den Seiten befanden sich jeweils Stände des Marktes. Gut zum verstecken waren diese allerdings nicht. Noch bevor sie sich entscheiden konnte, zuckte sie zusammen, als sie das laute Rufen des Pascima-Kriegers vernahm. "DASKINA MÄDCHEN! DA BIST DU JA!".
Sie hatte das Gefühl, dass ihr ganzes Blut in den Adern gefrierte. Die drei anderen Kämpfenden stoppten ihre Kampfhandlung und sahen zu ihr hinüber. Zittern stellte sie ihre Beine weit auseinander und hielt ihr Schwert nach vorne, um einen halbwegs festen Stand zu haben. Die junge Frau sah zu dem großen Pascima-Krieger der auf sie zukam und dann zu den drei anderen.
Kurzentschlossen entschied sie sich dazu, einfach an ihnen vorbei zu huschen. Sie wusste dass sie gegen ihren Verfolger nicht die geringste Chance hatte.
Es kam zu einem kurzen Gerangel und Schwerter klirrten aufeinander.  Ein Streitkolben zog  haarscharf an ihren Kopf vorbei, sodass sie den Windzug in ihrem Nacken spürte. Der Kolben stecke in einen Gestell fest und sein Träger versuchte ihn zu lösen. Schreiend nutzte Octavia die Gelegenheit und schlug ihm den Arm mit ihrem Schwert ab. Dann setzte sie nach und stach dem Mann in den Hals, der gurgelnd zu Boden ging.
Während die anderen weiter kämpften, wartete sie nicht lange und rannte die Straße weiter. Die junge Frau wagte es erst gar nicht nach hinten zu sehen.
Hinter einigen Hölzern machte sie eine eine Pause um und verschnaufte eine Weile. Verdammt… Ich habe die Marke liegen lassen, ärgerte sie sich und ballte ihre rechte Faust. Schnell atmend sah sie in den Himmel, der sich langsam verdunkelte. Große Gewitterwolken zogen herauf und brachten einen Windzug mit sich. Octavia kontrollierte noch einmal die Feste ihres Zopfes, als die ersten Regentropfen auf sie rieselten.
Erst erhellte ein Blitz die ganze Stadt, dann folgte lautes Donnergrollen, welches die Stadt erzittern ließ.
Die junge Rebellin kniff dabei die Augen zu. Der Regenfall wurde stärker und die Tropfen größer. Sie flüchtete sich in eine große Lagerhalle in der sie einige Zeit verharrte. Wenigstens nur bis das Unwetter vorüber gezogen war.

Ein Mann kam herein gestürmt und Octavia sprang sofort mit gezogenem Schwert auf. Zuerst dachte sie dass der Mann wieder der große Pascima-Krieger war. Es war aber Bereg, der Anführer der Pascima-Rebellen.
"Ah, du lebst noch!", stellte er außer Atem und fest. Octavia sah ihn ernst an und antwortete nicht m. Sie wartete nur auf einen Angriff seinerseits.
"Es sind nur noch drei übrig…", sagte er plötzlich. Die junge Frau wurde aufmerksam. Nur noch drei waren lebendig?
"Du, ich und… Utred…".
Octavia musste lächeln. Immerhin war sie ihrem Ziel verdächtig nahe. Auch wenn es ihr unvorstellbar vorkam. Gleichzeitig fragte sie sich wer Utred war.
"Und wer ist Utred?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie musste ja ihren zukünftigen Gegner kennen.
"Er ist ein blutrünstiger Pascima Krieger… Wir beide werden wohl Probleme bekommen, ihn zu töten…", erwiderte er. Octavia ahnte schon wen er damit meinte. Gegen ihn alleine hatte sie wahrscheinlich wahrlich kaum eine Chance. Aber sie war noch nicht alleine.
"Hey… Warum verbünden wir uns nicht gegen ihn?", fing sie an. "Wir töten ihn gemeinsam und danach liefern wir uns einen gerechten und fairen Kampf… Ohne Tricks!".
"Du meinst also wir sollen uns miteinander verbünden, um so den Kampf für einen von uns zu entscheiden?".
