Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Arnor

Amon Súl und die Wetterberge

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Kerrys Start:
Kerry, Rilmir, Lónar und Magrochil von den Nordhöhen


Kerry fror. Der alte Pfad der über den hohen Kamm der Wetterberge führte war einst von Soldaten Arthedains erbaut worden, hatte ihr Rilmir erklärt. Hier hatten sie lange Jahre den Schatten aus dem dunklen Reich Angmar im Nordosten aufhalten können bis schließlich der große Turm von Amon Súl erobert und zerstört worden war. Ein kühler Wind strich nun über die Hänge und ließ die Gruppe beinahe vergessen, dass Sommer war. Die Sonne war bereits den ganzen Tag über hinter einer dicken Wolkendecke verborgen geblieben.

Rilmir war weiter vorne an einer Biegung des Pfads stehen geblieben. Zur Rechten konnte man zwischen zwei Bergspitzen hindurch weit über die Gebiete im Westen der Bergkette blicken. Dort lagen die Mückenwassermoore, ein übel riechender Sumpf um den sie zum Glück einen großen Bogen gemacht hatten.
Kerry stellte sich neben den Waldläufer, die Hände um ihre Oberarme geschlungen.
"Ziemlich kalt hier oben," sagte sie.
"Über den Wetterbergen liegt fast immer ein kühler Wind."
"Mhmm," machte Kerry. "Ich habe meinen Winterumhang nicht dabei."
"Wenn dir kalt ist, beweg' dich ein bisschen. Dann wird dir warm," antwortete Rilmir, der noch immer ins Tal hinunter blickte.
Kerry verdrehte die Augen und ließ ihn stehen. Idiot. Nie hört er richtig zu.

Die beiden übrigen Reisegefährten hatten ihre Rucksäcke abgesetzt und standen nun etwas abseits des Weges neben einer Felswand. Kerry kam herüber und lehnte sich gegen den senkrecht aufragenden Stein, der sie vor dem Wind schützte. Nachdenklich spielte sie mit ihrem Zopf der ihr über die rechte Schulter fiel.
Magrochil stupste sie an und grinste.
"Was ist denn so komisch?" fragte Kerry ärgerlich.
"Oh, mir ist sooo kalt..." flötete Magrochil übertrieben.
"Ach, sei still."
"Wovon redet ihr Mädchen eigentlich?" wollte Lónar wissen, der eine Augenbraue hochgezogen hatte.
"Kerra friert und möchte dass jemand sie wärmt," antwortete Magrochil lächelnd.
"Hier oben mache ich kein Feuer. Das sieht man ja meilenweit. Dann könnten wir genausogut "Wir sind hier" an den Hang dort schreiben, in Buchstaben die man von den Ered Luin bis Bruchtal lesen kann. Haben euch eure Eltern so etwas nicht beigebracht?"
"Meine Eltern haben noch nie selbst Feuer machen müssen. Die haben Bedienstete für solche Sachen," sagte das gondorische Mädchen achselzuckend. Stimmt ja, sie ist die Tochter irgend eines wichtigen Fürsten oder dergleichen, erinnerte sich Kerry. In Gondor hat wohl jeder Felsbrocken seinen eigenen Adelstitel.
"Und was ist mit dir?" wandte sich der Zwerg an Kerry. "Sind deine Eltern auch reich genug um solche Sachen nicht wissen zu müssen?"
Kerry baute sich vor ihm auf, die Hände in die Hüften gestemmt.
"Meine Eltern starben heldenhaft bei der Verteidigung des Erebors, Herr Zwerg, in einem Krieg den sie sich nicht ausgesucht hatten, während die Zwerge sich in ihre Festung im Inneren flüchteten. Ihr Opfer hat dem König unter dem Berg genug Zeit erkauft damit er seinen Feinden entkommen konnte. Und mich wiesen die Zwerge wegen "ungehörigem Benehmen" aus dem Berg aus, schickten mich einfach durch einen ihrer vielen Geheimgänge nach draußen. Na vielen Dank auch, lieber König unter dem Berg!"
"Oh, das tut mir Leid! Das wusste ich nicht," gab Lónar entschuldigend zurück. "Das muss ja schrecklich für dich gewesen sein, Mädchen. Willst du darüber reden?"
Magrochil lachte. "Und das hast du ihr geglaubt? Das ist doch nur wieder eine von ihren Geschichten," sagte sie.
Kerry strich sich eine Strähne ihres Haars aus dem Gesicht. "Dein Misstrauen verletzt mich, Maggie," sagte sie ironisch.
"Ach komm schon. Du weißt doch nicht einmal wie der König unter dem Berg heißt."
"Weiß ich wohl. Sein Name ist... Durin...der Hundertste?"
Lónar winkte ab. Er steckte sich seine Pfeife an und verbrachte den Rest der kurzen Pause in nachdenklichem Schweigen. Kerry unterhielt sich leise mit Magrochil, bis Rilmir ihnen schließlich das Zeichen zum Aufbruch gab.

