Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Linhir

Der Marktplatz

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--Cirdan--:
Merian von den Kerkern

Merian ging durch die Straßen von Linhir, er war froh aus den Kerkern heraus gekommen zu sein. Endlich spürte er die durch die Wolkendecke brechenden Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Es war so, als ob neues Leben in Merian einfiel. Allerdings schmerzte sein Bein durch den Einstich immer noch sehr stark.
Angbor und die anderen Überlebenden gingen neben Merian, alle in Ketten, geführt von bewaffneten Haradrim.

Ein reges Treiben herrschte auf den Straßen von Linhir. Desto näher sie der Stadtmitte und dem zentralen Marktplatz kamen, desto hektischer wurde es.

Auf dem Marktplatz wimmelte es von Soldaten der Haradrim, von verängstigten Einwohnern die an Ständen versuchten Lebensnotwendiges zu erhandeln, von an Holzpflöcken gebundenen Gefangenen und Sklaven und von vielen Händlern und Kaufleuten des Südens. Offenbar war, den Worten der Bürger nach, auch ein Schiff der Korsaren den Gilrain bis zur Stadt hinaufgesegelt und ankerte im Hafen.

Merian und den Anderen wurde nahe eines Brunnes der Halt befohlen. Sie wurden ebenso, wie sie es auf ihrem Weg über den Marktplatz schon mehrfach gesehen hatten, an dicke, in die Erde gerammte Baumstämme gebunden. Um die Hälse wurden ihnen kleine Schilder gehängt auf denen einige Zeichen geschrieben waren - der Kaufpreis.

"Beweist euch, zeigt eure Stärke, euer Können und euren Körper", sprach der Hauptmann, der auf dem Marktplatz das Oberkommando hatte, "schließlich wollen wir einen guten Preis für euch. Und dann, auf immer wiedersehen. In unserer Heimat werdet ihr arbeiten, denn viele von uns können es nicht mehr. Sie sind verletzt oder Tod."
"Daran tragen die Haradrim selbst schuld. Sauron liegt nichts an eurem Wohlergehen. Sind die westlichen Widerstände erschlagen wird er auch den Süden erobern.", sagte Merian traurig. Der Hauptmann ging wieder, ohne etwas zu antworten.

Nach kurzer Zeit erklangen Hörner, geblasen von einigen Haradrim, die sich in der Mitte des Marktplatzes postiert hatten. Der Markt war eröffnet.
"Keine Angst", hörte Merian Angbor neben sich sagen, "wir bleiben zusammen. Niemand wird uns verkaufen und uns in ein fernes Land bringen."
"Nicht reden, Gefangene nicht reden", sprach ein Wächter im schlechten Westron, der mit einer Geldbörse da stand und den Gewinn des Verkaufs kassieren würde.

Ein in roter Seide gekleideter Mann kam zu Merian und musterte ihn, sowie die Anderen, genau. Er sprach in einer fremden Sprache mit dem Wärter. Beide traten vor den jungen Krieger Farundor. Der interessierte Händler packte Farundor am Oberarm und fühlte seine Muskel.
Er gab dem Wärter einige Münzen und einen kleinen Edelstein, woraufhin Farundor, der starr vor Angst war, losgebunden wurde und dem Händler übergeben wurde. Farundor warf fragende Blicke zu Angbor zurück, bevor er hinter einem Obsthandel mit dem Händler verschwand.
Niemand konnte etwas tun. Der junge Farundor würde den Rest seines Lebens als Sklave dienen müssen.

Merian hatte Angst, Angst, dass das Gleiche auch mit ihm passierte.

kolibri8:
Qúsay, Marwan und Dirar aus Marwans Residenz:

