Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Gondor (West)

Edhellond und Umgebung

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Vexor:
….Celebithiel, Amrûn und Aphadon von den Grauen Anfurten über den Seeweg


Der salzige Meeresduft durchströmte Celebithiels Körper, als sie an der Reling des kleinen Elbenschiffes stand und über die endlos erscheinenden Wellen hinwegblickte. Hinweg in ferne Länder, Gärten die sie nicht kannte, Quellen deren reines Wasser sie noch nicht gekostet hatte.
Sie stützte sich auf ihre Hand und in ihren ozeanblauen Augen schienen sich die Gefilde Valinors zu spiegeln, obwohl es nebelig war und man kaum zehn Meter weit blicken konnte.

Celebithiel atmete aus und beobachtete die winzige, durchsichtige Gestalt, die sich aus ihrem Atem bildete und sich sofort im schweren Nebel wieder verflüchtigte.
Ein frischer Wind wehte auf und das silberne Segel spannte auf einmal auf, während das schlanke Schiff federleicht durch die ruhige See glitt.
Celebithiel seufzte. Sie war ganz allein auf dem kleinen Deck und knöpfte ihren scharlachroten Mantel noch weiter zu, denn es wurde zunehmend kälter und gestern als sie klare Sicht hatten, konnte Celebithiel sogar die weißen Gipfel des weißen Gebirges sehen, die sie erst einmal durchquert hatte.

Immer wieder wiederholte sie das Schauspiel mit den gläsernen Geschöpfen, die ihr Atem hervorbrachte. Der Nebel fing an sich zu lichten und erst jetzt realisierte wie nah am Ufer sie entlang gesegelt waren, denn die Küste schien zum greifen nah. Dennoch lag auch hier am Boden keine einzige der weißen Schneeflocken, denn sie waren zu weit südlich für Schnee.

Celebithiel fasste sich an die Lippen und ein Schmerz durchfuhr ihren Körper. Ihre sonst so vollen und roten Lippen waren spröde und wund. Sie biss sich auf die Lippen, um sie zu befeuchten nur brannte es umso mehr, als die salzige Meerluft sich über sie legte.

Sie beugte sich über die Reling, um weiter nach vorne blicken zu können, als plötzlich das silberne Medaillon aus ihren Mantel Kragen rutschte. Fast wäre es in die tiefen Abgründe des Meeres gefallen, hätte Celebithiel es nicht noch zu fassen bekommen.
Erleichtert atmete sie durch und ging ein paar Schritte zurück und betrachtete es genauer. Es zeigte einen Smaragd, der mysteriös silbern leuchtete, und der von einer filigranen Darstellung des Baumes Laurelin gekrönt war.
Das Geschenk Galadriels an mich und Amrûn. Die ewige Inkarnation des Lichts der zwei Bäume Valinors. So viele Geschichten ranken sich um diese Bäume und ihre Blüten des Lichts. Zugern hätte ich sie in meinem Leben gesehen.

„ Frau Celebithiel“, die Stimme des jugendlichen Elben riss sie aus ihren Gedanken.
Er hatte Haut wie Seide und seine Augen funkelten in einem gräulichen Ton.
„ Ja Luenor?“, erwiderte sie freundlich.
„ Wir werden bald in die Nähe des Elbenhafen Edhellond geraten. Sie und Herr Amrûn müssen sich entscheiden, wo wir von Bord gehen sollen. Die Gefilde hier sind schon lange unter der Hand Mordors, ein grausames Schicksal hat unsere Brüder in Edhellond ereilt. Es gibt eine kleine Bucht hier in der Nähe, in der wir problemlos anlegen können und ihr von Bord gehen könnt.“ Er machte eine kleine Pause, bevor er hinzufügte, „ Obwohl mir eure Anwesendheit sehr fehlen wird, Herrin“.
Luenor errötete und nahm fast dieselbe Farbe, wie Celebithiels Mantel an.
Die Elbenmaid lächelte und gab dem Jüngling einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich unters Deck aufmachte, um Amrûn und Aphadon zu wecken, denn sie würden nun das Elbenschiff verlassen.


