Kiana wuchs ihr ganzes bisheriges Leben in Mistrand, die Hauptstadt des rhûnischen Reiches welches sich in Rhûn, Harad und Khand unterteilte, auf. Sie war zu diesem Zeitpunkt siebzehn Jahre alt.
Abbas, der Regent des gebrechlichen rhûnischen Reiches, zog Kiana wie seine eigene Tochter auf und lehrte sie viel, er erzog sie im Wissen, dass sie die rechtmäßige Erbin des Thrones von Mittelerde war. Und das war nicht immer einfach, denn anfangs wehrte sich der Regent Rhûns sich seiner Ziehtochter den Schwertkampf beizubringen. Er wusste aber auch, dass wenn er es ihr verbat, sie es heimlich machen würde. Also war ihm lieber, er bringt ihr das richtig bei, denn die junge Frau
spürte ziemlich früh, dass sie nicht war wie die normalen Menschen denn wenn sie wütend war spürte sie eine aufsteigende Wärme und eine Kraft in sich und Sie wusste nicht woher diese Gefühle kamen. Doch eines Tages, als sie noch klein war, wurde sie von Kindern in ihrem Alter gehänselt, getreten, geschupst und zu Boden gestoßen. Die Kinder die über sie lachten und beschimpften, taten dies nicht lange, denn sie stand voller Wut auf, und fokussierte ihre Hass auf die Kinder so dass diese quer durch den ganzen Hof flogen.
Kiana fühlte sich nach solchen Taten erschöpft, aber auch gleichzeitig machte sich eine Genugtuung in ihr breit, dass sie zu so etwas in der Lage war.
Die Eltern der Kinder und die Kinder selbst verspotteten sie dafür und nannten sie ein Monster und hatten nur böse Worte für sie, aber gleichzeitig hatten sie auch großen Respekt vor Ihr doch das ganze hatte einen bitteren Nachgeschmack.... Kiana fühlte sich ausgestoßen und alleine.
Abbas war der einzige der sie beruhigen konnte und er spürte auch, dass sie etwas besonderes war.
So ließ der alte Regent des rhûnischen Reiches sie nicht mehr aus den Augen und er studierte in verschiedenen Schriftrollen und Büchern um etwas über ihre Kraft herauszufinden, wurde aber nicht fündig. Er war völlig verzweifelt, denn er wollte seiner Kiana unbedingt helfen, denn er sah ihre Traurigkeit aber er sah auch Ihr Talent.
Abbas lernte aus seinen Fehlern, die er bei Anarya tat und benutzte Kiana nicht für politische Interessen und hielt jede Art von Problemen von Ihr fern, so kam es sehr oft vor, dass sich die junge Frau langweilte und einfach nur raus wollte um die Welt zu sehen, denn sie war voller Energie und Neugierde auf das Leben, doch Abbas ließ dies nicht zu, weil er die junge Kiana beschützen wollte, denn er hatte doch versprochen auf sie Acht zu geben, bis seine Ziehtochter alt genug war den Thron von Mittelerde für sich zu beanspruchen.
Doch er machte einen Fehler, er nahm die junge Frau überall mit hin, es gab keinen Freiraum für sie, sie konnte keine Erfahrungen sammeln. Es kam zwar mal vor, dass sie es schaffte sich heimlich raus zu schleichen, aber spätestens an den Toren der Stadt wurde sie von den Wachen aufgehalten und zurück zum Palast gebracht.
Sie bekam mehrere Gespräche,von verschiedenen Gelehrten mit und interessierte sich für die Abläufe der Rituale und den Kult um Melkor. Zum Unmut von Abbas: Er versuchte sie mal wieder davon fernzuhalten.
Immerhin erinnerte er sich an Anaryas Warnungen und Visionen. Kiana aber hatte in ihren Gemächern einige Bücher versteckt, in denen sie immer wieder nachforschte....denn die Neugierde wuchs immer mehr und sie verstand nicht , warum Ihr Ziehvater sie daran hindern wollte, denn immerhin war dies der Hauptglaube Ihrer Eltern und des Landes, wo sie immerhin aufgewachsen war.
Nachschub erhielt sie ständig aus der Bibliothek der Gelehrten, in die sich die Ziehtochter des Regenten immer wieder schlich. Zu ihrem sechzehnten Geburtstag bekam sie eine Kiste geschenkt, in der sich zwei eiförmige Steine befanden, die unglaublich schön funkelten und eine Blutrote Farbe hatten. Abbas erzählte ihr von einer Legende, dass dies mächtige Steine waren, die Reiche ins verderben bringen konnten. Kiana hielt nicht viel von der Erzählung,aber sie tat so, als glaubte sie ihm. Sie fand die Steine einfach wunderschön und manchmal wenn sie Nachts nicht schlafen konnte, schaute sie sich die Steine an und erzählte den Steinen Ihre Sorgen und Ängste und sie hoffte insgeheim dass die Steine doch magische Kräfte hatten. Wenn sie sich besser fühlte kam sie sich stets paranoid vor, sich das gewünscht zu haben.
