Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Minas Tirith
In den Verliesen
Thorondor the Eagle:
All die Fragen die sie sich selbst stellte, ließen sie auf eines ganz vergessen. Wo war Haldar geblieben, wenn Herumor in seiner Zelle gewesen war? Hatten sie ihn gerade beim Verhör, die ganze Nacht? Oder war er in ein anderes Verlies gesperrt worden, weit weg von Elea?
Außerhalb der Mauern war es grau. Die Dämmerung brach herein, Elea kauerte verängstigt in der Ecke. „Komm mit“, forderte sie die dumpfe, tiefe Stimme des Wärters auf. Ohne jegliche Hoffnung und erfüllt von unbezwingbarer Angst und Ungewissheit erhob sie sich. Sie schleppte sich zur Türe. Dieses Mal packte er sie nicht so grob am Arm wie die Tage zuvor. Sie ging alleine ihrem Schicksal entgegen. Eleas Kopf war zum Boden geneigt, so dass ihre kohlrabenschwarzen Haare tief in ihr Gesicht hingen.
Schritt für Schritt ging sie den Gang entlang. Die Zellentür fiel in das Schloss, es folgte ein eigenartiges Geräusch, wie wenn ein Kiesel die Straßen hinab fällt. Wortlos schritten die beiden weiter. Heute öffnete er Elea sogar die Tür zu dem Verhörraum.
„Setzt dich hin“, befahl er ihr. Während er schnellen Schrittes davon ging, hörte sie ihn nur noch „armes Ding“ murmeln.
Der Raum war kühler als normalerweise. Die Frau zitterte am ganzen Körper, sie ahnte was jetzt kam. Sie hörte Schritte, kaltes Metall, das auf den noch kälteren Steinboden stampfte. Ein lautes, unangenehmes Schnaufen erfüllte die Kammer. Ein eisiger Schauer überkam sie und durchfuhr ihre Schultern, ihren Oberkörper, ihre Beine.
Je näher der Körper ihr kam umso mehr bebte der ihre und umso mehr presste sie ihre Augen zusammen. Sie nahm die spitzen metallverkleideten Finger wahr, als sie langsam ihren Hinterkopf hinunterglitten und sich leicht, aber schmerzhaft in ihre Kopfhaut bohrten.
„Dein Name!“, zischte die Stimme.
Die offene Hand ballte sich zu einer Faust, die Haare Eleas fest haltend. Mit einem Ruck zog fest daran an. Grauenvoller Schmerz überströmte ihren Kopf. Ihr Gesicht war nach oben gerichtet, doch ihre Augen fest verschlossen. Etwas scharfes berührte nun den zarten Hals der Frau. „Sag mir deinen Namen!“, befahl die flüsternde Stimme noch einmal. Sie spürte die Luft, die er beim Sprechen ausatmete. Die kalte Klinge fräste sich ein paar Millimeter in die Haut. Es brannte höllisch. Ein Schwall aus warmem Blut floss ihre Brust hinab und wurde vom Stoff aufgesaugt. Ihre Lippen öffneten sich, aber kein Wort kam über ihre blau-violetten Lippen.
Plötzlich öffnete sich die Türe. „Mein Herr, seht!“, ertönte Herumors Stimme. Der eiserne Griff ließ nach und die Klinge verschwand. Elea hörte nur noch schnelle Schritte und eine zuknallende Türe. Einige Minuten saß sie regungslos da, um sicher zu gehen, dass niemand im Raum war. Dann presste sie die Hand fest auf die Wunde an ihrem Hals. Sie vergoss keine Tränen, in ihr kochte unermessliche Wut.
Thorondor the Eagle:
Wortlos lag Elea auf dem kalten Steinboden. Mit jedem Atemstoß wirbelte sie den Staub auf, der sich all die Wochen hier abgelegt hatte. Ihre Augen waren weit geöffnet, doch ihr leerer Blick starrte hoffnungslos an die Wand. Sie wirkte beinahe Tod. Stunden vergingen ohne jegliche Bewegung, da öffnete sich plötzlich wieder die Türe. Schwere Schritte näherten sich ihr.
Schwarze Stiefel traten in ihr Blickfeld und auf einmal hörte sie ein klirrendes Geräusch. Der Stern der Dunedain, das Erbstück ihres Großvaters landete vor ihrer Nase am Boden. Elea zuckte ein wenig zusammen, wagte es aber nicht sich zu bewegen. Die Stimme im Hintergrund verschwamm in ihren Gedanken. Eine ihrer Hände griff nun nach dem Schmuckstück. Elea umklammerte es fest.
