Wälder von Lothlórin
Allana-Avalante mit Sanya und Mithrendan in Lothlórien…
Allana-Avalante war mehr als froh wieder in ihrem Zuhause zu sein. Besonders darüber, endlich eine Pause machen zu können und in einem richtigen Bett zu schlafen. Der harte Boden war schon mehr als schlimm genug in den letzten Tagen. Ihr Onkel Elrohir wies den Besuchern Unterkünfte im Westflügel der Siedlung in den Bäumen zu. Auch lud er alle zu einem gemeinsamen Essen ein.
"Dafür dass ihr mir meine naive Nichte unversehrt zurückgebracht habt!", sagte er nur, was die junge Elbin natürlich nur das Gesicht verziehen ließ. Natürlich wusste sie, dass er es nur liebevoll und fürsorglich meinte. Dennoch empfand sie es manchmal als übertrieben.
Allana-Avalante wusste natürlich wo die Unterkünfte waren und führte Sanya und Mithrendan über die vielen Brücken und Plattformen dorthin. Sie ließ die beiden Menschen aus Gondor dann auch erst einmal alleine, damit sie sich erholen und waschen konnten. Auch sie selbst brauchte Ruhe bevor sie ihrem Onkel von den Vorfällen ausführlich berichten konnte.
Ihre eigene Schlafunterkunft befand sich unweit der Hauptplattform des Herren von Lothlórien. Mit schnellen Schritten begab sie sich auf dem Weg. Sie wollte auch nicht vorher von ihrem Onkel angegriffen werden. Er würde ihr nur sowieso wieder Vorwürfe machen. Zu ihrem Glück schaffte sie es, sodass sie sich wieder in ihren vertrauten Räumlichkeiten befand. Noch immer befand sich alles an den Stellen, an denen sie ihre Sachen zurückgelassen hatte. Seufzend setzte sie sich auf das weiche Bett und zögerte nicht lange ihre Stiefel auszuziehen, um Füße zu entlasten. Die junge Elbin entschied sich dazu ein Bad zu nehmen, bis das Essen mit den anderen bevorstand.
Am späten Abend machte sich Allana-Avalante bereit zu ihrem Onkel Elrohir zum Essen zu gehen. Sie brüstete noch einmal ihre Haselnussbraunen Haare, bevor sie in ihr weiß-silbernes Kleid hüpfte. Dann machte sie sich auf dem Weg.
Am Tisch saßen schon alle bereit -selbst Sanya und Mithrendan- was dafür sprach, dass Allana-Avalante ziemlich spät dran war. Elrohir warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, den sie aber ignorierte. Sie setzte sich auf einem Stuhl, der etwas weiter entfernt von ihrem Onkel war und saß damit links von Mithrendan. Elrohir erhob sich und hielt seinen Kelch in die Höhe.
"Dann heißen wir euch beide noch einmal willkommen im Reiche Lothlórien!", sagte er. "Und danke dass ihr meine Nichte wohlauf zurückgebracht habt!".
Dabei warf er ihr wieder diesen vorwurfsvollen Blick zu, den sie irgendwie nicht ganz einordnen konnte. Wollte er sie nur provozieren?
"Nicht dafür!", erhob Mithrendan seine Stimme, der schon sehnsüchtig das Essen anstarrte. Allana-Avalante bemerkte den Blick Sanyas, den sie ihrem Freund daraufhin schenkte. Sie wirkte genervt und es sah so aus, als wolle sie ihm etwas Benehmen beibringen, was die Elbin zum Schmunzeln brachte.
"Ich danke euch, Herr Elrohir Elenya, für diese Einladung!", bedankte sich Sanya mit ruhiger Stimme und senkte dabei wehmütig ihren Kopf.