"Es wird nicht von deinem Interesse sein, wenn Utred nur seine Leute rettet und die restlichen Pascima-Rebellen außen vor lässt…", versuchte sie ihn weiter zu überzeugen.
"Du hast recht… Der Plan gefällt mir, dann lass uns…". Bevor Bereg aussprechen könnte, platzte der große und muskulöse Utred in das Lagerhaus hinein.
"HIER VERSTECKEN SICH ALSO DIE KLEINEN SCHWEINCHEN!", rief er lachend.
Octavia sah zu Bereg und beide nickten sich gegenseitig zu. Die Bereg setzte sofort zu einem Angriff an. Die junge Rebellen folgte ihm und versuchte ihren Gegner mit ihrem Schwert zu erwischen. Allerdings erwies dies sich nicht als ganz so einfach. Immer wieder bekam sie einen Schlag von ihm ab, oder wurde auf den Boden geschleudert. Sie hatte nur Glück, dass Bereg da war, damit Utred sie nicht töten konnte.
"Ich habe genug von dir!", tief Utred, als er sich Bereg packte und ihn tötete. Octavia war zunächst wie erstarrt, flüchtete dann aber eine Etage höher, um sich zu verstecken. In dem Anbau sah sich sich hektisch um. Sie sah einen Schrank, wollte sich gerade in ihm verstecken, da hörte sie nur die Stimme des Pascima Kriegers: "Daskina-Mädchen… Komm her zu mir… Ich tue dir doch nichts!". Dabei hatte er einen Unterton in der Stimme der die junge Rebellin erschaudern ließ.
Wahrscheinlich zu einfach, dachte sie sich und schloss die Türen des Schrankes wieder.  Ganz simpel versteckte sie sich unter einem Bett und schob eine Kiste vor sich, in der Hoffnung, Utred fiel dies nicht auf.
Als er herein kam, sah sie nur die Füße des Mannes , der sich stöhnen im Zimmer umsah. "Wo bist du nur, kleine ängstliche Maus, mh?".
Octavia war einfach wie versteinert und sagte sich immer wieder in ihren Gedanken den gleichen Satz auf: "Bitte komm nicht hierher…".
Sie sah nur wie er plötzlich still stehen blieb. Ihr Herz pochte bis zu ihrem Hals und sie dachte das Pochen war hörbar. Zusätzlich hielt sie noch ihren Atem an. Kalte Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.
Utreds Füße dreht sich in ihre Richtung und kamen näher. Octavia presste ihre Hand auf ihren Mund und kniff die Augen so fest sie konnte zu. Plötzlich fiel etwas um, sodass sich der große Mann abwandte.
"Komm raus aus deinem Versteck…", dabei zog er die Worte unnötig in die Länge und klang dabei so, als wüsste er wo sie war. Allerdings war er von ihr abgewandt und sah in die Richtung des Schrankes. "...Warum willst du die Menschen überhaupt retten? Sie sind es doch sowieso nicht wert!".
Octavia Begriff was dies bedeutete. Es war ihre Gelegenheit Utred zu töten und den Kampf für sich zu gewonnen.
Na los, du schaffst das!, redete sie sich selbst Mut zu. Im selben Moment, als der Pascima Krieger mit seinem Schwert mehrere male in den Schrank stoch, kroch sie unter dem Bett hervor.
So fest sie konnte stach sie ihr Schwert in seinen Rücke , sodass es aus seinem Bauch ragte. "Du liegst falsch… Es gibt Menschen, die lohnenswert sind gerettet zu werden!", sagte sie ernst. Dann drehte sie ihr Schwert und der Mann ging stöhnend vor Schmerzen zu Boden und starb elendig.
Octavia zitterte noch am ganzen Körper. Er war tot. Der letzte Krieger war tot. Sie hatte gewonnen!
Erschöpft setzte sie sich für einen Moment auf das Bett. Sie konnte es noch nicht wirklich fassen.
Schnell nahm sie die Erkennungsmarken, die Utred bei sich trug und machte sich auf dem Weg zurück in den Thronsaal.

