Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Nah-Harad und Harondor

Aín Sefra - In der Stadt

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Melkor.:
Nachdem Músab seine Gäste verabschiedet hatte, betrat er wieder seine Residenz. Mit einem einfachen "Hmm" sank er langsam auf dem Stuhl in seinem Arbeitszimmer. Dort hatte sein Berater bereits einige Papiere und Briefe abgelegt, die noch eine Unterschrift von ihm benötigten. Anträge über Steuersenkungen, Truppenverschiebungen und auch politische Aktivitäten wurde in den Briefen gestellt.  Nachdem er die ersten Unterschriften auf das Papier gesetzt hatte, wurde er von einen kurzen Klopfen an der Tür gestört.
"Herein" sagte Músab, der sich jedoch nicht von den Staatsangelegenheiten ablenken ließ.
"Wie war das Gespräch mit deinen Gästen?" fragte Alára, lehnte sich mit verschränkten Armen an die helle Wand und versuchte, einige Blicke über Músabs Kopf hinweg zu erhaschen.
Músab drehte sich zu seinem Bruder und sagte: "Leider konnte ich nicht mehr herausfinden. Trotzdem denke ich, das Mädchen, Aerien, verheimlicht uns noch etwas..." sagte er zu Alára.
"Meinst du?" überlegte dieser.
Músab zögerte und wandte sich wieder den Papieren zu. "Sie war vorhin öfters angespannt, das könnte aber auch an deinem grobes Verhalten liegen." sagte er mit einem Grinsen. Alára lachte eher weniger und berichtete davon, dass Tamal noch immer im Kartenraum auf ihn warten würde.
Músab nickte bekräftigend. "Der Mörder von Mutter wird mit Blut bezahlen, das schwöre ich!" sagte er zu Alára und reichte ihm die Hand. Dieser schlug sofort ein und gab zu verstehen dass er ebenso dachte.

Músab betrat den Kartenraum und fand dort Tamal, Gatisen und Silko bei einer Unterhaltung vor. Als Músab dazu trat, unterbrachen sie das Gespräch.
"Tut mir leid, mein Sohn. Ich habe dich ganz vergessen," entschuldigte Músab sich für seine Verspätung. Tamal nahm die Entschuldigung an und begann über das Treffen mit den verschiedenen Fürsten zu sprechen."Sa'amun von Ta-Mehu hat zugesagt, das alte Bündnis wieder zu schließen. Er bittet jedoch darum,  dass du persönlich zur Unterzeichnung kommst. Dihya war jedoch nicht anzutreffen ... " berichtete Tamal. "Gut - was ist mit den Reichen von Yamama und Najran? Werden sie uns im Kampf gegen die Ashaj unterstützen?" fragte Músab erwartungsvoll.
"Nein. Bislang haben sie kein Interesse an einem Bündnis - vielleicht solltest du selbst nochmal mit ihnen reden. "sagte Gatisen, der gerade einige alte Karten anschaute. Nachdem sie einige Augenblicke über die diplomatischen Angelegenheiten sich unterhielten platzte Alára in den Raum herein.
"Músab, ein Mann bittet um eine Audienz bei dir."
Músab schaute verwundert drein. "Jetzt noch? Sagt ihm, wir werden ihn morgen gerne empfangen." antwortete er und wandte sich wieder den Gespräch zu.
"Músab, er sagte er hätte eventuell wichtige Informationen über den Mörder von Mutter," erklärte Alára. Músab ,der nun hellhörig wurde, entschuldigte sich bei seinem Sohn und seinen Neffen und folgte Alára in den Audienzsaal.

