Brianna aus den Häusern der Heilung (http://forum.modding-union.com/index.php/topic,17109.msg183825.html#msg183825)
Liebste Brianna,
es tut mir leid, aber ich konnte deine Rückkehr aus Thal nicht mehr abwarten. Ein Auftrag von dringlichster Stufe hat mich dazu bewegt Minas Tirith zu verlassen und nach Dol Amroth zu reisen. Ich hoffe mein Aufenthalt dort wird nicht allzu lange dauern, aber das kann ich im Vorhinein nicht sagen. Ich liebe dich von ganzen Herzen und wir sehen uns bald wieder.
In liebe
Araloth
Brianna las den Zettel fast jeden einzelnen Tag in den letzten 2 Monaten, seitdem sie Araloth nicht mehr gesehen hatte. Sie war spätabends, völlig durchnässt von einem sommerlichen Gewitter, in ihre Wohnung gekommen und hatte ihn auf dem Bett, neben einer Sonnenblume, gefunden. Der Zettel war bereits ein wenig verknittert und vergilbt, was wohl daran lag, dass sie ihn in der Küche angeheftet hatte.
Sie stieß einen kleinen Seufzer aus und band ihre Haare zusammen, bevor sie den Topf voll Wasser auf die kleine Flamme stellte. Ihre Fingerspitzen trommelten leise auf den verschiedenen Behältern, bevor sie einen mit frischem Dill fand, den sie erst gestern aus ihrem kleinen Kräutergarten gepflückt hatte. Die Flammen leckten sachte am pechschwarzen Topf entlang und eine angenehme Wärme breitete sich in der kleinen Küche aus. Sie hatte den Dill bereits ganz fein geschnitten, als sie das Messer beiseitelegte und aus dem Fenster blickte. Ein dichter Nebel hing in der Stadt und Brianna konnte kaum in ihren Garten blicken, so dicht war das Nebelfeld. Trübsal blasend legte sie sich die Zucchini, Zwiebeln und Karotten zurecht, die sie händeringend am Markt erhalten hatte und fing an alles fein säuberlich zu putzen und in Würfel zu schneiden, bevor sie es in Olivenöl einlegte. Brianna schraubte das Glas, mit dem Dill wieder zu, und stellte es hinter die Gewürzdosen, die sie aus Thal mitgebracht hatte.
Ihre Reise nach Thal war gut verlaufen. Kurz nachdem sie den Laden gekauft hatte, mietete sie sich bei einem Bauer einen kleinen Planwagen und ein Pferd, um ihre Habseligkeiten aus dem einsamen Hof am Rande Thals zu holen.
Sie war erstaun gewesen, dass der Hof nicht wieder aufgebaut worden war, aber da erfuhr sie von einem Wanderer, dass Thal gefallen sei und der Erebor immer noch belagert werden würe. Es versetzte ihr einen kleinen Stich, als sie sich vorstellte, wie viele Unschuldige durch die Schwerter der Ostlinge gefallen waren, aber sie hatte keine Zeit um sie zu trauern. Ihre Zukunft lag weiter im Süden, in der weißen Stadt. Eine gemeinsame Zukunft mit Araloth und Elea, eine halbwegs friedliche Zukunft. Unter den Dielen hatte sich das meiste ihrer Gewürzsäcke gehalten und sie belud fast den halben Planwagen mit Säcken, Amphoren und Schatullen, voll edelster Kräuter und Geld, welches sie eingenommen hatte. Auch hatte sie jetzt die Möglichkeit ihre vielen Bücher, voller Rezepte, mitzunehmen.
Das kochende Wasser riss sie aus ihren Gedanken und schnell ließ sie das gewürfelte Gemüse in die Suppe gleiten, bevor sie noch ein paar Lorbeerblätter dazu gab.
Gut das muss dann jetzt ungefähr Fünfzehn Minuten köcheln. Dann kann ich währenddessen noch die Wäsche von der Leine nehmen. Die wird bei dem Wetter draußen eh nicht mehr trocken
Sie hatte sich gerade den zitronengelben Mantel übergeworfen, als sie einen leisen Frauenschrei hörte. Blitzartig rannte sie zur Tür heraus und blickte sich um, in der Hoffnung den Ursprung des Schreis lokalisieren zu können, aber der Nebel verschluckte die Spielmannsgasse und so entschied sie sich instinktiv eine Gasse weiter zu rennen.
