Mathan, Oronêl, Halarîn, Faelivrin, Súlien, Finelleth, Adrienne, Valandur, Kerry, Farelyë, Anastorias, Angatar, Asea und Fanael aus Carn DûmMathan ging neben Súlien, die immer einen Fuß in den Schnee einsank. Der Wind heulte und bließ ihnen einzelne Schneeflocken in die Gesichter. Sie hatten die Berge um Carn Dûm rasch verlassen und mehrere falsche Fährten gelegt. Zu ihrem Glück gelangten sie an die letzten Ausläufer eines Schneesturms, der weitere Spuren verwischte, aber dafür Eiseskälte mit sich brachte. Der Elb spürte diese kaum, dafür aber den schneidenden Wind, der jedes Stück nackter Haut maltretierte. Er blickte zurück und zählte nochmal durch;
Dreizehn. Für sich selbst nickte er zufrieden und beugte sich etwas nach vorn um den brutalen Wind mehr Kraft entgegen zu setzen.
"Dort hinten gibt es eine Felsformation, wir sollten dort rasten!", brüllte Súlien gegen das Heulen des Windes und der Elb nickte.
Mathan blickte sich um und durch das flirrende Schneetreiben erbklickte er die Felsen, die Súlien gemeint hatte. Sie waren einige Meter entfernt und würden eine willkommene Pause darstellen, die jeder von ihnen nötig haben würde. Selbst seine elbischen Augen konnten nicht sehr weit sehen, weshalb er Súlien für ihren Orentierungssinn bewunderte. Kurz fühlte er sich beobachtet. Er blickte nach rechts und in dem durcheinanderwirbelnden Weiß bemerkte er zwei aufrechtstehende Schemen. Sie verschwanden sofort, als er die Anderen darauf aufmerksam machen wollte. Stirnrunzelt lief er vor und erreichte die Steinformation, zu seiner Verwunderung waren es acht große Steinplatten, die aneinander gelehnt einen großen Schutzraum boten. Mathan steckte den Kopf zwischen die Steine heraus und winkte die Anderen herbei und zuckte kurz, als sich die Wundränder der Schnitte an seinen Unterarmen verzogen.
Die Menschen betraten den Schutzraum zuerst, bibbernd und mit roten Gesichtern traten sie ein, die Elben folgten ihnen und verteilten sich in kleine Grüppchen. Súlien kniete sich neben einen der Steinplatten und wühlte in einer kleinen Gletscherspalte herum. Triumphierend zog sie ein lederndes Bündel hervor, das kompliziert verpackt war. Zur allgemeinen Überraschung entzündete sie kurz darauf ein wärmendes Feuer an, um das sich sofort die Menschen drängten.
"Was ist das für ein Ort, wo du uns hinführst?", fragte Kerry an Súlien gewandt und konnte die Neugierde in der Stimme nicht verbergen. Das Mädchen war in dicke Gewänder gehüllt, die Halarîn ihr kurz nach Carn Dûm gegeben hatte. Farelyë schlief auf Kerrys Schoß ganz eng an sie gekuschelt, den Kopf auf der Brust und die Augen friedlich geschlossen.
Súlien schmunzelte bei dem Anblick und stocherte kurz im Feuer herum. "Ein Ort, kurz vor der trostlosen Forodwaith. Niemand kommt dort hin und es ist sehr ruhig."
"Ein Lebensort inmitten einer Eiswüste?", fragte Oronêl und wirkte etwas skeptisch.
Súlien nickte und grinste. "Ihr werdet es verstehen, wenn ihr es seht.", verriet sie geheimnissvoll und begann eine kleine Mahlzeit über dem Feuer zu bereiten.
Die Elben blickten sich an, bis Anastorias zu Kerry trat und sich neben ihr setzte.
"Ist dir kalt?", fragte er etwas unbeholfen und schüttelte sofort den Kopf, "Verzeih meine Manieren. Ich bin Anastorias aus dem Hause Manarîn. Du kannst mich aber auch einfach "Gwanur" nennen. Das bedeutet "Bruder". Er schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln, das sie erwiderte.