Thorondor the Eagle:
Wie ein dumpfes Klopfen auf dem Holz hörte es sich an, als Amrûn den Steg entlang ging, der zu einer kleinen Fischerhütte südwestlich von Edhellond führte. Hier hatte das Elbenschiff problemlos anlegen können. Scheinbar kannten die Seefahrer Mithlonds diesen Anlegeplatz bereits von früheren Fahrten.
Der Elb ging mit Galdor voraus. Beide trugen Sie die goldene Rüstung der Soldaten Lindons und die blauen Unterkleider. Hinter ihnen kam gleich Aphadon, der ein wenig angespannt fest den Griff seines Säbels umklammerte. Celebithiel ging etwas abseits. Verzweifelt versuchte sie die Umgebung zu untersuchen, doch der Nebel gab kaum etwas preis.

„Hier ist der Küstenpfad von dem uns der Kapitän berichtet hat. Eine Meile müssen wir dem brandenden Meer folgen und wir erreichen die Siedlung unserer Verwandten“, sagte Galdor.
Amrûn nickte: „Wir müssen vorsichtig sein. Bei dem Nebel könnte hinter jedem Baum ein Hinterhalt auf uns warten. Aphadon“, zischte der Elb und hatte den Ostling dabei ertappt, wie er durch die halb geöffnete Tür des Fischerhauses schaute „Bleib dicht bei uns. Diese Gefilde sind übersät mit Feinden und keiner von uns kennt sie gut genug.“

Langsam aber sicher kamen sie den Weg entlang und erreichten nach einer halben Stunde die ersten Häuser Edhellonds. Der Nebel hatte sich noch verdichtet und legte einen eisig kalten Mantel über die Stadt, der sich in jede kleine Ritze zwischen dem Gewand hindurch schlängelte.
„Hier ist es ja kälter als in der Eisbucht von Forochel im Winter. Welch übler Zauber liegt über dem Land?“, stellte Aphadon fest.
„Kein Zauber. Zumindest keiner den Sauron herauf beschworen hat“, flüsterte Amrûn „Nein dies ist der Zauber des Winters über einem Land aus dem alles Gute vertrieben wurde.“
„Und was machen wir hier?“, fragte der Mensch.
„Jenen Verwandten helfen, die unserer Hilfe bedürfen. Immer wieder werden Überlebende und Flüchtlinge von der Küste in die Schwanenstadt gebracht. Viele suchen hier Zuflucht, denn einst war dies hier ein wohl behüteter Ort. Der Kapitän ist sicher, dass noch mehr hier sind“, erwiderte nun Galdor „Ah, seht nur, der Nebel… er lichtet sich ein wenig.“
„Dieses Land ist nicht verloren. Mut und Wärme kehrt zurück, mit uns und unseren guten Absichten“, sagte Amrûn und sah dabei zu Celebithiel. Ein Hauch von einem Grinsen huschte über sein Gesicht. Verlegen drehte sie sich weg. Der Ostling wurde aufmerkssam uns musterte die Elbe in ihrem roten Mantel.

„Hört ihr das?“, flüsterte Celebithiel aufgeregt.
Und tatsächlich hörten die Elben in der Ferne undeutliche Laute. Zunächst undeutlich und wie ein lautes bellen. Es war ihnen nicht klar wer und wie viele dort sprachen, doch vernahmen sie klar und deutlich Worte der schwarzen Sprache Mordors.

Thorondor the Eagle:
Angespannt lauschten die Elben den fernen Lauten, als sie langsam die Häuserfronten entlang schlichen. Sie bildeten eine lange Kette um ja nicht aufzufallen.

