Na dann wollen wir doch mal zu Eandril aufschließen...
Name: Córiel (ursprünglich Córyeldë)
Vollständiger Name: Córyeldë Fínëa Cúcheryn Vilyavendë von Haus Arheston
Spitzname: Cori Nárandis
Geschlecht: weiblich
Rasse: Noldorin-Elbin
Alter: 4771 Jahre (geboren 1687 Z.Z.)
Geburtsort: Dorf am Gwathló
Start: OstfoldAussehen: Córiel hat hellbraune Haare, die ihr ungefähr bis zur Mitte des Rückens reichen. Sie ist einige Zentimeter kleiner als ein durchschnittlicher Elb und recht zierlich gebaut; Arme Beine und Hände sind feingliedrig. Zwar ist sie nicht übermäßig muskulös, aber dennoch einigermaßen durchtrainiert und in bester körperlicher Verfassung. Ihre Augen sind von einem sehr dunklen Braun. Über Rücken und Bauch sowie über Arme und Beine ziehen sich viele große und kleine Narben, die sie in den Jahrtausenden des Krieges gesammelt hat. Wie durch ein Wunder ist Córiels Gesicht davon bislang verschont geblieben. Ihre Nase ist klein und beschreibt einen sanften Bogen, während ihr Kinn recht spitz ist. Die Wangenknochen sind gut sichtbar, ebenso wie die Ohren, deren Spitzen etwas größer als durchschnittlich sind. Wenn sie lange in der Sonne gewesen ist, insbesondere nach einer langen Seefahrt, werden Sommersprossen um ihre Nase herum sichtbar. Ihre Haut ist dadurch dass sie nur wenig Zeit in Häusern verbringt etwas gebräunter als es bei Elben normalerweise üblich ist.
Charakter: Córiel hat in ihrer Kindheit viel durchgemacht und ist daher für Fremde nicht leicht zu verstehen. Einerseits kann sie sehr unterhaltsam sein und schließt gerne neue Bekanntschaften, doch immer wieder kommt ihr heiß brennendes Temperament zum Vorschein. Sie hat einen kurzen Geduldsfaden und ist dafür bekannt, öfter mal auszurasten. Auch im Kampf ist sie ständig in Bewegung und geht sehr offensiv vor. Ihre Witze können durchaus sarkastisch, bissig oder sogar gemein sein. In einigen Situationen kann sie ziemlich überheblich und arrogant wirken. Córiel fehlt die typische Naturverbundenheit der Elben, dafür liebt sie das Meer umso mehr und ist eine ausgezeichnete Seefahrerin aufgrund langjähriger Erfahrung. Das Meer bildet für sie einen Ruhepol und lenkt sie von ihrem Hunger nach Kämpfen ab. In Konfliktsituationen zieht sie eine direkte und/oder agressive Lösung stets vor. Sie ist der Meinung, dass Gewalt
durchaus eine Lösung ist. Dafür zeigt sie unterschütterliche Treue ihren Verbündeten gegenüber und man kann sich auf sie und auf ihre Versprechen verlassen. Sie gibt ihr Wort nicht leichtfertig und hält es (nach Möglichkeit) immer. Befehle zu befolgen fällt ihr leicht, da sie ihren Kommandanten normalerweise unterschütterlich vertraut. Sie selbst hat nur wenig Verständnis von Taktik.
In ihrer Freizeit feilt sie gerne weiter an ihren Kampffähigkeiten und hält sich in ständiger Bestform, um jederzeit ihre hunderprozentige Leistung abrufen zu können. Abgesehen davon ist sie, wenn man sie nicht reizt, sehr unterhaltsam und lernt gerne neue Leute kennen, für deren persönliche Geschichten sie oft großes Interesse zeigt.
