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Unter den Emyn Arnen

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Thorondor the Eagle:
Elea und Doréal aus Minas Tirith


Es gab keinen Weg in Eleas Leben der beschwerlicher war als der aus der Stadt. Ihre Glieder schmerzten, ihre Wunden klafften bei jedem Schritt auseinander ihr Blick war getrübt. Es dauerte beinahe einen Tag bis die beiden den Pelennor verliesen immer mit dem Gefühl den Feind im Nacken zu haben. Dann endlich erreichten die beiden den Anduin wo sie bereits von zwei Waldläufern erwartet wurden.

Zwei schmale Boote standen am steinigen Ufer und warteten darauf ins Wasser gehieft zu werden.
„Da seid ihr endlich“, wurden sie mit besorgter Stimme begrüßt.
„Verzeiht uns, es ging nicht schneller“, gab Doreal zurück.

Sogleich begannen sie damit das erste Boot zu Wasser zu lassen und hielten es fest.
„Kommt Elea, steigt zuerst ein“, bat Doreal und reichte ihr behelfsmäßig die Hand. Seinen Mantel breitete er auf, sodass sie sich darauf legen konnte. Den Leinensack mit der Krone Gondors ließ sie niemals aus der Hand. Es dauerte keine zwei Minuten, bis Elea ihrer Erschöpfung nachgab und einschlief.


„Elea, verzeiht dass ich euch störe.“
Die Dunadan öffnete einen ihre Augen einen Spalt breit. Durch dichte grüne Baumkronen sah sie den graublauen Himmel.
„Ihr müsst aufstehen und euch dort auf die Trage legen. Wir bringen euch dann in ein Versteck.“
Nicht weniger erschöpft als zuvor richtete Elea sich auf, hob einen Fuß aus dem Boot und stand im eiskalten Wasser des Anduin. Für jeden anderen war es betäubend, doch Eleas Wunden wurden von der Kälte beruhigt.

Auf der Trage schlief sie sofort wieder ein.


Ein leises Tropfen ließ Elea erwachen.Es war dunkel um sie herum, nur ein fahler Lichtschein erhellte die Kammer.
Sie spürte, dass sie auf ein paar Decken lag und darunter war ein harter, kühler Boden. Der Schmerz lähmte ihren Körper, doch hatte sie das Gefühl, dass es schon besser geworden war.

Wo bin ich nur? Wie komm ich hierher? Wo ist… wo ist die Krone?

Mit dem schreckhaften Gedanken öffneten sich ihre Augen ruckartig. Sie sah um sich ohne großartig den Kopf zu bewegen und da, neben ihr lag der Leinensack ungeöffnet.

Wieviele Tage sind vergangen seit Minas Tirith? Was für einen Tageszeit haben wir überhaupt?

Plötzlich hörte sie Schritte auf dem Steinboden. Es war bereits wie ein Reflex, dass Elea die Augenlieder vor lauter Angst zusammenpresste. Sie spürte wie sich ein warmer Körper neben sie setzte und langsam ihr Kleid nach oben schob. Sie fühlte wie ein in lauwarmes Wasser getauchtes Tuch über ihre Verletzungen fuhr und sie reinigte. Ein sanfter Duft von Rosen lag in der Luft.

Es ist wie damals in dem kleinen Kräuterladen von Brianna. Ach Brianna, bist du es die mich hier versorgt? Dann habe ich keinen Grund meine Augen zu verschließen.

Die Dunedain öffnete ihre Augen und sie sah wieder die blonden Haare und die dunkelgrünen Augen vor sich.
„Es ist wie damals, in deinem Haus. Wieder pflegst du mich und wieder bin ich hilflos“, flüsterte sie.
„Das mache ich doch gerne“, antwortete er in sanfter Tonlage.
Sie schnaufte und lies die Behandlung über sich ergehen: „Wo sind wir hier?“
„In einem Höhlensystem unter den Emyn Arnen. Es ist ein Versteck der Waldläufer, schon seit Jahren sind sie hier in Sicherheit.“
„Wie spät ist es?“
„Es wird bald dämmrig. Aber ruht euch noch aus, ihr habt noch nicht genug Kräfte um wieder aufzustehen. Ich bringe euch nachher noch eine nahrhafte Suppe, genauso wie das letzte Mal in meinem Haus“, sagte er und lächelte dabei.
„Wie steht es um die Stadt?“
„Sie steht“, antwortete er wieder mit ernster Miene „Noch…“