Die Stadt wirkte wie ausgestorben. Wahrscheinlich flüchteten sich viele der Schaulustigen während des Unwetters in die Häuser.
Octavia drückte die Türen des Thronsaals auf und betrat den großen Saal mit erhobenen Hauptes und setzte entschlossen einen Schritt vor den anderen. Ein großes Raunen drang durch die Halle und alle Blicke waren auf sie gerichtet.
Die junge Frau warf alle Erkennungsmarken vor die Füße des Sprechers. "Octavia von den Daskina-Rebellen ist… Siegreich…", sagte er nur verdutzt und schien selbst ungläubig zu sein. War ihm wohl nicht zu verübeln, da er selbst ein Mitglied der West-Rebellen war. "...Die Minen von Ered-Luin gehört ihr und ihren Leuten…". Im Saal herrschte plötzlich eine unheimliche Stille.
"Nein…", sagte sie leise aber deutlich. Octavia stellte sich zu dem Sprecher, der auf den Stufen die zum ehemaligen Thron führten.
"Ich habe heute nicht für Daskina gekämpft…", sagte sie mit brüchiger Stimme. Ihre Augen wurden glasig und  sie versuchte all den Schmerz zu unterdrücken. "...Zuerst dachte ich, dass ich für mich selbst gekämpft habe, aber… Ich weiß dass auch das nicht wahr ist...ich habe für uns alle gekämpft…".
Die junge Rebellin atmete tief durch.
"Daskina wird die Minen nicht alleine übernehmen… Wir werden sie teilen!", fügte sie hinzu. Großes Geflüster brach aus.
"Wir sind alle gleichwertig… Wir sind ein Volk… Wofür haben wir sonst gekämpft…", sagte sie weiter. Es fiel ihr schwer, denn die Erschöpfung ergriff sie allmählich.
"Wir werden alle das Feuer des Drachen überleben… Zusammen, als Gonodwaith!",
Die Menschen im Saal wiederholten alle das Wort "Gonodwaith", was so viel wie ein zusammengehöriges Volk bedeutete. Octavia wollte die Stufen hinabsteigen, da machten ihre Beine nicht mehr mit und brachten sie fast zu Fall. Indro der in ihrer Nähe stand fing sie auf. Als sie hoch in sein Gesicht sah, wurde sie von zwei stolzen Augen angesehen.
"Deloth wäre Stolz auf dich gewesen, glaube mir!".
Octavia lächelte ihn an. Sie wusste nicht recht ob sie glücklich sein, oder weinen sollte. Immerhin konnte Deloth all das nicht mehr miterleben.
 Phelan trat zu ihnen und sah die junge Frau ernst an. "Es gibt nicht genug Verpflegung für alle…".
Sie hatte nur wieder einen ihrer Vorlauten Sprüche auf der Zunge liegen. Heute ist erst einmal der Tag der Vereinigung, dachte sie. Allerdings sagte sie nichts und sah sich um. Unter all den Menschen konnte sie weder ihren Bruder noch Thirak erblicken.
"Wo ist mein Bruder?", fragte sie plötzlich sehr ernst und hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.
Octavia wollte  sich schon selbst auf die Suche machen, doch Indro überredete sie sich aus zu ruhen und er versprach nach Kael zu sehen.


Octavia in Fornost… Danach zu den Ered-Luin (https://modding-union.com/index.php/topic,36716.msg485314.html#msg485314)
Titel: Süden-Arnors
Beitrag von: Darkayah am 9. Apr 2021, 11:35
Süden-Arnors

Kiana aus Gondor (https://modding-union.com/index.php/topic,36466.msg485205.html#msg485205) nach Arnor…


Für Kiana war es ein Kinderspiel in den Norden auf ihrem Drachen Ancalagon zu reisen. Den ganzen Weg über flog sie über die Städte Rohans, um ihre Präsenz dem Volk gegenüber zu zeigen. Auch flog sie immer wieder voraus und kreiste dann doch zurück über der Armee. Sie wollte ein Exempel an den Rebellen von Arnor statuieren. Denn niemand sollte es wagen, sich erneut gegen die Königin aufzulehnen, oder auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden.