„Es wird Zeit, dass ihr zu sprechen beginnt, wenn euch euer Leben lieb ist. Ich habe nachgeforscht und ich weiß, dass dies ein Erbstück Numenors ist, ja sogar von Elendil persönlich. Kein einfaches Weib würde dies tragen, nicht einmal wenn es gestohlen wäre. Sagt mir endlich wer ihr seid!“ sagte Herumor, dessen Stimme nun sanfter doch immer noch herrisch klang „Seid ihr eine Dunedain aus dem Hause Elendils?“. Tränen bildeten sich in ihren Augen, sie presste sie fest zusammen und nickte einmal kurz.
„Wie ist euer Name?“, hakte er noch nach.
„Elea“, stotterte sie in flüsterndem Tonfall.
„Nochmal“, forderte Herumor Elea auf und ging mit seinem Ohr direkt an ihr Gesicht. Sein Haar fiel auf ihre Wangen. „Elea“, stieß es ihr den Hals hinauf. Zufrieden mit dem Ergebnis erhob er sich wieder und wollte den Raum verlassen. „Halt!“, rief ihm Elea hinterher. Sie schluchzte laut: „Wo ist mein Mann, darf ich zu ihm?“
„Woher soll ich wissen wo dein Mann ist“, warf er kalt zurück und verlies den Raum.
„Wo ist er? Wo habt ihr Haldar hingebracht“, rief sie Herumor hinterher. Sie sank zu Boden und vergrub ihren Kopf zwischen den Knien. Die Türe fiel ins Schloss.
„Mein Schatz, hier bin ich doch“, hörte sie die Stimme ihres Gatten, der nun bei der Tür stand „Warum weinst du?“ Er hatte schnitte und violette Blutergüsse im Gesicht und seine Hand war provisorisch in schmutzigen Verband gewickelt und er hinkte.
„Haldar“, rief Elea und warf sich ihm um den Hals. Er biss seine Zähne vor Schmerz zusammen und erwiderte ihren Gefühlsausbrüche.
„Sie wissen es; Sie wissen alles. Er hat den Stern gefunden“, sagte sie verzweifelt und begriff den Verrat den sie begangen hatte.
„Ich weiß“, antwortete er nur „Vielleicht ist das doch nicht so schlecht, wie ich vorerst dachte.“
Zärtlich küsste sie ihn auf die Lippen um ihm für seine Nachsicht zu danken.
„Komm setzt dich in. Was haben sie nur mit dir angestellt“, fragte Elea.
„Ähnliches wie mit dir“, gab er zur Antwort und strich mit seiner gesunden Hand über die Wunde an ihrem Hals.
„Ohne dich bin ich einfach zu schwach“, sagte die Frau „Hier, zuhause oder sonst wo auf der Welt. Ich bin ein nichts ohne dich!“
„Sag das doch nicht. Sieh dich an, ganz alleine ist du vom Abendrotsee hierher gekommen, hast Herumor lange die kalte Schulter gezeigt. Ganz alleine hast du Helluin aufgezogen, ganz alleine hast du mich überwunden.“
„Ja! Aber jetzt hab ich dich ja wieder“, beruhigte sie sich selbst und drückte ihn dabei ganz fest an sich. Elea schloss ihre Augen und vergaß vor lauter Zufriedenheit ihren Schmerz und Kummer. Sie gab der Erschöpfung nach und schlief ein.
„Komm mit“, rief eine Stimme und riss sie aus dem Schlaf. Erschrocken öffnete sie die Augen und richtete sich auf. Sie sah noch verschwommen, doch sie erkannte das blonde Haar und die Umrisse der schwarzen Figur vor sich.
Schweigend folgte Elea Herumor. Zum ersten Mal ging sie nicht mehr zu ihrer Zelle zurück. Sie passierten eine Holztür und erstmals seit einem Monat sah die Frau die Sonne wieder. Sie standen inmitten der weißen Stadt, umgeben von patroulierenden Soldaten. Mit eiligem Schritt gingne sie den Ring entlang zu einem in den Fels gemeißelten Raum. Es kam ihr so bekannt vor, doch sie wusste nicht woher.