Kiana fragte sich immer wieder wann denn endlich der Tag war, an dem sie die Welt sehen würde und wann sie den Thron von Mittelerde besteigen sollte denn sie konnte es nicht abwarten.....
Die Sonne schien über Mistrand und die warmen Sonnenstrahlen erwärmten das Land. Der Sommer war sehr heiß. Viele Kinder spielten in den Brunnen der Stadt oder hielten sich am Hafen auf. Kiana stand am Fenster und lauschte den Geräuschen der Stadt. Seufzend klappte sie das Buch, welches sie in ihren Händen trug, zu und richtete ihre langen blonden Haare, welche einige leichte schwarze Strähnen hatten, zur Seite um den Nacken zu befreien. "Kiana!“, ertönte gleichzeitig eine Stimme hinter ihr. Erschrocken drehte sie sich um. Dort stand ein Mann mittleren Alters. Sein starker Bartwuchs und seine zerzausten Haare ließen ihn etwas schmuddelig wirken. Skeptisch blickte die junge Frau den Mann an. Sie fragte sich woher er ihren Namen kannte und hatte keine Idee wer er war. Der Mann wirkte auf sie so fremd und doch gleichzeitig vertraut. Gerade als sie sich zusammenraffte um ihn zu fragen wer er war, erschien Abbas im Raum und begrüßte den Besucher:
"Faramir, lange ist es her! Wie geht es euch?“
Der Mann der scheinbar Faramir hieß antwortete: "Es war eine lange Reise nach Mistrand, jetzt bin ich hier und heilfroh euch zu sehen!“ dabei strahlte er und kam mit offenen armen auf Kiana zu, doch sie ging einige Schritte zurück, denn das war ihr nun gar nicht geheuer. Kiana hatte Faramir noch nie gesehen, doch Abbas kannte ihn hingegen sehr gut. Was Kiana sehr verwunderte.
"Sieh dich an, ihr seid noch hübscher als ich es mir erahnt habe!“, sagte der Fremde. Kiana zog ihre Augenbrauen hoch und verschrenkte die Arme vor der Brust. Sie wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Immerhin kannte sie ihn nicht. Sie schwieg zunächst. Ihre violetten Augen sahen fragend zu Abbas. Dieser sagte daraufhin: "Kiana, das ist Faramir, er war ein Freund deiner Mutter und brachte dich hier her als Imrahil rebellierte!“
Die junge Frau machte dabei aus Höflichkeit einen kleinen Knicks. Faramir dagegen nickte ihr lächelnd zu. "Ihr hattet eine anstrengende Reise, ruht euch aus und lasst uns heute Abend zusammen essen! Ihr habt bestimmt einiges zu erzählen!“, bot der Regent des rhûnischen Reiches an. Der Besucher sagte dazu nicht nein und ließ sich zu den Schlafräumen bringen, wo er sich was frisch machen konnte.
Kiana war skeptisch und neugierig dazu, denn endlich passierte mal was in Ihrem langweiligen Leben und war gespannt, was der Fremde zu berichten hatte.
Am Abend wollte die junge Frau zum gemeinsamen Essen erscheinen, da hörte sie schon die Stimmen von Faramir und Abbas, die sich über diverse Themen unterhielten. Besonders interessierte sie sich für das Gespräch, welches um den Besucher ging. Sie blieb im Gang stehen um die beiden zu belauschen.
Er erzählte von seinen Reisen durch die fernen Länder und wie er sich durch das Leben schlug.
"Imrahil ist alt und schwach geworden... Thurion ist nach Angmar marschiert um Fürst Stark auf seine Seite zu ziehen und soll im Schlachtfeld gefallen sein...“, erzählte die Stimme des Fremden.
Als Kiana dies hörte erfüllte ein Schmerz ihr Herz, ihre Augen füllten sich mit Tränen und gleichzeitig spürte sie eine große Wut, denn nun hatte sie niemanden mehr, selbst ihren Vater nicht, den sie nie getroffen hatte. Dabei war sie durch Erzählungen sehr neugierig auf ihn.
