Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Minas Tirith
Die Straßen von Minas Tirith
Vexor:
Elea…sie aus als damals, als sie aus den Verließen gekommen war. Die Tagen rotgeweint und ihr Gesicht ausgemergelt und fahl. Nun strahlt sie schon wieder ein bisschen des Glanzes aus, das ihr Gesicht getragen hatte, als sie sie zum ersten Male erblickt hatte.
Brianna zögerte, keineswegs wollte sie Elea gegenüber Araloths Aufenthalt erwähnen. Schließlich fuhr sie dann dennoch mit freundlicher Stimme fort.
„ Ach viel zu wenig, meine Liebe. Wir sehen uns einfach viel zu selten!“. Beherzt stand sie auf und hakte sich bei Elea unter und gemeinsam flanierten sie durch die Straßen der weißen Stadt im Süden. Brianna hatte Ioreth einen kleinen Zettel dagelassen, dass sie bald zurück sei.
Gemeinsam schlenderten die beiden Frauen durch die Gassen. Zwei Frauen die unterschiedlicher nicht sein könnten, die eine aus königlichem Hause, die andere die Tochter einer Familie von Spielleuten.
Sie hielten vor einem kleinen Geschäft an, indem winzige Spieluhren verkauft wurden. Winzige Sonnenstrahlen, hingen wie Banner der Hoffnung, vom schwarzen Wolkenhimmel herab und reflektierten sich in der Scheibe. Die Auslade im Schaufenster war fast vollkommen leer und als die beiden den Laden betraten war niemand da.
Brianna fuhr über die hölzerne Regale und bemerkte, dass sich der Staub dort in rauen Mengen absetzte.
„ Hallo? Ist jemand da?“, rief Elea, aber es schien als würde der schwere Teppich ihre Worte verschlingen, wie ein gieriger Wolf. Als sie erneut schrie kam ein gebückter Greis die Treppe hinunter. Er trug eine schiefe Brille auf der buckligen Nase und blinzelte sie aufrichtig an.
„ Oh Kundschaft…“.Leicht irritiert stieß er fast eine Spieluhr um. Es zeigte eine Frau, wenn sich Brianna anstrengte konnte sie sogar erkennen, dass es eine Elbe war, denn ihre Ohren liefen spitz zu. Die Frau streckte einen Arm weit in die Luft und auf ihrem Zeigefinger saß eine Nachtigall.
„ Es tut mir leid, in letzter Zeit bekomme ich nur selten Besuch, und erst Recht nicht von solch hübschen Damen, wie Ihr es seid“, lächelte der Mann. „ Wie kann ich euch dienen?“.
Elea unterhielt sich angeheitert mit dem Mann, während Brianna sich zu der Spieldose herunter bückte, die der Mann gerade eben beinahe umgestoßen hätte. Sie pustete leicht und winzige Staubflusen wirbelten durch die Luft, während sie versuchte die Gravur zu entziffern.
„ Lu-luthien Tinuviel“, las sie halblaut und der alte Mann drehte sich lauthals um.
„OH JA! Eines meiner besten Werke, junge Dame. Es zeigt die Elbe Luthien, sie war vor sehr sehr langer Zeit, die schönste Elbe Mittelerdes und gab ihr Herz einen Menschen, namens Beren.“
Er verstummte kurz, bevor er mit verschwörerischer Stimme fortfuhr, „ Man erzählt sich sogar, dass die Elbe gegen Sauron kämpfte und ihn bestahl.“
Brianna lächelte. „ Wieviel kostet sie?“, fragte Brianna. „ Aber gnädige Frau, wollt ihr nicht einmal hören, wie sie klingt? Sie-“. Brianna schüttelte den Kopf und entgegnete mit verträumtem Blick, „ Das ist nicht nötig.“
Verdutzt nahm der Mann die Brille ab und tupfte sich mit einem bestickten Tuch die Stirn ab. Er musterte Brianna und Elea einen Augenblick, bevor er hinter der Theke eine kleine Schatulle herausholte.
