Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Arnor

Amon Súl und die Wetterberge

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Deeman:
Regen und Stein
Gromnir und Furin erreichten nach einer kurzen Strecke wieder ihr Rastlager. Die Menschen und Zwerge unterhielten sich mehr oder weniger ausgelassen über die verschiedensten Dinge. Hauptthema war wohl wann man denn endlich die neue Heimat erreichen würde. Gromnir begab sich zum alten Häuptling. "Úlfrik!" rief er um die Aufmerksamkeit von eben jenen zu erlangen. "Wir haben etwas erfahren wovon du wissen solltest", der Häuptling hob die Brauen leicht an gab Gromnir aber zu verstehen dass er sprechen soll. "Ich bin einigen Sklavenjägern begegnet die auch für diesen Saruman arbeiteten. Sie hatten Gefangene und diese haben berichtet dass der nächste Ort namens Bree unter seiner Herrschaft liegt." Úlfrik nickte, er zweifelte nicht am Wahrheitsgehalt von Gromnirs Worte. "Dann sollten wir einen anderen Weg einschlagen" überlegte er. "Etwa nordwestlich von hier soll es einen Ort namens Fornost geben. Die befreiten Gefangenen wollen ebenfalls dorthin" fügte Gromnir an seinem an. Der Häuptling nickte wieder. "Dann werden wir nach Norden weiter, entlang der Füße dieser Berge reisen" er deutete auf die Wetterberge. "Und dann nach Westen zu diesem Fornost" beschloss er. Gromnir nickte zufrieden, auch von den anderen kamen keine Einwände. Stets vertrauten alle auf das Urteilsvermögen von Úlfrik, in den meisten Fällen erwies es sich als richtig.
Die Nacht verlief ruhig, eine fast schon furchterregende Stille war über die Gegend kommen. Wie der Moment bevor der Hammer auf den Amboss trifft, die letzten Momente bevor eine Schlacht ausbricht. Gromnir lag wach auf seinem Schlafplatz, es fiel ihm schwer einzuschlafen. Die Stille behagte ihn gar nicht. Immer wieder huschte sein Auge Richtung Berghang hinauf. Doch war dort nichts zu sehen.
So beschloss er sich etwas die Beine zu vertreten. Sein Weg führte ihn zu den Hängen, gekonnt schwang er sich die Felsen hinauf bis er auf einen Trampelpfad gelangte. Überrascht stellte er fest dass es hier Spuren gibt, wenn auch nicht mehr sehr frisch aber scheinbar wurde dieser Weg schon öfters genutzt. Doch dann vernahm er einige leise Schritte im Dunkeln zwischen den Felsen. "Wer da?" seine Rechte fuhr zum Schwertgriff an der Seite. Eine Antwort blieb aus. Gromnir beschloss den Kamm noch etwas zu erkunden. Das Mondlicht welches durch die Wolken fiel, bot ihm genug Sicht.
Mit einem mal zug der Himmel seinen Vorhang zu und verwehrte dem Mond weiter Licht zu spenden. Darauf folgend donnerte es vom Himmel herab und ein Blitz erhellte das Dunkel. Gromnir spürte die ersten Regentropfen die auf sein Haar herabfielen, der seichte Niesel verwandelte sich rasch in einen flutartigen Regenguss.

Die anderen Nebelwölfe wachten nach und nach auf. Mit ihren Kapuzen bedeckten sie ihre Häupter. Úlfrik befahl den Weg fortzusetzen. An der östlichen Seite der Wetterberge ging es also weiter Richtung Norden.
Gromnir stieg den Kamm wieder herab und schloss sich der Meute an. Dennoch blickte er immer wieder misstrauisch nach oben. Er war sich sicher etwas gehört zu haben...

