Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Rohan
Holt
Thorondor the Eagle:
Holt ist ein kleines Dörfchen in der Westfold, an der Grenze zur West Emnet. Es wurde in einer Einbuchtung eines jungen Waldes errichtet, was auch seinen Namen erklärt. Die Bäume rundherum waren kaum höher als 30 Fuß (ca. 10m). In der Mitte der Ortschaft befand sich ein kleiner, gepflasterter Platz, an dessen nördlicher Stirn ein Holzturm stand. Dieser Turm war höher als die Baumwipfel, also konnte man an guten Tagen bis nach Edoras im Süden und zum Fangorn im Norden sehen. An der Südseite des Platzes stand das Gasthaus „Zum fleißigen Holzfäller“. Die westliche und östliche Seite des Platzes verschmolzen mit einer Erdstraße welche die gut 30 einfachen Holzhäuser miteinander verband.
Es waren knappe zwei Tagesritte bis Edoras und zweieinhalb bis zu der Stelle, wo die Entwasser aus dem Fangorn floss.
Thorondor the Eagle:
Gandalf, Celebithiel, Antien und Amrûn aus dem Lager der Orks auf dem Weg nach Isengard
„Dies hier ist nun Holt, meine Freunde. Hier sind wir vorerst sicher und unser neuer Gefährte kann hier wieder zu Kräften kommen“, sagte der Zauberer.
„Düster ist es hier, Mithrandir. Der Schatten der über Rohan liegt hat sich hier nicht gelüftet“, sagte Celebithiel. Ihre Miene war ernst und ihr Blick überflog die traurigen Gesichter der Bewohner.
„Man kann es ihnen nicht verübeln. Die Zeiten in denen sie leben sind die schlechtesten die sie kennen. Nicht jeder weiß, dass Mittelerde schon dunklere Epochen durchlebt hat“, antwortete Amrûn darauf. Seine Stimme klang sehr erschöpft nach diesem Ritt.
„Und trotzdem sind sie hier, um das zurückzufordern und zu wahren, was ihr eigen ist. Wir bleiben hier im Gasthaus, ich kenne den Wirten schon lange und er wird uns gut versorgen“, befahl Gandalf während sie den Dorfplatz erreichten.
Einige Menschen waren auf den Platz gekommen, um die Reisenden zu beobachten. Fremde waren in jenen Zeiten nie gute Gäste. Entweder waren es Orks oder es waren Feinde des dunklen Herrschers und beide Arten verhießen im Normalfall nichts Gutes.
„Guten Tag, Drakun“, sagte Gandalf zu dem dickbäuchigen Wirten. Sein Haar war braun und stark gekräuselt. Er trug einen Vollbart, der das meiste von seinem Gesicht verdeckte. Seine braun weiß gefleckte Schürze spannte schon etwas um den Bauch. Er blickte erstaunt auf den weißen Zauberer und begrüßte ihn recht herzlich: „Gandalf du alter Narr! Welch schöne Überraschung dich zu sehen. Zuletzt bist du hier eingekehrt als du vor König Theoden 'Möge er in Frieden Ruhen' und seinem Gefolge geflohen bist. Was verschlägt dich zu so finsterer Stunde in unser feines Dorf, oder ist es gerade die finstere Stunde die deinen Aufenthalt von Nöten machen?“
„Wie ich sehe hast du dich nicht verändert; du nimmst noch immer kein Blatt vor den Mund! Wir brauchen eine sichere Unterkunft, unser Freund hier ist sehr geschwächt. Wir haben ihn vor einer Bande Orks gerettet, nicht weit von hier entfernt“, sagte der Zauberer.
„Orks wirst du bei uns keine finden. Anscheinend sind ein dicker Wirt und drei alte Dummköpfe aus dem Dorf keine richtige Bedrohung für die dreckigen Orks. Sie haben uns in Ruhe gelassen. Hier in Holt gibt es keine kräftigen, jungen Männer die im Kampf etwas taugen, die sind alle gefallen in der Schlacht von Minas Tirith.“
Der Wirt nahm eine kleine Öllampe und zündete sie an. „Kommt folgt mir, ich bring euch hinauf in euer Zimmer“ forderte er die vier Reisenden auf. Der Raum war nicht sehr gemütlich, aber es war warm. Vier Betten standen in dem einfach eingerichteten Raum, ein Tisch und eine kleine Kommode.
