Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Dol Amroth

Der Palast des Fürsten

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Vexor:
Celebithiel vom Hafen


Der Alltag in Dol Amroth verlief bereits zwei Wochen nach dem Ende der Belagerung halbwegs normal. In der Stadt waren –abgesehen von den Brandflecken – kaum noch Anzeichen zu sehen. Ebenso versuchten die Bürger der ehemals blühenden Handelsmetropole wieder ihren Berufen und gewöhnlichen Leben nachzugehen.
Als Celebithiel an diesen äußerst warmen Apriltag über die Straßen flanierte, beobachtete sie herumtollende Kinder und besorgte Mütter, die Gemüse putzten, oder Wäsche auf hingen.
Auch waren bereits einige Geschäfte wieder geöffnet. So beobachtete die Elbe einen alten Schmied, der vermutlich im Auftrag Imrahils Rüstungen und Schwerter herstellte oder reparierte.

„Warte nur Kìli, ich fang dich schon noch!“, brüllte ein kleines Mädchen, dass ein schlichtes braunes Kleid trug, welches beachtliche Flicken aufwies.
„Oh entschuldigen Sie“, murmelte sie, nachdem sie Celebithiel angerempelt hatte, weil sie dem Jungen hinterher setzen wollte.
„Nichts passiert“, erwiderte Celebithiel freundlich und beobachtete sehnsuchtsvoll das kleine Mädchen, bevor es um die nächste Ecke huschte.

Ob sie die Schwester des kleinen Jungen gewesen sein konnte? Ob sie auch jemanden verloren hat bei dieser Schlacht….aber es ist ja nicht nur diese Schlacht. Es ist ein ewiger Kampf…

Die wärmende Sonne streichelte Celebithiels Nacken, als sie die Stufen zum Palast des Fürsten hinaufstieg. Ein warmes wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus und alle finsteren Gedanken schienen, wie weggeblasen. Jenes Gefühl verstärkte sich noch, als sie Amrûn, erhellt von mehreren Sonnenstrahlen, würdevoll am Ende der Stufen stehen sah.
In den letzten Tagen hatten die Elben viel Zeit in den Kammern des Palastes zusammen mit Imrahil und einigen seiner Beratern verbracht.
Es ging dabei vor allem um die Zukunft Dol Amroths, aber auch darum, wie mit der drohenden Gefahr eines neuen Angriffs umgegangen werden werden müsse.
Die Elben hatten beobachtet, wie mit jeden vergangen Tag voller Diskussionen und Debatten, die sich oft bis tief in die Stunden der Nacht gezogen hatten, die schlechte Laune und Angespanntheit Imrahils gestiegen war.
Auch an Amrûn und Celebithiel zerrten jene Debatten, da sie sich klar waren, dass auch nur ein kleiner Angriff aus dem Osten Dol Amroth zu Fall bringen würde.

„Ich grüße dich Amrûn! Kommst du oder gehst du?“, fragte Celebithiel und umarmte ihren Freund und Gefährten.
„ Eine ausgezeichnete Frage, aber wie steht es um dich selbst? Du scheinst im Kommen, aber mit welcher Absicht?“
„ Der Fürst bat mich für eine Unterredung…ich weiß noch nicht, um was es geht. Aber gut, dass ich dich hier treffen mein Freund!“, antwortete Celebithiel und ihr Tonfall wurde ernster.
„ Was bedrückt dich denn?“
„ Es geht um Oronêl. Gestern sprach ich mit ihn über etwas, was er dem Úlairi abgenommen hat…ein Artefakt…“
„ Der Ring, welcher vom dunklen Herrscher persönlich angefertigt wurde, oder?“
Ein stummes Nicken folgte Amrûns Worten und Celebithiel ergriff mit besorgten Tonfall erneut das Wort.
„ Ich mache mir Sorgen um ihn Amrûn…der Ring scheint mehr Einfluss auf ihn zu haben, als gut wir ihn zu sein scheint. Vielleicht könntest du ein Auge auf ihn werfen, solange ich mit dem Fürsten im Gespräch bin. Ich befürchte, dass wir ihn verlieren könnte, wenn wir nicht aufpassen.“
Amrûn nickte und legte Celebithiel die starke Hand auf die Schulter. Ohne ein weiteres Wort schritt er die Treppe hinab und als die Elbe in den Himmel blinzelte schien die Sonne kühler geworden zu sein.

