Ich will mich hier jetzt nicht allzu ausführlich äußern, aber: Ja, ich finde die Hobbit-Filme im Großen und Ganzen ziemlich schwach.
Den ersten fand ich noch recht gut, da waren aber auch viele der besten Szenen drin. Bilbo hatte im Verhältnis zu den anderen Teilen viel mehr Screentime, und es war halt die sehr gut umgesetzte Gollum-Szene dabei. Was mich an dem Teil hauptsächlich gestört hat:
1. Azog.
Einfach ein furchtbar platter Gegenspieler, zweitens eine vollkommen unnötige Buchabweichung. Das wirkt so, als wollte man die Reise bis nach Bruchtal einfach viel weiter ausbauen und darum musste man ja Spannung reinbringen. Das wäre aber nicht notwendig gewesen, wenn man sich dagegen entschieden hätte, ein so dünnes Buch auf 3(!) Filme auszuwalzen.
2.
Völlig übertriebene Action-Szenen. Das beginnt mit den Steinriesen (die ich aber noch akzeptieren kann) und setzt sich dann mit der Flucht aus Orkstadt nahtlos fort. Ich habe zu diesen Szenen mehrfach schon den sehr passenden Vergleich zu einer Videospiel-Sequez gehört. Einfach lächerlich.
Dann kam Teil 2 und ich da hatte ich noch einigermaßen Hoffnung, dass er zumindest da Niveau des ersten halten könnte. Tja, ich wurde leider bitter enttäuscht. An dem Teil gibt es noch weniger Dinge die mir gut gefallen als im ersten Teil, allen voran natürlich wieder Martin Freeman als Bilbo. Allerdings steht er für einen Film mit dem Titel "Der Hobbit" bemerkenswert wenig im Fokus... Gut hat mir da auch Smaug gefallen, und Bard und Thranduil fand ich auch gut. Die Liste mit Dingen die mich gestört haben wird allerdings länger:
1. Legolas.
Eigentlich hat er in dem Film ja gar nichts zu suchen, allerdings hätte ich mich über einen kleineren Auftritt in Düsterwald gefreut. Schließlich macht es nur Sinn, dass er da irgendwo am Hof seines Vaters rumläuft. Stattdessen haben sie die Rolle maßlos aufgeblasen - allerdings nicht charakterlich oder so. Nein, das einzige was Legolas im Hobbit tut ist böse schauen und möglichst effektvoll massenweise Orks abzuschlachten. Und das leider unglaublich oft und lange.
2. Tauriel.
Ernsthaft: WTF haben sie sich bei dieser Figur und dieser absolut lächerlichen Liebesgeschichte nur gedacht? Die ganze Angelegenheit wirkt einfach so wahnsinnig aufgesetzt, frei nach dem Motto: "Wir brauchen eine Liebesgeschichte, am besten wieder ungewöhnlich - hm, wie topppen wir unsere Mensch-Elb-Geschichte mit Aragorn und Arwen noch? Ah, ich weiß: Elb-Zwerg-Geschichte! Brilliant!"
Dadurch wirken die Dialoge zwischen Tauriel und Fili auch so unglaublich platt. Und auch daran wird wieder wahnsinnig viel Screentime verwendet, dabei ist es einfach nur unnötig und zieht den Film in die Länge. (Ich wiederhole mich da gerne: Logisch, sie mussten ja auch ein dünnes Buch auf 3(!) Filme mit epischer Länge ausdehnen.)
3.
Völlig übertriebene Action-Szenen. Siehe oben, nur mit anderen Beispielen: Flucht aus Düsterwald, Kampf in Seestadt (ernsthaft, wtf?), "Kampf" gegen Smaug
.
4.
Vollkommen unnötige Dazuerfindungen. Dazu gehören Tauriel-Fili und Legolas, aber auch die Tatsache, dass Fili verwundet wird und mit Bofur und co in Seestadt zurückbleibt. Wozu das ganze? "Hey, wir müssen Smaugs Angriff auf Seestadt in Teil drei irgendwie dramatischer machen... Wir lassen einfach ein paar Zwerge da zurück! BRILLIANT!"
Und dann wäre da noch Alfrid... aber über den verliere ich besser kein einziges Wort, sonst werde ich hier ausfallend
Damit komme ich zum Abschluss der Trilogie. Als ich auf den Weg ins Kino machte um mir den dritten Teil anzuschauen hatte ich nach dem zweiten nur noch wenig Hoffnung auf einen guten Film, aber ich dachte: Vielleicht stellt er mich ja wenigstens irgendwie halbwegs zufrieden. Tja, und auch hier wurde ich wieder enttäuscht. Der Film geht nicht mal mehr als guter Action-Film durch. Die positiven Punkte sind eigentlich die selben wie bisher - blöd nur, dass Bilbo gefühlt noch weniger zu tun hat als im zweiten Teil und Smaug schon Geschichte ist, bevor überhaupt der Titel kommt.