Thorondor the Eagle:
Einsam saß Elea auf einem kleinen, unscheinbaren Felsvorsprung. Sie hatte sich einen graugrünen Mantel über die Schultern gelegt und starrte über die Ebene des Pelennor auf Minas Tirith. Es war Wochen her seit die Orkarmee von Süden heranmarschierte und sich langsam, wie ein schwarzer Vorhang über die weiße Stadt legte. An ihrer Spitze marschierte einer der Nazgul, berichteten die Späher.

Elea mochte sich gar nicht vorstellen wie grausam die Menschen hingerichtet wurden, wie ihre Körper durch die Straßen der Stadt geschleift wurden und wie sich die Feinde über ihr Fleisch hermachten. Vermutlich hatte keiner überlebt. Das Ende Minas Tiriths war gekommen, die Stadt und deren einstiger Ruhm verblasste, so wie einst die Pracht Minas Ithils.

Keine Mimik, kein Zucken im Gesicht war Elea abzuringen. Sie starrte einfach nur in die Ferne.
„Herrin“, sagte der sich nähernde Doreal „Warum seid ihr hier herausen? Ihr solltet doch noch nicht aufstehen. Zeigt mir eure Hand.“
Willenlos lies sie ihn ihr Handgelenk nehmen. Die Dunedain verspürte einen leichten Schmerz. Die Blutergüsse gaben ihrer Hautfarbe noch einen grünlichen Stich, doch auch diese waren bald verheilt. Immernoch versetzte ihr der Anblick auf den Stummelfinger einen Schock, obwohl es schön verheilt war.

„Herrin?“, fragte er sie nochmal und starrte ihr dabei auf ihr Profil.
Sie antwortete nicht, gab ihm aber zu verstehen, dass sie zuhörte.
„Ihr habt nicht viel gesprochen seid wir hier sind“, sagte Doreal und sein Blick wich nicht von ihrer Wange.
Elea seufzte.
Doreal fuhr fort: „Lange haben wir Minas Tirith verteidigt, doch letztendlich mussten wir dabei zusehen, wie die brasselnden Schwerter auf die Stadt zustürmten und sie nahmen.“
„Ja, es war schutzlos. Sie war ausgeliefert, die Stadt der Wacht, selbst lange eine schützende Hand für alle die Schutz brauchten und letzten Endes war sie allein… waren wir alleine“ sie setzte kurz ab, rang nach Luft „… war ich alleine.“
Der Soldat setzte sich neben sie und legte ihr die Hand über die Schultern. Die Tränen stiegen ihr in die Augen und sie legte ihren Kopf auf Doreals Schulter. Das dumpfe Schluchzen drang an sein Ohr.

Es dauerte eine Weile bis sie sich wieder fing, doch dann sah sie mit ihren rot unterlaufenen Augen in das Gesicht des Soldaten: „Doreal, danke dass du für mich da bist und mir kaum von der Seite weichst.“
„Das mach ich doch gerne.“
„Danke. Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen, genauso wie ich mich auf meinen Mann verlassen konnte oder auf Beregond, aber da, in Minas Tirith“, sie kämpfte wieder mit den Tränen. „Ich…“, ihre Lippen zitterten „Ich war so schutzlos… ihnen ausgeliefert. Ich konnte nichts tun, selbst wenn ich es wollte. Das… so soll… das darf nicht sein.“
„Soweit wird es nicht mehr kommen. Ihr seid hier in Sicherheit.“
„Ich möchte, dass du mir den Umgang mit dem Schwert beibringst. Ich möchte kämpfen können, auch wenn ich es bisher immer verachtet habe.“
Überrascht schaute er in die feuchten Augen Eleas: „Natürlich bringe ich es euch bei, so gut ich eben kann.“
„Ich danke dir“, sagte sie und umarmte ihn nochmal. Lange noch blieb Elea dort sitzen. Sie rang oft mit den Tränen, verspürte wieder den Schmerz der Folter und versuchte Mut zu fassen um ein Schwert zu führen.

