Oronêl, Mathan, Halarîn, Faelivrin, Adrienne, Finelleth, Súlien, Valandur, Angatar, Aesa und Fanael von ArthedainIm Eiltempo hatten sie das trostlose Arthedain durchquert und hielten geradewegs auf Carn Dûm zu. Sie wussten zwar nicht wie, aber durch irgendeinen Grund schien Laedor Kerry verwundet zu haben. Das Blut, das nur dank der scharfen Elbenaugen gefunden wurde, ließ nicht viele Möglichkeiten offen, wohin der Verräter das Mädchen bringen konnte. Dank Mathans taktischen Verstand konnten sie in etwa die Route aufnehmen, die der Entführer eingeschlagen hatte. Nach einem längeren Marsch erreichten sie eine hügelige Landschaft, die mit großen Steinen durchsetzt war. Auf einem flachen Hügel, der sehr viele Steine und somit Schutz vor dem Wind bot, hielten sie an und schickten die drei Leibwachen von Faelivrin als Späher voraus.
Der Rest der Gefährten machte eine kurze Pause, damit die Pferde sich erholen und die Elben sich kurz beraten konnten. Mathan stand etwas abseits der Anderen und blickte in die Richtung, wo die finstere Festung liegen musste. Eine warme Hand schmiegte sich an seine Eigene, ohne seinen Blick abzuwenden sprach er: "Sie wird ihre Familie wieder sehen. Wenn sie nicht gehen kann, kommt sie eben zu ihr." Er drehte sich um und blickte in die tränenfeuchten Augen von Halarîn. Seitdem sie das Blut gefunden hatten, das sie auf die richtige Spur brachte, war sie sehr still geworden. Sie nickte und gab ihm einen langen Kuss, ehe sie sich wieder zu den Anderen begab. Er atmete mehrmals tief durch und versuchte seinen Zorn zu kanalisieren. Unbewusst hatte er wieder die Hände zu Fäusten geballt, die er nur langsam wieder entspannte. Faelivrin trat behutsam zu ihm, sie trug ihre schwarze Lederrüstung und in einer Hand jeweils einen ihrer Bögen. An beiden Hüften trug sie auch je einen Köcher. Sie lächelte ihn an und stellte sich neben ihm und schwieg. Bis auf das Gespräch von Oronêl, Halarîn und Finelleth blieb nur das Heulen des Windes.
"Ich vermisse das Meer...", gestand seine Tochter leise und schob sich einen Bogen über die Schulter.
"Soweit ich weiß hat sie es noch nie gesehen. Es wäre bestimmt wundervoll, wenn wir ihr es zeigen können."
Faelivrin nickte und strahlte Zuversicht aus: "Das werden wir. Selbst wenn ich sie alleine dort herausholen muss." Mathan erkannte ein bekanntes Blitzen in ihren Augen. Es war das selbe Blitzen wie von jener jungen Elbe, die schelmisch kurz vor der Enthüllung eines kleines Geheimnisses stand. Doch Dieses hier schien größer zu sein.
"Was ist es?", fragte er und zum ersten Mal seit Fornost hoben sich seine Mundwinkel.
"Was denn?", erwiderte sie unschuldig. Sie konnte nicht lange ernst bleiben und kicherte leise, ehe sie sich räusperte. "Nun, vermutlich werde ich nicht mehr zurückkehren."
Das Geständniss überrachte ihn und er drehte sich zu ihr. "Aber dein Volk braucht dich! Du kannst nicht einfach alles wegwerfen!", rief er lauter als gedacht und senkte sofort die Stimme, "Das kannst du nicht machen, du wirst gebraucht."
"Ich fürchte, das liegt nicht mehr in meiner Macht. Bei meiner Abfahrt lag so vieles im Argen, das ich es gar nicht aufzählen kann. Die Hilfe, die ich ersucht hatte galt Círdan und er hat sie bereits geschickt. Sie müsste mittlerweile angekommen sein", erklärte Faelivrin und hob den Kopf, ihr Gesicht war durchzogen mit Gram und Trauer, "Ich hoffe, dass es funktioniert..."
Mathan starrte sie eine Weile lang an und konnte seine Gedanken noch nicht richtig ordnen. "Was-"
"Orks!", rief Adrienne, die atemlos angelaufen kam, "Kundschafter suchen die Gegend ab" ,sie rang um Atem und die Elben versammelten sich um sie, "Die beiden... Waldläufer haben sie zuerst entdeckt, als sie die Pferde fütterten. Ich-"
"Wo sind sie?", unterbrach Oronêl sie, der bereits seine Axt gezogen hatte, "Das ist mit Sicherheit eine seiner Fallen."
