Daskina-Rebellensiedlung im Wald von Eregion (Arnor)
Octavia mit Deloth zurück in der Daskina-Rebellensiedlung...Octavia erreichte mit Deloth im Schlepptau die Palisaden der Daskina-Rebellensiedlung. Sie stützte den deutlich größeren und schwereren Mann so gut es ging. Sie schnaufte, als sie kurz eine Pause machten.
Dann nahm sie ihn endlich in ihre Arme. So lange hatte sie darauf gewartet und sie hatte sich unendliche Sorgen gemacht. Wäre ihm schlimmeres passiert, hätte sie sich das nicht verzeihen können. Sie riss ein Stück Stoff von Deloths Kleidung ab, tränkte es mit Wasser und wischte ihm etwas sorgsam das Blut aus dem Gesicht.
Die junge Frau stützte sich auf ihre Zehenspitzen, nahm Deloths Gesicht in ihre Hände und küsste ihn einige Male.
"Was haben sie nur mit dir gemacht...", sagte sie leise, "...Ich bin so froh, dass wir wieder zusammen sind!".
Sie half ihm weiter in die Siedlung und rief einige der anderen Rebellen zu sich, die auch sofort kamen. "Los helft ihm in sein Haus!", befahl Octavia etwas grob. Die Anderen taten dies sofort und stützen ihn dorthin. Octavia sah ihnen noch nach. Sie konnte nicht direkt zu Deloth. Sie musste mit ihrem Bruder sprechen und das dringend.
Sie betrat das kleine Haus, welches ihrem Bruder und ihr gehörte. Dort saß Kael schon auf einem Stuhl und das Gesicht in seine Hände vegraben. Octavia ging einige Schritte auf ihn zu.
"Warum hast du das getan?", fing sie schließlich an. Dabei klang ihre Stimme leicht Vorwurfvoll. Daraufhin sah sie nur, wie ihr Bruder den Kopf hob und sich zu ihr drehte.
"Ich tat das, was ich tun musste...", erwiderte er, "...Ich hab es für dich getan, Octavia!".
Sie verstand nicht was er meinte. Immerhin waren es ihre Verbündeten die draußen starben. Durch die Männer des Nordens hatten sie die Chance die Paskima-Rebellen zu besiegen.
"Du hast es für mich getan?", entgegnete sie ungläubig und wurde dabei lauter, "Du hast jeden von ihnen getötet, Kael...".
Er sprang von seinem Stuhl auf und verteidigte sein Handeln: "Um dich zu beschützen, ja!".
"Du hast die Armee aus Angmar vernichtet, sie waren hier um uns zu helfen, so wie Thirak Eisen sagte...", dabei war sie zunächst wieder leise, brodelte innerlich aber. Sie wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Immerhin hat er das getan was er ihr immer wieder ausreden wollte. Nur Octavia wollte wenigstens nur ihre Feinde töten, nicht gleich die Verbündeten. Scheinbar bemerkte Kael auch ihr irritiertes Gesicht.
"Das Wappen, welches sie trugen...", fing er auch ruhig an, "...Es waren die Männer aus Angmar, die mit Kiana Vaneryen in Minas-Tirith eingefallen sind und die Stadt vernichtet und geplündert haben... Ich konnte nicht zulassen, dass sie dir zu nahe kommen...".
Octavia schnaubte. Immer wieder versuchte er sie zu beschützen. Gleichzeitig mahnten er und Phelan sie ständig davor, aus Rache zu handeln, was er sehr wohl selbst getan hat. "Kael, ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, dass du beschützen musst...", regte sie sich auf, "...Du hast es Jahre lang zugelassen, dass ich in unserem Anwesen eingesperrt wurde, du hast mich auf diese dämlichen Feste gezerrt und du hast Mutter sterben lassen, als die Flammen über uns herein brachen!".
