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Das Schicksal Mittelerdes (RPG) => Die Welt von Mittelerde => Rohan => Thema gestartet von: Thorondor the Eagle am 18. Apr 2010, 21:17

Titel: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 18. Apr 2010, 21:17
Brianna und Elea von den Ruinen von Edoras (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5075.msg142399.html#msg142399)


Die Unsicherheit quälte Elea auf dem endlosen Weg durch die Mark. Immer wieder dachte sie an jene „Begegnung“ zurück, die ihr in Edoras widerfuhr.

Spielt mir mein Verstand einen Streich? Ich sah nur verschwommen, aber trotzdem wusste ich vor wem ich stand. Diese braune Woge an gewelltem Haar hätte ich unter tausenden erkannt. Es war Haldar, es war mein Mann. Ist dies nun das Zeichen, dass ich ihn nie mehr sehen werde, dass er fort ist? War dies der Abschied den ich mir im Traum nicht vorstellen mochte?

„Seht“, holte sie Brianna auf den Boden der Tatsachen zurück und Elea folgte ihrem Fingerzeig. Weit in der Ferne, im Glanze des goldenen Sonnenscheins und bedeckt vom Weiß des Schnees erhob sich Aldburg. Die braunen Holzbauten wirkten wie ein gerodeter Wald gehüllt in die bittere Kälte des Winters. Trauer hing über der Stadt, aber auch Mut und Geborgenheit.

„Endlich sind wir da“, erwiderte Elea ruhig, obwohl der Schrei ihrer inneren Stimme alles übertönten wollte.
„Machen wir Halt oder marschieren wir sogleich weiter und ruhen uns dort aus?“
Elea antwortete nicht, sie ging einfach weiter. Brianna bemerkte schon seit Tagen, dass etwas an ihr nagte. Vielleicht die Frage, ob die Entscheidung richtig war hierher zu kommen. Doch dem war nicht so.

Bevor die Stadtmauer noch in greifbare Nähe rückte, wurden sie von einer Schar berittener Späher aufgegriffen: „Ihr beide! Halt!“ befahl ihr Anführer. Abrupt stoppten sie, so als ob sie vor Angst erstarrten.
„Zwei Frauen alleine unterwegs. Was macht ihr hier in der Ostfold?“
„Wir sind auf der Reise“, antwortete Elea barsch.
„Und wohin soll diese gehen?“, bohrte er erzürnt nach.
„Das Ziel unserer Reise ist nicht von Belangen für euch und eure Männer. Wir erbitten nur Einlass in die Stadt. Wir wollen uns ausruhen.“
„Achja, warum sollten wir euch hinein lassen. Vor keinem Mittel schreckt unser Feind zurück, selbst zwei solch harmlose Frauen wie ihr könntet für ihn spionieren.“
„Dann seid ihr aber töricht... wenn ihr uns für harmlos haltet“, rief Brianna hervor und legte die Hand auf den Griff ihres Schwertes.
„Shhht“, wies sie Elea in die Schranken und wandte sich zu den Reitern „Ich bin eine der Dúnedain und dies ist Brianna aus Thal. Aus dem Norden kommen wir, von Bruchtal genauer gesagt und ich bitte euch uns für ein-zwei Tage Schutz zu bieten. Danach werden wir unsere Reise fortsetzten. Wie zwei Mäuse werden wir sein, still und leise und ohne das ihr es bemerkt sind wir wieder weg.“
„Wie ist euer Name?“
Misstrauisch schaute sie zum Marschall: „Elea nennt man mich.“
„Dúnedain“, überlegte er und betrachtete sie dabei genau, „Dann seid ihr aus dem Gefolge Aragorns?“
Die Frau zuckte zusammen, als sie den Namen hörte: „Ja, ich kannte ihn. Er war ein guter Freund.“
„Für ein paar Tage könnt ihr bleiben, Betten und Mahlzeiten können wir euch bieten. Aragorns Freunde sind auch die unsrigen. Sitzt auf, wir reiten euch in die Stadt.
Sie taten wie ihnen gesagt. Es tat gut einmal von einem Tier getragen zu werden und nicht selbst laufen zu müssen.
Titel: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 30. Apr 2010, 23:11
Aldburg war einst eine schöne Stadt gewesen. Das alte, dunkle Holz war mit goldenen Linien unterlegt, das Stroh auf den Dächern gelb wie die Sonne, doch in jener Zeit war es ein Flüchtlingslager. An den Straßenrändern waren Tücher gepannt, unter deren Schutz Menschen schliefen. Überall brannten kleine Feuer um sich der klirrenden Kälte zu entziehen. Der Anblick war unschön, aber es war die Realität.
„Aldburg ist die letzte Zufluchtstätte die uns geblieben ist. Die anderen Dörfer sind den Orks zum Opfer gefallen und nur noch spärlich bewohnt und aus Helms Klamm... nunja, Späher sind bis heute noch keine zurück gekehrt. Jeder Rohirrim der noch Kraft genug hat um zu laufen, kommt hierher, jeder“, erklärte ihr der Mann im Sattel. Er stoppte das langsam trabende Pferd vor einem kleinen, unscheinbaren Gasthof. Er stieg ab und verschwand in der Tür. Elea musterte das Schild über der Straße. „Gasthof zur alten Straße“. Es wippte sachte im beißenden Wind.
„Ihr könnt hier bleiben, für ein zwei Nächte. Meine Frau gibt euch zu essen und ein kleines Bett.“
„Habt dank dafür“, antwortete die Frau nur und verschwand von der Straße. „Guten Tag!“, wurden die beiden Reisenden von einer freundlichen Stimme begrüßt. Die Taverne war voll von Menschen, sie lagen teilweise auf den Bänken, manche aßen einen Eintopf und manche saßen einfach nur da. Eleas Blick schweifte nur flüchtig über die Menschenmenge, ehe sie sich mit Brianna zur Theke stellte. Trübsal und Trauer hing in der Luft und kein Funken von Besserung war in Sicht.
Die Wirtin fasste zwei große Bierkrüge und gab sie den Frauen. Angeekelt über das scheußliche Getränk warfen sie einen Blick zurück: „Keine Angst, es ist nur Wasser. Etwas anderes habe ich nicht mehr und es hilft auch gegen den Durst.“
„Danke“, sagten die beiden, während sie skeptisch die Krüge musterten. Elea nahm einen großen Schluck und beobachtete die Wirtin wie sie sich gestresst und doch elegant durch die engen Reihen zwischen den Tischen hindurchschlängelte.

„Und fühlt ihr euch nun sicherer?“, fragte Brianna.
„Ja. Obwohl hier nur Fremde sitzen, weiß ich, dass sie uns nichts anhaben wollen. Sie wollen nur ihre Ruhe, genau wie wir.“
„Und wie lange werden wir hier bleiben?“
„Ein, zwei Tage sagte der Reiter, länger werden sie uns nicht verköstigen können. Ich will auch nur eine ruhige Nacht verbringen, ohne die ständige Angst entdeckt zu werden. Der Weg nach Minas Tirith ist...“
Als Elea mit Brianna sprach, erblickte sie in ihrem Augenwinkel etwas, dass ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein Mann von großer Statur und mit braunem, wuschligem Haar. Er trug einen Lederwamst... einen den Elea ganz genau kannte.
„Haldar“ schrie ihr Innerstes doch über ihre Lippen kam nur ein leises Flüstern. Sie sprang von ihrem Stuhl und zwängte sich durch die Menge. Der Mann ging durch die Hintertür, ohne Elea auch nur einen Blick zu zuwerfen, denn sie hatte ja nicht auf sich aufmerksam gemacht.
Ihr Herz raste gerade zu, als ihre flache Hand gegen das raue, kratzige Holz der Tür presste. Die Sonne blendete sie im ersten Moment, doch dann erkannte sie die Gasse. Menschen tummelten sich in ihr. Sie belagerten die freien Stellen des Weges.
Eleas Blick zuckte von einem Gesicht zum nächsten, doch er war nicht da.
„Elea?!“, hörte sie eine Stimme aus dem Hintergrund. „Was macht ihr denn? Ihr habt mich erschreckt“, brüllte Brianna durch das Gequengel der Rohirrim.
Titel: Re: Aldburg
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 1. Mai 2010, 18:02
„Ich dachte... Ich dachte, ich hätte...“, Elea konnte nichts sagen. In ihrem Kopf spielten sich duzende Szenarien gleichzeitig ab, sie war verwirrt. Hatte ihr Verstand ihr wieder einen Streich gespielt? War sie nicht Herrin über ihre eigenen Gedanken? „Lass uns rein gehen“, rutschten ihr die enttäuschenden Worte aus dem Mund.
„Was war los?“, fragte Brianna nochmals. Elea winkte mit ihrer Hand ab und ging zurück auf ihren Platz an der Theke.
Ihre Gefühle überschlugen sich förmlich, die Hochs und die Tiefs, alle zur selben Zeit. „Er ist einer unserer Späher“, hörte sie die raue Stimme der Wirtin und lies sie sogleich aufmerksam werden „Beim Namen kenne ich in nicht und er ist auch keiner der Rohirrim. Ich weiß nur, dass er alle paar Wochen hier auftaucht, seinen Teller leer isst und dann wieder verschwindet.“
„Und wie lange dauert es bis er wieder kommt?“
„Das kann ich euch nicht sagen. Manchmal ein Monat, manchmal nicht einmal einen Tag. Er ist ein schleichender grauer Schatten.“

Ich bin also nicht verrückt. Ich hab ihn gesehen, es konnte nur Haldar sein, die Haare, seine Kleidung. Ich rieche seinen Duft, der wie ein federleichtes Band in der Zugluft weht... Aber warum hat er sich nie gemeldet, wenn er die ganze Zeit am Leben war? Eine Botschaft, ein Brief... irgendetwas?

„Meine Damen!“, ertönte eine kräftige Stimme von der Türe „Jemand wünscht euch zu sehen, im Ratshaus.“
Erstaunt sahen sie den Späher, der sie in die Stadt gebracht hatte, an. Mit einer Hand hielt er die Türe weit geöffnet und lies so das kräftige Sonnenlicht in die dunkle Stube. Sie folgen ihm ohne seine Anweisung auch nur zu hinterfragen.

„Seid gegrüßt“, empfing sie ein die Herrin der Halle. Ihr Haar war silbrigblond und ihr Teint so weißt wie das Licht der Sterne. So schön sie auch war, die Wunden der Vergangenheit hatten an ihr gezehrt und ihren Abdruck hinterlassen. Elea erkannte die Schlachten, die sie hinter sich gelassen hatte, in denen sie den Sieg davontrug, merklich für einen sehr hohen Preis. Die beiden Reisenden verneigten sich vor ihr: „Ich bin Eowyn, Eomunds Tochter. Ich habe gehört, ihr seid Freunde von Aragorn dem Dunedain.“
„Ja, ich bin Elea und dies ist Brianna. Sie kannte ihn nicht, aber ich bürge mit meinem Wort für ihr gutes Herz.“
„Daran habe ich nicht gezweifelt“, antwortete Eowyn, mit einem sanften Ton in der Stimme.“
„Woher kanntet ihr ihn?“
„Ich hatte die Ehre in zwei großen Schlachten mit ihm zu kämpfen. Er gab meinem Volk stets den Mut und die Hoffnung weiter zu kämpfen. Ihm haben wir zu verdanken, dass es Rohan noch gibt. Ich bin ihm zu großem Dank verpflichtet.“
„Großmütig war sein Herz stets. Trotz seiner Abstammung war er immer bereit jenen zu helfen, die Hilfe benötigten und waren sie noch so unbedeutend. Aragorn ist mein Vetter.“

Eowyn erhob sich von ihrem Stuhl und ging zu Elea: „Es tut mir Leid was passiert ist. Dass er...“
„in Gefangenschaft geriet?“ vollendete sie den Satz „Ich denke ihr tragt keine Schuld daran. Jener der dafür verantwortlich ist sitzt eingepfercht hinter seinen Schwarzen Mauern und versteckt sich vor seiner wohlverdienten Strafe.“
Beide schwiegen für ein paar Minuten, doch dann schoss Elea wieder die Begegnung durch den Kopf: „Kanntet ihr all jene, die mit Aragorn nach Dunharg kamen? Sie waren bekannt unter dem Namen †šgraue Schar†™?“
Eowyn überlegte: „Ja, ich habe sie gesehen kurz bevor wir in die Schlacht ritten. Zwei Elben waren unter ihnen und einige Waldläufer.“
„Ja! Ja!“, jubelte Elea beinahe „Sind welche zurückgekehrt? Befinden sich manche von ihnen in Aldburg oder waren sie in Edoras?“
„Ihr stellt mir Fragen, auf die ich euch keine Antwort geben kann. Wenige sind aus Gondor zurückgekommen, doch kann ich euch nicht sagen, wer sich hier in Aldburg befindet und wer nicht. Es sind zu viele Menschen um sie alle im Überblick zu behalten.“

Erelievas Hoffnung war wieder getrübt, aber nach wie vor nicht verloren. Die letzten Ereignisse haben ihr so viel Mut verliehen, so viel Kraft um weiter zu suchen.

„Habt ihr eine Unterkunft?“, fragte Eowyn.
„Danke, euer Freund hier hat uns schon gut versorgt“, sagte nun Brianna, da Elea mit ihren Gedanken abgeschweift war.
„Ich bitte euch mir heute am Abend vom Norden zu berichten, bei einem Mahl“, forderte sie die Herrin auf.
Elea und Brianna verneigten sich abschließend von ihr.
Titel: Re: Aldburg
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 8. Mai 2010, 12:11
Lange schon bekamen die beiden Frauen nichts Anständiges zu essen. Sie verzehrten die guten Speisen an der Tafel Eowyns. Es war ein herrlicher Abend mit der Herrin Rohans und ihren Gefährten, obwohl die Themen am Tisch mehr als besorgniserregend waren. Sie sprachen lange über Minas Tirith, einen Schatten der über die Stadt wachte und mit eiserner Faust unterdrückte. Ewoyn erzählte von den mutigen Spähern, die Tag für Tag ihr Leben riskierten um mehr über den Feind zu erfahren und je mehr Botschaften nach Aldburg gelangen umso geringer war die Chance einen Sieg davon zu tragen, aber man merkte den Rohirrim an, das dies egal war. Es gab nicht mehr viel wofür es sich zu kämpfen lohnte, aber um zu leben war Grund genug.

„Ich hoffe unsere Freunde aus dem Norden werden uns zur Seite stehen, wenn die Zeit kommt“, sagte Eowyn.
„Das werden sie. Die Elben sind weise und erfahren, sie werden wissen, was zu tun ist in den Stunden eurer größten Not und mein Volk wird sich ihnen anschließen. Darauf müssen wir vertrauen.“
„Ich hoffe ihr behaltet Recht, Elea!“ schloss Eowyn ab „Ich danke euch für euer kommen, es war ein herausragender Abend in diesen dunklen Tagen. Es war mir eine Ehre mit einer der Dunedain an einem Tisch zu sitzen und auch mit euch Brianna aus Thal.“
„Wir haben zu danken, für diese guten Speisen und für euer großmütiges Herz“, antwortete Erelieva und die beiden verneigten sich vor der zukünftigen Königin Rohans.

Sie verließen die große Halle von Aldburg und machten sich auf den Weg zur Schenke in der sie übernachten wollten.
Plötzlich blieb Elea stehen. Sie war erstarrt und ihr Blick verharrte auf einer Mauerkante. Im dunkel der Nacht erblickte sie einen Menschen. Er saß am Boden und lehnte an der Hauskante. Sein Kopf war zwischen die Knie geklemmt und er schaute auf den Boden.
„Was ist denn los?“, fragte Brianna und folgte den Blicken Eleas.
„Ich habe noch etwas zu erledigen Brianna. Geht bitte.“
Im Schatten der lodernden Fackeln verschwand die Frau aus Thal in Richtung Gasthaus.

Elea näherte sich dem Mann. Ihre Hände zitterten und ihr Herz schlug so stark, dass sie es noch in ihren Zehenspitzen pulsieren fühlte. Je näher sie ihrem Ziel kam umso heftiger waren ihre Gefühlsausbrüche. Einzelne Tränen ergossen sich über ihr kühles Gesicht, ein zartes Rot lag auf ihren Wangen und die Angst vor einer neuerlichen Enttäuschung trieben ihr kleine, glänzende Schweißperlen auf die Stirn. Sie beugte sich über den Kopf des Mannes und näherte sich mit der Hand dem dichten, braunen Haar. Einen Moment zögerte sie, doch dann strich sie durch und fühlte die hundert feinen Härchen zwischen den Fingern.
Erschrocken blickte der Mann auf und sah in die gütigen grau schimmernden Augen. Die Überraschung war ihm wie mit einem Stempel auf das Gesicht gedrückt. Er brachte kein einziges Wort heraus.
„Haldar! Haldar, endlich... endlich habe ich dich wieder“, stotterte die Frau.
Wortlos stand der Mann auf und schloss sie fest in ihre Arme: „Oh, meine geliebte Elea.“
Die Tränen sprudelten aus Eleas Augen - Tränen des Glücks. Sie schmiegte sich an den starken, wärmenden Körper ihres Mannes und wollte ihn gar nicht mehr los lassen, schluchzend sagte sie: „Ich hab dich so vermisst.“ Der Augenblick schien ewig zu währen, wie der Sonnenuntergang an den Ufern des Abendrotsees.
Titel: Re: Aldburg
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 9. Mai 2010, 15:28
Schleichend durch die Stadt fanden sich die beiden in einer Scheune wieder. Der herbe Geruch von frischem Heu lag in der Luft.
Gut ein Duzend Heimatloser teilte sich den Raum mit ihnen, doch Elea war dies egal. Für diesen Augenblick, den sie sich so lange ersehnt hatte, waren sie alleine. Haldar setzte sich in einen Haufen getrocknetem Gras und deutete ihr es gleich zu tun.
„Wo warst du nur so lange Haldar?“, fragte die Frau.
Der Mann sah sie an. Mit der rechten strich er ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht und fühlte mit seinen Fingern ihre weiche Haut. „Ich...“ setzte er einen Satz an „ich wollte auf schnellstem Wege zu euch zurück, glaube mir. Nach meiner Zeit in den Heilhäusern von Minas Tirith brach ich auf und zog wieder in den Norden, doch eine Schuld lastete auf mir, ein Drang den ich nicht ignorieren konnte. Aragorn ist mein ältester Freund, seit wir Kinder waren ließen wir uns nie im Stich. Und nun, in einer solchen Situation sollte ich?“

Die Frage schwirrte in dem luftleeren Raum zwischen den beiden Liebenden. Er wollte keine Antwort darauf sondern nur Bestätigung, die er aber nicht erhielt.
„Tag für Tag ritt ich an die Grenzen Mordors immer auf der Suche nach einem Anhaltpunkt seines Aufenthaltes, einem Zeichen seines Überlebens. Ich weiß, dass er noch dort ist hinter den schwarzen Toren Mordors. Ich weiß, dass ich ihn nicht aufgeben werde, nein ich will ihn retten. Etwas anderes hat unser König nicht verdient!“
„Oh Haldar!“, die Tränen befeuchteten wieder ihre Augenwinkel „Du bist ein Held, das warst du schon immer. Für unser Volk, für unsere Verbündete, für unsere Freunde aber vor allem für mich. Du warst für mich gestorben, ich habe Tage durchlebt, die dunkler waren als die Gedanken von Sauron selbst, ich habe Tränen vergossen, Nacht für Nacht alleine in unserem Bett... Keine Nachricht ist gekommen, kein Zeichen von Leben.“
„Wir sind hier im Krieg Elea. Nachrichten konnte ich keine versenden, bis vor wenigen Wochen war diese Stadt eine Feste des Feindes. Ich habe an dich gedacht, jede Minute meines Seins; in dem Augenblick als ich verwundet am Schlachtfeld lag, unbeweglich und von Schmerz erfüllt... An sternenklaren Nächten blickte ich in den Himmel und sah Helluin mit dir an seiner Seite und selbst wenn die Sterne verhüllt waren, meine Gedanken waren stets bei euch.“
„Das reichte aber nicht, nicht im Geringsten“, sie drehte den Rücken zu ihrem Mann und starrte gebannt auf das goldgelbe Stroh. Sie spürte den kalten Luftzug zwischen ihren Körpern und rollte sich zusammen. Die warme Hand von Haldar berührte sie sanft an der Schulter, strich langsam über ihren Arm und hielt in ihrer Hüfte. Sie spürte, wie sich sein Körper an den ihren schmiegte: „Jetzt bin ich ja da, ich bin am Leben und bei dir. Was passiert ist, tut mir Leid. Elea, ich bin froh, dass du hier bist und... ich liebe dich.“
Sie spürte den warmen Hauch seines Atems im Nacken. Seine Hand drückte ihren Körper leicht gegen den seinen. Elea war stur, doch in ihrem Innersten hatte sie ihm schon verziehen. Neben ihrem Mann fiel sie in einen tiefen Schlaf.
Titel: Re: Aldburg
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 14. Mai 2010, 20:30
Lange schon sehnte sich Elea nach einem so ruhigen, kurierenden Schlaf, doch tiefe Gewässer bergen grausame Ungeheuer und in jener Nacht suchte auch sie eines auf, ein Albtraum:

Die Frau erwachte auf einem harten Boden. Er funkelte in den schönsten Goldtönen. Um sie war es dunkel. Sie fühlte das kalte Edelmetall unter ihren Füßen und blickte auf ihr Spiegelbild. Auch wenn ihr an Reichtum nichts lag, so barg dieses etwas geheimnisvoll Anziehendes. Auf allen vieren kroch sie über den glatten Boden. Ein leises Pfeifen war zu hören, wohl der Wind in der Ferne.
Handbreite für Handbreitete arbeitete sie sich über den Boden, bis ihr Kopf auf etwas Hartes traf. „AU“, entfuhr ihr ein Schmerzensschrei. Sie fühlte die Stelle des Aufpralles; es war kein Kratzer zu spüren, nur der Schmerz durchzog ihren Schädel. Ihr Blick richtete sich auf das Hindernis.
Ein Stab gehüllt in dieselbe schöne Farbe wie der Boden, doch es war nicht nur einer. Duzende reihten sich an ihn... Elea saß in einem Käfig.
„Wo bin ich denn hier?“, fragte sie sich selbst. Sie versuchte sich daran zu erinnern wie sie hierher gekommen war... Gold, gold... Goldenes Stroh... „HALDAR?“ schrie sie ganz laut in die alles verschlingende Dunkelheit.
Es kam keine Antwort. Sie stellte sich auf und tastete sich von einem Gitterstab zum nächsten, doch es war kein Ausgang zu finden: „HALDAR“, schrie sie nochmals, Wut und Verzweiflung quälten sie dabei. „Wo bin ich? Haldar, wo bist du?“, schluchzte sie während sie sich auf die Knie gleiten lies.
„Ich bin doch hier meine Liebste“, antwortete nun eine Männerstimme flüsternd.
Erschrocken schaute die Frau in die Augen ihres Gemahls.
„Da bist du ja endlich. Hilf mir hier raus...“ schluchzte sie „hilf mir hier raus.“
Er lief zu ihr und tröstete sie mit einem zärtlichen Streicheln über die Wange, danach lief auch er um den Käfig: „Hier ist kein Ausgang Elea, wie bist du hinein gekommen?“
„Ich weiß es nicht. Gerade bin ich hier aufgewacht. HOL MICH RAUS“, schrie sie bettelnd.
„Wenn ich nur wüsste wie.“
Ein hölzernes Läuten war in der Ferne zu vernehmen, zunächst ganz schwach, doch dann wurde es immer stärker.
„Hörst du das, Haldar?“, frage Elea.
Ihr Mann lauschte aufmerksam: „Das ist ein Alarmsignal. Ich muss gehen Elea, sonst entdecken sie mich.“
„Wer sind sie? Haldar, bleib stehen, lass mich hier nicht alleine. Haldar...“
Der Mann verschwand in der nichtssagenden Dunkelheit des Raumes, die Frau saß wieder weinend an die Gitterstäbe gelehnt. Vor ihren Knien bildete sich eine kleine Lacke aus Tränen.

Elea wachte auf. Sie sammelte ihre Gedanken und versuchte ihre Erinnerung an den Traum zurück zu erlangen. Vieles war verschwommen, aber ihr Herz hämmerte aufgeregt gegen ihre Brust. Erst jetzt bemerkte sie den kalten Luftzug der langsam über ihre Schultern kroch.
Sie drehte sich um und stellte beängstig fest, dass ihr Mann verschwunden war. In der Stadt hämmerte ein Rohirrim gegen die Holzglocke um den Soldaten den Marschbefehl zu erteilen.

Die Frau rannte aus der Scheune, die grellen Sonnenstrahlen blendeten ihre noch schläfrigen Augen. „Haldar“, schrie sie beinahe Blind in die Menge. Es kam keine Antwort. Sie taumelte die Straße entlang und hielt Ausschau, zahlreiche Männer saßen auf ihren Pferden, bewaffnet und kampfbereit, aber keiner hatte Grund zur Eile.
„Elea!“ schrie eine Stimme aus der Ferne.
„Brianna, was ist los, was ist passiert?“, fragte sie verwirrt.
„Ein Orktrupp kam zu Nahe an die Stadt. Es waren vermutlich nur Späher oder Fußsoldaten, aber sie gingen in Richtung Mordor. Vor einer Stunde war der erste Alarm, dies ist vermutlich wieder die Entwarnung.
„Wieviele sind geritten?“
„Alle die da waren. Rohirrim, Kinder, Greise, Flüchtlinge... jeder der bereit war zu kämpfen. Sie werden bald zurückkommen. Eowyn und Faramir waren auch bei ihnen.“

„Und Haldar?“
Überrascht von jenem Namen sah Brianna die Frau an: „Hast du ihn gesehen, Elea?“
Titel: Re: Aldburg
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 27. Mai 2010, 19:22
Wut überkam Elea und die an ihr nagende Angst trieb sie fast in den Wahnsinn. Aber auch Sorge bereitete ihr diese Nachricht und sie schämte sich dafür, dass sie wütend auf Haldar war. „Wie konnte er nur so überstürzt wieder los reiten. Wir haben uns erst wieder getroffen und schon ist er fort?“, fragte sie mehr sich selbst als Brianna.
„Er wird bald wieder zurück sein, dann kann ich ihn auch mal kennen lernen.“
Eleas Blick wanderte auf den Boden. Sie war niedergeschlagen. Wortlos gingen die beiden Frauen die Straße entlang. Bis auch die letzten der Reiter die Stadt wieder erreichten. Mit ihnen kam Eowyn ihre Herrin in Begleitung von Faramir.
„Eowyn!“, schrie Elea ihr hoffnungsvoll hinter her und lief zu ihr „Eowyn, was ist geschehen?“

Ihr Gegenüber nahm den gold-schimmernden Helm vom Kopf und begann über die Geschehnisse zu sprechen: „Ein Spähtrupp von Orks kam aus Gondor. Es waren Hunderte, wahrscheinlich waren sie auf dem Weg nach Helms Klamm um ihre letzte noch starke Bastion in Rohan zu verteidigen. Ich lies alle Pferde satteln und ritt los. Wir versuchten sie einzukreisen und viele von ihnen starben durch unsere Klingen, doch einige von ihnen konnten fliehen, wieder dahin zurück wo sie herkamen. Wir waren in der Überzahl unsere Verluste sind weit geringer als die ihren. Das wird diesen dreckigen Orks und ihrem dunklen Herren eine Lehre sein.“
„Sind alle zurück gekehrt?“, fragte Elea.
„Nur wenige unsere Männer haben wir verloren und einige Pferde. Sie werden vor den Toren der Stadt aufgebart. Und einige wohl Wahnsinnige sind den Flüchtlingen hinter her geritten. Ich konnte ihnen nicht folgen, hinter der Grenze ist es zu gefährlich. Dort lauern nicht nur Orks, auch Menschen denen man nicht vertrauen kann. Menschen die sich bei Sauron einen Namen machen möchten.“
Elea ahnte schreckliches: „Habt ihr sie gekannt?“
Besorgt sah Eowyn nun in Eleas Augen, sie ahnte was sie vermutete: „Ich kenne sie nicht beim Namen, aber sie reiten seit längerer Zeit an unserer Seite“, sie setzte kurz ab und holte tief Luft „Es waren keine Rohirrim.“

Die Wut begann wieder in der Frau zu kochen. Ihr Gesicht nahm eine rote Farbe an, ihre Hände aber waren kühl und zittrig. „Warum tut er mir das an, warum kann er nicht einmal bei mir bleiben?“
Brianna legte den Arm um Eleas Rücken und strich ihr mehrmals darüber. „Lass uns rein gehen“, sagte sie und gemeinsam gingen sie zum Gasthof zurück.
Titel: Re: Aldburg
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 28. Mai 2010, 18:32
„Brianna! Ich glaube es ist nun Zeit aufzubrechen.“
Schweigend saß die Frau aus Thal neben ihr. Sie wollte nicht widersprechen, denn Eleas Entschluss stand fest, egal ob sie mitkam oder nicht. Brianna nickte ihr zustimmend zu.
„Packen wir unsere Sachen. Je eher wir losgehen, umso geringer der Vorsprung den er hat.“

Sie gingen die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Die Sonne stieß ihre hellen Strahlen durch die schmalen Fensterschlitze. Der Staub rieselte wie feiner Schnee durch die Luft. Sie zog sich das Kleid über den Kopf und begann damit sich die Lederrüstung anzuziehen. Das Kurzschwert und den Bogen band sie mit einer Schnur um ihre Brust und fixierte Sie am Rücken. Brianna tat es ihr gleich.
„Ich hoffe die werden wir nicht brauchen“, warf Brianna die Worte auf die Schwerter, die sie in der Hand hielt. Sie hallten durch den Raum und verstummten, ohne eine Antwort zu erhalten.

In der Gaststube nahm sie kaum einer wahr. Bewaffnete Frauen waren in Rohan kein seltener Anblick.
„Hey, ihr zwei“, schrie die Wirtin von der Schank herüber, „hier habt ihr etwas Proviant für die Reise. Machts gut.“ Sie legte einen großen Laib Brot auf den Tresen.
„Wir danken euch. Könnt ihr uns die noch anfüllen?“, fragte Elea höflich und hielt ihr die beiden Wasserschläuche hin.

Elea öffnete die Tür und ein Stoß frischer Luft drängte in den Raum. Licht durchflutete den Eingangsbereich. Ein letztes Mal nickte sie der Gastgeberin dankend zu und verschwand hinter der Tür.
„Halt!“, ertönte ein Befehl von draußen „Ihr wollt gehen? Wohin?“
„Ich muß Herrin von Rohan.“
„Ihr wollt diesem Wahnsinnigen hinterher eilen, richtig?“, fragte Eowyn.
„Ja. Einer von ihnen war mein Mann.“
„Ihr stürzt euch in den sicheren Tot Elea. Bleibt hier oder geht zurück in den Norden.“
„In meiner Heimat ist kein Leben. Nicht ohne ihn.“
„Dann kann ich euch wohl nicht weiter helfen.“
„Das habe ich nie von euch verlangt Eowyn. Ich bin euch dankbar für eure Gastfreundschaft. Ihr habt weit mehr getan als nötig war.“

Eowyn legte die Hand auf Erelieva’s Oberarm: „Lebt wohl, Elea von den Dunedain.“
„Auf Wiedersehen“, schloß Elea und wandte sich ab.

„Elfhelm!“, klang die Stimme Eowyns aus dem Hintergrund. Sie deutete einem ihrer Männer.
Er ritt auf die beiden Reisenden zu: „Ein Geschenk unserer Herrin“, sagte er und übergab ihnen zwei Pferde.
„Eilt wie der Wind und noch schneller, damit ihr ihn bald eingeholt habt“, sagte Eowyn laut und winkte zum Abschied.

Es war bereits früher Nachmittag als Brianna und Elea sich auf den Weg nach Gondor machten, auf den Fährten von Haldar.

Elea in die Verliese von Minas Tirith (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5358.0.html)

Brianna auf die Straßen Minas Tiriths (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,32699.msg180112.html#msg180112)
Titel: Re:Aldburg
Beitrag von: The Chaosnight am 16. Okt 2010, 15:54
Aiwyn, Jutan und Mároneth von: Ebenen vor Fangorn (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,2088.msg167002.html#msg167002)


Sie erreichten Aldburg gegen Ende des vierten Tages seit Anbruch aus dem Fangornwald. Lediglich die Fackeln an der Stadtmauer erhellten die pechschwarze Nacht etwas, jedoch kaum merklich - lediglich die steilen Mauern und die Unterkunft des Torwächters stachen aus dem Dunkel hervor, sodass die Stadt schon beinahe unwirklich und gespenstisch wirkte. Langsam schaute Aiwyn aus der Ferne auf sie und dachte nach, würde sie hier irgendetwas neues erfahren können oder würde sie auch hier nur wieder enttäuscht und verletzt werden? Sie kamen dem Tor er Stadt immer näher und Aiwyn fürchtete sich schon jetzt vor dem Empfang vor ihr, seit sie aus dem Osten fortziehen musste wurde sie an jedem einzelnen Dorf feindlich begrüßt und ihr fiel kein einziger Grund ein warum dies hier anders sein sollte. Doch es gab keinen anderen Weg den Aiwyn einschlagen könnte, in Aldburg ruhte die einzige Hoffnung genug über Rohan zu erfahren um die Suche fotzufahren. eine Suche, der Aiwyn alles untergeordnet hatte und wegen welcher sie jedes einzelne Kapitel ihrer Geschichte seit Seestadt drei Fremden anvertraut hatte und weswegen sie seitdem mit dem seltsamen Gefühl umherläuft nicht mehr alleine Herrin ihrer Geschichte zu sein und keinen eigenen Raum für sich zu haben, der ganz alleine ihr gehört.

Als sie in Sichtweite des Tormannes kamen näherte sich dieser sofort mit zwei schwer gepanzerten Soldaten hinter sich und rief der Gruppe entgegen: "Wer seid ihr? Was wollt ihr?"  Jutan war der erste, der antwortete: "Ich bin Jutan aus Helms Klamm, Faendir riet uns Erkenbrand aufzusuchen." der Tormann ließ nur ein grunzendes Lahen von sich, welchem die Soldaten miteinstimmten: "Was soll denn ein Faendir sein? Verschwindet ihr Betrüger!" Dieser Satz genügte Aiwyn, langsam trat sie weiter nach vorne bis sie nur noch kurz vor dem Mann stand, welcher nun etwas verunsichert rief: "Verschwindet...ich bin bewaffnet!"
"Dies sehe ich", murmelte Aiwyn, während sie die verschwommenen Augen des Mann scharf anvisierte. Auch wenn sie direkt vor ihm stand konnte sie sein Gesicht nur verwischt wahrnehmen, doch dies genügte ihr um ihn genug zu verunsichern: "Doch wenn ihr es noch einmal wagt meine Ehre in Frage zu stellen nützen euch weder dies noch eure zwei Kameraden." Sie machte eine kurze Pause und ergänzte giftig: "Solltet ihr Faendir nicht kennen scheint es mit eurem Menschenkenntnissen nicht sonderlich weit zu sein, Erkenbrand wäre darüber bestimmt nicht erfreut." Aiwyn machte eine etwas längere Pause, sie hatte schon lange nicht mehr versucht nur übers Reden ein bestimmtes Ziel zu erreichen und es lief gerade schon beinahe zu gut; sie bemerkte wie sie dazu überging den Bogen zu überspannen und das Ziel aus den Augen zu verlieren. Sie musste dringend zu einem Abschluss kommen, bevor sie den Mann dazu bringen könnte sie alle umzubringen. "Wir sind Überlebende von der Schlacht um Lorien, die hier in Rohan die letzten Reste ihrer Heimat befreien wollen oder ihre Angehörigen suchen, Erkenbrand ist der einzige Rohirrim der uns weiterhelfen kann. Helft uns und ihr helft Rohan,  genug von diesen Bestien ziehen noch auf den Straßen umher, da werdet ihr jedes Schwert brauchen, welches ihr finden könnt" Sie setzte gerade an um fortzufahren, stoppte jedoch abrupt, sie hatte gesagt was gesagt werden musste, jedes weitere Wort würde nur alles ruinieren. Was folgte war Stille, unangenehme Stille, die ihr alle Nerven abverlangte, sie wusste nicht was in diesem Mann vorging, war ihre Einschäzung ihm gegenüber falsch? Hatte sie was falsches gesagt? Sekunden der Ungewissheit strömten ins Land bis sie ein erleichterndes "Geht rein!" vernahm und zusammen mit Jutan und Maroneth die Stadt betrat. Kaum waren sie hinter der Stadtmauer bemerkte Aiwyn wie sehr sie schwitzte, diese kleine Auseinandersetzung hatte ihr alles abverlangt und hätte auch schnell schiefgehen können - sie war vollkommen aus der Übung und stützte sich primär auf Erinnerungen an Tormänner des Ostens, doch irgendwie war ihr das Glück heute wohlgesonnen und leitete ihren Weg in die Stadt - einen Faktor auf den Aiwyn nicht ständig vertrauen sollte, sie hatte schon genug erlebt um zu wissen, dass alles was misslingen kann igendwann misslingen wird. Trotz des Erfolges ärgerte sie sich schon fast über ihre eigene Torheit alles auf eine Karte zu setzen, war jedoch so von Erleichterung geprägt, dass dieser Ärger nicht ausbrechen konnte.
Titel: Re:Aldburg
Beitrag von: The Chaosnight am 16. Okt 2010, 16:01
Außerhalb der Stadtmauern war kaum etwas in der Stadt zu erkennen, lediglich an einzelnen Häusern hing mal eine Fackel oder Laterne, doch größtenteils wirkte die Stadt wie ausgestorben. Wie auch vor der Stadt war wieder nur ein einzelnes Gebäude erkennbar: Eine riesige Halle im Zentrum der Stadt, deren Eingänge schwer beschützt wirkten. Erneut traten die drei vor und erzählten von Faendir und dem ersuchten Treffen mit Erkenbrand und erfreulicherweise ließ diese Torwache die drei Reisenden ohne weitere Nachfragen passieren. Die Halle war innen nur spärlich ausgestattet, ein paar alte Statuen, ein alter noch halb verstaubter Wandteppich und die verblassten Überreste prunkvoller Deckenkunst waren alles Sichtbare. Steinernde Pfähle durchdrungen die Innenfäche soweit, dass die wahre Größe der Halle nur zur Seite hin sichtbar wurde, der Weg in die Länge war höchstens erahnbar.

"Wartet hier", sprach die Torwache, "Ich werde Herrn Erkenbrand von eurer Ankunft unterrichten." Nach kurzer Zeit kam der Mann Rohans zurück und sagte nur in einem merkwürdig matten Ton "Folgt mir!"
Er führte sie hinter die Wände aus Pfeilern und geleitete sie zu dem abgerundeten Endstück der Halle, dessen ganze Struktur sich auf eine riesige Bank von massiven thronähnlichen Stühlen zentrierte, die allesamt verwittert und vergessen aussahen, als ob sie seit Jahrhunderten nicht benutzt worden seien. Ehrfürchtig blickte das Trio auf die Konstruktion bis sie eine dumpfe Stimme hinter dem Thron vernahmen: "Schön, nicht wahr? Die alten Könige Rohan saßen hier und kamen in Krisenzeiten mit den Marschällen und anderen Würdenträgern zusammen und beratschlagten das weitere Vorgehen...lang ist es her und doch dient diese Halle nun erneut zum Planen und Regieren." Eine Person betrat den Raum, die dem ganzen Auftreten nach nur Erkenbrand darstellen konnte: Sie war groß und kräftig und erinnerte dem Auftreten nach schon beinahe einem König, an ihrem Gürtel hing ein riesiges schwarzes Horn uns die Torwächter verneigten sich ehrfürchtig vor ihm.

Er fuhr fort: "Ihr erwähntet ein Treffen mit Faendir, hatte er etwas neues zu berichten?" Maroneth ergriff als erster das Wort: "Nein, wir trafen ihn am Fangornwald als wir gerade nach Rohan wollten und er sagte uns, dass Edoras gefallen sei und er nicht wüsste wie es im Rest des Landes aussieht und wir uns dafür an euch wenden sollten."
Erkenbrands Gesicht sah kurz enttäuscht und traurig aus, nach einer kurzen Pause sagte er: "Faendir hatte Recht, Edoras fiel im Kampf gegen die Orks und viele weiteren Städte und Dörfer teilen sein Schicksal. Die Überreste unseren Landes konnten zwar Isengard erstürmen, doch liegt das Land noch immer in Trümmern - die Haupstadt wurde vernichtet, viele Landstriche sind verwüstet, unsere Armeen sind versprengt und führerlos und unsere große Feste liegt noch immer in den Händen des Feindes, kampfbereit und voll bemannt. Sollten die Besatzer ausschwärmen würden sie alles umliegende überrennen! Ich habe Späher ausgesandt um die Lage besser zu erkunden und die besten Spione des Landes versucht einzuschleusen und keiner von denen kehrte je zurück. Wir haben im Moment keine Armee um dieser Gefahr Herr zu werden, das gesamte Umland der Klamm ist im Moment absolutes Sperrgebiet für unser Volk. Im Moment können wir nur unsere verbliebenden Hochburgen aufbauen und für unsere Landbevölkerung hoffen.
Mehr kann ich Euch auch nicht sagen, außer dass einzelne Orkgruppen noch immer durch das Land streifen und auf Plünderung aus sind, sowie dass viele Dunländer irgendwie versuchen entweder aus dem Land zu fliehen oder in der Klamm Zuflucht zu erreichen." Seine Stimme wurde bedrohlicher und nahm schon beinahe aggressive Züge an: "Traut keinem von denen, wenn sie sich unterlegen fühlen versuchen sie schnell zu handeln, kaum sind sie jedoch in der Überzahl oder einer steht alleine da hat er eine Klinge im Nacken!"

Aiwyn brauchte derweil gar nicht lang über das gesagte nachzudenken, sie hatte noch immer Jutans Aussage im Hinterkopf, dass die Klamm eine der größten Reichsstädte war und dort bestimmt viele Flüchtlinge hinliefen als sie noch stand und sie war Jutan noch immer das Versprechen schuldig ihn dorthin zu begleiten egal was es kosten möge. Mitten in eine weitere Auskunft Erkenbrands über die Anzahl der Verluste sprach sie hinein: "Ich werde nach Helms Klamm ziehen und seine Befehlshaber zerschmettern!" Die drei guckten sie schockiert an, Jutan fragte entgeistert: "Bist du wahnsinnig geworden?", Maroneth schien diesen Schritt nicht zu verstehen und Erkenbrand erwiderte nur: "Die besten Späher Rohans sind an dieser Aufgabe gescheitert, wie wollt ihr es dann schaffen?" Aiwyn musste kurz auflachen, jahrelang war sie trotz bestem Bemühen immer für einen Anhänger Saurons gehalten worden und nun wo sie es darauf anlegte glaubte ihr keiner. Sie trat zwei Schritte nach vorne um in dem Lichtkegel der Fackeln zu stehen und sagte zu Erkenbrand: "Seht mich an, ich lebe nun seit Jahren im Westen Mittelerdes und obwohl ich es nie drauf anlegte war ich immer bestenfalls als Spionin verschrien, diese primitiven Orks werden wohl kaum die ersten sein, die auf den ersten Blick mein wahres Ich erkennen werden, außer wenn die Nordmenschen generell vertrottelt sein sollten. Alles was ich brauche ist passendere Kleidung, Elbenkleider dürften selbst dem dümmsten Höhlentroll auffallen. Hier kommt Ihr ins Spiel:  Zeigt mir die Waffenkammer und gebt mir was ich brauche und die Klamm ist in einer Woche zurückeroberbar!" Maroneth und Erkenbrand starrten sie noch immer fassungslos an, letzterer erwiderte jedoch etwas verwirrt: "Vielleicht habt Ihr recht, vielleicht sind unsere Späher nur gescheitert weil sie eben unsere waren, eure Chancen sind dort bei weitem besser. Ich werde euch eine Wache mitgeben, mit der ihr euch in der Waffenkammer umsehen könnt."
Jutan dagegen war anscheinend noch immer nicht sonderlich überzeugt. "Das ist wahnsinnig, die werden dich zerfleischen!", war das einzige was er hervorbrachte. Aiwyn atmete einmal tief aus und legte ihre Hand auf seine Schulter. "Wir kennen uns noch nicht sonderlich lange, Jutan, doch ich weiß genau warum ich dir versprochen habe mit dir nach Helms Klamm zu gehen. Du bist einer der wenigen Menschen die ich nicht als rachsüchtige instinktgetriebene Bestien kennenlernen durfte und du hast mir den Weg gewiesen um möglichst schnell hierher zu kommen. Ohne dich hätte ich keine Hoffnung mehr haben können und nun liegt es an mir meinen Teil unserer Vereinbarung einzuhalten. Wenn ich dich nicht zur Klamm begleiten kann werde ich dir zumindest den Weg dafür ebnen, das ist das mindeste was ich tun kann."
Er nickte stumm und Aiwyn wandte sich erneut an Erkenbrand: "Dann bringt mich zu eurer Wache!"
Titel: Re:Aldburg
Beitrag von: The Chaosnight am 16. Okt 2010, 16:03
Mit lauter Stimme rief Erkenbrand die Torwache, die sie zu ihm geführt hatte und sagte:  "Führe sie zur Waffenkammer und gib ihr jede Ausrüstung die sie will!" Die Torwache verneigte sich, drehte sich schwungvoll um und sagte: "Folgt mir!"
Er führte sie einmal um die halbe Halle herum zu einer kleinen, vergleichsweise neuen Baracke, öffnete die Tür und ließ sie herein. Erstaunt sah Aiwyn sich um: Jede Mengen Waffen und Rüstungen hingen an der Wand, waren an menschenähnlichen Statuen befestigt oder lagen auf verschiedensten Tischen verteilt, egal wohin man sah erkannte man die Ausmaße der menschlichen Kriegskunst dargestellt in Kriegsgeräten aus scheinbar dutzenden Generationen und Gebieten. Auf dem ersten Tisch sah Aiwyn eine rostige Heugabel, deren Griff notdürftig über stählernde Ersatzstücke zusammengehalten wurde, direkt daneben lag eine monströse silberne Keule die einem Troll würdig wäre und wiederum daneben lag ein Stapel grober Kettenhemden. Sie ließ ihren Blick weiter schweifen, fand jedoch nichts was sie als brauchbar ansah: Speere, Bauernwaffen wie Sensen, Heugabeln und Piken und Holzfälleräxte prägten das allgemeine Bild der Waffenkammer, als Rüstungen fielen größtenteils grobe Kettenhemden auf. Sie dagegen brauchte keine grobschlächtigen Waffen oder Rüstungen, sie suchte nach etwas einfacherem, leichterem. Doch anscheinend wurde hier nur das gelagert, was die Gefallenen zurückließen oder Flüchtlinge mit sich brachten, außer wenigen Prunkstücken wie der Keule oder einigen Panzern war nichts auch nur halbwegs brauchbar und alles war komplett unglaubwürdig für einen Diener Saurons. Am Ende des Gebäudes fand sie jedoch was sie suchte: Ein alter, vergilbter Mantel, der ursprünglich mal einen grünlichen Farbstrich gehabt haben könnte, nun jedoch höchstens als Grau durchgehen könnte, durch Dreck oder Flicken jedoch größtenteils Schwarz oder Braun war. Zielstrebig ging sie auf ihn zu und zog ihn sich über. "Ich nehme diesen Mantel hier", rief sie zu der Wache, die nur kurz nickte. Aiwyn hatte genau das gefunden, was sie wollte und bewegte sich geradewegs auf die Tür der Kammer zu.
"Das war es dann soweit", sagte sie im Vorbeigehen zum Wachmann, der kurz der darauf noch die Frage stellte wohin sie denn wolle, nach ihrer ehrlichen Antwort jedoch mit offenem Mund an der Tür stehen blieb und erst nachdem sie die Stadt schon wieder verlassen hatte ein leises "Dann lebt wohl" hervorbrachte und erst mehrere Minuten später kopfschüttelnd zu sich sagen konnte "So eine Person habe ich noch nie gesehen..."


Aiwyn, nach: Helms Klamm (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6043.msg187132.html#msg187132)
Titel: Re:Aldburg
Beitrag von: The Chaosnight am 17. Okt 2010, 19:02
Aiwyn, von: Dorf beim Schneeborn (http://modding-union.com/index.php/topic,33795.msg187320.html#msg187320)


Kaum hatte sie Aldburg erreicht begegnete sie wieder dem misstrauischen Torwächter, der sie diesmal jedoch schnell reinließ, nachdem sie einen Auftrag Erkenbrands erwähnte. "Er erwartet Euch bereits" war das  einzige was er sagte, bevor er das Tor für sie öffnen ließ.
Vor Erkenbrands Halle traf sie den zweiten Torwächter, den, der sie zu den Waffenkammern geführt hatte.
"Willkommen zurück", murmelte der Tormann und ließ sie herein. Kaum hatte sie die Halle betreten, stand Erkenbrand, der mit einigen anderen Männern auf einer Bank vor der Thronkonstruktion saß, auf und ging hastig auf sie zu. "Habt Ihr etwas herausfinden können? Wie steht es um die Klamm?", fragte er direkt, was Aiwyn sofort beantwortete: "Der Feind ist nun führerlos, Rohirrim unter Gamling und Dunländer unter ihrem alten Herrscher kämpfen gemeinsam gegen die Besatzer, sie bitten Euch um Unterstützung um die Gefechte zum Wohl der Zivilbevölkerung möglichst schnell zu beenden." Erkenbrand stand mit offenem Mund vor ihr, "Was ist passiert? Kommt mit zu den wenigen hier verbliebenden Marschällen und erzählt uns alles, sollte die Klamm befreibar sein werden wir alles in unserer Kraft stehende tun!"

Sie setzten sich auf die Bank und Erkenbrand begann von Aiwyns Mission zu erzählen und von seinem Wissensstand. Kaum hatte er beendet übergab er das Wort an Aiwyn, die sogleich begann: Sie erzählte alles mögliche über ihre Mission, oft unterbrochen von Nachfragen der anwesenden Marschälle, lediglich über ihre Beziehung zu dem Herrscher der Klamm schwieg sie. "Warum habt Ihr dem Dunländer vertraut?", war die letzte Frage, die ihr gestellt wurde, die Aiwyn direkt beantwortete: "Er war lange Zeit ein Mächtiger seines Volkes, Nachfahre von dem Herrscher, der Frieden mit Rohan schloss und nun ein niederer Diener der Orkmacht, der alles verloren hatte. Er hat keine Verhandlungsbasis um uns zu betrügen, er strebt nur danach seine Macht wieder zu erlangen und die Verantwortlichen für seinen Sturz - Saurons Armeen - aus dem Land zu vertreiben. Dutzende Dunländer in der Klamm und wahrscheinlich auch anderswo haben keine Verbindung mehr zu ihrem Herrscher, sie unterstehen direkt Saurons Heerführern und Beauftragten. Kaum ein Dunländer würde sich so extrem einer fremden Macht unterstellen und seine eigene Identität aufgeben, wahrscheinlich sitzt der Feind noch im Dunland selbst. Sobald dies auffliegt oder zumindest offengelegt wird, dass Sauron sie direkt an sich angliedert, werden sie mit aller Kraft gegen ihn kämpfen! Auch darf ich Euch daran erinnern, dass selbst Gamling diesem Plan zustimmte, der die Dunländer besser als jeder hier im Raum zu kennen scheint!"
"Ich danke Euch für Euren Einsatz um die Klamm, auch wenn ich wünschte, dass die Konflikte nicht in solchem Kräfteverhältnis begonnen hätten...Ich werde mit den hier anwesenden Marschällen entscheiden wie viele Reiter und Fußsoldaten wir in dieser Festung entbehren können, leider gibt es noch immer viele Plünderer in dieser Umgebung und nach Herrn Eomers Schicksal muss man hier besonders vorsichtig sein", sagte Erkenbrand am Ende ihrer Ausführung düster und mit Trauer in der Stimme.

Aiwyn erinnerte sich an diesen Namen, in Lorien hatte sie ihn zwei mal gehört: Zuerst vom gondorianischen Herrführer Faramir und dann kurz vor ihrem Aufbruch von Jutan. Soweit sie verstanden hatte schien er ein großer in Rohan zu sein, ein hoher Heerführer, ein Herrschender und ein Weiser. Alle sprachen immer in höchster Anerkennung von ihm, was auch immer mit ihm geschehen war, schien Erkenbrand und die Marschälle ziemlich mitzunehmen. "Was ist mit Herrn Eomer?", fragte sie vorsichtig, doch Erkenbrand zischte nur wütend als Antwort und erwiderte dann traurig: "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt darüber zu reden, merkt Euch nur, dass Rohan nun schwere Zeiten bevorstehen, die einzige Erbin wird nach Gondor weiterziehen und kämpfen, fällt sie, fällt Rohan. Wir können seine Stellungen halten und kurzfristig sichern, doch ohne König können wir keinen Krieg führen oder das Land als ganzes auf Dauer schützen.", schon beinahe flüsternd ergänzte er: "Unsere Ressourcen sind beschränkt, viele Soldaten sind gefallen und das Volk wird bald einen König verlangen, der die Schäden reparieren wird. Gerade die Bauern sind kriegsmüde und doch sind sie diejenigen, auf denen die Last der weiteren Verteidigung ruhen wird. Ein Gegenschlag muss sorgsam geplant sein. Ich verspreche Euch alles zu tun möglichst schnell aufbrechen zu können, doch liegt dies nicht allein an mir."
Aiwyn neigte ihren Kopf, "Ich danke Euch, doch muss ich gleichzeitig um erneuten Zugang zur Waffenkammer bitten, sowie die sofortige Erlaubnis zum Aufbruch bitten, viele Besatzer der Klamm dürften im Rückblick meine Tarnung durchschaut haben und es wäre eine Gefährdung für jeden Soldaten eine solche Zielscheibe mitzunehmen."
Erkenbrand seufzte: "Ihr habt großes für Rohan getan und wir würden gerne Eure Waffen im Gefecht an unserer Seite wissen, doch Ihr habt schon genug für uns getan, sodass wir unmöglich darauf bestehen können. Möget Ihr Euer Glück finden!"

Aiwyn erhob sich und verließ die Halle und ging erneut zu der Torwache, die sie zu der Waffenkammer führte. Kaum hatte Aiwyn sie betreten sagte die Wache leicht lächelnd: "Wollt Ihr heute wieder Haushaltsware oder darf es heute etwas mehr sein?"
-"Nein, heute habe ich wirklich größeren Bedarf, vor allem im Bereich des Bogenzubehörs.", antwortete sie ebenso lächelnd.
"Sehr gut, ganz hinten rechts ist unsere beste Ware"
Aiwyn bedankte sich und ging in die Ecke, wo Ihr sofort eine Wand aus Köchern auffiel und weitere brauchbare Hilfsmittel. Nach einem kurzem Blick legte sie sich einen grünlichen Köcher mit silberner Öffnung um, sowie nach kurzem weiteren Blicken dazu passende, feine, grüne Handschuhe mit silbrigem Ende und einen schwarzen Gürtel in Blattform, an dem sie ihre Waffen und die Handschuhe befestigte. Ihr Blick folgte den Waffen weiter. Zuerst wechselte sie die Pfeile im Köcher aus, anstelle der rotbefiederten Pfeile mit breiter Spitze traf sie eine Auswahl an silbrigglänzend befiederten Pfeilen mit dünner Spitze und silbrigbläulicher Befiederung mit etwas dickerer Spitze. Nach etwas längerer Überlegung ergänzte sie dieses Sortiment mit einem Bündel alter und einfache Pfeile ohne nennenswerte Eigenschaften. Dann nahm sie sich drei kleine schwarze Gürteltaschen, die sie sogleich an selbigen befestigte und griff zuletzt zu einem silbernen Stirnreif, der eng verschlungen aus feinsten Mustern bestand und Aiwyn aus unerklärlichen Gründen faszinierte. Sie ging noch einmal sicher, dass die neue Ausstattung fest genug am Körper saß und verließ die Kammer erneut. Sie verabschiedete sich von der Torwache und verließ die Stadt, fest entschlossen am Schneeborn ihre Suche fortzusetzen und wenn es noch so lange dauern sollte - immerhin wusste sie nun auf dem Weg zu sein!


Aiwyn, nach: Die Flüsse Rohans und der Rauros (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6080.msg187509.html#msg187509)
Titel: Re:Aldburg
Beitrag von: Lostir am 5. Mai 2013, 23:32
Farillions Start: (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,25904.msg328458.html#msg328458)

Farillion näherte sich Aldburg von Osten. Er konnte es nur Glück nennen, was ihn schließlich hierher geführt hatte. Soweit er wusste gab es in Imladris keine Karte (zu der er Zugang hatte) die neu genug war um Aldburg zu zeigen. Vor einiger Zeit war er alleine von Imladris aus aufgebrochen und hatte sich auf den Weg nach Süden gemacht. Die meisten kampffähigen Elben waren bereits ausgerückt und die wenigen die blieben, dienten der Verteidigung. Dass er nicht direkt mitgekommen war, lag nur daran, dass er sich auf einer längeren Mission befunden hatte und so vom Auszug nichts mitbekommen hatte.
Da Farillion weder ein Pferd besaß, noch dass er reiten konnte, war er zu Fuß losgegangen. Nach etwa einem Monat hatte er die Porte von Rohan passiert und danach hatten die Probleme begonnen. Rohan hatte schwere Zeiten durchlitten, sodass es weitestgehend unbewohnt und entvölkert war. Viele Menschen waren in die Städte geflohen und hatten ihre Höfe im Stich gelassen. Die Westfold war immer noch vom Krieg gegen Isengart gezeichnet. Was an Gehöften einst gewesen war, war nun niedergebrannt mitsamt den Feldern und die Ernten waren geplündert worden. Die Tiere, die nicht mitgenommen werden können, waren geklaut oder getötet worden. Farillion hatte gehofft jemanden zu finden, den er fragen konnte, doch lange Zeit war dies von wenig Erfolg gekrönt. Er hatte noch eine grobe Karte Rohans im Kopf gehabt und war so in Richtung Folde aufgebrochen, von wo er wusste, dass Aldburg liegen sollte. Dieser Landstrich war weitestgehend zwar vom Krieg verschont gewesen, doch auch hier waren die Menschen entflohen. Als er schließlich doch einen Mann auf einem Feld getroffen hatte, war dieser entsetzt vor ihm weggerannt und hatte in einem unverständlichen Dialekt wüste Beschimpfungen geflucht. Farillion vermutete, dass dies der Dialekt der Rohirrim wäre und dass der Mann noch nie einen Elben gesehen hatte. Er konnte das gut nachvollziehen, der Mensch hatte ihm zuerst auch etwas Angst eingejagt. Als er ein paar Tage später auf ein bewohntes Gehöft stieß war es nicht viel besser. Auch diese Menschen sprachen nur die Sprache von Rohan, einen starken Dialekt des Westron, welcher für Farillion nicht verständlich war, da er an den nordischen Dialekt der Dunedain gewöhnt war. Allerdings kam Farillion weiter, in dem er nur "Aldburg?" fragte. Die Menschen konnten ihm so immerhin die Richtung zeigen, in die sich Farillion wenden musste. Er lief also in die angegebene Richtung weiter und durch reines Glück gelangte er zwei Tage später auf einen Hügel, von dem er eine große Stadt sehen konnte, die sich scheinbar riesig vor ihm erstreckte. Der Anblick hatte definitiv etwas Erstaunliches an sich, da Farillion noch nie eine Stadt gesehen hatte, die größer als Bree war und so blieb Farillion erstmal gebannt stehen. Diese Stadt musste Aldburg sein, da war Farillion sich sicher, und so hatte er sein Ziel schließlich doch noch erreicht.

Nachdem er den Hügel hinabgestiegen war, stand Farillion nun vor dem östlichen Tor nach Aldburg. Von weitem hatte es durch den Gesamteindruck der Stadt einen furchteinflößenden Eindruck hinterlassen, doch von nahem erschien es ihm auch nicht größer als das nach Imladris, vielleicht sogar etwas kleiner. Das Tor war aus einfachem Holz gefertigt und sah schon etwas älter aus. Da es mitten am Tage war, stand das Tor speerangelweit auf. Vor dem Tor standen zwei Männer, beide mit einem Speer bewaffnet, die das Tor bewachten. Sie trugen hohe Helme, unter denen ihre blonden Haare herausragten. Ihr Wappenrock war in einem dunklen Rotton mit grünen Elementen gehalten und sie sahen Farillion kritisch an. Farillion machte sich gefasst von diesen fremdländischen Kriegern aufgehalten zu werden, doch diese ließen ihn einfach passieren. Farillion schloss daraus, dass diese den Anblick von Elben schon gewöhnt waren, weshalb es sich zweifelsfrei um Aldburg handeln musste. Farillion schritt durch das Tor und betrat die Straße, die geradewegs vom Tor wegführte. Sie war eng, die Häuser waren klein und es wimmelte von Flüchtlingen. In allen angrenzenden Höfen waren kleine Zelte oder Unterschläge errichtet worden um die Vertriebenen, die aus allen Teilen Rohans heranströmten aufzunehmen. Auch die Straße war überfüllt, Menschen eilten umher, Kinder spielten im Dreck, Pferde wurden durch die Gassen geführt und auch Schweine und anderes Getier waren auszumachen. Allgemein hatte Aldburg hier große Ähnlichkeiten mit Bree, von den Geräuschen, den Gerüchen und dem emsigen Treiben. Und trotzdem war es ganz anders. Die Menschen waren überwiegend blond und auch ihre Gesichtszüge waren anders. Genauso die Häuser. Diese waren Strohgedeckt, hatten breite verzierte Holzgiebel und Holz war allgemein ein viel verwendeter Baustoff. Farillion bahnte sich einen Weg durch die Menschenmasse immer weiter in das Zentrum von Aldburg vor. Und mit seinem Weg veränderte sich auch die Stadt. Die Straße wurde breiter, die Häuser höher und die leicht dreckigen Häuser am Tor wichen, großen stark verzierten Hallen und Gebäuden. Die Dachgiebel waren nun wahre Meisterwerke. Sie nahmen die unterschiedlichsten Formen ein. Es gab Drachenköpfe, Pferdeköpfe, Äxte, Blumen und reine Muster. Bei einigen Gebäuden waren diese sogar golden. Auch die Türen und das restliche Holz wurden immer verzierter. Muster schlängelten sich um die Gebäude herum, goldene Linien waren zu sehen und Farillion sah, dass diese Stadt, die für Menschen schon alt sein musste einmal sehr schön gewesen war. Die Straße mündete in einen großen Platz, der der Markplatz sein musste und hier traf Farillion endlich auf andere Elben. Raschen Fußes ging er zu einem hin, den er gut vom Sehen kannte. „Hwandil, seid gegrüßt. Ich bin eben erst aus Imladris angekommen um mich euch anzuschließen.“ „Farillion, willkommen in Aldburg. Wenn du die anderen suchst, unser Lager befindet sich außerhalb des östlichen Tores. Doch wäre es vermutlich besser, wenn ihr euch erst bei Herrn Elrond anmeldet. Seht ihr diese Halle dort hinten? Die ganz große. Dort solltet ihr Herrn Elrond finden können.“
Farillion ging in die beschriebene Richtung und betrat das gezeigte Gebäude. Soweit Farillion das einschätzen konnte, war es das größte Gebäude in Aldburg. Es bestand aus mehreren Stockwerken, war reich verziert und den Eingang bildeten zwei riesige Torflügel, die so groß waren, dass man auch auf einem Pferd durchreiten konnte. An der Tür standen zwei Wächter, denen Farillion kurz sein Begehren schilderte, sodass sie ihn hineinließen. Da sie ihn und er sie einwandfrei verstehen konnten, nahm Farillion an, dass in großen Städten Rohans hauptsächlich Westron gesprochen wurde.  Drinnen fragte er einen der Menschen, den er sah, ob dieser ihm den Weg weisen könnte und tatsächlich konnte der Mann ihn zu Herrn Elrond führen. Farillion klopfte sachte gegen die Tür, an der er nun stand und von drinnen erklang die unverkennbare Stimme von Elrond: „Herein“
Farillion betrat das Zimmer, es war nicht groß, doch Elrond schien es als sein Arbeitszimmer zu gebrauchen, denn es stand ein großer Schreibtisch an einer Wand, der von dutzenden von Blättern und Karten bedeckt war. An der anderen Seite stand ein großes Regal voller Bücher. Diese Bücher schienen allerdings keineswegs elbischen Ursprungs zu sein, sondern Werke der Menschen. Farillion grüßte Elrond und erzählte, dass er gekommen war um sich den Truppen Imladris anzuschließen und ihnen zu dienen so gut es ging. „Das erfreut mich das zu hören.“, antwortete Elrond ihm, „Ich weiß natürlich, dass ihr kein Kämpfer seid, aber ich kenne genauso gut eure Stärken und bin mir sicher, dass ihr uns nützlich sein könnt.“ Farillion erfuhr noch einige Informationen über Aldburg und Rohan allgemein und dann machte er sich auf, in das Lager der Elben zu gehen und dort nach einem Zelt zu suchen, in dem er schlafen könnte.
Titel: Die Reiter aus dem Wold
Beitrag von: Lostir am 15. Jun 2013, 18:28
Farillion war schon seit einigen Wochen in Aldburg. Er hatte sich den anderen Elben angeschlossen und einiges vom Krieg aufgeschnappt. Im Lager herrschte allgemein gute Stimmung. Der Krieg in Rohan ruhte schon seit einer ganzen Weile, so dass die Elben nichts zu tun hatten und sich die Zeit vertrieben. Sie feierten die bisherigen Schlachten, die zwar wenige aber trotzdem siegreich waren und aus Imladris waren nicht nur Krieger ausgerückt. Auch verschiedene andere Elben waren aus den unterschiedlichsten Gründen mitgekommen. So gab es natürlich diejenigen, die sich um die Verpflegung kümmerten. Trotz der fremdländischen Gegebenheiten schafften die Köche aus Imladris es trotzdem noch etwas auf zum Essen zu zaubern, was der Qualität von Imladris entsprach. Viele waren es nicht und so bekamen sie Unterstützung von Menschen aus Rohan, über die sich die Köche bei jeder Gelegenheit beschwerten, genauso wie über die Zutaten, die sie in Rohan bekamen. Auch Schmiede, Pfeilmacher und andere Handwerker waren mit ausgezogen und versorgten nun die Elben in der Fremde. Im Moment gab es wenig zu tun für sie, sodass sie den Größtteil ihrer Zeit damit verbrachten sich mit den ansässigen Handwerkern auszutauschen und deren Produkte anzuschauen. Die elbischen Arbeiten waren denen der Rohirrim zwar in den meisten Teilen deutlich überlegen, doch die fremdländischen Erzeugnisse riefen nichts desto trotz Interesse bei den Elben hervor. Im Gegenzug zeigten die Elben sich auch bereit Wissen weiterzugeben und einige Knaben aus Rohan schauten ihnen fleißig zu und wurden von den Elben unterrichtet, so gut es eben ging, da fast alle Elben kein Westron sprachen und auch die Rohirrim kein Elbisch. Viele Knaben aus Rohan machten sich auch als Stallburschen verdient. Insgesamt kümmerten sich die Einheimischen fast ausschließlich um die Pferde der Elben.