Dort trafen sie einen Mann, der in einem schwarzen Umhang gehüllt war. Die vier Leibwächter Músabs hatten ihre Waffen bereits geschultert, sollte er auf dumme Gedanken kommen.
"Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" fragte Músab mit gewisser Vorsicht in der Stimme.
"Ich bin Aglazôr, ein Abenteurer, der von dem schändlichen Überfall auf Euch gehört hat. Vielleicht habe ich einige Informationen für Euch - gegen gute Bezahlung versteht sich." sagte der Fremde. Nachdem Alára den Sachverhalt erklärte begann Aglazôr wieder: "Nun, ich denke ich habe durchaus interessante Informationen für euch, jedoch muss die Bezahlung stimmen." sagte er mit einen zweifelhaften Lächeln.
"Also gut - welche Informationen habt Ihr über den Mörder unserer Mutter?" fragte Músab, der neben Alára stand und seine Arme verschränkt hatte. Músab warf einen kleinen Beutel Münzen zu Aglazôr hinüber, der ihn geschickt auffing. "Den Rest gibt es, wenn du uns mehr Details erzählt hast!"
Als der Fremde seinen Mantel öffnete um den neuen Beutel zu verstauen fiel Músab der Geldbeutel auf, den er erst vor kurzen Aerien Bereneth geschenkt hatte. Mit einem Wink zogen die Wachen ihre Waffen und umkreisten Aglazôr.
"Woher habt Ihr diese Münzen?" Aglazôr hob langsam seine Hände" Von meiner Nichte... Azruphel Belkâli von Haus Balákar."

Melkor.:
Beim Wort Balákar wurden Músab und Alára hellhörig.
"Ihr stammt aus dem Haus Balákar?" fragte Alára verwundert. "Dann seid Ihr... Ihr seid einer der schwarzen Numenorer!" Die Wachen traten einen Schritt näher an Aglazôr, die Waffen immer noch auf ihn gerichtet. Dieser schien jedoch nicht eingeschüchtert zu sein, sondern begann, nun ganz genau über seine Herkunf zu berichtent: über seinen Bruder Varakhôr, aber auch über seinen Vater und dessen Schwester.
"Meine Tante Belazîl verschwand eines Tages spurlos, seitdem habe ich sie zu meinem großen Bedauern nie mehr gesehen," sagte der Mann aus Mordor.
Mit einem Wink befahl Músab den Wachen, sich zurückzuziehen. Obwohl der König von Kerma sich unsicher war, ob es eine gute Entscheidung war, erklärte er Aglazôr, dass Belazîl die Mutter von ihm und Alára gewesen war.
"Dann ist sie...  also tot?" fragte Aglazôr ungläubig.
Músab nickte schwer betroffen. "Was wisst Ihr über den Mörder?" wollte der König wissen. "Jede Information könnte uns helfen, ihn aufzuspüren."
Nachdem Aglazôr über einen schwarzen Numenorer in Qafsah berichtete, der mit dem von Músab beschriebenen Täter fast identisch war, hatten sie nun einen neuen, wichtigen Anhaltspunkt gefunden.
"Eure Nichte Azruphel, von der ihr diesen Beutel habt; ist sie noch in der Stadt?" wollte Músab neugierig wissen.
"Ja, ich fand sie in ihrer Herberge vor, in Begleitung einer Frau und eines Mannes," bestätigte Aglazôr.
"Aerien Bereneth!" sagte Músab, der kurz in Gedanken versunken war. 
Aglazôr nickte bestätigend. "Zumindest hat der Mann sie so genannt."
Músab bedankte sich bei Aglazôr für die Informationen und warf ihm einen weiteren Beutel rüber. Aglazôr verstaute den Beutel neben dem anderen, bedankte sich und bot weitere Dienste an. Schließlich verließ er die Residenz.