Sie folgten dem Pfad über den Kamm der Wetterberge weiter nach Süden, und langsam wurde es wärmer als die Mittagssonne hoch über ihre Köpfe zog. Kerry sah nur wenige Pflanzen und Tiere bis auf einige Vögel die nach Osten flogen. Kurze Zeit später hielten sie ein weiteres Mal an und verzehrten ihr Mittagessen, welches Kerry bereits am Morgen zubereitet hatte. Anschließend machten sie sich wieder an die Weiterreise.
Gegen Nachmittag begann sich vor ihnen die Wetterspitze zu erheben und wuchs mit jedem Schritt in die Höhe. Zwar befanden sie sich bereits recht hoch über den Landen rund um das Gebirge, doch der Amon Súl war schon immer die höchste Erhebung der Wetterberge gewesen und ragte nun vor ihnen auf. Abends erreichten sie die Stelle, an der der alte Pfad von Arnor begann, in Richtung der Spitze des Berges anzusteigen. Sie schlugen hier ihr Lager für die Nacht auf und aßen ihr Abendessen ohne ein Lagerfeuer zu entzünden.

Als es schon spät geworden war stand Rilmir noch einmal auf. "Ich bin bald wieder zurück. Ich treffe mich mit einigen meiner Brüder in der Nähe. Es wird nicht lange dauern."
"Kann ich mitkommen?" fragte Kerry hoffnungsvoll.
"Es geht um eine Angelegenheit der Dúnedain," antwortete der Waldläufer. "Das betrifft dich nicht, Kerry."
"Bitte, Dúnadan?" versuchte sie es erneut und schenkte Rilmir einen liebreizenden Augenaufschlag.
"Ich kann dich nicht mitnehmen. Das Treffen ist geheim."
Und dabei blieb er, und ging alleine. Kerry blieb neben Magrochil sitzen und fühlte sich seltsam. Trotz stieg in ihr auf. Ich will wissen, was er mit den Dúnedain zu besprechen hat. Ob es um den Brief geht, den er in seiner Tasche hatte? Planen sie eine Verschwörung? Wird Rilmir uns verlassen? Werde ich ihn dann nie wiedersehen?
 Ich hab' da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.

Eine Viertelstunde später hielt sie es nicht mehr aus und stand auf. Magrochil war bereits eingeschlafen und Lónar war in seine Karten vertieft. Keiner der beiden wird meine Abwesenheit bemerken, dachte sie. Sie wusste nur die ungefähre Richtung in die der Dúnadan gegangen war - den Weg zum Berggipfel hinauf. Und so folgte sie dem schmalen Pfad, bis ihre Beine vom stetigen Aufstieg zu schmerzen begannen.
An einer alten Säule blieb sie stehen um sich einen Moment lang auszruhen.
Was mache ich hier eigentlich, dachte sie. Es ist jetzt schon so dunkel dass ich noch stürzen und mir alle Knochen brechen werde. Das war so eine dumme Idee hier her zu kommen.

Als sie sich gerade auf den Rückweg machen wollte hörte sie mit einem Mal leise Stimmen die sich zu unterhalten schienen. Vorsichtig bewegte sie sich darauf zu, darauf bedacht ja kein Geräusch zu verursachen. Durch einen alten Torbogen hindurch konnte sie die Überreste des alten Wachtturms von Amon Súl sehen in dessen Mitte eine kleine Gruppe Gestalten stand, die von dunklen Mänteln mit Kapuzen verhüllt waren. Sie konnte nicht verstehen was gesprochen wurde, erkannte aber dass es Elbisch war.

Kerry wurde es unwohl zumute. Ein Gefühl des Verbotenen beschlich sie und mit einem Mal wünschte sie sich, sie wäre nie hergekommen. Gerade wollte sie sich leise wieder zurückziehen als sich eine Hand auf ihren Mund legte und sie kalten Stahl an ihrem Hals spürte.
"Sieh mal einer an," sagte eine grimmige Männerstimme. "Einige Späher des Feindes sind also ganz hübsch anzuschauen. Rühr' dich, und dein Leben ist vorbei."
Sie erstarrte, die Augen weit aufgerissen.
"Aí, gwedeir!" rief der Mann zu der Versammlung hinüber und schob Kerry auf die Gestalten zu. Angst stieg in ihr hoch. Was jetzt? Was mache ich jetzt nur?

Einer der Männer trat vor. Die Fackel die er trug spendete nur sehr wenig Licht, und unter seiner Kapuze war sein Gesicht nicht zu erkennen.
"Wer bist du und wem dienst du?"
Kerry machte den Mund auf, aber keine Worte wollten herauskommen. Das war's dann wohl.
"Bist du in Sarumans Auftrag hier? Hat er dich geschickt um uns zu belauschen?"
Der Mann kam einen Schritt näher, die Hand bedrohlich an den Griff seines Schwertes gelegt.
"Wieviel hast du gehört? Antworte mir, Mädchen!"
"Sie gehört zu mir, Belen. Sie ist keine Gefahr... nur leider ist sie neugieriger als gut für sie ist," erklang Rilmirs Stimme unvermittelt neben ihr. Der Waldläufer nahm die Kapuze ab und betrachtete sie. Kerry blickte in seine grauen Augen und sah Enttäuschung und Verärgerung.
"Kerry, hatte ich dich nicht gebeten, beim Lager zu bleiben?"
"Es tut mir Leid, Dúnadan," antwortete Kerry niedergeschlagen.
"Du wirst vergessen was du hier gehört hast," sagte der Mann namens Belen streng. "Niemand darf davon erfahren."
"Das wird sie. Nicht wahr, Kerry?"
"Ich verspreche es!" brachte Kerry eilig hervor. Das müssen die Dúnedain aus dem Brief sein! fiel es ihr ein. "Ich kann mich schon kaum noch an euch erinnern," fügte sie schnell hinzu.

