27. Apr 2024, 08:08 Hallo Gast.
Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren. Haben Sie Ihre Aktivierungs E-Mail übersehen?

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge. Hierbei werden gemäß Datenschutzerklärung Benutzername und Passwort verschlüsselt für die gewählte Dauer in einem Cookie abgelegt.


Select Boards:
 
Language:
 


Autor Thema: Fiktion eines Selbstmörders  (Gelesen 2497 mal)

Persus

  • Veteran von Khazad-Dûm
  • **
  • Beiträge: 637
Fiktion eines Selbstmörders
« am: 27. Mär 2010, 00:30 »
Ich sehe mich um. Auf dem Boden sind einige zerbrochene Flaschen, gläserne Scherben liegen daneben. Von einigen tropft etwas. Blut. Mein Blut. Ausdruckslos blicke ich an meinen Armen herunter und betrachtet die tiefen Schnitte. Erleichterung durchströmt meinen Körper, der Schmerz tut gut. Ich denke an alles, alles was in den letzten Wochen und Monaten passiert ist und bin auf der Suche nach einem Lichtblick. Ich suche etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Nach Gesichtern, die mir wichtig sind, für die ich wichtig bin. Ich suche erfolglos. Ich bin in einen Abgrund gefallen, dunkel und bodenlos, und nichts hält meinen Sturz. Nichts und niemand. Alle haben sich von mir abgewandt, aber ich brauche sie nicht. Ich muss alleine zurechtkommen. Ich komme alleine zurecht. Ich habe nie geglaubt, irgendwann in meinem Leben solche Gedanken  haben zu müssen. Ich dachte, alles würde so bleiben wie es war. Ich täuschte mich. Meine Quelle des Lebens ist mit Gift gefüllt, jeder Schluck eine neue Qual.
Wertlos. Ja, das ist das richtige Wort. Für wen sollte ich auf dieser Welt bleiben? Niemandem liege ich mehr am Herzen.
Meine Hand greift neben mich. Langsam umschließt sie den Griff der Waffe. Die Kälte des Metalls lässt mich erschaudern. Ich schließe meine Augen. Fest drücke ich den eisernen Lauf gegen meine Schläfe. Sekunden verstreichen. Bilder aus meiner Vergangenheit erscheinen vor meinem inneren Auge, ich versuche sie zu ignorieren. Es geht nicht. Ich erlebe meine Kindheit noch einmal. Bruchstücke meines Lebens streifen vorbei. Schöne Erlebnisse. Grausame Erlebnisse.
Auf einmal stoppt der Gedankenstrom und ich öffne meine Augen. Der Lauf der Waffe an meiner Schläfe. Mein Blick richtet sich nach vorne. Meine Hände zittern. Ein Moment des Friedens überkommt mich. Ich drücke ab.


Feedback
« Letzte Änderung: 12. Jul 2011, 17:02 von Persus »