Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Isengart
Zelte außerhalb der Mauern
Tom Bombadil:
Irritiert blickte Nerblog seiner neuen Bekanntschaft hinterher. Wen denn schon so ein bisschen Geang derart aufwühlte, was war dann... Egal. Nerblogs Blick fiel auf das Schwert, das er noch immer nur zur Hälfte aus der abgewetzten Scheide gezogen hatte. Vielleicht sollte er es vor dem Elben verstecken? Nein, diese Wesen waren zu scharfsinnig um sie so simpel zu hintergehen.
Vielleicht sollte er sich einfach ein Pferd schnappen und sich von hier absetzen. Die Klinge war sicher ein Vermögen wert; genug um sich für einige Zeit zur Ruhe zu setzen, Kräfte zu regenerieren und den nächsten Schlag zu planen.
Doch da besann sich der Ostling zurück auf seine letzten Wort zu diesem Armun oder wie er hieß: "Wir stehen auf einer Seite." Und das stimmte.
Sich ausruhen konnte er auch hier, und gemeinsam waren sie eine größere Bedrohung für Sauron als allein. Er wickelte das Schwert in ein Bündel Leinen und legte es sorgsam neben den Eingang des Zeltes, sodass der Elb es sich jederzeit abholen konnte. Mit dem Gedanken, ob er auch einen Ersatz bekommen würde, legte er sich auf sein Strohbett und fiel beinahe sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Vexor:
Sie musterte Amrûn, während sie die schwarzen Stufen heraufstieg. Teilweise um ihre Angst in den Begriff zu bekommen und andererseits in einer plötzlich in ihr aufkeimenden Neugier an dem Elben neben ihr, der sie die letzten Monate begleitet hatte.
Seine elfenbeinartige Haut glänzte im müden Schein der Sonne, die sich langsam abwendete, um hinter den Gipfel des Nebelgebirges zu verschwinden. Stolz und anmutig war sein Äußeres, aber Celebithiel blickte hinter die Fassade und erkannte, dass Amrûn müde war. Müde nicht vom kämpfen, sondern vom Dasein in diesen Gefilden. Müde vom Schatten Saurons, der sich wie giftige Tücher über jede Seele gelegt hatte und nicht weichen mochte.
Er war ihr größter Vertrauter und bester Freund, den Celebithiel je gehabt hatte.
Vergleichsweise warm war dieser letzte Tag im August und Celebithiel hielt vor der großen Eingangstür des Orthancs inne und wandte sich um. Ihr Blick wanderte über das Schlachtfeld, welches sich vor ihr bot. Tiefe Wunden hatten die Machenschaften Sarumans und des Mundes im Nan Curunír hinterlassen.
„ Saruman, Eure Bibliothek ist über und über bestückt mit Büchern; ich kann es kaum glauben“, entfuhr es Celebithiel, als der weise und freundlich blickende Mann sie in die Bibliothek geführt hatte.
„ Ach liebes Kind, nimm dir so viele Bücher, wie du willst. Ich hab sie alle gelesen und studiert und nun verrotten sie in diesen Regalen und Zeit und Staub nagen an ihnen, wie die Ratten an meinem gelagerten Käse und Speck.“
Welches nehme ich mir...Aufzeichnungen über die Grenzverläufe zur Zeiten Arnors oder lieber Gedichte über das segenreiche Doriath oder das Drama über Amroth und Nimrodel?
Meist nahm sie sich gleich drei bis vier Bücher mit und legte sich auf die grünen Wiesen und versank in den verschnörkelten Buchstaben und der Welt hinter der Tinte, die sich ihr offenbarte.
An ebenfalls einen einunddreißigsten des Augustes las sie zum ersten Mal von den drei geschmiedeten Elbenringen. Einer nannte man Vilya den Ring der Luft, welcher im Besitz Herrn Elronds war. Der andere Nenya in Besitz Galadriels, der Herrin Lothloriens und der letzte war Narya der Ring des Feuers, dessen Besitzer geheim war und sich nicht zu offenbaren gab.
„ Schneller, mein edles Ross, wir müssen noch heute Nacht in Bree eintreffen“, flüsterte Celebithiel ihrem schwarzem Ross ins Ohr, während sie sinnlich an seiner Mähne roch. Die Nachtluft war so warm, wie die übrigen Tage des Augusts und so hatte Celebithiel ihren Mantel abgelegt und ritt in ihrem dünnen cremefarbenen Kleid. Der Himmel jedoch war verhüllt und so erleuchteten nur ferne Lichter spärlich die nächtliche Gegend.