Auch Farillion hatte bisher noch nichts unternommen. Den größten Teil der Zeit war er dabei gewesen alte Bekanntschaften zu erneuern, oder durch diese fremde südländische Stadt zu schlendern. Vieles war hier anders. Die Straßen wirkten enger und bedrückender auf ihn, kleine Häuser drängten sich dicht aneinander und auch die Menschen schienen wenig Zeit zu haben. Über all war es geschäftig, hektisch und laut. Farillion vermisste die Ruhe, welche in Imladris überall zu spüren war, das Gefühl, der Beständigkeit und Ausgeglichenheit. Doch dies fehlte in den Straßen von Aldburg komplett.

Dies ist eine Stadt von Menschen für Menschen. Nichts davon ist vergleichbar mit Imladris. Die Menschen hier spüren den Wandel, die kurze Zeit, die sie nur auf der Welt verbringen und dass selbst diese Zeit nicht sicher ist. Hier sind Menschen aus ganz Rohan, geflohen vorm Krieg, manche haben alles verloren, einschließlich ihrer Hoffnung. Sie leben nur noch von einem Tag in den nächsten, versuchen zu überleben.

„Farillion!“, durch diesen Ausruf aus der Menge wurde Farillion jäh aus seinen Gedanken gerissen. Farillion blickte sich um, doch er konnte kein vertrautes Gesicht erkennen. „Farillion“, hörte er noch mal den Ausruf, diesmal deutlich näher und lauter. Als der Ruf das dritte mal ertönte, konnte er dann den Rufer bestimmen. Es war ein Rohirrim, für Farillion sah er auf den ersten Blick aus wie jeder andere, da es ihm immer noch Schwierigkeiten machte, die Menschen Rohans zu unterscheiden,  der jetzt fast neben ihm stand. Von nahem erkannte Farillion jetzt auch, dass es sich um einen Soldaten handelte. Er hatte einen Waffenrock an und in seinem Gürtel steckte ein Schwert, auf dem seine Hand lag. „Farillion, ich soll nach euch schicken, ihr werdet in der Ratshalle erwartet.

Der Soldat hatte keine weiteren Informationen, und so begab sich Farillion zur Ratshalle. Neben dem Eingang standen zwei Wachen, die die großen Türflügel offen hielten und Farillion trat ein. Der Raum war gefüllt mit einer Schar von Menschen und Elben, die herumstanden und sich über scheinbare Neuigkeiten zu unterhalten schienen. Von den Elben kannte Farillion fast alle vom sehen und die ihn erkannten, nickten ihm freundlich zu. Farillion gesellte sich zu einer Gruppe mit Elben, welche er gut kannte. Einer von ihnen war gerade dabei, anderen, die die Sprache der Menschen nicht verstanden zu übersetzten, was passiert sei:

„...  geflohen. Sie kamen anscheinend aus Lothlorien und haben mitgenommen, was sie tragen konnten. Die Reiter meinten, sie wären nicht verletzt gewesen, also sind sie wohl vor der Schlacht geflohen. Genaueres wissen wir aber nicht, da keiner der Elben mit den Rohirrim kommunizieren konnte. Die Reiter haben ihnen deshalb ein paar Sachen gegeben und die Hälfte der Reiter ist da geblieben, während der Rest auf direktem Weg nach Aldburg zurückgeritten ist.“

Damit endete der Elb und Farillion ließ sich anschließend den Anfang noch einmal erzählen, den er verpasst hatte. Ein Eored war bei einem Ritt durch den Wold auf eine Gruppe von mehreren 100 Elben gestoßen, die aus dem Norden gekommen waren, beladen mit dem, was sie tragen konnten. Farillion begriff, dass diese Neuigkeit der Grund war, warum alle hier versammelt waren. Unterdessen wurde das Thema in der Halle heiß diskutiert. Viele der Elben gaben ihre Meinung preis und auch die versammelten Rohirrim unterhielten sich lautstark, bis Elrond das Wort Ergriff und die Stimme hob.

 „Elben und Menschen“, begann er auf elbisch in die Menge zu rufen und alle Blicke wendeten sich ihm zu. „Wie ihr bereits gehört habt, wurde an der Nordgrenze Rohans eine Gruppe Elben erblickt, die aus Lothlorien gekommen sind. Wie auch einige Wissen, befindet sich der goldene Wald in der drohenden Gefahr eines Angriffs von Saruman, dem Abtrünnigen. Diese  Gefahr schien aber keinem der Weisen bedeutend genug um die Aufmerksamkeit auf ihn zu richten. Saruman ist gefallen und vertrieben worden. Er ist geflohen, mit nichts außer den engsten seiner Diener. Es erscheint unmöglich, dass er wieder zu Macht gekommen ist. Dies ist die Meinung, zu der wir gekommen sind, und die wir immer noch vertreten. Aus diesem Grund stehen wir jetzt nicht an der Seite unserer Brüder, viel zu unbedeutend ist dieser Angriff und viel zu gefährlich wäre es jetzt das Land der Menschen zu verlassen und zu entblößen.
Doch die neusten Ereignisse mahnen zur Vorsicht, Elben die in dieser Anzahl ihr Reich verlassen, können keinen Grund dafür haben als eine Gefahr, die größer ist als auch die weisesten geahnt haben. Und trotzdem kam keine Kunde aus dem Wald, weder Gute noch Schlechte. Kein Wort oder Bote erreichte uns. Und auch ich kann Loriens Schicksal nicht sehen.
Und nun stehen wir vor einer Entscheidung, wir können weder diese Stellung hier verlassen und das Schicksal der Menschen sich selber überlassen, noch können wir unsere Brüder und Schwestern ihrem vermeintlichen Schicksal überlassen. Und eine Entscheidung muss getroffen werden, doch mit Bedacht und Weisheit. Denn die einzigen, die von den Umständen mehr wissen, sind jene, die aus dem goldenen Wald nach Süden gegangen sind. Wir werden unsere Blicke nach Norden richten und Späher losschicken. Nachrichten über die Geschehnisse ist das, was wir brauchen, denn solange können wir nichts unternehmen. Doch jeder hier muss bereit sein, aufzubrechen und loszuziehen, wenn wir die Neuigkeiten bekommen, nach denen wir streben und die wir befürchten. Jederzeit kann dies passieren also haltet euch bereit Elben!“

Farillion hörte der Rede Elronds gebannt zu und musste unwillkürlich an Naerduriel denken. Was wenn ihr was passiert wäre. Er hatte sie seitdem nie wieder gesehen, wurde ihm klar. Plötzlich wurde er von Elrond aus seinen Gedanken gerissen, als dieser seinen Namen rief. Sein Name war nicht der einzige auch einige andere Elben wurden gerufen, die nach vorne kommen sollten, während der Rest gehen konnte, da die Versammlung zu Ende sei. Farillion bahnte sich also seinen Weg durch die Menge, bis er schließlich bei Elrond ankam. Insgesamt handelte es sich um eine kleine Gruppe, die noch da war und nun um Elrond versammelt stand. „Wie schon gesagt, werden wir Kundschafter aussenden“, brach Glorfindel, der zur Rechten von Elrond stand, das Schweigen. „Wir müssen herausfinden, was in Lothlorien passiert und warum die Elben ihre Heimat verlassen. Ihr, seit diejenigen, die für diese Aufgabe ausgesucht worden sind.“, sagte er und ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen. Auch Farillion schaute sich um. Die anderen Elben waren allesamt solche, mit denen er schon zusammengearbeitet hatte. Ein Großteil waren Waldläufer und Kundschafter, aber auch Krieger befanden sich unter ihnen. „Ich werde euch anführen“, fuhr Glorfindel fort, „morgen früh reiten wir los. Ich zähle darauf, dass jeder abmarschbereit ist. Jeder der kein Pferd hat, findet sich  bei den Stallungen wieder.“ Sie würden reiten, wurde Farillion klar. Er hatte noch nie auf einem Pferd gesessen und ihm wurde leicht schaurig zu Mute.
Titel: Féren, die Rote
Beitrag von: Lostir am 3. Jul 2013, 18:58
Früh am nächsten Morgen stand Farillion vor den Stallungen von Aldburg. Die Sonne ging gerade erst am Horizont auf und tauchte die Stadt in ein goldenes Licht.  Die Stallungen von Aldburg waren eines der ältesten Gebäude in der Stadt und stammten noch aus der Zeit von Eorl dem Jungen. Lediglich ein paar Anbauten waren mit der Zeit hinzugekommen und so waren die Stallungen immer größer geworden.  Insgesamt erstreckten sie sich über mehre größere und kleinere Höfe und unzählige Gebäude. Aber durch das große Tor, welches den Eingang bildete, und durch welches Farillion jetzt trat, waren einst Eorl und Felaróf hindurch geritten. Farillion lief gemächlich über den ersten Hof und schaute sich nach bekannten Gesichtern um. Die Pferde in den angrenzenden Gebäuden schienen alles Schlachtpferde zu sein. Ein handvoll Stallburschen bemühte sich gerade ein paar Pferde fertig zum Aufbruch zu machen, also ging Farillion zu ihnen und erkundigte sich. Der junge Mann der ihm antwortete zeigte mit der Hand in Richtung eines anderen Hofes und erklärte, dass er dort suchen sollte. Daraufhin begab Farillion sich in die gezeigte Richtung und begab sich zu dem Durchgang. Der Hof in den er nun kam, war von regen Arbeiten bestimmt. Hier waren keine Pferde untergebracht, sondern die Werkstädten. Es gab Sattler, Hufschmiede und allerhand andere Arten von Handwerkern. Dies war augenscheinlich nicht der Platz, den er suchte. Am Ende des Hofes gab es einen weiteren Durchgang und so ging Farillion durch diesen durch.

Der Hof, in den er sich nun begeben hatte, war deutlich kleiner, doch es schien der richtige zu sein. In der Mitte stand eine kleine Statue von einem Reiter, der ein Standarte hoch über dem Kopf schwenkte. Zu Füßen dieser Statue stand ein Reiter mit goldenen langen Haaren, ganz in eine glänzende Rüstung gekleidet und neben ihn ein großes weißes Pferd. Farillion ging zielstrebig auf Glorfindel zu und begrüßte ihn. Bisher schienen die beiden die einzigen zu sein, aber es würden auch nicht viele kommen. Die meisten der Weggefährten hatten ein eigenes Reittier und die Pferde der Elben waren, soweit dies Farillion wusste außerhalb von Aldburg, in der Nähe des Elbenlagers quartiert. Auch Glorfindel hatte sein Pferd, Asfaloth, von den Wiesen gerade erst hierher gebracht, damit er nicht noch einmal zurückkehren musste. Die Reiter würden sich dann auf dem Hügel nördlich von Aldburg versammeln und gemeinsam aufbrechen.

Während Farillion bei Glorfindel stand und mit diesem redete, kamen aus einem der Ställe ein Elb und ein Rohirrim heraus, welche ein Pferd führten. Farillion kannte den Elben vom Sehen, es war der Stallmeister aus Imladris, der anscheinend mitgekommen war. Das Pferd, welches vollständig gesattelt war, schien noch recht jung zu sein und das komplette Fell war von einer roten Farbe. „Dies ist Féren, was in unserer Sprache soviel bedeutet wie brennendes Feuer. Sie ist noch ein sehr junges wildes Pferd, aber ihr werdet schon mit ihr zurecht kommen“

Na toll, nicht nur, dass ich nicht reiten kann, ich bekomme auch noch ein junges wildes Pferd. Da kann ich mich ja gleich in den Dreck werfen.

Bei den Missionen in der Wildnis Eriadors waren Pferde eher hinderlich als nützlich gewesen. Meistens ging es durch dichte Wälder über unebenes Terrain oder durch anderes unwegsames Gelände. Einmal war Farillion von einem stolzen jungen Elben begleitet worden, der darauf bestanden hatte, sein Pferd mitzubringen. Am dritten Tag in der Wildnis, war es  gestürzt und hatte sich den Knöchel verstaucht, worauf es am nächsten Tag Pferdebraten gab. Aus diesem Grund hatte Farillion nie gelernt zu reiten und auf einem Pferd gesessen hatte er nur einmal als ganz junger Elb, als seine Eltern ihn auf ein Pferd gesetzt hatten und ihn an der Leine geführt hatten.

Farillon versuchte also auf das Pferd zu steigen, so schwer konnte dies schließlich nicht sein. Mit etwas Hilfe eines Stallburschens der plötzlich aufgetaucht war, gelang ihm das auch. Oben auf dem Pferd fühlte er sich aber auch nicht wohler. Farillion hatte kein Problem damit, auf Bäume oder Felsen in halsbrecherischer Art zu steigen, aber auf einem Pferd fühlte er sich alles andere als sicher. Der Elb erklärte gerade, wie man dem Pferd befehligte anzuhalten und wie man befehligte sich in Bewegung zu setzten. Auf ein Zeichen von ihm gelang dies Farillion sogar, sehr zu seinem überraschen. Das Pferd  trabte langsam los, nur als Farillion nach ein paar Metern das Pferd wieder anhalten wollte, passierte gar nichts. Farillion wurde zunehmend nervöser und versuchte deshalb das Pferd mit aller Kraft zum Stehen zu bringen, mit dem Erfolg, dass das Pferd nur noch schneller und wilder wurde. Farillion verlor daraufhin vollständig die nerven und kauerte sich solange an den Rücken des Pferdes, bis ein Pferdeknecht dem Pferd in den Weg trat und dieses zum stehen brachte, allerdings nicht ohne sich vorher aufzubäumen und Farillion abzuwerfen.
Am Boden liegend blickte Farillion sich um. Er war weich gefallen, da der ganze Hof mit Stroh bedeckt war, dass seinen Fall abfing. Im Hof hatten sich eine größere Menge Leute versammelt, die grinsend zu ihm herüber schauten, doch sobald sie seinen Blick spürten sich schnell wegdrehten. Glorfindel war mittlerweile mit einem anderem Elben beschäftigt, den er gerade begrüßte, doch er nickte Farillion kurz aufmunternd zu und Farillion beschloss so schnell nicht aufzugeben. Mit etwas Hilfe stieg er wieder auf das Pferd und versuchte es noch einmal. Wieder schaffte er es, das Pferd in Bewegung zu setzten. Bevor wieder alles so schiefgehen sollte, versuchte er diesmal vorher noch etwas auf dem Pferd sitzen zu bleiben. Das Pferd trabte also gemütlich über den Platz und als das Pferd am Ende des Hofes vor der Wand eines Gebäudes ankam, wechselte es die Richtung und bog nach links ab. Farillion beschloss darauf, dem Pferd seine Richtung vorzugeben und lenkte das Pferd nochmal nach links, damit sie wieder auf die Mitte des Hofes kommen sollten. Das Pferd bog auch leicht nach links ab, doch kurz danach ging es wieder in seine alte Richtung über. Farillion versuchte noch einmal, diesmal kräftiger zu lenken, doch das gefiel dem Pferd gar nicht. Es schwenkte kurz nach links, bäumte sich auf, sodass Farillion sich nur mit Mühe und Not überhaupt noch im Sattel halten konnte, und rannte dann los, geradewegs auf den Durchgang zu und von dort in den nächsten Hof, in dem er schon vorher gewesen war.

Die Situation war alles andere als glücklich für Farillion. Er saß auf einem jungen wildem Pferd, über dass er augenscheinlich keinerlei Gewalt hatte und dass mit einem, für ihn enorm scheinenden, Tempo durch die Stallungen von Aldburg ritt. Farillion hing dicht gebeugt am Hals des Tieres und bekam nur halb mit, was um ihn herum passierte. Sie waren im Hof mit den Handwerkern angekommen und diejenigen, die sich in der Mitte des Hofes befanden, rannten eilig zur Seite. Plötzlich erschien neben Farillion ein anderer Reiter, der in vollem Galopp die Zügel von Farillions Pferd in die Hand nahm und dieses dazu brachte, erst langsamer zu werden und dann ganz anzuhalten. Noch zitternd blickte Farillion prüfend zu Boden und als er dort Stroh entdecken konnte, ließ er sich erleichtert vom Pferd fallen. Es war vielleicht ein schmerzhafter Weg, aber er wollte so schnell wie möglich von dem Pferd herunter. Der andere Elb stieg auch von seinem Pferd ab und half Farillion vom Aufstehen, während er sich erkundigte, ob alles in Ordnung sei. Farillion tat nach dem zweiten Mal Fallen der Rechte Arm etwas weh, doch sonst schien alles in Ordnung zu sein.
Jetzt erst kam Farillion dazu sich den anderen Elben, genauer anzusehen. Er hatte ihn in Imladris schon ein oder zweimal gesehen, doch er konnte sich nicht mehr an seinen Namen erinnern. „Danke für die Hilfe, doch leider ist mir dein Name entfallen.“ „Lagond“, half ihm schmunzelnd der andere Elb nach. „Und du bist, soweit ich mich erinnere Lostir?“ „Das stimmt, aber genannt werde ich eigentlich immer Farillion oder auch Farillion der Grüne, wegen meiner Vorliebe für die Kleidung der Waldläufer.“ „Das sehe ich. Und auf die Frage zu antworten, die ich deinen Augen ablese, ich bin nicht zum ersten Mal geritten. Ich bin zu Pferde nach Rohan gekommen, doch ist es bei einer der Schlachten leider gefallen. Und da wir nicht genügend Pferde haben, bin ich jetzt auch hier um eines der Menschen zu bekommen. Doch Kopf hoch, diese Pferde sind mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser. Sie sind eine wilde und schnelle Art und wirklich gut zu reiten, kann ich dir sagen. Auch wenn sie nicht ganz so diszipliniert sind, wie die unseren.“, endete Lagond zwinkernd. „Wie heißt denn dein Pferd?“ „Féren und es ist glaube ich eine Sie“, antwortete Farillion. „Du scheinst dich ja nicht sonderlich mit Pferden auszukennen, wenn du das nur glaubst.“ Farillion blickte ihn verzweifelt an, „Das war das erste Mal, dass ich auf einem Pferd geritten bin, wenn man das so nennen kann und ich habe keinerlei Hoffnung, dass das noch besser wird.“ „Wenn es wirklich nicht klappt, dann werde ich neben dir herreiten und dein Pferd führen“, bot Lagond an, was Farillion dankend annahm.

Inzwischen waren noch weitere fünf Elben und Glorfindel zu ihnen gestoßen, da offenbar alle die noch ein Pferd brauchten eines bekommen hatten. Glorfindel gab den Befehl zum Aufbruch und alle stiegen auf ihre Pferde. Lagond platzierte sein Pferd neben Farillions und ergriff dessen Zügel und als sie losritten, führte er Farillions Pferd, so dass es mit der Gruppe mitlief.

Sie ritten aus den Stallungen heraus und die engen Gassen entlang, bis sie zu dem Tor kamen, durch das Farillion erstmals die Stadt betreten hatten. Als sie durch das Tor geritten waren und auf der freien Ebenen vor den Toren Aldburgs standen, konnten Farillion weit in Gegend blicken. Im Norden und Osten befanden sich die weiten Ebenen Rohans und Farillion glaubte in der Entfernung einen Fluss sehen zu können, der von Nordwesten nach Osten floss. Im Westen waren die Ausläufer der Ered Nimrais gut zu sehen und dahinter das Gebirge selber. Farillion richtete seinen Blick leicht nach Nordwesten. Auf einem kleinerem Hügel, der ein Stück entfernt von der Stadt stand, hatte sich eine größere Anzahl Personen versammelt und genau dorthin ritten sie nun. Als sie auf dem Berg angekommen waren, konnte Farillion die Anzahl genauer erkennen. Etwas weniger als fünf Dutzend Reiter der Rohirrim konnte Farillion erkennen, welches die Reste des Eoreds sein mussten, welcher aus dem Wold kam. Diese hatten soweit Farillion sich erinnerte den Größtteil im Norden gelassen. Weiterhin konnte Farillion um die hundert berittene Elben erkennen. Hinzukamen mehrere Packpferde mit Versorgungsgütern, sowohl für die Reiter als auch für Flüchtlinge. Obwohl in Aldburg selber Not herrschte hatte Herr Elrond anscheinend trotzdem dafür gesorgt, dass die Flüchtlinge Lothloriens versorgt worden wären. Farillions kleine Gruppe schloss sich der großen Gruppe an und sie nahmen im Heer der Elben ihren Platz ein, wobei Lagond die ganze Zeit neben ihm herritt und auf Féren aufpasste.
Als auch die letzten Nachzügler eingetroffen waren, ritt das Heer los, nach Norden, Richtung Wold.

Farillion, nach: Ost-Emnet (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,6080.msg336038.html#msg336038)
Titel: Ankunft in Aldburg
Beitrag von: Eandril am 22. Jan 2014, 21:48
Oronêl, Mathan, Antien, Mithrellas, Celebithiel, Halarîn, Irwyne, Galadriel und Balendin mit den Flüchtlingen Lóriens von der Ebene von Celebrant (http://modding-union.com/index.php/topic,27394.msg347220.html#msg347220)


Einst war Aldburg eine schöne Stadt gewesen, Sitz der ersten Könige Rohans, bevor diese ihren Thron nach Edoras verlegten. Mit der Zeit war die einstige Pracht der Stadt ein wenig verblasst, doch als die Flüchtlinge aus Lórien die Stadt erreichten, glänzten die strohgedeckten Dächer golden in der Sonne, und unter die feine goldenen Linien, die das dunkle Holz der Häuser umrahmten, schimmerten. Noch vor weniger als einem halben Jahr war die Stadt ein Flüchtlingslager gewesen, doch nach dem Sieg über Saurons Mund hatten Teile der Flüchtlinge die Stadt wieder verlassen, und waren nach dem Ende des Winters wieder in ihre Heimat zurückgekehrt.

Als Oronêl neben Arafin und Glorfindel in die Statt einritt, glaubte er, einen Hauch des Alters der Stadt zu spüren. Das verwunderte ihn, denn als er auf seiner Reise nach Süden durch diese Gegend gezogen war, hatte es weder die Stadt noch das Volk der Rohirrim gegeben - und die Zeitspanne die seitdem vergangen war, machte nur einen Bruchteil seines Lebens aus. Dann begriff er, dass die Stadt für die Menschen Rohans bereits uralt war, und das war es, was er spürte. Er wandte sich an Arafin und fragte ihn: "Weißt du etwas über das Volk, das hier lebt? Ich bin nur einmal, auf unserer Reise nach Ló... Norden durch dieses Land gekommen, und hatte keine Gelegenheit, die Menschen näher kennen zu lernen."
Es schmerzte zu sehr, Lórien zu sagen, und so ließ er es, verdrängte den Schmerz für den Moment.
Arafin antwortete: "Viel weiß ich auch nicht über die Menschen Rohans, obwohl ich schon einige Zeit hier bin. Aber ich habe unter den anderen Flüchtlingen, die das Land vor euch verlassen hatten, ein Menschen-Mädchen gesehen, dass aus Rohan zu stammen schien. Vielleicht kann sie dir mehr erzählen? Wenn sie in Lórien war, wird sie wohl an Gespräche mit Elben gewöhnt sein."
Bei Arafins beiläufiger Erwähnung überkam Oronêl eine erstaunliche Erleichterung. Bei dem Mädchen, von dem Arafin gesprochen hatte, konnte es sich eigentlich nur um Irwyne, Amrûns Schützling handeln. Auch wenn der Gedanke an seinen gefallenen Freund schmerzte, nahm er sich vor, so bald wie möglich nach ihr zu suchen.

Inzwischen hatten sie die Tore passiert, und hielten auf dem Platz dahinter an. Die Elben saßen ab, und ihre Pferde wurden sofort in die Ställe geführt. Die meisten Flüchtlinge waren noch nicht in der Stadt angekommen, und würden sie auch nicht betreten, denn es war kein Platz mehr für die Elben. Stattdessen würden sie im Heerlager der Elben von Imladris und Lindon vor den Mauern der Stadt unterkommen.
Am anderen Ende des Platzes teilte sich die Menge, und ein großgewachsener, schwarzhaariger Mann, und eine beinahe ebenso große Frau mit silberblondem Haar traten unter die Elben, und näherten sich Elrond. Glorfindel bedeutete Oronêl und Arafin, ihm zu folgen, und gesellte sich zu Elrond.
Als die beiden Menschen die Elben erreicht hatten, neigte Elrond leicht den Kopf zur Begrüßung, und die Frau sprach: "Willkommen zurück in Aldburg, Herr Elrond. Wir hörten bereits von den Geschehnissen im Goldenen Wald. Ist es... ist es wirklich war? Ist Lothlórien tatsächlich gefallen?"
"Danke Éowyn. Ich freue mich, wieder hier zu sein, auch wenn ich hoffte, wir könnten bessere Nachrichten bringen: Ja, es ist war. Lothlórien ist gefallen, und verantwortlich ist niemand anders als Saruman, der das Land mit einem Heer Orks auf Moria angriff."
Nun ergriff auch der Mann das Wort, und Oronêl wurde klar, dass es sich hierbei um Faramir, den Truchsess von Gondor und in gewisser Weiße auch König von Rohan handeln musste. Amrûn und Celebithiel hatten bereits von ihm erzählt. "Das sind wirklich schreckliche Neuigkeiten, für alle freien Völker in Mittelerde." Dann warf er Oronêl und Arafin einen Seitenblick zu, und fuhr fort: "Arafin kenne ich bereits, aber wollt ihr mich nicht eurem anderen Begleiter vorstellen?"

Bevor Elrond etwas erwidern konnte, verneigte Oronêl sich kurz, und sagte dann: "Mein Name ist Oronêl Galion, Sohn des Ardir. Ich habe bereits von euch gehört, Faramir, Sohn des Denethor, und ich danke euch für euer Willkommen und die Zuflucht die ihr meinem Volk gewährt. Und ebenso danke ich euch dafür, Herrin Éowyn.", fügte er an selbige gewandt hinzu.  Éowyn neigte leicht den Kopf, und erwiderte dann: "Dann seit ihr der Anführer der Elben von Lórien? Derjenige, den Galadriel kurz vor dem Fall von Caras Galadhon zum Herrn von Lórien ernannt hat?"
"Das ist richtig, Herrin.", sagte Oronêl verwundert, und seine Verwunderung spiegelte sich in den Gesichtern der anderen Elben. Elrond, Arafin und Glorfindel konnten nichts davon wissen, und das sollte eigentlich auch für Éowyn gelten. "Vergebt mir die Frage, aber wie habt ihr davon erfahren?"

"Ich habe es ihnen erzählt.", antwortete eine allen wohlbekannte Stimme hinter Faramir, und als dieser beiseite trat, stand dort Galadriel, und schien den Platz mit Licht zu erfüllen, auch wenn dieses Licht seltsam gedämpft erschien.
"Frau Galadriel!", stieß Oronêl überrascht und erleichtert hervor, und fiel vor ihr auf die Knie. "Ihr seit entkommen!"
"Erhebt euch, Oronêl.", erwiderte sie, und fügte hinzu: "Vergesst nicht, dass ihr nun der Herr über die Elben Lóriens seit. Ihr braucht vor niemandem zu knien, schon gar nicht vor mir."
"Und ich lege mein Amt mit Freuden nieder und gebe die Ehre gerne an euch zurück, Herrin.", meinte Oronêl. "Ich habe gezeigt, dass ich der Herrschaft nicht würdig bin, und möchte lieber bleiben, was ich vorher war."
Galadriel legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter, und sagte: "Ihr habt nicht versagt, und ihr seit der Herrschaft ebenso würdig wie ich. Niemand hätte den Fall Lóriens mehr verhindern können, weder ihr noch ich. Doch ihr konntet viele Elben retten, und den Flüchtlingen Zeit verschaffen, was ich nicht mehr gekonnt hätte. Ihr habt also eure Aufgabe vollkommen erfüllt. Wenn es jedoch euer Wille ist, die Herrschaft wieder abzugeben, so steht es euch frei, dies zu tun."
"Ich danke euch, Herrin.", erwiderte Oronêl, und fühlte sich, als würde eine Last von seinen Schulter fallen.
"Dennoch denke ich, wäre es wohl angemessen, euch für eure Taten zu belohnen: Ich ernenne euch also hiermit zu einem Heerführer der Elben und Berater der Mächtigen unter den Elben. Ihr werdet, wenn ihr wollt, bei allen Beratungen die hier stattfinden, anwesend sein."

Elrond, der dem Austausch bislang schweigend beigewohnt hatte, nickte zustimmend und sagte: "So soll es geschehen." Auch Glorfindel signalisierte Zustimmung, und Éowyn sagte: "Als Heerführer der Elben sollt ihr auch immer in Rohan willkommen sein, wo immer im Land es auch sein mag." Oronêl verneigte sich erneut, und bedankte sich. Allerdings wurde es ihm allmählich zu viel, als sagte er: "Es tut mir leid, aber ich muss nach einigen meiner Freunde sehen, und es gibt einiges, dass ich mit ihnen besprechen muss. "
Also verließ er die Stadt und machte sich zum Lager der Flüchtlinge auf, und auf die Suche nach Irwyne und seiner Tochter.


Oronêl, Galadriel, Irwyne, Mithrellas und Celebithiel zum Flüchtlingslager vor Aldburg (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg351665.html#msg351665)


Link angepasst
Titel: Re:Aldburg
Beitrag von: Curanthor am 24. Jan 2014, 23:24
Kaum hatten sie die Stadt betreten, blinzelte Halarîn ihn überrascht an. Anfangs merkte Mathan es gar nicht, da er so schnell es ging durch die Gassen lief um eine Hütte zu finden. Aus dem Augenwinkel sah er einen großen Platz.
Dort stand Oronêl bei den Anführern, Elrond war anwesend und zu seiner Überraschung auch Galadriel. Glorfindel warf ihn einen Seitenblick zu, ehe er um eine Hausecke trat.
„Was…was ist passiert?“, stammelte seine Frau dünn und versuchte sich aus seinem Griff zu entwinden. Er zwinkerte ihr zu und trug sie weiter auf seinen Armen zu dem Haus, dass ihnen ein Händler überlassen hatte.
„Du bist hast einfach das Bewusstsein verloren.“, antwortete er nach einer Weile, öffnete mit einer Hand die Tür und stieß sie weit auf.
„Und wie kommen wir an ein Haus in Rohan?“, fragte sie verwundert, ihre Stimme klang wieder fester. Mathan räusperte sich verlegen und sah sich in der kleinen Stube um, die aber bis aus einen Tisch, einen Stuhl und einer Feuerstelle leer war. Seine Frau sah ihn ernst an und hob zweifelnd eine Augenbraue, bis er schließlich ausweichend antwortete:
 „Ein Händler war zu überzeugen gewesen, dass wir das Haus dringender brauchen als er.“, er setzte sie auf den Boden ab und zog einen Vorhang zurück, dahinter lag ein kleines Schlafzimmer.

Mathan zog seufzend seinen langen Mantel aus und legte ihn auf den Tisch, hängte sein Wehrgehänge und den zusätzlichen Gürtel an einen Haken an der Wand und deutete auf das Bett.
„Ich werde mich nicht ausruhen.“, sagte Halarîn bestimmt und ging langsam auf ihn zu, das die Hütte nach alten Stroh und abgestandener Luft roch, störte sie nicht. Er sah sie fragend an und setzte sich auf den Stuhl, während sie die Tür mit dem Fuß zuwarf.
„Unsere Sachen bringt deine Tante später hierher.“, sagte er nachdenklich und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Halarîn stand nun ganz dicht vor ihm und sah gar nicht so aus, als ob sie gleich Umfallen würde.
„Das weiß ich doch, du denkst eben an alles.“, sagte sie sanft und setzte sich auf seinen Schoß, sodass ihr Oberkörper ihm zugewandt war und sie ihn direkt ansehen konnte. Langsam streichelte sie seinen Nacken, dass es ihm warm den Rücken hinunterlief. Kurz danach begann sie seine Waffen abzuschnallen, mit einem dumpfen Schlag fiel ein Schwert auf den Boden, kurz danach folgte das andere.
„Was machst du da?“, fragte er leise lachend, zog sie dicht an sich heran und vergrub seine Zähne leicht in ihren Hals. Ihr warmer Atem strich ihm über die Wange als sie erschaudernd den Kopf herumwarf.
„Das war nicht nett.“, flüsterte sie und zwickte mit zwei Fingern ihm in die Seite, was ihn zurückzucken ließ, ihr Gewicht verhinderte aber ein entkommen. Er lachte und bekam ihre Hand zu packen, ihre Finger verschränkten sich ineinander. Halarîn warf ihre Haare über die Schulter und gab ihm einen langen Kuss auf die Lippen, während sie seine Hüfte mit ihren Beinen umschlang. Mathan stand auf und ging, ohne den Kuss zu unterbrechen, auf das Lager aus Decken und Fellen zu. Er registrierte das zugenagelte Fenster, hinter dem gedämpftes Stimmengemurmel ertönte, dass er aber geflissentlich ignorierte. Im Vertrauen, dass das Bett das Gewicht von zwei Elben aushalten würde, bettete er Halarîn auf den Berg von Decken und legte sich auf sie. Bei der Bewegung lösten sich ihre Lippen voneinander und auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein verschmitztes Lächeln.
„So kann ich mich auch nicht ausruhen.“, sagte sie, zog ihm sein Oberteil aus und rollte sie beide herum, sodass sie auf seiner Hüfte saß. Er lachte und raubte sich einen weiteren Kuss.
„Nein, daran dachte ich auch gerade nicht.“, sagte er augenzwinkernd und hoffte, dass sie eine Weile ungestört sein würden.
„Soll ich herausfinden an was du dann gedacht hast?“, fragte sie leise und begann die Verschnürung ihres Hemdes zu lösen.
Er grinste.
„Versuchen kannst du es.“

Ein leises Klopfen riss ihn aus dem leichten Schlummer. Er spürte den warmen Atem Halarîns auf seinen Rücken, ihre weiche Haut und den sanften Herzschlag. Sie hatte ihn von hinten umarmt und schlief noch, das Klopfen hatte sie nicht gehört. Mathan seufzte, stand vorsichtig auf und deckte die schlafende Elbe behutsam zu. Es klopfte erneut, etwas lauter als vorher und zog sich seine Hose an. Er sah zu Halarîn, sie hatte sich umgedreht und man sah nur ihren nackten Rücken.

Wer das wohl sein kann? Vielleicht Sûnarîa… Wer auch immer es sein mag, er kann warten.

Mathan öffnete entnervt die Tür und wollte schon zu einer rüden Zurückweisung ansetzen, als er das Gesicht erkannte, dass ihn aus den tiefen einer Kapuze anblickte.
„Könnte ich kurz mit euch sprechen?“, fragte der Elb leise und sah sich kurz um.
„Herr Elrond…gern.“, erwiderte Mathan verwundert und ließ ihn eintreten. Misstrauisch sah sich der alte Elb um und erblickte Halarîns nackte Schultern, die Decke war heruntergerutscht. Mit einem leisen Räuspern wandte er ihr den Rücken zu und setzte sich an den Tisch, während ihn Mathan fragend anblickte.
„Nun, ich war mir lange nicht sicher, ob ich euch überhaupt auf dieses Thema ansprechen sollte. Trotzdem denke ich, dass ihr einige Dinge wissen solltet.“, Elrond sprach gedämpft, während er sich die langen Haare zurückstrich. Mathan nickte nur und wartete bis er fortfuhr.
„Bevor dein Vater uns mit dem Wissen verließ das er nicht wiederkehren würde, hat er mir noch eine Botschaft mitgegeben, für den Fall, solltest du einmal Zweifel bekommen.“, er sah sich kurz um und blickte ihm schließlich wissend in die Augen. Elronds Stimme war warm, verständnisvoll und einfühlsam.

„Und mir scheint, dass dies der Fall ist. Dein Herz ist in Aufruhr und dein Geist verwirrt, ich habe deine Zeichnung zufällig auf einen der Wagen gesehen.“, erschrocken blickte Mathan ihn an. Ihm wurde Heiß und Kalt, sein Mund war plötzlich staubtrocken und er räusperte sich mühsam.
„Davon habe ich geträumt und tue es noch immer. In der Hoffnung, spätestens dort meine Mutter zu finden.“, gab er mühsam zu und rang mit den Tränen. Elrond nickte verstehend.
„Irlôe, ja. Dein Vater hat mir viel über sie erzählt. Er vermutete immer, dass sie schon dort auf ihn warten würde.“ er wartete eine Weile und atmete tief durch.
„Also gibt es kaum noch etwas zu kämpfen, oder was wollt ihr mir damit sagen?“, sprach Mathan verbittert, während ihm eine einzelne Träne die Wange hinabrann.
„Nein, du bist viel mehr als du denkst. Deine Ahnenreihe spricht für sich. Du hast eine wunderschöne Frau und wie ich hörte, eine mutige Tochter; vergiss das niemals.“
Elrond stand auf und ging im Kreis, den Blick zur Tür gerichtet. Die Bewegung riss Mathan aus seiner Erstarrung und er stand ebenfalls auf und zog den Vorhang vor dem Bett zu.
„Meine Ahnenreihe…es gibt keine. Niemand weiß woher meine Familie kommt, keiner hat sich je als großer Krieger oder ähnliches hervorgetan und Herrscher war auch keiner.“, er senkte den Blick und ging zum Tisch.
„Nein, ich habe nichts mehr, bis auf meine Frau und Tochter, das stimmt. Aber was soll man auch erreichen? Hier gibt es doch kaum etwas zu gewinnen.“

„Willst du nicht etwas bewegen? Etwas Großes vollbringen, wie fast jeder? Dann sie dich um.“ Elrond breitete die Arme aus, als wolle er die ganze Hütte umfassen. „Denn das ist der Grund, auf dem du dich bewegen wirst. Aman kann warten, dort geht jeder von uns irgendwann hin, egal was er geleistet hat.“ Der Elb machte ein ernstes Gesicht und setzte sich wieder hin.
„Doch Wörter sind nutzlos, Taten zählen. Ich glaube keiner hat etwas dagegen, wenn du dich in Eregion niederlässt, wenn das alles vorbei ist. Sieh mich nicht so überrascht an, es ist offensichtlich, außerdem habe ich das Banner da in der Ecke gesehen.“, er nickte in besagte Ecke, wo ein Zipfel des Stoffes der Flagge hervorlugte.

„ Und eine Ahnenreihe gibt es, angefangen bei den Ersten von uns. Ich weiß, dass dein Vater stets nur Andeutungen und Rätsel gemacht hat.“,
Mathan nickte als Zustimmung.
„Ja, das hat er. Amarin sprach stets von einer größeren Ahnin gesprochen, wahrscheinlich seiner Mutter oder Großmutter.“ Zu seiner Überraschung nickte der Herr von Imladris.

„Er meinte wahrscheinlich Finvain, aber sicher ist es nicht. Gil-Galad hatte mal etwas in die Richtung angedeutet, aber aus der Zeit weiß keiner mehr etwas und die Bücher dazu sprechen auch keine deutliche Sprache. Allerdings kann ich dir auch etwas über deine Mutter berichten, wenn du es erfahren möchtest.“, erstaunt ließ Mathan sich auf den anderen Stuhl nieder und hörte mit klopfenden Herzen zu, er schwang zwischen Trauer und Interesse hin und her als Elrond ungefragt sprach:
„ Nun, deine Mutter stammte von den Noldor, die in Gondolin lebten. Dort lernte sie deinen Vater kennen. Wahrscheinlich waren ihre Eltern Fü…-“, lauteres Klopfen unterbrach ihn.

„Herr Elrond? Ein Meldereiter wünscht euch zu sprechen.“, draußen war es unnatürlich still oder bildete er sich das nur ?... Mathan saß ganz still da, gefangen von der Faszination der Vergangenheit.
„Wir führen das Gespräch ein anderes mal weiter.“, sprach Elrond, als er sich erhob und nach ein paar Schritten die Tür öffnete. Kälte kroch in die Hütte und der Lärm der Stadt drang in ihre Ohren.
„Danke, für alles.“ Mathan war ebenfalls aufgestanden und  nickte zum Abschied, der Elb lächelte ihm kurz zu und schloss schließlich die Tür. Seufzend ließ er sich erneut auf den Stuhl nieder.

„Meinst du es ist war?“, unwillkürlich zuckte er zusammen und drehte sich um. Halarîn hatte sich eine Decke um den Oberkörper gewickelt und den Vorhang zurückgezogen, sie lächelte entschuldigend.
„Erschreck mich doch nicht so.“, brummte er und setzte sich neben sie.
„Ich wüsste nicht, warum er mich belügen sollte.“, antwortete er schließlich nach kurzen Zögern auf ihre Frage. Sie sah ihn lange in die Augen, ohne zu blinzeln.
„Du weißt, dass keine seiner genannten Informationen handfest waren, sondern nur Vermutungen, gestützt auf Andeutungen. Ebenso hat er davor versucht dich neugierig zu machen und scheinbar hat er es geschafft.“, selten hatte er sie so kritisch erlebt, ein ernster Zug war auf ihren Gesicht erschienen.
„Ich weiß, aber es ist besser als nichts.“, antwortete Mathan nur lasch und vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter.
„Aber was sollte ich sonst machen? Ihn bitten zu gehen? Nein...“, nuschelte er undeutlich, hob den Kopf sah sie schließlich an. Sie grinste ihn stattdessen an und ließ die Decke fallen.
„Vielleicht solltest du mich jetzt aufwärmen? Wenn mir kalt wird, kann ich dir nicht sagen, was ich dir eben schon erzählen wollte.“
Halarîn lächelte kokett und umarmte ihn schließlich, unterdrückte ein Zittern und lachte.
„Du bist ja wie Eis, komm unter die Decke.“, ohne eine Antwort abzuwarten zog sie ihn einfach auf das Bett und kuschelte sich an ihn.

„Gegen dich habe ich nie ein Chance oder?“, fragte er trocken und erhielt dafür einen ärgerlichen Stoß mit dem Ellenbogen.
„Du wehrst dich auch nicht.“, erwiderte sie und er dämmerte langsam in einen leichten Schlaf.


Titel: Aldburg
Beitrag von: --Cirdan-- am 29. Mär 2014, 13:46
Zwei Besucher in der Nacht und einer am Morgen

Aus der Sicht des Halblings


Langsam ging er durch Reihen der Orks, Orks die raubten und brandschatzten, die die Wälder rodeten und ihr Holz in die Schmelzen von Moria brachten.
Ungesehen, unantastbar für alle und jeden durchstreifte er einen Ort, den er vor Jahren schon einmal besuchte, der jetzt allerdings nicht wieder zu erkennen war. Weiter und weiter brachten ihn seine behaarten Füße durch das einst so schöne Land bis ein mächtiges Kreischen, das aus den Wolken zu kommen schien, sein Blick nach oben wandern ließ. Ein riesiger Adler drehte am Himmel über Lothlorien eine letzte Kurve bevor er in nordwestlicher Richtung verschwand. Es schien ihm fast so, als sähe er einen braungekleideten Mann auf dem Adler reiten. Und er dachte an Gandalf, der ihn selbst auf dem Rücken eines solchen Tieres aus der Schlacht am Morannon rettete. –An Gandalf, der nun im alten Wald schlief, da ihn Saruman behext hatte.
Er bog um eine Ecke und da stand er vor ihm: Saruman, groß und mächtig, im Gespräch mit einem hochgewachsenen Elben. Saruman breitete die Arme aus und in seinen Händen lagen strahlend weiße Edelsteine, die er nun dem Elben überreichte.
Panisch vor Sarumans plötzlichem Auftauchen stolperte er zurück und entkam so einem Baum, der direkt neben ihm zu Boden viel. Ein Knacken und Krachen, geborstenes Holz – immer wieder hörte er diese Geräusche, doch änderten sie sich langsam. Es wurde zu einem Kratzen auf Holz und immer wieder dumpfen Aufprallen, als ob die Orks sich nun selbst gegen die Bäume warfen um sie umzureißen.


Mit einmal erwachte Pippin in seinem Bett in Aldburg. Unruhig, so plötzlich aus dem Traum gerissen, sah er sich um. Dann hörte Pippin es wieder, das Geräusch von Kratzen auf Holz und dumpfen Schlägen, die zusammen mit dem leichten Mondschein in der sonst dunklen Nacht durch das offene Fenster herein kamen.

„Merry, Merry?“, flüsterte Pippin zur anderen Seite des Zimmers herüber. Seit längerem teilten sich die beiden Hobbits einen Schlafraum an der Stadtmauer. Sie fanden es falsch lange in Eowyns und Faramirs Herrenhaus zu wohnen und hatten erklärt, sie bräuchten zum Schlafen einen Platz mit ein bisschen mehr Frischluft. Zudem lässt sich ihr Umzug in weniger edle Gemächer dadurch erklären, dass ihr Schlafzimmer nun direkt über dem Nahrungsmittellager der Stadt lag.

Pippin rüttelte Merry bis er letztendlich erwachte. „Pip, was? Es ist mitten in der Nacht. Lass mich Schlafen.“ Doch bevor sich Merry wieder zur Seite wegdrehen konnte dran ein Brüllen gefolgt von einem weiterem dumpfen Schlag durch die Nacht. „Was war das?“,  fragte Merry alarmiert und nun auch hellwach. „Ich weis es nicht“, antwortete Pippin zögernd, „doch es muss von direkt vor der Mauer kommen.“

Nach einigen austauschenden Blicken kletterten die beiden Hobbits durch das Fenster auf die Mauer hinaus und warfen vorsichtig einen Blick über die Brüstung.
Ein großer, schwarzer Bär stand aufrecht auf den Hinterbeinen und versuchte die Mauer zu erklimmen oder durch sie hindurch zu brechen.
Erschreckt zuckten Pippin und Merry zurück und sahen sich hilfesuchend um. „Was will der hier?“, fragte Pippin an Merry gewandt. „Er wird das Essen in unserem Haus gerochen haben! Erinnerst du dich an die Geschichte von Bilbo? Von Beorn dem Pelzwechseler? Es hieß, er konnte sich in einen Bären verwandeln und sind nicht Vorgestern auch einige aus seinem Volk als Flüchtlinge aus Lothlorien hier angekommen?“ „Du hast recht Merry“, antwortete Pippin und freute sich, dieses Rätsel gelöst zu haben, „was machen wir jetzt? Sollen wir ihm einfach etwas aus dem Lager holen und die Mauer herunter werfen?“

Bevor Merry antworten konnte, hörten sie von unten vor der Mauer eine kraftvolle Stimme einen fremden Namen rufen: „Bodror, kehre zurück in die Welt der Menschen.“
Als die beiden Hobbits wieder ihre Köpfe über die Stadtmauer streckten, sahen sie einen alten, bärtigen Mann heran stapfen und voller Staunen beobachteten sie den Bären, wie er sich langsam in die Gestalt eines Mannes verwandelte. Der andere sprach anschließend hoch zur Mauer und Merry und Pippin: „Habt keine Angst! Ich bin Grimbeorn, Anführer der Beoninger und wir verlassen noch heute Nacht diesen Ort. Eine Stadt wie diese ist kein Platz für meinesgleichen. Wir ziehen ostwärts, bis ein Bach einen Wald durchfließt. Dort werden wir uns zunächst niederlassen und ihr uns finden könnt.“ Damit wandten sich die beiden Beoninger ab.
Noch lange sahen Pippin und Merry von der Mauer den Beiden nach und konnten beobachten wie sie sich mit anderen ihres Volkes trafen und gemeinsam am Gebirge entlang nach Osten zogen.

Müde, und noch nicht ganz begreifend was geschehen war, kletterten die beiden Hobbits zurück in ihre Betten und schliefen rasch wieder ein. Die restliche Nacht träumten sie von großen Bären, die im Mondschein durch die Länder Rohan zogen und sich im Firienwald niederließen.

Am nächsten Morgen weckte ein Klopfen von der Tür die Hobbits zur dritten Stunde nach Sonnenaufgang. Nach kurzer Zeit öffnete Pippin und verneigte sich zugleich. Elrond trat auf eine höfliche Handbewegung Pippins ein und nahm auf einem Stuhl platz. „Meister Elrond“, begann Merry vorsichtig, „es tut uns leid. Die Beoninger heute Nacht...wir wollten sie keinesfalls, dass sie Aldburg verlassen.“
Elrond lächelte leicht: „Das weis ich und sie sind nicht euretwegen gegangen. Und auch nicht deshalb bin ich gekommen.“ Fragend blickten ihn Pippin und Merry an und Elrond fuhr rasch fort: „Jetzt, da Lothlorien gefallen ist und viele weitere große Herren hier Zuflucht gefunden haben muss entschieden werden, wie wir weitermachen. Mit Sauron im Osten und Saruman im Norden haben viele Entscheidungen zu treffen. Ein Rat ist einberufen. Ich möchte das auch ihr als Vertreter der Halblinge teilnehmt.“

Freudig, aber auch ernst antwortete Pippin: „Wir nehmen teil. Wir sind bereit. Schon viel zu lange sitzen wir hier untätig und sollte es dazu kommen ziehen wir mit in den Krieg!“
Wiedereinmal überraschte Elrond der Mut der Hobbits. „Wir treffen uns zur fünften Stunde in den Hallen von Eowyn und Faramir. Doch was den Krieg angeht, so habe zu mindestens ich andere Pläne für euch: Saruman bezieht seine Macht aus dem Westen. Wie weit sein Arm dort reicht, kann ich im Moment nicht sagen, doch ist es durchaus möglich, dass ihm das Auenland Tribut zollt und wenn es so ist, sollte sich dies schnell ändern. Das Auenland ist ein landschaftlich reiches Land und Rohan ist schwach. Spätestens im nächsten Winter werden die Vorräte rar. Ihr werdet mir zustimmen, dass das Auenland wenn überhaupt, dann die freien Völker und nicht Saruman unterstützen sollte.“

Verstehend nickte Pippin langsam und begann dann bedacht: „Schon einmal, Herr Elrond, wolltet ihr mich von Bruchtal aus zurück ins Auenland schicken, doch damals sprach sich Gandalf dagegen aus. Heute ist er nicht da um seine Meinung abzugeben und heute sehe ich euren Vorschlag auch gar nicht so verkehrt wie damals. Vielleicht ist es wirklich Zeit zurück nach Hause zu kehren und dort mal nach dem Rechten zu schauen.“ Zustimmend nickend bestärkte Merry Pippins Worte.
 
„Nun gut“, sprach Elrond erfreut und erhob sich zum Gehen, „das alles muss natürlich noch ausführlich im Rat besprochen werden, doch freue ich mich schon jetzt über eure Hilfe. Wir sehen uns bei der Ratssitzung.“ Daraufhin verließ Elrond das Zimmer und ließ Pippin und Merry in ihren Gedanken an das Auenland zurück.

Nach einem ausgedehntem Frühstück machten sich die beiden Hobbits auf zur Ratssitzung (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg361167.html#msg361167)


Titel: Re:Aldburg
Beitrag von: Curanthor am 5. Mai 2014, 10:58
Er spazierte an einem Sandstrand und blickte sehnsüchtig über das Meer, auf eine große Landmasse. Ein energisches Klopfen ließ das Bild augenblicklich platzen, eine Decke raschelte.
"Ich geh schon.", murmelte Halarîn und kurz darauf ertönten ihre sanften Schritte auf dem Holzboden.
Mathan öffnete die Augen und richtete sich auf, die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Schlitze des vernagelten Fensters. Er fasste sich an den Kopf und fragte sich, wie lange er wohl da gelegen hatte. Der Riegel wurde zurückgeschoben und ein Schwall kühler Morgenluft drang in die Hütte, ein kurzer Wortwechsel folgte. Knarrend fiel die Tür wieder zu und Mathan kleidete sich an. Halarîn trat neben ihm, sie ging barfuß, trug ein silbernes Nachtkleid und machte ein bekümmerstes Gesicht.
"Es gibt wohl eine Versammlung, zu der du erwartest wirst. Sie beginnt zur fünften Stunde, also sehr bald."
Er bemerkte, dass sie etwas eingschnappt war. Er drehte sich zu ihr um, legte ihr eine Hand unter das Kinn und hob ihren Kopf.
"Mach dir keine Sorgen, ich erzähle dir alles, wenn ich wieder da bin. Vielleicht kann ich sogar eine Flasche Apfelsaft auftreiben.", bei dem letzten Satz musste er grinsen, was seine Frau zum kichern brachte.
"Ist gut, ich werde auf dich warten.", antwortete sie, während er sich weiter ankleidete und seine Schwerter anlegte.
Ales er den letzten Gurt festzurrte, röhrte ein Horn und berief die hohen Herren zum Rat, der über ihr weiteres Schicksal entscheiden sollte. Bei den Gedanken straffte er sich und atmete tief aus, die trübselige Stimmung des Vortags war verschwunden, wie Asche, die fortgeweht wurde. Halarîn zupfte ihm ein Knoten aus dem Haar und legte ihm schließlich eine Hand auf die Schulter. Gedankenverloren standen sie so einige Augenblickte einfach nur da und lauschten in die Stadt, die langsam erwachte.

Halarîn starrte auf die Tür und wurde unruhig, sie mochte nicht die Augenblicke vor einer Trennung, auch wenn sie noch zu kurz war. Ihr Mann machte ein ernstes Gesicht, er wirkte gefasst und schien einen Entschluss gefasst zu haben. Sanft schob sie ihn in Richtung Tür, es weiter hinaus zu zögern brachte nichts.
"Du tust das Richtige. Egal was ist, ich stehe immer hinter dir, mein großer Stern.", sprach sie und legte ihre Stirn an die seine.
Er drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund, streckte den Rücken durch, zog die Tür auf und marschierte los. Er wandte sich noch eimal kurz um und winkte ihr, ehe er im Gewirr der Gassen verschwand. Sie schloss die Tür und begann ihre gemeinsamen Habseligkeiten zusammen zu suchen.

Mathan eilte zu der Halle, von der er am Vortag nur flüchtig gehört hatte. Sein Kopf war merkwürdig leer und er fühlte sich umgemein befreit. Heute war ein guter Tag und irgendwas würde er bewirken, er wusste auch was.
"Mathan Nénharma, darf ich euch begleiten?", fragte ein hochgewachsener Elb und trat an seine Seite.
"Natürlich.", antwortete er und verlangsamte seine Schritte ein wenig.
Glorfindel musterte ihn aus dem Augenwinkel, sprach aber kein Wort, scheinbar schien er auf etwas zu warten. Kurz darauf röhrte erneut das Horn über die ganze Stadt.
"Wir sind gleich da, nach der Besprechung möchte ich unter vier Augen mit euch sprechen."

Mathan zur Ratshalle (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg361519.html#msg361519)



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Titel: Re:Aldburg
Beitrag von: Sturmkronne am 14. Jun 2014, 15:51
Borin von der Ostgrenze Loriens (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,27485.msg352977.html#msg352977)

Mit entschlossenem Blick in den Augen ging Borin den gesamten Weg von Lorien bis nach Aldburg in nur einem Tag.  Er hatte nämlich Angst, dass falls er mit dem brennenden Lorien im Blick einschlafen würde, er von Albträumen heimgesucht werden würde. Deswegen und um die kommenden Ereignisse nicht zu verpassen, machte sich Borin also mit der größtmöglichen Geschwindigkeit auf nach Aldburg. Auf dem Weg dachte er viel nach, über die zwei Zauberer denen er nun begegnet war, über sein vergangenes Leben und auch über seine Zukunft, die ja nun unzweifelhaft darin bestehen musste, Saruman zu besiegen. Denn der Wald konnte einfach nicht ungerächt bleiben, so dachte sich Borin, und er war sich auch sicher, dass der Rat sich dieser Meinung anschließen würde. Um all dies zu beschleunigen, wollte er einfach nur so schnell wie möglich in Aldburg sein.
Außerdem wollte er noch seinem König vom Verrat seines Leibwächters berichten und zu guter Letzt herausfinden, wer von seinen Freunden in Lorien gefallen war. Als er schließlich vor den Toren der Stadt stand, sagte er nur zu den Wächtern:

“Mein Name ist Borin und ich muss dringend mit dem Rat der mächtigen Mittelerdes sprechen.“
Titel: Willkommen in Aldburg
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 22. Jun 2014, 21:49
Elea und Doreal von Tolfalas (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,17089.msg360986.html#msg360986)

Die Umrisse der doch sehr mächtigen Stadt wurden immer größer. Es kam Elea vor, wie ein langer Schatten den sie durschreiten musste, in dem jeder Schritt Aufregung, Freude aber auch Angst mit sich brachte. Sie wusste nicht ob ihr Sohn dort war, aber wenn er es war, wie würde sie reagieren, wie musste sie reagieren und wie würde er sich verhalten? Der Abschied vor vielen Jahren, war keine Trennung im Bösen, aber auch kein Abschied wie ihn eine Mutter von ihrem jungen Sohn haben sollte.

Die Sonne überschritt gerade den Zenit als sie die Straße den Hang hinauf folgten und das hölzerne Tor durchquerten. Auf der rechten Seite des Hanges, waren viele Zelte aufgebaut. Auch ohne die Banner von Lindon, Imladris und Lorien hätte sie erkannt, dass es sich um das Werk und die Stätte der Elben handelte. Sofort schoss ihr der Gedanke ein, dass die Waldläufer vielleicht in Zelten bei den Elben Burchtals lagerten. Sie folgte ihrem Instinkt.
"Komm mit Doreal! Lass uns zu den Elben gehen, da finden wir sicher Freunde von mir."
Der Soldat blieb ganz abrupt stehen.
Erst nach gut 15 Schritten bemerkte Elea sein Zögern: "Was... was ist los Doreal?"
"Für euch mag es eine Selbverständlichkeit sein mit Elben zu sprechen, aber für mich als Soldat Gondors nicht. Ich habe seit zwei Jahrzenten keine Elben mehr gesehen und noch nie mit einem gesprochen."
"Ein Soldat Gondors? Furchtlos im Kampf gegen die Orks, aber von Furcht erfüllt wegen einem Gespräch mit Elben?"
"Furcht? Nein, ich fürchte mich nicht", sagte er verlegen.
"Natürlich nicht", sagte Elea und hatte ein angedeutetes Grinsen auf den Lippen "Du wirst sehen. Sie sprechen so wie wir, sie denken auch nicht viel anders. Sie sind lediglich viel älter als du und ich gemeinsam."
Sie sah wie er ein, zwei Schritt auf sie zuging, dann wandte sie sich um und folgte wieder dem Pfad in das Lager.

Es dauerte in der Tat nicht lange, ehe sie auf einen alten Freund Haldars traf. Sie war erfreut ihn zu treffen, obwohl er ein wenig kühl und distanziert wirkte. Als sie ihn fragte, ob Waldläufer des Nordens hier in Aldburg waren, verneinte er bestimmt. Er sagte aber, dass Orophin aus Lorien über die Waldläufer gesprochen habe, aber dass Elea nichts Gutes erwarten durfte. Wenn sie Glück habe, würde sie ihn nach der Ratsversammlung in der Stadt antreffen.

Voll Sorge hetzte sie den Pfad zurück zum Stadttor. Die Straße zur Ratshalle hinauf war stellenweise gepflastert, aber überwiegend nur ein mit Schmutz überzogener, breiter Pfad. Die Häuser an den Seiten, waren einfach, ebenerdig und mit Stroh bedeckt. Lediglich ein paar wenige zeugten von früherem Reichtum einzelner Familien der Stadt, waren aber auch schon heruntergekommen.
Am Ende des Pfades tat sich ein großer gepflasterter Platz auf in dessen Mitte ein Brunnen errichtet wurde. In Richtung der Ered Nimrais ragte hoch und stolz die Ratshalle auf. Die Dachstreben waren mit feinen Holzschnitzereien verziert, die Eingangstüre war über eine handvoll Stiegen zu erreichen, die überaus breit waren. Vermutlich reiteten die Könige einst diese Stiegen hinauf und hielten ihr eigenes Pferd in den königlichen Ställen.
Im Torbogen standen drei großgewachsene Elben und zwei von ihnen waren in ein Gespräch vertieft. Erst als sie näher kam, erkannte sie einen davon: Glorfindel. Etwas abseits stand der Herr von Bruchtal. Wie einen vertrauten Fremden starrte die Dunedain Elrond an. So viele Jahre war es her, seit sie seinem Rat folge leistete und Helluin gehen lies.

Er sah sie am unteren Ende der Stiegen und sein Blick war erst mistrausch. Es folgte sogleich ein zynischer Blick: "Selbst die dunkelste Stunde, vermag einen Hoffnungsschimmer nicht zu verschlingen. Es ist unglaublich, dass wir uns nach all den Jahren einander hier wieder treffen."
"Guten Tag, Elrond", sagte sie und versuchte sich ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
Er berührte mit seiner Hand ihren Oberarm: "So förmlich?! Es ist schön dich zu sehen und es gibt keinen besseren Zeitpunkt als diesen jetzt."
"Nur aus einem Grund bin ich heute hierher gekommen. Ist Helluin hier?", fragte sie ihn direkt.
Er zögerte. "Ich habe deinen Sohn lange nicht mehr gesehen Elea, es tut mir Leid. Die Waldläufer waren lange nicht mehr in unseren Hallen. Aber bitte, bleib ein wenig hier. Ich werde dir erzählen was ich weiß, im Anschluss an diese Versammlung."
Elea's Enttäuschung über diese Information war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie überlegte einen Moment, beschloss aber zu bleiben: "Ich werde im Lager auf dich warten und für die Abreise alles bereit machen."
"Nein, bitte. An diesem Rat nehmen Elben, Menschen, Zwerge und Hobbits teil. Ich denke, dass auch du dabei sein solltest um die Nachricht dann nach Norden zu deinem Volk zu bringen."
"Aber ich kann doch gar nichts dazu beitragen!", entgegnete Elea.
"Vielleicht bist gerade du das fehlende Bindglied zwischen den Waldläufern und uns. Vielleicht kannst du die abgekühlte Beziehung zwischen uns wieder entfachen. Bitte bleib."
"Nun gut, aber erwarte nicht, dass ich viele Worte da drinnen von mir geben werde."


Elea in die Ratshalle (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg361663.html#msg361663).



Diesen Post auf Grund von Umstrukturierung der Aldburg-Threads aus dem RPG-Interen verschoben, den kompletten Inhalt aus einem anderem Thread, der inzwischen ein leerer Beitrag (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg361167.html#msg361167) ist, hierhinein kopiert und den Betreff umbenannt.
lg Cirdan   ^^
Titel: Re:Aldburg
Beitrag von: Slayer am 24. Jun 2014, 22:36
Zur gleichen Zeit vor den Stadttoren

Balendin war erschöpft. Die Reise nach Aldburg war sehr kräftezehrend gewesen.
Er hatte die anderen bei einem der Flüchtlingslager zurückgelassen und sich direkt auf dem Weg zu Thorin begeben. Nun stand er vor den Toren von Aldburg.
Die Wächter winkten grad eine Personengruppe vor ihm durchs Tor.
Der Blick des ersten Wächters fiel auf Balendin. "Wo darf es denn hingehen, Herr Zwerg?", fragte er.
"Ich suche meinen König, Thorin, Sohn des Dain.", antwortete er.
"Dein König müsste sich grad im großen Ratssaal befinden, heute findet eine große Versammlung statt." "Das trifft sich ja gut.", erwiderte Balendin. Er fragte die Wächter noch kurz nach dem Weg zu Ratshalle und ritt dann weiter.
Dort angekommen sah er das die Tore schon geschlossen waren.
Sie haben wohl schon angefangen
Er lauschte kurz an der Tür, dann drückte er ohne groß zu zögern die Türklinke runter.
Die große Tür schwang auf.

Balendin in die Ratshalle (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg361663.html#msg361663)



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Titel: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 4. Apr 2015, 15:40
Oronêl und Celebithiel von der Ratsversammlung (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg361519.html#msg361519)


Sarumans Ankunft hatte Oronêl in seinen Grundfesten erschüttert. Sicher, es hatte geschmerzt über Lórien und über den Ring und Amrothos zu sprechen, aber war von den guten Absichten aller im Rat überzeugt gewesen - auch wenn er bei den Zwergen natürlich egoistische Motive vermutet hatte.
Und als ob Sarumans schiere Anwesenheit nicht genug war, so schien sie doch vom Großteil des Rates gebilligt zu werden - Thranduil, Elrond, die Zwerge... selbst Eowyn, die Herrin Rohans schien zu schwanken, obwohl auch ihr Volk stark unter Saruman gelitten hatte.
Bereits als Elrond ein mögliches Bündnis mit Saruman billigte war Oronêl klar, dass dieser Rat nicht länger dass war, was er sich erhoffte. Die Mächtigen der freien Völker wandten sich an den Feind, der das geringere Übel zu sein schien. Aber Oronêl hatte Lothlórien brennen sehen, hatte den Rauch der brennenden Bäume gerochen. Er hatte Rúmil sterben sehen, die Verzweiflung gespürt, als Celebithiel ihm von Amrûns Tod berichtet hatte...
Und alles war die Schuld Sarumans. Er hatte Lothlórien angegriffen und vernichtet, und niemals würde Oronêl sich auf seine Seite stellen. Deshalb verließ er den Rat, gemeinsam mit Galadriel, Celeborn, Celebithiel und allen anderen Elben aus Lórien.

Als sich die Tür zum Ratssaal hinter ihnen schloss, ließ Oronêl sich neben einer Säule auf den Boden sinken. Er war sich nicht sicher, ob ihn seine Füße nach dem eben Geschehenen noch tragen würden. Galadriel und Celeborn gingen weiter, die Augen starr nach vorne gerichtet, doch Celebithiel ging neben ihm auf die Knie.
"Was tut wir jetzt?"
Oronêl schüttelte müde den Kopf. "Ich weiß es nicht." Er blickte ihr in die blauen Augen,  die heute matt und trüb wirkten. "Ich weiß nur, dass ich nicht hierbleiben kann, wenn sie sich wirklich mit Saruman verbünden."
"Nein, ich auch nicht. Ich... ich wünschte Amrûn wäre hier." Oronêl ergriff ihre Hand und hielt sie. "Das wünsche ich mir auch. Aber er ist fort, und auch das ist Sarumans Schuld.", erwiderte er mit belegter Stimme.
Sie verharrten noch einen Augenblick, dann stand Celebithiel auf und zog Oronêl mit sich. "Ich werde Galadriel suchen gehen, und fragen, was sie jetzt tun wird. Begleitest du mich?"
"Nein, tut mir Leid. Ich möchte zuerst zu meiner Tochter. Ich komme später zu euch."
"Gut." Mit einem traurigen Lächeln ging Celebithiel davon. Oronêl blieb noch einen Moment stehen, und betrachtete die Tür zum Ratssaal. Ein Teil von ihm wollte einfach die Axt ziehen, die Tür auftreten und Saruman den Kopf abschlagen. Aber das wäre sein sicherer Tod, und vermutlich würde er nicht einmal in die Nähe des Zauberers kommen.
Also wandte er sich ab, auch wenn es ihm schwer fiel, und machte sich auf den Weg zu Mithrellas.


