Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Dunland

Tharbad

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Fine:
Als es Abend geworden war und nach und nach wieder Ruhe in und um Tharbad eingekehrt war stand Kerry am südöstlichen Tor der Stadt, das Oronêl und Celebithiel für Forath auf dem Höhepunkt der Schlacht geöffnet hatten, und wartete. Ihre Haare waren zu einem breiten Zopf geflochten, der ihr über die linke Schulter fiel, und sie trug die lederne Reisekleidung, die sie sich im Laufe der Jahr in Eriador zusammengestellt hatte. Um Mathans Befürchtungen im Keim zu ersticken hatte sie von sich aus angeboten, ein kurzes Schwert mitzunehmen und hatte ihm versprochen, vorsichtig zu sein. Mathan hatte zuletzt mit Adrienne gesprochen, und als Kerry an ihre gondorische Freundin dachte, fiel ihr wieder ein, wie Adrienne sich mutig gegen den geheimnisvollen Angreifer gewehrt hatte, der gegen Ende der Schlacht aufgetaucht war. Kerry wusste nicht, um was für einen Feind es sich dabei gehandelt hatte, aber die hoffte, dass er so schnell nicht wieder auftauchen würde. Und sie war sehr beeindruckt von Adriennes Kampfkünsten gewesen, die es der jungen Frau ermöglicht hatten, das Duell mit dem schwarzen Númenorer nahezu unbeschadet zu überstehen. Kerry war sehr froh, dass die ganze Schlacht um Tharbad ohne Verluste in ihrer Gruppe verlaufen war. Doch ihre Erwartungen an die Reise nach Eregion hatten sich bisher nicht wirklich erfüllt: ursprünglich hatte Kerry angenommen, dass sie bequem mit dem Schiff bis an ihr Ziel fahren könnten und der Weg entspannt und ohne Hindernisse ablaufen würde. Doch nun hatten sie bereits zwei Schlachten hinter sich und wenn es stimmte, dass Eregion von Orks und Menschen in Sarumans Diensten besetzt war, stünden ihnen sehr wahrscheinlich noch weitere Kämpfe bevor ehe Oronêl und Finelleth die Ringe der Nazgul in der Schmiede zerstören konnten, in der sie gemacht worden waren.

Vor ihr lagen die Überreste des Heerlagers der Dunländer. Einige Teile der Armee waren bereits abgezogen um in ihre Heimat zurückzukehren, während der Rest Unterkünfte in der Stadt bezogen hatte. Gefällte Bäume und zertrampelte Erde zogen sich in einem breiten Streifen entlang der Stadtmauer dahin und erinnerten Kerry daran, wie es außerhalb der Mauern Fornosts ausgesehen hatte nachdem sich die Armee aus Angmar nach Norden zurückgezogen hatte. Doch im Gegensatz zu den vielen Hunderten toten Orks, die den Boden außerhalb von Fornost bedeckt hatten waren diesmal keine Leichen zu sehen - Foraths Krieger hatten ihre Gefallenen bereits geborgen und zu den Scheiterhaufen geschafft, die in der Nähe der Brücke von Tharbad errichtet wurden.
"Hallo, Ténawen Morilië," sagte Aéd und trat sie.
"Du musst nicht so förmlich sein," erwiderte sie. "Nenn mich einfach Kerry. Das machen alle."
"Wenn es dir so lieber ist, Kerry," meinte Aéd. "Ich habe gerade meinem Wolfsbruder Muird die letzte Ehre erwiesen. Er fiel am Tor."
"Das tut mir leid," sagte Kerry betroffen.
