Ceyda aus den umliegenden Bergen von Gorak (https://modding-union.com/index.php/topic,34964.msg467258.html#msg467258)
Ceyda konnte in der Nacht nicht wirklich schlafen. Das lag vermutlich daran, dass es sich so anhörte, als würde draußen ein Krieg toben. Sie und die Wachen von Rhiannon, welche sie auf dieser Reise begleiteten, waren gerade dabei gewesen, zwei Zimmer im Berghorn zu beziehen, als Kampfgeräusche an ihre Ohren gedrungen waren. Diese schienen vom Palast zu kommen und Ceyda hatte sich erinnert, das kurz zuvor alle Wachen Goraks zum Fürsten gerufen worden waren. Daraufhin hatten Rhiannons Wachen darauf bestanden, dass Ceyda sich in ihr Zimmer zurückzog, während sie der Sache auf den Grund gingen.Nur Teijo, der jüngste von Ceydas Begleitern, wurde zu ihrem Schutz zurückgelassen und bewachte nun die Tür.
Ceyda hatte es inzwischen aufgegeben, zu schlafen und stattdessen angefangen, sich aus Langeweile in dem Zimmer umzusehen. Es gefiel ihr nicht, alleine hier zurückgelassen worden zu sein, ohne zu wissen, was da draußen vor sich ging. Doch andererseits, war es hier drin vermutlich wesentlich sicherer als draußen auf den Straßen. Und kämpfen konnte sie ohnehin nicht. Von daher war es wohl das beste, dass sie sich jetzt hier in diesem Zimmer langweilte.
Sie zündete eine Kerze an, um besser sehen zu können. Dabei fielen ihre Augen auf etwas in der Wand, was ihr zuvor noch nicht aufgefallen war. Ein Vandale hatte dort ein paar Worte eingeritzt. Da sie ohnehin nichts besseres zu tun hatte, ging näher ran und versuchte die Worte zu entziffern.
„Die Mutter ist 21 Jahre älter als ihr Kind. In 6 Jahren wird das Kind 5mal jünger sein als die Mutter.
Frage: Wo ist der Vater“
Was zur Hölle? Ceyda dachte angestrengt nach. Sollte das bloß ein Scherz sein, oder verbarg sich dahinter tatsächlich ein Rätsel? „Die Mutter muss aktuell 21 Jähre älter als ihre Kind sein und in fünf Jahren dann fünf mal so alt wie ihr Kind, Das bedeutet auf jeden Fall, dass die Mutter eher jung sein muss, weil der aktuelle Altersunterschied ansonsten höher ausfallen müsste. Aber...“
Es klopfte laut an der Tür.
„HERRIN KONTIO! DAS ANWESEN DES FÜRSTEN WURDE NIEDERGEBRANNT. ES HEIßT, RADOMIR SEI TOT!“
„WOHER SOLL ICH DENN WISSEN, WO DER VERDAMMTE VATER IST?“
„WAS?“
„WAS?“
Ceyda schüttelte den Kopf. Erst jetzt wurde ihr klar, was sie gerade gehört hatte. Sie warf sich schnell ihren Morgenmantel über und öffnete die Tür.
„Was erzählst du da?“, fragte sie so ruhig, wie sie es in diesem Moment nur konnte.
„Die anderen sind eben zurückgekehrt“, begann Teijo. „Sie haben es gesehen. Eine riesige Meute hatte sich vor Radomirs Anwesen versammelt und ihm die Hölle heiß gemacht. Dann fingen auch die Sklaven an zu rebellieren und noch ehe die Anderen genau wussten, was passiert war, brannte das Anwesen bereits und ein Kampf war ausgebrochen. Auf einmal war es, als wäre die ganze Stadt durchgedreht.“
„Und Radomir ist tatsächlich tot?“
„Das wissen wir nicht sicher. Aber das Anwesen ist komplett in sich zusammengestürzt und die ganze Stadt wollte ihn tot sehen. Wenn er in dem Anwesen war, dann lebt er jetzt nicht mehr.“
„Die ganze Stadt wollte ihn tot sehen? Was hat Rhiannons Bruder hier nur gemacht, um etwas Derartiges auszulösen?“
„Das würde ich auch gerne Wissen.“
„Wie spät ist es jetzt?“
„Fast vier Uhr.“
„Okay! Dann würde ich sagen, wir versuchen jetzt alle noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Morgen früh machen wir uns dann gemeinsam auf zum Anwesen. Ich will sehen, ob wir irgenetwas tun können. Und ich muss wissen, ob Radomir wirklich tot ist“, erklärte Ceyda.