Oronêl und Celebithiel mit den Galadhrim ins Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg388422.html#msg388422)
Titel: Die Rüstkammer in Aldburg
Beitrag von: Fine am 5. Apr 2015, 15:35
Start:
Cyneric vom Dol Baran (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30517.msg385660.html#msg385660)

Die Rüstkammer war ein Gebäude dem man sein hohes Alter ansah, auch wenn es gut erhalten geblieben war. Links und rechts vom Eingang hingen zwei Banner: das weiße Ross auf grünem Feld das für die Riddermark stand, und die goldene Sonne auf Rot die für Edoras und die königliche Garde stand. Cyneric neigte leicht das Haupt als er durch die Türen schritt.

Wie gewöhnlich kam er beinahe genau pünktlich zum Schichtbeginn an. Seine Rüstung war ihm so vertraut, dass er sie wohl auch blind hätte anlegen können, und genau wusste wie lange er brauchen würde. Der Schild und der Speer lagen in derselben Ecke wie immer, das Schwert hing bereits an seiner Seite - er ging nur noch selten ohne es aus dem Haus.

Selbst wenn die Zeiten nicht so finster wie diese wären, würde ich trotzdem stets wachsam bleiben
, war er sich sicher.

"He, Ceorl, deine Ablösung ist da," sagte er, und stupste den vor der Rüstkammer wartenden Gardisten kumpelhaft an.
"Du weißt genau, wie ich heiße," gab dieser etwas mürrisch zurück. Natürlich wusste er es, schließlich war er nun schon beinahe ein ganzes Jahr in Aldburg; und kannte jeden, der in der königlichen Garde diente.
"Ja, Sígefrith, ich weiß durchaus, wie du heißt," erwiderte er, den Namen sarkastisch betonend. "Aber er ist mir egal. Denn solange du weiterhin deine Sachen nicht sauberhalten kannst," sagte er mit einem Blick auf Sigefriths verdreckte Stiefel und den einst grünen Umhang, der an den Rändern vor Schmutz starrte, "bleibst du für mich nur irgend ein Kerl. Ceorl. Verstehst du?"
Sigefrith verzog das Gesicht. "Das ist nicht fair," brummte er. "Es laufen zur Zeit so viele Leute durch die Stadt, da ist es kaum zu vermeiden, dass die Straßen zu Matsch getreten werden."

Es stimmte. Seit der Ankunft der Flüchtlinge aus Dwimordene war die Stadt gefüllt von Elben, Menschen und sogar einigen Zwergen. Zwar waren nach der Befreiung Rohans im Jahr zuvor viele Rohirrim, die in der Stadt Zuflucht gesucht hatten, in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt, doch nun hatten die Elben den frei gewordenen Platz wieder aufgebraucht.

Er ließ Sigefrith stehen, der etwas Unverständliches grummelte, und machte sich auf den Weg zu seinem Posten.

Selbstverständlich achtete er ganz genau darauf, dass sein Umhang sauber blieb.


Titel: Vor der Ratskammer
Beitrag von: Fine am 5. Apr 2015, 15:39
Wenn man lange genug am selben Ort Wache gestanden hat, kommen einem die seltsamsten Ideen, dachte Cyneric, der versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, dass ihm der Schweiß den Rücken hinunter lief. Es war ein heißer Junitag, und die Sonne stand hoch am Himmel. Dennoch trug er die vollständige Rüstung der königlichen Garde. Wo kämen wir denn hin, wenn die Wächter wegen der Hitze auf ihre Ausrüstung verzichten würden? Und dann genau an dem Tag einer der hohen Herren und Herrinnen auf die Idee kommt, "Wachen! Wachen!!" zu schreien? Er versuchte sich vorzustellen, wie die Gardisten ohne Rüstung vor die Herrscher der Stadt treten müssten. Er würde wahrscheinlich vor Scham im Boden versinken.

Er riskierte einen kurzen Blick nach rechts auf seinen Gefährten, der auf der anderen Seite der Eingangspforte zur Ratskammer stand. Der stützt sich doch genauso auf seinen Speer wie ich es tue, dachte er. Haltung zu bewahren war natürlich sehr wichtig im Wachdienst, vor allem wenn sich so wenig ereignete, wie es in letzter Zeit der Fall gewesen war.

Cyneric überlegte gerade, wie sehr er sich wünschte, dass wirklich jemand "Wachen! Wachen!!" brüllen würde, als er einen jungen Rohír die Treppe zur Ratskammer hinauf eilen sah. In einer durch langjährige Reflexe beinahe perfekt synchronen Bewegung kreuzten er und sein Gefährte die Speere, um dem Mann den Eingang zu versperren. Dieser wich einen Schritt zurück, wandte sich dann aber an die beiden Wächter.

"Bitte,  feorhhyrdeas," stieß er keuchend hervor und benutzte die alte rohirrische Anrede für die königlichen Gardisten. "Ihr müsst mich einlassen! Es ist ein Notfall!"
"Verzeiht, aber der Rat der hohen Herren und Herrinnen darf nicht unterbrochen werden," gab der andere Gardist ungerührt zurück. Wigmund war sein Name, fiel Cyneric ein. "Was ist so wichtig, dass es nicht warten kann, bis der Rat eine Pause einlegt?"
"Es ist ein Überfall!" antwortete der junge Mann, und zeigte hastig in Richtung Nordosten. "Einer meiner Brüder hat bei einem Ausritt eine Horde Orks entdeckt, die in Richtung unserer Farm unterwegs sind. Mein Vater hat mich ausgesandt, um Hilfe zu holen, da mein Pferd das schnellste ist, das wir besitzen. Bitte - wenn keine Hilfe kommt, werden sie alle umbringen und den Hof niederbrennen!"

Cyneric tauschte einen Blick mit Wigmund aus. Es gab Vorschriften, und die Ratskammer durfte nicht unbewacht bleiben. Doch alle, die in Rohan Kommando führten nahmen an der Versammlung drinnen teil. Und dies war eindeutig ein Notfall. Er legte den Kopf leicht schief, und war erleichtert, als er Wigmund nicken sah. Ich halte hier die Stellung. Kümmere du dich darum, war die Botschaft gewesen. Ein grimmiges Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Er wusste schon genau, wen er als Ersatz für sich selbst an der Ratskammer postieren würde, während er ausritt und Heldentaten vollbrachte.

Sollte Sigefrith doch eine Weile in der Sonne schwitzen und Wachsamkeit vorgeben.



Link entfernt
Titel: Die Stallungen
Beitrag von: Fine am 5. Apr 2015, 15:42
Eine kampfbereite Éored wartete auf ihn als er die Stallungen erreichte. Normalerweise hätte der Kommandant der Reiter ebenfalls hier in Bereitschaft gestanden, doch scheinbar waren alle Hauptleute und Marschälle zur Ratsversammlung gebeten worden. Es sind gewiss die Elben, die zunächst jedem ihre Lebensgeschichte erzählen. Deshalb dauert alles auch so lange.

Cyneric hatte nichts gegen Elben. In den Schlachten an der Entfurt, in Edoras und vor Isengard hatte er mit eigenen Augen gesehen, welch furchterregende Krieger sie sein konnten, und das respektierte er. Auch wusste er, wie wichtig es war, einen guten Plan zu haben. An der Entfurt hatte das Heer der Elben und Menschen eine an Stärke ebenbürtige Ork-Armee durch überlegende Taktiken ohne größere eigene Verluste aufgerieben. Das mag alles stimmen. Aber dennoch könnten sie sich etwas schneller entscheiden, dachte er, als er die Stallungen betrat.

Rynescead ließ ein freudiges Schnauben erklingen, als er Cyneric erblickte. "Es geht ins Gefecht, mein Freund," kündigte er an, und legte dem Hengst seinen Sattel an. Um ihn herum taten die übrigen Reiter dasselbe. Er schwang sich gewandt auf Rynesceads Rücken und ließ das Ross bis zum Haupttor von Aldburg traben, nebem dem die Stallungen lagen. Der junge Meldereiter wartete dort bereits auf ihn, die wachsende Sorge und Ungeduld ins Gesicht geschrieben. Als sich die Éored hinter ihm versammelt hatte, hob er den Speer und ließ sie den Ritt nach Nordosten antreten.

"Auf, Eorlingas!"

Cyneric nach Ebenen der Ostfold (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,4159.msg387287.html#msg387287)



Link entfernt
Titel: Vor der großen Ratshalle
Beitrag von: Fine am 5. Apr 2015, 15:50
Cyneric von Ebenen der Ostfold (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,4159.msg387287.html#msg387287)

Als er vor der Ratshalle eintraf fand er die beiden Wachposten in einen Streit verwickelt vor.

"Wie konntest du zulassen, dass er die Halle betritt?"
"Du warst es doch, der den Speer zuerst gesenkt hat!"
"Es... es erschien mir irgendwie... richtig zu sein! Und du hast ja auch nichts getan, um ihn aufzuhalten, oder nicht?"

"Was ist hier los?" wollte Cyneric wissen, der sich mit lauter Stimme Gehör verschaffen musste.

Die beiden Wachen blickten einander an unsicher an. "Saruman," stieß Wigmund hervor, der seinen Helm abgenommen hatte sodass sein kahl geschorener Kopf sichtbar wurde. "Er ist hier. Er kam in Begleitung einiger finster drein blickender Männer gerade eben einfach so die Treppe hoch- gerade so, als gehörte er hierher."
"Wir... wir konnten ihm nicht Einhalt gebieten," sagte Sigefrith in einem schuldbewussten Ton.

Sarumans Stimme, wurde es Cyneric klar. Alle Rohirrim wussten, wie sie ihren König damals behext hatte, und erst in Isengard hatte Théoden die Stärke gefunden, ihr zu widerstehen. Saruman, der Verräter, ist gekommen, um unsere Anführer ebenfalls unter seinen Bann zu bringen, fuhr es ihm durch den Kopf. Das musste verhindert werden. Dass von drinnen noch kein Ruf nach der Wache erklungen war konnte nur Schlimmes bedeuten. Standen sie alle bereits unter Sarumans Zauber? Von den schlimmsten Befürchtungen erfüllt zog er sein Schwert, und schickte sich an, nach drinnen zu stürmen, als sich die Türen von innen öffneten.

Mehrere Elben stürmten hinaus, ihre Gesichtsausdrücke von zornig bis bedrückt reichend. Unter ihnen war auch die Herrin von Dwimordene, die Cyneric in Isengard schon einmal aus der Ferne gesehen hatte. Es folgten nun noch mehr Leute, Zwerge, Elben und Menschen, die die Ratshalle ebenfalls verließen. Die meisten eilten weiter die Stufen hinunter, zwei Elben jedoch blieben ein Stück abseits der Tür stehen.

Wigmund zog Cynerics Blick auf sich, als er unvermittelt Haltung annahm. Er drehte sich um und erblickte eine weitere Gruppe Elben, die jedoch die Treppe hinauf gekommen waren. Sie sehen anders aus als die Elben, die seit dem Fall von Dwimordene in der Stadt sind, dachte er.

Die Elbin, die in der Mitte der Neuankömmlinge ging - sie schien die Anführerin zu sein - trat auf Wigmund zu. Cyneric und Sigefrith waren etwas beseite getreten. Die Elbin bat Wigmund, sie beim Rat anzukündigen, jedoch war der Name, den sie nannte, so unaussprechlich, dass Cyneric bezweifelte, dass auch nur ein Bruchteil davon die Gesellschaft im Inneren erreichen würde.

"Der Rat empfängt Euch", sagte Wigmund, als er einen Moment später von drinnen zurückkehrte, und die Elbin und ihr Gefolge traten durch die Türen, die sich hinter ihnen wieder schlossen.

Cyneric schickte den durch und durch verwirrten Sigefrith zur Wachstube zurück, dessen Schicht ja eigentlich sowieso vorbei gewesen war. Die beiden Elben, die von denjenigen die die Versammlun verlassen hatten vor dem Eingang geblieben waren - einer hatte sich neben einer Säule hingesetzt, seine Begleiterin kniete neben ihm - erhoben sich nun und gingen langsam die Treppe hinunter, und es kehrte wieder Ruhe auf dem kleinen Platz ein.

Kurz darauf fiel ihm ein, was ihm aufgrund der ganzen Eregnisse wohl entfallen war: Er musste der Herrin Éowyn und dem Heermeister Faramir von seinem Ausritt und dem Sieg über die Orks berichten.

Vorsichtig trat er durch den Türbogen nach drinnen.

Cyneric zum Inneren der Ratskammer (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg388077.html#msg388077)
Titel: Wachposten vor der Ratshalle
Beitrag von: Fine am 9. Apr 2015, 22:43
Cyneric vom Inneren der Ratshalle (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg388077.html#msg388077)

Wigmund blickte ihn neugierig an, als er seinen Posten auf der linken Seite vor der Tür wieder einnahm.

"Wie haben sie reagiert? Werden wir Reiter zu den Ostgrenzen schicken?" fragte er Cyneric, ohne sich ihm zuzuwenden. Als Gardist lernte man schnell, sich mit jemandem zu unterhalten ohne den wachsamen Blick nach vorne abzuwenden, und so weiterhin vollkommen aufmerksam zu erscheinen.

"Es werden zusätzliche Männer über die Ebenen und zu den Grenzen gesandt und mehr Späher werden das Land überwachen," antwortete Cyneric.
"Das ist gut," erwiderte Wigmund. "Hast du Saruman gesehen? Den Weißen Zauberer? Hat er den Rat mit seiner Stimme behext?" Die Stimme des anderen Gardisten war nun zu einem verschwörerischen Wispern herabgesunken, das unter seinem Helm hervordrang.

Cyneric dachte einen Moment darüber nach. Der Rat hatte Saruman eingelassen, ihm zugehört und ihn sogar Vorschläge machen lassen. Dennoch waren ihm Faramir oder Elrond nicht verzaubert von Sarumans Stimme vorgekommen. Er konnte es nicht sagen, und war froh, sich nicht weiter darüber den Kopf zerbrechen zu müssen. Der Rat würde eine Entscheidung fällen, und wenn Sauron dabei zu Schaden kam, würde er damit zufrieden sein.

Hinter ihnen öffneten sich erneut die großen Türen, und der Zwergenkönig marschierte heraus, flankiert von seinen beiden Begleitern. Im Gehen unterhielten sie sich leise in der Sprache ihres Volkes. Cyneric kamen sie recht aufgebracht vor, wobei der König trotz allem eine gewisse Ruhe auszustrahlen schien.
Er beobachtete, wie die Zwerge eilig die Treppen hinuntergingen und in der Stadt verschwanden.

Die Sonne hatte inzwischen ihren Zenit überschritten, und die Schatten begannen langsam, länger zu werden. Es wird noch einige Stunden bis zur Dämmerung dauern, und die Hitze hält an, dachte Cyneric, dem kleine Schweißperlen auf der Stirn standen.

Kurze Zeit später riss ihn die Ankunft eines in Blau und Silber gekleideten jungen Mannes aus seinen Gedanken, der den Platz vor der Ratshalle soeben betreten hatte. Begleitet wurde er von einem Soldaten, der dieselben Farben trug, sowie einen Schild auf dem ein weißer Schwan im blauen Feld prangte. Ein Bote aus Dol Amroth, erkannte Cyneric. Schon begann der Knappe (denn das war er offensichtlich) zu sprechen, als er auf die beiden Gardisten zutrat.

"Grüße, ihr wachsamen Männer Rohans! Hier ist Erchirion, Imrahils Sohn von Dol Amroth, von seinem Vater gesandt mit einer Nachricht an Faramir, Denethors Sohn, den Truchsess von Gondor."

Cyneric und Wigmund erwiderten den Gruß mit einem respektvollen Neigen des Kopfes und machten Erchirion und seinem Begleiter den Weg frei. "Tretet ein, Herr, und sprecht zu der hohen Gesellschaft im Inneren," sagte Wigmund, während Cyneric zur Tür trat und sie leise öffnete. Dann schritt er hindurch, um dem Rat die Ankunft des Adligen von Dol Amroth anzukündigen.

Cyneric zum Inneren der Ratskammer (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg388654.html#msg388654)

Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 25. Apr 2015, 11:11
Oronêl aus dem Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg388422.html#msg388422)...

Oronêl erreichte die Ratshalle schnell, da er sich beeilte und den Weg kurz zuvor erst in umgekehrter Richtung gegangen war. Er sah sich um, doch nirgends war ein Zeichen Dol Amroths zu sehen. Entweder war Erchirion noch nicht beim Rat eingetroffen, oder er hatte keine große Eskorte mitgebracht. Vor den großen Türen standen mehrere Gardisten aus der Königsgarde von Rohan Wache und Oronêl sprach denjenigen an, der ihm der Anführer zu sein schien: "Ist Prinz Erchirion von Dol Amroth bereits eingetroffen?"
Der Wächter nickte und erwiderte: "Ja, Prinz Erchirion ist im Augenblick beim Rat. Soll ich euch einlassen?"
Oronêl wollte bereits bejahen, doch dann viel ihm noch etwas ein: "Ist Saruman noch immer beim Rat?"
Bei der Erwähnung des Zauberers konnte Oronêl die Anspannung im Gesicht des Mannes sehen. "Ja, auch Saruman ist noch drinnen."
"Dann werde ich so lange hier warten, bis entweder Erchirion oder der Verräter hinaus kommen. Ich habe kein Bedürfnis, mit dem Zauberer in einem Raum zu sein.", erwiderte Oronêl und setzte sich in der Nähe des Eingangs auf eine niedrige bröckelnde Mauer, die die Stufen hinaus zur Tür begrenzte. Für einen Moment blickte er nachdenklich in den Himmel, über den Wolken nach Westen zogen. Dann wandte er sich wieder dem Gardisten zu: "Wie heißt ihr, Gardist?"
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Fine am 27. Apr 2015, 15:01
Cyneric aus dem Inneren der Ratshalle (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg388654.html#msg388654)

"Cyneric, Cynegars Sohn," antwortete er, und wandte dem Elb den Blick zu.

Nicht irgendein Elb, fiel ihm ein. Das ist der Befehlshaber des Volks von Dwimordene. War er nicht auch bei der Ratsversammlung gewesen? Oder war er einer derjenigen Elben gewesen, die die Besprechung aufgrund der Ankunft Sarumans verlassen hatten? Gekleidet war er in grünes und braunes Leder sowie einen grau schimmernden Umhang.

Er scheint den Boten aus Dol Amroth zu kennen - Erchirion, fiel es ihm wieder ein. Cyneric hatte bisher nicht viel mit Elben zu tun gehabt, deshalb war er sich nicht sicher, was sein Gesprächspartner von ihm zu erfahren suchte. Auf Saruman ist er wie viele andere nicht gut zu sprechen, dachte er - er konnte es ihm nicht verdenken. Erst vor Kurzem hatte er die Macht von Sarumans Stimme gesehen und erlebt, wie der Zauberer seinen Einfluss ausübte.

"Ihr seid der Herr von ... Lothlórien, richtig?" sprach er vorsichtig, auf die korrekte Aussprache bedacht.
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 27. Apr 2015, 16:17
Oronêl schüttelte traurig den Kopf. "Nein, das kann man nicht unbedingt sagen. Ich führte die letzte Verteidigung von Caras Galadhon an, und in Galadriels Abwesenheit hatte sie mir ihr Amt übertragen. Aber Lórien gibt es nicht mehr, und jetzt bin ich niemandes Anführer."

Er blickte Cyneric ins Gesicht - ein eigentlich offenes, ehrliches Gesicht, dass aber trotz des freundlichen und respektvollen Tonfalls des Mannes von einer Düsternis beherrscht wurde, die Oronêl nur zu gut kannte.

"Ich habe in der Schlacht gegen Saruman gute Freunde verloren, und meine Heimat wurde vernichtet. Jede Sekunde in seiner Anwesenheit erinnert mich an das, was seinetwegen zerstört wurde.", sagte er, um seine Weigerung, die Halle zu betreten solange der Zauberer darin war, zu erklären. "Er hat auch diesem Land großes Leid zugefügt. Es kann auch für euch nicht leicht sein, in seiner Nähe tatenlos zu bleiben."
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Fine am 27. Apr 2015, 17:28
"Nein, das ist es wirklich nicht", sagte Cyneric und schüttelte leicht den Kopf. "Der Zauberer hat uns mit seiner Stimme verzaubert, damit wir ihn einließen - sonst wäre er niemals ohne Blutvergießen hineingelangt."

Seine Finger schlossen sich fest um den Speer, auf den er sich stützte. Er meinte es ernst, stellte er fest - hätte Saruman ihn und seine Kameraden nicht in den Bann seiner Stimme gezogen, hätten sie ihm den Eintritt mit Waffengewalt verwehrt. Jeder Mann und jede Frau Rohans wusste um das Leid, welches er der Riddermark zugefügt hatte - dass nach dem Krieg in Osten der Schatten Mordors das Land regiert hatte, ließ die Menschen dennoch nicht vergessen, wer die Westfold in Brand gesetzt und König Théodens Sohn ermordet hatte.

"Der Verlust Eurer Heimat liegt noch nicht lange zurück, und hier ist nun der Verantwortliche, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft heuchelnd. Läge die Riddermark in Trümmern und derjenige, der sie zerstörte wäre in Reichweite, fiele es mir wohl sehr schwer, meine Klinge zu zügeln, obwohl unsere Herren uns Frieden gebieten.
Dies sind wahrlich finstere Zeiten."
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 1. Mai 2015, 12:29
Oronêl konnte nicht anders, als Cyneric zuzustimmen. "Es ist ein Winter für die freien Völker Mittelerdes, auch wenn wir Sommer haben. Und ihm Winter stirbt das Tier, dass für sich alleine kämpft - ob Hirsch oder Wolf, nur im Rudel überlebt man."
Er blickte dem Gardisten geradewegs ins Gesicht. "Mein Verstand sagt mir, dass es klug ist, sich mit Saruman zu verbünden, aber mein Herz macht es mir unmöglich. Sagt mir Cyneric, habt ihr Familie? Jemanden, den ihr beschützen wollt?"
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Fine am 5. Mai 2015, 08:09
Er hielt einen Moment inne, und blickte seinen Gegenüber schweigend an. Der plötzliche Themenwechsel hatte ihn überrascht. Die Absichten seines Gesprächspartners waren ihm unklar - wollte er sich nur die Zeit vertreiben, bis Erchirion aus der Ratshalle zurückkehrte? Und doch meinte Cyneric, einen echten Anflug von Interesse in der Stimme des Elben zu erkennen.

"Meine Aufgabe ist es, die Herrin von Rohan und den Heermeister Faramir zu beschützen," nahm er das Gespräch wieder auf. "Sie sind alles, was mir an Familie geblieben ist," fügte er leise hinzu, etwas erstaunt über die eigenen Worte. Und doch stimmte es - er stand nun schon viele Jahre in Éowyns Diensten, und sie war ihm immer freundlich gegenüber gewesen. Faramir war ebenfalls überaus beliebt in Rohan.

"Meine Frau starb während der Eroberung der Riddermark durch die Streitkräfte Mordors," sagte er. "Meine Tochter ist seitdem verschwunden. Ich fürchte, ich werde sie nicht wiedersehen." Er straffte sich und nahm wieder eine aufrechtere Haltung an. "Doch ich darf nicht an mein eigenes Wohl denken. Meine Sorge gilt Rohan und seinem Volk, welches ich zu verteidigen geschworen habe."
Titel: Neue Pläne
Beitrag von: Eandril am 16. Mai 2015, 12:56
Die Geschichte des Menschen ähnelte seiner eigenen deutlich, dachte Oronêl bei sich. Der Verlust der Frau, der Tod des Königs, das Verschwinden der Tochter... allerdings war Cynerics Reaktion darauf eine deutlich andere gewesen. Anstatt sich wie er in den Bergen zu verkriechen und keinen Anteil mehr an den Geschehnissen in Mittelerde zu nehmen hatte Cyneric sich dafür entschieden, weiter zu kämpfen.
Bevor Oronêl allerdings etwas sagen konnte, schwang die Tür der Ratshalle auf, und hinaus traten zwei Männer, in blau und silber gewandet, die ihre Augen gegen die plötzliche Helligkeit der Sonne, die in diesem Augenblick durch die Wolken gebrochen war, beschirmten. Oronêl erkannte Erchirion sofort, obwohl er den Prinzen in Dol Amroth nur wenig gesehen hatte, und sprang auf die Füße.

"Prinz Erchirion?", begann er. "Ich weiß nicht, ob ihr euch an mich erinnert, aber..."
"... ihr seid Oronêl aus Lothlórien.", beendete der Prinz den Satz für ihn." Er lächelte, auch wenn sein Gesicht noch immer von Sorgen beherrscht wurde. "Natürlich erinnere ich mich an den Stammvater meines Hauses, der plötzlich auftauchte als wir Hilfe am nötigsten brauchten. Ich hatte gehofft, dass ihr die Schlacht überlebt habt."
"Das habe ich, allerdings trage ich die Spuren davon immer noch mit mir. Ich nehme an, ihr seid hier, um Faramir nach Gondor zurück zu holen?"
"Das war es, was mein Vater mir aufgetragen hatte. Für den Moment ist Dol Amroth in Sicherheit, und wir sind gegen Linhir vorgerückt, aber ich weiß nicht, wie das ausgegangen ist. In jedem Fall wird jede Sicherheit nicht lange andauern, und wir brauchen jemanden, der für ganz Gondor spricht und nicht nur für Dol Amroth." Erchirion wirkte enttäuscht, als er sagte: "Faramir wird nicht mit mir kommen. Offenbar hat der Rat Gondor bereits verloren gegeben, und konzentriert seine Kräfte hier im Norden. Hier werde ich keine Hilfe finden."
"Vielleicht ja doch.", erwiderte Oronêl, ergriff Erchirions Arm und warf den Torwächtern einen Blick zu. Zwar glaubte er nicht, dass er diesen Männern misstrauen musste, nicht nach dem Gespräch mit Cyneric, aber je weniger Ohren das hörten, was er Erchirion vorschlagen wollte, desto besser. Und außerdem musste er dem Prinzen noch etwas erzählen, was für sonst niemanden bestimmt war.
"Kommt, ich möchte euch jemandem vorstellen." Er führte Erchirion durch die Tore der Stadt hinaus ins Lager der Elben, bis zu Mithrellas' Zelt, das am Rand des Lagers in der Nähe weitere Zelte, die von den Erben Lenwes bewohnt wurden, stand.

Als sie das Zelt erreichten stand Mithrellas auf. Offenbar hatte auch sie die Farben des Neuankömmlings sofort erkannt, denn ihre Augen strahlten. Oronêl und Erchirion machten vor ihr Halt, und Oronêl sagte: "Prinz Erchirion, ich stelle euch meine Tochter Mithrellas vor, ehemalige Gemahlin von Imrâzor, dem ersten Fürsten von Dol Amroth."
Der Prinz verneigte sich tief und sagte: "Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen, Herrin."
Mithrellas lachte, ein so glückliches Lachen, wie Oronêl es zuletzt von ihr gehört hatte, als sie Amrothos kennen gelernt hatte. "Bitte, nennt mich nicht so, ich bin nicht eure Herrin. Nennt mich bei meinem Namen: Mithrellas."
Auch Erchirions Augen strahlten, auch wenn Oronêl eine gewisse Ehrfurcht in ihnen zu entdecken glaubte. Verständlich, schließlich befand er sich in Gegenwart seiner Ahnherren aus längst vergangener Zeit, und zumindest Mithrellas war in Dol Amroth schon lange eine Legende - die jetzt vor seinen Augen zum Leben erwacht war. Ebenso hatte sich Amrothos in Lórien verhalten, und der Gedanken an Erchirions Bruder stimmte Oronêl traurig.

"Nun, Erchirion, ich habe euch etwas zu erzählen, und ich bitte euch, niemandem gegenüber außer uns und eurem Vater auch nur ein einziges Wort davon zu verlieren. Die Sache ist von äußerster Wichtigkeit, und auf gar keinen Fall dürfen unsere Feinde davon erfahren." Und nachdem sie sich auf den Boden gesetzt hatten, erzählte er: Wie er in Dol Amroth gegen den Nazgûl gekämpft hatte, und diesem den Ring abgenommen hatte. Wie er Amrothos in Lothlórien nach Amrûns Entscheidung, Mittelerde zu verlassen, von dem Ring erzählt hatte. Und wie Amrothos ihn niedergeschlagen hatte und mit dem Ring verschwunden war.
"Ich denke, das beantwortet auch eure unausgesprochene Frage, warum euer Bruder nicht hier ist.", schloss er. Sein Ton war bitter, denn davon zu erzählen war hart gewesen.
Erchirion schüttelte nachdenklich den Kopf. "Was ihr erzählt habt ist besorgniserregend, und ich sorge mich um meinen Bruder. Wer weiß schon, was dieses... Ding mit ihm anstellen wird? Und was passieren wird, wenn er Sarumans oder Saurons Orks in die Hände fällt? Habt ihr bereits Leute ausgeschickt, um nach ihm zu suchen?."
Oronêl verneinte. "Direkt nach seinem Verschwinden griff Saruman an, und seitdem waren wir zuerst ständig auf der Flucht. Nach der Ankunft in Aldburg begann sofort der Rat, und jetzt konnte ich nicht riskieren jemanden loszuschicken. Nicht, solange Sarumans Augen auf dieser Stadt ruhen."
Er atmete tief durch. "Was mit Amrothos geschehen ist, ist zu einem großen Teil meine eigene Schuld, und ich werde meinen Fehler selbst wiedergutmachen, und Amrothos retten. Ich werde mich selbst so bald wie möglich auf die Suche machen, und mitnehmen, wer immer mich freiwillig begleiten will."
"Das würde ich tun.", sagte Erchirion. "Aber..." "Ihr könnt nicht.", beendete diesmal Mithrellas, die bislang still zwischen ihnen gesessen hatte, seinen Satz. "Ihr müsst nach Dol Amroth zurückkehren, und eurem Vater alles berichten, was hier geschehen ist."

"Und genau das wirst auch du tun, meine Tochter." sagte Oronêl, und Mithrellas wandte ihm erschrocken den Kopf zu. "Ich weiß, du wolltest mich begleiten, und ich wünschte das wäre möglich. Ich schicke dich nicht nach Gondor, weil ich dich schützen will oder weil ich dir nicht zutraue, mir zu helfen."
Er blickte ihr geradewegs in die Augen, die denen Calenwens so ähnlich waren. "Erchirion ist hierher gekommen, um Faramir nach Dol Amroth zu holen und um Hilfe für Gondor zu bitten. Beides hat der Rat ihm nicht gewährt, aber wir sind nicht der Rat."
"Und ich bin nicht Faramir.", unterbrach Mithrellas ihn.
"Nein, das bist du wahrlich nicht.", meinte Oronêl mit einem Lächeln. "Aber ich bitte dich auch nicht, Truchsess von Gondor zu sein. Ich bitte dich, Fürst Imrahil und Dol Amroth mit jedem Rat zur Seite zu stehen, den du ihm geben kannst. Und du wirst nicht allein gehen." Er stand auf und Erchirion und Mithrellas taten es ihm gleich. "Wo ist Ladion? Er muss die Erben Lenwes zusammenrufen."

Wenig später hatten sich einige Elben auf dem freien Platz vor dem Zelt versammelt. Die meisten davon gehörten zu den überlebenden Erben Lenwes, die mit Oronêl in Caras Galadhon gekämpft hatten, aber auch einige andere Elben aus Lórien hatten sich dazugesellt. Manche kannte Oronêl sogar noch aus der Zeit, als Amdír König in Lórinand gewesen war. Er stellte sich in die Mitte des Halbkreises, den die Elben gebildet hatten, und begann zu sprechen.
"Ich weiß, dass die letzte Schlacht erst kurz hinter uns allen liegt, und dass die bei uns allen tiefe Wunden hinterlassen ab - äußerlich und innerlich. Ich kann jeden von euch verstehen, der seine Waffen niederlegen und Mittelerde verlassen will. Aber denjenigen unter euch, die weiterkämpfen wollen habe ich eine Frage zu stellen: Wollt ihr hier kämpfen, unter der Herrschaft Sarumans, des Verräters der unsere Heimat vernichtet hat?" Überall sah er ablehnende Gesichte und Kopfschütteln.
"Nein, das will keiner von uns. Jetzt fragt ihr euch: Wo sollen wir dann kämpfen?". Er wies auf Erchirion, der neben ihm stand. "Dies ist Erchirion, Prinz von Dol Amroth, und Nachfahr meiner Tochter Mithrellas, die ihr alle kennt. Dol Amroth ist die einzige Macht in Gondor, die sich noch gegen Sauron stellt, und sie brauchen Hilfe. Erchirion hat den weiten Weg hierher auf sich genommen, um den Rat um Hilfe für Gondor zu ersuchen. Doch Saruman beherrscht den Rat, und so wird er keine bekommen. Zumindest nicht aus dieser Richtung." Er machte eine Pause.
"Wer von euch kämpfen will, dem sage ich: Geht nach Süden, kämpft für Dol Amroth! Ihr kämpft dort ebenso für das Haus Lenwe wie für Gondor, denn die Fürsten von Dol Amroth stammen über meine Tochter und mich von Lenwe selbst ab, selbst wenn sie Menschen sind. Meine Tochter wird euch anführen, aber wenn ihr kämpfen wollt, dann müsst ihr diesem Mann und seinem Haus die Treue schwören." Er deutete erneut auf Erchirion, der sich allerdings in seiner Haut nicht wohl zu fühlen schien.

Für einen Augenblick herrschte Stille, und Oronêl fürchtete sich, dass niemand vortreten würde. Dann verließ Mithrellas ihren Platz neben ihm, stellte sich vor Erchirion und sagte: "Ich bin Mithrellas von Lórien, und ich werde für euch, euer Haus und Dol Amroth kämpfen, bis unser Feind besiegt ist."
Als sie fertig war und sich hinter den Prinzen gestellt hatte, trat sofort Ladion vor, legte die Faust auf seine Brust, direkt über dem Herzen und tat es Mithrellas gleich: "Ich bin Ladion von Lórien, und ich werde für euch, euer Haus und Dol Amroth kämpfen, bis unser Feind besiegt ist." Der Bann schien gebrochen, und einer nach dem anderen traten viele der versammelten Elben vor, um Erchirion zu folgen. Einige zogen sich allerdings auch zurück - Oronêl nahm es ihnen nicht übel. Er selbst hatte ihnen diese Möglichkeit zur Wahl angeboten, und er hatte damit gerechnet, dass einige die Kämpfe satt hatten und müde waren.
Schließlich hatten sich alle Elben entweder hinter Erchirion versammelt, oder den Ort verlassen. Der Prinz wandte sich Oronêl zu, und seine meergrauen Augen leuchteten.
"Ich weiß nicht... was ich sagen soll.", gestand er freimütig. "Als ich die Ratshalle verließ, war ich verzweifelt. Aber ihr habt mir und Dol Amroth mehr gegeben, als ich je erwartet hätte." Er wandte sich den Elben hinter ihm zu. "Ich danke euch. Ich danke euch allen."
Es war Ladion, der ihm antwortete: "Wir tun nur das, was unsere Pflicht ist. Wir sind nicht viele, und wahrscheinlich weniger, als ihr zu hoffen wagtet, aber wir werden für euch kämpfen."

Oronêl und Erchirion sind jetzt im Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg394513.html#msg394513)...
Titel: Kraut raus, Mist rein!
Beitrag von: --Cirdan-- am 21. Mai 2015, 14:14
Pippin und Merry aus der Ratshalle (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg392900.html#msg392900).

Aus der Sicht des Halblings

Pippin atmete tief durch, als er hinaus auf den Platz vor der Ratshalle trat. Er war froh, Saruman endlich entkommen zu sein. Pippin und Merry blieben einen Moment stehen und genossen die frühabendliche Sonne in ihren Gesichtern. Mit sich trugen sie die Geschenke von Eowyn und Faramir. Pippin hatte den Mantel der Wächter von Amon Sûl unter dem Arm und Merry hielt das Horn der Mark in seiner Hand.
Dem wachestehendem Rohirrim, der die Meldung von den Orks in der Ostfold brachte, und seinem Kameraden nickte Pippin kurz zu, bevor er sich mit Merry auf dem Weg zu ihrer Unterkunft machte. Beiden knurrte vor Hunger der Magen und sie hofften im Lebensmittellager unter ihrem Zimmer etwas Essbares zu finden.

Auf dem Weg durch die Stadt zu ihrem Heim in Aldburg, gingen sie unbeabsichtigt an den Stallungen vorbei. Zwei Rohirrim, ein sehr alter Mann und ein Junge, standen vor dem offenen Eingangstor und betrachteten missgelaunt eine nicht weit entfernte Gruppe der Dunedain des Nordens, die als Sarumans Begleiter nach Aldburg gereist waren. Pippin wurde stumpf von Merry angestupst. „Lass uns durch die Stallung gehen“, schlug Merry vor. Eine Abkürzung war es nicht, überlegte Pippin, folge aber trotzdem Merry hinein zu den Pferden der Mark.
Merry deutete auf eine der Buchten. Ein großer, schwarzer Hengst stand dort. Abgesattelt war er nicht und sogar die Satteltaschen waren nicht von dem stolzen Tier abgenommen wurden. Offenbar wollte sich hier jemand die Möglichkeit einer schnellen Flucht offenhalten. „Saruman“, sprach Pippin überlegend, woraufhin sich die beiden Halblinge verstohlen umsahen und dann in die Bucht traten. „Erinnerst du dich an Sarumans Versteck in Isengart“, fragte Merry leise. „Wie könnte ich das vergessen!“, antwortete Pippin in hoher Erwartung. Merry stieg auf einen alten Schemel und löste die Schnalle der ersten Satteltasche. „Was siehst du? Was hast du da?“, quickte Pippin gespannt zu Merry hinauf. „Volltreffer! Südstern. Ich wusste es. Dieser Schuft.“ Merry strahlte über beide Ohren als er ein großes Bündel Pfeifenkraut herausholte. Allerdings machte sie die Tatsache traurig, dass Saruman offenbar so einfach an das Pfeifenkraut aus dem Auenland gelangen konnte.
Vorsichtshalber durchsuchten die beiden Halblinge auch die andere Tasche, fanden jedoch nichts Gebrauchbares.
„Hilfst du mir mal“, forderte Merry mit lachender Stimme. Merry hatte plötzlich eine Schaufel mit Pferdemist in der Hand, mit der er gefährlich hin und her wackelte. Mit vereinten Kräften beförderten sie den Mist in die leere Satteltasche, aus der sie das Pfeifenkraut entwendet hatten. –Als kleines Abschiedsgeschenk für Saruman.
Versucht leise und mit zugehaltenem Mund, damit sie nicht laut loslachten, verließen sie die Stallungen unbemerkt. Pippin und Merry hatten es nun umso eiliger in ihre Unterkunft zu kommen, denn dort lagen ihre Holzpfeifen. Sie hatten sich abgewöhnt die Pfeifen ständig bei sich zu tragen, denn ohne Pfeifenkraut waren sie nutzlos.
Sie aßen und tranken und lachten in ihrem Zimmer und bald hatten sie die düstere Ratsversammlung mit all den schicklichen Nachrichten vergessen. Wie herrlich gut ihnen das Pfeifenkraut bekommen ist, soll in dieser Geschichte nicht weiter Erwähnung finden. Gesagt sei nur noch, dass die Rauchblasen, die sie aus dem Fenster pusteten, auf den Straßen von Aldburg einiges an Aufsehen erregten.

All zu lange ward den Beiden die wohlverdiente Pause jedoch nicht gegönnt. Ein Horn ertönte und rief, genau wie das Horn am Vormittag, zur Ratshalle. Nachdem Pippin und Merry das Pfeifenkraut äußerst gut versteckt hatten, eilten die Beiden in Richtung Ratshalle. Dieses Mal nahmen sie jedoch einen anderen Weg, um nicht zu nahe an den Stallungen gesehen zu werden.

Laute Geräusche aus einem der Häuser an der Straße hielten sie auf ihrem Weg auf. Tiefe Stimmen hörten sie. Erst überlegte Pippin, ob es Orks seien, die mit Saruman gekommen waren und sich in den Häusern Aldburgs versteckt hatten. Doch nachdem Merry schon einen Blick durch das Fenster riskiert hatte, trat auch Pippin heran und sah im leichten Fackelschein viele bärtige Gesichter. Thorin Steinhelm und seine Zwerge hatten sich hier versammelt und hielten Rat. Beruhigt setzen Pippin und Merry ihren Weg fort.

Auf dem Platz vor der Ratshalle hatten sich bereits viele Menschen aus Rohan und einige Elben eingefunden und gucken gespannt auf die noch verschlossene Tür der Ratshalle.


Titel: Der Rat gibt seine Entscheidungen bekannt
Beitrag von: Fine am 22. Mai 2015, 14:06
Innerhalb der vergangenen Stunde waren immer mehr Leute vor der Halle eingetroffen, da das Gerücht umging, dass der Rat bald enden und das Ergebnis der Besprechungen verkündet werden würde. Die Königliche Garde war inzwischen durch sechs Wächter vertreten, die vor dem Eingang aufgereiht waren. Cyneric stand weiterhin direkt links von der Tür. Er ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Die meisten Anwesenden waren Menschen aus Rohan, doch auch einige Elben und der eine oder andere Zwerg waren zu sehen. Etwa abseits stand eine Gruppe der Dúnedain, die Saruman nach Aldburg gefolgt waren.

Die schweren Türen öffneten sich ohne Vorwarnung und schwangen nach außen hin auf. Ein Herold der Rohirrim trat hinaus und die Menge verstummte in aufgeregter Erwartung, als er dreimal kräftig in sein Horn stieß.

Im Durchgang der Eingangstür erschienen nun Königin Éowyn und Heermeister Faramir, die Hand in Hand die Halle verließen. Auf der obersten Stufe blieben sie stehen, und Faramir wandte sich an die versammelten Zuhörer.

"Werte Freunde und Verbündete, Menschen, Elben und Zwerge, ihr die ihr dem Feind im Osten Widerstand leistet, hört nun, was der Rat der Freien Völker beschlossen hat. Lange haben wir uns im Geheimen beratschlagt, und vieles wurde besprochen. Gesandte aus den verschiedensten Winkeln Mittelerdes haben wir empfangen und Berichte über Ereignisse in vielen Ländern wurden angehört. Unser Vorgehen im Kampf gegen den Schatten soll nun dargelegt werden."

Faramir verstummte, und nun sprach Éowyn die anwesenden Eorlingas an, in dem sie die Sprache Rohans benutzte: "Mein Volk, wisst, dass ich die Entscheidungen des Rates nur schweren Herzens gebilligt habe, aus der Hoffnung heraus, dass dies zum Besten unseres Landes dienen und uns bessere Zeiten bescheren wird. Ich bitte euch, mir und dem Rat zu vertrauen. Die Wahl war keine einfache, doch ich hoffe, sie war die Richtige."

Nun trat der Elbenherr Elrond von Bruchtal nach vorn, und ihm folgte der gesamte Rest des Rates. Cyneric sah viele erschrockene und auch zornige Gesichter, als die Menge Saruman unter den Ratsmitgliedern entdeckte. Elrond hob eine Hand, und es wurde wieder ruhiger vor der großen Halle. Dann sprach er: "So hört nun, was der Rat entschieden hat. Der Schatten im Osten wird wachsen, wenn wir uns ihm nicht erneut entgegenstellen. All jene, die weiterhin Widerstand leisten möchten, sollen nun ihre Waffen bereithalten und mit uns in den Kampf gegen den Feind ziehen. Schon bald wird die Heerschau der Freien Völker beginnen, und wir werden dem Schatten einen schweren Schlag versetzen. Saruman der Zauberer hat uns seine Unterstützung angeboten, doch nicht leichtfertig nehmen wir sie an. Unser Vertrauen muss er sich verdienen, und Taten auf seine Worte folgen lassen."

Bei der Erwähnung Sarumans wurde die Menge spürbar unruhig, es wurde getuschelt und gemurrt. Cyneric spannte sich innerlich an - er wusste, dass in einer solchen Situation die Stimmung sehr schnell umschlagen konnte.

Elrond schien es ebenfalls zu bemerken. Beschwichtigend breitete er die Arme aus und sagte, "Wir, die Ratsführer des Widerstands gegen den Feind im Osten, bitten euch darum, dass ihr unserer Weisheit vertraut und unserem Rat folgt. Auch wir waren Saruman gegenüber skeptisch und können seine Taten in Rohan und Lothlórien nicht leichtfertig abtun. Doch nun, da der Schatten erneut droht, Mittelerde zu bedecken, müssen wir tun, was getan werden muss, um den Sieg zu erringen. Geht nun zu den Euren, und verbreitet die Nachricht, dass wir den Kampf schon bald zu unseren Feinden tragen werden."

Doch die Leute schienen nicht zufrieden zu sein. Zwar folgten einige Elronds Anweisung und gingen in die Stadt hinab, doch Cyneric sah viele andere, die unzufrieden drein blickten. Auf einen Wink Erkenbrands hin, der neben Faramir stand, formierten sich die Gardisten in einem gut eingeübten Manöver in einer Reihe aus goldenen Schilden vor den Ratsmitgliedern.

"Verräter!" erklang es von irgendwo aus der Menge, und mit einem Mal war der Platz vor der großen Halle erfüllt mit Beschimpfungen für Saruman. Zwar blieb die Menge wo sie war, doch einige Wurfgeschosse, die auf den Zauberer gezielt waren, flogen über den Schildwall hinweg. Die Wächter richtete ihre Speere nach vorne, um die Leute auf Abstand zu halten. Cyneric erhaschte einen Blick auf die Dúnedain, die mit finsteren Blicken nach den Werfern zu suchen schienen. Er wusste, dass nun ein kleiner Funke genügen würde, um ein wütendes Feuer auszulösen. Angespannt packte er Speer und Schild fester, und war froh, dass er einen Helm trug. Hinter ihm schlug Saruman einen faulen Apfel mit seinem Stab beiseite.

Glücklicherweise ließ die Wut der Menge so schnell nach wie sie gekommen war, und die Leute zerstreuten sich. Cyneric war froh, dass die Garde nicht zu einem Kampf gezwungen worden war. Die Ratsmitglieder unterhielten sich noch eine Weile, dann zog sich einer nach dem anderen zu seiner Unterkunft zurück, bis nur noch Éowyn, Faramir und Erkenbrand sowie die beiden Halblinge, die Cyneric bereits im Inneren der Ratskammer gesehen hatte, auf dem Platz standen.
Titel: Gewissenskonfikte
Beitrag von: Sturmkronne am 27. Mai 2015, 15:25
Borin aus der Ratshalle (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30693.msg388387.html#msg388387)
Der Wind wehte durch das kleine Wäldchen vor den Toren, und Borin hörte das beruhigende Blätterrauschen, welches zwar in Lorien weitaus stärker war, jedoch hier ebenfalls seinen Zorn zügelte.
Nie hatte Borin eine solche Situation erlebt, wie als der Verräter direkt in Axtreichweite bei ihm war und dennoch für Borin unerreichbar war. Immer hatte Borin gewusst in welchen Feind seine Axt als nächstes gehörte, doch nun war er sich nicht mehr sicher. Er war zuerst erstarrt gewesen, hatte sich aber kurz darauf wieder gefangen und in der Menge versteckt, damit Saruman ihn nicht erkennen oder ansprechen konnte. Er war sowieso verwundert dass Frau Galadriel Saruman nicht den Kopf vor die Füße gelegt hatte, aber da sie es nicht tat schien es wohl wichtige Gründe hierfür zu geben. Zumindest hatte Borin ab diesem Zeitpunkt aufgehört zuzuhören und war in eine Mischung aus trauriger Lethargie und extremen Hasses verfallen, die ihm das Fassen logischer Gedanken und sogar die bloße Benutzung seiner Sinnesorgane unmöglich machten. Erst das Verlassen aller anderen Leute konnte ihn aus dieser Stimmung reißen, so dass er ebenfalls aus der Halle fliehen konnte. Das nächst, an dass er sich erinnern konnte, war dass er schließlich auf den Palisaden wieder fand. Er sah nach Norden, wo er vielleicht hätte den Wald erkennen könnte… Würde dieser noch existieren. Voller Zorn senkte Borin den Kopf und dachte über Saruman nach.
„Niemals werde ich irgendetwas tun was dir zum Vorteil gereichen könnte Saruman, und eines Tages wirst du noch meine Axt schmecken, das verspreche ich dir bei den Valar die uns beide schufen. Doch bis dahin muss ich meinem Volk helfen, zu dem ich so ewig keinen Kontakt hatte. Ich muss zu König Thorin!“
Also warf Borin noch einen letzten Blick in die Steppe Rohans und drehte sich dann wieder zu dem Misthaufen um, zu dem diese Stadt innerhalb von wenigen Wochen geworden war. Er sah das westliche Lager der Elben, die Häuser der Rohirrim, die vielen Flüchtlingszelte und in der Mitte die große Halle. Er machte sich so schnell er konnte auf den Weg zu selbiger, da er hoffte seinen König dort zu treffen, doch wurde ihm als er ankam von einem Gardisten gesagt, dass die Zwerge alle bereits die Ratshalle verlassen hatten um Rat in dem Gasthaus „Eorls Gunst“ zu halten, welches der König zu seiner persönlichen Unterkunft gemacht hatte. Deswegen machte sich Borin so schnell er konnte auf und hörte schon von weitem die tiefe Stimme seines Königs, der gerade alle Zwerge begrüßte, und zwar so laut dass wohl jeder in der Stadt, der des Zwergischen mächtig war, die Namen verstehen musste. Als gerade eine kleine Redepause war, riss Borin die Tür auf, sah den verdutzten Zwergen in die Augen und rief:
“Mein Name ist Borin, Sohn des Verräters Andrin, Blut Durins, und ich möchte ebenfalls an diesem Rat teilnehmen!“
Titel: Auf dem Platz vor der großen Halle
Beitrag von: Fine am 28. Mai 2015, 10:02
"Cume andlang, Cyneric," forderte ihn Erkenbrand auf rohirrisch zum Mitkommen auf. Er und Faramir standen nebeneinander auf den obersten Stufen der Treppe, die in die Stadt hinab führte, während Éowyn sich vor dem Tor mit einigen Rohirrim unterhielt. Da die Ratssitzung nun beendet war, genügte ein Wächter vor der Ratshalle, um die Sicherheit dort zu gewährleisten. Also setze sich Cyneric in Bewegung und folgte Erkenbrand durch Aldburgs Straßen.

Überall standen die Stadtbewohner in Gruppen herum und tauschten ihre Meinungen über die Entscheidungen des Rates aus. Zum Aufruf zum Kampf gegen den Feind im Osten gab es die unterschiedlichsten Ansichten, doch in einer Sache schienen sich die meisten einig zu sein: Saruman dem Verräter war nicht zu trauen. Cyneric konnte es ihnen nicht übel nehmen; er selbst wusste nicht, was er von dem Zauberer halten sollte. Die Macht seiner Sprache hatte er bereits erlebt, und hatte sich daher vorgenommen, vorsichtig zu sein.

Kurz darauf erreichten sie das östliche Tor der Stadt, an dem ein reges Gedränge herrschte, da hier der Weg zum Lager der Elben außerhalb von Aldburg hindurchführte. Anscheinend war dies auch das Ziel des Fußmarsches Erkenbrands und Faramirs.


Faramir, Erkenbrand und Cyneric zum Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg394410.html#msg394410)
Titel: Zurück auf dem Posten
Beitrag von: Fine am 29. Mai 2015, 11:17
Faramir, Erkenbrand und Cyneric aus dem Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg394432.html#msg394432)

Am Tor von Aldburg trennten sie sich. Erkenbrand eilte zu den Stallungen, um wie geplant Reiter auszusenden die die Menschen Rohans zur Heerschau rufen sollten. Faramir begab sich zu seiner Unterkunft, wo Éowyn treffen wollte. Cyneric machte sich auf den Rückweg zur Großen Halle, um seinen Posten dort wieder einzunehmen.

Dort angekommen sah er, dass inzwischen Stille  auf dem Platz eingekehrt war; nur noch wenige Leute befanden sich dort. Er stellte den Speer nahebei an die Wand und lehnte sich entspannt an die Säule, vor der er auch während der Ratssitzung bereits gestanden hatte.
Titel: Re: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: sarumanderweisse am 29. Mai 2015, 19:24
Gortans Start: (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,29016.msg368849.html#msg368849)

Gortan stürmte durch die Straßen Aldburgs. In Gedanken fluchte er. Wäre der verdammte Kerl doch nur früher zu mir gekommen, dann müsste ich mich jetzt weitaus weniger beeilen. Vor einigen Minuten war ein junger Bursche in sein Zimmer getreten und hatte ihm von einer Zwergenversammlung im Gasthaus „Eorls Gunst“ berichtet. Dem Menschen hatte Gortan, wie einigen anderen auch, kurz nach seiner Ankunft in der Stadt einige Münzen zugesteckt und ihn angewiesen, die Augen offen zu halten und dem Zwerg von allen Dingen, die möglicherweise von Belang sein könnten, zu berichten.

 Gerade war der Zwerg zu dem Entschluss gekommen, dass dieser schmutzige Arbeiter sein Gold nicht wert war und bald durch einen Anderen, hoffentlich zuverlässigeren Menschen ersetzt werden würde. Zumindest,so dachte der er, hat er mir den Weg zum Gasthaus beschrieben. Gortan drängte sich durch ein Gewühl aus Menschen, wobei er bereitwillig seine Ellenbogen zur Hilfe nahm, um vorwärts zu kommen. Während er eine weitere Straße hinunterhastete, dachte er über die Dinge nach, die seine anderen „Vögelchen“ ihm berichtet hatten. Der gefallene Zauberer Saruman war im großen Rat aufgetaucht und hatte den dort Versammelten ein Bündnis angeboten. Es überraschte Gortan nicht, dass viele der Anwesenden eine Kooperation mit Saruman offenbar als völlig ausgeschlossen ansahen. Laut einem seiner Informanten verließen einige Elben kurz nachdem Saruman die Halle betreten hatte die Versammlung. Sicher dachte Gortan, sie haben ihre Ehre und ihren Stolz, aber keines von beidem füllt einem die Taschen. Ihm war es völlig gleich, dass der Zauberer scheinbar den Wald, in dem die Elben gehaust hatten, niedergebrannt hatte. Um das Elbengehölz ist's sicher nicht schade. Gortan hegte dem Zauberer gegenüber nicht mehr feindselige Gedanken als gegenüber jedem Anderen auch. Tatsächlich erfüllte ihn eine absonderliche Bewunderung, als er hörte, dass Saruman Khazad-Dûm unter seine Kontrolle gebracht haben sollte. Wenn man jemandem dient, der so mächtig ist, dann...

 Der Zwerg wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als er beinahe mit einem Bauern zusammenstieß. „Pass auf wo du hinläufst, du großer Trottel“, reif er dem ebenfalls schimpfenden Menschen hinterher, bevor er weiterlief. Nach einigen Minuten sah Gortan das Gasthaus, welches sein Informant ihm beschrieben hatte vor sich. Er blieb vor der Tür stehen und ordnete seinen Bart, der beim Laufen ein wenig durcheinander geraten war. Als er mit dem Aussehen seiner Gesichtshaartracht zufrieden war, klopfte er an die Tür, durch die er die rauen Stimmen der anderen Zwerge vernehmen konnte. Im Eintreten sagte er mit Lauter Stimme: „Ich, Gortan, Sohn des Gurtin vom Erebor bin gekommen, um diesem Rat beizuwohnen!“
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 6. Jun 2015, 10:38
Oronêl aus dem Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg394513.html#msg394513)...

Obwohl der Rat inzwischen endgültig beendet sein musste hoffte Oronêl, dass er Cyneric noch immer auf seinem üblichen Posten finden würde.
Seine Hoffnung erfüllte sich: Der Gardist stand noch immer auf dem selben Fleck, allerdings deutlich entspannter als zuvor und mit dem Rücken an eine Säule gelehnt. Offensichtlich war der große Rat tatsächlich beendet, auch wenn sich inzwischen einzelne Gruppen zu Beratungen sammelten. Auf dem Weg zur Ratshalle war Oronêl an einem Gasthaus vorbeigekommen, in dessen Nähe sich jede Menge Zwerge herumtrieben, und aus dessem inneren laute Zwergenstimmen zu hören gewesen waren.

Er setzte sich auf die kleine Mauer, auf der er schon bei ihrem ersten Gespräch gesessen hatte und sprach Cyneric an: "Wir haben vorhin unsere Unterhaltung nicht beenden können... Zuletzt sagtet ihr mir, dass ihr im Krieg eure Tochter verloren hättet. Ich weiß nicht, vielleicht ist diese Wunde noch zu frisch um... aber..." Er sah Verwirrung in den Augen des Menschen und bemerkte selbst, dass er nicht zur Sache kam.
"Nun, die Sache ist die. Ich kenne ein Mädchen, vielleicht zwölf oder vierzehn Jahre alt - bei Menschen ist das so schwer zu erkennen. Ich hatte sie seit Lothlórien in meiner Obhut, aber ich und meine Tochter müssen beide bald aufbrechen und können sie nicht mitnehmen wohin wir gehen. Daher... ihr seit der einzige Mensch hier, den ich kenne also wollte ich euch fragen, ob ihr sie vielleicht aufnehmen könnten... zumindest, bis ihr selbst in den Krieg ziehen müsst?"
Titel: Oronêls Bitte
Beitrag von: Fine am 6. Jun 2015, 11:53
"Meine.... Tochter, sie verschwand bereits vor Jahren," sagte Cyneric langsam und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie unvorbereitet ihn die Erinnerungen trafen. Bilder aus vergangenen Tagen zogen vor seinem inneren Auge vorbei, doch er schob die Gedanken daran mit einem Blinzeln fort.

"Wäre sie noch irgendwo dort draußen hätte ich sie bereits gefunden. Es ist nicht hilfreich, Verlorenem nachzutrauern," sagte er leise und sammelte sich. "Was geschehen ist, ist geschehen. Ihr Elben lebt lange genug um die Erinnerungen zu bewahren, doch die Leben der Menschen sind kurz; nicht mehr als ein Windstoß der durch eine tiefe Schlucht fegt."

Der Abdruck einer kleinen Hand auf seinem Schild....

Er hielt inne und versuchte, die Stimme seines Herzens zu beruhigen, die seine Tochter noch nicht vergessen wollte oder konnte.
"Ihr bittet nicht wenig, Meister Oronêl von Dwímordene. Es herrscht Krieg und ich habe meine Pflichten gegenüber meiner Königin und dem Heermeister Faramir."

Cyneric wendete den Blick von Oronêl ab und ließ ihn über die Stadt schweifen.
"Der Krieg macht Waisen aus uns allen," sagte er leise. "Es ist schlimm genug, dass das arme Mädchen ohne Eltern aufwachsen muss. Ich verstehe, dass Ihr wichtigere Dinge zu tun habt als euch zum sie zu kümmern. Von daher kann ich mich nicht guten Gewissens der Aufgabe, die Euch und Eure Tochter erwartet in den Weg stellen. Ich will sehen, was ich für das Mädchen tun kann... mein Sold wird für uns beide genügen, denke ich."
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 7. Jun 2015, 11:26
Oronêl stand auf und neigte den Kopf vor Cyneric. "Ich hätte euch verstehen können, wenn ihr abgelehnt hättet. Ihr habt recht, was ich erbitte ist nicht wenig. Aber wenn eure Königin und euer Heermeister euch rufen, dann müsst ihr folgen. Nehmt Irwyne bei euch auf solange ihr könnt, und wenn ihr in den Krieg ziehen müsst... Nun, ihr kennt sicherlich mehr Leute hier, die sie währenddessen aufnehmen können als ich."
Er machte eine Pause, denn er hatte den Schmerz in Cynerics Augen bei der Erwähnung seiner Tochter gesehen. Das machte es schwierig zu sagen, was er sagen musste.

"Ich weiß, diese Bitte ist vielleicht nicht angemessen, vielleicht auch unerfüllbar, aber... dieses Mädchen hat so viel verloren... Zunächst ihre Eltern und alle, die sie kannte. Dann in Lothlórien ihren besten Freund, und jetzt verlässt sie mit mir auch ihr letzter verbliebener Freund. Darum bitte ich euch... seid ihr ein Freund, sofern es euch möglich ist, und sie wird euch dafür lieben. Vielleicht..." ... hilft das euch beiden, wollte er sagen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er hatte nicht erlebt, was Cyneric durchgemacht hatte, und so konnte er es nicht mit Sicherheit wissen. Aber er glaubte nicht, dass es so einfach sein würde.
Er räusperte sich kurz. "Irwyne ist im Lager der Elben, bei meiner Tochter Mithrellas. Ihr Zelt befindet sich am südlichen Rand des Lagers. Wenn ihr die Zeit dazu habt könnt ihr vielleicht zu ihr gehen und sie kennen lernen."
Oronêl nickte dem Gardisten zu und wandte sich dann in die Richtung ab, aus der er gekommen war.


Oronêl zurück ins Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg395550.html#msg395550)
Titel: Schichtende
Beitrag von: Fine am 7. Jun 2015, 21:50
Nachdenklich blickt er dem Elben hinterher, als dieser die Treppe zur Stadt hinabstieg. Eine seltsame Anfrage, aber durchaus verständlich, dachte er. Schon bald flogen seine Gedanken zurück zu fröhlicheren Tagen, zu der Zeit bevor der Krieg nach Rohan gekommen war. Zu lange habe ich mich geweigert mich zu erinnern. Während der Befreiung der Riddermark hatten seine Gedanken dem Kampf gegen die Besatzer gegolten, hatten ihn den Schmerz des Verlustes seiner Familie im Blut seiner Feinde ertränken lassen. Das alles zählt nun nicht mehr, entschied er. Hier ist ein Mädchen ohne Familie. Ich will tun, was ich kann.

Doch wieviel das sein würde, wusste er nicht.

Die Zeit verging, und mit dem späten Nachmittag kam das Ende seiner Schicht. Speer und Schild legte er in der Waffenkammer an ihren Platz, und faltete den Umhang ordentlich daneben zusammen, legte dann den Helm darauf. Rüstung und Schwert behielt er. Schließlich machte er sich durch die belebten Straßen Aldburgs auf den Weg zum Lager der Elben. Irgend etwas liegt in der Luft, dachte er. Die Zwerge versammelten sich, erfuhr er von einigen Leuten. Cyneric tat es mit einem Schulterzucken ab. Von Zwergen hatte er noch nicht viele zu Gesicht bekommen. Es hieß, ein Zwerg hätte in der Schlacht um Helms Klamm gefochten und viele Orks einen Kopf kürzer gemacht. Es wäre wohl gut sie im kommenden Feldzug dabeizuhaben, schätze ich, dachte er.

Cyneric ins Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg395621.html#msg395621)
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Curanthor am 9. Jun 2015, 00:06
Mathan, Faelivrin und Halarîn aus der Ratshalle (http://modding-union.com/index.php/topic,30693.msg394591.html#msg394591)

Als Mathan zu seiner Familie trat, sahen sie ihn erwartungsvoll an. Sein Schmunzeln wurde zu einem erleichterten Lächeln, Halarîn bemerkte aber, dass es nicht seine Augen erreichte. Er sagte aber nichts, sondern zog Halarin und Faelivrin in eine zärtliche Umarmung. Erst nach ein paar Momenten des Schweigens ließ er sie wieder los, wobei sein Blick zu seiner Tochter ging. Halarîn hakte sich bei ihm unter und legte ihren Kopf auf seine Schulter.

"Dich habe ich am allerwenigsten hier erwartet, aber ich freue mich, dass du hier bist.", sagte er schließlich an seine Tochter gewandt, deren Augen glitzerten. Sie strich ihre langen Haare zurück und nickte langsam.
"Es freut mich auch euch zu sehen, auch wenn es nicht die glücklichsten Umstände sind.", antwortete sie mit einem besorgten Tonfall. Die beiden Elternteile sahen sich an und nickten, dass Faelivrin fortfuhr. Und so erzählte sie von der drohenden Hungersnot, wenn nicht Hilfe kommt oder sie Erfolg haben, berichtete von der schweren Überfahrt und schwärmte von ihrer Familie in der neuen Heimat und was sie alles erreicht hatten. Mathan und Halarîn nickten ab und zu, fragten nach der Familie oder den Wohlergehen der anderen Elben. Faelivrin  wirkte dabei mehr als erleichtert und immer, wenn sie von ihrer Familie sprach, hatte sie ein Lächeln auf den Lippen. Mathan fühlte sich irgendwie schuldig, dass sie den weiten Weg hierhergekommen war nur um doch weiter zu ziehen.  Dabei fiel ihm ein, wo sie denn nun hinreisen wollte und fragte danach nachdem, sie geendet hatte. Kurz überlegte sie und blickte nachdenklich zum Gebirge. Sie zuckte kurz mit den Schultern und deutete schließlich in Richtung Westen, ihre Wachen folgten der Geste mit dem Köpfen, wussten aber nicht worum es geht. Für Mathan wirkten sie mehr wie starre Wächter, die im Hintergrund auf einen Hinterhalt lauern. Seine Blicken wichen sie meistens auf, selbst der größte Elb unter ihnen wirkte seltsam betreten. Wahrscheinlich machten sie sich alle Sorgen um ihre Familien.

