Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Fangorn

Nordöstliche Grenze des Fangorns

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Tom Bombadil:
Bei den Worten des Mannes stutzte Nerblog. Doch ehe er noch einmal versuchen konnte, mit ihm zu reden, fuhr der Mann herum und verschwand schnellen Schrittes hinter einer sanften Hügelkuppe. "Aber...", murmelte der Ostling ihm mehr verblüfft denn verzweifelt hinterher und blickte ihm nach.
Die Grashälme auf dem Hügel wiegten sich in einer stärker werdenden Brise. Es würde bald dunkel werden. Nerblog reckte seinen Hals in die Richtung, in die der Hühne gewiesen hatte. Etwa dreihundert Schritt hinter ihm befand sich der abrupte Rand eines finsteren, wenig einladenden Waldes. Immer wieder drang ein seltsam gequältes, wehklagendes Geräusch zwischen den dicht beieinander stehenden Baumstämmen hervor, das verblüffende Ähnlichkeit mit dem Ächzen der alten kahlen Bäume im Sturm, die vor der Farm seines Vetters Galblog östlich von Gortharia standen, besaß.
Die Hoffnung wich aus Nerblogs Herzen wie Luft aus dem Körper eines Westmenschen, dem man mit der Faust in die Magengrube geschlagen hatte. Kein Wunder, dass der Kerl ihm geraten hatte, dort Schutz vor Orks und Wölfen zu suchen. Kein kluges Wesen würde sich dort hineinwagen.
Nerblog dachte wieder an den Mann, der ihn offenbar hierher gebracht hatte. War er etwa aus dem Wald gekommen? Möglicherweise. Doch wahrscheinlich hatte er das nur überlebt, da er, wie Nerblog gesehen hatte, ein kräftiger, großer Mann in guter Verfassung gewesen war. Als Nerblog an sich hinunterblickte, musste er sich eingestehen, dass nur wenige dieser Punkte zurzeit auf ihn zutrafen. Ihm stand eine schwierige Entscheidung bevor: Was sollte er als größere Bedrohung einstufen? Den schwarzen Turm und seine Orks im Westen, oder den finsteren, unbekannten Wald hinter ihm?