Adrienne deutete in die Richtung, aus der sie gekommen war und woher gerade Súlien und Valandur mit den Pferden an den Zügeln kamen.
"Lasst niemanden entkommen, wir brauchen den Überraschungsmoment. Schlachtet sie alle ab!", sagte Mathan grimmig und zog mit einem Sirren seine Klingen.
Alle zogen ihre Waffen, während die Pferde rasch außerhalb der Sichtweite festgebunden wurden.
"Es ist eine größere Meute", warf Valandur ein, "Falls sie uns nicht bemerkt haben können wir hier einen Hinterhalt legen."
"Ein Versuch ist es wert", befand Oronêl und blickte zu Mathan, der nach kurzem Überlegen nickte. "Jeweils zu Zweit. Verteilt euch, rasch", sagte er und huschte davon.
Oronêl folgte ihm nach kurzen Zögern und packte seine Axt fester.
Halarîn und Faelivrin spannten die Sehnen auf ihre Bögen und stellten sich hinter einen Stein. Die beiden Frauen nickten einander zu und legte ihre Pfeile auf.
Finelleth packte die verwirrt umblickende Adrienne und zog sie hinter einen Stein, der gegenüber von Mathans und Oronêls Postion lag. Die Elbe zog dem Mädchen ihre Waffe und drückte es ihr in die Hand. Sie selbst zog ihre Wurfmesser und linste um die scharfkantige Ecke.
Valandur nickte Súlien zu und beide versteckten sich rasch unter einem großen Felsvorsprung. Keinen Augenblick zu spät, denn kurz darauf erschiend der schrumpelige Kopf eines Orks an der Anhöhe zum Hügel. Faelivrin zog ruhig die Sehne des Bogens bis zum Ohr und behielt ihr Ziel im Auge, ihre Mutter tat es ihr gleich und wartete, bis die Orks weiter vordrangen.
Der erste Ork gab seinen Kameraden einen Wink und die Meute zog beinahe leise für Orks auf den Hügel. Dabei waren auch einige Uruks mit der Weißen Hand auf den Schilden. Sie blickten sich um und es war nur eine Frage der Zeit bis sie die Spuren der Pferde finden würden. Mathan kauerte neben Oronêl auf einem Stein und lugte herunter, die beiden Elben nickten sich an und warfen jeweils ein Blick zu den anderen Verstecken der Gemeinschaft. Mathan nickte Halarîn unmerklich zu, die unerkannt aus ihrem Versteck lugte. Kurz darauf quiekte ein Ork aufgeregt und deutete auf die Spuren auf dem Boden. Dann ging alles sehr schnell: Einer der Uruks schickte zwei Orks los, die sich sofort lautlos in die Arme fielen. Ein Pfeil steckte in beiden Köpfen. Aufgeregt zog die Meute ihre Waffen und ein Uruk hob ein Horn an die deformierten Lippen. Ein Wurfmesser Finelleths zertrümmerte die Hand samt Horn und nagelte sie an den Schädel des Hünen. Die Orks zogen sich mit dem Rücken zu Mathans Position zurück. Oronêl und Mathan stießen sich von dem Stein ab und landeten in den hinteren Reihen der Orks. Die zwei Schwerter zerschnitten einen Torso, während die Axt mit einem lauten Knacken einen Schädel spaltete. Mit Rufen und Quieken nahmen die Orks Abstand, doch die Elben fuhren wie Schnitter unter sie. Mathan duckte sich unter einen plumpen Schwerthieb und rammte den Ork den Knauf eines Schwerts gegen den Kehlkopf. Mit der anderen Klinge parierte er einen Hieb, der auf Oronêl Rücken zielte, während der Waldelb mit seiner Axt einer der letzten Uruks neidermachte. Rücken an Rücken kämpften die beiden und zerschnitten Arme, Beine und zertrümmerten Gliedmaßen. Die Orks gingen etwas auf Distanz und trauten sich immer weniger anzugreifen, obwohl sie von dem letzten Uruk mehrfach dazu aufgefordert wurden. Ein gutes Viertel der Meute war am Boden, als die restlichen Gefährten aus ihren Verstecken hervorbrachen. Mehrere Pfeile flogen umher und erlegten jeden Feind, der fliehen oder Verstärkung holen wollte.