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„Imrahil? Ihr wolltet mich sprechen?“, sprach die Elbe behutsam, nachdem sie drei Mal an die verzierte Holztür geklopft hatte. Keine Antwort.
Celebithiel betrat den dunklen, stickigen Raum. Der Fürst hatte alle Fensterfronten verhangen. Nichts war zu sehen von dem sonst einmaligen Blick über die gesamte Stadt Dol Amroth, beziehungsweise die Weite des Meeres.
„ Diese dunkle Kammer ist keines Fürstens würdig“, sprach die Elbe gewollt herablassend, als sie den Fürsten zusammengekauert an seinen Schreibtisch erkannte.
„ Und wenn ich kein Fürst mehr sein möchte“, antwortete ihr eine unbekannte brüchige und raue Stimme.
Imrahil blickte zu der Elbe auf und nichts an ihm rechtfertigte noch den Beinamen der Schöne. Ein mit grauen Haaren versetzter Bart schmückte den Fürsten, ebenso umrahmten tiefe, schwarze Ringe die meergrauen Augen jenes Menschen.
„Nicht der Träger des Amtes sucht sich jenes aus. Das Amt sucht ihn aus!“, entgegnete Celebithiel.
Als der Mensch nicht reagierte kaum sie näher an den Schreibtisch heran und legte einen, mit einem Rubin versetzten, Ring auf den Tisch aus schweren Kirschholz.
„Oder glaubt ihr etwa, dass ich dieses Amt wollte? Dass ich Mithrandir hinterherrannte, um seine Aufgabe zu Ende zu bringen?
Aber es war mein Verlobter, der mir beibrachte, dass ich nie glücklich werden kann, wenn ich vor meiner Bürde davonlaufe. Ich muss es zu Ende bringen und es dort wird sich zeigen, ob ich richtig oder falsch gehandelt hab. Ich kann nicht stehen bleiben und in die Zukunft blicken….das Leben ist nicht so einfach.“
Eine Stille folgte ihren Worten, die aber nicht unangenehm, sondern einfach nur still war.
„ Euer…Verlobter? Ich wusste nicht, dass ihr verlobt seid Celebithiel aus Imladris“, sprach Imrahil nach einiger Zeit und die Elbe lächelte schwach.
„ Wo ist eigentlich eure Gemahlin Imrahil? Eure drei Söhne habe ich bereits kennengelernt, aber wo ist sie?“
Imrahil schluchzte und stöhnte, wodurch es Celebithiel dämmerte, dass sie den richtigen Nerv getroffen hatte.

„Ich entsandte sie und meine Tochter Lothíriel nach Tolfalas. Die Insel blieb immer verschont vor den Angriffen der Kosaren, da heftige Strudel und Strömungen ein Vordringen größerer Flotten verhindern…natürlich auch nicht ungefährlich für unsere eigenen Schiffen. Aber auf der Insel leben bis zu zweihundert Flüchtlinge aus den südlichen Lehen Gondors…“
„…aber ihr habt noch nichts von ihnen gehört, oder?“, beendete Celebithiel den Satz für Imrahil.
Jener nickte nur und raufte sich die Haare, in denen sich deutlich graue Strähnen abzeichneten.
„Weißt du Celebithiel…manchmal wünschte ich mir allein zu sein. Niemanden zu kennen, niemanden zu lieben. Liebe ist doch unser größter Schwachpunkt, oder?“
Celebithiel schwieg für einen Moment und dachte über die Worte nach, die Imrahil ausgesprochen hatte. Als sie darauf antwortete, sprach sie bedacht und wählte ihre Worte vorsichtig.
„ Es ist unser aller größter Schwachpunkt, aber gleichzeitig die Quelle aus dem wir die größte Kraft schöpfen können.
Ich empfand lange ebenso wie ihr in diesen Augenblick. Aber jene Hoffnungslosigkeit und Lethargie hat mich förmlich aufgefressen innerlich; still ohne, dass ich es wirklich bemerkte.
Ich hab' immer zu mir gesagt: Allein bin ich glücklicher! Wenn man jemanden ständig in seinem Leben hat, hat man mehr Ärger als es wert ist, offenbar sehe ich das jetzt anders. Aber es gibt schon einen Grund warum ich sagte ich wär allein glücklicher. Naja ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich allein glücklich wäre. Es lag nur daran dass ich dachte wenn ich jemanden liebe würde und ich könnte dies aus irgendeinem Grund nicht mehr, würde es mich zerreißen. Besser gesagt wieder zerreißen. Allein zu sein schien mir einfacher. Es ist die Hölle, wenn man erfahren hat, wie Liebe ist; wenn man denkt, dass man Liebe braucht und sie dann nicht bekommt. Nachher verlässt man sich noch auf die Liebe, weil sie einen gefällt, nachher baut man noch sein Leben darauf auf und dann bricht alles zusammen. Ich fragte mich, ob man so einen Schmerz überhaupt aushalten könne? Die Liebe zu verlieren ist wie eine schwere Verletzung, es ist wie Sterben, es gibt nur einen Unterschied. Der Tod ist das Ende, das hier könnte ewig so weiter gehen.
Aber es ist ein ewiger Kampf den wir fechten müssen, denn was ich jetzt realisiere. Die Liebe zu verlieren ist schlimmer als der Tod, aber sie nie gehabt zu haben kann man nicht beschreiben.
Steh auf Fürst von Dol Amroth! Steh auf und führe diese Stadt. Führe sie gegen Sauron, zurück in alten Glanz und Wohlstand.
Steh auf Fürst von Dol Amroth, um deiner Frau und deiner Tochter, zu zeigen, dass du nicht zerbrochen bist. Ihnen zu zeigen, dass sie ein Zuhause haben, wenn ihr Schiff sie zurück an diese Küste bringt!“