Tom Bombadil:
Seufzend wälzte sich Nerblog auf den Rücken und betrachtete den dunkler werdenden Himmel. Bald waren die ersten Sterne zu sehen. Sein Magen knurrte. Er musste seit Ewig-keiten nichts gegessen haben. Der Ostling versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Wie war er in dieses Schmelzbach gelangt? Woher stammte seine Wunde?
Alles, woran Nerblog sich noch erinnern konnte, dass man ihn in eine Mine entsandt hatte, irgendeines dieser Spitzohren hatte ihn damit beauftragt. Doch sein Gedächtnis war bruch-stückhaft. Er wusste weder, warum er dort gewesen, noch was ihm dort zugestoßen war. "Das spielt auch keine Rolle", murmelte er seiner Muttersprache. "Was im Moment zählt, ist die Gegenwart."
Nerblog blickte nach Westen. Um den schwarzen Turm herum wurden Wachtfeuer für die Nacht entzündet. Der Ostling blinzelte, als er einen großen schwarzen Fleck vor den Mauern, die den Turm umgaben, entdeckte. Was konnte das sein?
"Urks!", keuchte Nerblog und versuchte, sich aufzurichten, doch ein brennender Schmerz ließ ihn zurückzucken. Er verzog das Gesicht. Nun blieb ihm keine Wahl mehr. Der Ork- Trupp bewegte sich direkt auf ihn zu.
Nerblog konnte den Wald unmöglich vor ihnen erreichen.
Der Ostling brüllte einen zornigen Schrei der Verzweiflung, unfähig, sich zu bewegen und schlug wutentbrannt mit den Fäusten auf die Erde ein. Wüst verfluchte er Sauron und seine Schergen, die Elben und alle anderen mit dazu.
"Dieser verdammte Hundesohn! Warum hat er mich hier nur liegen gelassen?"
Nerblog blinzelte einige Tränen aus den Augen und entspannte sich wieder ein wenig.
Die Sonne versank hinter dem Horizont. Kein Mond war zu sehen. Nur die Fackeln der sich nähernden Orks.
"Ork-Abschaum", zischte Nerblog. Die Feinde waren nur noch etwa eine halbe Meile entfernt. Der Ostling schätzte ihre Zahl auf etwas mehr als hundert, doch in der Finsternis der Nacht konnte er sie nicht genau erkennen.
Die Zeit des Wartens zog sich in Ewigkeiten. Der Boden erbebte unter den Schritten der schweren Panzerstiefel. Befehle drangen aus rauen Kehlen und Nerblog glaubte zu ver- stehen, wie sich einige Orks über die Zubereitung ihrer Opfer unterhielten.
"Am besten brät man sie richtig knackig und dann würzt man sie ordentlich mit..." Der Rest verlor sich in den Gesprächen anderer Orks, doch kurz darauf drang eine andere Stimme an Nerblogs Ohr: "Braten? Ach was! Menschen isst man am besten roh, wenn sie noch bluten, mit einem großen Kübel Schnaps." Der Ork grunzte erheitert bei der Vorstellung des bevorstehenden Mahls.
"Maul halten! Wir sind bald da!", schrie plötzlich eine durchdringende, schrille Stimme. "Wenn hier überhaupt noch jemand ist, dürfen wir sie doch nicht erschrecken! Dann laufen sie vielleicht noch weg- Hey, da vorne liegt doch einer!"
Nerblog sah den Ork, an, der ihn entdeckt hatte. Es war ein kräftig gebauter, großer Ork, der kaum gebeugt marschierte. "Gark'urks", erkannte Nerblog und erinnerte sich an die Unholde, die er vor einiger Zeit am Großen Strom angetroffen hatte.
Der Ork stand nun direkt vor Nerblog und die anderen Nachzügler bildeten eine große Traube um ihn herum. Der scheinbare Hauptmann des Trupps legte den Kopf schief und beäugte ihn misstrauisch.
Dann richtete er sich auf. "Was steht ihr hier so faul herum? Steckt den Wald in brannt, sucht nach anderen! Bewegt eure fetten Hintern!"
Mürrisch löste sich die Ansammlung auf. Die Orks warfen Fackeln in den Wald und durchstöberten die Umgebung.
"Wen haben wir den hier?", hauchte der Hauptmann und ließ Nerblog seinen widerwär- tigen Atem schmecken. Nerblog, versuchte, keine Miene zu verziehen. "Ich... Ich komme aus dem Osten", sagte er.
"So?", meinte der Ork. "Und was treibst du dann hier?"
"Ich bringe Botschaft aus dem Schwarzen Land. Der Dunkle Herrscher traut Menschen mehr, als...", Nerblog zwang sich zu einem gespielten Lächeln. "Er traut Menschen mehr als Ork-Abschaum."
Der Gark'urk fletschte die Zähne und stellte dem Ostling einen seiner Stifel auf die Brust, sodass dieser nur noch schwer atmen konnte.
"Geh besser nicht zu weit, du Würmchen. Du sprichst hier mit Snaga, dem Unterstellten des Mundes und...." Der Hauptmann unterbrach sich und lächelte gehässig. "Er wird seinen Spaß mit dir haben", lachte er dann und nahm seine Stiefel von Nerblogs Brust.
Qualm waberte durch die Luft. Die Ork vom Turm hatten den Wald angezündet.
"Uruk-hai Isengards!", brüllte Snaga, "zurück zum Orthanc!" Die Anderen ließen ab vom lichterloh brennenden Wald und formierten sich wieder zu einer langen Kolonne.
"Galophor, du nimmst diesen Sack hier mit!", befahl Snaga, wandte sich von Nerblog ab und begab sich zur Spitze des Trupps. Ohne zu wissen, wie ihm geschah, wurde Nerblog von einem Ork gepackt. Der stinkende Kerl, warf ihn sich über den Nacken und gliederte sich in den aufbrechenden Zug ein. Nerblog ächzte vor Schmerz, doch er biss die Zähne zusammen, als sie hinab ins Tal des schwrzen Turmes marschierten.


Nerblog mit den Orks zum Haupttor Isengards 

Tom Bombadil:
Galadriel, Gandalf, Radagast, Celebithiel, Nerblog, Antien und Amrûn von Fangorn - im Wald