"Nein, das muss es nicht. Muird war ein Krieger, und er starb als Krieger. Wir alle wussten, dass Oronêls Mission gefährlich werden würde, aber im Wolfsrudel hat niemand gezögert, sich freiwillig zu melden." Er erzählte Kerry die Geschichte der Truppe, die nur aus jungen Kriegern aus allen Stämmen Dunlands bestand, und erwähnte jedes einzelne Mitglied namentlich. Von den beiden großen Schlachten an der Messermine und am Silbersee berichtete er und davon, dass sie nun mit dem Fall Tharbads einen kriegsentscheidenden Sieg errungen hatten.
"Das bedeutet dann also dass Saruman keinerlei Einfluss mehr in Dunland hat?" fragte Kerry.
"Nein, so einfach ist es leider nicht," antwortete Aéd. "Der Weiße Zauberer ist listenreich. Er hat schon vor vielen Jahren, lange vor deiner oder meiner Geburt, seine vergifteten Worte in die Ohren der Häuptlinge geflüstert. Trotz des verlorenen Krieges gibt es immer noch viele, die es insgeheim mit Saruman halten. Es wird lange dauern, bis wieder wirklicher Frieden in Dunland einziehen kann."
"Vielleicht gelingt es dank der baldigen Nachbarschaft mit den Manarîn ja schneller," überlegt Kerry.
"Das wird sich zeigen," erwiderte Aéd. "Viele Menschen Dunlands sind mindestens skeptisch, wenn nicht sogar misstrauisch den Elben gegenüber - die Erstgeborenen haben hier nicht so einen guten Ruf wie in Gondor. Die meisten hielten sie sogar für Legenden oder Märchen - bis heute. Ich hätte niemals gedacht, dass es... so viele sein würden."
"Und das ist nur die Vorhut," sagte Kerry stolz. "Meine nésa, die Königin, hat gesagt, dass auf den übrigen Schiffen noch mehr Avari darauf warten, ihre neue Heimat zu betreten."
"Deine was?" fragte Aéd verwundert.
"Meine nésa - das bedeutet Schwester," erklärte Kerry.
"Wie kam es dazu, dass du von Elben adoptiert wurdest?" fragte der junge Wolf interessiert und bot Kerry auf einer umgestürzten Säule einen Sitzplatz an.
"Ich habe sie in Fornost kennengelernt, aber dass sie mich adoptieren wollten, war eine sehr schöne Überraschung," erzählte Kerry und berichtete Aéd von den genaueren Umständen. Er stellte hin und wieder eine Zwischenfrage, während Kerry ihm von allen Ereignissen seit der Schlacht um Fornost bis zur Ankunft in Tharbad erzählte.
"Du hast wirklich eine Menge erlebt in letzter Zeit, Kerry," sagte er anerkennend. "Aber was war vorher? Wo kommst du her?"
Kerry hatte diese Frage seit dem Beginn des Gespräches mit Aéd erwartet, doch nun, da sie da war, wusste sie dennoch nicht, was sie antworten sollte. Sie genoss Aéds Gegenwart und seine unkomplizierte Art, aber er war trotz allem ein Dunländer -  ein Mitglied eines Volkes von Menschen, dass die Rohirrim bis aufs Blut hasste. Wie würde er reagieren, wenn er herausfinden würde , dass Kerry eigentlich Déorwyn aus Rohan war? Sie wollte es sich gar nicht vorstellen. Also sagte sie: "Ich habe in Bree gelebt, einer großen Stadt weit nördlich von Tharbad. Bevor ich Kerry - Kerevalline - war, hieß ich D... Dana." Fast hätte sie Déorwyn gesagt.
"Dana," wiederholte Aéd. "Auch ein schöner Name." Dann stellte er einige Fragen über Bree und seine Bewohner, die Kerry nur zu gerne beantwortete, doch ehe Aéd sie auf ihre Kindheit ansprechen wollte kam sie ihm zuvor und fragte: "Hast du Geschwister, Aéd?"