Dann griffen alle zu dem Essen. Diverse Früchte, Gemüsesorten und Speisen zierten die Teller und Tabletts auf dem Tisch. Allana-Avalante nahm sich etwas von den Früchten und schüttete sich Wein aus einem Krug in ihren Becher. Die junge Elbin hatte eigentlich gar nicht so viel Hunger. Die letzten Ereignisse lagen ihr noch im Magen. Als sie zu Sanya herüber sah und gestellte, dass die Kommandantin der Armee Gondors auch nur zaghaft an ihrem Becher nippte, fragte sich Allana-Avalante wieder was sie wohl gerade beschäftigte. Sie vor allen anderen ansprechen wäre wohl alles andere als unhöflich gewesen. Deshalb verzichtete sie darauf ihre Neugier zu stillen. Weiter konnte sie auch darüber nicht nachdenken, denn die Gespräche der anderen lenkten sie ab.
"...Wie kommt es dass mitten in Mittelerde Elben hausen und niemand bemerkt etwas?", fragte Mithrendan, während er versuchte das Essen in seinem Mund mit Wein herunter zu spülen.
"Mithrendan…", mahnte Sanya nur.
Allana-Avalante beobachtete nur wie ihr Onkel Elrohir daraufhin lachte.
"Die Menschen haben unsere alte Heimat, den Düsterwald, schon vor vielen Jahren unter der Herrschaft von Königin Anarya gerodet und mit Städten bebaut… Da die alten Elben aus Lothlórien in die unsterblichen Landen gen Westen zogen, machten wir die alten Wälder zu unserer neuen Heimat…", erklärte Elrohir. "...Einige folgten Jahre danach unserem alten Anführer Thranduil in den Norden um gegen Melkor zu kämpfen… Der Rest von uns blieb hier…".
"Melkor…", wiederholte Sanya das Wort, als konnte sie das nicht glauben. Allana sah sie daraufhin an. Auch sie hörte natürlich viele Geschichten über den
Schwarzen Feind der Welt. Aber für sie klang das immer so weit weg von der Wirklichkeit. Auch wenn die Anwesenheit von Drachen, Maiar und auch Elben das Gegenteil beweisten.
"Ohne das Opfer von Thranduil und Elrond von Bruchtal, hätten wir wohl alle nicht mehr überlebt, wenn Melkor Mittelerde in die Finsternis gehüllt hätte!", fügte ihr Onkel noch hinzu.
"Mir war nie bewusst, dass da etwas wahres dran ist. In Gondor wusste man kaum etwas davon. Selbst jetzt halten viele den Angriff von Melkor für einen Mythos.", entgegnete Mithrendan.
"Es ist wahr! Die Menschen aus Angmar und Arnor kämpften gemeinsam mit den Elben und der Armee Kiana Vaneryens gegen die Dunkelheit… Und sie waren siegreich!", sagte Elrohir.
Allana-Avalante bemerkte sofort, dass Sanya sofort den Kopf hob, als der Name der Drachenkönigin fiel.
"Ein Jammer, dass das Vaneryen Mädchen sich am Ende dafür entschied so viele Menschenleben beendet hatte, nachdem sie daran beteiligt war sie zu retten…", sagte Allanas Onkel weiter. "...Und jetzt sind die dunklen Kreaturen zurück…".
"Wir wissen ja noch noch einmal warum sie aus den Minen sind!", warf die junge Elbin ein und nahm einige Schlücke aus ihrem Becher.
"Die Angriffe haben sich seit deiner Abreise nach Gondor gemehrt und die Orks wagen sich in immer größeren Gruppen in die Wälder… Das ist kein gutes Zeichen!", entgegnete Elrohir.
"Die Orks sind sogar bis Gondor vorgedrungen… Ich kam gerade in Minas-Tirith an, als eine Horde Orks die Stadt überfielen!", erwiderte Allana.
"Also haben die Menschen mit ihren eigenen Augen gesehen, welche Bedrohung auf sie zukommt und sind bereit uns zu helfen?", wandte sich ihr Onkel fragend an Sanya und Mithrendan, die sich beide nur ansahen.
"Nun ja…", antwortete Sanya und suchte nach Worten.
"Kiana Vaneryen ist tot…", nahm ihr Freund Mithrendan die Worte ab, dem es sichtlich leichter fiel darüber zu sprechen. "Ein Rat regiert zur Zeit Gondor und der Vorsitzende sieht die Angriffe eher als Einzelfälle… Er widmet sich lieber Angriffe auf Rohan und einem uns noch unbekannten Ziel zu… Dass das Reich von Mittelerde gespalten ist macht es nicht einfacher…".
