Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Gortharia

Das Ordensversteck der schwarzen Rose

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Vexor:
Fioras feingliedrigen, langen Finger fuhren nervös über die raue Tischplatte, die zwischen ihr und ihrem gegenüber lag. Sie ertastete die stellenweise spröde und rissige Maserung, die wie eine Lebenskarte des Baumes war, aus dem der Tisch gefertigt worden waren.
Still verfolgte sie die emotionalen Ausführungen Mallos, der zum Ende hin immer temperamentvoller argumentierte.
Dennoch schwieg sie und versuchte einen klaren Kopf zu behalten, sich nicht von eigenen Gefühlen, vom Hass gegen den König anstecken zu lassen. Ab und an, während sie dem Fremden ihr gegenüber lauschte, huschte ihre Hand hoch zu ihren dunkelblonden Haaren. Jene hatte sie zu einen strengen Knoten zusammengebunden, aber drei kleine, weiße Perlen schmückten es.
„…, wie ihr es euch nicht einmal in euren kühnsten Träumen erträumt hättet.“, schloss Mallos, dessen Herzschlag sich langsam wieder beruhigte und er sich in seinen Stuhl zurücksinken ließ.
Die Menschenfrau hingegen stand auf. Ihre Gedanken kreisten und so ging sie, leise murmelnd auf und ab. Die einzige Fackel im Raum spendete kaum Licht und als Fioras makelloses Gesicht in den Glanz der Flamme trat, huschten hunderte Schatten, wie schwarze Schleier, über ihr Wangen.
Ihre Augen schmolzen wie weiches Karamell dahin, als sie sich wieder umdrehte, einmal tief ausatmete und sich wieder setzte.

„Nun gut Mallos! Auch wenn mein Herz euch schon einmal zu kennen glaubt und zwar nicht aus Bildern und Geschichten, die mir im Palast erzählt worden sind, so möchte ich euch glauben und vertrauen.
Eure Kenntnisse über die Stadt sind, wie ihr zu Recht angemerkt habt, von großem Wert. Im Orden existiert neben mir und dem Wächter dieser Hallen niemand mehr, der Gortharia kennt.
So soll eure Aufgabe sein, eurer alten Profession nachzugehen!“
Es traf sie der fragende Blick des Elben, der die Stirn in Falten legte und Fiora ein Schmunzeln bescherte.
„Vorerst werdet ihr Gedichte und Lieder schreiben und durch die Straßen Gortharias ziehen. Erfüllt eure Texte mit Freude, Glück und Wahrheit. Der letzte Punkt ist besonders wichtig. Ihr dient als Sprachrohr, versucht gerade die untere Bevölkerung, die unter der Ausbeutung des Königs leiden, zu mobilisieren. Sie werden der Sturm sein, auf dem wir reiten werden, hin zum Palast um den König zu tö…zu stürzen“, beendete Fiora ihre Ausführungen und bei den Gedanken an den Tod des verhassten Stiefvaters krallte sie ihre Fingernägel tief in die rissige Tischplatte und als sie merkte, wie sich Holzsplitter in ihr Nagelbett bohrten, schmerzte es sie nicht, sondern brachte ihr Genugtuung.
„Wenn dies euer Begehr ist, werde ich dieser Aufgabe nachgehen“, erwiderte Mallos kühl, auch wenn Fiora nicht einschätzen konnte, ob er jene nun gerne oder voll Abneigung ausführte.
„Die Zeit wird zeigen, ob ihr dazu qualifiziert seid, größere Aufgaben zu übernehmen, Bruder!“, fügte die Frau hinzu und streckte Mallos symbolisch die Hand aus, der sie schüttelte und den Raum verließ.
Als sie die Tür hinter sich schließen hörte, ließ Fiora sich auf den Stahl sinken und betrachtete ihre linke Hand, welche mit feinen Blutlinien überzogen waren, deren Quelle Mittel- und Ringfinger waren.

„Glaubst du wir können ihn vertrauen?“, flüsterte ihr die vertraute Stimme ins Ohr und streichelte ihr sanft über den Kopf.
„Ich weiß es nicht Càha, aber ich konnte es ihm nicht abschlagen“, entgegnete die Frau und ließ zu, dass die schwarzhaarige liebevoll das Blut von ihren Fingern leckte.
„Wer einmal den Tod als Gast einlädt, wird ihn nicht mehr los“, kicherte Càha, bevor sie Mallos nach draußen folgte.
Irritiert folgte Fiora mit ihren mandelförmigen Augen der mysteriösen Schwarzhaarigen, bevor sie sich ebenfalls entschloss den Raum zu verlassen. Sie löschte die Fackel und überließ den Raum pechschwarzer Dunkelheit.

