Rhias Start: (http://forum.modding-union.com/index.php?action=post;msg=40040;topic=1755.0)
Rhia schaute blinzelnd in die rote Abendsonne.
Es war ein schöner Tag. Über ihr zwitscherten einige Vögel und eine sanfte Brise strich über das Gras. Den ganzen Tag über war sie auf den Beinen gewesen und hatte verschiedene Tätigkeiten in Thal vollbracht. Nun war sie wieder auf dem Heimweg. Langsam schlenderte sie aus der Stadt Thal heraus, grüßte freundlich die Wachen an den Toren und folgte dem Weg, der zu dem Haus in dem sie wohnte führte. Wie anders war ihr Leben als damals, als sie gerade hier angekommen war. Das Leben war wie ein Selbstläufer geworden, nichts Schlimmes war mehr passiert. Leise stimmte sie ein Lied an, dass Brianna ihr beigebracht hatte.
„Thal, das war wirklich die Stadt meiner Träume,
dort wollt ich für immer und ewig wohnen
In jedem Haus gab es so schöne Räume
Schön genug, um die tägliche Arbeit zu entlohnen
Die Straßen versehen mit Gold
Die Kanäle gefüllt mit klarem Wasser
Dort war mir das Glück wirklich hold
Bis ich schließlich ihn fand und egal was er...
Ganz egal was er auch tun würde, ich versprach ihn zu begleiten
Bei jeder noch so großen Hürde, ich würde mit ihm reiten.
Doch schließlich war der weinende Tag gekommen
Als er dann den Weg zur Unsterblichkeit erklommen.
Verzweifelt rief ich nach ihm,
doch sein Geist war fest versperrt
Seite an Seite mit den Naugrim,
waren sie wie eingekerkert
Alle verbrannten sie in des Biestes Flamme,
doch er allein überlebte ohne eine Schramme,
Sein Geist allein blieb unantastbar
für des Drachens Lügen nicht fassbar...
Ein Held der Vergangenheit war in ihm wiedergeboren
Und ich, seine holde Maid, ich hatte ihn nun verloren.
Nun irre ich allein und verlassen durch die Wälder
Niemand sieht mich, niemand kennt mich.
Nichts hält mich mehr, mein Gatte, er ist nicht mehr.
Das bin nun ich, so wander†™ ich.“
Langsam verstummte sie. Die Sonne war nun vollends untergegangen und man sah nur noch, wie die Wolken rot angestrahlt wurden. Es war eines ihrer Lieblingsgedichte aus der Geschichte ihrer Namensgeberin. Nur wenige Tage nachdem sie die Sprache wiedergefunden hatte, hatte sie Brianna gebeten ihr Bücher in der Stadt zu besorgen, damit sie die gesamte Geschichte nachlesen konnte. Sie hatte so viel für sie getan. Ohne Brianna hätte sie nirgends wohnen können.
Rhia klopfte gegen die schwere Holztür und rief „Ich bin's“, danach trat sie ein paar Schritte zurück und wartete, dass ihre Freundin ihr aufmachen würde. Es dauerte auch nicht lange und sie hörte das knarrende Geräusch der aufschwingenden Tür. Sie trat ein und erkannte lächelnd, dass Brianna wieder die Katze auf dem Arm trug, die sie vor kurzem gefunden hatte.
„Du kommst von der Katzewohl gar nicht mehr los?“ fragte sie ihre Freundin, während sie ihren Mantel ablegte und in die Küche ging.
„Rhia... du weißt doch, diese Katze ist jung und würde dort draußen ohne unsere Hilfe sterben!“
„Ganz ruhig“ lachte Rhia. „Du weißt – ich mag das Kätzchen auch, ich hätte es wahrscheinlich ebenfalls geholt, damit es überlebt. Aber bevor du mir wieder eine Standpredigt hältst, dass ich versprochen hatte vor Sonnenuntergang hier zu sein lass mich bitte erst einmal wieder ankommen und ein, zwei Gläser Wasser trinken. Ein ganzer Tag in Thal und der Weg hin und zurück ist anstrengend.“
Zwinkernd setzte sie sich ein Glas mit Wasser an den Mund und trank es mit schnellen Schlucken aus.