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Die Furten des Isen

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Thorondor the Eagle:
Celebithiel, Amrûn, Antien, Gandalf, Faramir und Éowyn vom Feldlager vor den Toren von Edoras


Amrûn, Celebithiel, Gandalf und Faramir hatten sich in dieser finsteren, kühlen Nacht um ein Lagerfeuer versammelt. Die Sterne waren verhüllt und im Norden sah man winzige, rote Lichter, es waren die Feuer Isengards.
Keiner der Vier sprach auch nur ein Wort, alle dachten darüber nach, was ihnen auf dem Weg von Edoras zu dem Nachtlager geschah:


„Seht nur! Es nähern sich Reiter aus dem Süden“, hörte Amrûn eine Stimme brüllen. Aufgeregt befahl er dem Pferd schneller zu reiten und seinen Weg durch die Menge zu suchen. An der Südflanke des Zuges standen bereits Gandalf, Faramir und Eowyn. Amrûn begab sich zu ihnen und Celebithiel folgte ihm.
„Steht uns ein Kampf bevor?“ sagte sie etwas ängstlich.
Auffordernd sah Amrûn zu Faramir und wartete auf eine Antwort.
„Nein, ich glaube nicht. Soweit ich sehen kann, hissen sie die Flagge Rohans. Außerdem würden sie in den sicheren Tod laufen, denn gegen eine solche Übermacht könnten sie sich nicht wehren.“
Die Beruhigung war Amrûn, Gandalf und Celebithiel in den Gesichtern abzulesen. Die Mühen dieser zahlreichen Schlachten hatte sie geschwächt und eine große steht ihnen noch bevor.
„Wer seid ihr?“, brüllte Éowyn mit einer tiefen, unheimlichen Stimme den Reitern entgegen.

„Es ist Éowyn unsere Königin“, hörte man laute Schreie von den Fremden, gefolgt von vielen Jubelrufen.
„Éowyn, Éowyn es tut gut euch zu treffen und in Begleitung des Weißen Reiters. Schneller als ich dachte, haben wir unser Ziel erreicht. Es gibt so vieles zu Berichten und wir haben nur so wenig Zeit. Wir trafen einige Orks auf unserem Weg durch die Westfold und haben sie getötet. Bei einem fanden wir dies hier.“ sagte der Krieger und reichte Éowyn ein Stück Pergament.  Es war an den Seiten vom Feuer leicht angesengt und Schmutz klebte darauf. Éowyn öffnete es und sah es verwundert an.
„Dies ist eine Sprache derer ich nicht mächtig bin. Gandalf seht!“, sagte die Herrin.

Der Zauberer nahm das Pergament und musterte es genau. Er starrte sehr lange darauf und seine Miene zeugte von keinem guten Inhalt.
„Es ist ernster als ich dachte“, sagte er schließlich. Er sprach nicht weiter, sondern vertiefte sich nochmal in das Schreiben.
„Mithrandir, was steht auf dem Papier“, fragte Amrûn neugierig.

„Der Mund ruft alle Truppen zurück nach Isengard, er fürchtet einen Angriff. Wie lange habt ihr diesen Brief schon?“, fragte er die Reiter.
„Zehn Tage ist es her, dass wir Richtung Helms Klamm geritten sind. Wir wollten spionieren und sehen, wieviel Mann die Feste bewachen. Als wir uns wieder auf den Weg machten, trafen wir auf die Truppe Orks.“

„Wir müssen bald angreifen, mit jedem Tag den wir verlieren, werden mehr Krieger in Isengard eintreffen um es zu verteidigen. Wir jedoch werden keine Verstärkung erhalten.“


Éowyn trat nun zum Lagerfeuer. Sie unterbrach die betrübliche Stille: „Wenn wir diesen Kampf gewinnen, haben die Menschen von Rohan wieder Frieden. Eine Front können wir verteidigen, wenn auch nur mit Müh und Not.“

„Sauron wird diese Niederlage nicht einfach hinnehmen. Er wird wieder zurückkommen. Unaufhörlich werden seine Orks und Menschen gegen die Front drücken. Wenn wir ihm nicht Einhalt gebieten, wird er uns früher oder später vernichten“, sagte Amrûn.

Gandalf stimmte mit einem bedächtigen Nicken zu. Seine Haut war blass geworden, zu lange hatte er sich nicht mehr ausruhen können. Die Last der zahlreichen Kämpfe lagen auf seinen Schultern und schienen ihn schon fast in die Knie gezwungen zu haben. Celebithiel wirkte ähnlich geschwächt, wobei sie noch immer sehr edel aussah mit ihrer zarten Haut und den klaren Linien ihres Gesichtes.

Wenn diese Schlacht nun geschlagen ist, kann ich nach Mithlond zurückkehren. In meine Heimat, zu Círdan. Dies ist meine letzte Schlacht, die wohl größte und weitaus hoffnungsloseste. So kann ich meinen Verwandten im Westen ebenbürtig entgegentreten.

Thorondor the Eagle:
Die dunkle Nacht war schnell vorüber und das goldene Sonnenlicht lies den Schatten der Nacht schwinden. Das Tal zwischen dem Nebelgebirge und dem weißen Gebirge war nun hell erleuchtet. Die Pforte von Rohan war diesen Frühling schon in voller Blütenpracht. Die grünen bzw. bunten Ebenen verloren sich von hier aus in der großen Weite der Westfold. Die dunklen Rauchschwaden von Edoras waren von hier aus auch nicht mehr auszumachen.
Amrûn vernahm den zarten Frühlingsduft in seiner Nase und spürte die reinigende Kraft der Sonne auf seiner Haut.
Seine Gliedmaßen waren wieder sehr kühl, die Angst und die Dunkelheit hatten ihn wieder überschattet. So gut er noch konnte kämpfte er gegen die trostlosen Gedanken an, um noch Kraft zu schöpfen für diese letzte Schlacht. Er erinnerte sich an die Verteidigung von Mithlond. Damals als Sauron die Blütezeit seiner Macht erreicht hatte. Die Elbenstadt war kurz vor dem Fall, doch sie hatten den dunklen Herrscher wieder zurück gedrängt und sogar ganz aus Eriador vertrieben. Auch diesmal hatten sie nur wenige Aussichten auf einen Sieg, aber möglich war vieles, solange man bereit war dafür zu kämpfen.

Im Lager war es schon sehr unruhig geworden. Alle rüsteten sich für den Kampf. Der Elb sah kaum noch einen Kopf ohne schützenden Helm oder ein Pferd ohne Sattel.
Auch Celebithiel hatte ihre Rüstung angelegt, jenen Lederwamst, den sie in Edoras bekommen hatte. Sie stand in der großen Menschenmenge, doch ihr Blick reichte in die Ferne. Amrûn konnte sich nur ausmalen, woran sie gerade dachte. Er glaubte jedoch, dass ihre Gedanken den seinen nicht so fremd waren. Sie sehnte sich sichtlich nach dem Goldenen Wald und Imladris, ihrer Heimat und ihren Vertrauten.

Eowyn und Faramir traten nun vor Amrûn, Celebithiel und Gandalf. Sie waren bereits in ihre Rüstungen gekleidet. Den Helm trugen sie unter den Arm geklemmt.
„Celebithiel, Amrûn und ganz besonders euch, Gandalf, will ich meinen Dank aussprechen. Ihr habt so tapfer geholfen unser Land zu befreien, den Schatten zu vertreiben. Sogar jetzt steht ihr uns noch bei, in der wohl größten Schlacht, welche die Rohirrim jemals schlagen werden. Ich danke euch“, sagte Éowyn nun entschlossen.
Amrûn und Celebithiel senkten ihren Kopf vor der Königin von Rohan. Sie waren stolz dies aus ihrem Munde zu hören. Auch Gandalf verneigte sich kurz vor ihr.
„Wir sollten uns nun auf den Weg machen, auf den Weg in die Schlacht“, forderte er uns noch auf.

Amrûn ging zu der rauchenden Feuerstelle und hob seinen silbern glänzenden Helm auf. Er blickte hinein und sah sein Gesicht. Nach außen hin wirkte er so robust, so stark und doch fühlte er sich so schwach und verlassen. Etwas entmutigt stieg er auf den Sattel seines Pferdes.
Das Heer verließ den nächtlichen Rastplatz und sie ritten los. Der Weg nach Isengard war nur noch kurz. Es lag nur ein zweistündiger Ritt zwischen den Soldaten und dem Krieg.