"Mit dem Feuer geht es schon besser, danke... Gwanur.", sie blickte ihn neugierig an und strich Farelyë über den Kopf, die sich kurz bewegte, "Wie bist du eigentlich mit Nésa verwandt?" Platzte es aus ihr heraus und die Gruppe spitzte die Ohren.
Anastorias lachte und blickte zu Faelivrin, die ihre Pfeile zählte und aufmerksam zuhörte. "Nun, ich bin ihr Enkel", antwortete er geradeheraus und strich sich seine langen, schwarzen Haare zurück, "Auch wenn ich nicht danach aussehe. Mein Mutter ist Isanasca Manarîn, ihre Tocher."
Kerry staunte nicht schlecht und Valandur schaltete sich ein, der gerade von Halarîn den Verband erneurt bekam. "Und wie alt bist du? Deine Kraft ist wirklich außergewöhnlich."
Der junge Elb grinste schelmisch und seine Augen blitzten auf. "Ich bin etwa vierhundert Jahre alt, das mag viel klingen, aber eigentlich gelte ich noch als Jugendlicher. Trotzdem darf ich mich als der Stärkste von dem Hause Manarîn bezeichnen.", sagte er stolz und spannte seine Muskeln an, die man unter seiner vergleichweisen dünnen Kleidung noch sehen konnte. Scheinbar schien ihm die Kälte nicht viel auszumachen.
"Er ist ein ungehorsamer aber sehr starker Elb. Ich kenne niemanden der sich mit seiner Kraft messen kann", schaltete sich nun auch Faelivrin ein, die sich auf die andere Seite von Kerry setzte und ihre Köcher sorgsam verstaute. Anastorias wurde eine Spur röter im Gesicht und winkte ab. "Ach, da gibt es mit Sicherheit noch Stärkere als ich." Er nestelte an seinen eisernen Armschienen und hoffte, dass Faelivrin ihn nicht zurechtwies. Valandur dagegen schüttelte den Kopf und schliff seine Waffe.
"Und wie bist du hierhergekommen? Ihr lebt doch alle in den Neuen Landen. Wie ist es dort?", fragte nun Kerry, die ihre Neugierde nicht mehr zügeln konnte.
"Ich hatte erwartet, dass du das fragst,
Ténawen", sagte Anastorias und grinste wieder, "Ich bin mit der Vorhut gekommen," beantwortete er die Frage als ob das alles erklärte. Alle Gefährten horchten auf und hoben die Köpfe. "Die Vorhut?", fragten Oronêl und Mathan fast gleichzeitig. "Das klingt aber, als ob dann noch mehr kommen würden," warf Adrienne bibbernd vom Eingang ein und Faelivrin tauschte mit ihr den Platz. Anastorias warf seiner Königin einen langen Blick zu und schwieg, die neugierigen Fragen ignorierte er, bis sie sich an Faelivrin wandten.
"Was ist die Vorhut?", fragte nun auch Halarîn vorsichtig, die gerade Mathans Wunden versorgte. Dieser hob eine Braue und zwinkerte ihr zu.
Mit einem Seufzen hob Faelivrin den Kopf, ihr Gesicht war erfüllt von Sorge. Es war selten, dass sie so sehr ihre Gefühle zeigte. "Ich denke, es geht nicht anders...", murmelte sie und trat wieder näher an die Gruppe heran und reckte das Kinn.
"Die Vorhut sind die ersten zwei Schiffe der Manarîn, die nach Mittelerde zurückkehren.", verkündete sie nach einer langen Pause, in der nur der Wind heulte.
"Also... ihr kehrt zurück? Alle?", fragte nun Finelleth, die bisher geschwiegen hatte.
Faelivrin nickte und wirkte traurig, die Gardisten und Anastorias senkten ebenfalls die Köpfe. Eine unangenehme Stille senkte sich über die Gruppe.
"Was ist geschehen?" Die Frage von Oronêl brach das eiserne Schweigen und die Avari tauschten lange Blicke, bis Faelivrin stellvertreten für alle sprach.