„Ihr könntet nach Lindon gehen und dort bei Cirdan den Schiffsbauer um Hilfe bitten, vielleicht hat er auch ein sogar ein Boot für euch.“, schlug Mathan seiner Tochter vor, die einen Moment lang darüber nachdachte. Langsam nickte sie.
„Das könnte eine gute Idee sein, jedoch ist der Weg dahin nicht sicher und so oft wie du war ich in diesen Teil Mittelerdes nicht.“, antwortete Faelivrin, noch immer mit einem nachdenklich Gesichtsausdruck. Halarîn und Mathan blickten sich verwundert an, sagten jedoch nichts. Nach einer Weile nickte ihre Tochter langsam.
„Wenn man alle Möglichkeiten durchgeht, ist dies die Beste.“, beschloss Fealivrin entschlossen und winkte ihre Wachen herbei. „ Geht und besorgt Proviant, ein Packtier und wenn es geht Landkarten.“ Dann wandte sie sich wieder zu ihren Eltern um und lächelte gequält: „Ich bin so froh euch zu sehen.“, sagte sie erneut. „Aber meine Familie braucht mich dort, meine Kinder und meine Enkel.“, fuhr sie fort und wischte sich die feuchten Augen trocken. „ Ich muss die Zukunft meines Volkes retten und ihr das Eure.“

Mit der Zeit war es nun mehr oder weniger ruhig auf dem Platz, vereinzelte Schaulustige blieben kurz stehen und sahen sich diese fremdartige Elbe an und gingen schließlich weiter. Vereinzelt hatte Mathan den Eindruck Oronêl herumlaufen zu sehen, war sich aber nie sicher, da die typische Narbe nicht zu erkennen war. Nun begann seine Tochter darüber zu erzählen, wie sie ein neues Verfahren gefunden haben um Eisenerz zu gewinnen, allerdings fand Mathan nicht den Faden in der Erläuterung und lächelte stattdessen. Erneut fragte er sich, warum Glorfindel sich so sehr für seine Sache interessierte, wobei Elrond eher dagegen ist. Ihm war klar, dass Elrond stets das Gute in den Dingen sieht, trotzdem zweifelte Mathan dieses mal. Nicht an Elrond, sondern an Saruman und das nicht ohne guten Grund, niemand traute ihm, außer den Waldläufern, die vereinzelte an Ecken herumlungerten. Wobei bei ihnen war der Elb sich auch gar nicht so sicher. Eine Sachte Berührung riss ihn aus den Gedanken, als eine gerüstete Galadhrim-Wache den Platz betrat und sich sorgfältig umschaute. Die verbliebenen Elben blickten den Mann an, doch er verzog keine Miene und trat zu der kleinen Familie, deutete eine Verbeugung an und fragte: „Mathan Nénharma? Die Herrin Galadriel erwünscht eure Anwesenheit in einer dringenden Angelegenheit.“, er sah erst zu Halarîn, dann zu Faelivrin, bis er weitersprach: „Wenn ihr mir bitte folgen würdet.“ Seine Haltung war aufrecht und stolz, als er eine einladende Geste machte und dann flinken Schrittes sich in Bewegung setzte.

Mathan nickte den beiden Frauen zu und folgte den Mann durch das Gewühl der Gassen in Aldburg. In einem Teil der Stadt waren erstaunlich viele Zerge, scheinbar hatten sie ihren eigenen Rat. Faelivrin dagegen wirkte viel mehr interessiert wie die Menschen bauten und folgte den drei Elben mit großen Schritten und interessierten Blick. Ihr Kleid blieb erstaunlich sauber, was Mathan ein Schmunzeln entlockte. Sie war in der Vergangenheit schon immer sehr sauber gewesen. Ihre Ausstrahlung hatte aber in diesem Moment alles von einer großen Königin. Mit Stolz in der Brust betrat er schließlich das Lager der Elben

Mathan, Faelivrin und Halarîn mit dem Galadhrim-Wächter in das Lager der Elben (http://modding-union.com/index.php/topic,30692.msg399264.html#msg399264)


Verlinkung ergänzt
Titel: Der Beginn des Rates
Beitrag von: Sturmkronne am 11. Jun 2015, 00:00
Thorin ließ es sich nicht nehmen, aufzustehen und Borin in die Arme zu schließen. Dann sprach er mit lauter Stimme: „Borin hier hat mir in Lorien bewiesen, dass er ein wahrer Zwerg ist, und er hat mir das Leben gerettet, und das wohl mehrfach.“ Thorin lachte schallend und bot Borin einen Platz nahe am Feuer und nahe an Thorin, neben einem Einäugigen Zwerg, der, wie Borin fand, ein wenig wichtigtuerisch aussah, an. Borin entging nicht die Missgunst, die einige Zwerge ihm gegenüber zum Ausdruck brachten, doch er ignorierte dies und nahm einfach Platz.
Thorin stellte indessen weitere Mitglieder des Rates vor. Viele sprachen für ihren Clan oder ihre Familie, unter ihnen auch der Zwerg Balendil, der anscheinend gemeinsam mit einem anderen Zwerg für eine Expedition sprach. Plötzlich fühlte sich Borin unwohl, da hier die gesamte Elite des Zwergenvolks anwesend war, und er nur der Sohn eines Verräters war, doch anscheinend hatte nur die Minderheit solche Gedanken, und die meisten Zwerge lächelten ihn an. Als alle fertig vorgestellt waren, bestellte Thorin erstmall zur Freude aller beim Wirt für jeden der rund 50 im Gasthaus anwesenden Zwerge einen Humpen Bier. Gerade als sie alle anstoßen wollten, schwang die Türe auf und ein weiterer Zwerg rief in die Versammlung:
„Ich, Gortan, Sohn des Gurtin vom Erebor bin gekommen, um diesem Rat beizuwohnen!“ Thorin nickte und wies ihm einen Platz gegenüber von sich zu. Der Zwerg, der für Borin ein wenig zu schmierig aussah, fühlte sich davon offensichtlich ein wenig herabgesetzt, nickte jedoch und nahm Platz. Er bestellte sich ebenfalls ein Bier, so dass nun alle Zwerge anstoßen konnten auf „das Wohl Durins Volkes und aller freien Völker“, wie es Thorin auszudrücken pflegte. Als alle ihren Humpen zur Hälfte geleert hatten, wie es nun mal unter Zwergen üblich war, stand Thorin auf und rief in die Versammlung:
„Meine lieben Brüder und Mitzwerge, ich habe diese Versammlung aus mehreren Gründen einberufen. Zum einen möchte ich mein Volk nicht im Unklaren lassen, was in dem großen Rat besprochen wurde, was der Verräter hier will, und zum anderen bin ich zwar euer aller König, doch ich möchte nicht einfach über den Kopf meiner Untertanen hinweg entscheiden. So hat es mich mein Vater nicht gelehrt, so werde ich es meine Kinder nicht lehren. Also, liebe Freunde, beginnen wir diesen Rat nun also!“
Alle Zwerge applaudierten und tranken weiter aus ihren Humpen, während Thorin lächelte und ebenfalls etwas trank. Borin, der spürte, dass dies hier noch ein langer Abend werden würde, hielt sich etwas zurück und hatte erst zwei Drittel seines Humpens getrunken, als die ersten bereits bei ihrem zweiten waren. In dessen begann Thorin seine Erzählung vom großen Rat, der Borin kaum zuhörte, da er ja selbst anwesend gewesen war.
Stattdessen beobachtete er die anderen Zwerge. Direkt zu Thorins Rechten saß ein alter Zwerg, der schon viel miterlebt hatte und den alle anwesenden mit Respekt ansahen. Zu seiner Linken war lediglich ein Tisch, auf dem mehrere Karten und Briefe lagen. Neben dem recht alten Zwerg saß ein braunhaariger, junger Zwerg mit einer äußerst edlen Rüstung, die ihn eindeutig als Clanführer auswiesen. Daneben saß Balendin Einauge, der anscheinend ebenfalls ein Mitglied der Königsfamilie war, dann kam auch schon Borin. Nun folgten weitere Clananführer, dann der alte Zwerg der zusammen mit Balendil die Expedition angeführt hatte, dann kam Gortan, dann mehrere einfache Zwerge und ganz am Ende, also wieder neben Thorins Kartentisch saßen mächtige Krieger, die muskelbepackt und furchtlos aussahen. Borin wusste sofort, worauf diese Zwerge aus waren. Insgesamt waren sie 50 Zwerge, von denen fünf Anführer von Clans waren, zehn Anführer von sonstigen Verbänden, zehn waren mächtige Krieger, und die restlichen 24 waren sonstige Ratgeber oder einfache Leute.
Nun hatte Thorin geendet, und fragte in die Runde ob irgendjemand etwas sagen wollte.
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: sarumanderweisse am 12. Jun 2015, 20:12
Gortan sah sich im Schankraum um, in dem sich die Zwerge versammelt hatten. Ihm gegenüber, am anderen Ende des Tisches, saß König Thorin. Bei ihm befanden sich mehrere Zwerge, die für den König von besonderer Wichtigkeit zu sein schienen. Auf Thorins Frage hin erhob sich einer dieser Zwerge, griff in seinen Rucksack und begann zu sprechen: „Wie ihr wisst, war unsere Mission in Khazad-Dûm nicht gerade von Erfolg gekrönt. Wir haben viele gute Zwerge verloren und mussten uns letzten Endes zurückziehen. Jedoch war die Expedition kein völliger Fehlschlag. Mein Vater fand etwas von unschätzbarer Bedeutung, und nun werde ich diesen Gegenstand seinem rechtmäßigen Besitzer überreichen.“. Mit diesen Worten zog er ein Bündel aus seinem Rucksack und legte es vor Thorin auf den Tisch. Dieser begann sofort, den Gegenstand auszuwickeln. Als die letzten Stofflappen entfernt waren, ging ein ungläubiges Raunen durch die anwesenden Zwerge.

 Vor dem König lag eine Axt aus reinem Mithril, geschmückt mit Gold in Form einer Krone. „Durins  Axt“, flüsterte Gortan andächtig. Natürlich hatte er Geschichten über die Waffe Durins gehört, nie jedoch wirklich daran geglaubt. Jetzt, wo dieses Meisterwerk zwergischer Schmiedekunst jedoch vor ihm lag, erwachten in Gortan zwiespältige Gefühle. Zum Einen war die Axt für ihn, wie für alle anderen Zwerge auch eine Reliquie, etwas beinahe heiliges. Zum Anderen erfüllte ihn mit einem Mal eine unbändige Gier; ein Verlangen, das Gortans bisherige Liebe zum Gold weit hinter sich ließ. Er wollte diese Axt besitzen, um jeden Preis.
 Der Zwerg schob diese Gedanken jedoch vorerst beiseite und versuchte, sich wieder auf die Versammlung zu konzentrieren. Der einäugige Zwerg, der Thorin die Axt überbracht hatte, sprach immer noch: „...ist eine Schande, dass dieser verräterische Hund von einem Zauberer und die Hand reicht, gleichzeitig jedoch seine Krallen in die Stadt bohrt, die der Stolz unseres Volkes war! Wollen wir unseren König auf Durins Thron sitzen sehen, oder einen doppelzüngigen Zauberer, der uns verraten hat und wieder verraten wird?! Ich sage euch, wir sollten Saruman aus Moria jagen und die Stadt als sichere Zuflucht für unser Volk einnehmen!“ Viele der versammelten Zwerge brachen in zustimmendes Gebrüll aus. Nun erhob sich Thorin, und augenblicklich kehrte Ruhe in den Schankraum ein. Mit einer Hand auf Durins Axt gelegt sagte er: „Ich stimme dir zu, Balendin Einauge. Die Sicherheit  unseres Volkes, die Sicherheit unserer Familien sollte in dieser Situation für jeden Zwerg das wichtigste sein. Und ich kenne keinen Ort in ganz Mittelerde, der sicherer wäre als Khazad-Dûm!“ Wieder taten viele Zwerge lautstark ihre Zustimmung kund. Gortan allerdings gefiel nicht, wie die Diskussion sich entwickelt hatte. Offenbar stand eine große Anzahl der anwesenden Zwerge einem Bündnis mit Saruman grundsätzlich abgeneigt gegenüber. Gortan überlegte gerade, wie er den Versammelten ein Bündnis mit Saruman wohl schmackhaft machen könnte, als sich ein einfach aussehender Zwerg neben Thorin erhob. Herablassend musterte Gortan ihn und fragte sich, weshalb der König einen solch unscheinbaren Zwerg zu sich rief, ihm selbst jedoch einen Platz am anderen Ende des Tisches zuwies. Gerade überlegte er, wie der Andere einzuschätzen sein und ob er ihm in irgendeiner Form nützlich sein könnte, als der zu reden begann:

 „Versteht mich nicht falsch, auch mir ist viel an der Sicherheit unseres Volkes gelegen. Doch ist es wirklich sinvoll, zur Sicherheit unseres Volkes einen Feind anzugreifen, der offenbar die Orks von Moria unter seiner Kontrolle hat und mit ihnen bereits Lorien überrannt hat?“ Trotz des unzufriedenen Murrens einiger Zwerge fuhr er fort: „Glaubt mir, ich hasse Saruman so sehr wie ihr alle, wenn nicht noch mehr; wir sollten jedoch keine unüberlegten Schritte tun. Saruman sitzt uns mit seinem Heer im Rücken. Wenn wir ihn jetzt angreifen, werden wir überrannt!“ Gortan war überrascht. Er war zunächst davon ausgegangen, dass der Zwerg Thorin und dem Einäugigen zustimmen würde. So jedoch sah Gortan seine Chance gekommen, selbst etwas zu sagen. Er erhob sich rasch und rief: „Er hat recht. Wie die Dinge momentan stehen sehe ich keine Möglichkeit für uns, Saruman zu besiegen. Er würde uns zermalmen. Allerdings sehe ich eine Möglichkeit, Khazad-Dûm zurück zu bekommen, ohne den Zauberer angreifen zu müssen. Wenn wir uns mit ihm verbünden und ihm helfen, sich erneut in Isengart niederzulassen, kann es gut sein, dass er uns Moria überlässt. Wir müssten nur...“
 hob Gortan an, doch weiter kam er nicht. Balendin war aufgesprungen und schrie: „Wo ist deine Ehre? Sollen wir und etwa feige und heuchlerisch von dieser Ratte, die sich Zauberer schimpft, erbetteln, was uns rechtmäßig zusteht?!“ Gortan wollte etwas erwidern, doch es war bereits zu spät. Im ganzen Raum waren Zwerge aufgesprungen und hatten begonnen, sich gegenseitig anzubüllen. Gortan sah sich um und tastete verstohlen nach dem Griff seines Dolches. Die Situation drohte, außer Kontrolle zu geraten...
Titel: Auf nach Düsterwald?
Beitrag von: Sturmkronne am 12. Jun 2015, 22:48
Ein kleines Lächeln konnte Borin trotz des Ernstes der Lage nicht unterdrücken. Abgesehen von Gortan verhielten sich alle Zwerge so wie er es erwartet hatte. Nur Gortan hatte ihn mit seiner wahrlich ehrenlosen Äußerung zwar überrascht, jedoch nicht verärgert, da er ja selbst aus diesem Grund für den Verräter gearbeitet hatte. Gerade als Einauge zur Waffe greifen wollte, stand der alte Zwerg zu Thorins Rechten auf und rammte seine Axt in den Boden. Sofort wurden die Zwerge still und sahen ihn an. Dieser Zwerg hatte große Erfahrung und Weißheit, sonst würde er nicht auf dem Ehrenplatz zu Thorins Rechten sitzen. Der Zwerg hob seine für Zwerge recht hohe Stimme und sagte: „Hört auf euch wie die Weiber anzukeifen, das nützt weder euch noch uns allgemein etwas. Borin hier hat Recht, ein direkter Angriff auf Saruman grenzt an Selbstmord, vor allem da wir uns dann im Zweifelsfall mit unseren eigentlichen Verbündeten, den Menschen und Elben, bekriegen müssten. Und wer hätte was davon? Nur der Dunkle Herrscher!“ Dann ließ sich der Zwerg wieder nieder.
In der nun entstehenden Stille rief plötzlich einer der Krieger: „Mehr Bier“, was zwar zum einen die Stimmung auflockerte, aber zum anderen den Wirt zur Verzweiflung brachte. Thorin lachte nur laut und rief den Zwergen vor, die eigenen Vorräte herzuholen. Borin schüttelte nur den Kopf und fragte sich, warum man sich in diesem Rat besaufen musste. Dann sah er genauer hin, und bemerkte plötzlich etwas, was ihm zuvor entgangen war. In den meisten Zwergenaugen spiegelte sich Angst wieder. Angst, um das nackte Überleben. Man hatte Angst, dass Durins Volk aussterben würde. Deswegen tranken die Zwerge, sie tranken um ihre Angst zu verlieren. Borin nickte nur, während nun ein Krieger in einer kompletten Stahlplatten Rüstung aufstand. Er trug einen mächtigen Kriegshammer in seiner Hand, und als Wappen trug er ein zerrissenes Kettenhemd auf dem Wappenrock.
„Liebe Brüder, mein Name ist Gisbart Panzerbrecher aus dem Clan der Panzerbrecher, und ich spreche hier im Namen aller Panzerbrecher, da unser Clananführer in der Schlacht um Lorien gefallen ist. Eigentlich war ich wie viele hier überzeugt davon, dass die Rückeroberung unserer heiligen Hallen das Beste wäre, was wir tun könnten, doch Dori hat mich von der Undurchführbarkeit dieses Unternehmens überzeugt.“ Er deutete eine Verneigung in Richtung Dori an, der nur ein bisschen brummte. Borin viel auf, dass dieser Zwerg ein guter und geübter Redner war, denn alle Zwerge hingen bereits förmlich an seinen Lippen.
„Ich habe in vielen Schlachten bereits gekämpft, und habe dort die Stimmung unseres Volkes bestens in mich aufgenommen, und ich merke wie demotiviert unsere Krieger sind. Sie haben nun bereits die dritte Niederlage in Folge eingesteckt, einmal vor dem Erebor, einmal im Erebor, und einmal in Lorien.“ Bei jedem Wort waren die Zwischenrufe lauter geworden, bis schließlich die ersten von ihren Sitzen aufstanden und mit Äxten in der Luft fuchtelten. Thorin musste aufstehen und „RUHE!“ schreien, bevor sich die Zwerge wieder beruhigten und hinsetzen. Thorin nickte Gisbart zu, der daraufhin seine Rede fortsetzte.
„Nun, werte Zwerge, was ist das beste Heilmittel gegen schlechte Moral? Natürlich der Sieg! Deswegen schlage ich vor, dass wir mit aller Macht unsere alten und neuen Verbündeten unterstützen, und Sauron seine wichtige Festung abnehmen. Es wird ein großer Sieg werden, und unsere Zwerge werden neuen Mut schöpfen. Also sage ich, dass wir mit aller Macht nach in den Düsterwald ziehen!“
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: sarumanderweisse am 13. Jun 2015, 09:05
Auf Gisbarts Forderung hin erhob sich ein vielstimmiges Gemurmel im Schankraum. Den bulligen, schwer gerüsteten Kriegern neben dem Kartentisch schien die Idee zu gefallen, da sich alsbald ein weiteres Clanoberhaupt erhob. Gortan konnte den Gestank des Zwergs, der sich aus einer Mischung von Bier und Schweiß zusammensetzte, auch einige Stühle entfernt deutlich vernehmen. Nachdem er einen tiefen Zug  aus seinem Bierkrug genommen hatte, begann der Stinkende zu sprechen. Gortan hörte ihm jedoch kaum zu; er war mit sich selbst beschäftigt. Während er nervös an seinem Bart herumzwirbelte versuchte er, sich zu beruhigen und seine Wut unter Kontrolle zu bekommen. Er begriff nicht, wie die anwesenden Zwerge so dumm und ignorant sein konnten. Statt einmal auf ihren Stolz zu pfeifen klammern sie sich daran, ohne nur im Geringsten daran zu denken, wie großzügig Saruman jene entlohnen würde, die ihm helfen.

Mit einer Handbewegung rief Gortan den Wirt des Gasthauses herbei, einen drahtigen Mann mit einem kantigen Gesicht. Sobald er sich auf Höhe des Zwerges hinab gebeugt hatte, was Gortan als Demütigung empfand, setzte er an: „Bedaure sehr Meister Zwerg, allerdings habe ich kaum noch...“ er schwieg sofort, als der Zwerg seine Hand packte und einige Münzen hineinlegte. „Du hast.“, entgegnete Gortan. „Und zwar etwas Besseres als das Zeug, was du den Anderen hier gibst.“ Nach einigen weiteren Münzen eilte der Wirt in Richtung seines Kellers. Gortan gab sein selbstzufriedenes Brummen von sich und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Diskussion. Der stinkende Krieger war inzwischen einem grobschlächtigen Kerl gewichen, der aussah, als sei er ebenso ehrenhaft wie dumm. Im Grunde genommen brauchte sich Gortan gar nicht anzuhören, was der Zwerg zu sagen hatte, da dies nur allzu offensichtlich war. Er konzentrierte sich dennoch auf die Worte des Anderen, die da lauteten: „...stimme deshalb Gisbart zu.Wir haben einen Sieg dringend nötig. Und wenn Dol Guldur erst mal in unserer Hand ist, marschieren wir weiter bis zum Erebor und zünden den verdammten Nazgûl an, der sich auf dem Thron unseres Königs breit gemacht hat!“

Er erntete Zustimmung in Form von Bierkrügen, die auf den Tisch geschlagen wurden. Diese Idioten werden brüllend und Äxte schwingend in ihren Tod laufen. Gortan hatte zwar unter keinen Umständen vor, an diesem Unterfangen teilzunehmen, allerdings wagte er es nicht, sich ein Weiteres Mal gegen die allgemeine Meinung zu stellen. Würde er auch diese Idee vor versammelter Meute als Schwachsinn verurteilen, würden sie ihm vermutlich den Bart abschneiden. Nachdem der vorherige Redner sich wieder gesetzt hatte, erhob sich König Thorin. Nachdem er in die Runde geschaut hatte und Gortan glaubte, einen verächtlichen Blick abbekommen zu haben, sagte Thorin: „Nun denn, die Mehrheit der hier anwesenden Zwerge scheint für einen Sturm auf Dol Guldur an der Seite der Elben, Menschen und leider auch an der Sarumans zu sein. Dennoch, sollte einer der hier Versammelten einen Einwand haben, so möge er nun sprechen.“ Bei diesen Worten begann Gortan, fieberhaft zu überlegen, was er tun sollte. Er selbst würde vermutlich als ehrloser Feigling aus dem Rat geworfen, wenn er einen erneuten Einwand äußern würde, allerdings wusste er nicht, wer außer ihm etwas gegen die geplante Offensive zu sagen hätte. Schon wollte sich Gortan dem unvermeidlichen stellen und sich abermals erheben, als ihm ein anderer Zwerg zuvor kam.
Titel: Der Ausweg?
Beitrag von: Sturmkronne am 13. Jun 2015, 18:52
„Und unsere Familien, unserer Frauen, unsere Kinder? Hast du, werter Gisbart schon einmal an die gedacht? Ehre und Moral sind mir persönlich weniger Wert als das nackte Überleben meiner Frau und meiner Kinder. Ich habe in den Jahren nach der Smaugs Angriff gelernt was es bedeutet, wahrhaft heimatlos zu sein. Wir können unsere Familien nicht hier lassen, da sie völlig schutzlos sind, und wir können sie nicht mitnehmen wenn wir den Elbenwald, warum auch immer, stürmen sollten. Du bist jung, mutig und stark, doch du denkst nicht weit genug. Das Überleben von Durins Volk muss an vorderster Stelle stehen, deswegen kann ich einem solchen Angriff niemals zustimmen!“ Borin sah den Sprecher bewundernd an, es war der alte Zwerg, den Thorin als Tempi vorgestellt hatte. Er hatte gemeinsam mit Balendin die Expedition in Durins Hallen geleitet und wirkte durch seinen weißen Bart äußerst weise. Einauge sah Tempi wütend an, was Borin nicht entging.
Gisbart lächelte nur, er hatte anscheinend durchaus mit einem solchen Einwand gerechnet. Er wollte gerade etwas sagen, da sagte der König: „Nun Tempi, du sprichst wie immer weise. Doch was schlägst du stattdessen vor? Uns Zwergen fehlen die Alternativen, unsere alten Festungen sind alle besetzt und die Feinde zu stark. Wir müssen uns mit den freien Völkern verbünden und können nur hoffen, dass wir eines Tages unsere Städte zurückbekommen. Bis dahin müssen wir kämpfen.“ Gisbart lächelte und man merkte, dass er hoffte den König auf seiner Seite zu haben. Borin wurde bei diesem lächeln ganz und gar unwohl, und er musste unwillkürlich an den Gardisten denken, der ihm in Lorien entkommen war. Er wusste, dass es selbst bei den edlen Zwergen Verräter gab, und wer sagte, dass nicht Gisbart einer von ihnen war? Doch Borin schob den Gedanken beiseite und trank lieber einen Schluck aus seinem Humpen, um die Sorgen runterzuschlucken.
Tempi in dessen schien für seinen Mut in eine schwierige Lage geraten zu sein, da er nun von allen Seiten angegriffen wurde, ihm Feigheit und zu hohes Alter vorgeworfen wurde und er mal lieber ruhig seien sollte. Borin in dessen dachte fieberhaft nach, wie er diesem Mann, der ja ganz offensichtlich einer der wenigen Männer mit Verstand hier war helfen konnte. Er sah sich um, und sein Blick viel auf einen Baum, der gerade sich draußen im Wind bewegte. Lächelnd dachte Borin an seine Begegnung mit dem Ent in Isengart, und da kam ihm eindlich die Erleuchtung, die Erleuchtung die vielleicht sein ganzes Volk retten konnte. Während Gisbart gerade etwas über die Macht von Sauron erzählte, die er teils mit Dol Guldur verlieren würde, erhob sich Borin und sah noch einmal in all die Gesichter. Ängstliche, wütende, lächelnde Gesichter, und schließlich Gortans berechnender Blick.
„Mit dir werde ich auch noch reden, mein Freund. Du bist vielleicht der interessanteste Zwerg hier. Aber später, jetzt muss ich Überzeugungsarbeit leisten!“
Borin holte tief Luft und sah Gisbart in die Augen. Dann hob er seine Stimme über das Gemurmel: „Meine Verehrten Zwergenfreunde, wir stehen hier und streiten, darüber, ob wir in einen sinnlosen Krieg ziehen, oder nicht. Dass dieser Krieg sinnlos ist und uns direkt gar nichts bringt, da wird mir wohl jeder mit Verstand beipflichten!“ Er sah kurz Verunsicherung in Gisbarts Augen, doch Balendin war es der sprach: „Und du, mein weiser Freund, hast du eine Alternative zu diesem deiner Meinung nach sinnlosen Krieg?“
Borin nickte und sprach mit lauter und etwas zitternder Stimme: „Zwerge, manche von euch kennen vielleicht meinen Vater, den Verräter Andrin, der einen anderen Zwerg ermordet hat und dann in Sarumans Dienste geflohen ist. Ich schäme mich zwar für meinen Vater, doch noch mehr schäme ich mich dafür, mitgekommen zu sein. Ich war damals zwar jung, doch nicht zu jung um nicht vielleicht abzulehnen. Ich habe Saruman lange gedient, und deswegen weiß ich, dass man ihm niemals trauen darf! Worauf ich jedoch hinaus will ist die Tatsache, dass Saruman meinen Vater und mich einmal nach Helms Klamm geschickt hat um sich die Festung anzusehen“. Er ging zu Thorins Kartentisch und zog eine Karte von Rohan hervor.
„Wie ihr sehen könnt lieg Helms Klamm in einem Tal, das nur von Norden angegriffen werden kann. Die Festung war immer ein Rückzugsort für Rohans Volk, doch ist sie in einem schrecklichen Zustand, und sie wurde auch erst vor drei Jahren bei Sarumans Angriff stark beschädigt. Sie ist nicht mehr aufgebaut worden, und Rohan fehlt deswegen ein wichtiges Bollwerk. Noch viel wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass unter Helms Klamm ein wunderschönes Höhlensystem ist, dass mit nichts was ich in den Blauen Bergen gesehen habe mithalten kann. Ihr müsstet euch diese Höhlen selbst anschauen um einen Eindruck zu erhalten, sind sie doch von so unglaublicher Schönheit.“
Er wollte lediglich ein wenig Luft holen um weiter zu sprechen, da warf Gisbart ein: „Und weiter? Warum erzählst du uns von einer Festung Rohans, die im Besitz der freien Völker ist“, doch diesmal bekam Gisbart einen Rüffel von Dori, der meinte dass er noch nie einen so unhöflichen und ungeduldigen Zwerg gesehen hatte. Alle mussten lachen, wobei der alte Tempi am lautesten lachte.
Borin schmunzelte ebenfalls und sprach weiter: „Nun, warum ich von diesen Höhlen erzähle? Weil ich hiermit vorschlagen möchte, dass wir unser gesamtes kampfunfähiges Volk nach Helms Klamm verlegen und die Festung wieder aufbauen. Und zwar auf Zwergenart!“
Auf diese Äußerung erfolgte ein Tumult, der bezeichnender für die Verzweiflung und Uneinigkeit der Zwerge nicht sein konnte.
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: sarumanderweisse am 13. Jun 2015, 19:28
Mitten in diesem aufgeregten Gemurmel saß Gortan. Während er über das soeben Gehörte nachdachte, sah er sich im Raum um und betrachtete die anderen Zwerge, unter denen leise, aber dennoch heftige Dispute ausgebrochen waren. Ihren Gesichtsausdrücken nach waren kaum zwei Sitznachbarn einer Meinung. Sowohl für als auch gegen Helms Klamm schwirrten immer wieder Argumente durch den Raum, doch keiner der Zwerge erhob sich. Einen tiefen Zug von seinem Bier nehmend begann Gortan, die vielen Stimmen in den Hintergrund zu rücken und zu überlegen. Er selbst kannte Helms Klamm nur aus den Beschreibungen Anderer, und doch schien ihm der Vorschlag des Zwerges, den er zu Beginn des Rates noch herablassend angesehen hatte, der sinnvollste der bisher Genannten zu sein. Dass Borins Plan keinen Kampf beinhaltete, spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Gortan war sich jedoch alles andere als sicher, dass dieser Vorschlag angenommen würde. Viele der Krieger, allen voran Gisbart, schienen auf dem Angriff auf Dol Guldur zu beharren, und auch der einäugige Zwerg, der dem König Durins Axt überreicht hatte, wollte von Helms Klamm offensichtlich nichts hören. Von Balendin ließ Gortan seinen Blick auf Thorin wandern, der nachdenklich und in Gedanken versunken auf seinem Stuhl saß, während Einauge auf ihn einredete. Gortan versuchte, sich zu konzentrieren und schnappte einige Fetzen des Gespräches auf. „...können uns nicht einfach verstecken und zusehen, wie alle Anderen um uns herum in den Krieg ziehen. Außerdem wissen wir nicht einmal, ob die Rohirrim uns die Festung überlassen.“, murmelte Balendin. Den König schien dieser Einwand verärgert zu haben, denn er sagte schroff: „Wie du weißt, habe auch ich eine Familie, Einauge, und ich werde nicht zulassen, dass...“.

Gortan hatte genug gehört. Seine Befürchtungen beiseite schiebend, stand er auf und sagte mit lauter Stimme: „Borin und Tempi haben Recht. Was nützt uns ein Krieg, was nützt uns selbst ein Sieg, wenn wir danach heimkehren, nur um unsere Familien tot oder versklavt aufzufinden. Alle Siege in dieser Welt wären nicht den Untergang von Durins Volk wert. Ihr hier mögt mich für einen ehrlosen Feigling halten, aber ich sage euch: die wahrhaft Ehrlosen sind die unter uns, die ohne zu zögern unsere Familien schutzlos, jeder Gefahr ausgeliefert zurücklassen würden, nur um Schlachten zu schlagen. Ich sage, wir müssen nach Helms Klamm ziehen, die Festung wieder aufbauen und von dort aus das Überleben der Zwerge zu sichern!“ Nachdem Gortan geendet hatte, herrschte Stille unter den Versammelten. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Er glaubte schon, zu weit gegangen zu sein, als sich Thorin erhob. Der König blickte in die Runde, dann zu Gortan, und schließlich auf die Axt, die noch immer vor ihm auf dem Tisch lag. Dann sprach er: „Gortan, Sohn von Gurtin, als du das erste Mal in diesem Rat sprachst dachte ich, dir läge an niemandem etwas als an dir selbst. Doch ich habe mich selten so getäuscht. Ich sehe nun, dass du von Anfang an nur das Wohl unseres Volkes im Sinn hattest. Deine Worte haben mich davor überzeugt, dass der einzig richtige Ort für uns Zwerge in dieser Situation Helms Klamm ist. Doch auch ihr“, sagte er, an die Krieger, die wieder zu murren begonnen hatten gewandt, „sollt bekommen, was ihr verlangt. Ich werde der Herrin vor Rohan verkünden, dass wir uns ihnen anschließen und im Austausch für Helms Klamm als Zuflucht für unser Volk am Sturm auf Dol Guldur teilnehmen und von Helms Klamm aus die Grenzen Rohans verteidigen werden.“

Nun brach unter allen Zwergen ein zustimmendes und erleichtertes Johlen aus, in das selbst Gortan einfiel. In diese gelöste Stimmung rief Thorin: „Da alle anwesenden Zwerge mit diesem Vorschlag einverstanden zu sein scheinen, erkläre ich den Rat hiermit für beendet. Wirt!“, rief er dem Menschen zu, der sich, als die Zwerge zu johlen begonnen hatten, hinter dem Tresen versteckt hatte, „Bring das beste Bier her, was du hast. Diese Zwerge hier haben es verdient!“ Während die Zwerge begannen, ausgelassen zu feiern, rief  Thorin Gortan und einige andere Zwerge zu sich in ein Hinterzimmer des Gasthauses. Als sich die Tür schloss, sah Gortan sich im Raum um. Außer ihm und dem König waren nur die beiden alten Dori und Tempi sowie Borin anwesend. Thorin sagte: „Ihr kommt mit mir zu Eowyn.“ Innerlich jubelte Gortan. Er hatte nicht nur bekommen, was er wollte, er hatte noch viel mehr: Nun hatte er das Vertrauen des Königs.
Titel: Vorbereitungen
Beitrag von: --Cirdan-- am 18. Jun 2015, 16:59
Aus der Sicht des Halblings

Einige Tage vergingen in Aldburg. Tage in denen Pippin mit Merry zusammen hoffte bald ins Auenland aufbrechen zu können. Nach einem Gespräch mit Meister Elrond hatten die beiden jedoch beschlossen ihre Reise um ein paar Tage zu verschieben. Elrond bot an, sie zusammen mit Galadriel, Celeborn, Celebithiel und den Flüchtlingen aus Lothlórien zu begleiten. Zu mindestens bis an die Grenzen des Auenlandes. Mit Freuden nahmen sie das Angebot an, auch wenn es ihre Reise verzögerte, doch sie wussten wie gefährlich die Nordsüdstraße und der Grünweg waren und dankten für den Schutz, den die Elben ihnen bieten würden. Dass Elrond auch mit nach Westen zog, verwunderte Pippin zwar, aber der Halbling frage den Halbelben nicht nach seinen Plänen. „Mische dich nicht in die Angelegenheiten der Großen und Weisen“, erinnerte sich Pippin dabei an die Worte des grauen Zauberers. Einen Rat, den Pippin die letzten Jahre außer Acht gelassen hatte, da er sich jetzt aber wieder seiner Heimat zuwandte, schien es ihm wichtig daran festzuhalten und sich durch nichts ablenken zu lassen.

In den Straßen von Aldburg gab es die Tage viel zu sehen und zu hören. Die ganze Stadt schien in erneuter Aufruhe, nachdem der Kriegsrat seine Entscheidung kundgegeben hatte. Sehr freute es Pippin als er erfuhr, dass Saruman Aldburg bereits verlassen hatte. Kurz kam dem Hobbit der Gedanke, ob er den Zauberer auf seiner langen Reise zurück nach Khazad-dûm oder Lothlorien nicht unbeabsichtigt getötet hätte, denn der kalte Entzug des Pfeifenkrautes konnte einem ganz schön umhauen, wie er und Merry am eigenen Leib festgestellt hatten.

Vieles wurde in den Tagen nach der Ratsversammlung geplant und vorbereitet für den Abmarsch des vereinten Heeres der Elben und Menschen nach Norden, doch nur von wenigem bekamen Pippin und Merry etwas mit. Immer wieder hörten sie davon, dass man sich Sorgen machte wegen der Nachschublieferungen an Lebensmitteln für die Zeit in der das Heer Dol Guldur belagern würde. Verzweifelt wurde in Aldburg nach Heilern und Köchen gesucht die das Heer begleiten wollten, und auch nach Kriegern wurde verlangt. Öfters trafen kleinere Trupps in Aldburg ein, aber ein Éohere wie es die einstige Zeit gekannt hatte war es keinesfalls. Zudem musste auch an Rohans Verteidigung gedacht werden, wodurch ein Teil der kriegsgewandten Rohirrim ohnehin zurückbleiben mussten.

Pippin und Merry verfolgten das gesamte Treiben in gespannter Erwartung und bemerkten verstärkt, wie sich die Elben Lothlóriens bereit machten gen Westen nach Lindon zu ziehen. Bald würde es also ihre Reise starten, noch bevor das Heer Richtung Dol Guldur zieht.


Einige Tage später verabschieden Pippin und Merry Oronêl und seine Begleiter am Westtor (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5199.msg404718.html#msg404718).


Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Adamin am 21. Jun 2015, 13:32
"Kommen zwei Hobbits in die Schänke. Sagt der eine: >Zwei Halbe.< Daraufhin der Wirt: >Ja, das sehe ich und was wollt ihr trinken?<"

Der Krämer hob den Blick von seinen Waren, öffnete seinen Mund, schloss ihn wieder, runzelte die Stirn, und schien einen Moment lang über etwas weit entferntes nachzudenken. Antien breitete die Arme aus und lächelte breit, so wie es ihm der Stallbursche vorgemacht hat. "Es ist ein Scherz. Der Hobbit hat bereits bestellt, aber der Wirt dachte er beschreibt sich und seinen Begleiter. Ein lustiges Missverständnis." So hatte der Stallbursche es ihm erklärt.
Der Krämer beäugte Antien einen Moment. Sein Blick flackerte kurz zu seinen Ohren, dann sagte er vorsichtig "Ein feiner Spaß mein Herr. So etwas habe ich lange nicht mehr gehört. Wie kann ich euch weiterhelfen?"
"Ich möchte dir helfen." Antien ließ seine Arme wieder sinken. "Du sahst betrübt aus." Trüb­sinn schien auf der ganzen Stadt zu lasten. "An meinen Scherzen muss ich wohl noch üben. Lass mich dir stattdessen mit deinen Waren helfen." Er trat näher und strich vorsichtig über einen alten bemalten Tonbecher in der Auslage des kleinen Ladens. Die ausgeblichene Farbe schimmerte dort, wo Antien die Staubschicht entfernt hatte. Wieder runzelte der Krämer die Stirn, begann jedoch allmählich zu lächeln. "Wie könnte ich so ein Angebot ablehnen? Es gibt einige Körbe mit Waren die geordnet werden müssen. Jede Hilfe ist mir willkommen."

Antien verbrachte einige Stunden im Laden des Krämers, sauberte und ordnete seine Waren, und beobachtete ihn in seinem Geschäft. Seile, Tongeschirr, Ledertaschen, alte Umhänge, Schnitzarbeiten: Alle möglichen Gegenstände fand er in unterschiedlichen Kisten und Regalen. Der Krämer war anfangs noch zurückhaltend, doch allmählich verließ ihn sein Schwermut und in ruhigen Momenten unterhielt er sich vergnügt mit Antien. Sie erzählten sich viel voneinander. Als Antien ihm jedoch von seiner Reise erzählte, wurde das Gesicht des Krämers wieder hart und düster.
"Für eine Reise durch Mittelerde hast du dir keine günstige Zeit ausgesucht. Man hört nur noch schlechte Nachrichten aus dem Osten. Hoffnungslosigkeit treibt die Menschen umher. Die hohen Herren in ihren hohen Hallen planen allerlei Schlachten und ihre Soldaten folgen ihnen nach, doch das einfache Volk will nichts anderes als diese schwere Zeit überstehen. Aber ich denke du weißt das schon. Du bist schließlich auch nicht aus Zufall nach Aldburg gekommen oder?"
"Nein." Trauer, ein schweres Gefühl. Abschied von Freunden. Verlorene Hoffnung. Verlorenes Selbst. Dahintreiben. "Ich habe eine Gruppe Flüchtlinge hierherbegleitet." Mit einem Stück Stoff polierte Antien ein kleines Kochmesser. Das vorher matte Metall schimmerte wie neu und reflektierte das trübe Sonnenlicht wie an einem warmen Sommertag. "Ich habe viel Neues gesehen, Dinge die ich nicht kannte. Aber ich habe auch gesehen, dass viele Dinge die für mich selbstverständlich sind von anderen vergessen wurden. Ich möchte noch weiterreisen, mehr lernen und mehr geben." Er faltete das Stoffstück zusammen und legte es zurück in eine Kiste. "Ich habe gehört dass Herr Glorfindel von Bruchtal nach Dol Guldur ziehen will." Auf seiner Karte war der Ort als Amon Lanc eingezeichnet und als Elbensiedlung beschrieben. "Ich denke ich werde mich seinem Gefolge anschließen."

Der Krämer der gerade nach einem Krug greifen wollte stolperte plötzlich. Der angestoßene Krug fiel auf eine Holzkiste herunter und zerbrach. Im Flug versuchte der Krämer den Krug noch aufzufangen, griff jedoch nur in eine Scherbe und schnitt sich tief in die Hand. Blut tropfte auf den festgetreten Boden. Antien eilte herbei und wickelte ein Leinenstreifen um die Hand des Krämers.
"Das kann nicht dein Ernst sein! Du kannst nicht mit dem Heer ziehen. Es wird eine Schlacht geben. Wer weiß ob überhaupt ein Einziger von ihnen zurückkehrt! Bitte geh nicht! Ich fürchte du wirst auf diesem Weg nur Verzweiflung und Leid finden." Antien summte sacht eine vertraute Melodie und drückte die Hand des Krämers. "Dann muss ich diesen Weg um so mehr gehen wenn ich dann den Verzweifelten Trost spenden und die Schmerzen der Leidenden lindern kann." Er lächelte.
Der Krämer zog seine Hand zurück und wollte etwas erwidern, verharrte jedoch einen Moment. Der Schnitt in seiner Hand schmerzte nicht mehr. Die Wunde war noch zu sehen, aber das Blut war gestoppt und hat eine dicke schützende Schicht auf der Haut gebildet. Bewundernd blickte er zu Antien auf. "Wenn das wirklich ist was du möchtest... Solltest du bald aufbrechen und dich dem Gefolge anschließen. Nimm jedoch diesen einen Rat von mir an: Bleibe bei den Unterstützern des Heeres, den Heilern und Köchen und Schmieden. Dort wirst du mehr lernen und vielleicht helfen können." Er verschwand kurz im Nebenzimmer und kam mit einem kleinen Bündel zurück. "Für deine Hilfe hier. Mein Laden war lange nicht mehr so ordentlich und hell. Als Dank gebe ich dir zwei Dinge auf deinen Weg." Er gab Antien eine kleine Umhängetasche aus festem dunkelbraunem Stoff. "Meine Reisemedizin. Einige Kräutersalben und Leinenstreifen. Du wirst Verwendung für sie finden." Als nächstes gab er ihm einen Hut aus dickem grauen Filz mit einer breiten Krempe. "Du kannst nicht völlig schutzlos nach Dol Guldur gehen. Ich habe diesen Hut vor einiger Zeit auf meinem Weg durch Rohan gefunden und er hat mir seitdem Glück gebracht. Hoffentlich wird er auch dich beschützen."

Antien nahm beides dankend entgegen, verabschiedete sich vom Krämer und verließ den Laden. Der Hut füllte ihn mit einem Gefühl des Vertrauens, als könne er durch die ganze Welt ziehen und doch immer am rechten Ort ankommen. Der warme Filz fühlte sich weich und doch widerstandsfähig an. Ein warmer Windhauch regte eine Erinnerung in ihm. Er griff in seinen Reisebeutel und holte die weiße Feder die Tom ihm gegeben hatte hervor. Geschickt steckte er die Feder an den grauen Hut, setzte ihn auf und begab sich auf den Weg in sein nächstes Abenteuer (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,1437.msg397084.html#msg397084).
Titel: Erinnerungen
Beitrag von: Fine am 21. Jun 2015, 16:27
Cyneric aus dem Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg395621.html#msg395621)


Gedankenverloren ging Cyneric durch die vom Dämmerlicht nur noch wenig beleuchteten Straßen Aldburgs. Die Stadt erschien ihm ebenso geschäftig wie am Nachmittag, denn nun wurden allerorts Vorbereitungen getroffen. Viele würden nun die Stadt in unterschiedliche Richtungen verlassen, wie er hier und da aus dem Gerede der Leute heraushörte. Meister Elrond, der schon beinahe ein Jahr in Aldburg war würde nach Westen in die Elbenlande reisen, und viele hohe Persönlichkeiten würden mit ihm gehen, sagten die Menschen. Einige sagten, die Elben würden sie im Stich lassen. Andere waren froh dass die Stadt nun leerer werden würde.

In der Unterkunft der königlichen Garde angekommen setzte er sich noch eine Weile zu seinen Kameraden, deren Schicht ebenfalls vorbei war. Neues erfuhr er von ihnen nicht; und nach einiger Zeit wünschte er ihnen eine gute Nacht. Der Schlafsaal der Gardisten war nie voll besetzt, da jederzeit mindestens vier Gardisten vor Éowyns Tür postiert waren. Er legte sich hin und versuchte zu schlafen. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen. Er war gegen Orks ausgeritten und die Ratsversammlung war zu Ende gegangen. Doch seine Gedanken kreisten immer wieder um die Begegnungen mit Oronêl, Mithrellas und besonders Irwyne.

Schon bald tauchten vor seinem inneren Auge Bilder aus vergangenen Tagen auf; Bilder aus glücklicheren Tagen.
Seine Tochter, gerade einmal fünf Jahre alt, wie sie auf der Wiese vor ihrem Haus in Hochborn fröhlich umherrannte...
Der Abdruck ihrer kleinen Hand auf seinem Schild...
Das Leuchten in den Augen seiner Frau nach Déorwyns Geburt...
Seine Tochter mit vierzehn Jahren, wie sie ihn mit Blumen im Haar in Meduseld besucht hatte...
Wie sie ihm beide zum Abschied gewunken hatten als er mit Théoden nach Gondor aufbrach....
Und leise verklang beim letzten Bild der Aufruf zum Kampf, den man damals in Rohan gehört hatte:

Reiter von Rohan, rüstet zum Kampfe!
Untaten droh'n, Dunkel im Osten.
Hengst sei gesattelt, Horn erschalle!
Auf, Eorlingas!


Der folgende Tag war Cynerics freier Tag. Er verbrachte den Vormittag mit der Pflege seiner Rüstung und seiner Waffen, und verbrachte einige Zeit bei Rynescéad in den Ställen. Während er den Hengst striegelte fiel ihm etwas ein. "Wie würde es dir gefallen, eine neue Bekanntschaft zu machen, mein Freund?"
Rynescead schlug mit dem Schweif und antwortete nichts.
"Oh, ihr werdet euch bestimmt sehr gut verstehen," sagte Cyneric.
Kurz darauf ritt er zum östlichen Tor hinaus in Richtung des Elbenlagers.


Cyneric hinaus auf die Felder und Wiesen (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,4159.msg399586.html#msg399586) nahe Aldburgs
Titel: Besichtigungen in Aldburg
Beitrag von: Fine am 16. Jul 2015, 16:01
Cyneric von den Wiesen und Feldern  (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,4159.msg399586.html#msg399586)außerhalb Aldburgs


Am Tag darauf begann Cynerics Wachdienst am frühen Morgen und dauerte bis Mittags. Er begleitete Faramir bei verschiedenen Besorgungen die dieser in der geschäftigen Stadt zu erledigen hatte, denn noch immer mussten vielerlei Vorbereitungen für den kommenden Feldzug getroffen werden. Außerdem trafen seit einigen Tagen zusätzliche Reiter und Soldaten aus den Ebenen Rohans ein die Éowyns Aufruf zum Kampf gefolgt waren und nun einer éored zugeordnet werden mussten. Es würde keine große Heerschau Rohans geben denn die Rohirrim stellten für den Angriff auf Dol Guldur nicht das Hauptheer, sondern gingen als Verbündete der Elben von Imladris. Glorfindel, der Kommandant der Hochelben, würde den Oberbefehl über das vereinigte Heer haben während Thranduil und Erkenbrand die ihnen direkt unterstehenden Truppen befehligen würden.

Der Nachmittag kam und Cynerics Schicht ging zu Ende. Am Osttor der Stadt traf er Irwyne, die bereits auf ihn wartete. Sie war in Begleitung der Elbin Mithrellas gekommen, die Cyneric freundlich grüßte. Er hatte vor Irwyne heute die Sehenswürdigkeiten Aldburgs zeigen und freute sich auf die gemeinsame Zeit. Nachdem sie sich von Mithrellas verabschiedet hatten machten sie sich auf den Weg zur Großen Halle.

Sie erstiegen die Treppen und kamen von Vorhof der Halle. Zwei Wächter standen vor dem Tor und grüßten Cyneric als sie ihn erkannten.
"Hier hat der erste König Rohans gewohnt," erklärte er Irwyne.
"König Eorl der Junge?" wollte sie wissen.
"Richtig. Sein Sohn Brego erbaute später Meduseld, die Goldene Halle, und die Könige Rohans zogen nach Edoras. Aber hier in Aldburg war Eorls Sitz."
"Und nun lebt die Königin Éowyn hier," stellte Irwyne fest.
"Aldburg ist jetzt wieder die Hauptstadt Rohans, das stimmt."
"Komm, ich möchte sehen wie es drinnen aussieht!"

Die Wächter ließen sie passieren und Cyneric zeigte Irwyne das Innere der Großen Halle, die erst vor wenigen Tagen den Rat der Freien Völker beherbergt hatte. Irwyne war vor allem von den alten Wandteppichen beeindruckt, die an beiden Seiten der Halle hingen und einige Ereignisse aus der Geschichte der Riddermark zeigten. Auf einem waren vier Männer zu sehen, die auf einem Hügel standen (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30645.msg400677.html#msg400677). Zwei von ihnen standen sich gegenüber und hielten gemeinsam einen Pfeil mit roter Spitze.
"Das sind Cirion und Eorl," erklärte Cyneric. "Kennst du die Geschichte?"
"Cirion war der Truchsess Gondors, der unserem Volk die Riddermark zum Wohnsitz gab," antwortete Irwyne. "Aber wer sind die anderen beiden Männer, die neben ihm stehen?"
"Ich bin mir nicht sicher," musste Cyneric zugeben. "Einer der beiden erinnert mich an Erchirion, den Boten Dol Amroths der vor einigen Tage hier war. Der trug ähnliche weiße und hellblaue Gewänder. Der Fürst von Dol Amroth ist ein wichtiger Mann in Gondor; wahrscheinlich war einer der Vorfahren Imrahils dabei als Cirion und Eorl ihr Bündnis besiegelten."
"Er sieht Oronêl ein bisschen ähnlich," sagte Irwyne nachdenklich.
"Oronêl?" wunderte sich Cyneric. "
"Die Fürsten von Dol Amroth stammen von Oronêl und Mithrellas ab," erklärte Irwyne.

Am anderen Ende der Halle, nahe des Ausgangs fanden sie einen Wandteppich, der von einer schmutzigen Decke bedeckt war. Irwyne riss sie herunter bevor Cyneric sie daran hindern konnte. Als sie sahen was darunter lag (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30645.msg400677.html#msg400677) wurden sie beide einen Moment lang still.
"Das ist Saruman, oder?" sagte Irwyne schließlich leise.
"Es sieht ganz danach aus," antwortete Cyneric. "Ich glaube, hier wird dargestellt wie er den Schlüssel zum Orthanc erhält."
"Wer ist der Andere?"
"Einer der Truchsessen Gondors, glaube ich."
"Ich wünschte, Saruman hätte den Schlüssel nie bekommen. Dann hätte er keinen Krieg über Rohan bringen können."
"Da bin ich mir nicht sicher. Der Zauberer ist listenreich. Wenn er es gewollt hätte hätte er die Riddermark auf anderem Wege angreifen können. Er hat Isengard als Stützpunkt ja auch nicht gebraucht um Lothlórien zu überfallen."
Irwyne blickte ihn wütend an. Oh, das hätte ich wohl besser nicht gesagt. Ich hatte vergessen, dass sie beim Fall des Elbenreiches dabei war.
Doch das Mädchen sagte nichts, sondern warf die Decke wieder über den Wandteppich. Dann verließ sie die Große Halle und Cyneric folgte ihr.

Glücklicherweise verflog Irwynes schlechte Laune so schnell wie sie gekommen war. Auf dem Markt von Aldburg kaufte Cyneric ihr eine Hand voll Äpfel, von denen sie einige selbst aß und die anderen für Rynescéad aufhob. Der Marktplatz war beinahe vollständig mit Leuten gefüllt, denn heute wurden dort nicht nur Waren verkauft.
An diesem Nachmittag versammelten sich hier all jene, die sich freiwillig melden wollten um das Heer auf dem Weg nach Dol Guldur als Heiler, Koch oder Schmied zu unterstützen. Für einen Feldzug braucht es mehr als nur Soldaten, dachte Cyneric. Die Heiler insbesondere haben eine mindestens ebenso schwere Aufgabe wie diejenigen, die Klingen führen. So leicht vergessen wir, dass Kriege nicht nur durch Waffengewalt gewonnen werden.

Er merkte, dass er durch seine Gedanken abgelenkt worden war. Irwyne stand einige Meter entfernt neben der Stelle an der sich die freiwilligen Unterstützer bei einem rohirrischen Offizier meldeten und unterhielt sich mit einem braunhaarigen Elben, der einen breitkrempigen grauen Hut mit Feder trug. Cyneric ging hinüber.
"Das ist Antien!" stellte Irwyne den Elben vor. "Ich kenne ihn von früher. Er sagt, er will mit dem Heer nach Dol Guldur gehen."
"Das will ich. Und wer bist du, mein Freund?" sagte Antien.
"Cyneric, Cynergars Sohn. Ich wusste nicht, dass Irwyne so viele Elben kennt," antwortete er.
"Ich reiste mit Oronêl und einigen weiteren Gefährten von Dol Amroth nach Lórien. Unterwegs trafen wir Irwyne und nahmen sie mit. Daher kennen wir uns."
"Cyneric! Das möchte ich auch machen," unterbrach Irwyne. "Ich möchte mich den Heilern anschließen. Dann kann ich in deiner Nähe bleiben, wenn das Heer los zieht."
"Ich möchte dich nicht in Gefahr bringen," sagte Cyneric, der sich nicht sicher war was er von der Sache halten sollte. "Ein Kriegszug ist kein Ort für ein Mädchen wie dich."
"Wenn es ihr Wunsch ist, solltest du ihr erlauben zu gehen," meinte Antien freundlich.
"Ja, Antien hat recht! Und außerdem bin ich alt genug," sagte Irwyne.
"Es steht mir nicht zu es dir zu verbieten, Irwyne. Dennoch würde ich gerne Oronêl fragen was er davon hält."
"Er hat bestimmt nichts dagegen," versicherte das Mädchen.

Sie verabschiedeten sich von Antien und machten sich auf den Weg zum Elbenlager, denn bald würde es Abend werden. Unterwegs hielten sie an den Stallungen an und Irwyne schenkte Rynescéad die Äpfel die sie aufgehoben hatte. Cyneric freute sich, dass die beiden so schnell Freunde geworden waren. Nicht mehr lange und sie wird sich ein eigenes Pferd wünschen, dachte er.
Anschließend zogen sie weiter zum Osttor der Stadt, hinter dem die Spitzen der elbischen Zelte hervorragten.


Cyneric und Irwyne zum Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg401109.html#msg401109)
Titel: Der Halbling und die Elbenmaid
Beitrag von: Fine am 26. Jul 2015, 14:50
Cyneric und Irwyne aus dem Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg402546.html#msg402546)


Am darauffolgenden Vormittag waren Cyneric und Irwyne wieder in der Stadt unterwegs, wie sie es geplant hatten.
Sie hatten einige Besorgungen zu machen, denn auch Cyneric musste nun bald von Aldburg aus aufbrechen. Um Verpflegung würden sich die Quartiermeister des Heeres kümmern, doch gab es noch andere Dinge, die er und Irwyne auf dem langen Weg nach Nordosten brauchen würden. Auf dem Markt fanden sie schließlich alles, was sie benötigten, und so machten sie sich auf den Weg zur Rüstkammer, um ihre Einkäufe in Cynerics Truhe abzulegen.

Sie kamen an einem Mäuerchen vorbei, auf dem eine kleine Gestalt saß und die Beine baumeln ließ. Irwyne blieb erstaunt stehen und sah es sich genauer an.
"Hallo!" grüßte der Halbling - denn genau das war er - freundlich.  "Kann ich dir helfen?"
"Das ist Meriadoc, ein Schwert-Than der Königin," stellte Cyneric den Halbling vor, den er bereits seit mehr als einem Jahr aus der Gesellschaft Éowyns kannte.
"Er ist ein Holbytlan, wie die aus den alten Geschichten unseres Volkes."
"Hobbit", verbesserte Meriadoc. "Du kannst mich Merry nennen, wenn du mir deinen Namen verrätst," sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.
"Ich heiße Irwyne," antwortete das Mädchen.
"Ein schöner Name! Wie lange bist du schon in der Stadt?"
"Sie ist erst einige Tage hier, Herr Meriadoc," erkläre Cyneric. "Sie kam mit den Flüchtlingen aus dem Norden."
"Oh? Du siehst aber nicht wirklich elbisch aus," wunderte sich Merry.
"Und du siehst nicht sehr groß aus," gab Irwyne schnippisch zurück.
Merry lachte. "Das stimmt wohl. Du hast mich erwischt." Er stieß sich ab und landete neben dem Mäuerchen, auf dem er gesessen hatte.
"Ich will nicht unhöflich sein. Du bist doch einer der Gardisten, richtig?"
"Stimmt," antwortete Cyneric."
"Schön. Kommt doch mit zur Residenz. Ich bin gerade auf dem Weg dorthin. Königin Éowyn würde sich bestimmt über Besuch freuen."
Wahrscheinlich stimmt das, überlegte Cyneric. Zurzeit war Faramir meist in der Stadt beschäftigt und traf sich mit Glorfindel, Erkenbrand oder anderen Anführern. Éowyn blieb hingegen die meiste Zeit in dem großen Haus, in dem das Herscherpaar Rohans wohnte. Cyneric passte das ziemlich gut, denn am Nachmittag hatte er dort seinen Wachdienst abzuleisten.

Gemeinsam mit Merry machten sie sich auf den Weg. Schon bald hatte Irwyne alle Skepsis dem Halbling gegenüber abgelegt und scherzte fröhlich mit Merry, der sie immer wieder zum Lachen brachte. Cyneric ging hinter den beiden her und ertappte sich dabei, wie sich ihm ein Lächeln aufs Gesicht stahl. Das ist es, wofür wir kämpfen. Damit kleine, frohe Momente wie dieser nicht aus dieser Welt verschwinden. Denn das werden sie, wenn sie der Schatten verschluckt. Ich hoffe, wir können ihm Einhalt gebieten. Die Leute sagen, der Krieg in Gondor gehe gut; hoffen wir, dass das stimmt und nicht nur ein Gerücht ist.
Unser eigener Krieg beginnt erst.


Sie kamen an der Rüstkammer vorbei und hielten kurz an, damit Cyneric und Irwyne ihre Einkäufe verstauen konnten. Merry wartete draußen, an den Türrahmen gelehnt.
Nun war es nicht mehr weit bis zur Residenz der alten Könige Rohans, einem großen Haus im Süden der Stadt welches einen direkten Zugang zur Großen Halle besaß. Der Gardist vor dem Eingang nahm Haltung an, als er den Hobbit erkannte. Ich vergesse immer wieder, dass er ein Kriegsheld ist, dachte Cyneric. Gemeinsam mit Éowyn hatte Meriadoc einst den Fürst der Ringgeister vor Mundburg geschlagen und einen großen Teil zum Sieg der freien Völker auf den Pelennor-Feldern beigetragen. In ihm steckt mehr, als das Auge sieht.

Die Wache ging, um sie bei Éowyn anzukündigen. Als der Mann zurückkehrte gab er ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie fanden Éowyn auf einer großen Terasse, von der man beinahe die ganze Stadt überblicken konnte. Bei ihr war eine hochgewachsene Elbin mit rötlichem Haar. Irwyne blickte sie mit einem verwunderten Ausdruck im Gesicht an.
"Das ist ja Celebithiel!" sagte sie erfreut.
"Le suilon, Irwyne," antwortete die Elbin und wandte sich ihr zu.
Cyneric hielt Irwyne zurück und machte eine Geste in Richtung Éowyn, die die drei Besucher fragend anblickte. Hier ist deine Königin, Irwyne. Zeig' deine Ehrerbietung. Irwyne blickte ihn einen Moment lang verwundert an, dann verstand sie und neigte gemeinsam mit Cyneric und Merry vor Éowyn das Haupt.
"Merry, Cyneric, wen habt ihr mir da mitgebracht?" wollte Éowyn wissen, die sie freundlich anblickte.
"Das ist Irwyne," erklärte Merry.
"Wir trafen sie vor einiger Zeit in Dunharg und nahmen sie mit nach Lothlórien," fügte Celebithiel hinzu. "Sie kam mit uns von dort nach Aldburg."
Éowyn legte Irwyne mitfühlend die Hand auf die Schulter. "Hier bist du in Sicherheit."
Irwyne nickte verlegen, dann wandte sie sich an Celebithiel. "Und was machst du hier?"
"Ich leiste der Herrin von Rohan Gesellschaft. All diese Kriegsvorbereitungen in der Stadt bereiten mir Unbehagen," sagte die Elbin, und ein Schatten zog über ihr Gesicht.
"Wirst du wirklich mit der Herrin Galadriel und den anderen nach Westen reisen?" wollte Irwyne wissen.
Celebithiel nickte nur anstatt eine Antwort zu geben. Eine Pause entstand, die von Merry nach einigen Momenten unterbrochen wurden.
"Seht nur, wie unhöflich wir sind. Hier sind zwei Damen, die sich über persönliche Dinge austauschen, und wir platzen einfach so hinein. Kommt, Freunde, suchen wir uns was zu essen."
Und genau das taten sie dann auch.

Da Merry und Cyneric sich in der Residenz gut auskannten hatten sie die Küche schnell gefunden. Die Dienerschaft war anscheinend die regelmäßigen Besuche des Halblings schon gewohnt, denn man stellte ihnen ohne Nachfragen etwas zu Essen hin, das wohl vom Frühstück übrig geblieben war.
"Wirst du mit dem Heer nach Norden ziehen, Cyneric?" fragte Merry mit vollem Mund.
"Ich bin zu Erkenbrands éored eingeteilt."
"Und ich gehe mit den Heilern," fügte Irwyne hinzu.
"Tapferes Mädchen," sagte Merry anerkennend. "Pippin - das der zweite Hobbit in Aldburg - und ich werden bald ebenfalls aufbrechen. Wir werden zu Hause nach dem Rechten sehen. Ich glaube, wir werden schon in wenigen Tagen die Furten in der Westfold überquert und Rohan verlassen haben," fügte er beinahe wehmütig hinzu.
"Du meinst die Furten des Isen", verbesserte Irwyne.
"Meine liebe Irwyne, lass mich dir einen guten Rat geben: Niemand mag Besserwisser."
Gemeinsam lachten sie und brachten ihre Mahlzeit zu Ende. Für Cyneric wurde es nun Zeit, seine Schicht anzutreten, denn der Vormittag war beinahe vorbei. Merry erklärte sich bereit, Irwyne zum Elbenlager zurück zu begleiten und verließ gemeinsam mit ihr die Residenz während sich Cyneric auf den Weg zu seinem Posten machte.
Titel: Ein neuer Tag
Beitrag von: Curanthor am 30. Jul 2015, 04:37
Etwas kitzelte an seinem Nacken, es war warm und sanft. Er realisierte den langsamen und regelmäßigen Atem von Halarîn, die ihren Kopf zwischen seinen Schulterblätter plaziert hatte. Er lag auf dem Bauch und hatte die Arme weit von sich gestreckt.
"War gestern doch keine gute Idee gewesen noch am Abend etwas zu trinken.", murmelte seine Frau auf ihn und ließ ihren Körper langsam von ihm herabgleiten. Er rückte sein Nachthemd zurecht, eine recht menschliche Angewohnheit so etwas zu tragen.
"Du hast dir den Kopf gestoßen und zwar nicht gerade leicht, ebenso schwer war es dich hierher zu tragen.", kicherte sie leise und stupste ihn in die Seite.
"Wegen dir war es schon zu Ende, bevor wir angefangen haben.", sagte sie vorwurfsvoll als sie seinen verwirrten Blick bemerkte.
"Was meinst du?", fragte er verwirrt, was ihr nur ein kurzes, schelmisches Lächeln entlockte.
"Das bist du selbst schuld, wenn du unbedingt durch zu kleine Türen rennen musst.", gluckste sie.
Mathan blickte sie finster an und rieb sich seinen Kopf, der brummte, als ob er zu viel zwergisches Bier gesoffen hätte. Wenigstens hatte er keine Beule, was für einen Elben mehr als peinlich währe. Ob er einen blauen Fleck hatte? Er taste weiter.
"Da ist nichts.", ertönte die belustigte Stimme seiner Geliebten, die inzwischen aufgestanden war .
Er erinnerte sich am späten Abend von dem Lager der Elben in die Stadt gegangen zu sein, aber ganz kam es ihm nicht in den Sinn. Nachdenklich rieb Mathan sich die Schläfen und schwang seine Beine aus dem Bett, während Halarîn mit spitzen Fingern ihr blaues Kleid glatt strich und schließlich umständlich anzog. Sie wirkte noch immer außerordentlich erheitert.
"Ist etwas?", fragte er, worauf nur ein fröhliches "Nein" zurückkam.
Brummelnd kleidete er sich vollständig an und räumte schließlich ihre Habseligkeiten zusammen. Durch ihren Aufenthalt in der Stadt war ihre ursprüngliche Habe ziemlich eingeschmolzen, da Halarîn letztendlich zu viel mitgenommen hatte, oder Sachen eingepackt hatte, die sie gar nicht brauchten. So hatte Mathan am Ende des Aufräumens ein Bündel mit seinem Werk aus der Schmiede, dass er in Aldburg nur bruchstückchenhaft bearbeitet hatte und einige Kleidung zum Wechseln. Halarîn verzichtete auf ihre schwere Rüstung aus dem Zweiten Zeitalter und hatte sie bereits am Vortag einer Elbin überlassen, wie er beim einpacken erfuhr.
Halarîn beobachtete alles ganz genau und erhaschte einen Blick auf seine unfertige Rüstung.
"Wie weit bist du?", fragte sie, was ihn zusammenzucken ließ.
"Nicht weit genug.", sagte er etwas verbissen und zögerte, bis er weitersprach. "Ich habe die Hose fertig aber für den Helm fehlt mir eine Elbenschmiede."
"Nun dann ist es doch offensichtlich wo du den Helm fertigstellst. Aber ... " sie schien kurz zu überlegen und schob dann das Leinentuch beiseite, ohne dass er etwas dagegen tat. Sollte sie doch seine Arbeit sehen, immerhin war sie seine Frau und ihm das Wichtigste überhaupt. Ihre Augen weiteten sich ein kleines Stück, sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder und legte behutsam das Tuch über das Metall.
"Wie? Warum?", fragte sie nach einem langen Moment des Schweigens.
"Als Erinnerung.", antwortete Mathan schlicht und trat an die Tür, seine Schwerter hatte er bereits bei sich.