Deeman:
Blut und Donner
Eilig bahnten sich die Wölfe ihren Weg durch den weiche Matsch. Der Regen wurde immer heftiger und es schien so als wäre dies erst der Beginn eines Unterwetters. Man konnte sogar kaum noch die Wetterberge erkennen obwohl sie recht dicht dran waren. Der Himmelt tobte unaufhörlich. Irgendwann konnte man ein Wäldchen auf einem Hügel in der Ferne erblicken. Der Häuptling gab seine übliche Anweisung, man sollte dort Schutz suchen. So steuerten die Reisenden darauf zu. Doch soweit sollte es nicht kommen.
Nun grollte es von den Bergen herab. Die zuckenden Blitze boten nur spärlich Licht aber das immer lauter werdene Grollen nahm einen bekannten Klang an. "Steinschlag!" brüllte einige. Man konnte nur erahnen woher die Steine kommen, so verteilen sich alle. Etwa ein Drittel wich zurück während der Rest sich wahllos verteilte. Und so geschah es. Lose etwa faustgroße Steine rollten herab, ähnlich einer Lawine. Ein Gemisch aus Geröll, Wasser und Erde. Zum Entsetzen aller erwischte es zwei Männer, die darunter begraben wurden.
Doch sollte dies noch nicht das Ende sein. Gefolgt von der Lawine, konnte man nun ein bekannte Gackern und Brüllen hören. "Orks!" brüllte Gromnir seinen Leuten zu. Die finsteren Wesen waren auf dem Hang postiert von der aus die Lawine kam. Jubelnd und jauchzend brüllten sie beim Anblick der Getroffenen. Der Himmel hellte sich etwas auf, gerade so dass man die Gestalten sehen konnte aber von richtigen Sonnenlicht war man noch weit entfernt. Der Jubel des vordersten Ork währte nicht lange, denn eher er sich versah kam ein Speer geflogen und durchbohrte zielgenau seinen Hals. Polternd kullerte er den Hang herab. Es war Úlfrik, der diesen Angriff als Erster beantwortet. Mit gefurchter Stirn und Zornesröte im Gesicht blickte er den Bestien entgegen. "Sammeln!" befahl er allen. Neben dem Häuptling gesellten sich zehn weitere Krieger um einen provisorischen Schildwall zu bilden. Arni positionierte sich mit den restlichen Kriegern dahinter und griffen zu den Wurfspeeren. Noch bevor sich alle sammeln konnten, griffen die Orks an. Zwei Dutzend sollten es sein, sogar einige der Größeren waren dabei. Etwa Zehn Orks liefen auf Gromnir, begleitet von Furin und drei weiteren Wölfen. Auf der anderen Seite stand Kibli mit den restlichen Zwergen die bereits eine Reihe bildeten um Frauen und Kindern des Stammes Schutz zu bieten. Selbst die Frauen zogen ihre Bögen und nahmen die Angreifer unter Beschuss.

