Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Linhir
Die Schlucht nahe Linhir
--Cirdan--:
Inmitten der Schlacht
Stunden des Kauerns, so kam es Merian vor. Immer weiter drängten die Haradrim unter Qúsay in die Schlucht und auch auf der anderen Seite erreichten ihn Meldungen, dass die Krieger unter Duinhir einige Meter vorrücken konnten. Merian sah die Bogenschützen aus Dol Amroth, die Pfeil um Pfeil in die Schlucht hinunter schossen. Nicht Wenige mussten inzwischen auf die Suche nach Pfeilen gehen, die die Haradrim verschossen hatten und einige der kräftigeren Männer warfen nun mit faustgroßen Steinen, die sie oben am Rand der Schlucht fanden.
Der Morgen kam näher und die ersten schwachen Sonnenstrahlen bekämpften die Nacht und bestrahlten den Regen. Gegen das aufgehende Licht aus Osten, konnte Merian die beiden Nazgûl auf ihren Fellbestien erkennen. Die ganze Nacht lang war seine Angst so groß wie sein Unverständnis über die Dinge, die hier passierten. Nun allerdings, als die beiden Nazgûl in den Reihen der verbündeten Haradrim landeten, war ihm klar, dass es nötig war die Waffen einzusetzen. Die Schrecken, die obersten Diener Saurons, hatte er bereits in der Schlacht um Minas Tirith aus der Entfernung wahrgenommen, wie auch jetzt. Merian sah, wie die beiden Nazgûl auf ihren Fellbestien die freien Haradrim zwangen ihre Formation aufzuheben. Viele der Männer taumelten zu nächst rückwärts und versuchten Abstand zwischen sich und den unheimlichen Fellbestien zu bekommen. Zurück und an den Rand der Schlucht gedrängt, waren Qúsays Männer nun in einer denkbar ungünstigen Position. Die saurontreuen Haradrim schienen sich ein letztes Mal aufzuraffen und brachen durch die von den Nazgûl geschlagenen Lücken.
Plötzlich, als Merian sich noch fragte, ob dies das Ende des Aufstandes der Haradrim war, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. „Merian“, rief Turin neben ihm, „komm mit!“
Merian erkannte Elphir in seiner inzwischen verschmutzen Rüstung, gefolgt von Hilgorn und der jungen Frau in Weiß , sowie einige weiter Krieger der Stadtwache Dol Amroths, die alle ihre Schwerter gezogen hatten. Immer noch von Turin an der Schulter gepackt, schloss sich Merian dem kleinen Trupp an, ohne wirklich darüber nachzudenken wo hin es gehen würde.
An einer ausgeguckten Position blieb Elphir vor dem Abhang in die Schlucht stehen. Unter ihnen wehrten sich mutig die verbündeten Haradrim gegen die beiden Nazgûl, während der Anführer der saurontreuen Haradrim das Chaos nutzte und mit vielen seiner Männer nach Osten floh.
Soll er doch, dachte Merian mit dem Gedanken, dass so weniger Haradrim besiegt werden müssten. Dann durchlief ihn ein Schauer, denn Abdul-Aziz konnte nur nach Linhir wollen, wo er grausames mit den gefangenen Männern, Frauen und Kindern aus Gondor machen könnte. –Mit Angbor und den überlebenden aus seinem Dorf. „Turin“, hauchte Merian, doch dieser Verstand nicht. Turins Blick galt einzig den Nazgûl.
Elphir drehte sich noch einmal zu Hilgorn um, erhielt dadurch ein motivierendes Zunickten und brüllte daraufhin in die Schlucht hinunter: „Für unsere Freunde aus Harad!“
Während einer der Nazgûl aufsah und antwortend einen seiner markerschütternden Kreische von sich ließ, sprang Elphir in die Schlucht hinunter, gefolgt von Hilgorn, gefolgt von Elune, gefolgt von Turin und den restlichen Männern. Der allgemeinen Bewegung folgend, kippte auch Merian mehr schlecht als recht nach vorne und bewältige den Abgang aus einer Mischung aus Laufen, Springen und Hinunterrutschen.