„Nehmt sie. Es ist ein Geschenk. Ich werde diesen Laden, sowieso verkaufen. Ich bin zu alt und mit der Niederlage am Schwarzen Tor, kommen kaum noch Leute nach Minas Tirith, um Spieluhren zu kaufen.“
Dankbar lächelnd, nahm Brianna die Schatulle entgegen und verließ mit Elea den Laden. Die Ladenklingel ertönte, als sie die Tür öffneten und ein kalter Wind blies ihnen entgegen, sodass Brianna die Augen zukneifen musste.
Sie stellte sich mit den Rücken in den Wind und ihr Kleid flatterte wie verrückt in der Böhe. Ihre Haare wurden nach vorne gerissen und einen Augenblick schien Brianna alles klar. Sie drückte Eleas Hand fest, welche sie daraufhin fragend anblickte.
„Was ist Brianna? Hast du etwas vergessen, oder wollen wir weitergehen?“
Brianna atmete tief ein und sagte mit entschlossenen Herzen, „ Ich werde einen Laden eröffnen!“
Sie schlenderte gemeinsam weiter, aber nicht ohne, dass sich Brianna noch mehrmals umblickte, als ob sie sichergehen wollte, dass der Laden im nächsten Augenblick nicht verschwunden war.
Thorondor the Eagle:
Schneidig pfiff der Wind zwischen den beiden hindurch und warf ihnen die Haare ins Gesicht. Elea sah auch noch einmal zurück und starrte an die grau schimmernde Fassade des Geschäftes. Die Fenster waren verstaubt und es sah düster dahinter aus.
Sie schaute Brianna an: „Dieser Laden? Wirklich?“
Ihr gegenüber nickte schelmisch grinsend: „Du musst ihn durch meine Augen sehen. Eine weiß Front, glasklare Fenster, frische Blumen in Regalen hinter der Scheibe. Stell dir die getrockneten Kräuterbuschen vor, wie sie zu duzenden von der Decke hängen. Der Geruch von Minze, Lavendel und Flieder kriecht dir in die Nase, wenn du die Türe einen Spalt breit öffnest. Auf dem Verkaufspult stehen ein Mörser aus Stein und eine alte Mühle. Ich kann ihn sehen, riechen und auch schon fühlen.“
Briannas Augen erstrahlten in hellem Glanz als sie von ihrer Vorstellung erzählte. Ein wenig konnte die Dunedain mitempfinden, aber von Geschäften hatte sie nur wenig Ahnung: „Ich werde dir helfen, so gut ich kann.“ Nickte Elea ihrer Freundin zu „Selbst, wenn ich nur die Vorhänge für dich nähe.“
Beide kicherten. „Was wird wohl Ioreth davon halten, wenn sie eine ihrer besten Heilerinnen verliert?“, fragte Elea.
„Ach, sag doch so etwas nicht“, antwortete Brianna bescheiden.
„Warum, ich denke du bist ein wertvoller zugewinn für die Heilhäuser von Minas Tirith.“
„Ioreth lässt sicherlich mit sich reden. Vielleicht kommen wir sogar überein, dass wir den Heilhäusern seltene Kräuter günstiger als gewöhnlich überlassen.“
„Qualität und Erfahrung hat schon seinen Preis“, sagte Elea bestimmt.
„Natürlich!“, stimmte Brianna zu.
Schweigend gingen sie ein Stück den Weg entlang und als ihre Heiterkeit etwas abflaute begann Elea nochmals nachzuhaken: „Hast du überhaupt das Geld für diesen Laden?“
„Ich weiß doch noch nicht einmal was er kostet, Elea. Und ja, ein wenig Geld habe ich aus Thal mitgebracht, von all dem was noch übrig war.“
„Wenn du Hilfe brauchst, sag es nur. Ich habe zwar kein Geld hier in Minas Tirith, aber ich kenne jemanden der mir noch, nennen wir es Gefallen, schuldig ist.“
„Werde ich machen. Oh Elea, du bist eine gute Freundin. Lange haben wir gebraucht um uns zu finden und jetzt verstehen wir uns so gut, obwohl wir uns mehr Unterscheiden wie Sonne und Mond.“
„Ja, doch sogar Sonne und Mond verbindet der Horizont.“
Arm in Arm marschierten die beiden über den Markt. Es war still und man hörte nur das trostlose Pfeifen des Windes, das bei starken Böen laut aufschrie und gleich wieder versiegte.
