Früh am nächsten Morgen stand Farillion vor den Stallungen von Aldburg. Die Sonne ging gerade erst am Horizont auf und tauchte die Stadt in ein goldenes Licht. Die Stallungen von Aldburg waren eines der ältesten Gebäude in der Stadt und stammten noch aus der Zeit von Eorl dem Jungen. Lediglich ein paar Anbauten waren mit der Zeit hinzugekommen und so waren die Stallungen immer größer geworden. Insgesamt erstreckten sie sich über mehre größere und kleinere Höfe und unzählige Gebäude. Aber durch das große Tor, welches den Eingang bildete, und durch welches Farillion jetzt trat, waren einst Eorl und Felaróf hindurch geritten. Farillion lief gemächlich über den ersten Hof und schaute sich nach bekannten Gesichtern um. Die Pferde in den angrenzenden Gebäuden schienen alles Schlachtpferde zu sein. Ein handvoll Stallburschen bemühte sich gerade ein paar Pferde fertig zum Aufbruch zu machen, also ging Farillion zu ihnen und erkundigte sich. Der junge Mann der ihm antwortete zeigte mit der Hand in Richtung eines anderen Hofes und erklärte, dass er dort suchen sollte. Daraufhin begab Farillion sich in die gezeigte Richtung und begab sich zu dem Durchgang. Der Hof in den er nun kam, war von regen Arbeiten bestimmt. Hier waren keine Pferde untergebracht, sondern die Werkstädten. Es gab Sattler, Hufschmiede und allerhand andere Arten von Handwerkern. Dies war augenscheinlich nicht der Platz, den er suchte. Am Ende des Hofes gab es einen weiteren Durchgang und so ging Farillion durch diesen durch.
Der Hof, in den er sich nun begeben hatte, war deutlich kleiner, doch es schien der richtige zu sein. In der Mitte stand eine kleine Statue von einem Reiter, der ein Standarte hoch über dem Kopf schwenkte. Zu Füßen dieser Statue stand ein Reiter mit goldenen langen Haaren, ganz in eine glänzende Rüstung gekleidet und neben ihn ein großes weißes Pferd. Farillion ging zielstrebig auf Glorfindel zu und begrüßte ihn. Bisher schienen die beiden die einzigen zu sein, aber es würden auch nicht viele kommen. Die meisten der Weggefährten hatten ein eigenes Reittier und die Pferde der Elben waren, soweit dies Farillion wusste außerhalb von Aldburg, in der Nähe des Elbenlagers quartiert. Auch Glorfindel hatte sein Pferd, Asfaloth, von den Wiesen gerade erst hierher gebracht, damit er nicht noch einmal zurückkehren musste. Die Reiter würden sich dann auf dem Hügel nördlich von Aldburg versammeln und gemeinsam aufbrechen.
Während Farillion bei Glorfindel stand und mit diesem redete, kamen aus einem der Ställe ein Elb und ein Rohirrim heraus, welche ein Pferd führten. Farillion kannte den Elben vom Sehen, es war der Stallmeister aus Imladris, der anscheinend mitgekommen war. Das Pferd, welches vollständig gesattelt war, schien noch recht jung zu sein und das komplette Fell war von einer roten Farbe. „Dies ist Féren, was in unserer Sprache soviel bedeutet wie brennendes Feuer. Sie ist noch ein sehr junges wildes Pferd, aber ihr werdet schon mit ihr zurecht kommen“
Na toll, nicht nur, dass ich nicht reiten kann, ich bekomme auch noch ein junges wildes Pferd. Da kann ich mich ja gleich in den Dreck werfen.Bei den Missionen in der Wildnis Eriadors waren Pferde eher hinderlich als nützlich gewesen. Meistens ging es durch dichte Wälder über unebenes Terrain oder durch anderes unwegsames Gelände. Einmal war Farillion von einem stolzen jungen Elben begleitet worden, der darauf bestanden hatte, sein Pferd mitzubringen. Am dritten Tag in der Wildnis, war es gestürzt und hatte sich den Knöchel verstaucht, worauf es am nächsten Tag Pferdebraten gab. Aus diesem Grund hatte Farillion nie gelernt zu reiten und auf einem Pferd gesessen hatte er nur einmal als ganz junger Elb, als seine Eltern ihn auf ein Pferd gesetzt hatten und ihn an der Leine geführt hatten.