Es war etwas anderes oben am Rand der Schlucht zu stehen, als hier unten in allgegenwärtiger Gefahr. Merian war umringt von Haradrim; umringt von Qúsays Haradrim, die für ein freies, unabhängiges Harad kämpften. Merian hörte ihren Atem, sah ihre Wunden. Sie kämpften bereits seit Stunden in dieser Hölle.
Elphir hielt sich nicht lange damit auf den verbündeten Haradrim Mut zuzusprechen. Er hatte den Nazgûl bereits von oberhalb der Schlucht ins Auge gefasst und lief sofort gegen ihn an.
Von rechts drängten weitere saurontreue Haradrim, die in den Nazgûl ihre Rettung sahen. „Elphir“, hörte Merian den Aufschrei von Hilgorn. Weiter und weiter wurde Merian nach vorne geschoben. Er merkte wie Blut von einem verbündeten Haradrim neben ihm auf seine Hand tropfte. Merian versuchte Abstand zu gewinnen, fand aber auf dem matschigem Boden keinen Halt um sich bewegen zu können. In seinem Kopf begann es sich zu drehen und er fragte sich, ob die Nazgûl dies bewirkten. Dann fand Merian halt. Seine Füße standen nun nicht mehr im Matsch. Überrascht sah Merian zu Boden und blickte in die toten Augen eines Haradrim. Sein junges Gesicht hatte immer noch den Ausdruck des Entsetzens inne. Merian merkte, wie seine Knie schwach und die umstehenden Männer immer größer wurden. Er sackte zusammen. Es war zu viel. Viel zu viel.
Jemand griff Merian unter die Arme und zog ihn hoch. Er erkannte das Gesicht von Turin. Merian sah wie sich Turins Mund bewegte. Er schien in anzuschreien, aber Merian hörte nichts. Mit der flachen Hand schlug Turin auf Merians Wange. Dumpf vernahm Merian nun Turins Worte: „Wir müssen rüber…Elphir…der Nazgûl.“ Dann kehrten auch die umgebenden Geräusche zurück und Merian hörte wieder die keuchenden Männer um sich, die Waffengeräusche, den prasselnden Regen und nicht zuletzt die Schreie der Verwundeten. Keine drei Mann entfernt sah er, wie ein Krieger der Stadtwache Dol Amroths mit einem Speer in seinem Bauch da stand und zum Schutz immer noch sein Schwert gegen den angreifenden saurontreuen Haradrim erhoben hatte.
Turin packte Merian am Kopf und drehte ihn um einhundert Gon. „Dorthin Merian.“ Turin zeigte auf den Prinzen Dol Amroths, den Merian durch die kämpfenden Reihen erkennen konnte. Elphir würde von einem hellen Schein erleuchtet, den seine Fackel, die er in der linken Hand trug, von sich gab. Elphir gegenüber sah Merian den Nazgûl in seiner schwarzen Kutte. Dieser war von seiner Fellbestie heruntergestiegen, die nun, auf Abstand von den Speeren der freien Haradrim, über der Schlucht kreiste und jagt auf Gondors Bogenschützen machte.
Während Merian und Turin versuchten sich durch die verflochtenen Reihen, in denen Gruppen von Haradrim aufeinander einschlugen, hindurchzubewegen, konnte Merian immer wieder Blicke auf den Kampf zwischen Elphir und dem Nazgûl werfen. Der Prinz von Dol Amroth bewegte sich trotz seiner schweren Rüstung äußerst flink und kombinierte Schwert und Fackel, wodurch er den Nazgûl größtenteils auf Abstand halten konnte. Teilweise wurde Elphir auch durch einige Krieger der freien Haradrim unterstützt, doch niemand schien sich dem Nazgûl lange nähern zu können.
„Runter“, schrie Turin neben Merian und parierte in letzter Sekunde einen Schwertschlag, der Merian hätte Treffen sollen. Zwei weitere Bewegungen Turins reichten, um den Angreifer zu Boden zu werfen. Ein letzter Dolchstich von Elune, die urplötzlich neben ihnen auftauchte, ließ den Mann nie wieder aufstehen. „Und weiter“, sprach Elphirs neue Leibgardistin. Zu dritt setzen sie ihren Weg fort.
