Aglareb mit dem kleinen Trupp aus den Wäldern LothlóriensAm frühen Morgen, an der Mündung der Nimrodel in den Anduin...
„Hört, der Anduin strömt schneller denn je, die Kräfte Nenyas reichen nur noch bis hierher und nicht mehr weiter. Es wird schwierig werden ihn zu überqueren.“ – Sprach Telli beängstigt zu Aglareb.
„Ich vertrau ganz der Standfestigkeit eurer Boote, kräftige Männer zum Rudern haben wir ja“ – entgegnete ihr Aglareb ohne sich einschüchtern zu lassen.
„Darum geht es nicht. Hier ist die Grenze. Hier verlässt uns der Schutz meines Volkes und der Schatten des Ostens überdeckt unsere Gemüter. ... Und vor allem dem, würdet ihr 50 Mann zum „rudern“ her bestellen, würdet ihr nicht weiter kommen, da unsere Boote nur mit einem Ruder bestückt sind. ... Durch unsere Herrin wurden wir geleitet, nicht durch die Kraft unsere Arme.“
Wieder einmal stand Aglareb der starken Überzeugungskraft seiner elbischen Begleiterin gegenüber. Er blickte nachdenklich übers Wasser und dann wieder zu Telli:
„Nichts desto Trotz werden wir den Fluss hier überqueren. Wenn wir hier einen anderen Weg einschlagen schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig zum Erebor oder überhaupt Ostlinge zu Gesicht zu bekommen.“ Dann wandte er sich den Soldaten zu: „Männer hört her. Jeder von euch sucht sich jetzt einen langen stabilen Ast, wir werden hier in den Anduin stechen.“ Die Soldaten nickten ihm stillschweigend zu. Seine Befehle galten wie die des Heerführers und sollten nicht diskutiert werden. „Telli, zeig mir die Boote“
Aglareb und Telmelloniel gingen am Ufer entlang während die anderen im Wald nach stabilen Ästen suchten. Sie führte ihn zu einer kleinen versteckten Bucht, in der das Wasser so still wie die Totensümpfe war. Um die Bucht herum war alles mit Pflanzen bedeckt im Wasser wie am Land, sodass sie nur aus unmittelbarer Nähe zu erkennen war.
„Sehn doch gut aus. 4 Boote mit jeweils einem Paddel. Und mit unserem zusätzlichen Rudern sind wir bis Mittag schon am anderen Ufer.“ Aglareb klopfte Telli kräftig auf die Schulter und grinste ihr fröhlich ins Gesicht, dann musterte er die Boote. Die zierliche Elbin zuckte bei dem groben Schlag zusammen, verzog ihre Miene in ein genervtes, böses Gesicht und fing an zu nörgeln.
„Das ist doch Wahnsinn, bis wir das andere Ufer erreichen hat uns die Strömung etliche Wegstunden flussabwärts getrieben, dazu gibt es viele tiefere Stellen am Grund sodass eure behelfsmäßigen Stangen sinnlos sind.“ –
„Mischt mir nicht den Trank noch auf, den ich mir selbst eingeschenkt habe. Es ist wie es ist. Ob wir fallen oder weiterleben, wir haben unseren Teil erfüllt.“ Entgegnete ihr Aglareb unbekümmert.
Sie setzte sich hin, und schaute auf das Wasser – „Warum habe ich mich nur dazu überreden lassen, warum bin ich die jenige die bei eurem Scheitern dabei sein und euer Schicksal teilen wird.“ Nun bemitleidete Aglareb die Elbin. Von ihrer Heimat fortgerissen zu werden um einen einfälltigen Fremden in den Tod zu folgen. Plötzlich kam ihn ein Gedanke auf den er bisher noch nicht bedacht hatte, da er sich bei den unsterblichen Wesen immer vorstellt, sehr alte weise Herren und Herrinnen vor sich zu haben. Er setzte sich zu ihr.
„Sagt mal, wie lange weilt ihr nun schon auf Mittelerde, wenn ich fragen darf?“
„Wie alt ich bin? Ich zähle nicht zu den ältesten in Lorien, aber ich bin alt und weise genug eine Meute wilder Trunkenbolde zum Erebor zu führen. Außerdem tut das hier jetzt gar nicht zu Sache...“ Aglarebs Verdacht bestätigte sich. „Telli, wie alt seid ihr?“ Sie schaute trübselig auf den Boden und antwortete nach kurzer Zeit: „54. Ja ich bin 54 Jahre alt. Alt vielleicht bei eurem Geschlecht aber als Elbin“... Aglareb unterbrach sie: „Schon in Ordnung, langsam, verschluckt eure Zunge nicht. Ihr seid die jüngste Elbin die mir je begegnet ist. Warum schicken sie euch. Das ergibt doch keinen Sinn.“ Aglareb überlegte eine Weile.