Gnomi:
Mallos lehnte sich müde zurück. Den Tag nach seinem Gespräch mit Fiora hatte er damit verbracht sich die Karten des Ordens anzuschauen und hatte traurigerweise feststellen müssen wie wenig diese Menschen doch über ihre eigene Stadt wussten. Selbst der König wusste nur so wenig von den vielen Geheimnissen der Stadt, doch der Orden der schwarzen Rose schien auch nicht arg viel mehr zu wissen. Seufzend hatte er eine Karte nach der anderen markiert, wo er noch Kleinigkeiten ergänzen und verändern wollte. Doch das hätte zu viel Zeit gebraucht, Zeit, die er sich noch nicht nehmen wollte. Die Nacht danach war wieder kurz und voller Albträume gewesen. Und seitdem saß er jetzt vor ein paar Blättern, die er versuchte mit wohlklingenden Worten zu füllen.
Nachdem schließlich die ersten von ihren täglichen Arbeiten wiederkamen sammelte er alles ein und verschwand in der Bibliothek. Garantiert würden ihm einige neugierige Blicke folgen, aber er wollte so viele wie möglich abschütteln. Er hatte den Auftrag das Volk aufzurütteln und gegen den König zu hetzen, dabei konnte er nicht zu viele wissende Leute um sich rum gebrauchen. Rasch ging er durch die verzweigten Wege der Bibliothek, wechselte mehrfach die Richtung, bis er sicher war, dass ihm niemand mehr folgte. Er traute den Mitgliedern des Ordens nicht. Bei Fiora wusste er, dass sie den König hasste und darum nichts für ihn unternehmen würde, bei den anderen wusste er es nicht. Jeder von ihnen könnte ein Spitzel sein.
Nach unzähligen Kurven machte er schließlich halt. Er war in einem Bereich angelangt, der in fast völliger Schwärze unterzugehen schien. Vorsichtig fühlte er mit den Füßen den Boden. Ein, zwei, drei, vier gerade aus. Eins, zwei gerade aus. Genau hier müsste es sein.
Er beugte sich hinab, wischte etwas Dreck und Mäusekot zur Seite und hob vorsichtig eine Kante der schweren Steinplatte vor sich nach oben. Sobald sie hoch genug war, dass er durchpasste, glitt er lautlos in das Loch darunter und ließ die Platte langsam wieder an die ursprüngliche Stelle herab sinken. Mallos legte sich flach auf den Boden und begann sich langsam in den Schacht, der von hier wegführte, vorzuarbeiten. Alles war noch genauso, wie er es in Erinnerung hatte, zum Glück war nirgends etwas eingestürzt und binnen kurzer Zeit war er am Ende angelangt. Er hob eine weitere Steinplatte an und kroch wieder hinaus. Es sah fast genauso aus, wie in dem Raum von dem er losgekrochen war – der Startraum war fast vollständig dunkel gewesen. Hier sah man rein gar nichts. Doch Mallos wusste wo er sich befand: Die war ein kleiner Waffenraum relativ nah am Stadtrand. Rasch fand er die Tür und öffnete sie lächelnd. Niemand würde jemals eine Waffenkammer von außen mit einem Riegel zusperren. Wer sollte denn von innen auch heraus kommen ohne zuerst herein gekommen zu sein?
Vorsichtig lief er durch den nächsten Raum und verschwand unbemerkt durch die Eingangstür.


Mallos zur Kneipe „Der humpelnde Säufer“

Eandril:
Milva aus den Straßen von Gortharia

Milva war Fiora und Vadim schier unendlich durch die dunklen, engen Gänge und Tunnel unter Gortharia gefolgt. Das ganze System musste ebenso gewaltig sein wie die Stadt selbst, denn sie kamen nicht ein einziges Mal an einer Stelle vorbei, die Milva von ihren vorherigen Ausflügen in den Untergrund bekannt vorkam.
Schließlich hatten sie eine eisenbeschlagene, hölzerne Tür erreicht, die Fiora mit einem kleinen Schlüssel aufgesperrt, und einen von Fackeln erhellten Raum betreten, der offenbar als eine Art Wachraum diente. Dort saß ein bewaffneter Mann an einem Tisch, der bei ihrem eintreten nur kurz den Kopf hob, Fiora erkannte, und sich wieder seiner Mahlzeit widmete. Von dem Wachraum aus ging es eine schmale Treppe nach oben, die in einer großen Halle mit einer etwas höheren Decke mündete. In der Mitte des Raumes stand ein massiver Tisch, der von mehreren Holzstühlen umgeben und von Papieren und Karten übersät war. Am Kopfende des Tisches saß ein kräftiger Mann, dessen schwarze Haare und Bart von einigen grauen Strähnen durchzogen waren. Er trug ein wertvolles, weinrotes Gewand, dass jedoch bei genauerer Betrachtung ein wenig abgetragen wirkte - beinahe, als hätte er nur noch dieses eine. Neben ihm an dem beinahe thronartigen Holzstuhl lehnte ein Krummsäbel, an dessen Knauf er gedankenverloren herumspielte.