Am ganzen Tisch herrschte plötzlich Stille. Womöglich hatte niemand damit gerechnet, dass die Drachenkönigin tot war und das Reich von Mittelerde in Trümmern lag. Allana-Avalante konnte ihrem Onkel förmlich ansehen, wie er in seinen Gedanken versank.
"Das ist nicht gut… Das bedeutet wir sind auf uns alleine gestellt…", murmelte er vor dich hin und sah zu seiner Nichte, die ihm nur ein schiefes Lächeln zuwarf. In seinen Augen konnte sie fast schon das Mitleid erkennen, welches er wohl für sie verspürte, nachdem er erfuhr dass Allanas Halbschwester Kians tot war.
"Der Ratsherr hat mich aber beauftragt nach der wahren Gefahr zu sehen und dann die Situation neu beurteilen…", erhob Sanya ihre Stimme. "...Er legt viel Wert auf mein Urteil, deshalb wird er uns helfen, wenn die Bedrohung groß genug ist!".
"Ihr seid sicher dass ihr dahin wollt?", hakte Elrohir nach.
"Wir müssen. Andernfalls können wir für euch kaum Hilfe besorgen!", entgegnete die Kommandantin Gondors Bestimmung und wirkte dabei pflichtbewusst. Elrohir nickte ihr daraufhin zu. Allana-Avalante sah dem Gespräch die einzelnen Zeit zu und nippte weiter an ihrem Becher.
"Solch einen Mut findet man nicht mehr oft in dieser Welt! Habt Dank!", entgegnete der Herr von Lothlórien.
"Das ist das mindeste was ich tun kann nachdem ich…", die Frau zögerte zunächst weiter zu sprechen, was Allana-Avalante wieder neugierig machte. "...Nachdem ich es nicht schaffte Kiana zu beschützen…".
Die junge Elbin sah zu Sanya auf, die bedrückt in ihren Becher sah. Also war da doch etwas, was die Kommandantin die ganze Zeit verschwieg. Doch Allana kam nicht dahinter was es sein konnte.
Elrohir ließ sich daraufhin nur in seinem Stuhl zurückfallen und warf erst Allana ein schiefes -schon leicht verzweifeltes- Lächeln zu und dann Sanya. Die Elbin konnte sich direkt denken war. Sie sollte über ihre Verwandtschaft zu Kiana mit niemanden sprechen. Er hielt es für zu gefährlich.
"Also hat sie es euch erzählt?", fragte er vorsichtig nach. Sanya nickte ihm daraufhin zu.
"Allana-Avalante! Ich habe dir doch gesagt dass das…", wollte er gerade sagen und lehnte sich nach vorne, da würde er von Allana unterbrochen: "Onkel! Ich weiß! Aber die Situation war… Ich musste es tun!".
Wieder ließ sich Elrohir in seinem Stuhl zurückfallen und schüttelte den Kopf.
"Und was wisst ihr?".
"Allana-Avalante ist die Tochter von Thurion dem Schrecklichen und einer Elbin, deren Namen wir nicht kennen. Das macht sie zu Kianas Vaneryens Halbschwester und zu einer Maia!", platzte es Mithrendan heraus, als würde er freudig ein Rätsel lüften. "Und dazu macht es sie noch zur Halbschwester von Oct…".
"Mithrendan! Nicht jetzt!", hielt Sanya ihn zurück und sah ihn vorwurfsvoll an. Allana-Avalante wurde hellhörig. Was meinte der Freund der Kommandantin damit?
"Ich verstehe noch immer nicht, wie sich meine Schwester mit so jemanden wie Thurion, einem dunklen Maia, einlassen konnte…", fing Elrohir plötzlich an. "...Königin Anarya fiel schon davor auf ihn herein und brachte Kiana zur Welt, die die Macht in sich wohl kaum beherrschen konnte… Dann meine Schwester, die Allana-Avalante gebar, die zum Glück unter uns Elben aufwuchs… Hoffen wir dass sich keine dritte Frau auf Thurion einließ!".
