Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Gondor (Zentrum)

Lebennin

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Vexor:
Lea geleitete Araloth in den Keller, wo man ihn hinter ein paar alten, leeren Weinfässern ein Bett aus Stroh, Decken und Kissen baute. Bis auf die Laterne, die Lea aus dem Wohnzimmer mitgenommen hatte, war es stockdunkel und Araloth war sich sicher in der hinteren Ecke das Quieken von Mäusen oder Ratten zu hören.
Die blonde Frau war gerade dabei den Diplomaten allein zu lassen und die Treppen hinaufzusteigen als sie auf dem Absatz kehrt machte und sich umdrehte.
„ Sie haben uns gefragt, was wir hier machen, aber Sie haben uns nicht gesagt, was Sie in diese Gegend führt? Allein, um diese Uhrzeit?“.
Ihre Stimme war sanft und all die Trauer war gewichen, als sei sie es gewohnt von einer Sekunde in die Nächste ihre Gefühle abzulegen, wie einen Mantel, den man zu oft und zu lange getragen hatte.
Araloth räusperte sich, faltete den zu kleinen Mantel zusammen und gebot ihr sich neben sie zu setzen.
Lea stellte die Lampe auf eines der Fässer und ließ sich neben ihn sinken, während sie ihn mit ihren wunderschönen Augen musterte.
„ Nun Lea…also meine Name ist Araloth und eigentlich komme ich aus Dol Amroth…“, begann Araloth seine Erzählung und einzig das Gewitter vermochte seine Geschichte zu stoppen, wenn es so laut knallte, dass Lea vor Schreck auffuhr. Begierig hing sie an seinen Lippen und es schien so als würde sie jedes Wort, dass er sprach begierig aufsaugen.
„…und so irre ich nun seit ein paar Tagen durch die Wildnis, mit dem Ziel die Partisanen in Ithilien zu suchen!“.
Als die blondhaarige Frau dies hörte, rissen ihre Augen in einer Mischung aus Verwunderung und Begeisterung auf und Araloth erinnerte sich daran, dass sie vorhin erwähnt hatte, dass Ithilien ihre Heimat war.
„ Wirklich? Ihr wollt den Widerstand in Ithilien unterstützen?“, sprudelte es aus ihr heraus?
„ Das habe ich vor, denn nach Dol Amroth kann ich nicht. Die Belagerung ist im vollen Gange und Saurons Schergen liegen mit einem gewaltigen Heer, wie ein Gürtel um die  Schwanenstadt.“
Lea nickte stumm, als würde ihr der Gedanke an ein gefallenes Dol Amroth Trauer bereiten. Plötzlich hob sie den Kopf und ihre Blicken trafen sich.
Nach einer Sekunde, die einer Ewigkeit glich, beugte sie sich vor und küsste Araloth so innig, wie sie niemanden mehr geküsst hatte, seit sie auf diesem Hof lebte.
Sachte drückte sie ihn nach hinten und beugte sich über ihn, während sie das Hemd aufknöpfte, dass Araloth am Leibe trug. Ihre Lippen streichelten seinen Nacken und seine Brust und gerade in dem Moment als ihre Hände seine Oberschenkel nach oben wanderten, schob Araloth sie zärtlich aber bestimmend von sich weg.
Der Blick, den sie ihm zuwarf war eine Mischung aus Scham und Verwunderung und wurde gefolgt von einem hastigen und abrupten Aufstehen ihrerseits.
„ Lea“, sagte Araloth, doch jene entgegnete barsch: „ Schon gut!“.
Gerade als sie sich zum gehen abwenden wollte, nahm er ihre Hand und zog sie zu sich aufs Bett.
„ Lea!“, flüsterte er nun eindringlich und streichelte ihre Wange, während Lea versuchte ihr Gesicht im Halbdunkel zu bewahren.
„ Lea, du musst dich nicht mehr prostituieren. Du bist viel mehr Wert als das…lasse dich nicht auf dein Äußeres reduzieren! Ich werde euch helfen!“
Langsam drehte sie ihr Gesicht zu ihm und ihre Augen leuchteten und sprachen zu ihm: Wirklich?
Araloth nickte und küsste ihr blondes Haar, bevor sie ihm vor Freude weinend um den Hals fiel.