Als Milva hinter Fiora und Vadim den Raum betreten hatte, hob der Mann den Kopf und fragte mit kräftiger, befehlsgewohnter Stimme: "Wen bringst du zu mir, Fiora?"
Fiora neigte den Kopf, obwohl Milva den Eindruck hatte, dass es ihr schwer fiel. Offenbar war die junge Frau nicht allzu zufrieden damit, dass dieser Mann so selbstverständlich über sie verfügte. "Ihr Name ist Milva aus Dorwinion. Und sie... steht in Diensten der Schatten." Bei Fioras letzten Worten blickte der Mann Milva zum ersten Mal direkt an. Um seine Augen zog sich ein Kranz feiner Fältchen, der bei anderen vielleicht sympathisch gewirkt hatte - doch die Augen dieses Mannes strahlten nur kalte Berechnung aus. "Und dies ist Ulfang, rechtmäßiger König von Rhûn und... Anführer der Schwarzen Rose", sprach Fiora weiter, und verzog für einen winzigen Augenblick das Gesicht, als würden ihre eigenen Worte ihr nicht gefallen.
Und auch Milva gefielen die Worte ganz und gar nicht. Ihr gegenüber saß der Mann, dessen Vater über Rhûn geherrscht hatte, seit sie denken konnte, und Ulfang war derjenige gewesen, der sein Volk für Mordor in den Krieg geführt hatte - den Krieg, in dem Miran gefallen war. Sie spürte wie kalter Hass in ihr aufstieg, und wünschte sich in diesem Moment nichts mehr, als ihren Bogen dabei zu haben.
Ulfangs Augen verengten sich kurz, und er stieß ein amüsiertes Schnauben aus. "Da kann mich jemand überhaupt nicht leiden. Doch das spielt keine Rolle. Wenn du für Merîl und ihre Schergen arbeitest, bist du viel, viel Schlimmere als mich gewohnt."
"Ich glaube nicht, dass jemand viel schlimmer sein könnte als der König, der sein Volk für Mordor in den Krieg führt", gab Milva mit kalter Stimme zurück, und versuchte das hasserfüllte Zittern darin zu unterdrücken.
Ulfang zuckte mit den Schultern. "Ich glaube nicht, dass du wichtig genug bist, um so mit mir zu sprechen", sagte er leichthin, doch in seinen Augen lag ein harter Ausdruck. "Aber ich gebe zu, dass es ein Fehler war, Mordor in den Krieg zu folgen - sieh doch, wohin es mich gebracht hat. Ich sitze hier im Untergrund, während dieser Emporkömmling Goran sich auf meinem Thron breitgemacht hat. Und glaub mir, er ist ein viel, viel schlechterer König als ich."
"Niemand könnte ein schlechterer König als ihr sein", erwiderte Milva, und jetzt stand wirklich Zorn in Ulfangs Gesicht. "Schaff sie mir aus den Augen", fuhr er Fiora an. "Und finde heraus, was sie über die Pläne der Schatten weiß - mir egal, wie."
Fiora nickte knapp, packte Milva am Arm, und begann sie in Richtung einer dicken Holztür zu ziehen. Als Milva sich gegen ihren Griff wehrte, zischte sie ihr leise ins Ohr: "Lass das. Ich habe nicht vor, dir irgendetwas zu tun."
Das war nicht Milvas Befürchtung gewesen, doch ein Teil von ihr hatte in dem Raum bleiben und Ulfang hier und jetzt töten wollen. Sie hatte zwar ihren Bogen nicht dabei, trug aber wie immer ihr Jagdmesser an der Seite - und auch damit konnte man einem Menschen das Leben nehmen. Doch ein anderer Teil von ihr wusste, dass sie keine Chance gehabt hätte. Dieser Teil gewann die Oberhand, und ließ sich von Fiora widerstandslos von Ulfang wegführen - es würde andere Gelegenheiten geben.

Eandril:
Fiora führte sie durch die schwere Holztür an der Stirnwand des Raumes und dann eine lange, dunkle Treppe hinauf. Am Ende der Treppe traten sie hinter einem staubigen Wandbehang hervor, und hinaus in einen Raum voller... Bücher. Für Milva, der Tochter eines kleinen Bauern, die noch nie in ihrem Leben ein Buch in der Hand gehalten hatte, verströmte der hohe, kreisförmige Raum ein starkes Gefühl der Fremdartigkeit und... der Faszination. Ohne auf Fiora zu achten, trat sie einen Schritt nach vorne, und strich zaghaft mit den Fingerspitzen über die ledernen Buchrücken im Regal vor ihr.