Vielleicht hatten sie in Arnor ihre kleinen Erfolge unter ihre Halbschwester Octavia. Doch diese Zeiten waren nun vorbei. Auch sie musste sich der Ordnung unterwerfen und der wahren Königin dienen. Kiana war sich sicher, dass Octavia ihre sonderbaren Kräfte die scheinbar auch in ihr ruhten missbrauchte, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Sie begehrte nur die Krone Kianas. Genau wie Thirak, der ihr vorgegaukelt hatte sie zu lieben, nur um den Thron am Ende besteigen zu können. Als er merkte, dass Kiana zu viel Macht besaß, floh er mit ihren ehemaligen verräterischen Berater. Die Königin war davon überzeugt, dass sie mit dem was sie dachte recht hatte. DIe einzige Hoffnung die für die Menschheit existierte war Kiana selbst. Durch sie erhielten alle ein besseres Leben, hatten bessere Chancen und der Frieden konnte gewahrt werden.
Erst seitdem dem Volk falsche Flausen in den Kopf gesetzt bekam -egal ob durch Thirak, Galador, dem Silbernen Schwan oder Octavia- , wurden die Menschen im Norden aufrührerisch. Erst durch das vergiftete Gedankengut lehnten sich die Menschen gegen ihre Erretterin und rechtmäßige Königin auf.
Doch was dachten sie sich dabei? Wenn Kiana fiel, hatte das Königreich von Mittelerde überhaupt keine Stabilität mehr und alles würde zusammenbrechen. Jeder würde wieder egoistisch handeln und andere zum eigenen Vorteil unterdrücken. Kiana war nicht so. Sie befreite die Menschen oder erlöste diese vom Leben, in denen die Dunkelheit zu weit ausgebreitet war und sie verdarb.

Endlich erreichten sie den Süden Arnor. Es war Mittags und leichte Wolken bedeckten die Strahlen der Sonne. Kiana war schon sehr lange nicht mehr dort. Das lag aber vor allem daran, dass sie nur schlechte Ereignisse mit dem Norden verbannt. Immerhin verlor sie hier einen ihrer Drachen. Darium. Auch wurde sie von den Menschen des Nordens vom ersten Tag an verurteilt und verleugnet. Obwohl sie die rechtmäßige Königin war.
Vom Rücken Ancalagons aus hatte sie den perfekten überblick über die weiten Ebenen des Landes. Somit entdeckte sie auch sofort die vielen Menschen, die in den Süden liefen. Als sie über deren Köpfe hinweg flog, erkannte sie die Banner Arnors und Angmars. Ihr war schnell bewusst, dass es sich um Feinde handelte und so konnte sie den ersten Pfeilen ausweichen, die auf sie verschossen worden waren.
Kreischend flog der Drache weiter und flog einen weiten Bogen um die Feinde unter sich. Dann flog Kiana mit Ancalagon direkt auf ihre Feinde zu und ließ den Drachen Feuer speien, der auch sofort seine heißen Flammen auf die unzähligen Angreifer spuckte.
Von der Luft sah Kiana die Menschen, die schreiend um ihr Leben rannten und die, die durch das Feuer zu Asche wurden. Sie hatte ein leichtes zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Es gab ihr eindeutig das Gefühl von Überlegenheit und das es niemand mit ihr aufnehmen konnte.
Wieder setzte der Drache einen tiefen Flug an und verbrannte seine Feinde. Erst als die Vanerische Armee allmählich eintraf, stoppte Kiana Ancalagon und kreiste um das Schlachtfeld, welches teilweise schon von Flammen übersäht war.