Auf Befehl Músabs ging eine kleine Gruppe der Wache zur Herberge wo Aerien vermutet wurde. Alára selbst führte den Trupp an. Als sie die Herberge erreichten entdeckten sie den Gondorer namens Beregond, der alleine in der Schänke unter den Zimmern saß.
Alára und zwei Männer betraten die Schänke, der Rest verteilte sich um das Haus herum, falls jemand Versuch zu flüchten unternehmen sollte.
"Seid ihr Beregond von Gondor?" fragte Alára den Mann, der soeben seinen Becher anhob.
Beregond blickte ihn misstrauisch an. "Wer will das wissen?"
"König Músab von Kerma," erklärte Alára. "Er hat einige Fragen an Aerien - oder sollte ich lieber Azruphel sagen?"
Der Gondorer zog eine Augenbraue nach oben. "Aha. Ich verstehe. Aeriens Onkel hat eurem König offenbar einen Besuch abgestattet. Also gut. Es besteht kein Grund, grob zu werden. Am besten gehe ich zu König Músab und erkläre ihm alles. Aber wisst, dass Aerien jetzt ein Feind Mordors ist."

Als die Männer die Residenz erreichten hatten, erklärte Beregond Músab, dass Aerien die Stadt bereits verlassen hatte. "Euer Majestät, Ihr solltet eines über Aerien Bereneth wissen," setzte er an, doch Músab unterbrach ihn scharf.
"Ihr meint wohl Azruphel von den schwarzen Númenorern,[/i]."
Beregond verzog das Gesicht, doch er versuchte erneut, Músab zu beschwichtigen. "Sie hat mit Mordor und ihrer Vergangenheit gebrochen. Es besteht kein Grund..."
"Sie hat mich getäuscht, das ist Grund genug," beendete Músab die Diskussion. "Ich danke Euch für Eure Offenheit, Beregond, Baranors Sohn, doch für heute habt Ihr genug gesagt."
"Bevor ihr geht hätte ich noch eine Bitte an Euch," sagte Músab zu dem Gondorer. "Ihr könnt besser und schneller nach Gondor gelangen als meine Wenigkeit, darum bitte ich Euch um Folgendes: Gebt diesen Brief von mir eurem Vorgesetzten," bat Músab und erwartete eine Antwort von Beregond. Nach einem Augenblick des Nachdenkens nickte dieser zögerlich und nahm den Brief entgegen.
Nachdem Músab und Alára Beregond zum Tor der Residenz begleitet und dort dankbar verabschiedet hatten schickte Músab vier seiner loyalsten Männer auf die Suche nach Aerien.
"Findet sie und bringt sie zu mir, aber unversehrt!" schärfte er ihnen ein. Mit diesen Worten brach die Gruppe von vier Männern in die Nacht hinein auf.

kolibri8:
Nach dem Majles begab sich Qúsay wieder in Marwans Palas und empfing noch den restlichen Tag lang Einwohner und Gäste der Stadt, die dem neuen Großkönig huldigen wollten.

Am späten Abend des darauf folgenden Tages traf sich Qúsay mit Marwan und einigen seiner Hauptmänner, um über den bevorstehenden Krieg zu beraten. Sie standen in einem Kartenraum im Westflügel des Palas und eine kühle Prise zog durch den Raum, da alle Fenster und Türen offen standen.

„Nun, wie viele Männer werden wir in Ain Sefra mustern können ein schließlich der Sklaven, die sich freiwillig meldeten?“, fragte Qúsay.
„Fünfhundert Mann, vielleicht sogar Eintausend, Herr“, antwortete einer der Hauptmänner, je nachdem wie viele der hier gehaltenen Sklaven und der übrigen Einwohner bereit sind zu kämpfen.“
„Dann haben wir hier also knapp fünftausend Krieger hier versammelt“, fasste Qúsay zusammen. „Wie viele werden bis Ende der Woche hier sein?“

