Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Rhun

Taur-en-Elenath

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Fine:
Milva, Cyneric, Salia und Firvi aus Dorwinion

Je weiter sie dem Carnen flussaufwärts folgten, desto unwegsamer wurde die Landschaft. Hatten sie entlang des Celduinflusses weite Felder und grasbedeckte Ebenen durchquert, so kamen sie nun durch feuchtere Landstriche, durchsetzt mit Mooren, Tümpeln und bewachsen von kleineren, weidenähnlichen Bäumen, deren Äste bis auf den Boden herabhingen. Die Pferde mussten sich mühsam ihren Weg zwischen tückischem Morast und feuchtem Riedgras suchen, und die Gruppe hatte Schwierigkeiten, dem Fluss in gerader Linie zu folgen. Besonders das Ostufer des Carnen war mit nahezu riesenhaftem Schilf bewachsen, und vielerorts zweigten seichte Nebenarme des Flusses für einige Entfernung vom Hauptstrang ab und erschwerten ebenfalls das Vorankommen. Ohne Milvas Ortskenntnis hätten sie vermutlich noch einen ganzen Tag länger gebraucht, wie Cyneric vermutete.

Trotz aller Schwierigkeiten sollte Milva am Ende Recht behalten. Am späten Nachmittag wurde der Boden unter den Hufen ihrer Pferde allmählich wieder fester. Sie ließen das Marschland hinter sich und erblickten in der Ferne die ersten Ausläufer des geheimnisvollen Waldes, der das Ziel ihrer Reise war.
Salia ritt neben Cyneric. "Ich frage mich, was uns hier erwarten wird," sagte sie nachdenklich.
"Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden," erwiderte er mit leichter Heiterkeit. "Wenn wir nicht zu lange hier trödeln, sind wir noch vor Sonnenuntergang im Wald."
"Es ist wichtig, dass wir den Elben keinen Grund geben, uns zu misstrauen," sagte Milva im ernsten Tonfall. "Für gewöhnlich gewähren sie Fremden keinen Zugang in ihre Heimat. Ich denke allerdings, dass sie für mich eine Ausnahme machen werden."
"Du denkst?" wiederholte Salia. "Was, wenn du dich irrst, und wir anstatt deine Freund kennenzulernen Bekanntschaft mit scharfen Pfeilspitzen machen?" Es war offensichtlich nur teilweise als Scherz gemeint.
"Solange wir ihnen keinen Grund für Feindseligkeiten geben, wird uns nichts zustoßen," meinte Milva. "Lasst einfach mich das Reden übernehmen und... Finger weg von euren Waffen."
"Wie du willst," sagte Salia, doch für Cynerics Ohren klang sie nur wenig überzeugt.

Sie ließen das letzte Stück des Weges rasch hinter sich und brachten ihre Reittiere am Rand des Waldes zum Stehen. Cyneric stieg aus dem Sattel und band die Pferde kurzerhand an einige der nahen Baumstämme. Wie Milva es ihnen geraten hatten, ließen sie ihre Waffen zurück, ehe sie in den Schatten des dichten Blätterdachs des Sternenwalds traten.