Auch wenn sie es vielleicht im Nachhinein bereute, was sie sagte, konnte sie ihre Wut über das ganze Verhalten ihres Bruders nicht zurückhalten. Es gab die Möglichkeit endlich gegen die Truppen der Krone vorzugehen und Kael ruinierte alles. Auch dass Deloth dadurch in Gefahr geraten ist, brachte sie in Rage.
Während sie ihren Bruder nur ernst und wütend ansah, schien er von ihren Vorwürfen überrumpelt zu sein und schwieg erstmal. Dann erhob er seine Stimme: "Sie ist tot, weil du am leben bist...". Diesmal hatte Octavia das Gefühl von Kaels aussagen überrumpelt zu sein und sah nur erschrocken drein.
"Mein Leben endete an dem Tag, an dem du geboren wurdest...", sagte er sichtlich erbost, und getroffen "...Unsere Mutter sagte mir ständig, dass du auch meine Verantwortung bist und wir dich um jeden Preis beschützen müssen...".
Octavia hörte ihm weiter zu. "...Sie hatte immer ein Geheimnis, über deinen Vater und dich, niemand durfte es herausfinden...", dabei wirkte er noch immer streng, "...Es war für sie schon unter König Imrahil gefährlich, sie wusste dass es mit der Ankunft Kianas für dich den Tod bedeuten würde und sie starb lieber in den Flammen, um uns zu retten und das Geheimnis auf ewig zu begraben!".
Wieder schnaubte Octavia und sah ihn an, als würde er gerade eine falsche Geschichte erzählen. Wie konnte er nur so etwas sagen. Wenn es wirklich stimmte, war er nur ihr Halbbruder. Sie hatte auf einmal so viele Fragen in ihrem Kopf: Warum sagte er ihr nie etwas davon? Warum sollte es Kiana Vaneryen kümmern, wer ihr Vater ist? Und vor allem was war das für ein Geheimnis?
Sie war wie erstarrt und wusste nicht was sie sagen sollte. Kael schien weiterhin aufgebracht und lief dann zornig aus dem Haus. Die junge Frau verharrte noch einige Minuten auf der selben Stelle, bis sie dann schließlich auch das Haus verließ. Sie musste die Gedanken beiseite schieben, denn Deloth brauchte ihre Hilfe. Sie lief also von ihrem und Kaels Haus rüber zu Deloth. Dabei hatte sie einen Tunnelblick und blendete um sich herum alles andere aus.
Deloth lag in seinem Bett und rührte sich kaum. Octavia nahm einen Lappen aus der Schüssel, die mit Wasser gefüllt war, und tupfte das Gesicht ihres Freundes ab. Sie breitete das Stück Stoff auf seiner Stirn aus. Als sie sich an das Bett auf den Boden kniete, kam ein lautes seufzen aus ihrer Brust. Sie starrte auf eine Stelle im Raum und fixierte eine Kerze die auf einem Tisch hinten im Raum stand. Die junge Frau zuckte zusammen, als sie plötzlich die Stimme Deloths hörte: "Hey...", hauchte er, "...Was ist los?".
Octavia erschrak, da sie scheinbar offensichtlich ausstrahlte,
, dass sie etwas beschäftige. Sie schüttelte nur ihren Kopf. Eine Träne kullerte ihr über die Wange. Sie wollte ihn nicht mit ihren Problemen belasten. Immerhin war er verletzt und brauchte ihre Hilfe und nicht umgekehrt. Sie spürte, wie seine Hand ihre Wange berührte, die Träne weg wischte und sie streichelte. Octavia genoß die Berührung. "Komm, sag schon Octavia.", forderte er sie auf. Die junge Frau seufzte daraufhin erneut. "Kael hat unsere Verstärkung aus Angmar vernichtet...", fing sie dumpf an, "...Und dann wurdest du noch von den Utarra-Rebellen als Ostling bezeichnet, was mich verletzt hat, wenn man daran denkt, dass diese dem Hause Vaneryen folgen...". Von den Ereignissen von vorhin sagte sie noch nichts.