Thorondor the Eagle:
Die letzten beiden Nächte hat Elea schlecht geschlafen. Sie fühlte immer noch die Hilflosigkeit und den Schmerz der Folter und gleichzeitig hatte sie Angst. Sie war gehemmt ein Schwert in die Hand zu nehmen, da sie es doch schon immer verachtete und stets versuchte jedem auszureden.

An der Felswand waren zwei Fackeln befestigt. Das orange Leuchten der Flammen erhellte den Raum. Er war fast leer, nur ein paar Kisten standen am Rande der Höhle. Sie hörte das leise Geräusch von Wassertropfen aus den dunklen Ecken.

„Wollen wir beginnen?“, fragte sie Doreal und holte sie aus ihrer Trance.
Sie nickte ihm zu.
„Nun gut. Wie war das nochmal, am Beginn meiner Ausbildung? Ach ja, das wichtigste beim Schwertkampf: unerlässlich ist ein guter Stand. Das schärfste Schwert, die beste Rüstung bringen gar nichts, wenn ihr unsicher steht. Stellt euch mit dem rechten Fuß leicht nach vorne, als ob ihr einen Schritt nach vor gehen wolltet.“
Elea befolgte die Anweisung, während Doreal näher kam, eine Runde um sie machte und dabei genau musterte: „Habt ihr das Gefühl gut zu stehen?“
„Ja!“

Wie aus dem Nichts gab er ihr mit der Hand einen Stoß gegen die Schulter. Sie verlor das Gleichgewicht, konnte sich aber durch ein Übersteigen gerade noch auffangen.
„Was…“
„Ihr müsst gut stehen. Die Beine etwas mehr als hüftbreit auseinander und versetzt.“
Sie tat es.
„Noch ein Stück weiter!“
Er gab ihr erneut einen Schups, doch diesmal wankte Elea nicht.
„So stabil wie ein Baumstamm“, sagte er und grinste dabei.
„Und nun?“, fragte sie ein wenig frech.
„Wartet“, er verschwand im Schatten und öffnete eine Truhe „Ihr seid bei weitem noch nicht bereit ein Schwert zu führen, aber ich möchte euch einmal ein Gefühl dafür geben.“
Aus der Truhe zog er ein altes Schwert, knapp einen Meter lang und stumpf.

Elea war unwohl bei dem Gedanken es gleich in der Hand zu halten. Doreal kam näher. Ihre Hand begann zu zittern und doch streckte sie ihm diese entgegen. Vorsichtig legte er das Heft in ihre Handfläche. Es dauerte einen Moment, doch dann umschloss sie mit ihrer Hand das grob gearbeitete Leder.
Der Dunadan wurde leicht schwindlig als sie die Klinge anvisierte und das volle Gewicht des Schwertes spürte: „Nimm es! Bitte nimm es.“ Ihre Hand löste sich und der Soldat fing die Waffe auf.

„Verzeih mir“, keuchte sie „Es geht nicht, ich kann es einfach nicht.“ Beschämt drehte sich Elea weg und verließ den Raum. Eilig ging sie Richtung Ausgang und verharrte dort. Sie stützte sich mit einer Hand an die feuchte Felswand. Sie rang mit den Tränen, doch konnte sie sie gerade so unterdrücken.

Elea, du schaffst das. Du musst es einfach schaffen.

Sie atmete einmal tief durch. Plötzlich hörte sie stimmen. Ein Spähtrupp kam zurück.
„Du bist wahnsinnig, mach das nie wieder“, sagte einer der Waldläufer.
„Aber es hat sich gelohnt.“
„Gelohnt, wofür? Du wärst beinahe entdeckt worden. Wenn das der Hauptmann erfährt.“
„Er wird sich freuen, wenn er sieht was ich entdeckt habe.“
„Er wird sich freuen, dass er beinahe einen weiteren Mann verloren hätte, der zudem weiß wo unser Versteck ist? All der Irrsinn für ein paar Blätter Pergament?“
„Die Blätter sind vielleicht einfach, aber der Inhalt umso wertvoller.“

Elea wurde aufmerksam. Sie verdrängte ihre erste Begegnung mit dem Schwert und folgte dem Trupp unauffällig in das Höhlensystem. Kurz vor der großen Halle, wo tagtäglich die Versammlungen und Beratschlagungen der Waldläufer stattfanden, hielt sie. Sie verbarg sich in einer Felsnische und versuchte so wenig wie möglich zu atmen.