Milva ging voraus, einem kaum sichtbarem Pfad, der sich vor ihnen über den Waldboden schlängelte folgend. Es gab hier nur wenig Unterholz, wie ihnen auffiel. Weit mussten sie nicht gehen, ehe sie auf die Bewohner des Waldes stießen. Eine Gruppe von sieben, in lange Umhänge gekleideten Wächtern tauchte hinter einer der vielen Biegungen des Pfades auf und versperrte ihnen den Weg. Zu Cynerics Verwunderung war ein Mensch unter ihnen - ein junger Mann mit dunklem Haar und Bart, der einen Bogen in der Hand hielt.
Die Elben wirkten, als hätten sie Milvas Gruppe bereits erwartet, dennoch gaben sie den Weg zunächst nicht frei. Der Anführer der Gruppe gebot ihnen mit einer Geste der linken Hand Halt, dann sagte er etwas zu seinen Leuten. Diese nickten stumm, der menschliche Bogenschütze ausgenommen. "Sie ist es wirklich," hörte Cyneric den Mann raunen.
"Deine Rückkehr ward uns angekündigt, doch hatten wir früher mit dir gerechnet, Maranya," wandte sich der Anführer der Elben an Milva.
Milva schien einen Augenblick lang nachzudenken. "Faryon, nicht wahr?" sagte sie und ihr Gegenüber nickte. "Hat die Herrin mich kommen sehen?"
Der Elb dessen Namen Faryon zu sein schien, schüttelte sachte den Kopf. "Uns erreichten Nachrichten aus dem Süden. Du wärest auf dem Weg und brächtest wichtige Kunde, deinen Auftrag betreffend."
Bei diesen Worten sah Salia Cyneric an und formte mit den Lippen lautlos eine Frage. "Auftrag? Was für ein Auftrag?"
Ehe Cyneric antworten konnte, nahm Milva das Wort. "Ich werde mit der Herrin der Quelle darüber sprechen. Lasst ihr uns durch, Faryon?"
Der Angesprochene musterte sie alle nacheinander mit eindringlichem, prüfendem Blick. Er sah Firvi lange an, doch noch länger verweilten seine Augen auf Salia, und Cyneric sah, wie die Brauen des Elben begannen, sich um eine Winzigkeit zusammenzuschieben. Doch dann nickte Faryon schließlich. "Ihr seid weit geritten und habt vor Kurzem große Mühen auf euch genommen. Möget ihr heute Nacht Ruhe finden, unter den Sternen Elbereths, in unserer Mitte."
"Die Herrin..." setzte Milva an, doch Faryon hob die Hand.
"Sie wird euch empfangen, sobald ihr euch mit einer Mahlzeit gestärkt habt."

Die besagte Mahlzeit bestand aus hellem Brot und klarem Wasser. Geschmacklich erinnerte es Cyneric an die Rationen, die er während der Belagerung von Dol Guldur hin und wieder mit einigen der elbischen Soldaten dort geteilt hatte. Faryon und seine Begleiter hatten Milva und die anderen zu einer Siedlung geführt, die auf einer Lichtung lag, die von einem Bach in zwei Hälften geteilt wurde. Lampen erhellten die Sitzgelegenheiten im Zentrum der Lichtung. Der Himmel über ihnen war offen und wies einen fahlen roten Schein am Rand auf, denn die Sonne war mittlerweile dabei, unterzugehen. Cyneric fiel auf, dass die Lampen ihnen gerade genügend Licht spendeten, um die Gesichter rings um sich zu sehen, ohne dabei jedoch mit ihrem Licht die einen nach dem anderen aufblinkenden Sterne am Firmament zu überstrahlen.
Cyneric, der bereits eine Elbenstadt betreten hatte, ließ sich das Brot in Ruhe schmecken und verglich es nachdenklich mit dem Festmahl, das Zarifa und er in Königin Faerwens Reich erhalten hatten. Doch für Salia und Firvi schien es das erste Mal zu sein, dass sie ein Reich der Elben von innen sehen konnten. Beide Frauen zeigten ihr Staunen auf eigene Art; Salia strahlte noch immer eine Spur Misstrauen und Vorsicht aus, konnte aber ihre Verblüfftheit nicht vollständig verbergen. Firvi hingegen wirkte beinahe, als sei sie ein gutes Jahrzent jünger und konnte sich kaum auf das Essen konzentrieren; die Blicke bald hierhin, bald dorthin schweifend. Immer wieder betrachtete sie vor allem die Gesichter und das Gebahren der Elben, die hier allgegenwärtig waren.
"Vorsicht, dass dir nicht der Mund offen stehen bleibt," scherzte Cyneric und gab Firvi einen sanften Schubs gegen die Schulter.
Firvi sah ihn an, beinahe erschrocken. Dann hob sich ihre linke Augenbraue und für einen Moment kehrte die für Ryltha so typische freche, schlagfertige Art in ihre Miene und Stimme zurück. "Das würde dir gefallen, nicht wahr, Cyneric?"
"Vielleicht würde es das," erwiderte er und lachte leise.

