Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Arnor
Das Auenland
Fine:
Gandalf, Kerry und Rilmir von der Großen Oststraße
Kerry strich sich wütend eine Strähne nassen Haares aus dem Gesicht. Was bildeten sich diese zu kurz geratenen, aufgeblasenen Wichtigtuer eigentlich ein?
"Lasst uns rein, oder ihr lernt mich kennen!"
Von der anderen Seite des Tores kam die Antwort: "Störer des Friedens sind nicht erwünscht! Bitte entfernen Sie sich umgehend, und versuchen Sie nicht, auf anderem Wege zurückzukehren! Dieser Vorfall wird gemeldet werden!"; auch wenn die Stimme nicht gerade zuversichtlich klang.
"Lass' gut sein," sagte Rilmir leise und zog Kerry vom Tor weg, in Richtung der Straße. Dort stand Gandalf auf einer kleinen Anhöhe, die sich vom östlichen Brandyweinufer aus erhob und die alte arnorische Brücke überblickte. Der Zauberer hatte seine Kapuze aufgesetzt, um den Nieselregen abzuwehren, der vor einer Stunde eingesetzt hatte. Seinen Blick konnte Kerry nicht deuten, aber sie wusste, dass ihm nicht gefiel, was im Auenland vor sich ging. Nein, genau wie mir gefällt es ihm überhaupt nicht, dachte sie.
Sie hatten den Rest der Strecke vom Zugang zum Alten Wald über die Große Oststraße in schnellem Tempo zurückgelegt. Während der Reise hatte Kerry versucht, Gandalf weiter über seine Absichten auszufragen, doch der Zauberer war recht verschlossen gewesen und hatte ihr kaum etwas erzählt. Im Gegenzug war er allerdings sehr an ihrer Vergangenheit interessiert gewesen, und hatte viele Fragen gestellt, denen sie zumeist ausgewichen war.
"Wie kommt es, dass niemand wirklich weiß, wo du herkommst?" hatte er sie gefragt.
"Das braucht niemand zu wissen," hatte sie nur gesagt.
"Sei dir bewusst, dass du damit nicht unbedingt Vertrauen erweckst, Mädchen," hatte Gandalf geantwortet. "Ich weiß, dass du ein gutes Herz hast. Das kann ich deutlich erkennen. Aber nicht jeder hat einen so geschärften Blick und kann die Absichten und Gesinnungen der Menschen leicht erkennen. Jemand, der dich nicht gut kennt, könnte ebensogut vermuten, dass du eine Spionin Saurons oder Sarumans bist."
"Das ist doch lächerlich," hatte Kerry dazu gemeint. "Welchen Grund hätte ich denn, mich dem Feind anzuschließen, nach allem, was mir seinetwegen passiert ist?"
"Für dich ist das klar - doch für jemanden, der nicht weiß, was dir passiert ist, selbstverständlich nicht," hatte der Zauberer erklärt. Kerry hatte zugeben müssen, dass er damit Recht hatte.
Bei Sonnenuntergang hatten sie die Ostgrenze des Auenlandes erreicht. Gandalf war sichtlich erschrocken gewesen, sowohl das Tor zum Bockland als auch die Brandyweinbrücke versperrt vorzufinden. Das Ostende der Brücke war von einem aus schmutzigen Backsteinen errichteten Torbogen mit dicken hölzernen Torflügeln blockiert gewesen, in welchen sich erst nach mehrmaligem Klopfen und Rufen eine kleine Sichtluke geöffnet hatte. Der Hobbit auf der anderen Seite war eindeutig nicht auf ihren ungewöhnlichen Anblick vorbereitet gewesen: Zwei in dunkle Braun- und Grautöne gekleidete Menschen sowie ein alter Mann in komplett weißen Gewändern. Schließlich hatte er Gandalf jedoch erkannt.
"Der Zauberer Gandalf ist als Störer des Friedens bekannt und ihm ist der Einlass ins Auenland zu untersagen," hatte er von einer langen Liste aus Vorschriften, die er anscheinend stets mit sich trug, vorgelesen. "Ebenfalls auszuschließen sind Zwerge und Elben im Allgemeinen sowie folgenden Individuen im Speziellen: Elrond von Im...lad-ris, der Verschwörer Aravorn II, der Abenteurer Aldoc Tuk und die ungestüme Kerevalline."
"Wie bitte? Ungestüm?" Kerry hatte es nicht fassen können. "Pass' auf, was du sagst, kleiner Mann!", war sie herausgeplatzt, die sich die ermüdende Liste nicht mehr anhören wollte.
"Ah, Sie sind es also," stellte der Hobbit zufrieden fest, und machte sich eine kleine Notiz. "Gleich zwei gemeingefährliche Unerwünschte an einem Abend!"
"Ich zeig' dir gleich, wie gemeingefährlich ich sein kann!"