Der ganze Raum war in ein staubiges Halbdunkel getaucht, doch durch das Licht, dass durch die Kuppel weit über ihnen einfiel, offenbarte sich Milva an den Wänden über ihr ein Gewirr aus Gängen und Regalen, Tunneln und Treppen, Plattformen, Brücken und Geländern, das sie an das Innere eines Bienenstocks erinnerte. Im schwachen Licht erkannte sie Gestalten, die sich leise und langsam zwischen den Regalen bewegten, Bücher herauszogen, und lasen. Es roch nach Staub und Papier, nach dem Holz der Regale und ganz schwach nach dem Leim, mit dem die Seiten an den Buchrücken befestigt waren - zumindest vermutete Milva, dass das die Quelle des Geruchs war.
Sie wandte sich wieder zu Fiora um, die mit verschränkten Armen vor dem Wandteppich stand, und auf deren Gesicht ein schwaches Lächeln zu sehen war. "Dies ist der Friedhof der vergessenen Bücher", sagte sie. "Er ist ein geheimer Ort, ein Mysterium. Jedes einzelne Buch hier hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat, und die Seele derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben. Jedesmal, wenn ein Buch in andere Hände gelangt, jedesmal, wenn jemand den Blick über die Seiten gleiten lässt, wächst sein Geist und wird stark. Schon vor einigen Jahren, als ich zum ersten Mal hierher kam, war dieser Ort uralt. Vielleicht sogar so alt wie die Stadt selbst, ich weiß es nicht. Niemand weiß mit Bestimmtheit, seit wann es ihn gibt, und niemand weiß, wer ihn geschaffen hat. Hier leben für immer die Bücher, an die sich niemand mehr erinnert, die Bücher, die sich in der Zeit verloren haben, und hoffen, eines Tages einem neuen Leser in die Hände zu fallen."
"Ich glaube...", begann Milva langsam. "Ich glaube, ich habe noch nie jemanden so über Bücher sprechen hören. Es ist gerade so, als wären sie deine Freunde."
Fiora zuckte mit den Schultern. "Das sind sie auch. Es wäre eine traurige Welt, wenn es sie nicht gäbe."
"Dort, wo ich herkomme, können nur wenige Leute lesen und schreiben - und sie tun es nicht zum Vergnügen, sondern weil sie ihr Geld damit verwalten können." Milva spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. "Und ich kann nicht einmal lesen - nun, jedenfalls nicht besonders gut", berichtigte sie sich schnell. "Aber ich fange an, es zu lernen, glaube ich."
"Das Lesen kann eine nützliche Fähigkeit sein", erwiderte Fiora, und strich gedankenverloren über eine Reihe mächtiger Wälzer. "Aber es hat nicht nur einen offensichtlichen Nutzen. Bücher können deinen Horizont erweitern, deinen Geist für neues öffnen. Man kann sich für einige Zeit in ihnen verlieren, dem eigenen Leben für einen Moment entfliehen und neue Kraft schöpfen. Sie können Mut spenden und Rat geben, und dich zu einer anderen - zu einer besseren - Person machen." Milva war überrascht von dem Grad der Leidenschaft in Fioras Stimme. Offenbar meinte die junge Frau wirklich, was sie sagte - nur selten hatte Milva jemanden überhaupt so über etwas scheinbar unnützes sprechen hören, und es berührte sie auf überraschende Weise. Mit einem Mal hatte sie selbst das Verlangen, durch diese stillen, dämmrigen Gänge zu schlendern, und sich in der Welt der Bücher zu verlieren. Die Stille in dem Gebäude erinnerte sie an die Stille des Waldes auf der Jagd, die sie liebte - das Rascheln der Buchseiten war das Rascheln der Blätter unter ihren Füßen.
"Vielleicht... vielleicht kann ich irgendwann zurückkommen", meinte sie langsam und zögerlich, unsicher wie Fiora reagieren würde. "Wenn ich besser Lesen gelernt habe, meine ich." Zu ihrer Erleichterung lächelte Fiora. "Wenn es soweit ist, darfst du zurückkehren. Du wirst dir ein Buch mitnehmen, es lesen und irgendwann wieder hierher bringen - und dann wird auch ein Stück von deiner Seele darin wohnen, und ein Stück von der Seele des Buches in dir." Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, und sie machte einen Schritt den Gang entlang. "Für den Moment haben wir allerdings... andere Dinge zu besprechen. Komm mit."
Milva folgte ihr durch den Gang, ein wenig traurig, dass der Moment vorüber war. Trotz Fioras Antwort war sie nicht sicher, dass sie jemals Gelegenheit haben würde, an diesen Ort zurück zu kehren.
