Alvias von Thal - In der StadtAuf dem Schlachtfeld angelangt, begann der verzweifelte Kampf der Verteidiger schon.
Die riesige Menge schob sich vorwärts, auf die im Vergleich zu ihr winzigen Gruppen zu.
Alvias verschoss seine Pfeile einfach in die Menge, ohne darauf zu achten, ob und wen er traf.
Dann lächelte er nur und stürmte ,das Schwert in der Hand, auf die Gegner zu.
Diese konnten ihm kaum Widerstand leisten, doch ihre schiere Zahl trieb ihn zurück zu einer Gruppe Zwergen, die ihm wage bekannt vorkamen.
Lothlorien dachte er.
Sie hielten sich tapfer, doch ein Ostling kam geradewegs auf einen von ihnen rücklings zu und Alvias sprang vor und köpfte ihn unerbitterlich.
Der Zwerg erschrak leicht, als der Kopf an ihm vorbei segelte.
"Das war knapp!", rief er dem Zwerg zu, dem er das Leben gerettet hatte und setzte sich an seinen nächsten Feind, ohne sich zu weit von den Zwergen zu entfernen.
Für Alvias bestand die Welt nur noch aus zwei Teilen: Der Stadtmauer und den Ostlingen.
Er sah nichts anderes mehr. Spürte nichts anderes mehr als den Hass auf Ostlinge, die Kampflust und einen leichten Schmerz in seiner Narbe, den er nur für ein Zeichen seiner Anspannung hielt.
Sein Körper bestand für ihn nur noch aus seinen Beinen und seinem Schwert.
Er war wie im Rausch. Nein, er war im Rausch. Im Rausch seiner Wut.
Er nahm die Schreie der Sterbenden beider Seiten nicht mehr richtig war, er registrierte nicht den Kampflärm, er achtete nur noch auf sich, seine Feinde und den Zwerg, denn irgendetwas sagte ihm, dass dieser Zwerg etwas mehr war als jeder andere aus dem Volk Aules.
In seinem Rausch hieb Alvias wild auf die Ostligen ein, ihre Rüstungen konnten der Kombination von Zwergenstahl und elbischer Präzision kaum etwas entgegen setzen.
Sie fielen zahlreich unter seinen Hieben und Stößen, die auch noch die kleinsten Lücken und Schwachpunkte ihrer Rüstungen trafen.
So bemerkte er zuerst nicht, dass er immer weiter in die feindliche Menge gedrängt wurde.
Die Menschen des Ostens standen schon im fast geschlossenen Kreis um ihn herum, als er es schließlich wahr nahm.
Sein Rausch legte sich, er sah und dachte wieder klar.
Aussichtslos.
Aber so soll, nein, so darf es nicht enden.Alvias fasste sich, beschrieb mit seiner Waffe einen weiten Bogen und schlug die Lanzen und Schwerter der Ostlinge bei Seite und versuchte, in Richtung Mauer zu entkommen.
Doch die Menschen drangen immer weiter auf ihn ein, er schaffte es kaum noch, sich gegen ihre Macht zu wehren.
Schon spürte er die ersten Speerspitzen an seiner Rüstung vorbei schrammen.
Diese Tatsache erzürnte Alvias.
Seine Rüstung war ihm fast schon heilig und dass ein Mensch, zudem noch ein Mensch des Ostens, sie möglicherweise beschmutze, oder gar eine Scharte durch die Intarsien zog, brachte sein Blut noch zusätzlich in Wallung und sein Verstand vernebelte wieder.
Holz splitterte, Metall kreischte, Schädel zersplitterten.
Die Lanzenträger wussten nicht, wie ihnen geschah, als ein wütender Elb, der ihnen scheinbar hilflos ausgeliefert war, auf sie einprügelte und ihnen nicht einmal den Tod und damit die Erlösung von ihrem Leiden gönnte.
Der Stahl zog tiefe Wunden, doch tötete er nicht, er ließ sie leiden wie einen aufgespießten Eber, der bei lebendigem Leib gebraten wird.
"Eure Qualen müssen entsetzlich sein. Und alles nur für den Ruhm eines Feiglings, der sich euer Gott nennt", rief er ihnen verächtlich entgegen.
Durch ihre gepeinigten Mitkämpfer, denen zum Teil Augen, Gliedmaßen und Innereien fehlten, die vor ihnen in ihrem eigenen Blut auf dem Boden lagen, wurden die herannahenden Ostlinge am weiterkommend gehindert und das verschaffte Alvias ein Quantum mehr Zeit, zur Zwergengruppe zurück zu kehren.
Auf halbem Wege hörte er ein leises Sirren, ein Pfeil flog Millimeter an seinem Gesicht vorbei und er fühlte, wie sich eine warme Flüssigkeit seine Wange benetzte und einen Stoß gegen seinen Rücken. Alvias machte einen Satz nach vorne, rollte sich ab und stand zum Kampf bereit, die Klinge der Masse entgegen gestreckt da.
Doch er sah keinen Bogenschützen, der auf ihn zielte, nur einen Ostling mit einem filigranen Pfeil ihm Hals, der gerade von seinen Kampfgenossen nieder getrampelt wurde.