Allana-Avalante sah wie Sanya und Mithrendan Blicke austauschten. Sie spürte einfach dass sie mehr wussten als sie zu diesem Zeitpunkt sagen wollten. Ihr Onkel und auch die anderen anwesenden Elben schienen davon eher wenig zu bemerken. Dann erhob sich Elrohir und wandte sich an die beiden Gäste.
"Es ist schon spät und ihr solltet ruhen, wenn ihr wirklich an den westlichen Rand des Waldes reisen wollt…", sagte er. "...Ich werde meine besten Späher mit euch schicken!".
"Ich komme auch mit!", meldete sich Allana zu Wort.
"Nein, du weißt es ist zu gefährlich…".
"Ja, natürlich weiß ich das… Aber ich war schon so oft in der Nähe des Lagers und hab es beobachtet und deshalb kenne ich die versteckten Wege dorthin!", versuchte sie ihn zu überzeugen. Ihr Onkel seufzte daraufhin.
"Gut… Wenn die Bedrohung durch die Orks zu groß ist, müssen wir ohnehin von hier weggehen… Wir haben nicht die Kraft gegen sie zu bestehen…", entgegnete er. Dann erhoben sie alle und gingen auf ihre jeweiligen Plattformen.
Allana-Avalante lief noch eine Zeitlang herum und dachte über das Geschehene, als auch über das Gespräch von vorhin nach. Sie war es leid, dass ihr Onkel stets so schlecht über ihren Vater dachte. Natürlich war ihr bewusst dass er vermutlich nicht unbedingt ein guter Mann gewesen war. Aber er war dennoch ihr Vater und ihre Mutter muss ihn geliebt haben. Sonst wäre sie wohl kaum aus dieser Liebe entstanden.
Die junge Elbin sah Sanya, die am Stamm des Baumes, der die Plattform hielt, gelehnt war und in die Ferne sah. In ihrem Mund hatte sie ein dünnes Stück Holz, auf das sie nachdenklich kaute.
Vorsichtig ging Allana-Avalante auf sie zu.
"Was verbindet dich und Kiana"?, fragte sie schließlich direkt. Ihr Herz raste dabei, denn sie hatte trotzdem Angst zu weit gegangen zu sein. Sanya wandte sich ihr leicht erschrocken zu.
"Hm?!", machte die Kommandantin nur.
"Warum fühlst du dich Kiana und somit mir so verbunden?", fragte sie erneut.
"Ich...Ich…", stammelte Sanya nur heraus. Dann setzte sie sich auf einen Hocker und fasste sich an die Stirn.
"Ich verdanke Kiana sehr viel… Durch sie konnte ich das werden was ich heute bin und muss nicht als Tochter eines Fürsten darauf warten verheiratet zu werden…", fing sie schließlich an. "Und außerdem…".
Allana-Avalante merkte, dass es der Frau alles andere als leicht fiel darüber zu sprechen.
"Und außerdem was?", fragte sie vorsichtig nach. Dabei kniete sie sich neben Sanya und nahm ihre Hände in ihre Hände. Auch wenn sie nicht recht wusste warum sie das tat.
"Sie sagte mir, sie liebe mich und alles was wir taten ließ nicht daran zweifeln…", antwortete sie.
"Hast du sie auch geliebt", wollte die junge Elbin wissen.
"Ja…", antwortete Sanya nur kurz.
Das war natürlich ein harter Kloß, den Allana hervorgeholt hatte. Sie wollte Sanya ganz sicher nicht traurig stimmen. Aber ihre Neugier war so viel größer. Dass aber ausgerechnet eine Liebelei Kiana Vaneryen und die Kommandantin aus Gondor verband, damit hatte sie im Leben nicht gerechnet.
"Es tut mir leid, ich wusste nicht…", wollte sich Allana entschuldigen.
"Es ist alles gut…", entgegnete die Frau nur. "Sei mir nur nicht böse, wenn ich jetzt lieber alleine bin.".
Sofort erhob sich Allana-Avalante und nickte ihr zu. Mit schnellen Schritten entfernte sie sich von der Plattform um schnell wieder zu ihrer eigenen zu gelangen. Sie hoffte nur dass es die richtige Entscheidung war Sanya darauf anzusprechen...