Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Erebor

Im Inneren des Erebors

<< < (20/20)

Curanthor:
Aglarâns Start im besetzten Erebor

Nachdenklich schritt Aglarân durch die Zwergenhallen, wobei er sich stets unwohl fühlte; die Bauart der Zwerge war zwar äußerst beeindrucken, doch genauso fremd. Ihm war klar, dass die Hallen unvorstellbar alt waren, doch nun herrschte hier ein Nazgûl und der besorgt über die Vorgänge in Rhûn war. Der Krieger wich einem Trupp Soldaten aus, die augenscheinlich aus Gortharia waren. Sie mieden ihn anzublicken und marschierten im Gleichschritt an ihm vorbei. Er seufzte innerlich, so würde er niemals einen Kenner der Berge finden. Genervt machte Aglarân kehrt, folgte zwei langen Gängen nahe dem Hauptor und landete in einer der kleineren Hallen. Hier wirkte alles "normaler", nicht so großartig gebaut, keine übermäßigen Verzierungen und vor allem kein Mensch oder Zwerg weit und breit. Orks roch er ebenfalls keine, die sonst einen sehr penetranten Geruch verströmten. Ihm schauderte es jetzt schon, in die Grauen Bergen mit den vier Söldner in Haufen von Orks zu marschieren und noch schlimmer, Wörter wechseln. Für ihn waren sie nichts als Tiere, die man für seine Zwecke zähmen konnte. Der unterschied war, dass Tiere nicht so unförmig waren und nicht sprechen konnten, stellenweise auch intelligenter waren. Sich über den Auftrag ärgernd, durchstreifte er die Halle, die wohl für Lagerzwecke benutzt wurde und deckte sich mit Proviant ein. Die Kinder, die auf dem Weg zum Erebor rettete, hatten seinen gesamten Vorrat bekommen. Insgeheim hoffte er, dass es genügte und erlaubte den Gedanken, dass es ihnen Glück brachte. Vielleicht treffen sie wirklich Elben, dachte er sich in einem ruhigen Moment, wärend er Kisten durchwühlte. Plötzlich fühlte er sich beobachtet. Langsam stoppte er seine Suche nach Proviant und tastete nach seinem Schwert. Sein Atem verlangsamte sich, bis er mit einer schnellen Drehung seine Klinge zog und herumfuhr. Entspannt atmete er aus, hinter ihm war nichts, doch dann ertönte ein Geräusch, das er nicht einordnen konnte. Verwirrte blickte er sich um und sah dabei zu Boden. Ein Vierbeiner stand vor ihm und maunzte den Krieger an. Eine Katze? Er hatte die Tiere nur durch Erzählungen gekannt, da es in Mordor keine von ihnen gab und ansonsten war es ihm nicht vergönnt eine zu sehen. Das Tier maunzte erneut und strich zwischen seine Beine herum. Aglarân runzelte die Stirn, während die Katze begann in einer der Kisten Etwas zu suchen. Dabei lugte nur der weiße Schwanz hervor, wärend der Krieger mit den Schultern zuckte und in einer anderen Kiste nach Proviant suchte, den er auch schließlich fand. Erleichtert zog er den Beutel hervor, den er noch zusätzlich mit Nahrung auffüllte. Zu seinem Glück war es eines der Lager von den Ostlingen und nicht ein Orklager, das nur wenig Essbares aufwies. Angewidert von dem Gedanken schüttelte Aglarân sich und war das erste Mal froh, dass der Ringgeist in dem Erebor nur ausgewählte Personenkreise duldete. Darunter Hauptmänner mit einigen ihrer besten Krieger, Generäle, Heerführer und Fürsten mit ihren jeweiligen Leibwachen. Aglarân wollte all jenen Gestalten nicht begegnen und konzentrierte sich wieder auf seinen Proviant, den er sorgsam kontrollierte, bevor er das Bündel schnürte. Als er fertig war, maunzte die Katze hinter ihm erneut und er drehte sich halb um. "Was?", fragte er etwas ungehalten, woraufhin das Tier die Ohren aufstellte und den Kopf schief legte. Der Krieger seufzte und schüttelte den Kopf. Als er nach draußen marschieren wollte, stoppte er am Eingang der Halle und drehte sich nochmals um. Die Katze stand erneut hinter ihm und blickte ihn fragend an. Aglarân grunzte ein "Verzieh dich besser, sonst landest du noch in einem Orkmagen" und stapfte weiter. Dabei wurde er das Gefühl nicht los, dass er noch immer verfolgt wurde, ignorierte es aber. Die Katze würde schon abhauen, wenn sie feststellte, dass er ihr nichts geben würde. Auf dem Weg begegnete er einzelnen Kriegern, die aber seinen Blicken auswichen. Unzufrieden stülpte er sich den Helm mit dem Rosshaarschweif über und stellte erleichtert fest, dass der Sehschlitz ein deutlich größeres Blickfeld hatte, als sein alter Helm. Den hatte er in Dol Guldur verloren und in seiner hastigen Flucht auch nicht weiter daran gedacht. Sein neuer Helm gefiel ihm auch deutlich besser. Schließlich kam fand er zwei Kundschafter die miteinander sprachen, nachdem Aglarân etwas ziellos umhergelaufen war. Als er auf die beiden Ostlinge zusteuerte, sah er schon, dass sie die Schultern hochzogen, ein Schutzreflex, wie seine Erfahrung sagte.
