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Autor Thema: Ethring-Furt  (Gelesen 5490 mal)

--Cirdan--

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Ethring-Furt
« am: 2. Mär 2013, 00:04 »
Merian von Cirit Dûm


Ein Fuchs ging ganz ungestört seinen Weg und ließ sich von nix und niemanden abbringen nach unvorsichtigen Vögeln oder Hasen Ausschau zu halten. Nicht einmal von einer marschierenden Truppe Menschen, die seinen Weg kreuzten. In aller Ruhe verschwand der Fuchs in dem nächsten Gebüsch, während Merian stehen blieb und ihm noch erstaunt nachblickte. Alle Mannen aus Cirit Dûm kamen zum Stehen und Einer sprach im Flüsterton: „Merian, was ist los? Warum halten wir hier? Erst gleich kommen wir zur Furt und dort sollten wir Rasten.“ Merian drehte sich zu dem Mann um und antwortete noch in Gedanken: „Ein Fuchs, nur ein kleiner Fuchs. Doch jetzt habe ich ein komisches Gefühl als wenn gleich etwas über uns kommt, was wir nicht erwartet haben.“
„Und recht habt ihr!“
, rief eine Stimme über ihnen aus den Ästen einer großen Kiefer.
Merians Männer waren in einen Hinterhalt geraten. Überall um sie herum waren nun der Pfeilen Spitzen zu sehen. Männer in brauner Kleidung hielten ihre großen Eichenbögen gezielt auf die Eingekreisten.
Der Mann in den Bäumen sprach weiter: „Schon lange wachen wir hier am Ethring, haben schon einige Orks und vor allem Kundschafter abfangen können, doch haben wir nie erwartet, jemand käme von Westen. Was sucht ihr, die gut ausgerüstet in das vom Feind besetze Land aufzubrechen scheinen, hier?“ „Tatsächlich“, antwortete Merian, den Kopf nach oben gerichtet, etwas erleichtert, „wollen wir in den Osten und in den Krieg. Wir, genau wie ein Heer aus der Schwanen Stadt, werden Linhir und dessen Lande vom Feind befreien. Aber nun sagt uns, wer ihr seid, der hier die Orks, auch wenn nicht alle, von meinem geliebten Lamedon fernhält.“
Der Mann, obwohl schon viele Jahre älter als Merian, sprang aus dem Geäst und landet geübt auf seinen Füßen vor den Männern: „Es ist auch mein geliebtes Lamedon. Ich bin Angbor von Calembel, der Herr Lamedons. Ich bin Angbor, der Angstlose, wie mich der Thronerbe nannte, denn ich Linhir traf.“ „Verzeiht mir“, sprach Merian und kniete, wie auch alle anderen Männer Cirit Dûm, vor ihm nieder.

Nach langen Erzählungen über vergangene und geplante Taten wurde der tapfere Trupp Merians von Angbor zu einem köstlichen Abendessen am Lagerfeuer eingeladen.
Während Speis und Trank stand Angbor plötzlich auf und gab bekannt, dass er Merians Vorhaben unterstützen würde. „Ich gehe mit nach Linhir“, sprach er selbstsicher, „ich habe das ewige warten auf Orks, die diese Furt hier nutzen wollen, satt. Ich werde zwanzig Krieger aus meiner Reihe aussuchen, diese werden mich begleiten. Die anderen bleiben hier und halten diesen strategischen Punkt so lange sie können.“
Obwohl es schon spät in der Nacht war und der Bierfässer Leere schon von vielen mit bedauern bemerkt wurden war, war Merian klar, dass Angbor es ernst meinte und er freute sich über diese Verstärkung und eine fachkundige Führung.

„Ich kann diese Anfänger von Kriegern doch nicht alleine gehen lassen“, war das letzte, das Merian von Angbor zu seinen Männern grölend hörte, bevor er sich einen ruhigen Platz zum Schlafen suchte.

Am nächsten Morgen brach der verstärkte Trupp bei strahlendem Sonnenschein auf.