Deloth entgegnete schwach: "Es war bestimmt dieser Barnolf, der ihm das eingeredet hat...".
"Er sagte aber, er tat dies, weil die Männer Angmars genauso an der Plünderung von Minas-Tirith Schuld seien, wie Kiana selbst...", regte sie sich leicht auf. Deloth versuchte sich aufzusetzen. Sofort erhob Octavia sich und half ihm. "Und dieser Barnolf wird seine Sorgen erkannt und ausgenutzt haben....", entgegnete Deloth. Octavia wusste nicht recht ob dies eine Entschuldigung für Kaels taten war. "Und dabei wäre dir fast etwas zugestoßen und ihm wäre es egal gewesen....", ihre Stimme wurde brüchig und ihre Augen wurden glasig, als sie das sagte.
"Ich wurde übel zugerichtet, ja ich weiß...", fing Deloth an, "...Aber ich denke mir wäre nicht allzu viel passiert, weil ich den Anführer der Utarra-Rebellen kenne...".
Octavia sah ihn irritiert an.
Wie kann das sein, dachte doch die junge Frau. Deloth kannte den Anführer? Er war doch aus Gondor geflohen und die Utarra-Rebellen waren überwiegend Menschen aus Angmar und Arnor.
"Ich war als Jugendlicher, wie viele andere Männer des Ostens, ein Sklave der dafür ausgebildet wurde ein Krieger zu sein...", erzählte er, "...Mir ist so viel Leid widerfahren, dass auch ich Kianas Ankunft in Haradris und Umbar als etwas gutes betrachtete...".
Octavia beobachtete ihn genau dabei. Er wirkte so zufrieden und als würde er von einer ganz anderen Person sprechen, als er über Kiana sprach.
"...Sie befreite uns alle von der Gefangenschaft der Meister und Sklavenhändler und stellte es uns frei für sie und ihre neue Welt zu kämpfen oder zu gehen, was ich auch sofort tat...", Octavia konnte das begeisterte Leuchte in seinen Augen erkennen, als Deloth das sagte, "...Wir haben unsere Rache bekommen, als die Meister gekreuzigt wurden und diese keine Macht mehr hatten und so zog ich mit Kianas Armee nach Mittelerde...".
Die junge Frau konnte ihren Ohren nicht trauen. Deloth war ein Soldat Kianas. Sie schwieg weiterhin, denn sie wusste sowieso nicht was sie sagen sollte. So begeistert war er sonst nur wenn die beiden die Nächte miteinander verbrachten.
"...In Mittelerde veränderte sich mein Bild von ihr, denn als wir Dol-Amroth eroberten, zeigte sich ihr wahres Gesicht und das was wir den Menschen dort antun sollten, war mit meinem Gewissen nicht zu vereinbaren..", sagte er getroffen, "...Sie erzählte uns stets, dass der Adel in Mittelerde genauso schrecklich ist, wie bei uns im Süden und Osten, aber ich konnte es nicht. .. Ich bin geflohen und wusste, dass ich hingerichtet werden würde....".
Es schien ihm noch schwer auf den Schultern zu liegen, darüber zu sprechen und nachzudenken. Octavia nahm daraufhin seine Hände. Deloth griff sich ihre fest. Sie wusste zwar, dass er auch ein Geflüchteter war. Aber sie dachte an andere Gründe. Sie hörte weiter, was er zu erzählen hatte.
"...Und ausgerechnet von einer Landadelsfamilie wurde ich aufgenommen, als ich verletzt und am verhungern war...", sagte er mit einem Lächeln, "...Sie waren so freundlich zu mir und wollten mir sogar ihr Land überlassen... Doch als Minas-Tirith gefallen war, kamen auch die Armeen und Drachen Kianas dorthin... Sie flehten mich an zu fliehen, damit ich überlebe und als ich das tat, sah ich in der Ferne nur die Holzburg in Flammen stehen und das war der Tag, an dem ich beschloss gegen Kiana zu kämpfen und der Tag an dem ich auf Indro der Utarra-Rebellen traf...".