Farillon versuchte also auf das Pferd zu steigen, so schwer konnte dies schließlich nicht sein. Mit etwas Hilfe eines Stallburschens der plötzlich aufgetaucht war, gelang ihm das auch. Oben auf dem Pferd fühlte er sich aber auch nicht wohler. Farillion hatte kein Problem damit, auf Bäume oder Felsen in halsbrecherischer Art zu steigen, aber auf einem Pferd fühlte er sich alles andere als sicher. Der Elb erklärte gerade, wie man dem Pferd befehligte anzuhalten und wie man befehligte sich in Bewegung zu setzten. Auf ein Zeichen von ihm gelang dies Farillion sogar, sehr zu seinem überraschen. Das Pferd trabte langsam los, nur als Farillion nach ein paar Metern das Pferd wieder anhalten wollte, passierte gar nichts. Farillion wurde zunehmend nervöser und versuchte deshalb das Pferd mit aller Kraft zum Stehen zu bringen, mit dem Erfolg, dass das Pferd nur noch schneller und wilder wurde. Farillion verlor daraufhin vollständig die nerven und kauerte sich solange an den Rücken des Pferdes, bis ein Pferdeknecht dem Pferd in den Weg trat und dieses zum stehen brachte, allerdings nicht ohne sich vorher aufzubäumen und Farillion abzuwerfen.
Am Boden liegend blickte Farillion sich um. Er war weich gefallen, da der ganze Hof mit Stroh bedeckt war, dass seinen Fall abfing. Im Hof hatten sich eine größere Menge Leute versammelt, die grinsend zu ihm herüber schauten, doch sobald sie seinen Blick spürten sich schnell wegdrehten. Glorfindel war mittlerweile mit einem anderem Elben beschäftigt, den er gerade begrüßte, doch er nickte Farillion kurz aufmunternd zu und Farillion beschloss so schnell nicht aufzugeben. Mit etwas Hilfe stieg er wieder auf das Pferd und versuchte es noch einmal. Wieder schaffte er es, das Pferd in Bewegung zu setzten. Bevor wieder alles so schiefgehen sollte, versuchte er diesmal vorher noch etwas auf dem Pferd sitzen zu bleiben. Das Pferd trabte also gemütlich über den Platz und als das Pferd am Ende des Hofes vor der Wand eines Gebäudes ankam, wechselte es die Richtung und bog nach links ab. Farillion beschloss darauf, dem Pferd seine Richtung vorzugeben und lenkte das Pferd nochmal nach links, damit sie wieder auf die Mitte des Hofes kommen sollten. Das Pferd bog auch leicht nach links ab, doch kurz danach ging es wieder in seine alte Richtung über. Farillion versuchte noch einmal, diesmal kräftiger zu lenken, doch das gefiel dem Pferd gar nicht. Es schwenkte kurz nach links, bäumte sich auf, sodass Farillion sich nur mit Mühe und Not überhaupt noch im Sattel halten konnte, und rannte dann los, geradewegs auf den Durchgang zu und von dort in den nächsten Hof, in dem er schon vorher gewesen war.
Die Situation war alles andere als glücklich für Farillion. Er saß auf einem jungen wildem Pferd, über dass er augenscheinlich keinerlei Gewalt hatte und dass mit einem, für ihn enorm scheinenden, Tempo durch die Stallungen von Aldburg ritt. Farillion hing dicht gebeugt am Hals des Tieres und bekam nur halb mit, was um ihn herum passierte. Sie waren im Hof mit den Handwerkern angekommen und diejenigen, die sich in der Mitte des Hofes befanden, rannten eilig zur Seite. Plötzlich erschien neben Farillion ein anderer Reiter, der in vollem Galopp die Zügel von Farillions Pferd in die Hand nahm und dieses dazu brachte, erst langsamer zu werden und dann ganz anzuhalten. Noch zitternd blickte Farillion prüfend zu Boden und als er dort Stroh entdecken konnte, ließ er sich erleichtert vom Pferd fallen. Es war vielleicht ein schmerzhafter Weg, aber er wollte so schnell wie möglich von dem Pferd herunter. Der andere Elb stieg auch von seinem Pferd ab und half Farillion vom Aufstehen, während er sich erkundigte, ob alles in Ordnung sei. Farillion tat nach dem zweiten Mal Fallen der Rechte Arm etwas weh, doch sonst schien alles in Ordnung zu sein.