Mit diesen Worten ging Celebithiel zu den Fenstern und riss die bordeauxfarbenen Vorhänge zurück und die Sonne durchflutete den Raum, brachte Leben zurück in einen Raum, der erfüllt war von Hoffnungslosigkeit.

„Und nun besprechen wir, wie wir diese Zukunft schaffen Imrahil! Zeigt mir die Karte der Anduinmündungen und Harondors!“

Eandril:
Oronêl und Amrothos vom Lazarett

Oronêl, Amrothos und Mithéldir betraten den Palast und schlugen den Weg zum Kerker ein. Unten angekommen fragte Amrothos eine der Wachen: "Ist der Fürst schon eingetroffen? Es geht um den Gefangenen, den ich gestern gebracht habe." Der Wächter schüttelte bedauernd den Kopf. "Es tut mir leid, mein Prinz, aber er ist heute noch nicht hier gewesen."
"Gut, dann werden wir jetzt nach dem Gefangenen sehen. Er wird wichtigeres zu tun haben." Der Wächter nahm einen schweren eisernen Schlüsselbund von einem Haken an der Wand und führte sie durch das niedrige Gewölbe. An der Zelle angekommen, öffnete er die Tür, und mit Amrothos an der Spitze betraten sie nacheinander den kleinen Raum.