Rilmir brachte sie kurz darauf zurück ins Lager. Die Waldläufer hatten ihr Treffen beendet und hatten sich schon bald in alle Richtungen zerstreut.
"Dúnadan...," begann Kerry als sie den Pfad vom Gipfel hinabstiegen
"Ich weiß, was du sagen willst," unterbrach Rilmir sie. "Und ich verzeihe dir. Denn du hast keine Gesichter gesehen und kennst nicht den Grund dieses Treffens, kannst sie also unseren Feinden nicht verraten wenn sie dich gefangen nehmen sollten."
"Ich... weiß nicht, wieso ich nicht auf dich gehört habe. Es war falsch von mir."
"Kerry... Du weißt nicht, in welche Gefahr du dich gebracht hast. Es sind keine einfachen Zeiten. Die Welt ist gefahrvoller als vormals. Es mag sein dass du dir noch wünschen wirst, niemals den Namen Belen gehört zu haben."
"Was hat all das mit Saruman zu tun?" fragte Kerry kurz darauf vorsichtig.
"Je weniger du weißt, desto besser. Frage nicht weiter, Kerry. Und nächstes Mal hörst du auf mich, wenn ich dich bitte bei den anderen zu bleiben."
Kerry blickte niedergeschlagen zu Boden. "Das werde ich."
Schweigend legten sie den Rest des Weges zum Nachtlager der Reisegruppe zurück.

In dieser Nacht schlief Kerry schlecht, unfähig das Erlebte zu verarbeiten.


Kerry, Rilmir, Lónar und Magrochil zur Großen Oststraße

Eandril:
Oronêl und Gefährten von der Großen Oststraße...

Einige Tage nach der Überquerung des Mitheithel erreichte die Gemeinschaft einen kahlen, kegelförmigen Berg, von dem sich eine etwas niedrigere Bergkette nach Nordwesten zog.
"Die Wetterspitze", sagte Valandur, und hob die Hand vor die Augen um sie vor der Sonne zu schützen. "Hier verlassen wir die Straße, und ziehen zwischen den Bergen und den Mückenwassermooren im Westen entlang nach Norden."
"Mückenwassermoore?" Irwyne, die auf dem Rücken von Valandurs Packpferd saß, verzog das Gesicht. "Das klingt ja nicht sehr einladend."
"Sie tragen ihren Namen leider zu Recht", erwiderte der Waldläufer, und verzog das Gesicht zu etwas, das vermutlich ein Lächeln sein sollte. Oronêl war nicht zum ersten Mal darüber überrascht, dass Irwyne und ausgerechnet der grimmige, schweigsame Dúnadan Freundschaft geschlossen hatten. "Und jetzt im Sommer gibt es natürlich besonders viele Mücken, also schlage ich vor, dass wir nicht dem Pfad am Fuß der Berge, sondern dem oben auf dem Kamm folgen." Dabei warf Valandur Oronêl einen fragenden Blick zu, der zuerst mit den Schultern zuckte und dann nickte.
Auch wenn er sich eigentlich nicht als Anführer der Gruppe betrachtete, die anderen schienen das anders zu sehen und fragte ihn im Zweifelsfall nach seiner Meinung.

Faronwe, der gedankenverloren den Berg zur Ruine des Turms auf der abgeflachten Spitze hinaufgeblickt hatte, sagte: "Vielleicht sollten wir einen Blick von der Spitze des Berges riskieren. So wie ich mich erinnere, hat man von dort einen weiten Blick ins Land."
"Und kann von weitem gesehen werden", wandte Valandur ein. "Aber du hast Recht, nach dem Zwischenfall auf der Brücke wären wir gut beraten, nach weiteren Feinden Ausschau zu halten."
"Ich komme mit", sagte Oronêl, denn er wollte unbedingt einen Blick auf die Länder ringsum werfen, die er noch nie zuvor gesehen hatte. "Wir anderen können nicht einfach auf der Straße verweilen", gab Cúruon zu bedenken, und der Rest der Gruppe nickte zustimmend.
"Das müsst ihr auch nicht." Valandur schien in dieser Gegend vollständig in seinem Element zu sein. Der Waldläufer deutete auf die Westseite des Berges. "Dort führt ein alter Pfad um den Berg herum, und in die Senke zwischen der Wetterspitze und dem Bergkamm im Norden. In dieser Senke kommen auf der Weg vom Berg und der Pfad über den Kamm der Wetterberge zusammen, und dort können wir uns treffen."