Merian und Angbor mit den Männern Cirit Dûm und Angbors Leibgarde nach Linhir


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« Letzte Änderung: 16. Aug 2016, 15:35 von Fine »

Eandril

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Re: Ethring-Furt
« Antwort #1 am: 7. Okt 2018, 23:19 »
Hilgorn, Amrothos und Ladion aus Dol Amroth

Der Sitz Dervons war eine starke Feste, die sich auf einem Hügel nur wenig östlich der Ethring-Furt am Ufer des Ringló erhob. Zwischen Festung und Furt breitete sich die kleine Stadt aus, die Hilgorn und Amrothos auf ihrem Weg zur Feste durchquerten. Amrothos deutete auf eine Taverne, die direkt an der Hauptstraße lag. "Zum sprudelnden Bach", las er vor, was auf dem sanft im Wind schaukelnden Schild vor der Tür der Taverne stand. "Ich habe gehört, hier soll man das beste Bier in ganz Gondor bekommen."
Trotz seiner vorgetäuschten Begeisterung erkannte Hilgorn sehr schnell, dass der Prinz nicht wirklich bei der Sache war, und schüttelte mit einem Seufzen den Kopf. Bereits seit ihrem Aufbruch aus Dol Amroth ging das so, und inzwischen war er sich nicht länger sicher, ob es eine gute Idee war, Amrothos und nicht einen seiner Brüder mit nach Lamedon zu nehmen. "Kommt schon, so hässlich wird das Mädchen schon nicht sein", meinte er, und Amrothos stieß zweifelnd die Luft durch die Nase aus. "Darum geht es nicht. Außerdem habt ihr gut reden, nicht wahr?"
Darauf wusste Hilgorn nichts sinnvolles zu erwidern, denn im Grunde hatte Amrothos Recht. Hilgorn hatte schließlich die Frau bekommen, die er wollte. "Vielleicht will Fürst Dervon euch auch gar nicht als Gemahl für seine Enkelin", versuchte er seinen Begleiter aufzumuntern, und tatsächlich zeigte Amrothos ein schwaches Lächeln. "Sehr schmeichelhaft, General. Aber letztlich keine schlechte Idee, mich vielleicht von meiner schlechtesten Seite zu zeigen..."