"Was für Nachrichten habt ihr?", fragte er barsch und legte seine Hand lässig auf den Schwertknauf.
"Herr... wir sollen direkt mit-", antwortete einer der Beiden zögerlich, bis Aglarân unterbrach: "Also soll ich dem Herrn des Berges ausrichten, dass seine Kundschafter unfähig sind?"
Die Männer erblassten sofort und begannen hastig zu erzählen: "Wie gewünscht haben wir die Bewegungen der Elben versucht zu verfolgen, doch sie sind uns entwischt. Eine große Zahl zieht aus den Ostgebieten nach Westen, der Plan des Gebieters lief nicht wie erwartet."
Aglarân runzelte die Stirn, was die Kundschafter durch seinen Helm natürlich nicht sehen konnten. Unruhig beobachteten sie ihn und hofften auf eine Antwort. Insgeheim fragte er sich, was das für ein Plan war, verstellte sich jedoch als Wissender und nickte schließlich. "Gut, ich werde es weitergeben. Habt ihr Zahlen?"
Die beiden Ostlinge schienen unschlüssig zu sein und Aglarân bemerkte, dass der Rechte von beiden stets antwortete und der Linke nicht den Mund aufbekam.
"Was ist mit dir?", fragte er kühl und deutete auf den Mann.
"I- Ich?", stotterte der Angesprochene und schien seine Furcht herunterzukämpfen, "Ich bin aus dem Süden, ich habe den Weg von Sarumans Armee ausgekundschaftet. Scheinbar hält er auf den nördlichen Düsterwald zu."
Aglarân nickte erneut und diesmal wusste er tatsächlich, dass es der Wahrheit entsprach, denn er hatte schon einge Gespräche in dem Berg mitbekommen, die sich um den verräterischen Zauberer drehten. Scheinbar befürchteten einige, dass Saruman sich im Düsterwald in einem Lager für einen Angriff auf den Erebor rüsteten würde. Es würde nahe liegen, denn der Angriff auf Dol Guldur schien nur durch Sarumans Eingreifen geglückt zu sein. Damit waren auch die Heerführer überrascht gewesen, dass sich einige der "freien Völker" auf die Seite des Verräters stellen würden. Das machte sie unberechenbar. Aglarân unterbach seinen Gedankenfluss und fixierte seinen Blick wieder auf die beiden Kundschafter.
"Was ist mit den Elben, wohin gehen sie?", fragte er an den anderen Mann gewandt, der aus dem Osten kam.
"Wir haben ihre Spuren am Celduin verloren. Es sind aber zwei große Gruppen, die Größere von ihnen scheint sich auf dem Weg in die Braunen Lande zu befinden."
"Wo am Celduin, der Fluss ist lang", hakte er nach und rief sich eine Karte in Erinnerung, wo der Fluss an die alte Waldstraße vorbeiführte und in den Langen See floss. Oder es war anders herum, er konnte sich nicht genau erinnern.
"Einige Meilen bevor der Carnen in den Fluss mündet", antwortete der Mann sofort und strich sich etwas besorgt über den langen Bart.
"Also werden sie sich nicht Saruman anschließen, zumindest der Großteil von ihnen. Gut." Aglarân wollte sich schon abwenden, stoppte aber als der Mann noch etwas nachsetzte: "Ich denke, sie wollen nach Westen zu den anderen Elben. Vielleicht sollten wir sie abfangen?"
Der Númenorer wandte sich halb um. "Wie lange warst du unterwegs?", fragte er kühl.
"Eine, vielleicht zwei Wochen?", mutmaßte der Mann unsicher.
"Dann lohnt sich es nicht. Sie werden Mittelerde verlassen und unsere Krieger könnten sie bevor das passiert niemals einholen. Es wäre besser, die Bevölkerung von Rhûn im Augen zu behalten... ich habe gehört dort ist man nicht zufrieden."
Mit den Worten wandte Aglarân sich ab und marschierte mit wehendem Mantel davon. Der Bericht über die Elben kam unerwartet, zwar fragte er sich, was Sauron im Osten angezettelte, doch kümmerte es ihn nicht besonders. Er hatte seinen eigenen Auftrag und den würde er auch ausführen können, wenn die Elben sich Saruman anschließen würden. Ihm war es egal und soweit er gehört hatte, passte es nicht zu den etwas unkultivierteren Elben des Ostens, sich Fremden anzuschließen. Wärend er nun auf das Tor des Erebors zuhielt, bemerkte er wieder Blicke in seinem Rücken. Er stöhnte auf. "Bist du noch immer da?", fragte er und blieb stehen. Die Katze strich um seine Beine herum und schnurrte als Antwort. "Als gut. Meinetwegen, aber komm mir nicht in die Quere.", grummelte Aglarân leise.


Aglarân (und Katze) zum Tor des Erebors

Navigation

[0] Themen-Index

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln