Brianna und Paola von den Straßen Minas Tiriths (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,32699.msg210697.html#msg210697)
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin?
Lerchengleich war die Stimme der Frau mit dem haselnussbraunen Haar, die auf der kleinen Holzbühne stand und die Töne in die Luft entließ. Sie umschwirrten die Leute, die sich auf den kleinen Platz versammelt hatten, der den Namen “Rabenplatz“ trug und den König der Raben Carc gewidmet war.
Bezaubert von der schönen Stimme applaudierten die Leute und in Ekstase schrien sie den Namen Joana Rosenstimme.
Brianna saß auf den großen Weinfass und biss in den prallen Apfel, den ihr der Wolkentänzer geschenkt hatte.
„ Na du kleine Feuerhexe?“, sagte er und wuschelte ihr durchs lockige Haar.
„ Deine Mutter singt heute wieder wunderbar. Schau nur, wie die Leute schreien vor Begeisterung. Das gibt heute viel Trinkgeld für sie“, brummte der kräftige Mann und genehmigte sich nun selbst einen Bissen seines Apfels.
Mit großen, braunen Augen musterte das junge Mädchen den Wolkentänzer, denn noch immer war sie fasziniert, dass so ein stämmiger Mann, wie eine Feder auf dem dünnen Seil tanzen konnte. Nach einiger Zeit entgegnete sie heiter, „ Ja das stimmt wohl!“.
Joana verbeugte sich vor dem Publikum und gab noch eine kleine Zugabe, auf das Drängen der Marktbesucher hin.
„ Brianna, ich mach mich jetzt dann mal ein wenig locker. Nach deinem Vater, darf ich auftreten“, brummte der Wolkentänzer, streichelte ihr noch einmal durchs Haar und stapfte schweren Schrittes davon. Es war ein warmer Frühlingstag und die ersten Krokusse sprossen bereits aus den ehemals vereisten Boden und sorgten für farbige Abwechslung auf den noch bräunlichen Wiesen.
„ Wer bin ich?“.
Ein Schreck durchfuhr Briannas Körper, der aber sofort vor einem Gefühl inniger Geborgenheit verdrängt wurde. Die rauen Hände ihres Vaters und die bassige Stimme ihres Vaters würde sie stets erkennen. Manchmal dachte sie, dass seine Stimme so tief war, weil ihm das Feuer den Rachen verrußt hatte.
„Prinzessin halt mal still. Ich hab was für dich“, flüsterte er ihr ins Ohr und obwohl Brianna das Gesicht ihres Vaters nicht sehen konnte, wusste sie, dass er sein breitestes Grinsen aufgesetzt hatte.
Das Metall fühlte sich kalt an, aber als das silberne Emblem um ihren Hals baumelte wollte sie es nie mehr missen.
„ Jetzt ist es dann wohl soweit, du bist offiziell eine Spielfrau“, schmunzelte ihr Vater und er stellte sich neben sie. Sie warf den Apfelbutzen weg und lehnte sich an ihn. Er war das komplette Gegenteil des Wolkentänzers, vielmehr so hätte man sich einen Seiltänzer vorstellen müssen. Er war groß, drahtig und schlank.
„ Deine Mutter sieht wunderschön aus. Ich liebe sie von Tag zu Tag mehr“, murmelte ihr und Brianna lächelte, als er in seinen Augen erkannte, wie verliebt er in Joana war, die jetzt Platz für den Feuertänzer, ihren Vater, machte.
„ Ein Glas Wein für Sie und Zitronentee für Sie“, brummte der dicke Wirt der Taverne „Zum schwarzen Bären“ und auch wenn Brianna den Ursprung für den Namen nicht kannte, ahnte sie, dass der Wirt selbst der Taverne wohl ihren Namen gegeben hatte.
„Danke“, erwiderte Paola kühl und zog das Glas zu sich und setzte es an die purpurroten Lippen. Brianna starrte fasziniert auf die Lippen der Kurtisane, denn sie konnte nicht sicher sagen, was röter war. Die Lippen oder der blutrote Wein, der eben jene benetzte.
Sie hatten sich einen Tisch in einer der dunkleren Ecke der Taverne genommen und obwohl es noch früh war, verschluckten die schweren, dunkelgrünen Vorhänge jegliches Tageslicht.
„ Paola, was wird das Ganze für Konsequenzen haben?“, warf Brianna prompt ins Gespräch, aber die Kurtisane konnte nicht einmal antworten, da kam eine Gruppe junger Menschen lautstark in die Taverne gestolpert. Es waren um die Sechs Jugendliche, Männer wie Frauen, die lautstark grölten.
„ Verfluchter Herumor, Verfluchte Mordorbesatzung. Wir sollten die alle mal ihren eigenen Galgen spüren lassen“, verkündete ein schwarzhaariger ausgemergelter Junge. Seine Begleiter stimmten ihm zu und gemeinsam nahmen sie einen Tisch auf der anderen Seite der Taverne.
„ Ganz ehrlich Brianna, ich weiß es nicht. Es wird Konsequenzen mit sich ziehen, aber wie sich das ganze äußert kann ich nicht sagen. Die Zahl der Opportunisten wird auf jeden Fall steigen, als Angst davor selbst am Galgen zu landen“, flüsterte Paola, um die Aufmerksamkeit der Gruppe nicht auf die beiden zu ziehen. Brianna nickte nur und wollte den Tee an ihre Lippen fühlen, als eine Frau am Tisch der Gruppe die Faust auf die Tischplatte schlug: „ Verdammt nochmal. Wir müssen was unternehmen. Wir sollten diesen Schweinen klar machen, dass es so nicht weitergehen kann. Zur Not mit Gewalt!“. Wieder gab es nur monotone Zustimmung und lautstarke Beteuerungen.