Gromnir war konzentriert und nahm seine Angreifer in Empfang. Die Wut stieg in ihm hinauf beim Gedanken wie hinterhältig diese Wesen vorgingen. Die Muskeln spannten sich an, der erste Ork kam von einem Felsen herabgesprungen dabei eine schartige Axt schwingend. Dieser wurde kurzerhand mit einem kraftvollen Schwerthieb in Zwei geteilt. Das Blut spritzte umher, nur noch letzte Zuckungen durchfuhren den Körper. Furin empfing zwei seiner Angreifer mit seiner wuchtigen Zweihandaxt, dieser parierte gekonnt die Angriffe und mit einem ausholdenen Hieb köpfte er beide Orks mit einem Schwung. Die erste Angriffswelle war schnell erledigt, es folgte eine Zweite. Wieder waren es kleinere wie größere Exemplare. Etwa die Hälfte griff den Häuptling an während sich der Rest wieder verteilt. Dieser Angriff erfolgte etwas gezielter, zwei Orks sprangen auf einemla Gromnir entgegen. Während der rechte Angreifer mit dem Schwert aufgespießt wurde, holte er mit seinem Schild aus und wuchtete den linken Ork auf der Luft und presste ihn gegen eine kleine Felswand. Um ganz sicher zu gehen dass der zweite Ork auf tot ist, schlitzte Gromnir ihn die Kehle auf.
Auf dem Hang erblickte der junge Wolf dann eine wuchtige Gestalt im schwarzen Leder gehüllt. Und wieder erblickte er die weiße Hand auf der Brust. Dieser große Ork spannte gerade einen Bogen und zielte auf Úlfrik. Der Häuptling war gerade von den Angriffen abgelenkt und im Nahkampf verwickelt. "Úlfrik!" brüllte Gromnir zu ihm rüber. Doch der Ork ließ den Pfeil sausen. Zu aller Überraschung warf sich einer der Krieger dazwischen und wurde stattdessen durchbohrt.
Gromnir stockte einen Moment, doch dann entschloss er sich dem großen Ork anzunehmen. Dieser war dabei einen neuen Pfeil aufzulegen. Währenddessen kam eine neue Orkwelle hervor. Die nördlichen Ausläufer der Wetterberge entwickelten sich allmählich zu einem kleinen Schlachtfeld. Während Gromnir sich den Weg zum Orkanführer bahnte, kamen ihn immer wieder die kleineren Kämpfer entgegen. Es schien so als wollten sie ihn schützen, sowie die Wölfe ihren Häuptling beschützten. Erneut flog ein orkischer Kopf entgegen. Furin und die anderen Krieger folgten Gromnir, mit Erfolg fingen sie auch die anderen Orks ab. Pfeilfe, Wurfäxte und Speere flogen umher. Gerüstete Orks stürzten sich auf Kiblis Zwerge.

Der Orkanführer ließ den Pfeil los und zum Entsetzen aller durchbohrt er diesmal sein erwähltes Ziel. Ehe Úlfrik reagieren konnte spürte er einen stechenden Schmerz in der rechten Brust Unfähig sein Schwert zu heben, sank er in die Knie, schwer keuchend. Gromnir riss die Augen, das Undenkbare war nun passiert. Mit großen Schritten näherte er sich dem Bogenschützen. Als dieser Gromnir bemerkte, brüllte er den anderen Orks etwas entgegen. Diese begannen damit sich plötzlich zurückzuziehen. Viele waren nicht mehr übrig, etwa ein Dutzend rannte davon, auch der Bogenschütze. Gromnir versuchte noch ihnen nachzusetzen, doch die finsteren Wesen hatten den Vorteil auf ihrer Seite.
Von seiner erhöhten Position aus überblickte er kurz das Schlachtfeld, dabei blickte er ungläubig drein.
Ein schwarzer Tag für die Nebelwölfe, fast die Hälfte des Stammes, vorwiegend die Krieger wurden ausgelöscht. Hastig hüpfte Gromnir den Hang hinab und eilte zu Úlfrik. "Úlfrik!" fast panisch rief er den Namen. Arni, der ebenfalls einige Blessuren an Armen und Gesicht erlitt, hielt den Häuptling in seinen Armen. Der alte Mann atmete nur schwer. "Gut gekämpft, meine Wölfe!". Um Úlfrik herum befanden sich zwölf tote Orks, welche er einhändig niederstreckte. Gromnir sank zu Boden. "Wird er wieder gesund?" fragte er. Mit einem mal spürte er den Griff Úlfriks um seinen rechten Unterarm. "Meine Zeit ist vorüber, junger Wolf. Die Altvorderen rufen mich bereits" sprach er mit einem zufriedenen grinsen. Tränen rannen bei so manchen herab, Gromnir wirkte dagegen gefasst. "Du hast gut gekämpft, Häuptling". Úlfrik lachte noch ein letztes mal "Lebe den Kampf, sterbe im Kampf" womit er seine Augen für immer schloss.

Der Regen hatte mittlerweile aufgehört und die Wolkendecke brach auf, das Sonnenlicht strahle in Úlfriks Gesicht, der zufrieden lächelte.