Herumor öffnete das Tor und wies ihr den Weg. Da erkannte Elea den Raum. Sie hatte ihn schon in ihrem Traum gesehen: „Wie gewinnt man eine Schlacht, deren Sieg ausgeschlossen war. Wie verteidigt man eine Stadt, die von der Obrigkeit aufgegeben wurde. Wie überlebt man einen Kampf, wenn alle Hoffnung in den Menschen erloschen ist? – Mit Freunden an seiner Seite: Elben, Menschen und Zwergen vereint gegen die Dunkelheit. Sie standen uns bei und sie gewährten dem König die Rückkehr. Euch sei gedankt und ewig gedenken wir den Opfern; hier in Minas Tirith, in der Stadt der Könige - der Stadt des Königs“, las Elea den Gedenkspruch und sofort fühlte sich Elea unbehaglich und eine unergründliche Angst breitete sich in ihr aus. Ihr Blick zielte auf die Stelle, die in ihrem Traum leer geblieben war. Und da stand es, in großen Buchstaben gemeißelt: „Haldar aus den Reihen der Grauen Schar."
Der Frau wurde schwindlig und übel. Sie fiel in Ohnmacht.
Elea zum Haus im vierten Ring
Vexor:
…Brianna, Paola und das rothaarige Mädchen vom Haus der Kurtisanen
Es war tiefschwarze Nacht, als sie den kleinen Platz erreichten, der in der Nähe der Verließe lag. Brianna keuchte und stützte sich an die Hauswand, als die drei eine kleine Pause machten. Entschlossen stellte sich Paola vor sie und fuhr ihr durchs braune Haar.
„ Brianna, es tut mir leid, aber weiter wirst du nicht gehen können. Nër und ich wissen, wie man an den Wachen vorbeikommt, aber bei du kennst dich in diesen Belangen nicht aus“, sagte Paola und überprüfte, ob ihr Dolch auch in der Halterung ihres Strumpfbandes saß.
Brianna schüttelte protestierend den Kopf, aber es vermochten sich keine Worte zu bilden, um ihren stummen Protest Nachdruck zu verleihen.
„ Du wartest hier, während wir beide in das Verließ eindringen, um das neueste zu erfahren“, forderte Paola Brianna noch einmal eindringlich auf, und als sie sich gerade umdrehen wollte, setzte sie noch mit monotoner Stimme nach, „ Und sollten wir vor der Dämmerung nicht zurück sein, verschwinde von hier Brianna!“.
Vollkommen irritiert nickte Brianna, bevor sie sich auf die kleine Parkbank setzte und den beiden hinterher blickte, die wie zwei Schatten über den Platz huschten, bevor sie von den steinernen Gassen verschlungen wurden.
Die beiden machten kein Geräusch und als sie die Wache erblickten, die vor dem Zugang zum Verließ patrouillierte, drückten sie sich schützend an die Mauer.
„ Vorsicht!“, zischte Paola mit ihren weichen Lippen, bevor ihre kakaobraunen Augen sich verengten und die Situation sondierten. „ Ich sehe nur eine Wache Nër….ich denke wir gehen beide“, flüsterte sie dem rothaarigen Mädchen zu, welches amüsiert die Lippen verzog.
Graziös lösten sich die beiden Schatten von der Wand und traten auf die Straße, die nur von wenigen Fackeln in warmes Licht getaucht wurde.
Kichernd steckten sie die Köpfe ineinander und blickten auffällig zu dem Wachmann. Jener, der äußerst dick war, schaute sich verdattert um, als er die zwei Frauen auf der Straße erblickte.
„ HEY! Ihr dürft um diese Uhrzeit nicht mehr auf der Straße sein“, brüllte er zu den Frauen herüber, die nur noch lauter kicherten.
„ Seid ihr beide TAUB?!!“, rief der Mann entrüstet, als Nër ihren Kopf hob und unschuldig mit den Augen klimperte.
„ Meinten sie uns gnädiger Herr?“, fragte sie mit der zuckersüßesten Stimme, die sie beherrschte und deutete, um ihre Frage zu verdeutlichen, mit dem Zeigefinger auf sich. Noch ehe der Wachmann etwas erwidern konnte, kam sie auf ihn zugeschlendert, während sie sich die roten Locken zwirbelte und betont die Hüften schweifen ließ.
Paola hatte demütig den Kopf gesenkt, aber folgte ihr nicht minder kokett.
„ Wir wissen dass es schon sehr spät ist“, flüsterte sie und stand nun direkt vor ihm. Er hatte grobporige Haut und war vielleicht gerade mal Zwanzig Jahre alt.