„ Aber…aber“, fing Paola zögerlich an, „ich glaube es geht dir, um die Konsequenzen für eine bestimmte Person, nicht wahr?“.
„Brianna warte! Du kannst da nicht rauf!“, rief der Wolkentänzer und hielt die, im Vergleich zu seiner stämmigen Erscheinung, elfengleiche Brianna fest, die versuchte sich seinen vehementen Griff zu entwinden.
„ Lass mich!“, fauchte Brianna ihn an, „ Ich muss zu ihnen!“.
Der Wolkentänzer schwieg und ließ das achtzehnjährige Mädchen sich austoben. Nach wenigen Minuten, in denen Brianna gedankenlos den Wolkentänzer beschimpfte und wutentbrannt versuchte sich dem gnadenlosen Griff zu entwinden, erschlaffte sie auf einmal und gab den stummen Bitten des Wolkentänzers nach. Auf einmal wand sie sich in seinen Armen und presste sich fest an seinen Felsenähnlichen Körper. Jedoch weinte sie nicht.
„ Ruhig, ruhig! Sie haben dich wirklich geliebt meine Kleine!“, flüsterte der Wolkentänzer und es schien fast so, als würde er nun Briannas Tränen austragen, denn sie fühlte, wie winzige Tropfen auf ihren Kopf fielen.
Er küsste sie aufs Haupt und wisperte, „ Sie hab dich geliebt, Tochter des Feuers und des Gesangs!“.
„ Entschuldige, aber was hast du gesagt?“, sagte Brianna, leicht abwesend und verdutzt. Aber wieder unterbrach der laute Tisch ihre Konversation, als plötzlich ein Streit zwischen der Gruppe und einem kleinen Zweiertisch entbrannte. Man vernahm nur die tiefe Stimme des jungen Mannes, der bereits zu Beginn gesprochen hatte.
„ Was habt ihr zwei gesagt?! Dass es gut so ist, dass das verlogene Pack aus Dol Amroth gehängt wird?!“.
Der Mann aus der Zweiergruppe, der mindestens zwei Köpfe größer und zehn Jahre älter war stand auf und schubste den Jungen zurück. „ Jawohl das hab ich! Gesindel, die nur noch größeren Zorn Saurons auf sich gezogen haben, weil sie sich immer noch widersetzen. Wann akzeptiert ihr endlich, dass wir froh sein können, dass wir überhaupt noch leben. Sauron ist hierbei unsere leidvolle Zukunft…daran ist nichts zu ändern. Wir sollten froh sei, dass er so gnäd--“.
Paola erschrak so sehr, dass sie ihr Weinglas umstieß, als die junge Frau dem Mann ihren Bierkrug übergezogen hatte. Er knickte augenblicklich zusammen.
Brianna sah das Folgende nur noch Bruchstückhaft.
„Kann ich ihnen helfen?“, fragte Brianna erstaunt, als die junge Frau ihr Haus betrat. Sie war in dunkle Roben gehüllt und musterte ihren Hof, der am Rande von Thal stand, nur stumm und erwiderte kein Wort, auf Briannas Frage.
Sie lebte erst seit wenigen Wochen hier draußen, nachdem sie ihr zuhause und ihren Kräuterladen dorthin verlagert hatte. Sie bekam einen kleinen Schock, als die Frau, die eindeutig ein Ostling war, plötzlich vor der mit Zedernholz verkleideten Theke stand.
„ Ich bräuchte folgende Dinge, habe Sie sie da?“
Irritiert nahm sie das Stück Pergament entgegen, welches ihr die Frau hinhielt und ihre braunen Augen flogen über die, mit schwarzer Tinte geschriebenen, filigranen Buchstaben.
„ Bei zwei bis drei Dingen muss ich erst nachschauen“, antwortete Brianna höflich und verschwand in ihrem Vorratsraum und packte die gewünschten Kräuter und Pulver in einen kleinen Korb.
„ Sie hatten Glück, ich habe noch alles auf Lager gehabt. Das würde dann insgesamt…“.
Aber die östliche Frau legte einen prallgefüllten Beutel voller Goldmünzen auf den Tresen, bedankte sich, nahm den Korb und legte einen Brief auf den Tresen. Nur ein kurzes Auf Wiedersehen entfuhr ihr, bevor sie Briannas Hof verließ.
Dem Brief entnahm Brianna, das die Frau wohl Akasha hieß und sie jetzt öfters besuchen würde.
Paola und Brianna waren noch gerade so aus der Taverne entkommen, denn der Streit zwischen den beiden Tischen hätte sich bald zu einer Prügelei fast aller Anwesenden geführt. Die Kurtisane hatte Brianna an der Hand genommen und sie waren durch den Hintereingang verschwunden.
„ Hier hast du deine Konsequenzen“, keuchte Paola, die einen kalkweißen Gesichtston angenommen hatte, wodurch ihre Lippen nun förmlich brannten. „ Lass uns nach Hause gehen!“.
Brianna und Paola zu Briannas Wohnung (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,5978.msg218284.html#msg218284)