Einige Zeit später hatten Oronêl, Valandur und Faronwe den Gipfel des Berges erreicht, wo die Ruinen eines Turmes wie abgebrochene Zähne in den Himmel ragten. In der Mitte des Kreises lag ein Haufen aus Schottersteinen.
"Dies war der große Wachtturm von Amon Sûl", sagte Valandur leise vor sich hin. "Und von hier hielt Elendil in den Tagen des Letzten Bundes Ausschau nach Gil-Galad." Während er sprach, strich er gedankenvoll über Steine der eingestürzten Mauern.
"Und hier trafen Gil-Galad und sein Heer schließlich mit dem Heer Elendils zusammen." Faronwe blickte nach Westen, gen Lindon, und auch er schien in die Vergangenheit zu blicken. "Gelmir und ich waren dabei, und ich erinnere mich an das Leuchten des Turms in der Sonne, als wir aus dem Westen herankamen."
"Und ich erinnere mich an den Anblick Gil-Galads und Elendils in der Schlacht auf der Dagorlad", meinte Oronêl, auch wenn die Erinnerung an jene Schlacht bitter war. "Niemand konnte ihnen widerstehen."
"Tief ist der Fall von Arnor." Er konnte Valandurs Stimme anhören, dass der Waldläufer nicht nur vom Untergang des Königreiches sprach. "Aber vielleicht... vielleicht können wir es eines Tage wieder aufrichten."
"Die Zukunft ist nicht festgeschrieben", erwiderte Faronwe. "Und vielleicht wird der dunkelste Moment von Elendils Volk auch der Wendepunkt seines Schicksals sein."
"Ein Mann aus diesem Volk hat meinen Freund Rúmil getötet, in Lórien", sagte Oronêl langsam, und beide wandten sich ihm überrascht zu. "In diesem Moment habe ich die Dúnedain des Nordens gehasst", gab er zu, und fuhr fort: "Aber ich habe mit getäuscht. In Aldburg habe ich gelernt, dass nicht alle Dúnedain Saruman folgen, und von denen die ihm folgen nicht alle freiwillig. Und in Bruchtal habe ich erfahren, dass es unter ihnen ebenso gute Menschen gibt wie unter anderen Völkern, und dass jene die ich für böse gehalten habe, vielleicht einfach nur vom Weg abgekommen sind."
 
Er blickte Valandur direkt in die Augen. "Ich glaube fest daran, dass dein Volk seinen Weg wiederfinden wird. Ich weiß nicht, ob ihr eure alte Größe wiedererlangen werdet, aber zumindest ich werde mich eurer nicht als blinde Diener Sarumans erinnern." Valandur öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, wandte sich dann jedoch ab und blickte nach Westen. Um Faronwes Lippen spielte ein Lächeln, doch auch der Elb aus Lindon schwieg. Oronêl nutzte das Schweigen, um einen Blick auf die Lande ringsum zu werfen. Im Süden zog die die große Oststraße als graues Band von Westen nach Osten, und südlich davon erhoben sich weiter Höhenzüge. Nach Westen erstreckte sich die grün-braune Fläche der Mückenwassermoore, und dahinter ein grüner Wald in dem einzelne Lichter leuchteten. "Das ist der Chetwald, an dem die Stadt Bree liegt", erklärte Faronwe.
"Sie wird von Sarumans Dienern beherrscht, nicht wahr?", fragte Oronêl nach, und es war Valandur der antwortete. "Ja, nach allem was wir wissen wird Bree von einem Statthalter des Zauberers regiert. Das ist auch der Grund, warum wir über die Berge gehen, und nicht über die bequemere Straße."
Das ganze Land schien leer zu sein, und trotzdem hatte Oronêl das Gefühl, dass eine unsichtbare Spannung darüber lag - als ob es auf etwas wartete. Und als er nach Norden blickte, über die Kette der Wetterberge hinweg bis zu den Höhen jenseits davon, an deren Fuß ein weißer Punkt zu leuchten schien, hatte er das Gefühl zwei Mächte miteinander kämpfen zu sehen. Die eine hielt noch den Großteil des Landes unter seinem Griff, doch die andere kämpfte von Fornost aus dagegen an. Und dennoch waren nirgendwo Feinde zu sehen - außer vielleicht im Norden, wo er für einen winzigen Augenblick eine schwarze, sich bewegende Masse zu sehen glaubte, die allerdings sofort wieder verschwunden war.
"Lass uns hinuntergehen", sagte Valandur. "Hier oben ist nichts, und Feinde scheinen auch keine in der Umgebung zu sein."

Eandril:
Als sie die Senke am Fuß des Berges erreichten, stand die Sonne bereits hoch am Himmel, doch von Norden zogen dunkle Wolken heran. Mírwen blickte zum Himmel auf, als Oronêl, Faronwe und Valandur zum Rest der Gruppe stießen, und sagte: "Sieht aus, als würden wir Regen bekommen."
Oronêl nickte nur stumm, denn die Spannung die er oben auf dem Gipfel gespürt hatte, drängte ihn zur Eile. "Wir können uns davon nicht aufhalten", sagte er dann. "Lasst uns aufbrechen."


Nur wenige Stunden später begann es zu regnen, und als sie nach Einbruch der Dunkelheit in einem kleinen Gehölz etwas unterhalb des Kammwegs ihr Lager aufschlugen, hatte selbst Cúruon Schwierigkeiten, im Schutz der Bäume ein Feuer anzufachen. Finelleth saß mit Irwyne etwas abseits auf einem Baumstamm und schärfte gedankenverloren eines ihrer Wurfmesser. Da der Wind den Regen von Norden herantrieb waren die beiden an ihrem Platz einigermaßen vor der Nässe geschützt, und Oronêl sah Irwyne trotz ihrer Erschöpfung lächeln und leise mit der Elbin sprechen. Obwohl das Mädchen von Grund auf zäh war, und durch ihre letzten Reisen gut in Form, konnte sie doch nicht dauerhaft mit der Geschwindigkeit, die die Elben vorlegten mithalten, und so hatte Valandur sie immer wieder auf seinem kleinen Pferd reiten lassen.
Oronêl setzte sich neben Irwyne auf den Baumstamm, und sagte: "Ich fürchte, dass wir Fornost nicht rechtzeitig erreichen werden." Finelleth unterbrach ihre Arbeit, und warf ihm einen Blick zu. "Nicht rechtzeitig?", fragte sie. "Rechtzeitig wovor?" Oronêl fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Ich weiß es nicht. Nur ein Gefühl... und ich hatte in Dunland einen Traum, dass sich Fornost irgendeine Dunkelheit nähert. In der gleichen Nacht habe ich auch von euch geträumt, wie ihr den Hohen Pass überquert habt." Er breitete hilflos die Hände aus. "Also glaube ich, dass der Traum die Wahrheit gezeigt haben könnte."
"Elrond erwähnte ebenfalls die Gefahr eines Angriffs auf die Stadt", gab Finelleth zu bedenken. "Und die Orks vor ein paar Tagen deuten ebenfalls darauf hin, dass Saruman etwas plant."
"Was er auch plant, wir werden ihm einen Strich durch die Rechnung machen", warf Irwyne mit entschlossener Miene ein, und Oronêl musste unwillkürlich lächeln - ein Lächeln, dass allerdings schnell wieder verschwand. "Du hast gesehen, was in Lórien geschehen ist." Mehr sagte er nicht, doch für einen senkte sich Schweigen über sie hinab und nur das sanfte Geräusch des Regens und des Windes über den Wetterbergen waren zu hören.