Jetzt erst kam Farillion dazu sich den anderen Elben, genauer anzusehen. Er hatte ihn in Imladris schon ein oder zweimal gesehen, doch er konnte sich nicht mehr an seinen Namen erinnern. „Danke für die Hilfe, doch leider ist mir dein Name entfallen.“ „Lagond“, half ihm schmunzelnd der andere Elb nach. „Und du bist, soweit ich mich erinnere Lostir?“ „Das stimmt, aber genannt werde ich eigentlich immer Farillion oder auch Farillion der Grüne, wegen meiner Vorliebe für die Kleidung der Waldläufer.“ „Das sehe ich. Und auf die Frage zu antworten, die ich deinen Augen ablese, ich bin nicht zum ersten Mal geritten. Ich bin zu Pferde nach Rohan gekommen, doch ist es bei einer der Schlachten leider gefallen. Und da wir nicht genügend Pferde haben, bin ich jetzt auch hier um eines der Menschen zu bekommen. Doch Kopf hoch, diese Pferde sind mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser. Sie sind eine wilde und schnelle Art und wirklich gut zu reiten, kann ich dir sagen. Auch wenn sie nicht ganz so diszipliniert sind, wie die unseren.“, endete Lagond zwinkernd. „Wie heißt denn dein Pferd?“ „Féren und es ist glaube ich eine Sie“, antwortete Farillion. „Du scheinst dich ja nicht sonderlich mit Pferden auszukennen, wenn du das nur glaubst.“ Farillion blickte ihn verzweifelt an, „Das war das erste Mal, dass ich auf einem Pferd geritten bin, wenn man das so nennen kann und ich habe keinerlei Hoffnung, dass das noch besser wird.“ „Wenn es wirklich nicht klappt, dann werde ich neben dir herreiten und dein Pferd führen“, bot Lagond an, was Farillion dankend annahm.
Inzwischen waren noch weitere fünf Elben und Glorfindel zu ihnen gestoßen, da offenbar alle die noch ein Pferd brauchten eines bekommen hatten. Glorfindel gab den Befehl zum Aufbruch und alle stiegen auf ihre Pferde. Lagond platzierte sein Pferd neben Farillions und ergriff dessen Zügel und als sie losritten, führte er Farillions Pferd, so dass es mit der Gruppe mitlief.
Sie ritten aus den Stallungen heraus und die engen Gassen entlang, bis sie zu dem Tor kamen, durch das Farillion erstmals die Stadt betreten hatten. Als sie durch das Tor geritten waren und auf der freien Ebenen vor den Toren Aldburgs standen, konnten Farillion weit in Gegend blicken. Im Norden und Osten befanden sich die weiten Ebenen Rohans und Farillion glaubte in der Entfernung einen Fluss sehen zu können, der von Nordwesten nach Osten floss. Im Westen waren die Ausläufer der Ered Nimrais gut zu sehen und dahinter das Gebirge selber. Farillion richtete seinen Blick leicht nach Nordwesten. Auf einem kleinerem Hügel, der ein Stück entfernt von der Stadt stand, hatte sich eine größere Anzahl Personen versammelt und genau dorthin ritten sie nun. Als sie auf dem Berg angekommen waren, konnte Farillion die Anzahl genauer erkennen. Etwas weniger als fünf Dutzend Reiter der Rohirrim konnte Farillion erkennen, welches die Reste des Eoreds sein mussten, welcher aus dem Wold kam. Diese hatten soweit Farillion sich erinnerte den Größtteil im Norden gelassen. Weiterhin konnte Farillion um die hundert berittene Elben erkennen. Hinzukamen mehrere Packpferde mit Versorgungsgütern, sowohl für die Reiter als auch für Flüchtlinge. Obwohl in Aldburg selber Not herrschte hatte Herr Elrond anscheinend trotzdem dafür gesorgt, dass die Flüchtlinge Lothloriens versorgt worden wären. Farillions kleine Gruppe schloss sich der großen Gruppe an und sie nahmen im Heer der Elben ihren Platz ein, wobei Lagond die ganze Zeit neben ihm herritt und auf Féren aufpasste.
Als auch die letzten Nachzügler eingetroffen waren, ritt das Heer los, nach Norden, Richtung Wold.
Farillion, nach:
Ost-Emnet