"Das Reich der Manarîn wird untergehen und mit ihr-...", ihre Stimme brach, Tränen stiegen ihr in die Augen. Wortlos wandte sie den Gefährten den Rücken zu und erneut legte sich eine bedrückte Stille über sie. Keiner wagte es die Königin anzusprechen, bis Anastorias leise zu erklären begann: "Die Vorhut sollte eigentlich sehr viel später eintreffen. Unsere Ankunft bedeutet außerdem das...", er stockte und holte tief Luft, "Es bedeutet, dass unser Volk keine Heimat mehr hat", würgte er hervor und versank in Schweigen. Faelivrin ging langsam aus der Zuflucht hinaus in den Schnee und verschwand in dem Schneetreiben.
"Ich würde euch alle bitten, erst darüber wieder zu sprechen, wenn Faelivrin auch dazu bereit ist. Ich weiß, ihr seid neugierig aber es ist sehr schmerzhaft für sie.", sagte Anastorias betreten und warf einen Holzscheit in da Feuer.
"Selbstverständlich nehmen wir Rücksicht, der Verlust der Heimat ist immer ein schwerer Schlag. Ich fühle mit euch, glaubt mir", sagte Oronêl schließlich und blickte wehmütig in den Süden, wo der Goldene Wald liegen musste.
"Das ist wahrscheinlich nur die Hälfte der Geschichte, "flüsterte Mathan Halarîn in das Ohr, kaum hörbar für die Anderen. Er kannte sie und wusste, dass ihr Gefühlsausbruch auch etwas Anderem galt. Ihre Augen hatten das verraten.
"Wenn du magst, kannst du mir erzählen wie es dort ist", bot Kerry nun nach einer Weile an und lächelte Anastorias aufmunternd zu.
"Sehr clever, ich kann meinen Kummer rauslassen und du deine Neugierde stillen!", rief der schwarzhaarige Elb mit gespielter Empörung und grinste. Einige lachten und die trübe Stimmung lockerte sich ein wenig.
"Es ist ein Reich aus Inseln. Eigentlich weiß ich gar nicht wie viele genau, aber wir konnten einige von ihnen mit Brücken verbinden, Andere hatten schon natürliche Landbrücken." Er grübelte kurz und zählte an den Fingern, während er leise vor sich hinmurmelte. Kerry belauschte aufmerksam und spitzte die Ohren, sie konnte
Eresion und
Ascan verstehen. "In etwa zwanzig Inseln umfasst es insgesamt. Davon sind aber nicht alle bewohnt."
"Mit Brücken verbinden und dem Meer trotzen? Das müssen herausragende Baumeister sein", stellte Súlien bewundernd fest und betastete einen der Steine.
"Meinst du die Brücken oder diese Zuflucht?", fragte Mathan fest und blickte sich um, "Diese hier scheint mir nicht natürlichen Ursprungs zu sein."
Súlien grinste und fuhr mit der Hand über den Stein und entfernte mühsam die Eisschicht auf dem Gestein. Darunter kam ein kompliziert aussehendes Muster im Gestein zum Vorschein, es wurde sorgfältig eingeritzt.
"Ist das so etwas wie eine Rune?" Die Frage von Adrienne ging auch alle anderen durch den Kopf. Ehe Súlien antworten konnte, kehrte Faelivrin zurück und entschuldigte sich, dass sie einfach verschwunden war.
"Sorge dich nicht, wir haben vollstes Verständniss dafür", antwortete Oronêl stellvertretend für alle und nickte ihr zu. Die Avari lächelte scheu und trat zu Súlien, die noch immer die Rune untersuchte. "Draußen habe ich etwas gesehen..." sie dachte nach und schüttelte den Kopf "Ich konnte es aber nicht genau erkennen. Es waren nur irgendwelche Gestalten im Schneetreiben. Sie waren schnell und ich konnte ihnen nicht folgen."
Súlien blickte überrascht, aber wissend auf. Einige wandten ihnen die Köpfe zu.
"Ich habe sie auch gesehen", warf Mathan von der anderen Seite der Zuflucht ein und sorgte für Verwirrung. "Schemen im Schneetreiben, eindeutig irgendwelche Wesen."
Súlien blickte wieder zur Rune und nickte schließlich, ehe sie sich umwandte. "Wir nennen sie Eiswächter. Wo immer sie auftauchen, sind auch diese Runen", erklärte sie nachdenklich und strich über den achteckigen Stern in der Mitte des verschlungenen Zeichens, "Wir wissen nur, dass sie aus der Forodwaith kommen und manchmal Reisende retten, die sich hier in der Eiswüste verlieren und kurz vor dem Tod stehen. Sie liegen dann bei uns im Eingang des Dorfs, ohne, dass jemand Etwas gesehen hat."