"Nun...", sagte Irwyne schließlich, und warf einen zaghaften Blick von Finelleth zu Oronêl. "Ich glaube, ich sehe mal nach Valandur und lasse euch zwei alleine." Bei ihren letzten Worten zuckten Finelleths Mundwinkel, und Oronêl begriff endlich. Er ergriff den Arm des Mädchens, und hinderte sie so am Gehen. "Was hast du vor, Irwyne?"
Als Irwynes Wangen leicht rosa anliefen und Finelleth lachte, wusste er, dass er richtig gelegen hatte.
"Ich, äh... Wieso?"
Nun musst auch Oronêl sich das Lächeln verbeißen, doch er sagte in strengem Tonfall: "Irwyne." Unter seinem Blick lief das Mädchen noch röter an, und biss sich auf die Unterlippe, während der Regen aus ihren blonden Haaren tropfte.
"Naja... ihr seid doch beide allein, und ich dachte... ich dachte ihr würdet vielleicht... gut zusammen passen." Ihr Stimme wurde mit jedem Wort leiser, und sie mied sowohl den Blick der beiden Elben. Neben Oronêl lachte Finelleth leise in sich hinein, doch er seufzte nur und bedeutete Irwyne, sich wieder zwischen sie zu setzen.
"Du meinst es gut, Irwyne, und ich kann nicht für Finelleth sprechen", sagte er leise über das Rauschen des Regens. "Aber ich habe dir von Calenwen erzählt."
"Ja, aber... sie ist doch schon so lange fort", wandte das Mädchen zaghaft ein. Oronêl blickte in den Regen und die Dunkelheit, ohne wirklich etwas zu sehen, und sagte nach einem Moment des Schweigens: "Ja, sie ist lange fort." Inzwischen hatte Finelleth aufgehört zu lachen. "Aber das ändert nichts an meinen Gefühlen... ändert nichts daran, dass ich sie noch immer liebe." Es fühlte sich gut an, das zu sagen, beinahe so gut, als würde er es Calenwen selbst sagen.
"Weißt du... als sie gegangen ist, war ich sehr wütend auf sie", fuhr Oronêl fort. Er legte die Hand auf das Medaillon, dass er noch immer um den Hals trug. "Aber inzwischen habe ich begriffen warum sie es getan hat, warum sie es tun musste. Und ich habe ihr verziehen."
"Aber...", setzte Irwyne an, doch Finelleth unterbrach sie sanft. "Du hast es gut gemeint. Aber du kannst dir nicht vorstellen wie es ist, jemanden so lange zu lieben - über Jahrtausende hinweg. Während die Liebe nicht verschwindet, sondern sich nur verändert, und vielleicht sogar stärker wird." Oronêl fragte nicht, ob Finelleth es konnte.
Irwyne schüttelte langsam den Kopf, jedoch nicht verneinend, sondern als ob sie allmählich verstand. "Nein, ich... wahrscheinlich kann ich das tatsächlich nicht. Für mich ist es ja sogar eine Ewigkeit her, dass ich dich in Dunharg getroffen habe", sagte sie an Oronêl gewandt. Für einen Moment hing Amrûns Name zwischen ihnen, und Oronêl sah wie Irwynes Augen bei dem Gedanken an den gefallenen Freund verdächtig zu glänzen begannen.
"Seid ihr wütend auf mich?" Der Moment war vergangen, und Oronêl musste lächeln. Das Gespräch erinnerte ihn nun an jenes, dass sie nur wenige Tage zuvor geführt hatten, nachdem sie Irwyne entdeckt hatten. "Nein, bin ich nicht." Er lachte leise, und fuhr dem Mädchen sacht durch den blonden Schopf. Irwyne wirkte erleichtert.
"Nun schlaf. Es ist spät, und wir haben morgen einen weiten Weg vor uns und müssen schnell sein - bevor es zu spät ist."