Die Schmelzöfen Isengarts geben wohl kaum noch Ruhe. Angefeuert von einem Wahnsinnigen, der einem noch Treuloseren verfallen ist. Wie lange wird Saruman noch wüten, bis ihn jemand Einhalt gebietet? Ich verstehe immer noch nicht warum Elrond mich nicht mit diesem Halbling entsandt hat. Nun ja - andererseits strebe ich auch nicht danach, einem Halbling in das Schwarze Land zu folgen. So kann ich weiter Orks jagen, um Celebrían zu rächen.
Sanft gab sie ihrem Pferd zu verstehen, schneller zu reiten und so ritt Celebithiel im schnellen Zug, geschützt von der Dunkelheit der Nacht, dicht an der Mauer Isengarts vorbei. Einzig zwei müde blaue Augen auf der Spitze des Orthancs blickten ihr hinterher.
„ Celebithiel, was ist? Graust es dich den Turm zu betreten?“, flüsterte Amrûn Celebithiel ins Ohr und streichelte ihr sanft über die Schultern.
„ Was, wie bitte?“, erwiderte Celebithiel verdutzt, bis sie sich gefangen hatte. „ Achso, nein, ich war gerade in Erinnerungen an diesen Ort. Lass uns hineingehen und Gandalf besuchen!“
Selbstbewusster als sie es erwartet hatte betrat Celebithiel den schwarzen Turm. Sie sah dort zunächst Éowyn und Faramir, Hand in Hand, stehen, die Celebithiel mit einem Blick höchster Ehre betrachteten.
Die Leichname der Kämpfe in den Hallen waren fast alle entfernt worden und die Feinde auf einem Stapel weit außerhalb der Stadtmauern gebracht worden. Während ihres Aufenthalts in den Zelten hatte Celebithiel etappenweise den Gestank der verbrannten Körper vernommen.
Sie näherte sich zunächst zögerlich, daraufhin sicherer. Als sie näher kam, verneigten sich plötzlich alle anwesenden und Faramir verkündete mit fürstlicher Stimme, „ Seht die Tyrannenmörderin! Gepriesen sei sie, die den Untertan des Schatten ein Ende bereitete hat!“.
Zu Faramirs Verwunderung ging Celebithiel überhaupt nicht auf seine Ehrerbietung ein, sondern richtete ihr Augenmerk konsequent auf die Mitte der großen Halle, wo, Mithrandir, gebettet auf einem weißen Kissen, ruhte.
Behutsam ließ sie sich neben ihm niedersinken und betrachtete ihn. Jegliche Erschöpfung und Müdigkeit war aus seinen Gesichtszügen gewichen und eine Last wurde von ihren Schultern genommen; denn Celebithiel hatte solche Angst gehabt ihren alten Freund leidend anzutreffen, dass es ihr das Herz noch weiter zerrissen hätte.
Ihn so friedlich schlafend zu sehen, wie er es die ganze Zeit über nicht gewesen zu sein schien, erleichterte Celebithiel und stimmte sie auf eine seltsame Weise fröhlich und munter.
Sanft fuhr sie mit ihren Händen durch das weiße Haar des Zauberers und streichelte in absoluter Stille die Gesichtszüge ihres Freundes.
Plötzlich fuhr sie zusammen als sie in die ozeanblauen Augen Gandalfs blickte, der sie starr musterte.
„ Seht doch, Gandalf ist aufgewacht“, entfuhr es Éowyn, die sich neben die fassungslose Celebithiel warf.
Thorondor the Eagle:
Erschrocken saßen sie alle neben dem wiedererwachten Gandalf. Seine Augen blickten verwirrt in die Gesichter seiner Freunde. Für einen Moment schien er sich nicht auszukennen, doch dann wurde sein Blick glasklar und starr: „Ist es vorbei?“, presste er aus seinem Mund heraus, deutlich geschwächt.
Amrûn nickte zustimmend, er war den Tränen nahe. So schwach lag er vor ihnen, der ebenbürtige Gegner von Sauron, derjenige der allen Hoffnung schenkte, obwohl sie schon lange verloren war. Auch die Augen des Zauberers waren feucht geworden.