„ Denn..dennoch müsst ihr beide jetzt gehen! Vor den Ver…verließen darf sich niemand auf…aufhalten“, stotterte er, als er sah wie Nër ihr Haarband lockerte und sich die rote Mähne sanft über ihre Schultern legte.
Paola trat nun vor und blickte mit spielerischen Augen die Wache an, „ Du hast wunderschöne grüne Augen“.
Der Junge errötete und als Nër ihre Hand auf seinen Bauch legte, wurde im sichtlich unbehaglich.
„ Ist dir hier nicht ein wenig langweilig?“, sie stellte sich auf die Zehenspitzen, damit sie sein Ohr besser erreichte und hauchte verführerisch hinein, “ wir könnten in mein Zimmer gehen!“
„ I-i-ich…a-a-ab…d-as“, stammelte der junge vor sich hin, als Paola hin über das Gesicht streichelte.
„ Genau komm mit uns beiden mit“, sagte sie aufgeweckt und zog den Rock ein wenig nach oben, um mehr von ihrem Bein zu offenbaren.
Der Junge leckte sich die Lippen, als ein Schrei die Szenerie durchbrach und die Wache sich erschrocken umdrehte.
„ JEROMER! Was zum Teufel machst du da“, ertönte die militante Stimme einer anderen Wache, der gerade aus den Verließen kam. Er war mindestens um zwei Köpfe größer als Paola und auf jeden Fall mehr als doppelt so breit wie sie. Er trug seine Lanze fest in der Hand und eine kleine Ader pulsierte auf seiner Stirn.
„Ä-h-hm…das sind Freundinnen von mir“, stammelte Jeromer, dem das Blut nun vollkommen in den Kopf geschossen war.
„ Freundinnen?! Das ich nicht lache…das sind die Huren aus dem Kurtisanenhaus…die da…die Rothaarige hab ich doch schon mal flachgelegt“, spottete er und zog Nër an den Haaren zu sich.
Das Mädchen kreischte und Paola zischte, „ Verdammt!“.
„ Nicht war…du wolltest es richtig dreckig“, sagte er und leckte ihr übers Gesicht. Das Mädchen fuchtelte mit den Armen und versuchte dem Klammergriff der Wache zu entgehen.
Die Wache sank zu Boden, als Paola das Messer aus seiner Kehle zog. Schnell ergoss sich das Blut auf dem steinernen Boden und tränkte es damit.
„ Niemand fasst ungefragt meine Mädchen an“, fauchte Paola und spuckte auf die tote Wache am Boden. Ernst drehten sich die beiden um, und alles Verführerische war von ihnen gewichen. Paolas Schläfen pulsierten und Nërs Gesicht war rotangelaufen, vor Zorn und Schamgefühl.
„ Und was ist mit dir Jeromer?“, fragte Paola spöttisch, „ wenn du gehst und keinen Alarm schlägst kommst du davon, andererseits endest du wie dein Freund da!“.
Warum habe ich so alleine ziehen lassen? Was mache ich denn jetzt hier eigentlich?
Brianna hatte die Arme verschränkt und ging nervös den kleinen Platz auf und ab. Vor Nervosität fing sie an ihre Fingernägel zu kauen, um sich irgendwie abzulenken.
Verdammt! Wo bleiben die denn nur?...Ob es ein Mädchen, oder ein Junge wird?...Ich mache mir langsam Sorgen!...Wie wird Araloth darauf reagieren?...Vielleicht sollte ich ihnen hinterherlaufen?
Ihre Gedanken rasten, und als sie ein leises Kreischen vernahm, erstarrte sie augenblicklich. Sie zögerte, entschied sich daraufhin dennoch Richtung Verließ zu laufen.
Sie spurtete und erschreckte sich beinahe zu Tode, als eine Woche mit leichenbleichen Gesicht ihr wortlos entgegen gesprintet kam, und sie keines Blickes würdigte.
Bereits einen Moment später klärte sich die Situation für Brianna, als sie Paola und Nër erblickte, die über einen Mann standen und sich angeregt unterhielten.
Sie sah das Blut und übergab sich.
Vexor:
Klick ertönte das Metallerne Geräusch in Paola schob ächzend das Tor zu den Verließen auf.
Die haben die unschuldige Wache einfach umgebracht und ihre Leiche einfach in das Gebüsch geworfen…ich bin sprachlos
„ Brianna?!, komm jetzt“, ertönte Paolas dominante Stimme und ebenso wie das klickende Geräusch des Schlüssels vibrierte sie in ihrem Kopf.