„Vielleicht etwa dreitausend weitere Krieger“, antwortete Marwan. „Hängt davon ab, wie schnell die Meldereiter unserer Fürsten sind.“
„Achttausend also“, erwiderte Qúsay nickend, „Gut. Wenn die Männer gemustert und ausgerüstet sind, werden wir das Heer teilen“, dann wandte er sich an Marwan, „Du wirst die eine Hälfte nehmen und nach Osten ziehen. Versammle die Heere der dortigen Stämme und sichere die Grenze nach Eryan und Khand. Ich werde die andere Hälfte nach Westen führen und versuchen Umbar von Quafsah abzutrennen, Mich dann im Süden mit den Heeren der Kinahhu, Ugaritern, Tamazikhen und den Königreichen im Süden zu vereinen und Umbar einzunehmen. Wenn uns die Götter hold sind, werden wir uns dann vor Quafsah wieder sehen.“

„Umbar wird schwer einzunehmen zu sein“, wandte Marwan nachdenklich ein, „und wenn der Hafen nicht ebenfalls blockiert wird, kann eine Belagerung Jahre dauern.“
„Das stimmt, wir müssen sichergehen, dass die Flotte der Kinahhu jener Umbars gewachsen ist.“ Bei diesen Worten kramte Qúsay eine Schriftrolle hervor und legte sie auf den vor Tisch. Der Text war in einer fremden Schrift und Sprache gehalten, doch die gezeichneten Miniaturen zeigten einer deutliche Sprache, wie Feuerstrahl von einem Schiff auf ein anderes überging.
„Diesen Text habe ich vor Jahren aus der fürstlichen Bibliothek von Umbar mitgehen lassen. Das ist die alte Schrift und Sprache der Númenorer, die ich leider nicht imstande bin zu lesen“, erklärte Qúsay, fügte aber bestimmt hinzu: „Aber, wenn ich die Bilder richtig deute, behandelt dieser Text die Herstellung und Verwendung von Seefeuer. Und außerdem, wie man Maschinen baut um es auf Schiffen und an Land zu benutzen. Mit diesem Wissen könnten wir die umbarische Flotte zerstören.“

„Nun gut Qúsay, selbst wenn es so ist, wie du sagst“, sprach Marwan zweifelnd, „dies bringt uns wenig, wenn wir nicht lesen können, was dort steht.“
„Dann brauchen wir einen Dunklen Númenorer, der uns dies übersetzt“, antwortete Qúsay.

Sie wurden durch einen Krieger unterbrochen, der an die offen stehende Tür klopfte. Qúsay winkte ihn herein und bat ihn zu sprechen. „Meine Herren“, sagte dieser mit einer leichten Verbeugung, „die ersten Berichte unserer Späher sind eingetroffen.“ Dabei reichte er Marwan einige Papyri, die dieser annahm und sofort eindringlich studierte. Kurz darauf ließ er ein verärgertes Seufzen hören. „Ein Söldnerheer der Toquz zieht einige Meilen südwestlich von hier in Richtung Quafsah.“
„Wie viele Krieger?“, fragte Qúsay besorgt. „Fünftausend, alle auf Pferden wie es scheint“, antwortete Marwan.
Qùsay ließ beunruhigt Luft aus seinem Mund entweichen. „Wenn dazu auch nur die Hälfte von Súladans Heer stößt, sind wir selbst mit Achttausend deutlich in der Unterzahl, und wenn sie alle beritten sind, werden wir sie nicht abfangen können, bevor sie Quafsah erreichen“, überlegte Qúsay laut, „gibt es auch gute Nachrichten?“ „Nur bedingt“, antwortete Marwan und laß von einem weiteren Papyrus. „Eine karlukische Sklavenkarawane aus Khand, wird wohl in zwei Tagen hier ankommen. Sie scheinen wohl einige hundert Sklaven aus dem Norden mit sich zu führen.“
„Gut, wenn sie ankommen, werden wir diese Sklaven alle aufkaufen. Das werden wir mit jedem Sklavenhändler, der hier in den kommenden Tagen einkehrt, machen. Dann rüsten wir diese Sklaven aus und setzten sie als Ghilmanen ein, falls sie nicht freiwillig kämpfen wollen. Besser als nichts“, schloss Qúsay und sah nach draußen. Es wurde merklich dunkler. „Nun denn, wir werden morgen mit den Fürsten im Thronsaal beraten. Für heute sei es genug.“