Marwan führte sie zielstrebig zu dem Stand, an dem die Gefangenen die er erwähnt hatte, angeboten wurden. Qúsay sah sich die Gondorer genau an. Dann viel ihm ein Mittdreißiger mit einem Feuermal auf dem linken Handrücken auf, der nicht den hasserfüllten Blick der anderen hatte. Er beriet sich kurz mit Dirar und Marwan, und deutete dem Sklavenhändler an mit einem der Sklaven reden zu wollen. Er ging zu dem Sklaven und fragte: „Wie ist dein Name?"
Der Mann sah auf und Qúsay direkt in die Augen: „Ich bin Merian von Cirit Dum, ein Gefangener von Saurons Dienern."
„Also Merian von Cirith Dum, kennst du dich mit Vögeln aus?"
„Nun ja, auf meinen Reisen innerhalb Gondors habe ich viele Vögel kennen und unterscheiden gelernt. In den Tälern von Lossarnach und Lamedon wimmelte es von ihnen, bevor sich die Dunkelheit ausbreitete und sie nach Westen zogen. Wenn euch das reicht, mein Herr, so kenne ich mit Vögeln aus."
Qúsay überlegte kurz. „Nun ja, es geht um Falken, kennt du dich also gut genug mit Falken aus um auf der Jagd mit ihnen umgehen zu können? Oder falls dies nicht zutrifft bist du willig es zu lernen?"
„Lernen? Wozu lernen? Ich werde verkauft, in den Süden gehen müssen und werde dort den Rest meines Lebens als Sklave dienen. Da hilft mir nichts, schon gar nicht Wissen über Falken. Allerdings kann ich dir sagen..."
„Wie bitte?", unterbrach ihn Qúsay, hob aber die Hand um den Sklavenaufseher zu zeigen, dass der Sklave nicht gezüchtigt werden soll. Er wandte sich wieder an Merian: „Warum duzt er mich. Hat er denn keinen Respekt. Weiß er nicht wer ich bin? Ich bin Qúsay bin Nazir bin Qasim al-Quahtan aus dem Geschlecht der Qasatamiden! Und ich erwarte Respekt von einem Sklaven!"
„Verzeiht, Herr. Ich wollte nur sagen, da es euch augenscheinlich sehr zu Interessieren schien, dass ich schon öfter bei der Beizjagt zugesehen habe und somit auch ein wenig Wissen darüber erlangt habe."
„Nun gut, wie schnell kann er denn laufen. Und kennt er sich in der Gegend hier aus?"
„Ich, mein Herr", antwortete Merian, wobei er seine Worte jetzt vorsichtiger wählte, „ich kenne mich in der Tat sehr gut in ganz Gondor aus. Linhir und Umgebung sind hierbei keine Ausnahme. Ich bin", Merian schaute kurz zu Boden, „besser gesagt ich war Steinmetz und reiste dabei weit durch das Land. Auch sehr schnell war ich, mein Herr, doch zuletzt hat ein Messer mich ziemlich stark verletzt", Merian kam ins stocken und beendete den Satz schnell, „aber wenn es drauf an kommt, laufe ich wie der Fluss."
„Gut", erwiderte Qúsay und wandte sich an den Verkäufer, „Wie viel wollen sie für den?"
„Zweihundert Silberschekel"
Qúsay musterte Merian erneut. „Gut das ist ein billiger Preis, Ich nehme ihn."
Merian warf unsichere Blicke zu seinen Leuten während er losgemacht wurde. Er wollte seine Männer nicht verlassen, aber es schien ihm, als wäre der Käufer ein anständiger Kerl, obwohl sein Aussehen und seine Herkunft eigentlich auf etwas anderes hätten schließen lassen müssen. Der Verkäufer gab Qúsay ein Lederband, an dem dieser ein gebranntes Tontäfelchen mit seinem Namen befestigte. Dann legte er das Band um Merians Hals. „Komm mit.“

Qúsay, Merian, Marwan und Dirar zu Marwans Residenz.

--Cirdan--:
Odjana von der Hauptstraße

Erst am Rand des Markplatzes blieb Odjana stehen und sah die Männer in Reihe antreten. Aus der Ferne konnte sie einen großgewachsenen Haradrim erkennen, wie er ein Podest betrat um zu der Menge zu sprechen. Getuschel wurde laut; „Das ist Abdul-Aziz, was bringt er für Kunde?“ und nach einer kurzen Weile, in der die Menge zur Ruhe gekommen war, begann Abdul-Aziz in der Sprache der Haradrim zu berichten.
Er erzählte, dass die Männer aus Dol Amroth weiter vorgerückt waren, als vorerst angenommen und bereits in unmittelbarer Nähe ein Lager errichtet hatten. Er äußerte die Vermutung, dass die Gondorer noch nicht wussten, dass sie entdeckt wurden und ein rascher Angriff das Sinnvollste wäre.