Deeman:
Ehre wem Ehre gebührt
Der Hang und das angrenzende Feld war in unheilvolles Schwarz getränkt. Die Sonne versteckte sich mittlerweile wieder hinter einigen Wolken. Die Nebelwölfe wanderten auf das Schlachtfeld umher und begutachteten ihre Opfer. Einige Funken Hoffnung keimten auf als man feststellte dass nicht alle Krieger tot waren welche auf dem Feld lagen. Die Überlebenden schafften sie schnellstmöglich zu nahen Wäldchen um die Wunden zu sorgen, an die fünf Leben konnten gerettet werden. Kibli und seine Zwerge widmeten sich hingegen den Orks. Jene Wesen die noch keuchten oder zuckten, wurden nachhaltig mit dem Schwert durchbohrt oder gar geköpft. Auf jeden gefallenen Nebelwolf kamen drei oder vier orkische Angreifer.

Währenddessen bereitete Gromnir zusammen mit Arni und einigen Jünglingen die Feuerstellen für die Gefallenen vor. Eine Mischung aus Trauer, Zorn und Verzweilfung lag dabei in der Luft. Geredet wurde nicht, jeder wusste was zu tun ist. Gromnirs Miene war versteinert, seine Gedanken leer. Jedes mal wenn er die Opfer erblickte, begann das Blut zu pulsieren, so stark wie noch nie zuvor. Er wollte Rache, doch diese musste warten.

Nachdem man die Feuerstellen fertig hatte, war es bereits schon später Nachmittag. Nach und nach wurden die Erschlagenen auf ihr Grab gebettet. Mit seiner jeweiligen Lieblingswaffe, welche neben dem Krieger ruhte und der geballten Waffenhand auf der Brust, ruhten nun alle. Arni und Gromnir oblag es die Betten anzuzünden und so entstanden mehrere Feuerstellen die man in der Ferne erblicken kann. Die Anwesenden waren sich bewusst dass die Feuer unliebsame Besucher anlocken könnte aber hier ging die Tradition vor.
So bestand der Nebelwolfstamm seit jenem Tag neben Gromnir, Arni, Furin und Kibli aus acht Kriegern, zwanzig Bauern und zwölf Jünglingen sowie neun Zwergenfreunden.

Die Flammen loderten und man spürte wie die Geister der Wölfe sich ihren Ahnen anschlossen. Gromnir blinzelte, kurz glaubte er Úlfriks Gesicht am Himmel zu sehen, dieser lächtelte und blickte nach Westen.

So sehr sie sich stritten, hatten sie immer Respekt voreinander. Die Nebelwölfe waren nun ohne Führung, sicher würde man sich an Kibli oder Arni wenden. Aber der junge Wolf sah sich in der Pflicht einige Worte an seine Brüder und Schwestern zu richten. Gromnir säuberte ein wenig seinen Lederharnisch und klopfte sich etwas vom Schmutz ab. Kurz blickte er zu Arni rüber, der nur stumm nickte.
Mit bedächtigen Schritten trat Gromnir hervor, während die Feuer hinter ihm flackerte, breitete er seine Arme aus und erhob die Stimme. "Brüder und Schwester! Nebelwölfe! Heute ist ein trauriger Tag für uns" begann er. Leichter Regen setzte wieder ein. "Auch unsere Ahnen trauern um unsere gefallenen Krieger. Tapfer kämpften sie!" kurze holte er Luft und überblickte die Anwesenden "Ich sehe Trauer und Verzweilfung in euren Augen, auch mein Herz weint!" kurze wandte er sein Gesicht ab um die aufsteigenden Tränen wegzuwischen. "Doch sollten wir niemals vergessen wer wir sind! Alleine wie auch zusammen sind wir stark, stets gedachten wir unserer Ahnen und schöpften Kraft daraus!" er schloss seine Augen und führte fort: "Der Geist des Wolfes lebt in uns! Solange nur einer von uns atmet wird er weiterleben und solange dieser weiterlebt werden wir auch unsere Ahnen ehren! Blut und Ehre für unsere Ahnen!" einige Stammesmitglieder blickten zu ihm herauf, besonders die Jüngeren wurden wohl von diesen Worten ergriffen, insgesamt erhielt Gromnir schweigende Zustimmung. Einer der verletzten Krieger trat er hervor und riss seinen Speer in die Höhe. "Für Úlfrik! Für unsere Brüder und Schwester! Für unsere Ahnen!", gefolgt von einigen Jünglingen und den Kriegern, zuletzt die Bauern und Zwerge. Allesamt stimmten ein "Für unsere Ahnen! Haruuu, Haruuu, Haruuu!" donnerte es geschlossen, immer und immer bis hin zum Nebelgebirge im Osten und Fornost im Westen.
Bis in den Morgengrauern sollte die Feier weilen. Selbst aus tiefster Trauer vermochten es die Nebelwölfe Kraft zu schöpfen.