Thorondor the Eagle:
„Hauptmann!“, sagte einer der Soldaten.
„Da seid ihr ja endlich wieder. Wieso ward ihr solange unterwegs? Wir dachten schon wir hätten euren gesamten Spähtrupp verloren.“
„Seh…“ platze der wagemutige Soldat heraus.
„Shhhhht!“, bremste ihn der Anführer des Spähtrupps. Elea konnte ihn nicht sehen, malte sich jedoch ein Bild vor Augen, in dem ein Älterer dem Jüngeren die Hand vors Gesicht hielt um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Hauptmann“, setzte nun der Anführer fort und seine Stimme wurde so leise, dass Elea nichts mehr verstehen konnte. Lange hörte sie nur das Flackern der Flammen im Wind ehe die dunkle Stimme des Hauptmanns wieder ertönte: „Ist das wahr?“ fragte er mit einem besorgten Tonfall. „Zeig mir das Pergamet“ befahl er.

Es vergingen wieder einige Minuten ehe er fortsetzte: „Du bist ein mutiger Mann und ein guter Soldat. Dieses Mal hattest du Glück, aber ich verbiete dir nochmals so waghalsige Aktionen und Alleingänge. Die Zeiten sind zu gefährlich als dass einer alleine etwas erreichen könnte. Ist das klar?“
„Ja, Hauptmann!“, gab er klein bei, aber der Stolz in seiner Stimme war kaum zu überhören.
„Bringt das Pergament für die restliche Nacht zu Thandor. Er weiß was zu tun ist und in der Morgendämmerung bringen wir es zu unserem nördlichen Außenposten und von dort zu unserem Heerführer. Ich denke, dass ihm diese Information gar nicht gefallen wird.“
Sogleich eilte einer der Männer davon und die anderen verblieben in der großen Halle. Was stand nur auf diesem Pergament fragte sich Elea und versuchte dem Soldaten lautlos zu folgen. Vielleicht würde der Hauptmann es ihr sagen oder einer der Späher. Aber ihre Worte hatten hier kein Gewicht. Hier war sie nur ein Flüchtling unter vielen. Niemand wusste wer sie war und was sie bei sich trug.

Nicht allzuweit entfernt von der großen Halle, bog der Soldat in einen schmalen, unscheinbaren Gang in welchem er nicht einmal aufrecht gehen konnte. Nach wenigen Metern schien es bergauf zu gehen, dann die Silhouette des Soldaten verschand. Lediglich der Lichtschein war zu sehen. Schnell huschte sie in den Gang hinein. Der Boden war etwas feucht bis zu der Stelle wo es leicht nach oben ging.
„Hier! Dies schickt euch der Hauptmann. In fünf Stunden holen wir es wieder ab und bringen es zum Heerführer.“

Elea hörte das Pergament rascheln, als er es Blatt für Blatt durchschaute. „In nur fünf Stunden?“, krächzte ein älterer Mann „Vor zwanzig Jahren würe das noch ohne Probleme gegangen, aber jetzt? Wie soll sich das nur ausgehen?“
„Ich denke nicht, dass ihr eine andere Wahl habt!“, sagte der Soldat streng.
„Das ist nicht möglich!“, klagte er.
„Schreibt und hört auf zu diskutieren!“, forschte ihn der Soldat an.
„Jaja, geht nur...“, stöhnte er vorwurfsvoll und nuschelte noch so etwas wie „Sklaventreiber“ hinterher.