Am Ende der Kammer lag, in sich zusammengesunken, der geheimnisvolle Angreifer. Als der Wächter die Tür aufgeschlossen hatte, hatte er sich nicht gerührt und auch jetzt hob er weder den Kopf noch zeigte er eine andersgeartete Regung. Oronêl trat auf ihn zu, kniete nieder und hob sein Kinn an. Noch immer rührte der Mann sich nicht. Oronêl fühlte legte ihm den Hand an den Hals um seinen Puls zu fühlen. Dann stand er auf, drehte sich zu den anderen um und schüttelte den Kopf. "Er ist tot."
"Was!?", rief Amrothos aus, "Wie kann das sein? Gestern Nacht war er doch lediglich bewusstlos. "Nun... ", sagte Oronêl nachdenklich.“Es könnte natürlich eine Spätfolge meines Schlages sein, aber ich glaube nicht daran. Holt einen Arzt her!", sagte er dann, an den Wächter gewandt. Dieser blickte kurz zu Amrothos, und als dieser unmerklich nickte, ging er in Richtung Treppe davon.
Dann wandte Oronêl sich an Mithéldir: "Hauptmann Mithéldir, bitte sagt mir, ob ihr diesen Mann kennt. Wir vermuten, dass es einer von euren Soldaten ist." Mithéldir ging vor dem Toten in die Knie und hob wie Oronêl vor ihm das Kinn des Mannes an. Nachdem er das Gesicht betrachtet hatte, sagte er: "Ja, ich erkenne ihn, und ihr müsstet ihn eigentlich auch erkennen, Oronêl. Es ist Andor, einer der beiden Männer mit denen ich euch vor zwei Wochen am Hafen empfangen habe. Seltsam, ich hätte ihm so einen Verrat nicht zugetraut."
Gerade als er geendet hatte, kam die Wache mit dem Arzt zurück und er erhob sich, um diesem Platz zu machen. Während der Arzt die Leiche untersuchte fragte Amrothos: "Hauptmann Mithéldir, ist heute vielleicht ein weiterer eurer Männer nicht zum Dienst erschienen?" "Ja. Einer meiner Bogenschützen, ein relativ unauffälliger Mann, an dessen Namen ich mich jetzt nicht erinnern kann, ist heute nicht zum Dienst erschienen. Ich habe vermutet, dass er gestern Nacht ein wenig zu ausgiebig getrunken hat, das ist nämlich bei ihm schon mehrfach vorgekommen."
"Interessant..." Oronêl lehnte sich leicht gegen die Wand. "War das bei Andor auch der Fall?" "Nein, bei ihm ist es noch nie vorgekommen. Deshalb war ich auch sehr überrascht, als er heute Morgen fehlte."
In diesem Moment trat der Arzt zu ihnen und sagte: "Herr Amrothos, ich habe den Toten untersucht und konnte außer einem gebrochenen Handgelenk und eine Schlagverletzung am Kopf, die aber nicht tödlich gewesen sein kann keine äußeren Verletzungen feststellen. Allerdings weisen der Geruch und die leichte Verfärbung seines Mundes daraufhin, dass er durch ein Gift, das aus den Wäldern Fern-Harads stammt, zu Tode gekommen ist." Amrothos wandte sich an den Wächter: "Hat er irgendein Behältnis, in dem sich Gift befunden haben kann, bei sich gehabt."
"Nein Herr, wir haben in gründlich durchsucht und nichts gefunden." "Vielleicht hat er eine Giftkapsel im Mund gehabt!", wandte Mithéldir ein. "Das ist sehr unwahrscheinlich, Herr, denn dieses Gift zersetzt Leder und kann daher nur in Glas- oder Tonbehälter aufbewahrt werden.", erwiderte der Arzt.
"Und außerdem hätte wäre die Kapsel wahrscheinlich schon beim Kampf zerbrochen...", sagte Oronêl nachdenklich.“Es muss ihn also jemand in der Nacht vergiftet haben." Der Wächter schüttelte entrüstet den Kopf. "Das ist völlig unmöglich! Einen Eindringling hätten wir gewiss bemerkt!" "Ich wollte auch eure Wachsamkeit nicht in Frage stellen.", erwiderte Oronêl sanft. "Und dennoch... merkwürdig ist es schon."
Als sie den Kerker wieder verlassen hatten und wieder oben im Palast angelangt waren, schickte Amrothos Mithéldir wieder an seine Arbeit. Dann sagte er zu Oronêl: "Wir müssen zu meinem Vater. Er sollte erfahren, dass es Verräter hier in der Stadt gibt."

Vexor:
Imrahil rollte das gelbliche Pergamentstück aus, welches fast den gesamten Holztisch umfasste.
Dort sah sie wie die Kartographen des Fürsten filigran mit schwarzer Tinte, Straßen, Flüsse, Gebirge und Länder eingezeichnet hatten.
„Hier verläuft der Anduin, seht Ihr?“, sprach Imrahil ehrfürchtig als er mit dem Zeigefinger, an dem ein großer Siegelring steckte, über die schwarze Linie fuhr, die den großen Strom bildete, der sich durch fast ganz Mittelerde spannte.
„Und da verläuft mitten durch Harandor, welches früher das südlichste Lehen Gondors war, die Harad-Straße!“
Celebithiel strich sich die Haare hinter das Ohr und ihre Augen huschten über die Namen, die auf das Pergament gezeichnet waren.
„ Imrahil…Ihr müsst mir mehr über die Südländer erzählen. Meine Reisen haben mich nie weiter südlich als Dol Amroth geführt und bis zur letzten Stadt bin ich noch nie einem Haradrim begegnet. Natürlich kennt man Geschichten, aber ich denke eure Schilderungen sind weitaus detaillierter und gewinnbringender…“