Hilgorns Befürchtungen, eine peinliche Szene heraufbeschworen zu haben, stellten sich als grundlos heraus, als sie Fürst Dervon vom Ringló gegenüber traten. Dervon hatte sie herzlich und sichtlich erleichtert willkommen geheißen, obwohl sie ihre Soldaten - Menschen wie Elben - östlich der Furt zurückgelassen hatten, und nachdem den Formalitäten genüge getan worden war, kam Amrothos zur Sache.
"Mein Vater, der Fürst von Dol Amroth, hat mir aufgetragen, euch ein Angebot zu unterbreiten", begann er ein wenig hölzern. "Er schlägt vor, die Freundschaft zwischen unseren Häusern weiter durch ein Heiratsbündnis zu vertiefen, und bietet eine Verlobung zwischen mir und eurer Enkelin... Fiora an."
Dervons Reaktion entsprach nicht ganz Hilgorns Erwartungen. Der Herr des Ringló-Tals zuckte sichtlich zusammen und machte einen unsicheren Schritt nach hinten, während sein Gesicht eine fahlgraue Tönung annahm. "Ich... übermittelt Imrahil meinen Dank, doch... das wird nicht möglich sein", erwiderte er, und Amrothos warf Hilgorn einen sichtlich überraschten Blick zu, bevor er einen zögerlichen Schritt auf den Fürsten zu machte. "Fürst Dervon, wenn ich irgendetwas getan oder..."
"Nein, nein, es liegt nicht an euch." Dervon hatte sich halbwegs wieder gefangen, wirkte aber noch immer etwas fahrig. "Es geht einfach nicht, versteht ihr?"
Amrothos blickte ein wenig hilflos in Hilgorns Richtung, der allmählich verstand, warum der Prinz dieses heikle Thema angesprochen hatte, solange er ebenfalls noch im Raum war. Offenbar hatte Amrothos sich nicht wohl dabei gefühlt, alleine mit Dervon über das Verlöbnisangebot zu sprechen, und wenn man bedachte, wie sich das Gespräch entwickelte, konnte Hilgorn das gut nachvollziehen - auch wenn er sich wünschte, es hätte nicht ausgerechnet ihn getroffen, denn die hohe Politik der großen Häuser war nicht unbedingt ein Gebiet, in dem er sich wohlfühlte. Dennoch wandte er sich an Dervon, und fragte sanft: "Fürst Dervon... ist eure Enkelin nicht hier?"
"Nein, das ist sie nicht", erklang eine andere, zynische Stimme hinter ihnen, bevor Dervon etwas sagen konnte. Ein Mann, der wie eine jüngere Ausgabe des Fürsten aussah, war aus dem Schatten einer Säule getreten, und schlenderte jetzt äußerlich gelassen auf sie zu."Wir wissen nicht einmal, ob sie noch lebt, nicht wahr?" Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Zorn und Enttäuschung, als er zu Dervon hinaufblickte.
Dessen Gesicht hatte erneut alle Farbe verloren. "Dervorin! Hältst du es für höflich, dich in dunklen Ecken herumzudrücken, anstatt unsere Gäste zu begrüßen?"
"Ich hatte gerade erst von ihrer Ankunft gehört", erwiderte sein Sohn. "Und ich kam gerade noch rechtzeitig in die Halle, bevor du ihnen irgendwelche Lügen über meine Schwester und meine Nichte auftischen konntest." Die Verachtung in seiner Stimme war nicht zu überhören, und neben Hilgorn zog Amrothos hörbar die Luft ein. Dervons Miene verdüsterte sich vor Zorn, doch er beherrschte sich und erklärte mit sichtlicher Mühe: "Meine Tochter Laerwen und ihre Tochter... befinden sich in Rhûn. Wir... wir haben seit geraumer Zeit nichts von ihnen gehört."
"In Rhûn?", fragte Amrothos hörbar schockiert, und Dervorin lächelte bitter. "Wir wollen auch nicht verschweigen, wie sie dorthin gekommen sind, nicht wahr? Als Mordor vor drei Jahren drohte, ganz Gondor zu überrollen, beschloss mein heldenhafter Vater, meine Schwester an einen der barbarischen Fürsten aus dem Osten zu verkaufen, um eine Plünderung des Ringló-Tals zu verhindern. Nun, ausgeplündert haben sie uns trotzdem, und meine Schwester ist seitdem im Osten verschollen - gemeinsam mit ihrer Tochter. Aber da du ihre Ehe mit Tórsonn immer missbilligt habt, schien es ein kleines Opfer zu sein, nicht wahr, Vater?" Flüchtig hoffte Hilgorn, dass keines seiner Kinder ihn jemals so verachten würde.
Dervon, der noch blasser geworden zu sein schien, fehlten offensichtlich die Worte, und er schüttelte in einer Geste der Hilflosigkeit den Kopf. "Ich... ich habe es nicht getan, um Laerwen zu bestrafen. Und ich wollte auch nicht, dass Fiora mit ihr geht. Aber es schien mir der einzige Weg, meine Leute wenigstens einigermaßen zu schützen."
"Es waren dunkle Tage, das ist wahr", ergriff Amrothos wieder das Wort, und seine Stimme klang kühl. "Doch ein Pakt mit Mordor, ganz gleich welcher Art, kann niemals der Weg sein, unser Volk zu retten."
"Und doch können wir nur deswegen heute hier in dieser Halle stehen und beratschlagen, wie wir den Gilrain gegen Mordor halten", gab Dervon zurück. "Es tut mir Leid, dass ich euer ehrenhaftes Angebot ablehnen muss, und es tut mir Leid, was mit meiner Tochter geschehen ist." Es war sein eigener Sohn, den er bei diesen Worten anblickte, doch Dervorin wich seinem Blick aus. "Aber es ist jetzt nicht zu ändern, und wir sollten uns auf das konzentrieren, was vor uns liegt."
Damit war die Audienz beendet, doch als Hilgorn und Amrothos, beide gleichermaßen betreten, Dervons Halle verließen, gesellte sich Dervorin zu ihnen. "Ihr solltet vorsichtig sein, was ihr in dieser Halle sagt", sagte er leise, und Amrothos schüttelte den Kopf. "Man könnte meinen, ihr misstraut eurem Vater."
"Vielleicht nicht ihm selbst", erwiderte Dervorin. "Doch seit der Geschichte mit Laerwen bin ich mir einigermaßen sicher, dass Mordor einen Spion in Ethring hat."
"Das würde unsere Mission auf lange Sicht aussichtslos machen", meinte Hilgorn besorgt. Sie erreichten die Ställe, wo sie ihre Pferde gelassen hatten, und Dervorin blieb stehen.
"Deshalb schlage ich vor, dass ihr so selten wie möglich in die Festung kommt", sagte er. "Ihr könnt mich zumeist in der Halle der Delferyn antreffen - Männer nach meinem Geschmack, und ich würde jedem von ihnen mein Leben anvertrauen." Hilgorn hatte bereits einiges von diesem Orden gehört. Er existierte seit beinahe eintausend Jahren, und bestand aus Jägern, deren bevorzugte Beute Orks und sämtliche übrigen Diener des Schattens waren. Sie waren lange Jahre dafür verantwortlich gewesen, dass niemals Orks in größerer Zahl Fuß im Weißen Gebirge gefasst hatten, hatten aber auch in Ithilien an den Rändern des Schattengebirges von sich Reden gemacht. "Die Soldaten meines Vaters gehorchen mir ebenso gut wie ihm", fuhr Dervorin fort. "Und Gilheston, der Ordensmeister der Delferyn, hat mir seine Unterstützung bei der Sicherung der Furten zugesichert."
Hilgorn tauschte einen Blick mit Amrothos, der nach kurzem Zögern nickte. "Also gut", erwiderte Hilgorn. "Wir werden euren Vater so weit es geht aus dem Spiel lassen - und hoffen, dass sich tatsächlich kein Spion unter den Delferyn befindet."
« Letzte Änderung: 9. Jan 2019, 10:39 von Fine »