Der kalte Wind nahm stetig zu und fegte den letzten Schmutz des Winters hinfort. Eine gute Stunde gingen die beiden Frauen noch durch die Straßen und redeten über die Geschehnisse in Minas Tirith. Elea erzählte von Herumor und seiner Art sie zu umwerben. Sie erzählte vom Brand in der untersten Ebene der Stadt und von den armen, nun obdachlosen Menschen die es bewohnten. Und sie berichtete vom Fest zu dem sie eingeladen war und welches sie in Begleitung Herumors bestritt. Schließlich erreichten sie wieder die Heilhäuser.
Elea und Brianna zu den Häusern der Heilung
Vexor:
...Brianna von ihrem Haus
Elea schien ziemlich aufgebracht. Ich hoffe ihr geht es gut, vielleicht hat sie die Sache mit Herumor schon von anderer Seite erfahren. Ich muss noch einmal mit Paola sprechen
„ Guten Tag“, begrüßte sie ein zartes Mädchen mit rosigen Wangen, heller Haut und feuerroten Haaren.
Brianna hatte das Klingeln überhört, und schrak zusammen als das Mädchen plötzlich vor ihr stand. Sie trug ein rotes Kleid, was ihre Haut nur noch blasser erschienen ließ. Außerdem hatte sie unzählige Sommersprossen auf den Gesicht.
„ Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“, setzte Brianna dennoch freundlich hinzu.
Das Mädchen schlenderte, ohne etwas zu sagen durch den Laden, und fuhr mit ihren Fingern über sämtliche Gläser und Bücher, die in den Regalen standen. Hier und da klopfte sie mit ihren Nägeln gegen ein Gefäß, was ein klirrendes Geräusch verursachte, oder zog ein wenig an den herabhängenden, getrockneten Kräutern und Gemüse. Sie bewegte sich dabei so bewusst weiblich, dass Brianna schnell klar wurde, dass sie eine der Kurtisanen, unter Paolas Aufsicht, war.
„ Ach du bist gekommen, um den Heiltrank für Herleif zu holen nicht wahr?“, fragte Brianna lächelnd, obwohl sie die Antwort schon kannte, und kurz im Lager verschwand, um den Trank zu holen.
Sie kam mit vier Flaschen, voll roter Flüssigkeit zurück, die sie auf den Tresen stellte. Das Mädchen blätterte derweil, mit einem Gesichtsausdruck der sowohl Freude, wie auch Langeweile ausdrückte, in einen der Bücher über Kräuter des Nordens.
„ Hier bitte schön. Ich habe zwei verschiedene Tränke gebraut, die ihr Herleif verabreichen könnte.“ Sie deutete auf den dunkelroten, der einen leichten Purpurstich hatte. „ Diesen bekommt sie die ersten drei Tage verabreicht. Es ist ein starkes Konzentrat. Ich habe ein wenig Holunder beigemischt, damit er nicht ganz und gar bitter schmeckt. Der andere“, er hatte einen helleren, rosigeren Farbton“, darf sie mit Wasser verdünnt, dann eine weitere Woche trinken. Die beiden fördern die Wundheilung von ihnen und mindern die Infektionsgefahr, oder die Gefahr von Fieber.“
Das rothaarige Mädchen stellte das Buch verkehrt herum in das Regal zurück und hüpfte beherzt zum Tresen, wo sie die Flaschen in Empfang nahm.
Sie kramte in den winzigen Beutel, den sie um ihren Körper trug, und legte drei Goldmünzen auf den Tisch.
„ Hier bitte schön, für eure Mühen!“.
Brianna legte Lächelnd die Finger auf die Münzen und schob sie wieder in Richtung des Mädchens, „ Nein danke! Ihr müsst mich nicht dafür bezahlen. Ich bin froh euch helfen zu können.“
Das Mädchen schüttelte hartnäckig den Kopf streckte die Zunge heraus und lief aus den Laden, während sie noch schrie: „ Wenn ihr das Geld zurückgeben wollt, dann müsst ihr schon zu Paola persönlich gehen und es zurückgeben!“.