Inzwischen hatte der Nazgûl Elphir um Einiges in Merians Richtung gedrängt und landete in diesem Moment einen Treffer auf Elphirs Schulter. Imrahils Sohn stolperte rückwärts, schien aber nicht viel abbekommen haben, da die Schulterplatten seiner Rüstung das Meiste abgefangen haben dürften.
Ohne Furcht zu zeigen, traten Turin und Elune vor und auch Merian war bereit den Prinzen Dol Amroths vor dem Nazgûl zu schützen. Elphir rappelte sich schnell wieder auf um dem Nazgûl weiter die Stirn zu bieten. Dieser verneigte sich jedoch nur leicht vor Elphir und machte dann einige Schritte zurück. Die Fellbestie landete zwischen Elphir und dem Nazgûl, der auf das Untier aufstieg.
Entsetzt sah Merian die Fellbestie keine fünf Meter von sich. „Greift es nicht an. Lasst sie gehen“, rief Hilgorn, der nun auch von weiter hinten dazu kam. Als sich die Fellbestie in die Luft erhob, ließ der Nazgûl noch einmal sein Kreischen von sich und flog dann ohne sich umzugucken, genau wie der andere Nazgûl auch, nach Osten davon.
„Elphir, mein Herr“, rief Elune, denn Elphir war bei dem Schrei des Nazgûl zu Boden gefallen. Hilgorn stieß Merian zur Seite und kniete neben ihm nieder.
„Elphir“, keuchte er.
kolibri8:
Nachdem die Nazgûl verschwunden waren, konnten Qúsays Männern die Formation schnell wieder herstellen, doch zu weiteren Kämpfen kam es in der Schlucht nicht mehr. Von ihren Anführern im Stich gelassen warfen die verblieben Krieger Abdul-Aziz’ ihre Waffen auf den Boden und ergaben sich. Qúsay befahl seinen Reitern aufzusitzen, und rief Marwan zu, sich mit den Fußsoldaten um die Gefangenen zu kümmern. Er blieb kurz neben dem verwundeten Prinzen stehen, um den sich mittlerweile Hilgorn und eine Frau, die Qúsay zuvor nicht aufgefallen war, kümmerten. „Wie geht es ihm?“ fragte Qúsay, „die Wunden sind nicht schlimm, aber der Schwarze Atem, dem er ausgesetzt war, der macht mir Sorgen, oh wäre doch bloß der König Elbenstein hier.“ bekam er als Antwort. „Bringt ihn in die Stadt, in Marwans Haus gibt es einen Heiler. Marwan wird es euch zeigen. Ich werde mit meinen Reitern vorreiten und die Stadt sichern.“ Hilgorn nickte und rief einen der Männer zu sich: „Túrin! Nehmt die Reiter und helft unserem Verbündeten.“
--Cirdan--:
Pferd und Reiter
Merians Blicke wandten sich nach Linhir. Er musste schnellstens dorthin um zu retten, was zu retten war. Abdul-Aziz und seine Männer wüteten wahrscheinlich grade in diesem Moment in der Stadt und das Leben von Angbor und jedem anderem Menschen mit dem Blut der Gondorer stand auf dem Spiel.
Wild entschlossen sich den Kriegern anzuschließen, die in die Stadt eilen sollten, merkte Merian plötzlich, dass die Männer der freien Haradrim und der Gondorer auf den verbliebenen Pferden aufsaßen. Weder hatte Merian ein Pferd, noch war er bereit sich auf den Rücken eines dieser Tiere zu setzen.
Seit meinen Jugendtagen nun schon, reite ich nicht mehr und nun soll ich es tun?
Fragte sich Merian und erinnerte sich dabei an den tragischen Tod seines Bruders und ihrem Pferd.
„Nun komm schon“, rief Turin zu ihm herüber, der grade auf eines der herangeführten Pferde aufstieg. Merian nahm Turin jedoch nur aus dem Augenwinkel war. Beim Gedanken an die schlimme Wunde seines Bruders damals, hatte sich Merian zu Elphir gewandt. Dieser wurde grade vorsichtig auf eine Trage gehoben. Elune hielt seine Hand und sprach ihm Mut zu.