"Drei," bestätigte er. "Zwei Schwestern - die ich dir unbedingt vorstellen muss - und einen jüngeren Bruder. Sie sind zuhause, bei meiner Mutter." Er erklärte, dass Brigid nicht seine leibliche Mutter war und stellte Kerry seine drei Geschwister eins nach dem anderen vor, ehe er sagte: "Henwas, mein Bruder, wäre auch diesmal gerne mit in den Kampf gezogen, so wie ich es vor vier Jahren tat als wir - damals noch unter Saruman - die Pferdemenschen an den Furten des Isen angriffen. Es war meine erste Schlacht, und es war fürchterlich und aufregend zugleich. Am Ende trieben wir die Rohirrim bis ans Westufer, wo sie schließlich einen Schildwall bildeten. Dort fiel der Sohn ihres Königs, und der Sieg war unser. Wir waren damals etwas enttäuscht, dass der König Rohans nicht auch da war sondern sich feige in seiner fernen Halle versteckte..."
Hätte er Kerrys Gesicht während seinem schwärmerischen Bericht gesehen, hätte Aéd vielleicht rechtzeitig gestoppt. Aber sein Blick war in die Ferne geschweift, während er in Erinnerungen geschwelgt hatte. Und so sah er nicht, wie Kerry immer wütender wurde. Hier saß dieser unverschämte Bursche und prahlte mit dem Leid, das er und seine Horde wilder Menschen über ihre Heimat gebracht hatten! Sie hielt es nicht mehr aus - und versetzte ihm eine Ohrfeige.
"He! Wofür war das denn?" wunderte er sich, sichtlich betroffen.
"Ich hätte wissen müssen, dass du kein bisschen anders als der Rest dieser Dunländer bist," sagte Kerry und spie das Wort voller Abscheu aus.
"Was hat das zu bedeuten? Was ist denn plötzlich..." fragte er, doch dann trat Verstehen auf sein Gesicht. "Bist du etwa... du bist..."
"Ich bin Déorwyn Cynericstochter aus Rohan - und niemand macht sich ungestraft über das Unglück meiner Heimat lustig," knurrte Kerry, sprang auf und lief davon, den sprachlosen Aéd zurücklassend.

"Wann ziehen wir weiter?" fragte sie sobald sie Halarîn gefunden hatte, die einigen Manarîn-Soldaten Anweisungen gab während sie die Avalosse entluden.
"Bald," versprach Halarîn. "Hast du -"
"Wie bald?" unterbrach Kerry ungeduldig.
"Sobald die Sachen, die wir mitnehmen, von den Schiffen geladen sind und Oronêl und Mathan sich über den Weg einig geworden sind, den wir bis nach Eregion nehmen werden. Kannst du es kaum mehr erwarten, unsere neue Heimat zu sehen?" fragte Halarîn neugierig. "Oder hat es vielleicht etwas mit dem Jungen zu tun, der mit dir reden wollte? Ist er nett?"
"Er ist nur ein Dunländer, genau wie die anderen," sagte Kerry ärgerlich. "Ich will ihn nicht mehr sehen. Er hat gemeine Sachen über Rohan gesagt."
Anstatt einer Antwort nahm Halarîn ihre Tochter in den Arm. "Ich bin mir sicher, er hat es nicht so gemeint. Und selbst wenn -  wir reisen schon bald weiter, und dann musst du dir keine Gedanken mehr über ihn machen."
Doch Kerry wusste, dass es dafür längst zu spät war. Sie wusste, dass das Thema Aéd sie wahrscheinlich den ganzen Weg bis nach Eregion beschäftigen würde...

Eandril:
Am Morgen nach der Schlacht war Oronêl bereits früh auf den Beinen. Er und seine Gefährten hatten die Nacht auf der Avalosse verbracht, und als Oronêl als erster das Schiff verließ, ging die Sonne gerade über den Hügeln im Osten auf, wo er in weiter Ferne schwach die Gipfel des Nebelgebirges erahnen konnte. Dahinter lagen die Wälder Lothlóriens, oder was von ihnen übrig war, und sein Herz sehnte sich gleichermaßen nach seiner Heimat wie es davor zurückschreckte, was er dort finden mochte.