Gemeinsam hatten sie einen Plan ausgeheckt, der beinhaltete, dass die Mädchen, wenn die Haradrim sie besuchen kamen, Araloth Bescheid gaben, wie viele es waren. Sie sollten mit einem Holzlöffel auf Töpfe schlagen und zwar der Anzahl entsprechend, wie viele Haradrim es waren. Außerdem sollten sie alle einen Dolch oder ein Messer bereithalten, für den Fall, dass sie sich selbst verteidigen müssten. Araloth würde dann, wenn sie die Männer einzeln auf ihre Zimmer geführt hatten, einen nach den anderen erledigen.
Sogar Ýfis, die mit verquollenen Augen zu ihnen gestoßen war, stimmte kampflustig ein.

Es musste kurz vor Mitternacht sein und so entschloss sich Lea Araloth allein im Dunkeln des oberen Flurs zu lassen, wo er sich sein Schwert in der Hand versteckte.
„ Araloth?“, flüsterte sie.
„Ja?“.
„ Nachher werde ich dir noch etwas geben. Es ist eine Brosche, die mir gehört!“
Lea musste Araloths fragenden Blick in der Dunkelheit nur erahnt haben, denn mit einem Lächeln in der Stimme fuhr sie fort.
„ Es wird dir in Ithilien weiterhelfen. Die Partisanen vertrauen niemand so leicht, der auf der Straße daherkommt. Mein Verlobter schenkte mir diese Brosche einst und nun ist er der Anführer der Partisanen in Ithilien. Damrod ist sein Name. Zeige sie ihm und erzähle ihn woher du sie hast und zu welchem Anlass er sie mir schenkte. Dann wird er die uneingeschränkt vertrauen“.
Liebevoll streichelte sie seine Wange und Araloth flüsterte ein heiseres Dankeschön bevor Lea die Treppe hinunterstieg.

Es dauerte nicht lange, da war ein dumpfes Klopfen zu hören. Die Haradrim waren gekommen. Gedämpfte Stimmen und Gelächter drangen nach oben, welche plötzlich von einem hohen, klirren unterbrochen wurden. Eins. Zwei. Drei zählte Araloth und atmete durch.
Drei das geht. Das ist zu schaffen!
Und dann plötzlich ein viertes energisches Klirren und Araloth wusste, was das bedeute. Süley selbst war gekommen, um den Abend mit den Mädchen zu verbringen.
Dann heißt es abwarten Araloth…

Das erste Mädchen, welches nach oben kam war Càtta. Der kleine, gedrungene Mann, der ihr folgte grunzte bereits vor Erregung und grabschte immer wieder nach ihrem Hintern. Als das Mädchen Araloth im Dunkeln passierte, sah er sie zuversichtlich Nicken und so leise er konnte trat Araloth aus der dunklen Ecke heraus. Es war ein Kinderspiel den Mann von hinten zu erschlagen und gemeinsam schleiften Càtta und Araloth den leblosen Körper des Haradrim in einen Wandschrank.
Sie wurden gerade rechtzeitig fertig als sie den nächsten Haradrim erkannten. Schlank, groß und athletisch wie Araloth schien. Mindestens genauso groß wie er.