Adrienne schluckte bei der Masse der Gegner und entdeckte Mathan, wie er mit Oronêl auf einem der Steine kauerte. Furchtlos sprangen die beiden Elben hinab und metzelten ihre Gegner nieder. Mit offenem Mund starrte sie dabei zu den blitzenden Klingen und der seltsamen Axt ihrer Begleiter. Kurz darauf stürmte Finelleth aus ihrem Versteck und das Mädchen stolperte etwas eingschüchter hinterher, immerhin waren ihre Gegner in der Überzahl. Die Elbe wirbelte umher und schlitzte einem Gegner die Kehle auf. Sogleich war auch er erste Feind an Adrienne heran, das schartige Schwert zielte auf ihre Hüfte. Gerade wollte sie ihre eigene Klinge zur Abwehr heben, als ihr wieder das Erlebniss unter dem Tor vor Augen kam. Der brennende Schmerz und die zielgenauen Schnitte. Ihr Feinde wollte ihr damals die Weiblichkeit nehmen, stellte sie geschockt fest. Mit der siedendheißen Erkenntnis war sie unfähig ihre eigene Waffe zu heben und rechnete sie erneut mit Schmerz. Ein Ruck durchfuhr den Ork, der schon ein fieses Grinsen aufgesetzt hatte. Adrienne blintzelte, Blut sprudelte aus dem Ohr des schrumpeligen Kopfes. Noch immer grinsend brach ihr Gegner zusammen. "Kämpfe! Nochmal können selbst sie dich nicht retten!", rief Súlien angestrengt und spießte mit ihrem Speer zwei Orks auf einmal auf. Adrienne blickte rasch zu den beiden Elbenfrauen, die man durch die vielen Körper kaum sehen konnte.
Faelivrin runzelte die Stirn und legte einen weiteren Pfeil auf die Sehne. Sie fragte sich, was mit dem Mädchen Adrienne los war und versuchte sie in dem Gefühl ausfindig zu machen. Halarîn ließ soeben einen Pfeil von der Sehne und fällte einen Feind, der auf sie zugestürmt kam. Er fiel aus dem Lauf tot zu Boden. Es war kaum mehr als die Hälfte übrig und die verbliebenden Orks wurden eingekreist. Halarîn legte ihre Bögen neben ihre Tochter und zog ihr Schwert, das sogleich blau aufleuchtete. "Die Pfeile werden wir später noch brauchen, lass niemanden entkommen." Mit dem Worten stürtzte sie sich in den Nahkampf.
Mathan stach nach Augen und Herzen, durchtrennte Gliedmaßen und befand sich voll im Blutrausch. Er bemerkte Oronêl neben ihm nur flüchtig, sein Zorn loderte in ihm zu stark und dürstete nach eine Ventil. Und das war Blut. Mit einem Tritt schleuderte er seinen Gegner vor sich zu Boden und zertrümmerte mit deinem Hieb mit der flachen Seite des Schwerts den Kopf. Ihn kümmerte es nicht, dass er in das matschige Gehirn des Orks trat, als er dem Nächsten beide Schwerter in die Augen rammte. Dieser quiekte noch kurz schmerzhaft, bis er die Klingen gerade nach unten zog und sie bis in die Schulter des Orks versenkte. Mit einem Tritt befreite er seine Waffen von der Leiche und blickte sich mit einem leicht irren Blick nach dem nächsten Gegner um. Oronêl ging etwas auf Abstand zu ihm und warf ihm einen verwunderten Blick zu, doch Mathan war noch nicht fertig. Er entdeckte drei Orks, die Adrienne angingen. Sie hatten sie um den Stein herum getrieben und von den Anderen getrennt. Er sprintete los und eilte zur Rettung... oder Tötung.
Die drei Orks schienen mit ihr zu spielen. Verzweifelt versuchte sie erneut auszubrechen, doch sie wurde zurückgeworfen. Adrienne ärgerte sich, dass sie nicht noch mehr mit Mathan trainiert hatte. Sie blockte einen Hieb gegen ihren Kopf ab und machte dabei eine Drehung zur Seite. Mit einem Klirren ging der Schlag fehl und traf den Stein hinter ihr. Feine Splitter spritzten ihr in das Gesicht und aus Reflex kniff sie die Augen zusammen. Ein Fehler, wie sie im selben Augenblick gewahr wurde und nahm schon Abschied, als ihr fast der Mund offen stehen blieb.