Er eilte die Planke zum Kai hinunter und durch die langsam erwachende Stadt. Die Leichen der Orks und feindlichen Menschen waren bereits größtenteils beseitigt worden, auch am Tor und an der südlichen Mauer. Schon bald erreichte Oronêl das Feldlager der Dunländer vor der Stadt, wo aus Foraths Zelt laute Stimmen zu hören waren.
"Ich werde keinen einzigen meiner Männer auf eine solche Unternehmung schicken!", hörte er eine Stimme sagen, in der er Corgan, einen der anderen Häuptlinge erkannte. Oronêl verlangsamte seinen Schritt, und blieb schließlich in der Nähe des Zeltes stehen, nah genug um zu hören, was gesprochen wurde. "Diese Angelegenheit geht uns nichts an, der Krieg ist gewonnen und wir sollten nach Hause gehen."
Forath erwiderte nicht weniger laut: "Es geschieht an unseren Grenzen, und damit geht es uns natürlich etwas an. Aber wenn du mir nach allem, was wir getan haben, nun die Hilfe versagst... Eines seid du und die anderen Häuptlinge mir schuldig: Sobald die Lage hier in Tharbad gesichert ist, werdet ihr mir folgen. Wir werden uns in meinem Dorf versammeln, und einen Wolfskönig wählen, denn es wird Zeit, dass wir als ein Volk handeln, und nicht als mehrere."
Für einen Augenblick herrschte Stille, dann sagte Corgan etwas leiser: "Das werde ich tun, selbst wenn dir das Ergebnis vielleicht nicht gefallen wird."
"Dann werde ich damit leben", knurrte Forath zurück, kam aus dem Zelt gestürmt und blieb abrupt stehen, als er Oronêl erblickte.
"Hast du das mit angehört?", fragte er knapp, setzte sich wieder in Bewegung und ging neben Oronêl mit schnellen Schritten in Richtung der Stadt.
Oronêl nickte, obwohl es ihm ein wenig unangenehm war. "Die anderen Häuptlinge scheinen zu glauben, dass der Krieg für sie nun vorbei ist."
"Sie sind dumm und blind für das, was außerhalb unserer Grenzen geschieht", erwiderte Forath mit einem Kopfschütteln. "Und sie interessieren sich auch nicht dafür."
"Ich kann sie ein wenig verstehen", meinte Oronêl, als sie das Tor erreichten, mit einem Blick auf die Gefallenen auf und vor der Mauer. "Sie haben lange gekämpft, erst für Saruman, dann gegen ihn, und sie sehnen sich nach Frieden." Er wechselte das Thema. "Wo ist eigentlich dein Sohn? Wollte er uns nicht begleiten?"
"Aéd ist bereits vorgegangen, ihr müsst euch knapp verpasst haben", antwortete Forath. "Er und Corgan haben ein interessantes Verhältnis, deshalb wollte er bei unserem kleinen Streit nicht dabei sein."
Sie erreichten den Hafen, wo sich inzwischen die anderen Mitglieder ihrer Gruppe versammelt hatten.
Mathan sprach unterhalb der Naira mit Faelivrin, während Halarîn sich ein Stück entfernt leise mit Adrienne unterhielt. Halarîn sah etwas blasser aus als normalerweise, und fühlte sich sichtlich ein wenig unwohl - was vermutlich an der Schwangerschaft lag, denn Oronêl erinnerte sich, dass Calenwen oft ähnlich ausgesehen hatte, als sie mit Mithrellas schwanger gewesen war. Er vermutete, dass nur noch wenige Monate bis zur Geburt des Kindes vergehen würden.