„Ich danke dir Drakun. Wieder einmal beweist du, wie viel Gutes in einem Menschen noch steckt, auch wenn die Zeiten finster sind“, sagte Gandalf. Er wandte sich zu den Elben: „Hier legt euch hin meine Freunde, später werden wir gemeinsam Speisen. Ich habe noch etwas zu erledigen.“
Amrûn lies sich gleich in das erste Bett fallen. Er vertiefte sich in seine Gedanken.
„Meine schöne Rüstung, mein schönes Schwert, alles ist fort. Alles was meine Vergangenheit auszeichnete“, nuschelte er in sich hinein.
„Erzähl uns davon, Amrûn. Von der elbischen Rüstung die der Ork auf seiner Flucht davongetragen hat“, forderte ihn die Elbin auf.
„Ja, meine schöne Rüstung ist wohl für immer weg. Wisst ihr, ich habe sie damals von Gil-Galad, dem König erhalten. Es war in jener Zeit als Sauron in Eriador einfiel. Es ist schon so lange her... Damals Kämpfte ich Seite an Seite mit dem König. Die dunklen Schiffe kamen aus dem Süden und bombardierten Mithlond und von Osten kamen diese unzähligen Orks. Unsere Chance war sehr gering und trotzdem konnten wir die Schlacht für uns gewinnen und gemeinsam mit meinem Heerführer Elrond Eriador befreien. Ich war verletzt, genauso wie jetzt. Aber mein Kampfgeist war nicht gebrochen, nicht solange Sauron noch lebte. Ich wurde geheilt und erhielt als Dank für meine Leistungen in der Schlacht diese Edelstahlrüstungen. Sie trug die Ornamente von Eregion auf sich, aus reinem Mithril geschmiedet und die Runen auf meinem Schwert erzählten von den Heldentaten in Lindon. Es war alles was mir aus jener Zeit geblieben war.“
„Wie alt bist du Amrûn? Diese Geschehnisse liegen schon Jahrtausende zurück. Ich weiß davon, aber nur aus den Büchern von Elronds Bibliothek“, antwortete Celebithiel.
„Ja, ich verweile schon sehr lange auf Mittelerde. Länger als so manch anderer Elb. Am Beginn des zweiten Zeitalters wurde ich geboren, in der damals neu gegründeten Stadt Mithlond. Mein Vater war aus dem Segensreich gekommen um gegen den dunkelsten aller Herrscher zu kämpfen und erlag schließlich. Deshalb blieb ich mit meiner Mutter in Mittelerde und ging nicht in das Segensreich. Jeglichen Kampf nahm sie mir übel, denn der Verlust ihrer Liebe saß tief und hüllte sie ihr ganzes Leben lang in einen dicken, dunklen Mantel“, Amrûns Stimme wurde ganz zittrig. Seine Augen wurden ganz nass und eine Träne ran über seine Wange und tropfte auf das Laken. Celebithiel sah zu ihm hinüber, sie wollte nicht noch mehr fragen. Sie wollte in ihm nicht noch mehr Trauer hervorrufen.
Der Elb lag in seinem Bett und dachte lange nach. Er schloss die Augen:
Die Sonne war bereits weit gesunken, sie würde bald unter dem Horizont versinken. Amrûn stand am Hafen. Er sah seine Mutter an, die gegenüber von ihm stand.
„Mein Kind!“, sagte sie „Das Ende meiner Tage hier ist gekommen. Jede Stunde die ich länger bleibe ist eine Qual für meine Seele. Ich werde zu den Gefilden deines Vaters ziehen, in ein Reich, dass Glückseligkeit und Frieden für mich bringt. Bitte komm mit mir, dort gibt es keinen Krieg, keinen Schmerz und keinen Verlust. Dort können wir glücklich werden.“
Der Elb überlegte lange. Er wollte seine Mutter nicht verlieren, aber hier gab es so viel, was er noch tun musste. Hier waren all seine Freunde und all jene, die seine Hilfe brauchten. Amrûn konnte nicht gehen; noch nicht.
