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Das Schicksal Mittelerdes (RPG) => Die Welt von Mittelerde => Arnor => Thema gestartet von: Fine am 22. Feb 2016, 23:49

Titel: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Fine am 22. Feb 2016, 23:49
Gandalf, Belen, Rilmir, Mablung und Kerry mit dem Sternenbund aus der Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg429287.html#msg429287)


Mablung öffnete das alte Tor und trat ein. Die Gruppe folgte ihm in einen gemauerten Gang, in dem Treppen steil nach unten führten. Gleich darauf kamen sie in eine große, dunkle Halle.
"Mithrandir, könntest du für etwas Licht sorgen?" fragte Mablung.
Gandalf hob seinen Stab, der zunächst nur leicht flackerte. Einen Augenblick später erstrahle er leuchtend und warf helles Licht an die alten Wände der Halle.
Sie standen in einer gewaltigen Waffenkammer. Kerry sah Schwerter, Schilde, Speere, Helme und Rüstungen, die sie kaum zählen konnte. Damit könnte man ein ganzes Heer bewaffnen!
"Willkommen in der Rüstkammer der Könige Arnors," sagte Mablung mit einem zufriedenen Lächeln.

Noch einige Zeit lang erkundeten sie die weitläufigen Kammern, die größer waren als sie erwartet hatten. Nicht nur Waffen und Rüstungen fanden sie, sondern auch Bögen und Pfeile, deren Spitzen wie Sterne geformt waren. Die Dúnedain gingen staunend von Raum zu Raum und blickten die meisterhaft geschmiedeten Gegenstände ehrfürchtig an.
Belen hingegen schien weniger erfreut zu sein. "Warum wurde dieser große Schatz meines Volkes so viele Jahre lang vor ihm verborgen?" verlangte er zu wissen. "Oft schon hätten wir diese Waffen gut gebrauchen können. Vielleicht hätten unsere Vorfahren hiermit das Nordreich nach Earnurs Sieg wieder neu errichten können!"
"Seht selbst," sagte Mablung und führte den Stammesführer und Gandalf zum hintersten Raum in der Rüsthalle. Kerry und Rilmir folgten ihnen neugierig.
"Hier findet sich des Rätsels Antwort," sagte der Waldläufer Ithiliens und zeigte auf eine alte Steintafel, die an der Rückwand prangte. Tengwar-Runen waren darin eingegraben. Gandalf trat heran und las vor:

"Hier mögen die Klingen Arnors ruhen, bis sich das nördliche Königreich erneut erhebt.
Dieser Tag soll nicht kommen bevor nicht erneut der Krieg Arnor überzieht.
In jener Zeit werden die meisten seiner Söhne ihren Auftrag vergessen und ihre Herzen werden erkalten.
Doch jene, die treu bleiben, werden großen Ruhm ernten, wenn die Zeit reif ist.
Dies sind die letzten Worte Malbeths, des Sehers, der nach dem Sieg in Fornost verstarb.
Bezeugt haben es Earnur von Gondor und Glorfindel von Imladris, die diese Kammer versiegelten."

Unter den Runen prangten gut sichtbar drei Wappen. "Der Baum Gondors, das Siegel von Imladris und in der Mitte der Stern Elendils, das alte Zeichen der Könige des Nordens," stellte Belen fest. "Also hat man diese Rüsthalle aufgrund der Worte des Sehers versiegelt. Interessant. Ich wusste nicht, dass Malbeth den Fall von Fornost überlebt hatte."
"Offenbar lebte er nicht mehr sehr lange," meinte Mablung. "Doch nun sollten wir einen Plan schmieden was wir mit den Waffen anstellen."
"Wir werden alle in der Stadt bewaffnen, die sich uns im Aufstand gegen Sarumans Schergen anschließen wollen," sagte Belen entschlossen.
"Das wird schwierig werden," antwortete der Waldläufer des Südens. "Die meisten Menschen werden von den Dienern des Zauberers - ob sie nun aus Dunland, Bree oder Arnor stammen - dazu gezwungen, die Stadt wieder instand zu setzen. Offenbar geht es darum, die Stadt wieder zu einem Symbol des Glanzes Arnors zu machen, wie es Saruman den Dúnedain versprochen hat."
"Unser Volk selbst sollten Fornost wieder neu errichten, nicht diese armen Kriegsflüchtlinge," warf Rilmir ein.
"Wieviele Dúnedain sind in der Stadt?" fragte Belen.
"Ich habe nur wenige geshen," gab Mablung zurück. "Nicht mehr als ein Dutzend. Sie halten sich im bereits reparierten Teil der Stadt auf, ein Stück westlich von hier."
"Wie üben die Sarumantreuen ihre Kontrolle aus? Was geschieht mit jenen, die sich widersetzen?" wollte der Anführer des Sternenbunds wissen.
"Ich weiß es nicht genau," musste der Gefragte eingestehen. "Immer wieder hört man Gerüchte, dass die Aufsässigen einfach verschwinden. In einem abgeriegelten Teil der Stadt soll es sogar Orks geben, die alle umbringen die man dorthin schafft. Mehr habe ich noch nicht herausfinden können ohne den Aufsehern aufzufallen."
"Das hilft uns für unseren Plan bereits ein gutes Stück weiter. Hab' Dank, Bruder," sagte Belen herzlich und lächelte zufrieden.

Noch eine ganze Weile berieten sich die Dúnedain weiter. Kerry wurde das Ganze schon bald zu eintönig. Sie wollte die alte Stadt erkunden, bevor es draußen zu dunkel dafür werden würde.
Ich will wissen, wie es hier zugeht. Der Sternträger macht gerne große Worte, aber für mich wird es Zeit für Taten. Ein bisschen Frischluft wird mir gut tun - hier drin kann ich den Staub von Jahrhunderten quasi schon auf der Zunge schmecken.
Sie kam zur Tür, an der Belen zwei seiner Männer postiert hatte. Da tippte ihr eine Hand auf die Schulter.
"Ich komme mit dir, Kerry," sagte Rilmir.
"Bist du die Reden des Sternträgers auch langsam leid?"
"Wer... ach, du meinst Belen? Der mit dem Sternenreif? Kerry, das ist der Elendilmir des Nordens! Die Krone der Könige Arnors!"
"Ja, und weiter?" gab sie achselzuckend zurück.
Rilmir blinzelte. "Das ist eines der wichtigsten Erbstücke der Erben Isildurs und wird vom Stammesführer der Dúnedain getragen..." Er blickte sie an und brach ab. "Wie dem auch sei. Ich habe draußen einen kleinen Auftrag für Belen zu erledigen. Wenn du sowieso 'raus gehst, möchtest du mich begleiten?"
"Sehr gerne, Dúnadan!"
"Gut - ohne mich würdest du dich zweifellos in der Stadt verlaufen."
Die beiden Waldläufer die das Tor bewachten lachten, doch Kerry zog die Augen zu Schlitzen zusammen. "Sehr witzig, Dúnadan," sagte sie. Rilmir ging aber nicht darauf ein sondern führte sie hinaus auf die Straßen der Stadt.

Als sie einige Zeit darauf zum Versteck zurückkehrten, waren sie nicht länger zu zweit, sondern zu fünft. Denn Rilmir hatte am westlichen Tor einige zusätzliche Verbündete getroffen.
Er und Kerry hatten Fornost im rötlichen Licht der untergehenden Sonne in westlicher Richtung durchquert. Wie Mablung erzählt hatte waren die Häuser in dem Teil der Stadt, in den sie nun gekommen waren, in deutlich besserem Zustand, auch wenn zu dieser Tageszeit nicht mehr daran gearbeitet geworden war. Hier waren auch weniger Menschen unterwegs gewesen und Kerry war aufgefallen, dass die meisten gebührenden Abstand zu Rilmir gehalten hatten - ob aus Respekt oder aus Furcht konnte sie nicht sagen. Sie erkennen, dass er zu den Dúnedain Sarumans gehört, hatte sie festgestellt. Ich hoffe nur, wir treffen niemanden, der die Täuschung auffliegen lässt. Das könnte dann sehr schnell... unangenehm werden.

Wenige Zeit später hatten sie das westliche Nebentor Fornosts erreicht und es durchquert. Dort hatte sich ihnen ein faszinierender Ausblick über die sanft in Richtung von Annúminas abfallende grüne Ebene von Arthedain geboten. Sie waren einige Schritte an der Außenmauer entlang gegangen und gerade als Kerry sich zu fragen begonnen hatte, was Rilmir an diesem Ort wohl wollen könnte, hatte sie entdeckt, dass ihnen von Südwesten drei Gestalten entgegen gekommen waren. Dabei hatte es sich um drei in typische Waldläuferausrüstung gekleidete Menschen gehandelt: zwei Frauen und ein Mann.
"Willkommen, Freunde, in Fornost! Ihr kommt gerade rechtzeitig," hatte Rilmir sie lächelnd begrüßt. "Kerry, dies sind Avaron, Mírlinn und Finnabair. Sie gehören auch zum Sternenbund. Avaron, Mírlinn, Finnva - dies ist Kerry, eine Freundin von mir.
"Eine Freundin", mehr bin ich also nicht für ihn... hatte Kerry in diesem Moment gedacht als sie ihn die Gesichter der Neuankömmlinge geblickt hatte. "Hallo," hatte sie gesagt und versucht, sich nichts anmerken zu lassen.
Avaron und Mirlinn besaßen das für gewöhnlich dunkle Haar und die grauen Augen der Dúnedain, doch Finnabairs Haare waren von auffälligem Rot und ihre Augen waren blau. Sie war etwas größer als Kerry und schien Rilmir schon lange zu kennen wie die herzliche Umarmung gezeigt hatte, die sie dem Dúnadan gab. Kerry verspürte einen Stich in ihrem Herzen, wenn sie jetzt daran dachte Fühlt sich so etwa Eifersucht an? fragte sie sich.
Zu fünft hatten sie sich auf den Rückweg zur versteckten Rüsthalle im alten Adelsviertel gemacht. Die Straßen waren nun nach Einbruch der Dunklheit nahezu leergefegt gewesen und so hatten sie ungehindert wieder zum Rest des Sternenbunds stoßen können.

"Tja, da wären wir," sagte Rilmir.  "Hier hat Belen nun unser Versteck einrichten lassen." Sie durchquerten die Halle, in der nun das Licht einiger brennender Fackeln den Boden beleuchtete.
Die Beratungen Belens waren offenbar abgeschlossen, denn der Stammesführer hatte sich inzwischen zur Nachtruhe zurückgezogen. Die Dúnedain hatten mehrere vormals leer stehende Zimmer zu neuen Unterkünften für die Gruppe hergerichtet und Mablung war zu seinem eigenen Wohnsitz in der Nähe des Marktes zurückgekehrt.
Kerry wünschte Rilmir eine gute Nacht und begab sich in den Raum, in dem die Frauen des Sternenbunds übernachteten, um schon bald darauf in einen tiefen Schlaf zu fallen.
Titel: Gandalfs Entschlossenheit
Beitrag von: Fine am 14. Mär 2016, 21:33
Kerry wurde von Finnabair, der alten Bekanntschaft Rilmirs unsanft geweckt.
"Na komm, steh' schon auf," sagte die Frau als sie Kerry schüttelte. "Du wirst noch das Frühstück verschlafen."
Kerry setzte sich auf und blickte sich um. Bis auf Finnabair und sie selbst war der Raum leer, in dem in der Nacht noch fünf Frauen geschlafen hatten - Mírlinn und zwei weitere Dúnedain und dazu die rothaarige Freundin Rilmirs sowie Kerry selbst.
"Hat Rilmir dich geschickt?" wollte sie wissen.
Finnabair nickte. "Hat er. Und wenn du ihn nicht enttäuschen willst kommst du besser mit."
"Woher kennst du den Dúnadan?" fragte Kerry als sie aufstand und sich eilig anzog.
"Geht dich nichts an," antwortete Finnabair unfreundlich.
"Ich wollte doch nur..."
"Still jetzt," wurde Kerry scharf unterbrochen. "Du bist neugieriger als es gut für dich ist, kleine Abenteurerin."
Bevor sie darauf antworten konnte stürmte Finnabair aus dem Raum. Verwirrt blickte Kerry ihr nach.
Oha, dachte sie. Ganz schön temperamentvoll, Rothaar. Hast wohl nie gelernt, mal richtig zu entspannen, was?

Sie folgten den Stimmen, die durch die alten gemauerten Räume hallten und kam in eine kleine Halle, die sie am Tag zuvor noch nicht besucht hatte. Hier saßen die Mitglieder des Sternenbunds an einer großen Tafel und frühstückten. Schnell ließ sie sich auf dem leeren Stuhl zwischen Rilmir und Mírlinn nieder.
"Da bist du ja endlich, Schlafmütze," begrüßte der Dúnadan sie.
"Deine liebenswürdige Freundin hat mich geweckt," sagte Kerry.
"Finnva? Oh, mach' dir keine Gedanken. Ihr Ärger ist schnell verraucht," beschwichtigte Rilmir sie. Ein Blick zum anderen Ende des Tisches zeigte Kerry, dass er damit Recht hatte: Dort saß Finnabair und unterhielt sich mit Belen, ohne eine Spur von Verärgerung zu zeigen.
"Wer ist sie?" fragte Kerry. "Ist sie auch eine Dúnadan?"
"Nein, sie stammt von den Bergmenschen Rhudaurs ab," erklärte Rilmir. "Ihr Verlobter, Halmir, war Teil der Grauen Schar - die Gruppe, die mit Belen und Halbarad, unserem Hauptmann, nach Süden zog um Aragorn in Gondor beizustehen."
Innerlich atmete sie auf. Sie ist also die Verlobte eines Anderen, dachte sie. "Kann man ihr vertrauen?"
"Natürlich kannst du das. Zwar fließt durch ihre Adern nicht das Blut von Númenor, doch sie ist eine gute Kämpferin und unserer Sache treu ergeben. Aber verärgere sie nicht, wenn du es vermeiden kannst," sagte Rilmir und zwinkerte ihr zu.
"Ich werd's versuchen," sagte Kerry und wandte sich dem Frühstück zu.

Gegen Ende des Vormittags fiel ihr auf, dass Gandalf nirgends zu sehen war. Alle Dúnedain waren damit beschäftigt, die Waffen und Rüstungen in der großen Halle zu sortieren und eine Bestandsliste anzufertigen, doch vom Zauberer gab es keine Spur. Kerry erkundete eine Zeit lang das alte Gemäuer und fand schließlich eine lange Wendeltreppe, die hinter einem alten herunterhängenden Banner mit den Sieben Sternen Arnors darauf verborgen gewesen war. Sie folgte der Treppe bis auf das Dach der alten Rüstkammer wo sie Gandalf schließlich entdeckte.
Der Zauberer stand an der Südkante des Daches und blickte über die Stadt hinaus, scheinbar tief in Gedanken. Kerry setzte sich neben ihn und ließ die Beine baumeln. Einige Minuten verstrichen ohne dass jemand ein Wort sprach. Schließlich blickte sie zu Gandalf auf.
"Erinnerst du dich an den Tag, an dem du nach Edoras kamst?" fragte sie leise.
Gandalfs Blick fixierte sie. "Ich war oft in der Königsstadt," sagte er. "Dennoch weiß ich, welchen Tag du meinst. Du warst damals auch dort, nicht war?"
"Ja," antwortete Kerry. Sie konnte sich noch genau erinnern.



Sie war aufgeregt. Endlich würde sie ihren Vater besuchen können. Déorwyn war sechzehn, doch in den Straßen der Stadt fühlte sie sich wie ein kleines Mädchen. Sie war das Leben in einem kleinen Dorf wie Hochborn gewohnt.
Ihr rotbraunes Kleid flatterte im Wind als sie die Stufen zur Goldenen Halle hinaufeilte. Der Torwächter, der sie begleitete, schnaufte lautstark als er sich bemühte, mit ihr Schritt zu halten. Schon erreichten sie die große Plattform am oberen Ende. Und da stand er: Speer und Schild fest in der Hand und in die prunkvolle Rüstung der königlichen Garde gehüllt: Ihr Vater. Er nahm den Helm ab, als er sie sah, und ein strahlendes Lächeln kam zum Vorschien.
"Déorwyn, Déorwyn, wie gut tut es, dich zu sehen, meine Tochter!"
"Vater!" rief sie und legte die letzten Meter zu ihm im Laufschritt zurück. Sie schlang die Arme um ihn und spürte, wie das harte Metall seines Brustpanzers gegen ihre Wange drückte. Es war ihr egal.
"Solch eine freudige Begrüßung täte uns allen gut," sagte eine neue Stimme. Sie blickte zur Seite und sah einen zweiten Gardisten, der freundlich lächelte. "Allzu selten sehen wir so etwas in diesen Tagen," fügte der Mann hinzu. Sie kannte seinen Namen: Háma, der Hauptmann der königlichen Wache.
"Grüß' Euch, Hauptmann Háma. Ich fürchte, Ihr müsst euch selbst eine Tochter wie mich zulegen um in den Genuss von Begrüßungen wie dieser zu kommen," gab sie neckisch zurück.
Die Männer lachten. Ihr Vater führte sie zum Eingang Meduselds. "Geh hinein, und sieh es dir an. Ich werde hier auf dich warten."
"Danke!" antwortete sie und trat durch das Tor ins Innere der Großen Halle. Lange schon hatte sie sich gewünscht, den Sitz der Könige Rohans zu besuchen, denn nur wenigen war es gestattet, sie zu betreten. Da kam es ihr sehr zugute, dass ihr Vater ein Gardist war und von Háma die Erlaubnis erhalten hatte, sie hineinzulassen.

Drinnen war es dunkel. Die Wandteppiche, die sie hatte bewundern wollen, lagen allesamt im Schatten, bis auf einen: Ein junger Mann auf einem weißen Ross, der durch spritzendes Wasser ritt. Sie bog nach links ab und ging unter den hohen Säulen entlang. Die Menschen in der Halle schenkten ihr verwunderte Blicke, doch niemand sprach ein Wort. Sie sah viele Männer, die finstere Mienen aufgesetzt hatten - die Diener Schlangenzunges, des Beraters des Königs. Und auch Gríma selbst konnte sie nun sehen als sie dem Thron näher kam: Gehüllt in schwarze Gewänder stand er neben dem kunstvoll geschnitzten Sitz, auf dem der König in sich zusammengesunken kauerte. Schlangenzunges Blick streifte Déorwyn, doch bevor er etwas sagen konnte wurden die Tore am anderen Ende weit aufgestoßen und fünf Gestalten traten herein.

Háma ging voran, doch alle Blicke hefteten sich auf den ersten der Eindringlinge: Ein alter aber dennoch stattlicher Mann in ein graues Obergewand gehüllt und mit langen, weißen Haaren und Bart.
Schlangenzunge beugte sich zum König hinüber und flüsterte ihm leise Worte ins Ohr.
"Die Höflichkeit in Eurer Halle hat letzthin etwas nachgelassen, Théoden König!" sprach Gandalf - denn um niemand anderen als den Zauberer konnte es sich handeln.
Mit Staunen verfolgte Déorwyn, wie Gandalf zuerst mit Schlangenzunge fertig wurde und danach vor den König trat. Das helle Licht, das er mit einem Mal ausstrahle blendete sie, und als sie die Augen wieder öffnete war Théoden wie verwandelt. Die Müdigkeit und Furcht waren aus seinem Gesicht gewichen und neue Kraft schien ihn erfüllt zu haben. So nahm Gandalf der Weiße den Bann Sarumans von Rohans König.

Noch mehr Wunder sah Déorwyn an diesem Tag. Nie zuvor hatte sie einen Zwerg gesehen und mit Staunen beobachtete sie den Begleiter Gandalfs von Weitem. Doch dann verließ Théoden die Goldene Halle und sie blieb zurück. Nun endlich konnte sie sich das Innere von Meduseld in Ruhe anschauen, denn man hatte die Fenster am oberen Rand geöffnet um Licht und frische Luft hineinzulassen.
Niemals würde sie diesen Tag und den Auftritt Gandalfs des Weißen vergessen. Denn nachdem Théoden befreit worden war hatte der Zauberer Déorwyn einen kurzen Moment lang angeblickt, ohne etwas zu sagen, bevor er sich wieder dem König zugewandt hatte.




Kerry beendete ihre Geschichte. Gandalf hatte sich inzwischen neben sie gesetzt und seine Pfeife angezündet. Rauchringe stiegen in die Mittagsluft empor und der Zauberer nickte leicht. "Es kommt mir schon so lange her vor," sagte er.
"Alle Maiden der Riddermark schwärmten damals für Éomer, den Schwestersohn des Königs. Er war jung, gutaussehend und heldenhaft und widersetzte sich den Geboten Schlangenzunges. Alle beneideten Meregyth aus der Fennmark, die ihm versprochen war," sagte Kerry.
"Auch du?" fragte Gandalf belustigt.
Kerry errötete leicht. "Ach, Gandalf. Ich war sechzehn und voller hoffnungsvoller Träume. Natürlich war ich dabei."
"Nun, offenbar hast du es nicht verlernt, verliebt zu sein," sagte Gandalf der eine Augenbraue hochgezogen hatte. "Deine Blicke in Richtung eines gewissen Dúnadan verraten dich."
"Oh," machte Kerry und spürte, wie ihre Wangen sich erwärmten als das Blut hindurchschoss. "Es ist dir also aufgefallen."
Gandalf nickte nur.
"Ich habe mich also seitdem nicht verändert," sagte Kerry. "Du dafür umso mehr. Was ist aus dem kraftvoll und mutig auftretenden Weißen Zauberer geworden, der so entschlossen seine Ziele verfolgte? Was ist mir dir geschehen, Gandalf?"
Er blickte sie mit einem stechenden Blick an. "Ich kann nicht ewig weiterkämpfen, Kerry. Meine Kraft habe ich im Krieg gegen Sauron verbraucht. Meine Pläne sind gescheitert und meine Freunde gefallen oder in Gefangenschaft. Zwar liegt nun Sarumans Bann nicht mehr auf mir, doch spüre ich, dass ich nicht mehr derselbe wie zu Beginn dieses Krieges bin. Ich habe zu oft versagt."
"Du hast Rohan vom Schatten Mordors befreit," wandte Kerry ein.
"Nicht allein", sagte Gandalf. "Mutige Gefährten standen mir bei und nahmen mir die schwersten Aufgaben ab. Celebithiel war es, die den Mund Saurons erschlug, nicht ich."
"Gib nicht auf, Gandalf", wisperte Kerry. Doch sie spürte, dass der Zauberer im Innern bereits aufgegeben hatte.
Er gab ihr keine Antwort. Einige Zeit blieben sie schweigend auf dem Dach sitzen bis Kerry sich schließlich erhob und die Treppe nach unten nahm. Sie hoffte, Gandalf würde eines Tages wieder zu der Entschlossenheit und Stärke finden, die er damals in Edoras gezeigt hatte.

Sie hatte Gandalf tief in Gedanken versunken auf dem Dach der Rüsthalle zurückgelassen und war ins Innere zurückgekehrt, wo Kerry Rilmir antraf, der sich mit Finnabair unterhielt.
"He, Kerry, da bist du ja," begrüßte er sie. "Ich hatte mich schon gefragt, wo du dich wohl herumtreibst."
"Ich treibe mich nicht herum," gab Kerry zurück. "Ich habe mit Gandalf gesprochen."
"Ah, Mithrandir! Ich freue mich, dass ihr euch gut versteht," antwortete Rilmir. Er stand von dem Tisch auf an dem er gesessen hatte und zeigte zur Tür. "Finnva und ich werden uns etwas in der alten Stadt umsehen und Neuigkeiten einholen."
"Du willst sie mitnehmen?" unterbrach Finnabair den Waldläufer.
Rilmir blickte die Rhudaurerin etwas verwundert an. "Ja, wieso nicht? Sie leistet mir immer gute Gesellschaft."
Finnabair setzte einen zweifelnden Blick auf. "Na, wenn du meinst."
Kerry wunderte sich über diese Reaktion. "Was soll das denn heißen?"
"Oh, vertragt euch, meine Damen," sagte Rilmir lachend. "Bei meinem Streifzug durch Fornost ist Platz für euch beide. Sechs Augen sehen mehr als vier!"
So brachen sie zu dritt auf, verließen das Versteck des Sternenbundes und betraten die Straßen Fornosts.


Rilmir, Finnabair und Kerry auf die Straßen Fornosts (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg430422.html#msg430422)
Titel: Gedanken in der Nacht
Beitrag von: Fine am 17. Mär 2016, 09:39
Mablung und Kerry aus der Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg430422.html#msg430422)


Am späten Nachmittag erreichten die beiden die Rüstkammer. Drinnen fand Kerry die Waldläuferin Mírlinn vor, die gemeinsam mit Finnabair nach Fornost gekommen war.
"Ich habe eine Frage," sagte sie geradeheraus und setzte sich gegenüber von Mírlinn an den Tisch.
Die Dúnadan blickte sie freundlich an. "Was willst du wissen, Rohíril?"
"Rothaar. Was stimmt nicht mit ihr? Sie hatte vorhin einen ziemlich heftigen Zornesausbruch," erzählte Kerry. "Sie sagte, sie würde ins Land der Schatten gehen. Was steckt da dahinter?"
Mírlinn blickte sie verwundert an. "Darüber weiß ich nichts. Ich kenne Finnabair nur flüchtig. Ich verstehe nicht, wieso sie nach Mordor gehen will."
"Aber ich verstehe es," sagte eine raue Stimme hinter ihr. Es war Belen. "Denn ich bin dort gewesen."
Kerry blickte den Anführer des Sternenbundes fragend an. Dieser setzte sich langsam neben sie auf die hölzerne Bank und seufzte leise.
"In der entscheidenden Schlacht am Morannon kämpften wir - die Graue Schar, dreißig Dúnedain, unsere besten Krieger - mit Aragorn, unserem Stammesführer. Viele starben einen heldenhaften Tod, doch einige wenige von uns ergriff man lebendig. Darunter waren auch mein Vetter Halmir und ich. Viele dunkle Tage verbrachten wir in den Kerkern der Türme der Zähne und mussten endlose Folter über uns ergehen lassen. Als sich die Gelegenheit zur Flucht bot ergriffen wir sie beim Schopf. Zu zweit flüchteten wir über die verfluchten Ebenen vor dem Schwarzen Tor, doch wurde unser Entkommen bald entdeckt. Um mir die Flucht zu ermöglichen, stellte sich Halmir unseren Verfolgern. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist."
"Was hat das alles mit Finnabair zu tun?" fragte Kerry leise obwohl sie bereits eine Ahnung hatte wohin Belens Erklärung führen würde.
"Sie ist Halmirs Verlobte," antwortete er. "Er rettete sie eins vor zwei wilden Wargen, die sie in den Wäldern Rhudaurs überfielen. Und er gewann ihr Herz und ihre Liebe. Seitdem steht sie treu zu unserer Sache weil auch ich treu zu ihrer stehe: Wir werden Halmir retten. Wenn die Zeit gekommen ist werden wir ihn aus den Schatten Mordors befreien."
Kerry war nun klar, wovon Finnabair gesprochen hatte.
Die Bestien und das Schattenland. Natürlich.

Am späten Abend kehrte Rilmir zurück, doch mochte er nicht erzählen, wer der geheimnisvolle Fremde gewesen war, den er am Marktplatz getroffen hatte. Kerry nahm es ihm nicht übel. Jeder von uns hat wohl seine Geheimnisse. Vielleicht werde ich schon bald auch so erfahren, mit wem er dort gesprochen hat. Sie nahm sich vor, ihre Gefühle genau zu prüfen und sicherzugehen, dass sie den Dúnadan wirklich liebte. Finnabairs Worte hatten Wirkung hinterlassen.

Kerry saß noch bis spät in die Nacht auf dem Dach, tief in Gedanken versunken. Die Beine über der Kante des flachen Daches baumeln lassend beobachtete sie mit abwesendem Blick die wachsende Dunkelheit über Fornost und sah zu, wie die Lichter der Fackeln und Laternen nach und nach verlöschten. Ihre Gedanken waren bei den Ereignissen des Tages und bei Rilmir, doch sie bemerkte auch, wie die ständige Aktivität der Stadt langsam nachließ. Am großen Tor jedoch, das von ihrer Position aus gut sichtbar war obwohl es beinahe am anderen Ende der Stadt lag, wurden die Fackeln nicht gelöscht. Die Wachen der Weißen Hand dort blieben aufmerksam auf ihrem Posten.

Verträumt spielte sie mit der Spitze ihres Zopfes, der ihr über die rechte Schulter fiel.
Wie stellt man fest, ob ein Gefühl echt ist? Wie kann ich herausfinden, wie wieviel ich für den Dúnadan empfinde?
Sie stellte sich vor, dass Rilmir in einer Festung des Bösen gefangen läge und keine Hoffnung auf Flucht für ihn bestünde. Würde ich losziehen um ihn zu retten, um jeden Preis? Würde ich alles aufgeben und vielleicht bei dem Versuch sterben? Sie wusste es nicht. Ich bin keine Kämpferin. Ich kann nicht einmal ein Schwert anständig halten. Sogar Pippin ist gefährlicher als ich.
Als sie an den Hobbit dachte stahl sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht. Wie es ihm und Merry wohl geht? Ich hoffe, sie haben keine Probleme damit, den Rest von Sarumans Strolchen aus dem Auenland zu werfen. Ihre Meinung über Hobbits hatte sich seit ihren Reisen durch das Auenland deutlich geändert und sie wusste nun, dass man die gutmütigen Halblinge nicht unterschätzen durfte. Merry und Pippin sind so mutig und entschlossen, dachte sie. Und ich bin nur ein dummes, verliebtes Mädchen in einer Stadt voller Gefahren. Rothaar hat recht. Ich sollte nicht hier sein.
Fornost kam ihr mit einem Mal groß und uneinladend vor. Was mache ich hier überhaupt noch, dachte sie. Ich kann dem Sternenbund nicht helfen. Ich bin wegen dem Dúnadan mitgekommen und jetzt komme ich mir wirklich wie ein Kätzchen vor, das ihm nur nachläuft wohin er auch geht. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und mit einem Mal war ihr alles zuviel - Traurigkeit stieg in ihr auf und schnürte ihr die Kehle zu. Schluchzend saß sie dort auf dem Dach und ließ den Tränen freien Lauf.

Mehrere Minuten später begann sie langsam, sich wieder etwas zu beruhigen. Ein Bild ihrer Mutter erschien unvermittelt vor ihrem inneren Auge, wie sie vor dem kleinen Haus in Hochborn auf einer Bank saß und die Sommersonne genoss.
Es war eine unschuldigere Zeit gewesen, eine sorgenfreie Zeit. Vor dem Krieg. Bevor die Schatten Hochborn erreicht hatten.
Kerry zwang sich, ihre Vergangenheit auszublenden, doch in die entstandene Lücke drangen wieder Finnabairs Worte.
"Du Heuchlerin! Was verstehst du schon von Liebe..."
Kerry wusste, dass die heißblütige Rhudaurerin recht hatte. Doch wusste sie nicht, wie sie damit umzugehen hatte.

Sie seufzte tief und stand mit einem Ruck auf. Es musste bereits Mitternacht sein. Ein kalter Windstoß ließ sie erzittern und sie eilte die Treppe der Rüstkammer hinunter um ins Warme zu gelangen.
Überrascht stellte sie fest, dass noch drei Gestalten wach waren: Belen, Gandalf und ein ihr unbekannter Mann saßen zu dritt an einem der Tische und unterhielten sich leise. Sie blieb im Türrahmen stehen und beobachtete die Gruppe einen Moment lang. Ist das der geheimnisvolle Mann, den Rilmir heute getroffen hat? Der Waldläufer trug jedoch keine Kapuze. Seine Haare waren schwarz und seine Augen von dunklem Blau.
Gandalf sah auf und kam zu ihr herüber. "Du solltest dich schlafen legen, Kerry," sagte er leise. "Die Gedanken, die dir durch den Kopf schwirren, sind auch morgen noch da."
Kerry ging nicht darauf ein. "Wer ist der Neue?" fragte sie und deutete auf den Waldläufer neben Belen.
"Ein Dúnadan aus Belens Sippe," erklärte Gandalf. "Sein Vetter, um genau zu sein. Elrond hat ihn und acht weitere Dúnedain zu unserer Unterstützung hierher geschickt."
"Können wir ihm vertrauen?" wollte sie wissen.
"Belen tut es," antwortete Gandalf. "Er sagt, Ardóneth ist ein erfahrener Krieger. Wir können die Hilfe gut gebrauchen."

Kerry seufzte erneut und senkte den Blick. "Gandalf, ich..."
Der Zauberer hob die Hand und ließ sie verstummen. "Deine Blicke verraten dich," sagte er sanft. "Ich habe gehört, was zwischen dir und Finnabair vorgefallen ist. Denk' jetzt nicht weiter daran. Die Sache wird Zeit brauchen, mein Mädchen. Und du brauchst jetzt Schlaf."
Sie wollte widersprechen doch Gandalf blickte sie unter seinen buschigen Brauen scharf an. Ihre Antwort blieb Kerry im Hals stecken. Also nickte sie nur und ergriff Gandalfs Hand.
"Danke," hauchte sie leise.
So blieben sie einen Moment stehen, dann ließ sie den Zauberer los. Kerry warf einen letzten Blick auf Belen und den Waldläufer namens Ardóneth. Sie bezweifelte, dass sie sich diesen Namen würde merken können.
Dann ging sie zu Bett im Schlafraum der weiblichen Mitglieder des Sternenbundes. Der Schlaf kam gnädigerweise sehr schnell über sie.

Am nächsten Tag war Kerry auf der Suche nach Rilmir, den sie schon den Vormittag über nicht gesehen hatte.
Wo steckt er bloß? fragte sie sich, nachdem sie überall innerhalb der Rüsthalle nachgesehen hatte.
"Hast du den Dúnadan gesehen?" fragte sie Mírlinn, die gerade von einem Auftrag am Haupttor der Stadt zurückkehrte.
"Wen?" antwortete die Waldläuferin verwirrt. "Hier sind viele Dúnedain, Kerry."
"Na den Dúnadan. Du weißt schon." gab Kerry ungeduldig zurück.
"Oh, den Dúnadan," sagte Mírlinn gedehnt. "Das ist sehr aufschlussreich."
"Sie meint Rilmir," äußerte sich Finnabair, die an einer der großen Säulen im Hauptraum der Rüsthalle lehnte und ein finsteres Gesicht machte. "Ihr Gedächtnis für Namen ist schlimmer als ein Sieb."
Kerry versuchte, sich nicht ärgern zu lassen. Sie hatte keine Lust auf eine weitere Ohrfeige. "Weißt du, wo er ist?" fragte sie in Mírlinns Richtung.
"Er sagte, er hat beim Palast etwas zu erledigen. Ganz im Norden der Stadt. Das ist der Teil, in dem sich noch keiner von uns richtig umgesehen hat. Wir wissen nicht, wie die Lage dort ist."
"Ich gehe ihn suchen," verkündete Kerry und setzte sich in Bewegung.
"Natürlich tust du das," klang ihr Finnabairs Stimme nach als sie nach draußen trat.

Mírlinn war ihr gefolgt. "Du solltest nicht alleine unterwegs sein," sagte die Dúnadan leise. "Keiner von uns sollte das. Zwar führen einige von uns während wir hier sprechen einen Schlag gegen die Orks in der Stadt, doch das heißt nicht, dass es für uns in Fornost schon sicher ist. Zu viele Diener Sarumans treiben sich noch herum, und wir haben keine Ahnung, wie es im Palastbezirk aussieht."
"Dann komm' mit," sagte Kerry, die ganz froh war, die Kriegerin dabei zu haben.


Mírlinn und Kerry auf die Straßen Fornosts (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg431903.html#msg431903)
Titel: Ein Gespräch am Abend
Beitrag von: Fine am 22. Mär 2016, 14:29
Ardóneth und seine Gefährten aus der Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg431866.html#msg431866)
Kerry vom Palast der Könige (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg431903.html#msg431903)



Als Kerry außer Atem dort ankam begannen bereits die Vorbereitungen für das Abendessen. Kerry bot ihre Hilfe dabei an. Vielleicht bringt mich das auf andere Gedanken, dachte sie, die Tränen unterdrückend. 
Kurz darauf trafen Rilmir, Haleth und Mírlinn ein, die von den anwesenden Dúnedain freudig begrüsst wurden, denn Haleth war bisher nicht zum Sternenbund gestoßen. Einige Minuten später traf auch die Gruppe um Ardóneth ein und der Sternenbund sammelte sich in einer der kleineren Nebenräume um das Abendessen gemeinsam einzunehmen.

Nicht alle Mitglieder des Sternenbundes waren beim Abendessen versammelt, aber die meisten. Einige waren nicht anwesend, denn sie hatten geheime Aufträge zu erledigen oder waren mit anderen wichtigen Aufgaben beschäftigt. Andere schliefen, da sie zur Nachtwache eingeteilt geworden waren. Der Rest kam in den Genuss einer kleinen Feier, bei der das beste Wild aus Mablungs Vorrat aufgetragen wurde. Den Grund gab Belen zu Beginn bekannt:
"Brüder, Schwestern, unser Kampf ist nicht vergeblich. Wir stellen uns tapfer gegen die Schatten Sarumans und bleiben unserem Auftrag treu, den Norden zu beschützen. Heute haben wir den ersten wichtigen Schlag gegen unsere Feinde in Fornost geführt. Ardóneth und seine Gruppe haben den Großteil der Orks, die unsere Stadt mit ihrer Anwesenheit beschmutzten, in Hinterhalte gelockt und erschlagen."
Jubel erklang. Die Stimmung war geradezu ausgelassen. Doch Belen sprach weiter:
"Diese Tat wird die Schergen des Zauberers in Schrecken versetzen, doch wir dürfen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Noch immer halten unsere Feinde die Menschen in Fornost im eisernen Griff. Jetzt müssen wir den nächsten Schritt tun und zu ihrer Befreiung schreiten. Doch für heute trinken wir auf den Sieg! Für Arnor!"
"Für Arnor!" riefen die Dúnedain.

Es war eine recht fröhliche Feier. Ungefähr zwanzig Männer und Frauen füllten den Raum und redeten ausgelassen während dem Essen miteinander. Kerry saß zwischen Mírlinn und Ardóneth, dem Mann den Belen so gelobt hatte. Sie versuchte, an der Fröhlichkeit teilzuhaben, doch wann immer ihr Blick zum anderen Tischende hinüberschweifte sank ihr das Herz tiefer. Denn dort saß Rilmir bei Haleth.
Um sich abzulenken sprach sie den Mann neben sich an.
"Woher kommt Ihr?" fragte sie geradeheraus.
"Aus Minas Tirith, mein Vater war dort der Hauptmann der Wache," antworte dieser.
"Ihr seid also gar kein Dúnadan aus Arnor?" wunderte sich Kerry.
"Doch, mein Vater stammt aus Annúminas, er zog später mit meiner Mutter nach Minas Tirith."
"Annúminas, hm? Dort war ich noch nie - habe es nur vor einigen Tagen aus der Ferne gesehen," erzählte Kerry. "Wie ist es dort?"
"Ich war nur als kleines Kind dort, das ist aber schon ewig her," meinte Ardóneth. "Ich wuchs in Minas Tirith auf nachdem meine Eltern dorhin gezogen waren."
"Und was macht Ihr nun hier im Norden, wenn Ihr doch eigentlich Gondor als Heimat habt?" wollte Kerry wissen während sie ihren Teller leerte.
"Nun, ich fühlte mich in Minas Tirith nicht mehr wohl und als der drohende Schatten im Osten Gestalt annahm verließ ich die Stadt. Weshalb starrt Ihr rüber zu Rilmir?" fragte er.
Kerry blickte ihn überrascht an. "Ich starre nicht zu ihm herüber," sagte sie, doch ihre Wangen röteten sich.
"Natürlich starrt Ihr dort rüber, Ihr mögt ihn." bemerkte Ardóneth lachend.
"Das ... das stimmt doch überhaupt nicht," versuchte Kerry zu protestieren, stellte aber fest, dass das nicht besonders überzeugend klang. Also gab sie die trotzige Haltung auf und ließ die Schultern hängen. "Nun, vielleicht habt Ihr Recht. Und wenn schon. Es hat keinen Sinn: er hat nur Augen für eine Andere, für die braunhaarige Dame neben ihm."
Ardóneth schien zu bemerken dass die Tatsache dass Rilmir eine andere liebt, Kerry sehr schmerzen musste. "Ihr findet sicher noch andere und wenn es unbedingt Rilmir sein sollte, dann solltet Ihr ihm sagen was Ihr für ihn empfindet," sagte er.
"Was? Nein!" rief Kerry ein bisschen zu laut und einige Gesichter wandten sich ihr zu. Sie blickte betreten zu Boden und wartete, bis sich die Aufmerksamkeit von ihr abwandte. "Das kann ich nicht machen," wisperte sie Ardóneth zu. "Ich kann's nicht! Was, wenn er dann nichts mehr mit mir zu tun haben will?" Sie war sich nicht sicher, warum sie dem Waldläufer all das erzählte, doch es tat auf sonderbare Art und Weise gut, darüber zu reden was sich in ihrem Herzen befand.
"Wenn Ihr es nicht probieren wollt ist es Eure Sache, jedoch werdet Ihr sicher unzufrieden sein," befand der Dúnadan.
"Das bin ich auch so schon," gab Kerry zurück. Das Abendessen ging mittlerweile zu Ende und einige Mitglieder des Sternenbundes verließen den Raum um die Nachtwache anzutreten. Auch Rilmir und Haleth standen auf und gingen gemeinsam hinaus. Kerry versuchte, nicht hinzusehen.
"Grämt Euch nicht. Ihr werdet bestimmt jemand anderen finden," sagte Ardóneth daraufhin.
"So? Werde ich das? Ich soll also einfach so ausschalten, was ich fühle und dann findet sich schon jemand anderes?" antwortete Kerry schnippisch. "Ich glaube, Ihr wart selbst noch nie verliebt. Ihr wisst gar nicht, wie sich das anfühlt."
Ardóneth überraschte sie damit dass sich eine Träne sein Gesicht hinab stahl." Werdet nicht unverschämt," stieß er hervor. "Ich will Euch doch nur helfen! Schließlich musste ich damals auch einfach alles ausschalten." Ardóneth nahm seinen Talisman, öffnete und legte ihn auf dem Tisch. "Das war Finrién, meine Frau," sagte er.
Das hatte Kerry nicht erwartet. "Oh," war alles was sie hervorbrachte. Wieder einmal kam sie sich unvorstellbar dumm vor. "Ich wusste nicht..." begann sie, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.
"Woher solltet Ihr auch..., hätte ich sie nur nicht alleine reisen lassen," sagte Ardóneth leise.
"Erzählt mir von ihr," forderte Kerry den Waldläufer mit sanfter Stimme auf. "Was war sie für ein Mensch?"
"Sie war die schönste, liebreizendste und netteste Frau die ich je kannte. Sie half wo sie konnte, doch war sie schließlich zu schwach, sie starb in meinen Armen..." 
Kerry nickte mitfühlend. "Das... ist sehr traurig zu hören," sagte sie ernst. Inzwischen waren sie nur noch zu zweit in Raum denn alle anderen Waldläufer waren gegangen. "Wie lange ist das her?
"Nun müssten es fünf Jahre sein," beantwortete Ardóneth die Frage schweren Herzens.
Kerry konnte sehen, dass ihm das Thema nicht leicht fiel. Also versuchte sie, es zu wechseln. "Wie lief das Gefecht gegen die Orks, von dem erzählt wurde? Belen scheint ja große Stücke auf dich zu halten." sagte sie und wechselte unbewusst zur vertraulicheren Anrede.
"Ja, die Orks, ich bezweifle das sie jemals wieder Probleme machen sollten. Wir haben alle getötet. Nun liegen sie in den Hausruinen und modern dort vor sich hin," erwiderte Ardóneth. "Ihr habt jetzt so viele Fragen gestellt. inzwischen wisst Ihr sicher mehr über mich als Belen selbst. Erzählt doch mal von Euch."
"Da gibt es nicht viel zu erzählen," antwortete Kerry. "Ich heiße Kerevalline und habe den Auftrag, auf den guten Gandalf aufzupassen." Das stimmte zwar nicht ganz, doch Kerry hatte es sich als Grund für ihre Anwesenheit in Fornost festgelegt, als eine Art Rechtfertigung falls jemand kritische Fragen stellen würde.
"Du musst wissen dass er sich noch immer von einem Zauberbann Sarumans erholt der ihn die letzten Jahre in tiefem Schlaf gefangen hielt," fügte sie hinzu.
"Oh, dann hoffe ich dass Gandalf wieder ganz der Alte werden wird. Wir brauchen seine weisen Ratschläge wenn wir diesen Kampf gewinnen wollen."
"Stimmt wohl," sagte Kerry und unterdrückte ein Gähnen. Mit einem Mal kam eine große Müdigkeit über sie. Zwar fand sie das Gespräch mit Ardóneth nicht uninteressant, doch wurde die Aussicht auf ein weiches Bett immer verlockender.
"Es wird spät," sagte sie daher. "Ich werde mich schlafen legen, wenn's recht ist," verkündete sie.
"Gut. dann wünsche ich Euch einen guten Schlaf," sagte der Waldläufer und erhob sich. Kerry blieb noch einen Augenblick nachdenklich sitzen, dann machte auch sie sich auf den Weg zu ihrer Unterkunft.


Ardóneth und seine Gruppe zurück in die Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg433069.html#msg433069)
Titel: Nächtlicher Besuch
Beitrag von: Fine am 30. Mär 2016, 23:25
Kerry lag auf ihrer weichen Decke und versuchte, einzuschlafen. Doch die Gedanken wollten ihr so schnell keine Ruhe gönnen.
Wenn der Dúnadan herausfindet, dass ich von seiner Geliebten weiß, kann ich die Freundschaft zu ihm wohl vergessen.
Ihr war klar, dass das übertrieben gedacht war, doch sie konnte den Gedanken nicht abschütteln, der sich in ihrem Hinterkopf eingenistet hatte. Rilmir hatte in all den Monaten die Gefühle, die sie für ihn hegte, nicht erkannt oder beachtet, obwohl es so ziemlich allen anderen um sie herum aufgefallen war: Magrochil, Lindir, Arwen, Mírlinn und sogar Gandalf hatten Kerry darauf angesprochen. Sie wünschte, sie könnte ihre Emotionen einfach abschalten, doch dazu war sie nicht in der Lage. Kerry beneidete die Dúnedain um sie herum, die zur Zeit stets gute Laune zu haben schienen.
Ihre Siege im Auenland und in der versteckten Feste am See haben ihren Mut und Kampfeswillen gestärkt und jetzt meinen sie, es mit allem Möglichen aufnehmen zu können. Ich hoffe, sie werden nicht überheblich, dachte Kerry.
Doch die Männer und Frauen unter Belens Kommando hatten bisher keine Anzeichen für Nachlässigkeit oder Übermut gezeigt. Stattdessen errangen sie weitere Erfolge: der große Sieg gegen die Orks die Ardóneths Gruppe errungen hatte zeigte ein deutliches Bild davon. Belen hatte ihnen berichtet, dass die Dúnedain eine große Anzahl Feinde ohne eigene Verluste ausgeschaltet hatten - und das, ohne bemerkt zu werden. Kerry war jedoch nicht sicher, welche Auswirkungen diese Tat haben würde.
Sicherlich wird bald jemand diese Orks vermissen, sagte sie sich. Ha! Orks, die vermisst werden. Als würden sie jemanden etwas bedeuten! dachte sie belustigt, wurde aber gleich wieder ernst. Es sind noch genug Weißhände in der Stadt um einiges an Ärger zu machen. Der Sternenbund hat noch viel Arbeit vor sich.

Sie drehte sich auf die anderen Seite und blickte zu Haleth hinüber, deren zierliche Gestalt von einem durchs Fenster hereinfallenden Lichtstrahl des Vollmonds erhellt wurde. Die Dúnadan schlief tief und fest. Kerry beobachtete, wie sich ihre Brust regelmäßig hob und senkte.
Natürlich liebt er sie, dachte sie bitterlich. Sie ist alles, was ich nicht bin. Dunkle Haare und Augen, rosige Wangen, Waffenstärke und ein langes Leben. Ich hingegen bin nichts weiter als ein einfaches Mädchen aus Rohan.
Stets hatte sie versucht, sich durch eine erfundene Herkunftsgeschichte wichtiger erscheinen zu lassen als sie wirklich war, hatte sich als Tochter von Fürsten und Edlen ausgegeben und die Rolle überzeugend gespielt. Doch ihre Eltern waren nicht adelig gewesen sondern waren einfache Leute aus dem Dorf Hochborn gewesen und hatten einfache Leben gelebt. Sie erinnerte sich daran, wie stolz sie gewesen war als ihr Vater in die Reihen der Garde von Meduseld aufgenommen wurde. Ihre damaligen Freundinnen waren alle neidisch auf Déorwyn gewesen und sie hatte großen Stolz verspürt.
Doch Déorwyn gab es nicht mehr. Sie war im Krieg verschwunden, und Kerry wollte ihre Lasten nicht länger tragen. Sie pochte mit der flachen Hand gegen ihre Schläfen um die Gedanken zu vertreiben.
Denk' an 'was Anderes! Denk' an 'was Anderes!
Es half nichts. Immer wenn sie die Augen schloss, sah sie Rilmir und Haleth vor sich, deren Gesichter sich einander wie in Zeitlupe näherten.
So kann das nicht weitergehen.
Mit einem Ruck setzten sie sich auf und stahl sich so lautlos wie sie konnte aus dem Raum. Ihre Decke legte sie sich um die Schultern und ging barfuß durch die leere Halle, bis sie wieder vor der Treppe zum Dach stand. Kerry stieg langsam die Stufen hinauf, ohne genau zu wissen weshalb. Fünf Stockwerke ging es hinauf bis in die Kuppel, die an der Spitze des alten Gebäudes thronte und deren Ausgang auf das flache Dach führte.

Der Mond hing tief über dem fernen Horizont und sandte ungewöhnlich helle Strahlen aus dem Osten über die schlafende Stadt. Doch offenbar war noch jemand Anderes wach geblieben. Vor der runden Scheibe des Vollmonds zeichnete sich eine dunkle Gestalt ab, die am Rand des Daches stand und Kerry den Rücken zugewandt hatte. Sie erkannte Gandalf erst, als der Zauberer leise zu sprechen begann, ohne dass er sich dabei umdrehte.
"Was machst du hier, Mädchen? Du solltest sehen, dass du etwas Schlaf findest."
"Dasselbe könnte ich dich fragen, Weißbart," gab sie zurück als sie neben den Zauberer trat.
Gandalf stützte sich auf den Stab den er von Tom und Goldbeere erhalten hatte. "Ich warte auf jemanden," sagte er nachdenklich.
"Auf wen?" fragte Kerry, doch keine Antwort kam.
Mehrere Minuten standen sie schweigend dort und Kerry begann sich zu fragen, ob sie den Zauberer jemals verstehen würde. Es war, als würde er ständig in Rätseln sprechen. Die Alten in ihrem Heimatdorf hatten das nie getan, waren immer direkt zum Punkt gekommen.
"Ich kann sehen, dass du dir viele Gedanken über die Neuankömmlinge machst," sagte Gandalf in die Stille hinein.
Kerry nickte und biss sich auf die Lippe. "So viele neue Gesichter. So viele Namen. Wer sind sie alle, Gandalf?"
"Nahezu alle Mitglieder des Sternenbunds stammen aus Belens Sippe oder sind Kampfgefährten der Grauen Schar, die zur Hilfe ihres Stammesführers Aragorn nach Gondor ritten. Von dieser Gruppe haben nicht einmal ein Dutzend überlebt, und noch wenigere kehrten in den Norden zurück. Sie alle haben Belen stets unterstützt. Dann sind da noch jene, die durch Blutsverwandschaft und Freundschaft an Belen gebunden sind: Ardóneth, sein Vetter, Haleth, die Tochter seiner Tante, und Finnabair, die Verlobte Halmirs, eines weiteren Vetters."
"Erwartest du etwa, dass ich mir all das merken kann?" sagte Kerry und meinte es ernst.
Gandalf zog die linke Braue nach oben. "Nein," gab er zurück. "denn es ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass alle hier treu zu unserer Sache stehen. Die Dúnedain finden wieder zu alter Stärke und werden Eriador befreien, wie es ihre Aufgabe ist. Wäre ich nur hier gewesen, als Saruman sie in seinen Bann zog! Der Fall Lothlóriens hätte verhindert werden können. Hätte ich nur besser aufgepasst als wir Isengard und den Orthanc erstürmten!" Er ließ die Schultern nach unten sacken.
Kerry kam es vor, als würde ihn die Last des Alters letzten Endes nach unten drücken. Gebeugt und verloren erschien er ihr. Sanft legte sie die Hand auf seinen Rücken.
"Gib dir nicht die Schuld, Gandalf," hauchte sie. "Was geschehen ist zählt jetzt nicht mehr. Daran können wir nichts mehr ändern. Es ist die Zukunft, die wir noch verändern können."
Gandalf atmete einmal tief ein und wieder aus. Er blickte Kerry an. "So geben nun Maiden wie du den Alten Rat," sagte er mit einem leichten Schmunzeln. "Doch es liegt Wahrheit in deinen Worten, meine Liebe. Wir müssen uns auf das vorbereiten, was kommt."