Wortlos liefen die beiden Elben durch Aldburg und ergatterten hier und da ein paar Lebensmittel für ein kleines Frühstück, das sie im gehen hielten. Halarîn war es, die die Stille brach.
"Was meinst du, bekommen wir noch Gefährten dazu?", fragte sie mit einem Stück Brot in der Hand.
"Ich denke nicht, die meisten Menschen werden nach Dol Guldur ziehen. Die Zwerge interessieren sich wenig für den Westen und unser Volk spaltet sich." er trank etwas Wasser und sprach weiter. "Es ist besser so, als kleine Gruppe können wir die Gegend auskundschaften, unauffällig säubern und den Wilden besser aus dem Weg gehen."
"Und du weißt wo die Schmieden liegen.", stellte sie fest. Mathan lächelte nur verschmitzt und deutete zur Waffenkammer. "Ich denke dort sollten wir warten.", sagte er gelassen. "Und auf wen?", fragte sie. "Ein gewisser Axträger hat seine Waffe verlegt und braucht Ersatz, früher oder später muss er hier vorbei.", antwortete Mathan etwas grinsend. Sie setzten sich auf eine freie Bank, die vor dem Gebäude stand und als er Halarîns verwirrten Blick las seufzte er kurz.
"In Lórien hat Oronêl niemals seine Axt "verlegt", er muss sie also im Kampf verloren haben. Am Zelt gestern trug er sie nicht, davor in der Stadt auch nicht und auf der Ebene vom Celebrant auch nicht. So eine Waffe verliert man nicht einfach.", erklärte er ernst und zupfte kurz an seinen Schwertgurten.
"Leider fehlt die Zeit, sonst würde ich ihm eine schmieden.", lachte er leise und entlockte Halarîn ein leises Kichern, welches länger dauerte als erwartet.
"Du würdest einem dir, mehr oder weniger, kaum bekannten Elben eine Waffe herstellen? Dabei willst du mir noch immer keinen neuen Speer schmieden.", stichelte sie lächelnd.
Mathan raubte sich einen schnellen Kuss, der sie überrumpelte. "Beides nein.", sagte er knapp, während im der Schelm im Nacken saß. Mit einem Lachen, das folgte, fiel die Anspannung der letzten Tage ab und sie saßen mehr oder weniger heiter und gemütlich in einer Stadt die sich zu einem Feldzug rüstete. Ob Oronêl auch wirklich auftauchte war Mathan eigentlich kaum wichtig, Halarîn war ihm wichtiger, sie wirkte endlich wieder glücklicher als die Tage zuvor. Das schelmische Lächeln, die blitzenden Augen und das verschwörerische Zwinkern hatte er vermisst.
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 30. Jul 2015, 11:50
Oronêl aus dem Lager der Elben... (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.new.html#new)

Die Waffenkammer von Aldburg war ein langgestrecktes, niedriges Gebäude ganz in der Nähe der großen Halle in der der Rat abgehalten worden war. Oronêl wurde von einem alten Rohír empfangen, der gerade erst aufgewacht zu sein schien.
"Guten Morgen, Freund.", begrüßte Oronêl den Alten. "Ich bin auf der Suche nach einer Waffe, denn ich..." Der Mann blinzelte ihn misstrauisch an und unterbrach ihn: "Und wer seid ihr, dass ihr meint euch einfach so hier eine Waffe abholen zu können?"
"Verzeiht, ich vergaß mich vorzustellen. Mein Name ist Oronêl Galion, ich komme aus Lothlórien. Ich habe dort in der Schlacht meine Axt verloren und breche bald zu neuen Kämpfen auf, also brauche ich Ersatz."
Bei diesen Worten hellte sich das Gesicht seines Gegenübers auf. "Ah, ihr seid einer von den Elben, das ist natürlich ganz was anderes. Verzeiht mir, dass ich euch nicht gleich erkannt habe, aber ich sehe nicht mehr so gut, wisst ihr." Er trat beiseite und ließ Oronêl die Waffenkammer betreten.
Drinnen war es dunkel und staubig, aber auch so konnte Oronêl sofort sehen, dass die meisten Waffenständer leer waren.
"Tja, wie ihr seht ist nicht mehr allzu viel da...", meinte der Hüter der Waffenkammer. "Die meisten Waffen wurden bereits für das Heer benötigt, aber wir werden schon noch etwas für euch finden."
Oronêl nickte abwesend und ging langsam die Reihen entlang. Tatsächlich waren nicht viele Waffen zurückgelassen worden - er sah noch einige Schwerter und Schilde, den ein oder anderen Speer...
"Was meint ihr hierzu?", hörte er von etwas weiter entfernt den Alten sagen. Er wandte sich um, und sah ihn eine schwere Axt mit zwei Klingen in die Höhe hieven. "Nein, ich bevorzuge eher eine leichtere Waffe. So eine Axt ist etwas für Zwerge...", sagte er. "Ah, nun gut.", erwiderte der Rohír. "Ihr habt schon recht, mit einer solchen Axt hier kann man sich ja kaum bewegen..."

Schließlich erreichte Oronêl das Ende des Raumes, und wurde tatsächlich noch fündig: an einem der letzten Waffenständer hing eine Axt, die seiner eigenen sehr ähnlich sah, wenn auch nicht nach der Art der Sindar, sondern der Rohirrim geschmiedet. "Ich denke, ich werde diese hier nehmen.", sagte er zu niemandem bestimmtes, doch der Alte antwortete: "Sehr gut. Möget ihr viele Orks damit erschlagen."
Oronêl wog die Axt nachdenklich in seiner Hand und befestigte sie dann an seinem Gürtel. "Ich hoffe es sehr."

Draußen blinzelte er nach dem Dämmerlicht der Waffenkammer für einen Augenblick im Licht der Sonne, die inzwischen vollständig aufgegangen war. Trotzdem bemerkte er die beiden Elben, die auf einer Bank  saßen und vollauf miteinander beschäftigt schienen. Mit einem Lächeln sprach er die beiden an: "Mae govannen, Mathan und Halarîn. Ich habe das Gefühl, dass dieses Zusammentreffen kein Zufall ist..."
Titel: Die Flügelkrone
Beitrag von: Fine am 2. Aug 2015, 22:06
Elea aus der Ratshalle von Aldburg (http://modding-union.com/index.php/topic,30693.msg394591.html#msg394591)


Faramir und die beiden Marschälle der Mark, Erkenbrand und Elfhelm, berieten sich über die Zusammenstellung des rohirrischen Heeres in einem Raum in der Königsresidenz von Aldburg. Selbstverständlich wurde das gesamte Haus bewacht, und Cyneric hatte man den Posten direkt vor der Tür zum Besprechungszimmer zugeteilt. Die Männer hatten darauf bestanden, die Türe offen zu lassen, damit frische Luft hindurch strömen konnte, denn die Temperaturen waren erneut sehr heiß geworden. Cyneric nahm sich vor, die durch die offene Türe verlorene Sicherheit durch zusätzliche Wachsamkeit wettzumachen.

"Im Wald wird es wenig Platz für Ross und Reiter geben," sagte Faramir gerade. "Und bei der Belagerung sind uns berittene Einheiten ebenfalls eher hinderlich als dass sie hilfreich sind."
"Herr, die Männer sind kampferfahren," entgegnete Elfhelm. "Auch im Kampf zu Fuß werden sie alle Aufgaben erfüllen, die der Heermeister für sie hat."
"Das weiß ich, Elfhelm. Es geht mir um die Pferde. Bei der Belagerung wären sie im Weg und müssten bewacht und versorgt werden. Ich denke es wäre weiser, die Pferde hier zu lassen."
"Ihr wollt die Männer zu Fuß gehen lassen? Den ganzen Weg bis nach Dol Guldur?" wunderte sich Erkenbrand. "Das ist ein ziemlich langer Marsch, Heermeister."
"Die Elben werden ebenfalls nicht beritten sein. Thranduil plant ein rasches Vorrücken bis zur Ebene von Celebrant und anschließend einen koordinierten Übergang über den Großen Strom an den Untiefen dort."
"Nun, zumindest innerhalb der Grenzen der Riddermark sollten wir doch die Vorteile nutzen, die sich uns bieten," schlug Elfhelm vor. "Lasst die Männer reiten, bis sie die Ebene von Eorls Sieg erreichen. Dort mögen sie die Pferde zurücklassen oder zurück nach Aldburg schicken."
Faramir überlegte einen Augenblick, nickte dann zustimmen. "Nun gut. Ich werde es Glorfindel mitteilen. Er führt den Oberbefehl über das vereinigte Heer. In der Zwischenzeit solltet ihr die éoreds auffüllen und zu Staffeln einteilen. Das Heer der Riddermark muss geordnet sein, bevor es aufbrechen kann."
"Es wird geschehen wie du befiehlst, Herr."
"Ich danke euch beiden. Lasst uns nun über die Bewaffnung der neuen Rekruten sprechen..."

Cyneric blendete das Gespräch aus. Vieles davon hatte er in vorherigen Gesprächen Faramirs mit seinen Marschällen bereits gehört, doch durch den engen Zeitplan und das stetige Eintreffen neuer Krieger mussten die Pläne immer wieder abgeändert werden. Seine eigene Einteilung würde sich nicht mehr ändern, das wusste er. Er würde Erkenbrands Einheit zugeteilt werden, genau wie der Rest der Gardisten die mit dem Heer ziehen würden. Faramir hatte die Hälfte der königlichen Garde unter Erkenbrands Befehl gestellt und zum Feldzug abkommandiert.

Am Ende des Ganges in dem er stand erschien einer der Gardisten, der vor dem Haupteingang der Residenz postiert gewesen war. Begleitet wurde er von einer schwarzhaarigen Frau, die einen Leinensack mit sich trug. Auf halbem Wege blieb der Gardist stehen, hob kurz die Hand zum Gruß in Cynerics Richtung und drehte dann wieder um, um auf seinen Posten zurückzukehren. Die Frau kam entschlossenen Schrittes auf Cyneric zu und blieb ein paar Meter entfernt stehen.
"Der Heermeister ist beschäftigt," sagte er ruhig.
"Bitte lasst mich ein; es ist wichtig," antwortete die Frau. Sie hatte blau-graue Augen und Cyneric war sich sicher, sie schon einmal irgendwo gesehen zu haben.
"Es tut mir Leid. Ihr müsst ein anderes Mal wiederkommen, Herrin."
Ihr Blick verhärtete sich. "Gardist, ihr müsst mich mit Faramir sprechen lassen."
"Er wünscht, nicht gestört zu werden," erwiderte Cyneric.
"Wer möchte mich denn stören?" erklang Faramirs Stimme neben ihm. Interessiert betrachtete er die Besucherin und zog eine Augenbraue nach oben. Dann trat er einen Schritt zurück und bedeutete der Frau, einzutreten. "Ich kann vermutlich ein wenig Zeit erübrigen. Meine Marschälle haben ihre Aufträge erhalten und unser Treffen ist beendet."
Cyneric warf einen schnellen Blick in das Zimmer und stellte fest, dass Erkenbrand und Elfhelm am Fenster standen und sich leise unterhielten. Er trat beiseite und machte der Besucherin den Weg frei.

Nachdem er ihr einen Platz am Kartentisch an dem er sich kurz zuvor mit den Kommandanten besprochen hatte angeboten hatte blickte ihr Faramir in die Augen.
"Also, meine Dame, dies ist nicht das erste Mal, dass ich dich sehe. Du warst bei der Ratsversammlung, nicht wahr?"
"Das stimmt. Du bist ein guter Beobachter, Truchsess Faramir."
"Mein Gedächtnis ist ebenfalls recht gut," sagte er schmunzelnd. "Elrond hat dich dort vorgestellt. Du bist Erelieva aus dem Norden."
"Erneut richtig. Mein Name ist Erelieva Lóte in Dúnedain. Die meisten nennen mich einfach Elea."
"Nun, Elea von den Dúnedain, was führt dich zu mir?"
"Ich... trage eine große Verantwortung mit mir, Faramir. Wie viele die bei der Ratsversammlung waren nun wissen, ist mein Sohn ...Helluin, der Anführer der Dúnedain die... in Sarumans Diensten stehen." Ihr schien es schwer zu fallen, diese Wahrheiten auszusprechen. "Er ist wieder mit diesem Zauberer nach Norden gegangen... und er hat sich verändert. Ich fürchte um meinen Sohn und will... ich muss versuchen, ihn vom Einfluß Sarumans zu befreien. Doch meine Verantwortung hindert mich, mit dem Heer nach Norden zu gehen und ihn zu suchen. Denn sollte ich scheitern oder nicht zurückkehren wären die Mühen vieler, die sie mir auftrugen vergeblich gewesen."
Sie machte eine Pause und blickte Faramir an, der still und aufmerksam zugehört hatte.
"Elea. Ich verstehe deine Sorge um deinen Sohn," sagte er. "Doch meinst du nicht, dass es seine eigene Entscheidung war, sich Saruman anzuschließen?"
"Nein! Er war noch nicht bereit dafür, Anführer der Dúnedain zu werden," stieß Elea heftig hervor. "Viel zu früh haben sie ihn mir weggenommen und nun hat er den Versprechungen einer Schlange nachgegeben. Ich muss ihn wieder zu klarem Verstand bringen und ihn retten, aber noch sitze ich hier fest!"
Faramir blickte sie ruhig an. "Beruhige dich. Erzähle mir von deiner Verantwortung, die du wie eine schwere Bürde mit dir herum trägst."
"Ich... ich werde sie dir zeigen," antwortete Elea und zog den Leinensack hervor den sie mitgebracht hatte. Sie zog das Tuch weg und zum Vorschein kam eine silbern schimmernde Krone.
"Die Flügelkrone Gondors," keuchte Faramir überrascht. "Wie... wie ist sie in deinen Besitz gelangt? Ich glaubte sie mit dem Rest von Minas Tirith verloren!"
"Das... ist eine längere Geschichte."
"Bitte, erzähle mir alles!" bat Faramir.

Und so erzählte Elea von ihren Erlebnissen in Minas Tirith. Wie sie in den Verliesen aufgewacht und von Herumor gefoltert worden war. Wie sie schließlich freigelassen und einige Zeit glücklich in der Stadt gelebt hatte. Wie die Bevölkerung immer unzufriedener geworden und letzten Endes einen Aufstand gewagt hatte. Wie sie mit Beregonds Hilfe aus der Stadt entkommen und über Ithilien und Dol Amroth schließlich nach Aldburg gereist war.
"Beregond also hat dir die Krone gegeben! Er ist ein tapferer und treuer Mann Gondors," sagte Faramir nachdem Elea geendet hatte.
"Nun, denke ich, verstehen wir uns besser, Elea von den Dúnedain. Deine Gründe, mir die Krone zu bringen kann ich nachvollziehen, doch bin ich mir nicht sicher, was ich damit tun soll. Selbstverständlich werde ich sie bewahren, doch..."
Er hielt einen Moment inne, sprach dann schnell weiter. "Dir steht es selbstverständlich frei, deinen Sohn zu suchen. Ich hoffe, du kannst ihn davon überzeugen, Saruman nicht länger zu dienen, aus welchen Gründen auch immer er es tut. Mein Herz sagt mir, dass in dieser Angelegenheit nicht alles so ist, wie es zu sein scheint. Lass dir die Umstände erklären und urteile nicht vorschnell."
Elea schien nicht überzeugt zu sein, erwiderte jedoch nichts. Sie übergab die Krone an Faramir, der sie mit einem nachdenklichen Blick entgegennahm. Dann verabschiedete sie sich und verließ den Raum.

Der Rest von Cynerics Wachdienst verlief ereignislos. Gegen Abend machte er sich müde auf den Rückweg zur Rüstkammer und fiel bald schon in einen tiefen, traumlosen Schlaf.


Cyneric, Faramir, Erkenbrand und Elfhelm ins Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg404764.html#msg404764)
Elea zur Ebene von Celebrant (http://modding-union.com/index.php/topic,27394.msg410591.html#msg410591)
Titel: Re: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 6. Aug 2015, 10:55
Mathan schüttelte lächelnd den Kopf und erwiderte: "Nein, tatsächlich waren wir auf der Suche nach dir."
Oronêl zog skeptisch eine Augenbraue hoch, sodass Mathan hinzufügte: "Nunja... wir haben uns gedacht dass du früher oder später hier vorbeikommen würdest, also haben wir hier auf dich gewartet."
Oronêl konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, auch wenn der Anblick des so offenkundig glücklichen Paares ihn unangenehm an Calenwen erinnerte. "Nun, da habt ihr richtig gedacht. Und wie es der Zufall will, wollte ich mich gerade auf die Suche nach euch machen. Es ist Eile geboten, und ich wollte vorschlagen, dass wir heute noch nach Westen aufbrechen."
Mathan zwinkerte Halarîn zu und antwortete: "Das trifft sich gut - eben das wollte ich dir vorschlagen."
"Dann ist es wohl beschlossene Sache, wenn ihr euch bereits einig seid ohne vorher darüber gesprochen zu haben.", meinte Halarîn.
"Gut.", sagte Oronêl, und warf einen Blick die Straße herunter in Richtung des Lagers. Er atmete einmal tief durch und fuhr dann fort: "Ich muss zurück ins Lager. Ich werde Orophin suchen und ihm Bescheid geben, und mich dann verabschieden... Ich schlage vor, wir treffen uns in einer Stunde am Westtor der Stadt wieder."
Mathan nickte und antwortete: "Einverstanden."

Oronêl ins Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg404598.html#msg404598)...
Mathan und Halarîn treffen letzte Vorbereitungen für ihre Reise und treffen sich danach am Westtor (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5199.msg404718.html#msg404718)...



Link eingefügt
Titel: ALDBURG - In der Stadt
Beitrag von: --Cirdan-- am 6. Aug 2015, 23:06
Aus der Sicht des Halblings:

Pippin und Merry aus der Stadt (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5199.msg396847.html#msg396847).
Oronêl aus dem Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg404598.html#msg404598).
Mathan und Halarîn aus der Stadt (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5199.msg404596.html#msg404596).


„Merry!“, rief eine helle Stimme den beiden Hobbits die Straße hinauf hinterher. Ein junges Mädchen in einfacher Tracht kam auf Pippin und Merry zu gerannt. „Kennst du sie?“, fragte Pippin erstaunt. „Ich bin Irwyne“, erklärte das Mädchen aus Rohan, als sie vor ihnen zum Stehen gekommen war. Pippin merkte deutlich, wie Merry aufatmete und sich offensichtlich freute, dass Irwyne ihren Namen genannt hatte. Wahrscheinlich hatte Merry ihn vergessen, überlegte Pippin.
„Hallo Irwyne“, antwortete ihr Merry mit einem Zwinkern zu Pippin, „wohin willst du denn so eilig?“ „Zum Westtor“, erklärte Irwyne rasch und fügte leiser und trauriger hinzu, „Oronêl bricht doch jetzt auf. Begleitet ihr mich?“
Für Pippin und Merry war schnell klar, dass sie die kleine Irwyne nicht alleine gehen lassen würden und so begleiteten die Beiden das junge Mädchen zum westlichen Stadttor von Aldburg. Weit war es nicht und auf dem kurzem Stück Weg durch die engen Gassen lernten sie Irwyne besser kennen.

Viel treiben herrschte nicht auf dem Platz vor dem Tor. Den zum Aufbruch bereiten Trupp erkannte Pippin sofort und wenn er richtig zählte, bestand er aus nur vier Mann. Irwyne korrigierte Pippin jedoch. „Es ist auch eine Frau dabei!“, sprach sie freudig.
Einige Elben waren versammelt, die sich von der Gruppe verabschiedeten. Elrond war der Einzige, den Pippin näher kannte oder überhaupt schon einmal gesehen hatte.
„Wohin brechen sie auf?“, fragte Merry seinen alten Freund. Doch auch Pippin hatte dazu keine Antwort. Es waren einfach zu viele Gesichter in Aldburg. Ein ständiges Kommen und Gehen, besonders seitdem die Flüchtlinge aus Lothlorien eingetroffen waren.

Interessiert beobachteten Pippin und Merry die Verabschiedung und die Vorbereitungen in letzter Sekunde. Nach einigem Zögern ging auch Irwyne zu Oronêl, Orophin, Mathan und Halarîn und wünschte ihnen viel Erfolg bei ihrer Suche. Kurz darauf löste sich Elrond aus der kleinen Menge und begrüßte die beiden Hobbits freundlich. „Nur noch einige Tage und dann werden auch wir gemeinsam nach Westen Richtung Auenland aufbrechen“, sprach Elrond.  „Und wohin reist diese Gruppe“, stellte Merry selbige Frage an Elrond, die Pippin zuvor nicht beantworten konnte.
„Sie werden gehen, wohin sie ihre Fuße tragen und sie dem Ziel ihres Auftrages näher kommen“, antwortete der Halbelb in elbischer Manier. Nach einigen scharfen Blicken der Hobbits, die Elrond in seiner Sanftheit zum Glück nicht missverstand, erklärte er genauer: „Die Vier reisen zunächst nach Dunland, wo wir den verlorengegangenen Ring des Nazgûls vermuten. Sie haben den Auftrag den Ring im Geheimen zu finden und in den Schmieden Eregions zu zerstören. Weder Sauron noch Saruman dürfen davon etwas erfahren.“ Pippin und Merry verstanden und erinnerten sich an die Berichte der Schlacht von Dol Amroth, wo der Ring dem Nazgûl abgenommen wurde und der Erzählung, wie später in Lothlorien Amrothos den Ring an sich nahm und verschwand. Doch noch mehr baten sie Elrond zu erklären.

„Neun Ringe gab Sauron den Menschenkönigen“, holte Elrond aus, „und alle Neun wurden seine Diener und ihm hörig. Unsterblich wurden sie durch dunkle Zauberei. Durch Zeit konnten sie nicht sterben und erlagen sie dem Schwerte ihrer Feinde, kehrten sie in Geisterform zu ihrem Herrn zurück, der sie durch ihre Ringe wiederbeleben konnte. Die neun Ringe selbst wird Sauron verwahrt haben in den tiefsten Hallen seiner schwarzen Festung in Mordor. Die Nazgûl, wie die einstigen Könige heute genannt werden, waren jedoch schwach, solange ihnen ihr eigener Ring fehlte. Immer noch ein beängstigender und tödlicher Feind, aber nur ein Abbild ihrer selbst. Sauron hatte lange vor, so wird es gesagt, den Nazgûl ihre ganze Stärke zu geben, doch er brauchte die neun Ringe um die Kontrolle über seine obersten Diener zu behalten. Als er den Einen, seinen Meisterring zurückgewann, da war er in der Lage die Nazgûl auch ohne die neun Ringe zu beherrschen. Er rief die Neun zu sich und gab ein Jedem seinen Ring zurück. –Ich spürte es ganz deutlich.“ Elrond sah kurz seine Hand hinunter und fuhr dann fort: „Wie viel stärker die Nazgûl nun tatsächlich sind, mag niemand zu sagen. Der Hexenkönig  konnte unter großen Mühen in Lothlorien bezwungen werden. Auch seinen Ring erlangten wir, aber er wurde Maethor später wieder abgenommen bevor er zerstört werden konnte.“
 
„Aber auch der Nazgûl in Dol Amroth ist besiegt wurden“, sprach Merry weiter, „es gibt also durchaus die Hoffnung, dass die Nazgûl nicht viel stärker geworden sind.“
„Die gibt es“, bestätigte Elrond, „außerdem haben sie jetzt eine große Schwäche, denn Sauron kann die Nazgûl ohne ihren Ring nicht wiederbeleben. Wenn also Oronêl und seine Begleiter Erfolg haben und den Ring finden und zerstören können, kann der Nazgûl nie wieder erwachen und die freien Völker haben einen Feind weniger.“
„Ihre Aufgabe ist wichtiger als ich vermutet hatte“, sprach Pippin, „aber woher wisst ihr dies alles Meister Elrond?“
„Nicht Weniges stammt von Saruman, der lange die Ringe der Macht studiert hat“, antwortete der Halbelb und ließ Pippin und Merry das Gesicht verziehen. Dies war nicht die Antwort, die sie hören wollten.

„Oh, seht“, rief Irwyne aus, die unbemerkt zu ihnen zurückgekehrt war, „sie steigen auf ihre Pferde.“ Tatsächlich schwangen sich die vier Elben grade in die Sattel. Elrond ging noch ein letztes Mal zu ihnen und dann verließen Oronêl, Orophin, Mathan und Halarîn Aldburg durch das Westtor.

„Sollen wir ein Horn zum Aufbruch blasen“, fragte Merry scherzhaft und Pippin antwortete lachend: „Dann können wir auch gleich ein Feuerwerk anzünden.“


Ein paar Tage vergingen in Aldburg. Wie viele es waren, das wusste Pippin nicht. Er beobachtete die Vorbereitungen der Elben und erwartete mit Spannung den Tag ihres Aufbruches.


Oronêl, Orophin, Mathan und Halarîn in Richtung Dunland auf die Furten der Isen (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,4075.msg405623.html#msg405623).
Pippin und Merry begeben sich am Tag der Abreise der Elben ins Lager der Elben (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,30692.msg405369.html#msg405369).


Titel: Die Worte der Königin
Beitrag von: Fine am 12. Sep 2016, 14:59
13. Juli 3022
Aus der Sicht Éowyns


Éowyn stand auf dem großen Balkon der Königsresidenz Aldburgs, allein und in Gedanken versunken. Die Nachmittagssonne beschrieb langsam einen Bogen nach Westen während die Schatten in der Stadt mit jeder Minute länger wurden. Seit dem Aufbruch des Heeres war es ruhig geworden in Aldburg. Kaum ein Tag verging an dem nicht einige Menschen in Richtung ihrer Heimat aufbrachen, nun da der Friede in Rohan so gut gesichert schien. Viele kehrten zurück in ihre Dörfer und zu ihren Höfen, wo sie dringend gebracht wurden. Noch immer waren die Nahrungsvorräte knapp auch wenn eine Hungersnot vorerst abgewendet zu sein schien. Éowyn hoffte jedoch, dass die beiden Hobbits, die nach Norden gezogen waren, schon bald Unterstützung in dieser Sache bringen konnten. Bisher hatte man jedoch in Rohan noch kein Wort von der Lage in Eriador vernommen seitdem Meister Elrond mit großem Gefolge die Furten des Isen überquert hatte.

Eine sanfte Brise strich durch Éowyns Haar und einige blonde Strähnen verdeckten ihr die Sicht auf die Stadt. Nachdenklich strich sie die widerspenstigen Haare beiseite. Ihre Gedanken waren bei Faramir, der am Vortag in Richtung Helms Klamm geritten war um dort Streitigkeiten zu schlichten zwischen den Rohirrim und den Dunländern, denen man nach der Befreiung der Festung wegen ihrer Hilfe erlaubt hatte, dort zu bleiben. Sie fragte sie, ob es Neues von den Zwergen gab, die zu den Glitzernden Grotten am Ende der Klamm gezogen waren. Durins Volk war auf der Suche nach einer neuen Heimat gewesen, doch Éowyn wusste nicht, ob die Höhlen dort ihnen zusagen würden.

"Herrin," riss sie eine zarte Stimme aus ihren Gedanken. Es war eine der Bediensteten, die in dem großen Haus arbeiteten, ein Mädchen von neunzehn Jahren.
"Was gibt es, Lúfa?" fragte die Königin sanft.
"Ein Bote ist eingetroffen," beantwortete Lúfa die Frage und machte eine artige Verbeugung. "Er bringt Nachricht von Erkenbrands Feldzug."
Eilig stand Éowyn auf. "Schicke ihn herauf," bat sie. "Und lass' Speisen und Wasser bringen. Sicherlich ist er erschöpft vom langen Ritt."
Lúfa nickte und rannte davon. Éowyn blieb angespannt alleine zurück. Welche Neuigkeiten würde der Bote bringen? Sie wünschte, Faramir wäre bereits wieder in Aldburg.

Ein Reiter in der Rüstung der königlichen Garde betrat den Balkon. Den Helm hatte er abgenommen und unter den linken Arm geklemmt. Schwert, Schild und Speer hatte er bereits am Eingang des Hauses abgelegt.
"Willkommen zuhause, Sigefrith," begrüßte Éowyn den müde wirkenden Gardisten. "Setz' dich, es wird gleich eine Erfrischung für dich geben. Doch sprich, welche Kunde bringst du?"
Sigefrith schlug mit der Faust leicht gegen seinen Brustpanzer und neigte das Haupt, eine Geste des Respekts. Dann ließ er sich auf dem hölzernen Stuhl gegenüber der Königin nieder.
"Gute Nachrichten, Herrin!" berichtete er. "Die feindliche Festung ist genommen und der Feldzug ein Erfolg."
Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf Éowyns Gesicht aus. Doch der Bote hatte noch mehr zu erzählen.
"Erkenbrand entsandte mich gleich nach dem Ende der Kämpfe, um die Botschaft zu überbringen. Aber es gibt noch mehr zu berichten. Marschall Elfhelm ist gefallen, und mit ihm viele tapfere Eorlingas. In den entscheidenden Gefechten war es ihr Mut, der uns zum Sieg führte."
"Sie werden nicht vergessen werden," sagte Éowyn entschieden. "Und weder vergessen wir ihr Opfer, das diesen Triumph ermöglichte. Ich werde die Barden anweisen, ein Lied über die Schlacht zu verfassen."

Lúfa kehrte mit zwei weiteren Bediensteten zurück, die einen gut gedeckten Tisch herbeitrugen und vor dem Meldereiter abstellten. Dieser begann zu essen, beantwortete jedoch währenddessen die Fragen, die Éowyn ihm stellte. So erfuhr sie vom überraschenden Angriff der Ostlinge im Rücken der Uruk-hai, vom Fall der großen geflügelten Bestie und der Befreiung König Bards. Doch vor allem erfuhr sie von den Worten Sarumans und vom Ende der Allianz.
"Dies ist wahrlich nicht überraschend," kommentierte sie. "Saruman war von jeher ein Feind der Menschen Rohans. Mein Herz sagte mir, dass er bald seine wahren Absichten enthüllen würde. Er will herrschen und Befehle geben, und teilt seine Macht nicht gerne. Nun müssen unsere Augen wachsam zu den Furten des Isen und nach Dunland blicken."
Und sie gab den Befehl, Reiter nach Westen zu entsenden um dem Kommandanten von Helms Klamm entsprechende Anweisungen zu überbringen.

Die traurige Nachricht über den Tod so vieler Rohirrim blieb Éowyn noch einige Zeit im Gedächtnis, doch gab es etwas, das sie wieder fröhlicher stimmte. Etwas, wovon sie selbst erst seit einem Tag wusste, und das alles verändern würde. Als sie hörte, dass Faramir sich Aldburg näherte, begab sie sich zum großen Tor am Nordrand der Stadt um auf ihn zu warten. Begleitet von Lúfa und drei wachsamen Gardisten stand sie dort, ihr weißes Kleid rötlich schimmernd im Licht der Abendsonne. Auf der Straße vor ihr tauchten Reiter auf, die schnell näher kamen. Ganz vorne ritt ein Mann mit einem grünen Umhang und stattlicher Gestalt. So kehrte Faramir nach Aldburg zurück und wurde herzlich empfangen. Lange umarmte er seine Frau und lauschte ihren Worten, die vom Erfolg bei Dol Guldur berichteten. Éowyn jedoch hielt das Wichtigste zurück, bis sie sich schließlich zu zweit auf den großen Balkon wiederfanden, die letzten Sonnenstrahlen auf ihren Gesichtern. Sie legte ihre Hand in seine und drückte sie. So standen sie einen Augenblick dort, zwei hochgewachsene Gestalten vor dem Sonnenuntergang. Schließlich wandte sich Éowyn Faramir zu, ein strahlendes Lächeln im Gesicht.

"Ich bin schwanger," sagte sie leise und sah zu, wie sich Überraschung und Freude in Faramirs Gesicht abwechselten.
Titel: Der Herr und die Herrin von Rohan
Beitrag von: Fine am 9. Mai 2018, 13:48
Valion und Rinheryn aus Firnharg (http://modding-union.com/index.php/topic,2974.msg467330.html#msg467330)


Nach einem mehrstündigen Ritt erreichten die beiden Gondorer das Tor von Aldburg am Mittag desselben Tages, an dem sie von Firnharg aufgebrochen waren. Valion fiel auf, dass außerhalb der Stadt eine große freie Fläche zwischen den Bäumen eingeebnet worden war, die ihn an ein Kriegslager erinnerte. Doch weder Zelte noch Holzbauten waren dort zu sehen. Wer auch immer dort einst gelagert hatte, war offenbar bereits weitergezogen.
Vor dem Tor saßen sie ab und teilten den Wachen ihre Absichten mit. Die in schwere Rüstungen und grüne Umhänge gekleideten Wächter waren zu Anfang skeptisch, doch als sie erfuhren, um wen es sich bei Rinheryn handelte, hellten sich die Mienen rasch auf.
„Die Stormhére kommt nach Aldburg? Dann sind die Geschichten also wirklich wahr?“
„Wir haben hier keine Probleme mit den Orks im Gebirge - vielmehr bereiten uns die Orks jenseits des Grenzflusses Schwierigkeiten,“ sagten sie.
Rinheryn und Valion gaben den Wachen eine kurze Beschreibung des Mannes, den sie suchten. Die beiden Rohirrim warfen einander einen vielsagenden Blick zu.
„Ihr solltet mit dem Heermeister sprechen,“ sagte einer der beiden. „Am besten geht ihr direkt zu ihm. Ihr findet ihn in den königlichen Unterkünften im oberen Distrikt der Stadt.“

Mehr wollten sie dazu nicht sagen, was Valion misstrauisch werden ließ. Irgendetwas stimmt hier nicht, dachte er sich, während er Rinheryn durch die belebten Straßen der Hauptstadt Rohans folgte. Duinhirs Tochter kannte sich hier gut aus, denn sie war seit der Öffnung der Pfade der Toten mehrmals als Meldereiterin hier gewesen. So fanden sie rasch das große Haus, in dem Faramir und seine Frau, die Königin von Rohan wohnten. Auch dort wurden sie von den Gardisten rasch hereingebeten, nachdem sie ihnen den Grund ihres Besuches genannt hatten.
Faramir, Prinzgemahl Éowyns und Heermeister von Rohan und Anórien, war bereits über ihre Ankunft unterrichtet worden. Er erwartete Valion und seine Begleiterin auf einer großen Terasse, die nach Norden hin einen ausgezeichneten Ausblick über die darunter liegenden Stadt bot. Es war nicht Valions erste Begegnung mit dem Sohn des verstorbenen Truchsessen Denethor, doch direkt mit Faramir gesprochen hatte er nie.
„Willkommen in Aldburg, Valion, Amlans Sohn, und Rinheryn, Duinhirs Tochter., begrüßte sie der Heermeister und erhob sich von dem Stuhl, in dem er gesessen hatte. Er bot Valion die Hand an, und sie schlugen ein.
„Ich habe schon viel von deiner Tapferkeit gehört, Stormhére,“ fuhr Faramir fort, an Rinheryn gewandt. „Und ich bin dir dankbar für das, was du für Rohan getan hast. Die Eorlingas stehen in deiner Schuld.“
Rinheryn schien dieses Lob etwas peinlich zu sein, denn die junge Frau trat verlegen von einem Bein aufs Andere und schaute Faramir nicht in die Augen. „Ach, das war doch nichts Besonderes,“ brachte sie hervor.
„Meinen Dank hast du dennoch,“ erwiderte Faramir lächelnd. „Doch habe ich gehört, dass ihr beiden nicht hier seid, um eine Belohnung einzufordern.“ Auffordernd blickte er Valion an.
„Ganz recht,“ antwortete dieser. „Ich jage einen Mann, der vielerlei Verbrechen gegen Gondor begangen hat und nun auch Leben in Rohan auf dem Gewissen hat.“ Rasch fasste er Gilvorns Taten zusammen, und Faramir nickte.
„Der, den du suchst, ist hier gewesen und hat mit mir gesprochen. Ich wünschte, ich hätte damals schon gewusst, was du mir nun berichtest, Valion. Er bot an, in meinem Namen nach Anórien zu gehen und die Orks in Aufruhr zu versetzen, damit sie unsere Streitmacht nicht kommen sehen und wir sie überraschend können.“
„Eure Streitmacht?“ fragte Rinyheryn.
„Vor wenigen Wochen schlugen wir einen großen Angriff auf unsere östliche Grenze zurück. Immer wieder bedrohen die Horden Mordors die Ostfold von Anórien aus. Glücklicherweise sind wir in diesem Kampf nicht alleine, denn Meister Elronds Krieger standen uns bei. Sie lagerten außerhalb der Stadt. Wir kamen gestern überein, dass der Zeitpunkt für einen Gegenschlag reif sei. Gestern Nachmittag gaben wir Gilvorn das schnellste Pferd, das in den Stallungen zu finden war, und entsandten ihn mit den besten Wünschen nach Anórien. Und im Schutze der Dunkelheit brachen die Elbenkrieger auf, um ihm zu folgen und Mordor einen schweren Schlag zu versetzen.“
„Mir gefällt nicht, wohin das führt,“ murmelte Valion.
„Nun, da ich weiß, dass Gilvorn ein Verräter ist, befürchte ich, dass die Elben in eine Falle geraten werden, wenn sie den Mering-Strom nach Osten überschreiten. Wir haben also keine Zeit mehr zu verlieren. Uns bleibt keine Wahl - wir müssen so schnell wie möglich alle verfügbaren Reiter zu ihrer Rettung entsenden.“
Er klatschte in die Hände, und die Gardisten, die vor der Tür gewartet hatten, kamen herein und verbeugten sich. „Geht und ruft Marschall Elfmar herbei,“ befahl Faramir. „Und lasst in der Stadt verkünden, dass sich jeder kampffähige Mann bei Sonnenuntergang kampfbereit vor dem Tor einfinden soll.“
Die Wachen eilten davon, während Faramir sich wieder an Valion und Rinheryn wandte. „Ich bedaure, dass ich Gilvorns wahre Absichten nicht rechtzeitig erkannt habe.“
„Mich hat er zunächst ebenfalls getäuscht,“ erwiderte Valion. „Deswegen ist es so wichtig, dass wir ihn endgültig aufhalten.“
„Ich verstehe,“ sagte Faramir. „Du erweist Gondor einen großen Dienst, indem du den Verräter aufhältst. Ehrlich gesagt hätte ich dich so nicht eingeschätzt, jedenfalls nicht dem Ruf nach, der dir voraus eilt.“ Faramir bedachte Valion mit einem wissenden Blick.
Das brachte Valion ein wenig in Verlegenheit und er sagte: „Schätze ich habe mich seit meiner Zeit in Umbar zumindest ein klein wenig gebessert...“
„Eigentlich... liegt mir sogar eine Anweisung vor, dich zu ergreifen und  in Ketten nach Dol Amroth zu bringen,“ gestand Faramir ein. „Wenige Tage vor deiner Ankunft kam eine Brieftaube aus der Schwanenstadt. Doch als ich hörte, dass du auf dem Weg zu mir warst, beschloss ich, zunächst deine Version der Ereignisse anzuhören und bin der Meinung, dass ich diesmal ein Auge zudrücken könnte - sofern Duinhirs ehrenhafte Tochter für dich bürgt.“
Rinheryn, die bis zu diesem Moment auf die Stadt hinab gestarrt hatte und offensichtlich eigenen Gedanken nachgehangen war, schreckte auf und gab ein undamenhaftes „Hm?“ von sich, ehe sie sagte: „Oh, ähm... tja, ich würde sagen, der Bursche geht schon in Ordnung. Immerhin schulde ich ihm mein Leben. Ich hoffe nur, er ist wirklich so gut mit dem Schwert wie die Leute sagen, sonst muss ich meine Meinung vielleicht revidieren.“
Faramir lachte. „Dann ist es beschlossen. Reitet mit mir nach Anórien, und wir werden sehen, was es dort zu sehen gibt. Wir werden die Elben von Imladris nicht dem sicheren Tod überlassen und Gilvorn einen Strich durch die Rechnung machen. Und wenn uns das Glück gewogen ist, werden wir den Verräter seiner gerechten Strafe zuführen.“
Valion nickte enthusiastisch. „Das nenne ich mal einen Plan, der meine vollste Zustimmung hat!“
„Und du, Stormhére? Meine Reiter wären gewiss froh, wenn du dich uns ebenfalls anschließen würdest,“ sagte Faramir, an Rinheryn gerichtet.
„Ich habe noch eine Rechnung mit dieser miesen Betrüger-Ratte offen,“ erwiderte Duinhirs Tochter kampflustig. „Selbstverständlich komme ich mit.“
„Dann ist es beschlossen,“ sagte Faramir zufrieden.
„Was ist beschlossen, Liebster?“ erklang eine weibliche Stimme hinter ihn, und Faramirs Miene wurde weich. Valion drehte sich um und sah zwei Frauen auf sich zukommen. Eine der beiden trug einen königlichen Reif auf ihrem geflochtenen, blonden Haar und ein dunkelrotes, prunkvolles Kleid. Die zweite war offensichtlich eine Bedienstete, was an der schlichten Kleidung gut zu erkennen war. Auch sie war blond. Und jede der beiden Frauen trug einen Säugling auf dem Arm.
„Die Reiter Rohans werden nach Anórien gehen, Éowyn,“ sagte Faramir und trat zu seiner Ehefrau. „Ich habe erfahren, dass die Streitmacht der Elben womöglich in eine Falle laufen wird. Das darf nicht geschehen.“
Éowyn, Königin von Rohan, nickte zustimmend und entschlossen sagte sie: „Ich würde mit euch reiten, doch mein Platz ist in diesen Tagen hier. Kämpfe tapfer, Geliebter, doch vergiss nicht, dass ich auf dich warten werde... dass wir auf dich warten werden.“ Ihr Blick ging hinab zu dem schlafenden Kind in ihrem Arm. Es hatte dieselben blonden Haare wie seine Mutter, während das zweite Kind die dunklen Haare Faramirs hatte.
„Dies sind Valion und Rinheryn, zwei Edle Gondors, die sich uns anschließen werden,“ stellte Faramir sie vor. „Ihr steht vor Éowyn Éomundstochter, Herrin der Mark und Königin von Rohan.“
Rasch verbeugten sie sich, doch Éowyn hob lächelnd die Hand. „Aus Gondor stammt ihr? Dann seid ihr die ersten aus jenem Land, die meine Kinder zu Gesicht bekommen. Dies sind Stéorric und Westhild aus dem Hause Eorl.“
„Und in Gondor sollen sie als Elboron und Adúnien aus der Linie Húrins bekannt sein,“ ergänzte Faramir, der die dunkelhaarige Adúnien auf den Arm genommen hatte, während seine Frau noch immer den Zwillingsbruder des kleinen Mädchens hielt.
Der Anblick der Kinder machte Valion sehr nachdenklich. Erst vor wenigen Tagen hatten er und Lóminîth über dieses Thema gesprochen und damals hatte er sich bereit dafür gefühlt, selbst Vater zu werden. Faramirs Kinder nun zu sehen, die erst wenige Monate alt ware, ließ ihn diese Entscheidung wieder anzweifeln. Er wusste nicht, ob er mit einer so gewaltigen Verantwortung zurecht kommen würde.
Rinheryn packte ihn am Arm und riss Valion aus seinen Gedanken. „Na komm schon, mein Großer. Wir sollten uns kampfbereit machen. Die Sonne wird in wenigen Stunden untergehen, und bei Nacht werden wir gewiss ins Gefecht kommen. Da bleibt mir gerade noch genug Zeit für ein Nickerchen, wie ich finde. Danach werde ich gut ausgeruht in die Schlacht ziehen werden. Kommst du mit?“

In einer der Scheunen nahe des Tores gelang es den beiden tatsächlich, für eine Stunde die Augen zuzumachen und etwas Schlaf und Erholung zu finden. Als die Sonne schließlich unterging wurden vor dem Tor die Kriegshörner geblasen, und hastig sattelten Valion und Rinheryn ihre Pferde, um sich den Reitern von Rohan auf ihrem Ritt nach Anórien anzuschließen.


Faramir, Valion, Rinheryn und Elfmar mit den Reitern von Rohan nach Anórien (http://modding-union.com/index.php/topic,35380.msg467865.html#msg467865)
Titel: Die Weiße Herrin von Rohan
Beitrag von: Fine am 6. Feb 2019, 16:14
Cyneric, Zarifa und Kerry aus dem Hargtal (http://modding-union.com/index.php/topic,17408.msg473018.html#msg473018)


Es war erst das zweite Mal, dass Kerry die Stadt Aldburg mit eigenen Augen sah. Als sie zuletzt hier gewesen war, war sie noch ein Kind gewesen und hatte ihre Eltern dorthin begleitet. Nun kehrte sie als junge Frau zurück. Erneut kamen sie zu dritt an das Tor der Stadt, doch anstelle von Kerrys Mutter war diesmal die Südländerin Zarifa die Dritte im Bunde.
Erstaunlicherweise lachten die Wachen, als sie Kerrys Vater erkannten. "Sieh mal einer an. Der Rumtreiber kehrt zurück," sagte der erste Wächter.
"Die Gerüchte, die wir aus Edoras gehört haben, waren also wahr," meinte der Zweite mit einem breiten Grinsen.
"Hast dir ganz schön Zeit gelassen, alter Knabe," sagte der dritte Gardist. "Hat dir eine der Ostling-Frauen schöne Augen gemacht?"
Zu Kerrys Verwunderung ging ihr Vater kaum auf die Sprüche seiner Gefährten ein. "Ich erzähle euch nach Schichtende alles in Ruhe," erklärte er. "Wir treffen uns im Gasthof "Zur Alten Straße", die erste Runde geht auf mich."
"Hört, hört!" riefen die Wächter und ließen die Gruppe passieren.

Im Inneren der Stadt herrschte ein ziemliches Gedränge. Überall waren Menschen unterwegs. Die Dächer und Straßen Aldburgs waren mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt und die Luft war kalt genug, dass Kerrys Atem bei Ausatmen als weiße Wolke entwich. Sie hatte Zarifas Hand genommen, die sich warm anfühlte, und bahnte der Südländerin einen Weg durch die Menschenmassen, während sie ihrem Vater die Hauptstraße entlang folgte. Es ging bergauf.
"Wohin gehen wir, Vater?" fragte Kerry.
"Wir suchen Marschall Erkenbrand auf. Er wird meinen Bericht hören wollen, und darüber hinaus wird er wissen, zu wem wir Zarifa bringen können."
Zarifa hatte seit ihrer Ankunft in Aldburg noch kein Wort gesagt. Staunend blickte sie sich um und schien die neuen Eindrücke wie ein Schwamm aufzusaugen.
"Mach dir keine Sorgen, Zarifa. Alles wird gut werden," sagte Kerry. Das entlockte Zarifa ein zaghaftes Nicken, und Kerry freute sich darüber. Sie wollte Zarifa helfen, und sie wusste, dass ihr Vater diesen Wunsch teilte. Auf dem Weg nach Aldburg hatte sie sich rasch an Cynerics beruhigende Gegenwart gewöhnt, was den Schmerz und die Trauer über Oronêls Abschied etwas leichter zu ertragen gemacht hatte.
Sie erreichten ein großes Gebäude aus dunklem Holz, das Cyneric ihnen als Rüstkammer der Königsgarde vorstellte. Dort hoffte er, Herrn Erkenbrand vorzufinden.
"Erkenbrand? Nein, der ist gerade nicht hier. Wir hörten, er hielte sich in der Residenz der Königin auf," erklärte man ihm auf seine Frage hin. Weitere Gardisten erkannten Cyneric wieder und wurden ebenfalls auf einen Umtrunk im Gasthof zu späterer Stunde eingeladen, ehe er die Rüstkammer wieder verließ.
"Cyneric," sagte Zarifa, während sie einer der kleineren Straßen in die höher gelegenen Viertel der Stadt folgten. "Kennst du die Königin, von der die Männer gesprochen haben?"
"Ich habe viele Jahren in ihren Diensten gestanden," antwortete Kerrys Vater.
Zarifa gab ein Schnauben von sich, das wohl Belustigung ausdrücken sollte. "Erst die Königin der Waldelben, und jetzt die Königin von Rohan. Wenn du mir als Nächstes die Königin der Zwerge vorstellst, würde mich das nicht im Geringsten wundern."
Kerry lachte. "Ich glaube kaum, dass die Zwerge überhaupt so etwas wie eine Königin haben. Hast du schon jemals eine Zwergenfrau gesehen?"
"Ich habe noch gar keinen Zwerg in meinem Leben gesehen," erwiderte Zarifa.
"Da hast du nicht sonderlich viel verpasst," meinte Kerry grinsend.

Vor der Königsresidenz stand ein weiterer Gardist, der Cyneric aufgeregt begrüßte. Er war kaum älter als Kerry und Zarifa, schien daher wohl noch recht neu bei der Königsgarde zu sein.
"Ihr sucht den Herrn Erkenbrand? Ja, er ist hier, im Kartenraum im Obergeschoss. Ich bringe euch gleich zu ihm."
"Ist schon gut, mein Junge. Wir finden den Weg selbst. Bleib du besser auf deinem Posten, wenn du dir keinen Ärger einhandeln willst," erwiderte Cyneric. Und so betraten sie das Haus, das einst der erste Sitz der Könige Rohans gewesen war, ehe die Goldene Halle von Meduseld erbaut worden war. Cyneric führte die Mädchen die Treppe hinauf ins Obergeschoss. Zielstrebig brachte er sie zu einer Tür, hinter der ein Raum lag, dessen Fenster nach Süden auf das Weiße Gebirge hinaus blickten. Ein gerüsteter Krieger stand über einen Kartentisch gebeugt in der Mitte des Raumes. Als er Cyneric bemerkte, drehte er sich um.
"Ah, Cyneric. Willkommen, mein Freund. Ich hatte deine Ankunft bereits erwartet," sagte Erkenbrand, der nicht sonderlich überrascht wirkte.
"Hat Dunstan dir aus Edoras Bericht erstattet?" wollte Cyneric wissen.
"Das hat er, doch mein Wissen über dein bevorstehendes Eintreffen stammt nicht von ihm," entgegnete Erkenbrand mit einem Lächeln.
"Sondern von mir," erklang eine Kerry wohl bekannte Stimme. Sie schob sich an ihrem Vater vorbei, um besser in den Kartenraum hinein blicken zu können. Dort stand Gandalf, in weiße Gewänder gehüllt und auf seinen Stab gestützt. Der Zauberer lachte. "Hallo, Kerry. Wie schön dich zu sehen, meine Liebe."
Kerry konnte nicht anders, sie musste ihn einfach umarmen. "Gandalf!" brachte sie hervor. "Ich dachte, du wärest noch immer in Mithlond, bei den Elben."
"Ihr kennt dieses Mädchen, Herr Gandalf?" wunderte sich Erkenbrand.
"Und ob ich sie kenne," entgegnete Gandalf. "Und auch ihrem Vater bin ich bereits begegnet."
"Jetzt wird mir klar, wen wir vor wenigen Tagen in der Wold getroffen haben," murmelte Cyneric. "Ihr wart es also, der Zarifa geholfen habt. Vielleicht... könntet Ihr ihr erneut behilflich sein?" fragte er mit Vorsicht in der Stimme.
"Worum geht es denn?" wollte Gandalf wissen.
Zarifa blickte beschämt zu Boden. Kerry konnte sie gut verstehen. Wäre sie selbst schwanger gewesen, wäre das nichts, was sie vor wildfremden Menschen herausposaunen wollen würde. Also beschloss sie, Zarifa zur Hilfe zu eilen. Rasch flüsterte sie Gandalf ins Ohr, wobei er Zarifa behilflich sein könnte. Der Zauberer lächelte und nickte. Dann wandte er sich der Südländerin zu, die instinktiv vor ihm ein Stück zurückwich.
"Du brauchst keine Angst zu haben," sagte Gandalf mit warmer Stimme. "Lass mich sehen, wie es um dich bestellt ist. Es wird nicht lange dauern." Er nahm Zarifas Hand, und als sie hilfesuchend Kerry anblickte, nickte diese ermutigend. Zögerlich ließ Zarifa sich von Gandalf etwas beiseite führen, während der Zauberer mit leisen, beruhigenden Worten auf sie einredete.

Cyneric hatte derweil begonnen, Erkenbrand seinen Bericht zu erstatten. Kerry hörte einige Minuten interessiert zu, doch da sie den Großteil der Geschichte bereits kannte, wurde ihr rasch langweilig. Nachdem einige Minuten verstrichen waren, kehrte Gandalf mit Zarifa zurück. "Dem Kind geht es gut," stellte der Zauberer klar. "Es ist gesund und wächst stetig heran."
"Da bin ich froh," sagte Kerry und umarmte Zarifa. "Ich habe dir ja gesagt, dass alles gut werden wird."
Zarifa blickte ihr in die Augen. "Das hast du gesagt, aber..." Sie hielt inne und blinzelte. Dann nickte sie. "Ich bin dankbar, Kerry."
Kerry grinste. "Während mein Vater den Rest seines Berichts ablegt, sollten wir uns etwas zu Essen suchen. Ich bin am Verhungern, und unsere Vorräte sind aufgebraucht."
"Nun, womöglich findet ihr in den Küchen noch ein paar Reste," sagte Erkenbrand. "Die Königin und der Herr Faramir haben ihr Abendessen bereits beendet und sprechen derzeit mit dem König der Dunländer..."
Kerry riss die Augen auf. "Sagtet Ihr König der Dunländer? Er ist hier?"
Erkenbrand blickte sie verwundert an, während Gandalf schmunzelte. "Der Wolfskönig bat um eine Audienz, die ihm auf dem oberen Balkon gewährt wurde, und..."
Kerry ließ ihn mitten im Satz stehen und rannte los. Zarifa, Erkenbrand, Gandalf und Cyneric blieben zurück, und Kerry hörte noch, wie sie sich über ihr Verhalten wunderten. Doch es war ihr egal. Sie brauchte nicht lange, um den Balkon zu finden, der nach Norden hinaus ging und einen Ausblick über die weißen Dächer der Stadt bot. Vor dem Eingang standen zwei Wachen: ein Gardist der Königin mit Speer und Schild, und ein Dunländer mit Pelzumhang und einem langen Zweihänder auf dem Rücken.
"Déorwyn?"
"Kerry?"
Beide hatten gleichzeitig gesprochen und blickten einander überrascht an. Beide hatten Kerry erkannt; der Gardist kam ihr vage bekannt vor und musste ihr wohl einst in Edoras bei einem ihrer vielen Besuche dort begegnet sein, und der Dunländer war einer aus Aéds "Wolfsrudel", wenngleich sich Kerry gerade nicht an seinen Namen erinnern konnte. Sie nutzte die Verwirrung der beiden Wachen und schlüpfte zwischen ihnen hindurch.

"Wir kommen mit dem Wiederaufbau gut voran. Domnall schätzt, dass die große Halle auf der obersten Ebene von Edoras in wenigen Wochen fertiggestellt sein wird. Die Stadtmauer hingegen wird wohl noch..."
Da war er. Aéd! Er saß auf einem Stuhl ohne Lehne nahe des Geländers des Balkons und hatte mitten im Satz inne gehalten, als er Kerry bemerkt hatte.
"Wer bist du, Kind?" Aéds Gesprächpartnerin blickte Kerry freundlich, aber eindeutig verwundert an. Sie - eine dunkelblonde Frau in einem tiefgrünen, bestickten Kleid - wandte sich Kerry zu. Sofort fiel Kerry auf, was sie hier eigentlich tat, und sie erkannte Königin Éowyn, die Herrin von Rohan.
Kerry gab einen halbwegs akzeptablen Knicks von sich und senkte errötend den Kopf. "Ich heiße Déorwyn, Tochter Cynerics, und ich..."
"Cyneric?" fragte die Königin.
"Kerry?" rief Aéd gleichzeitig. "Ich dachte, du wärest im Düsterwald..."
"Das war ich auch," begann Kerry zu erklären, ehe ihr wieder bewusst wurde, in welcher Art von Situation sie sich befand. "Es tut mir Leid, Euer Majestät. Ich hätte nicht stören dürfen."
Zu ihrem Erstaunen lächelte Éowyn sie freundlich an. "Dein Vater hat hin und wieder von dir erzählt. Er leistet gute Arbeit. Es stimmt also, dass er aus Rhûn zurückgekehrt ist?"
Kerry nickte und blickte mehrfach zwischen Aéd und Éowyn hin und her. "Er spricht gerade mit Herrn Erkenbrand und..."
Aéd war aufgestanden. Ehe Kerry reagieren konnte, hatte er ihre Hand genommen. Er war ganz nahe, ohne dass sie darauf vorbereitet gewesen war. Und dann küsste er sie.
"Ihr beiden kennt euch wohl ebenfalls schon," sagte Königin Éowyn, halb erstaunt, halb belustigt.
Titel: Es bleibt nicht viel Zeit
Beitrag von: Fine am 9. Apr 2019, 07:06
Die Königin  - Éowyn von Rohan - hatte darauf bestanden, die ganze Geschichte zu hören, die hinter der ungewöhnlichen Unterbrechung ihrer Verhandlungen mit dem Wolfskönig von Dunland steckte. So kam es, dass Kerry, ihr Vater, Zarifa, Aéd und auch Gandalf mit der Königin Rohans ein ausgedehntes Abendessen zu sich nahmen und ihr dabei - in Kerrys Fall teilweise mit vollem Mund - alles erzählten. Éowyn war eine aufmerksame Zuhörerin, die viele Zwischenfragen stellte und sich besonders für die Kriegszüge Sarumans sowie den Verbleib Gríma Schlangenzunges zu interessieren schien. Als die Geschichte schließlich zu Ende erzählt worden war, klatschte die Weiße Herrin Rohans in die Hände und sagte: "Da seid ihr alle ja ziemlich herumgekommen in der Welt - und habt ein Abenteuer nach dem Anderen erlebt." Die Art und Weise, wie sie das Wort Abenteuer erwähnte, ließ Kerry glauben, dass die Königin sich vielleicht an so manchem Tage in ihrer Stadt eingeegt fühlen mochte.
Gandalf schien ähnliche Gedanken zu haben. "Auch hier in der Heimat gibt es viele Dinge zu erleben," sagte er lächelnd. "Ich würde meinen, dass Ihr gerade ein nicht minder spannendes Abenteuer in Eurer Familie zu bestehen habt."
Éowyn lachte herzlich. "Du hast selbstverständlich Recht, Gandalf. Kinder bringen vieles durcheinander, und Zwillinge tun dies gleich zweimal mehr. Doch ich würde nicht tauschen wollen."
Wie aufs Stichwort brachten zwei Bedienstete die drei Monate alten schlafenden Kinder der Königin herbei, die in dicke, weiße Decken gehüllt waren. Éowyn nahm die Zwillinge entgegen und nannte ihren Besuchern ihre Namen: Adúnien und Elboron hießen sie nach der Art Gondors, wie sie ihr Vater Faramir genannt hatte, doch in Rohan waren sie als Westhild und Stéorric bekannt.
Kerry staunte. Nur selten war sie so kleinen Kinder so nahe gekommen. Zarifa schien es ganz ähnlich zu gehen. Die junge Südländerin hielt etwas Abstand und betastete unterbewusst ihren Bauch. Kerry ging zu ihr hinüber und nahm Zarifas Hand. Sie sagte kein Wort, doch sie hoffte, dass die Berührung deutlicher als alle Worte sprechen würde, und Zarifa Trost spenden würde.

Als die Sonne unterging, verabschiedete sich die Königin von ihnen und brachte ihre Kinder nach drinnen. Auch Gandalf, Cyneric und Zarifa verschwanden kurz darauf, um sich nach einer Übernachtungsmöglichkeit umzusehen. Aéd blieb mit Kerry zurück und küsste sie erneut, als sie sich unbeobachtet glaubten.
"Ich habe dich vermisst," flüsterte Kerry ihm ins Ohr.
Aéd blickte verlegen zu Boden. "Ich habe jeden einzelnen Tag an dich gedacht," gestand er ihr. "Und gehofft, dass du wider Erwarten zu mir zurückkehrst."
"Jetzt hat sich diese Hoffnung ja erfüllt," meinte Kerry verliebt. "Und ich habe auch nicht vor, so schnell wieder weg zu gehen," fügte sie hinzu.
Doch Aéd seufzte und sah ihr in die Augen. "Wenn wir nur mehr Zeit hätten..." sagte er niedergeschlagen.
"Wie meinst du das?" wollte Kerry erschrocken wissen.
"Ich bin jetzt schon drei Wochen hier in Rohan," erklärte Aéd. "Es gibt viele in meinem Volk, die mir die Annäherung an die Rohirrim übel nehmen. Der alte Hass auf Rohan sitzt bei einem Großteil der Dunländer noch immer tief. Nur der Stamm des Schildes, die Leute meines Vaters, stehen uneingeschränkt hinter mir. In allen anderen Stämmen gibt es Uneinsichtige. Einige leisten selbst jetzt offen Widerstand, allen voran Yven vom Stamm des Messers. Schon zweimal ist er mir knapp entwischt. Gestern erst haben mich Nachrichten aus Tharbad erreicht, dass Yven wieder aufgetaucht ist. Ich fürchte, diesmal wird er es nicht bei Sabotageakten belassen. Diesmal wird Blut fließen, wenn ich nichts unternehme."
Er atmete tief durch. "Kerry - ich muss noch heute nach Hause aufbrechen."
Das hatte Kerry bereits befürchtet. "Ich werde dich also nicht zum Bleiben überreden können?"
"So schwer es mir fällt, das zu sagen, aber - nein." Aéd ließ den Kopf hängen.
Da traf Kerry ihre Entscheidung. "Dann werde ich mit dir gehen," sagte sie leise, aber entschlossen.
Überrascht blickte Aéd auf. "Aber... dein Vater, was wird er dazu sagen?"
"Er wird es akzeptieren müssen," meinte Kerry. "Ich weiß, dass auch er nicht vorhatte, lange in Rohan zu bleiben. Irgendetwas - oder irgendjemand - zieht ihn zurück nach Rhûn, das spüre ich. Ich hätte mich schon bald wieder von ihm verabschieden müssen."
"Bist du dir sicher?"
"Ich bin mir sicher," bestätigte sie. "Mein Vater wird es verstehen. Wir werden uns wiedersehen, wenn er das erledigt hat, was auch immer er in Rhûn zu erledigen hat. Außerdem hatte ich sowieso vor, nach Eregion zu gehen. Und da liegt Dunland ja praktischerweise auf dem Weg." Sie zwinkerte Aéd zu und lächelte.
Aéd nickte erleichtert. "Ich bin froh, das zu hören. Aber vergiss nicht, dass dir in Dunland Gefahr droht."
"Der Wolfskönig wird schon auf mich aufpassen, oder etwa nicht?" Kerry grinste frech.
"Worauf du dich verlassen kannst." Aéd küsste sie - fest und innig.
Als sie sich voneinander lösten, sprang Kerry auf. "Komm, suchen wir Vater - ich bin mir sicher, er wird einverstanden sein."

"Ich bin damit nicht einverstanden," sagte Cyneric, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte. "Solange Dunland nicht sicher ist, bin ich nicht gewillt, dich weiteren Gefahren auszusetzen." Bereits seit mehreren Minuten stritten sie nun darüber.
Kerry stemmte die Arme in die Hüften. "Was hast du also nun vor, Vater? Willst du mich hier in Aldburg wegsperren lassen, damit mir ja kein Leid geschehen kann? Du wusstest doch schon, dass ich früher oder später nach Eregion gehen wollte."
"Ich hatte gehofft, dass..." Cyneric brach ab und seufzte. "Nun, es macht keinen Unterschied. Du bist erwachsen und wirst deine eigenen Entscheidungen treffen, ob es mir nun gefällt, oder nicht."
"Worauf hattest du gehofft?" bohrte Kerry nach.
"Darauf, dass du hier auf ihn wartest, damit ihr gemeinsam nach Eregion gehen könnt," antwortete Zarifa an Cynerics Stelle.
Cynerics Schweigen war für Kerry Bestätigung genug. Sie schickte sich an, ihrem Vater eine wütende Antwort zu geben, als sich eine sanfte Hand auf ihre Schulter legte.
"Lass es gut sein, meine Liebe. Du hast deine Entscheidung getroffen und Cyneric wird sich dir nicht in den Weg stellen. Es ist nicht gut, im Streit auseinander zu gehen." Gandalfs ruhige Stimme sorgte dafür, dass Kerrys Ärger dahinschmolz wie der Schnee im Hargtal wenn es Frühling wurde. Sie sah ihrem Vater in die Augen. Dann umarmte sie ihn fest.
"Bitte gib in Rhûn auf dich Acht," sagte sie leise. "Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, aber..."
"Es ist gut, Déorwyn. Es war wichtig für mich, dies zu erkennen. Du bist kein Kind mehr, und aus meinem kleinen Mädchen ist eine Frau geworden, die ihren eigenen Weg gehen wird. Wer wäre ich, dir das zu verweigern?"
"Ich..." begann Kerry, doch der Rest des Satzes blieb ihr im Hals stecken. Sie weinte und drückte ihren Vater an sich. "Ich hab dich lieb," brachte sie leise hervor."
"Und ich werde dich immer lieben," antwortete er. Sie lösten sich voneinander und er küsste sie sanft auf die Stirn. "Jetzt geh," sagte er liebevoll. "Pass auf dich auf, bis zu unserem Wiedersehen."
"Das werde ich," antwortete sie. "Ich verspreche es."
"Und auch ich verspreche es," sagte Aéd, der bislang etwas betreten im Hintergrund gestanden hatte. "Ihr wird kein Leid geschehen."
Cyneric warf ihm einen Blick zu, wie ihn nur ein Vater einem jungen Mann zuwerfen konnte, der Interesse an seiner Tochter zeigte. "Ich verlasse mich darauf, Junge," sagte er.
Für einige Sekunden herrschte eine unangenehme Stille, die von Gandalfs ansteckende, Lachen durchbrochen wurde. "Dann wäre das ja geklärt!" sagte der Zauberer. "Ich bin froh, dass die Vernunft gesiegt hat."