Fertigkeiten: + Ausgezeichnete Kampffertigkeiten mit dem Speer
+ sehr beweglich, schnell und akrobatisch
+ Erfahrene Seglerin
+ Kontaktfreudig
+ Witzig
+ Furchtlos (bis auf eines:)
- Angst vor Spinnen
- Neigt zur Selbstüberschätzung
- Absolut unmusikalisch
- Unordentlich, unorganisiert, chaotisch
- Neigt zu Ausrastern, heißes Temperament
- Leidet an einer posttraumatischen Störung
Ausrüstung:Der Speer
Sercehtë ist Córiels primäre Waffe. Sie führt ihn zweihändig und verwendet keinen Schild. Der Speer weist eine leicht gebogene Klinge nach Elbenart auf und der Schaft besteht aus gehärtetem Holz, das es ihr erlaubt, die meisten Hiebe abzuwehren. Córiel trägt für gewöhnlich eine Rüstung nach Art der Noldor, deren Gewicht sie jedoch durch die Entfernung des Kettenhemdes das normalerweise dazu gehört, signifikant verringert hat. Einen Helm trägt sie nie, ebensowenig einen Umhang, da beides sie in ihrer Beweglichkeit einschränken würde. Auf dem Rücken trägt Córiel einen kleinen Bogen, dessen Wurfarme aus biegsamem Stahl geschmiedet sind und der eine hohe Durchschlagskraft, dafür aber eine geringe Reichweite besitzt. Sollte sie in den Nahkampf gezwungen werden hat sie einen kleinen Dolch am Gürtel, mit dem sie sich wehren kann. Ihren Speer setzt sie hin und wieder als Wurfspieß ein und hat ihn bislang nach jeder Schlacht wiedergefunden.
Geschichte:
Auf einer kleinen Lichtung, gelegen irgendwo in einem lichten Wäldchen inmitten der großen Weite von Eryadórë erhellten die Strahlen der Sommersonne das Gras und die vielen kleineren Gewächse, die den Boden bedeckten. In der Nähe war das leise Rauschen eines kleinen Baches zu hören, der sich seinen Weg durch dicht bewachsenes Erdreich zum Gwathló-Fluss suchte. Vögel sagen ihre Lieder und der Wind bewegte die Blätter der hohen Bäume, die rings um die Lichtung wuchsen.
Ein helles Lachen ertönte, als zwei Gestalten aus dem Wald erschienen und die Lichtung betraten. Eine war hochgewachsen und anmutig, die andere klein und ungestüm.
"Nicht so schnell, Córyeldë," sagte Linquelossë vom Haus des Flügels und hielt das Elbenmädchen, das vor ihr lief, sanft an der Schulter fest.
Ihre Enkelin blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Sie war zehn Jahre alt und voller Abenteuerlust; wollte jeden Tag etwas Neues erleben und neue Orte entdecken. Doch das Land zwischen den Anfurten der Hochelben im Westen und den ewig weißen Gipfeln der Hithaeglir im Osten war wild und nur dünn besiedelt. Das kleine Dorf Nenyamar, das Linquelossë und ihr Gefährte Terellëo zu Beginn des Zweiten Zeitalters gegründet hatte, war eine der wenigen Ansiedlungen der Hochelben außerhalb Lindons und lag nicht weit vom nordwestlichen Ufer des Gwathló entfernt. Trotz der Nähe zum Fluss kamen nur sehr selten Nachrichten aus dem Königreich Ereinion Finwetars nach Nenyamar. Sie hatten viele Jahrhunderte in Frieden gelebt und waren zu einer Gesellschaft herangewachsen, die zwar die Herrschaft ihres Hochkönigs in Mithlond anerkannte, aber alle Angelegenheiten selbst regelte.
Córyeldë betrachtete ihre Großmutter und spielte verträumt mit einer breiten Strähne ihres hellbraunen Haares, das ihr beinahe bis zu den Knien ging und das ihr ganzer Stolz war. Sie hatte ihrer Mutter Mórëvanya versprochen, sich niemals die Haare zu kürzen, was für viel Gelächter gesorgt hatte. Córyeldë hatte das nicht verstehen können. Wieso sollte sie sich von ihrer Haarpracht trennen?