Er richtete sich auf und starrte einen Moment aufmerksam nach Osten. "Ah!" machte er. "Und da kommt auch schon das, worauf ich gewartet habe."
Ein großer Schatten legte sich über das Dach der alten Rüsthalle und Kerry hörte ein Rauschen wie von einem heftigen Wind. Etwas sehr Großes senkte sich vor dem hellen Mond herab und ließ das Dach erzittern. Sie drehte sich um und traute ihren Augen kaum. Ein riesenhafter Adler war dort gelandet und blickte sie aus aufmerksamen Augen an. Gandalf trat auf ihn zu und nickte zufrieden.
"Le suilon, Róvallír," grüßte er und der Adler neigte freundlich den Kopf. "Gwaihír hat mir den mutigsten seiner Leute geschickt. Hier ist Róvallír, Vasall des Windürsten und Adler des Nebelgebirges," erklärte Gandalf an Kerry gewandt.
"Schlimme Kunde bringe ich, Mithrandir," sprach Róvallír und erstaunte Kerry dadurch umso mehr. "Saruman schläft nicht. Zwar mag sich seine Aufmerksamkeit auf den Osten richten, doch deine Rückkehr ist ihm dennoch nicht entgangen. Er hat im Norden Dinge in Bewegung gesetzt, die nichts Gutes bedeuten können. Seine Diener haben Übles vor. Schon bald wird es großen Aufruhr in Eriador geben."
"Ich hatte bereits vermutet, dass er nicht untätig zusehen würde, wie der Sternenbund ihm die Versorgung für seine Armeen entzieht," antwortete Gandalf mit ernster Miene. "Hab' Dank für deine Warnung, Róvallír, und überbringe Gwaihír meine Grüße. Du und deine Verwandten sind mir stets willkommene Gäste. Mögen deine Schwingen dich sicher zurück zu den hohen Horsten deiner Heimat tragen."
"Möge der Wind dir stets wohlgesonnen sein," verabschiedete sich der Adler und schwang sich wieder in die Luft. Gandalf und Kerry beobachteten, wie er in östlicher Richtung aufstieg und in der Dunkelheit der Nacht verschwand.

"Du hast seltsame Bekanntschaften, Gandalf," sagte Kerry leise.
"Und ob!" erwiderte der Zauberer lächelnd und blickte ihr in die Augen.
"He!" rief Kerry als sie verstand. "Ich bin nicht seltsam! Ich meinte den sprechenden, riesigen Adler!"
Gandalf lachte leise. "Die Adler des Nebelgebirges mischen sich nur selten in die Angelegenheiten von Menschen und Elben ein. Sei' also dankbar, dass du das miterleben durftest."
Gleich darauf wurde er wieder ernst. "Wir müssen Belen davon berichten, dass noch mehr Feinde unterwegs sind."
"Das machen wir," antwortete Kerry gähnend. "Gleich morgen früh."
Gemeinsam verließen sie das Dach über die gewundene Treppe. "Gute Nacht," flüsterte Kerry dem Zauberer zu, als sie in ihrem Schlafraum verschwand. Und endlich war ihre Müdigkeit groß genug, um sie in traumlosen Schlaf zu versetzen.
Titel: Neue Entschlossenheit
Beitrag von: Fine am 4. Apr 2016, 15:33
Der Vormittag zog vorüber ohne dass Kerry etwas Sinnvolles zu tun fand. Die Dúnedain waren in der Stadt verstreut unterwegs und gingen unterschiedlichen Aufgaben nach, die alle darauf abzielten, das Vertrauen der Menschen in Fornost zu gewinnen. Doch dies erwies sich als schwieriger als gedacht. Zwei lange Jahre waren die Waldläufer, die in Fornost gewesen waren, als Vollstrecker Sarumans aufgetreten und hatten mehr und mehr Leute zur Arbeit an der Ausbesserung der Mauern und der Instandsetzung der Stadt gezwungen. Seit dem Beginn von Sarumans Krieg im Osten waren scheinbar nur noch sehr wenige von den gefallenen Dúnedain in Fornost, doch ihr Ruf war geblieben. Die Menschen hielten Abstand von den Waldläufern und vermieden es, mit ihnen zu sprechen.

Kerry streifte ziellos durch das alte Gebäude in dem der Sternenbund sein Lager aufgeschlagen hatte als sie zwei Stimmen hörte, die sich einen leisen, aber dennoch heftigen Austausch von Worten lieferten.
"Du hast es selbst gesehen, Belen. Die Leute haben Angst vor uns." Das war Avarons Stimme wie Kerry feststellte.
"Ihnen muss doch klar sein, dass wir gegen Saruman vorgehen und nicht in seinen Diensten stehen," antwortete Belen.
Kerry schlich sich so leise wie möglich an die offene Türe heran, durch die die Stimmen drangen. Neben dem Rahmen blieb sie stehen, den Rücken an die kalte Steinmauer gepresst die sie von dem Raum trennte, in dem sich die Sprecher aufhielten.
"Es wird seine Zeit brauchen, bis man uns vertraut," sagte Avaron nachdrücklich. "Diese Menschen haben hier Zuflucht gesucht, nur um geradezu versklavt zu werden."
"Wir brauchen so viele Kämpfer wie möglich um gegen das, was Saruman gegen uns in Marsch gesetzt hat zu bestehen," antwortet Belen mit Verärgerung in der Stimme. "Wenn sie das nicht einsehen - wenn sie es nicht verstehen - müssen wir vielleicht etwas deutlicher werden."
"Was soll das bedeuten?" wollte Avaron wissen.
"Vielleicht sollten wir uns die Tatsache zu Nutzen machen, dass die Menschen es hier gewohnt sind, auf die Befehle der Dùnedain zu hören." erwiderte Belen.
"Das wäre Zwangsrekrutierung," stellte Avaron fest. "Der Sternenbund wäre dann auch nicht besser als die Schergen Sarumans."
"Stellst du meine Befehle infrage?" fragte Belen dessen Stimme einen gefährlichen Klang angenommen hatte.
Kerry lief es eiskalt den Rücken hinunter. Sie wollte verschwinden und wünschte sich, das Gespräch nie mitbekommen zu haben. Wenn ich mich jetzt bewege hören sie mich, dachte sie ängstlich und hielt den Atem an, während die Stille sich immer länger zu ziehen schien.

"Noch wurde kein Befehl erteilt," sagte Avaron, das lange Schweigen brechend. In seinem Tonfall schwang Entschlossenheit mit. "Du magst dich Aravorn II. nennen, den Erben Isildurs, doch vergiss nicht, was unser Auftrag ist. Wir schützen die Bewohner dieses Landes und setzen sie nicht unter Zwang dem Krieg aus."
"Krieg steht ihnen bevor, ob sie ihn nun erwarten oder nicht," antwortete Belen. "Besser also wir bereiten sie darauf vor."
"Wenn du Gewalt einsetzt bist du keinen Deut besser als Helluin und seine verblendeten Anhänger," wagte Avaron zu erwidern.
"Sprich den Namen des Verräters nicht aus," zischte Belen. "Er und seine Gefolgsleute sind keine Dúnedain. Sie haben ihre Herkunft verleugnet als sie vor Saruman das Knie beugten." Der Anführer des Sternenbundes atmete tief aus und hielt einen Moment inne. Dann sagte er: "Ardóneth und seine Männer verteilen Hilfsgüter während wir hier sprechen. Wenn das die Leute überzeugt, für unsere Sache zu kämpfen, soll es mir recht sein. Aber ich bin bereit, jedes Mittel einzusetzen um Fornost auf den unvermeidlichen Angriff vorzubereiten. Du weißt, dass er kommen wird."
"Mithrandir warnte uns bereits," stimmte Avaron zu. "Doch hoffe ich weiterhin, die Menschen von unserem guten Willen zu überzeugen, ohne Zwang einzusetzen."
"Du magst hoffen, Avaron. Ich hingegen plane." erwiderte Belen düster.

Damit schien das Gespräch beendet zu sein. So leise sie konnte schlich sich Kerry Schritt für Schritt rückwärts von der Tür weg, bis sie endlich die große Halle erreichte. Sie atmete tief durch. Ihr Kopf schwirrte vor Gedanken. Sie setzte sich mit dem Rücken an eine der großen Säulen und sank dort zu Boden, ermüdet von der Aufregung. Die Waffen und Rüstungen um sie her erinnerten sie drohend daran, dass der Krieg heraufzog. Der Krieg, vor dem sie vor vier Jahren aus Rohan geflohen war. Jetzt also würde er sie doch noch einholen. Sie fuhr mit der Hand über eine der alten Rüstungen, die in dem Regal neben ihr verstaubten. Auf der Brustplatte prangten die Sieben Sterne Arnors und darüber eine strahlende Krone. Kerry fragte sie, wer die Rüstung wohl zuletzt getragen hatte. Man sah ihr das Alter an, doch dennoch war sie in gutem Zustand und wies keine Schäden oder Dellen auf. Alle dachten, der Krieg im Norden wäre vorbei, dachte sie verbittert. Sie haben sich getäuscht. Es endet nie. Es gibt nur einen einzigen, langen Krieg. Solange der Dunkle Herrscher lebt wird es nie aufhören. Der Krieg mag unterschiedliche Länder heimsuchen, aber er verändert sich nicht. Ob damals als Konflikt zwischen Angmar und Arnor oder heute zwischen Mordor und Rohan. Da gibt es keinen Unterschied. Stets ist es Sauron, der die Reiche der Freien Völker bedroht. Vor ihrem inneren Auge sah sie Hochborn brennen. Sie wünschte sich mehr als alles andere, dass der Krieg an Fornost vorüber ziehen würde. Doch in ihrem Herzen wusste sie, dass das nicht passieren würde.
Soll ich also fliehen? Erneut weglaufen? überlegte sie. Nein. Der Krieg wird mich wieder finden. Es endet hier. Entweder wir schlagen unsere Feinde zurück und halten den Vormarsch des Schattens auf, oder wir sterben bei dem Versuch. Dann wird es wenigstens vorbei sein.. Grimmige Entschlossenheit funkelte in ihren Augen und sie sprang auf die Beine. Kerry ergriff eine der alten Klingen, die an einer der steinernen Wände hingen und schloss ihren Griff so fest darum wie sie konnte. Dieses Mal würde sie kämpfen.
Titel: Klingenübungen
Beitrag von: Fine am 6. Apr 2016, 12:19
Rilmir war nirgends zu finden gewesen. Also war Kerry an ihren Lieblingsort in Fornost gegangen - auf das Dach der Rüsthalle. Das alte arnorische Schwert noch immer in der Hand stellte sie sich breitbeinig hin und ließ die Klinge senkrecht heruntersausen, einen imaginären Feind in zwei Teile spaltend. Der Griff des Schwertes war wohl ursprünglich für eine Hand gedacht, doch Kerrys Hände waren deutlich kleiner als die eines durchschnittlichen Soldaten von Arthedain. Also packte sie den Griff mit beiden Händen und führte einen weiteren Schlag, diesmal im schrägen Winkel von links oben nach rechts unten. Sie stellte sich vor, wie der Treffer ihren Gegner stürzen ließ.

Eine ganze Weile war sie mit einfachen Übungen beschäftigt, die Rilmir ihr einst gezeigt hatte. Ganz vertieft bemerkte sie nicht, wie jemand hinter ihr das Dach betrat. Es war Ardóneth, der nun neben sie trat.
"Brauchst du vielleicht Hilfe dabei?" fragte er.
Kerry fuhr herum und warf ihm einen gereizten Blick zu. "Ich komme alleine zurecht," stieß sie angestrengt hervor und schwang das Schwert in eine andere Richtung.
"Gereizt kannst du sein wenn wir gegen Sarumans Scharen kämpfen. Lass mich dir ein paar Kniffe zeigen," anwortete Ardóneth und zog sein eigenes Schwert.
Kerry hielt inne und blickte zu dem Waldläufer hinüber. "Also gut," sagte sie und wandte sich ihm zu. "Was will mir der große Meister denn zeigen?" fragte sie mit einem spöttischen Unterton.
"Stell' dich entspannt dort hin, packt das Schwert und schwing es erstmal locker hin und her. Du musst erst Gefühl für eine Waffe wie diese aufbauen" riet ihr Ardóneth. "Nun schlage von Links nach Rechts."
Kerry tat wie ihr geheißen und schwang die Klinge in einem leichten Bogen vor sich. "Du musst mich nicht wie eine Anfängerin behandeln," sagte sie währenddessen. "Ich hatte schon öfters ein Schwert in der Hand."
"Das sieht auch schon nicht schlecht aus," freute sich Ardóneth. "Natürlich bei weitem noch nicht perfekt, aber es ist ausbaufähig." bemerkte er.
Blitzschnell drehte Kerry sich herum und ließ die Schwertspitze auf das Gesicht des Waldläufers zeigen. "Ist das hier etwa auch ausbaufähig?" rief sie und stocherte mit der Klinge vor Ardóneths Gesicht herum.
Der Waldläufer schlug sie lässig mit seinem eigenen Schwert zur Seite. "Warum so feindselig? Verkraftest du die Geschichte mit Rilmir und Haleth noch immer nicht so recht? Oder woher kommt diese ungestüme Haltung?"
Kerry ließ die Klinge sinken. "Eine seltsame Frage für Schwertkampf-Übungen," sagte sie. "Und überhaupt wüsste ich nicht, was dich das angeht." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zu Boden. "Im Augenblick passieren so viele Dinge gleichzeitig, da habe ich kaum Zeit, wirklich über meine Gefühle nachzudenken. Erst gestern Nacht habe ich einen sprechenden Riesenadler gesehen. Einen riesigen Adler, der sprechen konnte. Ich weiß noch nicht einmal, was ich davon halten soll."
"Nun, du warst die letzten Tage sehr geknickt, deshalb fragte ich. Zumindest kam es mir so vor. Du solltest jedoch das Schwert wieder aufheben. Wir müssen weiter machen," behauptete Ardóneth und betrachtete nachdenklich seine eigene Klinge.

Kerry tat wie ihr geheißen und die beiden setzten ihre Übungen fort. Der Dúnadan zeigte ihr, wie sie Angriffe von größeren und stärkeren Feinden ins Leere laufen lassen konnte und brachte ihr bei, in Bewegung zu bleiben. Außerdem gelang es Ardóneth, ihr klar zu machen wie sie das Schwert richtig zu halten hatte, nämlich nur mit einer Hand, während die zweite für ihr Gleichgewicht sorgen sollte.
"Es wäre besser, wenn du ein kürzeres, leichteres Schwert verwenden würdest," ergänzte er. "Wir werden bestimmt etwas Passendes in der Waffenkammer finden."
Sie tauschten noch eine ganze Weile Hiebe und Paraden aus während die warme Sommersonne über ihnen am Himmel ihren Zenit erreichte.

Es war anstrengende Arbeit. Schließlich ließ sich Kerry erschöpft zu Boden sinken und atmete heftig ein und aus. "Mir reicht's erstmal. Ich kann nicht mehr," stieß sie hervor.
"Nun solltest du dich wenigstens auch vor einigen Feinden verteidigen können," sagte Ardóneth.
Kerry nickte schweigend. Sie drehte sich um und ließ die Beine über den Rand des Daches baumeln, wie sie es schon öfter getan hatte. Fornost kam ihr mit einem Mal auf merkwürdige Art sehr still vor. Als würden alle Menschen hier die Luft anhalten, dachte sie. Eine seltsame Spannung lag in der Luft. Vorzeichen des drohenden Angriffs? überlegte sie.
Ardóneth setzte sich neben sie und folgte schweigend ihrem Blick, der über die steinernen Dächer der Stadt glitt.
"Ich schulde dir Dank für die Übungen, auch wenn sie sehr anstrengend waren," sagte Kerry nach einigen Augenblicken in die Stille hinein. "Ich fühle mich jetzt etwas besser vorbereitet auf das was kommen wird."
Ardóneth blickte sie erstaunt an. "Gut, also... solltest du wieder eine Trainingsstunde benötigen, helfe ich dir gerne. Schlimme Zeiten werden auf uns zukommen. Saruman wird Fornost nicht so leicht aufgeben."
Kerry nickte. "Das denke ich auch," antwortete sie leise.

Der Nachmittag verging. Kerry half bei der Vorbereitung des Abendessens als mehr und mehr Dúnedain von ihren Aufgaben zum Versteck des Sternenbundes zurückkehrten. Auch Rilmir traf schließlich ein, gefolgt von Haleth.
Bestimmt waren sie den ganzen Tag zu zweit unterwegs, dachte Kerry die eine leichte Bitterkeit nicht unterdrücken konnte.
In der Hoffnung, dass man ihr ihre Gedanken nicht vom Gesicht ablesen konnte durchquerte sie den Raum und begrüßte Rilmir freundlich.
"Wo hast du denn den ganzen Tag gesteckt, Dúnadan?" wollte sie wissen.
"Oh, hallo Kerry. Ich war in den westlichen Vierteln unterwegs," antwortete er lächelnd. "Es war meine Aufgabe, die Augen nach Ork-Aktivitäten offen zu halten, doch ich habe keine gesehen. Also lässt entweder mein Geschick als Kundschafter nach, oder Ardóneth und seine Gefährten waren erfolgreicher als wir angenommen haben."
"Die Orks sind fort," warf Haleth mit glockenheller Stimme ein. "Jetzt sind nur noch die Menschen in Sarumans Diensten hier. Und auch die werden wir schon bald aus der Stadt vertrieben haben."
"Wir wollen es hoffen," sagte Rilmir und betrat leichten Schrittes den Raum, in dem das Essen aufgetragen wurde.
Der Angriff auf die Stadt wird trotzdem kommen, dachte Kerry während sie den beiden Dúnedain zu Tisch folgte.
Der Abend verlief ruhig. Die Waldläufer berichteten Belen von ihren Aufträgen und verschwanden nach und nach entweder in den Schlafräumen oder zur Nachtwache. Auch Kerry blieb nicht mehr lange wach sondern fiel erschöpft von all den Schwertübungen sehr schnell in einen tiefen Schlaf.

Am folgenden Morgen war sie früh auf den Beinen und begleitete Mírlinn und Avaron zum östlichen Tor Fornosts, wo diese überprüfen sollten, ob dieser Eingang in die Stadt von den Wachen der Weißen Hand noch verschlossen gehalten wurde.


Mírlinn, Avaron und Kerry in die Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg434912.html#msg434912)
Titel: Der Funke der Hoffnung
Beitrag von: Fine am 10. Apr 2016, 00:29
Mathan, Halarîn, Avaron, Mírlinn und Kerry aus der Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg434976.html#msg434976)


Kerry folgte der Gruppe nach drinnen und durch die große Halle bis in einen der kleineren Räume. Dort waren Belen und Gandalf über eine große Karte von Arthedain gebeugt und unterhielten sich in gedämpftem Ton. Beide verstummten und blickten überrascht auf, als Avaron, Mírlinn, Kerry und die beiden Elben eintraten.
"Dies sind Mathan und Halarîn," stellte Avaron die Neuankömmlinge vor. "Sie wollen sich unserem Kampf anschließen."
"Eine gute Entscheidung, Freunde," sagte Belen und machte eine grüßende Geste. "Ich bin Belen, Berens Sohn aus Isildurs Linie, doch in meiner Rolle als Stammesführer der Dúnedain werde ich Aravorn II. genannt. Ich kommandiere den Bund der Sieben Sterne, in dessen Hauptquartier ihr euch befindet."

Kerry war auf eine Art und Weise von den Elben fasziniert, die sie kaum in Worte fassen konnte. Natürlich hatte sie bereits Elben getroffen und einige, wie Lindir, bereits recht gut kennen gelernt. Doch Mathan und Halarîn schienen von anderem Schlag als die Elben von Imladris zu sein, denen Kerry auf der Großen Oststraße begegnet war. Insbesondere die anmutige Halarîn mit ihren bronzefarbenen Haaren und leuchtenden Augen war es, an der Kerrys Blick wieder und wieder hängen blieb.
Was machen sie wirklich hier? Woher kommen die beiden? Wie alt sind sie? Tausende solcher Fragen schossen ihr durch den Kopf. Doch ein Blick auf Belen sagte ihr, dass sie gut daran täte zu schweigen um nicht aus dem Raum geworfen zu werden.

"Euer Eintreffen kommt zu einem schicksalhaften Zeitpunkt," sagte Gandalf nachdenklich. "Die Lage im Norden ist schwierig. Zwar richtet sich Sarumans Aufmerksamkeit hauptsächlich auf den Osten, wo er seine Kriege führt, doch ihm ist nicht entgangen, dass sich in Eriador Widerstand gegen ihn regt."
"Sagt, was bringt euch beide nach Fornost?" fragte Belen.
Mathan und Halarîn deuteten eine Verbeugung an und grüßten Belen formal, wie es sich gehörte.
"Erfreut euch wiederzusehen, Mithrandir.," sagte Halarîn erstaunlich freundschaftlich und ernte ein Zwinkern des Zauberers.
"Uns ist bereits die schwierige Lage des Nordens zu Ohren gekommen. Umso mehr sorgt uns, dass womöglich bald ein Angriff erfolgen wird, den wir nicht abwenden können. Ein Schlag gegen den Norden wäre ein Hieb in den Rücken der Truppen vor Dol Guldur; ebenso würde dies einen Weg nach Mithlond eröffnen, was wir um jeden Preis verhinden wollen.  Zusätzlich würde es dann kaum noch einen Rückzugsort für die Flüchtlinge geben," fasste Mathan zusammen.
"Auch ist es nicht im unserem Sinne mit einem Verräter in die Schlacht zu ziehen; deswegen entschieden wir uns, als wir von Widerstand erfuhren, diesen zu unterstützen," setzte Halarîn nach.
"Außerdem können wir von dem Funken der hier glimmt ein Feuer der Hoffnung schüren," schloss Mathan und wirkte sehr positiv.
"In der Tat," erwiderte Gandalf zufrieden.
Belen verschränkte die Arme vor der Brust. "Ihr seht wie erfahrene Krieger aus," sagte er abschätzend. "Zwar würde ich meine eigenen Leute auch nicht gerade als Anfänger bezeichnen, doch ist ihre Lebensspanne begrenzt. Auch wenn den Dúnedain ein längeres Leben vergönnt ist als geringeren Menschen treten sie doch eines Tages alle den Weg zu Mandos' Hallen und darüber hinaus an. Ihr beiden jedoch seid Eldar und unterliegt somit nicht solchen Einschränkungen. Eure Talente werden gut wir gebrauchen können."

Belen fasste für Mathan und Halarîn die Lage in Fornost zusammen und berichtete von den bisherigen Erfolgen des Sternenbundes: Wie sie den Aufstand im Auenland begonnen hatten und die Feste der Erben Isildurs am Abendrotsee erobert hatten. Wie sie mit Mablungs Hilfe die versiegelte Rüsthalle gefunden hatten. Wie Ardóneths Gruppe die Orks in den westlichen Vierteln besiegt hatte.
Kerry stimmte der Einschätzung Belens in ihren Gedanken zu. Mathan und Halarîn sahen wirklich aus wie Kämpfer. Ihm dort möchte ich nicht im Nahkampf gegenüberstehen, dachte sie mit einem Blick auf die beiden Schwerter, die Mathan trug. Und seine Gefährtin ist sicherlich tödlich mit dem Bogen. Ich frage mich, wie zielsicher sie auch auf große Entfernungen sein kann.
Belen unterbrach ihre Gedanken als er sagte: "Der Sternenbund ist zu klein um es allein mit den Schergen Sarumans aufzunehmen. Wir müssen die Menschen in Fornost dazu bringen, offen Widerstand gegen ihre Unterdrücker zu leisten. Die Waffen aus dieser Halle können wir an sie verteilen, doch die meisten werden nicht wissen, wie sie damit umzugehen haben. Also brauchen wir Leute, die ihnen zeigen wie's geht."
Mathan nickte. "Das Lehren kann ich übernehmen, auch wenn ich sagen muss, dass ich bis jetzt noch nie Menschen unterwiesen habe. Wenn ihr einen Freiwilligen habt, mit dem ich proben kann, dann würde das einiges erleichtern. Vorzugsweise jemand der nicht ganz so viele Kämpfe bestritten hat um die Unterschiede zwischen Mensch und Elb herauszufinden," sprach er und blickte die Anwesenden an.
"Ein Elb bewegt sich komplett anders im Kampf. Er muss lernen wie sich normale Menschen im Kampf bewegen," erklärte Halarîn den Umstehenden leise um Verwirrung zu vermeiden. "Ich kann den Leuten beibringen wie man Wunden versorgt. Die Zeit um jemanden im Bogenschießen einzuweihen würde, denke ich nicht ausreichen," sagte sie nun in die Runde.
"Nun, ich denke da wird sich jemand Geeignetes finden lassen," erwiderte Belen mit einem Seitenblick auf Kerry.

Oh, dachte sie. Er meint mich. Dabei habe ich doch schon einiges an Übung. Doch in einem ernsten Kampf um Leben und Tod war sie noch nie gewesen.
Gandalf strich sich nachdenklich durch den Bart. "Es ist das Vertrauen der Leute in der Stadt, das wir erringen müssen bevor wir sie für den Kampf ausbilden," wandte er ein. "Auch denke ich, dass wir zuallererst die Wächter der Weißen Hand an den Toren und an den wichtigsten Orten in der Stad loswerden sollten um uns frei innerhalb Fornosts bewegen zu können, wenn wir die Waffen und Rüstungen an die Menschen hier verteilen wollen."
"Wir arbeiten daran," antwortete Belen. "Zu beiden Anliegen habe ich Leute beauftragt. Schon bald wird die Stadt frei von jeglichen Dienern Sarumans sein."
Gandalf nickte. "Wir wollen hoffen, dass unsere Bemühungen von Erfolg gekrönt sind und wir auf alles, was uns Saruman in den Weg stellt vorbereitet sind."
Das hoffe ich auch, dachte Kerry. Doch Mathans Worte kamen ihr in den Sinn: den Funken der Hoffnung wollten sie zu einem großen Feuer entfachen. Ich fühle mich schon etwas hoffnungsvoller, stellte sie fest. Es scheint zu funktionieren.
Titel: Auf dem Dach der Rüstkammer
Beitrag von: Curanthor am 11. Apr 2016, 22:48
Mathan musterte die Anwesenden und konnte in den meisten Gesichtern leichte Hoffnung aufschimmern sehen. Belen wirkte gefasst, für seinen Geschmack etwas zu ernst, zu steif, zu sehr auf etwas fixiert. Für einen Anführer war es wichtig stets offen zu sein und auch mal entspannen zu können, selbst wenn es schlecht aussah um die Moral hoch zu halten. Sein Blick glitt zu der jungen Frau, die Belen zuvor angesehen hatte. Die blonden Haare waren aufwändig geflochten, das Gesicht war etwas streng aber für Menschen durchaus ansprechend.
Der Elb fragte sich wie alt sie ist und musterte den Körperbau. Wirklich muskulös war sie nicht, aber hatte Potential. Was er von Menschen wusste, dass sie schnell wuchsen und sich rasch anpassen konnten. Er beschloss, dass er ihr anbieten würde, sie persönlich zu trainieren.

Halarîn dagegen sah sich neugierig die Halle an und widmete sich weniger der Besprechung und war mehr an den Leuten interessiert. Sie bemerkte die neugierigen Blicke der jungen Frau und zwinkerte ihr schmunzelnd zu. Sie nahm sich vor mit ihr ein wenig zu reden, denn sie war ebenfalls neugierig warum sie hier gelandet war.
"Wenn ihr jemanden braucht, der ein paar der Kerle beseitigt, so stehe ich zur Verfügung. So können sich die Männer und Frauen etwas schonen.", sagte Mathan nach einer Weile und zog damit Halarîns Aufmerksamkeit wieder auf sich. Sie kannte seine Art zu kämpfen und empfand eine Spur Mitleid für seine Gegner.
"Ich könnte eine kleine Rast gebrauchen und ich denke mein Mann ebenfalls.", sagte sie und atmete tief ein und aus.
In der Tat fühlte sie sich ein wenig erschöpft und wollte sich etwas ablenken. Halarîn drehte sich zu der jungen Frau um.
"Wenn Ihr einen schönen Platz zum Entspannen kennt, könnt Ihr ihn uns zeigen? Es muss nichts zum Liegen sein, einfach etwas um die Gedanken schweifen zu lassen.", fragte sie mit einem Lächeln.
Mathan konnte tatsächlich etwas Ruhe gebrauchen und nickte zustimmend.
"Wenn die Herrschaften nichts dagegen haben, ziehen wir uns etwas zurück.", sagte er und unterdrückte ein Gähnen.
Auch war er froh, dass Halarîn die "Freiwillige" gefragt hatte, denn so konnte er sie nochmals fragen, aber diesmal ohne Belens Anwesenheit. Er wollte keinen Zwang und Sinn machte es nur, wenn sie es auch wollte.
Das Mädchen folgte ihnen durch den Türrahmen in den Gang. Sie trug einen schwer zu deutenden Ausdruck im Gesicht, doch in ihren Augen schimmerte so etwas wie Entschlossenheit.
"Hier unten werdet ihr kaum Raum zum Entspannen finden," sagte sie. "Ständig laufen Waldläufer durch. Sie sind sehr beschäftigt, müsst ihr wissen. Es gibt so viel zu tun in dieser Stadt. Deshalb ist mein Lieblingsort oben auf dem Dach - unterhalb der großen Kuppel ist ein flaches Stück, ungefähr doppelt so groß wie der Raum aus dem wir gerade kamen. Dort kann man wunderbar die Beine baumeln lassen und den Kopf frei bekommen. Kommt mit, ich zeige euch den Weg!"
Sie hüpfte davon und schaffte es, gleichzeitig anmutig und etwas verspielt zu wirken.Mathan und Halarîn folgten ihr geschwind und sahen sich kurz an. Ihre Führerin erinnerte sie wenig an ihre Tochter, als sie noch bei ihnen war. Nach ein kurzen Weg traten sie auf das Dach. Ihnen bot sich ein leicht bedrückendes Bild. Die kahlen, kalten Wänder der zerstörten Häuser ragten stumm in den Himmel, vereinzelt standen zerbrochene Pfeiler wie Zahnstummel in den Ruinen und deuteten auf größere Gebäude hin. In etwas Entfernung konnte man die Lagerfeuer der Flüchtlinge erkennen, sowie viele Stoffdecken gegen den Wind. Die drei setzten sich auf den Rand des Dachs und genossen die Ruhe.
"Das erinnert mich an meine Jugend.", sagte Mathan grinsend und ließ die Beine hin und her schaukeln. "Nur wurde ich immer angefaucht wenn ich das gemacht habe."
Halarîn lachte und schaukelte ebenfalls mit ihren Beinen. " Bei mir gab es so etwas nicht.", sagte sie und wirkte etwas fasziniert. Die beiden Elben blickten zu ihrer Gastgeberin. "Wir duzen uns einfach. Sag, bist du hier oft?", fragte Halarîn interessiert und legte ihren Bogen hinter sich.
Mathan schnallte seine Schwerter ab und legte sie ebenfalls hinter sich aufs Dach.
Titel: Eine Unterhaltung mit Elben
Beitrag von: Fine am 12. Apr 2016, 00:30
Kerry lehnte sich zurück und stüzte sich auf ihren Ellbogen ab. Die helle Mittagssonne blendete sie, erwärmte ihr Gesicht aber auf angenehme Art und Weise. Sie blinzelte und blickte zu Halarîn hinüber, die neben ihr saß.
"Es ist für mich der schönste Ort Fornosts," beantwortete sie die Frage. "Hier kann ich dem hektischen Alltag des Sternenbundes für einige Zeit entfliehen."
Sie machte eine Pause und zupfte gedankenverloren an den blonden Strähnen herum, die ihr über die Schultern fielen.
"Deine Jugend liegt bestimmt schon viele Jahre zurück," sagte sie in Mathans Richtung. "Ihr Elben lebt so lange. Wie könnt ihr euch da nur an alles erinnern? Ich bin gerade einmal dreiundzwanzig und habe schon so vieles aus meiner Kindheit vergessen. Und euch sehe ich an, dass ihr schon einiges erlebt haben müsst. Wie ist es euch ergangen? Was macht ihr hier?"
Die Fragen sprudelten aus ihr heraus ohne dass sie es unterbinden konnte.
Stopp! Du wirst sie noch vergraulen, schoss es ihr durch den Kopf.
Dem Elb schlich sich ein flüchtiges Grinsen ins Gesicht.
"In der Tat, auch wenn ich damals ausgesprochen unelbisch war und einigen Leuten ab und an auf den Nerv gegangen bin," erzählte er vergnügt.

Die beiden schien es nicht zu stören, dass sie so viele Fragen hatte, denn Halarîn erklärte ein paar Dinge:
"Nunja, an wirklich alles kann ich mich jetzt nicht erinnern, es sind eher die Erinnerungen an denen starke Emotionen hängen. Ich könnte zum Beispiel jetzt nicht sagen, was ich vor fünfhundert Jahren zum Frühstück gegessen habe. Aber falls dir die Schlacht von Dagorlad etwas sagt... wir waren dort und erinnern uns beide sehr gut daran. Manchmal ist es nicht schön wenn man nicht einfach die Hälfte vergessen kann, die man nicht im Kopf haben will."
Ihre Stimme war ruhig, auch ihre Hände lagen bewegungslos da, als sie von der Schlacht sprach: "Den Tod unseres Hochkönig Gil-galad wird uns immer im Gedächtnis bleiben, oder die vielen anderen Elben, die während des Gefechts gefallen sind." Ihre Stimme klang nun trauriger.
"Oder die anderen Opfer, die in der darauf folgenden Belagerung von sieben Jahren ihr Leben verloren hatten," ergänzte ihr Mann.
Für eine kurze Zeit trat Stille ein und jeder hing seinen Gedanken nach.

"Wir sind viel durch Mittelerde gereist," sagte Mathan nach einer Weile.
Er streckte sich und strich sich durchs Haar, Halarîn gähnte heimlich.
"Wir waren im Land jenseits der Wüste von Harad, tief im Süden. Dort gibt es ebenfalls Menschen aber sie sind anders als hier. Schwer zu beschreiben, aber dort gibt es sehr leckere Äpfel," erzählte sie und kicherte.
"Und Apfelwein," sagte Mathan mit einem Grinsen und stupste seiner Frau in die Seite. Sie drückte seinen Arm herab und warf ihm einen tadelnden Blick zu, während sie weiter erzählte: "Du hast uns gefragt, was wir hier machen. In erster Linie helfen wir den freien Völkern und behindern Saruman so viel wir können". Sie warf sich ihre langen Haare über die Schultern.
"Wir haben für eine lange Zeit in Lórien gewohnt," warf Mathan. Halarîn nickte und fuhr fort: "Ein anderer Grund ist, dass wir unserer Tochter beschützen wollen, die in Mithlond weilt. Natürlich ist sie erfahren genug um sich selbst zu schützen, aber eine Armee ist schon etwas anderes. Wenn wir den Schlag spätestens hier nicht abfangen, dann wird Sarumans Arm sie dort erreichen können."
"Deshalb schneiden wir ihn hier ab und verhindern, dass er sich weiter ausbreitet. Es ist Zeit, dass die Freien Völker wieder aus ihrer defensiven Stellung herauskommen. Ein letztes mal aufstehen und für die Unabhängikeit kämpfen, das haben wir bereits vor sehr lange Zeit getan und da war Sauron persönlich unterwegs. Und es hat funktioniert. Es kann auch wieder klappen.", fügte Mathan mit einer grimmigen Miene hinzu.
Halarîn nickte und rieb Kerrys Rücken sehr einfühlsam.
"Ich denke, wir sollten sie nicht zu sehr überfallen. Keine Sorge, es wird schon alles gut gehen. Doch sag, wie sollen wir dich rufen? So wie deine Begleiter dich vorgestellt haben? Und wenn du noch Fragen hast, zögere sie nicht sie zu stellen," sagte sie feundlich.

Kerry blieb einen Moment still, überwältigt von den vielen neuen Eindrücken und Erzählungen der Elben. Sie wusste nicht recht, wie sie darauf reagieren sollte und legte etwas nervös die Hände in den Schoß.
"Ich mag Äpfel," sagte sie schließlich. Mathan und Halarîn lachten, was Kerry ermutigte, weiter zu sprechen.
"Ihr könnt mich Kerry nennen - das ist kurz für Kerevalline. Das tut jeder hier. Zwar ist es nicht der Name, den meine Eltern mir gaben, doch darunter kennt man mich hier im Norden."
Sie machte eine weitere Pause und blickte in Halarîns freundliches Gesicht. Die Elbin vermittelte ihr das Gefühl, dass Kerry sich ihr öffnen und anvertrauen konnte. Seltsam, dachte sie. Es ist, als könnte sie in mich hineinblicken. Und ich fühle mich nicht unwohl dabei.
"Ihr beiden seid also echte Abenteurer, was? Habt in großen Kriegen gekämpft und viele fremde Länder bereist, nehme ich an. Ihr wisst, wie man mit Situationen wie dieser zurecht kommt - wenn man auf eine Schlacht wartet, der man nicht entgehen kann. Stimmt's?"
Sie wollte die Elben mit Namen ansprechen doch ihr Gedächtnis ließ sie wieder einmal im Stich. "Verzeiht mir, doch ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ihr heißt... ich bin nicht so gut mit Namen," erklärte sie errötend.
"Das ist nicht schlimm. Ich bin Halarîn.", sagte die Elbin freundlich.
"Und ich Mathan.", sagte er mit einem Zwinkern und fuhr fort: " Ja, so könnte man uns beschreiben: echte Abenteurer, ständig auf der Suche nach Neuem." Er lachte leise und wurde wieder ernst.

"Wenn man auf eine Schlacht wartet, der man nicht entgehen kann gibt es viele Möglichkeiten sich darauf vorzubreiten. Aber ganz wichtig ist es, das hier zu tun." Er setzte sich bequem hin und gähnte ausgiebig.
"Entspannen," erklärte Halarîn schmunzelnd.
"Ein ausgeruher Krieger ist doppelt so viel wert wie ein müder und angespannter. Ich habe meine Männer immer angehalten, am Tag zuvor nichts tun, Faulenzen auf Befehl sozusagen. Aber davor haben wir trainiert und uns so gut es geht darauf vorbereitet."
Der Elb überlegte eine Weile und schien sie wie zuvor in der Halle unten genau zu mustern.
"Wenn du möchest, Kerry, kann ich dich persönlich trainieren - sogesehen als Schülerin. Das ist nur ein Angebot, aber ich denke, dass einiges in dir steckt. Zumindest sagt mir das mein Gefühl als Hauptmann," bot er an und lächelte freundlich.
"Es ist nicht schlimm wenn du nicht willst. Ein Probetraining um die Unterschiede zwischen Mensch und Elb herauszufinden würde uns trotzdem helfen. Natürlich freiwillig, ohne das jemand befiehlt," sagte Halarîn ergänzend und nickte.
"Danke," rutschte es Kerry heraus. "Das wäre schön. Von jemandem mit so vielen Jahren an Erfahrung kann sich bestimmt viel lernen."
Ich hoffe immernoch, dass ich solches Wissen nicht anwenden muss, stellte sie fest. Ich bin keine Kämpferin und will in keine Schlacht ziehen. Aber es muss diesmal sein. Diesmal laufe ich nicht davon. Diesmal stelle ich mich dem Schatten.
Ein entschlossener Ausdruck trat auf ihr Gesicht und sie streckte den Rücken durch. "Ja," sagte sie. "Du kannst es mir beibringen, Schwertmeister. Und du..." sie wandte sich an Halarîn, "Du... Halla... hmm.." Kerry stockte. Halla? Ja, so werde ich dich nennen. Das wird gehen.
"Also, Halla, was wirst du tun? Ich würde mich freuen, hin und wieder Zeit mit dir zu verbringen. Du kannst mir bestimmt noch viele Geschichten von euren Reisen erzählen."
Titel: Ein kleiner Übungskampf
Beitrag von: Curanthor am 4. Mai 2016, 05:39
Ein entschlossener Ausdruck trat auf ihr Gesicht und Kerry streckte den Rücken durch. "Ja," sagte sie. "Du kannst es mir beibringen, Schwertmeister. Und du..." sie wandte sich an Halarîn, "Du... Halla... hmm.." sie stockte. Während die Elbe sie erwartungsvoll anblickte.
"Also, Halla, was wirst du tun? Ich würde mich freuen, hin und wieder Zeit mit dir zu verbringen. Du kannst mir bestimmt noch viele Geschichten von euren Reisen erzählen."

Etwas verwirrt von dem Spitznamen sah sie zu Mathan, der nur mit den Schultern zuckte. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. Oh ja, sehr komisch!, dachte sie säuerlich und lächelte Kerry an.
"Nun, zuerst will ich meinem Mann mal auf die Finger klopfen, da er etwas gesagt hatte, was eigentlich unter uns bleiben sollte."
Sie stand auf, ging zur Treppe und verschwand für ein paar Augenblicke. Mathan blickte in der Zeit auf die Stadt und beobachtete mehrere Mitglieder des Sternenbundes, die in der Zeit ein- und ausgingen.
"Es freut mich, dass du mein Angebot angenommen hast.", sagte er unvermittelt und blickte zu Kerry. "Ich kann verstehen wenn du das Wissen so wenig wie möglich anwenden willst, aber...", er zog seine beiden Schwerter und legte die matten Klingen zwischen sie beide. "Dies hat mein Vater für mich geschmiedet; als er starb und meine Heimat vernichtet wurde, da wollte ich nie wieder ein Schwert anpacken.", er schüttelte den Kopf. "Aber man kann nicht vor den Dingen davonlaufen, alles holt einen irgendwann ein. Auf dem Tag folgt die Nacht, aber auch die Dunkelheit muss irgendwann der Sonne wieder weichen. Falls du einmal am Meer warst, die Gezeiten sind das beste Beispiel: Bei Flut steigt das Wasser, aber bei Ebbe weicht es zurück."
Hinter ihnen polterte es und Halarîn erschien auf dem Dach, zwei gepolsterte Übungsschwerer in der Hand, davon war Eines heruntergefallen.
"Denk daran, wer den Bär in die Ecke drängt bekommt Probleme.", sagte er zwinkernd und stand auf.
"Aber zu erst wirst du deine erste Trainingsstunde erhalten.", ergänzte Halarîn und warf ihrem Mann eines der Übungsschwerter zu.
Er fing es geschickt auf und schwang es leicht zur Seite, auf und ab.
"Die Waffe ist sehr kopflastig, dann musst du am Griff weiter vorn anfassen. Eigentlich sollte man in diesem Falle die Waffe wechseln. Gut ausbalancierte Schwerter haben den Schwerpunkt etwa ein paar Fingerbreit über dem Griff.", erklärte er Kerry und wirbelte das Schwert herum.
"Kopflastige Waffen sind gut als Reiterwaffen geeignet aber ich denke das weißt du schon.", er band sich sein Haar nach Hinten und die beiden Elben begannen sich zu umkreisen, die Waffen leicht erhoben.
"Im eigentlichen Kampf hast du dafür meist keine Zeit aber es ist gut auf die Beinbewegung zu achten.", murmelte der Krieger und musterte Halarîn aufmerksam.
Sie begann mit einem Ausfallschritt, den Mathan konterte, indem er sich in sie hineindrehte. Sein Ellenbogen sauste heran und grade noch konnte sie rechtzeitig unter ihm runter tauchen. Einen Kniestoß gegen ihren Magen fing sie umständlich mit der flachen Seite der Waffe ab.
Mathan sprang zurück und parierte einen flachen Hieb, der mit einer scharfen Waffen ein paar Haare erwischt hätte. Es folgte eine Reihe von Angriffen, die er entweder auswich oder von der gepolsterten Klinge abgleiten ließ.
"Versuche nie einen direkten Hieb zu blocken.", sagte er und machte einen Schritt zur Seite, ein Luftzug striff sein Ohr. Diesmal holte Halarîn etwas weiter aus und ließ die Waffe von Oben auf ihn herabsausen. Mit einem dumpfen Knall trafen die Übungswaffen aufeinander. Die Beiden standen sich gegenüber und starrten sich an.
"Einem Kräftemessen wärst du nicht gewachsen.", erklärte er weiter.
Er drückte nun mit aller Kraft gegen die Klinge Halarîns, sodass seine Muskeln hervortraten. Einem kurzen Moment hielt sie stand, knickte aber dann ein und er verpasste ihr einen Tritt, der sie auf den Boden schickte.
Sie funkelte ihn wütend an, wärend er seiner Frau auf die Beine half.
"Natürlich würde ein echter Kampf nie so ablaufen, aber der Kern der Sache war, dass du auf keinen Fall einen direkt Schlag blockst.", sagte er nachdrücklich zu Kerry und ließ das Übungsschwert fallen.
"Im echten Kampf hat man selten ebenbürtige Gegner.", ergänzte Halarîn böse, die nun ihren Bogen in der Hand hielt.
Mathan reagierte sofort und machte einen Satz nach vorn. Der Pfeil verfehlte knapp seine Schulter, einen zweiten wich er mit einer Rolle aus und griff dabei nach seinen beiden Schwertern. Halarîn spannte die Sehne erneut, was ihn die Waffen sinken ließ. Er wechselte zum umgekehrten Griff bei einem der Schwerter.
"Für Menschen wirds nun schwer, mach das nicht nach.", sagte er und Halarîn ließ ein gemeines Grinsen aufblitzen.
Der Pfeil glitt von der Sehne wärend Mathan einen diagonalen Schritt nach vorn machte. Mit der Linken, die das umgekehrte Schwert trug schlug er den Pfeil aus der Bahn und mit der rechten Waffe bedrohte er Halarîn Beine, bereit zum Stich.
"Bogenschützen in den Nahkampf zwingen, ausweichen oder wegrennen.", sagte Halarîn schmunzelnd, die gar nicht mehr so grimmig aussah.
Mathan schmunzelte ebenfalls. "Wenn du mehr sehen willst Kerry, wir machen heute Abend ein kleines Sparring um in Form zu bleiben, du kannst gern mal vorbeischauen. Vielleicht zeigt dir Halarîn etwas, das mal nicht mit Kämpfen zu tun hat.", schlug er zwinkernd vor und schob die Schwerter in die Scheiden auf seinem Rücken.
"Aber nur wenn du willst.", fügte die Elbe mit leichter Scheu hinzu und huschte die Treppe hinab, Mathan ihr folgend.
Titel: Neuen Spuren nach
Beitrag von: Fine am 5. Mai 2016, 00:16
Kerry blieb noch ein Weilchen alleine auf dem Dach stehen, alleine mit ihren Gedanken.
Die Vorstellung der Elben hatte sie tief beeindruckt. Mathan und Halarîn hatten sich gleichzeitig kraftvoll und anmutig bewegt und schienen stets genau zu wissen, in welche Richtung sie sich drehen und worauf sie ihre Klingen richten mussten.
Sie sind sicherlich viele tausend Jahre alt, erinnerte sie sich. In dieser Zeit lernt man wohl das eine oder andere über den Schwertkampf.

Sie löste ihren Zopf und begann, ihn auf eine etwas kompliziertere Art neu zu flechten. Mit dem Rücken an die große Kuppel der Rüsthalle gelehnt ließ sie den Blick zum wolkenlosen Himmel gleiten. Die helle Sonne wärmte ihr Gesicht und ließ sie sich entspannen. Doch da erregte ein kleiner, dunkler Punkt im hellen Blau des Horizonts ihre Aufmerksamkeit. Sie kniff die Augen zusammen und verfolgte den Fleck, der sich schnell zu bewegen schien.
Ob das der Adler ist? fragte sie sich. Kurz darauf konnte sie mehr erkennen und stellte fest, dass sie richtig gesehen hatte. Der majestätische Vogel flog in große Höhe über Fornost hinweg, und als sein Schatten Kerry streifte hörte sie von fern den Schrei des Adlers. Er klingt irgendwie besorgt, dachte sie, obwohl sie natürlich keine Worte sondern nur einen Vogelruf gehört hatte. Sie beschloss, Gandalf zu finden.

Der Zauberer hatte auf der Rückseite der alten Rüsthalle ein kleines, fensterloses Zimmer bezogen, das von oben bis unten mit alten Schriftrollen und Büchern vollgestopft war. Einige davon waren von Ardóneth aus der Schatzkammer unter dem Palast der Könige geborgen worden, andere hatten die Waldläufer aus der Feste am Abendrotsee mitgebracht, und wieder andere waren bereits hier gewesen als der Sternenbund nach Fornost gekommen war. Gandalf war im Licht mehrerer großer Kerzen in ein altes Buch vertieft, dessen Seiten vergilbt und kaum leserlich waren.
Als Kerry eintrat blickte der Zauberer auf und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
"Hallo, Kerry," sagte er einigermaßen gut gelaunt.
"Gandalf," erwiderte sie hektisch. "Ich hab' den Adler gesehen."
"Rovallír? Bist du dir sicher?"
"Ich weiß nicht, ob es derselbe war wie der, mit dem du gesprochen hast," antwortete Kerry. "Er ist nicht gelandet sondern überflog die Stadt in westlicher Richtung."
Gandalf nickte nachdenklich. "Das kann viele Gründe haben. Der Windfürst hat viele Vasallen, die Kunde aus fernen Ländern für ihn einholen."

Bevor er weitersprechen konnte kam einer der Dúnedain des Sternenbundes in den Raum gestürzt.
"Mithrandir!" rief er außer Atem. "Eilt Euch! Aravorn II. schickt nach euch."
"Er schickt nach mir?" wiederholte Gandalf mit einer Mischung aus Verwunderung und Verärgerung in der Stimme.
"Er benötigt euren Ratschlag und eure Weisheit," erklärte der Wadläufer.
"Nun gut," sagte Gandalf und erhob sich. Gemeinsam mit Kerry folgte er dem Mann in Belens Ratszimmer. Dort warteten bereits Mírlinn, Ardóneth und Avaron bei Belen, der mit dem Rücken zur Tür stand und aus dem Fenster hinaus blickte.
Als Gandalf und Kerry eintraten drehte er sich um, einen zufriedenen Ausdruck im Gesicht.
"Die Stadt ist unser, Mithrandir," begrüßte er den Zauberer.
"Erklärt das," wollte Gandalf wissen.
"Seit Ardóneths Sieg im Palast der Könige sind die Schergen Sarumans in Unordnung. Sie haben ihre Anführer verloren und sich in ihre Schlupfwinkel verkrochen. Und gerade jetzt wo wir hier miteinander sprechen zieht sich ein großer Teil der verbliebenen Männer der Weißen Hand nach Süden zurück. Sie fliehen, Mithrandir! Fornost ist frei!"
"Noch nicht ganz," warf Ardóneth ein. "Elrádan hat mir berichtet, dass sich diejenigen, die nicht fliehen, im westlichen Stadtviertel sammeln. Wenn wir schnell zuschlagen erwischen wir sie alle auf einem Haufen," fügte der Dúnedain-Hauptmann hinzu.
"Das sind gute Neuigkeiten," sagte Gandalf.
"In der Tat," ergriff Belen erneut das Wort. "Wir werden den Banditen in Diensten Sarumans keine Gelegenheit lassen um sich zu verschanzen. Ardóneth wird alle kampfbereiten Dúnedain mitnehmen und ihren Widerstand brechen. Dann wird niemand mehr unseren Anspruch auf Fornost bestreiten."
"Wie du befiehlst," sagte Ardóneth und ging hinaus. Zweifellos würde er den Angriff vorbereiten.
"Was ist mit jenen, die nun nach Süden fliehen?" überlegte Gandalf. "Sollten sie nicht verfolgt werden? Was, wenn sie Verstärkung rufen?"
"Der Sternenbund braucht jede Klinge bei Ardóneths Angriff," erwiderte Belen. "Wir können keine Leute erübrigen. Sollen die Feiglinge doch fliehen! Fornost ist unser, und wir werden es uns nicht wieder nehmen lassen!"

