Elea, Beregond, Doréal und einige Soldaten von der ZitadelleSie folgten der ummauerten Straßen ein Stück, bis sie eine Ahnenhalle erreichten. Es war keine Grabstätte im eigenen Sinn, nur eine auf Säulengestützte Halle an deren Wände die heroische Geschichte Gondors erzählt wurde.
„Kommt herein, setzt euch“, forderte sie Doréal auf.
„Hier wollen wir bleiben? Es ist wohl kaum ehrenhaft in diesen alten Hallen herumzulungern, nein ganz im Gegenteil. Schande wird an uns haften.“
Doreál schaute sie mit erschöpften Augen an: „Großzügig und Hilfsbereit priesen sich unsere Vorfahren; Was wären es für Könige, wenn sie uns nicht in Zeiten der Not, ihr Heim als Unterschlupf anbieten würden.“
Widerspruchslos lehnte sich Elea an die Wand und lies sich auf den Boden gleiten.
Die Aufregung die ihr eben noch in den Knochen gesteckt hat legte sich und eine beklemmende Ruhe überkam Elea; es war das erste Mal in den vergangenen Tagen.
Was steht uns nur bevor in den folgenden Jahren? Das Volk von Gondor ist zerrissen und schwächer denn je. Immerhin haben wir Sauron aus der Stadt verbannt. Ist dies der Funken Hoffnung, den das ganze Land, ganz Mittelerde braucht? Wie soll es nur weitergehen?
Die Gedanken hielten Elea noch lange wach, doch irgendwann am späten Vormittag erlag sie ihrer Erschöpfung. Es war ein traumloser, dunkler Schlaf. Keines ihrer Glieder mochte sich freiwillig bewegen, also wachte sie nach nur wenigen Stunden Schlaf in ebendieser Position wieder auf. Ihre Gelenke schmerzten, ihre Haut war mit dunkelroten, ausgetrockneten Blutflecken übersät und ihr Magen knurrte unermesslich laut.
„Konntet ihr ein wenig schlafen?“, fragte Doreál sie und sah mit seinen treuen Augen in die ihren.
Elea nickte flüchtig.
„Habt ihr Durst? Dort hinten ist eine Quelle, ich kann euch hinbringen“, bot er an.
Die Frau streckte ihm die schlaffe Hand entgegen um sich aufhelfen zu lassen.
„Wollt ihr euch an mir festhalten?“
„Nein, es geht schon. Es muss einfach gehen.“
Langsam torkelte die Dunedain die stille Straße entlang in Richtung Mindolluin. Der Soldat lief unentwegt neben ihr her. Nach einer kurzen Wegstrecke offenbarte sich ihnen ein kleines Rinnsal, aus dem Elea genüsslich einige Schluck zu sich nahm und mit dem eiskalten Wasser die verunreinigte Haut wusch. Das kühle Nass linderte auch ein wenig die Gelenkschmerzen und sie erwachte aus ihrem Erschöpfungszustand.
„Doreál!“, begann sie auf dem Rückweg plötzlich zu sprechen, schaute dabei aber auf den Boden „Danke; danke dass du uns geholfen hast und mich gerettet hast.“
„Habe ich gerne gemacht. Ich schäme mich, dass ich anfänglich gezögert habe“, gab er demütig zur Antwort.
„Das brauchst du nicht. Unsere Absichten waren dieselben und es ging alles gut aus.“
Die beiden passierten einen massiven Erker, der sich von der sonst glatten Mauer auf ihrer rechten Seite, hervorhob. Eine dunkle Holztür blockierte den Zugang in die Halle dahinter. Links und rechts davon waren kantige Halbsäulen geschmückt mit Ornamenten und gekrönt mit Kapitellen.
„Ist dies…“, begann Elea und der Soldat fiel ihr sofort ins Wort „Ja. Das ist das Portal zu den Grabkammern der Könige.“
„Merkwürdig hier zu stehen, an diesem gesegneten Ort.“
„Doch ihr tut Recht, hier zu stehen. Immerhin sind dies eure Vorfahren.“
„Ja, das sind sie“, sagte Elea und ihr wurde bewusst, dass auch sie, obwohl sie sich nie so fühlte, eine Tochter von Königen war. Es machte ihr Angst und gleichzeitig auch Mut. Sie bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken.
„Lass uns gehen“, sagte sie hastig und packte den Soldaten am Arm. Schleunigst suchte sie den alten Platz auf und versorgte sich mit Essen, das die Soldaten mitgebracht hatten. Als die Abenddämmerung hereinbrach, legten sich die meisten zur Ruhe. Nur Fen Hollen wurde von vier wachsamen Augen beschattet.