Imrahil lehnte sich in seinen Stuhl zurück und seufzte laut, bevor er ihm und Celebithiel ein weiteres Glas heißen Metes einschenkte.
Er fuhr sich noch einmal durch die schwarz-gräulichen Haare, bevor er zögern und mit Bedacht fortfuhr.
„Ich werde euch versuchen eine Sicht auf die Dinge zu geben, die so objektiv wie möglich ist. Aber ihr müsst wissen, dass wir schon lange gegen die Haradrim und die Korsaren aus Umbar kämpfen. Die Verbitterung wurzelt tief in uns, wenn ihr versteht, was ich meine?“
Celebithiel nickte, schlug die Beine übereinander und stützte ihr Gesicht mit einer Hand ab, während sie Imrahils Ausführungen schilderte.
„Die Haradrim sind in Gegensatz zu vielen Meinungen, keineswegs eine homogene Masse, wie vielleicht die Ostlinge aus Rhûn.
Es sind viele kleine Stämme und Fürstentümer – sie nennen es auch Kalifate- die alle ihren eigenen lokalen Herrscher haben. Vor allem im Gebiet Nah-Harads – seht hier – ist diese Herrschaftsstruktur verbreitet. Es sind Nomaden, die kaum feste Städte oder Festungen besitzen.
Eine der wenigen bekannten größeren Städte Harads ist der Hafen von Umbar. Einst ein Bollwerk der schwarzen Numenorer, die der Vernichtung ihres Heimatlandes entkommen sind, ist es auch heute noch eine mächtige Festug, die über eine gefährliche Seemacht verfügt.
Auch wenn die Haradrim, vor allem Nah-Harads, hauptsächlich als Nomaden leben besitzen sie auch Festungen. Die größte Festung in der Wüste Harads ist Aïn Séfra und die Stadt Qafsah, die als Residenz Suladans gilt.
Fern-Harad, welches angenehmeres Klima bietet ist weniger stark vom Nomadentum geprägt, sodass es dort auch mehrere kleinere Städte gibt. Hier zählen zu den zwei größten Tindouf und Äin Salah.“
„Entschuldigt Imrahil, wenn ich euch unterbreche, aber Ihr erwähntet den Namen Suladan…wer ist das?“
Ein Lächeln huschte über Imrahils Lippen über diese Frage, bevor er sich räusperte und fortfuhr.
„ Ich vergaß, dass Ihr ihn nicht kennt, ich bitte um Entschuldigung. Also Suladan ist wohl der mächtigste Stammesführer in Nah-Harad. Qafsah, die Residenz Suladans, wird auch gerne als Wüstenschloss bezeichnet. Es muss eine gewaltige blühende Stadt in einer Oase mitten in der orangenen Wüste sein.
Suladan, er sich selbst als Sultan der Haradrim – also so etwas wie ein König – aller Haradrim versteht, war der erste Stammesführer, der sich mit Sauron verbündet hat. Er genießt so etwas wie ein Vertrauensverhältnis zum Dunklen Herrscher.
Dies begründet auch seine Machtstellung in ganz Harad. Die anderen Stammesfürsten haben Angst vor Sauron und damit Suladan und ordnen sich deswegen Suladan unter.
Früher haben die südlichen Lehen Gondors viel Handel mit den Stämmen der Südländer betrieben und ich bin mir fast sicher, dass viele von ihnen den Krieg ebenso sinnlos sehen, wie wir.
Man darf nie vergessen, dass die Südländer trotz aller Grausamkeiten Menschen sind und keine Orks…“
Celebithiel nickte und leerte ihr Glas mit dem warmen Met.

„Okay…ich verstehe“, erwiderte sie, „ dann müssen wir da ansetzen. Unsere Aufgabe muss es sein, dass wir die friedlichen Stämme auf unsere Seite ziehen. Wir müssen die Machtstruktur Suldanas destabliliseren!“
Imrahil lachte laut auf, wobei es kein freudiges Lachen, sondern ein verbittertes Lachen war.
„Celebithiel das klingt in der Theorie ja wunderbar, aber die Haradrim werden von der Furcht vor Sauron getrieben. Was können wir ihnen bieten, das ihnen der dunkle Herrscher in Mordor nicht bieten kann?“

Celebithiel warf Imrahil einen vernichtenden Blick zu und baute sich zu voller Größe vor ihn auf.
„Macht euch nicht lächerlich über mich Fürst der Menschen von Dol Amroth. Wenn ihr meine Hilfe und meinen Rat nicht wollt, dann gehe ich. Lasse eure Stadt im Stich und werde nicht eine Träne weinen, wenn Sauron höchstpersönlich in die Schwanenstadt einzieht, um sie mit einem Fingerschnipsen von den tosenden Wellen der See verschlingen zu lassen.“
Ihre Worte zeigten Wirkung, denn ein finsterer Schatten legte sich über Imrahils Gesichtszüge, bevor er betreten „Entschuldigt“ murmelte.

„Okay….dann setzen wir uns mal daran, wie wir das machen“, setzte Celebithiel an, als es an der Tür klopfte.