Odjana war begierig mehr zu erfahren, doch aus dem Augenwinkel sah sie eine verstohlen wirkende Person rasch den Marktplatz verlassen. Als sie genauer hinsah, erkannte sie Eandril und folgte ihm intuitiv durch die fast menschenleeren Straßen von Linhir.
Schon nach einer kurzen Zeit, immer noch nahe dem Marktplatz, blieb Eandril stehen und sprach mit einem anderen Mann, den er auf der Straße traf. Vorsichtig näherte sich Odjana den Beiden um ihrem Gespräch zuhören zu können. Sehr nahe musste sie nicht heran, da beide sehr aufgeregt und laut sprachen.
„Das Heerlager wurde entdeckt“, rief Eandril und der andere antwortete: „Ich weis. Es ist zu früh. Qúsay ist grade erst aufgebrochen. Wissen die Gondorer, dass sie entdeckt wurden?“ „Ich glaube nicht“, antwortete Eandril. „Sie versperren die Ausgänge. Niemand darf Linhir verlassen. Wir können sie nicht warnen.“ „Verdammt. Und auch Qúsay muss dringend benachrichtigt werden! Ich bin auf dem Weg zu Marwan, lass uns dort weitersehen.“ Beide liefen weiter und auch Odjana folgte, sie wollte endlich wissen, was hier gespielt wurde.

Odjana zu Marwans Residenz

--Cirdan--:
Odjana von Marwans Residenz

Noch immer war der Marktplatz voller Haradrimkrieger, doch nun stand Abdul-Aziz nicht mehr auf seinem Podest. Die Krieger standen größtenteils in kleinen Gruppen zusammen und Odjana, die zusammen mit Eandril den Marktplatz betrat, vernahm nur Fetzen von Gesprächen.
„Jetzt, nicht irgendwann!“ „Wir müssen handeln.“ „Ich will Gondor brennen sehen.“
Eandril hielt Odjana am Arm und verdeutlichte ihr, dass sie nicht weiter zu gehen brauchten.
„Was gibt es denn hier zu sehen“, fragte Odjana und Eandril deutete nach vorne zu dem Podest, das in diesem Moment ein Mann betrat. „Das ist er“, flüsterte Eandril, „das ist Marwan bin Yusuf.“
„Dein Anführer?“, fragte Odjana nach, doch Eandril antwortete nicht, da er völlig auf Marwan konzentriert war.

Warum erzählt er mir so viel? Er will mich zur Frau nehmen? Glaubt er wirklich, er hätte eine Chance?

Marwan breitete über den Köpfen der Männer demonstrierend seine Arme aus und ließ die Menge augenblicklich verstummen. „Krieger Harads!“, hallte Marwans kräftige Stimme über den Marktplatz, „Wir haben Rat gehalten. Viele von euch wollen sofort losschlagen, doch lasst uns geordnet vorgehen und nichts überstürzen. Die Gondorer wissen nicht, dass wir sie entdeckt haben.“ Marwan schloss kurz seine Augen, fuhr dann aber rasch fort: „Deshalb werden wir noch heute Nacht ausrücken und sie überraschen. Bei Sonnenuntergang habt ihr alle, bei euren Häuptlingen zu erscheinen, die genauere Pläne für euch haben!“

„Er hat es geschafft“, flüsterte Eandril überfreudig und umarmte Odjana ungeahnt. Odjana erwiderte die Umarmung nicht und auf ihren fragenden Blick erklärte Eandril im leisesten Flüsterton, entschuldigte sich aber keineswegs für die ausfallende Geste: „Wir haben Zeit gewonnen. Noch bis heute Nacht! Marwan hat es geschafft die anderen Anführer davon zu überzeugen, dass ein Angriff auf das Heerlager der Haradrim nicht sofort, sondern am besten in der Dunkelheit durchzuführen ist. Verstehst du nicht? Damit hat Qúsay noch Zeit das Bündnis zu schließen, hat Gondor noch Zeit sich vorzubereiten und auch wir Beide.“
Eandril packte Odjana jetzt wieder am Arm und zog sie sanft aus der Menge und außersicht der Krieger. Odjana ließ es geschehen.

Wo bin ich hier nur gelandet? Ich dachte in Umbar ginge es hoch her, aber hier ist es ja zehnmal so verrückt. Was soll ich tun? Wo soll ich hin? Soll ich laufen, das Schiff betreten und hier wegsegeln? Odjana ließ die Arme baumeln und stieß mit einmal gegen den Brief ihres Vaters, den sie unter ihren Kleidern immer noch mit sich trug. Imrahils Kinder!

„Odjana“, begann Eandril nun wieder, „ich hoffe zwei Dinge von dir zu bekommen. Eines für Marwan, Eines für mich.“ Odjana schaute ihn belustigt an, denn es war das erste Mal, seitdem sie ihn in Abdaberies Haus zum ersten Mal traf, unsicher sah.
„Odjana, wir brauchen dein Schiff und ich deine Liebe.“
Odjana lachte: „Es ist nicht mein Schiff und meine Liebe ist nicht zu vergeben.“


Odjana zum Hafen

--Cirdan--:
Odjana von den Straßen Linhirs.