Deeman:
Blutschwur
Der Morgen war schon wieder hereingebrochen, die verbliebene Kohlereste glühten vor sich hin und wurden nach und nach von den kühlen Brisen weggeweht. Gromnir stand auf einem Felsen und blickte mit steierne Miene Richtung Norden. Alle anderen waren damit beschäftigt ihre Hab und Gut zusammenzuräumen.
Arni blickte zu Gromnir hinauf und runzelte die Stirn. "Gromnir, komm. Wir ziehen weiter. Kibli sagt es ist nicht mehr weit bis Fornost". Arnis Worte wurden mit Schweigen beantwortet. Er vermutete dass Gromnir auf seine Art trauern würde, Gefühle hatte er noch nie offen gezeigt. "Geht ihr, ich werde einen anderen Weg nehmen" sprach der junge Wolf, leise aber dennoch voller Entschlossenheit. Arni wandte sich ihm wieder zu. "Was meinst du damit?" worauf Gromnir sich langsam umwendete und man konnte sehen wie er in seiner Rechten das Messer hielt. "Hiermit leiste ich den Schwur Úlfriks Mörder zu bestrafen, mit Blut und Stahl! Ich werde nicht eher ruhen bis Saruman und seine Schergen restlos ausgelöscht wurden!" Arni hob eine Braue, gerade wollte er nochmal sein Wort erheben. Doch Gromnir schnitt sich die rechte Handläche auf und benetzt sein Gesicht mit Blut "Mit Blut und Stahl!". Der Stamm versammelte sich um ihn herum. Niemand versuchte ihn aufzuhalten, im Gegenteil ein jeder gab einen Teil vom eigenen Proviant und aufmunternde Worte mit. Einer der Krieger stieß wiederholt seinen Speer in den Boden "Blut-bart Blut-Bart! Blut-bart!"
Auch Kibli kam heran und legte dem jungen Wolf zehn Wurfäxte zwergischer Machart vor die Füße. "Úlfrik zählte zu meinen engsten Freunden, zeig diesem Orkabschaum wo der Hammer hängt!" Kibli der sonst immer der ruhig und gefasst war, mehr als jeder andere, war rot vor Wut und an seinen Augen erkannt man dass er nicht von Trauer befreit war. "Danke, Kibli" haucht Gromnir und nahm die Wurfgeschosse an sich und wandte sich nochmals an alle. "Wir sehen uns in Fornost!" mit diesen letzten Worten wandte er sich gen Norden, die Spuren waren noch recht frisch. So nahm er diese in Augenschein und wetzte los mit großen Schritten. Die Jagd hatte begonnen...

...weiter nach Arthedain

Thorondor the Eagle:
...Elea, Finjas, Haleth und Aodlind von Fornost: In der Stadt

Gemeinsam hatten die Reisenden beschlossen zuerst Richtung Osten zu ziehen um dann entlang der Wetterberge nach Süden abzubiegen. Sie verständigten sich darauf, dass sie sich beim Amon Sul aufteilten. Aodlind und Haleth würden dann zurück nach Bree gehen und Elea und Finjas nach Bruchtal. Das kühle Wetter erschwerte den Reisenden ihren Weg, aber alle hatten sie ein Ziel vor Augen und obwohl diese unterschiedlich waren, konnte man ihnen die Entschlossenheit ansehen. Während des Tages sprachen sie kaum ein Wort miteinander, aufmerksam beobachteten sie die Umgebung. Sie waren zwar der Meinung, dass Saruman’s Schergen derzeit genug in Bree zu tun hatten, aber sicher konnten sie sich nicht sein.