Nerblog war in Hochstimmung, trotz des einsetzen schwachen Nieselregens, des wolkenverhangenen Himmel sund des scharfen Windes, die den kommenden Winter ankündigten.
Fröhlich pfiff er vor sich hin, während er behutsam einen Fuß vor den anderen setzte. Er marschierte etwas außerhalb des großen Trosses, um nicht anderen Leuten im Weg herumzulaufen. Der Ostling glaubte, es mit wichtigen Leuten zu tun zu haben. Viele, die meisten von ihnen waren Elben, doch auch einige Angehörige seiner Rasse folgten dem schmalen Pfad nach Norden, linker Hand das Nebelgebirge, von dem man nur die untersten Berghänge erkennen konnte. Der Rest wurde von einer dichten Wand aus Nebelbänken und Wolkenfetzen verschleiert, die sich kontinuierlich bewegte.
Es war ein faszinierender Anblick. Nerblogs fröhliches Lied verstummte und er starrte fasziniert in das sich ihm bietende Naturschauspiel.
Es kam oft vor, dass er, wenn er geradezu euphorisch gestimmt war, wesentlich mehr Eindrücke aufnahm als gewöhnlich. Die sich unter seinen Füßen knickenden Grashälme, das schlürfende Geräusch, wenn er mal einen Fuß in eine Pfütze setzte, das Klimpern der Töpfe, die die Wanderer auf ihren Rücken transportierten. All das setzte sich in seinem Kopf zu einem Bild zusammen, dass er für lange Zeit nicht mehr vergessen würde.
Ein Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt? Vielleicht. Tatsache war, dass er sehr lange Zeit nicht mehr so fröhlich gewesen war.
Die Aussicht auf Erholung im Goldenen Wald von den Strapazen im Nan Curunir, neuer Gefährtenim Kampf gegen den gemeinsamen Gegner, ließ in seinem Herzen eine Hoffnung keimen, die ihm zu brechen in diesem Moment unmöglich schien.
Als der Ostling den Kopf wieder hob, sah er , dass Amrun und Celebithiel sich ebenfalls hatten zurückfallen lassen und in ein tiefes Gespräch vertieft waren. Mit einigen großen Sätzen war er bei ihnen und nickte ihnen ehrlich lächelnd zu.
"Na? Wann meint ihr, sind wir in Lorien?"

Vexor:
Celebithiel hielt inne als eine kleine weiße Schneeflocke leise und zögerlich auf ihre Nasenspitze sank. Intuitiv knöpfte sie ihren Mantel weiter zu und blickte gedankenverloren in die Ferne und erblickte schon die ersten Baumkronen des Goldenen Waldes.
Dort sind sie die goldenen Blätter nach denen sich mein Herz sehnt...dort ist meine Familie...ich kehre endlich wieder Heim
Amrûn war nicht stehen geblieben, sondern weiter gegangen und redete intensiv mit einem der Galadhrim. Die Worte ihrer Konversation vermochte Celebithiel nicht zu verstehen.
Weitere Schneekristalle gesellten sich zu, der mittlerweile geschmolzenen, auf ihrer Nase und taten es ihr gleich. Innerhalb von wenigen Minuten war ihr gesamter Mantel von pulvrigem Schnee bedeckt. Sie drehte sich um und erkannte Nerblog, der ebenfalls seine Umgebung musterte und denn es kaum kümmerte, dass er mittlerweilen voll Schnee bedeckt war.

„ Hey endlich weiß ich deinen Namen! Amrûn hat es mir erzählt du bist Nerblog“, rief Celebithiel ihm lächelnd zu. Jener hingegen wirkte, wie aufgeschreckt als er ihre Stimme vernahm und es dauerte einen Moment bis er ihr antwortete.
„ Ja mein Name“, begann er vor sich hin brummend, „ aber was ist schon ein Name? Trägt er eine Bedeutung?“, erwiderte er nun und sah Celebithiel so durchdringend an, als hoffte er die Antwort in ihrem Inneren lesen zu können.

Die Schneeflocken tanzten um die beiden einen freudigen Tanz, denn der Wind scheuchte sie immer wieder auf und so umgarnten sie die beiden, während Celebithiel schweigend da stand, um sich zu sammeln.

„ Dein Name...ja dein Name“, begann sie zögerlich, „ natürlich hat er auch eine Bedeutung. Er ist Teil deines Lebens und dient als Spiegel deines Seins. Dein Name ist sehr wohl von Bedeutung, denn er definiert sich. Doch bist du nicht an ihn gebunden. Sieh auch ich hieß früher anders und Gandalf schenkte mir einen neuen Namen. So begann ich ein neues Kapitel in meinen Leben, auf eine unbeschriebene Seite Pergament setzte ich die Feder und schrieb „Celebithiel“ darüber. Mein altes Leben und mein alter Name sind Teil meines Ichs und meiner Seele, aber das Buch ist beendet und steht im Regal meiner Gedanken. Möchtest denn auch du ein neues Kapitel beginnen?“
Celebithiel sah Nerblog mustern an, der sein Gesicht zu Boden gesenkt hatte und schwieg. Plötzlich hob er seinen Kopf und antwortete mit entschlossener und fester Stimme.

Tom Bombadil:
"Ja!", rief Nerblog bestimmt. "Meine Zeit als einsamer Wanderer in der Leere ist vorüber. Es ist nötig, diesen trostlosen Abschnitt zu beenden, um von vorn anfangen zu können." Der Ostling sah Celebithiel tief in ihre blauen Augen. "Und was gedenkt ihr, soll die Überschrift dieses neu begonnenen Kapitels sein?"

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