Es schien offensichtlich, dass Belen seine Meinung nicht ändern würde, obwohl Gandalf es noch eine Weile lang versuchte.
"Wenn Ihr meinen Rat das nächste Mal ersucht, solltet ihr auch offen für Vorschläge sein," sagte er schließlich ungehalten und verließ den Raum. Kerry folgte ihm während die Dúnedain zurück blieben und weiter über die endgültige Befreiung Fornosts sprachen.
"Er hat sich verändert," sagte Gandalf geradezu zornig während er durch die Halle eilte. "Ich befürchte, sein Streben nach Rache an Saruman und dessen Dienern hat seine Entscheidungen verzerrt. Blut zu vergießen ist nicht immer die Lösung."
Kerry hatte Mühe, mit dem Zauberer Schritt zu halten.
"Gandalf, warte," rief sie schließlich als dieser die Tür zu seinem kleinen Zimmer erreicht hatte. Er drehte sich zu ihr um.
"Ich könnte gehen," sagte sie leise.
Gandalf zog eine Augenbraue nach oben.
"Schau' mich nicht so an, Gandalf," fuhr Kerry fort. "Du weißt, was ich meine. Ich kann den Spuren der Leute folgen, die heute aus der Stadt geflohen sind. Ich kann herausfinden, wohin sie gehen und ob sie mit Verstärkung zurückkehren werden."
Der Zauberer blieb noch einen Moment still. Dann schaute er Kerry mit einem stechenden Blick in die Augen.
"Du bist gewachsen, Mädchen. Ich sehe jetzt, dass es gut ist, dich dabei zu haben. Celebithiel hat das schon im Alten Wald erkannt. Du willst gehen und diese Verantwortung tragen? Dann geh! Geh und finde heraus, was auf dem Grünweg vor sich geht."
"Ich breche noch heute auf!" antwortete Kerry entschlossen.
"Du, Kerry, ganz allein gegen die Schergen Sarumans?" sagte eine belustigte Stimme hinter ihr. Sie wirbelte herum und fand sich Rilmir gegenüber.
"Dúnadan? Was...?" stammelte sie.
"Ich komme mit dir," erklärte Rilmir lächelnd. "Und ich weiß auch schon, wohin unsere Freunde geflohen sind. Haleth verfolgt bereits ihre Fährte und wird uns geradewegs zu ihnen führen. Komm, wir haben keine Zeit zu verlieren!"
"Viel Glück, meine liebe Kerry," verabschiedete sich Gandalf.

Na großartig, dachte Kerry. Dem Dúnadan und seiner Geliebten aus dem Weg zu gehen hat wirklich gut geklappt. Und wie erkläre ich nun meinem Schwert-Lehrer und Halla, dass ich plötzlich verschwunden bin?
Glücklicherweise trafen sie die beiden Elben am Eingang, und Rilmir erzählte Mathan und Halarîn von ihrer Mission.
"Viel Glück, Kerry!" wünschte Halarîn ihr.
"Wir können dein Training fortsetzen, wenn du zurückkehrst," sagte Mathan.
Die beiden Elben gingen davon, um sich dem Angriff anzuschließen.
Kerry folgte Rilmir durch die nun gespenstisch leeren Hallen der Rüstkammer. Die meisten Dúnedain waren bereits unter Ardóneths Kommando abgezogen.
"Bevor wir geh'n," sagte Rilmir und hielt sie am Arm fest. "Ich hab' hier was für dich."
Er zog einen kleinen Stoffbeutel hervor. Als Kerry hineinspähte konnte sie ihren Augen kaum trauen. Zwei Diamant-Ohrringe von makelloser Schönheit funkelten im Sonnenlicht.
"Für mich?" fragte sie ungläubig.
"Ardóneth fand sie in der Schatzkammer der Könige. Er sagte, sie würden dir sicher gut stehen," erklärte Rilmir und setzte sich wieder in Bewegung.
Verwirrt steckte Kerry die Ohrringe in ihrer Tasche und folgte ihm auf dem Grünweg nach Süden.


Mathan und Halarîn in die Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg438024.html#msg438024)
Kerry, Haleth und Rilmir zum Grünweg (https://modding-union.com/index.php/topic,15597.msg438148.html#msg438148)
Titel: Tränen
Beitrag von: Fine am 9. Okt 2016, 00:14
Kerry von den Straßen Fornosts (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg446805.html#msg446805)


"Kerry, komm mit! Es gibt viel zu tun!", rief Mírlinn und riss Kerry aus ihren Gedanken.
Sie war endlich an ihren Lieblingsort in Fornost zurückgekehrt - das Dach der alten Rüsthalle - und hatte die Beine baumeln lassen und sich von der warmen Sommersonne die Nase kitzeln lassen. Doch ehe sie richtig hatte zur Ruhe kommen können war sie von Mírlinn unterbrochen worden.
"Was gibt es denn, Mira?" fragte sie.
"Mirlinn," verbesserte die Waldläuferin. "Wirst du dir das jemals merken können?"
Kerry streckte ihr die Zunge heraus. "Ihr Dúnedain habt nunmal einfach komplizierte Namen. Namen wie Gandalf, Pippin oder Aldoc, also das sind Sachen, die ich mir sofort merken kann."
Mírlinn lachte. "Gandalf kannst du dir merken? Was soll daran leichter sein als Rilmir oder Belen? Ganz zu schweigen von meinem Namen."
"Gandalf ist nun einmal einfach.... er ist..." sie suchte nach dem richtigen Ausdruck, dann fuhr Kerry fort: "Er sieht einfach nach einem Gandalf aus. Genauso wie Merry nach Merry und Pippin nach Pippin aussieht. Die Namen passen wie angegossen."
Die Waldläuferin setzte eine gekränkte Miene auf. "Du findest also, dass mein Name nicht zu mir passt? Er bedeutet "Singendes Juwel", das passt wunderbar, denn meine Stimme ist ein Wohlgenuss und meinem Anblick kommen höchstens exquisite Juwelen gleich." Sie grinste breit.
"Hör' nicht auf diese Angeberin," sagte Rilmir, der in Begleitung Haleths das Dach betreten hatte.
"Oh, Rilmir, welch ein Zufall dass Haleth auch hier ist," wandte sich Mírlinn nun an die Neuankömmlinge. "Ihr beiden seid ja in letzter Zeit schwerer voneinander zu trennen als ein Zwerg von einer Mithril-Ader!"
Kerry verzog das Gesicht. Der Stich in ihrem Herzen war immer noch da. Mírlinn hatte Recht: Rilmir und Haleth zeigten ihr Verhältnis nun offen und waren seit der Rückkehr nach Fornost unzertrennlich gewesen - auch nachts.
"Der freche Vogel fängt sich allzu oft einen Pfeil ein," sagte Haleth mit einem Lächeln und erhobenem Finger. "Gib acht, liebe Mírlinn, dass dir nicht Ähnliches widerfährt!"
"Oho, nun droht ihr mir also?" lachte die Angesprochene und steckte damit den Rest der Gruppe an - sogar Kerry konnte ein Grinsen nicht mehr unterdrücken.

Sie halfen einige Zeit dabei, Schwerter und Äxte aus den Tiefen der Waffenkammer auf einen der kleineren Plätze in der Nähe der Rüsthalle zu tragen, doch Kerry begann, sich unwohl zu fühlen. Als ihre Leistengegend zu schmerzen begann, verstand sie, was los war.
Nein nein nein, dachte sie und biss die Zähne zusammen. Nicht jetzt. Nicht heute!
Doch es half nichts. Sie verbrachte den Rest des Tages eingerollt in mehrere Decken im Schlafraum der Frauen des Sternenbundes und wollte nur noch alleine sein. Rilmir kam vorbei, um nach ihr zu sehen, doch sie schickte ihn mit den Worten: "Sieh zu, wo du dich nützlicher machen kannst als hier, Dúnadan," davon. Ein wenig später fand Ardóneth sie, als sie mit leerem Blick an die Wand starrte.
"Was ist denn los, Kerry?" fragte er leise.
"Lass' mich in Ruhe, Ardan," gab sie gereizt zurück.
Er hob verwundert die Brauen. "Mein Name ist..."
"Sei still. Ich will alleine sein. Verschwinde!" zischte sie.
"Ich wollte nur nach dir sehen," antwortete er betroffen.
"Ich brauche niemanden der nach mir sieht. Ich bin kein Kind mehr. Geh weg und lass' mich in Frieden." Den letzten Teil des Satzes spie sie geradezu aus.
Ardóneth rückte von ihr ab, sichtlich getroffen. "Wie du willst," sagte er. Er drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort.

Es dauerte nur wenige Minuten bis es Kerry bereits leidtat und sie sich einsam fühlte. Da sie zuvor alle weggeschickt hatte und sie sich nicht in der Lage fühlte, aufzustehen blieb ihr nichts anderes übrig, als mit ihren Gedanken und ihren Schmerzen alleine zu bleiben. Und diese wurden schlimmer. Der Schmerz kam in Wellen und ließ sie sich verkrampfen und die Hände zu Fäusten zu ballen. Glücklicherweise hatte sie frisch Leinentücher bereitgelegt um die Rückstände zu beseitigen.
Als die Schmerzen endlich abklangen nahm zog sie sich aus und wusch sich im kalten Wasser des Zubers, der in der Ecke des Raumes stand. Sie war ausgelaugt, müde, und ärgerte sich darüber, den Tag in ihrem Zimmer verschwendet zu haben während in der Stadt große Betriebsamkeit herrschte und überall helfende Hände gebracht wurden. Kerry kam sich sehr selbstsüchtig vor. Als sie so auf ihrer Matratze lag und nachdachte gelang es den Ereignissen in Bree, erneut an die Oberfläche zu kommen. Verarbeitet hatte sie es noch lange nicht.
Du dummes, dummes Mädchen, dachte sie. Hier liegst du und versinkst im Selbstmitleid während sich deine Freunde auf einen Krieg vorbereiten. Werd' endlich erwachsen!
"Sei nicht allzu hart mit dir selbst, Déorwyn" sagte eine leise, beruhigende Stimme. Kerry drehte den Kopf in ihre Richtung und fand Gandalf im Türrahmen stehend vor.
"Gandalf," setzte sie an, doch der Zauberer brachte sie mit einem Wink zum Schweigen. Er setze sich neben sie und begann, sich ungerührt seine Pfeife zu stopfen.

"Ich erinnere mich an dich," sagte er nachdem er einige Augenblicke Rauchringe in die Luft aufsteigen gelassen hatte. "Ich erinnere mich an das junge Mädchen in Meduseld, dessen Augen den ganzen Weg bis zu Théodens Thron auf mich geheftet waren. Was hast du damals dort gemacht?"
"Ich... ich habe meinen Vater besucht," stammelte Kerry, überrascht von der Frage. "Er war... einer der Gardisten des Königes."
"Nun, meine Liebe, erinnerst du dich daran, was du mir im Alten Wald an den Kopf geworfen hast?" wollte Gandalf wissen.
Kerry blickte zu Boden. "Dass du verblasst bist," antwortete sie leise.
"Und damit hattest du Recht, Mädchen," stellte Gandalf fest. "Doch inzwischen ist einige Zeit vergangen und ich habe das Gefühl, mich so langsam wieder dem Gandalf zu nähern, den du in Edoras gesehen hast."
"Wovon sprichst du, Gandalf?" wollte Kerry verwirrt wissen.
Der Zauberer warf ihr einen langen, prüfenden Blick zu. "Ich meine damit, dass es immer Zeiten geben wird, in denen es uns schlecht geht, so wie es mir in Isengard und im Alten Wald schlecht ging und dir heute hier." Er ließ einen weiteren Ring in die Luft aufsteigen. "Eigentlich kam ich, um dir das hier zu geben."
Er reichte ihr einen Trinkschlauch, der ein wohlriechendes Aroma verbreitete als Gandalf den Verschluss öffnete. "Das wird gegen die Schmerzen deines Körpers helfen," erklärte Gandalf. "Doch gegen den Schmerz hier drin," er tippte gegen ihre Stirn, "wird er leider wirkungslos sein. Du musst dich diesen Gedanken stellen und mit jemandem darüber sprechen."
"Ich spreche ja gerade mit dir," stieß sie hervor.
"Und es ist gut, dass du das tust. Doch meine Zeit hier ist kostbar, und ich bin nun schon länger hiergeblieben als ich vorgehabt habe. Ich muss dafür sorgen, dass die Menschen in Fornost den kommenden Sturm überstehen."
"Ich verstehe," hauchte Kerry.
"Du weißt bereits, mit wem du sprechen solltest," riet ihr der Zauberer und wandte sich zum Gehen. "Lass' die Gedanken zu. Stell' dich ihnen. Und dann hole dir Hilfe. Um der Sterne Willen, liebe Kerry, nichts würde mich derzeit mehr erheitern als einen deiner närrischen Sprüche zu hören. Enttäusche mich also nicht! Du bist stärker, als du es dir zutraust."

Sie blieb noch einige Zeit alleine liegen und dachte über Gandalfs Worte nach, doch mehr und mehr drängten sich die Ereignisse im Tänzelnden Pony in ihren Kopf. Und endlich, endlich ließ sie die Emotionen zu und Tränen liefen ihr über die Wangen, die Decken, in die sie gehüllt war, befeuchtend. So saß sie schluchzend mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und stellte sich dem Fakt, dass sie dazu imstande gewesen war, einen anderen Menschen umzubringen...
Titel: Ein Schatten zieht herauf
Beitrag von: Fine am 12. Okt 2016, 15:25
Kerry hatte nicht bemerkt wie sie eingeschlafen war; sie driftete ohne es zu wissen in einen Traum ab. Darin lief sie federnd durch die Straßen einer Stadt mit hellen Gebäuden, deren Bewohner Grün-, Grau- und Brauntöne trugen. Ihre nackten Füße glitten über die steinernen breiten Stufen, die von der Oberstadt zum Hafen hinunter führten. Der Wind blies ihr ins Gesicht als sie das Ufer erreichte. Vor ihr breitete sich das Meer aus. Auch wenn sie es nur aus Geschichten und Erzählungen kannte hatte sie das Gefühl, schon einmal an Belegaers Stränden gestanden zu haben. Die Sonne, die gerade ihren höchsten Stand erreichte, ließ sie blinzeln und eine wohlige Wärme breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie ließ sich fallen und kam im weichen Gras auf, das hier im Hafen wuchs. Kerry wunderte sich nicht darüber. Sie legte die Arme hinter den Kopf und schloss die Augen.

Als sich ein Schatten über ihr Gesicht legte und ihre Ruhe störte, öffnete sie das rechte Auge, doch mehr als den Umriss eines Mannes konnte sie nicht erkennen. Kerry streckte sich und rappelte sich auf. Es war Rilmir, der sie lächelnd anblickte.
"Was tust du hier, Dúnadan?" fragte sie.
"Dasselbe wie du, Kerry. Wir beginnen hier unsere Reise," gab der Waldläufer zurück. Seine Stimme klang seltsam hohl.
"Unsere Reise? Ich verstehe nicht...." sagte Kerry, doch als sie Rilmir erneut anblickte hatte sich sein Gesicht verändert. Die braunen Haare waren nun schwarz, die Gesichtszüge feiner, der Bart verschwunden. Sie blickte in das Gesicht eines ihr unbekannten Elben, dessen Blick sie mit einer eisigen Kälte erfüllte.
"Wer... wer bist du?" stammelte sie.
Doch ihr Gegenüber gab keine Antwort. Stattdessen schoss seine Hand vor und packte Kerrys Zopf, der über ihre rechte Schulter fiel.
"Blonde Haare... rohirrische Gesichtszüge..." wisperte der Elb mit unheimlicher Stimme. "Du! Du bist das Mädchen!"
Kerry wich zurück, mit vor Angst geweiteten Augen. "Was willst du von mir? Lass mich in Ruhe!"
"Nein, noch ist es nicht Zeit..." murmelte der Elb. Er richtete sich zu voller Größe auf, hob den Arm und versetzte Kerry einen gut gezielten Schlag gegen die Schläfe.
Sie fiel, wie vom Blitz getroffen, in die Dunkelheit.

Heißer Schmerz brachte sie wieder zur Besinnung. Kerry schreckte hoch und fand sich in einer dunklen Zelle wieder. Eine schattenhafte Gestalt stand über ihr, eine Peitsche in der Hand.
"Aufstehen, Kleine! Na los, beweg dich," knurrte der Schatten.
Sie zog sich hoch. Sie war noch immer barfuß, und der steinerne, kalte Boden der Zelle ließ sie erzittern. Die Gestalt stieß Kerry vorwärts, durch von Fackeln nur wenig erhellte Flure. Tiefer und tiefer durch unterirdische Gänge trieb man sie, bis sie in einen kleinen Raum kamen, wo eine zweite Gestalt stand, den Rücken zu der Tür durch die man Kerry gebracht hatte.
Der Neue drehte sich um. Es war derselbe Elb, den sie am Hafen gesehen hatte. Hass glitzerte in seinen Augen und es war offensichtlich, dass dieser Elb nur noch äußerlich etwas mit seinem Volk gemeinsam hatte.
"Da ist sie ja," zischte er. "Noch immer am Leben, nach all der Zeit. Wer hätte das gedacht."
"Wo bin ich?" stieß Kerry hervor. "Was wollt..." Ihr Stimme versagte.
"Du weißt ganz genau wo du bist," gab der Elb zurück und ein grausames Lächeln umspielte seine Mundwinkel. "Du bist genau dort, wo du sein musst."
"Wo?" war alles was Kerry noch herausbrachte.
"Am Ende deiner Reise, und auch am Ende seiner," antwortete ihr Gegenüber. "Er wird kommen. Mein alter Freund wird kommen, das ist so sicher wie der Winter auf den Herbst folgt. Und wenn er kommt, wird es sein Ende sein."
Kerry verstand nicht, wovon er redete. Der Elb sprang auf sie zu, die Hände zu Fäusten geballt. Erneut schlug er zu und erneut stürzte sie in die Schatten.


Sie riss die Augen auf. Kerry lag in ihrem Bett, auf dem Gandalf vor Kurzem noch gesessen hatte.
Ein Traum, ich habe geträumt, stellte sie fest. Ob... das etwas zu bedeuten hat?
Es dauerte noch eine ganze Weile bis sie wieder ruhig atmen konnte. Schließlich kamen ihr Gandalfs Worte wieder in den Sinn. Du weißt, mit wem du sprechen solltest, hatte der Zauberer gesagt.
Kerry nickte. Doch noch konnte sie nicht gehen. Sie würde sich noch etwas Zeit brauchen, um die Schrecken ihres Traumes abzuschütteln.
Titel: Tröstliche Gegenwart
Beitrag von: Fine am 12. Okt 2016, 22:02
Halarîn vom Südtor Fornosts (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg447267.html#msg447267)


Halarîn kam auf leisen Sohlen in den Raum und blieb einen Augenblick in der Tür stehen. Als die Elbin Kerry entdeckte, lächelte sie sanft und ließ sich auf einem Kissen neben dem Bett nieder. Kein Wort sagte sie, sondern wartete geduldig ab, schien den Raum mit ihrer Gegenwart zu erwärmen.

Kerry beobachte Halarîn einige Augenblicke. Die Ruhe, die sie ausstrahlte, ließ den Traum mehr und mehr verblassen. Kerrys Hemmungen wurden schwächer und schwächer, bis sie schließlich aus dem Bett glitt, sich neben Halarîn setzte und sie in eine wortlose Umarmung schloss. Sie fühlte sich endlich frei von allem was ihre Gefühle zurückhielt, frei von aller Verdrängung. Sprechen konnte sie nicht da ihr Tränen das Gesicht hinabströmten und Halarîns Haar benetzten. Auch wenn Kerry sie kaum kannte fühlte sie eine wohltuende Verbundenheit und so ließ sie zu, dass sie wie ein junges Mädchen weinte und sich in Halarîns Umarmung fallen ließ.
Die Elbin ließ die Umarmung zu, legte dem Mädchen ihrerseits einen Arm um und strich ihr beruhigend über den Rücken. Während Kerry weinte, erinnerte sich Halarîn an ihre Tochter. Damals wurde sie von einem gutaussehenden Elben abgewiesen und hatte darüber tagelang geweint und geklagt. Die Situation war so ähnlich, nur, dass Kerry wohl kaum wegen einer Liebesgeschichte in Tränen lag. Halarîn war das "warum" aber auch nicht so wichtig, nur, dass sie für sie da sein konnte in der Zeit, in der Kerry niemanden sonst hatte.

Nach einer Weile, Halarîn konnte nicht sagen wie lange, begann sie auf elbisch einige Passagen aus dem ältesten Lied ihres Volkes zu singen. Leise und dezent erklang ihre Stimme nur so, dass sie beide es hören konnten.
Sie sang über die Ostküste Mittelerdes, die Schönheit des Meeres und wie die ersten Elben getrennte Wege gingen.
Als sie endete, war sie erfüllt von einem Hauch Wehmütigkeit nach ihrer Heimat. Sie blickte zu Kerry hinab und gab ihr einen sanften Kuss auf die Haare. Sie zögerte, begann jedoch leise zu sprechen:
"Weißt du, manchmal passieren Dinge, die nicht geplant sind. Es gibt Dinge, die man manchmal tut, weil man keine andere Wahl hat,"
eine Pause trat ein und Halarîn sprach mit viel Fingerspitzengefühl weiter, "Ich wurde vor sehr, sehr langer Zeit von meiner Heimat weggebracht und mich hat niemand gefragt. Ich hatte keine Wahl, aber ich habe gelernt damit zu leben. Ich habe gelernt, dass ich darüber sprechen kann, auch wenn es weh tut oder man es nicht will. Tief im Inneren weiß man, dass es am Ende doch helfen wird," Halarîn seufzte leise und unterbrach das Streicheln an Kerrys Rücken für einen Moment, "Ich weiß, dass ich eigentlich nur eine Fremde bin und es mag merkwürdig klingen aber: Ich bin für dich da, du bist nicht einsam. Ich lasse niemanden alleine in der Dunkelheit sitzen."

Sie legte ihre Hand in die von Kerry und streichelte über ihren Daumen.
Kerry fand Trost in Halarîns Gesang und in ihren Worten, und nach einiger Zeit auch endlich den Mut, zu sprechen.
"Ich... ich habe jemanden umgebracht..." stieß sie hervor. "Es ist... es ist einfach so passiert..." Schluchzend berichtete sie von den Ereignissen in Bree: wie der Handlanger Lutz Farnrichs sie gewürgt und gegen die Wand gepresst hatte; wie ihre Finger durch Glück an den Dolch geraten waren; wie sie es irgendwie geschafft hatte, das Herz des Mannes zu treffen.
"Da war... überall Blut... so viel Blut...." stammelte sie. "Halla, hast du jemals einen anderen Menschen getötet? Was denkst du dabei? Wie ... wie wirst du die Gesichter der Toten wieder los? Ich sehe ihn immer noch vor mir, Schmerz und ... und Überraschung im Gesicht... und den Moment, in dem er diese Welt verließ, als das Licht in seinen Augen erloschen ist...."
Sie atmete tief durch und blickte Halarîn in die Augen. "Ich weiß, dass ich selbst gestorben wäre wenn ich es nicht getan hätte. Doch wieso kann ich mir dann nicht dafür vergeben? Wieso verfolgt es mich so? Ich will, dass es aufhört, dass die Erinnerung schwindet und der Schmerz mich verlässt..."
Halarîn holte leise Luft und atmete leise aus, denn das was Kerry ihr erzählte, war etwas, das viele Leute betraf.
"Nun Kerry, wenn du mich fragst ob ich einen Menschen getötet habe, dann klingt das so einfach. Das ist es aber nicht. Du sagst ja selber, dass er dich sonst getötet hätte, aber Eines musst dabei immer vor Augen halten: Du fühlst dich schrecklich danach, der Kerl jedoch nicht. Er hatte keine Skrupel aber du hast sie, deswegen fühlst du dich so und deswegen verfolgt es dich," sie blickte Kerry die ganze Zeit in die Augen und strich ihr die Tränen aus dem Gesicht, "aber du darfst dich nicht dafür verantwortlich machen, er hat dich in diese Situation gezwungen. Wenn das Gesicht wieder auftaucht, dann stelle dir seine Fratze vor, wenn dieser Kerl Unschuldige ermordet. Dann merkst du, dass er es nicht verdient hat, dass du dich deswegen verkriechst, sonst würde er am Ende gewinnen. So mache ich das immer."
Halarîn strich sanft über Kerrys Wange und lächelte.
"Lasse dein Herz nicht schwer werden, denn es leuchtet so wunderbar wenn ich dir in die Augen schaue. Das was du getan hast war nichts wofür du dich schämen musst, sonst hätte ich dir jetzt nicht dieses Kompliment geben können."

Kerry schniefte und legte die Hände in den Schoß. Was Halarîn ihr sagte, ergab durchaus Sinn. Sie wusste, dass der Mann den sie in Notwehr getötet hatte nun wirklich kein Unschuldiger gewesen war. Sicherlich hatte er schon vielen Leuten Schmerzen und Tod gebracht. Kerry genoss Halarîns sanfte Berührung und schwieg einen langen Augenblick. Schließlich seufzte sie tief und sagte leise: "Ich glaube, ich verstehe es...." Sie nahm ihr wild durcheinander liegendes Haar und band es zu einem ordentlichen Zopf zusammen. "Halla, vielleicht klingt das seltsam, aber ich habe einfach das Gefühl, dir vollkommen vertrauen zu können. Aber ich möchte dich nicht mit meinem dummen Problemen belasten. Du bist so perfekt und und unsterblich, sicherlich hast du all dies schon tausendmal gesehen und erlebt. Ich... möchte dir nicht zur Last fallen."
Sie verstummte und schmiegte ihre Wange gegen Halarîns Schulter. Ein weiterer langer Augenblick verging in dem sie ihrem eigenen Herzschlag lauschte und ihre Gedanken sortierte.

"Nein," hauchte sie leise. "Ich werde mich nicht länger von diesem Schrecken verfolgen lassen. Du hast Recht, Halla. Ich bin nicht verantwortlich dafür, was passiert ist. Ich... sehe nun etwas klarer. Danke, Halla. Du bist eine gute Freundin geworden und deine Worte spenden mir Trost."
Sie schloss die Augen und genoss die Gegenwart Halarîns und die Ruhe und den Frieden, die sich in ihr nun ausbreiteten.
Titel: Frauen unter sich
Beitrag von: Curanthor am 14. Okt 2016, 00:35
Halarîn lächelte sanft und strich Kerry erneut über die Wange.
"Selbst wenn ich unsterblich bin, so arrogant um mich nicht um die Probleme der Leute um mich herum zu scheren bin ich nicht", sie zog den Beutel mit Medizin, den sie trug nach vorn und während sie darin suchte erzählte sie weiter:"Du kannst jederzeit zu mir kommen oder meinen Mann nach mir fragen, wenn ich nicht in der Nähe bin. Jeder braucht jemanden und mich macht es glücklich, dass ich diese Person für dich sein darf."
Schritte drangen an ihr Ohr und sie wandte den Kopf zu Kerry.
"Dort kommt jemand, mit dem du vielleicht ein paar Dinge gemeinsam hast", schmunzelte Halarîn und zog eine kleine Phiole aus der Tasche, "Wenn du dich nicht wohl fühlst, oder dein Körper sich wiedermal meldet, so wie heute."
Halarîn legte ihr die Medizin in die Hand und schärfte ihr ein, dass sie nur ein paar Tropfen im Wasser vermischen musste.
Adrienne verharrte am Eingang und blickte sich um, es dauerte eine Weile, bis sie die beiden Frauen am Boden sitzend erblickte. Langsam kam sie näher und räusperte sich verhalten. "Darf ich?", fragte sie und deutete auf ein nahestehendes Bett. Halarîn nickte und die Braunhaarige setzte sich hin, war aber so klug und hielt sich zurück.
"Das ist Adrienne, sie ist aus Gondor und in unserer Einheit", stellte Halarîn sie vor und die Jugendliche verneigte sich leicht.
"Es ist schön jemanden in seinem Alter zu treffen", lächelte Adrienne freundlich und kicherte,"auch wenn ich wahrscheinlich immernoch die Jüngste unter den Verteidigern bin."
Kerry blicke Halarîn mit tiefer Dankbarkeit einen langen Moment an, wandte dann den Blick zu dem Neuankömmling hinüber.
"Ich bin Kerry," stellte sie sich mit leiser Stimme vor. "Du kommst aus Gondor? Dann hast du ja einen weiten Weg hinter dir." Sie verstummte wieder und musterte Adrienne einen Augenblick, als würde sie überlegen, ob sie die junge Frau schon einmal irgendwo gesehen hatte. "In eurer Einheit... bedeutet das, du wirst in der bevorstehenden Schlacht kämpfen?" Sie blickte wieder zu Halarîn hinüber. "Ihr zwingt doch niemanden zu kämpfen oder? Ich... ich kann nicht sehr gut kämpfen... doch vielleicht, wenn ich noch etwas öfter mit deinem Mann üben würde..." ihre Stimme verhallte und sie blickte zu Boden. Ihr Selbstvertrauen schien zu schwinden.
"Ich bewundere dich," sagte sie in Adriennes Richtung. "Du siehst aus wie eine Kämpferin... " Kerry zupfte an einer Haarsträhne herum als sie zu überlegen schien, was sie als nächstes sagen sollte. "Was meintest du, als du sagtest dass wir ein paar Dinge gemeinsam hätten, Halla?" fragte sie und nahm Halarîns Hand, ließ die Finger spielerisch durch die Handfläche ihrer Trösterin gleiten. Neugierde blitze in ihren Augen auf als sie den Blick erneut auf Adrienne richtete.
Halarîn und Adrienne blickten sich kurz verwundert an. "Es wird niemand gezwungen zu kämpfen, Kerry, es ist meine Entscheidung und ich könnte mir nichts anderes vorstellen", sagte Adrienne kämpferisch und machte eine angeberische Pose," Ja, ich werde in den vorderen Reihen stehen und das Gesindel dahintreten, wo es herkam."
Halarîn lachte leise und sie kehrten wieder zur Ernsthaftigkeit zurück.
"Adrienne ist zusammen mit ihrem Bruder in der Lehre bei meinem Mann, ich denke nicht, dass er es zulassen würde, dass ihr an vorderster Front steht.", gab die Elbe zu bedenken und legte etwas Strenge in ihre Stimme. "Aber ich denke, dass er eure Fähigkeiten testen wird.", setzte sie augenzwinkernd nach.
Halarîn stand auf und klopfte sich die Kleidung sauber, ihr Gefühl sagte ihr, dass sie bald wieder zum Lager zurückkehren sollten. Adrienne dagegen hatte offensichtlich jemanden getroffen, mit dem sie reden konnte und so strich die Elbe im Raum umher und überließ es Kerry die Antwort selbst herauszufinden.
"Ich würde gern eine gute Kämpferin sein, weißt du? Angefangen hat das in Gondor, mein Vater war dort Chronist, meine Mutter dagegen eine einfache Schneiderin. Mein Vater hat mit uns Kindern immer mit alten Holzschwertern gespielt, die er geschnitzt hatte, wenn er mit meiner Mutter gestritten hatte," sie lachte leise," später war es eine beachtliche Sammlung, denn sie stritten gern."
Adriennes Gesicht verfinsterte sich und Halarîn ahnte, dass jetzt der Punkt erreicht war, an dem sie sonst immer gescheitert war.
"Damals... als der Schatten kam... Danach war sie nicht mehr da zum streiten. Mein Vater griff sich meinen kleinen Bruder und ich rannte vor ihnen her. Die Stadt brannte und als die Hörner der Rohirrim erklangen gewannen die Menschen die Schlacht, doch wir hatten das verloren, was unsere kleine Familie zusammengehalten hatte. Mein Vater wurde wahnsinnig und wir rannten quer durch die umkämpfte Stadt, bis wir mitten in ein Gefecht reinliefen.", sie stockte und schüttelte sich,"Ein Mann starb direkt vor mir, sein Schwert schlitterte direkt gegen meine Füße. Mein Vater wehrte verzweifelt einen Ork ab, mit meinen kleinen Bruder auf dem Arm. Er rief mir zu, dass ich weglaufen sollte, aber ich war wie erstarrt. Ich wollte ihm helfen, also hob ich das blutverschmierte Schwert des getöteten Soldaten auf und konnte kaum damit laufen. Irgendwie taumelte ich so lange umher, bis die Waffe in dem Rücken des häßlichen Orks landete, der meinen Vater bereits verwundet hatte..."
Halarîn lauschte der Jugendlichen aufmerksam und merkte, dass sie wohl zum ersten mal mit einer Gleichaltrigen über diese Dinge sprach.
Kerry lauschte Adriennes Erzählung mit weit aufgerissenen Augen und aneinander gepressten Händen, und als Adrienne ihre Geschichte unterbrach, sagte sie: "Und dann? Was ist dann passiert? Geht es deinem Vater gut?"
Sie atmete tief ein und dachte anscheinend über das nach, was Adrienne ihr erzählt hatte. "D-deine Mutter hat es also nicht geschafft? ... Das tut mir sehr leid... meine Mutter ist auch im Krieg gestorben, ermordet von den Orks, die Rohan überfielen nachdem unser König in den Osten gezogen war und unter anderem in der Schlacht kämpfte die du beschreibst. Mein Vater ging mit ihm, doch auch er kehrte niemals heim. Du hingegen... solltest froh darüber sein, dass dein Bruder und dein Vater noch leben..."
Sie verstummte einen Augenblick, doch Halarîn legte ihr aufmunternd die Hand auf den Rücken.
"Ich verstehe nun, was Halla damit meinte, dass wir etwas gemeinsam haben," setzte sie erneut an. "Wir beide haben Menschen verloren, die uns sehr wichtig waren... doch du hast noch die Kraft, trotzdem gegen den Schatten zu kämpfen. Das bewundere ich an dir. Du bist wirklich eine Kämpferin..."
Sie straffte sich und setzte sich neben Adrienne auf das Bett.
"Das war unhöflich von mir," sagte Kerry entschuldigend. "Ich habe dich in deiner Geschichte unterbrochen. Bitte, erzähle sie zu Ende! Und dann... sollten wir vielleicht zurück an die Arbeit gehen. Es gibt bestimmt genug zu tun in dieser Stadt, nun da uns eine Schlacht bevorsteht. Außerdem gibt es am Südtor jemanden, mit dem ich reden muss... doch erst will ich den Rest der Geschichte hören!" Sie warf Halarîn einen kurzen Blick zu, wie als würde sie auf ihre Zustimmung zu warten. Doch dann blickte sie Adrienne wieder erwartungsvoll an.
Halarîn merkte an, dass sie weitersprechen könnten, während sie zum Südtor gingen. Da keiner etwas dagegen hatte, setzten die drei Frauen sich in bewegung und verließen die Rüsthalle. Dabei erzählte Adrienne weiter: "Du hast mich nicht unterbrochen Kerry, es ist nur sehr schwer. Ja, ich bin froh meinen Bruder und meinen Vater zu haben. Er wurde nur leicht verletzt, da aber die Orks oft unreine Waffen haben, hatte er eine Vergiftung. Dadurch hat er jetzt Probleme mit der Atmung."
Sie bogen auf die lange Hauptstraße ab, die zum Markt führte. Überall herrschte rege Betriebsamkeit, was ein starker Unterschied wie vor paar Tagen war.
"Es tut mir leid zu hören, dass du ebenfalls Verluste hattest Kerry. Ich trauere noch immer um meine Mutter, denn sie war das Herz der Familie. Trotzdem habe ich die Kraft zu kämpfen, denn ich will nicht, dass diese Trauer über mich siegt. Das hätte meine Mutter nicht gewollt und ich will, dass meine Kinder in Sicherheit aufwachsen können.", erklärte Adrienne, während sie weiter zum Südtor gingen.
Schon vom Weitem konnte man das hölzerne Gestell sehen, dass die Männer und Frauen in kurzer Zeit unter Mathans Anleitung gebaut haben. Als sie den Platz vor dem Tor betraten, der voll mit Holzspänen war, erkannten sie Mathan und Ardóneth. Die beiden Männer inspizierten den Seilzug, der gerade zum ersten mal gespannt wurde.
"Ich habe die tapfere Späherin direkt mitgebracht", erklärte Halarîn freundlich und legte Kerry eine Hand auf die Schulter.
Adrienne hingegen hielt sich im Hintergrund und spielte mit den Knauf ihres Schwerts, vertieft sich aber dann in einem Gespräch mit einem der Holzfäller.


Halarîn, Adrienne und Kerry zum Südtor Fornosts (http://modding-union.com/index.php/topic,34011.msg447374.html#msg447374)
Titel: Nacht über Fornost
Beitrag von: Melkor. am 20. Okt 2016, 15:45
Ardóneth vom Südtor Fornosts (http://modding-union.com/index.php/topic,34011.msg447531.html#msg447531)


Dunkelheit umfing Ardóneth. Er schlief unruhig, näherte sich dem Erwachen. Je mehr sein Bewusstsein an die Oberfläche driftete, umso mehr spürte er, dass etwas nicht stimmte. Klarer und klarer wurde der Eindruck und mit einem scharfen Keuchen schlug er die Augen auf. Kopfschmerzen plagten ihn, doch auch seine Schulter strahlte starken Schmerz aus. Er blickte sich um, versuchte sich zu orientieren. Er stellte fest, dass drei tote Orks neben ihm lagen, ihre Waffen blutverschmiert.

Was ist hier geschehen? Bin ich im Kampf ohnmächtig geworden? Er konnte sich an nichts erinnern. Der Geruch von Rauch stieg ihm in die Nase. In der Nähe mussten Feuer brennen. Ein Griff an die Stirn zeigte ihm, dass er eine Platzwunde am Kopf hatte, die leicht blutete. Mühsam rappelte er sich auf und ergriff sein Schwert, das neben ihm lag.

An den Mauern ringusm wehten die Banner Sarumans, dennoch war noch ein einzelnes Banner des Sternenbundes am großen Turm im Südosten der Stadt befestigt. Doch plötzlich begann der Turm zu beben, einzelne Steine brachen aus dem Mauerwerk heraus und er fiel mit einen lauten Krachen in sich zusammen. Eine dichte Staubwolke entstand und Ardóneth konnte erkennen wie das große Banner des Sternenbundes vom Wind verweht wurde.

Er versuchte sich einen Weg durch die zerfallenen Häuser Richtung West-Tor zu bannen. Dort angekommen konnte er nichts als einige Leichen entdecken. Er suchte die Position nach Überlebenden ab, konnte jedoch außer einen großen Haufen Orks, und einiger getöteter Flüchtlinge keine finden. Als er seine Suche schon aufgeben wollte fiel ihm das große Breitschwert von Elrádan ins Auge. Die Klinge war blutverschmiert und lag in einer frischen, roten Blutlache, doch von Elrádan gab es keine Spur. Zu seinem Glück entdeckte Ardóneth eine Blutspur, die Richtung Palast führte und ohne zu zögern folgte er ihr.

Auf dem Weg zum Palast gelang ers ihm, eine Gruppe in Pelzrüstung gehüllte Menschen zu beobachten, die durch die Straßen patroullierten. Ardóneth schaute der feindlichen Streife einige wenige Augenblicke zu und versuchte dann möglichst schnell zum Palast zu gelangen. Auf halbem Wege jedoch sank er auf die Knie, seine Atmung fiel ihm schwerer und ein stechender Schmerz strahlte nun auch vom Bauchraum verstärkt durch die Schulterverletzung in den ganzen Körper aus. Er drückte seine linke Hand gegen seinen Bauch und versuchte sich erneut aufzurappeln. Nachdem er wieder (wenn auch etwas wacklig) auf den Beinen stand, eilte er, so gut es ging zum Palast.

Dort angekommen schleppte Ardóneth sich angestrengt die Stufen zum Eingang hinauf. Ächzend stieß er die schweren Türflügel auf und trat in die Halle, aus der das Lachen von mehreren Menschen erklang. Das Erste, was er drinnen sah waren die Leichen, die von der Decke hingen, erstickt an den Schlaufen um ihre Hälse. Man hatte sie bei lebendigem Leib aufgehängt bis sie gestorben waren. Ein tiefer Schmerz schnitt in Ardóneths Seele als er Belen und Elrádan unter den toten Waldläufern erkannte. Das Bedürfnis nach Rache erfüllte ihn und er wandte sich den lachenden Dunländern zu, die ihn bereits entdeckt hatten und siegessicher heran kamen. Doch trotz seiner Verletzungen verfiel Ardóneth in einen Kampfrausch und streckte seine Feinde mit mächtigen Hieben nieder, auch wenn er dabei mehrere tiefe Schnitte hinnehmen musste.

Als der letzte Dunländer unter Ardóneths Klinge fiel knickte er entkräftet ein und stützte sich schwer auf sein Schwert. Aus mehreren Wunden blutend verharrte er mehrere lange Augenblicke, dann raffte er sich wieder auf. Irgendjemand muss einfach überlebt haben, sagte er sich, und dieser Gedanke trieb ihn an. Er irrte eine Zeitlang durch die dunklen Hallen das Palastes, eine Fackel in der Hand, doch fand er nichts als Gefallene - Freunde, Feinde, und Unbekannte. Schließlich bog er um eine Ecke in einen der kleineren Räume - und hielt inne, als er ein leises Keuchen von der gegenüberliegenden Seite des Raumes vernahm. Er hob die Fackel und ihr flackerndes Licht erhellte den geschundenen Körper eines blonden Mädchens. "Kerry!" entfuhr es ihm und er eilte an ihre Seite. Sie lehnte zusammengesunken an der Wand, in einer Lache aus Blut. Ein orkischer Speer ragte aus ihrer Brust. Als Ardóneth ihr sanft über die Wange strich öffnete sie matt die Augen. "Ardan..." brachte sie hervor, doch das Wort verklang in einem Husten, und ein Rinnsal von Blut lief aus ihrem Mundwinkel. "Du hättest... uns retten... können..." ihre Stimme verklang. "Kerry? Nein! Hörst du mich? Kerry!" rief Ardóneth, doch sie war fort. Sie trug noch immer die Ohrringe, die er ihr einst geschenkt hatte...

Doch es blieb ihm keine Zeit über den Verlust seiner Freunde zu trauern, denn ein weitere Patrouille betrat den Palast. Obwohl er immer noch auf Rache aus war, floh er das erste Mal in seinem Leben vor einem Kampf. Die Wunden forderten langsam ihren Tribut, er wurde schwächer, nur vom Willen getrieben, jene zu retten die noch am Leben waren. Er versuchte Kämpfe zu vermeiden und  seine verbliebene Kräfte für die Suche nach Überlebenden einzusetzen.

Nachdem er einige Augenblicke orientierungslos durch einige dunklen Gassen geirrt war, hörte er einige Wortfetzen, von einem Lager östlich des Südtores kommend. Er folgte der Stimme, und umso näher er kam desto lauter und deutlicher wurde sie. "Zieht euch zurück! Bildet eine Reihe!" schrie Mathan. Er, Halarîn und seine kleine Gruppe hatten bisher nur wenige Verluste zu beklagen und versuchten mit allen Mitteln ihre Position zu halten. Ardóneth versuchte über das Geröll zu den scheinbar letzten Verteidigern zu klettern. Fast dort angekommen sah er wie die restlichen Verteidiger gegen beinahe die dreifache Anzahl ankämpften, doch als er ihnen gerade zu Hilfe eilen wollte rannten ihn zwei Orks um, indem sie ihre Schilde benutzen und ihn zu Boden stießen. Mit einem Schmerzensschrei schlug er asuf dem steinigen Boden auf und blieb liegen. Einer der Orks nahm sein Schwert und holte weit aus. Gerade noch gelang es Ardóneth, sich beiseite zu rollen und die Orks mit seinem Dolch niederzustechen, doch während er kämpfte, wurden fast alle Verteidiger erschlagen.

Wütende Gedanken erfüllten nun sein Herz mit Hass, seine Trauer wurde verdrängt und er spürte wie er wieder stärker wurde. Er nahm einen Speer der neben ihm lag und durchstach den Hals eines Orks mit einem lauten hasserfüllten Schrei. "Ihr werdet mich nicht töten!" rief er laut, rappelte sich auf und nahm sein Schwert in die Hand. Ein weiteren Ork griff ihn nun mit schnellen Schlägen an. Ardóneth parierte zwei Hiebe und holte weit aus, woraufhin sein Feind kopflos zu Boden sank.  Ardóneth schaute sich nach Mathan und Halarîn um. Diese versuchten inzwischen vergebens Orks und Dunländer aufzuhalten. Halarînb stellte sich schützend vor Adrienne, diese war blutverschmiert lag regungslos am Boden. Einer der Dunländer konnte der Elbin eine Waffe aus der Hand schlagen und zwei hielten sie fest, Halarîn wurde vor den Augen ihres Gatten brutal hingerichtet. Dieser konnte sich vor Wut nicht mehr halten. Er stieß einen Mmrkerschütternden Schrei aus, sodass einige Feinde einige Schritte zurück wichen. Halarîns Tod ließ Mathan in Raserei fallen. Wie ein Tier kämpfte er nun gegen die Heerschar, während Ardóneth wie gefesselt stehen blieb. Obwohl er Mathan helfen wollte, konnte er sich nicht rühren, er bliebt wie angewurzelt stehen und konnte nur zusehen, wie Mathan einen Ork nach dem anderen fällte. Dieser achtete nun mehr auf keine Verluste. Die Orks griffen ihn in Scharen an und einer konnte einen Speer durch Mathans Brust stoßen. Er wurde kurzzeitig zurückgedrängt und ein Rinnsal Blut floss ihm aus dem Mund. Dennoch gelang es ihm noch vier weitere Orks niederzustechen, bevor es fast eine dutzend anderer gelang, ihn nieder zu ringen. Ardóneth konnte sich immer noch nicht rühren, erneut drohten ihn Trauer und Schock zu überwältigen. Die Orks entledigten sich nun noch Mathans überlebenden Schützlingen, den letzten Verteidigern Fornosts.

Mit einem lauten Schrei wachte Ardóneth auf. Sein Laken waren schweißgebadet. Ein Traum, das war alles nur ein Traum! dachte er. Dennoch konnte er nicht weiterschlafen. Er verließ sein Gemach und vertrieb sich die Zeit damit, über den Traum nachzudenken und darüber, was geschehen würde, wenn der Sternenbund bei der Verteidigung Fornosts scheitern würde..."
Titel: Róvallírs Warnung
Beitrag von: Fine am 20. Okt 2016, 15:49
Rilmir, Haleth, Mírlinn, Elrádan und Kerry aus der Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg447538.html#msg447538)


Die kleine Gruppe erreichte die Rüsthalle spät am Abend, aber nicht spät genug um sich rechtzeitig für einen ausgedehnten Schlaf zurückzuziehen. Bis auf die Wachen, die Belen an den Stadttoren, auf den Mauern und auf wichtigen Gebäuden wie dem Hauptquartier und dem Palast postiert hatte, folgten alle Mitglieder des Sternenbunds dem Rat, in den nächsten Tagen so viel Schlaf zu bekommen wie möglich.
"Wenn es zur Schlacht kommt werden wir alle unsere Kräfte brauchen. Seht also zu, dass ihr früh zu Bett geht!" hatte Belen angeordnet. Und Kerry hatte vor, sich daran zu halten. Viel war an diesem Tag bereits geschehen und sie hoffte, dass sie daher schnell einschlafen würde. Und glücklicherweise gelang ihr das auch.

Der folgende Morgen war erneut bestimmt von viel Betrieb und Vorbereitungen, die in der Stadt getroffen wurden. Die Rüsthalle war erfüllt von Menschen, die unermüdlich Waffen und Munition zu den Befestigungsanlagen transportieren. Insbesondere Pfeile und Wurfspeere wurden Fuhre um Fuhre durch die Halle und nach draußen getragen. Bisher waren die Vorräte in den Kellern unterhalb der Waffenkammern noch nicht erschöpft worden; dennoch wurden von fleißigen Händen auch zusätzliche Pfeile angefertigt.

Kerry verbrachte den Vormittag damit, einfache Mahlzeiten zuzubereiten und diese an die in der Rüsthalle arbeitenden Dúnedain zu verteilen. Es war eine Aufgabe, die ihr Freude bereitete und sie genoss es, Anderen etwas Gutes zu tun. Nachdem sie am späten Vormittag schließlich selbst auch etwas gegessen hatte beschloss sie, die warmen Sonnenstrahlen zu nutzen und stieg zum Dach der Rüsthalle hinauf, wo sie seit ihrer Ankunft in Fornost viel Zeit verbracht hatte. Von dort oben bot sich ihr ein deutlich veränderter Anblick über die Stadt als noch vor wenigen Wochen, als ihr die Unterdrückung durch Saruman wie ein dunklen Schleier vorgekommen war, der über den Dächern gehangen hatte. Überall sah sie Zeichen von Aktivität und Vorbereitung. Sie beobachtete, wie eine weitere Wagenladung mit Vorräten die Straße zum Südtor entlanggezogen wurde. Ihr Blick hob sich und Kerry freute sich, als sie die Banner des Sternenbundes an mehreren Türmen hängen und sanft im leichten Wind flattern sah.

Sie schloss einen Moment die Augen und ließ sich von den Sonnenstrahlen das Gesicht erwärmen. Doch noch ehe sie die Augen wieder öffnete verschwand das Wärmegefühl. Eine Wolke hatte sich vor die Sonne gelegt. Kerry wandte den Blick nach Norden, von wo der Wind nun etwas stärker wehte, und sah eine Wand aus dichtem Nebel, der sich über die Stadt zu legen begann. Noch während sie zusah erklang ein Rauschen und der Schlag mächtiger Flügel. Anmutig landete ein großer Adler auf dem Dach, und Kerry erkannte ihn wieder.
"Welche Nachrichten bringst du?" fragte sie und trat ihm entgegen.
"Keine guten, befürchte ich," erklang Gandalfs Stimme vom Treppenaufgang. Der Zauberer betrat das Dach und nickte dem Adler respektvoll zu. "Sei gegrüßt, Ròvallír, Vasall des Windfürsten."
"Mithrandir," sprach Róvallír, "Der Feind vor dem ich warnte ist über euch gekommen. Dieser Nebel verbirgt sie selbst vor meinen Augen, doch die Spur, die sie hinterlassen, ist eindeutig."
"Also greift Saruman nun erneut nach Fornost," murmelte Gandalf. "Und schneller, als ich es erwartet hatte."
"Wir müssen die anderen warnen!" rief Kerry.
"Das müssen wir. Der Sternenbund und alle, die kämpfen können und wollen müssen sich nun kampfbereit machen," stellte Gandalf klar. "Erneut schulde ich dir meinen Dank, Róvallír."
Der Adler senkte leicht den Kopf. "Die Orks scheinen die Stadt im Osten zu passieren. Offenbar wollen sie das flachere Gelände im Süden zum Angriff nutzen," fügte der Adler hinzu.
"Dann müssen wir dort Stellung beziehen," sagte Gandalf. Er drehte sich um und eilte die Treppe hinab, gefolgt von Kerry.

Es dauerte nicht lange, bis sie Belen, Ardóneth und den Rest des Sternenbundes alamiert hatten und der Befehl gegeben wurde, alle kampffähigen Menschen zu den südlichen Verteidigungsanlagen zu entsenden. Rüstungen und Waffen wurden angelegt und als alles bereit war brachen sie zum Südtor auf.


Gandalf, Belen, Rilmir, Ardóneth und Kerry mit dem Rest des Sternenbundes zu den südlichen Verteidigungsanlagen (http://modding-union.com/index.php/topic,34011.msg447637.html#msg447637)
Titel: Im Kerker
Beitrag von: Fine am 26. Okt 2016, 22:53
Gilbard und Kerry vom Südtor Fornosts (http://modding-union.com/index.php/topic,34011.msg448008.html#msg448008)


Niemand stand am Eingang der Rüsthalle Wache. Der Sternenbund hatte niemanden entbehren können - alle Dúnedain waren zur Verteidigung der Mauern einberufen worden und hatten Blut und Schweiß vergossen um die Stadt zu halten, doch wie durch ein Wunder war sie gehalten worden. Kerry jedoch hatte keine Zeit, sich darüber zu freuen, auch wenn sie wusste, dass sie großes Glück gehabt hatte, die Schlacht unbeschadet zu überleben. Andere hatten dieses Glück nicht gehabt.