Brianna lachte und schüttelte den Kopf, während sie die Münzen aufsammelte, denn das Mädchen hatte ihren gesamten Beutel auf den Boden verteilt und es waren bestimmt schon an die 35 Goldmünzen, die Brianna vom Boden aufgelesen hatte.
Heute kommt sicherlich niemand mehr. Ich denke ich werde wirklich Paola aufsuchen. Ich muss sie noch ein paar Sachen fragen, außerdem will ich mich nach Herleif erkunden und fragen, wie es wohl ihren Wunden geht.
Sie legte den weißen Schal um die schmalen Schultern, bevor sie den zitronengelben Mantel überstreife. Sorgfältig vergewisserte sie sich noch einmal, dass alle Fenster geschlossen waren und Lichter gelöscht, bevor sie den Laden verließ und zusperrte.
Die Sonne war gerade dabei, hinter einer schwarzen Wolke zu verschwinden, als Brianna auf die Straße trat. Ihr Geschäft lag im dritten Ring der Stadt und von hier aus hatte man schon einen relativ guten Überblick über die restliche Stadt. Das alles war natürlich nichts gegen die Aussicht, die sie von den Heilhäusern aus genossen hatte.
Sie ging ein paar Schritte auf die Mauer zu und blickte über sie hinweg in den zweiten Ring hinunter, in dem die winzigen Menschen emsig umher wuselten.
Brianna wollte sich gerade umdrehen, als ihr Blick auf das Tor der Stadt fiel. Auf dem weißen Gestein, welches seitdem sie angekommen war unbemannt gewesen war, standen rechts und links vom Tor zwei Standartenträger. In ihren Händen eine Flagge haltend, die Brianna einen Stich ins Herz versetzte. Ein verzehrtes, grausames blutrotes Auge, auf pechschwarzem Hintergrund, flatterte im Wind, wie zum Hohn über die Bürger Minas Tiriths. Brianna konnte nicht erkennen, ob es Menschen oder Orks waren, die die Standarte hielten.
So geht die Stadt der großen Menschen vor die Hunde. Solange habe ich nicht die direkten Auswirkungen des Krieges in Minas Tirith gespürt, aber langsam und schleichend holt mich der Krieg wieder ein.
Brianna wurde mulmig und sie dachte an Herleif, wie sie blutend in der Gosse gelegen hatte, und sie stürmte sie noch einmal in ihr Geschäft, um den kleinen Dolch zu holen, den sie in die Innenseite ihrer Stiefel steckte. Sie setzte sich auf ihren Stuhl hinter den Tresen, erschöpft und auf eine gewisse Weise traurig.
Ich vermisse Araloth. Wann kommt er denn wieder?
Es war bereits stockdunkel, als Brianna den Laden verlies und sich selbst für ihre Dummheit rügte, gewartet zu haben bis es dunkel war. Sie stellte sich nochmal bis an den Rand der Mauer, um sicher zu gehen, dass die Banner des dunklen Landes noch immer auf den Zinnen des Tores flackerten. Zu ihrem Leidwesen war das Zeichen der Verachtung noch immer gegenwärtig. Es schien erstaunlich kalt für diesen Herbsttag zu sein und als Brianna ihren üblichen Weg nahm, um nach Hause zu gehen, schlug sie trotz der späten Stunde den Weg zum Haus der Kurtisanen ein.
Es war ein relativ kleines Haus für die Menge an jungen Mädchen und Frauen, die dort lebten. Seine Fassade stach vor allem durch die Blumentöpfe heraus, die an den Fensterläden hingen und die mit roten Vorhängen verhangen Fenster. Brianna kam es bizarr vor, dass ihr, als sie davor stand, dass Haus in seltsamer Weise an die Banner Mordors erinnerte. Sie klopfte nur kurz und trat hinein.
„Hallo? Paola seid ihr da?“, rief sie, während sie ihren Mantel und Schal abnahm und an den Haken neben der Tür hing.