Der Hobbit fuhr nach mehrmaligem erschrockenen Blinzeln fort: "Oben genannte Personen sind des Landes zu verweisen und ihr Aufenthaltsort ist unverzüglich den zuständigen Behörden in Michelbinge zu melden." Sein Blick war zu Rilmir geschweift, und nach einem kurzen Blick auf seine Liste hatte er hinzugefügt: "Dúnedain-Waldläufer sind selbstverständlich stets willkommen, mein Herr. Bitte warten sie einen günstige Gelegenheit ab, bis sich die Friedensstörer entfernt haben. Anschließend werden wir Ihnen gerne zu Diensten sein."
"Sehr freundlich," hatte Rilmir geantwortet. "Vielleicht komme ich später darauf zurück." Seine Belustigung hatte er nur schwer verbergen können.
"Was machen wir jetzt, Gandalf?" wollte Kerry wissen. Der Zauberer blieb einen Moment still und ließ den Blick über das westliche Ufer des Brandyweins streifen.
"Wir warten, bis es vollständig dunkel geworden ist," sagte er schließlich. "Ich glaube nicht, dass sie hier sehr aufmerksame Wachen haben. Immerhin sind es Hobbits."
Sie mussten einige Stunden warten, in denen Kerrys Laune sich zunehmend verschlechterte. Sie hatte sich darauf gefreut, gemeinsam mit Gandalf und Rilmir Abenteuer zu bestehen und den Einfluß Sarumans zu bekämpfen, aber die Herangehensweise Gandalfs entsprach nicht ihren Vorstellungen. Er vermeidet jeglichen Konflikt, dachte sie. Wenn das so weiter geht, erreichen wir gar nichts.
Schließlich schlichen sie sich im Schutz der Dunkelheit erneut an das Tor heran. Gandalf verbarg seine hellen Gewänder unter einem Elbenmantel, der ihn in den Schatten nahezu unsichtbar machte. Kerry und Rilmir hatten ihre Kapuzen aufgesetzt. Am Tor angekommen stellten sie fest, dass es relativ einfach zu erklettern war. Die Ziegel bildeten keine glatte Außenwand, sondern waren unordentlich und unregelmäßig angebracht worden, sodass man mit ein wenig Geschick an ihnen hinauf klettern konnten. Rilmir erklomm die Spitze des Torbogens innerhalb einiger kurzer Momente und ließ sich ebenso geschwind und stiller als eine Maus auf der Innenseite wieder herunter. Anschließend öffnete er das Tor so leise es ging für Gandalf und Kerry.
Von den Wachen war nichts zu sehen. Ein vorsichtiger Blick in eines der kleinen Backsteingebäude, die auf dem engen Raum zwischen Brücke und Tor standen, zeigte ihnen drei Hobbits, die offensichtlich auf ihrem Posten der Schlaf übermannt hatte. Schlagartig besserte sich Kerrys Laune, die dem Anführer seine Vorschriftsliste abnahm und diese im Brandywein versenkte. "Soviel dazu!", sagte sie leise, während die drei Gefährten die Brücke überquerten und schließlich das von den Schatten der Nacht bedeckte Ostviertel des Auenlands betraten...
Fine:
Sie hielten sich etwas abseits der Straße auf ihrem Weg nach Westen durch das friedlich schlafende Auenland. Gandalf schien noch keinen wirklichen Plan zu haben. Er sagte nur, dass er zunächst nach Hobbingen reisen und den Veränderungen im Land durch Sarumans Einfluß auf den Grund gehen wollte. "Ich will wissen, was hier vor sich geht, und wer das Sagen hat," hatte der Zauberer erklärt. "Wenn wir das Auenland vom Zugriff Sarumans befreien wollen, müssen wir herausfinden, wer dafür verantwortlich ist, damit wir ihn aufhalten können."
Die Oststraße führte von der Brandyweinbrücke durch die grünen Wiesen und Felder des Ostviertels in gerader Linie weiter nach Westen. Zweimal begegneten ihnen fackeltragende Nachtwächter, denen sie vorsichtigerweise aus dem Weg gingen. Schließlich bog Gandalf nach Süden ab. "Viel weiter werden wir heute nicht gehen," erklärte er. "Ich kenne einen guten Platz zum Übernachten, hier in der Nähe. Du müsstest den Ort kennen, Rilmir - viele der Wanderer in der Wildnis haben dort schon gerastet." Der Waldläufer nickte zustimmend. "Die Lichtung im Grünbergland. Sehr gut, Gandalf. Dort wird es sicher sein."
Sie ließen die Wiesen und Felder des Tals des Ostviertels hinter sich und kamen kurze Zeit später in die bewaldeten Hügel des Grünberglands. Gandalf führte sie noch über ein kurzer Stück weiter durch den Wald, bis sich die Bäume nach Osten hin zu einer Lichtung hin öffneten. "Hier sind wir schon," sagte der Zauberer, verstummte jedoch kurz darauf. Kerry folgte Rilmirs Blick, der zum anderen Ende der Lichtung hinüber zeigte. "Anscheinend sind wir nicht allein," kommentierte der Waldläufer den Feuerschein, der flackerndes Licht an die Baumstämme in der Nähe warf. Gandalf zog die Augenbrauen zusammen und hielt einen Moment inne. "Das ist doch..." begann er, nahm seinen Stab und stapfte rasch zu dem Lagerfeuer hinüber, an dem sich zwei Gestalten mit schattenfarbenen Umhängen wärmten. Kerry und Rilmir eilten dem Zauberer hinterher, der das Feuer gerade erreicht hatte.