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Eandril

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Re: Ethring-Furt
« Antwort #2 am: 30. Nov 2018, 13:46 »
Gemeinsam mit Dervorin, der sich in der Gegend am Oberlauf des Gilrain bestens auskannte, den Delferyn und Ladions Elben gelang es Hilgorns Truppen schnell, alle möglichen Übergänge über den Fluss ausfindig zu machen und so gut es ging gegen Angriffe zu sichern. Auf Amrothos' Vorschlag hin wurden an jedem Übergang zwei Männer als Boten abgestellt, die Warnungen nach Norden und nach Süden den Fluss entlang zur nächsten Furt bringen sollten. Auf diese Weise musste ein Bote nur den Weg bis zur nächsten Stellung zurücklegen, bevor ein frischer Bote mit einem frischen Pferd übernehmen konnte, und Warnungen vor einem Angriff konnten sich mit großer Geschwindigkeit entlang des Gilrain verbreiten.
Hilgorn hatte sein Haupquartier auf der Westseite der Ethring-Furt aufgeschlagen - näher an der Halle der Delferyn als am Sitz des Fürsten, der seit ihrer Ankunft seine Festung nicht mehr verlassen hatte und nach Dervorins Informationen viel Zeit damit verbrachte, sich in seinen Gemächern einzuschließen, und niemanden zu sich zu lassen. Hilgorn war darüber nicht traurig, denn Dervorin und auch Gilheston, der Anführer der Delferyn, waren viel eher Männer nach seinem Geschmack, mit denen er gut zusammenarbeiten konnte. Und auch Amrothos zeigte sich, trotz gelegentlicher Phasen in denen seine Gedanken weit abzuschweifen schienen, von seiner besten Seite. So hatte Hilgorn schon nach gerade einmal zwei Wochen das Gefühl, alles für die Sicherung des Gilrain getan zu haben - und dennoch erschien ihm die Ruhe, die über dem Fluss lag, trügerisch. Kein Ork oder sonstiger Diener Mordors war - mit Ausnahme Linhirs - am Ostufer gesichtet worden, kein Versuch war unternommen worden, Gondors Wachsamkeit zu testen.
Am Morgen des vierzehnten Tages rief Hilgorn daher seine Mitstreiter in seinem Zelt zusammen - die Prinzen Amrothos und Dervorin, Gilheston von den Delferyn, Ladion, und seinen eigenen Stellvertreter Balvorn.
"Ich werde morgen nach Dol Amroth aufbrechen, um Fürst Imrahil persönlich Bericht über die Lage am Gilrain zu erstatten", begann er, die Hände auf den Tisch mit der großen Karte, die die gesamten Lande am Gilrain zeigte, gestützt. Auf der Karte waren bemalte Figuren aus Holz verteilt, die ihre eigenen Stellungen und die vermutlichen Positionen des Feindes zeigten. "Und ich nehme an, dass Prinz Amrothos mich begleiten wird." Amrothos bewahrte mühsam eine gleichmütige Miene, nickte aber ein wenig zu hastig. "Ich denke auch, dass es das beste sein wird, wenn ich ebenfalls für den Augenblick nach Dol Amroth zurückkehre."
Hilgorn unterdrückte ein Lächeln, und fuhr fort: "Prinz Dervorin, mit eurer Erlaubnis werde ich euch für die Dauer meiner Abwesenheit die Verantwortung über meine Soldaten übergeben. Mein Stellvertreter Balvorn wird euch beratend zur Seite stehen, und ich nehme an, dass ihr auch auf die Unterstützung von Meister Gilheston zählen dürft."
"Aber sicher darf er das", knurrte der Anführer der Delferyn, und legte Dervorin die Hand auf die Schulter. Er war ein Mann von mindestens sechzig Jahren, hatte eisgraues Haar und ein verstümmeltes rechtes Ohr. Trotz seines fortgeschrittenen Alters hatte er die Figur eines weit jüngeren Mannes, und Hilgorn hatte selbst beobachtet, wie er einen seiner besten Schwertkämpfer ohne sichtliche Mühe entwaffnet hatte. "Wir werden schon dafür sorgen, dass kein Ork seine hässliche Fratze am Westufer zeigt, nicht wahr, mein Junge?" Gilheston war vermutlich der einzige Mann im Ringló-Tal, der sich erlauben konnte, Dervorin, der ja bei weitem kein "Junge" mehr war, so zu nennen.