Der Plan bei dieser Paarung ging nicht auf, denn kurz hinter ihr kam Ýfis mit einem weiteren Mann. Araloth stockte der Atem und er presste sich gegen die Wand.
Der Kerl, der die willensstarke rothaarige begleitete, wog mindestens 150 kg. War mehr als doppelt so groß und viermal so breit wie sie.
Araloth würgte es als er daran dachte, wie dieser widerliche fette Kerl sich am dem kleinen Mädchen verging.
Zu guter Letzt erschien Lea, die an ihrer Hand Süley führte. Er war groß und hatte fast dieselbe Statur wie Araloth. Er trug einen Turban auf seinem Kopf und hatte einen pechschwarzen Ziegenbart.
Die Türen waren alle verschlossen und so betrat er das erste Zimmer rechts von ihm. Hier war die Arbeit wie bei Càttas Haradrim schnell erledigt. Ein Schwerthieb setzte dem drahtigen Haradrim ein Ende.

Er atmete tief durch und als er behutsam die Tür zu Ýfis Zimmer aufzog, drehte sich ihm der Magen um. Der Brocken eines Mannes war bis auf seine Hose vollkommen nackt und presste sich gegen das rothaarige Mädchen. Wie ein Troll, der eine zarte, aber dornige Rose zu zertrampeln drohte.
Araloth wollte gerade ausholen, als sich der stierartige Nacken des Haradrim umdrehte und der Eierkopf des Haradrim ihn anblickte. Fette Schweißperlen tropften von seiner Nase und einen Moment wusste er nicht was vor sich ging.
Schneller und behänder, als er es dem Kerl zugetraut hatte, sprang er vom Bett und rammte Araloth gegen die Wand. Die 150 kg pressten sich auf Araloth und er bildete sich ein, seine Rippen knacken zu hören.
Der Haradrim brüllte etwas, was er nicht verstehen konnte und sein heißer, gieriger Atmen schlug ihn ins Gesicht.

Plötzlich löste sich der Druck und er sah, wie Ýfis auf seinen Rücken gesprungen war und ihre Fingernägel tief in sein Gesicht bohrte. Er heulte auf vor Schmerz.
Irgendwo schrie jemand auf und Araloth dachte es war Lea, doch in diesem Moment packte der klobige Kerl die rothaarige am Arm und schleuderte sie wie eine Feder durch den Raum. Sie krachte, vor Wut brüllend, gegen die Wandkommode. Das dünne Holz des Schrankes gab nach und begrub Ýfis darunter.
Araloth hatte noch gar nicht richtig verstanden, was vor sich ging, als ein Magenschwinger ihn zu Boden brachte. Gerade als der Haradrim auf ihn eintreten wollte, stöhnte jener kurz auf.
Ýfis, deren Kleid zerfetzt war und die Sommersprossige Brust offenbarte und der Blut vom Haaransatz herunterlief, lächelte triumphierend. Araloth brauchte einen Moment und erkannte den winzigen Dolch, der im Kopf des klobigen Kerls steckte. Dennoch schien er noch in der Lage auszuteilen und wandte sich mit Wut- und schmerzverzerrten Gesicht dem Mädchen zu. Jedoch gewann Araloth seine Handlungsfähigkeit zurück und bohrte sein Schwert tief in die Magengegend des Haradrim, der daraufhin einfach zusammenklappte.
Dennoch blieb den beiden keine Möglichkeit sich auszuruhen, denn sie hörten wildes Geschrei und Gepolter aus dem Nachbarzimmer kommen.

„LEA!“, riefen Araloth und Ýfis wie aus einem Munde und stürzten humpelnd ins Nachbarzimmer. Einen Moment dachte Araloth eine Horde Olifanten wären durch das Zimmer gepoltert. Das Bett war vollkommen zerwühlt, Stühle und Schränken lagen zerbrochen und umgeworfen auf den Boden. In der einen Ecke konnten sie Càtta liegen sehen, die dort bewusstlos oder vielleicht sogar tot lag. Süley musste sie K.O geschlagen haben, als sie Lea zur Hilfe kommen wollte.

Doch sie waren zu spät. Süley saß gerade am Boden, seine Hände fest um Leas Gurgel geschlossen. Die blondhaarige zappelte noch einen Moment, um ihr Leben kämpfend.
Araloth brüllte vor Wut und stürzte sich auf den Haradrim-General und schlug mit den blanken Fäusten auf ihn ein. Plötzlich spürte er wie etwas Klebriges, Nasses seinen Bauch befleckte und er befürchtete einen Moment Süley hätte ihn verwundet; doch da erkannte er, dass ein Dolch ein Süleys Brust steckte. Genau an der Stelle seines Herzens, klaffte eine riesige Wunde. Aralohts Blick wanderte von der Wunde über den Dolch zu Lea, die leblos am Boden lag.
Sie hat ihn getötet…Sie hat…es noch getan, bevor sie…

Plötzlich hörte er etwas Röchelndes und es war Süleys Stimme: „Endlich sehe ich Daria wieder. Ach meine geliebte Daria…“
Araloth schluckte die Träne herunter und mit einem Kloß in den Hals schrie er dem Haradrim an:
„ Sie wird nicht auf dich warten! Niemand wartet auf Abschaum wie dich!“
Doch das hörte der Haradrim nicht mehr, er lachte noch einmal bitterlich, bevor er in Araloths Armen starb.

Angeekelt vom Anblick des Haradrim ließ der Diplomat aus Dol Amroth ihn fallen und robbte zu Lea hinüber. Ihre blauen Augen blickten ihn auf eine verträumte Art und Weise an.
„Es tut mir sooo leid“, flüsterte ihr ins Ohr.
Araloth schluchzte und er schmeckte etwas Salziges auf den Lippen, bis er bemerkte, dass es seine eigenen Tränen waren. Er weinte fürchterlich, während er Lea in den Armen wiegte, wie ein Kleinkind.
Plötzlich spürte er eine Hand auf der Schulter. Es war Ýfis, die sich neben ihn setzte, sich über Lea beugte und ihre blauen Augen schloss.
Nie würde Araloth diese blauen Augen vergessen.


Ýfis, Càtta und die anderen Mädchen standen neben Araloth vor dem Hof und beobachteten die Sonne beim Aufgehen. Blutorange und auf eine morbide Weise wunderschön kam ihn dieser Morgen vor. Der Frühlingsnebel stieg aus dem Tal herauf und sie alle standen um das einfache Grab herum, dass Araloth ausgehoben hatte.
Gerade als er anfangen wollte das Grab zuzuschaufeln, schrie Càtta Warte!.
Sie deutete auf Leas Hände und mit etwas Kraft löste er den Gegenstand, den sie umklammert hielt. Es war eine silberne Brosche, auf die mit goldenen Lettern Lea geschrieben stand.
Araloth seufzte und bedeckte die Frau mit feuchtnasser Erde.
Sie standen noch eine Weile an dem Grab und verabschiedeten sich von ihrer geliebten Freundin, bevor sich die vier Mädchen an Araloth wandten.
„ Trauer nicht zu lange“, flüsterte Càtta ihm ins Ohr, als sie ihm einen Abschiedskuss gab; „ Das hätte Lea nicht gewollt. Trauere nicht, sondern kämpfe für sie. Kämpfe für sie, die gestorben ist, damit du kämpfen kannst an der Seite der Partisanen!“


„ Wo…Wohin wollt ihr nun?“, ertönte Araloths Stimme, die von Trauer noch immer belegt und schwächlich klang.
„ Nach Hause wohin sonst?“, entgegnete ihm Ýfis mit gewohnt trotziger Tonlage. „ Ich für meinen Teil gehe noch Minas Tirith zurück!“
Die anderen Mädchen nickten und stimmten der Rothaarigen Fünfzehnjährigen zu. Araloth nickte auch und musste Lächeln.
Kaum zu glauben, dass mir dieses Fünfzehnjährige Mädchen die Kraft gibt weiter zu machen.

Er schritt auf sie zu und umarmte alle anderen. Außer Ýfis. Ihr gab er brüderlich die Hand, denn er wusste, dass sie eine Umarmung sowieso nicht zulassen würde.
„ Fräulein Ýfis, dürfte ich Sie um einen Gefallen bitten?“
„Jederzeit!“, antwortete das Mädchen.