Gílbard führte sie ins Innere und sie stiegen eine steile Treppe im hinteren Teil der Halle hinab, die zu den Verliesen führte. Hier unten gab es nur drei kleine Zellen, die aus Kammern mit drei Wänden bestanden. Die vierte Wand bestand jeweils aus Gitterstäben, sodass die andere Hälfte des Kellergeschosses einen Gang bildete, in dem man an den Zellen vorbeigehen konnte und in alle drei auf voller Breite hineinsehen konnte. Sie eilten den Gang entlang und ihre Schritte hallten laut in der Stille des Kerkers wider. Die ersten beiden Zellen waren leer. In der letzten Zelle entdeckte Kerry Ardóneth, der in einer der hinteren Ecken in sich zusammengesunken kauerte.
"Ardan!" rief sie und packte die Gitterstäbe mit ihren Händen, die von Kratzern und Schürfwunden übersät waren.
"...'Ardan'?" wunderte sich Gílbard, doch da regte sich Ardóneth und stand langsam auf.
"Kerry!" flüsterte er. "Du... du lebst... Als der Turm fiel, dachte ich, du wärest..."
"Nein, ich habe überlebt," antwortete sie leise. "Was ist mir dir geschehen?"
Ehe er antworten konnte packte Gílbards große Hand Kerry und zog sie mehrere Schritte rückwärts. "Geh weg vom Gitter, Mädchen! Wir müssen vorsichtig sein!"
"Gílbard, ich... bin mir meiner Taten bewusst," versuchte Ardóneth zu erklären. "Doch der Wahn ist vergangen. Ich dachte... wenn ich Belen beseitige, endet all dies... all der Tod und die Verwüstung."
"Wir haben gesiegt, Ardóneth, deinem Verrat zum Trotz," gab Gilbard grimmig zurück. "Dein Vetter wird schon bald über dich richten."
Ardóneth blickte betroffen zu Boden. "Ich verstehe," sagte er. "Ich bin mir meiner Schuld bewusst und bereue meine Taten. Dennoch bin ich erleichtert, dass die Schlacht vorbei ist und Fornost noch steht. Ich... werde versuchen, Belen zu erklären, was passiert ist, wenn es zur Verhandlung kommt."
"Das wird es," bestätigte Gílbard.
"Was bedeutet das?" fragte Kerry besorgt. "Was werden sie mit Ardan tun?"
"Wenn sich seine Schuld als erwiesen herausstellt, wird er eine gerechte Strafe erhalten. Sein Rang und Kommando werden ihm bis zur Entscheidung über sein weiteres Schicksal entzogen.
"Aber... es war doch bestimmt nicht seine Schuld?" wollte Kerry wissen. "Was ist denn passiert?"
"Er hat versucht, Belen zu töten," erklärte Gílbard grimmig. "Wir konnten ihn gerade noch rechtzeitig aufhalten."
"Versteh' doch, Gílbard, es war genau wie in meinem Traum! Als der Turm einstürzte muss eine Art Zauber über mich gekommen sein... ich hatte nur noch diesen einen Gedanken: Wenn Belen beseitigt wird, hört das alles auf und alles wird wieder wie vorher. Ich weiß jetzt, dass das eine Illusion war, doch in diesem Augenblick kam es mir wahrer als alles andere vor..."
"Das ändert nichts daran, dass du versucht hast, den Erben Isildurs zu ermorden!" donnerte Gílbard.
Ardóneth blickte zu Boden. offenbar fiel ihm darauf keine Antwort mehr ein.

Kerrys Kopf schwirrte voller neuer Gedanken. Ardan sollte ein Verräter sein? Er kam ihr vor wie immer, nur etwas verzweifelter. Und als er von einem Zauber gesprochen hatte war ihr erneut in den Sinn gekommen, was Gandalf auf dem Turm zu ihr gesagt hatte: Sarumans Arm reichte weit genug, um sie hier in Fornost zu erreichen, und Gandalf war durch den Kampf auf der Turmspitze geschwächt gewesen. Vielleicht war hier tatsächlich mehr am Wirken gewesen, als das bloße Augen sehen konnte...
"Wir sind hier fertig," knurrte Gílbard. "Er wird bald gründlich verhört werden und Belen wird sein Urteil über ihn fällen. Komm, Mädchen, dies ist kein Ort für dich."
"Kerry! Geh nicht..." stieß Ardóneth hervor.
"Ardan!" rief sie, doch Gílbards kräftiger Arm legte sich um ihre Taille und zog sie davon, ohne dass ihr Widerstand jegliche Wirkung zeigte.

Nachdem Gílbard sie in der Haupthalle freigelassen hatte stapfte sie mit einer Mischung aus Gefühlen die Treppe hinauf zum Dach. Sie setzte sich auf den Rand, wo sie in den letzten Wochen so oft gesessen war, und ließ die Beine baumeln. Die Ereignisse des Tages zogen erneut an ihr vorbei, jedesmal begleitet von den dazugehörigen Emotionen. Sie erinnerte sich, wie oft sie hier gesessen hatte und Scherze darüber gemacht hatte, wie klein die Menschen auf den Straßen unter ihr aussachen. Jetzt jedoch waren keine Menschen dort zu sehen. Alle waren entweder am Tor oder in Verstecken und warteten voller Sorgen auf Neuigkeiten über den Ausgang der Schlacht, die sich nur langsam in der Stadt verbreiteten. Kerry legte die Arme in den Schoß und weinte stumm um ihre gefallenen Freunde, bis sie nicht mehr weinen konnte und ihre Augen vom auffrischenden Wind getrocknet wurden. Einen Augenblick überlegte sie, sich zurück in die Verliese zu schleichen und mit Ardóneth zu reden, doch sie wusste, dass Gílbard am Eingang zum Kerker Wache stand und sie nicht hineinlassen würde. Sie hob den Blick zum Himmel, der sich im Westen gerade rötlich zu färben begann als die Abenddämmerung einsetzte. Ihre Gedanken blieben bei Rilmir hängen.
"Wo auch immer du jetzt bist, Dúnadan..." hauchte sie sie mit kaum hörbarer Stimme, "ich hoffe, du bist an einem besseren Ort als diesem. Es... tut mir Leid, so sehr leid, was mit dir passiert ist..."
Tiefer Kummer ließ sie den Kopf wieder senken und sie sah, wie sich nun ein Strom von Menschen auf die Rüsthalle zubewegte. Offenbar waren die wichtigsten Angelegenheiten am Tor erledigt worden. Sie machte sich Sorgen um Ardóneth, doch wusste sie nicht, wie sie ihm gerade helfen konnte. Also blieb sie vorerst sitzen, den Blick in die Ferne schweifen lassend, und wartete darauf, dass die Sonne im Westen über dem Abendrotsee versank.
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Eandril am 31. Okt 2016, 16:35
Oronêl und Finelleth vom Tor (http://modding-union.com/index.php/topic,34011.msg448188.html#msg448188)...


Ihr Weg führte Oronêl und Finelleth zu einem großen Gebäude im Nordosten der Stadt, bei dem es sich anscheinend um eine Art Waffenkammer oder Rüsthalle handelte. Auch hier eilten inzwischen viele Menschen hin und her, doch niemand schien Wache zu stehen, und so gelangte die Elben ohne Schwierigkeiten hinein. Drinnen deutete Finelleth auf eine Treppe, die an der Seite der Halle nach oben führte, und sagte: "Dort geht es vermutlich zum Dach, und ich glaube nicht, dass wir einen ruhigeren Ort finden."

Das Dach der Rüsthalle wurde von der untergehenden Sonne in rötliches Licht getaucht, und ein frischer Wind wehte aus dem Westen. Oronêl setzte sich an den östlichen Rand des Daches und ließ die Beine über den Rand hängen, während Finelleth ihre Beine anzog und die Arme um die Knie schlang. "Du bist leicht zu durchschauen, weißt du das?", fragte sie, und Oronêl musste unwillkürlich lächeln. Er hätte wissen es wissen müssen, nachdem sie Irwynes Absichten zuvor so mühelos durchschaut hatte. "Anstatt dich auf die Westseite in die Sonne zu setzen, wählst du den Blick nach Osten", fuhr sie fort, ohne ihn anzusehen. "Nach Osten, wo mein Vater ist." Oronêl schwieg. Sie hatte natürlich Recht, mit dem Blick nach Osten hatte er ihre Gedanken zu Thranduil lenken wollen. Finelleth seufzte, und sagte: "Ich bin wütend auf ihn, aber das ist nichts neues. Seit der Geburt meines Bruders war es, als wäre ich unsichtbar für ihn. Ich habe mich daran gewöhnt, ich habe ein Leben abseits seines Hofes als einfache Kriegerin geführt."
Das erklärte, warum Oronêl nie etwas von ihr gehört hatte. "Als mein Vater Lórien und Mittelerde verließ, war ich noch jung," sagte er. "Ich habe seine Beweggründe nicht verstanden, und ich dachte, er würde mich im Stich lassen. Ich war wütend auf ihn und meine Mutter, und eine Weile glaubte ich sogar sie zu hassen. Doch mit der Zeit merkte ich, dass das nicht stimmte."
"Das ist ja das Schlimme", antwortete Finelleth leise, und Oronêl glaubte zu seinem Erstaunen, ihre Stimme zittern zu hören. "Ich hasse ihn nicht, sondern ich glaube... ich glaube, dass ich ihn noch immer als meinen Vater liebe."
Einen Moment lang waren nur der Wind und die Geräusche der Menschen von unten zu hören, während beide Elben schwiegen. Dann sprach Finelleth weiter: "Und jetzt mache ich mir Sorgen um ihn, bei allem Zorn den ich ihm gegenüber empfinde. Ich glaube, er ist einer Dunkelheit anheim gefallen, die er selbst mit seinem Stolz in sein Herz gelassen hat. Ich fürchte..." Sie verstummte, und als Oronêl eine Träne über ihre Wange laufen sah, legte er ihr einen Arm um die Schultern.
"Thranduils Bündnis mit Saruman ist besorgniserregend", sagte er. "Aber ich kann seine Beweggründe verstehen, denn Sauron hat ihm sein Reich genommen, und Saruman hat ihm versprochen, es für ihn zurück zu gewinnen."
"Aber Saruman hat sich mit dem Angriff auf Lothlórien gegen uns gewandt!", warf Finelleth ein. "Wie kann er sich mit dem Zauberer verbünden, der ein Land der Elben überfällt und niederbrennt, und der ein Heer von Orks anführt?" Tränen und jedes Anzeichen von Verletzlichkeit waren aus ihrem Gesicht verschwunden, und Oronêl sah wieder die Kriegerin Finelleth, die in der Schlacht an seiner Seite gekämpft hatte, neben sich.
"Es ist seine einzige Möglichkeit - oder zumindest glaubt er das. Und ohne sein Reich ist er nichts, also muss er es zurückgewinnen." Finelleth wollte offensichtlich widersprechen, doch er ließ sie nicht dazu kommen. "Du weißt, was mit Amroth passiert ist. Er dachte, er könnte ohne Nimrodel nicht leben, und so ließ er sein Reich und seine Freunde hinter sich, um mit ihr zusammen zu sein. Dein Vater kann ohne sein Heimat nicht leben." Bei diesen Worten musste Oronêl an Lórien denken, und sein Herz schien sich schmerzhaft zusammen zu krampfen. "Ich verstehe, dass er alles tun würde, um sie zurück zu bekommen."
"Würdest du dich für Lórien mit Sauron verbünden?", fragte Finelleth, bis sich dann aber in Erwartung einer heftigen Reaktion auf die Lippe. Doch Oronêl schüttelte nur traurig den Kopf, denn er hatte die Frage erwartet - und sie sich selbst gestellt. "Nein. Aber Sauron hat mir vorher zu viel genommen, und im Gegensatz zu Saruman bedroht er auch die Freunde die mir geblieben sind und die ich inzwischen gefunden habe - wie dich, nethel1." Er lächelte, als Finelleth leicht errötete, und sagte: "Vergib deinem Vater, wenn du kannst. Du hast recht, dich um ihn zu sorgen, aber denk immer daran, dass er aus dem Haus Lenwes ist - und wir fallen nicht so leicht unter den Schatten."
Er stand auf, und streckte Finelleth die Hand entgegen, die sie ergriff und sich von ihm auf die Füße ziehen ließ. "Und nach dem heutigen Tag weiß ich mit Sicherheit, welche Seite du gewählt hast... und ich freue mich, auf der gleichen Seite zu stehen." Der erleichterte Ausdruck auf Finelleths Gesicht verriet ihm, dass sie sich tatsächlich davor gefürchtet hätte, er könnte ihr die Entscheidung ihres Vaters zum Vorwurf machen.
"Jetzt bin ich doch froh, dass ich mit dir über meinen Vater gesprochen habe", sagte sie mit einem kleinen Lächeln. "Danke, gwador2."

Gemeinsam blickten sie nach Westen, wo vor der untergehenden Sonne eine schmale, einsame Gestalt, die auf dem gegenüberliegenden Rand des Daches saß, zu sehen war.
"Wie es aussieht sind wir nicht als einzige auf die Idee mit dem Dach gekommen", meinte Oronêl, doch Finelleth lachte nicht. "Nach einer solchen Schlacht gibt es viele, die sich schämen überlebt zu haben, während ihre Freunde gestorben sind." Oronêl wusste, wovon sie sprach. Nach seiner Rückkehr von der Dagorlad hatte er Amroth nicht in die Augen schauen können, denn Amdír war gefallen und er hatte überlebt.
"Ich sollte mit ihr sprechen", sagte er, denn auch von hinten war die Person eindeutig als junge Frau zu erkennen. Er trat bis auf wenige Schritte an die Gestalt heran und sagte dann, wobei er vom Sindarin in die Gemeinsame Sprache wechselte: "Seid gegrüßt. Ich hoffe, ich störe euch nicht?"
Die junge Frau reagierte nicht, schien ihn gar nicht gehört zu haben, und so ging Oronêl bis an sie heran an den Rand des Daches. Als er sich neben sie setzte, erkannte er Kerry. "Kerry", sagte er, und obwohl sie ihm den Kopf zuwandte, schien sie geradewegs durch ihn hindurchzublicken. Anscheinend hatten die Erlebnisse während der Schlacht sie noch härter getroffen, als Oronêl angenommen hatte, doch hinter seinem Mitleid regte sich plötzlich ein Funken des Wiedererkennens. Es war nicht nur die oberflächliche Ähnlichkeit zu Irwyne, sondern irgendetwas tieferes, irgendjemand, an den Kerry ihn erinnerte... Er sah, dass Finelleth sich auf Kerrys anderer Seite niederließ, und das Mädchen aufmerksam betrachtete.
Oronêl legte Kerry eine Hand auf die Schulter, und erst bei seiner Berührung wurde ihr Blick klarer, und sie schien ihn erst jetzt wahrzunehmen.
"Oh, du bist das." Oronêl sah, dass sie Calenwens Medaillon um den Hals trug. "Oronêl", sagte er, denn er hatte Kerry seinen Namen in der Aufregung der Schlacht nicht genannt, und deutete mit einem Nicken zu Finelleth. "Und das ist Finelleth, wie du vielleicht schon in der... also, wie du vielleicht schon weißt." Vermutlich war es nicht besonders klug, Kerry in einem Moment wie diesem an die Schlacht zu erinnern.
"Ich bin Kerry," antwortete sie wie automatisch. "Nein... das wusstest du schon." Sie seufzte tief.  "Ist alles in Ordnung?", fragte Oronêl besorgt, denn er kannte diesen leeren Gesichtsausdruck. "Ich frage mich einfach, wieso ich überlebt habe," sagte Kerry leise. "Andere, die viel tapferer waren als ich, hatten nicht so viel Glück."
"Glück und Tapferkeit sind zwei verschiedene Dinge", wandte Finelleth ein, und musterte Kerry noch ein wenig genauer, als das Mädchen sich ihr zuwandte. "Und nur weil jemand tapfer ist, kann er trotzdem fallen." "Aber nur weil du überlebt hast, heißt es nicht, dass du nicht tapfer und mutig gewesen bist", fügte Oronêl hinzu, denn er fürchtete, dass Kerry Finelleth falsch verstehen könnte. "Und weil du überlebt hast, bist du nicht weniger wert als diejenigen, die ihr Leben zur Verteidigung dieser Stadt gegeben haben."
Kerry blickte niedergeschlagen zu Boden. "Zwei meiner Freunde sind gestorben," stieß sie tieftraurig hervor. Ihr Unterlippe bebte. "W-wie soll ich nur ohne sie weitermachen? Ich... " ihre Stimme versagte.
"Ihretwegen musst du weitermachen", erwiderte Oronêl, während die Sonne ihre letzten Strahlen auf ihre Gesichter warf und der Abendrotsee seinem Namen alle Ehre machte. "Sie sind gestorben, als sie Fornost und all seine Bewohner - und damit auch dich - verteidigt haben. Denk an sie, aber ehre ihr Opfer indem du dein Leben weiterlebst."
"Woher kommst du, Kerry?", fragte Finelleth, und überraschte Oronêl mit diesem plötzlichen Themenwechsel.
Das Mädchen ließ den Blick in die Ferne schweifen und schwieg einen langen Augenblick, während die letzten Sonnenstrahlen ihr Gesicht rot färbten. "Aus Rohan", sagte sie schließlich, so leise dass es die elbischen Ohren Oronêls und Finelleths nur gerade so vernehmen konnten. "Aus dem Hargtal", fügte Kerry hinzu und ließ ihren Blick sinken.
Das hatte Oronêl bereits vermutet, doch es von Kerry selbst zu hören, ließ plötzlich das Bild eines dunkelhaarigen Gardisten vor seinem Geist aufblitzen. "Ich war vor gar nicht langer Zeit in Rohan", sagte Finelleth. "Und da habe ich einen Mann getroffen, der einst eine Tochter hatte."
Bei ihren Worten verwandelte sich Oronêls Vermutung in Gewissheit, und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Wie merkwürdig die Welt doch war...
"Cyneric", sagte er, und beobachtete gespannt Kerrys Gesicht.
Dort spiegelten sich drei Emotionen: Überraschung, Unglaube, und darunter, tief in den grünen Augen: ein kleiner Funken Hoffnung. "Das kann nicht sein," flüsterte sie. "Er ist fort. Er ritt in den Krieg und kehrte nicht mehr zurück..."


1 Sindarin "Schwester"
2 Sindarin "Bruder"
Titel: Wege des Schicksals
Beitrag von: Fine am 31. Okt 2016, 21:17
In Kerrys Gedanken war großes Chaos ausgebrochen. Mein Vater ist nie zurückgekehrt, die beiden können ihn nicht getroffen haben. Es muss jemand anderes gewesen sein, jemand mit demselben Namen, der auch eine Tochter hatte, sagte eine Stimme. Es war die Stimme, die schon immer darauf bedacht gewesen war, Déorwyns Vergangenheit zu vergessen, hinter sich zu lassen, neu anzufangen. Es war die Stimme, die den Namen Kerevalline gewählt hatte, um mit dem gebrochenen Mädchen aus Rohan abzuschließen und eine freie Abenteurerin in Eriador zu sein. Es war die Stimme, die nie zurückblicken wollte.
Aber was wenn doch? wisperte eine zweite Stimme. Kerry horchte auf, denn es war eine Stimme, die schon lange nicht mehr an die Oberfläche gedrungen war. Es war die Stimme der sechzehnjährigen Déorwyn, die voller Stolz zugesehen hatte, wie ihr Vater auf seinem Ross Rynescead im Gefolge König Théodens zur Rettung von Mundburg aufbrach. Diese Stimme hatte immer auf seine Rückkehr gewartet, doch als die Orks nach Hochborn gekommen waren war diese Stimme von den Flammen und dem Tod zum Schweigen gebracht worden. Jetzt aber gewann diese Stimme in Kerry an Kraft, wuchs, und sie spürte, wie sie sich zu erinnern begann.

Von Halarîn hatte sie gelernt, den Schmerz zuzulassen, und sie versuchte es. Bilder zogen vor ihrem inneren Auge vorbei: Hochborn in Flammen stehend, der Anblick des Schreckens als sie ihre Mutter tot auf der Schwelle ihres Hauses gefunden hatte, die albtraumhafte Flucht nach Westen. Plötzlich stand sie wieder an den Furten des Isen und traf erneut die Reiter, die sie ein Stück mitnahmen, ihr sogar ein Pferd überließen und sie in nordwestlicher Richtung durch Dunland brachten. Eine heiße Welle des Schmerzes stieg in ihr auf, als die darauf folgende Erinnerung zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder an die Oberfläche kam, und sie den schrecklichen Überfall in Dunland erneut erlebte. Wie Pfeile aus dem Dickicht in die arglose Reisegruppe geschossen worden waren und die meisten Flüchtlinge bereits in den ersten Sekunden des Überfalls starben. Wie ihr Pferd, von einem Pfeil in die Flanke getroffen, sich voller Angst und Schmerz aufbäumte und Déorwyn abwarf, und sie den Hang links von der Straße hinuntergestürzt war, was ihr den Tod durch die Hand der Wegelagerer ersparte. Sie war ohnmächtig geworden und in einer kleinen Hütte wieder zu sich gekommen. Der Mann, der sie gefunden hatte, war zunächst freundlich gewesen, hatte ihre Wunden versorgt und ihr zu Essen gegeben. Doch als es Nacht wurde und er sie zu sich in sein Bett nehmen wollte und sie sich, verwirrt und entsetzt, verweigerte, war er zornig geworden. Wäre er nicht gestolpert, als er ihr wutendbrand nachgejagt war, wäre es ihr wohl übel ergangen. So entkam sie in die Finsternis, mit nichts als dem rotbraunen Kleid am Leibe, das sie am Tag des Untergangs von Rohan getragen hatte, und irrte tagelang ohne Orientierung durch die Wildnis Dunlands, bis Rilmir sie schließlich fand.



"Wen haben wir denn hier?" sagte der hochgewachsene Mann. Er hatte eine ganz andere Ausstrahlung als der Dunländer, vor dessen Zorn sie nur knapp entkommen war. Trotzdem wich sie zurück, verschreckt und voller Misstrauen.
"Hab keine Angst," sagte er und ließ sich auf ein Knie nieder. Seine Stimme war beruhigend, sein Tonfall freundlich. Zwar trug er ein Schwert an seiner Seite, doch seine Augen strahlten eine Wärme auf, die Déorwyn ein Gefühl von Sicherheit vermittelte, obwohl sie ihn nicht kannte."
"W-wer bist du?" stieß sie hervor, in angespannter Haltung.
"Mein Name ist Rilmir, Hádhrons Sohn, von den Dúnedain. Ich werde dir nichts antun, Mädchen. Wie lautet dein Name?"
"D..." sie stockte. "Ich bin... Kerevalline." Es war nicht ihr Name, sondern der eines Mädchens, das sich unter der Gruppe von Flüchtlingen befunden hatte, der sie sich an den Furten des Isen angeschlossen hatte. Déorwyn hatte sie in den wenigen Tagen, in denen sie sich kannten, Kerry genannt. Kerry und sie waren schnell Freundinnen geworden, doch eine lange Freundschaft war ihnen nicht vergönnt worden. Kerevalline starb im Pfeilhagel der Dunländer, als eine der ersten.
"Ein ungewöhnlicher Name," sagte Rilmir, doch es lag kein Spott in seiner Stimme.
"Du kannst... mich Kerry nennen," sagte sie. Ab diesem Moment gab es Déorwyn nicht mehr, und sie dachte nicht ein einziges Mal mehr an ihren Vater.




Der gedankliche Nebel um sie herum lichtete sich etwas und sie wurde gewahr, wie Oronêl und Finelleth sich leise unterhielten.
"Du warst auch in Aldburg?" fragte Oronêl gerade. "Zu schade, dass ich keine Zeit hatte, mich in Thranduils Lagerbereich umzusehen."
"Ich war nur zwei Tage dort," antwortete Finelleth. "Und Cyneric sah ich nur kurz, als er mit Faramir und Erkenbrand zu Thranduil kam, um den Feldzug zu planen. Danach entsandte mein Vater mich mit zwei Gefährten, um die Lage bei Dol Guldur auszukundschaften."
"Drei Elben alleine nach Dol Guldur?" wunderte sich Oronêl und nickte anerkennend. "Dein Vater scheint damals großes Vertrauen in dich gesetzt zu haben."
Finelleth sah zur Seite, offenbar peinlich berührt. "Er bat nicht. Es war ein Befehl, wie ihn ein König seinen Untergebenen gibt. Es wusste aber, dass ich Galanthir, Angvagor und ich am Besten für die Mission geeignet waren. Also waren wir es, die er entsandte."

Was, wenn sie ihn wirklich gesehen haben? Besteht vielleicht tatsächlich die Möglichkeit, dass mein Vater noch lebt? dachte Kerry während sie auf eine Gelegenheit, eine Frage zu stellen wartete.
Und wenn nicht? Kannst du dich der Enttäuschung stellen? erwiderte die erste Stimme, die zu der Kerevalline gehörte, die nichts mehr mit ihrer Vergangenheit zu tun haben wollte. Und selbst wenn er es war, wo mag er dann jetzt wohl sein? Wer garantiert dir, dass er immer noch am Leben ist?
Find mehr heraus, sagte die Stimme von Déorwyn, die nun mehr und mehr an Stärke gewann und schließlich Kerry ganz ausfüllte. Finde alles heraus, was die beiden wissen.

"Bitte erzählt mir alles," sagte sie, als eine Pause im Gespräch der Elben entstand. Oronêl nickte und berichtete ihr, wie er einen Gardisten namens Cyneric außerhalb der Ratshalle von Aldburg getroffen hatte, der ihm unter Anderem von seiner verschwundenen Tochter erzählt hatte.
"Ich überließ Irwyne, das Mädchen das du am Turm getroffen hast, für eine Weile seiner Obhut, da mich wichtige Angelegenheiten zum Aufbruch drängten und ich sie nicht mitnehmen konnte."
"Und als er zur Ebene von Celebrant kam ging Irwyne mit ihm," ergänzte Finelleth. "Dort traf ich ihn wieder, und wir zogen gemeinsam mit dem Heer Glorfindels nach Dol Guldur."
"Dol Guldur?" fragte Kerry. "Ihr zogt in die Schlacht?"
"Das taten wir," bestätigte Finelleth. Kerry stellte fest, dass auch Oronêl aufmerksam zuzuhören schien. Offenbar hatte er diesen Teil der Geschichte auch noch nicht gehört. "Sieben Tage dauerte es, bis die Festung fiel. Und dein Vater kämpfte äußerst tapfer, stand sogar der geflügelten Bestie des Ringgeists gegenüber."
"Wie könnt ihr wissen, dass er es war?" wollte Kerry wissen. Noch immer zweifelte sie, auch wenn ihre Hoffnung stetig größer wurde.
"Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber ich habe ihn im Getümmel immer an der grünen Hand auf seinem Schild erkannt. Er erzählte mir, dieser Abdruck stammte von seiner kleinen Tochter," sagte die Elbin zur Antwort und lächelte Kerry freundlich an.
Der Schild, wisperte Déorwyns Stimme in ihr. Der Schild! Du erinnerst dich, nicht wahr? Er ist es also wirklich gewesen. Vater ist am Leben!
"Hat er die Schlacht überstanden?" rief sie, nun voller Sorge, doch ihre Zweifel verflogen.
"Das hat er," gab Finelleth mit breitem Grinsen zurück. "Es geht ihm gut. Dein Vater ist jetzt in geheimer Mission in Rhûn unterwegs und schickte mich mit Irwyne nach Bruchtal, wo wir Oronêl trafen. Und jetzt finden wir dich hier, am anderen Ende der Welt, aber wohlbehalten und am Leben. Schon seltsam, welche Wege das Schicksal für uns bereithält."

Zum ersten Mal seit dem Ende der Schlacht um Fornost verspürte Kerry wieder positive Gefühle. Ihr Vater war am Leben! Es war ihr ganz egal, dass sie Oronêl und Finelleth erst seit heute kannte, und sie schloss beide nacheinander in eine feste Umarmung - eine Umarmung, die sie in diesem Moment gerne ihrem Vater gegeben hätte, doch fürs Erste würden die beiden Elben ausreichen. Oronêl schien etwas überrumpelt, doch er strich ihr sanft über den Rücken und sie spürte, wie er sich für sie freute.
Einen Augenblick später setzten sie sich zu dritt auf den Rand des Daches. Die Sonne war inzwischen hinter dem Horizont verschwunden, doch noch waren die Wolken im fernen Westen von einem rötlichen Schein erfüllt.
"Und dein Vater ist wirklich der König des Waldlandreiches?" fragte Kerry in Finelleths Richtung.
"Oh, das hast du gehört?" meinte die Elbin, die leicht beschämt zur Seite blickte. "Es stimmt, aber..."
"Dann bist du eine echte Prinzessin!" rief Kerry begeistert.
Oronêls Lachen erfüllte die Abendluft, und kurz darauf stimmte Finelleth mit ein. Und endlich gelang es auch Kerry, angesteckt davon, wieder ein Lächeln im Gesicht zu tragen.

Schließlich stand Finelleth auf. "Wir sollten sehen, dass wir etwas zu essen bekommen," sagte sie. "So eine Schlacht macht hungrig."
Kerry folgte ihr, hielt dann jedoch einen Augenblick inne. Wie immer ließ ihr Gedächtnis für Namen sie im Stich. Und wie immer versuchte, sie sich nichts anmerken zu lassen.
"Komm, Ron," sagte sie also in Oronêls Richtung. "Ich werde dir und der Prinzessin schon etwas beschaffen, was euren Hunger vertreibt."
Sie hörte, wie sie Elben einen winzigen Augenblick stockten als sie ihre neuen Spitznamen hörten, doch auch das konnte ihnen das Lächeln nicht vom Gesicht vertreiben. Zu dritt stiegen sie die Treppe in die Halle hinunter, wo es bereits nach Abendessen duftete.
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Eandril am 1. Nov 2016, 21:06
Trotz des Sieges war die Stimmung in der Haupthalle eher gedämpft. Die anwesenden Verteidiger saßen beim Essen in kleineren Grüppchen zusammen, und sprachen leise miteinander. Einige saßen auch für sich alleine, ihre Mahlzeit kaum angerührt und der Blick leer - Kerry war offenbar nicht die einzige, die die Schlacht stark mitgenommen hatte.
Doch gerade Kerry hob sich nun deutlich von den bedrückten Gesichtern der anderen Menschen ab, denn die Nachricht vom Überleben ihres Vaters schien sie aufgerichtet und gestärkt zu haben. Sie wirkte aufgekratzt, und stellte den Elben eine Frage nach der anderen nach Cyneric, aber auch dem restlichen Geschehen draußen in der Welt - geradeso, als hätte wäre eine Barriere, mit der sie sich vor der Welt abgeschirmt hatte, eingerissen worden war. Und dennoch, hin und wieder verstummte sie kurz, und dann huschte ein Schatten der Traurigkeit über ihr Gesicht. Oronêl wusste, dass sie dabei nicht nur an ihre gefallenen Freunde dachte, sondern auch an Cyneric, der zwar lebte aber nach Finelleths Bericht in einem fernen, fremden und gefährlichen Land unterwegs war.
Während Finelleth dem Mädchen mehr von der Eroberung Dol Guldurs - und der Rolle, die ihr Vater dabei gespielt hatte - erzählte, hörte Oronêl nur mit halber Aufmerksamkeit zu. Er dachte darüber nach, wie seltsam das Schicksal doch spielte. Eigentlich hatte er nie vorgehabt, nach Fornost zu gehen, und dass er nun hier, eine Ewigkeit von Rohan und seinen eigentlichen Plänen entfernt, auf Cynerics totgeglaubte Tochter traf, war ein merkwürdiger Zufall. Wenn es denn nur ein Zufall gewesen war... Seine Gedanken wanderten weiter, zu Laedor und ihrem erneuten Zusammentreffen inmitten der Schlacht. Laedors Worte, die er ihm in Lórien entgegen geschleudert hatte, kamen ihm wieder in den Sinn: "Willst du wissen, was ich mit deiner Tochter..." -was?
Oronêl wurde aus seinen düsteren Gedanken gerissen, als Kerry ihn von der anderen Seite des Tisches ansprach. "He, Ron, träumst du?", fragte sie, und Oronêl freute sich, dass sie ihm und Finelleth gegenüber nun vollkommen offen wirkte. Dennoch verzog er leicht gequält das Gesicht, als er hörte sie wie ihn nannte, und sagte: "So schwer ist mein Name doch nun auch wieder nicht."
"Ach, ich finde ihn eigentlich auch ziemlich schwer, Ron", warf Finelleth lachend ein. Jetzt, wo sie einen Augenblick lang unbeschwert und fröhlich sein konnte, kam sie Oronêl wie eine jüngere Schwester von Calenwen vor. Seine Frau hätte ihn mit diesem Spitznamen ebenso aufgezogen wie Finelleth jetzt. Oronêl schob den Gedanken an Calenwen und den Schmerz, den er mit sich brachte, rasch wieder beiseite, zog sie Augenbrauen in die Höhe und erwiderte: "Du hast gut reden, Araniel."
Jetzt war es an Finelleth, das Gesicht zu verziehen. "Es wäre mir wirklich lieber, wenn ihr mich nicht..."
"Was heißt Araniel?", unterbracht Kerry sie, und Oronêl antwortete mit einem Lächeln: "Du hast sie doch Prinzessin genannt. Araniel bedeutet in unserer Sprache das gleiche."
"Wer ist eine Prinzessin?", hörte Oronêl Irwyne hinter sich fragen, und Finelleth stöhnte auf und verbarg das Gesicht in den Händen. Er rutschte auf der Bank ein Stück zur Seite um Platz für Irwyne zu machen, sodass sie nun Kerry direkt gegenüber saß und er Finelleth.
"Die äh... Prinzessin hier", erwiderte Kerry mit einem schelmischen Lächeln, das zu sehen Oronêl freute. Schließlich war Lächeln die beste Art und Weise, ein so schreckliches Erlebnis wie die Schlacht für ein paar Augenblicke zu vergessen. "Nein, Finelleth?", fagte Irwyne, und machte große Augen. "Das hast du mir nie erzählt", sagte sie dann vorwurfsvoll. Finelleth hatte inzwischen wieder die Hände vom Gesicht genommen, und meinte: "Ich wollte es ja eigentlich auch geheimhalten. Aber Ron", Oronêl ächzte, "hat mich erkannt, und diese junge Dame hier hat uns belauscht, als wir darüber sprachen." Sie stieß Kerry sanft die Faust gegen den Oberarm. "Das war unabsichtlich!", protestierte diese, und rieb sich die getroffene Stelle.
"Dann ist Thranduil dein Vater?", fragte Irwyne, und Finelleth blickte etwas verdutzt drein. "Er ist der einzige Elbenkönig, von dem ich weiß", erklärte das Mädchen. "Habe ich recht?"
"Du hast es erraten", mischte Oronêl sich wieder in das Gespräch ein, denn er hatte Finelleths Unbehagen bemerkt. Auch wenn sie unter Freunden war, wollte sie offenbar trotz des Gesprächs das sie über Thranduil geführt hatten, ihr Geheimnis lieber wahren. Er beugte sich leicht über den Tisch vor, in Richtung der beiden Mädchen aus Rohan, um das Gespräch von Finelleth abzulenken. "Und wo wir gerade bei Vätern sind, weißt du, wer Kerrys Vater ist?"
Einen Augenblick herrschte Stille, während Irwyne Kerry aufmerksam musterte. Dann fragte sie ungläubig: "Déorwyn?"
Kerry blickte einen Augenblick zu Boden; offenbar war es ihr noch immer etwas unangenehm, mit ihrem wahren Namen angesprochen zu werden. Doch dann nickte sie. "Du hast meinen Vater getroffen, Irwen, nicht wahr?" Irwyne blinzelte verwundert, sagte dann: "Irwen ist der Name meiner Mutter gewesen... bitte denk dir was Neues aus." Sie stockte einen Moment und Oronêl sah ihre Augen verdächtig glänzen. Sie fing sich jedoch sehr schnell wieder und erzählte Kerry und den Elben, wie sie Cyneric in Aldburg kennengelernt hatte und ihn im Dol-Guldur-Feldzug begleitet hatte.
"... er war immer sehr freundlich zu mir, und ich habe immer wieder bemerkt, dass er seine Tochter - also dich - sehr vermisst. Ich bin froh, dass du noch lebst", schloss Irwyne mit einem zaghaften Lächeln.

Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als Valandur an ihren Tisch trat, mehrere Becher und einen vollen Bierkrug in der Hand. Für einen Moment glaubte Oronêl, den Waldläufer gar nicht wieder zu erkennen, denn ein solch breites Lächeln hatte er auf Valandurs Gesicht bislang noch nicht gesehen. "Kommt, meine Kampfgefährten", sagte der Dúnadan, und stellte seine Last so schwungvoll auf dem Tisch ab, dass Irwyne rasch vor dem überschwappenden Bier in zurückweichen musste.
"Trinkt etwas mit mir, und feiert unseren Sieg." Anscheinend waren sie nicht die ersten, mit denen Valandur den glücklichen Ausgang der Schlacht feiern wollte, doch Oronêl schüttelte bedauernd den Kopf. "Danke, für mich nicht. Ich brauche jetzt eher ein wenig frische Luft, und vielleicht einen Schluck klares Wasser - falls man in dieser Stadt so etwas findet."
Auch Kerry schüttelte den Kopf. "Danke, aber ich verspüre gerade kein Bedürfnis danach, ein Wiedersehen mit meinem Abendessen zu feiern." Der Ausdruck der Verwirrung auf Valandurs Gesicht war geradezu komisch, doch dann lachte er selbst und klopfte dem Mädchen auf die Schulter. "Das nenne ich mal eine gute Begründung. Aber Finelleth, große Elbenkriegerin, was ist mit dir?"
Finelleth gähnte nur zur Antwort. "Ich denke, ich muss mich zunächst ein wenig ausruhen bevor ich irgendetwas feiern kann." Auch Irwyne wirkte müde, und sagte: "Ich habe erst vor ein paar Stunden einen Pfeil durchs Bein bekommen, da werde ich mich jetzt sicherlich nicht betrinken sondern lieber versuchen, etwas Ruhe zu bekommen."
"Hrmpf", machte Valandur missmutig. "Ihr seid mir schöne Gefährten. Gelmir wollte ich lieber in Ruhe lassen, Orophin und Glorwen scheinen verschwunden zu sein... Da muss ich mir wohl jemand anders..." Er verstummte plötzlich, und als Oronêl in Richtung Eingang blickte, sah er die Waldläuferin, die mit ihnen am Turm gekämpft hatte in die Halle kommen.
"Heda, Súlien!", rief Valandur ihr entgegen, und schwenkte grüßend einen leeren Bierkrug. "Komm her und feiere ein wenig mit mir. Diese Herrschaften sind mir alle zu trübselig." Die Waldläuferin kam heran, wobei sie keck eine Haarsträhne nach hinten warf, und sagte: "Gerne doch. Aber bist du denn auch sicher, dass du mit mir mithalten kannst?"
Gemeinsam entfernten die beiden sich, und schlossen sich am anderen Ende der Halle einer weiteren Gruppe Dúnedain, die fröhlicher wirkte als der Rest der Anwesenden, an.
Auch Oronêl erhob sich und sagte, mit Blick auf seine Begleiterinnen, die sämtlich herzhaft gähnten: "Ihr solltet etwas Schlaf finden. Ich gehe mir noch ein wenig die Sterne ansehen."

Oronêl zur Mauer... (https://modding-union.com/index.php/topic,34011.msg449376.html#msg449376)
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: -Mirithil- am 9. Nov 2016, 00:30
Fis, Tom, Rick, Baril und Goril aus der Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg448350.html#msg448350)


Am nächsten Morgen machten die fünf sich auf den Weg zur Waffenkammer, endlich würden sie ihr Ziel erreichen. Es war nicht mehr weit von dem Haus in dem Goril und Baril lebten zu den Quartieren des Sternenbundes, sie erreichten die Tore schon bevor die Sonne über die Hausdächer stieg. Vor dem Tor standen zwei Wachposten die argwöhnisch auf die Gruppe kleiner Gestalten herabblickten, einer der beiden schmunzelte: "Na wenn das kein einmaliger Anblick ist, drei Zwerge und zwei Hobbits hier in Fornost."
"Guten Morgen, wir möchten gerne mit den Anführer des Sternenbundes sprechen.", sagte Fis höflich.
"Und wer seid ihr?", fragte der andere Wächter, er stützte sich müde auf sein Schwert und wirkte nicht besonders glücklich über die Störung.
"Ich bin Fis, Fesais Sohn und das sind meine Begleiter, Rick und Tom aus Bree, sowie Goril und Baril aus den Ered Luin.", stellte Fis sich und seine Gefährten vor, "Wir möchten uns dem Sternenbund anschließen."
"Jawohl, wir sind extra hierher gekommen um mit eurem Anführer zu reden!", Baril stampfte mit dem Fuß auf den Boden, "Hier draußen ist es kalt, welcher Gastgeber lässt seine Gäste in der Kälte warten?"
"Hey Bartwicht, wir müssen euch nicht hineinlassen, von mir aus kannst du dir hier die Füße abfrieren.", der Wächter hatte sich jetzt aufgerichtet und blickte genervt zu Baril.
Goril schob seinen Bruder zur Seite: "Mein Bruder hat es nicht so gemeint, er hat nur schlecht geschlafen, wir würden gerne helfen."
"Na wenn das so ist. Tretet ein, ihr findet Belen, den Anführer, wahrscheinlich im hinteren Teil des Gewölbes.", sagte der nettere der beiden Wächter und schob die Türen für sie auf.

Durch Fenster in den Wänden drang das Licht des anbrechenden Tages in die Halle. Fis und seine Gefährten schritten die Reihen der Rüstungen und Waffen ab, die hier aufgereiht standen.
„Das sind aber ne menge Waffen an einem Ort.“, stellte Baril fest und fuhr mit den Fingern über ein altes, verstaubtes Schwert an einer der Wände.
„Alte Waffen und Rüstungen aus arnorischen Schmieden, sehr gute Arbeiten.“, stimmte Fis ihm zu.
„Ihr habt recht, meine Freunde, diese Waffen wurden vor dem Untergang Fornosts geschmiedet und hier versteckt für die Tage die kommen würden.“
Sie alle drehten sich zu dem Sprecher um, vor ihnen stand ein alter Mann mit einem langen, weißgrauen Bart und leuchtend hellblauen Augen, er trug einen grauen Mantel und hielt einen ebenso grauen Filzhut in der Hand.
„D..D..Du?“, Tom und Rick blickten den Mann fassungslos an.
„Ja, ich bin es, und doch nicht der den ihr gesehen habt.“, sagte der Fremde geheimnisvoll.
„Ihr kennt diesen Mann?“, fragte Fis etwas verdutzt.
„Ja, wir haben dir von ihm erzählt, er hat uns hierhin geschickt.“, erklärte Tom.
Der Alte lächelte: „Ich habe euch den Weg gewiesen, doch nicht mich habt ihr gesehen, es war ein Trugbild, ein einfacher Zauber, an diejenigen gerichtet, die auf der Suche sind.“, erklärte er langsam.
„Ein Zauberer? Hier in Fornost?“, fragte Goril ungläubig, „Wer bist du und  was hat dich hierher verschlagen?“
„Mein Name ist Mithrandir, euch Zwergen aber ist Tharkun wahrscheinlich bekannter..“
„Oder einfach Gandalf.“, sagte ein groß gewachsener Mann, der gerade durch eine Seitentür in die Halle trat, er hatte lockere graue Kleidung angelegt und führte ein Schwert an seiner Seite. Sein Blick war auf die Hobbits gerichtet und seine aufmerksamen Augen musterten sie interessiert.
„Ich kenne euer Gesicht. Ihr wart auf dem Schlachtfeld vor den Toren, ist das richtig?“, fragte Tom, sein Blick wanderte von dem Gesicht des Mannes zu seinem Schwert und zurück.
„Das stimmt, ich war dort. Mein Name ist Belen, ich bin der Anführer des Sternenbundes.“
„Das trifft sich gut.“, sagte Goril, „Euch haben wir gesucht.“
„Er hat recht, wir sind hierher gekommen um uns dem Sternenbund an zu schließen.“, sagte Fis, „Wir würden gerne helfen.“
„Das freut mich, nach der Schlacht, brauchen wir jeden Mann und jede Frau, doch eure Namen wären mir wichtig.“, sagte er lächelnd und blickte sie erwartungsvoll an.
„Es tut mir leid, das war unhöflich. Mein Name ist Fis, Sohn Fesais und dies sind meine Gefährten Tom und Rick, die Hobbits aus Bree, sowie Goril und Baril aus den Ered Luin.“, als sie ihre Namen hörten verbeugten sich die Zwerge, „Steht's zu Diensten.“


In einem der Räume, der mehreren langen Tischen Platz bot, war bereits das Frühstück im Gange. Sie folgten Gandalf in den Speisesaal und nahmen an einem der freien Tischenden Platz. Fís erzählte Gandalf, wie er nach Bree gekommen war und dort den Tipp erhalten hatte, in Fornost nach dem Sternenbund zu suchen. Belen, der gegenüber saß, aß schweigend, hörte aber offenbar aufmerksam zu.
Einige Momente später wurde der noch freie Stuhl neben Fís geräuschvoll zurückgezogen und eine schlanke Gestalt nahm Platz. "Guten Morgen!" sagte das blonde Mädchen, das Fís nun wiedererkannte. Er hatte sie während der Schlacht bei den Elben am zerstörten Turm gesehen.
"Guten Morgen," sagte er. "Du bist Kerry, richtig?"
Sie nickte. "Und du... bist der Zwerg von gestern." Kerry senkte den Blick und ihre Wangen verdunkelten sich leicht. Offenbar war es ihr etwas peinlich, dass sie Fís' Namen nicht kannte oder vergessen hatte.
„Ich glaube ich habe mich dir noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Fis, Sohn Fesais“
Kerry schenkte ihm ein Lächeln. "Und was macht ein Zwerg hier in der Stadt? Ich glaube, ich habe bisher noch keinen einzigen Eures Volkes hier gesehen."
"Ich war auf 'Reisen' als ich in Bree vom Widerstand erfuhr. Auf dem Weg hierher traf ich dann auf die beiden Hobbits Tom und Rick die du ja auch schon kennst.", erzählte Fis und nahm sich etwas Brot aus den Schüsseln vor ihm, "Wir haben die Schlacht überlebt und sind gestern in der Stadt umhergeirrt. Am Abend sind wir dann auf Baril und Goril gestoßen, die uns bei sich aufgenommen haben, und jetzt sind wir hier.", schloss er seine Erzählung uns biss von seinem Brot ab.
"Mpf...m..wir sind hierher gekommen um uns dem Sternenbund anzuschließen, Tom und Rick haben keine Familie mehr und der Rest meiner Familie lebt weit im Osten in den Eisenbergen, wir brauchen ein neues Ziel und der Sternenbund war dafür die beste Gelegenheit."
"Ihr seid also auf der Suche nach Arbeit mitten in eine Schlacht hineingeraten, ihr hattet echt Glück es geschafft zu haben.", sagte Belen erstaunt, "Ich werde euch Zwerge wohl nie verstehen." Gandalf lachte, du hast Recht: "Zwerge zu verstehen ist eine Kunst für sich, die nicht einmal ein Zauberer richtig beherrscht." "Warum redet dieser Gandalf immer in Rätseln, kann er nicht normal sprechen?", Baril blickte zu Kerry, "Kannst du ihn verstehen?"
"In seinem Alter ist das nun einmal so," antwortete sie gleichgültig. Gandalf hingegen zog nur amüsiert eine Augenbraue nach oben. "Was habt ihr Zwerge jetzt vor?" fragte Kerry in Fís' Richtung. "Werdet ihr beim Wiederaufbau der Stadt helfen?"
"Das ist eine gute Idee, ein paar Stellen in der Mauer können leicht verstärkt werden.", sagte Goril, "Und der Turm muss unbedingt repariert werden. Das ist ein Fall für Zwergenhände."
"Belen, können wir helfen?", fragte Fis vorsichtig.
"Klar, wir können jede Hilfe gebrauchen, vielleicht werden wir wieder angegriffen, ein großer Teil der Feinde ist noch da draußen."

Als Goril den Turm erwähnte legte sich ein Schatten auf Kerrys Gesicht und sie blickte zur Seite. Das Mädchen blieb einen Augenblick still, dann schob sie ihren Teller beiseite. "Tut mir Leid," sagte sie leise. "Mir ist der Appetit vergangen." Mit einem Ruck stand sie auf und verließ den Speisesaal. Die Zwerge blickte ihr nach, doch Gandalf sagte: "Sie hat gute Freunde in der Schlacht verloren. Doch sorgt euch nicht um sie. Ich glaube, es wird ihr bald besser gehen."
„Belen, wir machen uns dann auf den Weg zur Mauer und schauen uns die Schäden an.“, sagte Fis und stand auf.


Text in Zusammenarbeit mit Fine und Melkor.

Verlinkung ergänzt
Titel: Echo der Erinnerungen
Beitrag von: Curanthor am 20. Nov 2016, 04:09
Mathan, Halarîn und Acharnor von  Fornost: Die Mauern und das umliegende Gebiet (http://modding-union.com/index.php/topic,34011.msg449126.html#msg449126)

Als sie die Rüsthalle betraten, war bereits eine Art Siegesfeier im Gange, doch die Drei marschierten direkt zu einem der abgelegenden Räume, in dem Adrienne lag. Acharnor vergewisserte sich, dass seine Schwester ruhig schlief, blickte sich gehetzt um und erfühlte ihren Puls. Erleichtert atmete er auf, als er den regelmäßigen Herzschlag seiner großen Schwester spürte. Die beiden Elben hielten sich erstmal im Hintergrund und beobachteten die Szene. Das Mädchen schien friedlich zu schlafen, abgesehen von der gigantischen Schnittwunde, die sich quer über ihren Oberkörper zog. Dank Halarîns schnellen Erstversorgung war das Schlimmste aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Mathan wusste dies und packte den jungen Krieger an den Schultern: "Komm, lass uns etwas essen und trinken gehen, der Tag war lang und du brauchst Etwas um zu Kräften zu kommen"
Er wartete einen Moment und rechnete fest mit Protest, doch Acharnor seufzte und ließ ein zustimmes Murmeln ertönen. Mathan nickte Halarîn zu, die nun ihre restliche Rüstung ablegte und ihre Ärmel hochkrempelte.
"Sie ist bei mir in guten Händen, ich werde mein Möglichstes tun.", versprach sie den beiden.
"Das weiß ich, nun konzentrier dich. Wir warten in der Halle auf dich." antwortete Mathan und half Acharnor auf den Flur. Er schloss die Tür, sodass Halarîn so gut es ging ungestört sein konnte und atmete einmal durch.

"Du hast so etwas oft erlebt oder Mathan?" fragte Acharnor, während sie langsam zur Halle gingen.  Der Elb schob den leichten Ärger über die Direktheit beseite und nickte langsam. Er war nicht sonderlich scharf drauf, alle Kämpfe aus der Vergangenheit erneut vor dem inneren Auge zu haben. Doch sein Schüler ließ nicht locker.
"So wie ihr beide gekämpft habt, müsst ihr oft zusammen in der Schlacht gewesen sein...", er blickte ihn neugierig an und wartete auf Mathans Reaktion.
"Falls du mich ausfragen willst, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ich bin mit meiner Gattin schon sehr lange zusammen, dennoch habe ich mehr Kämpfe hinter mir und dort sollten sie auch bleiben. Ich wäre dir äußerst verbunden, wenn du mich oder Halarîn nicht über diese Dinge fragst, zumindest nicht dieser Tage."
Der Elb verscheuchte die Bilder, die aus seinen Erinnerungen aufstiegen. Es gelang nicht, der Niedergang Eregions und das langsame zermürben der Verteidiger war wieder deutlich vor seinem geistigen Auge. Sauron selbst war damals anwesend, zumindest konnte jeder seine Präsenz deutlich spüren, doch niemand wusste, ob er wirklich dort gewesen war. Der Grund für all das Sterben seines Volkes waren diese Ringe gewesen und waren es noch immer. Hätte der Verführer, oder "Herr der Geschenke" damals schon alle Ringe bekommen, könnten die Elben schon wohl lange nicht mehr in Mittelerde weilen.
"Ich wollte keine bösen Erinnerungen wecken.", entschuldigte sich Acharnor und setze sich auf eine Bank in der Nähe der Halle wo gedämpft gefeiert wurde.
Seine Entschuldigung vertrieb aber nicht die Bilder, mit denen Mathan zu kämpfen hatte.

Tanzende Flammen malten unruhige Schatten weit in die Nacht. Himmelhoch brannte das alles verzehrende Feuer, das im Herzen Eregions wütete. Das Fauchen des Windes durch die Flammen und die Hitze war unerträglich, doch Mathan blieb auf einer Anhöhe vor der Stadt stehen. Die salzigen Tränen, die er um seine Heimat vergoss schienen beinahe sofort zu verdampfen. Der Wind riss an dem Stoff herum, den er sich um das Gesicht geschlungen hatte. Mit einem Ruck war das Tuch fort, ihm war es aber egal. Fassungslos starrte er auf das Inferno, das einmal sein zu Hause gewesen war. Er konnte sehen, wie Gebäude zusammenbrachen, Türme umkippten, die goldenen Verzierungen wie Wasser durch die Straßen liefen und Ost-In-Edhil für immer unkenntlich machen würde.


Jemand berührte ihn an der Schulter, verwirrt blickte er in Acharnors Gesicht. Mathan schüttelte sich und vertrieb die Bilder aus seinem Kopf. Auf Bitten des jungen Kriegers half er ihn an einen Platz und suchte ihm etwas zu essen. Noch immer halb abwesend trank er etwas Wasser und hörte Acharnor zu, wie er aus glücklichen Kindertagen erzählte.
Titel: Adriennes Heilung
Beitrag von: Curanthor am 22. Nov 2016, 20:34
Kerry wanderte einige Zeit ziellos durch die weitläufigen Räume und Gänge der alten arnorischen Rüsthalle. Sie erinnerte sich noch gut an den Tag, als Mablung dem Sternenbund dieses Gebäude gezeigt hatte und wie sehr sie damals über die große Anzahl von Waffen und Rüstungen gestaunt hatte. Niemals hätte Kerry sich damals vorstellen können, wie bitter die Bewohner Fornosts den Inhalt der Rüsthalle schon so bald nötig haben würden. Doch nun war eine große Schlacht geschlagen worden, und obwohl viele von einem Sieg sprachen fühlte es sich für Kerry nicht danach an, als hätten sie irgendetwas gewonnen. Der kurze Augenblick der Freude, als sie von Oronêl erfahren hatte, dass ihr Vater noch am Leben war, verblasste bereits unter der Schicht der Trauer, die sich seit den schrecklichen Ereignissen am Turm um Kerry gelegt hatte. Sie fühlte sich einsam.

