Ich habe darüber nochmal etwas genauer nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass Tolkiens Thorin sogar ein ziemlich gutes Beispiel für einen nicht archetypischen, sondern im weitesten Sinne, modernen Charakter ist.
Tolkiens Thorin ist im Gegensatz zu PJs Interpretation alles, eben nur kein Held,
obwohl er den gleichen "Backround" hat und auch ganz ähnliche Motive sein handeln bestimmen. Aus dem bestohlenen, enterbten und beleidigten jungen Thorin ist bei Tolkien eben kein gewaltiger Krieger, kein märchenhafter Prinz und Jungfrauenretter geworden; sondern ein penibler, stets auf das eigene Recht pochender Politiker, welcher sich selbst eine Spur zu gerne reden hört. (Eine mMn sehr adequate, weil eben auch moderne, Konsequenz des persönlich erlebten Unrechts
) Auch PJ´s Thorin ist stolz und verletzt, aber auch geheimnisvoll, tiefsinnig und manneskräftig. Kurz um ein Charakter, den man seine Unzulänglichkeiten nur zu gern vergibt, ja mit den man sogar mächtig mitleid haben kann. Ich denke es ist genau das, jener schale Kompromiss, welcher den Zuschauern Thorins negative Aspekte nur dann zumuten kann, wenn er mindestens im gleichen Maße als heldenhaft und missverstanden figuriert, welcher mir die Rolle Thorins vernagelt.
Ich denke ehrlich, dass diese Eigensinnigkeit und Selbstverliebtheit typisch für Zwerge im Gesamtpaket betrachtet werden kann. Hört sich Gimli nicht gern selbst reden? Nunja

Vor diesem Hintergrund sieht man durchaus Heldenhaftes an Thorin überwiegen. Dass beispielsweise der Grund des Namens "Eichenschild" aufgegriffen wurde, kam mir an sich sehr passend vor.
Als Kind merkte ich Thorins Verwandlung erst spät im Buch, und mir kam es wie eine schrittweise Veränderung vor: Das Erwecken alter Abneigungen im Kerker von Thranduil grenzte ihn von den übrigen Zwergen schon sichtbar ab. Aber die überschwängliche und sogar bedrohliche Gier nach dem Arkenstein und den übrigen Reichtümern war es erst, was Thorin auch von mir selbst als Leser abgrenzte und seinen Charakter ins Zwielicht gestürzt hat, wenn du so willst.
(Wie aufmerksam ich damals las, ist dahingestellt.)
Hat sich nicht PJ zu Beginn geäußert, dass der erste Film sehr verspielt und naiv werden soll, und die Reihe gegen Ende immer trüber und ernster wird?
So oder so ähnlich.
Auf eine passende Interpretation Thorins bin ich aus diesem Grund zuversichtlich.