Und die schlechten Punkte? Eigentlich auch die selben wie oben, nur dass Tauriel-Fili noch nervtötender ist, Legolas noch abgefahrenere Szenen hat, Alfrid eine der schlechtesten Figuren wird, die ich jemals in einem Film sehen musste... Und dann kommen noch ein paar Sachen dazu:
1. Dol Guldur.
Nazgûl? Ernsthaft?
"Überlasst Sauron mir." "Öh... okay, kein Ding. Wir kümmern uns da nicht mehr drum, hast ja so nett gefragt." Ernsthaft?
Galadriel sieht wieder aus wie im HdR, nur warum? Es ist ja nicht so, als ob der eine Ring gerade in der Nähe wäre, um sie zu verführen, und das war doch damals der Grund für ihre düstere Erscheinung... Achja, und warum hat sie das nicht gleich gemacht? Die Nazgûl sind doch auch noch da, als sie es dann schließlich macht, daran kann es also nicht gelegen haben.
2. Die Schlacht der fünf Heere.
Die ganze Schlacht ist eine einzige Katastrophe. Erstens: Was zum Teufel sollen diese Riesenwürmer? Und wenn schon Riesenwürmer, warum setzt Azog sie dann nicht in der Schlacht ein? Wenn man sich anschaut, wie riesig das Gebiet ist, dass sie zerstören... Damit hätte man locker das gesamte Zwergenheer vernichten können. Ach nee, dann wäre die Schlacht und damit der Film ja schon vorbei gewesen. Aber es geht doch nichts über tolle Effekte, ne?
Zweitens: Die ganze Schlacht ist wahnsinnig unübersichtlich, vor allem der Teil in Thal. Die Orks sind links, die Orks sind rechts... aber zwei Meter weiter ist Ruhe und die Orks haben offenbar kein Interesse an den Zivilisten die dort langlaufen. Dann sind die Elben plötzlich... wo genau? Irgendwann ist nur noch Thranduil da (und eben Legolas und Tauriel auf dem Berg). Was ist mit den anderen Elben passiert? Gestorben, geflohen, noch am kämpfen? Interessiert doch bestimmt keinen, wir haben ja noch Tauriel-Fili zu klären und zwei epische Bosskämpfe im Angebot.
Drittens: Die beiden "epischen" Bosskämpfe. Da möchte ich eigentlich keine weiteren Worte drüber verlieren. Fakt ist: Ich fand sie furchtbar. Wenn ich das noch weiter erläutern soll, sagt Bescheid
Viertens: Völlig übertriebene Action (Wie immer). Sei es nun Bard, der auf einem Karren die Straße runterrast und dabei auf magische Weise seine Kinder verfehlt, Legolas der offenbar Schweben kann, Dwalin und Thorin, die mal eben "nur" 100 "Orksöldner" (was auch immer Orksöldner nun wieder sein mögen) niedermetzeln ohne einen Kratzer abzubekommen, usw usw...
3. Thorin
In den ersten beiden Teilen fand ich ihn ja meistens noch ganz okay, aber in diesem Teil gerät der Schauspieler doch deutlich an seine Grenzen. Seine ganze "Drachenkrankheit" besteht darin, dass er böse dreinblickt und jeden beschuldigt, ihm seinen Schatz wegzunehmen - und das vollkommen monoton. Zumindest ich habe ihn dabei in keiner Szene wirklich ernstnehmen können. Noch schlimmer war dann die "Wandlung" bzw. Heilung. "Ach, ich habe keine Lust mehr auf diesen Scheiß - Los Leute, ich liebe euch, lasst uns Orks töten gehen!"
4. Das Ende.
Ohne Worte. Wo der Herr der Ringe gar nicht zu enden scheint ist der Hobbit umso abrupter und hält sich keine Sekunde damit auf, auch nur eine Storyline vernünftig abzuschließen.
Insgesamt hätte es bei mir wahrscheinlich folgende Schulnoten für die Filme gegeben:
Teil 1: 2-
Teil 2: 4
Teil 3: 5
Es gibt auch noch ein Paar Dinge, die mich insgesamt gestört haben:
Da wäre zum ersten der "Look" der Filme. Das sieht alles einfach viel zu... "klinisch" aus, wenn ihr versteht was ich meine. Alles ist bunt und sauber und perfekte Grafik und 3D und HFR und bla... aber dummerweise sieht man den Filmen aber sowas von an, dass der Großteil der Sachen CGI ist. Vom realistischen Look des HdR ist nichts geblieben, stattdessen sieht alles irgendwie nach... Plastik aus. Ein kunterbuntes Fantasy-Wunderland.