„Es tut mir Leid, Mutter. Mein Platz ist hier, bei meinen Freunden. Ich kann nicht mitkommen und in Ungewissheit leben, was aus ihrem Schicksal wurde“, antwortete er.
In seinen Augen leuchtete wieder der Mut und die Hoffnung. Er war entschlossen in seiner Sache.
„Wenn ich dich so höre, klingst du wie dein Vater. Er war ein großer Heerführer und ein tapferer Kämpfer, doch auch ihn hat das Schicksal des Todes ereilt. Komm mit mir! Erspare dir und mir dieses Leid, dass dich früher oder später treffen wird. In Valinor können wir glücklich werden“, sagte sie auffordernd. Ihre Stimme klang leicht bestimmend, wenn auch ein wenig zittrig und unsicher. Ihre Augen waren glasig und das rote Licht der Sonne spiegelte sich darin.
Amrûn ging einen Schritt auf sie zu und umarmte sie. Eine Träne kullerte über ihre Wange und landete auf der Schulter ihres Sohnes. „Es tut mir Leid“, flüsterte er ins Ohr.
Wortlos wandte sie sich um und ging über die Planke auf das Schiffsdeck. Zwei Elben lösten die Taue und das Schiff begann davon zu schwimmen.
Cirdan, der Herr von Mithlond stand neben Amrûn. „Eines Tages werden auch wir den Weg über das Meer finden, junger Freund. Dann wirst du deine Mutter wieder sehen“, sagte er mit vertrauter und sanfter Stimme.
Der Elb blickte auf die weite See hinaus. Die Sonne war nun am Untergehen. Sie lies den Meeresspiegel in einem kräftigen Rotgold aufleuchten. Das Schiff war nur noch ein kleiner Punkt am Horizont.
Amrûn lag in seinem Bett und weinte, als er sich an den Abschied von seiner Mutter erinnerte. Viele Tage sind vergangen seither. Er konnte lange nicht ruhen, doch letztendlich überkam ihn die Müdigkeit.
Thorondor the Eagle:
Gandalf trat in das Zimmer und weckte die Drei sanft. Draußen war es bereits Nacht geworden. Die drei Elben hatten eine lange Ruhepause hinter sich.
„Kommt meine Freunde. Drakun hat uns ein gutes Mahl bereitet“, sagte er.
Die Wunde auf Amrûns Schulter war schon wieder beinahe zugeheilt, aber jene auf seinem rechten Arm, hatte sich kaum verändert. Sie schmerze noch immer so stark, dass er den Arm kaum bewegen konnte. Er sagte vorerst nichts zu den anderen und ging stillschweigend hinter Antien die schmale Holztreppe hinunter.
In der Gasthausstube hatten sich drei alte Männer eingefunden. Sie waren sehr ärmlich gekleidet und jeder von ihnen hatte einen großen Krug Bier in der Hand. Ihre Gesichter waren von einem breiten Grinsen gezeichnet. Als die drei Elben herunter kamen, sahen sie erstaunt zu ihnen auf. Ihre markanten Spitzohren hatten sie gleich verraten.
Auf einem Tisch in der Ecke standen je vier Becher und Teller. In der Mitte dampfte es aus einem großen Suppentopf.
„Bedient euch nur meine Freunde“, sagte der Wirt und hob seinen Bierkrug um auf Gandalf und seine Gefährten anzustoßen.
Jeder von ihnen füllte seinen Teller bis zum Rand und aß genüsslich die wohlschmeckende Suppe. Es war seit langem wieder eine warme Mahlzeit. Unterwegs konnten sie sich nur von dem eintönig-schmeckenden Wegbrot ernähren, welches sie aus dem Lager Faramirs mitgenommen hatten.