"... Das muss aber schon vor einigen Jahren passiert sein...“, ertönte die Stimme Faramir erneut. Kiana wollte gerade den Raum betreten, als sie mitbekam, dass der Fremde Abbas flüstert:
"Ihr wisst, dass es an der Zeit wird, sie zu ihrem Weg zu führen..“
Kiana stürmte daraufhin in den Raum und fragte mit entzückender Stimme: „Worüber redet ihr?“
Ihr Ziehvater versuchte sie abzuwimmeln und so zu tun dass das Gespräch nur um die Reisen von Faramir ging. Doch Kiana lässt sich nicht abwimmeln und blickt erwartungsvoll den Fremden an. Dieser zögerte nicht lange und erzählt mich ruhiger Stimme: "Kiana du weißt du bist was besonderes und du weißt, dass dich das Reich braucht! Du bist die rechtmäßige Königin von Mittelerde!“
Abbas unterbrach Faramir und beschwor, dass seine Ziehtochter noch nicht so weit war. Kiana hüpfte vor Freude. Endlich durfte sie etwas erleben und schaut Faramir erwartungsvoll an, in der Hoffnung, er half ihr dabei, Abbas zu überzeugen.
Der Regent des rhûnischen Reiches war erschrocken über die Entschlossenheit, die Kiana ausstrahlte. Gleichzeitig machte es ihn innerlich Stolz, dass sie so erwachsen und Reif zu sein schien.
"Es ist nicht der richtige Zeitpunkt... Das Reich hält sich nur noch ganz knapp und vor kurzem erhielte ich Briefe von den Fürsten aus Khand und Harad... Sie denken wir würden indirekt das Knie vor Mittelerde gebeugt haben und ihr wisst um die Einstellung, welche die Menschen des Osten gegenüber den Westen haben...“, sagte er mit fester Stimme.
Kiana konnte nicht glauben, was sie da hörte. Das rhûnische Reich war kurz vor dem zerbrechen und Abbas verlor kein Wort darüber.
Faramir erwiderte: "Dann schickt sie mit einer Armee los um Anhänger zu finden.. In Gondor gibt es noch genug Anhänger des Hauses Vaneryen..."
Verzweifelt rieb Abbas sich die Stirn. "Selbst die Fürsten aus Rhûn stehen nicht mehr hinter mir, da sie sich vor einer Abhängigkeit gegenüber Mittelerde und vor allem von Gondor fürchten! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Fürsten einen neuen König gewählt haben..“
Faramir ist fassungslos und sagt mit energischen Ton: "Dann ist sie hier nicht mehr sicher!“
Der Regent des Reiches beschließt, eine Nacht drüber zu schlafen und am folgenden Tag weiter zu diskutieren.
Enttäuscht ging Kiana in ihre Gemächer und konnte vor Aufregung nicht schlafen. Tausende Dinge gingen ihr durch den Kopf.
Tief in der Nacht, wurde Kiana von lauten Geräuschen wach. Es hörte sich so an, als würde Gegenstände zu Boden fallen und Metall auf Metall prallen. Sie richtete sich in ihrem Bett auf und versuchte die Geräusche zuzuordnen. Plötzlich ging die Türe auf und Faramir betrat den Raum und packte sie am Arm: "Schnell, wir müssen hier weg!“, sagte er hektisch.
Die junge Frau wollte gerade noch einige Dinge einpacken. Sie schaffte es nur ihre kleine Kiste mit den besonderen Steinen unter ihrem Arm zu nehmen, bis Faramir sie mit sich zog. Auf den Korridoren des Palastes lagen einige tote Männer. Kiana verstand nicht, was vor sich ging und ließ sich weiter von Faramir führen.
Am Hinterhof angekommen, wartete dort schon Abbas mit einigen Wachen.
"Kiana, du musst so schnell wie möglich hier weg! Die Fürsten von Rhûn haben Mistrand angegriffen!“, sagte der Regent während er versuchte nach Luft zu schnappen.
Kiana verstand noch nicht ganz. Sie flehte ihn an mit ihr zu kommen. Er schüttelte daraufhin nur den Kopf. "Ich muss hier bleiben, vielleicht kriege ich die Situation noch beruhigt!“
Die junge Frau setzte sich auf ein Pferd.
"Ich werde einige Wachen mit dir schicken! Reitet nach Persus, in der Stadt solltet ihr vorerst sicher sein!“, dabei klang seine Stimme sehr Aufgebracht und Abbas wirkte sehr verwirrt.
Faramir mischte sich nun ein und sagte: "Ich werde dich begleiten..."
Kiana nickte ihm zu. Sie wollte sich noch von ihrem Ziehvater verabschieden, doch dieser sagte mit einem rauen Ton, dass sie nicht mehr viel Zeiten hatten. Widerwillig zog sie die Zügel von ihrem Pferd in die andere Richtung um aufzubrechen. Sie blickte erneut zurück zur Stadt. Man hörte, dass die Bewohner in großer Aufruhr gewesen waren. Die junge Frau hatte das Bedürfnis zurückzureiten, doch sie wusste, dass dies nicht mehr ging.