Ihre Füße trugen sie in Richtung sanfter Stimmen, die aus einer Gruppe von abgelegenen Räumen kamen. Dort hatte man eine Art Lazarett eingerichtet. Obwohl es viel zu wenige von ihnen gab taten die Heiler alles was in ihrer Macht stand, um die vielen Verwundeten zu versorgen. Kerry wusste, dass auch Irwyne dazu gehörte. Als sie in einen der kleineren Räume schaute entdeckte sie zu ihrer Überraschung Halarîn, die sich um die schlafende Adrienne kümmerte. Kerry blieb einen Augenblick im Türrahmen stehen. Sie wollte nicht stören oder gar Halarîns Konzentration brechen. Schließlich jedoch überwand sie ihre Hemmungen und betrat den Raum. Vorsichtig setzte sie sich auf einen kleine Hocker, der neben Adriennes Bett stand, legte die Hände in den Schoß und schaute das verwundete Mädchen mit sorgenvollem Blick an.

Halarîn hörte zwar, dass die Tür aufging, aber sie konnte sich jetzt nicht ablenken lassen. Sie griff nach einer kleinen Flasche, die auf einen Beistelltisch zusammen mit andere Medizin stand. Ihr Blick fiel auf Kerry, die neben dem Bett saß, doch sie war zu sehr im Gedanken um jetzt mit ihr zu sprechen. Sie drückte dem Mädchen die Phiole in die Hand. Sorgsam zog sie die Decke zurück, die den entblößten Körper von Adrienne bedeckte. Halarîn nahm eine glitzernde Salbe und strich sie sehr vorsichtig auf den vernähten Schnitt. Das Gemisch aus heilenden Kristallstaub und anderen Dingen aus ihrer fernen Heimat waren die kostbarsten Dinge die sie mitgenommen hatte. Die Salbe färbte sich sofort rot vom Blut und schien sich langsam in die Wunde einzusickern. Sie wiederholte den Vorgang zweimal und begutachtete den Schnitt, der sich von der Brust, quer über den Torso und den unteren Bauch zog. Mit Bedauern bemerkte die Elbe, dass die weiblichen Züge von Adrienne noch die einer Jugendlichen waren und sie bereits eine große Narbe tragen würde. Zur ihrer Erleichterung begann die Salbe zu wirken und die Wundränder zogen sich leicht zusammen.
Von Kerry war nichts als ein scharfes Einatmen zu vernehmen, offensichtlich versuchte sie, so still wie möglich zu sein um Halarîn nicht zu stören. Ein schneller Blick zur Seite zeigte ihr, dass das blonde Mädchen die Augen mit staunendem Blick auf Adriennes Verletzungen gerichteter hatte und voller Ehrfurcht dabei zusah, wie die Heilung voranschritt.
Nun begann der schwierigste Teil und Halarîn nahm Kerry sanft die Flasche aus der Hand. Die Körperwärme des Mädchen hatte die erwünschte Wirkung: die silberne Medizin in der Flasche nahm einen goldigen Schimmer an.
"Danke Kerrime*.", murmelte sie geistesabwesend und entfernte den Korken.
Der Duft nach Honig erfüllte den Raum und Halarîn hob mit einer Hand den Kopf der Schlafenden an, mit der Anderen führte sie die Flasche an den Mund.
"Súce-, -yes indóme n- mára an tye. Súce, Adrienne.", flüsterte Halarîn.
Es geschah eine Weile lang nichts, bis Adriennes Augen flatterten. Sie stöhnte leise.
"Shhh, Lóre. Lóre", sprach die Elbe sanft und einfühlsam, bis Adrienne sich wieder beruhigte, " -yes na- okaime, sí súce."
Tatsächlich öffnete Adrienne noch immer schlafend die Lippen und Halarîn ließ die nun goldene Flüssigkeit in ihren Mund laufen. Artig schluckte sie die Medizin herunter ohne aufzuwachen oder sich zu verschlucken.
"Tye careyes ehtelë", sagte die Elbe erleichtert und strich Adrienne über den Kopf.
Sie stellte die halbvolle Flasche beiseite und streichelte der Verletzten mit der Rechten über den Kopf. Halarîn erinnerte sich an das, was ihre Großmutter immer wieder gesagt hatte, dass man immer etwas wartet, bis die Medizin im Magen war. Behutsam legte sie beide Hände auf die nackte Brust von Adrienne. Ihre Haut war kühl und geschmeidig, aber auch irgendwie vertraut. Halarîn runzelte die Stirn, schüttelte aber den Kopf und legte die rechte Hand auf den Kopf der Verletzten; ihre Linke, die Herzhand legte sie genau dort auf, wo Adriennes Herz schlug. Sie konzentrierte sich und schloss die Augen. Dann stieg die gewohnte Wärme in ihre Hände und sie hatte das Gefühl, dass irgendwo ein Meeresrauschen zu hören war. Halarîn blendete alles aus und nahm nur noch den schwachen Herzschlag der Verletzten war, doch ihre Gedanken waren erfüllt von Meeresrauschen. Es schwoll weiter an und füllte sie nun voll aus. Tief aus ihren Erinnerungen sprach sie alte Worte, die sie von ihrer Großmutter gelernt hatte:

Larmime óma, atsayes ve i kal
I lú ana lóre navamme sí

I turo elena natulime- tye
Ni am Amandis  - ni've túl ana resta- tye. Lar- mime óma. Túl at- ana i kal.

Die Wärme in ihren Händen verblasste, als sie endete. Das Meeresrauschen ebbte ab und was blieb war der nun kräftigere Herzschlag von Adrienne. Halarîn öffnete die Augen, atmete schwer aus und rieb sich ihre kühlen Hände, eine Geste, die sie niemals tat. Die Haut Adriennes hingegen hatte nun seine gesunde, leicht rötliche Färbung zurück. Sie begutachtete die Wunden und stellte fest, dass die Wundränder nur durch die dünnen Elbenfäden sichtbar waren. Zufrieden deckte sie die Verletzte zu und gewährte ihr damit wieder ihre Privatsphäre. Die Elbe setzte sich gegenüber von Kerry und schöpfte wieder Kraft, sie hatte unterschätzt wie anstrengend ist solche Wunden zu versorgen. Sie blickte zu Adrienne, die nun mit einem deutlich zufriedeneren Ausdruck im Gesicht selig schlief und dann zu Kerry.
"Halla... du hast es geschafft!" hauchte diese mit großer Bewunderung in der Stimme. "Die Verletzungen sind ganz verblasst - so etwas habe ich noch nie gesehen. Wie... wie hast du das nur gemacht? Ist das eine Art von Elbenzauber?" Sie blickte Halarîn mit einer Mischung aus Neugierde, Ehrfurcht und Zuneigung an, die Kerry wohl selbst nicht recht verstand, und es war offensichtlich, dass das Mädchen viele Fragen im Sinn haben musste. Doch da biss sie sich auf die Unterlippe und blickte verlegen zur Seite. "Ich wollte dich nicht stören, Halla," brachte sie leise hervor. "Ich war einsam und habe nach jemandem zum Reden gesucht. Aber als ich hörte wie du in der Elbensprache gesprochen hast - das war doch elbisch gerade eben, oder? - da hat sich deine Stimme... anders angehört. Voller. Stärker. Irgendwie... richtiger. Ich.. habe das Gefühl, dir nur ständig mit meinen Problemen auf die Nerven zu fallen. Das möchte ich nicht Halla. Ich möchte... dir eine gute Freundin sein, wenn du mich haben willst." Kerry verstummte und hielt den Blick gesenkt. Sie hatte gesagt, was ihr auf dem Herzen lag und saß nun dort auf dem kleinen Hocker, die Hände im Schoß, verletzlich und einsam wirkend.
Eigentlich hatte Halarîn schon mit diesen Fagen gerechnet und musste lächeln.
"Was du gerade gesehen hast, war die Heilkunst, die unsere Ahnen beherrscht haben. Zumindest konnten sie die natürliche Heilung ein wenig beschleunigen," sie strich sich die Haare zurück und stupste Kerry auf die Nase, "aber die Dunkelheit in den Gedanken vermag selbst die beste Heilkunst nicht zu vertreiben."
Sie zog den Stuhl näher an das Mädchen heran und blickte ihr in die Augen, ehe sie weitersprach: "Denke nicht, dass du immer jeden auf die Nerven gehst. Du kannst jederzeit zu mir kommen und ich bin mir sicher, dass Mathan auch ein offenes Ohr für dich hat. Er wirkt zwar immer etwas abweisend, aber das ist nur eine Maske, die er gerne trägt. Eigentlich ist er recht einfühlsam, sonst hätte ich mit ihm keine Kinder haben wollen," sie kicherte kurz, blickte verlegen zur Seite und zögerte, "Du bist für mich mehr wie eine Tochter, als eine Freundin.", sagte sie leise.
Halarîn lächelte unsicher und wechselte schnell das Thema: "Das was du eben gehört hast... das war Avarin. Die Elben, die hier im Westen leben würden es herablassend "primitive Urpsrache" nennen, aber bei uns ist anders. Weißt du, im Osten weit hinter Mordor gibt es noch etwa fünf andere Elbenstämme. Meine eigentliche Heimat liegt dort."
Die Elbe blinzelte ein paar mal um die gemischten Gefühle herunterzukämpfen, die in ihr aufstiegen. Plötzlich kam ihr eine Idee und ein sanftes Lächeln erhellte ihr Gesicht.
"Morilië,", sagte sie und strich Kerry über die Wange, "So würdest du bei meinem Volk gerufen werden."

Ein bislang ungesehener Glanz trat in Kerrys Augen als sie den Namen leise wiederholte: "Morilië... das hört sich schön an...." Sie drückte Halarîns Hand und warf einen kurzen Blick auf die friedlich schlafende Adrienne bevor sie weitersprach. "Du bist wirklich etwas Besonderes, Halla," sagte sie und neigte den Kopf leicht in Richtung der elbischen Finger, die über ihre Wange strichen. "Adri hat großes Glück, dass du hier bist." Sie räusperte sich etwas verlegen. "...ich habe auch großes Glück, in dieser immer finsterer scheinenden Welt jemanden zu finden, der so liebevoll und einfühlsam wie du ist. Nach der Schlacht dachte ich, ich würde zerbrechen und nie wieder einen frohen Gedanken haben, doch irgendwie hast du es geschafft, dass ich noch ganz bin."
Sie schwieg einen Augenblick und ihre Augen fixierten Halarîns. "Wenn ich dir wirklich nicht auf die Nerven falle, würde ich dir gerne eine Tochter sein," sagte sie mit einem seltsamen Ton in der Stimme. Offenbar wusste sie selbst nicht genau, wie ernst sie den Satz gemeint hatte. "Möchtest du mir erzählen, wo du herkommst? Die Worte, die du in der Elbensprache gesprochen hast und der Name, den du mir gegeben hast... sie lassen in meinen Gedanken Bilder eines fernen, aber glücklichen Landes aufsteigen. Wie ist es dort? Vermisst du es, dort zu sein?"
Halarîn lächelte sanft und ein warmer, angenehmer Schauer rann ihren Rücken herab. Kerrys Blitzen in den Augen blieb ihr nicht verborgen. Ein freudiger Ausdruck schlich sich in das Gesicht der Elbe und sie nahm beide Hände von Kerry.
"Ich wäre gern wie eine Mutter für dich, denn alles in mir sagt, dass du eine warme, leitende Hand brauchst und jemanden, der sich um dich sorgt,", sie streichelte die Hände ein wenig und blickte Kerry in die Augen, "und dieser jemand würde ich sehr gerne sein."
Sie beugte sich nach vorn und schloss Kerry in ihre Arme, ein flüchtiger Kuss auf die Wange folgte und Halarîn lachte leise.
"Weiß du, bei uns ist es normal, dass wir die Namen vergeben, die nur die engste Familie kennt. Mein Name ist Amandis, das ist glaube ich weniger kompliziert als Halarin," sie hob gebieterisch den Zeigefinger, "nur du, Mathan und meine Eltern kennen ihn, also behandle ihn wie einen Schatz." sagte sie mit gespielter Strenge und blickte rasch zu Adrienne, die aber weiterhin schlief.

Die Elbe schwieg für einen Moment und dachte an ihre Heimat, über die sie eigentlich kaum sprach. Kerry schien ein gutes Gespür für solche Dinge zu haben. Nach einer längeren Pause begann sie zu erzählen: "Ich vermisse meine Heimat sehr, aber seitdem ich mit Mathan zusammen bin, habe ich kaum noch Heimweh. Natürlich fehlen mir die Strände vom Ostmeer, der Anblick des Mondes über der nächtlichen See und die Rufe der Möwen, "sie zögerte, schüttelte aber dann den Kopf," Verzeih, ich habe gar nicht gesagt wo es liegt. Meine Heimat heißt Gan Lurin und dort wohnt das Volk der Hwenti. Was genau das bedeutet kann ich gar nicht übersetzen. Alles begann damit, dass viel weiter nördlich von Gan Lurin die ersten Elben erwachten; viele von ihnen begannen eine große Wanderung nach Westen. Einige schlossen sich der Wanderung nicht an und blieben dort oder zogen weiter umher, diese Elben werden meist Avari genannt. Meine Großmutter ist sogar eine der Ersten der Avari.", sie machte eine Pause um die Gedanken zu ordnen. Es war lange her, dass sie jemanden die Geschichte erzählt hatte. "Nun, die Elben, die dort blieben hatten nie Kontakt mit dem Rest von Mittelerde, deswegen klingt mein Elbisch so anders, es ist eine Abwandlung des Ur-Elbisch. Wir nennen unserer Sprache Hwenti Aber ich möchte dich nicht mit alten Geschichte langweilen, " lachte Halarîn und kam direkt zum Punkt, " Dort ist es sehr warm, die Elben dort leben in mehreren großen Siedlungen, die aber weit verstreut liegen. Es gibt viele Einsiedler und ständige Wanderer. Ich bin an einem kleinen Dorf nahe der Küste aufgewachsen, um das Dorf herum gibt es riesige Wälder und wenige Menschen, sie trauen sich nicht soweit in den Osten, " sie seufzte leise und strich sie die Haare zurück, "damals bin ich oft mit meiner Großmutter am Strand gewesen, sie ist unglaublich weise und bildhübsch. Sie hat mir immer Ratschläge gegeben und mich auf meinen Weg gleitet. Sie ist es, die ich am meisten vermisse. Sie hat mir auch die Heilkünste beigebracht und sie war es, die mich am meisten positiv beeinflusst hat."

Eine einzelne Träne rollte an ihrer Wange herab und sie wischte sie schnell fort. Halarîn wusste, dass sie einige Dinge ausgelassen hatte, aber sie wollte Kerry nicht mit Informationen überfallen. Die schlechten Dinge ließ sie absichtlich weg und dachte an die beinahe weißen Strände, das dunkelblaue Meer und die blendende Sonne. Viele gute Erinnerungen, die sie ihre Heimat wieder vermissen ließ.


Übersetzungen:
Titel: Eine neue Familie
Beitrag von: Fine am 4. Dez 2016, 00:01
Als Halarîn verstummte blieb auch Kerry einige Augenblicke still. Ihr war nicht entgangen, welch starke Emotionen Halarîn ausgestrahlt hatte und sie spürte, dass es ihr gleichzeitig Freude und Leid bereitet hatte, über ihre ferne Heimat zu sprechen. Kerry stellte fest, dass Halarîn bereits auf sie abgefärbt hatte, weshalb sie wusste (oder glaubte zu wissen), dass sie ihr mit der Zeit mehr erzählen würde, doch dass dies vorerst genügen würde. Also legte sie einfach die Arme um Halarîn und drückte sie.
"Deine Großmutter klingt nach einer wirklich wunderbaren Person," sagte sie mit all dem Mitgefühl das sich in ihrem Herzen befand. "Ich weiß natürlich dass ich... sie nicht ersetzen kann, aber..." Sie stockte und hielt inne. Was hatte sie eigentlich sagen wollen? Sie löste sich von Halarîn und blickte in ihre silbern schimmernden Augen. Es war ein besonderer Moment; denn sie spürte deutlich, dass Halarîn ihr gerade Dinge anvertraut hatte, die sie nur den wenigsten verraten würde. Es war eine Art von Vertrauen, die Kerry bisher nur bei ihrer eigenen Mutter erlebt hatte.
"Ich kannte meine Großmutter nicht," war alles, was ihr einfiel, und sie stellte fest, dass sie das gerade laut gesagt und nicht nur gedacht hatte. Sie spürte, wie ihr die Röte heiß in die Wangen schoss, doch Halarîn lächelte ihr ermutigend zu, was Kerrys Gedanken wieder in Ordnung brachte.
"Das, was du über deinen Namen gesagt hast... und dass du mir eine Mutter sein möchtest... das ist wirklich sehr großzügig von dir, Amandís," sagte sie und überraschte sich selbst als sie den Namen tatsächlich behalten hatte. "Es wäre so schön wieder eine Familie zu haben... aber ich will niemandem zur Last fallen. Ich... wäre sehr gerne Morilië, Tochter von Amandís, aber... nur wenn..."
Sie unterbrach sich als sie Halarîns Blick sah.
"Morilië, sage nicht andauernd, dass du irgendjemanden zur Last fällst. Irgendwann redet man sich Dinge so lange ein, bis man sie selbst glaubt," sie nahm erneut Kerrys Hände in die Ihre, "Du fällst mir nicht zur Last und Mathan auch nicht, also denk nicht so einen Unsinn von dir. Du bist ein wunderbares Mädchen und deswegen habe ich mir etwas überlegt: Ich habe dir meinen Namen genannt, da du aber kein Hwenti sprichst, gebe ich dir jetzt einen, der für dich passt."
Sie tat so, als ob sie überlegen müsste, dabei war sie sich schon sicher, als sie auf dem Weg vom Tor zur Rüstkammer waren. Es war eine sehr einfach Wahl, aber die ersten Einfälle sind bekanntlich die Besten.
"Was würdest du sagen, wenn ich dich ...", sie blickte rasch zu Adrienne, die aber weiterhin tief und fest schlief, "Manien, nenne? Das bedeutet grob übersetzt "moralisch gut"." sie legte Kerry eine Hand auf dem Kopf und strich ihr übers Haar.
"Bei uns Elben ist es brauch, dass wir drei Namen haben, einen Erstnamen vom Vater, der Zweitname von der Mutter und der Dritte ist ein Spitzname. Also den Namen den ich dir gegeben habe, wirst du nur sehr engen Familienmitgliedern mitteilen, Manien."
Halarîn atmete zufrieden auf und dachte daran, was ihre Eltern sagen würden, wenn sie wüssten, dass sie ein junges Menschenmädchen adoptieren würde. Wahrscheinlich würden sie es nicht verstehen, aber sie war sich sicher, dass Ivyn es verstehen würde.

Halarîn lächelte und dachte noch immer an ihre Familie und ihre Großmutter, die zusammen mit einigen anderen Elben über das Meer gefahren ist. Plötzlich kam ihr eine Idee und sie zog ein kleines Kästchen aus ihrer Tasche, indem sie sonst ihre Medizin verstaute.
"Da du ja bald zur Familie gehört, solltest du auch den Rest von uns kennenlernen.", sagte sie und klappte das Kästchen auf. Darin lagen ein paar Briefe, ein gefaltetes Pergament, ein silbernes Amulett, ein goldener Armreif und ein matter, schwarzer Ring, in dessen Fassung ein kleiner Saphir eingelassen war. Die Elbe zog das Pergament hervor und faltete es auseinander. Darauf war die Zeichnung einer hochgewechsenen Elbe zu sehen, die in majestätischen Kleidern, einem Szepter und einer Krone dastand.
"Dies ist deine ältere Schwester, Faelivrin. Wie du erkennen kannst, gehört sie zum Adel, " sie kicherte kurz, räusperte sich und wurde wieder ernst, "Einige Avari haben sich ihr und dem größten Teil der Familie angeschlossen. Sie sind über das Meer gefahren, in die unbekannten Lande noch weiter östlich von Mittelerde. Dort haben sie ihr eigenes Reich gegründet und sie ist ihre Königin. Wie es der Zufall will, kam sie vor einigen Wochen nach langer Zeit wieder zurück und weilt nun in den Grauen Anfurten. Vielleicht lernst du sie ja irgendwann mal kennen. Sie hat sich immer eine kleine Schwester gewünscht.", sie zögerte kurz und strich sich gedankenverloren über den Bauch, irgendwas hat sich dort bewegt, schob es aber auf Rückwirkung der Heilung. Sie sagte nichts und lächelte stattdessen, "Und die wird sie in dir haben, da bin ich mir sicher."
"Manien," wiederholte Kerry und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Je mehr Zeit sie mit Halarîn verbrachte, desto einfacher schien es zu werden, sich die elbischen Namen und Worte zu merken. "Dann wäre ich also Manien Morilië und du bist Amandís Halarîn, richtig? Es tut mir Leid, dass ich mir deinen Namen nicht merken konnte. Das passiert mir leider ständig. Aber jetzt werde ich ihn nicht mehr vergessen."
Sie überlegte einen Augenblick und warf einen schnellen Blick zu Adrienne. Ihre Haare fielen ihr dabei über die Stirn und sie strich sie locker zur Seite. Kerrys Anspannung fiel mehr und mehr von ihr ab und sie begann, Halarîn nun wirklich als Mutter wahrzunehmen. Sie studierte neugierig und eingehend die Zeichnung von Faelivrin... ihrer älteren Schwester. "Ich habe noch nie eine Schwester gehabt," erzählte sie im vergnügten Ton. "In meinem Dorf lebten nur wenige Kinder, und die Mädchen, mit denen ich befreundet war, waren alle in meinem Alter. Eine ältere Schwester zu haben ist nur ein weiterer Traum, den du mir erfüllst," sagte sie und drückte Halarîns Hand voller Zuneigung. "Vielleicht könnten wir sie eines Tages besuchen gehen, wenn sie..." Kerry stockte und man konnte sehen, dass die Angst, abgelehnt zu werden, für einen kurzen Augenblick wieder aufflackerte. Doch Halarîns beruhigende Gegenwart gab ihr die Kraft, sich dagegen zu wehren. "Sie freut sich bestimmt auch so sehr wie ich," sagte sie entschlossen. "Ich möchte deine Sprache lernen," fuhr sie dann im Plauderton fort, "damit ich verstehe, was deine und meine Namen bedeuten. Wie möchtest du denn gerne von mir genannt werden?" fragte sie und suchte Halarîns Blick.
Halarîn lachte leise und streichelte Kerrys Hand. "Ich bin mir sicher, dass Faelivrin dich gerne um sich haben wird. Mathan und ich hatten so oder so vor sie zu besuchen bevor sie wieder davonfährt, da kannst du mit Sicherheit dabei sein."
Die Elbe dachte eine Weile nach und sah die Angst in Kerrys Augen. Die Unsicherheit abgelehnt zu werden blitzte immernoch hin und wieder auf.
"Manien, sorge dich nicht, dass du nicht aufgenommen wirst. Faelivrin wird überrascht aber glücklich sein und Mathan...", sie grinste und zuckte mit den Schultern, " er wird etwas brummig sein, aber bestimmt hat er schon mit dem Gedanken gespielt. Was Menschen angeht ist er immer etwas unsicher, aber zeigt es ungern. Wenn er alleine mit dir spricht merkst du aber, dass er sehr fürsorglich ist und alles für die Familie tut; umso mehr, wenn wir Zuwachs bekommen."
Es war verständlich, dass Kerry ihre Sprache lernen wollte. Dass sie ihre beiden Namen richtig ausgesprochen hatte, rang ihr Bewunderung ab. Immerhin waren Quenya-Namen für eine ungeübte Zunge nicht gerade einfach zu meistern.
"Wenn ich ehrlich sein darf: deine Schwäche mit Namen hat weniger mit einem schlechten Gedächtnis zu tun, sondern eher, dass dir ein Bild zu der Person fehlt die du mit dem Namen verbinden kannst. Ich gebe dir jetzt so etwas wie ein Bild, "sie klappte erneut das Kästchen auf und holte den schwarzen Ring mit dem Saphir hervor, "dies ist ein Saphirrring, den Mathan einst in seiner Ausbildung geschmiedet hatte, " sie lächelte versonnen und blickte träumend in Kerrys Augen, "er schmiedete ihn an dem Tag, als wir uns unser Versprechen gaben."
Für einen Moment war Halarîn wieder dreitausend Jahre in der Zeit zurückversetzt, als Mathan sie auf einem Hügel mit wundervollen Worten um die Ewigen Liebe erbat. Er hatte zwei Ringe geschmiedet, einen mit einem Saphir und einen anderen mit einem sehr kleinen Diamant. Die Elbe fasste sich unbewusst an den Hals, um den sie eine Kette mit dem Ring trug, der durch den Stoff der Kleidung verdeckt wurde. Sie drehte den Saphirring einen Augenblick lang in den Fingern, kurzerhand nahm sie die linke Hand des Mädchens und steckte ihr den Ring an. Zufrieden blickte sie auf das Schmuckstück und lächelte die Trägerin an.
"Das ist ein Nénharma-Ring. Faelivrin hat auch so einen, aber mit einem Rubin. In Mathans Familie ist es Tradition, Ringe an besonderen Tagen anzufertigen und diese dann später den Kindern zu schenken. Sie stehen für eine Familienbindung; zum Beispiel ist der Rubinring von Faelivrin an dem Tag gefertigt worden, als sie zur Welt kam."
Halarîn dachte eine Weile nach und schüttelte entschuldigend den Kopf: "Ich hatte ganz vergessen den Familiennamen zu übersetzen, wie dumm von mir. Nénharma bedeutet "Wanderer", da Mathan und ich sehr viel umherziehen. Der Ursprung des Namens liegt in Mathans Familie, aber das musst du ihn selbst fragen.", die Elbe öffnete ihren Haarknoten und ließ sich die Strähnen locker über die Schulter fallen, " das Quenya ist so etwas wie die Sprache der Gelehrten, wenn du Gandalf den Grauen kennst, dann weißt du, wer sie sonst noch benutzt. Amandis bedeutet in etwa: " die Reine", den hat meine Mutter gewählt, also kennen ihn nur meine Eltern, Mathan, Faelivrin und du. Halarîn habe ich mir selbst gegeben, so wie du wahrscheinlich bei Kerry, er hat aber keine weitere Bedeutung. Wichtig beim Quenya ist, dass du weitersprichst, selbst wenn du ein Fehler machst. Es ist für Menschen vergleichbar mit einem leichten Singsang, den man nicht unerbrechen darf, sonst geht die Harmonie verloren. Ein einfacher Satz wäre: "Ni am Morilië"; das bedeutet: "Ich bin Morilië. Anhand dessen weißt du, dass "Ich" in Quenya "Ni" bedeutet."
Die Elbe machte eine kurze Pause, damit Kerry nicht von Informationen überflutet wurde und sagte schließlich leiser als beabsichtigt:" Du kannst mich gerne mit Amil ansprechen, nurwenn du möchtest. Das bedeutet "Mutter".
Halarîn schenkte Kerry ein herzerwärmdes Lächeln und strich ihr über die Wange.

"Ni am Morilië," wiederholte Kerry erst leise und dann noch einmal, lauter und vergnügter. "Ni am Morilië! Das ist gar nicht so schwer zu merken. Danke, Amil!" rief sie und umarmte Halarîn ein weiteres Mal. "Moment, aber was heißt denn "Danke" auf Quenya? Es gibt so viele Worte, die ich lernen möchte. Eigentlich sogar alle!" Sie grinste fröhlich und hob die Hand, an der der Nénharma-Ring im Licht funkelte. "Der ist wirklich wunderschön! Ich werde gut auf ihn achtgeben, das verspreche ich dir. Ich will ihn nie mehr ablegen."

Sie machte eine Pause und erlaubte der frohen Stimmung jede Faser ihres Körpers zu erfüllen. Ihr wurde bewusst, dass die Schlacht von Fornost ein großer Wendepunkt in ihren Leben war. Sie hatte viel verloren, doch auch viel gewonnen. Viele Dinge hatten sich verändert.
"Bestimmt hast du Recht, Amil," sagte sie schließlich. "Ein Bild von den Leuten zu haben deren Namen ich mir merken soll wird mir helfen, mich daran zu erinnern. Bei einigen ist das ja auch schon so - Gandalfs Namen zum Beispiel konnte ich mir gleich merken als ich ihn in Alten Wald kennengelernt habe. Andere hingegen.... das ist schon schwieriger. Aber ich verspreche, mir mehr Mühe zu geben!" Sie ballte die Hand mit dem Ring entschlossen zur Faust. "Ich möchte nicht einfach nur beschenkt werden. Ich möchte dir etwas zurückgeben." Sie hielt einen Augenblick inne und überlegte. Dann zog sie das einfache Lederband ab, das ihren Zopf zusammenhielt, und ihre Haare fielen ihr frei  über die Schultern. Kerry hielt das Band ins Licht. Es war mit rohirrischen Stickmustern verziert und zeigte einen Reiter auf einem weißen Pferd, der in ein Horn stieß. "Hier, Amil. Dieses Band habe ich aus meiner ursprünglichen Heimat mitgebracht. Du könntest... du könntest es an deinem Arm tragen, wenn du möchtest." Eine gewisse Unsicherheit kam über sie, doch sie unterdrückte das Gefühl. "Es würde dich an mich erinnern, wenn ich... nicht mehr da bin." Ihre eigene Sterblichkeit fühlte sich in diesem Augenblick wie ein großer Makel an, doch in Halarîns sanftem Blick fand Kerry den Trost den sie brauchte. So brachte sie ein Lächeln zustande und hielt ihrer neuen Mutter das rohirrische Band hin.

Die Elbe zögerte einen Moment und strich nachdenklich über das Leder. Schließlich nahm sie es entgegen und band ihre Haare damit zu einem Zopf. Ihr bedeutete diese Geste viel, was man ganz deutlich an ihrem warmen Lächeln erkennen konnte.
"Der Ring ist kein Geschenk, es ist ein Versprechen: "Ich werde immer für dich da sein, mein Liebling.", sagte sie voller Zuneigung und legte ihre Hand an Kerrys Wange, "Danke für das Haarband, ich weiß, dass es einen großen Wert für dich hat. Ich werde es immer bei mir tragen, bis das Ende meiner Tage gekommen ist und ich in die Ewigen Lande übersetze." Sie machte eine Pause um ihre Worte zu verdeutlichen.

"Ich glaube Mathan sollte dir die gängigen Wörter des Quenya beibringen, ich habe eine sehr merkwürdige Aussprache und wenn du mit anderen Elben sprichst wird des besonders merkürdig klingen," sie grinste, fuhr Kerry durch die Haare und verpasste ihr eine kecke Frisur, "außerdem sind Elben es überhaupt nicht gewohnt, dass Menschen Quenya sprechen."

Die Tür schwang auf und ein erschöpft aussehender Mathan stand im Zimmer, der aber sofort Haltung annahm, als er Kerry erblickte. "Entschuldigt, störe ich?", fragte er und sein Blick fiel auf Adrienne, "Wie geht es ihr?"
Halarîn erhob sich, gab ihn einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn. Sie lächelte glücklich, was ihn beruhigte.
"Ich fasse das als ein "gut" auf," sein Blick wanderte über Kerry, dann zu seiner Frau, "wie mir scheint bin ich gerade rechtzeitig erschienen. Dabei bin ich mit den Vorbereitungen noch gar nicht fertig.
Sein Blick wurde wärmer als er den Ring an Kerrys Hand entdeckte, er löste sich von Halarîn und setzte sich dem Mädchen gegenüber. Wortlos strich er über den Ring, dann den Finger und blickte ihr dann in die Augen.
"Ich war mir nie sicher ob ich jemals die Möglichkeit haben werde, den Ring an jemanden zu erblicken und zu denken, dass er wunderbar passt, " er erhob sich und küsste Kerry sanft auf die Stirn, "er steht dir ausgezeichnet."
Halarîn strahlte regelrecht und hielt eine Hand auf ihrem Bauch, wärend Mathan bereits wieder auf den Weg zur Tür war. "Ich werde den Rest noch vorbereiten, ich hole euch, sobald alle bereit sind."
Klackend fiel die Tür ins Schloss und die drei Frauen waren wieder alleine. Adrienne murmelte leise im Schlaf und rollte sich auf die unverletzte Seite.
Um Fragen vorzubeugen hielt Halarîn einen Finger an die Lippen und strich der Schlafenden das Haar aus dem Gesicht. "Mathan hat ein feines Gespür, er wusste, dass ich auf dich zugehen würde. Er ist ganz in seinem Element und plant etwas. Wahrscheinlich wird es das schönste Fest seit langem in dieser Stadt", sie zwinkerte verschwörerisch, "aber du weißt von nichts. Vertrau mir, es wird wundervoll."
Titel: Die Arbeit eines Heilers
Beitrag von: Fine am 5. Dez 2016, 10:46
Kerry blieb noch einige Minuten bei Halarîn sitzen, doch schließlich erhob sie sich. Sie verspürte eine Energie in ihrem Inneren, die sie davon abhielt, weiter stillzusitzen. Kerry verstand es selbst nicht ganz, doch sie vermutete, es hatte mit der Freude über ihre neue Familie zu tun. "Ich hoffe, Adri erholt sich bald," sagte sie zu Halarîn, die sitzen geblieben war. "Amil, ich möchte mich nützlich machen und werde daher sehen, ob ich den Heilern in der Nähe behilflich sein kann. Wenn du micht brauchst, werde ich da sein - ich gehe nicht weit weg, keine Sorge." Sie umarmte Halarîn innig, welche ihr lächelnd zunickte. "Geh nur, Morilië. Ich werde hier sein," sagte sie. Kerry erwiderte das Lächeln, warf ihrer Adoptivmutter einen letzten liebevollen Blick zu und eilte dann aus dem Raum.

Der Teil des alten Gebäudes, in dem man das Lazarett eingerichtet hatte, lag an der Westseite der Rüsthalle, mit Fenstern die zum kleinen Innenhof hin lagen. Die Räume hier waren alle relativ klein, doch es gab auch eine größere Halle, in der der Großteil der leichter Verwundeten untergebracht war. Dort fand Kerry, was sie gesucht hatte. Irwyne stand an einem hölzernen Tisch und bereitete einen Wundumschlag vor, sehr konzentriert und in ihre Arbeit vertieft wirkend. Kerry stellte sich neben sie und tippte ihr sanft auf die Schulter. Anstatt jedoch zu erschrecken wandte Irwyne ihr nur den Kopf zu und lächelte, als sie Kerry erkannte.
"Déorwyn! Wie schön, dich hier zu sehen. Hast du gut geschlafen?"
"Hallo, Irwen," sagte Kerry, doch Irwyne unterbrach sie mit erhobenem Finger.
"Irwyne," verbesserte sie streng. "Geht das nicht in deinen Kopf hinein?" Sie versetzte Kerry einen spielerischen Schlag an die Stirn.
"Es wird einfacher werden," gab Kerry zurück. "Ich muss nur... das Bild der jeweiligen Person mit ihrem Namen richtig verbinden," sagte sie und erinnerte sich an Halarîns Worte. "Irwyne. Du bist... Irwyne. Ja."
Irwyne blickte sie einen Moment lang seltsam an, doch dann lächelte sie. "Du kannst mir behilflich sein, wenn du möchtest," sagte sie. "Ich habe viele Verletzte zu versorgen."
"Was ist mit deiner eigenen Verletzung?" fragte Kerry und blickte an Irwyne herunter. Das Kleid, das sie trug, verdeckte ihr Bein, doch sie winkte ab. "Es tut manchmal noch weh beim Auftreten, aber es geht schon. Andere hat es viel schlimmer erwischt als mich."
Kerry bewunderte Irwynes Tapferkeit und Hilfsbereitschaft, und wurde dadurch umso mehr angespornt, ihr Bestes zu geben um ihrer Freundin zu helfen. "Also gut," sagte sie. "Wie kann ich dir helfen?"
"Ich muss diesen Wundumschlag bei einem der Verletzten anwenden," erklärte Irwyne. "Nur leider ist er etwas empfindlich, und bewegt sich zu viel, was mir meine Arbeit sehr erschwert. Ich brauche jemanden, der seine Arme und Schultern festhält während ich den Verband wechsele. Kannst du das übernehmen?"
"Natürlich," meinte Kerry. "Das kriege ich schon hin."

Irwyne stellte den Wundumschlag fertig und führte Kerry in den hinteren Teil des großen Raumes, vorbei an vielen improvisierten Betten und Liegestätten, auf denen Verletzte schliefen oder von Heilern versorgt wurden. Ganz am Ende des Raumes lag ein großer Mann, der auf eine grobe Decke gebettet lag und ihnen den Rücken zugewandt hatte. Sein Oberkörper war nackt, doch von einem großen Verband bedeckt. Als die beiden Mädchen herankamen bewegte er sich, drehte sich jedoch nicht um.
"Ist es schon wieder Zeit?" fragte er. Kerry blieb wie angewurzelt stehen und blinzelte. Sie musste sich verhört haben. Die Stimme war ihr sehr bekannt vorgekommen, doch...
"Es ist Zeit," sagte Irwyne bekräftigend. "Wenn die Wunde heilen soll muss der Verband rechtzeitig gewechselt werden.Und diesmal würde ich es begrüßen, wenn Ihr etwas... entgegenkommender wärt."
Der Mann brummte etwas Unverständliches und rollte sich herum, sodass Kerry sein Gesicht sehen konnte. Sie erstarrte, wie vom Blitz getroffen.
"Oh, hallo Kerry," sagte er und lächelte schwach. "Schön, dich zu sehen."
Irwyne schien die Situation sofort zu erfassen. "Ihr beide kennt euch? Und du... wusstest offenbar nicht, dass er überlebt hat. Nun, das ist doch mal eine freudige Überraschung, Nicht wahr, Déorwyn?"
"D-Dúnadan?" brachte Kerry stotternd hervor.
"Ich dachte, er heißt Rilmir," wandte Irwyne ein.
"Ja... Rilmir..." wiederholte Kerry und fühlte sich, als würde sie aus einem Traum erwachen. "Ich sah, wie du getroffen wurdest... wie hast du...?"
"Wie ich überlebt habe? Durch pures Glück," erklärte Rilmir gut gelaunt. "Direkt unter der Mauer lag ein großer Stapel Decken und Heuballen, mit denen wir eigentlich einige der Steine für Hauptmann Mathans Katapult umwickeln wollten um sie in brand zu setzen. Kannst du dir vorstellen, wieviel mehr Schaden brennende Geschosse angerichtet hätten?" Er grinste, doch als er Kerrys Blick bemerkte wurde er wieder ernst. "Ich landete also weich, und es gelang mir, den Pfeil aus der Wunde zu ziehen. Doch dann muss ich wohl vom Blutverlust ohnmächtig geworden sein. Als ich wieder zu mir kam war ich bereits hier... in der fürsorglichen Behandlung dieser freundlichen jungen Dame."
"Pah!" machte Irwyne, die ganz genau verstanden hatte, weshalb Rilmir seine Worte äußerst spöttisch betont hatte.
"Ich dachte, ich hätte dich auch noch verloren," presste Kerry hervor und erneut stiegen ihr Tränen in die Augen. Doch es waren Tränen der Freude. Sie umarmte Rilmir, der vor Schmerzen ächzte.
"Du bist mir gerade etwas im Weg, Déorwyn," äußerte sich Irwyne, die den neuen Verband bereit hielt. "Du solltest doch seine Arme festhalten, damit er nicht so herumzappeln kann."
"Was? Das ist also eine Verschwörung gegen mich?" rief Rilmir mit gespielter Empörung. "Du verrätst mich, Kerry?"
Kerry wischte sich die Tränen ab und lachte laut und herzlich. "Sieht ganz so aus, Dúnadan!" Rasch griff sie unter seinen Schultern hindurch und hielt seine Arme fest. "Es ist nur zu deinem Besten," fügte sie hinzu.
"Oh, na schön, ich ergebe mich," gab Rilmir sich geschlagen. Kerry sah zu, wie Irwyne mit geübten Handgriffen den alten Verband abstreifte. Die Wunde, die darunter hervorkam, sah übel aus, doch Irwyne beruhigte sie als sie Kerrys aufgerissene Augen sah: "Der Pfeil ging direkt durch und hat keine inneren Organe verletzt. Dieser Waldläufer hat Glück gehabt."
"Oder der Schütze, der mir das alles eingebrockt hat, hat Pech gehabt," meinte Rilmir und verzog das Gesicht als Irwyne den neuen Verband anlegte. "Das brennt," stieß er hervor.
"Soll es auch," sagte Irwyne ungerührt. "Die Wunde wird durch die Kräuter gereinigt und heilt, ohne sich zu entzünden."

Kerry ließ Rilmir los und setzte sich neben ihn, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. "Ich bin froh, dass es dir gut geht," sagte sie.
"Das bin ich auch. Und du hast die Schlacht zum Glück auch überstanden," erwiderte Rilmir. "Was hast du dir nur dabei gedacht, an der Verteidigung des Turmes teilzunehmen? Du hättest getötet werden können, Kerry!"
Sie senkte den Kopf, doch da mischte sich Irwyne ein: "Wäre Déorwyn nicht gewesen wäre es um Mírwen und mich geschehen gewesen. Sie hat großen Mut bewiesen."
Rilmirs Blick wurde wieder sanfter. "Also gut. Aber versprich mir, dass du, wenn du wirklich kämpfen willst, wieder Unterricht bei Hauptmann Mathan nimmst."
Kerry nickte zustimmend. "Das mache ich." Sie hob die Hand und zeigte den beiden den Ring, der an ihrem Finger steckte. "Seht ihn euch an," sagte sie stolz. "Den habe ich von meiner Mutter bekommen! Ist er nicht wunderschön?"
"Deine Mutter?" fragte Rilmir zweifelnd. "Ich dachte, du wärst eine Waise?"
"Ich meine meine neue Mutter. A..." ihr fiel gerade noch ein, was ihr Halarîn über ihren "geheimen" Namen gesagt hatte. "Halarîn. Sie hat mich adoptiert und mir den Namen Morilië gegeben. Ich habe sogar schon gelernt, mich auf elblisch vorzustellen: Ni am Morilië," wiederholte sie die Worte, die Halarîn ihr beigebracht hatte.
"Ein elbischer Name, nur für dich?" fragte Irwyne mit einem seltsamen Klang in der Stimme. "Oronêl hat mir auch einen Ring gegeben... aber keinen Namen."
"Vielleicht dauert das bei ihm etwas länger," überlegte Kerry und versuchte, tröstlich zu klingen."
"Ich kenne ihn schon ziemlich lange," erwiderte Irwyne. doch dann hob sie die Schultern. "Wie dem auch sei. Komm, Déorwyn. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Es gibt noch mehr Verletzte, bei denen du mir helfen kannst."
"Das mache ich, ...Irwyne," antwortete Kerry und wurde mit einem freundschaftlichen Lächeln von Irwyne belohnt. Gemeinsam machten sich die beiden rohirrischen Mädchen an die Arbeit.
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Eandril am 5. Dez 2016, 16:35
Oronêl von den Verteidigungsanlagen (http://modding-union.com/index.php/topic,34011.msg449376.html#msg449376)...

Oronêl betrat langsam den Raum, in dem das Lazarett eingerichtet worden war und ließ den Blick über die Verwundeten und die wenigen Heiler schweifen. Obwohl die Fenster nach Westen hinaus gingen fiel sanftes Tageslicht durch sie in die Halle, die den Hauptteil des Lazaretts bildete, und es fiel Oronêl nicht schwer Kerry und Irwyne auszumachen. Die blonden Haare der beiden hoben sich deutlich von den vornehmlich dunkelhaarigen Dúnedain um sie herum ab.
Er trat an die Mädchen heran, nachdem er sie für einen Augenblick bei der Arbeit beobachtet hatte. Irwyne säuberte gerade die Wunde eines Mannes, dessen Schwertarm in der Schlacht übel zugerichtet worden war, während Kerry ihr nach und nach die benötigten Sachen reichte und ihr aufmerksam zusah.
"Ich sehe schon, du lässt dich durch nichts von der Arbeit abhalten", sagte Oronêl, und legte Irwyne eine Hand auf die Schulter. Irwyne nickte zu seiner Überraschung nur stumm, nahm Kerry den dargebotenen Verband mit einer merkwürdig heftigen Geste aus der Hand, und begann die gesäuberte Wunde zu verbinden. Oronêl warf Kerry, die im Gegensatz zu Irwyne geradezu blendend gelaunt wirkte, einen verwirrten Blick zu.
Kerry lächelte ihn fröhlich an und sagte: "Ni am Morilië! Hallo Oronêl! Hast du schon gehört? Ich habe einen neuen Namen und eine neue Familie bekommen." Sie strahle über das ganze Gesicht.
Oronêl konnte nicht anders als zurücklächeln, und fragte: "Du hast eine neue Familie? Aber ich dachte..."
"Mathan und... Halarîn", erklärte Kerry munter. "Ich glaube, es war Halarîns Idee, aber Mathan scheint sich auch zu freuen", fügte sie verschwörerisch hinzu. Von Irwyne, die gerade den Verband verschloss, glaubte Oronêl ein kleines Schnauben zu hören, und allmählich dämmerte ihm das Problem.
"Dann haben sie dich als Tochter angenommen?", fragte er, wenn auch ein wenig abgelenkt. "Das freut mich für dich - und für sie."
"Danke!" Kerry strahlte noch immer. "Und Rilmir ist noch am Leben, obwohl ich dachte er wäre tot. Kannst du das..." Sie wurde unterbrochen, als Irwyne sich unsanft zwischen ihr und Oronêl hindurchdrängte. "Ist irgendetwas?", fragte Kerry, und wirkte verwirrt. "Das wüsste ich auch gerne", meinte Oronêl, und ergriff Irwynes Arm und hielt sie zurück.
"Lass mich los!", stieß Irwyne hervor und wehrte sich gegen seinen Griff, doch Oronêl ließ nicht locker.
"He, was ist denn mit dir los?", fragte er, und als Irwyne zu ihm herum fuhr sah er zu seinem Entsetzen Tränen über ihre Wangen laufen. Kerry war taktvoll zwei Schritte zurückgegangen, beobachtete die beiden aber mit besorgtem Blick.
"Was willst du von mir?", fragte sie, und ihre Stimme zitterte dabei leicht. "Ich scheine dir ja nicht besonders wichtig zu sein."
Oronêl nahm ihre beiden Hände in seine. "Wie kommst du darauf? Du weißt, dass ich dich wie eine Tochter liebe." Irwyne schniefte. "Und wieso hat Déorwyn dann schon jetzt einen neuen Namen bekommen und ich von dir nie? Ich will nicht neidisch sein aber..."
"Manchmal kann man nicht aus seiner Haut", sagte Oronêl. "Aber ich wusste nicht, dass du dir das wünscht."
"Ich ebenfalls nicht - bis heute. Aber... ich will doch nur eine Familie haben. Und ich wusste nicht, dass ein Name dazugehört." Oronêl zog Irwyne an sich, und zu seiner Erleichterung wehrte sie sich nicht gegen seine Umarmung. "Es ist keine Pflicht", erklärte er leise. "Und ich habe dich auch so als meine Tochter betrachtet. Aber wenn du möchtest, werde ich mir auch für dich einen Namen ausdenken und dir bald einen neuen geben."
"Warum nicht jetzt gleich?", fragte Irwyne gedämpft gegen seine Brust, und Oronêl musste lächeln. Er strich ihr sanft über den blonden Schopf als er antwortete: "Ein guter Name braucht Zeit. Und du möchtest doch nicht einfach irgendeinen beliebigen Namen bekommen, oder?" Irwyne nahm den Kopf von seiner Brust und lächelte ihm zu, was Oronêl unendlich erleichterte.
"Dann werde ich mich in Geduld üben... Vater." Ein Gefühl der Wärmel breitete sich bei diesen Worten in Oronêl aus, und er lächelte.
"Nun, da wir das geklärt haben, weißt du wo ich Mírwen finde?"
Irwyne zeigte auf die Tür, die zu einem der Nebenräume führte: "Sie ist dort drüben, es geht ihr heute schon deutlich besser." Und zu Kerry, die noch immer einige Schritte entfernt stand, fügte sie hinzu: "Na komm, Kerry-Déorwyn-Morilië. Es gibt noch immer viel zu tun."

Oronêl fand Mírwen schnell, denn das rote Haar der jungen Elbe hob sich deutlich von den weißen Laken ab. Oronêl setzte sich auf den Rand ihres Lagers, und nahm ihre rechte Hand in seine. "Wie fühlst du dich?"
"Als hätte mir ein wildes Tier die ganze Seite herausgerissen", erwiderte Mírwen mit einem schwachen Lächeln. "Aber es war schon schlimmer. Irwyne hat sich gut um mich gekümmert."
"Ja, es scheint ihre Berufung zu sein." Mírwens Anblick erinnerte Oronêl an den Moment, in dem er nach der Schlacht von Dol Amroth erwacht war, und Celebithiel das erste gewesen war, das gesehen hatte. Weniger als ein Jahr war das her, und dennoch erschien es ihm wie eine Ewigkeit. Er fragte sich, wie es seiner Freundin ergangen war, seit sie sich in Aldburg voneinander verabschiedet hatten. "Das ist gut", meinte Mírwen, und holte Oronêl damit wieder in die Gegenwart zurück. "Wir können in Zukunft vermutlich noch viele Heiler gebrauchen."
"Es... tut mir leid um Cúruon", sagte Oronêl zögerlich, und in Mírwens Augen trat ein trauriger Ausdruck.
"Es ist ein merkwürdiges Gefühl...", begann sie langsam. "Ein merkwürdiges Gefühl, dass er nie mehr da sein wird, wenn ich ihn brauche. Und dass ich ihn erst im Westen wiedersehen werde."
"Ich weiß", sagte Oronêl nur, und für einen Moment schwiegen sie. Er wusste nicht, was er sagen sollte, doch er hatte den Eindruck, dass Mírwen merkwürdig gefasst war. "Er hat sich vor der Schlacht von mir verabschiedet, weißt du?"
Oronêl schüttelte den Kopf. "Nein, das wusste ich nicht."
"Es war... als hätte er eine Vorahnung gehabt. Er wusste, was passieren würde." Jetzt glitzerte eine einzelne Träne in Mírwens Auge.
"Mírwen, es... tut mir Leid", sagte Oronêl. "Ich hätte euch nicht in diese Schlacht führen sollen." Die rothaarige Elbe zwang sich zu einem Lächeln und hielt sich die verletzte Seite.
"Nun, ich kann nicht behaupten, dass ich dir dankbar dafür wäre. Aber alles was passiert ist, ist nicht deine Schuld, Oronêl. Es war unsere eigene Entscheidung und unsere Aufgabe, und wir haben sie erfüllt."
"Das haben wir", erwiderte Oronêl. Er beugte sich vor und küsste Mírwen sanft auf die Stirn. "Ruh dich aus und heile. Und heute Abend werden wir Cúruon, Faronwe und alle anderen Gefallenen ehren."
Titel: Unterhaltung im Kerker
Beitrag von: Curanthor am 8. Dez 2016, 03:07
Sobald er die Tür hinter sich schloss schlich sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen. Kerry war schon jetzt sehr an Halarîns Herz gewachsen und er mochte sie auch. Wahrscheinlich würde Mathan zwar noch ein bisschen brauchen um sie mit weitgeöffneten Armen aufzunehmen, aber er war sich sicher, dass Kerry das verstehen würde.
Seine Schritte führten ihn zum Lazarett, kurz davor lief ihm Acharnor in die Arme und bedrängte ihn, wie es seiner Schwester ginge. Der Elb gab die gute Nachricht weiter und sah, wie der Jugendliche deutlich aufatmete. "Es ist schön zu wissen, dass ich meine Familie noch eine ganze Weile behalten kann.", sagte er und humpelte an ihm vorbei, um zu Adrienne zu gehen. "Sie schläft gerade.", rief ihm Mathan hinterher, doch scheinbar hatte er ihn nicht gehört.
Er zuckte mit den Schultern und packte einen Waldläufer an der Schultern, der gerade vorbeilief. "Verzeiht, wo ist Ardóneth?", fragte er diesen höflich.
Der Mann, der einen Verband um den Kopf trug dachte eine Weile nach und schüttelte dann den Kopf. "Ich weiß es nicht", er deutete zum Verband, "Gehirnerschütterung."
Der Elb wünschte ihm eine gute Besserung und wandte sich ab. Sogleich begann er eigenhändig nach dem Inhaftierten zu suchen und machte sich auf in die Richtung der unteren Kammer. Auf dem Weg dorthin begegnete er Gandalf. Der Zauberer blickte ihn kurz an und runzelte die Brauen. "Ah, ihr seit es, Mathan.", er nickte ihm freundlich zu. "Mithrandir, schön zu sehen, dass Ihr die Schlacht heil überstanden habt,", grüßte Mathan ihn zurück und räusperte sich, "Wisst Ihr wo Ardóneth gefangen gehalten wird?"
Der Graue musterte ihn einen Moment, blickte zu den Schwertern und strich sich über den Bart. "Solange ihr nicht vorhabt ihm zu Schaden...", er zwinkerte ihm zu, "Er ist unten in den Verliesen. Warum wollt Ihr zum ihm, wenn ich fragen darf?"
Mathan zögerte und legte den Kopf schief. "Ich habe keinen Grund ihm zu schaden, keine Sorge. Ich bin nur neugierig." Der Zauberer hob eine Braue und kramte seine Pfeife aus der Tasche. "Das ist aber noch nicht alles oder?", er schmunzelte und säuberte sein Pfeife, "Schließlich hat sich schon herumgesprochen, dass es bald ein Fest geben wird. Ein willkommene Abwechslung wie ich finde, die Menschen müssen mal wieder das Gute in der Welt sehen."
Mathan fragte erst gar nicht, woher er das wusste. Der Zauberer galt bei den Elben als weitsichtig und weise. "Ihr habt Recht, Kerry wird bestimmt sehr glücklich sein und es würde mir viel daran liegen, wenn Ihr ebenfalls erscheinen würdet."
Der Graue Zauberer steckte die Pfeife wieder ein als er kein Tabak fand und strich sich erneut über den Bart. "Ich werde da sein, wer ist denn noch eingeladen?"
Mathan dachte kurz nach und zählte die Hälfte der Befehlshaber auf und einige andere. "Der Ort wird nachher bekannt gegeben, wir warten erst die Trauerversammlung und die Verhandlung von Ardóneth ab", er zwinkerte dem alten Mann zu, "Nicht nur ihr könnt rasch an Informationen gelangen."
Gandalf schmunzelte und tippte sich an seinen Hut. "Nun, ich muss weiter. Ihr findet den Eingang zu den Verliesen in der großen Halle, etwas weiter hinten versteckt."
Mathan bedankte sich und machte sich auf dem Weg.