Fiora führte sie bis zu einer niedrigen Tür, hinter der sich ein kleines Zimmer befand. Die Wände des Raumes waren ebenfalls hinter Bücherregalen verborgen, und Milva begann sich zu fragen, ob es hier vielleicht jedes Buch gab, das jemals auf der ganzen Welt geschrieben worden war. So viele konnten es doch nicht sein - oder? Fiora ließ sich in einem gepolsterten, etwas abgenutzt aussehenden, Sessel nieder, und Milva tat es ihr nach kurzem Zögern gleich.
"Also", begann Fiora. Jede Spur von Verträumtheit und heimlichen Stolz auf diesen Ort war verschwunden. "Was weißt du über die Pläne der Schatten bezüglich Fürst Radomir?"
"Ich... habe keine Ahnung, wovon ihr sprecht", erwiderte Milva wahrheitsgemäß. "Den Namen höre ich gerade zum ersten Mal." Sie wusste, dass der Fürst von Dorwinion bis vor kurzem Ulwarth, der Bruder von König Ulfang, gewesen war, bevor Ulfang gestürzt und sein Nachfolger einen Mann aus dem Süden Rhûns zum Fürsten von Dorwinion gemacht hatte - Yalçın, oder so ähnlich. Einen Fürst Radomir kannte sie nicht.
Auf Fioras Gesicht malte sich Unglauben. "Du hast noch nie von Fürst Radomir von Gorak gehört - Radomir der Gestrenge?" Milva schüttelte den Kopf, und Fiora lehnte sich ungläubig in ihrem Sessel zurück. "Er ist zum Fürsten ernannt worden, als Goran an die Macht kam, ist einer seiner getreuesten Anhänger und regiert sein Fürstentum härter als alle anderen Fürsten zusammen", erklärte sie. Das erklärte natürlich, warum die Schattenläufer Interesse an ihm haben könnten - Gorak lag nicht weit von Gortharia entfernt, Milva erinnerte sich daran, dass sie auf ihrer Reise von Dorwinion in die Hauptstadt die Berge von Gorak durchquert hatte. Damals hatte es beinahe so hartnäckig geregnet, wie heute.
"Und er hat seinen Besuch in der Hauptstadt angekündigt", fuhr Fiora fort. "Damit begibt er sich natürlich direkt in die Reichweite deiner Freundinnen. Einen solchen Mann zu töten, wäre von großem Vorteil für sie."
"Das klingt nachvollziehbar", meinte Milva. "Aber ich weiß wirklich nichts darüber." Sie fragte sich, worauf Fiora hinauswollte.
"Hm." Es klang unzufrieden. "Ich dachte mir, dass es vielleicht von Vorteil wäre, wenn Orden und Schatten in dieser Angelegenheit zusammenarbeiten. Immerhin möchte Ulfang jeden von Goran eingesetzten Fürsten lieber heute als morgen tot sehen." Bei Ulfangs Erwähnung versteifte Milva sich unwillkürlich, was Fiora offensichtlich nicht entging. "Du möchtest etwas über Ulfang sagen, aber wagst es nicht", stellte sie äußerst scharfsinnig fest, und seufzte. "Nur zu. Ich bin nicht Ulfangs gehorsame Dienerin, obwohl es vielleicht so ausgesehen haben mag."
Milva zögerte einen Augenblick, doch dann beschloss sie, Fiora zu glauben. "Also schön", begann sie. "Ich frage mich, wie das zusammenpasst - der gestürzte König von Rhûn, der die Leute ebenso unterdrückt hat wie sein Nachfolger, und die Schwarze Rose, die das Los der Menschen von Rhûn verbessern und den Adel stürzen möchte. Wie kann das sein?"
"Du bist nicht die erste, die sich diese Frage stellt", erwiderte Fiora ernst. "Und es ist eine gute Frage." Milva entspannte sich ein wenig. Offenbar nahm Fiora ihr ihre Frage tatsächlich nicht übel, und würde sie nicht an Ulfang ausliefern.
"Die Schwarze Rose ist ein uralter Orden, beinahe so alt wie die Schattenläufer. Allerdings war sie einige Zeit beinahe in Vergessenheit geraten, bis ich ihn nach meiner Flucht aus dem Palast wiederbelebt habe." Auf Milvas fragenden Blick hin lächelte die junge Frau mit den schwarz-blonden Haaren bitter. "König Goran ist mein Stiefvater. Meine Mutter und ich kommen aus Gondor, und mein Großvater war im Krieg dazu gezwungen, meine Mutter mit Goran zu verheiraten, um das Überleben seines Hauses zu sichern." Sie blickte zu Boden, wobei ihr die Haare vor das Gesicht fielen und es verdeckten, und atmete tief durch. "Nach Gorans Aufstieg zum König gebar sie ihm einen Sohn, und danach ließ er... ließ er sie öffentlich hinrichten, weil bekannt wurde, dass ich ihre Tochter war und mich der Schwarzen Rose angeschlossen hatte."