„Alles klar. Ich wünsche ihnen eine Gute Nacht, Herrin Kontio“, gab Teijo zurück.
Ceyda wachte schon früh am Morgen auf. Ihr Blick fiel dabei sofort auf das seltsame Rätsel an der Wand. „Bestimmt nur ein dummer Scherz“, dachte sie, während sie aufstand und begann, sich anzuziehen. Sie hörte bereits, wie zwei von Rhiannons Leuten sich vor ihrer Tür unterhielten. Vermutlich hatten sie es nicht lassen können und die ganze Nacht über ihr Zimmer bewacht. Einerseits war sie dankbar dafür, dass diese Männer so gut auf sie aufpassten, doch andererseits fühlte sie sich ein wenig unwohl bei dem Gedanken, 'Untergebene' zu haben. Sie selbst war einst nur die Tochter eines Bauern gewesen und wusste, wie es sich anfühlte, wenn Höhergestellte auf einen hinabsahen. Und jetzt war sie selbst eine solche Höhergestellte.
„Aber ich bin anders!, sagte Ceyda zu sich selbst. „Ich werde niemals auf Leute hinabsehen, nur weil sie dem Rang nach unter mir stehen. Außer vielleicht auf Zwerge. Aber das hat dann mehr etwas mit der Körpergröße zu tun.“.
Ceyda gluckste über ihren eigenen Scherz. Und gleichzeitig nahm sie sich vor, den Wachen von Rhiannon deren formelle Ausdrucksweise ihr Gegenüber auszutreiben. Sie mochte es nicht, mit „Herrin Kontio“ angesprochen zu werden. Zumal sie bei dem Klang ihres Nachnamens immer an Jari denken musste. Und dabei war sie doch gerade nach Gorak gefahren, um sich ein wenig abzulenken.
Ein paar Minuten später hatte Ceyda sich fertig gemacht und begab sich nach draußen, wo Rhiannons Wachen bereits auf sie warteten. Gemeinsam gingen sie nach unten in das Lokal, wo zwei junge Frauen und ein mittelalter Mann gemeinsam frühstückten. Ceyda glaubte, die jüngere Frau an dem Tisch schon einmal gesehen zu haben, konnte sie im Moment jedoch nicht einordnen. Und noch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, hatten sie das Lokal schon verlassen.
Die Straßen sahen so aus, als hätte ein heftiger Sturm die Stadt heimgesucht. Fenster waren zersplittert, Gegenstände lagen wild verstreut auf dem Boden und an vielen Stellen hatten sich Wassermengen gebildet. Letzteres diente wohl dem Löschen von Bränden, überlegte Ceyda, die in der Ferne immer noch Rauch aufsteigen sah. Es schien, als hätte sich die Situation immer noch nicht komplett beruhigt, auch wenn die meisten Stadtbewohner im Moment wohl Schutz in ihren Häusern suchten oder noch schliefen. Jedenfalls war es um sie herum einigermaßen ruhig. Und die paar Menschen, die ihnen begegneten, schienen sich nicht großartig um sie zu scheren. Ceyda hatte Rhiannons Wachen angewiesen, sich unauffällig zu kleiden und nur kleine Waffen mitzunehmen, die sie verbergen konnten. Sie befürchtete, dass Männer in Wachmontur in Gorak zurzeit nicht allzu gut ankamen.
Ein paar Minuten später erreichte die Gruppe das niedergebrannte Anwesen von Fürst Radomir. Und es dauerte nicht lange, bis Ceyda fand, wonach sie gesucht hatte. Er befand sich vor dem Eingangstor... Ausgezogen und an eine Holzkonstruktion gefesselt blickte die Leiche des ehemaligen Fürsten von Radomir auf Ceyda hinab. Sie konnte nicht hinsehen. Egal wie schrecklich dieser Mann zu Lebzeiten gewesen war... So etwas hatte im Tod niemand verdient. Ceyda wusste nicht recht, was sie denken sollte. Nach allem was sie gesehen und gehört hatte, war dieser Mann die Schlimmste Sorte Herrscher gewesen, die sie sich vorstellen konnte. Aber war dieses Chaos wirklich die bessere Alternative? Sie blickte auf das zusammengestürzte Anwesen und die unzähligen Leichen, die sich drumherum und vermutlich auch drinnen befanden. War es das wirklich wert? Gab es keinen besseren Weg, einen Tyrann abzusetzen?
Ceyda ins Anwesen der Kontios in Gortharia (https://modding-union.com/index.php/topic,35513.msg470315.html#msg470315l)