Der Mann rieb sich daraufhin die Stirn, da ws für ihn wohl nicjt einfach war an so etwas zurückzudenken. Octavia musterte ihn weiter. Hatte auch in gewisser Weise Mitleid mit ihm.
"...Indro wusch mir den Kopf, als ich noch teilweise von Kianas Überzeugungen beeindruckt war und er half mir, mich hier zurecht zu finden und den anderen Flüchtlingen zu helfen, wie dir und dein Bruder...", sagte er, "...Und deshalb nannte er mich einen Ostling, denn er kennt meine Vergangenheit...".
Für Octavia brach innerlich eine Welt zusammen. Alles was sie glaubte zu wissen schien überhaupt nicht mehr zu stimmen. Alles was ihr gesagt wurde schien falsch zu sein. Taten das alle wirklich um sie zu schützen? Egal ob ihr Bruder Kael, Thirak oder Deloth....
Octavia ließ seine Hand los und taumelte einige Schritte zurück. "Ich verstehe nicht...", sagte sie leise, "...Erst dass der Späher Thirak Eisen ist, Kael nur mein Halbbruder, ich einen anderen Vater habe und jetzt bist du ein Ostling, der für Kiana gekämpft hat...".
Deloth setzte sich unter Schmerzen auf. "Ich weiß, es ist vielleicht etwas viel für dich und ich kann es verstehen, wenn du erbost bist...", versuchte er verständlich zu machen. Octavia kamen die Tränen und sie erwiderte kopfschüttelnd: "Nein, das ist es ja: Ich müsste Thirak und dich hassen, weil ihr für Kiana in den Krieg gezogen seid, meinen Bruder, weil er mir nie die Wahrheit erzählte...".
Deloth nahm sie nur daraufhin in seine starken Arme. Innerlich wollte sie am liebsten abhauen und an einen Ort, an dem niemand war. Aber sie konnte und wollte nicht. Sie liebte Deloth und ihren Bruder. Sie hatte ein vertrautes Gefühl zu Thirak und wollte mit den Rebellen gegen Kiana kämpfen. Sie umklammerte schließlich Deloths Körper und weinte. Das Schluchzen konnte sich die junge Frau nicht zurückhalten. Wie immer hatte ihr Freund auf sie eine beruhigende Wirkung. Ihre innerliche Leere und der Schmerz wurden gelindert, sodass sie sich beruhigen konnte. Octavia versuchte ruhig zu atmen.
Deloth nahm ihren Kopf in seine Hände und richtete ihn auf sein Gesicht. Octavia musste dafür weit nach oben schauen. Sie blinzelte, da ihre Augen vom weinen schon geschwollen und ausgetrocknet waren. Selbst das schwache Licht in dem Raum stach in ihre Augen.
"Und spielt es eine Rolle, ob Kael dein Halbbruder oder dein Bruder ist?", wollte Deloth wissen, "Wichtig ist doch, dass ihr eine Familie seid und ihr das gleiche Blut teilt!".
Auch wenn es Octavia schwer fiel ihm zuzustimmen, hatte er ja letztendlich recht. Er war immer für sie da und tat alles für sie, ganz gleich was es ihm selbst kostete. Sie nickte ihm daraufhin zu.
Deloth legte sich etwas unbeholfen wieder in das Bett, stöhnte leicht vor Schmerzen und klopfte auf die freie Stelle neben ihn: "Na los, komm her!".
Das zauberte Octavia schließlich ein halbes Lächeln in das Gesicht und sie lag sich neben ihren Freund, der auch sofort wieder seine Arme um sie legte. In seinen Armen fühlte sie sich stets geborgen, was auch der Grund war, warum sie ziemlich schnell doch ohne sich weitere Gedanken zu machen einschlief.
Octavia und Deloth in der Daskina-Rebellensiedlung....