Milva schwieg einen Augenblick. Sie konnte sich nur schwer vorstellen, welche Schuldgefühle Fiora empfinden musste, wo doch ihre Taten der Grund für die Hinrichtung ihrer eigenen Mutter gewesen waren. Und wie sehr sie König Goran dafür hassen musste.
"Und wie... kam es dazu, dass Ulfang nun der Anführer der Schwarzen Rose ist, und nicht du?", fragte sie schließlich zögerlich. Fiora schniefte, räusperte sich und fuhr mit belegter Stimme fort: "Ich weiß nicht, wie er uns gefunden hat, aber irgendwann war er hier. Er bot uns seine Hilfe an - selbst gestürzt konnte er uns noch vieles bieten: Geld, Informationen, und wertvolle Kontakte. Er forderte im Gegenzug nur zwei Sachen. Nach Gorans Sturz will er seinen Thron zurück, und er wollte Anführer der schwarzen Rose werden. Es... war keine leichte Entscheidung, doch ich habe eingewilligt. Ich sah darin eine Möglichkeit, Goran viel schneller zu stürzen und zu töten, als ich erwartet hatte. Ich... war vom Hass geblendet, könnte man sagen, und habe mit dieser Entscheidung viele andere Verbündete verloren. Und... wieso erzähle ich dir das überhaupt? Ich kenne dich ja gar nicht."
Bei den letzten Worten hatten sich Fioras Augen misstrauisch verengt, und Milva hatte plötzlich das Gefühl, eine vollkommen andere Person vor sich zu haben. Sie hob abwehrend die Hände. "Ich werde es niemandem weitererzählen, versprochen."
"Ich hoffe, du hältst dich daran", gab Fiora kühl zurück. "Sonst könnten die Folgen unangenehm für dich werden... Worüber haben wir gerade gesprochen?"
"Ursprünglich über... Fürst Radomir von Gorak", antwortete Milva verwirrt. Fiora schien vollkommen den Faden ihres Gesprächs verloren zu haben. "Ach ja, richtig." Fiora rieb sich mit der flachen Hand über die Stirn.
"Fürst Radomir hat eine Schwester, Rhiannon, die ihn nach Gortharia begleiten wird. Sag deinen Freundinnen von den Schatten, dass sie sie in ihre Gewalt bringen sollen, wenn sie etwas gegen Radomir unternehmen."
"Wäre es nicht besser, sie beide zu töten?", fragte Milva, ein über sich selbst erschrocken. War sie wirklich die gleiche, die noch vor einigen Tagen darüber entsetzt gewesen war, dass sie Schattenläufer bereit waren, Unschuldige für ihr größeres Ziel zu opfern?
Fiora schüttelte ablehnend den Kopf. "Das wäre kurzsichtig. Rhiannon ist bekannt dafür, dass sie mit der brutalen Politik ihres Bruders nicht allzu einverstanden ist. Sie könnte nützlich sein, um nach Gorans Tod die Kontrolle über Gorak zu gewinnen." Milva nickte langsam. Der Gedankengang leuchtete ihr ein, doch dann kam ihr ein anderer Gedanke. "Und warum willst du, dass sie Schattenläufer sie in ihre Finger bekommen? Warum nicht ihr?"
Fiora lachte bitter auf. "Die Hände der Schwarzen Rose sind im Augenblick die Hände Ulfangs. Was glaubst du, wozu der Fürst von Gorak seine unverheiratete Schwester mit in die Hauptstadt bringt - zu einem König, der kürzlich verwitwet ist?" Bei diesen Worten loderte unheilvoller Hass in ihren Augen auf.
"Natürlich", meinte Milva, und schalt sich innerlich dafür, dass sie diesen Zusammenhang nicht von selbst gesehen hatte. "Er will sie mit dem König verheiraten."
"Damit würde er Goran enger an sich binden, eine Verwandschaft zum Königshaus aufbauen, und seine aufsässige Schwester loswerden", ergänzte Fiora. "Und Ulfang würde das nur äußerst gerne vereiteln, um sich selbst mit Rhiannon zu verheiraten. Stell dir das vor, Radomir wird ermordet, und Ulfang besteigt an Rhiannons Seite den Fürstenthron von Gorak - das wäre doch eine herrliche Ausgangslage für ihn, um Goran zu beseitigen."
"Aber ist es nicht das, was du willst?", fragte Milva, und Fiora beugte sich heftig vor. "Das ist nicht was ich will", zischte sie leise. "Ich will Goran das Herz herausschneiden und den Hunden zum Fraß vorwerfen, aber ich will nicht, dass an seiner Statt wieder Ulfang den Thron besteigt. Ich habe mich mit ihm verbündet, aber halte mich nicht für blind - ich weiß genau, was er ist." Milva war vor der Heftigkeit ihrer Antwort unwillkürlich zurückgezuckt, und bevor sie etwas sagen konnte, betrat eine weitere Person den Raum.