"Hallammë," rief sie. Großmutter. "Was liegt jenseits des Baches, der dort drüben fließt? Glaubst du, ich könnte dort einen der Onodrim treffen?"
Linquelossë lächelte gütig. "Ich glaube nicht, Mintië." Kleine. "Ihre Sippe sieht man nur noch selten in diesen Landen. Ich selbst sah vor vielen Jahren einen von ihnen, in Tasarinan. Und kurz nach unserer Ankunft in Eryadórë zeigte uns ihr Ältester den Ort, an dem wir unser Dorf erbauten." Sie setzte sich neben das Elbenmädchen ins weiche Gras und fuhr fort: "Jenseits dieses Baches liegen sanfte Hügel, bewaldete Ebenen und andere Wunder. Wenn du etwas größer geworden bist, wirst du sie alle entdecken dürfen."
Córyeldë schwieg. Sie wollte nicht länger warten. Sie wollte jetzt in ferne Lande ziehen, nicht erst in einigen Jahren. Sie setzte zu einer Antwort an, doch mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass irgendetwas nicht stimme.
Irgendetwas liegt in der Luft, dachte sie und spitzte die Ohren. Der Gesang der Vögel war verstummt. Stattdessen drangen neue und unbekannte Geräusche aus dem Wald jenseits der Licht hervor. Ein Stampfen, begleitet von lautem Knacken ging durch die Baumreihen. Linquelossë sprang auf, doch es war zu spät. Aus dem Schatten zwischen den Bäume rauschte ein schwarzgefiederter Pfeil hervor und traf sie in den Oberkörper.
"Lauf, Mintië! Lauf nach Hause und warne das Dorf!" stieß sie mit letzer Kraft hervor. Doch das Mädchen blieb wie festgefroren stehen. Sie konnte nicht begreifen, was gerade geschehen war. Mehrere schauerliche Gestalten betraten die Lichtung aus der Richtung, aus der der Pfeil gekommen war. Sie konnte es damals nicht wissen, doch sie gehörten zur Vorhut Saurons, die auf dem Weg nach Mithlond war. Die Orks kamen, und sie brachten Feuer und Tod. Und da endlich gehorchten Córyeldës Beine ihr, und sie rannte.
So kam der Krieg über Eryadórë.
Die Dorfbewohner Nenyamars hatten keine Chance. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit hatten sie nichts vom Fall Eregions im vorherigen Jahrhundert gehört und wussten daher nicht, dass der Dunkle Herrscher in Mordor einen Meisterring geschmiedet und Mittelerde mit Krieg überzogen hatte. Nach der Eroberung Eregions griff Sauron nun nach dem Reich Ereinion Finwetars, der von seinem Volk Gil-Galad genannt wurde.