"Peregrin Tuk und Meriadoc Brandybock," sagte er streng als die beiden Hobbits (denn das waren sie) erschrocken aufsprangen und den Zauberer ungläubig anstarrten. "Habt ihr auf euren Reisen denn gar nichts gelernt? Euer Lagerfeuer ist von weitem gut zu erkennen, und hätte ich böse Absichten gehabt, hätte ich euch vollends überrascht! Was, um alles in der Welt, macht ihr hier?"
"Gandalf?" antwortete einer der beiden Hobbits vorsichtig. "Das selbe könnten wir dich fragen! Du hast uns einen ziemlichen Schreck eingejagt mit deinem plötzlichen Auftauchen," beschwerte sich der erste.
"Warte mal, Pippin," mischte sich der zweite ein. "Das ist vielleicht gar nicht Gandalf. Sogar bestimmt nicht! Gandalf liegt im tiefen Schlaf, das hat Celebithiel mir erzählt. Das muss ein Trick sein. Du legst uns nicht rein, Saruman!"
"Bist du sicher, Merry?" fragte Pippin verwundert. "Er sieht aus wie Gandalf. Er klingt wie Gandalf. Gerade jetzt hat er diesen Blick im Gesicht, als würde er gleich "Närrischer Tuk!" sagen."
Da lachte Gandalf, und es war ein so mitreißendes, fröhliches Lachen, dass Kerry nicht anders konnte als mit einzustimmen. "Ein närrischer Tuk magst du wohl sein, Peregrin Tuk, doch heute hat sich dein Kamerad als der Narr von euch beiden erwiesen," stellte der Zauberer anschließend fest.
"Gandalf wurde aufgeweckt. Das kann man doch sehen, du misstrauischer kleiner Hobbit," sagte Kerry grinsend zu Meriadoc, der sie zunächst leicht verärgert anblickte.
Sein Blick blieb an ihrem Gesicht hängen, und er studierte es nachdenklich, als würde ihn eine Erinnerung beschäftigen. "Gefällt dir, was du siehst, hm?" kommentierte sie lächelnd. "Was?... He, so war das nicht gemeint," sagte Merry schnell, der ein wenig rot geworden war. "Nein, du hast mich nur an jemanden erinnert, den ich in Rohan getroffen habe." Kerry stutzte, doch der Hobbit fuhr schnell fort: "Es hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten. Viel wichtiger ist, weshalb ihr drei hier seid!"
"Dasselbe wollte ich euch auch schon fragen," sagte Gandalf. "Wart ihr nicht zuletzt in Aldburg und habt dort den Weisen mit eurer Anwesenheit Kopfschmerzen bereitet? Ah, ich verstehe. Ihr seid mit Elrond nach Norden gegangen, stimmt's?"
"Siehst du, Merry?" kommentierte Pippin. "Das kann nur Gandalf sein. Er hat genau denselben vorwurfsvollen Klang in der Stimme wie früher." Gleich darauf wandte sich der Hobbit wieder dem Zauberer zu. "Elrond hat uns mitgenommen und beauftragt, das Auenland von Sarumans Einfluß zu befreien!"
"Ihr seid dabei ja schon ziemlich weit gekommen," warf Kerry ein und zwinkerte den Hobbits zu.
"Ein zorniger Zauberer, ein schweigsamer Waldläufer und ein zynisches Mädchen," sagte Merry. "Ihr seid schon eine seltsame Reisegemeinschaft."
Merry und Pippin erzählten anschließend von ihrer Reise mit den Elben nach Norden. Wie sie von Aldburg aufgebrochen waren und Dunland und Tharbad durchquert und sich an der Sarnfurt von Elrond verabschiedet hatten. Danach waren sie auf Umwegen ins Auenland gelangt, da die südlichen Grenzen von Sarumans Dienern bewacht gewesen waren. "Er hat Menschen in seinen Diensten, allesamt üble Strolche und Schläger. Die meisten sahen nach Dunländern oder Südländern aus," erklärte Merry. Die beiden Gefährten hatten versucht, sich zu Pippins Heimat, dem Tukland, durchzuschlagen, wo die Hobbits noch Widerstand gegen die Besatzer leisteten. "Aber da war kein Durchkommen," erzählte Pippin. "Wir wissen nicht, wie die Lage in Buckelstadt ist und haben die Tuks nicht erreichen können. Es steht nicht gut um das Auenland," fügte er niedergeschlagen hinzu.
"Nun, lass das mal meine Sorge sein," sagte Gandalf. "Ich werde mir schon etwas ausdenken... hoffe ich. Ihr alle werdet mir bestimmt dabei helfen können, wenn es soweit ist. Aber zunächst sollten wir uns für die Nacht einrichten."