Mit diesen Worten verabschiedete Qúsay seine Hauptmänner und wünschte ihnen, „Gute Nacht“ und ging dann selbst schlafen.

kolibri8:
Am nächsten Tag begab sich Qúsay zum Thronsaal, denn dort sollte der Kriegsrat abgehalten werden. Alle Fürsten des neuen Reiches waren dem Aufruf gefolgt und füllten langsam die Reihen an den Seiten des Thronsaals, während Qúsay selbst auf dem Thron Platz nahm. Als die Reihen gefüllt waren erhob sich Qúsay und begann zu sprechen: „Willkommen, werte Fürsten. Die Stunde des Kampfes rückt näher. Unsere Späher haben gestern ein Heer der Toquz gesichtet, das auf dem Weg nach Quafsah ist. Wie die meisten von euch wissen, bezahlt Súladan schon seit langer Zeit Söldner aus Khand um für ihn zu kämpfen und seine Armee zu vergrößern. Unsere Späher gehen, davon aus, dass sein Heer bereits in fünf Tagen Aín Sefra erreichen kann. Das heißt wir müssen dann bereit sein, sie gebürtig zu empfangen.“
„Suladans Hunde werde ich liebend gern mit meiner Klinge begrüßen“, kam es von Madher aus der Reihe der Fürsten zu Qúsays Linken, gefolgt von einem Lachen, das Reihum ging.
„Daran habe ich keinen Zweifel, Madher!“, erwiderte Marwan, der in den Reihen zu Qúsays Rechten saß, und mahnte dann: „Suladans Heer hat zwar in Gondor herbe Verluste hinnehmen müssen, dennoch sollten wir ihn nicht unterschätzen. Súladans Land um den Harduin kann eine große Bevölkerung und damit eine große Armee versorgen und er kann damit viele Söldner bezahlen.“
„Das sind keine guten Nachrichten“, sagte Músab bedacht. „Welche Pläne habt ihr bislang gemacht?“
„Nun, wir werden so viele Männer bewaffnen wir möglich, und die Verteidigungsanlagen der Stadt ausbessern und verstärken, das ist alles, was wir derzeit tun können. Wenn wir genaueres über die Zusammensetzung des feindlichen Heeres wissen, können wir erst konkrete Schritte einleiten“, antwortete Qúsay.

Gemurmel ging durch die Reihen. „Bleibt Ruhig!“, erbat Qúsay mit gebieterischer Stimme und sofort wurde es wieder still, „als wir uns vor dem Krieg trafen und diese Verschwörung, ja diese Rebellion beschlossen, wussten wir, dass es nicht einfach werden würde. Súladan und Hasael zusammen haben das größte Heer und die größte Flotte Harads. Die Zahlen sprechen gegen uns. Doch wann haben wir uns schon allein auf die Zahlen verlassen? Súladans Hauptleute haben den militärischen Verstand von Ziegen.  Sie können keinen Pfeil von einer Lanze unterscheiden. Ich sage euch dass unsere Feinde ungeachtet ihrer Zahl vor unseren Klingen sein werden wie Schafe, die zur Schlachtbank geführt wurden. Wenn Súladans Heer hier ankommt werden wir sie schlagen.“

Ein Johlen und Applaudieren ging von den Reihen aus, während einige riefen „Gut gesprochen!“ Als sich die Fürsten wieder beruhigt hatten ergriff Ahaziah das Wort: „Nun, da ihr es selbst angesprochen habt, wie gedenkt ihr gegen die Flotte Umbars vorzugehen? Selbst wenn wir all unsere Handelsschiffe zu Kriegsschiffen umrüsten, könnten wir niemals die Schlagkraft aufbringen um die Flotte Umbars zu besiegen. Aber ihr habt einen Bund mit Gondor geschlossen, heißt es, und deren Schiffen wäre denen Umbars gewachsen. Werden wir von Gondor in dieser Hinsicht Hilfe erwarten können?“

