Also diese erfundene Beziehung konnte natürlich nur gestelzt wirken, schon klar. Aber ich denke, dass diese gegenseitige Zuneigung gar nicht so einleuchtend sein muss, da es sich um einen jungen Zwerg und eine junge Elbin handelt ("Jugendliche"), bei denen man ihre Rassen auch außen vor lassen kann, und dann sieht, dass es um zwei junge, hübsche Personen geht, die sich einfach gegenseitig attraktiv finden.
Natürlich ist das alles möglich, das würde ich an dieser Stelle nicht bestreiten.
Allerdings habe ich mit dieser Interpretation meine Schwierigkeiten. Das Problem ist, dass es dann über die gegenseitige Zuneigung aufgrund Attraktivität hinaus keine weitere Relevanz für mich ersichtlich ist.
Die Beschreibung der Entwicklung dieser Zuneigung erschöpft sich in einem derben Kili Scherz und einer mehr oder weniger tiefgründigen Diskussion der beiden bei Nacht.
Hiernach soll die Liebe der beiden bereits so groß sein, dass Tauriel Kopf unf Kragen riskiert. Diese Verhaltensfolge ist aufgrund der wenigen Szenen und geringen Tiefgründigkeit unverständlich, selbst wenn man eine Liebe auf den ersten Blick annähme.
Denn anders als in der Welt außerhalb des Films, muss der Regisseur dem Zuschauer eine Gefühlslage und Entwicklung erklären. Wie umfangreich das ausfällt hängt von der Schlüssigkeit ab.
Bei Aragorn und Arwen brauchte man für das Bestehen der Liebesbeziehung nicht viel erklären; es reichte schlicht den Leuten klar zumachen, dass sie schon länger bestand hat.
Bei Gimli und Galadriel würde ich nicht von einer Liebesbeziehung sprechen, daher musste auch nichts groß erklärt werden. Gimli fühlte sich angezogen von der Schönheit Galadriels und gab ihr diese Anerkennung zu verstehen.
Da diese "Beziehung" fur den Verlauf der Geschichte nur eine untergeordnete Rolle spielte, und sich Gimlis Zuneigung in einer schönen heimlichen Erinnerung an Frau Galadriel erschöpfte, reichte es aus.
Anders bei Tauriel und Kili. Hierbei handelt es sich dann offensichtlich um eine Beziehung wie die von Aragorn und Arwen.
Nur: Die Zwerge und Elben mögen sich schlicht nicht. Man könnte daher praktisch von einem Wunder sprechen, wenn sich unter diesen widrigen Umständen ein Elb und ein Zwerg fänden, gerade auch dann, wenn der Zwerg als Gefangener zu den Elben kommt. Ich sehe hier ein hohes Maß an Erklärungsbedarf, der auch im Film zu Ausdruck kommen muss.
Es ist ersichtlich, dass man eine Love Story wollte, aber nicht bereit war, etwas mehr zu investieren, denn man braucht ja noch Zeit für das Actionspektakel. So bleibt es halbherzig und ein absoluter Fremdkörper.