Die ersten Reiter der Armee stürmten auf die Feinde aus Arnor zu und überraschten sie so zusätzlich. Kiana entschied sich dazu, nicht nur zuzuschauen, sondern weiter aktiv einzugreifen. Mit dem Feuer des Drachen verfolgte sie all diejenigen, die versuchten um ihr erbärmliches Leben zu fliehen. Die Königin wollte ihnen natürlich keine Gelegenheit dazu lassen. Immerhin waren sie alle verräter und verbrecher, die mit eiserner Faust bestraft werden mussten. Sie waren das Geschwür, welches das Reich krank machte. Das Geschwür, dass herausgeschnitten werden musste. Anders gab es keine Heilung.
Sie hatte einen guten Blick auf das Schlachtfeld. So wunderte sie sich umso mehr, dass ein Teil der feindlichen Truppen unerbittlich kämpfte. Obwohl die Lage aussichtslos gewesen war.
Ob Octavia und Thirak unter ihnen sind , fragte sie sich genüsslich, Naja, ich werde es wohl nie herausfinden.
Nachdem sie das dachte, entschied sie sich dazu, die hintersten Reihen zu verbrennen, ohne ihre eigenen Männer zu gefährden. Trotzdem gingen einige von ihnen vorsichtshalber in Deckung. Das betraf aber nicht die Ostlinge, die es schon gewohnt waren zwischen den Flammen des Drachen zu kämpfen. Schwarzer Rauch stieg in den Himmel und die Sicht wurde schlechter. Es waren nur noch wenige Feinde übrig. Deshalb flog sie etwas außerhalb des Kampfes. Ihre Armee erledigte den Rest.Davon war sie überzeugt.

Nach einer Weile setzte sie Ancalagon dort ab, wo die übrigen Rebellen gefangengenommen worden waren. Einige Hauptmänner der Berufsarmee waren dort versammelt. Genau wie die schwarzen Ostlinge. Ihre Männer waren leicht von Asche bedeckt, während die Gefangen fast vollkommen bedeckt waren.
Kiana stand vor ihnen und musterte diese abwertend. Für die Königin waren sie nur Abschaum.
"Seht euch nur an… Jämmerliche Verräter! Dachtet ihr wirklich ihr könnt mit eurem Angriff auch nur ansatzweise eine Chance gegen mich zu haben? Wie naiv…", tadelte Kiana schon fast. Ehe ihr weitere Beleidigung einfielen, sprach einer der Gefangenen. Er wirkte noch ziemlich jung, was aber aufgrund der Asche im Gesicht schwer zu sagen war.
"Wir sind Naiv?", fragte er, das Kiana aber eher als rhetorische Frage deutete. Einer der Soldaten mahnte ihn ruhig zu sein und wollte ihn einen Schlag verpassen, doch Kiana stoppte den Soldaten.
"Wer seid ihr und tretet hervor!", forderte sie ihn auf. Zögerlich trat er schließlich nach vorne, hatte aber ohnehin die Hände verbunden.
"Ich bin Robben Rogwyne….", sagte er. Kiana staubte daraufhin  nicht schlecht als sie den Namen hörte.
"...Die einzige die Naiv ist seid ihr… Ihr nennt euch Königin obwohl euch niemand als Königin will! Das ganze Reich hasst euch!".
Kiana zog eine Augenbraue hoch und betrachtete ihn misstrauisch.
"Ich denke es ist nicht so… Ward ihr schon einmal in Minas-Tirith? Die Menschen dort lieben mich...", entgegnete sie.
"Sie lassen euch das glauben, weil sie Angst vor euch haben! Wenn ihr sterbt, interessiert es niemanden… Seht doch nur… Ihr tötet uns, weil ihr wisst, dass ich recht habe! Ihr habt Angst davor eure Macht zu verlieren! Ihr würdet sogar eure eigene Schwester, anstatt sie in Ruhe zu lassen!", sagte er laut.
"Octavia…", fing sie erst aufgebracht an, stoppte sich aber schnell selbst und fuhr ruhig fort. "...Ist etwas anderes… Sie hat versucht mich zu töten! Sie hat ihr Schicksal selbst gewählt! Aber was soll ich mir auch schon sagen lassen von jemanden, der sich versteckt hat, als das ganze Reich auf der Kippe stand…. Wo wart ihr, als Melkor die Welt in die Dunkelheit stürzen wollte? Ihr habt euch versteckt, während ich die Menschheit gerettet habe! Durch mich konnten wir einen Sieg über Melkor erringen und danach habe ICH Die Welt vor Tyrannen befreit!".