Rilmir löschte das Feuer so weit, bis es nur noch schwach glühte, aber dennoch weiterhin viel Wärme ausstrahlte, denn Gandalf legte einen seiner Zauber darauf. Anschließend nahmen sie ein einfaches Abendessen bestehend aus elbischen Wegbrot zu sich, welches sie mit den begeisterten Hobbits teilten. "Das haben wir nicht mehr gegessen seit wir im Fangornwald waren! Erinnerst du dich, Merry?" sagte Pippin fröhlich. Der Angesprochende nickte mit vollem Mund.
Bald darauf legten sie sich schlafen, während der Waldläufer die Nachtwache übernahm. Kerry schloss die Augen und war schon kurze Zeit später eingeschlafen.
Sie wachte auf, weil sie jemand schüttelte. "He, Schlafmütze, du musst aufwachen!" sagte eine aufgeregte Stimme unangenehm nah an ihrem Ohr. Sie fuhr hoch und blickte sich um. Merry und Pippin standen vor ihr und schauten sie ratlos an. "Sie sind weg," sagte Pippin unnötigerweise, denn Kerry erkannte mit einem Blick, dass sie nur noch zu dritt waren: Der Waldläufer und der Zauberer waren verschwunden. Die Sonne stand bereits recht hoch am Himmel und der Vormittag war angebrochen. Kerry ärgerte sich - sie hatte angenommen, dass Gandalf ihr seinen Plan verraten würde. Und dass Rilmir sie einfach zurückgelassen hatte versetzte ihrem Herzen einen schmerzhaften Stich. Na toll, dachte sie. Und was jetzt? Diese beiden Hobbits sehen nicht gerade danach aus, als ob sie einen Plan für die Befreieung des Auenlands hätten...
"Merry?" fragte Pippin.
"Ja, Pip?" antwortete Merry.
"Ich habe Hunger..."
Fine:
Nach einem ausgiebigen Frühstück hatten die Hobbits jegliche Sorgen vergessen. Pippin bescheinigte Kerry, dass sie "fast so gutes Essen wie ein auenländischer Koch" gezaubert hatte. "Du hast dir damit quasi unser uneingeschränktes Vertrauen erworben," erklärte er fröhlich. "Wie schön," antwortete sie kurz angebunden. "Trotzdem sollten wir uns gut überlegen, wie wir als Nächstes vorgehen."
"Ein guter Plan kann viele Mühen ersparen," warf Merry ein, der mit dem Rücken an einen Baum gelehnt saß und sich zufrieden über den Bauch strich. "Da wir die Tuks nicht erreichen können müssen wir uns selbst aus der Patsche helfen. Du bist doch eine erfahrene Abenteurerin und hast schon viele gefährliche Situationen überstanden, da bin ich mir sicher. Pippin hier - auch wenn man es ihm nicht ansieht - ist ein Wächter der Veste von Minas Tirith und ein mutiger Soldat im Dienste Gondors. Und Gevatter Brandybock - das bin ich - ist ein berühmter Schwert-Than des Königs von Rohan!"
Eine Erinnerung überkam Kerry, und ohne nachzudenken fragte sie den Hobbit: "Warst du dann auch bei der Heerschau in Dunharg, als die Sechstausend Speere in die Schatten ritten um nicht wiederzukehren?"
Meriadoc kniff ein Auge zusammen und blickte sie nachdenklich an. "Ja, ich war dort, als Knappe des Königs Théoden, und ging mit den Reitern nach Osten. Und du warst damals auch dort, wie mir scheint. Du kommst aus Rohan, stimmt's?"
Sie blickte nach Osten, durch die Öffnung der Bäume, von wo ein leichter Wind über die Lichtung zu streifen begonnen hatte. "Es stimmt. Aber ich möchte jetzt nicht darüber reden. Wir haben dringendere Angelegenheiten zu besprechen."
"Da hast du sehr Recht," unterbrach Pippin aufgeregt, der zum Nordende der Lichtung deutete. "Wir haben ein Problem!"
Aus dem Schatten der Bäume traten drei finster drein blickende Menschen, die offensichtlich einer Spur gefolgt waren - ihrer Spur. Als sie die beiden Hobbits und das Mädchen erblickten, nahmen sie die groben Prügel, die sie an der Seite trugen in die Hände und kamen grinsend herüber. Kerry zog ihr Schwert und stellte sich vor die beiden Hobbits, die sich einen Moment später jedoch ebenfalls mit gezogenen Klingen links und rechts von ihr aufstellten.
"Sieh mal einer an, was wir hier haben," äußerte sich der Anführer der Banditen (denn danach sahen sie aus) in erfreutem Tonfall. "Die Fährte war gut verwischt, aber einen erfahrenen Spurenleser wie mich kann man nicht so leicht täuschen. Hier haben wir nun also die gemeldeteten Störenfriede vom Brandywein-Tor; auch wenn in der Meldung die Rede eigentlich von einem Zauberer gewesen war. Diese unzuverlässigen Hobbits am Tor haben wohl nicht richtig hingesehen."
