Ist das die momentan gängige Theorie in der Geschichtswissenschaft?
Nunja, was heißt gängig? Das ist die Theorie, die ich gelehrt bekomme. Und ich denke unser Dozent würde sie nicht vorstellen, wenn sie nicht auf einen einigermaßen breiten Konsens unter den Historikern und Mediavisten fällt. Allerdings sagt er dann immer dass es uns Studenten überlassen ist, was wir davon zu halten haben
. Ich finde es aber ganz schlüssig.
Also was ich sage, über Oexle und seine sozialen Gruppen, deren Entstehung und die praktische Nichtexistenz von Ständen, das sollte man schon für bare Münze nehmen, ist nur leider noch nicht in allen Schulbüchern angekommen
(wie vieles nicht). Oexle ist in der GW durchaus ein hohes Tier (war unter anderem Direktor am Max-Planck Institut für Geschichte, und Mitglied der Zentraldirektion der MGH, der großen Quellensammlung zum europäischen/deutschen Mittelalter). Was der sagt ist mit hoher Warscheinlichkeit eher richtig als das was andere sagen. Auch wenn ich nicht ausschließen will, das der Herr auch mal falsch liegen kann.
Die Schlussfolgerung, das aus diesen sozialen Gruppen die Grundlagen für die europäische Dominanz im 19. Jahrhundert entstehen, kann ich jetzt keinem speziellen Historiker zuordnen. In der Vorlesung sagt unser Dozent aber leider nicht nach jeder Aussage, wo genau er das her hat, ginge ja auch nicht, sonst wäre die Vorlesung mindestens doppelt so lang.