„Eowyn, Ihr seid eine solch starke Frau. Nehmt den Platz ein, den euer Onkel für euch vorgesehen hat. Folgt seinem Wunsch, denn die Rohirrim brauchen jetzt eine solch starke Königin und hört auf euren tapferen Gefährten. Faramir hat schon große Schlachten geschlagen, sein Rat ist teuer und wird euer Geschick leiten.“
Er schwieg für einen kurzen Augenblick und versuchte sich mit den Ellenbögen auf dem kalten Stein abzustützen.
Der Elb stützte dabei seinen Rücken um ihm die Schmerzen zu erleichtern.
„Ich möchte hinausgehen. Zulange hat der Orthanc die reinen Sonnenstrahlen nicht aufgenommen, zulange habe ich sie nicht gesehen“, sagte er mit zittriger, oft stockender Stimme.
Der Elb stützte den alten Zauberer unter dem Arm, Celebithiel reichte ihm seinen weißen Stab.
„Ich danke euch“, stotterte Mithrandir.
Langsam humpelte der ältliche Knabe zur offen stehenden Tür des Orthancs, bis ihm das sanfte, goldene Licht der untergehenden Sonne über das Gesicht strich.
„Ah“, glitt ihm ein erleichterndes Seufzen über die Lippen „Der dunkle Schleier der über Rohan lag ist endlich gewichen. Das Licht der Sonne hat ihn vertrieben; nun gibt es wieder Hoffnung für dies schöne Land.“
Stiege für Stiege gingen sie hinab auf das Schlachtfeld, welches schon wieder eine ansehnliche Form angenommen hatte.
„So wunderschön war es hier einst in Isengart, wisst ihr noch Celebithiel?“, fragte er die Elbe.
Sie nickte nur andächtig und lauschte seinen Worten.
„Im Frühling roch es nach hunderten verschiedener Blumen: Narzissen, Flieder, Glockenblumen... Und im Sommer wenn der Wald in voller Pracht stand brachte der Wind den alten, wohltuenden Geruch des Fangorn in das Tal herab; Hier an der Mauer bin ich zum ersten Mal auf Baumbart getroffen, monatelang hatten wir diskutiert über die vergangen Tage, denn wie ihr sicherlich wisst hatte er es niemals sehr eilig.“
Amrûn musste kurz lächeln, sagte dann aber: „Lasst uns dort in dies Zelt gehen. Dort könnt ihr euch etwas ausruhen. Das Gehen fällt euch schwer.“
„Du hast Recht, mein Freund.“
Behutsam gingen die drei auf eines der weißen Zelter zu. Es war so hoch, dass man darin aufrecht stehen konnte und an dessen Rand standen drei Feldbetten. Die Elben führten ihn zur Bettkante und setzten ihn dort ab.
„Amrûn! Ich habe dir etwas zur Verwahrung gegeben...“
Der Elb durchsuchte die Taschen seines Mantels und zog aus einer den weißen Seidenbeutel:
„Ihr habt gesagt ich soll es Celebithiel geben, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“
„Ja Amrûn, ich weiß und der richtige Zeitpunkt ist jetzt. Ich danke dir, dass du in diesen Minuten bei mir warst, dass du dich um mich gekümmert hast und dass du auch nicht von ihrer Seite gewichen bist. Du bist ein treuer und ehrlicher Elb, schon seit ich dich kenne hast du großen Mut in dir und du zierst dich auch nicht ihn mit anderen zu teilen, deshalb ist dies Geschenk nicht für dich.“ Amrûns Augen wurden wässrig.
„Du warst mir stets ein guter Freund und ein mehr als willkommener Wegbegleiter.“
Der Elb begann zu weinen und wandte sich beschämt ab. „Verzeiht mir, ich komme später wieder“, sagte Amrûn nur kurz und verlies das Zelt. Viele Gedanken schossen ihm wirr durch den Kopf und er konnte sich kaum sammeln. Die Tränen liefen über seine roten Wangen und eiligen Schrittes lief er ziellos zwischen den Zelten hindurch.
Amrûn in den Orthanc
Vexor:
Celebithiel sah Amrûn noch einen Moment nach und zögerte, ob sie ihm nachlaufen sollte. Jedoch entschied sie sich dafür ihn lieber in Frieden zu lassen und sich Gandalf zu widmen.