"Ah, Fiora", sagte die schwarzhaarige Frau leise, und ihre Stimme erinnerte Milva an das Schnurren einer Katze. Die Frau streichelte Fiora sanft über den Kopf, und Fioras Schultern entspannten sich sofort sichtlich. "Da ist jemand merkwürdiges an der Tür... Isaar hat sie aufgehalten, aber sie fragt nach dir." Der Blick der Schwarzhaarigen richtete sich auf Milva, die spürte, wie sich die Härchen auf ihren Unterarmen aufrichteten. "Und sie fragt nach einer blonden Jägerin."

Eandril:
"Danke, Cáha", sagte Fiora leise, bevor sie sich wieder Milva zuwandte und eine schmale Augenbraue in die Höhe zog. "Deine... Freunde scheinen große Sehnsucht nach dir zu haben, wenn sie dir sogar bis hierher folgen."
Milva rutschte unbehaglich auf ihrem Sessel hin und her, denn Fioras Miene drückte unmissverständlich Verärgerung aus. "Ich habe keine Ahnung, woher sie wissen, dass ich hier bin." Das war natürlich gelogen, denn natürlich wusste Milva, woher die Schattenläufer ihr Wissen über Ereignisse und Dinge, von denen sie eigentlich nichts wissen konnten, bekamen.
"Natürlich nicht." Ein Hauch von Bitterkeit schwang in Fioras Stimme mit, als sie den Kopf schüttelte. "Na schön, da sie schon hier ist... bitte sie doch herein, Cáha."
Die Schwarzhaarige verschwand ohne ein weiteres Wort, und Milva atmete verstohlen auf - Cáha war ihr auf unbestimmte Weise unheimlich gewesen, auch wenn Fiora sich in ihrer Gegenwart sehr wohlzufühlen schien. Einen Augenblick herrschte Stille, bis Cáha zurückkehrte - in Begleitung von Morrandir. Milva versuchte die Überraschung auf ihrem Gesicht zu verbergen, vermutlich erfolglos, denn Morrandir sagte, als hätte sie ihre Gedanken gelesen: "Ryltha ist mit anderen Dingen beschäftigt, deswegen bin ich hier." Sie trug einen dunklen Ledermantel mit Kapuze, von dessen Saum Regenwasser tropfte und eine dunkle Spur auf dem staubigen Boden hinterlassen hatte.
"Morrandir von den Schattenläufern", sagte Fiora, die sich demonstrativ gelassen in ihrem Sessel zurückgelehnt hatte. Es wirkte unnatürlich, denn man konnte jeder Faser ihres Körpers die Anspannung ansehen. Cáha hatte sich hinter sie gestellt und die Hände auf Fioras Schultern gelegt. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich euch so bald wiedersehe nach unserem letzten Treffen."
"Das wäre auch nicht geschehen, wenn die Schwarze Rose nicht anfangen würde, ihre Finger nach unseren Leuten auszustrecken", erwiderte Morrandir kühl. "Was hattet ihr und Ulfang vor, sie über all unsere Pläne und Geheimnisse auszuhorchen?"
Fiora schüttelte ärgerlich den Kopf. "Nun mal langsam. Milva war bei unserem vorherigen Treffen nicht dabei, woher also sollten wir wissen, dass sie zu euch gehört?  Sie war uns bei einer unserer Aktionen aufgefallen, und im Gegensatz zu euch werden wir stärker, je mehr wir sind."
"Wäre die Schwarze Rose so aufmerksam wie die Situation es verlangt, hättet ihr es gewusst", gab Morrandir zurück, und in ihrer Stimme schwang ein eindeutig herablassender Unterton mit. "Aber das spielt nun keine Rolle. Milva gehört uns, und sie wird jetzt mit mir kommen." Milva wusste nicht, was ihr weniger gefiel: Die Tatsache, dass Morrandir und Fiora über sie sprachen, als wäre sie nicht dabei, oder die Formulierung Milva gehört uns. Der Gedanke ließ ihr einen Schauer über den Rücken fahren.
"Ist es denn so schlimm, wenn ich mit der Schwarzen Rose spreche?", wandte sie ein, und alle Augen richteten sich auf sie. "Immerhin verfolgen wir doch die selben Ziele."
"Das tun wir...", meinte Morrandir ein wenig zögerlich, wobei sie Fiora keinen Herzschlag lang aus den Augen ließ - und Fiora sie ebenfalls nicht. "Aber dennoch haben wir kein Interesse daran, unsere Geheimnisse einfach zu verraten, nicht einmal unseren Verbündeten. Du konntest zwar keinen großen Schaden anrichten, aber nun werden wir gehen." Milva erhob sich langsam aus ihrem Sessel, doch gerade als Morrandir sich abgewandt hatte, sagte Fiora: "Wartet." Sie war ebenfalls aufgestanden. "Ihr wisst, dass Fürst Radomir von Gorak in die Stadt kommt."