"Was wollt ihr?" wollte Pippin wissen.
"Das Tragen von unerlaubten Waffen ist verboten," erklärte der Bandit mit einem bösen Lächeln und zeigte auf ihre Schwerter. "Und eure Freundin hier ist eine gesuchte Unruhestifterin, die wir zum Wohle der Ordnung einsperren werden. Natürlich nicht ohne vorher die Belohnung zu kassieren!" Er lachte ein gemeines Lachen, dem sich seine Kumpanen anschlossen. "Hat sich gelohnt der Meldung nachzugehn! Jetzt kommt brav mit, bevor hier noch jemand verletzt wird. Das wollen wir doch nicht, oder?"
"Ich will schon," antwortete Kerry, deren Augen sich zu Schlitzen verengt hatten. "Ihr gemeinen Strauchdiebe habt euch geschnitten wenn ihr denkt, ihr könntet uns einfach so schikanieren," fügte sie hinzu. "Ich schlage vor, ihr verschwindet und vergesst, dass ihr uns gesehen habt, oder ich hetze euch meine beiden wilden Hobbitfreunde auf den Hals. Das sind gefährliche, berühmte Kämpfer aus Gondor und Rohan!"
Wieder lachten die Banditen und kamen bis auf zwei Meter an die Gruppe heran. "So hübsch und trotzdem so frech," sagte der Anführer mit einem Blick auf Kerry. "Dir werd' ich schon Manieren beibringen, Mädchen. Wir sollen dich einsperren, aber von "unversehrt" war keine Rede..." fügte er drohend hinzu.
Erinner' dich daran, was du gelernt hast, dachte Kerry angestrengt und versuchte sich auf den Kampf zu konzentrieren. Sie hätte sich keine Sorgen machen müssen: Genau wie ihre Gegner hatte sie die beiden Hobbits unterschätzt. Der Mann zu ihrer Linken fiel, von einem gut gezielten Steinwurf Pippins am Kopf getroffen, bewusstlos zu Boden. Der zweite ergriff eilig die Flucht, nachdem Merry ihm den Knüppel mit einem gezielten Hieb aus der Hand geschlagen hatte. Der Anführer holte weit aus um Kerry einen Schlag zu versetzen, doch sie duckte sich weg und stellte ihm ein Bein, was ihn der Länge nach hinstürzen ließ. Gleich darauf hielten die Hobbits ihn mit ihren blanken Klingen am Boden und der Kampf war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte.
Sie fesselten die beiden verbliebenen Banditen mit deren eigenen Seilen an einen nahgelegenen Baum. Kerry und die Hobbits mussten sich allerlei wüste Beschimpfungen anhören bis sie schließlich genug davon hatten und ihre Gefangenen knebelten.
"Verschwinden wir von hier," schlug Kerry vor und die Hobbits stimmten ihr zu. Als sie die Lichtung schließlich in westlicher Richtung verlassen und die Straße durch das Grünberglang erreicht hatten sagte sie: "Gandalf wollte nach Hobbingen gehen um dort nach dem Rechten zu sehen. Vielleicht sind er und der Dúnadan ja schon dort. Einen Versuch ist es wert, finde ich. Was meint ihr?"
Merry und Pippin blickten etwas unentschlossen drein. "In Hobbingen und Michelbinge sind die meisten von diesen Strolchen unterwegs, nach allem was man so hört," sagte Pippin nachdenklich. "Und jetzt wissen sie auch, dass wir hier sind. Vielleicht sollten wir uns zunächst einige Zeit nicht blicken lassen," fügte er hinzu. "Und wie genau sollen wir das anstellen? Vergiss nicht, das Essen wird nur noch für einen oder zwei Tage reichen," antwortete Kerry. "Wahrscheinlich eher nur für einen, wenn man euren Appetit bedenkt," fügte sie hinzu.
"Ich gehe mit dir nach Hobbingen, Kerry", erklärte Meriadoc schließlich. "Und Pip geht natürlich auch mit. Wir werden Gandalf doch nicht im Stich lassen, jetzt wo wir wissen dass er wieder auf den Beinen ist."
"Du hast Recht, Merry," sagte Pippin und streckte sich. "Wir werden unseren Teil zur Befreiung des Auenlandes beitragen."
Damit setzten sich die beiden Hobbits in Bewegung. "Komm, Kerry, steh da nicht so in der Gegend herum! Wir haben noch ein ganzes Stück Weg vor uns!" rief ihr Pippin zu und Kerry folgte den beiden Gefährten eilig. Sie nahmen die Straße in westlicher Richtung durch Ost- und Südviertel, um schon bald das Tal von Wasserau zu erreichen...
Fine:
"Pssst!" machte Pippin neben ihr, und Kerry verdrehte die Augen. "Ich bin doch ganz still!" gab sie so leise wie sie konnte zurück.
"Bist du nicht," sagte Merry, der sich scheinbar geräuschlos fortbewegte. "Ihr Großen seid lauter als eine Herde stampfender Kriegsrösser, wenn ihr versucht zu schleichen."