Ein röchelndes Husten war zu vernahmen und Celebithiel half dem alten Zauberer sich auf das Bett zu setzen. Schlaff hing seine Haut, wie nasse Tücher auf einer Leine, von seinen Wangenknochen und tiefe Ringe malten sich unter seinen Augen haben.
Sie krempelte die Ärmel ihres Kleides hoch und tunkte ein seidenes Tuch in eine Schale Wasser, die auf ihrer Kommode stand. Tupfer für Tupfer wusch sie die müde Haut Gandalfs, der die Augen nun fest geschlossen hatte. Die winzigen Wasserperlen verloren sich in den tiefen Falten seiner Haut.
Auf einmal legte sie beide Hände auf die Wangen Gandalfs, der seine Augen öffnete, und so blickten sich beide einen unendlichen Moment lang in die Augen. Was Mithrandir in ihren zu sehen vermochte konnte sich Celebithiel nicht ausmalen, aber vor ihr eröffnete sich eine Welt, geprägt von Schatten und Licht.
Die Fabelgestalt eines blütenreinen, weißen Einhorns galoppierte über eine Wiese, die über und über mit weißen Lilien versehen war. Um sein Haupt tanzten Schwärme von Schmetterlingen, einen tanz aufführend, der Feen auf Mondwiesen glich. Jedoch war der Himmel von schweren Wolken verhangen und Unwetter gewaltigen Ausmaßes tobten in dem Gewölbe aus schwarzen Tüchern.
Das Einhorn hingegen ließ sich nicht abbringen und vollführte weiterhin seinen Tanz mit den Schmetterlingen immer fort, bis der Regen einsetze und die Schmetterlinge schwanden. Trauernd bettete sich das Fabelwesen auf der Lilienwiese und der Regen prasselte auf es herab, erbarmungslos und donnernd. So plötzlich wie der Regen gekommen war so wich er auch wieder und mit einem durchbohrenden Blick sah das Einhorn Celebithiel an und es waren die himmelblauen Augen Gandalfs und Celebithiel blickte auch nicht mehr in das Gesicht des Einhorns, sondern in das Gesicht ihres alten Freundes.
Gandalf machte Anstalten zu Sprechen, welches sich aber in ein tiefes und schmerzvolles Husten entartete.
Celebithiel legte ihren Zeigefinger auf den Mund, bevor sie die Arme um Mithrandir schlang, ihren Kopf auf seiner Schulter legte und leise, kaum hörbar flüsterte,
“Ruhig mein alter Freund. Lass uns gemeinsam schweigen und nur wir selbst sein in einer Welt der quälenden Schreie. Lass uns gemeinsam in die Lüfte empor steigen in einer Welt, wo giftige Dämpfe den Boden verpesten. Lass uns gemeinsam ruhen in einer Welt die Höllenhunde freigesetzt hat, die die Stille mit ihren reißenden Zähnen zerfleischen. Lass uns den Herzschlag des anderen fühlen und die Gedanken des anderen lesen, damit das Einhorn, trotz des donnernden Regen, weiterhin mit den Schmetterlingen tanzen kann; ungestört vom Rest der Welt!“
In stiller Übereinstimmung schloss er die Augen und küsste Celebithiel behutsam auf die Stirn.
„ Celebithiel?“ entnahm die milde Stimme Gandalfs Celebithiel aus ihren Tagtraum, indem sie auf den schneeweißes Einhorn geritten war. „ Ich danke dir für diesen kostbaren Moment,“ sprach er zu ihr mit zerbrechlicher und rauer Stimme, „ Nun ist es aber auch für mich Zeit mich bei dir für alles zu bedanken, was du geleistet hast.
Seit wir uns im Fangorn begegnet sind, bist du mir zur Seite gestanden. Mit deinen Liedern hast du mein altes Herz erfreut und die Lebensenergie und Güte, die in dir steckt waren mir eine Stütze in diese dunklen Tagen.“
Mit einer flüchtigen Bewegung seiner Hand gebot Gandalf Celebithiel Stille, als diese etwas erwidern wollte. „ Lass mich bitte ausreden! Trotz meiner Anweisung mir nicht zum Mund zu folgen hast du es trotzdem getan. So sehr ich mich über deine prinzipientreue, bezüglich deines Versprechens gegenüber Galadriel freue, so ist in dir bei jener Aktion etwas zerbrochen. Etwas was nichts auf dieser Welt vermutlich heilen kann .