Brianna wäre fast über das am Boden liegende Mädchen gestolpert, so schlecht war die Sicht. An ihrem tief ausgeschnittenen Kleid erkannte Brianna, dass es eine der Kurtisanen war, die nur zwei Gassen weiter wohnten.
„ Oh mein Gott ist alles in Ordnung? Was ist passiert“, keuchte Brianna und vor Kälte konnte sie ihren eigenen Atem sehen.
Das Mädchen am Boden wimmerte nur leise und als sich Brianna herunter bückte konnte sie die rot-verquollenen Augen sehen. Sie versuchte dem Mädchen aufzuhelfen, aber als sie sie an der Hüfte berührte griff sie in den feuchten Stoff. Er hatte sich bereits voll Blut gesaugt.
„ Hilfe ist hier jemand?“, rief Brianna, die es allein nicht schaffte das wimmernde Mädchen, das sich so schwer wie ein Sack Kartoffeln machte, aufzuheben.
Erleichtert blickte sie nach rechts als sie Schritte hörte.
„ Ist da noch eine von den Mädchen“, grunzte eine barbarische Stimme. Und Brianna riss die Augen weit auf, als sie durch den Nebel die gedrungene Form zweier Orks erkannte.
„ Schau dir die mal an! Die is ja noch hübscher als die andere!“, jubelte der andere, der größer zu sein schien, mit höhnischer Stimme.
„ Ha-habt ihr dem Mädchen das angetan?“, fragte Brianna, provozierender als sie es beabsichtigt hatte.
Brianna du bist so dumm! Du hast nicht einmal dein Messer dabei und jetzt legst du dich mit zwei Orks an, die gerade erst eine Kurtisane vor deinen Augen abgestochen haben. Und hier scheint auch niemand zu sein
Der größere der beiden blickte sie mit herablassendem Blick an, bevor er nur verächtlich schnaubte. Mit grunzenden Tönen kamen sie näher. Das Herz pochte Brianna bis zum Hals, sie wollte sich bewegen, konnte es aber nicht. Stattdessen verkrampften sich ihre Hände im Stoff des Mädchens, welche zu ihren Füßen lag. Ihre Finger waren von Blut bereits getränkt und ihre Gedanken rasten, während die zwei Gestalten auf sie zu schlichen.
Komm schon Brianna! Mach es wie in Thal. Dort bist du über dich hinaus gewachsen
Ihr Blick huschte panisch umher, doch in der Gasse lag nichts mit dem man, sich hätte nur ansatzweise verteidigen können. Ihre rechte Hand wanderte in ihre Manteltasche und ertastete etwas Kleines, Rundliches.
Ihre Finger schlossen sich darum, und flink warf sie es einem der Orks ins Gesicht. Die Zwiebel traf dem Orks zwar ins Auge, aber es hielt ihn nicht auf, sondern machte ihn nur noch aufmüpfiger.
Brianna hätte ihren Kopf im selben Moment am liebsten gegen die Wand geschlagen, so dämlich kam sie sich vor.
„ Das Mädchen hat Mumm in den Knochen, aber mit Gemüse wirst du dich auch nicht retten können“, brüllte der kleinere Ork, doch bevor er zum Sprint ansetzen konnte, ging er quiekend zu Boden. Auch der größere der beiden ging zu Boden, wobei er sich keuchend die Kehle hielt. Brianna erkannte, dass ihm die Kehle durchtrennt worden war. Erstaunt blickte sie in den Nebel, um ihren tapferen Retter zu Gesicht zu bekommen.
Doch es war kein Mann, der aus dem Nebel trat, sondern eine Frau mit hüftlangen braunem Haar, gekleidet in roten Satin. In ihrer rechten hielt die große Frau einen Dolch, an dessen Spitze Blut herabtropfte.
„ Vielen Dank“, murmelte Brianna, bevor sie gemeinsam das Mädchen hochhievten und es auf Briannas Wunsch hin in ihr Haus brachten, damit sie die Wunde versorgen könne.