In der leeren Halle angekommen, fand er auch schließlich die steile Treppe. Er stieg sie vorsichtig hinab und achtete darauf, sich nicht den Kopf zu stoßen. An der Tür zum Kerker stand ein Waldläufer Wache, von dem Mathan nur flüchtig seinen Namen gehört hatte. "Gílbard," er nickte ihm zum Gruß," wie geht es dem Gefangenen?"
Die Züge des Mannes erhellten sich, scheinbar war etwas Abwechslung doch nicht verkehrt. "Hauptmann, schön euch zu sehen.", er nickte ebenfalls und trat zur Seite, "Bisher nichts auffälliges, er hat sich auch nicht weiter zur Sache geäußert."
Mathan fragte sich, was man auch sonst dazu sagen sollte, immerhin war es nicht alltäglich gänzlich gegen seine Persönlichkeit zu handeln.
"Gut, ich werde allein mit ihm reden." Das Gesicht von Gílbard verdüsterte sich, doch er nickte nur knapp. Mathan betrat den Kerker, seine Elbenaugen erblickten Ardóneth sofort, der in einer Ecke der Zelle saß.
"Ich frage besser nicht, warum Ihr das getan habt. Wollt Ihr mir nicht einfach erzählen wie ihr euch dabei gefühlt habt?", fragte Mathan und zog einen wackeligen Hocker von der Wand vor das Zellengitter.

Nach einer kurzen Stille ertönte die matte, leise Stimme von Ardóneth: "Es ist merkwürdig, ständig höre ich Stimmen. Verschiedene Stimmen..." er verstummte und hob den Kopf, " Mathan?", fragte er und kniff die Augen zusammen.
Der Elb runzelte die Stirn und fragte sich, ob der Mann noch bei Sinnen war. "Ich bin hier vor dir, keine Stimme in deinem Kopf", er lachte leise und strich sich die Haare zurück, "Wir hatten nicht so viel miteinander zu tun gehabt. Es wäre nicht verwunderlich, wenn du mich vergessen hättest." er machte eine kurze Pause und fuhr dann behutsam fort: "War da vielleicht eine Stimme dabei, die dir fremd vorkam? Eine, die du nicht zuvor gehört hattest?"
Auf die Frage hin hob Ardóneth den Kopf und blickte Mathan in die Augen. Deutlich sah der Elb, wie der vernebelte Verstand des Mannes langsam klarer wurde. "Mathan...", sagte er und legte den Kopf schief, "Die Stimmen sind... fort." Er streckte sich aus der kauernden Haltung und setzte sich dem Elb gegenüber.
"Da war eine Stimme. Sie hatte einen dunklen klang, sie war sanft aber dennoch...", der Waldläufer machte ein gequältes Gesicht, "Sie redete mir ein, dass ich meinen Vetter- ... dass ich Belen töten sollte, damit das Gemetzel endete." Tränen glitzerten in den Augen Ardóneths und er vergrub sein Gesicht rasch in den Händen.
Mathan schwieg und wartete, bis er wieder den Kopf hob. In ihm regte sich ein Verdacht, den er aber vorerst für sich behielt. "Ardóneth, ich weiß, dass du das niemals aus freien Stücken getan hättest.", beruhigte er ihn und hockte sich nun vor das Gitter, "und ich glaube, dass dein Vetter genauso denken wird. Wenn nicht, dann trete ich für dich ein."
Der Waldläufer ließ die Hände sinken, seine Augen glitzerten noch. "Danke.", sagte er schlicht, aber aufrichtig. Der Elb schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln. "Wie geht es Halarîn? Hat sie überlebt?", fragte Ardóneth plötzlich und Sorge schwang in seiner Stimme.
"Keine Angst, sie ist wohlauf und versorgt die Verletzten. Sie hat sogar noch weniger Blessuren als ich", Mathan schmunzelte, "verständlich als Fernkämpferin." Er räusperte sich leise und wurde wieder ernst. "Warum fragst du? Ist etwas nicht in Ordnung?"
Ardóneth atmete erleichtert aus, wischte sich die Augen, schüttelte den Kopf und setzte sich gerader hin. "Nun, ich hatte einen Traum..." auf das Nicken des Elben erzählte er: "Ich wachte in der Stadt auf, überall hingen die Banner Sarumans. Während ich umherirrte fand ich meine Freunde und Kampfgefährten erschlagen und ermordet.", er schüttelte sich und verbannte die aufsteigenden Bilder aus seinem Kopf. "Belen, Elrádan, Kerry und viele andere. Später fand ich dich zusammen mit Halarîn mit den wohl letzten Verteidigern. Ihr wurdet von der dreifachen Übermacht überwältigt. Deine Frau wurde vor deinen Augen...", er sah zur Seite und hob kurz darauf wieder seinen Blick, "Du warst der Letzte, danach wachte ich aus diesem Albtraum auf."
Mathan wusste nicht, was er sagen sollte und entschied sich ihn zu beruhigen. "Es war nur ein Traum, Halarîn geht es gut. Belen ist griesgrämig wie eh und je und Kerry geht es sogar blendend. Deswegen bin ich eigentlich hergekommen, wegen Kerry."
Der Name rief erneut eine besorgten Gesichtsausdruck hervor. "Wie geht es ihr? Sie war vor einer Weile schonmal hier aber... nunja, viel konnte ich nicht mit ihr reden weil... du weißt schon.", druckste er herum und blickte den Elb erwartungsvoll in die grünen Augen. Dieser schmunzelte und setzte sich von der unbequemen hockenden Position zurück auf den Hocker. "Sie hat keine bedrohlichen Verletzungen und ist eigentlich ganz munter, keine Sorge. Der Grund warum ich über sie sprechen möchte ist eigentlich ein Besserer.", er blickte kurz zum Eingang, ob Gílbard womöglich zuhörte, "Halarîn und ich haben Kerry als unsere Tochter angenommen. Es ist bei den Elben im Osten Brauch, dass das Groß gefeiert wird. Deswegen bin ich hier." Mathan blickte ihm in die Augen, "Ich möchte, dass du an diesem besonderen Tag von Kerry dabei bist. Ich hörte, dass ihr Freunde seit und so wäre es nur gerecht, dass du anwesend bist." Er lächelte freundlich und reichte ihm ein kleines Ästchen mit einem einzelnen Ahornblatt. Darauf waren kleine elbische Schriftzeichen eingebrannt.
Dankend nahm Ardóneth das Blatt an sich und verstaute es in einer Schicht seiner Kleidung. Ein zaghaftes Lächeln erhellte sein Gesicht. "Ich freue mich für sie," so schnell das Lächeln erschien, genauso rasch verschwand es, "Wenn es mir möglich ist, werde ich dort sein."
Zufrieden erhob sich Mathan und deutete an die Stelle, wo der Waldläufer das Blatt verstaut hatte. "Verlier es nicht, es hat eine Bedeutung. Ich muss jetzt weiter, aber wir werden uns wiedersehen. Kopf hoch", ermunterte er ihn und ging aus dem Kerker.

Gílbard saß auf einem Stuhl und las in einigen alten Dokumenten, kurz sah er auf und fragte, ob Ardóneth etwas wichtiges gesagt hätte. Der Elb nickte, hob aber sogleich die Hand. "Ja, aber das wird erst bei der Verhandlung wichtig sein. Gedulde dich noch", sagte er und ging schließlich die Treppe hinauf. Oben in der Halle liefen vereinzelt Waldläufer ein und aus, eine hochgewachsene Gestalt stach deutlich hervor. Sie stand im Eingang und wartete, aber als sie ihn erblickte, beeilte sie sich zu ihm zu gelangen und in die Arme zu schließen. "Faelivrin?", fragte er verwundert und legte ihr ebenfalls die Arme um, so gut es ihre schwarze Rüstung erlaubte.
"Ontáro! Es ist schön zu sehen, dass du wohlauf bist.", sagte sie und löste sich mit einem strahlenden Lächeln. "Ich war so in Sorge. In Lindon hörten wir, dass es einen Angriff auf den Widerstand im Norden geben sollte. Wie es aussieht, habt ihr es geschafft, bevor wir angekommen sind."
Mathan kratzte sich um Kopf, sagte jedoch nicht, dass sie nur am Leben sind weil der Feind sich zurückgezogen hatte. "Wir? Wer ist denn noch mitbekommen?", fragte er verwundert. Seine Tochter band ihre dunkelblonden Haare zu einen strengen Zopf und blickte sich um. "Meine Leibgarde, aber sie verteilen gerade Essen an Kinder, die sie eben auf dem Weg hierher getroffen haben. Doch sag, wie geht es Amil?"
"Deiner Mutter geht es gut, sie hat vor einer Weile eine Schülerin von mir geheilt und braucht nur etwas Ruhe." Er lächelte und strich ihr über die Wange, wie sehr hatte er das Wiedersehen genossen, jetzt war ihre Familie endlich wieder vereint. "Du hast mir gefehlt, all die langen Jahre. Halarîn wird überglücklich sein, genau wie ich.", sagte er und musterte seine Tochter stolz.
Faelivrin hielt die Hand einen Moment an ihrer Wange und genoss es sie zu spüren, so wie sie es in ihrer Kindheit bereits getan hatte. Alles in ihr Drängte danach, ihre Mutter wiederzusehen. Schließlich bat sie ihren Vater zu ihr zu gehen. Nach kurzem Zögern nickte er und führte sie zu der Kammer. Auf dem Weg dorthin unterhielten sie sich über die Schlacht und über die Lage in Lindon.
Titel: Familienzusammenführung
Beitrag von: Curanthor am 9. Dez 2016, 00:21
Auf dem Weg zu Halarîn ließen sie sich Zeit und redeten viel über die kürzlich geschehenen Dinge, die nachdem Treffen in Aldburg passiert sind.
Faelivrin berichtete über die Reise nach Mithlond und das die Waldelben dort bereits außerhalb der Stadt neue Baumhäuser bauten. Auch erwähnte sie den Zorn gegenüber den Waldlandreich, dass Thranduil einen Pakt mit Saruman hatte, obwohl sein Sohn diesen erst vor ein paar Jahren bekämpft hatte. Sie erzählte außerdem, dass sie den Schiffsbauer Círdan getroffen hatte, der ihnen Tipps gab, wie sie sicher über die Meere fahren konnten. Mathan horchte auf. "Círdan? Er hat sich doch schon lange nicht mehr in die Belange Anderer eingemischt.", warf er ein. Faelivrin nickte. "Ja, das hatte er auch selbst gesagt, denn seine Aufgabe sei es, einen sicheren Hafen zu hüten und den Seefahrern zu helfen", sie strich sich eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht, "Er war es, der mir von der Bedrohung von Fornost erzählte. Scheinbar bekommt der alte Elb mehr von Mittelerde mit, als vielen bewusst ist."
Mathan nickte und erinnerte sich an seinen Besuch in Mithlond, dort hatte er zwar nie Círdan gesehen, aber er wusste, dass er immer in der Stadt war. Ebenfalls war man dort immer bestens informiert, doch wunderte es ihn, dass sie keine Verstärkung erhalten haben.
"Ontáro, wie lief die Schlacht eigentlich? Uns sind nur ein paar versprengte Feinde über den Weg gelaufen, aber wo ist der Rest?", fragte seine Tochter plötzlich.
"Zurückgezogen", seufzte er und bemerkte, dass Faelivrin sich ebenfalls wie Halarîn öfters eine vorwitzige Strähne zurückstrich. Grinsend fuhr er fort, welches sich aber rasch von seinem Gesicht stahl: Sie haben einige Stellen wie das Südtor ohne unterlass angegriffen, an anderen Punkten aber nur vereinzelt. Wir hatten hohe Verluste, aber der Feind ebenfalls, trotz seiner Übermacht."
"Die Stärke der Mauern, drei von euch kamen einen einen von ihnen.", warf Faelivrin ein. Mathan nickte. "Die Kunst des Krieges, ja. Nach einem wahnwitzigen Ausfall zog sich die Armee zurück. Wir konnten sogar einen Befehlshaber gefangen nehmen."
Seine Tochter runzelte die Stirn und dachte eine Weile nach. "Ihr habt einen Ausfall gegen eine drei- bis vierfache Übermacht gemacht? Menschen... verrückt aber auch sehr mutig.", leichter Respekt schwang in ihrer Stimme. "Und wo warst du dabei? Nein, sag es nicht; du warst ganz vorne", mit gespielten Tadel hob sie ihren Finger und bewegte ihn hin und her, "vielleicht solltest du deinen Hitzkopf etwas zügeln."
Mathan lachte und lief fast in Adrienne, die gerade um die Ecke bog, zusammen mit Halarin, die sie stützte. "Huch, ich habe dich zuerst gar nicht erkannt!", rief das Mädchen und blickte zu Faelivrin. Für einen Moment wanderte ihr Blick zwischen den drei Elben hin und her, während Faelivrin gütig lächelte. Mathan bemerkte, dass seine Tochter sofort bei Adriennes Auftauchen eine strengere Haltung annahm und mehr Distanz ausstrahlte. "Faelivrin! Schön zu sehen, dass es dir gut geht.", sagte Halarîn und schloss sie in eine herzliche Umarmung. "Amil, tye malwa, ilqua teréva?", fragte Faelivrin besorgt und bemerkte, dass ihre Eltern schmunzelten. "Mana?" der verwirrte Gesichtsausdruck brachte Halarîn zum lachen. "Du sprichst Quenya ohne es zu merken", sagte Mathan grinsend und wurde wieder ernst, "Deine Mutter hat Adrienne geheilt, deswegen ist sie so blass", erklärte er und deutete auf das Mädchen.
Faelivrin trat vor und beugte sich etwas zu ihr herunter. "Hallo, mein Name ist Faelivrin. Ich hörte, du bist eine Schülerin meines Vaters?", fragte sie interessiert.
"Ja, ich kann deinen Eltern niemals dafür genug danken. Ich bin Adrienne, schön dich kennenzulernen.", sagte sie und deutete einen Knicks an, soweit es ihre fast verheilten Wunden erlaubten.
"Es ist schön zu sehen, dass jemand den Mut hat sich von meinem Vater ausbilden zu lassen", sagte sie mit einem Lächeln und beugte sich zu ihrem Ohr herab, "Er ist manchmal recht befehlshaberisch.", flüsterte sie ihr augenzwinkernd zu.
"Das habe ich gehört.", erklang die entrüstete Stimme Mathans hinter ihr, doch Faelivrin lachte nur herzlich.
"Es gibt bald eine Trauerfeier um die Toten zu ehren. Wirst du auch mitkommen?", fragte Halarîn an ihre Tochter gewandt. Die Elbe überlegte einen Moment und nickte schließlich. "Ja, ich werde etwas länger hierbleiben, da kann ich auch ein paar Eigenheiten der Menschen beobachten.", erklärte sie.
"Wirst du denn nicht woanders gebraucht?" Mathan dachte an das Königreich von dem sie ihm oft geschrieben hatte, doch sie schüttelte den Kopf. Sie erklärte, dass ihr Mann sie gut vertreten konnte und Hilfe bereits auf dem Weg sei.
Titel: Nésa Faelivrin
Beitrag von: Fine am 9. Dez 2016, 18:34
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Irwyne sich und Kerry schließlich eine Pause gönnte.
"Die Arbeit einer Heilerin ist hart, doch ich mache sie gern," erklärte das rohirrische Mädchen während sie Kerry zum Ausgang des Lazaretts begleitete. "So kann ich vielen Leuten helfen und die Auswirkungen dieser schlimmen Schlacht zumindest ein wenig zum Besseren wenden."
Kerry nickte. Sie konnte deutlich sehen, wie Irwyne aufblühte wenn sie Wunden verband und Schmerzen linderte. An der Tür angekommen sagte sie: "Ich werde nach meiner Mutter sehen. Möchtest du mitkommen?"
Doch Irwyne schüttelte den Kopf. "Geh du nur, Déorwyn. Ich mache nur eine kurze Pause, dann geht die Arbeit weiter. Wir sehen uns später, bei der Zeremonie."
"Bei der Zeremonie?" wiederholte Kerry fragend.
"Die Gefallenen der Schlacht werden geehrt und bei einer Art Trauerfeier zur letzten Ruhe gelegt," erklärte Irwyne. "Ich glaube, das ist für heute Mittag geplant."
"Ein merkwürdiger Anlasse zum Feiern... aber wenn es darum geht, die Toten zu ehren, verstehe ich ihn. Also gut. Dann treffen wir uns dort. Bis später, Irwyne!" verabschiedete sich Kerry und machte sich auf die Suche nach Halarîn.

Sie musste nicht lange suchen, denn schon auf halbem Weg zu Adriennes Zimmer traf sie auf ihre Mutter und die verwundete Jugendliche, die sich auf Halarîns Arm abstützte. Bei den beiden standen auch Mathan und eine weitere Elbenfrau, die Kerry noch nicht gesehen hatte. Diese war in edle schwarz schimmernde Rüstung gehüllt und hatte dunkelblonde Haare. Sie sah Halarîn verdächtig ähnlich, obwohl sie etwas größer war.
"Amil!" rief Kerry fröhlich und umarmte Halarîn fest. "Also ist Adri aufgewacht? Geht es dir schon besser?" fragte sie in Richtung Adriennes.
Halarîn erwiderte die stürmische Umarmung mit einem Lächeln, während die anderen beiden Frauen erstaunte Gesichter machten. "Ja, dank ihr", antwortete Adrienne verdutzt. Faelivrin hatte eine Augenbraue gehoben, im ihren Gesicht arbeitete es. "Amil?", fragte sie verwirrt, ihr fiel ihr Blick auf den Nénharma-Ring und sie schmunzelte still in sich hinein.
"Hallo Mathan," begrüßte ihn Kerry mit einem Lächeln. "Wen hast du da mitgebracht?"
Der Elb musterte Kerry, nickte ihr zum Gruß und überließ es Faelivrin sich vorzustellen. "Ni am Faelivrin Nénharma", antwortete sie und legte den Kopf schief, "Und wie heißt du?"
"Oh, hallo," sagte Kerry, eindeutig beeindruckt von der neuen Bekanntschaft. "Ich bin... nein, ich meine natürlich: Ní am Morilië!"
Halarîn wirkte stolz, als Kerry das wenige Quenya beinahe fehlerlos wiedergab. Bei Faelivrin schien dagegen das Interesse geweckt zu sein. "Beeindruckend! Woher du unsere Sprache kennst muss ich ja nicht fragen", sagte sie und trat etwas näher an sie heran. "Der steht dir sehr gut," sie fasste Kerrys Hand mit dem Ring, "Ich glaube wir werden viel Gelegenheit haben uns auszutauschen, nésa."
Zur allgemeinen Überraschung beugte sie sich Faelivrin herab und gab Kerry einen Kuss auf die Stirn. Mathan und Halarîn blickten sich mit einem Lächeln verliebt an, während Adrienne verwirrt daneben stand und offenbar nicht begreifen konnte was gerade passierte. Kerry hingegen ließ die Geste freudestrahlend über sich ergehen und blickte ihre neue Schwester neugierig an.
"Nésa," wiederholte sie leise und beschloss, sich auch dieses Wort gleich zu merken. "Wo kommst du denn auf einmal her? Amil hat gesagt, du wärst an den Anfurten," fragte sie mit Bewunderung in der Stimme.
"Dort war ich auch, aber ich hörte von dem Angriff und wollte helfen, schließlich hätten die Feinde bis zu uns vordringen können.", erklärte Faelivrin und deutete auf ihre Bögen auf dem Rücken, sowie die zwei Köcher. "Ich hätte aber nicht gedacht ein neues Familienmitglied zu treffen, habe ich etwas verpasst?" Sie blickte fragend zu ihren Eltern, die genau zu wissen schienen, was sie meinte.
"Nein, noch nicht.", antwortete Mathan vielsagend und Faelivrin verstand offenbar. Er wandte sich an Kerry: "Morilië, wir bereiten etwas für dich vor. Du wirst es am Abend dieses Tages erfahren, aber bis dahin möchte ich, dass du mit denen sprichst, die dir am Herzen liegen. Zum Beispiel Ardóneth, ich habe auch mit ihm gesprochen, aber er scheint ziemlich durcheinander zu sein.", sagte der Elb und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
"Du hast Ardan besucht?" fragte Kerry und als Mathan nickte, sagte sie entschlossen: "Dann werde ich auch nochmal zu ihm gehen, bevor die Zeremonie beginnt. Ich will wissen, was mit ihm los ist."
"Dann tue das, wir werden in der Zeit auf dem Dach sein.", sagte Halarîn und die anderen drei nickten zustimmend.
"Bis später!" rief Kerry und wandte sich zum Gehen. "Wir treffen uns bei der Zeremonie wieder!"

Eilig ging sie die Treppen zum Verlies hinuter um noch einmal nach Ardóneth zu sehen. Als sie ankam, warf ihr Gílbard einen Blick zu und zog eine Augenbraue hoch.
"Du schon wieder, Mädchen?" fragte er misstrauisch. "Du hast doch gestern erst mit dem Gefangenen gesprochen."
"Ich möchte sehen, wie es ihm heute geht, und ihm erzählen, was gestern Abend und heute morgen passiert ist," erklärte sie.
Gílbard beäugte sie einen Moment nachdenklich, dann gab er den Weg frei. "Du hast nicht mehr viel Zeit, bis die Zeremonie zur Ehrung der Gefallenen beginnt. Dort wird auch Ardóneth anwesend sein, und danach wird Belen über sein Schicksal entscheiden."
Kerry nickte. Sie hatte verstanden. Hastig folgte sie dem engen Gang bis zu Ardóneths Zelle.

"Ardan, bist du da?" rief sie leise.
Ardóneth erhob sich aus der sitzenden Position an der hinteren Wand seiner Zelle und kam an das Gitter, das ihn von Kerry trennte. "Oh, du bist es, Kerry."
"Ich muss dir etwas erzählen," sagte Kerry und ein freudiges Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. "Ich habe jetzt wieder eine richtige Familie! Oronêl und die Prinzessin haben mir erzählt, dass mein Vater noch lebt und in Rhûn ist, und heute hat Halarîn mich als ihre Tochter angenommen! Kannst du dir das vorstellen? Sie hat mir sogar einen neuen Namen gegeben: Ich heiße jetzt Manien Morilië Nénharma, und ich habe eine Schwester! Das ist... es ist einfach wunderbar! Und... der Dúnadan.. ich meine Rilmir, er ist am Leben! Irwyne hat seine Wunden versorgt. Es ist, als ob wirklich jetzt alles wieder gut wird! Jetzt müssen wir dich nur noch da rausholen..."
"Dein Vater ist am Leben?" fragte Ardóneth zweifelnd. "Du hast doch erzählt, er und sein Bruder wären im Krieg gefallen."
"Das dachte ich," antwortete Kerry. "Beide ritten sie damals mit dem König nach Osten. Und kehrten nicht mehr zurück. Doch Oronêl hat meinen Vater in Aldburg getroffen, und Irwyne sah ihn bei Dol Guldur. Er ist am Leben."
Ardóneth nickte zustimmend und sagte: "Es ist schön zu hören, dass es dir gut geht und du froh gestimmt bist, Kerry.... oder sollte ich jetzt Morilië zu dir sagen?"
"Das ist nicht so wichtig, Ardan. Du darfst mich nennen wie du möchtest. Manchmal habe ich das Gefühl, dass du wie ein großer Bruder für mich bist. Noch mehr Familie," sagte sie und grinste.
"Wie ein... großer Bruder?" wunderte sich Ardóneth. "Wie meinst du das?"
"Ich wollte dir nur beschreiben, wie ich dich gerade sehe," erklärte Kerry. "Und ich sehe, dass du dringend meine Hilfe brauchst, um hier rauszukommen. Der große Kerl der hier ständig Wache steht hat gesagt, dass es bald eine Verhandlung geben wird. Wenn sie mich dort sprechen lassen, werde ich ihnen allen klar machen, dass das, was da passiert ist, nicht deine Schuld war." Sie stockte und dachte einen Moment nach. "Es... war doch nicht deine Schuld, oder?" fragte sie dann.
"Ich hörte... höre von Zeit zu Zeit Stimmen," sagte Ardóneth mit Nachdruck und einem seltsamen Klang in der Stimme, den Kerry noch nie gehört hatte.
"Stimmen?" wiederholte sie verwirrt. "Was für Stimmen?"
"Bekannte Stimmen. Und fremde. Stimmen, die mir Dinge einreden... mich dazu bringen, Dinge zu tun..." wisperte Ardóneth und seine Augen nahmen einen unguten Glanz ein. "Du... du solltest nicht hier sein!" Er packte das Gitter mit beiden Händen und Kerry sprang zutiefst erschrocken zurück. "Ardan, was ist mit dir?" rief sie, doch da stand Gílbard wie aus dem Nichts neben ihr und zerrte sie von der Zelle weg. "Das reicht jetzt," knurrte der Waldläufer. "Geh, bevor er dir noch etwas antut."

Verwirrt und besorgt stolperte sie die Treppe hinauf. Sie blieb am oberen Ende stehen und dachte mehrere Minuten lang nach. Halarîn hatte ihr beigebracht, die Dinge von allen Seiten zu betrachten. Sie entschied, bis zur Verhandlung zu warten und sich dort für Ardóneth einzusetzen. Außerdem würde sie Gandalf davon erzählen, was sie gerade erlebt hatte. Kerry hoffte, dass der Zauberer im Stande sein würde, Ardóneth zu helfen...
Titel: Die Ehrung der Gefallenen
Beitrag von: Fine am 11. Dez 2016, 20:54
Als die Sonne ihren höchsten Stand erreichte rief Belen den Sternenbund im großen Innenhof zusammen, der an die Rüsthalle grenzte in der die Dúnedain ihren Sitz genommen hatten. Dort hatte man die meisten der in der Schlacht von Fornost Gefallenen aufgebahrt und einen großen Scheiterhaufen errichtet. Kerry war überrascht, wie viele Tote es gegeben hatte; sie schätze die Zahl auf mindestens fünf Dutzend, wenn nicht sogar ein wenig mehr. Dennoch war der Hof groß genug, dass er allen Dúnedain Platz bot, selbst als sich noch ungefähr die vierfache Zahl an Menschen aus Fornost der Zeremonie anschloss. Mehr und mehr Leute kamen, bis der Platz bis auf den letzten Fleck gefüllt war.

Kerry stand zwischen Irwyne und ihrer elbischen Familie in einer der vorderen Reihen. Neben Irwyne standen Oronêl und Finelleth, und auch die übrigen elbischen Gefährten Oronêls waren gekommen. Kerry sah, wie Gílbard den in Ketten gelegten Ardóneth scharf im Auge behielt. Der Dúnadan saß bei der Gruppe von Waldläufern, die ihn nach Fornost begleitet hatten, denn es war ihm zu diesem Anlass erlaubt worden, seine Zelle unter Bewachung und in Ketten zu verlassen. Ganz in der Nähe stand auch der Zwerg Fís mit seinen beiden Gefährten.
"Es hat den ganzen Vormittag gedauert, das ganze Holz zu schlagen und aufzuschichten," flüsteret Irwyne ihr zu. "Es erstaunt mich, dass sie für alles einen Platz gefunden haben."
Kerry sah sich um und entdeckte Gandalf, der sich nahe einem der Zugangstore zum Innehof stand und ein ernstes Gesicht machte. Auch Aldoc und Girion waren gekommen und unterhielten sich in einer der Ecken des Hofes leise miteinander.

Schließlich trat Belen vor die Menge und ergriff das Wort.
"Bewohner von Fornost, Dúnedain des Sternenbundes und Verbündete aus allen Ländern! Ihr alle habt für die Freiheit dieser Stadt gekämpft und sie mit euren Schwertern und eurem Blut verteidigt. Der Feind wurde geschlagen und wir haben gesiegt!"
Jubel brach aus, doch Belen hob die Hände um die Leute zum Schweigen zu bringen.
"Dieser Sieg wäre nicht möglich gewesen ohne die Opfer von jenen, die hier aufgebahrt sind. Sie alle gaben ihr Leben zur Verteidigung Fornosts! Jeder einzelne von ihnen ist ein Held und hat unsterblichen Ruhm errungen. Sie sind nun im Tode siegreich geblieben. Und wir werden sie nicht vergessen! Keinen einzigen von ihnen werden wir vergessen. Ihre Namen werden untrennbar mit dem Schicksal dieser Stadt verbunden sein. Wenn der Scheiterhaufen niedergebrannt ist werden wir an seiner Stelle einen Stein aufstellen, der die Namen all jener tragen wird, die ihr Leben zur Rettung Fornosts gaben. Lasst uns nun die Namen hören, damit wir sie nicht vergessen, und ihnen die Ehre zuteil werden lassen, die sie sich verdient haben!"

Erneuter Jubel brach aus, und diesmal ließ Belen die Menge von selbst wieder zur Ruhe kommen. Ein Herold trat vor und entrollte eine lange Schriftrolle. Er begann, die Namen der Gefallenen zu verlesen.
"Hört nun die Namen jener, die fochten und fielen bei der Verteidigung Fornosts! Von den Erben Arnors, den Dúnedain des Nordens: Tirithon, Mirlínn, Avel, Gildan, Reniawen und Saellang! Von den Menschen von Gondor, den Schilden des Westens: Borhad, Galendil, Fuirdan, Iorlas, Remrod, Aerdís, Valathon, Goradan, Forlang, Edrazôr, Helegorn, Daerinn, Lenglír, Rillas, Adanhad, Maltur, Aratar, Angril, Ferilwen, Toreth, Baradir, Berilang, Orodreth, Vaethor, Eadír und Hallas. Von den Rohirrim, den Pferdeherren der Mark: Elfgar, Cynefrith, Éodric, Hereward, Gladwine, Osmund, Sigeweard, Wigstan, Ceorlric, Déorwulf, Ethelmer, Frída, Elfwyn, Béogar, Ceadda, Cynebald, Tórferth, Sigeric, Radwine, Elfburg, Éofor, Ferthild, Thrymm, Derebald, Ingmar, Théodmund, Gúdric und Wigmund. Von den Menschen von Thal, den scharfäugigen Bogenschützen: Alfr, Balder, Grid, Idunn, Orvar, Sigurd, Vidar, Rodric, Gunvor, Barland, Rovald, Sindri, Gróa, Eira, Farlan, Arman, Elfa, Finnur, Hâkon, Regin, Sverrir, Vigdís, Ásta, Agnar, Vidhrik, Thjodmer und Wultulf. Von den Waldmenschen, den tapferen Flussbewohnern: Kiolmund und Hêmrik. Von den Dunländern, aus dem Stamm des Reifes: Glynn, Bregan und Echdrud. Von den Menschen von Bree, die den Untergang Arnors überdauerten: Rainer, Erling und Wilmar. Von den Elben, den Erstgeborenen unter den Sternen: Faronwe und Cúruon."

Der Herold endete und es wurde eine Posaune geblasen. Belen zog sein Schwert und reckte es in die Höhe. Die Mittagssonne spiegelte sich in der Klinge als er rief: "Dies sind die Namen, die den höchsten Ruhm errungen haben. Zur Ehre der Gefallen!"
"Zur Ehre der Gefallenen!" wiederholten die Menschen laut, wie aus einem Mund, und zum dritten Mal brandete der Jubel auf. Es trat nun ein gondorischer Barde auf, der ein heldenhaftes Lied über die Schlacht vortrug und ebenfalls großen Applaus erntete. Dann trat eine Pause ein, in der Geschichten über das, was jeder Einzelne während der Schlacht erlebt hatte ausgetauscht und einander von den Toten erzählt wurde, die man gekannt hatte. Die Pause dauerte eine halbe Stunde, in der Kerry hauptsächlich mit Irwyne tuschelte, die ihr eine gute Freundin zu werden schien. Und schließlich war der Moment gekommen, auf den alle gewartet hatten.
Belen trat erneut vor, das Schwert in der Hand. Vier Dúnedain traten nun an den Scheiterhaufen, jeder an einer der vier Ecken, und jeder trug eine große Fackel. Und über ihnen flog in diesem Augenblick der große Adler, der die Dúnedain vor dem Angriff aus Angmar gewarnt hatte. Er stieß einen lauten Schrei aus, schwenkte herum und verschwand in östlicher Richtung am Horzont.

"Entzündet nun das Feuer, das die Körper unserer gefallenen Freunde verzehren und sie eins mit der Luft und der Erde machen wird, aus der sie entstammen," sagte Belen feierlich und senkte das Schwert. Und die Dúnedain entzündeten den Scheiterhaufen, der schon kurz darauf hell in Flammen stand. Kerry vermutete, dass dabei auch Gandalfs Hand im Spiel war. Das Feuer brannte so stark, dass es bald schon sehr heiß im Innenhof wurde, und die Toten rasch nicht mehr zu sehen waren. Nach und nach verließen die Menschen nun den Hof wieder, während das Feuer weiterbrannte. Mathan hatte gesagt, dass es noch bis spät in die Nacht brennen würde, weshalb Kerry beschloss, sich erst einmal um das Mittagessen zu kümmern, denn ihr Hunger sagte ihr, dass es nun Zeit dafür war. Gemeinsam mit Irwyne und Rilmir, der auf dem Weg dorthin zu ihnen stieß, machten sie sich auf den Weg zu den Räumen, wo das Essen zubereitet werden konnte.
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Eandril am 12. Dez 2016, 22:36
Oronêl blieb noch eine Weile im Hof stehen, und betrachtete aus sicherer Entfernung nachdenklich den hell brennenden Scheiterhaufen. Weder Faronwe noch Cúruon waren darauf verbrannt worden - von Cúruon hatten sie keine Spur gefunden, und Gelmir würde Faronwes Körper nach Lindon bringen und dort zur Ruhe betten - dennoch hatte er das Gefühl gehabt, dass diese Feier auch für sie gewesen war. Er hatte jedes Detail aufmerksam in seine Erinnerung aufgenommen, um Mírwen davon zu erzählen, denn ihre Verletzung war zu schwer gewesen, um teilzunehmen.
Oronêl erinnerte sich an den dunkelhaarigen Mann in Ketten, dessen Augen einen merkwürdigen Ausdruck gehabt hatten - ganz so, als würde er sich persönlich die Schuld an den Gefallenen geben. Oronêl fragte sich, was er wohl verbrochen haben mochte, und warum man ihm trotzdem erlaubt hatte, an der Trauerfeier teilzunehmen.
Er wurde von Orophin aus seinen Gedanken gerissen, als dieser ihn von der Seite ansprach. "Cúruon und Faronwe hätte die Feier bestimmt gefallen. Ich wünschte nur... Rúmil hätte es ebenfalls verdient gehabt, nicht so in... Lórien zurückzubleiben." Den Namen seiner Heimat auszusprechen schien Orophin Schwierigkeiten zu bereiten, und bei der Erwähnung Rúmils stand Oronêl deutlich das Bild vor Augen, als einer der Dúnedain unter Sarumans Befehl seinem Freund das Schwert in die Brust gerammt hatte. Er war sich sicher, dass Orophin während der ganzen Zeit in Fornost daran gedacht hatte.
"Wir haben gestern auch für ihn gekämpft", erwiderte er langsam. "Und Stück für Stück werden wir Saruman alles wieder abnehmen, was er sich gestohlen hat."
Er blickte seinem Freund in die Augen. "Wie fühlst du dich in Fornost?" Orophin schien zu wissen, was er meinte, denn er zögerte kurz. "Es ist... schwierig. Die Dúnedain hier scheinen gute Menschen zu sein, aber ich kann nicht aufhören daran zu denken, dass einer ihrer Freunde oder Verwandten meinen Bruder getötet hat. Und vermutlich andere von ihnen weitere Freunde von mir. Diese hier können nichts dafür, aber trotzdem..." Orophin zuckte ratlos mit den Achseln. "Ich würde es vorziehen, nicht allzu lange hierzubleiben."
Oronêl legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ich werde morgen früh mit Mathan über unseren Aufbruch sprechen, denn ich denke ebenfalls dass wir nicht zu lange verweilen würden."

Nur wenig später verließ Oronêl alleine den Innenhof, denn Orophin hatte sich auf die Suche nach Glorwen gemacht, und traf dabei auf Mathan und Halarîn, die gemeinsam in der Nähe standen und sich leise mit einer ihnen sehr ähnlich sehenden Elbin in einer schwarzen Rüstung unterhielten. Als er näher kam, erkannte er ihre Tochter Faelivrin, die er bereits in Aldburg kurz gesehen hatte.

Mathan erblickte Oronêl, der sich wohl nach jemanden umsah. Er erklärte den beiden Elbendamen was er vor hatte und ging zu seinem Gefährten. "Oronêl", er packte ihm zum Kriegergruß am Arm, "Es gut dich zu sehen. Ich würde dich gerne einladen. Halarîn und ich wollen Kerry in unsere Familie aufnehmen. Im Osten feiert man dabei ein großes Fest und wir würden uns freuen, wenn du dabei sein könntest." Er lächelte den Elben an und drückte ihm ein Ästchen mit einem einzelnen Blatt in die Hand. "Mathan, Halarîn, Faelivrin und Morilië, auf Ewig verbunden" wurde dort in feiner Elbenschrift eingebrannt.

Oronêl erwiderte das Lächeln unwillkürlich. "Ich hatte es bereits von Kerry selbst gehört, aber nichtdestotrotz freue ich mich für euch - und über eure Einladung natürlich ebenfalls. Ihr habt eine gute Entscheidung getroffen, sowohl für euch als auch für Kerry. Dieses Mädchen braucht Halt, und ich freue mich wenn ihr ihn ihr geben könnt." Er nahm das Ästchen entgegen, und fügte hinzu: "Ich komme natürlich gern, sobald die Feier beginnt." Er lächelte Halarîn zu, neigte vor Faelivrin kurz den Kopf, und setzte dann seinen Weg in Richtung der Haupthalle fort.

In der großen Halle sah er Irwyne, Kerry und einen Dúnadan, der Rilmir sein musste, an einem der Tische sitzen, jeder eine Schüssel mit einem Eintopf vor sich. Oronêl ließ sich neben Irwyne auf die Bank gleiten, als Kerry gerade sagte: "Habt ihr Ardan - Ardóneth - gesehen? Er hat wirklich nicht gut ausgesehen..."
"Wer ist das?", fragte Oronêl. "Der Mann, der in Ketten gelegen hat?"
"Ja", erwiderte Rilmir, und nickte bestätigend. "Was hat er denn verbrochen?", fragte Irwyne, und pustete auf ihren Eintopf um ihn abzukühlen.
"Auf dem Höhepunkt der Schlacht um Fornost hat er Belen, unseren Anführer, angegriffen", erklärte Rilmir. "Niemand weiß, wieso er das getan hat. Zum Glück konnte er rechtzeitig aufgehalten werden."
Oronêl strich sich nachdenklich über das Kinn, während Kerry einwarf: "Er hätte das nie freiwillig getan. Ich glaube, dass da irgendetwas nicht stimmt."
"Aber Kerry, niemand war bei ihm. Er hat es ganz von selbst getan", gab Rilmir zurück, doch Kerry protestierte erneut. "Er hat Stimmen gehört, die es ihm befohlen haben. Das hat er mir zumindest erzählt."
Bei diesen Worten wurde Oronêl noch aufmerksamer als ohnehin schon. Er erinnerte sich an einen Moment an der Furt des Nimrodel... an eine freundliche, sanfte Stimme, die kluge und weise Worte sprach.
"Stimmen, sagst du?", fragte er scharf nach, und kam damit Rilmir, der gerade erneut widersprechen wollte, zuvor.
Kerry nickte, obwohl sich auf ihrem Gesicht Verwunderung zeigte, denn Oronêls Tonfall war keineswegs ungläubig gewesen. "Ja, also... das hat er mir zumindest erzählt."
"Hm...", machte Oronêl nachdenklich. Wenn es stimmte was Kerry erzählte und Ardóneth ihr die Wahrheit gesagt hatte... Konnte es sein, dass Sarumans Arm bis nach Fornost reichte? Es war noch zu früh darüber zu sprechen, aber vielleicht würde sich eine Gelegenheit ergeben. Deshalb fragte er: "Wie wird Ardóneth bestraft werden?"
"Das steht noch nicht fest", antwortete dieses Mal wieder Rilmir. "Es wird eine Verhandlung geben, bei der Belen seine Strafe festlegen wird. Ich denke, in Anbetracht seiner Freundschaft mit Ardóneth wird es kein Todesurteil geben, aber es könnte auf Verbannung hinauslaufen."
"Es sei denn, Ardóneth würde entlastet...", meinte Oronêl langsam, und erntete einen wachsamen Blick von Rilmir, der allerdings darauf verzichtete, weiter nachzufragen.
"Wenn es möglich ist, würde ich gerne der Verhandlung beiwohnen." Oronêl zögerte, und fügte dann hinzu: "Und Valandur ebenfalls. Ich denke, es wäre für uns beide interessant - und vielleicht könnten wir das ein oder andere Interessante beisteuern."
Rilmir betrachte ihn einen Moment, wobei sich auch eine Spur Neugierde in den Blick des Dúnadan mischte. Dann nickte er langsam. "Ich werde Belen danach fragen. Kommt einfach wenn die Glocke schlägt wieder hierher in die Halle, dann werdet ihr sehen ob ihr teilnehmen dürft." Er nahm seine inzwischen leere Schüssel auf, erhob sich und ging dann langsam davon, wobei Oronêl bemerkte, dass dem Dúnadan seine Verletzung zu schaffen machte.

"Wirst du Ardan helfen?", fragte Kerry, nachdem Rilmir außer Hörweite war. "Ich glaube, die meisten vom Sternenbund würden ihn gerne verurteilen, aber ich weiß nicht... was, wenn er tatsächlich nicht er selbst war?"
"Auch dann muss über ihn geurteilt werden", sagte Oronêl ernst, lächelte dann aber. "Vielleicht kann ich aber für ihn sprechen, wir werden sehen."
Titel: Die Verhandlung beginnt
Beitrag von: Fine am 13. Dez 2016, 18:17
Als die Glocke ertönte sprang Kerry von dem Bett auf, auf dessen Kante sie gesessen und Irwyne zugesehen hatte. "Es geht los!" rief sie aufgeregt und erklärte ihrer Freundin in wenigen Sätzen, dass Belen nun Recht über Ardóneth sprechen würde. Irwyne zeigte jedoch nur wenig Interesse daran. "Ich habe hier noch genug zu tun," sagte sie, weshalb Kerry sich von ihr verabschiedete und auf den Weg zur Halle machte, von der Rilmir gesagt hatte dass die Verhandlung dort stattfinden würde. Auf dem Weg dorthin traf sie auf Gandalf, der eine besorgte Miene im Gesicht trug. "Ich bin mir nicht sicher, womit wir es hierbei zu tun habe, aber ich habe einen Verdacht," sagte er geheimnisvoll als Kerry ihn danach fragte, was mit Ardóneth los sein könnte. "Wir werden die Wahrheit schon ans Licht bringen, mein Mädchen. Mach dir nur keine Sorgen." Er strich Kerry beruhigend durchs Haar und bedeutete ihr, ihm zu folgen.

Am Eingang der Halle standen zwei hochgewachsene Dúnedain in voller Rüstung Wache. Doch als sie Gandalf sahen gaben sie sogleich den Weg frei. "Es ist gut dass Ihr hier seid, Mithrandir," sagte einer der beiden. "Wir können euren Rat gut gebrauchen." Auch Kerry ließ man ein, da sie den Sternenbund seit dem Gefecht im Auenland begleitet hatte. Einige andere wurden jedoch abgewiesen. "Dies ist eine Dúnedain-Angelegenheit," erklärten die Wächter. "Aravorn II. wünscht dabei keine Störungen."
Im Inneren des Saales hatte man genügend Stühle für ungefähr dreißig Personen aufgestellt. Am Ende des Raumes stand Belen unter einem großen Banner mit dem einzelnen Stern des Sternenbundes und bei ihm waren Aravorn und Rilmir. Kerry sah Ardóneth, dem man die Hände gebunden hatte, unter dem wachsamen Auge Gilbárds in der Nähe sitzen, etwas abseits der vordersten Stuhlreihe. Auch Elben waren anwesend: Mathan unterhielt sich leise mit einigen Dúnedain an einem der drei Fenster, die nach Osten gingen, und Oronêl und Finelleth standen ganz in der Nähe. Abgesehen von Kerry war nur ein einziger anderer Mensch anwesend, der kein Dúnadan war - ein Mann namens Mallor, der aus Gondor kam. An der Wand gegenüber der Fenster lehnte Valandur, der einen düsteren Blick im Gesicht trug. In der Nähe des Eingangs stand eine Gruppe Dúnedain, die zu Ardóneths engsten Vertrauten gehörten, darunter Elradan und Argoleth.

Avaron wandte sich den Anwesenden zu und ließ erneut die silberne Glocke erklingen. Die Gespräche erstarben und Belen ergriff das Wort.
"Ihr alle wisst, warum wir hier sind. Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, was auf dem Höhepunkt der Schlacht um Fornost geschah, oder es wurde euch davon berichtet. Doch der Vollständigkeit halber wird ein Augenzeuge nun noch einmal die Ereignisse, die uns heute beschäftigen, zusammenfassen. Avaron, bitte."
"Als der Feind gerade das Stadttor bedrohte versuchte Ardóneth, Argoleths Sohn, unseren Anführer Aravorn II., den Erben Isildurs und Stammesführer der Dúnedain, zu erschlagen. Er zog seine Klinge und ließ einige wilde Schläge folgen, die Aravorn glücklicherweise abwehren konnte. Bevor die Tat vollbracht werden konnte wurde Ardóneth aufgehalten. Was ihn dazu trieb, bleibt uns ein Rätsel."
"Dies soll nun ans Licht gebracht werden," sagte Belen. "Zunächst sollte Ardóneth uns sagen, was aus seiner Sicht geschehen ist." Er gab Gilbard einen Wink, und dieser zog Ardóneth auf die Beine.

"Es begann mit einem Traum, den ich in der Nacht vor dem Beginn der Belagerung hatte," begann Ardóneth, zunächst leise, doch dann mit fester werdender Stimme. "Darin hatten die Horden Sarumans die Stadt eingenommen, in Trümmer gelegt und seine Bewohner  abgeschlachtet. Ich sah jeden Einzelnen von euch den Tod erleiden. Ich sah, was geschehen wäre, wenn die Verteidiger Fornosts gescheitert wären." Er machte eine kurze Pause, als müsste er sich erst sammeln bevor er weitersprach. "Nach der zweiten Angriffswelle begann ich, eine Stimme in meinem Kopf zu hören. Sie sagte mir, dass ich es abwenden könnte, dass mein Traum wahr würde. Denn als der südöstliche Turm einstürzte, dachte ich, dass mein Traum nun tatsächlich Wirklichkeit würde... der Turm war in meinem Traum nämlich bereits zerstört worden."
"Was geschah dann?" fragte Avaron nach als Ardóneth erneut eine Pause einlegte.
"Dann sprach die Stimme weiter," fuhr Ardóneth fort. "Sie sagte, dass das Schicksal des Sternenbundes und der Bewohner Fornosts nun in meinen Händen läge. Sie sagte, dass ich... dass ich Belen töten müsste, um die Erfüllung meines Traumes abzuwenden."
"Und das hast du geglaubt?" wiederholte Belen mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Zorn.
"Zuerst nicht, doch die Stimme wurde immer überzeugender..." antwortete Ardóneth. "Schließlich gewann die Überzeugungskraft die Überhand... und ich versuchte, ihren Vorschlag in die Tat umzusetzen."
"Wir können froh sein, dass du keinen Erfolg hattest," befand Avaron.
"Es wird sich zeigen, wieviel Wahrheit in seinen Worten steckt", sagte Belen düster. "Ich muss meinen Leuten vertrauen können wenn der Sternenbund Erfolg haben soll und Sarumans Diener vollständig aus dem Norden vertrieben werden sollen. Du hast mein Vertrauen verloren, Ardóneth."

Belen seufzte leise. Dann nickte er Gandalf zu, der nach vorne kam und das Wort ergriff. "Als ich den Nebel, der Sarumans Armee umhüllte bekämpfte, machte ich mich auch angreifbar für Sarumans Zauberkraft. Seine Aufmerksamkeit wurde auf Fornost gelenkt. Ich vermute, dass die Stimme, die Ardóneth gehört hat, niemand anderem als dem Herrn von Moria und dem Nebelgebirge gehört."
"Sein Arm muss wahrlich sehr weit reichen, um uns hier Schaden zuzufügen," kommentierte Avaron.
"Sein Arm reicht jetzt sehr weit," bestätigte Gandalf besorgt.
"Mit Verlaub, Mithrandir, aber das ist nur eine mögliche Erklärung," wandte Belen ein. "Die andere Möglichkeit ist, dass Ardóneth lügt, und von Anfang an ein Verräter war. Die Entscheidung darüber, was die Wahrheit ist, obliegt nun uns. Doch zuvor würde ich gerne weitere Stimmen und Zeugen zu dieser Angelegenheit hören. Wer von den Anwesenden wird für oder gegen Ardóneth sprechen?"
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Eandril am 13. Dez 2016, 18:53
Oronêl hatte Ardóneths Erzählung aufmerksam gelauscht. Was der Dúnadan aussagte entsprach dem, was Kerry ihm bereits erzählt hatte, und anschließend bestärkte Gandalf seinen Verdacht, dass Saruman zumindest zeitweise die Kontrolle über Ardóneth erlangt haben konnte. Er fragte sich, ob Sarumans Einfluss wohl vollends geschwunden war, ober immer noch irgendwo im Verstand des Dúnadan lauerte.
Nach einem Moment der Stille richtete sich Valandur, der bislang regungslos an der Wand gelehnt hatte, auf, räusperte sich und sagte: "Wenn es mir erlaubt ist, würde ich gerne sprechen."
Belen zog die Augenbrauen zusammen, offenbar wenig begeistert von Valandurs Bitte, nickte dann aber.
"Wie die meisten von euch vermutlich wissen, gehörte ich zu denen die sich unter Helluins Führung Saruman angeschlossen hatten, und ich habe den Zauberer mehr als einmal zu mir sprechen hören." Oronêl fiel auf, dass viele der Dúnedain sich bei der Erwähnung Helluins unbehaglich regten. "Viele von euch kennen mich, also bitte ich euch meine Worte wegen meiner Fehler nicht einfach abzutun. Urteilt nicht zu streng über Ardóneth, denn die Macht, mit der er sich messen musste, ist zu groß für beinahe jeden hier im Raum. Und ich denke nicht, dass er von Anfang an ein Verräter war, nach allem was ich von ihm weiß - und was jeder hier von ihm wissen sollte."
"Es hilft wenig, wenn ein Diener Sarumans einen anderen verteidigt", erwiderte Belen, und Oronêl sah Valandurs Augen zornig aufleuchten.