Eandril:
Am Nordwestende der Wetterberge bog der Pfad, dem die Gemeinschaft folgte, zunächst nach Westen ab, denn der Nordhang des letzten Berges war eine steile Felswand, und tauchte in ein kleines Wäldchen zwischen den Bergen und den letzten Ausläufern der Mückenwassermoore ein. Finelleth und Orophin waren dorthin vorausgeeilt um den Weg auszuspähen, worüber Glorwen aus irgendeinem Grund unglücklich zu sein schien, und der Rest der Gruppe kam, wenn auch nicht langsam, doch in gemäßigterem Tempo nach.
"Kann nicht einfach mal die Sonne scheinen?", hörte Oronêl Irwyne hinter sich murren. Valandur, der neben ihr ging und sein Pferd am Zügel führte, lachte leise - ein ungewohnter Laut. "Wir sind hier nicht in so südlichen Gebieten wie Rohan oder Gondor. Hier kann auch im Sommer schlechtes Wetter sein, und das hier ist gar nicht so ungewöhnlich." Der Regen hatte aufgehört, und am Tag zuvor hatte es danach ausgesehen als wollten sich die Wolken verziehen und die Sonne wieder hervorkommen. Doch dann war am Morgen, gerade als sie aufbrechen wollten, von Norden ein zäher, weißer Nebel aufgekommen, in dem niemand viel weiter als 50 Fuß sehen konnte, und hatte ihr Marschtempo zu Oronêls Ärger deutlich verlangsamt.
"Mag sein", wandte nun Cúruon ein. "Aber ich habe in diesem Nebel ein ungutes Gefühl. Ich glaube nicht, dass er vollkommen natürlich ist, sondern ein Zeichen irgendeiner bösen Macht." In Gedanken hörte Oronêl die Stimme lachen, die er an der Furt des Nimrodel in seinem Kopf gehört hatte, doch er sagte nichts.

Sie erreichten gerade das Wäldchen am unteren Ende des Berghanges, als Finelleth vor ihnen aus dem Nebel auftauchte wie eine Geistererscheinung und warnend einen Finger auf die Lippen legte. Als sie heran waren, erzählte sie leise und rasch: "Wir haben Geräusche von der Ebene im Norden gehört. Waffenklirren, und Geräusche von Orks."
"Wie viele, schätzt ihr?", fragte Oronêl nach, und strich mit der linken Handen über den Stiel seiner Axt. Finelleth antwortete mit einem Kopfschütteln, bei dem Wasser aus ihren Haaren tropfte: "Zu viele. Orophin ist am Waldrand geblieben um vielleicht mehr zu sehen, aber wir glauben dass es eine ganze Armee sein könnte?"
"Eine Armee?" Mírwen klang ungläubig. "Was sollte eine ganze Armee hier..." Ihr Vater unterbrach sie. "Fornost. Diese Armee ist nach Fornost unterwegs, wie Herr Elrond es befürchtet hatte."
"Ich muss dieses Heer mit eigenen Augen sehen", meinte Oronêl. Er folgte Finelleth durch den kleinen Wald, wo sich der Nebel auf den Blättern der Bäume sammelte. Wenn sie und Orophin sich nicht getäuscht hatten, wurden seine schlimmsten Befürchtungen war, und diese Reise würde an ihrem Ende so gefährlich werden wie erwartet. Auch Valandur schloss sich den Elben an, das zerfurchte Gesicht tief besorgt.
Noch bevor sie Orophin am nördlichen Waldrand erreichten, hörte Oronêl die gedämpften Geräusche der feindlichen Armee: Waffenklirren, das Grunzen der Orks und schließlich schwere Schritte, die nur auf Trolle hindeuten konnte. Orophin stand trotz des Nebels dicht an einen Baum gepresst und blickte nach Norden. Auf der Ebene schien der Nebel weniger eine feste weiße Masse zu sein, sondern in Fetzen nach Westen zu treiben, als ob er der Armee folgte - oder ihr voranging.
Oronêl ging neben Orophin in Deckung, Valandur und Finelleth taten es ihm gleich, und sie blickten angespannt in den treibenden Nebel. Durch Löcher ihm Nebel tauchten immer wieder schemenhafte Orkgestalten auf, die gleich darauf geisterhaft wieder zu verschwinden schienen. "Es erinnert mich an den Aufmarsch der Orks vor der Schlacht der fünf Heere", hörte Oronêl Finelleth leise und abwesend vor sich hinsagen. Er konnte nicht viel sehen, doch es genügte, das zu erkennen was er gefürchtet hatte: Ein Banner mit der Weißen Hand Sarumans.
"Der Zauberer will seine Herrschaft über Arnor offenbar nicht kampflos aufgeben...", murmelte er leise, und Valandur blickte mit Feuer im Blick auf. Mit gedämpfter Stimme sagte er: "Er wird sie aber auch nicht kampflos zurückerlangen. Na los." Er stand aus der Hocke auf, und legte eine Hand auf den Griff seines Schwertgriffs sodass Oronêl für einen Moment erwartete er würde losstürmen und den Feind direkt angreifen.
"Wir müssen Fornost warnen." Und als sich keiner der Elben rührte, fügte er beinahe verzweifelt hinzu: "Dort in Fornost sind meine Freunde. Meine Familie! Wir können doch nicht einfach nichts tun!" So viel Emotion hatte Oronêl in der Stimme des meist ruhigen Waldläufers noch nie gehört, und er wollte gerade antworten, als von hinter ihnen Cúruons Stimme ertönte: "Doch, das müssen wir. Wir würden Fornost nicht rechtzeitig erreichen, denn was vor uns liegt scheint nur die Nachhut der Feinde zu sein - und die Vorhut ist schon weit voraus. Außerdem..." Von Westen erklang ein geisterhaftes Heulen durch den Nebel. "... haben sie Warge dabei", schloss der rothaarige Elb. "Zu Fuß werden wir sie niemals überholen."
"Und wir würden sowieso nicht rechtzeitig kommen, dass unsere Warnung noch einen Unterschied machen könnte", ergänzte Oronêl, und für einen Moment herrschte Schweigen, während Valandurs Blick die Elben mit zusammengebissenen Zähnen anblickte. Schließlich wandte der Waldläufer sich abrupt um, und wortlos mit langen Schritten durch den Wald davon, in Richtung der Stelle wo sie ihre Gefährten zurückgelassen hatten.