Ein vor Wut verzerrtes Gesicht mit spitzen Ohren tauchte hinter den Orks auf. Die grasgrünen Augen blitzen fast schon wahnsinnig. Sogleich stolperte der Mittlere nach vorn und zwei schlanke Klingen, von denen schwarzes Blut tropfte, durchstachen seine Brust. Der Ork hustete ihr Blut ins Gesicht und starrte zu seinen Kumpanen. Kurz darauf fiel der abgetennte Oberkörper zu Boden. Mathan mähte aber schon bereits den vorletzten Gegner nieder, dessen Kopf über den Boden rollte. Der letzte Ork nahm die krummen Beine in die Hand und lief davon. Adrienne suchte einen Fernkämpfer und erblickte Oronêl, der einen leichten Schnitt von Finelleths Arm verband; Faelivrin, die ihrer Mutter ein paar Pfeile gab und Valandur mit Súlien. Der Ork hatte schon einige Meter geschafft, bis Mathan Súlien ihren Speer aus der Hand riss und ihn mit übermenschlicher Kraft warf. Das Geschoss fand sein Ziel und nagelte den Ork am Boden fest. Adrienne wünschte sich, dass sie das Ganze hier nie gesehen hätte und folgte den Anderen, die zu Mathan gingen. Dieser beugte sich über den Verletzten, dem der Speer durch den Bauch gedrungen war.
"Wo ist sie?!", schrie Mathan und rammte den Ork ein Schwert in die verformte rechte Hand.
Dieser quietschte schmerzerfüllt und wand sich, sodass noch mehr Blut aus seinen Wunden lief.
"Wo-ist-sie?", fragte Mathan erneut bedrohlich und schnitt ihm mit jedem Wort das Gesicht.
"Ich weiß nich." Kam die schmerzerfüllte Antwort und Adrienne wandte sich ab. Ein hoher Schrei ertönte und als sie wieder hinsah, fehlten dem Ork beide Augen.
"Ich frage nur noch ein einziges Mal", knurrte der Elb leise und legte dem Gefangenen die Klinge an die Kehle, "Wo ist meine Tochter? Und wo ist Laedor?"
Bei dem Namen zuckte der Ork zusammen und Adrienne sah, dass er überlegte. Der Name schien ihm auf jeden Fall etwas zu sagen. Die anderen Gefährten schauten mit gemischten Gefühlen dem Verhör zu, trotzdem schritt keiner ein, zu viele Gefühle schwangen mit.
"In Carn Dûm, aber ihr werdet dort nur euren Tod finden. Euch werden hunder-"
Ein Gurgeln ertönte während ein blau schimmerndes Schwert dem Ork in den Mund fuhr, Adrienne glaubte dort kleine Flämmchen zu sehen und schüttelte den Kopf um die Einbildung zu vertreiben. Halarîn zog mit silbernen Schimmer in den Augen ihre Waffe aus den Toten und blickte ihren Mann an. Dem Mädchen wurde klar, dass sie eigentlich noch nie mit Elben zu tun gehabt hatte und bisher nur Geschichten aufgesessen war. Sie waren nicht gefühlslos oder perfekt, nur versteckten sie es gut.
Mathan erhob sich, nachdem sich sein Zorn langsam legte. Mit einer stummen Entschuldigung reichte er Súlien ihren Speer, die ihn nickend wieder an sich nahm.
"Das war... aufschlussreich", befand Valandur und deutete zu den Bergen, "Also waren wir auf der Richtigen Spur." Der Waldläufer trug nur einige leichte Schnitte davon, so wie die meisten der Gefährten. Einizig die Frauen blieben wie durch ein Wunder unverletzt. Als Adrienne dies anmerkte, lockerte sich die Stimmung etwas.
"Das kommt nur davon, dass ich meine gewohnte Axt erst seit kurzer Zeit wieder führe", stellte Oronê klar und deutete dabei zu der leichten Schramme an seinem rechten Oberarm. Einige grinsten, ehe Faelivrin etwas ansprach, das ihr offenbar auf dem Herzen lag. "Adrienne, was war dort geschehen?"
Die Angesprochene murmelte eine Entschuldigung und blickte betreten zu Boden. Halarîn wandte ein, dass man später darüber sprechen könnte und man das Blutbad schnell hinter sich lassen müsste. Da alle zustimmten wurden die Pferde losgebunden und rasch machten sie sich auf den Weg um Kerry aus Carn Dûm zu retten.
Mathan, Oronêl, Faelivrin, Halarîn, Adrienne, Valandur, Angatar, Asea, Fanael und Súlien nach Carn Dûm
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