korner, es gibt im Forum
Spoiler-Klappen. Nutze sie auch, wenn du schon vom Spielende sprichst!
Du kannst froh sein, dass ich deinen Post erst jetzt durchgelesen habe, nachdem ich das Spiel selber fertig habe...
Also kurzum: Ich habe WitN jetzt auch durchgespielt.
Ich habe mir Zeit gelassen, alles genau erkundet, gelootet, die Charaktäre situationsabhängig getauscht, und alle auffindbaren Nebenquests erfüllt.
Laut Steam habe ich insgesamt 28 Stunden gespielt (mein erster Durchlauf, Schwierigkeit Normal).
Es kam mir ehrlich gesagt garnicht so lange vor. Hab immer mal eins, zwei Stündchen an nem freien Tag gespielt. Vielleicht rechnet Steam da was anders.
Grundsätzlich finde ich, was Snowblind gemacht hat, haben sie gut gemacht. Ich hatte bei den Gegnern, Spielfiguren und Umgebunden durchaus teilweise HdR-Feeling. An manchen Stellen wir Bruchtal oder Bree war davon natürlich etwas mehr als an unbekannten Orten wie die Sarn Furt oder die Ettenöden. Dafür war die erzählte Geschichte in sich rund und es gab einige sehr schöne eingestreute HdR-Details, die man einfach als Standard-Konsument wahrscheinlich garnicht bemerkt.
Die versteckte Zwergenfestung im Grauen Gebirge war zum Beispiel meiner Meinung nach bestens umgesetzt und hatte sehr schönen Zwergen-Charakter.
Das einzige Problem dass ich sehe, liegt mehr in den Sachen, die Snowblind
nicht gemacht hat. Das was ausgelassen wurde, Was nun für ein wirklich gutes Spiel fehlt.
Es gibt keine wirkliche Hintergrundgeschichte zu den drei Haupthelden. Dadurch fehlt einfach ein Stück eigene Persönlichkeit bei ihnen. Wir wissen nur, dass sie schon gemeinsam mit Waldläufern die Sarn Furt bewacht haben. Wie sie da aber hingekommen sind, oder wie sie sich kennen gelernt haben, bleibt der eigenen Fantasie überlassen. Da hätte man mehr rausholen können. Stattdessen sind die Charaktäre von Eradan, Farin und Andriel schlichte "Stilmittel", die einfach Teil der erzählten Geschichte sind, aber sonst keinen weiteren Ausschlag geben.
Ebenso ist es auch mit der Storys des Spieles als Ganzes. Ich denke schon, dass ich die Absichten der Entwickler dahinter verstehe: Sie wollten eben nicht den "wahren Helden" die Show stehlen, wollten keine neuen Retter erfinden, und die wichtigen Teile der Geschichte nicht umschreiben.
Ihr Weg war stattdessen ein eigener Bösewicht, der mehr oder weniger eigenständig handelte und den es in seinem eigenen Landstrich zu besiegen galt. So kamen sie dem eigentlichen Ringkrieg nicht in die Quere und konnten ihre eigenen Abenteuer entwickeln.
So vernünftig wie das klingt, hat das nur leider zur Folge, dass die Story des Spieles leider irgendwie
unwichtig wirkt. Die eigenen Taten und eigenen Kämpfe haben im Gesamtbild (Ringkrieg) keinen wirklich großen Ausschlag gegeben. Und das ist irgendwie schade, wo es doch grade der Wunsch eines HdR-Fans ist, die Geschicke Mittelerdes zu beeinflussen.
Das Design hat mir grundsätzlich gefallen. Mir gefiel Carn Dûm ehrlich gesagt. Es hatte eine interessante Note durch die vielen "Elemente" die auf die Festung einwirkten. Eis von den Bergen, Blitze vom Himmel, und Feuer aus dem Gesteinsinneren. Gleichzeitig hat es auch alle bekannten Details aufgenommen. Eisen als Baustoff (Angmar = Eisenheim), die Farbe Rot als Feuer/Rost (Carn Dûm = Rote Senke). Das Rostwasser das so krass an Blut erinnerte, fand ich besonders einfallsreich.
Auch mit der ingame Erklärung, dass Carn Dûm verlassen war, und quasi als Abschreckung von Agandaur wiedererobert wurde, ergibt durchaus Sinn. Eine legendäre Festung würde den Feind schon zu Denken geben.
Aber auch andere Designs wie Gwaihirs goldene Kette, der Drache Úrgost, Radagast der Braun, die Orkfestung im Gundabad, oder die Zwergenkrieger von Nordinbad, fand ich sehr passend und schick.
Das Ende des Spieles...
Hat den Eindruck von zu viel Isolation leider nur verschärft. Ich fand es auch nicht besonders elegant, aber es war zumindest ein zufriedenstellendes "cooles" Ende.
Das Agandaur keine Hilfe erhalten hat, weil auch sein Meister just im selben Moment besiegt wurde, war schon etwas dick aufgetragen. Vor allem aber erscheint es mir zeitlich sehr übertrieben. Frodo war schließlich ein Jahr lang unterwegs zum Schicksalsberg. Ich hatte nicht das Gefühl dass so viel Zeit ingame vergangen ist. Vor allem hätte man dann doch wohl in Imladris Kunde aus Helms Klamm oder Minas Tirith gehört...
Auch hoffe ich, dass Belerams Tod "nur optional" war, und dass ich ihn einfach nicht hätte einsetzen dürfen. Dann war es allerdings auch mies, mich überhaupt auf diese Möglichkeit aufmerksam zu machen.
WitN ist finde ich ein gelungenes HdR-Game, aber leider kein sehr gutes. Was sie machen, machen sie gut, das Erkunden anderer Teile Mittelerdes. Woran es einfach fehlt, ist die Einbindung in die große Geschichte Mittelerdes. Für Tolkien-Spezialisten ist es schön. Für Ringkrieg-Fanatiker ist es nicht zu empfehlen. Für Gelegenheits-Zocker sollte es genau richtig sein. (Das pure Metzeln macht hier finde ich sogar mehr Spaß als in Conquest. In WitN sind die Trolle wenigstens noch ne Herausforderung!)
Für's Ambiente/Feeling würde ich 8 von 10 Punkten geben, mit dickem Imladris-Fanservice-Bonus.
Für die Story käme ich mit dem schwachen Start, der guten Mitte und dem flachen Ende auf 6 von 10 Punkten.
Für das Spiel an sich, ein solides Gameplay, komme ich auf befriedigend: 7 von 10 Punkten.