"Ein Diener Sarumans...", sagte er bedächtig, doch der Zorn in seiner Stimme war deutlich zu hören. "Du hast Recht, ich war ein Diener Sarumans. Ich habe meinen Fehler erkannt, ich habe für meinen Fehler gebüßt, und ich habe versucht meinen Fehler wieder gut zu machen. Doch hier geht es nicht um mich, Belen, Berens Sohn, und ich werde mich nicht deinem Urteil stellen, denn du hast kein Recht über mich zu urteilen." Er stockte, als hätte er mehr gesagt als er wollte, und fuhr dann ruhiger fort: "Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Hört auf meine Worte oder lasst es bleiben, aber lasst euch im Bezug auf Ardóneths Schicksal nicht von meiner Vergangenheit blenden." Valandur ließ sich wieder gegen die Wand sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. Oronêl wechselte einen besorgten Blick mit Finelleth, denn ihr Gefährte schien noch schlechterer Laune zu sein als zuvor, bevor Belen wieder das Wort ergriff. Der Anführer des Sternenbundes wirkte nach Valandurs Aussage ebenfalls deutlich schlechter gestimmt als zuvor.
"Möchte noch jemand für oder gegen Ardóneth sprechen?"
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Curanthor am 13. Dez 2016, 20:29
Mathan stand ebenfalls mit verschränkten Armen in der Halle und beobachtete aus der Distanz die Verhandlung. Es erstaunte ihn immer wieder, wie schnell Menschen ein Urteil fällen konnten ohne vorher nachzudenken.
Die Dúnedain, mit denen er vor dem Beginn eine Weile gesprochen hatte machten alle verkniffene Gesichter. Er wusste, dass sie unterschiedlicher Meinung waren und das sorgte für erhitzte Gemüter. Der Elb erinnerte sich, als er vor sehr langer Zeit in diesen Hallen umhergelaufen ist. Damals war er Befehlshaber über die Armee von Arnor, einen Posten, den er durch eine List erhalten hatte. Er war dabei als das Nordreich dem Untergang entgegenlief. Sein Blick wurde glasig, als die Bilder in ihm aufstiegen.
"Wer von den Anwesenden wird für oder gegen Ardóneth sprechen?", ertönte die Frage und Mathan schüttelte die Erinnerungen ab. Insgeheim ärgerte er sich, dass er Valandur nicht zugehört hatte. Er ahnte aber, dass es nicht gut gelaufen war anhand der Spannung in der Luft.
"Ich.", sagte er und trat vor, dutzende Augenpaare richteten sich auf ihn.
Belen zögerte einen Moment, nickte aber dann. "Ihr habt das Wort, Hauptmann.", sagte er und seine Stimme verlor etwas an Schärfe.
"Wie ihr alle wisst war ich ebenfalls anwesend, als Ardóneth das tat, wofür nun über ihn gerichtet werden soll," er ging in die Mitte des Raumes, "Ich habe es jedoch nicht gesehen, denn der Feind brandete grade zu seinem schwersten Sturmlauf heran. Ich musste die Verteidiger auf meiner Seite des Tores anführen. Wenn ihr mich fragt ist das ein sehr merkwürdiger Zufall, dass ausgerechnet dann, wenn unser Feind anfängt einen Sturmlauf gegen das Tor anzuführen, jemand aus unseren Reihen den Anführer erschlägt." Seine Worte brachten einige zum Nachdenken, selbst Belen strich sich über das Kinn. "Sprecht weiter.", sagte dieser ernst.
"Würde Ardóneth ein Verräter sein, so hätte er doch schon dutzende Möglichkeiten gehabt Euch zu ermorden. Er hätte die ganzen Vorbereitungen sabotieren können, das Katapult zum Beispiel oder die Balliste, welche die Trolle unschädlich gemacht hat.", er machte eine Pause und deutete scheinbar nach draußen vor die Stadt, "Er hätte Spione zu den Feinden schicken können, doch das hat er nicht getan. Ich war während den Vorbereitungen oft in seiner Nähe und es gibt dutzende Zeugen, die bestätigen können, dass er die Stadt niemals verlassen hat. Er hat mit keinen Fremden gesprochen."
Einige Dúnedain murmelten zustimmend oder bekundeten, dass Ardóneth tatsächlich nie die Stadt verlassen hatte, sodass Belen öfters um Ruhe bitten musste. "Bitte, fahrt fort und erklärt mir, dabei eines: Der Moment war gut gewählt, ja, aber sollte nicht gerade das dem Feind helfen um die Moral zu brechen?"
Mathan nickte und hatte sich schon darauf vorbereitet, dass diese Frage kommen würde. "Es hätte die Moral getroffen, aber ein wichtiger Punkt hat man dabei nicht gedacht. Ich war auch noch da und die Wut über Euren Tod hätte ich genutzt um Rache zu üben. Ich hätte die Verteidiger aufgestachelt jetzt erst recht zu kämpfen. Ihr habt sie selbst gesehen. Diesen Ausfall hätte man erst recht nach Euren Fall angeführt.", zufrieden merkte er, dass die Stimmung langsam umschwang, also entschied er seine letzten Karten auszuspielen.
"Außerdem hätte Ardóneth auch mich niederstrecken müssen um die Schlacht zu gewinnen. Ich möchte nicht arrogant klingen, aber er hätte mich nie erschlagen können. Eurer Tod, Belen, mag vielleicht kritisch für den Sternenbund sein, aber für die Schlacht, so wie sie in diesem Augenblick war, hätte er nicht viel geändert. Wenn Ardóneth also ein Verräter gewesen sein würde, so hätte er früher zugeschlagen, damit die feindliche Armee die Stadt einfacher einnehmen kann und nicht zu hunderten vor unseren Mauern elendig zu verbluten."
Als er endete, sah man, dass es in Belens Gesicht arbeitete und er immer wieder zu Ardóneth blickte. Mathan nickte zu dem Gefangenen. "Ich spreche für ihn, denn ich weiß, dass Sarumans Stimme eine enorm gefährliche Waffe ist. Ich habe mit Ardóneth im Kerker gesprochen und in seinen Augen gesehen, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Daraus mag nun jeder seine eigenen Schlüsse ziehen. Ich sage, dass Ardóneth unschuldig ist und der wahre Täter seine Chance genutzt hat als Gandalf geschwächt war.", schloss Mathan seine Ausführung und nickte dem Tribunal zu, ehe er sich wieder in eine ruhige Ecke zurückzog. Sein Blick traf den von Ardóneth und er lächelte dem Gefangenen aufmunternd zu.
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: -Mirithil- am 13. Dez 2016, 22:35
Auf dem Weg zu den Mauern unterhielten sich die Zwerge über die Geschehnisse der letzten Tage während die beiden Hobbits lachend durch die Straßen liefen. Unbeschwert spielten sie mit den anderen Kindern Fangen. Sie alle waren guter Laune, dies versprach ein guter Tag zu werden.
"Was haltet ihr von diesem Belen?", fragte Goril neugierig.
"Ich denke er ist ein fähiger Anführer, er war es, der die Menschen zum Sieg geführt hat.", antwortete Baril überzeugt.
"Er wirkte aber nicht erleichtert, eher traurig, als würde ihn etwas bedrücken.", Fis blickte die beiden an, "Wisst ihr etwas darüber?"
Baril blickte sich vorsichtig um, als fühlte er sich beobachtet, "Wir wissen nichts genaues, nur ein paar Gerüchte, angeblich hat einer der Dunedain Belen angegriffen."
"Ihn angegriffen warum?", Fis runzelte die Stirn, "Niemand greift einfach seine Gefährten an."
"Wir haben nur mitbekommen, dass es heute eine Verhandlung geben soll, doch mehr konnten wir nicht erfahren.", sagte Goril, "Es ist auch nicht so wichtig, wir sollten uns lieber um die Reperatur der Mauer bemühen als um die Probleme der Menschen."
Fis nickte zustimmend, doch er wusste nicht was er davon halten sollte.

Schon von weitem sahen sie ein großes Holzgerüst was an der Stelle aufgestellt worden war, wo die Reste des zerstörten Turmes lagen.
Als sie die Mauern erreichten kam ihnen ein groß gewachsener Mann mit dunklen Haaren entgegen, er trug eine braune Robe und hielt eine Rolle mit Plänen in der linken Hand.
"Seid ihr Dearos? Wir wurden hierher geschickt um euch ein wenig zur Hand zu gehen.", sagte Fis und reichte dem Mann die Hand.
Der Mann lächelte: "Ja ich bin Dearos, mir wurde die Aufgabe übertragen die Mauern wieder auf Vordermann zu bringen, ich bin Baumeister aus Pelagir."
"Ihr kommt aus Gondor?", fragte Baril interessiert.
"Das stimmt, vor ein paar Jahren bin ich mit meiner Familie nach Minas Tirith gezogen. Als dort klar wurde, dass die Stadt nicht zu halten ist, floh ich mit meiner Familie und allem was ich hatte nach Westen, hierher."
Plötzlich kam ein kleiner Junge angerannt, er sah Dearos sehr änhnlich, doch im Gegensatz zu seinem Vater hatte er fast schwarze Haare. Vorsichtig beäugte der Kleine die Zwerge einen nach dem anderen, bis sein Blick auf Fis hängen blieb, etwas nervös von dem Anblick trat er einen Schritt hinter seinen Vater. Fis versuchte ihm zuzulächeln, doch das schien den Jungen nur noch mehr zu verunsichern.
"Hey, du brauchst keine Angst haben.", sagte Dearos an den Jungen gewandt, "Dies ist mein Sohn Daroi, er hilft mir bei den Botengängen, ohne ihn würde alles doppelt so lange brauchen.", erklärte Dearos lächelnd und streichelte ihm den Kopf. Stolz reckte der Junge die Brust nach vorne und machte sich groß, doch seine Augen blickten immer noch misstrauisch über die Zwerge.
"Folgt mir zur Mauer, ich zeige euch die Stellen die ausgebessert werden müssen.", Dearos drehte sich um und marschierte in Richtung des Gerüsts, sein Sohn griff nach seiner Hand und die Zwerge folgten den beiden zur Mauer.

Sie verbrachten den halben Morgen an den Mauern und begutachteten die Schäden während die beiden Hobbits mit Daroi spielten. Durch den Austausch mit den Baumeistern und Handwerkern die an den Mauern arbeiteten erfuhren die Zwerge viel über die Bauweise der Festung und schon bald waren sie voll in ihre Aufgabe vertieft.
Einer der Männer machte sie darauf aufmerksam, dass die Trauerfeier bald beginnen würde, also machten sie sich auf den Weg zur Waffenkammer. Fis nahm die Hobbits mit, doch Baril und Goril blieben dort um die Pläne weiter auszuarbeiten.
Als sie den Platz mit den Scheiterhaufen erreichten warteten dort schon viele Menschen und es wurden stetig mehr. Auf der anderen Seite erblickte Fis Kerry, sie wirkte trotz der traurigen und bedrückten Stimmung nicht mehr so ängstlich und verzweifelt wie bei ihrer letzten Begegnung. Irgend etwas schien sie sehr fröhlich zu machen, auch wenn sie versuchte es im Moment nicht offen zu zeigen.
Neben ihr stand ein Elb den er nach der Schlacht vor den Mauern gesehen hatte und auch Oronel und seine Gefährten standen dabei.
Dort wo etwas mehr Platz war sah er Belen und einen Mann in Ketten, dies bestätigte das Gerücht, von dem Goril und Baril gehört hatten. Fis nahm sich vor, der Verhandlung beizuwohnen, er glaubte nicht an so einen Verrat in den eigenen Reihen.

Nach der Zeremonie brachte Fis die Hobbits zu Dearon und machte sich auf zur Verhandlung, vielleicht würde ihm ja Einlass gewährt.
Auf dem Weg machte er sich viele Gedanken darüber, was einen Menschen dazu bewegt einen seiner Gefärten zu verraten, doch er fand einfach keine Antwort, vielleicht würde er nach der Verhandlung die Antwort wissen.

Bei der Waffenkammer angelangt sah er wie Mithrandir und Kerry gerade das Gebäude betraten. Der Wächter am Tor war der Selbe der sie auch am Morgen hineingelassen hatte. Er erkannte Fis und trat zur Seite:
"Ihr dürft der Verhandlung beiwohnen, doch verhaltet euch still, dies ist eine Angelegenheit der Dunedain.", sagte die Wache und öffnete das Tor nachdem Fis ihm versichert hatte nicht zu stören. Die Halle war schon voller Leute, Elben wie Menschen, also suchte er sich einen Platz an der Wand von dem er einigermaßen gut die Geschehnisse verfolgen konnte. Jetzt hieß es nur noch warten...
Titel: Mit letzter Kraft
Beitrag von: Fine am 14. Dez 2016, 11:52
Als Mathan geendet hatte trat einen Augenblick Stille ein. Dann hob Belen die Hand und sagte: "Vielen Dank, Mathan. Ihr habt gut gesprochen." Er blickte sich im Raum um und fuhr dann fort: "Gibt es sonst noch jemanden, der etwas zu dieser Angelegenheit sagen will?"
"Ich möchte sprechen," sagte ein Gondorer, der sich von seinem Stuhl erhoben hatte. Als Belen ihm zustimmend zunickte wandte sich der Mann an die Anwesenden: "Mein Name ist Mallor, Galadorns Sohn, aus Gondor. Ich habe Ardóneth als einen Mann mit gutem Herzen kennengelernt, der mir Hilfe leistete, als Sarumans Diener diese Stadt noch unterdrückten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er für die Taten verantwortlich ist, die Ihr ihm anlastet. Der Hauptmann Elb hat recht: Dahinter steckt Sarumans üble Zauberei!"

Belen nahm Mallors Worte zur Kenntnis und stellte dann erneut die Frage, ob weitere Argumente für oder gegen Ardóneth vorgelegt würden. Und da erhob sich der Dúnadan mit dem dunkelgrünen Umhang, den Kerry auf der Straße von Bree nach Fornost getroffen hatte.
"Ich bin Argoleth von Annúminas. Ardóneth ist mein Sohn. Ich habe ihn viele Jahre nicht gesehen, doch ich weiß, dass eine solche Tat nicht zu ihm passt. Mein Sohn ist ein loyaler Dúnadan des Nordens. Ich beuge mich dem Urteil, das über ihn gefällt wird, aber ich bitte Euch, gut darüber nachzudenken, welche Entscheidung zu treffen ist. Das ist alles, was ich zu sagen habe."
"Auch Euch vielen Dank," antwortete Belen.

Eine Pause trat ein, in der sich die Anwesenden leise tuschelnd unterhielten. "Meinst du, sie werden erkennen, dass Ardan unschuldig ist?" flüsterte Kerry Haleth zu, die sich neben sie gesetzt hatte.
"Nun, bislang hat niemand offen gegen ihn gesprochen," überlegte Haleth. "Wir werden sehen, ob das, was vorgetragen wurde ausreicht, um den Anführer des Sternenbundes zu überzeugen."
"Ich hoffe es," sagte Kerry. "Es schmerzt mich, Ardan so zu sehen."

Avaron ließ erneut seine silberne Glocke ertönen und Stille kehrte ein. Belen sagte: "Da niemand mehr etwas zu dieser Angelegenheit zu sagen hat, werden wir uns nun beraten, welches Urteil über Ardóneth gefällt werden soll. Ich bitte Mathan, Mithrandir, Avaron, Elradan und Rilmir zu mir. Gemeinsam werden wir..."
Eine Stimme unterbrach ihn. "Ich habe etwas zu sagen." Ardóneth hatte sich erhoben, die Hände weiterhin gebunden, doch Kerry erkannte seine Stimme nicht wieder. Sie war verändert: kälter, schärfer, tückischer. Ein überraschtes und schockiertes Raunen ging durch den Raum. Gandalf schien besonders getroffen zu sein und stützte sich schwer auf seinen Stab. Der Zauberer war sehr blass geworden.
"Ihr seid Narren wenn ihr glaubt, hier einen Sieg errungen zu haben. Die Schlacht war nichts als ein Vorgeschmack auf das, was den ganzen Norden erwartet. Der nächste Angriff wird kommen, und er wird größer sein. Ihr habt einen Schlag mit Mühe und Not abwehren können, doch der nächste wird umso stärker ausfallen."
"Saruman..." murmelte Oronêl verbissen, und Kerry riss entsetzt die Augen auf als sie verstand.
"Lass ihn frei, Saruman," forderte Gandalf, der die Zähne zusammenbiss.
"Frei? Keiner von euch ist frei," zischte Ardóneth und warf finstere Blicke in den Raum. "Fornost und der Norden sind mein! Und schon bald werdet ihr das auch erkennen. Ihr denkt, ihr hättet meine Diener vertrieben? Gerade jetzt sammeln sie sich in Tharbad und in den südlichen Landen, um mit unbarmherziger Härte über die Lande herzufallen, die ihr "befreit" habt. Ihr Dúnedain seid verblendet. Ich bot euch den Glanz des nördlichen Königreiches an, und diejenigen unter euch, denen es nicht an Verstand mangelte, schlossen sich mir an. Ihr jedoch seid nur der starrsinnige Überrest."
Mathan und Oronêl tauschten besorgte Blicke aus. Sarumans Stimme erfüllte den Raum und sorgte für schockierte und entsetzte Blicke bei allen Anwesenden.
"Gandalf! Unternimm etwas!" rief Kerry dem Zauberer zu. Doch dieser zögerte.
"Er besitzt nicht die Macht, mir offen entgegenzutreten," lachte Saruman und Ardóneths Gesicht verzerrte sich zu einer hämischen Fratze. "Gandalf der Weiße! Von ihm ist nichts als ein Schatten seiner selbst übrig."
"Es wird genügen," knurrte Gandalf unter großen Anstrengungen. "Es muss." Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und warf den grauen Umhang ab, der sein weißes Gewand verdeckte. Strahlend helles Licht ging davon aus, und Kerry musste die Augen bedecken um nicht davon geblendet zu werden. Durch ihre Finger hindurch sah sie, wie Gandalf seinen Stab auf Ardóneth gerichtet hatte und Schritt für Schritt näher an den Dúnadan heran trat, offenbar gegen großen Widerstand ankämpfend.
"Wenn du das tust, wird sein Geist zerbrechen," drohte Saruman. Doch anstatt einer Antwort riss Gandalf seinen Stab nach oben und ließ ihn mit einem Blitz zu Boden fahren. Mit einem Schlag wich die drohende Präsenz, die sich über den Raum gelegt hatte, und Ardóneth brach bewusstlos zusammen.
Gandalf stand, schwer atmend und auf seinen Stab gestützt, neben dem gefallenen Dúnadan. "Kümmert euch um ihn. Saruman... er ist fort."

Es war Elrádan, der als Erster nach Ardóneth sah. Sachte hob er den Kopf seines Freundes an, und da schlug dieser die Augen auf. Kerry war von ihrem Stuhl aufgesprungen und nach vorne geeilt. Als sie bei Ardóneth ankam, stieß er hervor: "Was... was ist geschehen? Ich... fühle mich, als wäre ich aus einem finsteren Traum erwacht."
"Saruman hatte Kontrolle auf dich ausgeübt," erkläre Elrádan. "Erinnerst du dich an irgendetwas?"
"Ich erinnere mich an einen Traum, in dem ihr alle gefallen seid... und an eine große Schlacht... und dann..."
"Seine Erinnerung wird nach und nach zurückkehren," sagte Gandalf. Der Zauberer ließ sich auf einen der steinernen Stühle fallen und wirkte äußerst erschöpft.
"Ich schätze, das war der eindeutigste Beweis, den man mir liefern konnte," meinte Belen. "All dies ist Sarumans Werk gewesen. Das ist mir nun klar."
"Es geht ihm also wieder gut?" fragte Kerry.
"Das wird es," sagte Gandalf mit einem schwachen Lächeln.
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Eandril am 14. Dez 2016, 12:46
Als Saruman durch Ardóneth gesprochen hatte, hatte sich ein leiser Zweifel in Oronêls Geist geschlichen, den Gandalf allerdings vertrieben hatte.
Belen blickte der Reihe nach Mathan, Gandalf und die drei Dúnedain, die gemeinsam mit ihm das Urteil fällen sollten an, und alle nickten zustimmend. "Nun denn", begann er schließlich. "Ardóneth, in Anbetracht der Umstände deiner Tat, der Fürsprache die du erhalten hast und der Verwandschaft und Freundschaft die uns verbindet, will ich dich für deine Tat nicht verurteilen." Erleichterung breitete sich auf Ardóneths Gesicht aus, und Oronêl beobachtete, wie sich Kerry sichtlich entspannte. Belen jedoch hob die Hand und sprach weiter. "Dennoch sollst du nicht völlig ungeschoren davonkommen. Deine Aufgabe wird es sein, Sarumans Armee zu folgen und herauszufinden, was der Grund für ihren plötzlichen Abzug war. Außerdem wirst du in Erfahrung bringen, ob uns von Norden immer noch die Gefahr eines weiteren Angriffs droht. Die Erfüllung dieser Aufgabe wird deine Loyalität mir und dem Sternenbund gegenüber endgültig beweisen, und wenn es soweit ist, wirst du deinen Rang an meiner Seite zurückerhalten."

Bevor Belen die Versammlung auflösen konnte, trat Oronêl kurzentschlossen vor, und sagte mit aller Autorität, die er sich vor Jahrtausenden als Amdírs Stellvertreter und Berater angeeignet hatte: "Auch wenn das Urteil bereits gefällt ist, würde ich gerne noch etwas sagen, denn ich glaube es könnte wichtig für euch sein."
Belen wirkte überrascht, nickte dann aber und bedeutete ihm mit einem Wink, fortzufahren.
"Mein Name ist Oronêl Galion von Lórien, und es war in Lórien als ich zum ersten Mal Sarumans Stimme hörte. Sie befahl mir, aufzugeben und mich auf seine Seite zu stellen, und wie Ardóneth wäre ich dieser Aufforderung nachgekommen, wenn meine Freundin Celebithiel mir nicht mit... Also, auf eine ähnliche Weise wie Mithrandir geholfen hätte. Seitdem erkenne ich Sarumans Falschheit, und seine Stimme hat keine Macht mehr über mich. Und so wird es auch Ardóneth gehen."
"Wir alle hoffen, dass es so sein wird", erwiderte Belen, und Oronêl sprach weiter: "Valandur hat vorhin gesagt, dass es hier nicht um ihn geht. Doch ich denke, er irrt sich. Im Gegenteil, es sollte hier nicht nur um Ardóneth gehen, sondern um alle Dúnedain, die Saruman verfallen sind."
Bei seinen Worten erhob sich ein Raunen in der Halle, als viele der Dúnedain leise miteinander zu sprechen begannen. Belens Augenbrauen zogen sich bedrohlich zusammen, doch er machte keine Anstalten, Oronêl zu unterbrechen. Als er weiterredete spürte Oronêl, wie Gandalf ihn aufmerksam beobachtete.
"Valandur und Ardóneth sind Beispiele für gute Männer, die Sarumans Stimme verfallen waren, und ich denke, dass es auch unter jenen die noch immer Saruman folgen, viele weitere von ihrer Art gibt." Ungefragt tauchte das Bild des Mannes, der Rúmil getötet hatte vor seinen Augen auf, doch er scheuchte es weg.
"Wenn ihr in der Lage seit, Ardóneth zu vergeben und zu begreifen, dass er von einer Macht verführt wurde, die zu groß für ihn war, solltet ihr das gleiche auch mit euren Brüdern und Schwestern tun, die in Sarumans Diensten stehen. Wenn ihr vor ihnen steht, sprecht mit ihnen, überzeugt sie, zeigt ihnen Sarumans Lügen - und nehmt sie in eure Reihen auf. Denn wenn ihr gegen sie kämpft und euch gegenseitig tötet, verliert Saruman vielleicht. Doch ihr verliert ebenfalls, und der einzige der gewinnt, ist der Schatten von Barad-Dûr."
Stille hatte sich über die Halle gesenkt, und nur auf Gandalfs erschöpftem Gesicht zeigte sich ein leichtes Lächeln.
Dann räusperte Belen sich, und sagte: "Ich danke euch für eure Sicht auf die Dinge und euren Rat. Ich werde... über eure Worte nachdenken."
Oronêl neigte den Kopf, sagte aber: "Es gibt noch etwas, über das ich sprechen möchte. Es geht um etwas was Saruman gesagt hat: Gerade jetzt sammeln sich meine Diener in Tharbad und in den südlichen Landen, um mit unbarmherziger Härte über die Lande herzufallen, die ihr "befreit" habt. Ich war vor wenigen Wochen in Dunland, und dort bin ich in Gefangenschaft von Sarumans Dienern geraten. Doch ich bin entkommen, und zwar nicht von selbst, sondern durch die Hilfe eines Dunländers namens Forath. In dieser Nacht gelang es Forath, die Herrschaft über seinen Stamm zu übernehmen, und es ist sein Ziel, Dunland von Sarumans Einfluss zu befreien."
Belens düstere Miene hellte sich auf. "Wollt ihr damit sagen, dass..."
"Ich weiß nicht, was aus Forath geworden ist. Vielleicht haben sich die anderen Stämme ihm gegen Saruman angeschlossen, vielleicht auch nicht. Vielleicht ist er tot und sein Plan gescheitert. Vielleicht sagt Saruman also die Wahrheit. Ich will euch also nicht dazu aufrufen, unvorsichtig zu sein und den Süden zu vernachlässigen. Aber vielleicht lügt Saruman auch, um eure Aufmerksamkeit nach Süden zu lenken sodass ihr den Norden vernachlässigt."
"Dann sollten wir Boten nach Süden entsenden, um herauszufinden was dort geschieht", erwiderte Belen, und wirkte dabei entschlossener als zuvor. Oronêl nickte. "Und euch mit Forath - falls er noch lebt - verbünden. Das wäre eure Gelegenheit, Sarumans Einfluss in ganz Eriador zu brechen."
"Wir werden sehen, was geschieht. Ich danke euch für eure Informationen, und euren Rat, Oronêl", meinte Belen bedächtig. "Falls sonst niemand mehr etwas zu sagen hat, löse ich die Versammlung hiermit auf."

Oronêl, Finelleth und Irwyne in die Alte Palastanlage (https://modding-union.com/index.php/topic,34277.msg451780.html#msg451780)
Fís zur Stadtmauer (http://modding-union.com/index.php/topic,34011.msg452079.html#msg452079)
Ardóneth zum Palast (http://modding-union.com/index.php/topic,34277.msg451788.html#msg451788)
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Curanthor am 19. Dez 2016, 20:29
Die Tatsache, dass Saruman durch Ardóneth gesprochen hatte, war die Bestätigung für Mathans Verdacht gewesen. Kurz darauf hatte Gandalf ihn jedoch vertrieben, was den Elb erleichtert aufatmen ließ. Umso eindeutiger und einfacher war die Entscheidung des Tribunals. Er wartete Belens Urteilspruch ab und lauschte Oronêls Worten, enthielt sich aber einem Kommentar und beschränkte sich darauf, die Leute zu beobachten.

Er hob zweifelnd eine Augenbraue, als Oronêl von den Dunländern erzählte. Er hatte schon öfters von den Wilden gehört, besonders oft in Rohan, da sie Erzfeinde waren. Doch auch hier schwieg Mathan und bewegte sich erst, als Belen die Versammlung auflöste. Er schritt zum Anführer des Sternenbundes, der ihn wachsam aber etwas überrascht anblickte. "Mathan, was kann ich für Euch tun?", fragte er anhand des Gesichtsausdruck des Elben.
"Ich würde Euch bitten,  Ardóneth ein wenig später fortzuschicken", sagte er geradeheraus und bemerkte ein zucken der Mundwinkel Belens, "Wenn ihr kurz nach Sonnenuntergang in den Westflügel der alten Palastanlage kommt, erfahrt ihr auch warum." Während Mathan sprach reichte er dem Mann ein Ästchen mit einem einzelnen Blatt, das mit Elbenschrift versehen war.
Belen verstand sofort und seine harten Züge erweichten einen kurzen Augenblick. "Ah, deswegen. Nun, ich denke es wird wohl möglich sein. Schließlich sollte man nicht zu nah an einer marschierenden Armee herankommen, etwas Abstand erscheint klug," der Anführer des Sternenbundes nickte und steckte das Blatt ein, "Ich werde da sein." Der Elb nickte ebenfalls und ging zufrieden zu Gandalf, der noch immer sich noch immer auf seinem Stab stützte. Er stand etwas am Rand der Menge, die sich nur langsam zerstreute und verscheuchte gerade einen Waldläufer, der ihn helfen wollte.
"Mithrandir.", rief Mathan um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
Der Zauberer drehte sich um und brauchte einen Moment um ihn zu erkennen, sein abweisendes Gesicht erhellte sich ein wenig. "Mathan.", sagte er und nickte ihm zu, "Wie ich hörte soll es bald ein schönes Fest geben hm?", er blickte den Elben wissend an und zwinkerte, "Keine Sorge. Mir geht es bald besser, ich brauche nur etwas Ruhe. Ich will doch nichts verpassen.", erklärte er schmunzelnd und setzte sich seufzend auf eine Steinbank an der Wand.
"Das freut mich zu hören, aber es ist auch nicht schlimm wenn ihr nicht erscheint", erklärte Mathan und blickte sich kurz um, "Ich denke jeder würde es verstehen, nach Eurer Glanztat." Doch Gandalf winkte ab und erklärte, er würde das Fest ungerne verpassen, da es doch das einzig wirklich Positive dieses Tages sei. Der Elb verneigte sich leicht und zog sich zurück um den Zauberer seine Ruhe zu gönnen. Er blickte sich suchend um, ehe er gerufen wurde. "Mathan, kommt doch bitte nochmal her."
Sein Blick fiel auf Gandalf, der ihn zu sich winkte. Verwundert kam er der Aufforderung nach und setzte sich neben den Zauberer. Einige Dúnedain blickten zu ihnen rüber und schienen mehr oder weniger auffällig zu lauschen. "Bekomme ich kein Blatt?", fragte Gandalf mit einem beinahe schelmischen Lächeln.
"Ihr kennt also die Bedeutung?" Die Überraschung in Mathans Stimme war kaum zu überhören und Gandalf lachte leise. "Mein lieber Hauptmann Elb, wenn ihr Eines von Gandalf dem Weißen wissen solltet, dann dass er immer genau weiß worum es geht."
"Das klingt aber ein wenig überheblich.", sagte Mathan augenzwinkernd und musste ebenfalls leise Lachen, während er dem Zauberer ein Ästchen mit einem einzelnen Blatt überreichte.
Nach einem kurzen Moment der Stille gestand Gandalf leise: "Ich kenne nur ein paar Bräuche der Elben aus dem Osten, aber dieser hier gefällt mir besonders", er ließ das Blatt in seinem Mantel verschwinden, "Ich werde den anderen Trägern erklären, was diese Blätter für eine Bedeutung haben."
Mathan stand auf, deutete eine Verbeugung an und bedankte sich. Seine Schritte führten ihn zu einem blass aussehenden Waldläufer, der kurz vorher mit Rilmir angesprochen wurde. Neben ihm stand eine Frau, bei der Mathan sofort erkannte, dass sie und Rilmir Etwas teilten. Sie tippte auf dessen Schulter und deutete auf den Elb, der auf sie zukam. "Hauptmann", grüßte er ihn und wollte sich schon verneigen, doch Mathan hielt ihn davon ab. "Bitte, nicht so förmlich. Nennt mich einfach Mathan." Woraufhin Rilmir nickte und einen kurzen Moment überlegte.
"Bist du nicht der Gatte von Halarîn?", frage er und sein Gesicht erhellte sich, "Doch du bist es, ich habe dich und deine Frau auf den Mauern gesehen und am Katapult. Kerry sagte mir, dass sie sie adoptiert hat...", er blickte ihn eine ganze Weile an und Mathan schmunzelte. "Ja, wir möchten sie gerne adoptieren.", bestätigte der Elb und reichte dem verdutzen Rilmir das letzte Ästchen mit einem Blatt. "Kommt mit Euren Freunden und denen, die Euch am Herzen liegen kurz nach Sonnenuntergang in den Westflügel des alten Palastes."
"Eine Feier?", fragte Rilmir erstaunt und erntete ein immer breiter werdendes Lächeln des Elben. "Ausgezeichnet, ich werde da sein aber..." der Waldläufer legte den Kopf schief, "Was genau erwartet uns dort?"
"Sagen wir es so: Eine Gelegenheit die Seele baumeln zu lassen, zu Feiern und Kerry einen unvergesslichen Abend zu schenken", erwiderte Mathan kryptisch, woraufhin Rilmir das Gesicht zu einer etwas albernen Grimasse verzog.
"Sprechen Elben immer in Rätseln?", brummte er und Mathan lachte leise. Die Begleiterin des Waldäufers stupste diesen vorwurfsvoll an, doch Mathan winkte ab.
"Es wird eine Überraschung", erklärte er und nickte den beiden zu, "Es währe schön wenn ihr erscheint. Soweit ich weiß schafft auch jemand Bier heran."
"Ah, das ist ein Wort", lachte Rilmir und wedelte höfisch mit der Hand, "Mein Herr, wir werden Euch mit unserer erlauchten Anwesend beglücken." Das Lachen des Waldläufers ging in einen kleinen Schmerzensschrei über und er hielt sich die Hand auf den Verband.
"Geht es langsam an Rilmir, wir sehen uns beim Fest.", sagte Mathan zum Abschied schmunzelnd und verließ die Halle.

Er blickte kurz zurück und sah Gandalf, der schon die Träger der Blätter nacheinander ansprach. Mathan war dankbar, dass er dies übernahm, so konnte er den Anderen helfen schneller fertig zu werden. Seine Schritte führten ihn rasch zur Eingangshalle, wo er Acharnor begegnete, dieser saß auf einem Karren, der von zwei kräftigen Waldläufern beladen wurde. "Bier zu mir!", lachte der Jugendliche frech und tätschelte die Fässer, die neben ihn auf dem Karren standen. "Vergesst den Wein nicht", erinnerte Mathan ihn im vorbeigehen und verließ die Halle. Er fragte sich, wie weit Halarîn, Faelivrin und Adrienne wohl waren und begab sich nach Norden zum alten Palast.

Mathan zu: Alte Palastanlage von Fornost (http://modding-union.com/index.php/topic,34277.msg451733.html#msg451733)


Verlinkung ergänzt
Titel: Ein klein wenig Panik
Beitrag von: Fine am 9. Jan 2017, 00:33
Kerry war seit dem Ende von Belens Rechtsprechung über Ardóneth in eine seltene Art von hektischer Hochstimmung verfallen. Ihr fiel zwar durchaus auf, dass im Laufe des frühen Abends mehr und mehr Mitglieder des Sternenbundes aus der Rüsthallle verschwanden und sie auch schon eine lange Zeit nichts mehr von Mathan, Halarîn, Oronêl oder Finelleth gehört oder gesehen hatte, doch wusste sie, dass das irgendetwas mit der Andeutung, die Halarîn am Vormittag gemacht hatte, zu tun haben musste: "Morilië, wir bereiten etwas für dich vor. Du wirst es am Abend dieses Tages erfahren." Bislang hatte ihr niemand gesagt, worum es sich dabei handelte, und sie stellte fest, dass sie nicht die geringste Idee hatte, was an diesem Abend noch geschehen würde. Doch eines wusste sie: Es würde ein besonderer Anlass sein. Und für einen besonderen Anlass musste sie sich natürlich auch besonders präsentierbar machen.

Sie kniete im leeren Frauengemach auf dem Boden und stand vor einer schweren Entscheidung. Weiß oder Rot? Oder doch das Neue? Vor ihr auf ihrem Bett lagen drei Kleider ausgebreitet. Zwei waren von rohirrischer Art - eines weiß und reich verziert, eines weinrot und schlicht. Das dritte Kleid besaß die Farbe ihrer Augen: Grün mit einem Stich Blau, ins Türkis gleitende. Es war von Elben gefertigt worden. Alle drei Kleider hatten Vor- und Nachteile: Das weiße hatte Kerry während ihrer Gefangenschaft im Auenland von Gríma Schlangenzunge erhalten und sie verband nichts als schlechte Erinnerungen damit. Auf dem Weg nach Norden hatte Gandalf ihr im Vertrauen erklärt, dass Schlangenzunge einst für Éowyn, die Weiße Dame Rohans geschwärmt hatte, die nun Königin in Aldburg war. Kerry erschauerte immer noch wenn sie sich vorstellte, dass sie beinahe Schlangenzunges Ersatz für Éowyn geworden wäre und er ihr deshalb das königliche weiße Kleid gegeben hatte. Sie wollte gar nicht wissen, wo er es her hatte.
Das weinrote schlichte Kleid hatte Kerrys Mutter für sie gemacht und sie hatte es am Tag ihrer Flucht aus Hochborn getragen - und seitdem nur ungern, denn die Erinnerungen an den Schmerz, den Tod und den Verlust klebten daran wie der Blutfleck am linken Arm dieses Kleides, den sie seit Jahren nicht herausbekommen hatte, obwohl sie es mit allen ihr bekannten Mitteln versucht hatte.
Das Elbenkleid gefiel Kerry auf den ersten Blick am besten, doch es gehörte ihr nicht, sondern war ihr von Irwyne zur Verfügung gestellt worden, die es aus Bruchtal oder Lothlórien mitgebracht hatte. Kerry hatte sich seltsam darin gefühlt, als sie es anprobiert hatte, obwohl Irwyne ihr versichert hatte, dass sie dieses Kleid selbst noch nie zuvor getragen hatte sondern es bisher "für den richtigen Anlass" aufgehoben hatte. Kerry vermutete, dass ein zusätzlicher Grund dafür auch der Ausschnitt des Kleids war, der etwas tiefer als bei den beiden rohirrischen Gewändern war. Zwar hatte sie selbst bei einigen Gelegenheiten nicht dafür zurückgeschreckt, ihr Aussehen für ihre Zwecke zu nutzen, doch für die Rolle der frisch adoptierten Tochter von anmutigen und edlen Elben wäre ein solches Betragen ganz und gar unangebracht.
Na wunderbar, dachte sie. Und was mache ich jetzt?

Während sie in den kleinen Spiegel starrte, den sie bei Finnabairs Sachen gefunden hatte, stellte sie entsetzt fest, dass ihre Augenbrauen mit einem Mal sehr unregelmäßig und unförmig aussahen (oder es kam ihr in diesem Augenblick so vor). Warum ist mir das nicht schon früher aufgefallen? fuhr es ihr mit einem Anflug von Panik durch den Kopf. So kann ich doch niemals unter all diese perfekten Elben treten. Ich sehe wie ein zerlumptes Bauernmädchen aus!
Kurzentschlossen unternahm sie mit spitzen Fingern den Versuch, einige Härchen herauszureißen, die ihr fehl am Platz vorkamen. Doch je mehr sie zupfte, desto unzufriedener wurde sie mit ihrem Gesicht. Wäre ich doch nur mehr wie Faelivrin - wäre ich nur eine echte Elbin! Dann wäre mein Äußeres immer perfekt - und keinerlei Alterungsprozess unterworfen! Sie schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen und wollte für einen Moment gar nicht mehr aus dem Haus gehen.

Doch dann riss sie sich wieder zusammen. Du hast eine echte Belagerung und eine tödliche Schlacht überlebt, du dummes Mädchen, rief sie sich selbst zur Vernunft. Du wirst auch diesen Abend überleben. Irgendwie.
"Das Türkise würde gut zu den Ohrringen passen, die Ardóneth dir geschenkt hat," sagte Haleths Stimme. Die Dúnadan stand im Türrahmen, und Rilmir blickte ihr über die Schulter. Kerry schrak überrascht aus ihren Gedanken auf und hielt sich eilig die Hand vor den Oberkörper. Sie war sich sicher gewesen, dass sich niemand mehr in der Nähe aufhielt und hatte daher sorglos alle Kleider nacheinander anprobiert und wieder ausgezogen, und stand daher nun in Unterwäsche da. Die beiden Dúnedain schienen ihre peinliche Verlegenheit nicht zu bemerken. Rilmir sagte nur: "Ich warte draußen auf euch," und ging, während Haleth zu Kerry in das Zimmer kam. Mit flinken Fingern nahm sie die Ohrringe, die oben auf dem Stapel von Kerrys Habseligkeiten neben ihrem Bett lagen, und schnappte sich auch die Halskette mit Calenwens Medaillon, die Kerry von Oronêl bekommen hatte. Beides legte Haleth der verdutzten Kerry an und hielt dann das elbische Kleid vor sie. "Du siehst bezaubernd darin aus. Es passt und steht dir und du füllst es gut aus. Du solltest es tragen. Irwyne hat es dir extra dafür geliehen. Den Elben wird es bestimmt gefallen," sagte Haleth ermutigend. "So siehst du wirklich aus wie Morilië Eldaríel."
"Was bedeutet das?" fragte Kerry.
"Tochter der Eldar," übersetzte Haleth und brachte damit ein Lächeln auf Kerrys Gesicht. Sie nickte zustimmend und zog das elbische Kleid an. Zwar fühlte es sich der samtene Stoff noch immer etwas seltsam auf ihrer Haut an, doch sie spürte, wie ihre Zweifel und ihre Anspannungen nachzulassen begannen.

Gemeinsam mit Haleth begab Kerry sich zum Ausgang der Rüsthalle, wo Rilmir bereits wartete. Die warme Abendluft hieß sie in den Straßen Fornosts willkommen, und die Dúnedain schlugen ein entspanntes Schrittempo an. Kerry folgte den beiden und stellte recht schnell fest, dass ihr Weg sie nach Norden zum Palast führte. Auf den breiten Stufen, die zum Haupteingang des Gebäudes hinaufführten trafen sie auf Gandalf, der sich dort auf seinen Stab stützte und offenbar den Aufgang des Mondes beobachtete.
"Willkommen, willkommen," begrüßte der Zauberer sie gut gelaunt. "Ihr trefft genau zur rechten Zeit ein. Wie der gute Mathan es beabsichtigt hat, wenn ich das so sagen darf. Ah, Kerry, mein liebes Mädchen, du darfst dich wirklich glücklich schätzen."
Sie nickte voller Dankbarkeit. "Ich weiß, Gandalf. Komm mit! Wollen wir doch mal sehen, worum es sich bei dieser geheimnisvollen Veranstaltung denn handelt."
Zusammen machte sich die Gruppe auf den Weg zum Palasttor.


Haleth, Rilmir, Gandalf und Kerry zur Palastanlage (http://modding-union.com/index.php/topic,34277.msg452046.html#msg452046)
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Melkor. am 17. Jan 2017, 23:18
Ardóneth und Elrádan vom Palast (https://modding-union.com/index.php/topic,34277.msg452349.html#msg452349)
Fís von den Maueranlagen (https://modding-union.com/index.php/topic,34011.msg452079.html#msg452079)

Noch bevor die Sonne richtig aufgegangen war, hatte Ardóneth sein Quartier bereits verlassen. Er hatte seine alten Lederharnisch, die bereits bei seiner Ankunft in Fornost schon getragen hatte, angelegt und mit der Hilfe seines Vaters einen neuen Verband um die Schulter gewickelt. Als der Dúnadan das Quartier mit Argóleth verließ spürte er die kalte Herbstluft auf seinem Gesicht.
"Als hätte selbst die Natur davon erfahren..." sagte er bedrückt zu Argóleth. "Ich sollte mit euch gehen..." 
"Wir werden sie finden, mach dir darum bitte keine Sorgen. Du hast eine Aufgabe zu erfüllen." unterbrach Argóleth seinen Sohn und versuchte ihn zu beruhigen.
Schließlich reichte Ardóneth seinem Vater die Hand. "Mögen die Valar mit euch sein!" sagte dieser darauf, verabschiedete sich und verschwand wieder in der alten Rüstkammer. Im großen Hof angekommen sah Ardóneth, wie seine Gruppenmitglieder bereits die letzten Vorbereitungen für die Reise trafen. Einige Rucksäcke, mit Proviant und Decken gefüllt, waren um einen einzelnen Baum herum aufgestellt worden. Ardóneth trat zu Elrádan der gerade mit Fulthien und Fórtorg sprach. "Seit gestern... Sie verschwand einfach." beantworte Elrádan die Frage von Fulthien die nur kurz nickte und ihre Augen zu Ardóneth schweifen ließ. Scheinbar war Elrádan so in das Gespräch mit den Geschwistern vertieft, dass er Ardóneth gar nicht bemerkte.
"Seid ihr zum Aufbruch bereit?" fragte Ardóneth in die Runde, und die Dúnedain nahmen nun Kenntnis von ihm. Elrádan drehte sich erschrocken um und bejahte seine Frage. "Ich denke schon - wir haben genug Proviant für die Reise eingepackt und warme Decken für die kalten Nordwinde."

Nach einem kurzen Gespräch versammelten traten nun auch die restlichen Gruppenmitglieder dazu. Darunter auch der Zwerg Fis und Mallor von Gondor. Ardóneth stellte nun seine Planung für die Reise vor. "Wir werden den Spuren der feindlichen Armee, die Fornost angegriffen hat, einige Tage Richtung Norden ziehen und herausfinden, wohin sie wollen. Wir nähern uns Sarumans Streitmacht dabei nur soweit, dass wir nicht von ihr entdeckt werden. Die Reise wird sich über mehrere Tage erstrecken und wir werden uns durch feindliches Land bewegen. Noch Fragen?" Durch ein Kopfschütteln symbolisierten ihm seine Gefährten dass damit alles geklärt war. Nachdem die Route geplant worden war nahm jeder sein Gepäck auf.
"Gilbárd wird mit meinem Vater hier bleiben und nach Hinweisen über Kerrys Verbleib suchen," sagte Ardóneth zu Elrádan mit ungewohnter Bedrücktheit während er sein Schwert in das Futter steckte.
"Sie werden sie finden." meinte Elrádan und legte seine Hand vorsichtig auf Ardóneths Schulter. Er selbst bemerkte, dass Ardóneth, seitdem Saruman in seinem Kopf gewesen war, noch einiges an Zeit brauchte um wieder ganz der Alte zu werden. Nachdem jeder bereit war verließen sie die Stadt.


Ardóneth, Elrádan, Fulthien, Fortórg, Kilian, Kiard, Fis und Mallor nach Arthedain (http://modding-union.com/index.php/topic,33133.msg452493.html#msg452493)
Titel: Nachrichten aus dem Norden
Beitrag von: Melkor. am 27. Mär 2017, 08:58
Ardóneth und Elrádan aus der Stadt (https://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg454603.html#msg454603)

Nachdem Ardóneth und Elrádan die Rüstkammer betreten hatten, gingen sie auf schnellsten Weg zum Beratungsraum, dem Saal in dem sich die Köpfe des Sternenbundes über weitere Vorgehensweise berieten. Sie vermuteten, dass Belen sich dort aufhalten würde. Wenige Meter vor der verschlossenen Tür konnten sie bereits mehrere Stimmen bei einem Gespräch hören. Sie warteten vor der Tür einen kurzen Augenblick und versuchten den Grund des Gespräches herauszuhören. Schließlich jedoch klopfte Elrádan an der Tür, öffnete sie und betrat, gefolgt von Ardóneth, den Raum. Dort standen Rilmir, Aravorn und Belen im Kreis um einen größeren Tisch herum. Fast gleichzeitig schauten die Dunedain Ardóneth und Elrádan mit einer strengen Miene an die jedoch schnell in eine fröhliche änderte. Sie traten an den Tisch und spürten die erwartungsvollen Blicke des Anführererrates auf sich.
Nach wenigen Augenblicken begann Elrádan schließlich: "Die Situation in Angmar ist äußerst interessant. Carn Dum führt Krieg gegen Gundabad, scheinbar ist das Bündnis zwischen Sauron und Saruman tatsächlich gebrochen worden."
"Denoch ist Vorsicht geboten. Carn Dum ist bestens befestigt." schloss Ardóneth an, der ungewöhnlich ruhig war.
"Zumindest war es vor der Belagerung durch Saurons Orks so." warf Elrádan erneut ein.
Belen nickte zufrieden. "Erzählt weiter," forderte er.
"Die Möglichkeit, dass Saruman ein neues Heer aus Carn Dûm entsenden wird, ist meiner Einschätzung nach im Augenblick sehr gering. Die Festung wurde stark beschädigt und ist somit schutzlos. Aus dem Norden haben wir erst einmal keine Gefahren mehr zu befürchten," machte Elrádan weiter.
"Das sind gute Nachrichten" gab Rilmir zurück.
"Ihr seid euch sicher das wir nichts mehr aus den Norden befürchten müssen?" fragte Avaron skeptisch.
"Ja, ein größerer Teil der Burggarnison wurde von Mordor aufgerieben. Nur dank der Unterstützung der Belagerungsstreitmacht konnten sie Carn Dûm halten." beantwortete Elrádan die Frage.
Belen blickte zufrieden zu Ardóneth und sagte, nachdem Elrádan den Bericht vollständig überbracht hatte:  "Nun, Ardóneth ich muss mich für meinen Zweifel an deiner Loyalität entschuldigen. Ich hätte früher erkennen müssen, dass eine größere Macht hinter deinem "Verrat" stecken muss." sagte er mit heiserer Stimme.
Ardóneth wurde aufgrund dieser Worte etwas lockerer. Obwohl er nichts befürchtet hatte, war er trotzdem sehr angespannt gewesen.

Die Dunedain unterhielten sich noch eine kurze Weile und schließlich begann Belen erneut. "Unsere nächste große Aufgabe ist die Verstärkung und Instandsetzung Fornosts. Dennoch müssen wir auch Bree von dem Einfluss Sarumans befreien."
"Wir haben vergebens versucht, detaillierte Informationen aus Lutz Farnrich herauszubekommen; er schweigt bislang wie ein Grab..." warf Avaron ein.
"Er wird reden, dafür sorge ich schon," sagte Ardóneth in einem ernsteren Ton.
"Gut, ich denke du und deine Gruppe haben sich jedoch erst eine längere Pause von der langen Reise verdient." meinte Avaron.
Die beiden Dunedain nickten. "Sieht man uns das etwa an?" gab Ardóneth spaßend zurück.
Nachdem Belen die Besprechung für beendet erklärt hatte, verließen sie gemeinsam den Beratungsraum.
Titel: Die Schlüssel von Gilgroth
Beitrag von: Melkor. am 13. Apr 2017, 14:32
Nachdem Elrádan und Ardóneth noch ein kurzes Gespräch miteinander geführt hatten, verabschiedete sich Elrádan um seine Rekruten zu mustern.
Ardóneth hingegen suchte das Quartier seines Vaters auf. Dort sollte er seinen Vater und dessen Vetter Gilbárd treffen. Nachdem er das Zimmer, in dem die beiden sich aufhielten, betreten hatte, begutachtete er den Berg an Büchern, Pergamenten und Briefen, der nicht nur den ganzen Schreibtisch in Besitz genommen hatte, sondern auch Teile des Fußbodens bedeckte. Vom Nebenzimmer kommend hörte er mehrere Stimmen die, wie es ihm erschien, ein Gespräch führten. Ardóneth war völlig verwundert dass sein Vater in der kurzen Zeit die er in Fornost war bereits eine kleine Bibliothek angesammelt hatte. Er schaute sich im Zimmer weiter um. Im östlichen Teil des Raumes stand eine Puppe die in einer polierten Rüstung gerüstet war. Darauf war auf der rechten Brustseite das Banner Gondors, der Weiße Baum, abgebildet. Vaters alte Rüstung, dachte sich Ardóneth. Obwohl seine Kindheit schwer gewesen war, hatte er dennoch das Glück gehabt, bestens versorgt zu sein.

Ardóneth wandte sich ab und signalisierte mit einem Klopfen am Türrahmen zum anderen Zimmer seine Anwesendheit. Im Raum saßen Ardóneth, Gilbárd, Archarnor und die Geschwister Kiárd und Kilian. Gilbárd unterbrach das Gespräch: "Gut dass du da bist, wir haben einiges zu besprechen..." sagte er und erhob sich. Gilbárd ging zum Schreibtisch hinüber und kramte eine alte Karte hervor. "Ah hier ist sie!" sprach er und klappte sie auf einen Tisch aus. Ardóneth trat langsam hinzu, gefolgt von seinem Vater. "Wir schätzen das Gilgroth ungefähr hier in diesem Gebiet liegt," meinte Gilbárd erneut und tappte vorsichtig auf auf die Karte, an einer Stelle nordwestlich von Annúminas. "In Gilgroth entspringt ein Fluss und somit wäre dieser Ort hier die einzige Möglichkeit. Dennoch könnte die Quelle seit der Zerstörung versiegt sein und der Fluss heute nicht mehr existieren."
 "Also hätten wir zumindest groben einen Standort, an dem wir suchen könnten?" fragte Ardóneth, der versuchte, die Sachlage zu verstehen.
"Indirekt; wir müssten den Evendim-Fluss absuchen." warf Argóleth ein. "Dies könnte sich ewig hin ziehen." "Das ist jedoch das kleinste Problem. Der Haupteingang wurde bei der Belagerung zerstört; es gibt noch einen geheimen Nebeneingang. der aber verschlossen ist." sagte Gilbárd.
"Also benötigen wir etwas zu öffnen, vielleicht einen Schlüssel" bemerkte Ardóneth und runzelte die Stirn.
"Vier Schlüssel, um genau zu sein," ergänzte sein Vater. "Als Gilgroth erweitert wurde, wurden auch die Schlüssel geschmiedet. Diese mit der alten Schmiedekunst Númenors hergestellt." Argóleth nahm seine Kette vom Hals und legte sie auf die Karte, und seinen Siegelring daneben. "Es existieren vier dieser Halsketten," erklärte er. "Eine war immer im Familienbesitz, ebenso wie der Ring. Die anderen wurden von Finglors Sohn, Pallas III., an die anderen Anführer und Hauptmänner der Dúnedain verteilt," fuhr Argóleth fort. Kiárd, Kilian und Archarnor lauschten dem Gespräch schon eine Weile und traten nun näher zum Tisch heran. "Über mehrere Jahrzenhnte versuchte unsere Familie, alle Schlüssel wieder in ihren Besitz zu bringen. Bregadan, meinem Großvater, gelang es schließlich, die letzte Halskette zurück zu erlangen. Er verteilte sie an seine Söhne und diese wieder an ihre," endete Argóleth.