Dennoch hast du mir das Leben gerettet und dafür gebührt dir mein unendlicher Dank. Jedoch hat der Kampf mit dem Mund mich so sehr geschwächt, dass ich mich nicht mehr in der Lage sehe meine eigene Bürde zufriedenstellend in dieser schweren Zeit zu erfüllen.“
Wortlos überreichte ihr Gandalf das kleine Bündel, welches ihm zuvor Amrûn gegeben hatte. Als sie es öffnete sah sie einen kleinen glitzernden Ring auf dem weißen Tuch liegen.
Die Arme um ihre Knie geschlungen und den Kopf ebenfalls auf jenen ruhend saß Celebithiel im Gras und musterte den kleinen Ring, der mit einem Rubin verziert worden war.
Narya...der Ring des Feuers...ich kann das nicht annehmen. Wie bestürzt Gandalf mich angesehen hat, als ich gesagt habe ich könne diese Bürde nicht tragen!
Der Ring bedeutet für mich, dass ich weiter kämpfen muss. Solange bis Sauron vernichtet worden ist. Aber mein Herz sehnt sich danach wieder in Lorien zu verweilen. In Frieden...ohne eine Bürde.
Vor allem warum hat Gandalf mich auserkoren. Welche Eigenschaft besitze ich, dass ich jene Bürde tragen könnte?
Die Siegesfeier war schon im vollen Gange und die Sonne war nun hinter den Gipfel verschwunden und grelles Fackellicht erleuchtete ganz Isengart. Von überall her strömten Leute, um den Sieg über den Mund und die Freiheit Rohans zu feiern.
Eine Stimme, hell und klar, ertönte plötzlich und so schnell wie sie aufgekommen war, so verstummte auch das Festgelage.
Instinktiv ließ Celebithiel Narya in ein kleines Säckchen gleiten und lauschte der Stimme, deren Ursprung sie nicht lokalisieren konnte.
„ Meine lieben Rohirrim, ich gratuliere euch vielmals zu dem Sieg über den Tyrannen und die Stimme des dunklen Gebieters. Lang habt ihr unter dem eisernen Joch dieses Barbaren gelebt, der euer Land entweiht, eure Männer getötet, eure Frauen geschändet und eure Kinder versklavt hat.
Im Tal des Zauberers ließ er sich nieder. Nutzte den Orthanc als Trutzburg, um euer Land in die Verzweiflung zu treiben.
Nur zu gern sehe ich, dass ihr es geschafft habt, euch seiner Herrschaft zu entledigen. Natürlich darf hierbei der Dank an den weißen Zauberer nicht fehlen, der sich unter Gefährdung seines eigenen Lebens mit der Hexenmagie des Mundes angelegt hat.
Am Ende fielen sie beide, der eine durch die Hand eines alten Feindes, der andere durch die einer Elbe.
Zum zweiten Male bewies das Volke Rohans, dass es mit Hilfe des weißen Zauberers zu vielen fähig ist.
Doch was ist nun Eowyn, die weiße Frau, besteigt ihr nun den Thron und führst das verkorkste Regiment eures Onkels weiter, nachdem euer Bruder in der Schlacht am schwarzen Tore sein Leben gelassen hat? Doch wer wird euch helfen, sollte erneut der Schatten seine feingliedrigen Finger nach Rohan ausstrecken wollen?
Der weiße Zauberer ist niedergestreckt, der Geist des letzten Baumhirten für immer aus dieser Welt geschwunden und von euren Verwandten im Süden ist kaum zu sprechen.
Euer minderwertiges Geschlecht ist nicht mehr in der Lage ohne die Hilfe anderer ihre Probleme Herr zu werden. Schon zweimal wäre es fast untergegangen und ein drittes Mal werden wir alle hier noch erleben.
Auch die Heirat mit diesem Waldläufer aus den Wäldern Ithilien hebt euch nicht mehr einen Stand hinauf. Wälzt ihr euch auch weiterhin mit den Kötern auf den Boden in euren Hallen mit strohbedeckten Dächern.
Aber dies ist zweifelsfrei eure Abend verehrte Königin Rohans. Ich gehe meiner Wege und freue mich darüber, dass euer Land befreit ist und der Mund aus meiner ehemaligen Residenz vertrieben.