„Amrûn! Dein Schwert schwingst du normalerweise mit der linken Hand, aber einen Löffel? Was ist mit deiner anderen?“ fragte ihn der Zauberer. Der Elb aß noch den einen Löffel voll, den er gerade auf der Hand hatte und antwortete: „Die Wunde in meiner Schulter ist längst verheilt, doch das Schwert das meinen rechten Arm durchbohrte, war wohl durch dunkle Magie verdorben. Die Wunde heilt nur sehr langsam; ich kann die Hand kaum bewegen.“
Er drehte seinen Arm nach außen und es kam ein kleiner Blutfleck zum Vorschein.
„Nicht die dunkle Magie hält die Wunde offen. Ich sehe dich an und obwohl ich kein Hellseher bin, erkenne ich wie sehr du darunter leidest noch auf diesen dunklen Gefilden zu verweilen. Der Angriff auf Firnharg hat dein inneres Stark verwundet. Der Segen, der dir und deinem Volk zuteil wurde, verlässt dich!“, sagte Gandalf.
Amrûn wusste, dass der Zauberer recht hatte. Er sehnte sich nach den Grauen Anfurten, seiner Heimat und seiner Familie. Er wollte nach Westen segeln, jetzt noch viel eher als jemals zuvor.
„Eines sei dir gesagt, Amrûn Gilweion. Der Weg in den fernen Westen mag zwar weit sein, doch nicht weit genug um all das hier hinter dir zu lassen. Du wirst dort deinen Frieden finden, zumindest für den Moment. Doch die grauenhafte Erinnerung wird dich nicht verlassen. Sie wird dich in einsamen Nächten quälen und dich verfolgen bis an das Ende der Zeit“
Amrûn stellte sich vor wie er Nacht für Nacht wach lag und an die klagenden Schreie der Dorfbewohner dachte. Er sah die dunklen Rauchwolken noch immer vor sich und das einsame, verlassene Gesicht der kleinen Irwyne. Die leichenblassen Gesichter, die er kurz vor seiner Niederlage sah, prägten seine Erinnerungen.
„Nun denn“, riss ihn Gandalf aus seinen Gedanken „diese Entscheidung hast du selbst zu treffen, ob du hier bleibst oder in den fernen Westen ziehst. Es gibt keinen der dir diese abnehmen kann. Momentan bist du hier, im Kreise eines Zauberers und zweier Elben. Machen wir das beste daraus.“
Amrûn antwortete nicht. Er aß seine Suppe und versuchte vom Thema abzulenken: „Celebithiel und Antien, ihr seit Elben aus dem Norden, wie kommt es, dass ich euch nicht kenne?“ fragte der Elb.
Die Elbenmaid sagte nichts, sie aß weiterhin wortlos ihre Suppe und starrte in ihren Teller. Antien hingegen sah kurz zu ihr hinüber und erkannte sofort, dass sie ihren Geschichte nicht erzählen wollte. Er grinste Amrûn an und begann zu erzählen: „Wo ich geboren bin kann ich dir nicht sage, da ich es selbst nicht weiß. Aber ich lebte mein ganzes Leben lang im Wald, bei Tom und Goldbeere. Ich hatte dort eine fröhliche Jugend unberührt von Krieg und Leid. Erst Gandalfs Brief weckte meine Neugier die Welt zu entdecken, aber außerhalb des Waldes gibt es nicht viel, was auch nur annähernd so schön ist wie das Leben im Alten Wald. Ich hoffe, dass bald Frieden über Mittelerde kommt und Tom, Goldbeere und ich unbeschwert weitermachen können, wie bisher.“
Antien erzählte noch viele seiner Geschichten aus seiner Jugend. Wobei beinahe alle von lustigen Geschehnissen mit Tom erzählen; von Abenteuern, die sie gemeinsam bestritten haben.
Es war bereits spät in der Nacht, als sie mit dem Speisen fertig waren. Gandalf ging in das Zimmer um zu schlafen, denn im Gegensatz zu den Elben, war er darauf angewiesen. Die drei Elben gingen aus dem Gasthaus auf den Dorfplatz, welcher ins schwache Licht des Mondes gedämpft war. Amrûn wollte alleine sein, er kletterte über die Holzleiter auf den hohen Turm, um über Gandalfs Worte nachzudenken.