Celebithiel, Amrûn, Antien, Gandalf, Éowyn und Faramir nach Vor den Toren von Isengard

Thorondor the Eagle:
Elea und Brianna aus Eregion


Der Boden unter Eleas Füßen war kalt und feucht. Der Schnee war noch immer auf ihren Pfaden, doch war er schon durchtränkt von Ruß und Erde. Dunland hatten die beiden Frauen wohlbehalten hinter sich gelassen. Sie sind in der Nacht gewandert um das Land unbemerkt zu durchqueren, doch den ganzen Weg war es unheimlich still, so als wäre es verlassen worden.
Vor Elea und Brianna öffnete sich nun die Pforte von Rohan, weitläufig und hügelig. Ein kalter Schauder lief den beiden den Rücken hoch, wie eine eiskalte Brise aus den Gipfeln der Berge. Es war dunkel um sie, dunkler als alle Nächte zuvor.

„Schon als ich das erste Mal hier vorbei kam, hatte ich ein solch schauderhaftes Gefühl.“
„Ja, schauderhaftes war hier auch lange Zeit am Werk. Saruman der Verräter lebte hier im Nan Curunír und nach ihm noch schlimmeres, doch nun, so sagte Elrond ist Isegart frei und nichts weiter als dessen Fassade ist ein dunkler Fleck in diesem Tal.“

Am dunkelsten erschien die Nacht vor der Dämmerung, bis ein kaltes,blaues Licht die Umgebung in ein mystische Licht tauchte. Elea Blick wanderte zum Himmel hinauf und zwischen den unzähligen Wolkenfetzen erblickte sie hell und klar scheinend, Helluin den blauen Stern.

Mein geliebtes Kind. Wo magst du nun sein zu jener Stunde. Ich hoffe wohl gebettet auf warmen Decken im Schein von noch glühender Asche.
Sie sah Helluin vor sich, an einem hellen Wintertag. In einer Hand hielt er ein silbernes Schwert und in der anderen ein Schild. Eifrig übte er sich in der Kunst des Nahkampfes und setzte einen Hieb nach dem anderen auf seine Gegner an. Sie sah in über Karten lehnen die älter waren als er selbst. Er studierte sie wohl schon mehrere Stunden so ermüdet wie er aussah und sie sah ihn, wie er auf Haldars Stuhl saß, eingebunden in den Stammesrat der Dúnedain. Szenarien, die der Mutter ganz und gar nicht gefielen.

Der blaue Stern verschwamm vor ihren Augen und ehe sie wieder klar verschluckte bereits der rötliche Schein am Horizont das mysteriöse Leuchten. Die Sonne würde bald aufgehen und die Dunkelheit für einen weiteren Tag vertreiben. „Helluin?!“, sagte Elea leise und zu sich selbst gewandt. Enttäuscht schaute sie auf die Stelle am Himmel und streckte ihre Hand ein wenig in diese Richtung.
Ihre Sinne versteiften sich wieder auf das hier und jetzt: „Wir müssen weitergehen!“
Brianna nickte nur und folgte dem raschen Schritt von Elea. „Ich will heute noch Edoras erreic…“, sagte Elea als ihr die Worte Elronds durch den Kopf schossen:
„Der Weg nach Süden ist gefährlich, Elea. Nur noch wenige unserer Verbündeten sind verblieben. Edoras ist gefallen und bis auf ihre Grundmauern verbrannt. Ja, Saruman und Saurons Diener wurden zwar verbannt, doch der Einfluss des dunklen Herrschers ist noch immer sehr groß. Dunländer und Orkscharen vermuten wir noch in den weiten Ebenen der Mark und östlich von Aldburg werdet ihr kaum noch Rohirrim finden.“
„Ich will auf schnellstem Wege Aldburg erreichen. Es sind noch einige Tagesmärsche bis dahin, aber dort werden wir vorerst sicher sein“, bestimmte nun Elea und schritt dem Pfade entlang, dicht gefolgt von Brianna.


Brianna und Elea zu den Ruinen von Edoras

Eandril:
Oronêl, Mathan, Halarîn und Orophin aus Aldburg...

Sie erreichten die Furten des Isen am Abend des zweiten Tages - wenn es nach Oronêl gegangen wäre, wären sie auch die Nacht durchgeritten und so deutlich früher an der Westgrenze Rohans angelangt, doch die anderen hatten ihn überzeugt die Pferde nicht zuschanden zu reiten.
Auf ihrem Ritt waren sie der alten Heerstraße Rohans entlang des Weißen Gebirges gefolgt. Dabei hatten sie die Nacht in der Nähe der Ruinen von Edoras verbracht, ein Anblick, der Oronêl auch beim zweiten Mal traurig stimmte. Am zweiten Tag überquerten sie mehrere kleine Flüsse die von den Bergen herabkamen, darunter auch den Klammbach, bis sie schließlich gegen Abend die Furten des Isen erreichten.
Dort wurden sie von einigen alten Rohirrim empfangen, die die Westgrenze bewachten während das Heer Rohans nach Osten zog. Hier trennten sich die Elben von ihren Pferden, denn westlich der Furt war die alte Straße verfallen und die Pferde würden sie eher langsamer als schneller vorankommen lassen. Sie schlugen auch das Angebot der Grenzwächter aus, die Nacht bei ihnen zu verbringen, denn Oronêl drängte es zu Eile. Die Nacht war sternenklar und dieses Licht genügte den scharfen Elbenaugen vollständig, um die Reise fortzusetzen.


Oronêl, Mathan, Halarîn und Orophin weiter durch Dunland bis nach Eregion...

Fine:
Córiel und Jarbeorn von Aldburg


"Es stimmt also, was die Soldaten an der Ostgrenze erzählt haben," meinte Jarbeorn mit einem für ihn üblichem breiten Grinsen. Er hob die Hand und zeigte auf das blaue Band des Isenflusses, das sich vor ihnen von Norden nach Süden erstreckte. "Sowohl die östliche als auch die westliche Grenze Rohans werden von Flüssen gebildet."
Córiel warf ihm einen Blick zu, ging aber nicht weiter auf Jarbeorns Aussage ein. Es war die Art des Beorningers, seine Gedanken oft laut auszusprechen, ohne dass er unbedingt darüber diskutieren wollte. Für ihn war es in solchen Momenten offenbar ausreichend, dass seine Aussagen zur Kenntnis genommen wurden. Und das tat Córiel, während sie ihr Pferd in Richtung der Isenfurten lenkte, die gerade in Sicht kamen.
"Im Osten sind es Mering und Anduin, die Rohans Einfluss begrenzen und das Land zugleich vor Feinden schützen sollen. Hier im Westen sind es die Flüsse Isen und Adorn," erzählte Jarbeorn munter weiter. Sein großes, starkes Pferd trug ihn mühelos neben dem schlanken und flinken Elbenross Córiels her. Sie waren schnell genug geritten, um die Isenfurten innerhalb eines Tagesrittes zu erreichen, aber nicht schnell genug, um die Pferde bis zur Erschöpfung zu treiben. Jetzt, wo es Abend wurde, würden sie ihren Reittieren an den Furten eine wohlverdiente Rast und Übernachtung gönnen, bevor sie die relative Sicherheit Rohans verlassen würden.
Jarbeorn schnippte mit den Fingern, eine weitere Eigenart seinerseits. Ihm war etwas eingefallen. "Auf unserer Flucht aus dem Goldenen Wald überquerten wir die Nordgrenze Rohans. Kannst du erraten, woraus sie besteht, Stikke?"
Erneut warf sie ihm einen Blick zu und ließ ein leises Seufzen hören, ehe er die Frage selbst beantwortete.
"Der Flusss Limklar, den hatte ich ganz vergessen! Wenn die Menschen Rohans kein Reitervolk wären, würde man sie sicherlich für ein Volk von Flussmenschen halten." Er lachte laut und herzlich.