Gehabt euch Wohl, jetzt wo ich meine Rache an dem alten Narren, für seine Schmach, bekommen habe.“
Die Gedanken Celebithiel überschlugen sich und noch während die Stimme ihre giften Worte ausspuckte lief sie zum Zelt Gandalfs. Schon nach den ersten Sätzen hatte sie die Stimme Sarumans identifiziert und als er Gandalf erwähnt hatte, war sie sofort losgesprintet.
Sie riss den Stoff, der den Eingang zu Gandalfs Zelt verhüllte, zur Seite und sah Gandalf auf den Bett liegend.
„ Liebe Galadriel, Lieber Celeborn,
etwas schreckliches ist passiert. Der Istari Saruman ist heute Nacht zurückkehrt. Er hat sich des Stabes Gandalfs bemächtigt und ihn, so denke ich zumindest, mit einem Zauber belegt....“
Dies und mehr flüsterte Celebithiel ihrer Nachtigall ins Ohr, bevor sie sie nach Lorien entsandte.
Erschöpft fuhr sie sich durch die Haare und rieb sich die Augen.
Auf einmal stutzte sie als sie merkte, dass sie Narya bereits am Finger trug.
Tom Bombadil:
Gemütlich pfeifend schlug Nerblog die Beine aus dem Bett, setzte die beiden nackten Füßte auf das Stroh, das den Boden bedeckte, streckte sich und genoss den Moment. Die Sonne ging gerade unter und ein frischer Hauch, der erste Vorbote der hereinbrechenden Nacht, durchdrang die dünnen Zeltplanen und fuhr über die geschundene Haut des Ostländers. Lächelnd schluss er die Augen und horchte auf seinen Körper: Die Enden der Halme am Boden kitzelten seine Fußsohlen, einige Wunden des vorübergegangenen Kampfes ließen einen leisen Schmerz verspüren, der auf eine seltsame Weise jedoch schon die beginnende Heilung ankündigte.
Noch immer mit geschlossenen Augen tappte Nerblog in Richtung Ausgang, schlug den weißen Stoff beiseite und trat hinaus ins letzte Licht des Tages. Die Sonnenstrahlen, die gerade über den östlichen Kamm des Nan Curunir lugten, kitzelten Nebrlog an der Nase und ließen ihn Niesen.
Daraufhin grunzte Nerblog unwillig, als er seinen eigenen Gestank vernahm. Er musste sich dringend waschen. Und danach etwas essen. Und dann musste er hinaus aus diesem Tal, wo die Tage kurz waren und die Sonne schon nach wenigen Stunden nicht mehr zu sehen war und heraus aus diesem elenden Schlamm und Dreck, endlich wieder auf die weiten Ebenen, am besten zu Pferde, mit einigen Gefährten, die sein Vertrauen genossen. Gefährten.
Eine plötzliche, unbändige Sehnsucht überfiel den Ostling , sodass ihm augenblicklich Tränen in die Augen schossen. Seit Jahren nun hatte er keine richtigen Freunde mehr, und die einzige Person, der er vielleicht sein Leben anvertraut hätte, war nun höchstwahrscheinlich tot oder fort.
Mit einem Kopfschütteln verjagte er den Gedanken.
Nerblog ging schnell zurück in sein Zelt, legte sein Wams und seine Leinenhose an und schlenderte gemütlich entlang der schier unendlichen Reihe weißer Zelte. Er brauchte sich schon keine Gedanken zu machen. Von hier aus würde es sicher bald wieder weiter gehen, zurück in Richtung Osten, wo der Feind wartete.
Als der Ostling seinen Blick herumschweifen ließ, entdeckte er eine junge Frau mit seidenen blonden Haaren, die einem kleiner werdenden schwarzen Punkt in Richtung nordost hinterherschaute.
Nach einiger Zeit Veränderte sich die Haltung der Frau und sie starrte auf ihre Hand. Nun erkannte der Ostling auch die feinen, spitz geformten Ohren der Frau, die sie zweifelsohne als Elbin identifizierten. Etwas an ihrer Hand reflektierte das letzte Sonnenlicht, ja es schien fast so als verfeinerte dieses Objekt das Licht und gäbe es in besserem Zustand weiter. Vollkommen fasziniert ging der Ostling hinter einem nahen Zelt in Deckung und betrachtete die Frau und ihr Schmuckstück, vermutlich eine Art Reif oder Ring.
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