Der Abschied fiel Kerry nicht leicht. Zarifa, Cyneric und Gandalf begleiteten die Gruppe, die aus Kerry, Aéd und zwölf weiteren Dunländern auf Pferden bestand zum nördlichen Tor Aldburgs. Cyneric trug eine Fackel in der Hand, denn es war inzwischen längst Nacht geworden.
"Ich kenne dich jetzt erst wenige Tage," sagte Kerry zu Zarifa, "aber dennoch bist du meine Freundin. Ich wünsche dir und deinem Kind alles Glück der Welt - du verdienst es. Hab' ein Auge auf meinen Vater, hörst du?"
Zarifas Blick war schwer zu deuten. Kerry glaubte, unterdrückte Tränen in den Augen der jungen Frau zu sehen. "Ich danke dir," flüsterte Zarifa. "Und ich hoffe, wir sehen uns eines Tages wieder."
"Das werden wir," sagte Kerry.
Von ihrem Vater verabschiedete sie sich mit einer langen Umarmung. Gesprochen wurde nicht - es war bereits alles gesagt worden. Sie waren beide froh, dass sie wussten, dass der Andere noch am Leben war, und sie würden wieder zueinander finden, wenn die Zeit reif war.
Gandalf gab Kerry noch einen letzten Rat mit auf den Weg. "Du solltest nichts überstürzen, Mädchen," sagte der Zauberer mit einem etwas merkwürdigen Unterton. "Bleibe genau die, die du bist und bringe den Menschen und Elben Hoffnung, wenn du kannst!"
Kerry nahm seine Hand und drückte sie. Sie hoffte, dem alten Zauberer nicht zum letzten Mal begegnet zu sein. "Auf Wiedersehen, Gandalf."
"Sichere Wege, kleine Kerry." Gandalf nickte ihr zu, dann drehte er sich um und verschwand in der Stadt.
Sie saßen auf und während Kerry noch zurück zum Tor blickte, wo Cyneric und Zarifa standen, setzte sich ihr Pferd schon in Bewegung. Sie wandte den Blick nicht ab, bis Aldburg in den Schatten der Nacht verschwunden war und der Lichtpunkt von Cynerics Fackel nicht mehr zu sehen war.


Kerry und Aéd zu den Furten des Isen (http://modding-union.com/index.php/topic,4075.msg474153.html#msg474153)
Titel: Re: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Rohirrim am 31. Mai 2019, 23:52
Mit gemischten Gefühlen machte Cyneric sich auf zu dem Gasthof, in dem er sich zusammen mit Zarifa einquartiert hatte. Zu viel war innerhalb der letzten Tage passiert und viel zu wenig Zeit war gewesen, um über alles nachzudenken. Er hatte nach all den Jahren und wochenlanger Reise endlich seine Tochter wiedergefunden, nur um sich jetzt, ein paar Tage später, wieder von ihr verabschieden zu müssen. Er wusste nicht ganz, was er davon halten sollte. Einerseits war er froh, dass Déorwyn inzwischen so erwachsen und selbstständig war, doch andererseits konnte er einfach nicht anders, als sich Sorgen um sie zu machen. Was, wenn ihr etwas zustieß? Was, wenn er all die Jahre nach ihr gesucht hatte, nur um sie dann nach ein paar Tagen des Wiedersehens endgültig zu verlieren? Und als wäre das alles nicht genug, hatte Zarifa zwischendurch noch von ihrer Schwangerschaft berichtet. Es war fast, als läge ein Fluch auf diesem Mädchen. Als Sklavin nach Gorak verkauft, schwer misshandelt und jetzt auch noch schwanger? Cyneric gingen so langsam wirklich die Ideen aus, Zarifa zu trösten. Er wollte ihr so gerne helfen, doch wie? Wie hilft man einem Mädchen, dass in ihrem Leben fast nichts anderes als Leid erfahren hatte?
Cyneric erreichte den Gasthof „Zur alten Straße“ und begab sich mit all den Sachen, die er für das Abendbrot besorgt hatte, direkt auf sein Zimmer. Er wollte rasch zu Abend Essen und dann unten mit seinen alten Kollegen etwas trinken, wie er es versprochen hatte. Er war schon fast bei der Tür angekommen, als er innehielt. Aus dem Zimmer drang ein Schluchzen an seine Ohren. Er wusste, was das bedeutete. Er war es inzwischen fast schon gewöhnt, Zarifa weinen zu hören. Sie gab sich zwar stets Mühe, ihre Gefühle zu verbergen, doch insbesondere nachts hörte Cyneric sie immer wieder schluchzen. Er seufzte. Eigentlich hatte er gerade wenig Lust auf ein solches Gespräch, doch  es half nichts. Nun, da Déorwyn fort war, hatte Zarifa niemanden zum Reden außer ihm. Cyneric erinnerte sich an die starken Stimmungsschwankungen zurück, die seine Frau teilweise bei der Schwangerschaft durchgemacht hatte und versuchte sich vorzustellen, wie schlimm diese gewesen wären, wenn seine Frau dasselbe durchgemacht hätte, wie Zarifa. Und dann wurde ihm bewusst, dass er ja genau das in den letzten Monaten hatte beobachten können.
Cyneric öffnete die Tür. Wie erwartet, saß Zarifa weinend in ihrem Bett. Als die Tür sich öffnete, hob sie kurz den Kopf und verbarg ihn dann ganz schnell wieder in ihren Armen. Cyneric legte seine Einkäufe kurz ab und setzte sich dann langsam neben ihr auf das Bett. Zarifa sagte kein Wort, sondern schluchzte weiter in ihre Arme. Behutsam legte Cyneric seine Hand auf ihre Schulter und beschloss, zunächst nichts zu sagen. Er deutete es als gutes Zeichen, dass Zarifa bei der Berührung nicht wie so oft zusammen zuckte. Sie schien ihm inzwischen zu vertrauen. Nach einer Weile brachte Zarifa schließlich die ersten Worte heraus.

„Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du mich so siehst. Ich weiß, du machst dir schon genug Sorgen wegen Kerry“, schluchzte sie, ohne Cyneric dabei in die Augen zu sehen.
„Schon gut, Zarifa“, versuchte Cyneric die junge Frau zu beruhigen. „Es ist vollkommen okay, zu weinen. Es ist definitiv besser, als seine Gefühle einfach in sich hineinzukehren.“
Zarifa schien nicht so recht zu wissen, was sie darauf erwidern sollte, und Cyneric war froh darüber, denn er selbst wusste ebenfalls nicht genau, was er als Nächstes hätte sagen können. Er saß neben einer Frau, die in 9 Monaten ein Kind gebären würde, dessen Vater sie vergewaltigt hatte. Was konnte er in einer solchen Situation schon sagen? Er stellte sich vor, wie Déorwyn ein ähnliches Schicksal ereilte und ihm wurde schlecht. Er verwarf den Gedanken so schnell wie möglich und beschränkte sich weiterhin darauf, Zarifa behutsam über den Rücken zu streichen. Das schien zumindest in der Hinsicht zu wirken, dass das Schluchzen der jungen Frau allmählich weniger wurde. Schließlich blickte sie auf und sah Cyneric blickte Cyneric fest in die Augen.
„Es tut mir leid, dass Déorwyn fort ist. Du hast so viel auf dich genommen, um sie wiederzufinden, und jetzt ist sie schon wieder fort. Das muss hart für dich sein.“
Cyneric war von diesen Worten überrascht. Er war es gewohnt, Zarifa trösten zu müssen, doch nun tat sie genau das für ihn. „Danke, Zarifa. Aber mir geht es gut. Déorwyn ist erwachsen geworden und das muss ich akzeptieren. Das ist wohl eines der schwersten Dinge am Elternsein.“
Noch während er diese Worte aussprach, bereute er sie. Zarifa fing erneut heftig an zu weinen.
„Tut mir leid, ich wollte nicht... wollte nicht...“ Cyneric fielen keine passenden Worte dafür, dass er Zarifa nicht daran hatte erinnern wollen, dass sie bald Mutter eines ungewollten Kindes werden würde.
„Schon gut... du kannst ja nichts dafür. Ich muss einfach nur ständig darüber nachdenken, doch ich weiß einfach nicht was ich denken soll. Es ist mein Kind, das gerade in mir heranwächst, aber gleichzeitig fühlt es sich auch an, wie ein Teil von ihm. Als würde ein Teil von ihm auch in diesem Kind weiter existieren und dieser Gedanke verfolgt mich jeden Tag.“ Cyneric bekam bei diesen Worten nun selbst Tränen in die Augen und er schämte sich bei dem Gedanken, dass er Zarifa nicht geholfen hatte, Alvar zu töten. Er wollte etwas sagen, doch Zarifa begann nun so heftig zu schluchzen, dass er ohnehin kaum dagegen angekommen wäre. Stattdessen beobachtete er, wie die weinende junge Frau neben ihm versuchte, die folgenden Worte herauszubekommen:
„Es ist... Es ist... Es ist einfach so unfair, dass Tekin sein Kind niemals kennenlernen wird“
Titel: Der wahre Grund
Beitrag von: Fine am 28. Jun 2019, 08:34
An jenem Abend hatten Cyneric und Zarifa lange miteinander gesprochen. Er hatte sich die Zeit genommen, herauszufinden, was für ein Mensch dieser Tekin gewesen war. Ein Junge aus Umbar, aus ähnlichen Umständen wie Zarifa selbst kommend, und ihr Schicksal als Sklave teilend. Es hätte eine wunderbare Liebesgeschichte sein können, wenn nicht das fatale Ende gewesen wäre. Radomir, der gefallene Fürst von Gorak, hatte Tekins Leben und damit auch Zarifas Hoffnung auf eine glücklichere Zeit blutig beendet.
Als es Zarifa gelungen war, die Hemmschwelle zu überwinden, hatte es nicht lange gedauert, bis die Worte nur so aus ihr hervorsprudelten. Sie erzählte davon, wie Tekin ihr ein Gefühl von Sicherheit gegeben hatte und wie sie mit ihm über alles hatte sprechen können, sowohl über große als auch kleine Dinge. Und wie sie echte Liebe erfahren und zum ersten Mal gespürt hatte, wie schön es sein konnte, eine Frau zu sein.
Cyneric war erleichtert, dass das Kind, das in Zarifa heranwuchs, nicht von einem ihrer Vergewaltiger stammte. Vollständig sicher sein konnte man sich in dieser Angelegenheit selbstverständlich nicht, doch er machte nich den Fehler, die junge Südländerin darauf hinzuweisen. Wenn sie der Meinung war, dass das Kind Tekins Liebe entstammte, dann würde Cyneric es nur zu gerne dabei belassen. Er wollte nicht, dass das Kind seine Mutter ständig an die Untaten erinnerte, die ihr widerfahren waren. Stattdessen würde es Zarifa an Tekin erinnern und ihr dabei helfen, ihn nicht zu vergessen.

Zarifa bekam schließlich, nachdem sie bis tief in die Nacht hinein geredet hatten, großen Hunger bekommen - eine weitere Eigenschaft, die Cyneric an Déorwyns verstorbene Mutter erinnerte. Seine Frau hatte während der Schwangerschaft ebenfalls immer wieder urplötzlich Appetit bekommen, selbst wenn es schon spät war. Cyneric ging nach unten, in die Gaststätte, um eine kleine Mahlzeit zu besorgen, doch als er mit einem gefüllten Teller zurückkehrte, fand er Zarifa schlafend vor. Sie lag auf dem Rücken und musste wohl eingeschlafen sein, während sie auf Cynerics Rückkehr gewartet hatte.
Cyneric stellte den Teller behutsam auf das Fensterbrett. Er schmunzelte, als er daran denken musste, wie Zarifa einst im Gasthof in Gorak beinahe aus dem Fenster geklettert war. Damals hatte sie ihm noch nicht vertraut. Seitdem hatte sich viel verändert.
Vorsichtig bugsierte er die schlafende Zarifa in eine seitliche Lage. Dabei fiel ihm auf, wie gewölbt ihr Bauch inzwischen geworden war. Lange hätte sie ihre Schwangerschaft wohl nicht mehr geheim halten können. Cyneric war froh, dass das Mädchen sich ihm damit anvertraut hatte. Sachte zog er Zarifas Decke bis über ihre Schulter. Draußen waren dicke Schneeflocken zu sehen, die über Aldburg hinabrieselten und die Dächer mit einer weißen Schicht aus fester Kälte verzierten. Noch einen langen Augenblick betrachtete er die schlafende Zarifa, dann legte Cyneric sich ebenfalls zur Ruhe, in seinem eigenen Bett auf der anderen Raumseite.

Einige Tage vergingen, ohne dass sich die Situation veränderte. Cyneric wurde ohne große Zeremonie wieder in die Reihen der Königsgarde aufgenommen und schon bald war es, als wäre er nie fort gewesen. Er erhielt einen kleinen Beutel voll Münzen für seinen erfolgreich abgeschlossenen Auftrag in Rhûn von der Königin, doch dabei blieb es. Nicht dass er sich mehr erhofft hätte. Er war zufrieden - oder glaubte es zumindest zu sein. Tagsüber schob er die ihm zugeteilten Wachschichten und abends leistete er Zarifa Gesellschaft. Hin und wieder klagte das Mädchen darüber, dass sie sich tagsüber ein wenig einsam fühlte, doch auf Cynerics Vorschlag, sich unter den Bewohnern Aldburgs Freunde zu suchen, ging sie nicht ein. Nur selten verließ sie das Gasthaus. Und auch wenn ihre Laune nicht länger von einer dauerhaften Trübsal dominiert zu sein schien, sah Cyneric sie trotzdem nur selten lächeln.

Mitten in der Nacht fuhr Cyneric aus dem Schlaf hoch. Er hatte einen wirren Traum gehabt, an den er sich - bis auf einige, verschwommene Eindrücke - kaum noch erinnern konnte. Das Fenster stand offen und einige Schneeflocken wehten herein. Der Wind musste das Fenster aufgestoßen haben, vermutete Cyneric. Noch etwas träge stieß er sich hoch und schloss das Fenster, um es dann fest zu verriegeln. Ein rascher Blick zu Zarifa hinüber zeigte ihm, dass sie fest schlief. Mit einem leisen Seufzen kehrte Cyneric in sein eigenes Bett zurück und versuchte, weiterzuschlafen.
Doch es gelang ihm nicht. In den vergangenen Tagen hatten sich Gedanken in seinem Hinterkopf zu formen begonnen, die nun langsam Gestalt annahmen. Inzwischen waren sie so deutlich geworden, dass sie ihn in jener Nacht nicht schlafen ließen. Er verstand nicht weshalb, doch mehrere Stimmen riefen ihn dazu auf, Aldburg hinter sich zu lassen und dorthin zurückzukehren, wo er gebraucht wurde. Einige Gedanken vermittelten ihm ein Gefühl von Eile, als dränge die Zeit und er liefe Gefahr, zu spät zu kommen. Andere zeigten auf, dass Cynerics Leben in Rohan ohne seine Tochter leer sei und er hier keinen Zweck mehr erfüllen würde. Tatsächlich hatte er sich während einer der Wachschichten dabei ertappt, Langeweile zu verspüren. Früher war so etwas nicht vorgekommen. Doch jetzt fragte er sich, ob das wirklich alles war, was er tun konnte.
Du hast bereits etwas bewirkt, sagte ein Gedanke. Du hast dafür gesorgt, dass Zarifa den Klauen Radomirs entkommen ist.
Und wie konnte das gelingen? fuhr eine zweite Stimme fort. Indem du die Kontakte, die du dir in Rhûn erworben hast, genutzt hast, um die Welt etwas besser zu machen.
Rhûn, dachte er. Nein, dorthin kann ich nicht zurück. Ich müsste Zarifa zurücklassen. Und das kann ich ihr nicht antun.
Das weißt du nicht, entgegneten seine tiefen Gedanken. Du hast sie nicht einmal gefragt.
Sie ist schwanger. Und Rhûn wird sie nur daran erinnern, was man ihr angetan hat.
Es ist ihre Entscheidung, oder etwa nicht? Sie ist kein Kind mehr.
Vergiss nicht, was du dort noch zu erledigen hast, erinnerte ihn eine Stimme, die weiblich klang. Du hast gesehen, was die Schattenläufer sind. Und du weißt, was sie tun werden, wenn du nichts unternimmst. Was sie Salia antun werden. Oder Ryltha.
Es war Rylthas Stimme, die darauf antwortete, mit einem Satz, den sie einst an einem regnerischen Tag in Gortharia selbst so gesagt hatte: Es geht nicht darum, was ich will oder was ich nicht will. Es ist mein Schicksal, ein Schatten zu sein. Ich wurde auserwählt. Du kannst mich nicht retten oder umstimmen, Cyneric.
Aber für Salia ist es noch nicht zu spät, hielt etwas in Cynerics Innerem dagegen. Und dann ist da noch Milva...
Ein goldblonder Haarschopf tauchte in Cynerics Vorstellung auf. Milvas Gesicht wirkte nachdenklich und ihre braunen Augen sahen in die Ferne. Er stellte fest, dass er sie auf eine ungeahnte Art und Weise vermisste.
Dann verflog der Gedanke und er kehrte zu seinem Dilemma zurück. Ich kann nicht einfach gehen. Ich habe hier eine Aufgabe zu erfüllen. Ich bin Gardist der Königin und darüber hinaus sorge ich für Zarifa.
Sprich mit ihr, wisperte es zur Antwort. Sage ihr, dass du nach Rhûn zurückkehren willst. Aber erzähl ihr keine Lügen über den wahren Grund dafür.
"Den wahren Grund..." wisperte er leise. Kenne ich ihn denn selbst wirklich? fragte er sich, während er langsam in einen traumlosen Schlaf abdriftete.
Titel: Re: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 7. Jul 2019, 23:59
Oronêl, Amrothos und Irwyne aus Dol Amroth (https://modding-union.com/index.php/topic,34681.msg474742.html#msg474742)

"Da wären wir also wieder", stellte Oronêl fest, als sie unter dem Stadttor von Aldburg hindurchritten. Keiner der Wächter am Tor schenkte ihnen in der Menschenmenge auch nur einen zweiten Blick, denn sie alle waren in die blauen und silbernen Farben Dol Amroths gekleidet - mit Ausnahme von Irwyne, die ihr übliches grün und weiß, die Farben Rohans, trug. Das letzte Mal, dass Oronêl in Aldburg gewesen war, war allerdings Sommer gewesen. Jetzt bedeckte eine dünne Schicht Schnee die Dächer der Stadt, und der Atem von Menschen und Pferden dampfte in der kalten Luft.
"Ich bin nur einmal in Edoras gewesen", meinte Amrothos, und lenkte sein Pferd zur Seite, um einem Karren auszuweichen. "Vor dem Krieg. Aldburg scheint ihm allerdings ziemlich den Rang abgelaufen zu haben."
"Als Mordors Truppen Edoras niederbrannten, flüchteten viele Rohirrim hierher", erwiderte der Anführer der kleinen Wachtruppe, die Imrahil ihnen mitgegeben hatte. Der Fürst hatte darauf bestanden, seinen Sohn nicht ohne eine Garde von wenigstens fünf Mann nach Rohan ziehen zu lassen, sowohl zum Schutz als auch zum Zeichen seines Standes. Oronêl wäre lieber mit Amrothos und Irwyne alleine unterwegs gewesen, doch Imrahil hatte sich durchgesetzt. Dennoch hatte Oronêl die Reise genossen. Die Gardisten hatten sich größtenteils abseits gehalten, sodass Oronêl einige kostbare Zeit allein mit Irwyne und Amrothos verbringen konnte - und erst währenddessen hatte er wirklich verstanden, wie sehr ihm die Gesellschaft von Freunden gefehlt hatte. Und jede Minute, die er mit dieser Erkenntnis gelebt hatte, hatte ihn mehr bedauern lassen, wie seine Reise mit Kerry vom Waldlandreich nach Rohan verlaufen war.
"Und dass später ein großer Rat hier abgehalten wurde, hat die Bedeutung Aldburgs noch einmal gestärkt", fügte Oronêl den Worten des Gardisten hinzu. Er presste die Lippen aufeinander, als er an jene Tage zurückdachte. Sarumans Auftritt während des Rates hatte viele Hoffnungen zerschlagen, und hatte letzten Endes zu Thranduils - und Mírwens - Tod geführt. Doch die Vergangenheit war geschehen, sagte er sich. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzugrübeln, was damals schief gelaufen war, sondern man musste versuchen, die Gegenwart besser zu machen. Er wandte sich an Amrothos. "Reitet ihr vor zum Palast, und versuche, schon einmal mit der Königin zu sprechen." Es konnte Amrothos nicht schaden, alleine mit Éowyn zu verhandeln, und Oronêl glaubte fest daran, dass der Prinz dazu in der Lage wäre.
Amrothos nickte, wirkte aber verwundert. "Und was hast du vor?" Oronêl lächelte, und ließ von seiner erhöhten Position aus den Blick über die Menge schweifen. "Ich werde nach jemandem suchen."

Nachdem er sich vom Rest seiner Gruppe getrennt hatte, lenkte Oronêl sein Pferd an den Straßenrand, saß ab, und führte das Pferd am Zügel weiter. Er brauchte nicht lange, bis er auf zwei bewaffnete Stadtgardisten stieß, die an einer großen Kreuzung das geschäftige Treiben aufmerksam beobachteten.
"Verzeiht", sprach er einen der Männer an. "Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen." Er wusste, dass Cyneric früher in der Armee Rohans gedient hatte, also hoffte er, dass irgendjemand unter den Gardisten ihn kannte und Oronêl sagen konnte, ob er und Kerry noch in der Stadt waren.
Der Gardist wandte sich zu ihm um, und nickte. "Wenn es in meiner Macht steht. Was benötigt ihr?" Er sprach respektvoll, aber ohne die verwunderte Ehrfurcht, die Oronêl früher, im Zweiten Zeitalter, bei den wenigen Menschen erlebt hatte, denen er begegnet war. Inzwischen waren die Menschen Rohans, und die Bewohner Aldburgs umso mehr, daran gewöhnt, mit Elben zu sprechen. "Ich suche nach einem Mann namens Cyneric. Er hat früher in Königin Éowyns Diensten gestanden, und müsste vor einiger Zeit nach Aldburg gekommen sein?"
"Cyneric? Selbstverständlich kenne ich ihn, ich habe mit ihm gemeinsam gedient, bevor er nach Rhûn gesandt wurde."
Nun, das war leichter als Oronêl sich erhofft hatte, aber er würde sich nicht beschweren. "Wisst ihr, wo ich ihn finden kann?"
"Er hat seinen Dienst in der Königinnengarde wieder aufgenommen. Wenn er nicht gerade im Palast Dienst hat, solltet ihr ihn im Gasthof "Zur Alten Straße" finden können", erklärte sein Gegenüber. "Ihr folgt einfach dieser Straße noch ein Stück weiter, biegt bei der zweiten Möglichkeit nach links ab, und dann liegt der Gasthof auf der rechten Seite."
Oronêl bedankte sich, und machte sich auf den Weg zum Gasthof, denn die Sonne neigte sich bereits dem westlichen Horizont zu.

Er fand den fraglichen Gasthof ohne größere Schwierigkeiten. Nachdem er sein Pferd an einem Pfahl vor dem Haus angebunden hatte, betrat er den ein wenig verrauchten, stickigen und sehr lauten Schankraum, und blickte sich suchend um. Der Wirt, ein geschäftig aussehender, hochgewachsener Mann mit einem blonden Bart, stand hinter einer niedrigen Theke, und war damit beschäftigt, leere Bierkrüge aufzufüllen. Oronêl kämpfte sich zwischen den vollbesetzten Tischen zu ihm durch, und sagte: "Ich bin auf der Suche nach einem Mann namens Cyneric. Stimmt es, dass er hier wohnt?" Der Wirt sah von seinem Bierfass auf, und blickte Oronêl misstrauisch an. "Ich gebe grundsätzlich keine Informationen über meine Gäste heraus", erwiderte er, und fügte ein wenig entschuldigend hinzu: "Nicht einmal für Angehörige eures edlen Volkes, bitte verzeiht."
Bevor Oronêl etwas erwidern konnte, hatte der Wirt sich bereits wieder abgewandt, und seine Arbeit fortgesetzt. Oronêl wandte sich von der Theke ab, ließ einen Blick über den Schankraum schweifen, und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Er war sich sicher, dass der Gardist ihn nicht belogen hatte, und Cyneric tatsächlich hier wohnte. Doch da der sturköpfige Wirt sich weigerte, ihm Auskunft zu geben, und er schlecht zu den Zimmern schleichen und alle durchsuchen konnte, blieb ihm vermutlich nur über, sich einen Tisch zu suchen und die Tür im Auge zu behalten. Die Aussicht behagte ihm gar nicht, denn die Gesellschaft war ihm entschieden zu laut und betrunken - und vermutlich würde der Wirt ihn nur bleiben lassen, wenn er ebenfalls etwas bestellte. Er warf den schaumbedeckten Bierkrügen einen misstrauischen Blick zu.
Andererseits konnte er natürlich auch zum Palast hinaufgehen. Mit ein bisschen Glück würde Cyneric noch ihm Dienst sein. Allerdings würde Kerry sicherlich nicht ebenfalls dort sein, also...
Bevor Oronêl eine Entscheidung treffen konnte, sprach ihn eine ihm vage bekannt vorkommende Stimme von hinten an: "Wolltest du nicht längst nach Westen gefahren sein, oder so?" Oronêl drehte sich um, und am Fuß einer dunklen Treppe, die ihm zuvor nicht aufgefallen war, saß ein braunhaariges, sehr dünnes Mädchen, dass interessiert zu ihm aufblickte. "Zarifa", stellte er fest, und verspürte eine Erleichterung, die er nicht erwartet hatte. Nicht unbedingt ihretwegen, denn er hatte sie als ein wenig anstrengend in Erinnerung, sondern weil ihre Gegenwart bedeuten musste, dass er tatsächlich am richtigen Ort war. Sie nickte bedeutsam. "So heiße ich, allerdings. Also?"
"Ist Cyneric hier?" Zarifa kam auf die Füße, und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei fiel Oronêl ihr merkwürdig gewölbter Bauch auf. Schwanger, dachte er. Davon war bei ihrer Begegnung im Hargtal noch nichts zu sehen gewesen. Mit Schwangerschaften bei Menschen kannte er sich nicht aus, wusste nicht, ob sie anders verliefen als bei Elben, doch konnte es bedeuten, dass... "Hallooooho", riss Zarifas Stimme ihn aus seinen Gedanken. "Selbst wenn ich nicht die Person bist, wegen der du hier bist, könntest du trotzdem die Höflichkeit besitzen, mir meine Frage zu beantworten, bevor ich deine beantworte. Und da hört man immer wieder davon, wie edel und höflich Elben sein sollen..." Sie biss ein Stück von einem Kanten Brot ab, den sie in der Hand gehalten hatte, und blickte Oronêl erwartungsvoll an.
"Ich... habe mich anders entschieden", antwortete er. "Du hättest wenigstens den Anstand haben können, dich anders zu entscheiden, bevor du abgehauen bist, ohne dich wenigstens von Kerry zu verabschieden." Oronêl blickte zu Boden, und musste trotz der schmerzhaften Erinnerung ein Lächeln unterdrücken. Zarifas Entrüstung über den Schmerz, den er Kerry zugefügt haben musste, nahm ihn auf der Stelle für sie ein.
"Das hätte ich wohl", erwiderte er. "Und ich würde mich gerne bei ihr dafür entschuldigen. Ist sie noch hier?" Zarifa schüttelte den Kopf, zu Oronêls Enttäuschung. "Sie ist schon vor einiger Zeit aufgebrochen, mit, äh... dem König von Dunland?" Aéd, dachte Oronêl. Er freute sich, dass er und Kerry sich wiederbegegnet waren, doch gleichzeitig wunderte er sich, dass Cyneric seine Tochter, die er gerade erst wieder gefunden hatte, mit einem Dunländer hatte gehen lassen. Hoffentlich hatte es keinen Streit gegeben...
"Sie und Cyneric haben sich ein bisschen deswegen gestritten", erzählte Zarifa weiter, als hätte sie seine Gedanken gelesen. "Aber dann haben sie sich wieder vertragen."
"Und wo ist Cyneric jetzt?", fragte Oronêl. Zarifa wirkte ein wenig traurig. "Oben am Palast, er hat noch Wachdienst. Ich glaube nicht, dass er vor Mitternacht kommen wird. Deshalb sitze ich ja hier, und schaue den Leuten zu." Oronêl nickte nur. Wenn er in den Schankraum blickte, glaubte er, sie zu verstehen. Alleine in ihrem Zimmer zu sitzen war vermutlich nicht gerade angenehm, doch sich zu der lauten, betrunkenen Gesellschaft im Schankraum zu gesellen war nicht viel besser. Dieses Mädchen brauchte Freunde, die ihr Gesellschaft leisten konnten, doch im Augenblick schien sie nur Cyneric zu haben - und dieser hatte andere Pflichten.
"Ich muss zum Palast hinauf und mit Cyneric sprechen. Und danach... vielleicht komme ich wieder her, und vielleicht kannst du mir ein wenig über das Land erzählen, aus dem du kommst."
Zarifas Augen weiteten sich verwundert. "Ich dachte, Elben wären tausende von Jahren alt und schon überall in der Welt gewesen."
Oronêl lächelte. "Das mit dem Alter stimmt. Doch für den größten Teil meines Lebens habe ich meine Heimat nicht wirklich verlassen, und ich bin nie in Harad oder Rhûn gewesen."
"Bei unserer ersten Begegnung hast du mir ein Messer an die Kehle gesetzt", meinte Zarifa misstrauisch. "Warum willst du dich jetzt mit mir unterhalten?"
Weil ich vermute, dass du einsam bist, dachte Oronêl. Und dass du in dieser Stadt niemanden hast, dem du vertraust, und mit dem du reden kannst - außer Cyneric. Und auch wenn ich das nicht auf Dauer tun kann, wenigstens für einen Abend kann ich es versuchen. Aber er sprach nichts von dem aus, sondern zuckte nur mit den Schultern und sagte: "Letztes Mal waren meine Gedanken auf mich selbst gerichtet, aber ich habe das Gefühl, dass du einer der interessantesten Menschen bist, denen ich bislang begegnet bin. Und vielleicht habe ich auch die ein oder andere interessante Geschichte zu erzählen... Also, abgemacht?"
Zarifa blickte ihm forschend ins Gesicht, als befürchtete sie eine verborgene Absicht hinter seinen Worten. Doch was sie sah, stellte sie offenbar zufrieden. "Gut. Abgemacht."

Oronêl zum Palast
Titel: Ein unerwartetes Wiedersehen
Beitrag von: Fine am 10. Jul 2019, 18:01
Der Vormittag zog sich in die Länge, wie es an ereignislosen Tagen im Wachdienst allzu oft seine Eigenart war. Cyneric stand am Haupteingang der königlichen Residenz und ließ das rege Treiben der Stadtbewohner Aldburgs an sich vorbeiziehen. Nur selten versuchte jemand, Einlass zu erlangen. Die meisten Angelegenheiten des Volkes regelte die Königin, ehe es zu Unzufriedenheit kommen konnte, denn sie wusste sehr genau, wie es den Rohirrim ging und welche Sorgen das Volk umtrieben.
Als sich der Mittag langsam ankündigte und die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, geriet Cynerics träger Alltag endlich in Bewegung. Schneeflocken wirbelten durch die Luft, als ein heftiger Windstoß aus dem Gebirge südlich der Stadt hinabstieß. Und als hätte der Wind sie mit sich gebracht tauchte aus dem Schneetreiben eine Gruppe Fremder auf, die entschlossenen Schrittes auf die Königsresidenz zu marschierten. Sie trugen die Farben Dol Amroths: Blau und Silber, und wurden von einem jungen Reiter angeführt, der Cyneric an den Prinzen Erchirion erinnerte, der während der Ratsversammlung von Aldburg bei den Hohen Herrschaften der Elben und Menschen vorgesprochen hatte.
Doch selbst ein hochrangiger Gesandter, so wie dieser es ohne Zweifel war, hatte sich an das Prozedere zu halten. Cyneric und der zweite Gardist, der ihm bei der Bewachung der Eingangspforte Gesellschaft leistete, hielten die Gondorer an. "Halt, Freunde. Ihr steht vor den Hallen der Herrscher der Riddermark. Wer seid Ihr, und was ist Euer Begehr?" fragte Cyneric.
"Ich bin Amrothos von Dol Amroth," sagte der Reiter. Er hätte noch weiter gesprochen, doch in diesem Augenblick sprang hinter ihm eine Gestalt aus dem Sattel, die Cyneric gut kannte, aber niemals in der Gesellschaft der Gondorer erwartet hatte.
"Cyneric!" rief Irwyne und umarmte den etwas verdutzten Gardisten, ohne sich um Gondorer oder Rohirrim zu scheren.
"Irwyne?" wunderte er sich. "Ich hörte, dass du in Lindon wärest, bei den Elben jenes Landes. Was tust du hier?"
"Hat Kerry dir das erzählt?" wollte Irwyne wissen. "Nun, seither ist viel geschehen. Sieh nur, ich habe Amrothos gefunden, und es geht ihm wieder gut - Oronêl hat ihn gerettet, so wie du es damals immer gesagt hast!"
Cyneric erinnerte sich daran, wie Irwyne ihm während ihrer gemeinsamen Zeit in Aldburg und im Feldzug gegen Dol Guldur von Amrothos erzählt hatte, dem jüngsten Sohn des Fürsten Imrahil von Dol Amroth, der nach dem Fall von Lothlórien in großer Gefahr geschwebt hatte.
"Nun, mein Herr Amrothos, ich bin froh zu hören, dass Ihr den Gefahren, in denen Ihr Euch befandet, entrinnen konntet," sagte Cyneric noch immer etwas verwundert.
"Dies ist also Cyneric, von dem Irwyne schon viel erzählt hat," sagte der Prinz freundlich und stieg von seinem Pferd. "Eine angenehme Überraschung. Ich bin erfreut, Euch kennenzulernen."
"Gewiss seid Ihr nicht meinetwegen hierher gekommen, mein Prinz," sagte Cyneric mit gebührendem Respekt.
"Amrothos muss dringend mit der Königin sprechen," mischte Irwyne sich ein. "Ist sie zuhause?"
"Ihr werdet sie in ihren Gemächern finden, Prinz Amrothos," sagte Cyneric. "Cúthred, führe die Gondorer bitte dorthin," wies er den zweiten Gardisten an. Sogleich folgten die Menschen Dol Amroths dem Wächter, doch Irwyne blieb bei Cyneric stehen.
"Ich bin so froh, dass du wieder sicher nach Hause gefunden hast," sagte das Mädchen strahlend. Doch dann hob sie warnend den Finger. "Aber sag, wann hattest du vor, dein Versprechen einzulösen, das du mir in Dol Guldur gegeben hattest?"
Cyneric erinnerte sich. Er hatte Irwyne versprechen müssen, sie nach seiner Reise nach Rhûn in Imladris zu besuchen. "Das ist nicht gerade fair, Irwyne," verteidigte er sich. "Wäre ich nach Imladris gekommen, wärst du doch längst fort gewesen. Außerdem... habe ich nach der Rückkehr aus dem Osten nach meiner Tochter gesucht. Du musst das verstehen."
"Ich weiß, ich weiß," beruhigte Irwyne ihn. "Oronêl sagte mir, dass du sie gefunden hast. Sie ist eine gute Freundin von mir, kannst du dir das vorstellen?"
"Davon hat sie mir erzählt," sagte Cyneric. "Doch wie ist es dir ergangen? Wie bist du nach Dol Amroth gelangt?"

Irwyne stürzte sich in einen ausführlichen Bericht ihrer Erlebnisse seit ihrer Trennung von Cyneric nach der Belagerung von Dol Guldur. Sie schien kein großes Interesse an Amrothos' Unterredung mit der Königin Rohans zu haben. So erfuhr Cyneric, wie Irwyne mit Finelleth über den Hohen Pass nach Imladris gereist und dort auf Oronêl und Amrothos getroffen war. Wie sie Oronêl nach Fornost gefolgt und dort Déorwyn kennengelernt hatte. Wie sie anschließend weiter nach Lindon gezogen und dort ihre Freundschaft zu Amrothos vertieft hatte. Und wie Oronêls Tochter Mithrellas aus Dol Amroth per Schiff in den Grauen Anfurten eingetroffen war und Amrothos und Irwyne angeboten hatte, sie zurück zur Stadt Imrahils zu bringen.
"Und nun sind wir hier, um Rohan um Unterstützung im Krieg zu bitten," schloss Irwyne ihren Bericht.
"Dann solltest du den Prinzen dabei wohl besser nicht alleine lassen, nicht wahr?" meinte Cyneric mit einem Schmunzeln, denn ihm war der gewisse Unterton in Irwynes Stimme, wenn sie von Amrothos sprach, nicht entangen.
"Vielleicht hast du Recht. Er hat hin und wieder die Angewohnheit, sich zu Dummheiten hinreißen zu lassen. Ich glaube, das hat er von Oronêl," meinte Irwyne. Dann umarmte sie Cyneric erneut. "Wir müssen später in Ruhe über alles reden. Pass auf dich auf, Cyneric!" Und damit verschwand sie im Inneren der Residenz.

Kaum fünf Minuten vergingen, bis eine weitere Überraschung Cyneric ereilte. Diesmal jedoch war er besser vorbereitet. Denn Irwyne, die ja aus Dol Amroth kam, hatte mit keinem Wort erwähnt, dass Oronêl seinen Plan, in den Westen zu fahren, in die Tat umgesetzt hatte. Und tatsächlich stand der Waldelb unversehens vor den Stufen, die zur Königsresidenz hinaufführten und wirkte, als käme er ganz zufällig hier vorbei, was Cyneric nicht einen Augenblick lang glaubte.
"Sieh mal einer an," sagte er und musste lächeln. "Hat es dir in den unsterblichen Landen etwa nicht gefallen, Meister Oronêl?"
Oronêl blickte auf und legte den Kopf schief. "Ich verstehe langsam, woher Kerry ihre scharfe Zunge bekommen hat," meinte er gelassen und kam die Stufen hinauf. "Es ist gut, dich zu sehen, Cyneric. Ich habe bereits nach dir Ausschau gehalten."
"Nun, hier bin ich. Und da du ebenfalls hier bist, gehe ich davon aus, dass es jemandem gelungen ist, dich von deiner Entscheidung abzubringen, in den Westen zu fahren."
"Es bedurfte der Überzeugungskraft Vieler," sagte Oronêl, dem keinerlei Verlegenheit anzumerken war. "Kerry, Mithrellas, Amrothos, und nicht zuletzt Siniel."
"Siniel?"
"Oh, ich meinte damit Irwyne," erklärte Oronêl. "Ich gab ihr diesen Namen als wir uns wiederbegegnet sind."
Cyneric nickte. "Ich verstehe," sagte er. "Schön, dass Irwyne wieder mit dir reist. Auch wenn ich fürchte, dass sie schon bald keinen Bedarf mehr für uns beide haben wird."
Oronêl lachte leise. "Es ist dir also aufgefallen. Nun, ich kann nicht sagen, dass mir ihre Wahl missfällt."
"Er scheint ein guter Mann zu sein, dieser Amrothos," meinte Cyneric.
"Das ist er," bekräftigte Oronêl. Er machte eine Pause und blickte über die geschäftigen Straßen der Stadt hinaus. "Ich hatte gehofft, Kerry wäre noch bei dir," fuhr der Waldelb schließlich fort.
"Sie ist wieder aufgebrochen," sagte Cyneric. "Ich habe es ihr nicht verbieten können."
"Ja, Zarifa erzählte mir davon. Ich bin ihr unten im Gasthof begegnet."
"Oh? Das ist erstaunlich. Für gewöhnlich schläft sie zu dieser Tageszeit."
"In ihrem Zustand ist das kein Wunder," sagte Oronêl. "Doch ich denke, sie schlägt sich ganz gut. Für den Augenblick..."

Noch während sie miteinander sprachen, zog eine Bewegung auf der Treppe Cynerics Aufmerksamkeit auf sich. Er warf Oronêl einen entschuldigenden Blick zu und nahm Haltung an. Dort auf den Stufen stand eine junge Frau mit zerzaustem schwarzen Haar, die sich unsicher umblickte. Sie trug fremdartig aussehende Kleidung, die ganz und gar nicht nach Rohan zu gehören schien. Sie erinnerten Cyneric stattdessen an einige der Ostlinge, die er in den Straßen Gortharias gesehen hatte.
"Halt, junge Dame. Dies ist die Residenz der Herrin von Rohan. Wie lautet Euer Name und was ist Euer Begehr?" fragte er, ohne dabei unfreundlich zu klingen. Ihm fiel auf, dass Oronêl die Szene mit etwas Abstand aufmerksam beobachtete.
"Ich bin Irri, die Prin... die Fürstin von Balanjar," antwortete die Fremde, zuerst etwas stockend, dann mit entschlossener Stimme. Sie sprach mit einem deutlichen rhûnischen Akzent. "Ich verlange, mit der Königin Rohans zu sprechen."
"Balanjar?" wiederholte Cyneric. "Das südlichste Fürstentum von Rhûn meint Ihr?"
"Nein," widersprach Irri. "Balanjar ist wieder ein freies Land. Doch mein Volk braucht Hilfe gegen den Schatten Mordors. Deshalb bin ich hier."
"Wenn das so ist, biete ich meine Hilfe gerne an," sagte Oronêl. "Ich habe ebenfalls vor, mit Königin Éowyn zu sprechen. Begleitet mich zu ihr."
"Wer... seid Ihr?" wollte Irri misstrauisch wissen.
"Man nennt mich Oronêl Galion. Wollt Ihr meine Hilfe nun, oder nicht?"
Irri dachte einen Augenblick über das Angebot nach. Dann nickte sie zögerlich. "Also gut. Gehen wir."
Cyneric öffnete die Eingangspforte der königlichen Residenz und gab Oronêl eine Wegbeschreibung zu den Gemächern der Königin. "Irwyne und Amrothos sollten noch dort sein," fügte er hinzu, ehe die beiden hineingingen.
Während wieder Ruhe auf seinem Wachposten einkehrte, fragte Cyneric sich, was die heutigen Ereignisse wohl zu bedeuten hatten, und was Zarifa wohl davon halten würde...
Titel: Im Dunkel der Nacht
Beitrag von: Fine am 29. Jul 2019, 15:45
"Oronêl ist wieder da," sagte Zarifa mit vollem Mund.
"Ich weiß. Er ist mir vorhin begegnet," antwortete Cyneric, ehe er einen Schluck aus dem Krug neben seinem Teller nahm.
"Wieso ist er zurückgekommen? Mir hat er nur gesagt, er hätte sich... umentschieden."
"Ich hörte, es bedurfte der guten Zurede durch einige Personen, die ihm sehr am Herzen liegen," mutmaßte Cyneric. "Genaueres weiß ich leider auch nicht."
"Er hat nach Kerry gefragt," meinte Zarifa und griff nach dem Brot, das in einem Korb zwischen ihnen auf dem Tisch lag. "Und sich einige Zeit lang mit mir unterhalten. Das war seltsam, aber..."
"Aber?" hakte Cyneric nach.
"Es hat mir gefallen, ihm ein wenig von mir zu erzählen," sagte die junge Südländerin leise, als würde sie diese Tatsache gerade erst selbst feststellen.
"Du hast ihm deine Geschichte erzählt?"
"Einen Teil davon. Und er hat mir etwas von sich berichtet. Dass er über tausend Jahre in Gondor im Exil gelebt hat, aber ursprünglich aus dem... "Goldenen Wald" stammt, was auch immer das sein mag."
"Er hat es wohl nicht für nötig gehalten, dies genauer zu erklären?" fragte Cyneric belustigt.
"Nein, wohl nicht. Was ist denn der Goldene Wald?" wollte Zarifa wissen.
"Ein Elbenwald, der ungefähr auf halbem Weg zwischen Rohan und dem Düsterwald liegt. Wir sind auf unserer Reise nach Süden daran vorbeigekommen, haben aber einen sicheren Abstand dazu gehalten."
"Wieso? Spukt es dort etwa?"
"Das nicht, aber heute leben dort leider keine Elben mehr. Sarumans Orks hausen nun im Goldenen Wald, nachdem sie ihn erobert haben."
"Saruman..." murmelte Zarifa nachdenklich. "Hmm. Man hört nichts Gutes über diesen Kerl."
Cyneric musste schmunzeln. "Nein, ich schätze, das tut man wirklich nicht."
Damit schienen Zarifas Fragen für den Augenblick beantwortet zu sein und sie widmete sich dem Rest ihrer Abendmahlzeit.

Cyneric war nach dem Ende seiner Schicht, kaum eine halbe Stunde nachdem er Oronêl und der geheimnisvollen Irri den Weg zu Königin Éowyn gewiesen hatte, zu Zarifa in das Gasthaus "Zur Alten Straße" zurückgekehrt. Inzwischen war es Abend geworden und sie hatten ein gemeinsames Abendessen zu sich genommen, das sie nicht wie gewohnt auf ihrem Zimmer aßen, sondern unten, in der großen Schankstube. Je später es wurde, desto voller wurde der Raum, weshalb Zarifa nach dem Essen schon bald vorschlug, auf das Zimmer zurückzukehren.
Dort angekommen setzte sie sich auf ihr Bett und starrte einige Augenblicke nachdenklich aus dem Fenster hinaus. Die Sonne war bereits untergegangen. An ihrer Stelle hing der Mond voll und schwer über den Wäldern östlich von Aldburg, die sich als schemenhafte Silhouetten jenseits der strohgedeckten Hausdächer der Stadt erhoben.
Zarifa seufzte tief und schien einen inneren Gedanken abzuschütteln. Sie riss ihren Blick vom Fenster los und sagte: "Es geht das Gerücht um, das eine fremdländische Prinzessin in der Stadt ist. Hast du schon davon gehört?"
Cyneric wunderte sich ein wenig über die Neugierde der jungen Frau, während er sich auf der Kante seines eigenen Bettes niederließ. "Es ist wahr, zumindest wenn man diesem Ostling-Mädchen Glauben schenken kann. Sie kam kurz vor Ende meiner Wachschicht ganz allein zur Residenz der Königin und bat um eine Audienz. Oronêl bot ihr an, sie zu Herrin Éowyn zu begleiten. Ihr Name lautet Irri und sie stammt aus Balanjar, dem südlichsten Fürstentum Rhûns."
"Mhmm," machte Zarifa, die sich mittlerweile hingelegt hatte. "Was sucht eine Ostlingprinzessin bloß hier in Rohan?"
"Sie sprach davon, dass ihr Volk Unterstützung gegen den Schatten Mordors sucht. Balanjar liegt ungefähr zwischen Gortharia und dem Schwarzen Land, wenn ich mich recht entsinne. Weshalb die Menschen, die dort leben, sich gegen Mordor auflehnen, weiß ich nicht. Ich vermute, da stecken wieder irgendwelche der zahllosen Intrigen dahinter, die den Königshof Rhûns wie Fliegen umschwirren."
Zarifa gähnte. "Naja, es ist ja nicht unser Problem," sagte sie und verkroch sich unter ihrer Decke. "Wenn du morgen in der Königsresidenz bist, kannst du dich ja mal umhören, was aus dieser Irri geworden ist. Es würde mich interessieren."
"Ich werde mich nach ihr umhören," versprach Cyneric.

Zarifa war schon bald darauf fest eingeschlafen. Cyneric hingegen lag noch einige Zeit lang wach und dachte über die Ereignisse des Tages nach. Oronêls unerwartete Rückkehr hatte in Cyneric Vorwürfe ausgelöst, dass er seine Tochter so leicht hatte gehen lassen. Wenn Déorwyn doch nur einige wenige Tage länger gewartet hätte! Sicherlich hätte sie nur allzu gerne gewusst, dass Oronêl von seinem Vorhaben, in den Westen zu fahren, abgesehen hatte. Cyneric fragte sich, ob Déorwyn Dunland sicher erreicht hatte und wie es ihr ging. Er hoffte, sie würde gemäß ihren Beteuerungen gut auf sich aufpassen und keine Dummheiten anstellen. Der junge Aéd hatte zwar einen soliden Eindruck bei Cyneric hinterlassen, aber als Mensch von Rohan fiel es ihm trotzdem schwer, sein angeborenes Vorurteil den Dunländern gegenüber einfach so abzulegen. Er fragte sich, ob er nicht härter hätte durchgreifen sollen...

Ein kühler Windstoß kitzelte Cynerics Nase und er öffnete die Augen. Er stellte fest, dass er wohl eingeschlafen sein musste, denn der Vollmond war verschwunden und das Zimmer war in tiefe Finsternis gehüllt. Cynerics Augen gewöhnten sich nur sehr langsam an die Dunkelheit, doch schließlich konnte er erkennen, dass das Fenster einen Spalt offen stand.
Muss sich wohl durch den Wind geöffnet haben, dachte er sich und schlug die Bettdecke zurück, um aufzustehen.
"Du solltest besser liegenbleiben, wenn dir dein Leben etwas wert ist, Cyneric," sagte jemand direkt neben dem Bett. Es war eine vertraute Stimme, die Cyneric seit seinem Aufbruch aus Gortharia nicht mehr gehört hatte...
"Ryltha? Bist du das?" flüsterte er ungläubig.
Ein Licht sprang urplötzlich in der Finsternis auf, eine winzige Flamme, die von einem kurzen Holzstäbchen ausging. Rylthas sonnengebräuntes Gesicht und ihre dunkelblonden Haare schälten sich aus der Dunkelheit. Das Flackern des Feuers spiegelte sich unheilvoll in den dunklen Augen der Schattenläuferin.
"Wirklich, Cyneric, ich bin enttäuscht. Uns weis zu machen, dass du mit Salia zurück zur Stadt Varek gingst, nur um in Wahrheit in die entgegengesetzte Richtung zu fliehen."
Ryltha stand in einer fließenden Bewegung auf und entzündete eine Lampe, die sie offenbar mitgebracht hatte. Das trübe Glas der Öllampe dunkelte das Licht in ihrem Inneren so stark ab, dass das Zimmer sich nur so weit erhellte, dass man sich darin bewegen konnte, ohne an Betten oder andere Möbel zu stoßen. Ryltha wandte sich wieder Cyneric zu und er sah, wie die Schattenläuferin einen Dolch geschickt in der Hand kreisen ließ.
"Du weißt, warum ich mich in eure Dienste begab," erklärte er leise, während er einen Blick hinüber zu Zarifa riskierte.
"Keine Sorge. Das arme Ding schläft - tief und fest. Dafür habe ich gesorgt." Ryltha sprach nun mit normaler Lautstärke und ihre weißen Zähne blitzten auf, als sie boshaft lächelte. "Natürlich weiß ich, dass du doch nur deine Tochter retten wolltest. Aber musstest du uns dafür anlügen und hintergehen?"
"Ich hatte damals keine Zeit für eure endlosen Intrigen, und ich habe sie auch jetzt nicht," entgegnete Cyneric mit fester Stimme. "Als ich erfuhr, wo meine Tochter zuletzt gesehen worden war, konnte ich nicht länger warten. Die Täuschung war notwendig, damit ich sofort aufbrechen konnte."
Ryltha legte den Kopf leicht schief. "Du hättest mit uns darüber sprechen können. Wir hätten dafür sorgen können, dass du deine kleine Déorwyn bereits am Erebor getroffen hättest - oder sie sogar zu dir nach Gortharia bringen können."
"Ich hoffe, sie wird diese verfluchte Stadt ihr Leben lang niemals betreten müssen," sagte Cyneric. "Ich tat, was ich für richtig hielt, Ryltha. Wenn du mich töten willst, dann tu', was du tun musst. Ich werde meine Entscheidung nicht bereuen."
"Sieh mal einer an. Das Rückgrat steht dir gut, Cyneric," säuselte Ryltha. "Dich zu töten wäre... Verschwendung. Auch wenn es natürlich Spaß machen und für ein wunderbares Durcheinander hier in dieser rückständigen Stadt sorgen würde. Ein Gardist der Königin, ermordet von der wilden Südländerin, für deren Schutz er sich eingesetzt hatte? Tragisch. Dramatisch! Wie wird die Weiße Königin damit umgehen? Entscheidet sie sich für Gerechtigkeit - ein Leben für ein Leben? Oder lässt sie Gnade vor Recht ergehen?"
"Genug davon," unterbrach Cyneric die Schattenläuferin unwirsch. "Wenn du nicht hier bist, um mich zu töten, dann komm' zum Punkt, oder lass' mich schlafen."
Ryltha kicherte. "Du hast dich verändert, Cyneric. Hat es damit zu tun, dass du deine Tochter gefunden hast? Wo ist sie denn?"
"Das geht dich überhaupt nichts an," knurrte Cyneric. "Raus mit der Sprache - was, verdammt noch mal, willst du von mir?"
"Oh, nicht viel. Nur deine überaus nützlichen Talente, die du uns ungefragt entzogen hast. Wir mussten so einige Pläne verschieben oder sogar ganz abbrechen, und das war nicht sonderlich erfreulich. Außerdem hast du dir mit deinem Streich im Bezug auf Zarifa die Stahlblüten zu Feinden gemacht, was auf uns zurückgefallen ist. Ich musste in einer ärgerlichen nächtlichen Aktion diesen Geldsack Castav um genügend Gold erleichtern, um Lilja für das Mädchen zu entschädigen, das da so friedlich neben dir schläft."
"Lass Zarifa aus dem Spiel. Sie hat genug Leid erdulden müssen."
"Das werde ich, wenn du brav bist und genau tust, was ich sage," forderte Ryltha.
"Und was wäre das?"
"Pack deine Sachen und triff mich morgen Mittag an der Wegkreuzung der Großen Weststraße eine Meile nördlich von Aldburg. Wir haben einen langen Ritt vor uns."
"Aber..." wagte Cyneric einzuwenden.
"Kein aber, Cyneric," schnitt Ryltha ihm das Wort ab. "Wenn du es nicht um Zarifas Willen tun wirst, dann tu es für Milva."
"Milva? Was hat sie mit der Sache zu tun?"
"Mehr als du denkst. Aber genug geredet. Du solltest versuchen, noch etwas Schlaf zu finden. Die Reise wird anstrengend werden."
"Wohin gehen wir?" fragte Cyneric, der Böses ahnte.
"Zurück nach Gortharia natürlich. Dorthin, wo alles angefangen hat..."
Titel: Re: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 5. Aug 2019, 12:27
Während des kurzen Weges durch den Palast betrachtete Oronêl die angebliche Fürstin von Balanjar verstohlen aus dem Augenwinkel. Sie sah wirklich nicht wie eine Fürstin aus, mit abgetragener, teilweise zerfetzter Kleidung und zerzausten Haaren - ohnehin war sie nicht gerade das sauberste Wesen, dass Oronêl unter die Augen gekommen war. Dennoch zweifelte er nicht an ihren Worten, denn er hatte keine Lüge in ihren Augen gesehen und keine Falschheit an ihr gespürt. Diese Sache versprach interessant zu werden, doch sein Weg würde ihn zuerst weiter nach Norden führen...
"Hattet ihr eine schwierige Reise?", fragte er höflich, und erntete zuerst einen misstrauischen Blick. Dann seufzte Irri, schien sich an ihre Würde als Fürstin zu erinnern und sich zusammenreißen. "Sie war nicht leicht. Ich verlor mein Pferd als ich den großen Fluss überquerte, und musste den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen." Vom Anduin nach Aldburg alleine und zu Fuß. Sie musste doppelt so lange wie erwartet gebraucht haben, dachte Oronêl. Kein Wunder, dass sie glaubte keine Zeit zu haben, sich vor einer Audienz mit der Königin von Rohan frisch zu machen.
Sie erreichten die Tür zu den Privatgemächern der Königin, wo ein etwas gelangweilt wirkender Gardist Wache hielt.
"Ich wünsche, die Königin Rohans zu sprechen", sagte Irri, und Oronêl stellte zu seiner Belustigung fest, dass sie sich aufgerichtet hatte um ein wenig größer zu wirken als sie eigentlich war. "
"Königin Éowyn ist beschäftigt", erwiderte der Gardist. "Ihr seid...?"
"Irri, Fürstin von Balanjar. Ich ver... erbitte eine Audienz."
"Mein Name ist Oronêl Galion", ergänzte Oronêl mit einem Lächeln über die verwirrte Miene des Wächters. "Ich bin mit Amrothos von Dol Amroth gereist, der sich im Augenblick vermutlich in diesem Raum befindet." Der Wächter machte keine Anstalten sich zu bewegen, sondern blickte lediglich verwirrt zwischen ihnen hin und her, also fuhr Oronêl fort: "Ich schlage dringend vor, dass ihr hineingeht und uns ankündigt."
"Natürlich, natürlich." Der Wächter verschwand durch die hölzerne Tür, und kam lediglich einen Augenblick später wieder heraus. "Königin Éowyn wird euch empfangen. Folgt mir."
Oronêl reihte sich freiwillig hinter Irri ein, um der Fürstin den Vortritt zu lassen, und hinter dem Wächter traten sie durch die Tür.
"Irri, die Fürstin von Balanjar, und Oronêl Galion, Begleiter des Prinzen Amrothos", kündigte der Gardist sie gewichtig an. Oronêl nutzte den Augenblick, um einen raschen Blick durch den Raum zu werfen. Der Boden war aus Steinfliesen, aber bedeckt mit verschiedensten Fellen und Teppichen. An der Wand gegenüber der Tür brannte ein munteres Feuer in einem Kamin, und vor dem Kamin stand ein länglicher Tisch um den mehrere Stühle gruppiert waren. Nur einer dieser Stühle, der eine höhere, geschnitzte Lehne aufwies, war besetzt. Éowyn saß in der Mitte der Längsseite des Tisches, einen schlichten Goldreif auf dem blonden Haar und wie üblich ganz in weiß gekleidet. Faramir, in grün und schwarz, stand schräg hinter ihrem Sitz, eine Hand locker auf die Rückenlehne gelegt. Zur linken, ein wenig abseits an der Wand, standen Amrothos und Irwyne. Amrothos verzog keine Miene, betrachtete Irri jedoch intensiv, während Irwyne Oronêl verstohlen zuwinkte.
Als sie ungefähr die Mitte des Raumes erreicht hatten, sank Oronêl hinunter auf ein Knie, während Irri einfach stehen blieb.
"Erhebt euch, Oronêl", begann Éowyn. "Ihr braucht vor mir nicht zu knien, schließlich hat die Herrin Galadriel euch die Herrschaft über das Volk Lóriens übertragen und ihr seid mir im Rang ebenbürtig. Seid willkommen in Rohan."
"Ich fühle mich nicht gerade als Fürst, und ich möchte es auch nicht besonders gerne sein", erwiderte Oronêl, kam jedoch wieder auf die Füße. "Ich danke euch für euer Willkommen." Éowyn schenkte ihm ein kurzes Lächeln, bevor sie sich an Irri wandte. "Und auch euch heiße ich willkommen in Rohan, Fürstin. Ich werde mir anhören, was ihr zu sagen habt."
Irri entspannte sich spürbar, und neigte ein wenig den Kopf. "Ich danke euch."
"Danke, Dúnfred, du kannst gehen", ergriff Faramir, an den Gardisten gerichtet, das Wort. Dúnfred verbeugte sich tief, und verließ den Raum.
"Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen, euer Anliegen vor den Anwesenden vorzutragen", fuhr Faramir an Irri gewandt fort. "Prinz Amrothos vertritt in diesem Fall Gondor, das unser Verbündeter ist, und Herr Oronêl vertritt die Elben von Lórien, die ebenfalls an unserer Seite stehen."
"Ihr könnt ihnen allen bedingungslos vertrauen", ergänzte Éowyn. "Denn ich tue es auch." Bei dem Wort Elben hatte Irri Oronêl einen verwirrten Seitenblick zugeworfen, doch jetzt nickte sie zustimmend.
"Also gut. Das Volk von Balanjar hat lange für die Könige Rhûns an der Seite Mordors gekämpft, doch ich bitte euch, unsere Feindschaft zu begraben. Wir haben den Fürsten, der uns in den Krieg geführt hat, gestürzt und den Göttern geopfert, und wir werden nicht länger für den Schatten Mordors in den Krieg gegen den Westen ziehen." Éowyn und Faramir tauschten einen nicht zu deutenden Blick. "Da Mordor direkt an unserer Südgrenze liegt und der Schatten Verrat nicht milde behandelt... bitte ich euch im Namen meines Volkes außerdem um Hilfe. Allein werden wir der Rache des Schattens nicht widerstehen können."
"Gerne stimme ich einem Frieden zwischen unseren Völkern zu", erwiderte Éowyn, erhob sich, ging um den Tisch herum und streckte Irri, die mehr als einen Kopf kleiner war als sie, eine Hand entgegen. Irri ergriff sie zögerlich, und Éowyn fuhr fort: "Möge es nie wieder Feindschaft zwischen uns geben, solange das Volk von Balanjar nicht erneut unter den Schatten fällt." Bei den letzten Worten fixierten Éowyns graue Augen Irris schwarze, doch die junge Fürstin hielt dem Blick stand.
"Balanjar wird nicht wieder unter den Schatten fallen. Nicht, wenn ihr uns helft."
In Éowyns Gesicht zuckte ein einzelner Muskel, und in diesem Augenblick erkannte Oronêl die Anspannung, die die immer noch junge Königin beherrschte. "Das können wir nicht."
Irri machte einen Schritt zurück, und Éowyn hob die Hände. "Ich schwöre, dass ich euch helfen würde, wenn es uns möglich wäre. Doch Rohan hat im Krieg gegen den Schatten schwere Verluste hinnehmen müssen. Ausreichend Männer nach Balanjar zu schicken um dem Angriff Mordors vielleicht kurzzeitig zu widerstehen würde bedeuten, unsere eigenen Grenzen zu entblößen. Mordor könnte aus dem besetzten Gondor eine Armee schicken, die unser Land besetzt, während wir im Osten Krieg führen um euer Volk zu retten. Mein Volk würde sterben um das eure zu retten, und deswegen... können wir euch nicht helfen."
"Dann ist mein Volk verloren", stellte Irri mit Bitterkeit in der Stimme fest. "Wir hätten überlebt, wären wir einfach weiter für den Schatten in den Kampf gezogen. Ich glaubte, mein Volk zu retten."
"Euer Volk hätte nicht überlebt", ergriff Oronêl das Wort. "Sauron hasst die Menschen, ohne Ausnahme. Er hätte euch weiterhin benutzt, um die Herrschaft über ganz Mittelerde zu erlangen, und sobald er sein Ziel erreicht hätte, wärt ihr an der Reihe gewesen."
"Also werden wir so oder so sterben." Oronêl kannte die Verzweiflung und Ratlosigkeit, die sich in ihre Stimme geschlichen hatten.
"Nicht unbedingt. Lasst mich euch einen Ratschlag geben - wenn ihr erlaubt, Königin", ergänzte er an Éowyn gewandt. "Nur zu", erwiderte diese mit einem Funken Belustigung in der Stimme. "Ihr sprecht ja ohnehin schon." Oronêl lächelte verstohlen, bevor er sich wieder an Irri wandte. "Flieht", sagte er schlicht. "Euer Volk ist ohnehin zum größten Teil nomadisch, nicht war?" Die Fürstin nickte. "Sammelt so viel ihr könnt von eurem Volk, und dann zieht nach Norden, an den Rand des großen Waldes. Kennt ihr Saurons Festung, die Dol Guldur genannt wird?" Irri nickte erneut, und beobachtete Oronêl konzentriert.
"Ein wenig südwestlich von Dol Guldur liegt eine Lichtung, die man Rhosgobel nennt. Dort lebt der Zauberer Radagast, ihn müsst ihr aufsuchen. Richtet ihm Grüße von mir aus, erzählt ihm, was geschehen ist, und bitte ihn, euer Volk durch den Wald ins nördliche Tal des Anduin zu führen. Folgt dem Fluss weiter nach Norden, und ihr werdet nahe seiner Quellen ein Land finden, in dem ihr für einige Zeit in Sicherheit wärt. Zumindest so viel Sicherheit, wie es dieser Tage in Mittelerde gibt."
"Oronêls Vorschlag ist gut", meinte Éowyn, bevor Irri etwas sagen konnte. "Die Vorfahren meines Volkes sind einst selbst aus den Ländern östlich des Waldes dorthin geflüchtet, und haben einige Zeit dort in Frieden gelebt, bevor mein Urahn Eorl sie nach Rohan führte."
"Ich... werde darüber nachdenken müssen", sagte Irri. Es war deutlich, dass der Gedanke an eine Flucht nach Norden ihr nicht sonderlich behagte, doch gleichzeitig musste ihr klar sein, dass ihr Volk keine andere Chance hatte.
"Es ist spät, also seid ihr eingeladen, zumindest die Nacht hier zu verbringen", ergriff jetzt Faramir das Wort. "Vielleicht könnten wir Boten entlang des Anduin aussenden - nicht mehr viele Menschen leben entlang des Flusses, doch wir könnten sie darauf vorbereiten, die Balanjari auf dem Weg nach Norden passieren zu lassen und ihnen zu helfen soweit es geht."
Éowyn nickte zustimmend, und klatschte in die Hände. Sofort steckte Dúnfred den Kopf zur Tür herein, und Éowyn sagte: "Geleite die Fürstin von Balanjar zu einem der freien Gästezimmer und gib den Dienern Bescheid, dass sie sich um sie kümmern sollen. Danach gehst zu zu Elfhelm, er soll... vier Männer suchen, die bereit sind einen längeren Botenritt anzutreten." Dúnfred schlug sich mit der rechten Faust gegen die linke Brust, und wandte sich an Irri: "Wenn ihr mir bitte folgen würdet, Herrin?" Oronêl lächelte der Fürstin, die ein wenig überrumpelt wirkte, zu. "Ihr gewinnt nichts, wenn ihr im Dunkeln und Schneetreiben wieder aufbrecht. Verbringt eine Nacht in einem richtigen Bett und brecht morgen mit neuen Kräften wieder auf."
Irri nickte langsam. "Ich danke euch... allen." Sie wandte sich Éowyn zu. "Ich werde nicht lügen, ich hatte mir mehr erhofft. Doch ich verstehe, warum diese Hoffnung vergebens war, und ich danke euch für das, was ihr dennoch für mein Volk tut."
"Jeder, der gegen Mordor steht, ist unser Verbündeter in diesen Tagen", erwiderte Éowyn ernst. "Ich wünschte, ich könnte mehr tun, und ich danke euch, für das Verständnis, dass ihr unserer Lage entgegenbringt. Wir werden unser Gespräch morgen fortsetzen."