"Das wissen wir", antwortete Morrandir, ohne sich zu ihr umzudrehen.
"Ihr wisst, dass seine Schwester ihn begleitet."
"Das wissen wir ebenfalls."
"Dann wisst ihr auch, dass sie nach ihm der Schlüssel zu diesem Fürstentum sein könnte."
"Auch das wissen wir... worauf wollt ihr hinaus, Fiora?"
"Wenn die Schwarze Rose sie in die Finger bekäme, hätte Ulfang ein mächtiges Werkzeug an der Hand, um Goran zu stürzen und seinen Thron zurück zu erlangen. Mit er Macht von Gorak im Rücken... wenn er schnell zuschlägt, kann er es schaffen. Allein."
"Ich verstehe", erwiderte Morrandir, und Milva glaubte zu sehen, dass ein Lächeln um ihre Mundwinkel spielte - was merkwürdig war, denn bei ihren wenigen Begegnungen hatte Milva den Eindruck gewonnen, dass Morrandir niemals lächelte. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass sie von ihrer Position aus nur eine Hälfte von Morrandirs Gesicht sehen konnte. "Wir müssen nun allerdings gehen. Ich danke euch für eure Gastfreundschaft, Fiora."

Zu Milvas eigener Überraschung verspürte sie ein leichtes Bedauern, als sie mit Morrandir den Friedhof der vergessenen Bücher verließ. Sie konnte nicht lesen - zumindest noch nicht wirklich - also hatte dieser Ort ihr eigentlich nichts zu bieten. Und dennoch hatten die büchergefüllten Hallen und Gänge eine merkwürdige Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Draußen auf den Straßen hatte der Regen noch immer nicht nachgelassen, und nur kurze Zeit später tropfte das Wasser aus dem Ende ihre Zopfes. Eine Zeit lang folgte Milva Morrandir schweigend, bis diese schließlich leise sagte: "Du solltest dir keine Ablenkungen leisten, Milva. Es mag dir im Augenblick nicht so erscheinen, aber was du tust ist wichtig für unsere Pläne."
"Warum?", wagte Milva zu fragen. "Im Augenblick sieht es so aus, als könntet ihr den König einfach ermorden, und all eure Ziele erreichen - wenn der neue König euch ebenfalls nicht gefällt, bringt ihr ihn einfach auch um."
"Leider", erwiderte Morrandir und schüttelte den Kopf. "Leider ist es nicht ganz so einfach. Natürlich könnten wir den König ermorden, und auch seine Nachfolger, wenn sie uns nicht gefallen. Aber zum einen wäre das keineswegs so einfach wie du glauben magst, und zum anderen würde es das Reich in ein Chaos aus blutigen Bürgerkriegen stürzen - und diejenigen, die am meisten darunter leiden würden, wären die einfachen Leute. Leute wie du. Willst du erneut erleben, dass jemand den du liebst für diesen oder jenen König in einen Krieg gerufen wird, und nie heimkehrt?"
Milva wäre beinahe über ihre Füße gestolpert. Der einzige in dieser Stadt mit dem sie darüber gesprochen hatte, war Cyneric - hatte sie sich in dem Mann aus Rohan so sehr getäuscht? Hatte er alles, was sie ihm erzählt hatte, ohne zu zögern an die Schattenläufer weitergegeben? "Ich habe... nein, natürlich nicht, ich..." Wieder bildete Milva sich ein, etwas wie ein halbes Lächeln auf Morrandirs Gesicht gesehen zu haben.
"Sehr schön", fuhr Morrandir fort, als hätte sie nicht bemerkt, was ihre beiläufige Bemerkung in Milva ausgelöst hatte. "Herrin Velmira Bozhidar hat verkünden lassen, dass sie zur Feier zum Ende des Regens eine große Jagd ausrichten wird, an der sie selbst teilnehmen wird. Du solltest diese Gelegenheit nutzen."
Als Milva sich ihr zuwenden und eine der vielen Fragen stellen wollte, die ihr durch den Kopf gingen, war sie allein, von Morrandir keine Spur. "Großartig", murmelte sie vor sich hin, legte den Kopf zurück und streckte das Gesicht dem Regen entgegen. Die feinen, kühlen Tropfen auf ihrer Haut ließen sie für einen Augenblick alles vergessen, die Schattenläufer, die Schwarze Rose, Gortharia - einfach alles. Für einen Moment fühlte sie sich sauber.

Milva in die Gebiete südwestlich von Gortharia

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