Auch Celebithiel und Finelleth sprachen angeregt miteinander, doch Kerry und Aéd standen schweigend an entgegengesetzten Enden der Gruppe und vermieden es ziemlich offensichtlich, einander anzusehen. Jetzt fiel Oronêl auf, dass Halarîn, während sie mit Adrienne sprach, dem jungen Dunländer immer wieder prüfende Blicke zuwarf.
"Was ist denn mit den beiden passiert?", fragte er Forath leise, während er seine Schritte verlangsamte, und der Häuptling zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ich weiß nicht, ob es dir bewusst war, aber das Mädchen stammt aus Rohan - und bis vor kurzem haben wir gegen ihr Volk Krieg geführt."
"Oh", erwiderte Oronêl nur, und fragte sich dabei ob es klug von ihm gewesen war, Aéd zu ermutigen, mit Kerry zu sprechen. "Aéd hat wohl etwas falsches über Rohan gesagt und sich dafür eine saftige Ohrfeige eingefangen", fuhr Forath grinsend fort. "Die Erfahrung müssen wir alle irgendwann machen."
Kerry schien Oronêl gesehen zu haben, denn sie winkte ihn unauffällig heran und fragte dann leise: "Kommen die etwa mit?"
"Forath und Aéd?", fragte Oronêl und Kerry nickte hastig. Der Gedanke schien ihr wenig zu gefallen. Dennoch antwortete Oronêl: "Ja, sie werden uns begleiten - als Dank für unsere Hilfe."
"Aber... sie haben für Saruman gekämpft! Gegen Rohan!", gab Kerry zurück, und in ihren Augen stand keine Furcht, sondern Wut, und Oronêl zögerte, bevor er erwiderte: "Zwerge und Noldor haben die Heimat meiner Mutter angegriffen und zerstört. Dúnedain unter Sarumans Befehl haben meine Heimat angegriffen und einen meiner Freunde getötet. Und trotzdem habe ich gemeinsam mit Zwergen in Lórien gekämpft, für die Dúnedain in Fornost, und zwei meiner besten Freunde in Mittelerde sind Noldor."
"Aber es waren nicht sie selbst, die diese Taten begangen haben, sondern nur welche von ihrem Volk. Nicht so... wie er." Kerry deutete mit dem Finger auf Aéd, der es sah, zusammenzuckte und den Blick abwandte.
"Nein, dieser Fall ist vielleicht etwas anders", gab Oronêl zu. "Und trotzdem, heute kämpfen sie nicht gegen Rohan, sondern gegen Saruman. Sie sind bereit, ihre Leben zu riskieren um uns zu helfen. Und sie wollen Frieden."
"Aber ich will nicht, dass sie...", begann Kerry, doch Oronêl unterbrach sie. "Sie werden uns begleiten, denn ich werde keine Hilfe abweisen, die freiwillig gegeben wird. Du wirst damit leben müssen - oder hier bleiben, was vielleicht sicherer für dich wäre."
Zur Antwort schnaubte Kerry nur verächtlich und wandte sich demonstrativ ab. Oronêl zuckte mit den Schultern, und wandte sich ebenfalls um. Er wollte sich nicht mit Kerry streiten, doch er hatte jetzt keine Zeit, sich weiter mit ihrem Problem auseinander zu setzen.
Während auf Mathan zuging, wurden Halarîn und Adrienne von Faelivrin in ihrem Gespräch unterbrochen. Die Königin der Manarîn wurde von ihren Leibwächtern begleitet, die nun in blau-silberne Stahlrüstungen gehüllt waren und von denen eine ein großes Bündel Pfeile trug. Nach einem kurzen Austausch nahm Halarîn die Pfeile entgegen, und füllte damit ihren in der Schlacht leergeschossenen Köcher auf. Oronêl hatte bereits am Abend zuvor in der Stadt bei einem Flüchtling aus Thal eine ganze Menge ordentlicher Pfeile auftreiben können.
"Ist alles in Ordnung mit dir und Kerry?", fragte Mathan, und Oronêl schüttelte langsam den Kopf. "Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit", antwortete er. "Sie ist dagegen, dass Forath und Aéd uns begleiten."