"Er hat nicht Unrecht", sagte Finelleth leise. Die Orks waren inzwischen vorbeigezogen, denn ihre Laute erklangen jetzt eher aus dem Nordwesten als vor ihnen. "Irgendetwas müssen wir tun, denn ich glaube nicht, dass die Verteidiger von Fornost - wie viele können es schon sein? - dieser Armee standhalten können."
"Und wenn die Stadt fällt, könnte unser Auftrag gescheitert sein, und dieser Ring wird nie vernichtet werden", stimmte Orophin ihm zu. Als er den Ring erwähnte hatte Oronêl das unwirkliche Gefühl, dass der Nebel sich enger um ihn zu schlingen schien.
"Ich sage nicht, dass wir nichts tun sollen. Aber wir sind zu wenige." Er fuhr sich durch die Haare, während er verzweifelt nachdachte. Dann erinnerte er sich an eine Geschichte, die sein Vater ihm einst erzählt hatte. Damals, als er und das zweite Zeitalter noch jung gewesen waren - eine Geschichte von Túrin, dem großen Krieger der Menschen, dem Ardir bei den Gaurwaith und in Nargothrond gefolgt war.
"Vielleicht... vielleicht ginge es so..."


Als die vier Elben zu ihren Gefährten auf der anderen Seite des Wäldchens zurückgekehrt waren hatte sich der Nebel schon beinahe wieder gelichtet, doch sie erwarteten schlechte Neuigkeiten.
"Valandur ist fort", sagte Glorwen, sobald Oronêl unter den Bäumen hervorgekommen war. "Er kam vor euch zurück, stieg ohne ein Wort auf sein Pferd und ritt nach Westen davon." Er konnte die Bestürzung und den Zweifel auf den Gesichtern der anderen lesen. "Wir hatten... eine Meinungsverschiedenheit", erklärte er. "Er will Fornost warnen, und wollte offenbar nicht einsehen, dass es sinnlos ist." Oronêl fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Noch bevor sie in die Schlacht gerieten, hatte er es geschafft dass ihre Gemeinschaft auseinander gebrochen war.
"Es ist nicht deine Schuld", sagte Finelleth sanft, und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Sondern seine eigene Entscheidung. Erzähl den anderen lieber von deinem Plan..."

Oronêls Gemeinschaft nach Fornost

Deeman:
...von der Großen Oststraße
Freiheit und Gerechtigkeit nach Nebelwolfart
Im Schatten der Wetterberge, nördlich der Großen Oststraße, hatten es sich die Nebelwölfe mittlerweile gemütlich gemacht. Die Reise verlief ereignislos und das Sommerwetter animierte zum Wandern, auch wenn das Sonnenlicht für den einen oder anderen Wolf etwas ungewohnt war. Die Stimmung hellte sich immer weiter auf je weiter man kam. Der Proviant wurde untereinander geteilt, hatte man sich gut vorbereitet und genügend mitgenommen, musste man nun keine Hungersnot fürchten.
Gromnir beschloss die Gegend ein wenig zu erkunden, begleitet von Furin. "Wir haben schon guten Weg gemacht" brummelte der Zwerg zufrieden. Ausgelassen wie schon lange nicht mehr, plauderten die beiden mal wieder über alltägliche Dinge.

Das Gespräch wurde von einem weinerlichen Wimmern unterbrochen. So sperrten beide ihre Ohren auf und folgten dem Ursprung. Nach einigen Biegungen saß am Straßenrand ein junge Frau. Zusammengekauert und zitternt schluchzte sie vor sich hin. Ihr Haar war blond, dennoch recht schmuddelig ebenso ihre Kleidung. Vielleicht eine Bauersfrau? So sah es für Gromnir aus. Die junge Frau bemerkte die Schritte und blickte auf. Erst nahm sie den Zwerg in Augenschein worauf keine nennenswerte Reaktion erfolgte, doch bei Gromnirs Anblick zuckte sie merklich zusammen und wich sogar zurück. "Geh weg!" schrie sie. Furin furchte die Stirn und blickte zu Gromnir hoch "Wär wohl besser ich red mal mit ihr" meinte der Zwerg mit neckischen Unterton und watschelte langsam auf die Frau zu. Gromnir brummte missmutig, die Reaktion der Frau war dennoch verständlich aufgrund seiner wilden Erscheinung. Er hielt etwas Abstand und ließ den Zwerg reden. Dieser nickte während die Frau ausführte welches Problem sie plagte.
Kurz darauf kam er zu Gromnir zurück. "Ein paar Halunken haben ihren Mann und Sohn gefangen und alle Habseligkeiten eingesackt" berichtete er kurz und knapp. "Wieviele?" fragte er. "Drei Burschen" kam die rasche Antwort. Gromnir wandte seinen Blick zur Frau. "Wo sind sie hin?" wieder zuckte sie zusammen, der zitternde Finger deutete nach Westen die Straße entlang. "Etwa zwei Meilen.." fügte sie wimmernd an. Gromnir nickte: "Bleibt hier, bin bald wieder da". Furin versuchte gar nicht erst ihn aufzuhalten und so lief der junge Wolf los. Die Zeit im Gebirge machte sich nun bezahlt, der Spurt bereitete ihm keinerlei Probleme.

