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Autor Thema: Philosophie-Thread  (Gelesen 65800 mal)

Whale Sharku

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #180 am: 25. Sep 2015, 23:07 »
Raschi, was außer den Differenzen der relativen und der absoluten Straftheorie kannst du mir sonst noch über Rechtsphilosophie sagen?
Meine Neugier ist geweckt^^

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Whale


(Palland)Raschi

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #181 am: 25. Sep 2015, 23:11 »
Zitat
Ich halte daher Abschreckung für ein notwendiges Übel und ganz sicher nicht für ein maßgebliches Kernprinzip.
Unschuldige und ihre persönliche Freiheit zu beschützen erscheint mir hier das einzig sinnvolle maßgebliche Kernprinzip.

Also wenn ich dich richtig verstehe, hälst Du von repressiven Maßnahmen (Strafverfolgung) grundsätzlich nicht viel, sondern willst sie höchstens zur Abschreckung nutzen.
Im Gegenzug würdest Du voll auf präventive Maßnahmen setzen (Gefahrenabwehr), sodass es zu einer Strafverfolgung nicht kommt.
Wolltest Du das damit sagen ?

Zitat
Die persönliche Ausrichtung zu einer bestimmten Richtung innerhalb der Ethik (bei mir wie gesagt Stoa und Epikureer) ist aber nicht wissenschaftlich, sondern immer subjektiv und vom Glauben bestimmt.

Hm, also das würde ich so nicht unterschreiben. Mitunter ist die Anwendung von ethischen Grundsätzen zwingend.
Wenn wir uns die Rechtswissenschaft und das Tatbestandsmerkmal der "Sittenwidrigkeit" aus § 138 I BGB anschauen sehen wir es ganz deutlich.
--> Sittenwidrig ist eine Handlung, die gegen das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden verstößt.

Wie kriegt man nun heraus, was das Anstandsgefühl aller "billig und gerecht Denkenden" ist ?
Klar ist: Es ist nicht das subjektive Empfinden des Rechtsanwenders, und damit keine Glaubenssache.
Es ist entweder vorrangig "rechtsethisch" zu beantworten. Das heißt, dass wir Gesetzesnormen heranziehen und aus diesen Wertungen ziehen, zB. Grundrechte.
Denn wenn uns jemand fragen würde, was die Grundwerte unserer Gesellschaft sind, dann würden wir zuallererst die Verfassung nennen.
Können wir das nicht, greifen wir auf die "Sozialethik" zurück, also tatsächlich die gesellschaftliche Ansicht wie sie momentan zu einem Thema besteht. Diese wandelt sich natürlich regelmäßig.

Gerade allerdings die Anwendung und das Herausarbeiten der Rechtsethik ist hoch wissenschaftlich, und hat damit nichts mit Glauben zutun.

@ Whale (Vertiefungshinweis):

Es gibt in München einen hervorragenden Rechtsphilosophen und sehr bekannten Strafrechtler Bernd Schünemann

Der hat eine 12 Teilige Vorlesung zur Rechtsphilosophie in einer frei zugänglichen Podcastreihe freigestellt.
Du findest Sie  hier

Zitat
Raschi, was außer den Differenzen der relativen und der absoluten Straftheorie kannst du mir sonst noch über Rechtsphilosophie sagen?

Im übrigen Fragen über Naturrecht, und positives Recht (also ob Recht erst durch den Gesetzgeber geschaffen werden muss, oder per se besteht), oder wie Recht gesetzt wird, von oben oder durch Gewohnheit etc.
« Letzte Änderung: 25. Sep 2015, 23:17 von (Palland)Raschi »
MfG Raschi

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Ohne Schuld verfasst einen Forumsbeitrag, wer beim Abfassen eines Beitrags wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, die Verletzung der Forenregeln einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.

Whale Sharku

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #182 am: 25. Sep 2015, 23:22 »
Das gilt in ähnlicher Weise auch in der Ethik - es sind einigermaßen logische Systeme, und je mehr notwendige Urteile ein solches System uns an die Hand gibt (also je weniger "individueller Spielraum" besteht) desto besser ist es auch. Das alles geht auch ohne "wahre Letztbegründungen" überraschend gut.