Als sich ihre Mahlzeit dem Ende entgegen neigte, verstummten mit einem Mal die Stimmen ringsumher. Cyneric blickte auf und war mit einem Mal alarmiert, ohne dass er wusste, weshalb. Die Elben hatten innegehalten und blickten zum jenseitigen Rand der Lichtung. Alle senkten den Kopf und blieben stehen, während sich entlang des Baches eine Gasse bildete. Dort entlang, sich Milvas Gruppe nähernd schritt nun eine Frau, bei der es sich wohl um die Herrin des Sternenwaldes handeln musste, von der Faryon und Milva zuvor gesprochen hatten. Ihr langes, silbern glänzendes Haar war von dunklen Blättern geziert, die darin eingeflochten waren. Ihr Gewand war lang und fließend, von so dunklem Blau wie die klaren Wasser des Baches, der die Lichtung durchquerte. Als sie näher kam, stellte Cyneric fest, dass ihre Augen dieselbe Farbe wie ihr Haar hatten.
Falls Cyneric ein feierliches Willkommen erwartet hatte, so wurde er enttäuscht. Die Silberhaarige traf sich mit Milva, die ihr einige Schritte entgegegengekommen war und blieb stehen. Cyneric sah, dass der Mensch, der ihm am Waldrand aufgefallen war, ganz in der Nähe stand und Milva eindringlich betrachtete. Das brachte Cyneric dazu, sich rasch an Milvas Seite zu stellen und sich so zu positionieren, dass er zwischen dem Unbekannten und der Dorwinierin stand.
"Es ist gut, dich bei guter Gesundheit wiederzusehen, Maranya," sagte die Herrin der Quelle. "Wer nun sind deine Begleiter? Sprich rasch, denn es gibt Dringliches zwischen uns zu besprechen."
Milva zögerte einen Moment, und sah Cyneric an. Er wusste nicht, was sie von ihm hören wollte, doch schließlich sagte er: "Du hast die Dame gehört, Milva. Stell' uns vor."
"Gut, also... dies ist Cyneric aus Rohan, und, dies..." begann Milva, zuerst auf Cyneric und anschließend auf den Rest ihrer Gruppe deutend. "Hier ist Salia aus Thalland und ...und Firvi aus...?"
"Khand," sagte Firvi im gedämpften Tonfall.
"Vertraust du ihnen?" verlangte die Herrin des Waldes von Milva zu wissen.
Milva sah erneut in Cynerics Augen. "Das tue ich," bestätigte sie.
"Dann werde auch ich ihnen vertrauen." Die silberhaarige Elbin nickte und sah Cyneric, Firvi und Salia nacheinander um. Doch ihre Miene blieb ernst. "Ihr kommt zu schicksalhafter Zeit nach Taur-en-Elenath, Reisende. Unwissentlich habt ihr einer Bedrohung den Weg zu unserer Heimat geebnet."
Für einen Augenblick fiel eine bedeutungsschwangere Stille über die Lichtung, bis Milva schließlich das Wort nahm. "Wovon sprecht Ihr?" Schatten senkten sich über den Wald herab, als die letzten rötlichen Sonnenstrahlen von der Nacht verschluckt wurden. Selbst die Sterne schienen zu verblassen.

"Ihr seid verfolgt worden, Kind," antwortete die Herrin der Quelle.

Fine:
Cyneric und Milva wechselten einen erschrockenen Blick. Wer hatte ihnen folgen können? Seit sie die Zwillingsstädte verlassen hatten, war ihnen kaum eine Menschenseele begegnet, und hatte nicht Meister Castav ihnen versichert, dass die königlichen Streitkräfte die Horden Mordors an den Flussübergängen zwischen Dorwinion und Balanjar aufhalten würden?