Eandril:
Amrothos klopfte an die Tür zum Beratungszimmer, und kurz darauf ertönte die Stimme des Fürsten: "Ja bitte?". Oronêl und Amrothos wechselten einen raschen Blick, denn die Stimme klang noch immer müde und verbittert. Als sie den Raum betraten, senkte Imrahil, der zur Tür geblickt hatte, den Blick wieder auf die Karte, die den Tisch bedeckte. Neben ihm saß Celebithiel, wie Oronêl nicht im Geringsten überrascht feststellte, sah allerdings nicht wieder auf die Karte, sondern blickte sie besorgt an. "Ach, du bist es Amrothos.", sagte Imrahil: "Was gibt es denn wieder?" "Ich... wir...", setzte Amrothos an, doch Oronêl sah in seinen Augen, dass er es nicht über sich brachte, seinem Vater noch eine weitere schlechte Botschaft zu überbringen.
Ich muss ihm dabei helfen!
Er trat einen Schritt vor und begann: "Fürst Imrahil, es tut mir Leid, euch damit zu belästigen. Ich war mit eurem Sohn und Hauptmann Mithéldir im Kerker, bei dem Attentäter, den wir gefangengenommen haben. Wir wollten ihn eigentlich befragen, doch dazu kam es nicht mehr. Als wir den Kerker betraten war er bereits tot, gestorben an einem Gift, das aus den Wälder Fern-Harads kommt."
"WAS?", rief Imrahil und sprang auf. "Wie kann das sein?"
"Wir wissen es nicht. Doch der Wächter hat ihn gestern durchsucht und kein Gift bei ihm gefunden, und es gehört zu den Eigenarten dieses Giftes, dass man es nicht in einem Lederkügelchen oder ähnlichem mit sich führen kann. Also muss jemand in dieser Nacht im Kerker gewesen sein, um ihn zu vergiften. Mein Fürst, so leid es mir tut, aber ich fürchte, ihr habt noch immer einen Verräter in eurer Stadt."
Imrahil trat einen Schritt auf ihn zu und packte ihn an der Schulter. "Wie könnt ihr es wagen! Niemand aus dieser Stadt würde uns an Sauron verraten! Ihr beleidigt alle Menschen Dol Amroths mit dieser Anschuldigung."
Plötzlich stand Celebithiel neben ihnen und sagte mit leiser, aber nicht zu überhörender Stimme: "Das reicht, Imrahil. Habt ihr schon vergessen, was ich euch eben gerade sagte? Oronêl ist euch ebenso freiwillig zur Hilfe gekommen, wie ich. Ihr habt kein Recht, euch gegen die zu wenden, die auf eurer Seite stehen!"
Dieser lächerliche Mensch, was bildet er sich bloß ein auf die Stärke der Menschen
Langsam zog Imrahil seine Hand zurück. "Mit keinem Wort habe ich versucht, eure Stadt zu beleidigen, Imrahil. Ich spreche lediglich die Wahrheit aus, und wenn ihr zu verblendet seid, sie zu sehen, dann kann es mit der Stärke der Menschen nicht weit her sein. Ich bin hierhergekommen, bevor ich wusste, das mein Blut in den Adern der Fürsten dieser Stadt fließt, aus Bewunderung für die Standhaftigkeit für die Menschen dieses Landes, und aus Mitgefühl, doch nicht aus reinem Pflichtbewusstsein. Ich verstehe nicht, warum die Menschen sich gegen jene wenden, die ihnen unbequeme Wahrheiten mitteilen!"
Bei Oronêls Worten war Imrahil kalkweiß im Gesicht geworden und auf seinen Stuhl gesunken. Dann flüsterte er: "Wer seid ihr?"
Hinter Oronêl regte Amrothos sich unbehaglich in der sich ausbreitenden Stille, ging dann zum Tisch und reichte Imrahil einen Becher Met. Imrahil nickte ihm dankbar und müde zu und wandte sich dann wieder an Oronêl. Auch Celebithiel schien es unangenehm zu sein, den Fürsten derart niedergeschmettert zu sehen.