„Unser Vertrag sieht gegenseitige Unterstützung vor, doch weiß ich nicht ob und wie viele Schiffe Gondor uns schicken kann“, erklärte Qúsay, „doch gibt es einen Weg, dass wir gegenüber den Umbarischen Schiffen einen Vorteil erhalten.“ Wieder zog Qúsay das Pergament, dass er bereits am Vortag seinen Hauptleuten und Marwan gezeigt hatte hervor. „Dieser Text ist in der alten Sprache der Númenorer geschrieben, einer Sprache, die heute nur noch von wenigen gesprochen wird, vor allem aber von denen, die als Dunkle Númenor bezeichnet werden. Die Miniaturen auf diesem Pergament zeigen eindeutig die Verwendung von Seefeuer. Wenn wir diese alte Technik meistern könnten, hat die Flotte Umbars keine Möglichkeit uns zu widerstehen. Wir brauchen nur jemanden, der uns den Text übersetzt.“
"Ich könnte dort Abhilfe schaffen" meldete sich Músab erneut zu Wort
Qúsay sah den Kermer verwundert an, „Wie das?“, fragte er schließlich.
Músab warf ihm einen schwer zu deutenden Blick zu. "Ich habe viele Fertigkeiten, von denen Ihr noch nichts wisst, Malik."
„In Ordnung“, sagte Qúsay, ging zu Músab und reichte ihm das Pergament, „übersetzt den Text und teilt eure Erkenntnisse den Kinahhu mit.“
Nachdem Músab das Pergament entgegengenommen hatte kehrte Qúsay zu seinem Thron zurück und erklärte den Kriegrat an diesem Tag für beendet.

kolibri8:
Am nächsten Tag kam, wie von Marwan vorausgesagt, eine Sklavenkarawane in der Stadt an. Die etwa zweihundert Wachen und Krieger der Karluken führten und bewachten etwa eintausend Sklaven, Frauen und Männer, die meisten im Alter zwischen 16 und 30 Jahren und zumeist aus den Norden, Thal, Dorwinion und Rhûn mit sich.
Auf dem Marktplatz trat Qúsay, in Begleitung von Marwan und einigen Kriegern, dem Sklavenhändler entgegen. Dieser war etwas kleiner als Qúsay, seine Haut war von der Sonne braun gebrannt und faltig und die Augen wie bei den meisten Menschen Khands zu Schlitzen verengt. Sein Haar war schwarz, an einigen Stellen jedoch schon grau. Als er Qúsay erblickte verbeugte er sich und sprach: „Oh eure Hoheit, wie kann euch der ehrliche Berke zu diensten sein?“
„Nach königlichem Erlass habt ihr dem Malik Qúsay bin Nazir all eure Sklaven zu übereignen“, antwortete Marwan, woraufhin der Händler irritiert drein blickte. „Ihr werdet natürlich angemessen entschädigt: Zwanzig Schekel Silber für einen jeden eurer Sklaven.“
„Zwanzig Schekel?“, stieß Berke erschreckt hervor, „diese Sklaven sind erstklassige Ware. In Gortharia habe ich einhundert Schekel bezahlt, und die sind gut das fünffache Wert.“
„Ihr werdet die zwanzig Schekel akzeptieren“, sagte nun Qúsay, und fuhr mit drohender Stimme fort, „andernfalls werden wir eure Waren beschlagnahmen und ihr seht gar kein Geld.“
„Oh, na ja, wenn das so ist. Nun zwanzig Schekel sind ein doch ein billiger Preis, nicht wahr?“, lenkte Berke in einem entschuldigenden Ton ein, „ich akzeptiere euer Angebot.“

Marwan gab seinen Männern ein Zeichen und diese begannen die Sklaven zum Palas zu führen, während einige andere Truhen mit Silber herbeischafften, die zwanzigtausend Silbermünzen oder etwa fünf Talente an Silber insgesamt enthielten. Berke wog das Silber ab und bedankte sich bei Marwan mit einem Handschlag und einem falschen Lächeln.