„ Ah Brianna da seid ihr ja“, kam ihr Paola entgegen, die seltsam angespannt wirkte, „ habt ihr schon das Neueste gehört? Eines meiner Mädchen hat einen der Neun bei uns in der Stadt gesehen!“
Die Neun? Ich habe schon so viel über diese Wesen gehört, aber genaueres weiß ich nicht.
Brianna zum Haus der Kurtisanen
Thorondor the Eagle:
Elea und Karthull aus Briannas Wohnung in der Spielmannsgasse
Wie ein Nadelstich der sich tief in ihr Herz bohrte, fühlten sich die Vorwürfe Briannas an. Erschreckenderweise verstand sie ihre Freundin jedoch und sie hatte Recht, nichts anderes hatte Elea für sich selbst getan. Aschgrau war der Himmel als sie die Straße betrat und zu beider Seiten saßen ihre Leibwächter an die Wand gelehnt. Wortlos standen die beiden auf und folgten ihr auf Schritt und Tritt.
Ich habe Helluin allein gelassen! Wofür? Für mein eigenes Wohl… Ich bin eine schlechte Mutter, seine Bedürfnisse sollten an erster Stelle stehen, das ist das Los, das eine Mutter zieht und dass sie jederzeit bereit ist einzugehen. Helluin verzeih mir, hoffentlich kannst du mir jemals verzeihen… hoffentlich sehe ich dich wieder.
Es war kalt an diesem winterlichen Nachmittag. Die Sonne hatte ohnehin kaum Kraft zu dieser Jahreszeit, doch die dunklen Wolken schirmten sie zusätzlich ab. Mit festem Griff hielt Elea ihren dicken Mantel geschlossen. Sie stoppte einen Augenblick und starrte auf die Gebäude. Vor ihr offenbarte sich Fen Hollen, der Eingang in die Grüfte und ein starker Wunsch überkam sie. Es war gleich nebenbei eine etwas kleinere Türe, aber bei weitem nicht weniger bemerkenswert. Sie näherte sich den schweren Holztüren und berührte sie mit einer Hand.
„Ich möchte bitte einen Augenblick alleine sein“, sagte Elea ein wenig flehend.
„Was ist das hier?“, fragte einer der Korsaren.
„Eine Gedenkstätte“, antwortete sie.
„Ich muss zumindest einen Blick hineinwerfen. Herumor hat befohlen euch streng zu bewachen. Wer weiß wem ihr dort eure Geheimnisse anvertraut.“
„Niemandem… außer vielleicht zierlosen Buchstaben gemeißelt in fahlen und kalten Stein, bei denen ich erzittere, wenn meine Haut ihre Konturen ertastet. Mehr als nur meine Vergangenheit verbindet mich hiermit…“
„Herrin, ich verstehe nicht.“
Elea gab der Tür einen starken Ruck und sie öffnete sich. Staub wirbelte auf und Stieg Elea vor die Augen: „Hier ist das Grab meines Mannes, obwohl auf dem Schlachtfeld nichts von ihm überblieb nachdem der Feind noch auf ihn einhackte als er schon tot war.“
Sie verschwand in der Dunkelheit des Raumes und einer der beiden ging ihr nach. „Hier, nimm die Fackel“, hörte Elea noch den zweiten rufen.
Ein oranger, greller Schein durchzuckte das Schwarz der Schatten. Der schmucklose Raum war leer, abgesehen von Elea die sich vor eine Wand kniete: „Du siehst, hier ist niemand außer mir. Lass die Fackel in der Türhalterung und schließe das Tor.“
Eleas Unterkiefer bebte als sie immer und immer wieder den Namen Haldar las: „Warum nur habe ich ihn alleine gelassen. Ich habe deinen Sohn einem einsamen Schicksal übergeben. Er hat dich verloren und ich habe ihn verlassen. Um meinetwillen, selbstsüchtig und stur. Ich wünschte ich wäre nie hier her gekommen. Hätte ich nur vorher schon gewusst, zu welcher Verzweiflung mich dieser Weg führt. Ich bin grausam…“
„Grausam?“, kam überraschend eine Stimme aus der Ecke. Elea zuckte zusammen, sie wollte schreien, doch die Frau deutete ihr still zu sein. Sie hatte dickes, braunes Haar und ihre Augen waren dunkel umrandet. Sie wirkte wie ein Schatten, doch etwas einzigartig Geheimnisvolles umgab sie und ein verborgenes Lächeln lag auf ihren tiefroten, spitzen Lippen.