Sie schicken mir ein Kind auf das ich aufpassen soll? Weder Faramir noch Mithrandir würden mir eine so unerfahrene Begleitung schicken...Dann fuhr er fort: „Ihr wurdet zu mir gesandt ja? Wer hat euch denn geschickt?“ Die Elbin wurde plötzlich blutrot im Gesicht und fing leicht an zu stottern. „Mich, ja, also das war ein großer Mann...und“ – sie hielt an – „es ist jetzt wirklich unangebracht und wäre naiv sich noch weiter zu wagen.“ Aglareb nickte einfach und warf ihr einen enttäuschenden bösen Blick zu.
„Nun denn. Ich hatte nach euch gesucht ich wollte mich nach eurem Wohlergehen erkunden. Immerhin habe ich euren Arm versorgt und am Tag als ihr aufwachtet wart ihr ja viel zu schnell fort, sodass ich gar nicht wusste wie es euch ergangen ist. Und mit so einer Verletzung ist nicht umzugehen wie mit irgendeinen Kratzer. So bekam ich ein schlechtes Gewissen, dass ich euch gehen ließ und begab mich auf die Suche nach euch.“ Die Elbin sprach auf einmal schneller als Aglareb zu hören konnte und er unterbrach sie erneut:
„Meinem Arm geht es gut wie ich schon sagte als wir uns trafen bevor wir aufbrachen.“ – Die Elbin fuhr einfach fort:
„Naja als ich euch fand, wie ihr zu euren Männern gesprochen habt. Dachte ich mir, ich kann euch vielleicht bei eurem Unternehmen helfen.“ Aglareb wurde einsichtig blieb jedoch ernst:
„Das habt ihr wahrlich. Ich danke euch nochmals und für alles. Doch eure Aufgabe ist hiermit erfüllt. Ihr wolltet uns die Boote geben, was ihr nun gemacht habt. Kehrt um, geht nach Hause und kümmert euch um die Verwundeten.“ Aglareb stand auf und legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie schaute ihn traurig an und sprach:
„Ja ich werde umkehren, aber nicht mit dem Gedanken euch hier über diesen Fluss geschickt zu haben. Wenn ich euch nicht die Boote gezeigt hätte, würdet ihr jetzt merken, dass der Fluss nicht zu überqueren ist und doch lieber den Weg zur Brücke einschlagen.“ Aglareb schaute in die traurigen Augen der Elbin. Vor einem Tag noch hätte er nie das gleiche Gefühl gehabt wie jetzt, zu dieser Zeit stand noch eine weise elbische Heilerin vor ihm, nun sah er in die Augen eines Kindes.
„Ihr seid euch keiner Schuld bewusst. Wirklich. Ich allein trage die Verantwortung. Meiner Männer und über mein eigenes Schicksal. Geht nach Hause, berichtet eurer Herrin, dass ich Aglareb mir Boote von eurem Volk geliehen habe und denkt nicht darüber nach wie es mir ergeht. Denn der Fluss wird nicht die einzige Hürde sein, die zwischen mir und den Pfad zu meinen Vätern sein wird. Ihr habt euer ganzes Leben noch vor euch und in diesem werdet ihr noch vielmehr Verwundete treffen, um die ihr euch sorgen könnt. Lebt wohl.“
In den Augen der Elbin blitzten kleine Tränen auf. Ohne Worte stand sie auf und verschwand dann nach kurzer Zeit zwischen den Bäumen.
Aglareb atmete tief durch, betrachtete nochmals die Boote und faltete seine zu einer Art Kugel zusammen um dann tief hinein zu blasen. Ein bekanntes aber doch ungewöhnliches Geräusch ertönte laut aber doch nur im Dickicht des Waldes auf kurze Entfernung hörbar. Es klang wie der Lockruf eines Vogels. Kurze Zeit später kamen alle 12 Soldaten durch die Hecke zu Aglareb, allesamt mit einem langen dünnen Ast. Einer schaute fragend um sich und sprach: „Herr wo ist unsere elbische Führerin?“
„Sie ging. Ihre Aufgabe ist erfüllt, nun sind wir auf uns gestellt. Wie ich sehe habt ihr fleißig Holz gesammelt, die Fahrt wird kein leichtes Spiel. 3 Mann ein Boot, ich fahre im ersten mit.“