Es herrschte eine andächtige Stille, als ob alle sich bewusst wären, dass sie in einer Art heiligen Umgebung waren. Die Herrin der Quelle betrachtete sie mit ruhiger, aber ernster Miene. Schließlich war es Salia, die das Schweigen brach und als Erste Worte fand.
"Sind es die Schatten?" fragte sie, ihre Stimme von unterdrückter Furcht überlagert. "Wir waren sicher, sie endgültig vernichtet zu haben, als Merîl starb. Aber... dieser Ort... ich habe das Gefühl, dass er... jenem verfluchten Brunnen aus den Tiefen Gortharias ähnelt..."
Die Herrin der Quelle hob die linke Hand. "Ihr habt die Schatten zerschlagen. Jenes Übel wurde getilgt," sprach die Herrin. "Was euch verfolgt sind keine Orks oder andere Kreaturen aus dem Land der Schatten. Es sind Menschen, eben jene wie sie einst Maranya nach dem Leben trachteten, die von Gier getrieben sind. Schon lange erzählen sie sich davon, dass unser Wald große und wertvolle Geheimnisse verbirgt, doch bislang waren wir stets in der Lage, sämtliche Vorstöße abzuwehren und in die Irre zu führen. Doch nun haben sie Spuren, denen sie folgen können. Es wird nicht lange dauern, bis die Plünderer die Grenzen Taur-en-Elenaths erreichen werden."
Cyneric und Milva schauten einander erneut entsetzt an. Die Vorstellung, dass Plünderer ihnen auf den Fersen waren, war beängstigend genug, aber die Tatsache, dass diese Menschen bereit waren, einen bewohnten Wald wie Taur-en-Elenath zu verletzen - die Heimat vieler Elben - war unerträglich. Salia schien genauso betroffen zu sein, ihre Augen weiteten sich bei der Nachricht und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Firvi hingegen blieb still, doch ihr Blick verfinsterte sich.
"Was können wir tun, um Euch zu helfen?" fragte Cyneric entschlossen. "Wir sind bereit, jede Herausforderung anzunehmen, um diesen Ort und seine Bewohner zu schützen." Aus ihm sprach das Schuldgefühl, verantwortlich für die Bedrohung zu sein, indem sie die Plünderer an die Grenzen des Waldes geführt hatten, wenn auch unabsichtlich. Milva stimmte ihm sofort zu.
Die Herrin der Quelle nickte anerkennend. "Ich danke euch, Reisende. Eure Hilfe wird gebraucht. Wir müssen uns beeilen, um Vorbereitungen zu treffen, bevor die Plünderer hier eintreffen."
"Was können wir tun?" fragte Firvi und trat einen Schritt vor. "Wir haben uns auf den Weg hierher gemacht, weil Milva Euch von ihren Reisen berichten wollte. Aber wenn wir Eure Heimat in Gefahr bringen, müssen wir gehen." Mit dieser Aussage überraschte sie Cyneric. Es waren Worte, die Ryltha niemals in den Mund genommen hätte. Er fragte sich, wie tiefgreifend die Veränderung, die Firvi durchlebt hatte, noch gehen würde. Sie war in vielerlei Hinsicht ein vollkommen anderer Mensch geworden, seitdem sie den Einfluss der Schattenläufer und das Übel von Merîl abgeschüttelt hatte.
Die Herrin der Quelle schüttelte ihren Kopf. "Es ist zu spät. Ihr seid bereits hier und die Bedrohung ist eingetreten. Würden wir euch nun fortschicken, fehlten uns vier achtbare Krieger, ohne deren Hilfe uns die Verteidigung schwerer fallen wird. Bleibt, und kämpft an unserer Seite."

Diesem Vorschlag stimmten sie zu. Cyneric war es allzu recht; seinem Gewissen würde es besser gehen, wenn er aktiv dazu beitragen könnte, die Gefahr, die teilweise durch seine Schuld für Taur-en-Elenath entstanden war, zu bekämpfen. Salia unterbreitete den Verteidigern des Waldes einen Vorschlag, der gut bei den Elben ankam.
"Sicherlich werden sie nicht damit rechnen, schon außerhalb des Waldes auf Widerstand zu stoßen," sagte sie, nachdem sie der Herrin der Quelle zu einer Art Kriegsrat gefolgt waren. Faryon, der Elb der ihnen den Zugang zum Sternenwald erlaubt hatte, nahm dort ebenfalls teil, genau wie der geheimnisvolle Mensch mit dem Bogen, der Cyneric bereits zuvor aufgefallen war.
"Die Bäume bieten uns Deckung, doch damit werden sie rechnen," stimmte Faryon Salias Idee zu.
"So ist es. Ich vermute, dass es sich hier um eine Horde von Deserteuren von den Armeen am Erebor handelt," fuhr Salia fort. "Die Soldaten Rhûns sind für gewöhnlich sehr diszipliniert, aber bei Deserteuren wird das nicht mehr vollständig der Fall sein. Wenn wir sie hart treffen - dorthin, wo es wehtut - dann werden sie bald die Beine in die Hand nehmen." Sie zeigte in die ungefähre Richtung, in der sie den Waldrand erwartete. "Wenn sie uns gefolgt sind, dann wissen wir, woher sie kommen werden. Dort gibt es außerhalb des Waldes vielerorts hohes Schilf, und auch das Gras auf den Ebenen steht so hoch, dass man sich darin verbergen kann. Wir können ihnen dort auflauern und sie von zwei Seiten in die Zange nehmen."