Er blickte ihnen nach, wie sich die Mädchen auf den Weg machten. Càtta und die zwei anderen Richtung Lossarnach und Ýfis in den Norden gen Minas Tirith.
Als alle außer Sichtweite waren, schulterte er sein Bündel und machte sich auf Richtung Osten nach Südithilien.


Araloth nach Süd-Ithilien

PumaYIY:
Karthull von den Pelennor-Feldern vor Minas Tirith


Drei Tage waren vergangen, seit das Fuhrwerk das südliche Tor des Rammas Echor passiert hatte und Karthull verbrachte viel Zeit mit Gedanken über das was er in der Stadt erlebt hatte. Ich würde mir etwas vormachen, wenn ich denken würde, dass ich so schnell gerannt bin wie in meinem Leben noch nie zuvor, aber mit ihr an meiner Hand und den Korsaren im Rücken kam es ich mir so unglaublich schnell vor. Außerdem haben wir es schließlich ja auch geschafft zu fliehen. Durch die Tür in das Haus und dann durch den Hinterhof wieder direkt in die nächste Wohnung, wieder auf die Gasse und immer weiter, bis wir zum Tor in den untersten Ring gekommen sind. Der Wachmann hat mir noch zugeschmuntzelt als er mich erkannt hatte und meine Hand, die die Ihre hielt. Er hat sich vielleicht gefreut, dass endlich ein Korsar in der Stadt heimisch geworden ist. Armer Mann, wenn er nicht kurz nach unserer Begegnung abgelöst wurde kann er die Geschehnisse kaum unbeschadet überstanden haben. Im untersten Ring konnten wir dann gut untertauchen, da herrschte reges Treiben, naja und ich hab die Kutsche mitsamt Kutscher gefunden, in einem Hof in einer im Vergleich zum Markt menschenleeren Seitenstraße nördlich des Tors. Die wunderschöne Frau hat bis ich mit dem Kutscher alles geklärt hatte auf der Straße gewartet, weil ich erst am Nachmittag losfahren sollte und so noch etwas Zeit hatte.
Dann bin ich mit ihr an meiner Hand über den Marktplatz gelaufen. Sie hielt mich fest und für einige Zeit hab ich alle Sorgen vergessen und die Stadt so erlebt, wie sie sein sollte. Frei von Furcht und Leid an der Seite einer wunderschönen Frau, die ... die ich vermutlich nie wieder sehen werde. Sind die Männer in Minas Tirith schon so knapp bemessen, dass die Frauen so zutraulich sind wie sie oder mag sie mich wirklich? Ist sie so nur, weil ich ihr das Leben gerettet habe und kann das Grund genug für sie sein auf meine Rückkehr zu warten? Mit den letzten Gedanken wurde Karthulls anhaltsloser nachdenklicher Blick sehnsüchtig und traurig. Das bemerkte Estomir auch und er begann ein Gespräch:
"Wir sollten uns überlegen wie wir uns verhalten, wenn wir ankommen."
"Was meinst du damit?" , fragte Karthull.
"Naja, immerhin führen wir Banner Gondors mit uns, die versandt wurden, um Dol Amroth zu verdeutlichen, dass sie keine Verbündeten mehr unter den Menschen haben. Können wir das zulassen?"
"Das wäre entgegen unserer Absichten. Aber was sollen wir tun?"
"Sie einfach unterwegs rauswerfen geht nicht, das ist zu riskant, denn es war ein Bote von einem Nazgul, wie es in der Wache hieß, der die Lieferung forderte."
"Dann müssten wir sie verschwinden lassen, nachdem wir sie abgegeben haben." , schlussfolgerte Karthull.
"Das stell ich mir ebenso riskant vor, aber es ist anscheinend die einzige Lösung."
Eine Weile grübelten sie weiter leise vor sich hin, Karthull war Estomir für die Abwechslung dankbar, doch als er eine besonders farbintensive Blume am Rand der Straße musste er an einen Marktstand in Minas Tirith denken und der Kummer um die Frau aus der Stadt war wieder da.
Die Tage drauf ging es schnell vorwärts und das Gespann nährete sich der Seestadt Dol Amroth.