Nennyamar wurde niedergebrannt und seine Bewohner fielen oder ergriffen die Flucht. Bis zuletzt hielt Terellëo Arheston, Córyeldës Großvater, die Orks zurück, und opferte sich, damit die übrigen Elben entkommen konnten. Sie erreichten Mithlond mit nichts als den Kleidern, die sie am Tag des Überfalls getragen hatten. An diesem Tag schnitt Córyeldë ihre Haare als Zeichen der Trauer ab. Was folgte waren lange Jahre des Krieges, in denen Sauron ganz Eryadórë eroberte. Lindon selbst wurde mehrfach angegriffen und seine befestigten Anfurten standen oft unter Belagerung. Der Krieg prägte Córyeldës Leben seitdem wie nichts anderes. Ihre Eltern, Russohtar Arheston und Mórëvanya vom Flügel waren nach dem Fall von Nenyamar überzeugt, dass die Macht Saurons und seiner Ringe sich als zu groß für die Hochelben erweisen würde und es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis Lindon und Mithlond erobert werden würden. Beide stammten sie aus Gondolin und wollten daher nicht in den Westen fahren, weil sie dadurch jene im Stich lassen würden, die bei Gil-Galad zurückblieben. Also beschlossen sie, ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen und unterzogen ihre Tochter einem rigorosen Kampftraining, das niemals zu Ende sein würde. Insbesondere Russohtar war fest dazu entschlossen, Córyeldë zu einer Waffe zu schmieden, die Sauron beim Fall Mithlonds wenigstens noch eine tiefe Wunde reißen würde. Sie wurde Tag und Nacht, in jeder freien Minute weiteren und immer komplizierten Übungen unterwiesen und lebte schon bald nur noch für den Kampf. Trotz ihres jungen Alters wurde sie so bald wie möglich in echte Kämpfe geschickt. Mit ihrer bevorzugten Waffe Sercehtë, dem Blut-Speer, tat sie sich schon bald in den vielen kleineren Gefechten an der Grenze hervor. Und als Sauron schließlich seinen Großangriff auf Mithlond entfesselte war Córyeldë unermüdlich auf den Mauern der Stadt zu finden und nahm an jedem Ausfall teil, von dem sie Wind bekam. Wie durch ein Wunder verlor sie in den fünf Jahren der Belagerung Mithlonds keine Gliedmaßen, auch wenn sie stets ungestüm und ohne Rücksicht auf Verluste kämpfte. Es war die einzige Art zu kämpfen, die sie kannte. Ihr Ziel war es, größtmöglichten Schaden anzurichten, wobei die Defensive meist eher vernachlässigt wurde.
Einige Jahre nach Beginn des Krieges entsandte der König von Númenórë eine gewaltige Flotte nach Mithlond, die die Horden Saurons vernichtend schlug. Jetzt begann ein Angriffskrieg ganz nach Córyeldës Geschmack. Die riesige Streitmacht Saurons befand sich auf dem Rückzug und wurde unbarmherzig von Elben und Menschen gejagt und Schritt für Schritt durch Eryadórë zurückgedrängt. Und dort, an den Ufern des Gwathló erwartete sie ihr Untergang, denn eine zweite Flotte von Westernis schnitt ihnen den Weg ab. Das Gemetzel war großartig. Córyeldë würde diesen Tag niemals vergessen.
In den folgenden Jahrzehnten hörte der Krieg gegen Mordors Mächte nie mehr richtig auf. Córyeldë gewöhnte sich so sehr daran, dass ihr Tagesablauf aus Übungen und aus Kämpfen bestand, dass sie sich schon bald gar kein anderes Leben mehr vorstellen konnte. So war sie nun tatsächlich zu einer lebenden Waffe geworden: geschmiedet für den Krieg und davon abhängig.
Umso härter traf sie daher die Nachricht, dass Sauron Mittelerde verlassen hatte und der Krieg mit einem Mal vorbei war. Der König von Númenórë war mit einer so gewaltigen Streitmacht an den südlichen Küsten gelandet, dass der Dunkle Herrscher sich nicht einmal auf eine Schlacht eingelassen sondern sich den Menschen von Westernis ergeben hatte. Lindon und Eryadórë waren befreit und hatten nun viele Jahre Frieden.
In dieser Zeit verbesserte Córyeldë unermüdlich ihre kämpferischen Fertigkeiten, doch ohne den Härtetest der wahren Schlacht blieb ihr Leben unerfüllt und freudlos. Ihre angestaute Frustration entlud sich schließlich in einem Übungskampf, in dem sie ihren Gegner im Adrenalinrausch erschlug. Einzig ihr Vater Russohtar und ihre Mutter Mórëvanya verteidigten sie vor dem König, dessen Urteil schließlich milde ausfiel und ihr erlaubte, in Lindon zu bleiben wenn sie die Waffe für zwanzig Jahre ruhen lassen würde. Ihre Privilegien als renommierte Kriegerin wurden ihr entzogen und Córyeldë musste als einfache Arbeiterin im Hafen von Mithlond schuften, um ihren Lebensunterhalt zu bezahlen. So aus ihrem Alltag des Kriegs gezwungen verfiel sie in eine tiefe Depression.