„Jetzt könnte der Nebel ruhig bleiben“, motze Aphadon leise.
Amrûn nickte ihm zu, sprach gleichzeitig aber mit Galdor: „Was meinst du, wie weit sind sie weg?“
„Sie müssen in der Nähe des Brunnens sein. Er liegt etwa eine halbe Meile östlich von uns. Es können nicht sehr viele sein, lasst uns näher hingehen.“

Schritt für Schritt tasteten sie sich die Straße entlang. Die Schwerter hatten Sie bereits gezogen; die Klinge zeigte jedoch zum Boden. Die weißen Wände hoben sich kaum von der Farbe des Nebels ab. Amrûn kam es beinahe wie in einem Traum vor. Er konzentrierte sich nur auf die Stimmen in der Ferne und die Straße vor seinen Füßen, plötzlich vernahm er ein leises Klirren. Aufmerksam blickte er nach rechts und kniff seine Augen zusammen um so vielleicht mehr auf der anderen Straßenseite zu erkennen.
„Hast du das auch gehört?“, fragte Celebithiel etwas ängstlich und packte dabei Amrûns Oberarm.
„Zsssst“, zischte der Elb zu Galdor und deutete ihm mit dem Finger zur Eingangstür des gegenüberliegenden Hauses. Lautlos querte er die Straße. Mit der Klinge des Schwertes drückte er gegen die angelehnte Tür. Er spürte, dass jemand in dem Raum war, doch es war zu dunkel um etwas zu erkennen. Einer der hinteren Elben öffnete vorsichtig einen der Fensterläden und lies das graue Licht herein.
Es war niemand zusehen, doch da, ein Stück Kleidung lugte unter dem Bett hervor. Es umhüllte einen Ellenbogen.
Behutsam näherte sich Amrûn dem verräterischen Stück. Außer Reichweite des Armes blieb er stehen, beugte sich weit nach vorne und zog mit einem kräftigen Ruck an dem Gelenk.
Ein greller Schrei entfuhr dem Opfer und erst jetzt bemerkte Amrûn, dass er das Knie eines jungen Buben in der Hand hielt. Dieser war momentan starr vor Angst und blickte ungläubig in die Augen des Elben.

„Bitte tut ihm nichts“, flehte eine weibliche Stimme und gemeinsam beobachteten die Elben, wie ein Mann und eine Frau, ängstlich an der Hand haltend, aus ihrem Versteck unter dem Bett krochen. Ihr Blick war genauso starr wie der ihres Sohnes, als sie die Spitzohren vor sich sahen.
„Wer seid ihr? Und was macht ihr hier in diesem Haus?“, forderte sie nun Galdor auf zu sprechen.
Verwirrt sahen sie in die Gesichter der Eindringlinge, dann begann der Mann zu sprechen.
„Wir sind Bauern… hi..hier aus der Umgebung. Einige Meilen westlich ste… st… stand unser Hof. Sechs Tage ist es her, dass uns ein Pack dunkelhäutiger Korsaren überfallen hat. Ich floh, mit meiner Frau und meinen vier Kindern in Richtung Dol Amroth. Es heißt, dort ist man noch sicher vor den Händen des Dunklen Herrn. Doch war es noch nicht schlimm genug, dass wir unser Hab und Gut verloren haben, nein… Eine halbe Meile vor Edhellond fand uns ein Trupp voll Orks. Wir liefen, so schnell wir nur konnten; in der Hoffnung ein Versteck zu finden, dass uns vor dem Feind verbirgt. Unsre Tochter aber stolperte und sie schrie… Sie schrie so unfassbar laut… Ich lief zurück und meine ältesten Kinder hinter mir her“, er seufzte während die Frau in Tränen ausbrach „Sie erwischten uns vier… Die Orks schlugen auf mich ein, immer und immer wieder und ich hörte die klagenden Schreie meiner Kinder. Peitschenhiebe, Schnitte, Schläge… Gott weiß was für Qualen sie erlitten haben und noch erleiden werden. Sie ließen mich liegen, verletzt, und sie verschwanden mit unseren Kindern in dem Wissen, dass es mich härter trifft als der Tod selbst. Ich erinnere mich noch an die Schreie in der Ferne ‚Hilfeee, Papaaaa‘.“