Eine knappe Stunde später kniete Cyneric im hohen Gras, Schwert und Schild griffbereit auf dem Boden neben ihm. Milva hatte seine Hand ergriffen; ihr Bogen hing noch auf ihrem Rücken. In der Ferne waren vereinzelte Lichtpunkte aufgetaucht. Die Plünderer, die den Sternenwald überfallen wollten, waren nun nicht mehr fern. Bald würde sich zeigen, ob der Überfall, den die Elben des Sternenwaldes vorbereitet hatten, Erfolg darin haben würde, ihre Feinde zurückzuschlagen.
Firvi und Salia waren in dem dichten, hohen Gras nicht zu sehen, doch Cyneric wusste, dass die beiden Frauen ganz in der Nähe waren, die Waffen ebenfalls in Bereitschaft haltend. Die Herrin der Quelle hatte ringsherum beinahe alle kampffähigen Elben von Taur-en-Elenath positioniert, die nun in zwei großen Gruppen zu beiden Seiten des dünnen Pfades lauerten, auf dem sich die Spur befand, der die Plünderer in den Wald folgen würden.
Cyneric versuchte, regelmäßig zu atmen und seinen Herzschlag zu beruhigen. Er hatte schon viele Kämpfe ausgefochten, aber die Aufregung kurz vor einem Gefecht war noch immer dieselbe. Diesmal jedoch kämpfte er nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Menschen, die ihm wichtig waren, und für den Wald, der durch Cynerics Gruppe in Gefahr geraten war. Seine Gedanken wanderten zu Milva und er dankte innerlich dafür, dass sie an seiner Seite war.

Als die Plünderer näher kamen, hörte Cyneric das Geräusch von Schritten und Stimmen, die immer lauter wurden. Es klang nach einer größeren Gruppe von Menschen, mindestens vier Dutzend, vielleicht mehr. Er spannte sich an und hob sein Schwert auf. Milva tat es ihm gleich und legte einen Pfeil auf die Sehne ihres Bogens.
Dann geschah alles sehr schnell. Die Plünderer traten auf den Pfad und gerieten direkt in die Falle, die die Elben ihnen gestellt hatten. Es ertönte ein Schrei und das Klirren von Waffen, als die beiden Gruppen der Elben aus dem Versteck stürzten und den Überfall begannen.
Cyneric sprang in die vorderste Reihe und schlug mit seinem Schwert auf die Angreifer ein. Milva hielt sich hinter ihm, ihr Bogen sang und Pfeile surrten durch die Luft. Salia und Firvi befanden sich an seiner rechten Seite und gemeinsam kämpften sie gegen die Plünderer, eine blutige Ernte unter ihnen einfordernd.
Die Ostlinge leisteten heftigen Widerstand, aber die Elben waren in der Überzahl und hatten den Vorteil des Überraschungsmoments. Die Plünderer waren nicht auf den Hinterhalt vorbereitet und wurden bald überwältigt - ohne sich jedoch zu ergeben. Es schien, als würden sie lieber bis zum letzen Mann kämpfen als in die Gefangenschaft der Elben des Sternenwaldes zu geraten. Als der letzte Gegner gefallen war, herrschte einen Moment lang Stille.

Cyneric und die anderen drehten sich um und blickten zur Herrin der Quelle, die zu ihnen kam und ihre Hand hob. "Wir haben gesiegt", sagte sie. "Aber wir müssen vorsichtig sein, denn es kann sein, dass es noch mehr Plünderer gibt, die den Wald bedrohen. Lasst uns zurückkehren und uns um die Verwundeten kümmern."
Cyneric nickte und blickte zu Milva. Sie lächelte und legte ihre Hand auf seine Schulter. Sie wirkte erschöpft, aber erleichtert. Milva war unverletzt geblieben, Cyneric ebenfalls, während Salia und Firvi ein paar kleinere Kratzer davongetragen hatten.
"Sendet Kundschafter aus," wies die Herrin der Quelle ihre Leute an. "Wenn sich dort draußen noch mehr von ihnen herumtreiben, müssen wir sie in die Irre führen, so wie wir es seit vielen Jahrhunderten getan haben. Verwischt die Spuren."

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