"Wenigstens sind sie uns nicht feindlich gesinnt", sagte Oronêl schließlich und trat an die Rune heran. "Vielleicht ist es eine Art Botschaft?", fragte er mehr sich selbst.
"Das wissen wir nicht", gestand Súlien und beobachtete Faelivrin, die das Zeichen betrachtete, sah aber dann zur Seite als diese sagte, dass auch sie es nicht kennt.
"Es ist sehr sorgsam dort eingebracht, man erkennt keine Kratzspuren. Wie sie das auch immer gemacht haben, es wurde mit extremer Sorgfalt getan.", sagte Oronêl schließlich und setzte sich wieder, um seinen verletzten Arm etwas Ruhe zu gönnen.
Die Anderen setzten sich wieder hin und Kerry wollte schon etwas fragen, als Farelyë erwachte. Kurz blickte sich die Elbe um und strich Kerry wortlos über die roten Wangen und augenblicklich verschwand die Kälte aus ihrem Gesicht. Ihr Blick fiel auf die Rune an dem Stein und ihre silbernen Augen blitzten für einen kurzen Moment.
"
Elentai!", rief sie sofort und stand auf. Gebannt sahen ihr alle dabei zu, wie sie erst etwas wackelig, aber dann mit schnellen Schritten zum Stein ging und ihre zierliche Hand über das Gestein fahren ließ. Zur allgemeinen Überraschung blitzte der Stern in der Mitte kurz auf und die Elbe zog ihre Hand zurück. Die Elben blickten erstaunt drein und zeigten deutliche Verwunderung.
"Wie hat sie das gemacht?", flüsterte Adrienne und erhielt nur ratloses Kopfschütteln.
"Ród", sagte Farelyë und ging wieder zu Kerry zurück. Während sich die kleine Elbe an sie kuschelte blickte sie fragend zu den Elben, die aber alle ratlos wirkten. Einzig Halarîn runzelte die Stirn und zog somit alle Aufmerksamkeit auf sich.
"Was ist los?", fragte Finelleth und hob eine Braue. Mathan legte seiner Frau die Hände auf die Schulter, die sich mit der Antwort Zeit ließ.
"Macht", erwiderte Halarîn schließlich und blickte zu der kleinen Elbe, die wieder schlief, "Sie hat Avarin gesprochen, zwar mit sehr starken Akzent aber trotzdem... scheinbar lauscht sie selbst im Schlaf."
"Sie ist eine der Ersten, sie wird uns wohl noch öfters mit Etwas überraschen", warf Mathan ein und erhielt zustimmendes Gemurmel, "Es ist so oder so ein Wunder, dass sie so viel schlafen kann, selbst bei dem Sturm."
"Ich glaube der Sturm hat auch abgeschwächt, sodass wir weitergehen sollten, es ist nicht mehr weit", sagte Súlien als sie nach draußen Blicke, "Trotzdem frage ich mich, was sie mit "Macht" meinte..."
"Darüber sollten wir weitergrübeln, wenn wir angekommen sind. Sonst gehen uns noch die Vorräte aus und ich will nicht auf die Güte der Eiswächter hoffen." Mathan war aufgestanden und hatte seine Sachen zusammen gesucht.
So beschlossen sie aufzubrechen, löschten das Feuer und suchten ihre Sachen zusammen. Nach einigen Momenten ging es wieder hinaus in die Kälte und den Schnee. Anastorias ging voraus und setzte seine Füße absichtlich so, dass er in dem Neuschnee versank und bildete so eine Spur für die Menschen, damit sie ihnen einfacher folgen konnten. Kerry bedankte sich mit einem Lächeln und zog ihren Schal wieder schützend vor das Gesicht. Schweigend und mit Mundtücher als Schutz gegen den schneidenden Wind gingen sie durch die trostlose Eiswüste.