Es war die See, die sie heilte. Denn als sie zum ersten Mal an Bord eines der schlanken Elbenschiffe in den Golf von Lindon hinein fuhr erwachte etwas in ihr, dass sie seit ihrer unbeschwerten Kindheit nicht mehr gekannt hatte: Die Freude am Unferforschten. Sie verliebte sich in die endlosen Weiten Belegaers und fand etwas, das ihr half, die zwanzig Jahre zu überstehen, in denen sie keine Waffen benutzen durfte. Und je mehr Zeit sie auf See verbrachte, desto leichter fiel es ihr, den Drang in den Krieg zu ziehen zu vergessen... jedoch nur solange sie sich auf einem Schiff befand. An Land hatte sich nur wenig für Córyeldë geändert. Also suchte sie sich eine Beschäftigung, der sie nachgehen konnte wenn der Ruf der Schlacht zu groß und unerträglich wurde: sie begann, ein Schiff zu bauen. Ihre Eltern waren gegen diesen Schritt, denn Córyeldë hatte offen mit ihnen darüber gesprochen, eine Reise zu allen bekannten Küsten Mittelerdes zu unternehmen sobald das Schiff fertig wäre. Es kam darüber zum Bruch mit ihrer Familie. Der Bau des Schiffes dauerte viele Jahre, da sie zumeist alleine arbeitete, doch eines Tages gegen Ende des Zweiten Zeitalters war es tatsächlich vollendet. Córyeldë taufte das schlanke einmastige Elbenschiff auf den Namen Gilfaryn, die Sternenjägerin, und wollte am liebsten sofort in See stechen
Doch der Krieg ließ sie nicht gehen.
Sauron kehrte nach Mittelerde zurück, und als seine Vorboten kamen die letzten der Getreuen: Elendil und seine Söhne. Vier große númenorische Schiffe landeten in Mithlond und kündeten von schrecklichen Ereignissen, die sich auf der Insel ereignet hatten. Und der Dunkle Herrscher richtete sich erneut in Mordor ein und drohte, ein weiteres Zeitalter der Finsternis einzuläuten. Gil-galad schloss das Letzte Bündnis mit Hochkönig Elendil und rief sein Volk zum Krieg auf - zum letzten Krieg, wie er sagte. Und viele kamen. Unter ihnen auch Córyeldë, die trotz all ihrer Fehler absolute Treue gegenüber ihrem König zeigte. Sie erhielt Speer und Rüstung zurück und zog mit dem Heer des Westens durch die Lande der Freien Völker, bis vor die Tore Mordors.
Es war eine entsetzliche Schlacht, doch inmitten all des Blutes und der Verwüstung lebte Córyeldë erneut auf. Beinahe hatte sie vergessen wie sehr der Krieg ihr Herz zum Schlagen brachte. In der gewaltigen Schlacht auf der Dagorlad erschlug sie unzählige Gegner, bis ein hinterhältiger Schlag gegen ihren Hinterkopf sie zu Boden gehen ließ. Die Orks hielten sie für tot, doch als sie erwachte, war die Schlacht geschlagen und der Weg nach Mordor war frei.
Die Belagerung von Barad-dûr bot Córyeldë ständige Möglichkeiten zum Kampf und im Gegenzug zu den meisten anderen Elben genoss sie die sieben Jahre, die sie auf der Ebene von Gorgoroth verbrachten, ehe die Belagerung so drückend wurde, dass Sauron selbst einen Ausfall anführte und an den Hängen des Schicksalsberges von Elendil und Gil-Galad bezwungen wurde, die dabei ihr Leben ließen.