Am Horizont erblickte er schon bald drei Gestalten am Wegesrand. Einer von ihnen saße auf einem Pferd. Alle waren in Lederharnische gekleidert, bewaffnet mit Speer und Bogen, jedoch alles eher schlecht im Zustand. Gromnir verlangsamte das Tempo und ging gemütlich voran bis er die drei Gestalten erreichte. Zu seiner Überraschung waren sie noch recht jung, gerade mal dem Jungenalter entsprungen. "Halt!" rief einer von ihnen. Als Gromnir inne hielt, näherten sie sich allesamt. "Was wollt ihr?" fragte er. "Gold oder andere Wertsachen!" kam es fordernd. Gromnirs Mundwinkel zuckten "Ah, ihr seid jene die die Straße frei von Halunken und Dieben haltet?" kam es schnippisch. Der Mittlere auf dem Pferd furchte leicht seine Stirn. "Los, her mit dem Gold!" kam nochmals die harsche Forderung. Gromnir wich einige Schritte zurück und zog sein Schwert "Dann holt es euch doch". Mit der Speerspitze voran gingen die ersten beiden Wegelagerer auf Gromnir los. Den unbeholfenne Angriffsversuchen wich er ohne Mühen durch die Mitte aus. Noch ehe sich die beiden umwenden konnten, wurde der Erste von Gromnirs Schwert von hinten durchbohrt, dem Zweiten dagegen wurde direkt die Kehle aufgeschnitten. Ehe der Kampf begann, endete er. Der Dritte versuchte mit seinem Pferd zu türmen. Doch bevor dieser sich zu weit entfernen konnte, zückte Gromnir eine seiner Wurfäxte und traf zielgenau in den Rücken des Reiters. Dieser fiel krachend vom Ross, das Pferd hielt inne.
Langsam und schnauben stapfte der Wolf auf den Reiter zu. Dieser lag regungslos da. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen alle Leichen zu durchsuchen und so konnten einige kleine Goldbeutel erbeutet werden. Scheinbar haben sie hier eine gute Stelle gefunden um es sich gut gehen zu lassen.

Gromnir ging zu der Stelle wo sich die drei postierten. Hinter einem kleinen Hügel erblickte er ihr Lager, wo sich allerlei Kisten und sogar Käfige befanden. Scheinbar hatten die drei viel vor. Ihren Ambitionen wurden nun ein jehes Ende gesetzt. Dort am Feuer lagen auch zwei gefesselte wie geknebelte Gestalten. Ein Mann, welcher wohl um die dreißig Sommer zählte und ein Junge, kaum mehr als zehn. Auch sie zuckten bei Gromnirs Anblick zusammen, ließen es aber mit sich geschehen. Der Nebelwolf befreite die beiden ohne Umschweife. "Euer Weib schickt mich..." erklärt er dem Mann kurz und bündig. Kurz strahlte dieser und nickte. "Danke..." stammelte er. "Woher kommt ihr?" erkundigte er sich. "Wir sind Flüchtlinge aus Gondor, der Krieg wurde immer heftiger und wir sind nur Bauern" erklärte der Mann. Gromnir nickte verstehend. "Wohin wollt ihr nun?" fragte er weiter. "Ursprünglich wollten wir nach Bree, aber dort soll Saruman herrschen. Die drei Burschen gehörten zu ihm. Ich hörte wie sie sich unterhielten von wegen sie würden ihm Sklaven bringen und dergleichen Gewäsch". Gromnir brummte missmutig und holte das Pferd welches am Wegesrand stand. Die Zügel sowie das Gold der Wegelagerer drückte er dem Mann in die Hände. "Holt euer Zeug und dann verschwinden wir." Der Mann und sein Sohn sammelte einige Kleidungsstücke zusammen und schwangen sich auf das Pferd. Zusammen gingen die drei den Weg zurück wo der Zwerg wartete. Die kleine Familie fiel sich gegenseitig in die Arme. Eine Mischung aus Erleichterung, Freude und Schmerz lag in der Luft. Gromnir überließ den dreien ihr Glück und blickte Richtung Wetterberge. "Danke" kam es nochmal von dem Mann. Gromnir winkte peinlich berührt ab. "Ach, nicht der Rede wert. Nun geht schon!". Die Frau trat an Gromnir heran und hauchte ihm ein Küsschen auf die Wange. Der sonst so gefasste Wolf erschrak und wurde rot wie Glut. "Nun geht schon!" drängelte er die Drei. "Wir werden uns den Weg nach Norden durchschlagen, zu einem Ort namens Fornost. Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder..." der Mann stoppte. "Wie lautet euer Name, Herr?". "Gromnir von den Nebelwölfen" antwortete dieser. "Nun denn, auf bald Gromnir" so trotteten die Drei auf einer Nebenstraße nach Norden.
Furin wandte sich an Gromnir "Warum hast du ihr geholfen, ging uns doch gar nichts an" erkundigte er sich mit gefurchter Stirn. Gromnir schürzt die Lippen "Ich mags nicht wenn Weiber heulen, da kann ich nicht "Nein" sagen" gab er sensibel wie eh und je zu und trat dabei einen Stein weg. Der Zwerg lachte vergnügt auf. "Lass uns zurück" und so stapften beide zurück.

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