Benommen nickte sie nur den Kopf und folgte den beiden, die schnell den langen Korridor entlang liefen, der mit keinen Fenster versehen war und nur von Fackeln, die sich immer wieder in den gleichen Abständen wiederholten, erleuchtet wurde. Ihre Schritte hallten durch den Gang und Brianna hatte das Gefühl, dass ihr Schädel bald platzen würde, wenn sie nicht bald anhalten würden und so schloss sie die Augen und rannte dabei fast in Nër, die im Korridor stehen geblieben war.
Sie legte ihren Finger auf ihre hellroten Lippen und gemeinsam blickten sie um die Ecke, um zu sehen, ob der Weg rein war.
„ Paola?“, flüsterte Brianna, bevor sie weitergingen, „ Woher wissen wir, wo die Gefangen sind?“
„ Ich weiß es einfach…weibliche Intuition“, sagte sie und zwinkerte Brianna zu.
„NEEIN!“, schluchzte Brianna und klammerte sich an die Gitterstäbe. Ihre Stimme bebte vor Trauer und heiße Tränen kullerten über ihre Wange, während sie ihr bleiches Gesicht an die Gitterstäbe presste. Der stechende Geruch des verrosteten Eisens verursachte ihr Übelkeit, aber sie riss sich zusammen, denn sie wollte keine Schwäche zeigen.
„ Brianna wir müssen gehen, bevor die Wachen kommen“, forderte sie Nër eindringlich auf, die selbst den Tränen nahe war.
„NEIN, nein, neein! Ich lass ihn hier nicht allein“, fauchte Brianna die verzweifelte Nër an, die unschlüssig zu Paola blickte, die regungslos an den Gitterstäben lehnte.
Brianna musste spucken und schmeckte Blut, als sie sich vom Boden aufrichten wollte. Die Ohrfeige Paolas hatte sie wie ein Blatt im Wind von den Gitterstäben gerissen und auf den Boden katapultiert.
„ Du kommst jetzt mit Brianna! Tut nützt du niemanden was. Weder Araloth, noch deinem Kind. Er lebt, das weiß ich, und du solltest daran glauben, dass er lebt. Er würde sich das nie verzeihen, wenn du seinetwegen hier bleiben würdest, und von den Wachen erwischt wirst und wer weiß, was dann mit dir passiert.
Übernimm endlich Verantwortung! Verantwortung für dich und dein Kind…du musst jetzt nicht mehr allein für dich Sorge tragen. Deswegen kommst du jetzt mit uns mit und wir werden einen Weg finden Araloth zu befreien.“
Brianna drehte es den Kopf und das Bild Paolas drehte sich, als sie Nërs Hand ergriff und sich aufrichten ließ.
„Wie kannst du dir da so sicher sein“, erwiderte Brianna kleinlaut, während sie mit wässrigen Augen auf den regungslosen Araloth blickte, dessen Gesicht mit Blutergüssen unterlaufen war.
Paola schmunzelte und sagte, „ Ich weiß es einfach…weibliche Intuition!“.
Brianna zu ihrer Wohnung
Thorondor the Eagle:
Brianna, Paola und Elea von den Straßen von Minas Tirith
Eine Eiseskälte überkam Elea als sie die Front des Gefängnisses vor sich sah. Seitdem sie daraus entlassen wurde, hatte sie es nicht mehr richtig wahrgenommen. Sie sah auf die andere Straßenseite oder auf den Boden wenn sie daran vorbei lief, denn zu viele schreckliche und unwirkliche Stunden hatte sie darin verbracht. Nur widerwillig ging sie damals hinein um Ioreth und Araloth den ersten Besuch abzustatten.
Die langgezogene Front war weiß und übersät von langen, dunklen Schatten. An den Ecken erhoben sich zwei massive Ecktürme, die den Rest des Gebäudes um gut drei Meter überragten. Die Fenster waren kleine schwarze Löcher hinter denen nichts als Unheil wartete. Uneinnehmbar erschien diese Festung, doch in dieser Nacht war alles anders. Die Soldaten und Wächter der Stadt wurden alle in die unteren Ringe berufen, da Aufständische durch die unzähligen Gassen zogen und all jene boykottierten, die gegen sie waren. Elea fixierte ihren Blick auf das Portal, das kaum 50 Meter vor ihrer Nase lag. Es stand offen und aus ihm kam die gleiche verzehrende Dunkelheit wie aus den kleinen Öffnungen ringsum.