Zurück im Palas ließ Qúsay die neuerworbenen männlichen Sklaven im Hof versammeln.
„Ich habe euch hier versammeln lassen“, begann Qúsay in der gemeinen Sprache, „weil ich euch vor die Wahl stellen will.“
„Was für eine Wahl sollen wir denn schon haben, Südländer“, erklang es zornig aus der Gruppe und ein rothaariger Mann, von etwa 30 Jahren trat vor, „wir sind eure Sklaven und dazu verdammt euch auf ewig zu dienen, zu eurer Freude und zu der Saurons.“
„Ihr verkennt da meine Absicht, Nordmann“, erwiderte Qúsay, „die Haradrim, die mir folgen sind nicht länger die Diener Saurons, sondern seine Feinde. Und für diesen Krieg, den wir gegen Sauron führen benötigen wir jeden Mann, der fähig ist zu kämpfen. Die Wahl vor die ich euch stelle ist die, ob ihr für mich als freie Mannen oder als Sklaven kämpfen werden.“
Ein Gemurmel ging durch die Reihen und die Sklaven fingen an untereinander zu diskutieren.
Der Rothaarige, schien jedoch wenig beeindruckt und rief erneut: „Dies ändert nichts, ich für meinen Teil sterbe lieber sofort als für einen Haradrim mein Blut zu geben.“

„Dann gebt euer Blut für mich“, sagte plötzlich eine weibliche Stimme zu Qúsays Linken, und alle Anwesenden blickten dorthin. Thjodbjörg hatte den Hof betreten und die meisten der Sklaven sahen äußerst erstaunt darüber aus. „Thjodbjorg Thjodriks Tochter bin ich, König Brands Schwesterstochter, und Königin der Haradrim“, fuhr sie fort, „wenn ihr nicht einem Haradrim dienen wollt, dann dient stattdessen mir als Huskarl und Vaeringjar.“
Während sie sprach ging sie zu Qúsay herüber und nahm seine Hand. Der rothaarige Mann starrte sie noch für einen Moment verdutzt an, fiel dann auf die Knie, senkte sein Haupt und murmelte: „Meine Herrin.“
„Wie ist dein Name, Nordmann?“`, fragte Qúsay ihn.
„Sigurd Sigmundssohn“, antwortete dieser.
„Erhebe dich, Sigurd“, bat ihn Thjodbjörg, und sprach dann zur versammelten Menge: „Seit ihr bereit einen Eid zu leisten, mir – und meinem Mann – zu dienen, und uns mit eurem Leben zu verteidigen?“
Es dauerte einen Moment, bis sich der erste dazu durchrang, zu schwören, sobald aber der erste seinen Eid abgelegt hatte folgten ihm bald weitere und schließlich hatten alle Anwesenden sich als Gefolgsmänner vereidigt.

Qúsay wies Dirar an, die neuen Krieger mit Rüstung und Waffen auszurüsten und verließ mit Thjodbjörg den Hof.

„Danke“, sagte Qúsay als die beiden durch die Flure des Palas gingen, „aber, ein paar der Wörter die du benutzt hast sind mir nicht bekannt: Was sind Huskarle?“
„Huskarle, so bezeichnen wir in Thal die Leibwache des Königs, wenn du so willst, habe ich dir zu einer Leibwache verholfen“, erklärte Thjodbjörg mit einem Lächeln.

„Du hast mit nie gesagt, dass du mit dem König von Thal verwandt bist“, fragte er wieder, kurz bevor sie ihr Quartier erreichten.
„Du hast nie gefragt“, erwiderte Thjodbjörg neckisch, schritt durch die Tür und zog Qúsay hinter sich her.

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