Dervorin fegte die Pranke mit einem nachsichtigen Lächeln von seiner Schulter, und wandte sich Ladion zu. "Ich hoffe, dass ich während Hilgorns Abwesenheit auch auf eure Unterstützung rechnen kann?"
Der Elb deutete eine Verbeugung an, und erwiderte: "Ich und meine Späher stehen auch euch selbstverständlich zur Verfügung. Es ist unser Auftrag, Gondors Ostgrenze zu verteidigen, ganz gleich, wer das Kommando über eure Soldaten hat."
Bevor Hilgorn etwas sagen konnte, wurde die Plane vor dem Zelteingang beiseite gerissen, und ein junger Soldat stürzte hindurch.
"Wir haben Orks am Ostufer gesichtet, Herr", stieß er atemlos hervor. "Nur ein paar Meilen von hier, eine ganze Kompanie Wolfsreiter."
"Wie lange ist das her?", fragte Hilgorn knapp, während er bereits nach seinem Schwertgurt griff.
"Zwei Stunden etwa", erwiderte der Bote. "Ich bin sofort losgeritten." Gilheston, der offenbar die Ruhe selbst war, hob eine Augenbraue. "Du musst geritten sein wie ein Dämon, mein Junge." Der Soldat blickte verlegen zu Boden - unter den einfachen Soldaten waren die Delferyn und ganz besonders ihr Anführer legendär. "Danke, Herr. Mein Pferd ist schnell."
Wider willen amüsiert warf Hilgorn ein: "Wenn wir mit den Artigkeiten fertig sind, wärst du dann so gut uns zu zeigen, wo genau die Orks gesichtet worden sind?"
Der Bote errötete, warf einen Blick auf die Karte und deutete dann auf einen Punkt, der sich genau zwischen zwei möglichen Furten befand. "Es war ungefähr hier. Sie waren in nördlicher Richtung unterwegs, aber..." Er zögerte einen Augenblick, bevor er Hilgorn ins Gesicht sah. "Etwas war merkwürdig. Sie bewegten sich nur langsam, und gut sichtbar am Flussufer entlang. Beinahe so, als wäre ihnen egal, dass sie entdeckt werden."
Schweigen legte sich über die Runde, bevor Dervorin das offensichtliche aussprach: "Eine Falle. Meint ihr nicht? Vermutlich wollen sie die südliche der beiden Furten angreifen und uns nach Norden locken."
"Eine stümperhafte Falle, wenn dem so ist", entgegnete Ladion, der bislang geschwiegen hatte, ruhig, und alle Gesichter wandten sich ihm zu. "Wenn man eine Falle stellt, sollte doch das wichtigste sein, dass das Opfer diese Falle nicht erkennt", fuhr der Elb fort. "Doch wir haben diese Falle beinahe sofort erkannt, und könnten nun entsprechend Handeln. Vielleicht ist das Offensichtlichste nicht immer die tatsächliche Wahrheit."
"Ihr meint, sie bluffen", stellte Amrothos fest. "In dem sie offenbar die nördliche Furt angreifen wollen, lenken sie unsere Aufmerksamkeit auf die südliche, während sie doch im Norden angreifen?"
"Es wäre eine Möglichkeit", meinte Ladion. "Doch sicher können wir uns nicht sein, denn es gibt viele Möglichkeiten, und wir können unmöglich alle bedenken und uns gegen alle vorbereiten."
Hilgorn schüttelte den Kopf, und zog den Schwertgurt mit einem Ruck fest. "Wir verlieren Zeit, je länger wir darüber diskutieren. Wie viele Orks hast du gezählt?", fragte er an den Boten gerichtet. "Etwa fünfhundert", antwortete dieser. "Vielleicht weniger ein bisschen weniger."
"Also gut. Ich werde unsere Reiter, die hier lagern, an die nördliche der Furten führen." Diese Furt lag etwa auf der gleichen Höhe wie das südliche Ende des Ausläufers des Weißen Gebirges, der das Ringló-Tal von dem des Gilrain trennte. "Dervorin, nehmt fünfhundert Mann, und marschiert so schnell ihr könnt zur südlichen Furt. Haltet Ausschau nach Boten und seid bereit, spontan die Richtung zu ändern. Ladion, eure Späher werden die angrenzenden Übergänge beobachten und Alarm schlagen, sollte Mordor an anderer Stelle den Fluss überqueren werden."
Hilgorn blickte in die Runde, und legte die Hand auf den Schwertgriff. "Also, an die Arbeit."