„Merian“, kam es wieder von Turin, „du kannst ihm nur helfen, wenn du mit uns kommst. Du kannst jedem nur helfen, wenn du nach Linhir reitest und zwar schnell.“
Ein junger Mann Gondors hielt Merian die Zügel zu einem grauen Hengst hin. Nach kurzem zögern griff Merian zu und fuhr mit der anderen Hand durch die weiche Mähne des Tieres.
Während sich Merian mit aller Vorsicht aufschwang, erhob sich auch Elune von Elphir und saß auf einem hergeführten Pferd auf. „Reitet ihr mit uns?“, fragte Merian die junge Frau, während er noch etwas unsicher um Sattel schwankte.
„Natürlich. Ich kann hier nichts für Elphir tun, aber wir können ihn hoffentlich heilen, wenn er sicher in Linhir bei dem Heiler in Marwans Residenz ankommt. Die Stadt zu sichern hat nun oberste Priorität“, antworte Elune und ließ ihr Pferd dabei ein wenig durch die Reihen nach vorne traben.
„Genauso ist es“, bestätigte Hilgorn, „reitet nach Linhir und macht uns den Weg frei. Ich werde mit Elphir schnellstens nachkommen.“ Daraufhin setzte sich die kleine Reiterei aus Kriegern der Gondorer und der Haradrim unter der Führung von Qúsay in Bewegung.
Qúsay, Merian, Elune, Turin und einige begleitende Reiter nach Linhir.
Eandril:
Nachdem Qúsay und die Reiter in Richtung Linhir verschwunden waren rief Hilgorn die Hauptleute der Armee zusammen.
"Wir haben heute einen großen Sieg errungen." begann er, als sich alle vor ihm versammelt hatten. "Eine Hauptarmee der Haradrim in Gondor ist geschlagen, und Linhir wird gerade von unseren Verbündeten zurück erobert. Aber unsere Arbeit für heute ist noch nicht getan." Dann gab er Befehle aus. "Sammelt sämtliche Waffen ein, ob die unserer Gefallenen oder die der Haradrim. Lasst sie zurück ins Lager bringen und schickt die Hälfte auf Karren nach Dol Amroth - sie werden dort die Waffen und das Eisen gebrauchen können. Fangt ebenso alle überlebenden Pferde der Haradrim ein und bringt sie zunächst zum Heerlager bis wir wissen, wie die Lage in Linhir ist. Unsere Gefallenen werden begraben, und zwar auf den Hängen oberhalb der Schlucht, damit sie für immer dort Wache halten können." Er machte eine Pause, die einer der Männer nutzte um zu fragen: "Was soll mit den Gefangenen geschehen?"
"Bringt auch sie zurück ins Lager, fesselt sie und lasst sie nicht aus den Augen. Soll Qúsay entscheiden, was mit ihnen geschieht.
Ich habe noch eine schlechte Nachricht: Prinz Elphir ist in der Schlacht von einem der Nazgûl verwundet worden. Ich brauche fünfzig Männer die ihn mit mir nach Linhir bringen, um seine Verletzungen dort zu behandeln."
Sehr schnell hatte er genug Männer beisammen, und auch einer von Qúsays Hauptleuten gesellte sich mit einigen seiner Leute dazu. Er verneigte sich und stellte sich Hilgorn vor: "Ich bin Marwan bin Yusuf, Scheich der Lahmiden und Kommandant der Garnison von Linhir. Wenn ihr erlaubt, werde ich euch und den Prinzen nach Linhir begleiten und in mein Haus führen. Ich habe dort einen Heiler, der sich um Prinz Elphirs Wunden kümmern wird."
Noch vor kurzem hätte Hilgorn hinter diesem Angebot eine Falle vermutet, aber er hatte Marwan in der Schlacht an Qúsays Seite kämpfen sehen und daher keine Veranlassung an seinem Wort zu zweifeln. Darüberhinaus war Elphir lebend und in Freiheit von größerem Nutzen für Qúsay. Also erwiderte Hilgorn die Verbeugung mit einem Kopfnicken und erwiderte: "Habt Dank für euer Angebot, Marwan. Wir werden euch gerne folgen.
Hilgorn, Elphir und Marwan nach Linhir
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