Karthull nach Dol Amroth: Vor der Stadt

PumaYIY:
Karthull mit den Orks von Belfalas


Der Weg am Fluss Serni entlang zog sich für viele Korsaren und Orks hin, doch Karthull kam es vor als würden die Soldaten viel zu schnell marschieren. Drei Tage waren nun vergangen, seit Taulerth mit Elisabeth Richtung Dol Amroth aufgebrochen war, und die Nachhut, so schätze Karthull hatte ein Drittel ihres Weges zwischen Linhir und Pelargir hinter sich gelassen. Wenn das Pferd so tüchtig ist, wie mir gesagt wurde, dann müsste Taulerth heute in Dol Amroth eintreffen. Wenn die Reiterei Dol Amroths am nächsten Morgen aufbricht, können sie uns einholen. Das sind mir aber zu viele "wenn´s"! Was passiert, wenn es nicht klappt und die Reiter wohlmöglich zu spät kommen? Neben diesen Gedanken ängstigten Karthull auch solche, in denen die Reiter das Lager der kleinen Nachhut überfielen und auch ihn gnadenlos und unerkannt niederwarfen.
"Das ist doch ätzend" , unterbrach der Korsar mit dem Karthull das Pferd von Taulerth genommen hatte, seine Schreckensszenarien: "Dieser dreiste Kerl klaut unser Pferd und jetzt müssen wir den Karren ziehen! Und weil nicht nur mein Karren gekaputt ist kommt der ganze Zug langsam vorran. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, dass die Hauptarme sobald sie neue Befehle und Anführer aus Mordor bekommt weiterzieht, ohne auf uns zu warten. Kann es sein das sie uns vielleicht schon abgeschrieben haben?"
Wenn der wüsste was auf ihn zukommt! Aber wenn die Hauptarmee ohne mich weiterreist habe ich versagt. Einen Moment mal, wie wäre es denn wenn ich...
"Dabei sind wir nur ein paar Tagesmärsche entfernt! Hast du dir das noch nie überlegt? Komm schon sag was du denkst!"
"Ich denke, wir sollten einen Boten schicken, um die Anführer in Pelargir zu informieren!" , sagte Karthull nun und wirkte erstaunlich überzeugt.
"Stimmt, ich werde nachher, wenn wir lagern, fragen, ob sich jemand für so einen Ritt findet. Mal sehen ob sich jemand findet. Hahh, es müsste schon ein wagemütiger Spinner sein, der sich traut alleine vorzureiten, wenn man bedenkt, dass noch immer viele Gondorianer neben und auf den Straßen lauern."
Karthull wusste nicht was er darauf antworten sollte. Ist es klug direkt zu sagen, dass ich das machen will, oder sollte ich warten bis er die Idee bei den Orks vorgebracht hat? Ich werde warten, sonst könnte jemand Verdacht schöpfen und ich würde gefragt, warum ich den Botengang auf mich nehme.
Die Tag zog sich hin und schließlich wurde es Abend, sodass der Korsar sein Anliegen mit anderen Orks bereden konnte. Karthull schaute ihnen von weitem zu und erkannte unter den Orks einen alten Bekannten, nämlich ebenjenen Ork, der ihm bei der Ankunft im Lager den Dolch entwendet hatte. Plötzlich wurde es etwas lauter und der Korsar gestikulierte von sich abwehrend und zeigte auf Karthull. Da schauten auch einige Orks zu ihm herüber und der mit seinem Dolch rief ihn zur Gruppe. Karthull war nicht sicher, ob er Gehorsam leisten sollte, doch als auch der Korsar ihn zu sich rief, ging er langsam auf die Gruppe zu.
"Du meinst also, dass wir unsere Ankunft in Pelargir ankündigen müssen?" , zischte der Ork und grinste hämisch.
"Nunja, es wäre vielleicht von Vorteil, wenn sie nicht schon fortziehen bevor wir dort eintreffen." , antwortete Karthull wohlüberlegt.
"Na dann haben wir unseren Freiwilligen doch gefunden! Wenn du die Notwendigkeit einsiehst den Botengang anzuordnen, stellst du dich doch sicher freiwillig zur Verfügung? Wie dein Freund mir berichtete warst du ja schon einmal Bote aus Minas Thirit."
Ich kenne zwar die Gefahren nicht, die die Orks alleine auf der Straße fürchten und warum die glauben mir eine ungeheure Bürde aufzuerlegen, aber wenn mir unterwegs nichts passiert läuft alles sehr gut.
"Du weißt, dass du keine Wahl hast?" , flüsterte sein Korsarenkamerad ihm schnell zu.
"Dann..." , Karthull versuchte seine Stimme so zittrig wie möglich klingen zu lassen, was ihm schließlich auch gelang, da er sich davor fürchtete die Orks würde herausfinden, dass seine Tonlage gespielt war: "Dann werde ich mich wohl alleine auf den Weg nach Pelargir begeben."
"Na seht ihr", fuhr der Ork mit Karthulls Dolch nun zu dem Korsaren gerichtet fort: "Es findet sich immer jemand für die Drecksarbeit."
Nach einigen weiteren Beleidigungen durch den Ork, die Karthull zu ignorieren versuchte, die ihn trotzdem tief im Innern berührten, führte der Korsarenkamerad ihn zu einem Pferd, welches ihn am nächsten Morgen nach Pelargir bringen sollte.
Und in seiner Aufregung und vor allem seinen Überlegungen, wie er sich beim Ritt im Sattel halten sollte beschäftigte sich Karthull, der bisher erst anfängliche Reitversuche unternommen hatte, während der Abend in die Nacht überging.