Nach der Rückkehr nach Lindon fiel Córyeldë für einige Jahre in ruhelose Depression zurück, doch mit der Zeit lernte sie, ihren Hunger nach Krieg unter Kontrolle zu halten. Sie unternahm viele kleinere Reisen mit ihrem Schiff und reiste quer durch Mittelerde auf der Suche nach Kämpfen, in denen sie ihr Geschick in den Dienst der Freien Völker stellen konnte. Denn noch immer gab es Orks in den Gebirgen und andere bösere Kreaturen, und Sauron selbst hatte den Verlust seines Ringes überdauert und behielt die Kontrolle über viele Reiche der Menschen im Süden und im Osten. Córyeldë fürchtete kein Geschöpf des Bösen und wich keinem Kampf aus, bis sie gegen Ende des zweiten Jahrtausends des Dritten Zeitalters das Sindar-Reich von Lothlórien besuchte.
Am westlichen Ufer des Anduin hatten die Galadhrim mehrere Fletts hoch oben in den Bäumen errichtet, um das andere Ufer zu beobachten, wo sich in der Ferne die dunkle Festung von Dol Guldur erhob. Córyeldë war gemeinsam mit einem Waldelben namens Lasseron am Ufer unterwegs gewesen und stand nun vor einem der Bäume, auf dem eine große Flett-Plattform angebracht worden war. Lasseron kletterte rasch den Stamm hinauf und warf Coryeldë ein graues Seil herunter. Den Speer in der linken Hand ergriff sie das Seil mit der anderen, freien Hand, und kletterte vorsichtig hinauf.
Wie die Kreatur den scharfäugigen Galadhrim-Wächtern entgangen war konnte später niemand sagen. Ehe Córyeldë reagieren konnte kam um den Stamm herum eine mannsgroße schwarze Spinne, die mit einer überraschenden Geschwindikeit ihrem Speerstoß auswich und ihr in den Arm biss, so dass Córyeldë vor Schmerz ihre Waffe fallen ließ. Ihr linker Arm hing nutzlos und gelähmt herab und mit der rechten Hand klammerte sie sich an das Seil, denn sie war bereits so hoch geklettert, dass ein Sturz sie sicherlich umbringen würde. Die Spinne war bereits über ihr und ihr abscheuliches Maul näherte sich dem Gesicht der Elbenkriegerin. Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte Córyeldë echte Furcht, denn all ihr Kampfgeschick und all ihre Erfahrung waren in dieser Situation wertlos. Sie schloss die Augen und wartete auf das Ende, als die Beine der Spinne über ihren Oberkörper krochen und sie gegen den Baumstamm pressten.
Ein sirrendes Geräusch ertönte, und ein schweres Gewicht löste sich von Córyeldës Körper. Sie riss die Augen auf und sah die Spinne tot zu Boden stürzen - einen weiß gefiederten Elbenpfeil zwischen den Augen. Lasseron hatte ihr das Leben gerettet und zog sie rasch an dem Seil hinauf, an dem sie sich noch immer verkrampft festklammerte.
Seit diesem Tag hegte Córyeldë eine tiefe Abneigung gegen Spinnen jeglicher Art und Größe, da sie sie schmerzlich an das Gefühl der Hilflosigkeit erinnerten, die sie in jenem Moment verspürt hatte. Sie mied den Düsterwald und kam nur noch selten nach Lothlórien. Begegnete ihr dennoch eine Spinne, ergriff sie die Flucht. Sie hasste sich dafür, doch sie konnte nicht anders.