Zum zweiten : Es gibt massenweise Ungereimtheiten, die mir im HdR so nicht aufgefallen sind. Ein Beispiel: Thorin und co reiten in der Schlacht plötzlich auf Ziegen. Wo sind die hergekommen? Hat Gandalf die aus dem Ärmel gezaubert, oder was? Das einzige Reittier, dass die Zwergenarmee mitgebracht hat, war Dains Schwein. (Das war allerdings cool
) Anderes Beispiel: Sauron will den Erebor erobern, weil er der Schlüssel zur Wiedererrichtung Angmars ist. Erstens ist der Erebor nicht mal annähernd in der Nähe von Angmar, und zweitens sagt Legolas das gleiche über Gundabad... ja, was denn nun? Und noch mehr: Warum zum Teufel setzte Sauron nicht einfach Radagast sofort fest, als der das erste Mal nach Dol Guldur fest, sondern lässt zu, dass er Gandalf warnt? Später bei Gandalf geht es doch auch...
Nächster Punkt: In den Hobbit-Filmen hat PJ meiner Meinung nach komplett die Balance zwischen Epos und Leichtigkeit verloren, die er im HdR noch so brilliant gehalten hat. Da konnten Legolas und Gimli in Helms Klamm ihre Witzchen reißen, aber die Szene insgesamt war immer noch düster und episch. Dagegen wirken die Witze im Hobbit einfach nur platt und albern (Alfrid
). Dummerweise wirkt das "Epische" am Hobbit teilweise auch durch dieses fehlende Gleichgewicht einfach unglaublich aufgesetzt und erzwungen. Äh... versteht man, was ich meine? Wenn nicht, Bescheid sagen, dann versuche ich es noch mal
.
Wie euch vielleicht aufgefallen ist, habe ich im letzten Abschnitt ziemlich viel Vergleiche zum HdR gezogen. Das liegt daran, dass man mMn die Hobbit-Trilogie auf gar keinen Fall seperat betrachten darf, denn die Filme betteln geradezu darum, mit dem HdR in Verbindung gebracht zu werden, so viele (teils lächerliche) Querverbindungen werden hergestellt. Damit meine ich jetzt nicht das auftauchen von Figuren wie Gollum, Gandalf oder Elrond - die kommen in der Buchvorlage ja auch vor. Ich meine eher Details wie diese: Wo trifft Azog im ersten Teil seinen Kundschafter? Natürlich auf der Wetterspitze, wo auch sonst...
Und was sagt Thranduil am Ende zu Legolas: "Suche einen jungen Waldläufer bla bla... man kennt ihn unter dem Namen Streicher" (hier Holzhammer und "ooooooooo" einfügen). Ich will jetzt eigentlich gar nicht davon anfangen, dass Aragorn zu dem Zeitpunkt ungefähr zwölf oder so ist, und sich also bestimmt noch keinen tollen Waldläufernamen zugelegt haben wird...
Der Hobbit
will also ganz klar als Teil des Mittelerde-Universums gesehen werden, und zwar nicht als einigermaßen unabhängig, sondern als fest zugehörige Vorgeschichte zum HdR. Damit muss er sich aber auch den Vergleich mit der anderen Trilogie gefallen lassen, und verliert diesen zumindest bei mir haushoch.
Äh... hatte ich nicht am Anfang geschrieben, dass ich nicht so viel schreiben wollte? Das war wohl nix
Edit: Da ich so lange geschrieben habe, ist mir Raschis Post jetzt erst aufgefallen, und ich muss dem vollkommen zustimmen. Wenn ich nicht im Vornherein einen guten bis sehr guten Film erwartet hätte (und wüsste, dass PJ es eigentlich besser können müsste und die Vorlage auch besseres bietet) hätte ich wahrscheinlich viele Dinge nicht so harsch kritisiert.
Und außerdem ist mir gerade noch was eingefallen: Warum macht sich der Film eigentlich die Mühe, seine Charaktere immer wieder Gefahren auszusetzen, wenn sie doch sowieso offensichtlich unverwundbar und gottgleich sind (das meint jetzt vorallem Legolas, natürlich, aber trifft zum großen Teil auch auf die Zwerge, Tauriel und erst recht Bard zu). Damit meine ich die übertriebene Art und Weise, wie sich diese Charaktere immer wieder aus der Gefahr befreien können. Und dadurch wirken auch die Tode von Fili, Kili und Thorin (bei Thorin weniger) auch wieder aufgesetzt, so als ob PJ sie am liebsten gar nicht sterben lassen würde, aber leider muss weil das Buch es so diktiert.
Das wars jetzt aber, Eandril over und out.