PumaYIY:
Mit einem versiegelten Umschlag und seinem Säbel in der linken und mit Proviant für den Tag in der rechten Satteltasche sollte Karthulls Botenritt am nächsten Morgen beginnen.
Gerade war alles gepackt und die Sonne über den Horizont im Osten gestiegen, kam der Korsar mit dem beschädigten Wagen nocheinmal zu ihm:
"Du, Karthull unterschätze die Gefahr auf dem Weg der vor dir liegt nicht. Diese Gondorianer sind tückisch, sie stürzen sich gerne auf den Feind, wenn er ihnen den Rücken zudreht und alleine und in kleinen Gruppen läuft."
Karthull lief es eiskalt den Rücken herunter. Weiß er von meinem Vorhaben? Werden die Reiter aus Dol Amroth ihn auch töten? Ihn, der sich um mein Wohlergehen sorgt wie ein treuer Freund. Sein Herz begann zu rasen, mitten in seiner gespielten Rolle, des rauhen Korsaren wurde er von Traurigkeit und Scham überwältigt. Dieser Mann wird sterben. Ich habe schon genügend Arten des Sterbens an Lebendigen gesehen und an Leichen erahnt. Ihn durchbohrt eine Lanze, zerschmettert ein Schwert oder zertrampelt ein Pferd und das obwohl er mit alles Gute wünscht. Tränen kamen Karthull in die Augen, Tränen die seinen Verrat verraten könnten, seine Spionage auffliegen lassen könnten und ihm und den Soldaten Dol Amroths das Leben kosten könnte. Doch verstand der Korsar nicht, was diese Tränen zu bedeuten hatten und er interpretierte sie als Angst vor den Gefahren des Rittes.
"Manche würden spotten, wenn sie dich so sehen würden, Karthull. Ich aber empfinde Mitleid und wünsche dir sicheres Erreichen deines Ziels. Ich könnte dir als Geleitschutz zur Seite stehen, wenn wir die Orks von der Gefahr auf dem Weg überzeugen können."
Karthull unterdrückte nun seine Tränen und sprach mit belegter Stimme:
"Nein, ich muss tun wozu ich mich verpflichtet habe und wenn der Tod kommt, dann will es das Schicksal so."
Und wenn ich "der Tod" sage und "deinen Tod" meine tut es mir Leid um dich Freund, aber es ist Zeit Abschied zu nehmen.
"Tapfere Worte und ich bin überzeugt tapfere Taten werden dem folgen, doch auch die Tapfersten können den Intrigen des Feindes nicht entkommen." Wahre Worte, ich habe dich als einen tapferen Mann kennengelernt, leider stehst du auf der falschen Seite und teilst meine Ansichten von Gut und Böse nicht. Karthulls schweigender, ernster Blick während seinen Gedanken empfand der Korsar als Bestätigung und verabschiedete sich nun ausgesprochen herzlich:
"Lebe wohl mein Freund, wenn der Krieg eines Tages vorbei ist sollten wir uns in Umbar wiedertreffen. Nun musst du aber los, es ist schon eine ganze Weile hell und je länger das Pferd bepackt herumsteht, desto müder wird es."
Nach einigen Hinweisen zum festen Sitz im Sattel und sicheren Halt an den Zügeln verabschiedete sich der Korsar noch einmal und verschwand im Lager.
Karthull ritt, schließlich der aufgegangenen Sonne entgegen und stellte fest, dass er obgleich er nicht sonderlich schnell ritt, doch die sichere Führung des Tiers beherrschte.