"Du bist krank…", sagte Robben nur abwertend und vergaß dabei jegliche Höflichkeitsformen. "...Octavia ist in Sicherheit… Du wirst sie niemals töten können!".
Kiana ging auf ihn zu und stand direkt vor ihm. Sie lächelte Robben sanft zu und legte den Kopf schief.
"Du solltest dir lieber Gedanken über deinen eigene Geisteszustand machen… Das kannst du im feuchten dunklen Kerler von Minas-Tirith machen, bevor du als Hochverräter hingerichtet wirst!", sagte sie nur lächelnd und legte ihm einen Finger auf die Lippen, sodass er nicht antworten konnte.
Gleichzeitig hatte sie ein mulmiges Gefühl zu wissen, dass ihre Halbschwstee noch immer wohlauf war.
Als sie sich von Robben Rogwyne abwandte wurde sie von einem der Hauptmänner fragend angesehen. Wieder zog Kiana die Augenbrauen hoch. "Was gibt es?", fragte sie ihn.
"Was ist mit den anderen?", wollte der Hauptmann wissen.
"Hm…", machte Kiana nur und sah auf den ängstlichen Haufen. "Tötet sie hier und gleich… Sie sind Feinde der Krone !".
"Euer Gnaden, wir können doch nicht einfach.. Ich meine…".
"Wie ich sehe ist da jemand falsch in seiner Position… Gut, wir finden jemanden der geeignet dafür ist…", erwiderte sie nur benutzte dabei eine überspielt Höhe stimme. Sie sah zu Grauer Staub. Er er nickte ihr daraufhin zu und wies einige der Soldaten an die Gefangenen hinzurichten. Er selbst schlitzte einigen Männern mit seinem Dolch die Kehlen auf.
"Das ist alles falsch… Sie sind doch schon besiegt…", sagte ein weiterer Hauptmann.
"Achja? Wollt ihr euch dazu Gesellen?", fragte Kiana äußerst provokant. Der Hauptmann senkte nur seinen Kopf. "Nein, meine… Königin…".
Zufrieden stieg sie wieder auf den Rücken von Ancalagon. Es gab noch zwei Städte die die junge Maia brennen sehen wollte: Fornost und Annuminas. Beide Städte waren übrige Symbole eines Arnors aus einer Zeit bevor es ein vereintes Mittelerde gab, welches behauptete ein eigenständiges Königreich zu sein.
Sie befahl dem Drachen in die Lüfte zu steigen, was das Ungeheuer auch sofort tat.

Auch als sie im Laufe des Tages die anderen beiden Städte erreichte, ließ sie ihren Drachen ohne Vorwarnung Feuer auf die Stadt speien. Es dauerte nicht lange und die Hauptstadt Arnors stand vollständig in Flammen. Die übrigen Menschen, die es noch aus der brennenden Stadt schafften, wurden direkt von der Armee abgefangen und getötet. Selbiges geschah auch mit Annuminas. Beide waren Rebellenhochburgen und mussten vollständig vernichtet werden. Hügelstadt, Tharbad und Minhiriath ließ sie verschont. Kiana konnte ja nicht die vollständige Bevölkerung des Nordens ausradieren. Auch wenn sie es am liebsten getan hätte.
Während des Fluges zurück nach Gondor kam ihr ein plötzlicher Gedanke, den sie die ganze Zeit vergaß.
Sanya, dachte die Königin wieder. Die ganze Zeit über hatte der Hass die Liebe zu der Frau verdrängt. Sie musste Sanya wiedersehen und das so schnell sie konnte. Anstatt zurück nach Minas-Tirith zu fliegen, entschied sie sich für die Richtung nach Dol-Amroth…


Kiana Vaneryen auf dem Weg nach Dol-Amroth (Gondor). (https://modding-union.com/index.php/topic,36466.msg485364.html#msg485364)...