Thorondor the Eagle:
Amrûn lehnte sich an eine dünne Holzsprosse des Turmgeländers. Er blickte in den wunderschön silbrig schimmernden Sternenhimmel. Ein kühler, feuchter Frühlingswind wehte um den hohen Ausichtsposten. In der Ferne sah man ein paar orange Lichter aufflackern, welche wie kleine Glühwürmchen wirkten, die fröhlich durch die Nacht schwirrten. Unbedacht dieser schweren Tage, die die Menschen, Elben und Zwerge erlebten.
Amrûn hörte die leise Musik die der Wind, die Bäume und das hohe Gras spielten, wenn der er sie durchwehte. Es erinnerte ihn an Lothlorien und die schönen Gesänge der Elben.
Er wusste noch zu gut, als Galadriel am Geländer stand und in die trostlose Zukunft der Elben auf Mittelerde sah.
...Woran soll ich nur glauben in dieser verlorenen Welt? Es gibt hier nichts mehr das mich hält, weder eine Familie, noch Freunde. So viele sind gestorben in den zahllosen Kriegen und jene die überlebt haben, konnten nicht mehr hier verweilen. Warum nur bin ich geblieben? Mein Grund hier zu bleiben erscheint mir nun so leer. Nicht meinen Freunden wollte ich helfen; ein Held wollte ich sein! Weit bekannt und ein Anführer eine mutigen Heerschar. Alles habe ich erlebt hier und nichts ist mir geblieben; nichts ist von großer Dauer oder von Beständigkeit.
Woher nimmt Gandalf nur diese Stärke, diesen Willen und diese Kraft?...
Der Elb vernahm aus dem Norden merkwürdige Laute. Diese Töne schmerzten sehr in seinen Ohren, es war ein helles, unerträgliches Geheul. Jede seiner Muskelfasern zog sich zusammen, bis es plötzlich wieder verschwand und durch dumpfe Klagelaute übertönt wurde.
...Die armen Bäume Fangorns. Die Orks werden ihn wohl wieder abroden. Dieser Wald ist so alt wie die Welt selbst, wie können sie ihn nur so herzlos zerstören? Tom Bombadil würde so etwas nie erlauben. Seine verborgene Macht würde er nutzen um alles zu schützen was ihm lieb ist. Er lebt so heiter und gutmütig durch die Zeitalter, unberührt von jeglich Leid und Verlust. Wie gerne wäre ich so wie er, aber selbst das wird ihn am Ende nicht schützen, nicht vor Sauron und seiner unerbittlichen Macht. Was soll ich nur machen? Soll ich in den Westen ziehen, zu meinem Volk? Kann ich Mittelerde einfach hinter mir lassen, meine Herren, Elrond, Cirdan und Celeborn; oder meine Freunde Celebithiel, Antien und Gandalf? Selbst die Herrin des Lichts wird eines Tages der Schatten überkommen und in die Dunkelheit stürzen.
Als er an Galadriels Dahinscheiden dachte, wurde ihm eiskalt. Seine Träne gefror beinahe bevor sie überhaupt die Wange streifte.
Ich kann nicht von hier weg gehen, noch nicht. Ich werde mich dem Schatten Saurons stellen. Ich lasse nicht zu, dass das Licht und damit alles Gute einfach verschlungen wird. Ich beschütze alle die ich liebe, auch wenn der Tod der Preis dafür ist. Den Weg nach Valinor werde ich einmal einschlagen, doch dieser Zeitpunkt ist noch nicht gekommen und selbst wenn er kommt, so ist er schöner als ich es mir jemals Vorstellen könnte.
Amrûn fasste wieder Mut und sein Lebensgeist wurde etwas stärker, aber unentwegt quälten ihn seine Gedanken. Er wusste, dass dieser Entschluss genauso wenig von Dauer war, wie die Welt in der er sich befand, aber für einen Moment gab es ihm Hoffnung und Kraft und dies war mehr als er sich erwartet hatte.
Seine Wunde auf der rechten Hand hatte aufgehört zu schmerzen. Es war ihm wohlig warm in seinem Gewand auf der Anhöhe des Turmes. Er lauschte noch der mystischen Musik seiner Umgebung, als er ein deutliches Knacken vernahm. Überrascht schaute er zur Treppe, über dessen oberes Ende ein vertrautes Gesicht schaute: es war Celebithiel.