Für die Nacht suchten sie Zuflucht in einer kleinen Höhle. Es waren noch Reste einer Feuerstelle zu sehen und einige verwitterte Essensrückstände. Vermutlich benutzten sie die Waldläufer früher für genau diesen Zweck.
Finjas und Aodlind hatten ein bisschen Holz zusammengetragen und ein Feuer gemacht. Es nutze zwar nur geringfügig gegen die Kälte die von draußen hereinkroch, aber es war besser als ohne.
Schweigsam kauten sie auf dem Brot und dem getrockneten Fleisch herum, dass sie im Reisegepäck mitgenommen hatten und starrten in die lodernden Flammen.

„Wieso hilfst du nun dem Sternenbund?“, begann Finjas den Handwerker aus Bree zu fragen.
„Wegen Gerwin“, antwortete er kurz.
Mit einem mürrischen „Mhhh“ gab Finjas zu verstehen die Antwort so zu akzeptieren.
„Ich war noch sehr jung als mein Vater starb und ich die Handwerkergilde übernahm. Gerwin war immer für mich da, er war beinahe wie mein Vater.“
„Aber er hat Hildur und somit Saruman gedient“, entgegnete Elea verständnislos.
„Er hat getan, was er für Bree als am besten empfand. Diese Streitereien unter den Bürgern bringen die Stadt noch um.“
„Also wählst du auch den Weg des geringsten Widerstandes?“, fragte Elea.
„Sie erzählten mir, dass Gerwin von einem Diener des Zauberers getötet wurde… auf heimtückische Weise… verraten von jemandem den er als Verbündeten betrachtet hat. War es denn nicht so?“
Elea versuchte sich vergebens zu erinnern, sagte dann aber schlaff zurück: „Ich weiß es nicht.“
„Doch Aodlind, es war so“, bestätigte Haleth „Ich weiß, als Mitglied des Sternenbundes ist das nicht aussagekräftiger als das was sie dir erzählt haben. Aber ich schwöre dir bei meinem Leben, beim Leben meines Mannes und aller unseres Volkes: Es war so.“
Obwohl es keine neue Information war, sah man ihm die erneute Traurigkeit an. Aodlind starrte wieder schweigend in die Flammen.
„Du bist die letzte Hoffnung die Bree geblieben ist“, sagte nun wieder Finjas „Der Stadtrat ist zerschlagen, keiner traut sich Hildur in den Weg zu stellen, aber, dieser Mann ist ein Feigling. Er stützt sich auf eine Macht die er nicht besitzt und auf eine Furcht die er nicht ausgelöst hat. Er kann sich nicht gegen alle Einwohner gleichzeitig stellen.“
„Und doch ist es komplizierter als in Fornost. Die wenigen die Saruman treu waren hatten wir in kürzester Zeit verscheucht und alle standen geschlossen hinter dem Sternenbund. In Bree aber gibt es viele, die die Ruhe mehr schätzen als die Gerechtigkeit – so wie Gerwin es gehandhabt hat“, fuhr Haleth fort „Wir sind was das betrifft aufgrund der letzten Ereignisse auf einem guten Weg, aber der ist längst nicht zu ende.“