Nach einem langen, anstrengenden Marsch und zwei kleinen, ereignislosen Pausen stoppten sie erneut. Inzwischen befanden sie sich in einer von Schluchten zerfurchteten Gegend und Súlien schlug öfters große Hacken. Sie ahnten, dass unter dem ganzen Schnee tiefe Gletscherspalten lauerten und so achteten sie darauf, nicht von dem Weg abzukommen. Kerry hatte sich die ganze Zeit über beobachtet gefühlt und schaute ständig über die Schulter um die Eiswächter zu entdecken, doch blieben sie verborgen. Nachdenklich blickte sie zu der schlafenden Farelyë, die von Halarîn getragen wurde, da sie doch nach einer Zeit zu anstrengend wurde. Zum Glück war die Elbe dabei nicht aufgewacht. Nachdenklich fragte sie sich die ganze Zeit, was sie mit "Macht" gemeint hatte und versuchte dadurch das Brennen ihrer Muskeln in den Beinen zu ignorieren. Sie blickte zu den Waldläufern und Adrienne, die ebenfalls bald am Ende ihrer Kräfte war. Das Mädchen schien ihren Blick zu bemerken und kam zu ihr, wortlos schlang die Gondorerin einen Arm um sie und half ihr durch den Schnee zu stapfen. Zwar wollte Kerry protestieren, doch dafür fehlte ihr schon die Kraft.
Mathan lief neben Súlien, die in der Furche von Anastorias lief und ihm sagte, wohin er gehen musste. "Wir sind gleich da", verkündete sie nun endlich und die gute Nachricht verbreitete sich bis nach hinten, wo Oronêl mit Finelleth das Schlusslicht bildete, wie zuvor in Carn Dûm. Anastorias blieb stehen und ließ die Waldläuferin vorgehen, die in eine der vielen Gletscherspalten einbog.
"Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragte Mathan skeptisch und blickte in den schmalen Schlund, "Ich stelle nicht deine Ortskenntnis in Frage aber hier?"
"Vertrau mir", antwortete Súlien und deutete zu der Wand aus Eis rechts von ihnen. Mathans Elbenaugen erkannten eine weitere Rune, die tief im Eis saß. Der achteckige Stern in der Mitte war deutlich sichtbar. Der Elb nickte ihr zu und gemeinsam folgten sie der Gletscherspalte, die sich tief in das Eis grub. An einzelnen Stellen wurde es etwas eng, doch war alles passierbar.
Oronêl folgte der Gemeinschaft, als sie in die Gletscherspalte liefen. Etwas verwundert blickte er sich um und erkannte eine weitere Rune im Eis, an der zuvor Mathan mit Súlien langsamer geworden war.
"Ob das eine gute Idee ist?", fragte Finelleth und zögerte. Der Waldelb konnte sie gut verstehen und wurde etwas langsamer. Er deutete auf seinen verbundenen Arm. "Damit werde ich mich kaum durch enge Spalten quetschen können. Ich vertraue Mathans Urteilsvermögen und wenn er Súlien glaubt, dann tue ich das auch."
"Ich meine ja nur, ich habe gehört, dass diese Gletscherspalten sehr tückisch sind", sagte Finelleth und bschleunigte ihre Schritte um zu den anderen aufzuschließen. Etwas besorgt blickte sie nach oben zu den sich zuneigenden Kanten der Spalte, doe schon dutzende Meter über ihnen schwebten. Der Weg fiel immer weiter nach unten ab und in einigen Metern endete der Weg plötzlich. Die Gefährten sammelten sich und blickten sich verwirrt um.
"Hat die Dame sich verlaufen?", fragte Anastorias freundlich und schaute sich um, "Verständlich im Ewigen Eis. Sollen wir umkehren?"
Súlien grinste und griff nach ihren Schild. Sie löste etwas aus der Innenseite und zeigte es den Anderen. Es war so etwas wie eine Pfeife.
"Haltet euch die Ohren zu. Das ist zwar kaum hörbar, aber ich glaube Elben haben empfindlichere Ohren als wir."
Sie wartete kurz ehe die Elben ihrer Aufforderung nachkamen, doch Anastorias grinste nur und nickte ihr zu. Er ließ es darauf ankommen, Súlien zuckte mit den Schultern und bließ hinein. Sofort bedeckte er seine Ohren und fluchte, als ein durchdringender, hoher Ton erklang.