Und ja, genau das meinte ich, Raschi. :) Was könnte denn dafür sprechen, die Strafverfolgung zum Selbstzweck zu erheben d.h. sie auch dann in den Vordergrund zu stellen, wenn es eben nicht letztlich der Prävention dient?

PS: Danke für den Link

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(Palland)Raschi

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #183 am: 25. Sep 2015, 23:35 »
Also die Vergangenheit hat gezeigt, dass Regeln notwendig sind, damit mehrere Menschen zusammenleben können.
Wenn aber die Menschen wissen, dass eine Regel nicht zur Anwendung gelangt, werden sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht daran halten.
Verstößt also jemand gegen eine Regel, muss das Folgen haben.

Der Mensch hat dazu ein natürliches Bedürfnis nach Vergeltung. Gäbe es keine Vergesellschaftung des Strafrechts würde jeder die Vollstreckung selber betreiben.
Der Staat (die Gesellschaft) und der Bürger haben aber einen Deal gemacht.
Der Bürger verzichtet auf die eigene Verfolgung und Durchsetzung zugunsten des Staates. Dieser sorgt aber dafür, dass dem Interesse des Bürgers an Vergeltung nachgekommen wird. Andernfalls würde dieser sich genötigt sehen, wieder selbst Hand anzulegen.

Die Prävention versagt dort, wo wir uns nach der tatsächlichen Schuld des Täters fragen. Um abzuschrecken bräuchten wir besonders hohe Strafen, die jedoch zu Lasten des Individuums gingen.
MfG Raschi

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CynasFan

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #184 am: 25. Sep 2015, 23:48 »
Die Prävention versagt dort, wo wir uns nach der tatsächlichen Schuld des Täters fragen. Um abzuschrecken bräuchten wir besonders hohe Strafen, die jedoch zu Lasten des Individuums gingen.
Mit den besonders hohen Strafen die abschrecken würden, bist du leider nicht ganz richtig. Zwar gibt es kleinere Verbesserungen, es kann aber auch genauso gut zu einer Radikalisierung der Verbrechen führen besonders grausam zu sein.
Strafrechtlich gesehen haben weder besonders grausame noch besonders integrative Maßnahmen einen deutlichen Einfluss auf die Kriminalstatistik.
Gruß, CynasFan
"Die Vernunft kann sich mit größerer Kraft dem Bösen entgegenstemmen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht!"
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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #185 am: 26. Sep 2015, 00:01 »
CynasFan, das war keine Forderung von meiner Seite, sondern eine Erklärung wie die Theorie der Generalprävention argumentiert.
Der Gedanke ist ja der: Wir bestrafen einen besonders hart, sodass der Rest davon absieht, dieselbe Straftat zu begehen.
Zudem wird ein solcher präventiver Effekt auch dadurch erreicht, dass überhaupt bestraft wird.
Dass dies alleine nicht richtig sein kann, zeigt die Statistik in der Tat. Viele Täter planen Straftaten auch nicht vorher. Dort versagt die Abschreckung völlig.

Die Generalprävention als alleiniger Strafzweck wird auch heute nichtmehr vertreten.


« Letzte Änderung: 26. Sep 2015, 00:05 von (Palland)Raschi »
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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #186 am: 26. Sep 2015, 00:08 »
Dann wäre da vielleicht ein entsprechender Hinweis nett gewesen.

Und ich muss bei dem ganzen Gerede über Prävention bei Strafen dauernd an die Vorratsdatenspeicherung denken. 8-|
Darauf gehe ich aber lieber nicht ein. Erstens ein politisches Thema und zweitens rege ich mich da nur auf.
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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #187 am: 26. Sep 2015, 00:18 »
Zitat
Dann wäre da vielleicht ein entsprechender Hinweis nett gewesen.