Ardóneth versuchte, all diese neuen Informationen zu verarbeiten. Er wusste, dass sein Haus eine lange Geschichte hatte; dennoch war er über die Erzählung Gílbards und seines Vaters sehr erstaunt.
"Malbórn hatte seinen Schlüssel bereits Jahre vor seinem Tod an meinen Bruder, Górlad übergeben," sagte Gílbard. "Aber wir haben schon länger keinen Kontakt mehr. Er müsste beide Schlüssel haben..." Gilbárd tauschte einige Blicke mit Argóleth aus und blickte dann zu den Brüdern. "Kiárd, würdest du mir deine Halskette bitte geben?" fragte er in einem bedrückten Ton. Ohne etwas zu sagen legte der Angesprochene die Halskette ab und legte sie langsam auf den Tisch. Gilbárd wirkte inzwischen äußerst angespannt. "Dies habe ich einst eurer Mutter geschenkt, als sie euren Vater heiratete... denn Rían war meine Tochter." erläuterte der ältere Dúnadan. Doch bevor er weitersprechen konnte wurde er durch das durchdringende Läuten einer schweren Glocke unterbrochen.
"Was ist das?" rief Kiárd verwundert.
"Der Alarm! Ich muss zum Übungsplatz," stellte Ardóneth in einem hektischen Ton fest und stürmte aus den Zimmer.

Ardóneth und die Dúnedain hinaus in die Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg456282.html#msg456282)
Titel: Ein geflohener Feind
Beitrag von: Melkor. am 13. Apr 2017, 14:35
Ardóneth und Cairien aus der Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg456282.html#msg456282)

Während sich die Lage in Fornost nach dem überraschenden Angriff der geflügelten Bestie langsam wieder beruhigte, versammelten sich die Dúnedain des Sternenbundes erneut im Innenhof der Rüsthalle. Rilmir und Haleth verließen die Stadt gemeinsam, ohne ihnen jedoch ihr Ziel zu nennen. Ardóneth hingegen zog es aus ihm unbekannten Gründen ins Innere des Hautquartiers. Dort saßen bereits die restlichen Mitglieder seiner Gruppe. die sich mit Hanvar unterhielten, der sich noch immer von seinen Verletzungen die er während der Belagerung von Fornost erlitten hatte erholte. Ardóneth lächelte fröhlich als er seinen Kampfgefährten erblickte und setzte sich zur  Gruppe.
"Freut mich das es dir wieder besser geht..." sagte er während er das Loch in Hanvars Kopf betrachtete, wo sein linkes Auge gewesen war. "Mich freut es auch, dass zumindest ein Teil von mir überlebt hat," gab Hanvar zurück und fing eher beschämt zu grinsen an. Ardóneth erzählte ihm vom Kampf gegen die Bestie und erklärte auch, dass sie sofort aufbrechen mussten, um die Bestie endgültig zu töten. "Fühlst du dich dazu bereit, mit zu gehen?" fragte er an Hanvar gerichtet. Dieser nickte nur und nahm symbolisch sein Schwert in die Hand.
"Begib dich zum Innenhof; ich komme gleich nach. Elrádan versammelt derzeit eine schlagkräftige Gruppe, denn wir haben keine Zeit zu verlieren" sagte Ardóneth und erhob sich wieder. Er ging zu seinen Zimmer und legte die schwere Rüstung, bis auf die Armschützer ab und zog seine bequemere und leichtere Waldläuferrüstung an.
Als er das Zimmer verließ entdeckte er die kleine Mara, die ihm entgegengerannt kam. Vor ihm blieb sie stehen und sämtliche Angst, die sie vorher gehabt hatte, war vollkommen verschwunden und sie wirkte wie ausgelassen. Das Mädchen stellte Ardóneth eine Frage nach der anderen und wollte alles mögliche über ihn herausfinden. Ardóneth versuchte ihre Fragen so gut es ging zu beantworten, als er Cairien entdeckte, die an einer nahen Wand lehnte, die Arme verschränkt und mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen. Ardóneth hatte ein seltsames, aber wohltuendes Gefühl im Magen als er sie erblickte und ging, gefolgt von dem kleinen Mädchen, auf sie zu.
Ohne zu zögern fiel Cairien ihm um die Arme. "Ist die Bestie tot?" fragte sie schließlich. Ardóneth war erneut über ihre Geste überrascht. und war vorerst sprachlos. Cairien ließ ihn los und frage: "Was ist los?"
"Die Bestie ist geflohen... Ich muss dafür sorgen das sie Fornost nie wieder bedrohen kann," erklärte Ardóneth ernst.
"Oh," machte Cairien und nickte. Sie verstand, worum es ging.

Ardóneth verabschiedete sich bei beiden und ging zum Hof. Dort standen inzwischen drei Dutzend Männer und Frauenversammelt. Die meisten stammten aus Gondor und Arnor, aber auch Flüchtlinge aus Rohan und Thal waren dabei, die auf den Befehl warteten. Hanvar hatte sich einen sauberes Stofffetzen um die leere Augenhöhle gebunden und stand bei Fórtorg und Kilian.
"Die Truppe ist bereit. Wir sollten so schnell es geht aufbrechen," sagte Elrádan. Ardóneth nickte und gab mit einem Handzeichen zu erkennen, dass die Truppe sich in Bewegung setzen soltel. Ardóneth, Elrádan, Fulthien und Fortórg bildeten das vorderste Glied. Hanvar, Mallor, Kiard und Kilian reihten sich hinten ein. So verließen sie Fornost im Eilmarsch.

Ardóneths Gruppe nach Annúminas (http://modding-union.com/index.php/topic,34589.msg456285.html#msg456285)
Titel: Finriens Geheimnis
Beitrag von: Melkor. am 13. Apr 2017, 14:37
Ardóneths Gruppe aus Annúminas (http://modding-union.com/index.php/topic,34589.msg456285.html#msg456285)

Die Rückreise nach Fornost verlief ereignislos. Die Dúnedain legten keine besondere Eile an den Tag, nun da die geflügelte Bestie tot und die Grabräuber in Annúminas geflohen waren. Ardóneth war froh, dass der Kampf in der alten Stadt ohne größere Verluste auf seiner Seite abgelaufen war.
In Fornost angekommen erstattete er Belen Bericht. Der Anführer des Sternenbundes zeigte sich besorgt darüber, dass Sarumans Schergen so weit im Westen agieren konnten, ohne dass die Dúnedain darüber Bescheid gewusst hatte. "Seine Spione schlüpfen ohne Probleme durch unsere Netze," murmelte er verärgert und entließ Ardóneth anschließend - offenbar, um sich über dieses neue Problem Gedanken zu machen.

Etwas unschlüssig stand Ardóneth im Inneren der Rüsthalle, als er eine vertraute Gestalt erblickte, die auf ihn zugelaufen kam.
"Ardóneth," sagte Cairien und zog vorsichtig an seinem Arm. "Kann ich... kann ich mit dir reden?"
Ihm fiel auf, dass es sich offenbar um ein wichtiges Thema zu handeln schien, und Avarons Schwester wirkte ein wenig unbehaglich. Ardóneth führte sie daher in einen Raum, in dem sie ungestört miteinander sprechen konnten und schloss leise die Türe.
"Was gibt es?" fragte er und setzte sich gegenüber der Dúnadan auf den Boden.
Cairien strich sich nervös durchs Haar. "Es geht um Mara. Die kleine Maraniel, meine ich."
"Deine Tochter," ergänzte Ardóneth.
Sie blickte jedoch zu Boden und sagte: "Nein. Sie ist nicht meine Tochter." Dann atmete sie tief durch und sagte: "Es muss nun einfach heraus. Maraniel ist... das Kind meiner guten Freundin Finrien. Sie ist deine Tochter, Ardóneth."

Ardóneth saß da wie vom Donner gerührt. "Wie ist das möglich? Ich habe Finrien sterben sehen..."
"Man hätte es dir schon vor langer Zeit sagen sollen," stieß Cairien hervor, der das Geständnis offenbar nicht leicht fiel. "Als du Finrien schwerverletzt nach Bruchtal brachtest, räumte der Heiler, der sich um sie kümmerte, ihr keine Überlebenschancen ein. Und als ihr Herz aufhörte zu schlagen, hast du das Tal in dem Glauben verlassen, dass sie gestorben wäre. Doch in jenem Moment kehrte Meister Elrond zurück, der zuvor abwesend gewesen war, und es gelang ihm tatsächlich, Finrien zurückzuholen. Wusstest du, dass sie schwanger war?"
"Nein, wusste ich nicht," antworte Ardóneth tonlos. Er nahm die Informationen gerade einfach nur auf - mehr konnte er in dem Moment nicht tun.
"Finriens Kraft reichte nur wenige Monate, bis zu Maraniels Geburt. Sie hat sie nach deinem Stammvater Maratar benannt, ehe sie verstarb... und sie ließ mich ihr versprechen, ihre Tochter als meine eigene aufzuziehen, damit sie nicht ohne Mutter aufwachsen muss. Ich habe nach dir suchen lassen, aber deine Spur verlor sich irgendwo bei Bree... also nahm ich Maraniel schließlich mit in meine Heimat, nach Laegobel. Und dort blieb ich, bis du kamst."

Sie atmete schwer aus und Ardóneth tat dasselbe. Er würde lange über diese Neuigkeiten nachdenken müssen - Neuigkeiten, die einfach alles veränderten.
"Danke, dass du es mir jetzt gesagt hast," sagte er schließlich leise. "Zwar spät, aber hoffentlich nicht zu spät."
Cairien nickte. "Ich wusste immer dass dieser Tag einst kommt würde. Und ich bin froh, dass du die Schlacht um Fornost und den Angriff der geflügelten Kreatur überlebt hast und nun deine Tochter kennenlernen kannst."

Nach dieser Nachricht brauchte Ardóneth erstmal etwas Zeit für sich alleine. Er setzte sich auf das Dach der Rüstkammer und nahm den Talisman - alles, was von Finrien übrig geblieben war - vom Hals und legte ihn in die Hand. "Wieso hast du mir damals nichts gesagt?" fragte er leise. Ardóneth ließ den funkenlden Gegenstand durch beide Hände gleiten. "Ich hätte für sie da sein können!" brach es aus ihm hervor.
Ardóneth schwieg nun einen längeren Zeitraum und versuak vollständig in Gedanken und Erinnerungen.Daher bemerkte er nicht, dass Cairien sich leise zu ihm gesetzt hatte und erschrak, als sie mit einem Mal zu sprechen began.
"Wie geht es dir?" fragte sie mitfühlend, während sie eine Strähne aus ihrem Gesicht strich.
"Ich habe eine Tochter... Das, was ich mir immer erträumt hatte.." sagte Ardóneth eher bedrückt. Früher hätte er sich einen Krug genommen und einfach losgetrunken, denn solche Situationen hatten ihn eigentlich nie wirklich mitgenommen, doch dieses Mal war es anders. Cairien nickte und beide schauten Richtung Westen, wo in der Ferne der Abendrotsee zu erkennen war. Eine Zeit lang schwiegen sie und Cairien lehnte langsam ihren Kopf gegen Ardóneths Schulter. Ardóneth wusste nicht recht wieso, ließ es aber dennoch zu.
"Ich..." begann Cairien schließlich, stockend, "Ich fühle mich seit den Angriff dieses furchtbaren Untiers hier nicht mehr sicher..."
"Und wohin möchtest du gehen?" fragte Ardóneth der wenig überrascht davon war.
"Bruchtal... das ist der einzige sichere Ort, den es in Eriador noch gibt," sagte Cairien schließlich.
Ardóneth lächelte und überlegte kurz. "Ich werde mit euch gehen... Ich brauche Urlaub," sagte er.
Cairien konnte ihr Glück kaum fassen "Danke, Ardóneth!" sagte sie voller Freude.

Nach einiger Zeit verließen sie das Dach des Rüsthalle, um sich auf die Reise nach Bruchtal vorzubereiten...

Ardóneth, Cairien, Maraniel, Acharnor und Elrádan nach Imladris (https://modding-union.com/index.php/topic,4727.msg456537.html#msg456537)
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 28. Sep 2019, 10:11
Elea, Haleth, Finjas & Fiona, Rabea, Aldred und Madal aus Bree (https://modding-union.com/index.php/topic,29211.msg475315.html#msg475315)...

„Elea?“, hörte sie eine vertraute Stimme „Sprich mit mir.“
Ihr Kopf war nach vorne gebeugt und Haarsträhnen versperrten ihr die Sicht. Sie sah nur diese vertrauten Hände die ihren ergreifen. Benommen hob sie ihren Kopf, das Bild vor ihren Augen war noch immer das gleiche, die untergehende Sonne und der brennende Abendrotsee.
„Bin ich zuhause“, stammelte sie vor sich hin.
„Ja“, antwortete die Stimme.
„Was ist geschehen?“
„Schau, du musst etwas essen“ Er reichte ihr ein Stück trockenes Brot und einen Becher voll Wasser. Widerwillig nahm sie einen kleinen Schluck und einen winzigen Bissen, es lag ihr aber schwer im Magen.
„Siehst du das, wir sind in Fornost.“
„Natürlich“, gab sie schwach zur Antwort.

Plötzlich durchfuhr es sie wie einen Blitz, sie sammelte all ihre Kraft und erhob sich: „In Fornost?!“
„Ja.“
„Wo sind sie? Wo sind die Mörder meines Sohnes? Wo?“, versuchte sie zu schreien, doch ihre Stimme versagte mit jedem Wort ein wenig mehr.
Die kräftigen Hände ihres Gegenübers hielten ihre Handgelenke sanft umschlossen: „Beruhige dich.“
Ihr Blick wanderte nach oben, von den Füßen, über die Beine, die Brust, den Hals schließlich zum Gesicht. Es waren die grau-grünen Augen von Finjas in die sie schaute.
„Ich werde sie umbringen“, krächzte sie.
„Daran zweifle ich nicht, nicht mehr“, gab er zur Antwort.

„Ah, ist sie endlich wieder zu Kräften gekommen“, hörte sie plötzlich eine unbekannte Stimme. Sie sah sich um: „Belen?!“
„oder Aravorn II.“, bekräftigte er: „Nun ich möchte dir nichts vormachen, ich habe dich stets sehr geschätzt und dich immer als fürsorgliche Frau empfunden und dein Mann war mir immer ein treuer Freund. Du verstehst aber, dass die Geschehnisse der letzten Zeit etwas Skepsis in mir hervorgerufen haben. Daher stehst du erst einmal unter Arrest hier in der Rüstkammer.“
„Unter Arrest?“, wiederholte sie, dann übermannte sie die Wut „Du hast meinen Sohn auf dem Gewissen. Du und deine Leute, ihr habt ihn ermordet. Arrest? Du tust gut daran mich einzusperren und ich rate dir, bewache mich gut, denn wenn ich ein kleines Schlupfloch finde und sei es nur ein kleiner Spalt… ich schwöre dir, ich komme zu dir und schlitze dich auf.“
„Wähle deine Worte mit Bedacht! Mit Königsmord zu drohen, wird mit der Todesstrafe geahndet – dies gilt auch für meine Familie“, sagte er gereizt.
„Bitte, hört auf“, sagte plötzlich Haleth die in der Tür zur Treppe stand „gebt mir einen Moment mit ihr.“
Die Halsschlagader von Belen pulsierte noch leicht, als er sich widerwillig aber doch einsichtig vom Dach des Gebäudes zurückzog.
„Kann ich dich alleine mit ihr lassen?“, fragte Finjas. Elea nickte und als er sie losgelassen hatte, setzte sie sich auf das Dach und lehnte sich mit dem Rücken an die Kuppel. Haleth blieb stehen, ihr Blick schweifte in die Ferne. Elea bemerkte, wie sie nervös an einem Ring drehte in den eine Blume eingraviert war.

„Elea, weißt du noch was passiert ist?“
Sie bekam keine Antwort.
„Wir waren dort, in Hildur’s Haus mit Seilen an diese Stühle gefesselt. Du hast so furchtbar viel geweint, nicht einmal die Ohrfeigen des Leibwächters konnten dich davon abbringen. Ich habe versucht auf Gerwin und den anderen einzureden, habe sie angefleht uns gehen zu lassen. Aber alles was ich ihnen erzählt habe, sie glaubten es nicht.
Schluchzend hast du ihnen die Geschichte erzählt von Finjas Familie, du hast ihnen erzählt, wie Hildamar in den Armen der kleinen Rabea gestorben ist, du warst es die Zweifel in Gerwin gesät hat. Er befahl dem Leibwächter Fiona zu sich zu holen, damit sie die Geschichte bestätigte, was sie natürlich auch tat und in einem Moment in dem die Männer nicht aufmerksam waren, legte mir das Mädchen ein Küchenmesser in die Hand. Ich konnte meine Fesseln durchtrennen, just in dem Moment als Gerwin seine Meinung änderte und uns freilassen wollte. Dann ging alles rasend schnell, Hildur’s Leibwächter zog sein Schwert und rammte es Gerwin in den Rücken. Er hatte nicht einmal den Hauch einer Chance, leblos klappte sein Körper zusammen. Ich versuchte das Überraschungsmoment zu nutzen und warf mich unbewaffnet wie ich war auf den Leibwächter. Verzweifelt versuchte ich mich festzukrallen während er sich wild umherdrehte.
Die kleine Fiona allerdings nutze die Zeit um deine Fesseln zu lösen. Hildur’s Leibwächter hatte mich in der Zwischenzeit mit einem kräftigen Rückwärtsschritt gegen die Wand gedrückt. Ich konnte kaum Atmen und lies von ihm ab.
Ich glaube es war Hass der dich antrieb und Verzweiflung. Jedenfalls hast du nach Gerwin’s Schwert gegriffen. Als er dir mit gezücktem Schwert gegenüberstand, lächelte er und leckte sich über die Lippen.
Er ging auf dich zu und versuchte dich mit einem Schwerthieb niederzudrücken, doch du hast seinen Schlag pariert. Durch eine geschickte Drehung hast du ihn auch abgewehrt, er bekam das Übergewicht und stolperte ein paar Schritte auf dich zu. Du hast ihm einen ordentlichen Tritt von der Seite verpasst. Als er wieder auf dich zustürmte, hast du mehrmals die Klinge mit ihm gekreuzt und ihn am Oberarm verletzt. Und dann tauchte Finjas auf. Er brachte den Leibwächter schließlich zur Strecke.
Auf den Straßen tobte es geradezu, denn einige wenige die sich gegen Hildur aufgelehnt hatten, waren mit Fackeln durch die Straßen gezogen und attackierten seine Leute. Sie wollten Arik und seine Männer unterstützen, aber Hildur ließ den Aufruhr erbarmungslos niederschlagen und Arik fiel dem zum Opfer.

Finjas hatte Rabea und die beiden Jungen in einer kleinen Seitengasse nördlich des Marktplatzes versteckt. Wir haben sie noch aufgelesen und sind dann über den Geheimgang des Handelshauses geflüchtet. Ich habe euch hierher begleitet damit euch Einlass in die Stadt gewährt wurde. Ich allein wusste, was du geleistet hast: für uns – den Sternenbund -, für Finjas und Fiona, für Rabea, Aldred und Madal.“

Elea hörte die Geschichte und schemenhaft konnte sie sich auch daran erinnern, aber sie fühlte nichts dabei. Jegliches Gefühl wurde von Schmerz überlagert. „Allen habe ich geholfen, nur nicht meinem Sohn. Sie sind am Leben, ich bin am Leben und er ist tot.“

Haleth schluckte laut, ehe sie mit zittriger Stimme fortfuhr:
„Ich würde es verstehen, wenn du mich für den Rest meines oder deines Lebens hassen würdest. Aber ich hoffe du kannst es irgendwann verstehen und all das hatte einen Sinn: Dein Sohn ist nicht tot, zumindest wissen wir es nicht.“
„Was?“, Elea fokussierte sich auf die Dunádan. Sie konnte nicht glauben, dass sie dieser Frau einmal vertraut hatte.
„Es war grausam von mir; es war eine Lüge, ein Versuch Zweifel und Unsicherheit zu streuen.“

Tränen liefen Elea über das Gesicht. Tränen der Freude und der Verzweiflung.
„Bitte…bitt“, sie stotterte „Bitte geh.“

Haleth ging einen Schritt auf Elea zu, sie wollte den Arm um sie legen und einfach für sie da sein. Dann aber stoppte sie. Etwas sagte ihr, sie solle den Wunsch Elea’s akzeptieren. Ihre Augen wurden glasig als sie sich von ihr abwandte und treppab verschwand.
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 7. Okt 2019, 23:36
Elea verbrachte die folgenden Tage in ihrem Gemach in der Rüstkammer. Ihr Zimmer wurde rund um die Uhr bewacht. Sie durfte es zwar verlassen, machte davon aber keinen Gebrauch. Die letzten Tage hatten sehr an ihr gezehrt. Sie fühlte sich sehr müde und schlapp. Gleichzeitig war sie sehr wütend, verzweifelt, traurig. Nächtelang verfolgte sie der Albtraum in dem Helluin ihren Händen entrissen und schließlich getötet wurde.

Die Tage verbrachte sie schweigend und in die Leere starrend. Dreimal täglich brachten ihr irgendwelche Fremden eine Schüssel voll warmer Suppe oder Eintopf und ausreichend zu trinken, aber sonst besuchte sie niemand.

Knapp eine Woche nach ihrer Ankunft in Fornost stand Finjas in der Tür ihres Zimmers. Als sie ihn sah, fiel ihr innerlich ein Stein vom Herzen. Die seltsame Vertrautheit die sie in Bree noch verspürte änderte sich zu einer natürlichen.
Er setzte sich zu ihr an den kleinen Tisch neben dem Fenster. Sie bemerkte einen eigenartigen Geruch und als er seine Hand auf ihren Handrücken legte, sah sie die Überreste von eingetrocknetem Matsch daran kleben.
„Musstest du einen Wehrgraben ausheben?“, fragte sie und fixierte mit ihrem Blick seine Hände.
Er lächelte schwach: „Ein paar Tage länger als Gefangener dort unten und es wäre vermutlich so gekommen.“
„Haben sie dich freigelassen?“
Er nickte: „Ich habe ihnen meine Geschichte erzählt, sie glaubten mir nicht, nicht mal Fiona glaubten sie. Erst als Aodlind alles bestätigt hatte, entließ man mich.“
„Wo ist Fiona? Wo sind die Kinder?“, fragte Elea mit einem Fünkchen Sorge.
„Sie sind bei einer Familie aus Rohan untergebracht. Es geht ihnen gut.“
„Wir sollten sie nach Bruchtal bringen, dort sind sie sicher.“
„Ich denke nicht, dass Belen dich einfach ziehen lässt. Immerhin bist du die Mutter seines größten Widersachers. Du bist ein gutes Druckmittel.“
„Wenn er sich da nicht täuscht“, sagte sie teilnahmslos „Für Helluin bin ich ein Niemand, ein nichts. Ich bedeute ihm gar nichts.“ Die Tränen standen in ihren Augen.
„Sag das nicht“, sagte Finjas nun strenger „Du bist seine Mutter“
„Und als ich in seine Augen blickte, damals in Aldburg… da war nicht. Kein Mitgefühl, keine Liebe, nichts“, antwortete sie, ihr Puls beschleunigte sich augenblicklich.
„Saruman’s Zauber ist eben stark, aber deswegen brauchst du nicht gleich den Kopf in den Sand zu stecken. Immerhin lebt er noch.“
Elea erstarrte bei diesen unsensiblen Worten: „Bitte geh“, sagte sie knapp und zog ihre Hände unter seinen weg.
Finjas öffnete seinen Mund um Worte zu formen, aber seine Stimme blieb aus. Er erhob sich von seinem Stuhl und ging zur Tür. Ehe er den Raum verließ, drehte er sich zu Elea um:
„Immer, wenn es schlecht um mich steht, wenn ich zur Gänze am Boden liege und mich alleine fühle, so wie dort unten in der Zelle oder in den Kammern Khazad-dûm’s, denke ich zurück an die glücklichen Tage meiner Kindheit, als ich mit meinen Brüdern im Wald spielte. Und daran wie mich meine Mutter jeden Abend in die Arme schloss und mir einen Kuss auf die Stirn oder die Wange gab. Glaube was du willst, ich aber glaube nicht daran, dass ein Sohn seine Mutter je vergessen kann.“

Obwohl sie es sich nicht anmerken ließ, war Elea über diese Worte erstaunt. Nicht nur weil Finjas etwas aus seiner Vergangenheit preisgab, es war eine Seltenheit, dass er sie auf diese Art und Weise aufheitern wollte.

An jenem Abend brachte ihr ein älterer Mann ihre Mahlzeit und einen Krug voll frischem Wasser. Er stellte es auf den Tisch an dem Elea nach wie vor wie versteinert saß. Sie schaute immer wieder aus dem Fenster, sie erfasste aber nicht was draußen vor sich ging.
„Ihr seid Erelieva, nicht wahr?“, fragte er neugierig.
Sie musterte ihn und bejahte dann mit einem Nicken.
„Es ist bereits eine Zeit her, dass ich Gondor verlassen habe. Aber damals als ich noch Heerführer unter dem Fürsten Dol Amroth’s war, hörten wir von einer furchtlosen Frau in Minas Tirith. Einer Dunadan des Nordens: Erelieva.“
„Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals furchtlos und mutig gewesen zu sein“, antwortete sie abweisend.
„Das hätte ich mir auch nie zugestanden, aber ich wäre wohl kaum Hauptmann geworden und ihr wohl kaum Kämpferin für die Freiheit Gondor‘s“, antwortete er.
„Gondor ist nicht frei“, ihr Tonfall änderte sich kaum.
„Ich sehe schon, der Augenblick ist kein guter“, antwortete er zerknirscht „Vielleicht habe ich ein anderes Mal mehr Glück.“
„Ich bin eine Gefangene eures Anführers, wie denk ihr denn werde ich hier mein Glück finden?“
„Belen ist nicht mein Herr, aber ein guter Anführer. Und in einem habt ihr vermutlich Recht: mutig und furchtlos kommt ihr mir nicht gerade vor“, sagte er nun schon leicht erbost.

Mit einem schwungvollen Dreh, der seinen grünen Mantel zum Schwingen brachte, kehrte er Elea den Rücken zu und schloss die Tür lautstark hinter sich.

Elea rührte das Essen nicht an. Sie legte sich auf das Bett und nach nur wenigen Minuten schlief sie ein. In jener Nacht saß sie wieder einmal am Ufer des Abendrotsees. Helluin spielte im seichten Wasser mit ein paar Holzstöcken. Seine Fantasie war grenzenlos was dies betraf, mit nur zwei kleinen Ästchen stellte er für sich die große Schlacht von Fornost nach oder den Untergang Numenors und die Rettung durch die Getreuen des Königs. Elea liebe es ihm dabei zu zuschauen und dabei einfach nur die Sonne auf ihrer Haut zu genießen.
Knapp vor Sonnenuntergang rief sie ihrem Sohn, dabei breitete sie ein großes Tuch in ihren Armen auf: „Komm mein Schatz, wir müssen nachhause gehen. Dein Vater wünscht sich sicherlich ein gutes Abendessen von uns.“
„Glaubst du er erzählt uns von seinen heutigen Abenteuern?“, rief der Junge zurück.
„Da bin ich mir ganz sicher“, antwortete die Mutter und im Nullkommanichts beschleunigte der Kleine und rannte auf Elea zu. Mit dem Tuch umschloss sie seinen Körper und wärmte und trocknete ihn damit.
„Ich habe dich so unheimlich lieb mein Schatz. Dein Papa und ich, wir werden uns immer um dich kümmern und immer für dich da sein“, sagte sie zu ihm. Er schaute sie kurz etwas verwirrt an, dann grinste er und seine blauen Augen strahlten.

Mit dem Ende des Traumes öffnete sie ihre Augen. Durch das Fenster sah sie, dass es draußen bereits dunkel geworden war. Am nächtlichen Himmel funkelte in der Ferne der blaue Stern Helluin am Himmel. Sie konnte nicht genau sagen warum, aber innerlich war sie ganz ruhig und besonnen.
Titel: Ein alter Bekannter
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 14. Okt 2019, 23:17
Am folgenden Morgen erwachte Elea ganz von selbst als das erste winterliche Morgenlicht auf ihr Gesicht fiel. Obwohl sie nicht durchgeschlafen hatte, fühlte sie sich trotzdem ausreichend ausgeschlafen. Sie ging zu der Waschschüssel und wusch sich mit dem kalten Wasser das Gesicht, kämmte sich ihr Haar und warf sich ein dickes, dunkelblaues Wollkleid über, das bereits jemand vor ihrer Ankunft hier bereitgelegt hatte. Es war ein bisschen zu groß, aber sie hatte eine weiße Kordel, die sie um die Hüfte schnürte.  Aus einer kleinem Stofftuch wickelte sie den Stern der Dunedain, das Erbstück ihres Großvaters aus und legte es sich um den Hals.

Zum ersten Mal seit sie Fornost betreten hatte, drückte sie die Türklinke ihres Gemaches nach unten und trat in den Flur hinaus.
„Frau Elea“, überraschte sie die Wache, die auf einem Stuhl neben ihrer Tür saß.
„Guten Morgen“, sagte sie, als wäre es genauso wie all die Morgen davor.
„Ihr wisst, innerhalb dieses Gebäudes dürft ihr euch bewegen, aber die Wache am Tor wird euch nicht hinauslassen“, sagte er leise aber bestimmt. Sie nickte.
Vorsichtig ging sie den Gang entlang und schaute flüchtig in die wenigen geöffneten Räume. Sie sah einen Raum mit einem großen Tisch und Pergamentrollen darauf, einen Raum mit Regalen voller Bücher, ein Abort sowie ein weiterer mit lauter leeren, torlosen Kästen. Am Ende des Ganges führte eine breite Wendeltreppe hinauf auf das Dach sowie nach unten in das Erdgeschoss. Diesmal beschloss sie nach unten zu gehen.

Als sie einen ersten Blick in den Raum warf, fiel ihr ein großer Tisch rechts neben der Treppe auf, links davon ein großer Kamin in dem ein Feuer prasselte. Im hinteren Teil war ein großes Tor das – da von einem Soldaten bewacht - vermutlich nach draußen und eine weitere Treppe die nach unten führte. Einige wenige Dunedain waren in dem Raum, einer kam gerade vom unteren Geschoss die Treppe hinauf und wollte nach draußen gehen, ein weiterer, älterer saß auf einem großen Stuhl vor dem Kamin. Er blätterte in einem großen Buch, ein weiterer versuchte gerade einige Speere auf einmal unter den Arm zu kneifen.
Sie holte tief Luft und ging dann die Treppe hinunter. Es dauerte nicht lange bis sie von dem Wachsoldaten und dem Älteren entdeckt und angestarrt wurde.
Sie blickte sich demonstrativ in dem Raum um und sagte dann mit fester Stimme: „Wo ist Belen? Ich möchte mit ihm sprechen.“
„Belen hat zu tun“, entgegnete der ältere Dunadan links neben ihr „Ihr werdet euch gedulden müssen.“
„Und ihr seid?“
Er legte das Buch zu Seite und erhob sich. Sein Blick war streng und voller Würde und für einen Moment befürchtete Elea nur eine abweisende, vielleicht sogar erniedrigende Antwort zu bekommen.
„Ich bin Cánotar, oberster Gelehrter hier in Fornost. Ich“, er räusperte sich „Wir sind überrascht euch, Elea, hier zu sehen.“
„Nun“, sie suchte die richtigen Worte und versuchte ihre Nervosität zu unterdrücken „Nun ich bin hier um mit Belen die Bedingungen meiner Freilassung auszuhandeln.“
„So so, seid ihr das. Dann sollten wir ihm Bescheid geben damit er seine Tagesplanung nach euch richtet“, scherzte er trocken.
Elea überlegte was sie tun sollte, eine schnippische, gar sarkastische Äußerung würde sie wohl kaum weiterbringen.
„Kiárd, du bist doch am Weg zu Belen. Richte ihm die Bitte Elea’s doch aus“, sagte er zu dem Dunadan der die Speere hinaustragen wollte. Er gab nickend zu, verstanden zu haben.
„Auf dem Tisch findet ihr noch einen Laib Brot, Wasser und Gemüse. Bedient euch.“
Elea ging zu der großen Tafel und brach sich ein Stück des Brotes ab. Sie ließ sich in einen der Stühle fallen. Cánotar folgte ihr und lehnte sich mit beiden Händen auf eine der Stuhllehnen.
„Erinnerst du dich nicht mehr?“, sagte er nun mit einem viel vertrauteren Tonfall „Es ist bald 15 Jahre her seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Es war auf dem großen Fest zu Ehren Aragorn’s ehe er mit Gandalf Richtung Osten zog. Du hast dich damals liebevoll um dein eigenes und die anderen Kinder gekümmert.“
„Ja, solch gesellschaftliche Anlässe waren Haldar’s Stärke, nicht meine“, entgegnete sie „aber ich erinnere mich an das Fest.“
„Und wie ich sehe trägst du, wie damals auch den Stern der Dunedain. Ein starkes Symbol in diesen Tagen.“
„Entgegen eurer Annahme, war ich immer sehr stolz auf unser Volk und unsere Herkunft und ich bin es auch jetzt noch.“
„Das glaube ich dir sogar wirklich. Du bist aber auch Mutter und wenn man bedenkt, was dein Sohn angerichtet hat, ist Misstrauen in unseren Reihen nur natürlich.“
„Jede Mutter würde für ihr Kind sterben“, antwortete sie wahrheitsgetreu.
„Und auch morden“, ergänzte Cánotar, aber Elea bestätigte nicht.
„Wisst ihr denn wo Helluin ist?“, fragte sie nun neugierig nach.
„Nein. Wir wissen, dass er am Fall Loriens und der Vertreibung der Elben beteiligt war. Danach wurde er von Saruman abbestellt. In der Schlacht um Dol Guldur hat sich Saruman fein herausgenommen, Dunedain waren nahezu keine beteiligt. Zuletzt war er im Waldlandreich stationiert. Er hat eine unsere Verbündeten gnadenlos jagen lassen. Was dann passiert ist, wissen wir nicht. Es gab einige Auseinandersetzungen dort im Osten.“

Elea’s Hände verkrampften sich als sie all das hörte.
Wieviel Leid hat Helluin unseren Freunden schon zugefügt? Er ist ein so grausamer Mensch geworden. Ich kann bald nicht mehr glauben, dass dies alles nur Saruman’s Einfluss ist. Aber so war er nie, noch niemals.

„Wenn Belen dich gehen lässt, wohin willst du dann?“, fragte nun Cánotar neugierig.
Elea seufzte: „Wenn ich das wüsste. Wo soll ich ihn nur suchen? Soll ich ihn suchen? Er ist die letzte Familie die mir geblieben ist.“
„In den Düsterwald zu gehen, erscheint mir jedenfalls als Lebensmüde. Du bräuchtest einen Trupp Soldaten um dort lebend anzukommen.“
„Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht“, wiederholte sie sich und fühlte sich dabei klein und hilflos.

Cánotar löste sich aus seiner Position und ging zu ihrem Stuhl. Er legte eine Hand auf ihre Schulter. Verzweifelt wie sie war, stiegen ihr die Tränen in die Augen.

Elea, nein! ermahnte sie sich innerlich wenn Belen jetzt kommt; er darf dich nicht weinen sehen. Reiß dich zusammen. Niemals mehr werde ich so schwach und hilflos sein wie damals in Minas Tirith!
Plötzlich öffnete sich mit Schwung die Tür und Kiárd kam wieder herein.
„Belen hat zu tun“, sagte er mit fester Stimme, als hätte man es ihm eingetrichtert „Ihr müsst zu ihm kommen, wenn ihr mit ihm sprechen wollt.“
„U… unter Aufsicht natürlich“, legte er noch nach.
„Ich begleite dich“, sagte Cánotar zu Elea gewandt. Er tauschte sich mit dem jungen Soldaten kurz aus.
„Kommst du?“, forderte Cánotar die Dunádan nun auf „Es wird dir gefallen, er ist im alten Palast.“

Elea in die alte Palastanlage (https://modding-union.com/index.php/topic,34277.msg475457.html#msg475457)
Titel: Warten
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 21. Okt 2019, 22:22
Elea aus der alten Palastanlage (https://modding-union.com/index.php/topic,34277.msg475457.html#msg475457)

Cánotar hatte Elea wieder zurück zu der großen Rüstkammer gebracht und sie dort alleine gelassen. Zu den Worten von Elea und Belen hatte er nicht viel gesagt, die Dúnadan erkannte aber den betrübten Blick in seinem Gesicht.
Die zweite Tageshälfte war bereits angebrochen als sie stumm in ihren Gemächern saß und darauf wartete wie sich Belen entscheiden würde. Ihre Gedanken waren bei Helluin. Nach nur kurzer Zeit hatte sie beklemmende Gefühle und das Bedürfnis nach draußen zu gehen, ehe ihr die Decke auf den Kopf fiel. Sie stieg die Treppe am Ende des Ganges hinauf auf das Dach der Rüsthalle. Wie schon zuvor setzte sie sich an die große Kuppel lehnend nieder und zog die Knie an. Als sie über die Dächer der Stadt hinwegblickte, sah sie dichte Nebelschwaden über den Wäldern hängen, die sich auch langsam durch das Unterholz kämpften. Früher liebte sie die Zeit in der die bunten Blätter an den Bäumen hingen, die der Wind zunehmend herunterwehte. Dieser Blättertanz in den kühlen Lüften gab ihr immer ein Gefühl der Vollendung. Leider war diese Jahreszeit bereits vorüber.

„Hier bist du“, hörte sie plötzlich die vertraute Stimme von Finjas. Sie musterte ihn und stellte fest, dass er sich gewaschen und umgezogen hat „Sie haben mir von deinem Gespräch mit Belen erzählt.“
„Ich hoffe er lässt mich gehen“, antwortete sie „Ich habe mein Bestes gegeben, auch wenn ich nicht immer ehrlich war.“
„Was spricht er?“
„Belen gibt sich stark, so wie er es bei Aragorn immer gesehen hat. Aber… Wenn man in die Augen Aragorns sah, war dort immer Mut und Entschlossenheit genauso wie Güte und Liebe für sein Volk. So sehr sich Belen dies wünscht und vielleicht sogar verdienen würde, er hat es nicht. Er führt, weil er es muss… mit Gewalt.“
„Ich kann mich gut daran erinnern“, erwiderte Finjas.
„Die Wut auf Aragorn beherrscht ihn und sicherlich auch einige der anderen Dunedain. Aber sie werden ihm Vergeben, daran zweifle ich nicht.“
„Und werden sie auch Helluin vergeben?“
„Ich habe Belen versprochen Helluin zu ermutigen seine Stellung als Stammesoberhaupt aufzugeben, dann wird er uns in Ruhe lassen.“
„Das heißt wir müssen deinen Sohn finden?“
Sie Blickte in die Ferne und gab nicht sofort eine Antwort: „Ich muss ihn finden. Du musst mich nicht begleiten.“
„Du hast mir geholfen meine Familie zu retten, darum werde ich auch dir helfen.“
„Das ist aber ein kleiner Unterscheid. Helluin könnte sonst wo sein. Saruman hat sein Reich bis weit in den Osten ausgedehnt. Er könnte überall dort sein“, antwortete Elea und dachte daran, wie sie die Spur ihres Sohnes am Saum des Düsterwalds verloren hatte, noch ehe die Schlacht um Dol Guldur begann.
„Ich helfe dir, so wie ich dir geholfen habe. Ich möchte dir nichts schuldig bleiben“, sagte er mit Nachdruck. Sie nahm es zur Kenntnis.

„Als ich mit den Dunedain gesprochen habe, haben sie mir von der Schlacht um Fornost erzählt. Von den Armeen Sarumans und der Unterstützung der Elben aus Imladris. Eine kleine Gruppe kam im entscheidenden Moment.“
„Wieso haben sie nicht mehr Elben unterstützt? Lindon ist nicht weit von hier und seit jeher haben die Dunedain guten Kontakt zu ihnen.“
„Ich weiß es nicht genau. Belen dürfte sehr verbittert sein, stur und stolz. Keine gute Kombination um eine Schlacht anzuführen. Vermutlich hast du Recht mit dem was du vorhin gesagt hast. Aber nach Helluin, wen gab es denn noch außer Belen? Das Haus Isildur ist schwächer denn je, das Blut Numenors verwelkt.“
„Es bleiben nur die großen Namen der Vergangenheit“, antwortete sie trüb „aber das sollte es nicht.“

In diesem Moment erinnerte sich Elea an einen Traum der sie über lange Zeit verfolgte und sie quälte. Sie saß in einem goldenen Käfig. Ein Käfig, der, wie sie feststellte, nicht verschlossen war. Sie aber blieb freiwillig, sie fürchtete was draußen auf sie wartete.

„So soll es nicht sein“, sagte sie ermutigend „Diese Stadt, dieses Reich, vor allem aber dieses Volk hat es nicht verdient im Schatten sterbender Blutlinien zu vergehen. Sie ist das Sinnbild einer Wiedergeburt, sie gibt Menschen ein neues Zuhause und ein neues Leben. Dies ist der Geist, der dieser Stadt und auch uns fehlt.“
Überrascht von ihrem Sinneswandel zeigte er ein verschmitztes Grinsen: „Ich dachte du möchtest, dass Belen dich gehen lässt. Mit dieser Einstellung wird er dich wohl eher hierbehalten wollen.“
„Das ist seine Aufgabe oder die des Rates“, antwortete sie.

„Ich bin froh, wenn du mit mir kommst“, antwortete sie nun auf seine Aussage von vorhin.

In jener Nacht lag Elea in ihrem Bett und träumte von Fornost. Sie flanierte über die Straße der Stadt. Zu ihrer linken erhoben sich strahlende Fassaden neu errichteter Häuser. Sie waren kleiner als die alten Herrenhäuser, aber nicht weniger schön. Vor den Türen spielten Kinder, Frauen und Männer kehrten gerade vom Markt oder der Stadt zurück. Als sie um die Ecke bog ging sie entlang des großen Markplatzes, die Stände waren in die buntesten Farben gekleidet. Es gab alles, Gewürze aus dem Süden, edle Stoffe der Elben, wertvolle Steine aus den Minen der Zwerge, Pelze aus Dunland, Schnitzereien aus dem Norden und vieles mehr. Sie erreichte das Palastviertel. Der Vorplatz des Palastes war ein kleiner Park, dort saßen junge Menschen die diskutierten und studierten, manche summten Lieder vor sich her und andere genossen einfach nur die Sonne auf ihrer Haut. Die Stadt florierte.

Ein Klopfen an der Tür ließ sie in die kalte Realität zurückkehren.
„Frau Erelieva?“, hörte sie eine männliche Stimme. Sie versuchte sich zu orientieren.
„Ja?“
„Der Rat wünscht sie zu sehen.“

Der Rat? Haben sie schon entschieden? Es ging so schnell… hoffentlich bedeutet dies nichts Schlechtes für mich. Hoffentlich dürfen Finjas und ich gehen.

In Windeseile zog sie das Kleid des Vortages über. Sie schritt zu der Wasserschüssel und spritze sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Das Haar zu kämmen würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, daher band sie sich einen Zopf. Bevor sie die Türklinke nach unten drückte, holte sie tief Luft. Nervosität beherrschte sie als sie auf den Flur hinausging. Sie ging treppab und sah in die große Halle. Der Rat der Dunedain, beziehungsweise das was davon übrig war, hatte sich unten auf der großen Tafel versammelt. Elea fühlte sich wie auf dem Schafott als jeder ihrer Schritte streng beobachtet wurde als sie die Treppe hinter kam. Nur Belen starrte geistesabwesend in den Raum.
Titel: Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 3. Nov 2019, 18:13
Sie nahm auf der Stirnseite der Tafel Platz, Finjas der ebenfalls im Raum stand stellte sich hinter sie.

„Erelieva, wir haben lange über deine Situation gesprochen und alles abgewogen was du uns mitgeteilt hast“, eröffnete Cánotar „Du hast nie etwas getan um unserem Volk zu schaden und du hast zu keiner Zeit Einfluss auf die Entscheidungen deines Sohnes gehabt. Es wäre daher Unrecht dich dafür festzuhalten.“
Die Dúnadan war erleichtert über diese Worte.
„Aber, man darf nicht außer Acht lassen, dass es von Vorteil wäre dich in unseren Reihen zu haben, sollte dein Sohn auf die Idee kommen uns anzugreifen und wie können wir das gewährleisten, wenn du nicht mehr hier bist?“
Dies verunsicherte sie und sie wurde immer kleiner auf ihrem Stuhl.
„Und deshalb sperrt ihr sie ein?“, fuhr Finjas sie an.
„Beherrsche dich Finjas, du bist nicht mehr Teil dieses Rates“, wies ihn Cánotar in die Schranken.
„Wir werden dich hier nicht einsperren Elea, du darfst Fornost verlassen, wenn du einen Eid leistest. Einen Eid zugunsten des Sternenbundes und zugunsten unseres Volkes. Du wirst Helluin dazu bringen, seine Aufgabe als Oberhaupt des Rates zurück zu legen und sie in die Hände von Belen zu geben.“
Sie blickte in die Runde und sah in erwartungsvolle Augen. Ihre Hände schwitzten vor Nervosität. Wenn ich zustimme kann ich gehen, sofort und ohne weitere Verzögerung. Aber, Belen? In Belen’s Hände? Nicht einmal die Anwesenden trauen ihm dies zu. Was mach ich denn nur? Stimme zu Elea, stimme zu.

„Nein, so kann ich dem nicht zustimmen.“
„Was?“, Cánotar schaute sie verwundert an „Aber das ist es doch, was du wolltest.“
Belen hatte sie nun ebenfalls mit seinem fragenden Blick fixiert.
„Elea bitte“, hörte sie Finjas hinter sich und spürte wie er seine Hand auf ihre Schulter legte.

„Fornost war einst die Hauptstadt Arnor’s, dem Reich der Erben Numenors. Aber das war sie und das ist sie nicht mehr.“ Elea stand auf: „Sie ist auferstanden um Leben zu schenken, Heimatlosen eine neue Heimat und sie besteht längst nicht mehr aus unserem Volk. Diese Stadt kann wunderbar werden und florieren und sie gehört all jenen die sie jetzt aus ihren Grundfesten erheben. Ich gebe einen Eid, auf das Volk dieser Stadt und darauf, dass ich alles tun werde um sie zu schützen, auch wenn es bedeutet meinen Sohn vom Thron zu stürzen und meine Verwandten nicht zu unterstützen.“
Schweigen breitete sich im Raum aus. Der Sternenbund war sprachlos.
„Du hast mir deine Treue geschworen“, pfauchte Belen sie nun an und stand dabei auf.
„Genau und daran halte ich auch fest, aber ich knüpfe es an die Bedingung, dass auch das Volk dieser Stadt dich anerkennt.“
„Das ist Verrat“, verurteilte Belen sie „Du lieferst uns geradezu einen Grund dich einzusperren.“
„Es ist kein Verrat“, entgegnete Elea „Ich stehe zu unserem Volk und zu den Bewohnern dieser Stadt, aber wenn dieses Volk einen anderen Anführer wählt, dann ist er es den ich unterstütze.“
„Also hältst du dir ein Hintertürchen für deinen Sohn frei“, kritisierte nun Lóvarië sie scharf.
„Nein, ich werde mit allen mir zur Verfügung stehenden Mittel versuchen, Helluin von seinem Weg als Stammesoberhaupt der Dunedain abzubringen. Abgesehen davon steht kein einziger Bewohner dieser Stadt hinter ihm. Sie würden ihn mit Fackeln durch die Stadt jagen und bei lebendigem Leib verbrennen.“ Es war hart die letzten Worte auszusprechen.
„Ist das dein letztes Wort, Erelieva?“, fragte nun wieder Cánotar und sie nickte.
„Dann gib uns nochmal Zeit uns zu beraten, wir werden dich rufen.“



Auf dem Dach der Rüstkammer.

„Was machst du nur Elea?“, fragte Finjas sie fassungslos „Wieso schwörst du nicht einfach den Eid und wir können gehen?“
„Weil es manchmal wichtig ist den richtigen Weg zu gehen und nicht den einfachen“, antwortete sie noch immer aufgebracht.
„Der einfache Weg wäre aber besser als kein Weg, wenn du in der Zelle sitzt.“
„Hätten unsere Ahnen immer den einfachsten Weg gewählt, hätte es Arnor und Gondor wohl nie gegeben. Fiona lebt hier, Rabea, Madal und Aldred, sie sollen erleben was es heißt in Frieden aufzuwachsen und sie sollen fühlen was es heißt sich eine neue Heimat zu schaffen.“
„Und das geht nicht, wenn du diesen Eid leistest?“ Er war leicht eingeschnappt.
„Ich war Untertan eines unfähigen und grausamen Herrschers, er führte die Stadt in den Ruin. Dort unten sitzen Männer und Frauen die nicht an ihren Anführer glauben. Sie sind nicht mutig genug ihm das zu sagen.“
„Und du bist es, na großartig.“ Er schnaubte.

„Elea, Finjas“, sprach sie nun ein Bote an „Der Rat hat entschieden.“
Eilig gingen sie treppab, erst am letzten Stück bremste sich Elea ein und versuchte so selbstbewusst wie möglich hinunter zu schreiten. Sie sah, dass Belen den Raum bereits verlassen hatten. Cánotar stand bei der großen Tafel.
„Erelieva“, begann er „Der Rat hat beschlossen dich nicht einzukerkern, da es keinem Verrat gleichkommt. Schwörst du den Eid auf unser Volk und die Bewohner der Stadt und auf die Abwahl von Helluin, darfst du gehen.“
„Ich schwöre es, bei allem was mir lieb ist und bei meinem Leben“, antwortete sie ernst.
„Da bin ich aber erleichtert“, antwortete der Älteste.

Lóvarië erhob sich und wollte mit Cánotar den Raum verlassen, als Elea sie davon abhielt:
„Ich möchte dem Rat noch einen Vorschlag machen“, sagte sie und überraschte sie damit.
„Welcher wäre das?“
„Was wisst ihr über die Lage in Bree?“
„Nicht mehr als du weißt. Haleth hat euch erzählt was nach eurer Flucht passiert ist.“
„Die Lage in Bree müsste instabiler denn je sein. Wenn der Ältestenrat der Stadt zerschlagen ist, gibt es sicher viele die unzufrieden sind. Hildur ist ein verhasster Mann.“
„Der Ältestenrat ist nicht mehr existent. Die einzigen die noch leben sind Ulrich der Hobbit, er wurde nicht mehr gesehen und Aodlind, der in unserem Kerker sitzt.“
„Dann ist er eure größte Chance. Aodlind hat viele Freunde und Verbündete in der Stadt. Erzählt ihm was Hildur getan hat, erzählt ihm vom Tode Ariks und Gerwins, erzählt ihm wie er die Macht an sich gerissen hat. Aodlind ist jung und stark und junge und starke Männer stehen ihm zur Seite. Er könnte euch helfen in kurzer Zeit Bree zurück zu erobern.“
„Und wenn Aodlind sich Hildur anschließt?“, fragte nun Lóvarië „Wenn er so beliebt ist, wie ihr sagt, ist er gegen die Bevölkerung von Bree unser größtes Druckmittel.“
„Arik war sein Freund, Bree ist seine Heimat. Wenn er eine Chance sieht sie zu befreien, wird er sie nutzen. So wie wir alle, nicht wahr?“
Cánotar und Lóvarië antworteten nicht, sondern dachten über den Vorschlag nach.
„Wir werden mit Belen darüber sprechen und mit unseren Vertrauten in Bree“, sagte er abschließend. Dann verließen sie den Raum.

„Bring mich zu den Kindern“, war das erste was Elea über die Lippen brachte als sie frei war.

Elea und Finjas nach Fornost: In der Stadt (https://modding-union.com/index.php/topic,32658.msg476010.html#msg476010)