"Ich bin Oronêl aus Lórinand, Vater von Mithrellas, der Elbe, die einen Menschen ehelichte und deren Sohn der erste Fürst von Dol Amroth war. Ich habe euch nichts davon erzählt, weil ich nicht die Rolle des aus alter Zeit wiedergekehrten Ahnen, der kommt, um seine Nachfahren zu retten, spielen wollte. Ihr braucht mir deshalb keine Ehrfurcht entgegen zu bringen, denn ich bin keineswegs verehrungswürdig. Ich bin hier als Oronêl von Lórinand und nicht als Vorfahr der Fürsten von Dol Amroth, und ich bitte euch, mich auch so zu behandeln, wie auch euer Sohn es tut."
Imrahil erhob sich und sagte, nun wieder mit kräftiger Stimme: "Ich danke euch für eure Offenheit, Oronêl, und ich entschuldige mich für mein Verhalten. Doch versucht auch mich zu verstehen. Fast drei Jahre lang haben wir unter Saurons Belagerung gelitten und schon zuvor einen endlosen Krieg gegen seine Schergen aus dem Süden geführt. Allein der Gedanke, dass jemand aus dieser Stadt sich unseren Feinden zuwendet... Dieser Gedanke ist unerträglich."
"Und doch ist es so.", sagte Oronêl. "Und je schneller wir uns mit den Verrätern befassen, desto schneller wird es uns auch gelingen, sie zu entdecken."
"Oronêl hat Recht.", ergriff nun Celebithiel das Wort. "Wir können diese neue Bedrohung nicht ignorieren. Wir müssen etwas tun."
"Etwas haben wir ja schon getan. Wir haben herausgefunden, dass es außer den beiden Attentätern von letzter Nacht noch einen gibt, der uns entkommen ist. Dieser könnte mit dem identisch sein, der Andor vergiftet hat."
"Wir haben noch etwas übersehen.", sagte Amrothos, der sich nun, da die Spannung gelöst war, an den Tisch gesetzt hatte. Die anderen folgten seinem Beispiel. "Wer ist der andere Attentäter gewesen?", fuhr Amrothos fort. "Seine Identität haben wir noch nicht festgestellt. Ist es nicht ein merkwürdiger Zufall, dass zwei von Hauptmann Mithéldirs Männern heute nicht zum Dienst erschienen sind und einer von ihnen tot in unserem Kerker liegt? Vielleicht ist auch der andere Angreifer einer seiner Männer."
Imrahil strich sich über das Kinn. "Amrothos, bitte geh und stell fest, wer der dritte Angreifer war. Wenn auch er zu Mithéldirs Männern gehört, müssen wir ihn im Auge behalten." Amrothos stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Imrahil seufzte und sagte: "Verrat... schon immer war er eine der wichtigsten Waffen unseres Feindes. Ich wünschte nur, wir wären davon verschont geblieben."
Oronêl ließ den Blick über die Karte, die auf dem Tisch lag, schweifen und legte den Finger auf Fern-Harad. "Hier kommt das Gift her..." Er bewegte den Finger nach Norden, nach Dol Amroth. "Und hier kommt es zum Einsatz. Wer zwischen diesen Orten könnte diesen Verrat angestiftet haben?"
Imrahil und Celebithiel wechselten einen Blick, dann sagte sie: "Suladan. Er ist der mächtigste Stammesfürst von Harad, und eng mit Sauron verbündet. Er hätte großen Nutzen von Fall Dol Amroths, und natürlich Mittel und Wege, dieses Gift nach Norden zu bringen."
Imrahil lachte. "Da überlegen wir uns, wie wir ihn von innen zu Fall bringen könnten, und er ist schon einen Schritt weiter mit uns. Das Schicksal macht grausame Scherze!"
"Da gibt es noch etwas... ", meinte Oronêl nachdenklich.“Aber es tut mir Leid, davon kann ich euch nichts erzählen, Imrahil. Das liegt nicht daran, dass ich euch nicht vertrauen würde, sonder daran, dass dieses Wissen zutiefst gefährlich für euch wäre."
Er darf nicht von dem Ring erfahren, kein Mensch darf das. Er würde ihn verführen und vernichten, aber das darf nicht geschehen!
Er sah Celebithiel an, und erkannte, dass sie verstanden hatte, was er meinte.

