Brianna, Paola, Araloth, Elea und Ioreth von den VerließenAußer Puste rasteten die Flüchtlinge und Brianna half Araloth sich auf ein paar Stufen zu setzen. Er sah fürchterlich aus. Hunderte kleiner Schnitte entstellten sein jugendliches Gesicht und verkrustetes Blut zog sich wie ein Mantel über seine Wangen. Seine sonst so glänzenden pechschwarzen Haare waren verfilzt und voller Dreck.
„ Oh Liebster“, flüsterte Brianna und sie schämte sich für den mitleidsschwangeren Ton, den sie angeschlagen hatte.
„ Ich muss ja blendend aussehen“, röchelte Araloth und versuchte zu Grinsen, wobei er jedoch schmerzverzehrt drein blickte.
Tränen stiegen Brianna in die Augen und sie kramte in den Beutel nach einem Tuch, worauf sie ein paar Tropfen desinfizierenden Alkohol träufelte und anfing Araloths Hände und Gesicht und Blut und Schmutz zu säubern. Liebevoll tupfte sie die Wunden und entlang, während Araloth mit geschlossenen Augen ruhte. Er verzog kaum eine Mine und genoss die Nähe zu seiner Geliebten.
Soll ich ihm davon erzählen, oder nicht?, dachte Brianna und streichelte sich mehrmals flüchtig über den Bauch, als hoffte sie Araloth würde sie von selbst darum bitten.
Die anderen hielten sich abseits von ihnen auf und flüsterten angestrengt miteinander. Brianna verstand nur Wortfetzen und es interessierte sie auch nicht. Und wenn um sie herum Heerscharen von Orks gestanden hätten, sie wollte jetzt nur Allein sein mit Araloth, den Vater ihres Kindes.
„ Ich…ich…“, fing Brianna an zu stammeln als sie Tuch und Alkohol wieder einpackte. Viel hatte es nicht geholfen, aber immerhin waren die meisten Wundern gesäubert und von Schmutz und Blut gesäubert worden, „…ach unwichtig!“.
Araloth lächelte nahm seine großen Hände und streichelte Brianna über die Wangen, bevor er sie innig küsste.
„ Ich habe dich so vermisst Liebste. Beregond brachte mir ab und zu Kunde von dir, ob du wohl auf warst. Ständig war ich bei dir!“.
Seine Meergrauen Augen musterten Briannas, die trübselig zu Boden blickte.
„ Schatz was ist denn los?“, fragte er sie aufmunternd und fuhr ihr durchs braune Haar.
„ Ach…ich…ich frage mich nur, was sie dir alles angetan haben müssen. Du siehst fürchterlich aus.“
Araloth blickte voll Scham zu Boden und eine strenge Schnitte durschnitt die Stille.
„ Dinge, die jeden Mann erniedrigen würden und die du dir nicht einmal vorstellen kannst, Kindchen“, entgegnete Ioreth.
Brianna blickte in das runzlige, alte Gesicht, welches sie schon so oft in den Heilhäusern gemustert hatte und beließ es bei einem Nicken. Selbst nach dem Aufenthalt in den Verließen und den Erniedrigungen, die sie erfahren haben musste, war sie noch immer so stur und standfest, wie eh und je.
„ Ich unterbreche euer Wiedersehen ja nur recht unwillig, aber wir müssen weiter und dafür sorgen, dass Ioreth und Araloth die Stadt verlassen können“, fuhr Paola, die mit verschränkten Armen im Halbdunkel der Gasse stand, die Unterhaltung der übrigen vier.
„ WAS?!“, fuhren Elea und Brianna gleichzeitig auf, was beide zu einem flüchtigen Lächeln brachte.
„ Nein, nein, nein. Ich möchte Araloth nicht schon wieder gehen lassen, wo soll er denn überhaupt hin?“. Briannas Worte überschlugen sich fast, während sie ratlos von Paola zu Araloth und Ioreth blickte.
„ Nach Dol Amroth“, stellte Araloth entschlossen fest und richtete sich langsam und sichtlich unter Schmerzen auf.
Vollkommen schockiert drehte sich Brianna zu dem hochgewachsenen Mann aus der Schwanenstadt um und es kam ihr voll, als hätte er ihr ein Messer in den Rücken gerammt.
„ Ab…Ab…Aber Schatz“, wisperte sie und Tränen stiegen ihr in die Augen, die sie mit einer unscheinbaren Handbewegung vertrieb.
„ Er ist hier nichtmehr sicher Brianna, glaub mir“, sagte Elea und legte ihre Hand auf Briannas Schulter.
„ FASS mich nicht an!“, schrie Brianna und schlag Eleas Hand weg, welche sie erschrocken zurückzog, „ Du hast mir hier überhaupt nichts zu sagen. Wegen dir sind Ioreth und Araloth doch in dieser Situation!“
Brianna kochte nun vor Wut, aber keiner der Anwesenden schien ihr zu helfen. Ioreth und Paola mieden ihren Blick, während Araloth sie mit gütigen Dackelaugen anblickte.
„ Schatz…Brianna beruhige dich“, flüsterte er liebevoll und nahm Brianna in den Arm, „ wir werden uns sicherlich wieder sehen, aber hier ist es zu gefährlich für mich und ich bringe dich dadurch nur in Gefahr. Dol Amroth brauch mich nun viel mehr! Weißt du warum ich weiß, dass wir uns wieder sehen?“, er machte eine Pause und blickte Brianna tief in die Augen, „weil ich dich liebe! Ich liebe dich so sehr, dass ich die Folter in den Verließen überstand!“
Brianna schluchzte und gab sich der Umarmung vollends hin, „ Ich liebe dich auch!“.
„ Können wir dann endlich weitermachen?“, sagte Paola mit genervter Stimmlage.
Brianna nickte, aber alle wandten sich zu Elea um, als diese verhalten „Nein“ sagte.