„Was macht ihr hier? Wer seid ihr?“, fragte Elea verschreckt.
Die Fremde zog das Kleid an ihrem Dekolleté ein wenig zu Seite und die schwarzen Konturen einer Rose kamen zum Vorschein, deren dorniger Stiel einen Dolch verschlang. „Ihr habt mir den Brief geschrieben!“
Sie nickte zustimmend: „Ich bin Paola.“
Thorondor the Eagle:
„Was macht ihr hier?“, fragte Paola „Was ist in Briannas Wohnung vorgefallen, dass ihr so schnell wieder heraus seid?“
„Ich habe ihr gesagt, dass Araloth in den Verliesen ist und nicht in Dol Amroth“, antwortete Elea „Dies war ein Schlag ins Gesicht für sie. Sie war so aufgebracht, sie war so ungehalten, ich sah den Hass in ihren Augen. Sie hasst mich.“
Etwas überrascht schauten ihr die smaragdgrünen Augen Paolas entgegen: „Sie hasst dich doch nicht. Nein, ganz im Gegenteil. Sie hat nur das Temperament ihrer Eltern in sich. Du musst sie verstehen, zwei ihrer meist geliebten Menschen haben sie hintergangen, sie ist verletzt, aber sie hasst dich nicht. Deine Entscheidungen waren die richtigen.“
„Ich bereue auch nicht, was ich getan habe. Zumindest nicht gegenüber Brianna.“
„Nur die Tatsache, dass du deine Familie allein gelassen hast?“, fragte die Kurtisane.
Elea dachte einen Moment an Helluin, an seinen langen Schatten als er gegen den Sonnenuntergang und aus Imladris ritt: „Ja, meine Familie bzw. was davon übrig blieb. Mein Sohn genießt nun eine umfassende Kampfausbildung weit entfernt, verborgen. Und dies alles tut er vermutlich nur um seinem Vater zu folgen…“, demonstrativ zeigte sie auf die eingravierten Buchstaben in der Steinkammer.
„Und denkst du, er hätte sich den Kampf nicht lehren lassen, wenn du bei ihm geblieben wärst?“
„Wenigstens hätte ich ihn schützen können.“
„Du bist seine Mutter, nicht seine Leibgarde. Im jedem Leben kommt der Punkt wo sich zwei Wege voneinander trennen nur um später wieder auf neue zu treffen. Ich glaube wir sind, wonach wir streben und was wir bereit sind dafür zu geben. Du hast dich bereit erklärt hierher zu kommen und ich denke du sollst nun die Rolle spielen, die das Schicksal für dich vorgesehen hat.“
„Und wie soll das Leben hier mit mir spielen?“
„Die Obersten der Gefolgschaft Aragorns sind gefangen und sie werden früher oder später wegen Hochverrats hingerichtet werden. Wir brauchen jemanden, der stark ist und in dem mehr Mut steckt als man ihm zutrauen würde. Und das hast du getan in den Heilhäusern. Du bist über dich selbst hinaus gewachsen. Wir brauchen dich an unserer Seite, Elea.“
„Aber was ist mit Herumor… und Helluin“, fragte die Dunedain.
„Die Erpressung? Herumors Arm mag lange genug sein um ihn zu erreichen, doch er muss aufpassen, dass sein Feind ihn nicht abschlägt. Das ist gewiss. Was sagst du nun?“
„Diese Entscheidung kann ich wohl kaum sofort treffen. Du hast mich geradezu überrumpelt.“
„Dann nimm dir Zeit, solange wir noch etwas davon haben… Geh nun, ehe die zwei da draußen Verdacht schöpfen. Ich werde dich finden zu gegebener Zeit. Leb wohl.“
Und so wie Paola aus dem Schatten der Tür gekrochen kam, so verschwand sie auch wieder. Elea nahm die Fackel aus ihrer Wandhalterung und öffnete die schwere Eichentür. Die zweit Gesichter der Korsaren blickten überrascht auf sie.
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