Als das Feuer nur noch leicht vor sich hin glomm, legten sich Aodlind, Finjas und Elea zum schlafen nieder. Haleth übernahm die erste Wache. Es war ungemütlich und kalt auf dem Boden, sodass Elea zu zittern begann. Sie schaute in das schwache rot der Glut. Sie erinnerte daran als sie das letzte Mal in Bruchtal war. Damals hatte sie Helluin verabschiedet und war auf der Brücke zusammengebrochen. Als sie ihre Augen wieder öffnete schaute sie in die gütigen, kastanienbraunen Augen der jungen Brianna. Wie es ihr wohl gehen wird? Ich hoffe sie und ihr Kind und auch Araloth sind wohlbehalten in der Schwanenstadt. Sie haben ein kleines Haus an den Hängen zum Meer und ein gewaltfreies Leben. Immer wenn sie lächelte, formten sich ihre Augen zu kleinen Halbmonden. Ich vermisse sie.
Und obwohl ihr diese Gedanken eine innere Wärme schenkten, zitterte Elea doch am ganzen Körper. Sie zog den Umhang bis zum Kinn und kuschelte sich hinein. Plötzlich bemerkte sie eine Hand auf ihrer Hüfte die sich langsam um ihren Körper schlang. Finjas hatte sich an ihren Rücken gepresst um sie – und auch sich selbst - zu wärmen. Es gab ihr auch ein gewisses Gefühl der Geborgenheit. In dieser Position fand sie nun doch noch ein wenig Schlaf.

Am nächsten Tag waren sie im Morgengrauen aufgebrochen. Haleth hüpfte einige Meter vor ihnen gekonnt und federleicht von einer Felskante zur nächsten. Immer wieder spähte sie über die Bergflanke und versuchte in der Ferne etwas zu erkennen. Finjas dagegen bildete die Nachhut, er hatte Elea’s Gepäck geschultert.

„Was wirst du deinem Sohn überhaupt sagen, wenn du auf ihn triffst?“, fragte Aodlind aus heiterem Himmel.
„Ich, ich“, sie war wie vor den Kopf gestoßen „Ich weiß es nicht.“
„Du weißt es nicht? Ist es nicht dein Plan ihn von Sarumans Einfluss zu befreien?“
„Doch.“
„Und wie wirst du es sonst anstellen außer mit Überzeugungskraft?“
Elea dachte nach.
„Ich habe keine Ahnung. Damals als ich in Aldburg bereits auf ihn getroffen bin, haben mir die Worte gefehlt. Es war ein Schock, diesmal weiß ich was mich erwartet… aber wenn ich ihn mir vorstelle, wie er vor mir steht… ich weiß es nicht.“
„Hmm.“
„Irgendwo in meinem Inneren hoffe ich wohl einfach noch, dass die Liebe in der Familie, zwischen dem Sohn und seiner Mutter doch stark genug ist um zu ihm durchzudringen.“
Der junge Breeländer schwieg zunächst.
„Bei Hildamar hat es leider nicht gereicht“, antwortete Aodlind dann nüchtern.
„Zum Glück bin ich nicht in dieser Lage, sondern es ist genau anders herum. Ich werde mit allen Mitteln versuchen Helluin von Saruman zu befreien und wenn dies erfordert mein Leben zu geben, dann ist es eben so.“
„Ich habe dich immer als eher ängstliche Frau wahrgenommen in Bree, aber jetzt erkenne ich, dass du mutiger bist als man auf den ersten Blick sieht.“
Sie schmunzelte: „Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern nur der Beweis, dass es etwas gibt das stärker ist als die Angst“. Als sie diese Worte sprach, erinnerte sich an Haldar und diesen wunderschönen Tag in ihrer Kindheit. Sie spielten damals Trolle jagen.

Noch an diesem Nachmittag erreichten sie die südlichen Ausläufer des Wettergebirges. Es schmerze Elea sich erneut von Haleth verabschieden zu müssen. Hoffentlich sehe ich dich eines Tages wieder und lernen deinen Mann und eure Kinder kennen – es soll nicht so sein wie mit Brianna.
Abseits des Weges folgten Finjas und Elea nun der großen Oststraße und näherten sich unentwegt den sich auftürmenden Hängen des Nebelgebirges. Bevor sie die letzte Brücke überquerten beobachteten sie sie bis der Tag zur Neige ging und überquerten sie in der Dunkelheit der Nacht. Auf der anderen Seite des Weißquell suchten sie sich ein Quartier für die Nacht. Schon am darauffolgenden Tag erreichten sie den geheimen Pfad nach Bruchtal.

Aodlind und Haleth nach Bree
Finjas und Elea nach Imladris

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