Nachdem die saurontreuen Reiter unter Abdul-Aziz durch die Straßen von Linhir gebrochen waren, hatte Odjana nicht gedacht, dass sich die Gondorer wieder formieren würden. Ihr alter Anführer, der den Namen Angbor trug, versammelte sein Volk jedoch auf dem Marktplatz von Linhir. Sie waren in schlechter Verfassung; müde, hungernd und teilweise verletzt. Die Zeit als Gefangene der Haradrim hatten sie geschwächt, aber nun konnte Odjana in entschlossene Augen von Männern, Frauen und Kindern sehen, die ihre letzten Kräfte zusammennahmen.
Waffen wurden zusammengetragen, Verletzungen notdürftig verbunden und viele motivierende Worte gesprochen.
„Was ist mit euch?“, fragte ein Mann Gondors Odjana, „könnt ihr kämpfen?“ „Ja“, antwortete Odjana ohne groß über ihre Antwort nachzudenken. „Dann stellt euch darüber“, gab der Mann die Anweisung und ging danach zu einer Gruppe Halbwüchsiger, an die er selbige Frage stellte.

Bewusst langsam, schlenderte Odjana zur gezeigten Seite des Markplatzes, während sie darüber nachdachte was zu tun sei. Sie hatte wenig Lust von einem der Männer Abdul-Azizs erschlagen zu werden, weil dieser sie für eine Aufständische und verbündete Gondors hielt. Andererseits war es ziemlich gefährlich jetzt die Menschen Gondors und die freien Haradrim zu verlassen und alleine durch die Straßen Linhir zum Hafen zu ziehen.
„Nazgûl“, drang es an Odjanas Ohr. Diesen Geistern wollte sie sie schon gar nicht auf einsamer Straße begegnen.
Wieder vereinzelnde Rufe des Schreckenswortes und Odjana sah zum Himmel hinauf. Die beiden Nazgûl, die vor kurzen schon einmal Linhir überflogen hatten, kamen nun auf ihren riesigen Fellbestien wieder zurück. Die wenigen Menschen, die vor dem Regen keinen Schutz unter Dachüberständen oder Planen gesucht hatten, beeilten sich nun und verbargen sich, wodurch der Marktplatz aus der Luft so gut wie verlassen aussehen musste. Die Nazgûl überflogen Linhir und begannen den Sinkflug zum Landen weiter südlich, wo, wie Odjana wusste, die alte Brücke über den Gilrain führte.

Nachdem die beiden Ringgeister außer Sicht waren, trommelte Angbor alle kampfbereiten Männer und auch einige Frauen und kräftige Knaben zusammen. Gemeinsam wollten sie beschließen, wohin sie nun ziehen wollten. Angbor überlegte auf der Straße nach Westen Linhir zu verlassen und sich von da weiter in Richtung Dol Amroth durchzuschlagen. Nach einigem Gemurmel trat Odjana kurzerhand in den Kreis der Gondorer und hoffte, dass man ihren Worten Gehör schenkte:
„Der Weg nach Westen ist versperrt! Ihr hofft sicherlich, dass das Heer aus Dol Amroth, von dem uns berichtet wurde, nicht weit weg ist und siegreich war in dieser Nacht. Aber wie ihr gesehen habt, sind die Haradrim von dort gekommen. Es scheint, als hat Gondor die Schlacht verloren. In dieser Richtung gibt es kein Entkommen. Ich weis allerdings, dass einige Schiffe im Hafen von Linhir liegen. Wenn wir diese erobern könnten und den Gilrain abwärts fahren, wären wir in Sicherheit. Zudem versuchen derzeit freie Haradrim die Korsaren von Umbar auf unsere Seite zu ziehen, wodurch uns am Hafen möglicherweise noch weitere Unterstützung erwartet.“
Niemandem war wohl bei dem Gedanken an die Korsaren, wie Odjana an der Reaktion der Umstehenden sah, aber den Plan mit den Schiffen nach Dol Amroth zu entkommen, fanden die Meisten am Aussichtsreichsten.
Angbor stimmte zu und nach einer kurzen Vorbeireitungsphase wurde eine Formation gebildet, mit der durch die Straßen von Linhir marschiert werden sollte.
Die erst seit kurzem befreiten Gondorer, die ihre Frauen, Kinder und Verwundeten in der Mitte schützten, unterstützt durch einige der Haradrim des Marwan, begaben sich auf die Straße in Richtung des Hafens von Linhir.


Odjana und Angbor mit ihren Begleitern zum Hafen.

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