„Der Weg ist frei. Schnell lasst uns hinein gehen ehe noch jemand zurück kommt.“
Mit einem Satz sprangen die drei Frauen auf und liefen lautlos über die vom Mond beschienene Straße. Brianna schloss die Tür hinter sich. Ohne auch nur zu atmen begannen die drei Frauen wie auf Kommando den Boden abzutasten. Plötzlich fühlte Elea zwischen ihren Fingern einen Stofffetzen. „Tz, tz“, zischte sie durch den stockfinsteren Vorraum. Eine Hand taste sich ihren Rücken hinauf und fühlte in Richtung ihrer Entdeckung.
„Lass ihn uns fesseln“, flüsterte Elea leise.
Sie bekam keine Antwort, stattdessen spürte sie wie sich ein warmes Gerinnsel über dem Boden verteilte.
„Was machst du? Hast du ihn…“
„Zum Schweigen gebracht“, flüsterte nun Paolas Stimme zurück.
„Das war nicht Teil des Plans. Du kanntest ihn nicht. Vielleicht stand er auf unserer Seite.“
„Vielleicht ja, vielleicht nein. Das Risiko war zu groß. Was ist wenn er sich morgen daran erinnert, dass ihn Doreál niedergeschlagen hat, was wenn er aufwacht und dein Gesicht sieht“, verteidigte sich die Kurtisane.
„Es war nicht Teil des Planes!“, fuhr sie Paola nochmals an.
„Los, wir müssen weiter“, sagte sie und ignorierte Eleas Vorwürfe.
Verzweifelt griff Elea wieder nach dem Türgriff hinter sich. Sie tastete die kalte Wand nach der erloschenen Fackel ab. Es dauerte einen Moment bis ein Funke die in Öl getauchten Fetzten entzündete.
Eilig gingen sie den linken Gang entlang. Das Klimpern der Schlüssel in Paolas Hand war deutlich zu hören, doch kein Mensch war in der Nähe. Mit einem Male riss Brianna ihr den Bund aus der Hand und hastete zu einer Zelle in der sie Araloth längst erspäht hatte.
„Araloth! Araloth! Mein Geliebter“, hastig probierte sie mehrere Schlüssel aus ehe sie den richtigen erwischte und das Verlies aufriss. Innig umarmten sich die Beiden und küssten einander. In diesem Moment waren sie wohl kaum in diesen dunklen Räumen, denn sie hörten die Anweisungen Paolas nicht.
Elea’s Nervosität stieg jedoch stetig. Sie hatte Angst entdeckt zu werden und deshalb begann sie schnell zu handeln. Mit dem Schlüsselbund öffnete sie mehrere Zellen und befreite all jene, die damals bei dem Treffen in den Heilhäusern gefangen genommen wurden. Zuletzt kam Ioreth an die Reihe. Sie sah noch älter als gewöhnlich aus. Die letzten Monate hatte sie viel an Gewicht verloren und auch an Farbe im Gesicht.
„Elea!“, sagte sie überrascht und vorwurfsvoll „Was machst du nur hier? Warum kommst du hierher?“
„Um dich zu retten, unsere Anführerin“, antwortete Elea stolz.
„Es ist töricht mich zu retten. Wenn der Strick nicht mein Leben fordert, dann wohl mein hohes Alter und du junges Ding riskierst hier deinen Kopf.“
„Ich wäre nicht gekommen, wenn du es nicht wert wärst.“
„Ich wert. Pffff,… Mir scheint meine lange Abwesenheit hat deinen Scharfsinn vernebelt.“
„Wenn ich dich so ansehe, erkenne ich dich kaum wieder; aber wenn ich dich sprechen höre, weiß ich sofort wer hier vor mir steht“, sagte Elea etwas spöttisch.
„Dasselbe könnte ich auch von dir behaupten.“
„Lass uns gehen. Ich helfe dir“, forderte Elea sie auf und legte dabei Ioreth’s Arm über ihre Schultern.
Mit viel Gedränge konnte Paola Brianna und Araloth aus ihrer Zelle vertreiben. Sie suchten den schnellsten Weg aus dieser großen Feste auf die freie Straße. Viele rannten voraus, doch Elea musste sich dem Tempo von Ioreth anpassen und so kamen sie etwas verspätet in der engen Seitengasse an. Sie setzten sich auf einen kleinen Vorplatz beim Portal eines verlassenen Hauses und diskutierten flüsternd über das weitere Vorgehen.
Araloth, Brianna, Paola, Ioreth und Elea auf die Straßen von Minas Tirith
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