"Ich bin ebenfalls nicht allzu glücklich darüber", gab Mathan zu, und warf den Dunländern, die nun leise miteinander sprachen einen raschen Blick zu. "Aber ich vertraue dir, und wenn du sie dabei haben möchtest..."
"Das möchte ich", meinte Oronêl fest. "Ich vertraue ihnen, und sie haben es sich verdient."
Mathan zuckte mit den Schultern, und zog eine Karte hervor, die offenbar Tharbad und die größere Umgebung zeigte. "Wir sind hier", sagte er, und deutete auf den Fleck der die Stadt Tharbad darstellte, und dann auf einen weiteren weiter östlich davon. "Und müssen dorthin. Nach Eregion."
"Mit dem Schiff weiterfahren können wir nicht", meinte Oronêl, und Mathan stimmte zu: "Richtig, die Brücke von Tharbad versperrt uns den Weg. Und danach könnten wir die Nîn-in-Eilph ohnehin nicht mit dem Schiff durchqueren."
"Und auch zu Fuß solltet ihr die Schwanenfleet meiden", warf Forath ein, der sein Gespräch mit Aéd beendet zu haben schien, und zu ihnen getreten war. "Ich schlage vor, am Südufer des Grenzflusses nach Osten zu gehen, bis wir mein Dorf erreichen. Dort gibt es in der Nähe ein paar elbische Ruinen, und ihr wollt ja ins alte Elbenreich, nicht wahr?"
Sowohl Oronêl als auch Mathan fuhren zu ihm herum. "Ruinen?", fragte Mathan rasch. "Was für Ruinen - und wo?"
Forath zuckte mit den Schultern. "Nicht wirklich Ruinen, nur ein paar Steine - nördlich des Flusses. Doch man kann sehen, dass sie bearbeitet sind, und vielleicht mal zu einer Stadtmauer oder so gehört haben."
"Dann sollten wir diesen Weg gehen", erwiderte Mathan. "Ich hätte ihn ohnehin vorgeschlagen, denn es ist der einzige, auf dem man einigermaßen sicher nach Eregion kommt."
"Erst recht jetzt, wo die Dunländer auf eurer Seite stehen", meinte Forath mit einem Grinsen. "Wird eure Tochter, Herrin Faelivrin, uns ebenfalls begleiten?"
"Die Vorhut benötigt noch einige Zeit, die Schiffe zu entladen", verneinte Mathan. "Doch sie wird schon sehr bald mit der ersten größeren Gruppe folgen."

Als alles beschlossen war, war der Zeitpunkt zum Aufbruch gekommen. Mathan versetzte Anastorias, der neben Faelivrin stand, einen Klaps auf den Rücken, umarmte seine Tochter und sagte: "Wir sehen uns bald wieder."
"Darauf zähle ich", erwiderte Faelivrin, während sie ihre Mutter umarmte. Während Halarîn auch Anastorias kurz zum Abschied in die Arme schloss, ließ die Königin einen kurzen Blick über die Gemeinschaft schweifen, und sagte dann wieder an Mathan gewandt: "Passt auf euch auf und... versucht, nicht schon wieder in eine Schlacht zu geraten."
Als sie vom Hafen in Richtung des Südtores aufbrachen warf Oronêl, der mit Finelleth den Schluss bildete, einen Blick zurück. Auf dem obersten Deck der Naira stand die hochgewachsene Gestalt Ivyns, die ihnen mit silbernen, wissenden Augen hinterherblickte, und als Oronêl ihrem Blick begegnete, kurz zum Gruß die Hand hob. Dann bogen sie um eine Ecke, und der Hafen war nicht mehr zu sehen.

Mathan, Oronêl, Halarîn, Kerry, Finelleth, Adrienne, Celebithiel, Aéd und Forath nach Dunland

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