Kerry bedeckte von Farelyë die Ohren und beobachtete, wie Súlien in die Pfeife bließ, es es tat sich nichts, obwohl sich ihre Wangen aufpusteten. Als Anastorias sich jedoch die Ohren bedeckte, wurde ihr klar, dass der Ton für Menschen nicht hörbar war. Einen kurzen Moment geschah nichts, bis es hinter ihnen rumpelte und ein metallenes Klirren ertönte. Einige von ihren Gefährten zogen ihre Waffen, doch Súlien ging zwischen ihnen hindurch und hob die Hand. Erst jetzt bemerkte Kerry, dass sie zuvor über eine Falltüre gelaufen waren, die sich nun öffnete und den Blick auf eine Treppe freigab, auf der zwei vermummte Gestalten standen. Zuerst dachte sie, dass dort die Eiswächter waren, doch dann begrüßten die Zwei Súlien mit einer Umarmung und blickte die Gefährten an. Sie wechselten leise worte, bis einer der beiden Vermummten vortrat, die grauen Augen musterten jeden von ihnen, ehe eine Stimme sprach: "Súlien hat kurz zusammengefasst erzählt was geschehen ist. Ihr dürft eintreten." Man konnte nicht sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war.
"Reichlich kühle Begrüßung", witzelte Anastorias und Kerry musste grinsen.
Vorsichtig stiegen die Gefährten die steilen Stufen hinab, die aus sehr alten Holz bestanden. Die lange Treppe führte durch Gestein und Eis gemischt, es war dunkel und einige von ihnen stolperten immer wieder. Kerry hatte schon aufgehört zu zählen, es waren unsagbar viele Stufen, bis unten Licht den schmalen Gang erhellte.
Sie ging hinter Anastorias, der in das Licht trat und für sie Platz machte. Staunend blickte sie sich um: Vor ihnen lag eine riesige Gletscherspalte, die mit leichten Nebel eingehüllt war. Man konnte nur grobe Schemen am Boden des Tal erkennen, doch war es erstaunlich warm. "Willkommen in meiner Heimat, in Ringechad", sagte Súlien und wirkte sehr erleichtert. Die zwei Vermummten schritten schon voraus und folgten den gewundenen Pfad hinab. Neurierig trat sie zu Súlien und fragte:"Warum ist es hier so warm?"
Die Waldläuferin lächelte und deutete zu dem Teil des Tals, der von dicken Nebelschaden durchzogen war. Die riesigen Eiswände glitzerten dabei majestätisch und Kerry glaubte dort sich etwas spiegeln sehen.
"Es ist eine warme Quelle. Sie ist das Herz des Tals, ohne sie würden wir hier nicht leben können.", erklärte Súlien und nickte zu den beiden Vermummten, "Sie sind Besuch nicht gewohnt. Komm, lass uns ihnen folgen."
Gemeinsam gingen die beiden Frauen den gewundenen Weg hinab und folgten den Gefährten, die bereits vorgegangen waren um nicht den Anschluss an ihre Führer zu verlieren.
Mathan blickte sich um und konnte gerade noch so sein Erstaunen verbergen. Dieser Ort war wahrlich ein Refugium von Ruhe. Es war angenehm warm und man konnte sich entspannen, da keine Feinde hier lauern könnten. Er strich sich über die verbunden Arme und war froh, dass die Schnitte nur oberflächlich waren. Dennoch war der Kampf in Carn Dûm sehr hart gewesen. Er hatte einen beträchtlichen Teil seiner Erfahrung abrufen müssen, um das zu überstehen. Etwas verunsichert dachte er an seinen Sprung zurück, den er hingelegt hatte um Kerry zu retten. Er hatte seine Kraft genau abgeschätzt und war trotzdem weiter gelangt als er wollte. Obwohl dadurch sich die beschädigte Strebe trotzdem gelöst hatte, war es nicht in seinem Sinne gewesen.
Was war dort geschehen? Er wusste es nicht und beschloss später nochmal darüber nachzudenken. Sein Grübeln wurde unterbrochen als sie den Grund des Tals erreichten. Kurz warteten sie auf Kerry und Súlien und blickten sich in der Zeit bewundernd um.
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