Wenig später kamen die beiden Gefährten an die Furten heran und wurden von den aufmerksamen Grenzwachen erspäht und in Empfang genommen. Königin Éowyn hatte eine mehrere hundert Mann starke Wachmannschaft an beiden Ufern des Flusses stationiert, die seit dem Tag, an dem die ersten Kriegsgerüchte aus Dunland über den Isen drangen, noch weiter verstärkt worden war. Befehligt wurden sie von Erkenbrand, dem Herrn von Helms Klamm und Isengard, der sich gerade in der großen Festung der Hornburg aufhielt. Córiel hatte von Fürst Faramir ein offizielles Schreiben mit seinem Siegel erhalten, das sie den Grenzwachen nun vorzeigte. Man gestattete ihnen daraufhin, die Pferde in dem kleinen, befestigten Lager am Ostufer der Furten unterzubringen und wies ihnen ein kleines Zelt zu, das im hinteren Teil des Lagers nahe dem schützenden Palisadenwall stand, der das Lager umgab.
Die Männer musterten Córiel und Jarbeorn aufmerksam. In vielen Blicken lag Respekt und Anerkennung, doch einige wenige schienen vor allem der Elbin nicht ganz zu trauen.
"Es erfordert ein großes Ausmaß an Mut, sich in die Wildnis von Dunland zu wagen," sagte der Befehlshaber des kleinen Grenzpostens. "Zwar ist in den letzten Tagen jenseits des Isen alles ruhig geblieben, aber das muss nicht unbedingt ein gutes Zeichen sein. Vielleicht ist es nur die Ruhe vor dem Sturm."
Gemurmel aus den Reihen der Soldaten antwortete ihm. Córiel beobachtete die Gesichter ganz genau und sah viele, die kriegsmüde waren. Nach drei langen Jahren voller Schlachten, Gefechte und Blutvergießen waren es viele der Rohirrim nicht sonderlich erpicht auf einen weiteren Angriff auf ihre Heimat.
"Was, wenn die Dunländer durch diese beiden hier provoziert werden, und über uns herfallen?" rief einer der Soldaten und erntete einiges an Zustimmung. Offenbar hatten manche der Männer Angst, dass Córiels Mission der Funke sein könnte, der den Krieg gegen Rohan aufs Neue entflammen würde.
"Wir werden vorsichtig sein, meine Freunde," antwortete Córiel, die sich nicht recht sicher war, welche Worte sie wählen sollte. Eine Situation wie diese war ihr ganz und gar fremd, und sie fühlte sich unwohl. Sie vermisste die Disziplin und Ordnung des Heeres der Noldor.
"Und wenn uns nicht gefällt, was wir in Dunland vorfinden, drehen wir wieder ab, bevor uns überhaupt jemand zu Gesicht bekommt," warf Jarbeorn freundschaftlich ein, und schlug dem Soldaten, der seine Zweifel lautstark geäußert hatte, kameradschaftlich auf die Schulter. Jarbeorn war jemand, der rasch Freundschaften schloss, und der von den meisten Menschen gemocht wurde. Durch seine Worte und seine Art beruhigten sich die rohirrischen Grenzwächter wieder einigermaßen. "Wir werden herausfinden, wie die Lage in Dunland wirklich aussieht. Wenn wirklich erneut Krieg droht, müssen wir es rechtzeitig wissen, um uns vorzubereiten. Doch ich habe vielmehr gehört, dass sich die Dunländer gegenseitig bekämpfen."
"Das besagen die Gerüchte, die an unser Ohr drangen," meinte der Befehlshaber der Grenzwächter. "Aber gerade in solchen Zeiten sind Gerüchte oft übertrieben und bergen nur einen kleinen Kern von Wahrheit. Einige sagen, die Stämme Dunlands wären gespalten und kämpften nun gegeneinander. Andere sprechen von schattenhaften Gestalten in den Wäldern, die nach Westen zögen, in immer größerer Zahl, und dass die Dunländer nun gegen fremde Invasoren kämpften. Und wieder andere erzählen von großen Kriegsschiffen, die die Flüsse Enedwaiths hinauffahren und Krieger aus längst vergessenen Tagen ausspucken."
"Der geflügelte Schatten war echt!" warf ein Soldat ein. Er konnte nicht älter als zwanzig Jahre sein und sein Helm saß etwas schief auf seinen Kopf. "Ich habe ihn gesehen, wie er vor dem Vollmond vorbeizog und gen Nordwesten rauschte!"
"Wann war das?" wollte Córiel interessiert wissen. Sie hatte noch nie gegen die Reittiere der Ringgeister gekämpft, auf die die Beschreibung des Soldaten zu gut passte, um nicht zuzutreffen.
"Vor etwas mehr als drei Wochen," antwortete der junge Mann.
Das könnte hinkommen, dachte Córiel und ballte die linke Hand zur Faust. Kampfeslust stieg in ihr auf. Drei Wochen waren vergangen, seit ein Ringgeist über den Meringfluss geflogen war, in aller Dreistigkeit am Mittag. Als hätte er es eilig gehabt. Und er ist seitdem nicht nach Mordor zurückgekehrt, zumindest nicht auf direktem Weg.
"Ihr mögt Euch ja vielleicht ungesehen bewegen können, Herrin," warf ein anderer Soldat ein, der einen dichten grauen Bart besaß. "Aber was ist mit ihm?" Er deutete auf Jarbeorn, der seine Axt geschultert hatte und sich an einem der Lagerfeuer wärmte. "Er ist nicht zu übersehen, das müsst ihr zugeben. Die letzten, die die Grenze überquert haben waren ein paar Elben, wie ihr, vor einigen Wochen, und auch sie sind nie zurückgekehrt."
"Er kann auf sich aufpassen. Jarbeorn, Sohn des Grimbeorn, wird wahrscheinlich eher mit den Dunländern Frieden schließen als irgendwelche Kriege auszulösen," antwortete Córiel wahrheitsgemäß. "Er kämpft nicht gerne gegen andere Menschen. Orks hingegen... die kennt seine Axt nur allzu gut."
Dennoch brachten die Worte des Soldaten Córiel zum Nachdenken. Sie hatte Lasserons Spur gefunden, denn er hatte ganz offensichtlich zu der Gruppe von Elben gehört, die zuletzt die Furten überquert hatten. Doch wohin war er danach gegangen? Sie wusste es nicht.