Kerry warf dem Hobbit einen tödlichen Blick zu, aber die schlagfertige Erwiderung behielt sie für sich als dieser nach vorne zeigte und ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße lenkte.
Sie saßen zu dritt im dichten Gebüsch einer Hecke, die einst wohl ordentlich ausgesehen und in Form geschnitten gewesen sein musste, doch inzwischen dem Wildwuchs überlassen wurde. Dies war nur eines der vielen Zeichen von Verfall und Unterdrückung die sie auf dem Weg nach Hobbingen und ins Tal von Wasserau gesehen hatten. Merry und Pippin waren erschrocken darüber gewesen wie viele neue Gebäude es hier gab. Sie waren aus Backsteinen errichtet, wie schon die Unterkünfte der Wachen an der Brandyweinbrücke, und viele stießen ungesund aussehenden schwarzen Rauch aus hohen Schornsteinen aus. "Das gefällt mir immer weniger," hatte Kerry kommentiert, und die Hobbits hatten ihr zugestimmt. In den Jahren ihrer Abwesenheit hatte sich mehr verändert, als sie gedacht hatten.
Die Straße zwischen Wasserau und Hobbingen war an der Südseite von der Hecke gesäumt, in der sie sich gerade versteckt hielten. Es herrschte ungewöhnlich viel Verkehr, wie Merry und Pippin ihr flüsternd erklärten. "Eigentlich ist gerade die richtige Zeit für ein Mittagsschläfchen nach einem langen, harten Vormittag voller Arbeit," erklärte Pippin. "So was hast du doch noch nie gehabt - einen Vormittag voller Arbeit, Pip" warf Merry grinsend ein.
Diese Hobbits, dachte Kerry belustigt. Hier stehen sie vor den Überresten ihrer Heimat - und reißen Witze. Ich glaube, ich mag die beiden. "Hört auf euren eigenen Rat und seid still," sagte sie schließlich. Die drei Gefährten warteten bereits einige Zeit darauf, die Straße ungesehen überqueren zu können, doch bis zum Abend würden noch einige Stunden vergehen; auf den Schutz der Dunkelheit konnten sie nicht warten. Je näher sie dem Zentrum des Auenlandes kamen, desto mehr von Sarumans Schergen sahen sie. Es waren Gestalten, die ihnen gar nicht gefielen: Übel aussehende, ungeschlachte Rohlinge, deren Lieblingsbeschäftigung es zu sein schien, Hobbits zu schikanieren.
"Wer sind die lustigen Kerlchen mit den Federhüten?" wollte Kerry wissen, nachdem mehrere Hobbits in ähnlicher Tracht vorbeimarschiert waren. "Das sind Grenzer," erklärte Pippin. "Normalerweise sind sie selten in so großen Gruppen im Einsatz. Anscheinend wurde ihre Anzahl aufgestockt." "Also beim Schutz der Grenzen haben sie offensichtlich versagt," stellte Kerry fest.
Schließlich kam ein Hobbit vorbei, den Merry kannte. "Bleibt hier," flüsterte er, und sprang aus der Hecke hervor. Der andere Hobbit staunte nicht schlecht. "Na wenn das nicht der Herr Meriadoc ist! Du bist doch verschollen, wie schon einige Tuks und Brandybocks vor dir, wenn ich mich nicht irre!" "Du irrst dich nicht, Folco," erwiderte Merry im Verschwörerton. "Ich bin's, und bin durchaus lebendig und in einem Stück, wie du sehen kannst. Also hör auf zu starren und sperr die Ohren auf. Pip und ich sind vor kurzem zurückgekehrt, und wollen hier im Auenland wieder für Frieden sorgen." "Ihr beide, ganz allein?" unterbrach ihn Folco. "Das schafft ihr nie! Sie werden euch schnappen und in ein Loch werfen, aus dem sie euch nie mehr rauslassen, so wie den armen alten Bürgermeister Weißfuß!" "Abwarten," erwiderte Merry. "Wir haben ein paar Tricks auf Lager, und es sind Freunde in der Nähe. Jetzt sag mir: Wo versteckt sich der Anführer dieser Strolche Sarumans?"
Der Hobbit - Folco - wurde mit einem Mal deutlich bleicher im Gesicht. Ängstlich, ja gerade zu panisch blickte er sich um. "Schsch!" machte er. "Dieser Name ist gefährlich! Alle, die darüber reden, verschwinden einfach!" "Jetzt beruhige dich erst einmal," sagte Merry und hielt Folco am Arm fest. "Wir haben schon mit Saruman zu tun gehabt. Wer führt hier seine Befehle aus? Wer hat hier das Sagen?"
Folco riss sich los. "Da brauchst du nicht lang suchen! Da vorne kommt er schon! Ich muss weg hier!" So schnell ihn seine Beine trugen flüchtete der Hobbit die Straße nach Wasserau entlang und ließ den verwirrten Merry allein stehen. Als dieser sich umdrehte, sah er, dass er entdeckt worden war: Die Straße entlang kam eine große Gruppe von Banditen, die von einem Mann in dunklen Gewändern angeführt wurden. "Oh nein! Wir müssen Merry helfen!," entfuhr es Pippin und er sprang ebenfalls auf die Straße hinaus, Kerry mit sich ziehend. "Spinnst du?" rief sie. "Wir hätten ihn später befreien können! Jetzt schnappen sie uns alle!"
Die Gruppe kam heran und umstellte sie. "Jetzt haben wir euch," sagte einer der Banditen, ein gemeines Grinsen im Gesicht.
"In der Tat. Ihr seid also die Störenfriede, die im Grünbergland drei einfache Wanderer, die ihnen nichts getan hatten angegriffen und verletzt haben," sagte der Anführer der Gruppe. Kerry sah ihn sich etwas genauer an: Ein nicht allzu groß gewachsener, schmierig wirkender Geselle, mit dunklem Haar und bleicher Haut, gekleidet in schweren Stoff und dunklen Pelz. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und ihr wurde eiskalt, als sie ihn erkannte.
"Gríma Schlangenzunge," sagte sie mit hasserfüllter Stimme.
Fine:
Es war dunkel im Raum, denn nur ein kleines, vergittertes Fenster in der Tür spendete Licht. Die Mauern bestanden aus demselben schmutzigen Backstein, den sie bereits an vielen anderen neu errichteten Gebäuden gesehen hatten. Kerry rüttelte an den Fesseln, die ihre Hände an den hölzernen Tisch an dem sie saß ketteten. Sinnlos, befand sie. So schnell komme ich hier wohl nicht wieder raus. Sie blickte sich um als sie mit einem Mal hinter der fest verschlossenen eisenbeschlagenen Tür Schritte hörte. So beginnt es also, dachte sie als Gríma Schlangenzunge begleitet von zwei finster dreinblickenden Handlangern herein kam.
Schlangenzunge hatte sie auf der Straße nicht erkannt. Siie ihn jedoch schon. Jeder in Rohan kannte den ehemaligen Berater König Théodens oder hatte zumindest von ihm gehört. Und man kann nicht sagen dass man viel Gutes über ihn gehört hat, dachte sie. Kerry war oft genug in Edoras gewesen, um einen genauen Eindruck von Gríma Galdmódssohn zu bekommen. Damals war sie glücklicherweise zu jung gewesen um seine Aufmerksamkeit zu erwecken, doch inzwischen schien die Angelegenheit anders auszusehen. Gríma hatte die beiden Hobbits kaum eines Blickes gewürdigt als die drei Gefährten auf der Straße erwischt worden waren. Seine Männer hatten Merry und Pippin rasch entwaffnet und gefesselt. Es waren zu viele gewesen, um sie zu bekämpfen - das hatten die beiden gleich erkannt. Gríma war vor Kerry stehen geblieben und hatte sie mit einem unangenehmen Blick von oben bis unten gemustert bei dem sie geschaudert hatte. Sie hatte sich schutzlos und unverhüllt vor seinen Augen gefühlt. "Was starrst du denn so?," hatte sie hervor gestoßen als sie es nicht mehr ausgehalten hatte. Doch Schlangenzunge hatte darauf nichts geantwortet. "Bringt sie weg," hatte er schließlich nur gesagt. Seine Banditen hatten ihre Gefangenen gefesstelt, geknebelt und ihnen die Augen verbunden. So wusste Kerry nun nicht im Geringsten, wo sie war - geschweige denn wo man Merry und Pippin hingebracht hatte. Das ging wirklich gründlich schief, dachte sie.
"Jetzt werden wir beide uns unterhalten," erklang die schmierige Stimme Schlangenzunges als sich dieser auf einem Stuhl gegenüber Kerry niederließ. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. "Dir und deinen Gefährten werden üble Vergehen vorgeworfen," fuhr der Diener Sarumans fort. "Unerlaubtes Überqueren der Brandyweinbrücke, Wildern und Feuerlegen im Grünbergland und Übergriffe auf unschuldige Wanderer. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"
"Es hat keinen Sinn sich mit dir zu unterhalten, Schlangenzunge," gab sie zornig zurück. "Du wirst mir nur die Worte im Mund herumdrehen."
Der Name schien ihn wütend zu machen, doch gleich darauf fasste er sich wieder. "Es hat den Anscheind, dass du mich kennst. Nun, willst du mir nicht auch deinen Namen nennen? Gewiss stammst du aus Rohan. Der Sprache nach weder aus Ost- noch Westfold, nein. Stammst du aus Edoras? Oder Dunharg? Aus einem der Dörfer in der Umgebung? Wer war dein Vater? Deine Mutter? Warum kamst du in den Norden? Wie lange bist du schon in Eriador? Wo sind die Männer, die mit dir am Tor gesehen wurden?"
Die Fragen kamen nun immer schneller, doch Kerry blickte Schlangenzunge nur trotzig an. "Von mir erfährst du gar nichts," sagte sie entschlossen.
"Soll ich sie zum Reden bringen, Meister?" sagte einer der Handlanger Schlangenzunges.
Dieser schien einen Moment darüber nachzudenken. "Nein, Gared. Für Gewalt besteht kein Bedarf. Wir sind doch alle Freunde hier, nicht wahr, Kerevalline?"
Sie zuckte bei der Nennung ihres Namens erschrocken zusammen, doch Schlangenzunge fuhr ungerüht fort. "Das ist doch nicht dein wahrer Name, oder? Was hast du also zu verbergen, dass du es geheim hältst, aus Rohan zu stammen? Was versteckst du vor mir?"
Er stand auf und ging eine Weile nachdenklich im Raum auf und ab. "Ich möchte dir deine Situation genau vor Augen halten," sagte er dann, wieder im scheinbar freundlichen Ton. "Du bist allein. Deine Hobbitfreunde sind gefangen genommen und deine beiden anderen Begleiter sind fort und weit weg. Niemand wird kommen, um dich zu retten."
"Das werden wir ja sehen," gab sie trotzig zurück, doch innerlich spürte sie, dass Schlangenzunge recht hatte. Rilmir und Gandalf waren ohne ein Wort verschwunden, und Merry und Pippin waren Gefangene, wie sie selbst. Was sollte sie nun tun? Von wem konnte sie auf Rettung hoffen?
Schlangenzunge sah ihr die Zweifel sofort an. "Du beginnst zu verstehen, nicht wahr? Ganz allein bist du nun hier, und hast niemanden mehr, der dir hilft. Aber ich biete dir einen Ausweg! O ja. Sag mir wer du wirklich bist und wer mit dir über die Brandyweinbrücke gekommen ist. Ich will Namen hören! Dann werden wir dir Essen geben und du darfst dich innerhalb dieses Hauses frei bewegen. Ich werde dafür sorgen, dass man sich... gut um dich kümmert." Hierbei legte sich ein unangenehmes Grinsen auf sein Gesicht, bei dem es Kerry beinahe schlecht wurde. Nach allem, was sie über Annäherungsversuche Grímas an Éowyn, die Schwestertochter des Königs gehört hatte, konnte sie sich ziemlich gut vorstellen, wie Schlangenzunge sich um sie kümmern würde. Sie fühlte sich mit einem Mal, als würde sie keine Luft mehr bekommen und keuchte heftig auf.
"Nun? Wie lautet deine Antwort?," wollte Schlangenzunge wissen, der inzwischen genau hinter ihr stehen geblieben war. Sie konnte sich nicht richtig umdrehen da ihre Hände an den Tisch gefesselt waren, was ihre Situation noch unangenehmer machte. Denn jetzt legte er eine Hand auf ihre Schulter. Seine Finger waren schwitzig, fühlten sich dennoch sehr kalt an.
Ich halt' das nicht mehr aus. Sie schluckte ihren Abscheu herunter und beschloss, mitzuspielen. "Gebt mir etwas zu essen und ich denke darüber nach," sagte sie in halbwegs freundlichem Ton.
Gríma überlegte einen Moment und strich ihr beinahe sanft über den Kopf. Seine Finger glitten durch ihr Haar und sie unterdrückte gerade noch ein Zittern.
Schließlich wandte er sich ab und umrundete den Tisch in Richtung Tür. "Nun gut. Eine Geste meines guten Willens. Bring ihr etwas zu essen und mache die Fesseln etwas lockerer, damit sie es zu sich nehmen kann, Gared" wandte er sich an seine Handlanger. "Und dann, wenn ich zurückkehre, meine liebe Kerevalline, werden wir uns über die Wahrheit unterhalten," fügte er drohend hinzu, als er zur Tür ging.
Der Mann, den Schlangenzunge Gared genannt hatte machte ihre Handfesseln etwas lockerer, sodass sie die Arme bis an ihr Gesicht heben konnte. Danach folgte er Gríma nach draußen und verschloss die Tür mit seinem Schlüssel wieder.
Sie konnte hören, wie sich die Diener Sarumans draußen im Gang unterhielten. "Mein Herr wird zufrieden sein," sagte Schlangenzunge gerade. "Jetzt haben wir endlich diese Halbling-Unruhestifter gefasst. Ich habe sie mir vorhin genau angesehen, und wenn ich mich nicht täusche sind es dieselben, die damals für den Fall Isengards verantwortlich waren. Diese verdammten Baumwesen!" Es folgten eine Reihe von Verwünschungen und Flüchen, von denen Kerry die meisten noch nie gehört hatte.
"Einer der beiden gehört zur Tuk-Familie," fuhr Schlangenzunge schließlich fort, als die Stimmen begannen, sich zu entfernen. "Vielleicht können wir den Thain jetzt erpressen und zur Aufgabe zwingen," hörte sie noch, bis die Männer zu weit entfernt waren. Pippin, fuhr es ihr durch den Kopf. Er ist der Sohn des Thains. Ich darf nicht zulassen, dass sie ihn benutzen, um den Widerstand der Tuks zu brechen!
Verzweiflung stieg in ihr auf. Nur einmal zuvor hatte sie sich in ihrem Leben so verloren wie jetzt gefühlt.
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