Er verließ als erster das Zelt, dicht gefolgt von Amrothos und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu den Pferden. Während sie darauf warteten, dass ihre Pferde gesattelt wurde, ging Amrothos sichtlich nervös auf und ab. "Erinnert ihr euch an den letzten Angriff auf Dol Amroth?", fragte er schließlich, und Hilgorn nickte.
"Es war die schrecklichste Nacht meines Lebens", gab Amrothos zu. "Ich stand in der ersten Reihe, als das Tor fiel, und als der Nazgûl kam... hatte ich keine Hoffnung mehr. Nur noch Furcht."
"Und dann kamen die Elben, erschlugen den Nazgûl und die Schlacht wurde gewonnen", ergänzte Hilgorn. "Fürchtet ihr, dass heute ebenfalls einer der Schatten auftauchen wird, ohne Elben um ihn in die Flucht zu schlagen?"
Amrothos schüttelte den Kopf. "Das nicht."  Er ließ den Kopf hängen, und lächelte ein wenig kläglich. "Dieses Mal habe ich eher Angst davor, nicht zurückzukehren, und nie wieder... Ach wisst ihr, Hilgorn... ich bin verliebt, fürchte ich."
Trotz der ernsten Lage - um sie herum eilten Soldaten hin und her, und bereiteten sich auf den Kampf vor - hatte Hilgorn Mühe, ernst zu bleiben. "Nein wirklich. Das ist sehr... überraschend mein Prinz. Wer mag die Auserkorene nur sein..."
Amrothos hob den Blick, und seine Augen verengten sich. "Ihr macht euch über mich lustig."
Hilgorn erwiderte den Blick, und musste trotz aller Anstrengungen lachen. "Vielleicht ein wenig. Es ist nur so, dass ihr mir nichts neues erzählt." Er klopfte Amrothos auf die Schulter. "Ihr erinnert euch sicher daran, dass Faniel euch auf meiner Hochzeit dazu gebracht hat, die junge Irwyne zum Tanz aufzufordern. Nun, seitdem weiß ich Bescheid."
Amrothos schwieg einen Augenblick, dann lachte er ebenfalls. "Wie es aussieht ist mein Geheimnis schon lange keines mehr. Und euch scheint es früher bewusst gewesen zu sein als mir selbst."
"Bedankt euch bei meiner Frau", erwiderte Hilgorn. "Und ich verspreche euch, dass ihr aus dieser Schlacht heil wiederkehren werdet."
"Selbst wenn, fangen meine Probleme erst an. Ihr glaubt doch nicht, dass der Fürst von Dol Amroth seinem Sohn ein einfaches Mädchen aus Rohan zur Frau geben würde?" Hilgorn zuckte mit den Schultern. "Wieso nicht? Wegen des Geredes? Es würde Gerede geben, sicher... aber ich verrate euch ein Geheimnis." Er schwang sich auf den Rücken seines Pferdes, dass inzwischen fertig gesattelt zu ihm geführt worden war. "Wenn sie die Richtige ist, ist sie all das und noch mehr wert."

Hilgorn nach Lebennin
« Letzte Änderung: 11. Dez 2018, 16:49 von Fine »

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