Sobald Irri mit Dúnfred den Raum verlassen hatte nahm Éowyn den goldenen Reif ab und ließ sich mit einem Seufzer in ihren Sessel sinken. "Genug der Förmlichkeiten", sagte sie mit einem nachlässigen Wink. "Amrothos, Irwyne, hört auf euch an der Wand herumzudrücken und setzt euch. Du auch, Oronêl - ich hoffe, dich stört die Vertraulichkeit nicht. Immerhin bist du etwas wie ein Urgroßvater meiner Kinder, wie ich höre."
Oronêl schmunzelte, und setzte sich ihr gegenüber. Irwyne saß zu seiner Linken, Amrothos wiederum links von ihr an der Kopfseite des Tisches und Faramir ließ sich neben seiner Gemahlin wieder. "Ich glaube, dass können jede Menge Kinder von sich behaupten", meinte er. "Man mag kaum glauben, wie viele Generationen von Menschen in gerade etwas über tausend Jahren vorüberziehen."
Im gleichen Moment ertönte aus einem Nebenzimmer, zu dem eine Tür neben dem Kamin führte, ein gedämpftes Weinen. Éowyn seufzte. "Und dort hört man die nächste Generation. Würdest du...?", fragte sie an Faramir gewandt, der sanft ihre Hand drückte und sich erhob. "Natürlich." Irwyne sprang so plötzlich auf, dass sie beinahe ihren Stuhl umgestoßen hätte. "Ich würde gerne mitkommen, wenn... ich darf..."
Faramir und Éowyn tauschten ein Lächeln, und Faramir nickte. "Nur zu gerne, edle Irwyne. Schließlich kann man nie früh genug anfangen für später zu lernen." Er zwinkerte Amrothos zu, der ein wenig errötete, und verließ mit Irwyne im Schlepptau den Raum.
"Natürlich wäre es einfacher, sie einer Amme zu übergeben... und vielleicht auch schicklicher", meinte Éowyn ein wenig verlegen. "Aber in der Zeit in der wir leben... möchte ich so viel Zeit wie möglich mit meinen Kindern verbringen, solange es geht. Auch wenn es manchmal ein wenig anstrengend sein kann." Sie tauschte einen wissenden Blick mit Oronêl, der an die ersten Jahre mit Mithrellas zurückdachte. "Daran ist nichts falsch oder unschicklich", sagte er. "Ich... manchmal habe ich mir mehr Zeit mit meiner Tochter gewünscht. Am Ende... ist es aber jede Anstrengung wert, selbst in Zeiten wie diesen."
Titel: Re: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 13. Aug 2019, 12:22
Der nächste Morgen dämmerte klar und kalt. Im Osten erhob sich eine bleiche Sonne über den Horizont, und ließ den Schnee auf Dächern und Mauern glitzern. Oronêl hatte den Morgen vor dem Eingang des Palastes erwartet, dort, wo er am Abend zuvor Cyneric begegnet war. Zu seinem Bedauern war jener nirgends zu sehen, und ein anderer Gardist hatte seinen Platz eingenommen.
Er hörte leise Schritte hinter sich, und nur wenige Herzschläge später stand Irwyne neben ihm. Heute trug sie ein komplett weißes Kleid, dass ihr vermutlich Éowyn geliehen hatte, und ihre blonden Haare waren noch vom Schlaf zerzaust. "Du bist früh auf", meinte Oronêl, ohne den Blick vom Sonnenaufgang abzuwenden. Irwyne schlang einen Arm um seinen. "Ich hatte befürchtet, du würdest dich still und heimlich davonstehlen."
Oronêl musste lächeln. Trotz allem. "Das habe ich hinter mir, Siniel. Ich hätte mich auf jeden Fall von dir verabschiedet."
"Aber verabschieden wirst du dich", stellte Irwyne bedauernd fest.
"Ja." Einen Augenblick lang beobachteten sie schweigend den Sonnenaufgang. "Ich... hatte einen Traum. Er war seltsam, und durcheinander, doch eindeutig eine Warnung. Kerry kam darin vor, und Aéd. Sie sind beide in Gefahr, fürchte ich. Und... da war noch mehr. Ich glaube, ich habe Eregion gesehen, und dunkle Wolken, die sich darüber sammelten. Irgendetwas geht vor sich."
"Dann musst du gehen." Irwyne ergriff seine Hände. "Kerry ist meine Freundin ebenso wie deine. Also verstehe ich es."
Oronêls Erleichterung war größer als erwartet. Auf keinen Fall hatte er eine weiteren Abschied wie den von Kerry gewollt.
"Hast du von einem bestimmten Ort geträumt?", fragte Irwyne. "Das wäre doch ganz praktisch, wenn du wüsstest, wohin du gehen musst."
Oronêl dachte nach, versuchte sich zu erinnern. Die Bilder in seinem Traum waren durcheinander gewirbelt, verwirrend, verzerrt gewesen. Und doch... "Da war ein Turm. Ein sehr hoher Turm aus schwarzem Stein, in... in der Mitte eines zerstörten Mauerrings."
"Isengard", flüsterte Irwyne. "Das ist Isengard."

Bei den Ställen trafen sie auf Amrothos, bereits vollständig angezogen und frisiert, und Irri, die heute deutlich erholter und gepflegter wirkte als am Abend zuvor.
"Ihr brecht auf?", fragte Oronêl sie mit einer leichten Verbeugung.
"Ja. Königin Éowyn war so freundlich, mir ein Pferd zu schenken, und ich will nicht mehr Zeit verlieren als nötig", erwiderte die Fürstin.
"Habt ihr über meinen Vorschlag nachgedacht?"
"Das habe ich, und... ich werde sehen, wie die Lage in meiner Heimat ist. Doch ich fürchte, wenn Mordor kommt wird uns keine andere Wahl bleiben."
Aus einem Impuls heraus ergriff Oronêl ihre Hand. "Möget ihr euer Volk in Sicherheit führen. Und mögen wir uns wiedersehen, ehe die Tage dunkler werden." Irri befreite ihre Hand mit einem sanften Ruck, lächelte aber. "Ich danke euch für eure Worte. Mögen die Götter des Grases, des Windes und des Himmels euch auf euren Wegen beschützen."
Mit einer fließenden Bewegung schwang sie sich aufs Pferd. "Lebt wohl. Ihr lasst mich glauben, dass unsere Wahl die richtige gewesen ist."

Nur wenig später war auch für Oronêl die Zeit des Abschieds gekommen. Er schwang sich auf den Rücken seines Pferdes, eines Grauschimmels den die Elben aus Lindon hier zurückgelassen haben und der besser an die Reitart der Elben gewöhnt war als das Pferd, dass er auf dem Weg von Dol Amroth nach Rohan geritten hatte. Er blickte auf Irwyne und Amrothos, die nebeneinander standen, herab. "Lebt wohl, meine Freunde. Es mag einige Zeit vergehen, bis wir einander wiedersehen, doch ihr werdet in meinen Gedanken sein."
"Und du in unseren", erwiderte Amrothos, und legte einen Arm um Irwynes Schultern. Ihre Augen glitzerten verdächtig, und je länger Oronêl die beiden anblickte, desto schwerer fiel ihm der Abschied. "Sei anständig zu ihr", sagte er an Amrothos gewandt. "Denn wenn du es nicht bist, wird dich keine Verwandschaft der Welt vor mir retten können."
Amrothos grinste. "Wenn ich nicht anständig zu ihr bin, wird mich nichts in der Welt vor ihr selbst retten können."
"Das ist wahr", meinte Irwyne, und legte den Kopf auf seine Schulter. "Und jetzt reite, Oronêl. Rette Kerry, und diesen Aéd. Und dann die Welt."

Oronêl nach Isengard (http://modding-union.com/index.php/topic,3252.msg475063.html#msg475063)
Titel: Re: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Rohirrim am 14. Sep 2019, 19:26
Zarifa saß noch eine ganze Zeit lang im Zimmer und wunderte sich über Cynerics merkwürdiges Verhalten. Sie waren beide ganz normal aufgestanden und hatten gefrühstückt, doch aus irgendeinem Grund war Cyneric an diesem morgen sehr schweigsam gewesen. Normalerweise war es Cyneric, der versuchte die morgendliche Konversation am Laufen zu halten, während Zarifa versuchte, ihre Übelkeit und ihre Sorgen zu vergessen. Doch heute morgen waren ihre Rollen aus irgendeinem Grund vertauscht gewesen. Zarifa hatte gut geschlafen, während Cyneric müde, gestresst und vor allem besorgt wirkte. Er hatte sich jedoch nicht erklären wollen und war ganz normal zu seinem Wachdienst aufgebrochen und hatte Zarifa wie üblich im Gasthaus zurückgelassen.

Allmählich gingen Zarifa diese immer gleichen Tagesabläufe ziemlich auf die Nerven. Bis auf ihr kurzes Zusammentreffen mit Oronêl war seit der Abreise von Kerry nichts spannendes mehr passiert und Zarifa verbrachte ihre Tage mehr oder weniger nur damit zwischen Langeweile und schmerzlichen Erinnerungen hin und her zu schwanken. Sie war zwar einige Male über den Markt der Stadt geschlendert, doch wirklich genießen hatte sie das auch nicht können. An sich war die Stadt zwar schön (wenn man mal von dem Pferdegestank absah), aber dennoch ging es ihr schlecht. Sie kannte niemanden, hatte keine Gesellschaft abgesehen von Cyneric, der stets früh zu seinem Wachdienst antrat und abends früh ins Bett ging, um am nächsten morgen wieder fit zu sein. Und außerdem schaffte sie es nach wie vor nicht, ihre Gedanken bei sich zu behalten. Immer wieder schweifte sie ab, musste anfangen zu weinen, ohne dass es irgendeinen konkreten Anlass dafür gab. Zarifa wünschte sich nichts sehnlicher, als ihr Leben aus Umbar zurück. Ihr Leben in Armut, aber dafür in kompletter Freiheit.
„Aber ich bin doch frei“, überlegte Zarifa. „Niemand in dieser Stadt sagt mir, was ich tun kann und was nicht. Ich kann jetzt in diesem Moment machen was ich will. Zumindest theoretisch“

Sehnsüchtig dachte Zarifa daran zurück, wie sie bei strahlendem Sonnenschein in ihrem selbst zusammengebauten Zelt saß und eine Mahlzeit zu sich nahm, die sie sich von dem Geld irgendeines reichen Arschlochs gekauft hatte und wurde dabei immer trauriger. Würde diese Zeit jemals zurückkehren? Würde sie jemals wieder frei und unbeschwert Leben können? Oder war sie dazu verdammt auf ewig an ihren Erinnerungen zu leiden? Zarifa konnte einfach nicht aufhören darüber nachzudenken. Sie wollte wieder das unbeschwerte junge Mädchen von früher sein, doch wie sollte ihr das gelingen, wenn ihre Gedanken immer wieder abschweiften? Wenn sie den ganzen Tag über nichts zu tun hatte, außer über ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Zukunft nachzugrübeln? Sie brauchte eine Beschäftigung. Sie hielt nicht noch einen weiteren Tag aus, an dem sie darauf wartete, dass Cyneric vom Wachdienst nach Hause kam, ihnen etwas zu Essen machte und dann schlafen ging. Sie musste etwas tun. Irgendetwas. Doch was genau wollte sie eigentlich machen? Was waren die Dinge, die sie gern tat? Was hatte sie früher getan, um sich zu beschäftigen? Damals in Umbar? Zarifa musterte das Bettlaken, auf dem sie gerade saß und ihr kam eine Idee. Wenn sie wieder so frei und unbeschwert leben wollte wie früher, musste sie einfach wieder mehr so werden wie früher.



Zufrieden betrachtete Zarifa sich selbst im Spiegel. Dieses weiße zu einem Kleid umfunktionierte Bettlaken stand ihr wesentlich besser, als der Krempel, den sie von Cyneric erhalten hatte. Während die junge Frau so da stand, konnte sie ihrem Spiegelbild förmlich dabei zusehen, wie es anfing, immer breiter zu lächeln. Sie sah es vor sich, wie sie mit einem solchen „Kleid“ in ihrem „Zelt“ in Umbar saß, während die Sonne auf sie herabschien und sie eine leckere Mahlzeit zu sich nahm. Bis auf ein paar zusätzliche Narben und einen inzwischen etwas runderen Bauch, sah ihr Spiegelbild dem Mädchen von damals erstaunlich ähnlich. Nichts würde sie jetzt noch davon abhalten, ihren Plan in die Tat umzusetzen und zu dem Mädchen zu werden, das sie früher einmal war.

Bereits zehn Minuten später musste sie feststellen, dass sie bei ihrem Plan ein entscheidendes Detail übersehen hatte: In Rohan war es um diese Jahreszeit eiskalt. Matschiger Schnee bedeckte die Straßen und Zarifa fror sich in ihrem Kleid fast zu Tode. Widerwillig stapfte Zarifa wieder in ihr Zimmer, um sich doch etwas wärmeres anzuziehen. Doch das sollte sie jetzt nicht aufhalten. Ein paar Minuten später war Zarifa am Marktplatz angekommen und blickte sich um. Zunächst hatte sie Schwierigkeiten, sich in ihre neue Rolle einzufinden, doch schon sehr bald kam ihr alles sehr vertraut vor. Sie lauerte hinter einer Ecke, während sie das Treiben auf dem Markt beobachtete. Sie sah ehrliche, hart arbeitende Händler, die ihre Ware selbst bei dieser Kälte anboten. Sie sah Leute die an den Ständen vorbei liefen, hin und wieder anhielten, um etwas zu kaufen und ansonsten kaum miteinander redeten. Das schlechte Wetter schien die Stimmung im Vergleich zum Markt in Umbar zu drücken. Doch die Rollenverteilung war genau die selbe, wie damals. Reiche Leute, die auf die Armen runter schauten. Händler, die allen Widrigkeiten trotzten, um Geld zu verdienen. Arme Leute, die versuchten Preise herunterzuhandeln, um sich eine Mahlzeit leisten zu können. „Es ist wohl überall das Selbe“, dachte Zarifa traurig. Doch gleichzeitig machte ihr dieser Gedanke auch Mut. Sie erinnerte sich daran, wie sie damals gemeinsam mit vielen anderen Angehörigen der Unterschicht Umbars einen Aufstand angezettelt hatte – einen Aufstand gegen die Reichen. Einen Aufstand gegen die ungerechten Verhältnisse. Und alles begann mit einem einfachen Diebstahl.

Zarifa analysierte die Situation genauer. Ein reich aussehender Mann machte gerade einen Händler zur Schnecke, weil dieser sein Gemüse nicht schnell genug verpackte. Zarifa sah die verlockend prall gefüllt aussehende Geldbörse des Mannes. An anderer Stelle beobachtete sie, wie ein schüchtern aussehender, pickliger Junge in seinen Händen einen Ball aus Schnee formte. Dieser Anblick faszinierte Zarifa. Und brachte sie prompt auf eine Idee. Ihre Gedanken rasten so schnell, dass sie gar nicht bemerkte, wie ein auffällig gut aussehender Mann an ihr vorbei lief und sie interessiert musterte.
Zarifa kniete sich hin und tat es nun dem schüchtern aussehenden Jungen gleich. Sie formte in ihren Händen einen Schneeball und musste dabei schnell feststellen, dass das schwieriger, als sie es sich vorgestellt hatte. Der Schnee war eiskalt und schmolz in ihren Fingern viel zu schnell dahin, um einen vernünftigen Ball hinzubekommen. Doch mit ein bisschen Mühe gelang es ihr schließlich. Ihr Auge fiel wieder auf den reichen Mann, der den armen Händler offenbar immer noch nicht in Ruhe lassen wollte. Sie atmete tief ein, zielte und...
„HEY!“

Der Schneeball traf den reichen Mann genau am Hinterkopf. Erschrocken fuhr dieser herum und schimpfte laut stark vor sich hin. Zarifa konnte durch den Wind Wörter wie „Unverschämtheit“ „Wer wagt es?“ und „Wenn ich den erwische“ auf. Vorsichtig schlich sie sich näher ran und beobachtete den reichen Mann dabei ganz genau. Sie musste den richtigen Moment abpassen. „Sir, hier ist ihr Gemüse!“ „Was?“ Der reiche Mann drehte sich schlagartig zurück zu dem Händler. Genau darauf hatte Zarifa gewartet. Blitzartig schlug sie zu, schnitt dem Mann seine Geldbörse ab und zog sich so schnell sie konnte wieder zurück. Sie hatte nur ein paar Sekunden, bis der Mann seinen Verlust bemerken würde. Zarifa versuchte zu rennen, doch plötzlich bemerkte sie einen heftigen Schmerz in ihrem Bauch.

„Verdammt, Verdammt, Verdammt!“, dachte Zarifa, während sie sich unter Schmerzen so schnell wie möglich vom Ort des Geschehens entfernte. Früher wäre ein solcher Rückzug ein leichtes für sie gewesen. Sie war einmal sehr schnell und kaum zu fassen gewesen. Doch jetzt machte sich ihre Schwangerschaft auf einmal bemerkte. Sie betete, dass der Mann noch etwas brauchte, bevor er bemerkte was geschehen war. Sie musste so schnell wie möglich zum Gasthaus. Völlig in Gedanken versunken bemerkte Zarifa erneut nicht, dass sie beobachtet wurde.


Etwa zwei Stunden später war Zarifa damit beschäftigt den Tisch in ihrem Zimmer für ein leckeres Abendessen zu decken. Sie hatte es geschafft, sich in den Gasthof zurückzuziehen, bevor jemand sie erwischen konnte und anschließend abgewartet, bis sie sich in Sicherheit gewogen hatte, und mit dem gestohlenen Geld einkaufen gegangen war. Sie freute sich schon darauf, Cynerics Gesicht zu sehen, wenn sie ihm diese Mahlzeit präsentierte. Schließlich hatte er in den letzten Tagen ständig angeregt, dass Zarifa sich unter die Leute mischen sollte. Und endlich hatte sie es getan.

Zehn Minuten später kam Cyneric von seinem Wachdienst zurück. Bei seinem Gesichtsausdruck erinnerte sich Zarifa schlagartig wieder daran, wie merkwürdig sich Cyneric am Morgen verhalten hatte. Er wirkte viel angespannter als sonst und realisierte zunächst gar nicht, was in dem Zimmer vor sich ging. „TADA!“, sagte Zarifa und präsentierte stolz das angerichtete Abendessen. Cyneric erstarrte und blickte grimmig von Zarifa, die inzwischen wieder in ihr Bettlakenkleid geschlüpft war, und dem angerichteten Esstisch hin und her. Es schien, als würde er im Kopf zwei und zwei zusammenzählen.

„Also bist du für den Vorfall heute auf dem Markt verantwortlich?“, fragte Cyneric und runzelte dabei die Stirn
„Was für ein Vorfall? Und wie kommst du darauf, dass ich etwas damit zu tun hatte?“, wollte Zarifa grinsend wissen.
„Du weißt genau wovon ich spreche. Ich habe während meiner Schicht davon gehört. Und wo sonst solltest du das Geld für all das herhaben? Ich habe dir längst nicht so viel hiergelassen.“
„Okay, erwischt!“, meinte Zarifa immer noch grinsend. „Wirst du mich jetzt verhaften?“
Cyneric schien nicht so recht zu wissen, ob er wütend oder belustigt sein sollte. Er versuchte ein strenges Gesicht aufzusetzen, konnte sich ein flüchtiges Grinsen jedoch nicht verkneifen.
„Wie kommt es denn, dass dich niemand verdächtigt hat, als du die Sachen gekauft hast? Eine junge Südländerin mit so viel Geld? Da muss doch jemand skeptisch geworden sein.“
„Man darf niemals das gesamte Geld beim gleichen Händler ausgeben. Immer portionsweise ein bisschen hier und ein bisschen dort. Alles andere wäre ein Anfängerfehler“, entgegnete Zarifa immer noch grinsend. Cyneric seufzte und atmete tief durch.
„Hör zu, Zarifa! Ich weiß, dass du dich früher auf der Straße mit Diebstählen durchschlagen musstest und habe vollstes Verständnis dafür. Aber diese Zeiten sind vorbei. Du musst nicht mehr andere Leute bestehlen, um dich über Wasser zu halten. Dafür sorge ich schon.“

Jetzt war es an Zarifa, die Stirn zu runzeln. Cyneric verstand manchmal wirklich keinen Spaß. Aber wenn sie ehrlich war, hätte sie mit so einer Reaktion rechnen müssen.
„Ich hatte einfach keine Lust mehr, jeden Tag nur rumzuhängen und nichts zu tun. Du hast doch selber gesagt, ich solle mich unter die Leute mischen und versuchen Spaß zu haben. Und den hatte ich heute. Und nebenbei bemerkt, wenn man ein reiches Arschloch bestiehlt, dass gerade einen armen Händler unnötig fertig macht, geht es nicht nur darum, sich selbst zu bereichern. Es geht darum ein Zeichen zu setzen und dem Arschloch eins auszuwischen“, erklärte sie. „Und außerem habe ich keine Lust mehr, von dir abhängig zu sein. Früher war ich von niemandem anhängig. Ich war frei. Und jetzt muss ich immer darauf hoffen, dass jemand anderes mir etwas zu Essen vorsetzt. So kann es doch nicht weitergehen. Insbesondere, wenn in ein paar Monaten mein Kind geboren wird. Was, wenn dein Lohn für drei Personen nicht mehr ausreicht? Was wenn du einmal nicht mehr da bist?“

In diesem Moment wurde Cyneric auf einmal kreidebleich. Sein Gesichtsausdruck erinnerte Zarifa an den von heute morgen, als sich der Gardist vor seinem Wachdienst so seltsam verhalten hatte. Würde Zarifa jetzt endlich erfahren, was ihn den ganzen Tag so bedrückte? Cyneric schien etwas sagen zu wollen, doch er brachte es nicht über die Lippen. Zarifa musterte ihn. Nach einer kurzen, unangenehmen Stille, bohrte Zarifa schließlich nach: „Was ist denn? Du willst mir doch irgendetwas sagen, oder? Du benimmst dich schon den ganzen Tag so seltsam.“
Cyneric senkte den Blick. Er konnte Zarifa anscheinend nicht mehr in die Augen sehen.
„Heute Nacht hatten wir Besuch.“
„Besuch? Wer war es? Und warum hast du mir nicht Bescheid gesagt?“
Cyneric berichtete von dem nächtlichen Besuch von Ryltha und vermied es dabei, Zarifa in die Augen zu sehen. Dieses Verhalten war äußerst ungewöhnlich. Ihm schien das ganze ziemlich unangenehm zu sein. Gegen Ende seiner Erzählung fasste er sich jedoch und blickte der jungen Frau tief in die Augen: „Und das bedeutet, dass ich weggehen muss. Zurück nach Rhûn. Zurück nach Gortharia. Zurück in die Fänge der Schattenläufer.“

Während Cyneric diese Worte sagte, stießen Tränen in die Augen der Südländerin. Das durfte einfach nicht war sein. Langsam begrub sie ihr Gesicht in den Händen und fing dann heftig an zu schluchzen. Cyneric legte beutsam seine Hand auf ihre Schulter, doch Zarifa schlug sie weg. Dass schien den Gardisten ziemlich zu verunsichern. Er sagte nichts, sondern betrachtete Zarifa besorgt und wartete bis sie das Wort ergriff. Zarifa wusste jedoch gar nicht wo sie anfangen sollte. Ihre Gedanken rasten hin und her, ohne Ziel und ohne echten Zusammenhang. Sie wusste nur eines: Sie wollte auf keinen Fall zurück nach Rhûn. Nach einer Weile blickte sie schließlich auf und die folgenden Worte sprudelten nur so aus ihrem Mund, ohne dass sie selbst so richtig wusste, wo sie mit ihren Ausführungen eigentlich hin wollte.

„Das ist es dann also? Erneut lässt du mich allein? Genau wie damals in Gortharia? Wie zum Teufel soll ich denn klarkommen, schwanger und ohne Geld?“ „Komm doch einfach mit“, versuchte Cyneric sie zu beschwichtigen, doch unwissentlich machte er damit alles nur noch schlimmer. Zarifa redete sich nun richtig in Rage. „Mitkommen? Ich kann nicht mitkommen und das weißt du auch. In Rhûn habe ich die schlimmste Zeit meines Lebens verbracht. Und außerdem bin ich schwanger, verdammt nochmal! Mich bekommen keine zehn Pferde zurück nach Rhûn!“ „Okay, Okay... Ich sorge dafür, dass man sich um dich kümmert. Ich...“ „Jaja, schon klar. Das letzte mal, als du mir sowas versprochen hast, war ich kurz darauf in einem Haus voller überpriviligierter Frauen, die meine Fähigkeiten ausnutzen wollten. Ständig, sagst du, dass du mir helfen willst. Doch in Wahrheit denkst du immer nur an dich selbst. Du nimmst mich aus Gorak mit nach Gortharia, nur um festzustellen, dass du nicht weißt wohin mit mir und dass ich deinen Plänen eigentlich nur im Weg stehe. Du nimmst mich mit aus Gortharia, doch anstatt auch nur eine Sekunde daran zu denken, wie es mir dabei geht, schwanger und traumatisiert durch völlig fremde Länder zu reiten, denkst du nur daran, so schnell wie möglich deine Tochter wiederzufinden. Auf dem Weg begegnen wir Alvar, doch anstatt ihn wie versprochen zu töten, siehst du nur zu, wie Salia mich festhält. Schließlich finden wir endlich deine Tochter, gehen nach Aldburg und dann weißt du nichts besseres, als mich den ganzen Tag hier versauern zu lassen und wenn ich einmal eigenständig versuche Spaß zu haben, maßregelst du mich. Und jetzt sagst du mir, dass du abhaust und mich hier alleine, mittellos und ohne eigene Unterkunft zurücklässt? Na toll, danke für nichts, Cyneric, oh hochwohlgeborener Gardist von Rohan!“

Cyneric wich das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht und nun schossen ihm die Tränen in die Augen. Hatte er bei dem Versuch, Zarifa zu helfen in Wahrheit alles nur noch schlimmer gemacht. Hilflos, fast flehend blickte er Zarifa an, unfähig ein Wort zu sagen. Zarifa betrachtete den Gardisten und sah ihm tief in die Augen. Es war das erste mal, dass sie Tränen aus seinen Augen kommen sah. Diese Augen, die sie so stark an die von Ziad  erinnerten. Sie erinnerte sich, wie sie zum ersten mal in diese Augen geblickt und in ihm den Mann wiedererkannt hatte, der ihr als kleines Kind das Leben gerettet hatte. Das war vor dem brennenden Haus von Fürst Radomir von Gorak gewesen. Vor dem Haus, aus dem Cyneric sie gerettet hatte, nachdem sie den Fürsten umgebracht und anschließend in ihrer Panik beinahe ums Leben gekommen war. Er hatte sich selbst in Gefahr gebracht, um sie zu retten. Und das, obwohl er sie zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht gekannt hatte. Anschließend hatte er sie weg von dem Ort gebracht, an dem sie nichts als Leid erfahren und sich fast das eigene Leben genommen hatte. Hatte sie stets vor Konsequenzen geschützt, die sie ohne sein Eingreifen sicher hätte erfahren müssen. Er hatte immer versucht sie zu trösten, wenn sie wiedereinmal traurig war. War immer nett gewesen, auch wenn sie auf ihrer Reise manchmal echt nervig gewesen war. Hatte stets für sie gesorgt, auch wenn er selber seine eigenen Sorgen hatte. Er hätte sie einfach zurücklassen können. Er hätte Déorwyn viel schneller wiederfinden können, wenn Zarifa ihn nicht so oft aufgehalten hätte. Doch darüber hatte er nie auch nur nachgedacht. Dank Cyneric, konnte sie zum ersten mal in ihrem Leben regelmäßige Mahlzeiten, ein warmes Bett und ein nahezu sorgenfreies Leben führen.

Zarifa war auf einmal selbst davon überrascht, wie schnell die Worte vorhin aus ihrem Mund gesprudelt waren. Sie blickte in Cynerics immer noch tränende Augen und umarmte den Mann, dem sie nahezu alles zu verdanken hatte. „Tut mir Leid, so habe ich das nicht gemeint“, meinte Zarifa entschuldigend und drückte Cyneric dabei so fest, wie sie es noch nie zuvor getan hatte. „Du hast mir das Leben gerettet. Obwohl du mich überhaupt nicht gekannt hast. Hast immer für mich gesorgt, und das obwohl ich oft sehr anstrengend war und du eigentlich einfach nur Kerry wiedersehen wolltest. Danke für alles. Ohne dich wäre ich schon lange tot. Und mit mir mein ungeborenes Kind.“
Nach einem kurzen Zögern, erwiderte Cyneric schließlich die Umarmung und erklärte: „Es tut mir Leid, dass ich zurück nach Rhûn muss und dich hier zurücklassen muss. Ich weiß, dass du dicht mitkommen kannst. Aber es geht leider nicht anders.“ „Ich weiß. Danke für alles, Cyneric. Du warst für mich da in einer Situation, in der niemand sonst für mich da war und in dem ich mehr denn je jemanden brauchte. Aber du kannst nicht dein ganzes weiteres Leben aufgeben, um weiterhin für mich zu sorgen. Ich muss es schaffen auf eigenen Beinen zu stehen.“

Die beiden so ungleichen Menschen umarmten sich noch eine ganze Weile und ließen schließlich voneinander ab. „Also dann, ich habe nicht mehr viel Zeit. Ich...“ Erneut schien Cyneric um Worte verlegen zu sein. „Schon gut. Ich werde dich vermissen. Und grüß Milva von mir. Die Alte kann jemanden wie dich gebrauchen. Aber pass auf, dass du sie nicht aus Versehen schwängerst. Sonst wird sie noch anstrengender als ich“, meinte Zarifa grinsend und machte sich über das Essen her. Cyneric blickte verdutzt und schüttelte dann den Kopf, bevor er sich selbst einen Happen zu Essen genehmigte.
Titel: Die Schildmaid
Beitrag von: Fine am 18. Sep 2019, 15:12
Nach dem Essen saßen sie noch den ganzen Abend beisammen und unterhielten sich so frei wie noch nie zuvor. Beide schienen einander nun besser zu verstehen und insbesondere Zarifa hatte einen Teil ihrer Zurückhaltung abgelegt. Cyneric erfuhr in diesen Stunden viel davon, wie Zarifa einst in der fernen Stadt Umbar gelebt hatte und was sie durchgemacht hatte. Es machte ihm seinen Abschied nicht gerade einfacher, doch er war dennoch froh, Zarifa noch besser kennenlernen zu können. Seinerseits erzählte er der jungen Südländerin Geschichten aus der Zeit vor dem Krieg, von dem ruhigen Familienleben in Hochborn und von seinem jüngeren Bruder. Bis kurz vor Mitternacht verbrachten sie einen geradezu unbeschwerten Abend miteinander und trotz des Abschiedes, der ihnen beiden bevorstand, schlief Cyneric in dieser Nacht außerordentlich gut und ungestört.

Am darauffolgenden Tag war Zarifa früh auf den Beinen und öffnete lautstark die Fensterläden des kleinen Zimmers, das Cyneric für sie beide gemietet hatte. Längst schon hatte er dafür Sorge getragen, dass der Gastwirt das Mädchen aus Umbar mindestens für einige Wochen nicht mit Geldforderungen behelligen würde - so lange die von Cyneric im Voraus bezahlten Münzen eben reichen würden. Gemeinsam nahmen sie unten in der Schankstube ein Frühstück ein; danach packte Cyneric seine Habseligkeiten zusammen.
"Was wirst du den anderen Gardisten denn nun sagen?" fragte Zarifa neugierig. "Werden sie nicht Fragen stellen, wenn du plötzlich verschwindest?"
"Ehrlich gesagt weiß ich es nicht," entgegnete Cyneric, als sie gerade den Gasthof verließen. Obwohl er sich bereits lange den Kopf darüber zerbrochen hatte, war ihm einfach keine schlüssige Erklärung dafür eingefallen, dass er kaum einen Monat nach seiner Rückkehr nach Rohan erneut in Richtung Rhûn aufbrechen würde. Er hatte sich letzten Endes dafür entschieden, mit der Königin darüber zu sprechen, falls Éowyn dafür Zeit hatte.
Auf dem Weg zur königlichen Residenz begegneten Cyneric und Zarifa mehrere Gardisten, die Cyneric zum Großteil amüsierte Blicke zuwarfen. "Sei bloß vorsichtig!" sagte einer der Männer. "Wenn du nicht aufpasst, wird sie bald über dein ganzes Leben bestimmen!"
Cyneric warf Zarifa einen verwunderten Blick zu, doch diese antwortete nur mit einem ebenso ahnungslosen "Hä?"
Vor den Toren des Palastes angekommen offenbarte sich ihnen die Lösung des Rätsels. Vier Gardisten standen dort im Halbkreis um eine vertraut wirkende Frau herum, die dem Aussehen nach eine Schildmaid Rohans zu sein schien. Das hellbraune Haar war zu einem breiten Zopf geflochten, der Cyneric an die Lieblingsfrisur seiner Tochter erinnerte und der unter dem Helm der Kriegerin hervorragte. Sie trug eine schwere Rüstung aus Leder und war mit Schild und Speer bewaffnet. Ein dunkelgrüner Umhang nach Art der Rohirrim der Ostfold vervollständigte die Ausrüstung.
"Ich muss schon sagen, Cyneric," sagte einer der Gardisten, als sie näher gekommen waren. "Das hätte ich dir nach all der Zeit gar nicht zugetraut. Firalda scheint ja wirklich ein bodenstädiges Mädchen zu sein."
Firalda - bei der es sich natürlich um niemand anderen als Ryltha handelte, die nahezu perfekt in die Rolle einer Schildmaid der Riddermark geschlüpft war - lächelte strahlend. "Ich hoffe, ich lerne seine Tochter bald kennen," sagte sie und beeindruckte Cyneric mit ihrem akzentfreien Rohirrisch.
"Wer hätte gedacht, dass es in der Wold noch solche Frauen gibt?" mischte sich ein anderer Wächter ein. "Wenn du dort angekommen bist, solltest du ihnen ausrichten, dass es in Aldburg so manche tapfere Recken gibt, die noch zu haben sind."
Cyneric konnte sich inzwischen relativ gut denken, was hier gespielt wurde. Zarifa hingegen...
"Ich versteh's nicht," sagte sie, glücklicherweise leise genug, dass nur Cyneric sie hören konnte.
"Da bist du ja, mein Held," sagte "Firalda" und fiel Cyneric um den Hals. Dabei zischte sie ihm beinahe unhörbar ins Ohr: "Spiel mit, sonst bereust du es..."
"Äh... Ja. Wie schön, dich zu sehen," stotterte er etwas betreten. "Du... hast dich also bei den Gardisten vorgestellt?"
"Sie hat uns von euren Plänen erzählt," beantwortete einer der Soldaten die Frage. "Zu schade, dich jetzt schon wieder zu verlieren."
"Nun, ich denke, es ist für uns so am Besten," meinte Cyneric, der Böses ahnte.
"Die Grenze am Ostwall ist seit dem Feldzug gegen Dol Guldur ruhig geblieben," meinte ein anderer Gardist. "Ich glaube, wir müssen uns um euch beiden keine Sorgen machen, wenn ihr euch den Reitern der Grenzpatrouille anschließt."
"Wir würden alles tun, um unser Volk in Sicherheit zu wissen," sagte Ryltha zuckersüß. "Deshalb werden wir Aldburg verlassen und in die Wold zurückkehren, um im Haus meiner verstorbenen Eltern zu leben und unsere Tage mit dem Schutz der Grenzen verbringen."
Die Gardisten nickten und ihre Blicke zeugten von Respekt und Bewunderung. Auch ein klein wenig Neid war dabei. Cyneric konnte die Männer zu einem gewissen Grad verstehen - Ryltha war durchaus hübsch anzusehen und konnte eine charismatische Aura an den Tag legen, wenn es ihr von Nutzen war. Gleichzeitig war er zutiefst angewidert von der Leichtigkeit, mit der die Schattenläuferin ihrer Betrügereien über die Bühne brachte.
"Ihr beiden... sollt ein Paar sein?" platzte es aus Zarifa heraus, die mittlerweile offenbar verstanden hatte, was "Firalda" andeutete.
"Ist das nicht offensichtlich?" sagte Ryltha und klammerte sich verliebt an Cynerics Arm.
"Äh... naja..." stammelte Zarifa, bis Cyneric ihr mit einer versteckten Geste zu verstehen gab, dass er ihr alles später in Ruhe erklären würde.
"Jetzt sollten wir uns auf den Weg machen, mein Geliebter," säuselte Ryltha und begann, an Cynerics Hand zu ziehen. "Du hast deine Sachen ja bereits zusammengepackt, wie ich sehe. Unsere Pferde warten an den Stallungen schon auf uns."

Notdürftig verabschiedete Cyneric sich von den Gardisten und gemeinsam mit Zarifa folgte er Ryltha durch die vollen Straßen Aldburgs bis zum großen Tor im Norden der Stadt, wo sich die Stallungen befanden. Unterwegs flüsterte Cyneric Zarifa die Lösung des Rätsels namens "Firalda" ins Ohr - Ryltha gab ihm einen triftigen Grund, die Stadt zu verlassen, indem sie sich als Cynerics Geliebte ausgab, die aus der Wold stammte und dorthin zurückkehren wollte. Zarifa hatte mit Skepsis reagiert, jedoch keine Einwände erhoben.
Wie selbstverständlich führte Ryltha sowohl Cynerics Schlachtross Rynescéad als auch eine hellbraune Stute heraus, welche die Schattenläuferin rasch mit dem wenigen Gepäck belud, das sie mit sich führte. Ohne noch länger zu warten kletterte sie in den Sattel.
"Ich schätze, jetzt heißt es Abschied nehmen," sagte Cyneric bedrückt zu Zarifa, die etwas verloren am Ausgang der Stallungen gewartet hatte.
Er sah, wie die junge Südländerin tief durchatmete. Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie nahm Cynerics Hand zwischen ihre beiden Hände. "Pass auf dich auf," sagte sie mit fester Stimme.
"Du ebenfalls," war alles, was Cyneric zur Antwort einfiel. Er wusste nicht, was er Zarifa sagen sollte. Natürlich wünschte er sich, sie würde bald jemanden finden, der ihr half, ihr Leben in Frieden zu leben, doch genauso gut wusste er, dass Zarifa es sich mehr als alles andere wünschte, unabhängig und frei zu sein, und für sich selbst sorgen zu können.
"Solltest Aldburg verlassen, ehe ich aus Rhûn zurückkehre, richte jemandem aus, wohin du gehst," sagte er. "
"Immer noch in Sorge um mich, was?" stichelte Zarifa. Doch dann nickte sie. "Ich werde schon nicht spurlos verschwinden. Wir sehen uns bestimmt wieder."
"Ja, bestimmt. Bis dahin - lebewohl, einstweilen, Zarifa."
"Leb' wohl!"
Mit schwerem Herzen schwang Cyneric sich in den Sattel und folgte Ryltha, die bereits am Tor ungeduldig wartete, auf die Straße jenseits von Aldburg hinaus.


Cyneric und Ryltha in die Wold (http://modding-union.com/index.php/topic,3076.msg475321.html#msg475321)
Titel: Re: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 16. Dez 2019, 20:14
Narissa, Aerien, Aragorn, Gandalf, Gimli und Aino vom Mering-Strom (https://modding-union.com/index.php/topic,32640.msg475947.html#msg475947)

Die Pferde, die Gandalf ihnen besorgt hatte, trugen Narissa und die anderen rasch über die Ebene nach Westen. Auf Gandalfs Rat hin mieden sie auch innerhalb Rohans die Straße, sondern suchten sich ihren Weg ein wenig südlich davon direkt am Fuße des Gebirges, das schwarz und schneegekrönt im Süden aufragte, und an deren Anblick Narissa sich kaum sattsehen konnte - ebenso wenig wie an den satten grünen Ebenen nördlich davon. In Gandalfs Gesellschaft und nun im einigermaßen sicheren Rohan konnte sie sich endlich ein wenig entspannen und die Schönheit des Landes genießen. Nie zuvor hatte sie solche Berge gesehen wie die weißen Gipfel der Ered Nimrais. Und die meisten Ebenen in Harad waren trockene Steppen oder Savannen, wo das Wasser knapp war.
Durch die Pferde kamen sie auch deutlich schneller voran als zu Fuß, und noch am gleichen Tag, an dem sie den Firienwald verlassen hatten, erblickte Narissa kurz vor Sonnenuntergang die Mauern einer Stadt am Horizont.
"Aldburg", stellte Gandalf fest, der Schattenfell angehalten hatte. Die übrigen hielten neben ihm. "Die Hauptstadt Rohans - zumindest für den Moment. Ihr werdet feststellen, dass ihr deutlich willkommener sein werdet als damals bei unserer Ankunft in Edoras", fügte er an Aragorn und Gimli, die sich das kräftigste der Pferde teilten, gewandt hinzu.
Aragorn lächelte leicht, als erinnerte er sich an vergangene Tage. "Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit", stellte er fest. "Obwohl weniger Zeit vergangen ist, als es mir vorkommt. In Barad-Dûr werden die Tage lang." Narissa entging nicht, dass Aerien bei diesen Worten unbehaglich auf dem Pferderücken hin und her rutschte.
"Die Königin von Rohan - Frau Éowyn - wird uns mit Sicherheit willkommen heißen", ergriff Gandalf wieder das Wort. "Dennoch sollten wir kein unnötiges Risiko eingehen, der Feind hat mehr Augen und Ohren als ihr glaubt. Meine Gegenwart in Rohan ist allgemein bekannt, doch er wird glauben, das ihr auf direktem Weg nach Gondor geflohen seid. Je länger er über euren Weg im Unklaren ist, desto besser. Setzt eure Kapuzen auf, und verbergt eure Gesichter."
Narissa bezweifelte, dass die Ankunft fünf vermummter Gestalten, von denen eine auch noch auffällig klein war, besonders unauffällig wäre, doch sie zog sich gehorsam die Kapuze ihres Ostling-Mantels über den Kopf. Die anderen taten es ihr gleich, nur Aragorn zögerte kurz.
"Früher oder später wird er ohnehin herausfinden, wohin ich gegangen bin", meinte er. "Es liegt in unserer Hand, ob es früher oder später ist", erwiderte Gandalf. "Sein Angriff auf Gondor ist unvermeidlich. Doch verhindern, dass seine Aufmerksamkeit sich erneut auf Rohan richtet... Es könnte uns zum Vorteil gereichen."
"Du hast vermutlich Recht, mein Freund." Aragorn zog seine Kapuze tief ins Gesicht, sodass nicht viel mehr als sein Kinn mit dem staubigen, struppigen Bart zu sehen war. "Dieses Mal will ich mich noch heimlich in die Stadt schleichen. Doch wenn ich nach Gondor gehe, soll alle Welt sehen, dass ich dort bin."

Das letzte Stück nach Aldburg legten sie größtenteils schweigend zurück, während die Sonne immer tiefer sank und ihre Gestalten lange Schatten über die Ebene hinter ihnen warfen. Gandalf und Aragorn ritten voran, gefolgt von Narissa und Aerien, während Aino alleine den Schluss bildete.
"Meinst du, du könntest diese Spione erkennen, von denen Gandalf geredet hat?", fragte Narissa Aerien schließlich leise. Aerien schüttelte den Kopf, und warf einen nervösen Blick nach vorne auf Gandalfs Hinterkopf. "Wahrscheinlich nicht. Er wird kaum jemanden, den ich kenne als Spion nach Rohan schicken - dazu sind sie alle miteinander zu wertvoll. Aber er hat viele Wesen in seinen Diensten. Nicht nur Menschen und Orks."
"Großartig", murmelte Narissa in sich hinein. Mit einem Mal hatte sie das Gefühl, als würde die ganze Umgebung sie mit unfreundlichen Augen beobachten.

Das Tor von Aldburg war noch geöffnet, und sie betraten die Stadt ohne Zwischenfälle. Alles unterschied sich stark von dem, was Narissa aus Harad gewöhnt war. Die Straßen waren weniger staubig, die Häuser hatten oben in einem Giebel auslaufende, strohgedeckte Dächer, und die Menschen waren fast alle blond und hellhäutig. Auch so kurz vor Sonnenuntergang war noch einiger Betrieb auf den Straßen, doch die meisten Gesprächsfetzen, die Narissa aufschnappen konnte, waren in einer ihr vollkommen unbekannten, ein wenig singenden Sprache gesprochen.
Sie erregten weniger Aufmerksamkeit als Narissa befürchtet hatte. Die meisten Blicke schienen sich auf Gandalf, der in seinen weißen Gewändern und auf seinem prächtigen Pferd auch wirklich auffällig war, zu richten, und nur wenige schenkten seinen Begleitern mehr als einen flüchtigen Blick. Während sie Gandalf durch die Straßen zu der großen Halle, die sich im Zentrum der Stadt erhob, folgten, entspannte Narissa sich wieder etwas. Am Fuße einer breiten Steintreppe, die zum Palast hinaufführte, hielt der Zauberer an und stieg vom Pferd.
"Lasst die Pferde hier", sagte er. "Es sind kluge Tiere. Sie werden bei Schattenfell bleiben."
Narissa ließ sich vom Rücken ihres Pferdes gleichen, und klopfte ihm sanft auf den schwarzen Hals. Sie wusste, dass die Rohirrim ein Reitervolk und ihre Pferde in der nördlichen Welt berühmt waren, und dieses Tier hatte gehalten, was das versprach. Es hatte sie den ganzen Weg vom Firienwald mit ruhigem Tritt getragen und schien dabei noch kein bisschen erschöpft zu sein. Narissa strich noch einmal über das glatte, schwarze Fell, bevor sie den anderen die Treppe hinauf folgte.

Am oberen Ende der Treppe wurden sie von mehreren Wächtern, deren Anführer ein alter Mann mit einem struppigen blonden, von Grau durchsetztem Bart war. "Wer begehrt Einlass in die Halle Éowyns, der Königin von Rohan?", fragte der Alte feierlich, und Gandalf seufzte. "Ihr kennt mich, Gamling. Müsst ihr das jedes Mal fragen?"
"Es gehört zu meiner Pflicht, diese Frage zu stellen", erwiderte Gamling. "Euch kenne ich, Gandalf, doch was ist mit euren Begleitern? Ich kann nicht einfach jemanden in die Halle einlassen ohne zu wissen, wer er ist."
"Ich bürge für sie", sagte Gandalf ein wenig ungeduldig. "Doch fürs erste sollten ihre Gesichter geheim bleiben."
Gamling zögerte, doch bevor er sprechen konnte war Aragorn vor getreten, hatte den Kopf gehoben und blickte ihm ins Gesicht.
"Ihr kennt mich, Gamling. Wir haben gemeinsam auf der Hornburg gekämpft." Für einen Augenblick spiegelte sich pure Verwirrung auf dem Gesicht des Alten, bevor sich freudiges Erkennen ausbreitete.
"Ihr seid es! Ich habe doch geahnt, dass ihr nicht so leicht unterzukriegen seid, auch wenn alle gesagt haben, ihr wärt tot." "Er ist nicht tot, und damit genug", mischte sich Gandalf mit einem warnenden Seitenblick auf die übrigen Wachen ein. "Versteht ihr nun, Gamling?"
Gamling nickte eifrig. "Ja, ja, natürlich. Welch eine Freude..." Lauter fügte er hinzu: "Lasst sie eintreten!"
Die Wächter öffneten die großen Türflügel hinter ihnen, und Gandalf trat als erster ein. "Ich wünschte, Éowyn hätte einen anderen Weg gefunden, den alten Narren zu ehren, als ihn zum Wächter ihrer Halle zu machen", hörte Narissa ihn leise vor sich hin schimpfen. Da die dämmrige Halle beinahe menschenleer war, wagte sie Gandalf zu fragen: "Wer ist dieser Gamling eigentlich?"
Gandalf seufzte, und bevor er antwortete war nur das Klacken seines Stabes auf dem Steinfußboden zu hören. "Er hat eine gewisse Rolle gespielt, als Saruman Helms Klamm, die große Festung Rohans, angriff. Später wurde er gefangen genommen und nach Dunland verschleppt. Seine Befreiung ist eine recht interessante Geschichte, für die wir jetzt keine Zeit haben. Als er schließlich vor kurzem nach Rohan zurückkehrte, verlieh die Königin ihm ein ehrenvolles Amt in ihrer Garde, und er nimmt diese Aufgabe sehr ernst."
"Eine kluge Entscheidung", meinte Aragorn, der offenbar aufmerksam zugehört hatte, anerkennend. "Sie ehrt einen Helden vergangener Kämpfe, und gibt einem alten Krieger eine sinnvolle Aufgabe, die sonst von jemand jüngerem, der anderswo dringender gebraucht wird, übernommen werden müsste. Es scheint, als sei Rohan in guten Händen."
Gerade bei diesen Worten öffnete sich eine Tür im hinteren Teil der Halle, und ein hochgewachsener Mann mit schulterlangen, rabenschwarzen Haaren trat heraus. Er trug sichtlich hochwertige, wenn auch einfache, Kleidung. Bei Gandalfs Anblick stockte er, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Mithrandir! Ihr seid zurück. Bringt ihr Neuigkeiten?" Hinter ihm trat eine ebenso hochgewachsene Frau mit langen, blonden Haaren in einem grün-weißen Kleid in die Halle, und Gandalf neigte den Kopf.
"Verzeiht mein spätes Eindringen in eurer Halle, Éowyn, Königin", begann er. "Und auch ihr, Faramir. Doch ich komme mit einer Sache von höchster Wichtigkeit zu euch." Er lächelte leicht. "Oder vielmehr... mit jemandem."
In diesem Augenblick trat Aragorn hervor, und warf seine Kapuze ab. Einen Moment lang herrschte Stille, und Narissa ertappte sich dabei, wie sie den Atem anhielt. Dann schlug Éowyn eine Hand vor den Mund, und zugleich keuchte Faramir auf und fiel auf die Knie.
"Wie ist das möglich?", fragte Faramir leise. Schließlich schien Éowyn sich ein wenig gefangen zu haben, und sagte mit schwach bebender Stimme, ohne den Blick auch nur um ein weniges von Aragorns Gesicht zu lösen: "Sei erneut willkommen in Rohan... Aragorn. Möge... möge deine Rückkehr ein gutes Zeichen für uns alle sein."
Titel: Im Kerker: Fesseln der Vergangenheit
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 21. Dez 2019, 23:02
Start Helluin (https://modding-union.com/index.php/topic,35834.0.html):

Als sie Aldburg erreicht hatten, war die Abenddämmerung bereits hereingebrochen. Da die Soldaten nicht wussten wie über Helluin entschieden wurde, beschlossen sie sein Gesicht zu verbergen als sie in die Stadt ritten. Manche Bewohner der Stadt, allen voran die wenigen verbliebenen Elben, würden vermutlich eine gerechte Strafe fordern für die Zerstörung Lothloriens. Sie zogen ihm die Kapuze weit über das Gesicht.
Unsanft zogen sie ihn von seinem Pferd und führten ihn fest am Oberarm gepackt zu den Verliesen. Dort wurde er einem Wächter übergeben und in eine Zelle geworfen. Sie wissen wohl nicht, dass ich mit Saruman gebrochen habe, dass Kerry mich von seinem Zauber befreit hat. Ich muss sie davon überzeugen, ich schaffe das! Aber, was wenn sie es wissen? Ist es denn nicht egal ob ich noch zu Saruman’s Gefolge gehöre oder nicht… Ich habe trotzdem all diese Verbrechen begangen.

Die Zweifel plagten den jungen Dúnadan.

Mit seinen Händen streifte er etwas Stroh zusammen, das am Boden lag. Er legte sich seitwärts auf den Boden und bettete seinen Kopf darauf. Als seine Zweifel langsam leiser wurde, fiel ihm ein, dass er genau hier in Aldburg erstmals offen als Anhänger Saruman’s aufgetreten war. Und genau hier traf er nach all den Jahren der Abstinenz von seiner Familie auf seine Mutter. „Mama“, murmelte er leise vor sich hin. Die Erinnerungen an sie bei diesem Treffen waren sehr blass, umso deutlicher sah er den entsetzten Blick als sie just in seine Arme fiel. Er erinnerte sich auch seine Stimme im Kopf gehört zu haben, er möge stark sein wie seine Ahnen und nicht emotional und schwach – so wie sie es war. All die Jahre der Trauer und der Verbitterung haben sie dazu gemacht. Er bemerkte, dass die Zähne aufeinander malmten und sein Kiefer angespannt war.
Es vergingen mindestens zwei Stunden, bis Helluin zu vermuten begann, dass er vor dieser Nacht niemanden mehr zu Gesicht bekommen würde, also versuchte er einzuschlafen.

Die Nacht verlief sehr unruhig, sodass er am nächsten Morgen das Gefühl hatte kein Auge zugetan zu haben. Er entdeckte eine Schüssel mit Brotbrei und einen Krug voll Wasser und schlang alles gierig hinunter.
Gleich darauf wurde er aus dem Kerker in einen kleinen Raum geführt, darin befand sich nur ein Stuhl auf den er hingesetzt wurde. Helluin wurde nervös, sein Herz klopfte.
Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Mann mittleren Alters trat herein. Sein Haar war rötlich blond und kraus. Seine Augen ungewöhnlich dunkel und seine Haut recht unrein.
„Wie ist dein Name?“, fragte er direkt und seine Stimme klang forsch.
„Helluin“, antwortete der junge Mann „Helluin von den Dunedain.“
„Unsere Männer sagten, dass du nach Aldburg reisen wolltest. Was zum Henker willst du hier?“
„Ich bin auf der Suche nach jemandem.“
„Nach wem?“
„Kerry. Kennt ihr sie? Sie ist so alt wie ich und hat blondes langes Haar.“
„Blondes langes Haar? Haha, da musst du dich schon ein bisschen genauer ausdrücken“, dann überlegte er einen Moment: „Was will der weiße Verräter von Kerry? Wozu benötigt er sie?“
„Saruman?“
„Ja, Saruman diese elende, verräterische Fratze. Wir haben nicht vergessen, dass du zu seinen verdammten Schergen gehörst, besser gesagt zu seinen ganz persönlichen Lieblingen.“
Helluin rechnete mit dieser Aussage, hatte aber noch keine passende Antwort darauf gefunden.
„Wenn ich euch sage, dass ich Saruman nicht mehr diene, würdet ihr mir glauben?“
Ein gemeines Grinsen lag auf seinen Lippen: „Also dienst du ihm nicht mehr?“
„Nein!“ bestätigte Helluin und versuchte so überzeugend und selbstbewusst wie möglich aufzutreten.
„Hmmm.“
Der Soldat musterte ihn nochmal von oben bis unten.
„Ihr glaubt mir nicht…“
„Warum sollte ich? Ich habe viele Geschichten gehört über den Eisblauen, ohne jegliches Gefühl oder gar Mitgefühl soll er geboren worden sein. Mordend und brandschatzend zieht er durch die Welt, tötet Freund und Feind gleichermaßen. Würde ich nur die Hälfte dieser Geschichten glauben, ich würde dich in das dunkelste Verlies unter den weißen Bergen stecken, dort wo selbst der König der Toten dich nicht finden kann. Dort könntest du verrecken oder sonst was tun.“
Beschämt schaute Helluin zu Boden.
„Aber du hast Glück, denn vor mir sitzt so ein Jungchen, schwach und weinerlich. Du kannst das nicht sein, nicht der aus den Geschichten.“
Der Dúnadan wusste nicht was er sagen sollte. Der Kerkermeister hatte recht, sowohl mit dem ersten als auch mit dem zweiten Teil den er sagte. Es kostete ihn Mühe seine Tränen zu unterdrücken.
„Also glaubt ihr mir nicht?“
„Ha, es kann dir egal sein, denn es tut nichts zur Sache was ich glaube oder nicht. Ich sage nur meinem Marschall, dass wir einen wertvollen Gefangenen haben. Ich entscheide nicht über dich, ob das nun gut oder schlecht ist für dich."
Der Rohirrim drehte sich zur Tür und klopfte dreimal kräftig. Anschließend murmelte er ein paar Worte auf rohirrisch.
„Wann wird das sein?“, fragte Helluin noch hastig hinterher.
„Das wirst du noch rechtzeitig erfahren.“

Mit diesen Worten verließ er wieder den Raum. Andere nahmen den gefesselten Dúnadan und schleiften ihn zurück in seine Zelle. Warum sollten sie mir glauben? Es gibt niemanden der bezeugen kann was im Düsterwald passiert ist und schon gar nicht im Sternenwald. Und selbst wenn, was nützt es denn. Sie hassen mich, die Rohirrim, die Elben, die Dunedain,… alle einfach alle.

In dieser Sackgasse gefangen, legte sich Helluin einfach wieder auf den Boden und kauerte sich zusammen. Er bezweifelte, dass es eine kluge Entscheidung war hierher zu kommen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen im Osten zu bleiben und dort ein neues Leben zu beginnen. Weit ab von seiner Vergangenheit und seinem Namen. Aber er konnte es nicht mehr ändern.
Titel: Nachrichten aus dem Norden
Beitrag von: Fine am 22. Dez 2019, 12:34
 Aerien blickte sich staunend in der Halle um. Sie verfügte über ein schwach glühendes, mit gemauerten Steinen begrenztes Feuer im Zentrum der Halle und über hohe Fenster im oberen Drittel der Wände, durch die schwaches Tageslicht hinein fiel. Schwere Banner hingen von der hinteren Wand, an deren Fuße zwei schlichte Throne standen. Die Säulen der Halle waren mit bemalten Schnitzereien verziert und es gab hier und dort große Wandteppiche, die berühmte Szenen aus der Geschichte der Menschen von Rohan zeigten.
Die Stille, die nach Aragorns Enthüllung eingetreten war, verhallte, als Gimli schallend zu lachen begann. „Ist das alles? Seid willkommen? Da kehren wir nach all den Jahren endlich wieder in zivilisierte Lande zurück und alles was Ihr zu sagen habt, Herrin von Rohan, ist seid willkommen?
„Gimli!“ entfuhr es der Königin. Sie klang, als wüsste sie nicht recht, ob sie lachen oder weinen sollte. Der Zwerg breitete die Arme aus und schloss Éowyn in eine innige Umarmung. Und da hörte Aerien die Erleichterung in der Stimme der Königin, als sie sagte: „Ihr seid es wirklich!“
„Steh‘ auf, Faramir,“ sagte Gandalf. „Dein König bedarf deiner Dienste.“
Der Gondorer - Faramir - erhob sich, noch immer einen Ausdruck des Unglaubens im Gesicht. „Mithrandir.... was ist geschehen? Wie... kann es sein, dass sich unsere unwahrscheinlichste Hoffnung nun erfüllt hat? Wenn dies dein Zauber ist, so ist er wahrlich mächtig.“
„So mächtig bin selbst ich nicht,“ erwiderte Gandalf schmunzelnd. „Aber es gibt noch andere Mächte, die in dieser Welt am Wirken sind.“
Aerien behielt Aragorn aufmerksam im Auge. Der Dúnadan stand mit lockerer Haltung einige Schritte von Éowyn entfernt, die sich gerade von Gimli gelöst hatte. Narissa stand neben ihm, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie blickte sich aufmerksam um und schien erpicht darauf, kein Detail zu verpassen.
„Es bedurfte großen Mutes und einer gehörigen Portion Glück, um dies zu vollbringen,“ fuhr Gandalf gewichtig fort. „Und gerade zur rechten Zeit! Schon bald werden so manche wichtige Angelegenheiten ins Rollen geraten, die die Anwesenheit des Königs von Gondor erfordern.“
Aragorn blickte nacheinander Éowyn und Faramir an. „Ich verstehe,“ murmelte er leise. „Ihr wart gemeinsam in den Häusern der Heilung, als wir zum Schwarzen Tor ritten.“
Faramir nickte. „Wir flohen aus Minas Tirith und fanden Zuflucht im Goldenen Wald, bis Mithrandir zu uns kam. Er war es, der die Befreiung Rohans vorantrieb und der Saruman im Norden getrotzt hat.“
„Der Norden?“ hakte Aragorn nach. „Wie steht es um Eriador?“
Gandalf erhob die Hand. „Eines nach dem Anderen. Zunächst sollten wir erklären, wie dir die Flucht aus dem Dunklen Turm gelungen ist.“ Der Zauberer drehte sich zu Aerien um und musterte sie mit einem durchdringenden Blick. „Aerien. Stell dich dem Herrn und der Herrin von Rohan vor und beantworte ihre Fragen.“
„Aerien?“ wiederholte Faramir, eine Mischung aus Vorsicht und Interesse in der Stimme. „Stammt Ihr aus Gondor, junge Dame?“
Aerien schloss für einen kurzen Moment die Augen. Da spürte sie Narissas beruhigende Hand, die über ihren Rücken strich. Sie atmete durch und erwiderte Faramirs Blick. „Nein, Herr. Ich wuchs in Durthang auf.“
Faramir reagierte überraschend. Anstatt sein Schwert zu ziehen kam er einen Schritt näher und schien Aeriens Gesichtszüge zu studieren. „Ich verstehe. Dann... seid Ihr die Tochter der Geißel von Ithilien, habe ich Recht?“
„Mein Vater besaß viele Titel,“ erwiderte Aerien. „Vermutlich gehörte auch dieser dazu.“
Éowyn trat neben Faramir. „Sie kommt... aus Mordor? Dabei... sieht sie nicht wie ein Feind aus.“
„Aerien ist kein Feind,“ erklärte Aragorn. „Sie war es, die mir zur Flucht verholfen hat.“
„Nicht alleine,“ stieß Aerien hervor. „Ohne Narissa hätte ich es niemals geschafft.“ Und endlich konnte sie klar genug denken, um zu erkennen, in welcher Situation sie sich gerade befand. Rasch vollführte sie einen akkuraten Knicks vor dem Herrscherpaar Rohans. „Einst war ich Azruphel von Durthang, bis ich den Weg meiner Vorfahren hinter mir ließ und Aragorn mir den Namen Aerien gab. Ich stehe Euch zu Diensten, Eure Gnaden.“ Sie zerrte Narissa mit einer kleinen, aber kräftigen Bewegung am Arm neben sich. „Und dies ist Narissa vom Turm, aus dem ehrenvollen Haus der Turmherren von Tol Thelyn.“
„Erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen,“ murmelte Narissa mehr oder weniger überzeugend.
„Nun, dies sind bedeutungsvolle Namen,“ sagte Faramir. „Und für gewöhnlich würde ich Euch einer Prüfung unterziehen, Aerien. Doch es steht nicht zu leugnen, dass Aragorn wahrhaftig zu uns zurückgekehrt ist, und Ihr keinen geringen Anteil daran hattet. Deshalb will ich Euch vertrauen, und Eurer Freundin ebenfalls.“
„Alles andere wäre grober Unfug, wenn ihr mich fragt,“ mischte Gimli sich ein. „Müsst ihr Menschen wirklich zu jedem Anlass so viele Worte machen? Hier ist ein Zwerg, dem der Magen knurrt!“
Diesmal war es Éowyn, die lachte, und Gandalf, Aragorn und Narissa stimmten rasch mit ein. „Gimli!“ rief Éowyn. „Ihr hättet früher etwas sagen sollen. Wir sollten... wir werden ein Festmahl feiern, zur Feier eurer Rückkehr, noch heute Abend!“
Faramir nickte. „Und bevor mir jemand bis dorthin noch vor Hunger stirbt, werde ich euch persönlich in die Speisekammer führen. Vielleicht wird es mir dann dort vergönnt sein, die Geschichte eurer Flucht aus Mordor zu hören.“

Faramirs Wunsch erfüllte sich. Alle gemeinsam folgten sie dem Gondorer in einen Nebenraum der Halle, wo die Bediensteten der Königin ihnen ein einfaches, aber reichhaltiges Mahl auftischten. Zwar hatte Éowyn ihnen ein Festmahl versprochen, doch auch wenn das Essen für ihre Verhältnisse nichts Besonderes war, kam es für Aerien und Narissa dennoch einer großartigen Feier gleich. Denn zum ersten Mal seitdem sie die Weiße Insel verlassen hatten, fühlten sie sich wieder in relativer Sicherheit. Sie waren umgeben von Freunden und neuen, freundlichen Bekanntschaften und die Stimmung war ausgelassen.
Gimli übernahm den Großteil der Erzählung. Der Zwerg war bei bester Laune, nachdem er seinen Hunger gestillt hatte. Ausschweifend berichtete er davon, wie er Aerien und Narissa in Nurn vor dem Karagâth gerettet und sie auf geheimen Pfaden bis zur Hochebene von Gorgoroth geführt hatte. Und wie sie später über den verborgenen Pass von Durthang nach Ithilien und schließlich Anórien gereist waren.
Insbesondere Faramir schien ein ehrliches Interesse an Aerien zu haben und erzählte ihr, dass er während des Krieges in Ithilien einmal die Klingen mit ihrem Vater gekreuzt hatte. „Ich erkannte seine Gesichtszüge in Euren,“ sagte der Gondorer. „Doch ich wollte sehen, ob Ihr auch seine Überzeugungen teilt. Ich bin froh, dass dem nicht so zu sein scheint.“
Narissa verbrachte die meiste Zeit damit, sich mit Gandalf zu unterhalten. Der Zauberer ließ sich von ihr die Weiße Insel im Detail beschreiben und gab sogar zu, bis zu diesem Abend nichts von Tol Thelyn gewusst zu haben. Umso erstaunter war er, als er erfuhr, dass Aragorn hingegen die Insel kannte und sogar selbst schon dort gewesen war.
„Es war während des Angriffes auf Umbar,“ erklärte der Dúnadan. „Die Turmherren leisteten mir unschätzbare Hilfe. Und ich habe es nicht vergessen. Narissa, wenn ich auf den Thron Gondors zurückkehre, soll dein Volk für ihre Taten entlohnt werden.“
Narissa nickte dankbar. Dann erzählte sie davon, wie sie Arandirs verborgenen Pfad in Harondor entdeckt hatte und wie sie den Weg nach Mordor hinein beschritten hatten, ehe sie sagte: „Wie wir Aragorn aus dem Turm befreiten, sollte am besten Aerien selbst erzählen.“
Aerien hatte befürchtet, dass dieser Augenblick kommen würde, denn sowohl Gimli als auch Narissa hatten bislang das entscheidende Kapitel ihrer Reise ausgelassen. Doch es war Éowyns aufmunterndes Lächeln, dass Aeriens Zurückhaltung verfliegen ließ. Hier ist es sicher, sagte sie sich. Hier kann ich davon sprechen.
Noch etwas zögerlich begann sie damit, von ihrer Herkunft zu erzählen und davon, wie ihr Vater sie nach Barad-dûr gebracht hatte. Wie sie dort nach einem halben Jahr herausgefunden hatte, um wen es sich bei dem Gefangenen auf der Spitze des Turmes handelte und wie es ihr gelungen war, ungestört mit Aragorn zu sprechen. Wie sie ihm versprochen hatte, eines Tages wiederzukehren. Und wie sie ihr Versprechen schließlich eingelöst hatte.
„Eine Art Vorsehung schien bei all dem am Werk zu sein,“ schlussfolgerte sie am Ende ihres Berichts. „Als wäre es mir bestimmt gewesen, Aragorn zu finden. Ich weiß nicht, wieso es mich ausgesucht hat, denn zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich... all dessen würdig.“
„Vorsehung,“ wiederholte Gandalf bedeutungsvoll. „Ein seltsames Wort für ein Mädchen wie dich, das sich nicht als jemand Besonderen betrachtet.“ Der Zauberer schien sie mit dem strengen Blick unter den buschigen Brauen schier zu durchbohren. „Und doch... bist du besonders. Ihr beide seid es.“ Er wandte Narissa den Blick zu. „Gegensätzlich wie Dunkelheit und Licht. Wie... Nachtigall und Schwalbe.“
„W-was sagst du da?“ wisperte Narissa.
„Du hast dich überhaupt nicht verändert, Gandalf,“ lachte Gimli. „Du sprichst immer noch gerne in Rätseln.“
„Eine Eigenschaft der Alten,“ sagte der Zauberer mit einem Lächeln.
„Schon gut,“ unterbrach Aragorn. „Ich denke, für heute ist genug gesagt worden. Ich bin müde, und ich denke, meinen Gefährten geht es ebenso.“
Éowyn erhob sich. „Eine Angelegenheit wäre da noch, Herr Aragorn.“ Sie warf Faramir einen bedeutungsvollen Blick zu. „Ihr habt gefragt, wie es dem Norden ergangen ist.“
Faramir breitete die Arme aus. „In Eurer Abwesenheit wählten die Dúnedain Arnors einen neuen Stammesführer. Ihre Wahl fiel auf den jungen Helluin.“
„Helluin?... Eleas Jungen?“ Aragorn wirkte äußerlich gefasst, doch Aerien spürte, dass etwas nicht stimmte. Sie erinnerte sich an den Namen Elea - Aragorn hatte ihr während seiner Gefangenschaft von seiner Cousine erzählt, und sie hatte Eleas Namen verwendet, um den Partisanen Ithiliens ihre guten Absichten zu beweisen.
„Was ist geschehen?“
„Saruman fand ihn,“ sagte Gandalf überraschend düster. „Und führte ihn auf den schlimmsten Abweg. Aragorn... es waren Dúnedain unter jenen, die Anteil am Fall Lothlóriens hatten.“
Aragorn schien erschüttert zu sein. „Wie konnten sie das tun,“ presste er tonlos hervor.
„Die Macht von Sarumans Stimme war zu viel für den jungen Helluin,“ sagte Gandalf. „Aber: nicht alle schenkten ihr Gehör. Ich kam in den Norden und fand eine kleine Gruppe von Getreuen, die mir halfen, das Auenland und Fornost von Sarumans Schergen zu befreien.“
„Dann ist Eriador wieder sicher?“ wollte Aragorn wissen. „Und Imladris?“
„Die Macht, die in Imladris innewohnt, schützte das Tal bis jetzt. Noch streifen einige Diener der Weißen Hand durch Eriador, doch der größere Teil des Nordens ist wieder frei.“
„Und Saruman zog in den Osten, nach Dol Guldur,“ ergänzte Faramir. „Späher berichten, dass er dort von Orks aus Mordor belagert wird. Ihr sagtet, seine Diener streifen weiterhin durch die Lande, Mithrandir... doch uns ist einer von ihnen in die Hände gefallen. Er beteuert, dass der Zauber Sarumans der auf ihm lag, gebrochen wurde.“
„Helluin ist hier, Aragorn,“ sagte Éowyn leise. 
Selbst Gandalf, der bislang beinahe immer so gewirkt hatte, als wüsste er über alles längst Bescheid, wirkte bei diesen Worten überrascht. „Tatsächlich? Wie steht es um ihn? Hat er sonst irgendetwas gesagt?“
„Er erwähnte einen Namen. Kerry.“
Die Augenbrauen des Zauberes hoben sich. „Ist das so?“
Aerien verstand an jenem Abend nur wenig von dem, was zwischen Aragorn und den anderen gesprochen wurde. So viele fremde Namen und Orte ließen ihr schier den Kopf schwirren. Sie hielt Narissas Hand umklammert und wartete ab, was geschehen würde.
„Du solltest mit ihm sprechen,“ sagte Gandalf.
„Nein,“ erwiderte Aragorn heiser. „Ich... will ihn nicht sehen. Ich kann es nicht.“
Er stand ruckartig auf und eilte aus dem Raum.
„Wie unhöflich,“ brummte Gimli. „Einige von uns waren noch nicht fertig mit dem Essen.“ Demonstrativ stopfte er sich ein Stück Brot in den Mund und kaute lautstark darauf herum.
Éowyn erhob sich ebenfalls. „Ich sollte...“
„Bleibt, Herrin von Rohan,“ sagte Gandalf. „Ihr werdet jetzt nichts erreichen können. Sagt mir, wo Ihr Helluin gefangen haltet.“
„Er ist in den Verliesen der Königsgarde,“ antwortete Faramir. „Gamling kann Euch den Weg zeigen, Mithrandir.“
Etwas ratlos blieben Aerien und Narissa bei Gimli und Éowyn in der Speisekammer sitzen, während Faramir und Gandalf hinausgingen. „Reichlich Aufruhr für einen einzelnen Abend,“ flüsterte Narissa Aerien ins Ohr, woraufhin diese nur nicken konnte und sich fragte, ob es wohl Antworten auf all die Fragen geben würde, die sich ihr nun stellten...
Titel: Im Kerker: Besuch des Weißen
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 23. Dez 2019, 17:31
Helluin erinnerte sich an den Tag als sie Caras Galadhon eroberten und das Herz des Elbenreiches zerstört hatten. Er schritt durch die aufsteigenden Rauchschwaden und stieg über die Leichen der Orks, Elben und Menschen hinweg. Er fühlte den Stolz den er auch damals gefühlt hatte und die Genugtuung, dass die Elben ihre gerechte Strafe erhalten hatten, dafür dass sie die Dunedain im Stich gelassen hatten.
„Dein Vater wäre stolz auf dich gewesen“, sagte Forgam der gleich hinter ihm stand „Lange nannten uns die Elben ihre Freunde und Verbündeten, doch sie benutzten uns. Sie trugen uns auf das Auenland zu beschützen in dem Wissen, dass die wertvollste und mächtigste Waffe Mittelerde’s dort verborgen lag. Längst könnte Arnor wieder im Lichte der Welt erstrahlen, aber sie vergönnten es uns nicht.“
Er stieg über den noch rauchenden Fluss an dem sich der Weiße mit dem Blauen gemessen und der Blaue die Flucht ergriffen hatte und erreichte nach einem kurzen Marsch eine größere Lacke am Boden, gerade einmal so tief, dass die Fingerkuppe unter dem Wasserspiegel verschwinden würde.