Vexor:
Schämst du dich für deine Vergangenheit, dass du es dem fremden nicht verkünden magst? Welch eiserne Binde hält dir die Worte in der Brust gefangen, Elbenmaid? Waren es Gandalfs, des alten Narren, Worte?
Oh holde, schöne, wunderschöne Maid vertrau der Krähe mit weißen Gefieder nicht, denn nur böses er bringt über seine Lieben. Was tat er für dich, als dich von deinem alten Leben zu befreien. Doch mit welch hinterlistigen Gedanken er dies tat. Auf eine Mission in den Tod er dich schicken wird, wie viele zu vor. Erlöse dich von dem Schicksal, welches er dir aufgelegt. Befreie dich von seinen Worten und werde wieder Gwilwileth!
Das Gesicht in den zarten Händen verschlungen lehnte Celebithiel an einem der jungen Bäume, die das Dorf Holt umrandeten.
Welch grausame Worte Quälen meinen Sinn. Welch tückische Absicht pflanzte man mir in den Rosengarten meines Denkens, welch Teufel steckt dahinter. Ist es Sauron selbst, dessen dunkle Gedanken ich, wie eine dunkle Rauchwolke bis hier her vernehme. Die jungen Bäume bieten keinen Schutz vor seinem abscheulichen Willen, so wie es die goldenen Mellyrn getan hatten.
Aber nein ich werde nie wieder Gwilwileth, die verfluchte und vom Schicksal verfolgte, ich bin Celebithiel und Gandalf keine Krähe in weißen Gefieder, sondern einer der Boten Manwes mit dem Gefieder, das den Strahlen der Sonne ähnelt.
Also verschwinde du elender Geist und verlasse meinen Geist!
Plötzlich vernahmen ihre hervorragenden Elbenohren das quietschen einer alten Holzleiter und ihr Blick wanderte behutsam zu dem Turm, welcher wie der mahnende Zeigefinger emporragte.
Dort ist Amrûn...vielleicht sollte ich ihm nun endlich die Antwort auf das geben, was er mich zum Abendessen fragte.
Ihr Herz fasste neuen Mut und so verließ sie das kleine Waldstück, aber nicht ohne jeden Baum behutsam über die weiche Rinde zu fahren. Als sie wieder den gepflasterten Platz betrat sah sie sich kurz um und sie riss ihre Augen weit auf. Sie sah den Rest eines Mantels durch die Stämme der Bäume, aber ihre Beine waren, wie gelähmt und sie vermochte nicht erneut den Wald zu betreten. Als würde ihr eine unsichtbare Kraft die Beine, aber nicht den Willen steuern, bewegte sie sich zu dem Turm und erklomm die engen Sprossen.
Sie erreichte schnell die Spitze und sie sah in die erwartungsvollen Augen Amrûns, den sie erst vor kurzem kennen gelernt und das Leben geschenkt hatte.
„ Seid gegrüßt Amrûn. Eine schöne Tageszeit habt ihr euch ausgesucht diesen Turm zu erklimmen“, Celebithiel ließ sich neben ihn sinken, „ der Mond sieht so friedlich aus, findest du nicht auch?“
Amrûn wollte antworten, aber Celebithiel fuhr fort ohne seine Antwort abzuwarten.
„ Mein Name, den mir meine Eltern gaben ist Gwilwileth. Ich wurde in Bruchtal geboren [....] so sind Gandalf und Antien und ich durch die Ebenen Rohans geritten, um alle zu informieren und zu instruieren. Und schließlich traf ich auf dich lieber Amrûn.“
Amrûn hatte ihr den gesamten Vortrag über gespannt zugehört und Celebithiel merkte, wie sich Fragen gesammelt hatten und er darauf brannte sie los zu werden.
So wandte sie ihr Gesicht zu ihm und lächelte ihm auffordernd zu. Ihre Gedanken kreisten jedoch immer noch um die seltsame Gestalt, die sie im Wald vernommen hatte, als Amrûn zum erzählen begann.
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