Karthull nach Pelargir

Aragorn, der II.:
Gil-Annun aus Minas Tirith


Goldwines Hufe wirbelten Staub auf, der Gil-Annun in die Augen stob. Seit drei Tagen ritt er nun schon auf dem Pferd der Mark, ein Geschenk Elfhelms, durch die südlichen, ihm unbekannten Gebiete Gondors. Nachdem er zuerst das Imloth Melui, das blumenreichste Tal, das er je gesehen hatte, dann das Gebiet von Arthor durchritten hatte, befand er sich nun in Orchaldor. Die Wirthäuser und Übernachtungsgelegenheit en in dieser Gegend waren noch rarer als zuvor. Die meisten Bewohner waren entweder in den Krieg gegen Mordor gezogen oder hatten sich in den weißen Bergen vor der Vernichtung versteckt. Letzterer Gruppe gehörten vor allem Frauen, Alte und Kinder an.
Die vergangene Nacht hatte Gil-Annun unter freiem Himmel verbracht. Seine Nahrung, die er aus der weißen Stadt mitgenommen hatte, ging ihm langsam zur Neige, und er war dankbar, um jede Siedlung, in der er Leben und Essen fand.
Nun lag vor ihm der breite Fluss von Sirith, der das Land speiste und die Gegend in seiner unmittelbaren Nähe ergrünen ließ. Am Fluss lag die Stadt Ectherion, die für ihre Brote und Weine bekannt war, denn Weizen und Trauben wuchsen in Hülle und Fülle. Die Stadt sah in der Mittagssonne jedoch eher nach einer Ruine aus. Wie eine Einöde, vernichtet von einem Drachen oder etwas schlimmeren, wirkte die Gegend vor und in der Stadt. "Die Siedlung hatte einst einen guten Ruf und war ein großer Handlungsort, doch jetzt sieht sie aus, als wäre sie seit Elendils Zeiten verlassen“, dachte Gil-Annun. Er wies sein Pferd an auf das Westtor zuzuhalten. „Vielleicht“, sagte er zu sich, „werde ich einen brauchbaren Unterschlupf und ein wenig Verpflegung oder sogar eine gutgesinnte Seele finden.“ Goldwine galoppierte los.


Gil-Annun nach Ectherion

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