Oronêl und Celebithiel in die Stadt

Eandril:
...Edrahi und Lothíriell von Vor der Stadt.

Die Rückkehr nach Dol Amroth hatte Edrahils Erwartungen zwar nicht ganz entsprochen, denn der Fürst war nicht da, um ihn zu empfangen, doch dafür hatte Prinz Elphir ihn umso herzlicher willkommen geheißen und ihm sogleich angeboten, zu Ehren seiner Rückkehr ein Festmahl abzuhalten.

"Nein, mein Prinz, es tut mir sehr leid, aber dazu haben wir keine Zeit. Ich bringe beunruhigende Nachrichten, die denke ich keinen Aufschub dulden.", erwiderte er auf Elphirs Ankündigung. "Nun gut.", meinte dieser. "Lasst uns in das Beratungszimmer meines Vaters gehen, dort könnt ihr mir eure Neuigkeiten berichten."
Edrahil nickte zufrieden, und folgte Elphir.
Er macht sich gut in dieser Rolle. Ich konnte ihm keine Enttäuschung ob meiner Zurückweisung ansehen. Das ist ein wichtige Eigenschaft für einen Fürsten...

Im Beratungszimmer setzte Elphir sich an den großen Tisch in der Mitte des Raumes, auf dem eine Karte der Südlichen Lehen ausgebreitet war, und bedeutete Edrahil, sich ebenfalls zu setzen. Er begann zunächst mit einem kurzen Bericht über das Wohlbefinden der Fürstin und die Rückkehr von Elphirs Schwester Lóthiriel nach Dol Amroth.
Darüber schüttelte Elphir nachsichtig den Kopf und meinte: "Ich kann es zwar nicht gutheißen, dass sie wieder hier ist, wo die Gefahr noch nicht völlig gebannt ist, aber es ist ihre eigene Entscheidung. Aber ich glaube, dass nicht dies die dringenden und beunruhigenden Nachrichten waren, Edrahil?"

Edrahil schüttelte den Kopf und antwortete: "Nein. Am Abend vor zwei Tagen erreichte mich auf Tolfalas ein Brief des Fürsten, mit einer verschlüsselten Nachricht. Es ist mir gelungen, diese Nachricht zu entschlüsseln und ihr Inhalt ist der eigentliche Grund für mein Kommen." Er ein zusammengefaltetes Papier aus der Tasche und reichte es Elphir, der es entfaltete und leise murmelnd las.
"... Elben den Ring abnehmt... drei Wochen... Suladans Dol Amroth angreift... Angriff vor... Tor öffnen und unser Vorrücken verschleiern... nächsten Vollmond...  wo das Schwert steht."

Elphir sah auf, und Edrahil sah, wie sich Sorge in seinen Augen spiegelte. "Edrahil...", begann er, und stockte dann.
"Ich fürchte, mein Prinz, Dol Amroth schwebt erneut in Gefahr, doch in geringerer als euch dieser Brief möglicherweise glauben macht.", sagte Edrahil. "Dass wir so früh und überhaupt Kenntnis von diesem Plan erlangt haben, verschafft uns einen Vorteil. Außerdem ist das Attentat auf Prinz Amrothos bereits gescheitert und Mithéldir tot. Damit scheint der Hauptverräter bereits tot zu sein, und unseren Feinden fehlt nun ein wichtiger Bestandteil ihres Plans. Wenn ihr erlaubt, werde ich sobald wie möglich Späher aussenden, um den genannten Treffpunkt zu suchen. Vielleicht gelingt es uns, Mithéldirs Kontaktmann gefangen zu nehmen und von ihm weitere Informationen zu bekommen.
Außerdem werden ich mit eurer Erlaubnis meine Spione anweisen, jeden, der unter Mithéldirs Befehl stand, genau zu überprüfen, selbstverständlich ohne dass diese Personen davon Kenntnis erlangen."
Elphir lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah nicht minder besorgt aus als bisher. "Selbstverständlich habt ihr meine Erlaubnis, alles zu tun, was ihr für nötig haltet. Was ratet ihr mir weiterhin?"
"Ihr solltet heimlich Vorbereitungen gegen einen Angriff vom Meer aus treffen. Aber geht dabei vorsichtig vor, und versucht alle, die unter Mithéldirs Befehl standen, noch aus diesen Vorbereitungen heraus zu halten. Achtet darauf, dass möglichst wenige von dem erfahren, was ich euch erzählt habe, denn wenn unsere Feinde es erfahren, ist unser geringer Vorteil wieder dahin. Ansonsten könnt ihr wenig tun, meine Leute weitere Informationen gesammelt haben."

"Ich danke euch, Edrahil. Ihr habt Dol Amroth und Gondor heute ein weiteres Mal einen großen Dienst erwiesen. Geht nun, und tut was nötig ist.", meinte Elphir und erhob sich. Auch Edrahil stand auf und sagte: "Gestattet mir zu sagen, dass ich vollstes Vertrauen habe, dass ihr diese schwierige Situation meistern werdet. Ihr seid wahrlich ein Prinz von Dol Amroth und ein würdiger Stellvertreter und Nachfolger eures Vaters." Er verneigte sich vor Elphir und verließ den Raum.

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