Sie verbrachten die Nacht in dem kleinen Grenzposten, doch Jarbeorn bestand darauf, Córiel das Zelt alleine zu überlassen. "Ich werde in dem Wäldchen südlich von hier übernachten," verkündete er. Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte er auch schon davon.
Córiel hingegen fand lange Zeit keinen Schlaf, obwohl der lange Ritt von Aldburg sie ermüdet hatte. Im Gegensatz zu Jarbeorn hatte sie keinerlei Probleme damit, gegen Menschen zu kämpfen. Nein, sie hoffte sogar darauf. Es gab ihres Wissens in Dunland keine Orks. Jeder Tag, der ohne einen Kampf verging, machte es Córiel schwerer, die Flammen in ihrem Inneren zurückzuhalten. Sie würde schon bald einen Ausgleich benötigen. Dunland lag auf halbem Weg zwischen Rohan und den Küsten des großen Meeres. Vielleicht wäre ein kleiner Umweg angebracht...
Beim Gedanken an die endlosen Weiten Belegaers fiel Córiel schließlich in einem tiefen, aber unruhigen Schlaf. Sie hörte das Rauschen von Wellen und fernen Schlachtenlärm, doch da war noch etwas anderes: Das Grollen einer Bestie oder einem sehr großen Tier, das ganz in der Nähe unterwegs sein musste. Beinahe wäre die Elbin davon erwacht. Stattdessen drehte sie sich im Schlaf um und wachte erst eine Stunde nach Sonnenaufgang wieder auf.
Es war Jarbeorn, der sie weckte. "Du hast einen grandiosen Anblick verpasst, Stikke," sagte er unerträglich gut gelaunt. Es schien ihm nicht aufzufallen, dass Córiel nur wenig bekleidet war, denn sie schlief niemals mit einer Decke. Der Beorninger trat beiseite und helles Sonnenlicht strömte durch den Eingang des Zeltes hinein. Die Sonne stand noch tief genug, um Córiel direkt ins Gesicht zu blenden.
"Es ist äußerst unhöflich, den Schlaf einer Frau zu unterbrechen, vor allem auf diese Weise," knurrte sie halb verschlafen, halb verärgert, doch Jarbeorn lachte nur.
"Hör auf dich zu beschweren, die du mit ewiger Jugend gesegnet bist. Wir brechen heute ins Ungewisse auf! Das Abenteuer erwartet uns! Und da willst du ausschlafen?"
Sie musste zugeben, dass er Recht hatte. Die Aussicht auf einen Kampf brachte sie rasch auf die Beine und sie vertrieb Jarbeorn mit einigen derben Worten vom Zelteingang, um sich für die Reise umzuziehen.
Wenig später verabschiedeten sie sich von den Grenwächtern und lenkten ihre Pferde durch das flache Wasser der Furt. Sie überquerten den Isen und ließen Rohan hinter sich.


Córiel und Jarbeorn nach Dunland

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