Cyneric aus den Verliesen des Palastes (http://modding-union.com/index.php/topic,15300.msg453113.html#msg453113)
Ryltha und Milva von den Straßen Gortharias (http://modding-union.com/index.php/topic,25849.msg453312.html#msg453312)
Cyneric genoss frühe Schichten. Normalerweise waren sie ruhiger als die späteren Stunden, und das war auch in Gortharia der Fall. Der Palast wurde ohnehin nur selten von Bittstellern aufgesucht. Vielmehr war es an diesem Morgen ein Kommen und Gehen von Höflingen, Adeligen und anderen Würdenträgern, die jedoch alle von den Gardisten ohne weiteres eingelassen wurden. Es ging im Palast das Gerücht, dass der Rat der Zehn der königlichen Attentätergilde deutlich mehr Geldmittel zur Verfügung gestellt hatte und dass diese nun ein wachsames Auge auf jene hatten, die im Palast ein- und ausgingen. Die Gardisten waren daher von Kommandant Rauno "Rog" angewiesen worden, Hochgestellte ohne Kontrolle einzulassen, da die Gilde der Messer des Königs die Identitäten aller, die etwas im Palast zu schaffen hatten, selbst überprüfen würde.
Orvar stand neben Cyneric und raunte ihn hin und wieder pikante Details über diverse Besucher zu. Und nicht zuletzt deswegen verging die Schicht wie im Flug.
Cyneric verstaute seine Waffen und Rüstung wie gewohnt neben seinem Schlafplatz und war erstaunt, Teressa auf seinem Bett sitzend vorzufinden. Die Schattenläuferin trug die unscheinbare Kleidung einer einfachen Bediensteten des Palasts und stand rasch auf, als Cyneric in den Raum kam.
"Hallo," sagte sie und wirkte diesmal deutlich weniger ausdruckslos. "Ryltha schickt mich. Du sollst so bald es geht in den Garten kommen, wo du Lilja zum ersten Mal getroffen hast."
Cyneric erinnerte sich wie er dabei gewesen war, als Ryltha einen Adligen aus dem Fürstentum Dervesalend ermordet hatte. Er fragte sich, was ihn wohl diesmal dort erwarten würde: immerhin war es Mittag, und nicht Mitternacht wie bei seinem letzten Besuch in den Palastgärten.
"Noch etwas," sagte Teressa leise. "Mein Name ist Salia. Erinnere mich daran, wenn wir uns das nächste Mal wiedersehen." Ihr Tonfall war schwer zu deuten, doch Cyneric nickte. Salia erwiderte die Geste, atmete einmal tief durch und eilte dann hinaus, eher er Fragen stellen konnte.
In den Gärten angekommen fand er Ryltha vor, die mit einer Cyneric unbekannten blonden Frau an einem der Tische saß und offenbar Tee trank. Ryltha trug ein ansehnliches blaues Kleid, während die andere Dame ein weinrotes Kleid anhatte. Cyneric umrundete den Tisch und konnte nun einen Blick auf ihr Gesicht werfen.
"Moment mal... Milva? Bist du das?" fragte er etwas durcheinander. Die Blondine machte ein etwas betretenes Gesicht und er konnte deutlich sehen, dass sie sich in dem Aufzug eher unbehaglich fühlte.
"Kommandantin Ryltha hat darauf bestanden," erklärte sie und zupfte verlegen an dem Kleid.
"Hier im Palast ist dein Name Veijana, schon vergessen?" warf Ryltha streng ein. "Du musst dich schon an das halten, was ich dir sage."
"Was ist der Grund für dieses Treffen?" fragte Cyneric und setzte sich auf den Stuhl, den Ryltha ihm anbot.
"Ein kleiner Plausch unter Freunden," entgegnete die Schattenläuferin fröhlich. "Als hochrangiges Mitglied der Armee darf ich mir Bedienstete in den Palast mitbringen, und wenn ich einen Tee mit einem der Gardisten trinke, wird das zwar Gerüchte auslösen, aber keine schlimmen. Es ist ganz normal, dass sich Offiziere auch mal bei ihren Untergebenen nach Partnern umsehen, und die Gardisten des Königs sind ja sowieso für ihre Ausdauer bekannt. Es wird also Gerede geben, aber das wird uns dabei helfen, den wahren Zweck unseres Treffens zu verschleiern."
"Und der wäre?" frage Milva etwas ungehalten.
"Zunächst einmal haben wir eine Anweisung von Merîl erhalten, dich betreffend, Milva. Du sollst bei einer älteren Adeligen als Jägerin eingeschleust werden - das wurde bereits in Bewegung gesetzt und ich werde dir nachher erklären, um wen es sich dabei handelt und wo ihr Anwesen liegt. Dabei geht es darum, dass diese Adelige zwei Erben hat. Über lang oder kurz ist es dein Auftrag, dafür zu sorgen, dass... der Richtige der beiden alles erbt."
Milva kniff nachdenklich die Augen zusammen. "Bei der Jagd kann es schon mal zu Unfällen kommen..." sagte sie langsam.
"Sehr gut, du denkst mit, Milva," lobte Ryltha. "Ich sehe schon, du wirst mit der Angelegenheit gut zurecht kommen."