„Geh und gib dem Herrn Bescheid. Caras Galadhon ist gefallen, die Herren des Waldes sind geflohen. Hab und Gut haben sie mitgenommen“, befahl Helluin seiner rechten Hand.
„Natürlich.“
Bei jedem Schritt spürte er wie seine Stiefel im weichen Moos versanken. Er beugte sich ein Stück nach vorne, sodass sich sein Gesicht im Wasser spiegelte. Die kalten, blauen Augen starrten ihn an. Es dauerte keine Minute ehe er sich mit der Krone eines Herrschers am Kopf sah, stattlich und erhaben. Auch wenn er stolz war, erfüllte der Anblick ihn auch mit Unbehagen, denn es war eine große Aufgabe der er vielleicht noch nicht gewachsen war. Plötzlich wandelte sich sein Spiegelbild in das Antlitz seines Onkels. „König Elessar“, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf.

Wütend ging er in die Knie und schlug auf die Wasseroberfläche damit das Bild verschwand. Er schnaubte.
„Was ist los Helluin“, hörte er eine vertraute, weiche Stimme und im Augenwinkel sah er zwei weiße Schuhe und das Ende eines weißen Stabes.

Helluin krampfte leicht zusammen, als er im Kerker vor sich dasselbe Bild sah. Zwei weiße Schuhe und das Ende eines Gehstockes. Saruman schoss es ihm durch den Kopf.

„Der Verräter ist also wirklich hier“, sagte eine Stimme und als er ihrer Herkunft folgte, blickte der junge Dúnadan in glasklare blaue Augen. Der Mann hatte dasselbe Auftreten wie Saruman früher und doch war er es nicht. Er wusste, dass es mehrere Zauberer gab. Ein weiterer war des Öfteren im Auenland und den Dunedain bekannt, aber damals war Helluin noch zu klein um ihn zu kennen.
„Wer seid ihr?“, fragte er unsicher „Seid ihr Mithrandir?“
Der alte Mann musterte ihn genau.
„Ja der bin ich. Hat dir unser alter Freund Saruman also von mir erzählt?“
„Saruman sprach von euch, viele Male. Aber ich kenne euch noch aus den alten Geschichten unserer Heimat.“
„Du erinnerst dich daran?“
Helluin nickte: „Aber es fühlt sich an als wäre es vor ewigen Zeiten gewesen. Blasse Erinnerungen aus einem früheren Leben.“
„Das höre ich nicht zum ersten Mal“, antwortete der Zauberer „Wo beginnen deine Erinnerungen aus diesem Leben?“
Helluin dachte nach, er begann zu murmeln: „Manches erscheint mir heute wie ein Traum, aber ich weiß, dass es wahr ist. Ich… immer wieder sagte ich mir: ‚Sei nicht so ein Schwächling, du bist aus dem Hause Isildur, verhalte dich auch so; herrschen bedeutet hart zu sein und manchmal auch gnadenlos‘. Alle vor mir waren gescheitert und nach mir gab es niemanden mehr.“
Helluin kämpfte mit den Worten und seinen Erinnerungen.
„Und was denkst du heute?“
„Ob es Gerechtigkeit gibt und wie sie über mich richten würde. Ob ich den Tod verdiene für das was ich den Elben und Menschen angetan habe.“
Seine Stimme wurde zittrig: „Und ob ich sie fordern würde für jemanden der meine Verbrechen begangen hat.“
Der Zauberer hatte Mitleid mit dem jungen Dúnadan.
„Gerechtigkeit ist niemals absolut, sie hängt immer von dem ab der richtet. Deine Taten waren zweifelsohne grausam und sie haben tiefe Wunden und sogar Tode verursacht. Dies aber trifft auf viele von uns zu. Dies zu erkennen und auch anzuerkennen ist nicht sehr einfach.“
Stille legte sich in den Raum.

Dann begann der Zauberer wieder zu sprechen: „Ich sehe deine Reue und welch Verunsicherung der Zauber Saruman’s in dir hinterlassen hat. Es wird kein einfacher Weg für dich werden, aber mit der Vergebung der anderen und vielmehr mit der Vergebung dir selbst gegenüber wirst du den Weg zurück in das Licht finden.“

Es war nicht viel Hoffnung die der Zauberer ihm mit diesen Worten schenkte, aber ein Funken reichte bereits aus.

„Wieso helft ihr mir?“
 „Weil dieser Tage vieles geschieht und nichts davon ohne Grund. Es war Zufall, dass mich meine Reise hierhergeführt hat, also kann es kein Zufall sein hier auf dich zu treffen.“
Helluin, der sich aufgesetzt hatte und an der Wand lehnte antwortete stirnrunzelnd: „Das klingt aber nicht besonders logisch.“
„Wenn man es genau nimmt, tut es das.“
„Eigentlich habe ich es bereut hierher zu kommen. Ich hätte in den Osten gehen sollen, dorthin wo mich niemand kenn. Dort hätte ich ein neues Leben beginnen können, abseits meiner Herkunft und meines Namens.“
„Und wieso bist du dann hier?“
„Nunja, wegen Kerry. Ich muss mich bei ihr bedanken.“
„Erstaunlich, ich wollte es nicht glauben“, antwortete der Zauberer und Helluin schaute ihm überrascht in die Augen. Ein freches Lächeln lugte hinter dem Bart des Zauberers hervor.
„Ihr kennt sie!“
„Ja, ich kenne sie in der Tat.“
Helluin vergaß für einen Moment seine aussichtslose Lage, sprang auf und eilte voll Hoffnung zu den Gitterstäben: „Wisst ihr wo sie ist?“
„Zweifellos geht sie gerade irgendjemandem auf die Nerven, aber dieser jemand hatte nie eine Wahl damit sie in ihr Herz zu schließen.“
„Ich weiß. Es ist nicht erklärbar für mich, aber sie war es die den Zauber Sarumans brach. Ich habe es ganz deutlich gespürt.“
Mithrandir’s Augen glänzten im trüben Licht dieses Ortes: „Es gibt Kräfte auf dieser Welt die stärker sind als die Macht Sarumans, Saurons oder die der Herren des Westens. Niemand wird sie je verstehen und niemand wird sie je beherrschen.“

Der Augenblick der Hoffnung verflog wieder und die Düsternis dieses Ortes wurde Helluin wieder bewusst: „Aber selbst, wenn ich wüsste wo sie ist, keine dieser Kräfte wird mich hieraus befreien.“
„Der Zauber Saruman’s haftet nicht mehr an dir, davon habe ich mich nun überzeugt. Ich werde mit der Königin sprechen und wir werden sehen. Aber ich kann dir kein Versprechen geben.“
„Ich danke euch“, entgegnete der Junge trübsinnig.

Er kauerte sich wieder in eine Ecke seiner Zelle und Gandalf verschwand. Der Weiße; wieder einmal hängt mein Schicksal an seinem Tun. Aber er kennt Kerry, er kennt sie. Vielleicht kann er mir einen Hinweis geben wo ich sie finde. Aber zuerst muss ich hier raus, hoffentlich kann er die Königin überzeugen.
Titel: Erste Schritte zur Vergebung
Beitrag von: Fine am 24. Dez 2019, 14:44
Sie saßen noch eine ganze Weile beisammen. Anfangs erzählte Gimli eine unterhaltsame Geschichte aus seiner Heimat, den Blauen Bergen, die Éowyn und Narissa zum Lachen brachte und auch Aerien ein kleines Grinsen entlockte. Die Geschichte endede damit, dass Gimlis Mutter ihn zum wiederholten Mal fragte, warum er noch immer nicht verheiratet war, und er wie jedes Mal darauf antwortete, ihm sei bislang einfach noch nicht die Richtige über den Weg gelaufen.
"Wie kann ich mir einen Zwergenfrau überhaupt vorstellen?" wollte Narissa neugierig wissen.
Gimli leerte gerade seinen Krug, weshalb überraschenderweise Éowyn an seiner Stelle antwortete: "Sie sind den männlichen Zwergen an Stimme und Erscheinung so ähnlich, dass viele glauben, es gäbe überhaupt keine Frauen unter den Zwergen."
Gimli ließ seinen Krug laut polternd auf den Tisch niederfahren. "Was natürlich vollkommener Unsinn ist! Ich habe schon wahre Schönheiten erblicken dürfen, mit seidenweichen Bärten und strahlenden Augen. Und doch..." Er wurde still und starrte nachdenklich in die Ferne, dann tastete er an seinen Taschen herum, schien jedoch nicht zu finden, wonach er gesucht hatte.
"Und doch?" hakte Narissa nach, was ihr einen Schubser in die Seite von Aerien einbrachte.
"Ich glaube nicht, dass er davon sprechen möchte," raunte sie ihrer Freundin zu.
Tatsächlich war Gimli schweigsam geworden und erhob sich kurz darauf. "Ich... werde ein paar Schritte gehen. Alleine," sagte er kurzangebunden, ehe er verschwand.
Aerien und Narissa blieben bei der Königin Rohans zurück. Éowyn begann, sich lebhaft mit Narissa zu unterhalten, während Aerien mehr und mehr eigenen Gedanken nachhing, sodass sie das Gespräch größtenteils ausblendete.
Weshalb wollte Aragorn denn nur nicht mit dem Gefangenen sprechen? fragte sie sich wieder und wieder. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, denn ein solches Verhalten passte einfach nicht zu dem Mann, den sie kennengelernt hatte. Wenn dieser Helluin der Sohn Eleas ist, dann wäre Aragorn sein Onkel - nein, nicht ganz, überlegte Aerien weiter. Standen sie sich etwa nicht nahe? Ist etwas zwischen ihnen vorgefallen?
Die Fragen ließen ihr keine Ruhe. Schließlich stand sie auf, als sie es nicht länger aushielt. Éowyn und Narissa schienen es gar nicht mitzubekommen, als Aerien aus dem Speisesaal eilte.

Etwas orientierungslos streifte Aerien durch das königliche Anwesen, das längst in nächtlicher Stille lag. Hier und da begegnete ihr einer der Wächter, die sie jedoch wortlos passieren ließen. Einer Eingebung folgend nahm sie eine der Treppen nach oben in die höher gelegenen Stockwerke, die sie in einen langen Gang führte. Am Ende des Ganges lag eine halb offen stehende Tür, durch die schwaches Licht drang. Als Aerien näher kam, hörte sie zwei Stimmen, die ihr gut bekannt vorkamen:
"Ich habe mir den Jungen angesehen. Ich sah keine Lüge in seinen Augen, Aragorn. Der Zauberbann Sarumans ist verflogen und seine Reue ist echt." Das war Gandalf: streng, und doch einfühlsam redete er auf jemanden ein, bei dem es sich um Aragorn handeln musste.
Vorsichtig kam Aerien näher. "Ich kann es nicht, Gandalf. Er erinnert mich an mein eigenes Versagen. Wäre ich nicht gescheitert, hätte Saruman ihn niemals in die Finger bekommen." Aragorns Stimme klang völlig verändert - sie gehörte einem gebrochenen Mann.
"Es war nicht deine Schuld, dass das Wagnis am Schwarzen Tor scheiterte," erwiderte Gandalf. "Wenn jemand die Schuld daran trägt, dann bin ich das. Ich war es, der Frodo auf diese Fahrt gschickt hat. Ich bin verantwortlich. Und ich habe mich dieser Verantwortung gestellt. Sarumans Griff über den Norden hat sich gelockert. Die meisten Dúnedain sind wieder frei."
"Das wissen wir erst sicher, wenn ich die Antworten erlangt habe, die ich suche. Gandalf, die Zeit drängt. Ich kann mich jetzt nicht mit Helluin befassen. Der Vandassar-"
"Leise!" unterbrach Gandalf scharf. "Selbst hier mag es unfreundliche Ohren geben, für die solche Worte wahrlich nicht bestimmt sind."
Aerien war neben der Tür stehen geblieben und bei Gandalfs Worten erstarrte sie. Sie hatte gar nicht vorgehabt, zu lauschen. Und doch stand sie nun hier, wie ein Spitzel in der Nacht. Sie schloss die Augen und rang sich zu einer Entscheidung durch. Gerade wollte sie sich aus den Schatten lösen und offen durch die Türe treten, wie als wäre sie gerade erst angekommen, als sich etwas Schweres auf ihre Brust legte. Aerien riss die Augen auf. Neben ihr, im Türrahmen, stand der Weiße Zauberer. Er ragte bedrohlich über ihr auf, die Spitze seines Stabes lag genau auf Aeriens sternförmigem Anhänger ihrer Halskette. Der Blick Gandalfs schien sie geradezu zu durchbohren.
Gandalf packte sie und zerrte sie in den Raum. "Was?" entfuhr es Aragorn überrascht. "Aerien? Was tust du hier?"
"Ich wollte euch nicht belauschen," beteuerte Aerien sofort. "Ich wusste nicht einmal, dass ihr hier seid, bis ich vor der Tür stand!"
Gandalf starrte sie misstrauisch an. Dann legte er eine Hand auf ihre Wange, ohne den Blick abzuwenden. Aragorn hatte sich erhoben und kam näher, einen fragenden Blick im Gesicht. Aerien wagte nicht, sich zu bewegen, bis der Zauberer die Hand fortnahm. Sie sah, wie sich Gandalfs Schultern entspannten. "Sie sagt die Wahrheit," murmelte er. "Und dennoch muss sie mitangehört haben, worüber wir gesprochen haben. Diese Dinge sind nicht für deine Ohren bestimmt gewesen, Mädchen."
"Vergebt mir... Mithrandir," rief Aerien. "Ich... hatte mich nur gefragt, wieso... wieso du nicht mit Helluin sprechen willst, Aragorn. Ist er... ist er nicht von deinem Blut? Was hat er getan, dass du dich von ihm fernhältst?"
Gandalf hob die Augenbrauen, sagte jedoch nichts. Aragorn hingegen ließ ein Seufzen hören. "Ich sehe sein Versagen als das Meine an, Aerien."
"Wieso?" fragte sie verwegen.
Aragorns Blick blieb an Aerien hängen. "Die Bürde, die man ihm auferlegte, war zuviel für Helluin. Sein Vater... sein Vater ritt mit mir in der Grauen Schar, folgte mir bis zum Schwarzen Tor, wo er den Tod fand. Dafür gebe ich mir die Schuld."
"Dann ist es deine Verantwortung, jetzt für ihn da zu sein," sagte Aerien.
Gandalf und Aragorn blickten sie an - Aragorn mit Unglauben, Gandalf mit Interesse. "Nun, das kommt unerwartet," brummte der Zauberer. "Sie hat recht, Aragorn. Du bist Helluins Vorbild, und du bist sein König. Geh' zu ihm, ehe es zu spät ist."
Aragorn schwieg. Da fasste Aerien sich ein Herz und sagte: "Wenn es dir eine Hilfe ist... dann werde ich mit dir gehen, Aragorn."

Der alte Gamling führte Aragorn und Aerien wenig später zu der Unterkunft der königlichen Gardisten, einem großen Gebäude auf halbem Wege zwischen den Stallungen Aldburgs und der Residenz der Königin gelegen. Der gesamte, weitläufige Keller der Kaserne bestand aus einem großen, einfachen Kerker. Hier unten spendeten nur die Fackeln etwas Licht. Gamling brachte sie zu einer der hinteren Zellen, in der eine Gestalt an der hinteren Wand lehnte.
"Helluin," sagte Aragorn leise, und der Gefangene blickte auf.
"Onkel?" fragte Helluin ungläubig. "Du... du bist hier?" Rasch räusperte er sich und kam unbeholfen auf die Beine, um sich vor Aragorn zu verneigen. "Ich glaubte, du wärest... nein, Ihr wäret noch immer ein Gefangener des Dunklen Herrschers, König Elessar."
"Es besteht kein Grund für diese Förmlichkeiten, Helluin," sagte Aragorn. "Erzähl mir, was du getan hast."
"Ich... ich versuchte anfangs, es dir nachzutun, meinem Vorbild," sagte Helluin leise. "Nachdem sie mich zum Stammesführer ernannt hatten, hielt ich die Wacht der Dúnedain über den Norden aufrecht, bis..."
"Bis Saruman kam," sagte Aragorn.
"Bis Saruman kam," bestätigte Helluin. "Er versprach uns... den Glanz Arnors wiederherzustellen. Und ich... ich glaubte ihm."
"Das war töricht," meinte Aragorn sanft.
"Ich weiß, Elessar," erwiderte Helluin niedergeschlagen. "Ich habe in seinem Namen schreckliche Dinge getan. Und so wäre es mit mir weitergegangen, wenn das Schicksal nicht andere Pläne gehabt hätte."
"Was ist geschehen?" wollte Aerien wissen.
Helluin blickte zu ihr und schien sie zum ersten Mal wahrzunehmen. Dabei erhaschte Aerien einen Blick auf sein Gesicht. Eisblaue Augen voller Zweifel und Schuld starrten ihr entgegen. Die Haare waren ebenso lang und dunkel wie Aragorns und um den Mund herum sprießte ein kurzer Bart. Er sah seinem Onkel ähnlich, wie Aerien feststellte.
"Wer seid Ihr?" wollte Helluin wissen.
"Dies ist Aerien," erklärte Aragorn. "Sie verhalf mir zur Flucht aus Mordor."
Helluin ließ den Kopf sinken. "Ich verstehe."
"Gandalf sagte, Sarumans Zauber wäre gebrochen worden, und ich glaube ihm," fuhr Aragorn fort. "Wie kam es dazu?"
Als Helluin den Kopf wieder hob, stand ein schwaches Funkeln in seinen Augen, das zuvor nicht da gewesen war. "Ich traf jemanden. Und ob absichtlich oder nicht - es gelang ihr, den Zauber zu brechen."
"Wer wäre zu so etwas in der Lage?" wollte Aragorn wissen.
"Ihr Name... ist Kerry. Ich bin auf der Suche nach ihr," erklärte Helluin leise.
Aragorn schwieg einen langen Augenblick. Dann begann er, zu sprechen. "Dass Sarumans Zauber nicht länger auf dir liegt sehe ich nun mit eigenen Augen. Und die Reue, die du fühlst, ist ebenfalls nicht zu übersehen. Deshalb... werde ich dir deine Taten vergeben, Helluin. Wenn ich Éowyn darum bitte... wird man dich freilassen."
Titel: Re: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 28. Dez 2019, 21:59
Helluin wäre vor Schreck fast erstarrt als er in das Gesicht seines Verwandten blickte den er seit Kindestage immer als Onkel bezeichnete. Ehrfurcht und Schuld überkam ihn gleichermaßen aber auch ein wohliges Gefühl der Vertrautheit.

„Wenn ich Éowyn darum bitte... wird man dich freilassen“, sagte Aragorn.
„Glaubst du das wirklich? Auch die Rohirrim habe ich verraten und die Elben. Sie werden mich verurteilen.“
„Vergebung ist etwas, dass man sich verdienen muss“, bei diesen Worten blickte er zu seiner dunkelhaarigen Begleiterin Aerien „Nicht wahr?“
Sie nickte sachte.
„Aber das werden wir, du und auch ich.“
„Was müssen die Menschen dir vergeben?“
„Viele Menschen habe ich in den sicheren Tod geführt. Sie sind mir gefolgt in dem Vertrauen, dass ich alles zum Guten wenden kann.“
„Ja, sie sind dir aber aus Überzeugung gefolgt.“
„Und dir aufgrund eines verderbten Zaubers. Ich stelle mir die Frage was wohl schlimmer ist“, entgegnete der König und in diesem Moment lies Aragorn durchblicken, dass ihm manche seiner Fehlentscheidungen sehr zu schaffen machten.
„Alle die in diesem Krieg gefallen sind, haben es für die Hoffnung getan. Die Hoffnung die du ihnen gegeben hast und ihnen noch immer gibst. Sie werden dir folgen, König Elessar.“
„Wirst auch du das tun?“
Dankbar, aber immer noch leicht beschämt wegen seiner Vergangenheit, stimmte Helluin nickend zu.
Aragorn reichte seine rechte Hand durch die Gitterstäbe und legte sie behütend auf seinen Hinterkopf: „Wir, aus dem Hause Isildur, werden die uns auferlegte Aufgabe zu Ende bringen. Wohin es uns auch führt. Ohne das zutun von Saruman wärst du ein würdiger Nachfolger geworden.“

„Mein Herr Aragorn!“, sagte nun ein älterer Gardist vom Treppenabsatz.
„Ja, Gamling?“
„Die Königin und Gandalf, sie erwarten euch in den oberen Quartieren.“
„Natürlich, ich komme sofort“, er wandte sich an Aerien „würdest du einen Augenblick hier bei Helluin bleiben? Ich werde gleich wieder hier sein.“
„Ja“, antwortete sie kurz.

Sie sahen beide dem König hinterher bis er verschwand. Ein unangenehmes Schweigen lag im Raum, als sich ihre Blicke aber trafen, begann Helluin zu fragen:
„Wie bist du nach Mordor gekommen um meinen… den König zu retten?“.
„Ich.. nun ich war im dunklen Turm und…“
„Warst du auch eine Gefangene?“, fragte der junge Dúnadan. Sie nickte sehr zaghaft.
„Du siehst aus wie eine der Dunedain, aber ich kenne dich nicht obwohl wir ungefähr gleich alt sind“, stellte er noch fest.
„Ich bin ebenfalls numenorischer Abstammung, aber nicht aus dem Norden“, bestätigte sie.
Helluin bemerkte, dass sie nicht näher ins Detail gehen wollte und unterlies es weiter zu fragen. Er warf einen flüchtigen Blick zur Treppe, aber niemand war zu sehen und es gab auch kein Anzeichen, dass bald jemand kommen würde.

Plötzlich musste Aerien niesen. Helluin sah ihr zu wie sie sich mit einem schmutzigen Tuch über die Stubsnase strich.
„Diese Kerry, wer ist sie?“, fragte nun Aerien.
„Ein Mädchen, nunja viel eher eine junge Frau.“
„Ein Mensch?“, fragte sie überrascht „Also gibt es auch solche unter den Dunedain…Und sie verfügt über mächtigere Zauber als der Weiße?“
Helluin musste lächeln, als er sich das blonde, naive aber gutherzige Mädchen als Zauberin vorstellte: „Nein, sie kommt aus Rohan und der vermutlich einzige Zauber den sie beherrscht ist ihre herzliche und entwaffnende Art.“
Aerien lächelte zurück und ihre Augen begannen zu glänzen: „Ich kenne dieses Gefühl Geborgenheit in einem einzigen Blick zu finden, Zuneigung in einer unbedeutenden Bewegung und Liebe durch bloße Anwesenheit.“
„Vermisst du deine Familie?“, fragte der junge Mann und mit diesen Worten verschwand das Glitzern in ihren Augenwinkeln und ihr Blick trübte sich.
„Nein, ich habe keine Familie mehr.“
„Das tut mir leid, jetzt bist du traurig wegen mir.“
„Nein nein, schon gut. Ich habe an meine gute Freundin gedacht und ihre Familie. Sie haben mich in ihre Mitte aufgenommen, obwohl sie um meine Vergangenheit wissen.“
„Da hast du großes Glück“, er wandte seinen Blick von ihr ab zum Boden „Hoffentlich macht das auch meine Familie.“
„Ich bin mir ganz sicher, Aragorn hat dir bereits verziehen, also werden es die anderen wohl auch tun“, machte Aerien ihm Hoffnung.
„Bei den Elben und Rohirrim hoffe ich dies auch, aber bei den Dunedain wäre ich mir da nicht so sicher. Verrat ist seit dem Untergang Numenor’s das wohl schlimmste Verbrechen. Den Verrätern wurde ihre Tat nie vergeben.“
Das junge Mädchen biss sich auf die Lippen, Helluin bemerkte, dass sie hin und her überlegte. Bis eine Frage nahezu aus ihr herausplatzte: „Ich habe von den abtrünnigen Königen gehört, sie folgten Sauron stimmts?“
„Ja, sie verrieten die Herren und die Elben des Westens und brachten dem blühenden Reich der Menschen den Untergang. Nur die Getreuen, jene die zu den Valar und den Elben des Westens standen, wurden verschont.“
„Zu denen du auch gehörst?“
„Ich bin einer ihrer Erben, so wie alle Dunedain des Nordens“, antwortete er kurz „Zumindest war ich einer von ihnen.“
Aus Rücksicht fragte Aerien nicht weiter, obwohl man ihr die Neugier ansah: „Mach dir keine Sorgen Helluin, oft waren die Zeiten schon trostloser und doch erreicht man irgendwie und irgendwann wieder sein Ziel. Du wirst sehen.“
Er bedankte sich bei ihr für die aufmunternden Worte.
„Erzähl mir von deiner Mutter, Aragorn hat sie…“

Plötzlich hörte man am oberen Ende der Treppe Schritte mehrerer Personen und das Gespräch versiegte. Aragorn kam die Treppe herunter gefolgt von Gandalf. Beide musterten den Gefangenen und ihre Begleiterin.

„Ich habe gute Neuigkeiten“, begann Aragorn das Gespräch „Königin Éowyn ist meiner Bitte dich freizulassen nachgekommen.“
Helluin war sehr erleichtert.
„Aber, sie hat es an Bedingungen geknüpft: Du sollst dich in Aldburg und im ganzen Land bedeckt halten und dich nicht der Öffentlichkeit zeigen bis wir Rohan verlassen. Auch das war Bedingung. Du musst Gondor und seinen Verbündeten die Treue schwören.“
„Natürlich“, willigte Helluin ohne weiter nachzudenken ein.
„Diese Nacht wirst du wohl noch hier verbringen, aber morgen schon kannst du in unser Quartier übersiedeln. Wir werden nicht mehr allzu lange in Aldburg verweilen.“
„Ich danke dir, Onkel.“
Er schaute kurz zu Aerien, dann wieder zu Helluin: „Ich bin froh, dass es dir gut geht und ich hoffe bei deiner Mutter ist es ebenso.“
„Das hoffe ich auch.“
„Aerien, du kannst gerne noch etwas hierbleiben, aber eine ausgedehnte Nachtruhe würde dir nach deinen Erlebnissen sicher auch guttun.“
Ihre Reaktion lies Helluin vermuten, dass sie sich nicht gerne bevormunden lies, aber sie tat es trotzdem. So wie es die Kinder des Nordens lernten, so lernten es offensichtlich auch die Kinder Gondors.
Titel: Re: Aldburg - In der Stadt
Beitrag von: Eandril am 30. Dez 2019, 16:07
Nachdem Aerien ohne ein Wort verschwunden war, hatte Narissa noch eine Weile mit Éowyn gesprochen, doch auch die Königin hatte sich schon recht bald entschuldigt. Weder Aerien noch Aragorn oder Gandalf waren wieder aufgetaucht.
"Hier alleine herumzusitzen hat auch keinen Sinn", sagte Narissa zu sich selbst. Sie kümmerte sich nicht weiter um die Unordnung, die ihre Mahlzeit auf dem Tisch hinterlassen hatte, und trat aus der Nebenkammer hinaus in die große Halle. Dort war es menschenleer, und die Feuer an den Seiten waren zu schwacher Glut in sich zusammengefallen. Trotz des schwachen Lichts fand Narissa den Ausgang ohne Probleme, doch als sie durch die hohe Tür hinaustreten wollte, wäre sie beinahe mit zwei undeutlich zu erkennenden Gestalten zusammengeprallt.
"Oh. Entschuldigung", sagte die erste der beiden Personen mit weiblicher Stimme. "Ich hätte nicht gedacht, dass um diese Zeit noch jemand den Palast verlässt."
"Ist etwas geschehen?", fragte die zweite Person, ein Mann, und Narissa hatte das Gefühl, neugierig beobachtet zu werden. "Ich glaube, ich habe euch noch nie hier gesehen. Wer seid ihr überhaupt?"
Narissa machte einen Schritt zurück in die Halle, denn der Wind, der durch die geöffnete Tür gefahren war, hatte sie unsanft daran erinnert, wie kalt es in diesem Land war, und sie sehr schnell von ihrem Vorhaben abgebracht, sich Aldburg bei Nacht anzusehen. Die beiden anderen traten ebenfalls über die Schwelle, und streiften ihre Kapuzen ab. Hier war es ein wenig heller, sodass Narissa besser erkennen konnte, mit wem sie zusammengestoßen war. Die kleinere der beiden war ein blondes Mädchen, das vielleicht einige wenige Jahre jünger als Narissa war. Der Mann schien ein wenig älter zu sein, hochgewachsen mit rabenschwarzen Haaren.
"Wir haben uns nicht vorgestellt", stellte der Mann fest, und deutete eine Verbeugung an. "Mein Name ist Amrothos von Dol Amroth, und dies ist Irwyne von..." "Nirgendwo", fiel ihm seine Begleiterin ins Wort, und warf ihm einen strengen Seitenblick zu. "Hör' endlich auf damit."
Narissa betrachtete beide neugierig. Offenbar würde sie sich doch nicht langweilen müssen. "Dol Amroth sagtet ihr? Dann kommt ihr aus Gondor?"
"Allerdings. Mein Vater entsandte mich nach Aldburg, um die Bande zwischen unseren Völkern aufrecht zu erhalten - und um mehr über die Lage in Rohan in Erfahrung zu bringen."
"Euer Vater? Das heißt..." Amrothos lächelte, beinahe ein wenig schüchtern. "Mein Vater ist Fürst Imrahil von Dol Amroth."
Narissa nickte langsam. "Dann... kennt ihr vermutlich einen Edrahil? Ihr wisst schon, ein finsterer, alter Kerl, immer am Pläne schmieden und bekommt immer seinen Willen?"
"Natürlich kenne ich Edrahil, aber er ist... in Harad", schloss Amrothos, und betrachtete Narissa mit ganz neuem Interesse. "Wir sollten nicht einfach hier herumstehen", sagte er schließlich. "Ganz davon abgesehen, dass es nicht besonders höflich ist, ist es hier auch nicht sonderlich gemütlich. Wir haben zwei Zimmer im Westen des Palasts, vielleicht möchtet ihr euch uns anschließen? Ich bin sicher, wir hätten das ein oder andere Interessante zu bereden."
Narissa überlegte einen Augenblick, dann nickte sie. Aerien würde sie schon finden, und so würde sie zumindest im Palast bleiben.
"Gut. Ich komme mit."

Der Prinz von Dol Amroth bewohnte eine kleine Zimmerflur, die aus drei Räumen bestand. Zu beiden Seiten lagen die kleinen Schlafkammern, während im mittigen Raum ein kleines Feuer im Kamin brannte und mit Fellen belegte Bänke entlang der Wände standen. Amrothos schürte ein wenig das Feuer im Kamin und legte Holz nach, bevor er mit eine einladender Geste auf die Bänke deutete. Narissa setzte sich, möglichst nahe an den Kamin, während Amrothos auf einem kleinen Tisch einen Krug und zwei tönerne Becher entdeckt hatte. Er nahm den Deckel vom Krug, roch daran und lächelte dann zufrieden.
"Aufs Bierbrauen verstehen sich die Rohirrim deutlich besser als wir in Gondor", kommentierte er, füllte die Becher und streckte einen davon Narissa entgegen. Sie nahm ihn, und meinte: "Ist es nicht ein wenig unschicklich für einen Prinzen, den Diener zu spielen?"
Irwyne, die sich bereits auf die Bank Narissa gegenüber gesetzt hatte, kicherte leise, und Amrothos seufzte. "Manches wäre einfacher, wenn ich das nicht wäre - ein Prinz, meine ich. Und wo wir schon dabei sind: Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gern auf die Förmlichkeiten verzichten. In diesem Zimmer bin ich Amrothos, sonst nichts."
Narissa nickte, und nahm den Becher entgegen. "Ich habe ganz und gar nichts dagegen." Amrothos ließ sich neben Irwyne auf die Bank nieder, und als beide sie erwartungsvoll anblickten, fiel Narissa auf, dass sie sich überhaupt nicht vorgestellt hatte. Sie räusperte sich ein wenig verlegen. "Ich heiße Narissa. Und du hast schon richtig erkannt, ich komme aus Harad."
"Ich hatte mir die Haradrim ein wenig anders vorgestellt", meinte Irwyne, und zog die Nase kraus.
"Meine Familie ist númenorischer Abstammung", erklärte Narissa. "Vermutlich sehe ich deshalb den Menschen aus Gondor ähnlicher als denen aus Harad."
"Und was führt dich nach Rohan?", fragte Amrothos leichthin, doch Narissa entging nicht, dass seine grauen Augen sie besonders aufmerksam im Blick hielten. Der Prinz mochte offen und freundlich sein, doch er war offenbar kein Narr und wusste genau, dass Narissa irgendwie durch von Mordor besetztes Land gekommen sein musste.
"Wir... hatten einen geheimen Auftrag", begann Narissa vorsichtig, sich an Gandalfs Worte erinnernd. "Edrahil hatte uns von Harad aus entsandt, um... etwas vom Feind zurückzuholen. Und deshalb... sind wir jetzt hier."
"Uns?", fragte Amrothos.
"Meine... eine Freundin hat mich begleitet, und..." Narissa brach ab, und blickte Amrothos ins Gesicht. "Ich kann nicht sagen, was unser Auftrag war - zumindest noch nicht. Ich möchte auch nicht besonders gerne darüber sprechen, und wir haben es gerade erst alles Éowyn erzählt - der Königin, meine ich."
Amrothos entspannte sich sichtlich, nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher und reichte ihn dann an Irwyne weiter. "Nun, wenn Frau Éowyn Bescheid weiß, will ich für den Augenblick nicht weiter nachfragen."
"Was für eine Waffe war das?", fragte Irwyne plötzlich, und deutete mit einem Kopfbewegung in Richtung Narissas linker Gesichtshälfte. Narissa versteifte sich unwillkürlich, als sie begriff, wovon Irwyne sprach. Die meiste Zeit gelang es ihr inzwischen, ihre Narbe zu vergessen, vor allem wenn Aerien in der Nähe war. Dass Irwyne das Thema so unverblümt angesprochen hatte, hatte sie unangenehm daran erinnert. Irwyne musste ihr Unbehagen bemerkt haben, denn sie sagte: "Oh, ich wollte nicht unhöflich sein. Es ist nur so, ich versuche zu erkennen, welche Art Waffe welche Art Verletzung hervorgerufen haben kann. Oronêl hat eine Narbe ein bisschen weiter links, aber ziemlich anders. Bei dir sind die Ränder viel gleichmäßiger, aber sie ist so merkwürdig gebogen."
Narissa wusste nicht, ob sie beleidigt oder amüsiert sein sollte, entschloss sich allerdings für das letztere. Sie erinnerte sich daran, wie sie im Burj al-Nar versucht hatte, Aerien mit einer Zurschaustellung ihrer Narben am Körper zu verführen, und die Erinnerung besserte ihre Laune noch ein wenig mehr. "Es war ein Wurfstern", erwiderte sie schließlich. "Vor ein paar Monaten."
"Für ein paar Monate sieht das aber gut aus." Irwyne schlug die Beine übereinander, nippte einmal an ihrem Becher und fragte dann: "Wie ist das passiert? Ist der Stern von oben gekommen, oder von unten? Und..."
Amrothos unterbrach sie. "Irwyne... Narissa ist unser Gast. Ich habe sie etwas gefragt, du hast etwas gefragt, meinst du nicht, dass es gerecht wäre, ihr eine Frage zu überlassen?"
"Ich erzähle die Geschichte gern irgendwann", meinte Narissa, die sich allmählich immer für das Paar erwärmte. "Aber ich fürchte ich muss dich ohnehin enttäuschen, über die Geschichte mit dem Wurfstern weiß ich nicht viel - ich bin ziemlich schnell ohnmächtig geworden."
"Mhm", machte Irwyne. "Du hast sicherlich eine Menge erlebt in Harad."
"Erzähl uns etwas", ergriff Amrothos das Wort. "Du kennst Edrahil, hast du gesagt - wie bist du ihm begegnet?" Obwohl im Gesicht des Prinzen kein Misstrauen zu erkennen war, spürte Narissa, dass es sich hierbei um einen weiteren Test handelte. Also erzählte sie wahrheitsgemäß, wie sie Edrahil in Umbar getroffen hatte, als dieser Bajin aufgespürt hatte, wie Edrahil sie nach Aín Sefra geschickt hatte und sie ihm später auf Tol Thelyn erneut begegnet war. Als sie geendet hatte, nickte Amrothos.
"Bitte verzeih meine Neugierde, aber..." "... da ich den Grund für meine Anwesenheit hier geheim halten muss, erscheine ich wohl recht verdächtig?", beendete Narissa den Satz für ihn. "Aber morgen wird sich wahrscheinlich alles aufklären." Zumindest glaubte sie, dass Aragorn seine Anwesenheit in Aldburg vor einem so hohen Adligen aus Gondor nicht geheimhalten würde.
"Morgen ist ein gutes Stichwort", meinte Irwyne, und gähnte herzhaft. "Vielleicht sollten wir ein wenig schlafen, damit wir die Auflösung des Rätsels nicht verschlafen."
Amrothos stimmte ihr zu, und so verabschiedete Narissa sich von den beiden und machte sich auf die Suche nach Aerien.
Titel: Der Palast: Ein überraschendes Geschenk
Beitrag von: Thorondor the Eagle am 3. Jan 2020, 22:31
Es war am darauffolgenden Vormittag, als einer der Kerkermeister Helluin aus seinem Verlies holte. Er packte ihn an seinem linken Oberarm und führte ihn nach oben. Sie gingen aber nicht den Weg zum Haupteingang, durch den man ihn vor einigen Tagen hierhergebracht hatte. Zuerst geleitete er ihn einen breiten Gang entlang an deren Ende eine Holztür den Weg blockierte. Der Wärter öffnete diese und sie betraten einen größeren Raum mit mehreren Tischen, hier nahmen die Gardisten sicherlich ihr Essen zu sich. Auf der gegenüberliegenden Wand prangten zwei große grüne Banner Rohans an der Wand. Rechts davon war eine kleine Holztür zu der sie gingen. Dahinter lag die Küche, was Helluins Vermutung bestätigte und im nächsten Augenblick standen sie bereits in einer kleinen Seitengasse.
Die Wintertage waren grau und düster, der erdige Boden unter seinen Füßen fühlte sich gefroren an.

„Hier entlang“, befahl der Kerkermeister und sie liefen entlang des Nachbargebäudes, das letzte Stück vor der üppigen Palastanlage legten sie auf der offenen Straße zurück, aber es war keine Menschenseele zu sehen. Die Gardisten die das Tor bewachten ließen sie ohne mit der Wimper zu zucken passieren und schon betraten sie die große Halle, den Thronsaal der Königin. Der Wärter führte ihn in entlang der hinteren Wand und platzierte ihn auf einem Stuhl.
„Hier warten wir.“

Es verging ein wenig Zeit die Helluin nutzte um sich an die Königin zu erinnern. Damals bei der Ratsversammlung waren viele Personen. Er erinnerte sich an die feindlichen Blicke die die Anwesenden Saruman zuwarfen als dieser erschien, an die bedrückenden und auch drohenden Worte Galadriels und Celeborns. Und da, dieser melancholische Blick den die junge Königin Rohans auf ihrem Gesicht trug. Ihr Haupt zierte ein schmaler Reif, mit einem grünen Juwel. Neben Eowyn saß damals ihr Gefährte Faramir. Der blonden Schildmaid Rohans kannte man ihre Unsicherheit an, aber trotzdem war ihre Haltung immer sehr unnachgiebig. Auf eine gewisse Art und Weise war sie sicherlich sehr zäh, mutig war sie jedenfalls auf dem Schlachtfeld - so erzählten es zumindest die Soldaten.
Plötzlich öffnete sich erneut das Haupttor. Eine verhüllte Gestalt trat herein, aufgrund der Statur und des grünen Mantels musste es sich um Aragorn handeln, aber er war alleine. Helluin gab kein Geräusch von sich, er beobachtete nur.

In eiligen Schritten ging der Waldläufer die Halle entlang und verschwand hinter Tür. Es dauerte keine Minute ehe er wieder heraustrat, gefolgt von Eowyn, der Königin. Ihre Haut war blass und ihr Erscheinen anmutig. Die Unsicherheit konnte Helluin nicht mehr erahnen. Der Waldläufer flüsterte ihr etwas zu, dann nahm er ihre Hand.

Aragorn und Eowyn? Nein, das muss Faramir sein. Waldläufer des Südens und Sohn des Truchsess…

Erneut öffnete sich das Haupttor und die kühle Brise die hereinwehte, fachte die Glut in der Feuerstelle an. Eine kleine Schar an Menschen trat herein, Gandalf war unter ihnen, Aragorn sowie unübersehbar ein Zwerg und zwei weitere Gestalten. Als sie die vor der Kälte schützende Kapuze zurückwarfen, erkannte er Aerien und eine weiter junge Frau mit auffallend weißem Haar. Aerien schaute kurz zu ihm als sie ihn im Augenwinkel erkannte. Die anderen bemerkten ihn nicht.

„Aragorn, ich bin froh, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid“, begrüßte sie Eowyn.
„Wie könnte ich die Einladung einer solch erhabenen Königin ausschlagen?“
Sie lächelte ihn an: „Unser Freund Merry erzählte mir einst, dass es Tradition im  Auenland ist, dass der Einladende seine Gäste beschenkt und obwohl wir weit weg von seiner Heimat sind, so wird diese Tradition auch in dieser Halle heute Einzug halten.“
Gandalfs Gesicht erhellte sich als Eowyn ihre Freunde ansprach.
„Da euch diese Geschenke aber bereits gehören, ist es wohl eher eine Rückgabe an euch.“
„Fürwahr die Hobbits halten es auch nicht anders, Eowyn. Einst hörte ich wie sich Bilbo darüber ärgerte, weil er sein eigenes Geschenk zurück bekommen hatte“, warf Gandalf amüsiert ein und brachte die Anwesenden damit zum lächeln.
„Über eines haben wir bereits gesprochen: Helluin“, sie deutete zu dem jungen Dúnadan „Er hat die Rohirrim verraten und unserem Volk geschadet, doch weitaus größer ist der Schaden in euren eigenen Reihen. Ihr allein sollt über seine Taten richten.“

Der Wärter packte Helluin wieder am Arm und führte ihn nach vorne. Etwas abseits der Gruppe blieben sie stehen, der Wärter zog sich zurück. Der junge Mann sah beschämt zu Boden, er fühlte wie ihn die Blicke aller trafen.
„Helluin entstammt meinem Hause, dies entschuldigt aber nicht was er getan hat. Es entbindet niemanden von uns. Wir haben viel wieder gut zu machen, doch dafür bedarf es einer Möglichkeit, die ich ihm gewähre. Gemeinsam werden wir für Gondor, Rohan und alle freien Völker Mittelerdes in den Kampf ziehen.“
Anschließend an diese Worte näherte sich jemand dem jungen Dúnadan. Füße, zuerst zwei, dann vier tauchten in seinem Blickfeld auf. Diese zarten Beine gehörten wohl Aerien und ihrer Begleiterin. Sie platzierten sich neben ihm und obwohl er sie erst seit gestern kannte und nicht viel von ihr wusste, fühlte es sich vertraut an. Er war nicht mehr alleine.

Nun begann eine Männerstimme zu sprechen: „Das zweite Geschenk fand unerwartet den Weg hierher und wie es nun scheint war es nicht ganz zufällig. Vor beinahe 1000 Jahren nahm meine Familie – in der es auch schwarze Schafe gab – dieses Erbstück zur Verwahrung an sich. Nun ist es an der Zeit es euch zurück zu geben.“
Helluin wurde bei diesen Worten aufmerksam und richtete seinen Blick nach vorne. Ein Soldat brachte auf seinen Händen tragend eine Krone herein. An den Seiten saßen zwei Flügel die perlmutartig schimmerten und über der Stirn sieben weiße sowie ein roter Stein. Aragorn war starr vor Erstaunen, die anderen vor Ehrfurcht.
„Die Krone Gondors“, sagte Isildur’s Erbe noch immer erstarrt „Wie ist das möglich?“
„Es war seine Mutter die sie mir bei der Ratsversammlung überreichte“, erklärte Faramir.
„Unsere Leben sind wie lange Fäden in der Zeit und wir wissen nie wann sie sich überkreuzen“, warf Gandalf ein. Die Worte wirkten im Raum.
„Darauf sollten wir trinken“, brummte plötzlich der Zwerg dazwischen und lockerte die Stimmung auf.

„Nein wartet“, ergriff Aragorn noch einmal das Wort „Dies ist ein geeigneter Augenblick.“
Die Blicke richteten sich erwartungsvoll auf ihn.
„Helluin, komm her“, forderte er den Jungen auf und er folgte. Als sie neben der Krone standen, legte Aragorn seine rechte Hand darauf und deutete Helluin es ihm gleich zu tun.
„An diesem Tag und unter den bezeugenden Blicken der hohen Anwesenden schwören wir, die Nachkommen aus dem Hause Isildur, unser Erbe und unser Volk zu ehren. Feierlich nehmen wir die Aufgabe die uns in die Wiege gelegt wurde mit Stolz an und zögern keine Sekunde länger all jene zu beschützen und zu verteidigen die wir Familie, Freunde und Verbündete nennen. Keine Macht dieser Welt soll unseren Geist verblenden und unsere Wege verdunkeln“ er schloss die  Augen und für einen Moment schwieg er, dann fuhr er laut und bestimmt fort: „Aus dem Großen Meer bin ich nach Mittelerde gekommen. Hier werden ich und meine Erben sein bis ans Ende der Welt.“

Danach löste Aragorn die Hand von dem Erbstück und klopfte mit der linken auf die Schulter seines jüngeren Vetter „Ich denke es ist an der Zeit unseren Aufbruch vorzubereiten.“
Titel: Nach Gondor, in den Krieg
Beitrag von: Fine am 10. Jan 2020, 15:43
"Wie aufregend," flüsterte Aerien Narissa zu, als Faramir die Krone Gondors enthüllte. Ehrfürchtig verfolgte sie den weiteren Verlauf der Ereignisse, die ihr mehr und mehr wie eine Art Zeremonie vorkamen. Als Aragorn geendet hatte, gab es spontanen Applaus, was sowohl Gandalf als auch Gimli zum Lachen brachte.
"Ehe ihr aufbrecht möchten wir euch alle an unsere Tafel einladen, um zu Mittag zu essen," sagte Königin Éowyn. "Dieser Augenblick ist zu besonders, um ihn nicht zumindest ein klein wenig zu feiern."
"Gut gesprochen!" lobte Gimli. "Nach all den Jahren der Entbehrlichkeit ist es schön, endlich wieder etwas Ordentliches zwischen die Zähne zu bekommen."
So kam es, dass Aerien und Narissa nebeneinander an der Tafel der Herrscher Rohans speisen durften. Helluin saß Narissa gegenüber, was Aerien gleichzeitig wunderte und freute. Sie freute sich, dass man Helluin nicht länger wie einen Gefangenen behandelte, doch sie wunderte sich, dass diese Veränderung so plötzlich passiert war.

Am gestrigen Abend war ihr, nachdem sie den Kerker verlassen hatte, Narissa keine fünf Minuten später auf den Straßen Aldburgs begegnet. Gemeinsam hatten sie die Gelegenheit für einen Abendspaziergang durch die lebhaften Straßen genutzt und sich gegenseitig von ihren Erlebnissen des Tages erzählt. So hatte Aerien von den neuen Bekanntschaften Narissas - ein Pärchen namens Amrothos und Irwyne - erfahren, und Narissa war über Helluin ins Bilde gesetzt worden. Beide waren sie an jenem Abend früh schlafen gegangen, denn noch immer spürten sie die Anstrengungen ihrer Reise nach Mordor deutlich - vor allem in den Beinen. Nach einem gemütlichen Frühstück am folgenden Morgen waren sie von der Königin persönlich in den Thronsaal gerufen worden, um den dortigen Ereignissen beizuwohnen.

Hatte Aerien anfänglich noch geglaubt, dass Narissa Vorbehalte gegenüber Helluin hegen könnte, wurde sie bald eines Besseren belehrt. Womöglich regte das exzellente Mahl die Gespräche an? Narissa unterhielt sich jedenfalls von Anfang an so offen wie es nun einmal ihre Art war mit dem Dúnadan, der ihr zunächst etwas reserviert, aber nach und nach immer bereitwilliger antwortete.
"Von der Weißen Insel habe ich noch nie gehört," sagte Helluin gerade, nachdem Narissa ihm von ihrer Heimat erzählt hatte. "Ich wusste zwar von Aragorns Angriff auf den Hafen von Umbar, aber die Details haben mir bis jetzt gefehlt. Natürlich erhielt ich von meiner Mutter Unterricht über die Geschichte des Südlichen Königreiches, doch..."
"In den Annalen von Gondor wird die Insel relativ schnell nicht mehr erwähnt," sagte Narissa. "Sie haben die Thelynrim vergessen. Und das, obwohl meine Vorfahren den Schiffskönigen unschätzbare Unterstützung in ihren Kriegen in Harad geleistet haben."
Helluin nickte sachte. Ehe er jedoch etwas entgegnen konnte, stellte Aerien eine Zwischenfrage. "Aragorn hat mir von deiner Mutter erzählt, Helluin, als ich das dritte Mal zu ihm in seiner Gefangenschaft kam. Und später traf ich in Ithilien eine Gruppe von Gondorern, die Erelieva kannten; tatsächlich war es der Name deiner Mutter, der ihren Anführer davon überzeugte, dass ich die Wahrheit sagte."
"Tatsächlich?" fragte Helluin, dessen Miene schwer zu deuten war. "Ich wusste, dass sie einige Zeit in Minas Tirith gewesen ist, aber nicht, dass sie unter den Partisanen von Ithilien gelebt hat."
"Ich weiß nicht viel über diese Zeit," antwortete Aerien. "Die Waldläufer vertrauten mir trotz Allem noch nicht wirklich. Sie sagten nur, dass Erelieva bei ihnen gewesen war und etwas von großem Wert aus Minas Tirith mitgebracht hatte."
Faramir, der gerade an ihren Sitzplätzen vorbeikam und eine große Karaffe mit Wein darin trug, sagte: "Ich kann dieses Rätsel lösen: Elea reiste von Ithilien über Dol Amroth bis nach Aldburg, wo sie mir das überreichte, was ihr vorhin gesehen habt: Eärnurs Krone, die nun wieder ihrem rechtmäßigen Besitzer gehört."
"Hmm," machte Aerien. "So also ist es gewesen. Doch wo ist Helluins Mutter jetzt?"
Bei diesen Worten ließ Helluin die Schultern sinken. "Sarumans Schergen nahmen sie auf der Ebene von Celebrant gefangen und schickten sie nach Moria."
Das erregte Gimlis Aufmerksamkeit, der neben Helluin saß. "Wie bitte? Soll das heißen, Saruman kontrolliert jetzt die Minen?"
Helluin nickte. "Sie sind sein wichtigster Machtsitz."
"Was ist das für ein Ort?" fragte Narissa neugierig.
"Eine alte Zwergenstätte," sagte Helluin wie beiläufig, ehe er erneut von Gimli unterbrochen wurde.
"Hör nicht auf ihn, Mädchen. Moria - oder Khazad-dûm, wie wir Zwerge es nennen, ist eines der Wunder der nördlichen Welt! Eine gewaltige, wunderschöne Stadt, mit Bergwerken, Schmieden, Waffenkammern, Thronsälen... und was tun die Menschen? Sie nennen es eine Mine." Er lachte schallend, ehe er wieder ernst wurde. "Wenn er Saruman in die Hände gefallen ist, fürchte ich um diesen Ort. Dieser Mistkerl verdirbt alles, was er berührt."
Narissa verschränkte die Arme. "Und in diese "Mine" hat man deine Mutter bringen lassen?" sagte sie zu Helluin, während Gimli mit den Augen rollte.
"Das war das Letzte, was ich hörte," antwortete Helluin niedergeschlagen. "Ich frage mich, ob sie noch immer dort ist, oder ob man ihr gestattet hat, nach Eriador zurückzukehren. Ich hoffe es jedenfalls."
Wie aus dem Nichts musste Aerien an ihre eigene Mutter denken. Und an das Messer in ihrem Bauch. Eiseskälte durchzuckte sie und sie verzog das Gesicht. Narissa fiel es beinahe sofort auf. Besorgt legte sie Aerien eine Hand auf den Oberschenkel.
"Es ist nichts," tat diese leise die Befürchtungen ab. "Es geht schon wieder." Demonstrativ schob sie sich ein Stück Brot in den Mund und kaute darauf herum. Sie sah Narissa an, dass diese ihr nicht so recht glaubte, doch für den Augenblick schien Narissa es dabei belassen zu wollen.
Helluin sagte, an Aerien gewandt: "Jedenfalls... verstehe ich nun, warum du sagtest, du bist ebenfalls númenorischer Abstammung, aber nicht aus dem Norden. Es muss schön sein, dort auf der Weißen Insel, von der ihr beide stammt."
In Narissas Augen erkannte Aerien die Frage, die ihre Freundin klugerweise unausgesprochen ließ. Sachte schüttelte sie den Kopf und sagte dann zu Helluin: "Jetzt, wo die meisten Kriegsverwüstungen verschwunden und Turm und Hafen wieder aufgebaut worden sind, ist Tol Thelyn wunderschön. Es ist die schönste Heimat, die ich je hatte."
"Es ist jedenfalls deutlich wärmer als hier," fügte Narissa hinzu. "Ich hätte nicht gedacht, dass der Wind so kalt werden kann wie er es auf den letzten Meilen vor Aldburg gewesen ist."
"Nun, es ist Winter," sagte Helluin. "Ich habe kältere Winde erlebt, in Arnors Norden. Ihr seid vermutlich einfach das heiße Klima Harads gewohnt."
Narissa nickte und stellte eine Frage: "Was wirst du nun tun, Helluin?"
Dieser nahm einen Schluck aus dem Krug, der vor ihm stand. "Ich werde nach jemandem suchen. Nach der, die mich von Sarumans Zauber befreit hat."
Narissa schien nachhaken zu wollen, doch ehe sie dazu kam, erhob sich Aragorn, der am Tischende saß. "Meine Freunde, ich danke euch für eure Gastfreundlichkeit und das reiche Mahl-" Éowyn und Faramir nickten. "-doch ich muss nun nach Gondor gehen, und ich weiß, dass Gandalf und Gimli mich begleiten wollen. Wie steht es um euch beide, Narissa und Aerien?"
"Wir gehen mit dir nach Gondor," sagte Narissa. Am Abend zuvor hatte Aerien mit ihr darüber gesprochen und sie waren sich einig darüber gewesen, in Aragorns Begleitung bis nach Dol Amroth zu gehen, denn vermutlich war es für beide am Besten, als Befreier des rechtmäßigen Königs ins Land zu kommen und hoffentlich - in Aeriens Fall - über alle Verdächtigungen erhaben zu sein. Wie es nach ihrer Ankunft weitergehen würde, wussten beide noch nicht. Aerien hegte allerdings den Verdacht, dass Narissa an eine Rückkehr zur Weißen Insel dachte. Sie selbst verspürte keinerlei Heimweh. Der Gedanke an die baldige Ankunft im freien Teil Gondors faszinierte sie. Sie konnte es kaum erwarten, nach Dol Amroth zu kommen und die Stadt der Schwanenfürsten mit eigenen Augen zu sehen.
Aragorn nickte zustimmend. "Das ist gut. Und du, Helluin? Wohin wird dein Weg dich führen?"
Helluin erhob sich und neigte kurz das Haupt. "Ich werde bis nach Edoras mitkommen. Dann möchte ich in Richtung Dunland abbiegen und meine Suche nach Kerry beginnen."
"Ich hatte mir gewünscht, du würdest mir in den Krieg nach Gondor folgen," meinte Aragorn. "Aber ich respektiere deinen Wunsch. Also sei es so," fügte er hinzu. "In zwei Stunden brechen wir auf. Wir werden uns bei den Stallungen sammeln, wo frische Pferde auf uns warten werden. Kommt nicht zu spät!"

Sie hatten nur wenig Gepäck, das sie zusammensuchen mussten. Aerien hatte jedoch noch etwas zu erledigen, ehe sie aus Aldburg abreisen konnte. Ihr alter, grauer Umhang war zerrissen und schmutzig, sodass er kaum noch Schutz vor dem kalten Wind bot. Gemeinsam mit Narissa suchte sie deshalb den Markt von Aldburg auf, um sich einen neuen Mantel zu kaufen. Von dem kermischen Gold war noch ein kleiner Rest übrig, der nach Aeriens Einschätzung dafür ausreichen sollte. Und es dauerte nicht lange, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte. Es war ein neuer, recht einfacher Umhang, in dunklem Rot, mit kleinen, silbrigen Verzierungungen an den Rändern. Als Aerien sich umdrehte, um das neue Kleidungsstück anzulegen und es Narissa vorzuführen, standen plötzlich zwei Menschen vor ihr: ein Gondorer in blausilbernem Gewand und Kettenhemd, und eine junge Frau in einem langen, grünen Kleid. Beide trugen Reiseumhänge. Hinter ihnen tauchte der Zauberer Gandalf aus der Menge auf.
"Oh, hallo ihr beiden," sagte Narissa erfreut. "Sieh nur, Aerien, ich hatte dir von ihnen erzählt: Das sind Amrothos und Irwyne."
Aerien erkannte gleich, dass der schwarzhaarige Gondorer nicht einfach nur "Amrothos" sein konnte - seine Kleidung war zu edel und seine Haltung glich eher der Faramirs oder Aragorns. Daher brachte Aerien rasch ihr durcheinander geratenes Haar in Ordnung und knickste. "Verzeiht, Herr," sagte sie. "Ich wusste nicht..."
"Schon gut, schon gut," lachte Amrothos. "Narissa hat offensichtlich ein Detail ausgelassen, wie mir scheint. Ich bin Amrothos von Dol Amroth. Und du musst Aerien sein, richtig?"
"So ist es," bestätigte Narissa, ehe Aerien die korrekte Antwort geben konnte. "Was führt euch drei hierher?" fragte sie mit einem Blick auf den Zauberer, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte.
"Mithrandir ist uns vor wenigen Minuten zufällig begegnet. Er scheint nach euch beiden gesucht zu haben," sagte Amrothos.
"In der Tat," sagte Gandalf. "Ihr Mädchen solltet euch sputen. Wir haben es eilig, und ihr seid spät dran."
"Eilig? Wo wollt ihr denn hin?" fragte Irwyne neugierig.
"Nach Gondor," sagte Narissa. "A-"
"Wir gehen nach Dol Amroth," sagte Aerien schnell. "In Mithrandirs Begleitung."
Amrothos und Irwyne wechselten einen Blick. "Dann könnten wir ja zusammen reisen!" sagte Irwyne erfreut. Sie suchte Gandalfs Blick. "Gandalf?"
"Ich habe nichts dagegen einzuwenden," sagte dieser. "Wie schnell könnt ihr beiden aufbruchsbereit sein?"
"Wir sind es schon," sagte Amrothos. "Wir waren gerade auf dem Weg zu den Stallungen, um nach unseren Pferden zu sehen."
"Dann kommt, alle miteinander," trieb der Zauberer sie an. "Wir wollen rasch aufbrechen."

Am Tor sammelte sich die um zwei Mitglieder vergrößerte Reisegruppe. Gandalf machte Amrothos und Irwyne mit Gimli und Helluin bekannt; Aragorn jedoch, der einen Umhang mit Kapuze trug, stellte er nur als "einen Freund" vor. Alle sattelten ihre Pferde und saßen auf. Glücklicherweise hatte sich der Wind gelegt und die Sonne war zwischen den Winterwolken hervorgekommen. So brachen sie am Nachmittag schließlich auf, um Aldburg in westlicher Richtung entlang der Straße nach Edoras zu verlassen...

Aerien, Narissa, Helluin, Gandalf, Aragorn, Gimli, Amrothos und Irwyne in die Ostfold (https://modding-union.com/index.php/topic,4159.msg476450.html#msg476450)