Der war aber nicht notwendig, denn es ergab sich bereits aus dem Zusammenhang, dass ich nur eine Theorie wiedergegeben und kritisiert habe.
Der erste Satz stellt die Behauptung auf, dass die Prävention ungerecht für das Individuum sein kann. Der zweite Satz führt im Konjunktiv aus und begründet, warum dies zu Lasten der persönlichen Strafe gehen würde, also dass man ungerechterweise an der Strafe schrauben müsste. Bitte genau lesen.

Zitat
Die Prävention versagt dort, wo wir uns nach der tatsächlichen Schuld des Täters fragen. Um abzuschrecken bräuchten wir besonders hohe Strafen, die jedoch zu Lasten des Individuums gingen.

Zitat
Und ich muss bei dem ganzen Gerede über Prävention bei Strafen dauernd an die Vorratsdatenspeicherung denken. 8-|
Darauf gehe ich aber lieber nicht ein. Erstens ein politisches Thema und zweitens rege ich mich da nur auf.

Tja, hat mit dem Thema ansich nischt zutun. Dabei geht es um die Strafverfolgungsmöglichk eit überhaupt, sprich Beweissicherung. Eigentlich nicht um die Abschreckung durch Vorratsdatenspeicherung.

MfG Raschi

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #188 am: 26. Sep 2015, 11:42 »
Zitat
Darauf gehe ich aber lieber nicht ein. Erstens ein politisches Thema und zweitens rege ich mich da nur auf.

Warum schreibst du es dann?

Zitat
Der war aber nicht notwendig, denn es ergab sich bereits aus dem Zusammenhang

Vollkommene Zustimmung.
Möchte nun sonst noch jemand über Ethiken (im modernen Sinne) etwas verlieren? :) Ich kann zwar gerne drauflos erzählen, aber das wäre unvermeidlich ein gefärbtes Bild. Man versteht die eine Theorie immer besser als die andere und kann dann nicht wirklich anders, als sie überlegen darzustellen.

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Caun

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #189 am: 27. Sep 2015, 10:32 »
So ich möchte auch noch meinen Senf als Etechniker dazu geben :



So das wars auch schon, bitte um Meinungen :D

 

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #190 am: 27. Sep 2015, 11:21 »
Man streitet die ganze Zeit welche Disziplin nützlich ist und welche nicht, aber in Wirklichkeit greifen alle Aspekte unserer modernen Kultur ineinander wie ein großer Organismus.
Ich mag das Bild sehr :D

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Der Leviathan

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #191 am: 15. Okt 2015, 17:05 »
Dann will ich einmal folgende Themen-Frage einwerfen:
Was ist Dummheit?
« Letzte Änderung: 15. Okt 2015, 17:09 von Der Leviathan »

Whale Sharku

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #192 am: 15. Okt 2015, 17:52 »
Also, ich sehe acht Buchstaben, was siehst du? ;)

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #193 am: 15. Okt 2015, 18:44 »
Buchstaben ? Geht das denn ganz ohne Bücher ?  :o
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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #194 am: 15. Okt 2015, 19:55 »
Es ist halt eine komplett subjektive Frage, was sich hinter einem solchen Begriff verbirgt. Beigeschmäcke oder Assoziationen kleben durchaus nicht an der Buchstabenkombination, sondern können uns ganz natürlich vorkommen und jemand anderem (evtl. sogar aus einer anderen Generation oder anderem Kulturkreis) kommen sie total unpassend vor.

Wenn man einfach nur verschiedenen Leuten zuhören möchte, wie sie es auffassen oder zusammenfassen würden, ist das natürlich nicht "schlimm" - aber es ist keine "analytische" Frage und diese Erkenntnis gehört wohl auch zu den Dingen, die Platon und Aristoteles so viel interessanter machen als den ollen Sokrates, der sich auf Fragen exakt dieser Form beschränkt zu haben scheint ;)

Ich persönlich verbinde Dummheit weitgehend mit Inkonsequenz und mit dem Verwechseln von (kausal) Übergeordnet vs (kausal) Untergeordnet.
Zu wissen, dass die einzige Chance ein Problem zu lösen darin besteht X zu tun, und X nicht zu tun weil man den Fall befürchtet dass X scheitern könnte, wäre ein allgemein ausgedrücktes Beispiel hiervon.

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