Einige Jahre später unternahm Córyeldë wieder einmal eine Schiffsreise. Begleitet wurde sie nur von drei weiteren abenteuerlustigen Elben namens Luenor, Ferndur und Rilthien. Sie verließen den Golf von Lindon und bogen nach Süden ab. Je weiter sie kamen, desto mehr entfernte sich die Küste Mittelerdes von ihnen, denn von Lindon bog sich die Bucht, in die der Gwathló mündete, weit nach Südwesten hinein. Die Sternenjägerin war schon bald außer Sichtweite sämtlichen Landes. Córyeldë genoss das Gefühl der Freiheit, das ihr die grenzenlose See vermittelte. Sie hätte für den Rest ihres Lebens diese unendlich weiten Gewässer befahren können, wenn die Vorräte nicht begrenzt gewesen wären. Doch obwohl die Elben unterwegs Fischfang betrieben mussten sie schließlich umkehren.
Auf den tiefblauen Wassern entlang zu gleiten gab Córyeldë das Gefühl, zu schweben. Sie fühlte sich leichter als an Land, und das empfand sie nicht nur körperlich. Es war, als ob sie sämtliche Lasten und seelische Verletzungen an der Küste zurücklassen konnte. Auf See behelligte sie dieser Ballast nicht. Sie liebte das Rauschen des Wassers und die fernen Schreie der Möwen und trotzte Flauten und Stürmen gleichermaßen. Oft vergaß sie zu schlafen, da der Anblick des Meeres sie jeden Augenblick aufs Neue faszinierte und fesselte.
Córyeldë war entschlossen, niemals dieselbe Route zu fahren und geriet jedes Mal in nahezu kindliche Aufregung, wenn sie eine neue Insel oder etwas anderes auf dem Meer entdeckte, das sie noch nicht kannte.
Und dennoch kehrte sie nach jeder Reise irgendwann nach Mithlond zurück, denn trotz der nahezu grenzenlosen Freiheit, die sie auf der See verspürte, verklang der Ruf des Krieges ganz tief in ihrem Innerne nie vollständig.
Der Ringkrieg kam und mit ihm die Gelegenheiten für neue Schlachten. Doch erst nach der Befreiung Rohans konnte Córyeldë in den Kampf eingreifen, denn zuvor war sie auf einer Schiffsreise zu den Inseln westlich von Lindon gewesen und war erst nach der Eroberung Isengards durch Gandalf und die Rohirrim wieder nach Mittelerde zurückgekehrt. Sie schloss sich Elronds und Glorfindels Heer an, das sein Lager bei Aldburg in der Ostfold aufschlug. Dort sah sie eines Tages Lasseron wieder, der dem Untergang Lothlóriens entkommen war. Allerdings war er sehr beschäftigt und es bot sich keine Gelegenheit für ein Gespräch, denn Córyeldë war das Abwarten und Pläneschmieden in Aldburg schon bald leid und schloss sich den Grenzwächtern Rohans am Mering-Strom an. Als Glorfindel die Heere der Menschen und Elben sammelte und nach Dol Guldur führte, ging Coryeldë mit ihm und nahm an der Erstürmung des Bergfriedes der dunklen Festung teil, bei dem Glorfindel den Nazgûl besiegte.
Nach dem Sieg bei Dol Guldur und dem Bruch des Bündnisses mit Saruman kehrte Córyeldë mit dem Heer Glorfindels nach Aldburg zurück und schloss sich erneut den Grenzwächtern an. Dort lernte sie einen Beorninger namens Jarbeorn, Grimbeorns Sohn kennen, mit dem sie schon bald eine kameradschaftliche Freundschaft schloss, denn beide hegten eine Liebe für Kämpfe und saßen nicht gerne tatenlos herum. Gemeinsam nahmen sie an unzähligen Grenzgefechten teil, denn seit dem Fall Dol Guldurs verstärkten die Kommandanten aus Mordor ihre Kriegsbemühungen und griffen Rohan und insbesondere Gondor erneut an. Es gab also jeden Tag genügend Blut zu vergießen für Córyeldë und Jarbeorn. Für den Augenblick war sie glücklich...