Plötzlich fiel Elea ein, dass sie hier kein Versteck hatte in diesem schmalen Gang. Jegliche Felsspalte in der Wand war zu wenig tief um sich darin zu verstecken. Verzweifelt suchte sie sich die Wand entlang während die Schritte immer näher kamen. Der rote Lichtschein am Boden und an den Wänden wurde immer intensiver und da, auf einmal stand der Soldat vor ihr.
„Wer bist du?“, herrschte er sie an.
„Ich?“ gab sie zögerlich und erschrocken zurück „Ich ähm bin“
„Habt ihr mich verfolgt?“
„Nei..“ stotterte sie unsicher „Nein. Ich komme zu Thandor!“
„Das werden wir gleich sehen“, fauchte er sie an und packte sie am Oberarm. Elea wehrte sich zunächst und versuchte ihn zurückzuhalten, aber der Soldat war zu kräftig. Auf einmal Stand sie in einem kleinen Raum. Auf den Felsvorsprüngen standen zahlreiche Kerzen, deren flüssiges Wachs bereits die Felswände heruntergeflossen war. Einige Regale standen an den Wänden und waren gefüllt mit zahlreichen Pergamentrollen. Gegenüber vom Eingang stand ein vermoderter alter Tisch an dem saß Thandor, der konzentriert auf ein Pergament starrte.
„Kennt ihr die?“, fragte er den alten Mann.
Thandor rührte kein Ohr.
„Hey, alter Mann! Kennt ihr diese Person?“, fragte er etwas schärfer.
Nunendlich löste sich Thandors Blick von dem Schriftstück. Elea war nervöst, denn letztendlich hatte sie diesen Mann noch nie gesehen und er sie genauso wenig. Wie würde er reagieren und was wird passieren wenn er bezeugte sie nicht zu kennen?
Es war sicherliche in flehender Blick in Eleas Gesicht und zugleich ein besorgter den Thandor sah: „Warum schreit ihr mich so an? Wie soll ich denn da arbeiten?“, konterte er ruhig.
„Schreiber, kennt ihr diese Frau?“ Elea spürte den Griff am Oberarm fester werden.
„Natürlich kenne ich dieses Kind. Was glaubst du wie ein alter Mann in nur fünf Stunden mit dieser Abschrift fertig werden soll?“
„Ich habe euch das Pergament eben erst gebracht?“, fragte er misstrauisch.
„So schätz ihr mich ein, ein Verräter? Ein Verräter, nachdem ich 25 Jahre lang als Archivar in der königlichen Bibliothek treu gedient hab? Lasst uns endlich in Ruhe arbeiten! Geht!“, sagte er etwas hönisch und winkte ihn mit seinen Fingern hinfort.
Mit skeptischem Blick sah er noch zu Elea und verschwand dann. Sie lauschten noch den Schritten des Soldaten bis es schließlich ganz still wurde.

„Danke“, hauchte Elea leis und sah schüchtern zu Boden.

Thorondor the Eagle:
„Und nun meine Liebe, erzählt mir doch was euch zu mir führt?“, fragte er in einem ganz harmlosen Tonfall.
„Ich bin eine Flüchitge aus Minas Tirith“, antwortete sie mit der Absicht ihre Identität hier nicht preis zu geben.
„Mhmmm, tja. Es ist schon eine Zeit her, dass ich in der weißen Stadt war. Aber ein Gesicht wie eures hätte ich wohl kaum vergessen.“
„Ich war dort ein niemand. Eine einfache Verkäuferin in einem kleinen Kräuterladen. Kaum erwähnenswert“, gab sie zur Antwort.
„Kaum erwähnenswert?“, fragte er. „Mein Kind, ich glaube ihr unterschätzt euch und mich ein wenig. Lange genug habe ich im Hause der Könige gedient um eine zu erkennen die dem edlen Geblüt der Dunedain angehört. Eine Verkäuferin, vielleicht. Aber nicht aus freien Stücken und schon gar nicht von Geburt an. Sagt es mir ruhig, ich weiß durchaus wie man ein Geheimnis über Jahre hinfort vor dem Tageslicht versteckt.“
„Was für einen Sinn würde es machen euch meinen Namen zu nennen. Ich kenne euch nicht, warum also solltet ihr mich kennen?“
„Das kann man nie wissen!“, antwortete er und lies vorübergehend von seiner neugierigen Fragerei ab „Kommt her, wenn ihr mir schon nicht sagen wollt wer ihr seid, so helft mir doch.“
Hastig ging Elea zu dem Pult an dem der Schreiber saß und wollte begierig einen Blick auf das Pergament des Soldaten werfen.
„Nein nein! Das nicht. Es ist vom Hauptmann persönlich, das dürfen nur befugte Menschen sehen!“, herrschte er sie an und hatte dabei fast ein höhnisches Grinsen auf den Lippen „Diese Karten hier gehören unbedingt vervielfältigt für die weiteren Schlachtpläne. Hier habt ihr Feder und Pergament.“
Etwas entäuscht setzte sich Elea auf die andere Seite des Pultes und warf einen kurzen Blick auf die Karten.Auf ihnen war Ithilien im Zentrum abgebildet und reichte bis nach Dol Amroth, sowie im Noden bis nach Cair Andros.