In wenigen schnellen Sätzen erklärte die Schattenläuferin Milva die wichtigsten Details zu der Adeligen, bei der sie arbeiten würde. Dann wandte sich Ryltha an Cyneric. "Für dich gibt es momentan nur eines zu tun: halte weiter die Augen offen. Du hast in letzter Zeit einige... interessante Kontakte geknüpft; es kann sein, dass sich hier womöglich eine Gelegenheit für uns ergibt, weitere Verbündete zu gewinnen." Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern und fuhr fort: "Obwohl jetzt die Schwarze Rose auf unserer Seite steht und uns unterstützt, ist es wichtig, dass wir trotzdem weiterhin aufmerksam auf solche Gelegenheiten bleiben."
Ryltha machte eine Pause und trank in aller Ruhe ihren Tee leer. Dann sagte sie: "Ihr habt vielleicht schon davon gehört, dass der königliche Gilde der Messer zusätzliche Mittel zugesprochen wurden. Das hat der Rat der Zehn nach einer langen Beratung beschlossen, und der Herr der Münzen hat sich bis zuletzt dagegen gewehrt. Am Ende war es der Ewige Berater, der Zauberer, der ihn wohl mit einem seiner Tricks dazu gebracht hat, sich der Mehrheit zu beugen. Jedenfalls sind das schlechte Nachrichten für uns, denn damit werden unsere Feinde zahlreicher werden. Es gab irgendwo in der Stadt - genau weiß ich es nicht, ich habe es von einem Mitglied der Schwarzen Rose gehört - einen Angriff der königlichen Attentäter auf eine der kleineren Untergrundbewegungen; sie verschwenden also keinerlei Zeit. Mór und mich haben sie, wie den Großteil des königlichen Hofes, schon gründlich überprüft; aber natürlich hätten sie deutlich früher aufstehen müssen um da irgendwas verdächtiges zu finden. Wir waren am Erebor dabei und gelten unter anderem deswegen als sauber, zumal wir dem König bei unserer Rückkehr einen wichtigen Deserteur ausgeliefert haben. Das hat damals auch übrigens zu meiner Beförderung gerührt. Jedenfalls will ich, dass du vorsichtig bist, Cyneric. Unsere Feinde schlafen nicht. Halte Augen und Ohren offen nach Verbündeten, aber bring sie erst zu mir, eher du ihnen irgendetwas über die Schattenläufer erklärst, hast du verstanden?"
Cyneric nickte. Milva hingegen nutzte die Pause und fragte: "Wer sind die Schattenläufer eigentlich? Ich habe das grundsätzliche Ziel verstanden, das deine Freunde für Rhûn verfolgen, aber ich wüsste dennoch gerne mehr über euch. Wer erteilt euch die Befehle und wieviele seid ihr eigentlich?"
"Es gibt stets drei, die Merîls Willen dienen," sagte Ryltha mit Bedacht. "Mór, die Dunkelheit, Daé, der Schatten, und Rant, der Fluss. Du hast Merîl gestern ja gesehen, Cyneric - zumindest in ihrer derzeitigen Gestalt."
"Das klingt ja alles schön und gut, aber ihr könnt doch nicht wirklich nur drei sein. Und wer ist Cyneric in dieser Aufzählung? Der Fluss?" wunderte sich Milva.
"Nein, ich bin Rant," entgegnete Ryltha. "Zumindest momentan. Meine Schwestern und ich sind dafür bekannt, öfter mal die Rollen zu tauschen. Du wirst die anderen beiden auch noch kennenlernen, wenn die Zeit reif ist. Cyneric und einige andere - darunter du selbst, Veijana - sind nicht Teil der Drei sondern Verbündete, mit denen wir sicherlich einige, aber bei weitem nicht alle Geheimnisse teilen. Fürs erste musst du nur deinen Auftrag kennen. Belohnungen und weitere Antworten wird es geben, wenn du dich als weiterhin vertrauenswürdig erwiesen hast."
"Also schön," sagte Milva, stand auf und strich ihr Kleid glatt. "Dann sollte ich zusehen, dass ich diesen lächerlichen Aufzug los werde und in normalen Sachen bei besagter Adeligen aufkreuze."
"Das ist die richtige Einstellung," lobte Ryltha. "Damit wirst du es noch weit bringen."
Cyneric brachte Milva auf Rylthas Anordnung hin zum Gartentor. "Viel Glück," wünschte er ihr, ehe sie in den vollen Straßen der Stadt verschwand. Als er an den Tisch zurückkehrte, wo Ryltha ihren Tee getrunken hatte, fand er dort nur noch einen kleinen Zettel vor, auf dem stand:
Weitere Anweisungen folgen beizeiten. Vorerst Kopf einziehen und unauffällig bleiben. Augen nach Tiana offen halten. Rant.
Nachdenklich zerknüllte Cyneric den Zettel und ließ ihn in einem der Teiche verschwinden. Er fragte sich, was die Gastwirtin des Zweibeins mit all dem zu tun haben mochte...
Milva zurück auf die Straßen der Stadt (http://modding-union.com/index.php/topic,25849.msg453416.html#msg453416)