„Ihr sagtet es sei lange her, dass ihr in Minas Tirith gewesen seid. Wieso?“
„Nunja, ich denke der Grund ist offensichtlich derselbe wie der eure. Nur, dass ich noch unter der Herrschaft Denethors die Stadt verließ, kurz bevor das Heer aus Minas Morgul Osgiliath eroberte. Ich packte soviele Schriften ein wie ich mithilfe meiner Diener tragen konnte und wandte mich Hilfesuchend an meine Freunde in Pelargir. Dort überstanden wir gerade mal so den Angriff der Korsaren, jedoch nicht die Okupation des Landes durch Sauron selbst und tja, seitdem sitze ich hier in diesem Felsentempel und erfülle meine Aufgabe.“
„Die darin besteht Karten abzumalen?“
„Wenn Kartenmaterial benötigt wird, so stelle ich es natürlich auch zur Verfügung. Aber meine Liebe, ich bin Archivar. Meine Aufgabe besteht darin aufzuschreiben… alles aufzuschreiben was geschieht, damit irgendwann, irgendjemand lesen kann, dass wir existiert haben, welche Qualen und welch Glück wir durchlebt haben und damit derjenige vielleicht versteht warum wir manches so gemacht haben wie es passiert ist.“
„Denkt ihr, dass irgendemand in einer fernen Zukunft Schlüsse daraus zieht?“
„Wer weißt das schon. Aber immerhin wissen sie, dass es uns gegeben hat“, gab Thandor trocken zurück und war ganz vertieft in den Brief.
„Wen sollte das schon interessieren?“, fragte Elea ungläubig.
„Kennt ihr die Heldenlieder von Elendil?“
„Natürlich.“
„Nun denn, jeder Held und jede seiner Taten werden besungen und von Generation zu Generation weitergegeben“, sagte er, stand auf und ging zu einem der Regale. Mit leicht zittriger Hand suchte er nach einer Schriftrolle „aber wer huldigt dem Knappen des Königs, der einfachen Bäckerin die jeden Tag das Brot für die Soldaten bäckt oder der Mutter die ihre Söhne heranzieht die eines Tages Heldentaten vollbringen? Auf den Pergamentrollen und in den Büchern findet jeder Platz und ist er noch so unbedeutend. Vor wenigen Tagen fiel mir dies in die Hände, ein Bericht einer Heilerin samt Rezeptur. Sie war in der Lage Menschen zu heilen, die scheinbar von einer Art geistigen Umnachtung befallen waren.“

Elea sah auf das Pergament und las es. Sie wurde ganz bleich, als sie die Worte ‚Die Hände des Königs, die Hände eines Heilers‘ las. Gezeichnet war der Bericht von niemand anderem als von Ioreth. Einen kurzen Moment dachte sie an ihre letzte Begegnung mit ihr und an den kurzen Abschied: „Sie war nicht unbedeuntend, auf keinen Fall war sie unbedeutend“, seufzte Elea.
Mit einem verwunderten Blick sah Thandor die Dunedain an: „Ihr kanntet sie?“
„Ja, ich kenne sie und sie ist nicht unbedeutend“, sagte Elea bestimmt.
„Im Strudel der Zeit wird sie genauso verschwinden wie wir alle, es sei denn jemand schreibt ihre Geschichte auf. Zum Beispiel jemand, der sie kannte oder zumindest einen Teil von ihr“, ein sanftes Lächeln legte sich auf seinen Mund.

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