Bei den Worten biss der Mann seine Zähne fest zusammen. Er war wütend und traurig, doch keine Träne kullerte über seine vernarbten und blutunterlaufenen Wangen. Amrûn löste den festen Griff um das Knie des Jungen. Ihm fehlten die Worte, als er die Frau und den Burschen weinend vor sich sah. Seine Probleme schienen ihm bedeutungslos im Vergleich zu den Ihren und er vergaß alles was er die letzten Wochen durchgemacht hatte: „Wir können euch nach Dol Amroth bringen.“
Der Man verneinte mit dem Kopf: „Vor zwei Tage trafen wir durch Zufall andere Flüchtlinge. Sie waren auf der Suche nach Proviant für ihre Reise nach Andrast. Am Kap wollen sie versuchen über das Gebirge zu kommen, denn der Ring um die Schwanenstadt ist geschlossen. Keiner kann die Stadt betreten und ein Angriff ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.“
„Die Hafenanlagen sind noch offen. Stark mögen Saurons Truppen an Land sein, doch mit der Seestreitmacht der Elben und Menschen von Dol Amroth kann er sich nicht messen“, antwortete ihm Galdor.
„Wollt ihr mit uns kommen?“, wiederholte sich Amrûn.
„Auch wenn ein Angriff droht, sind wir beim Fürsten wohl am sichersten aufgehoben“, sagte der Bauer.

Thorondor the Eagle:
„Dann lasst uns gehen. Ein Bild von der Stadt haben wir uns gemacht und gesehen, dass der Feind längst in diese einst heilige Stätte eingedrungen ist. Edhellond ist nicht mehr sicher und es bietet auch keine Sicherheit mehr“, sagte Galdor „Lasst uns so schnell wie möglich zurück zum Schiff gehen und hoffen, dass wir dem Feind nicht über den Weg laufen.“
Celebithiel raffte sich auf und ging zu dem kleinen Jungen. Sie streckte ihm die Hand hin um ihm aufzuhelfen. „Wie ist dein Name junger Mann?“, fragte sie gutmütig.
Immer noch standen ihm die Tränen in den Augen und kullerten vereinzelt die Wangen hinunter. Er reichte ihr die rechte Hand und zog sich hoch: „Mein Name ist Boreas.“
„Es ist mir eine Ehre“, sagte die Elbe lächelnd „Ich bin Celebithiel und dieser etwas schroffe Elb ist Amrûn.“ Sie deutete dabei Augenzwinkernd auf ihn.
Gemeinsam gingen sie zur Türe um den Soldaten zu folgen, die sich genauso langsam und schleichend wieder aus dem Haus entfernten, wie sie gekommen waren.
Amrûn bildete den Abschluss gleich hinter dem Ehepaar, dass sie gerade gefunden hatten.
„Ihr müsst jetzt ganz leise sein. Unterdrückt eure Tränen bis wir die Stadt verlassen haben“, bat der Elb die beiden.

Der Nebel auf den Straßen hatte sich nur leicht gelüftet und so konnten sie etwas weiter sehen als zuvor. Die meisten Türen und Fenster waren zertrümmert, vielleicht von Tritten oder gar Rammen. Hie und da ragte sogar eine schwarze Häuserfront auf, umhüllt von Ruß und Asche. Die Stimmen in der Ferne wurde immer leiser, sie hatten die Elben zum Glück nicht bemerkt.
Leise wimmerte die Frau vor sich hin. Einige Male versuchte sie aus ihren Lippen etwas heraus zu pressen, doch Amrûn wies sie gleich mit einem zischenden „Schhhhht“ in die Schranken. Endlich, nach einer halben Stunde flotten Marsches erreichten sie wieder jenen Holzsteg an dem sie an Land gingen. Ein zarter gelb Ton erfüllte nun den umhüllenden Nebel, den ihm die Wintersonne verlieh.
„Falastor!“, begann nun die Frau zwischen ihren Schluchzern zu stottern „Sollen wir wirklich gehen? Wir müssen unsere Töchter suchen und unseren Sohn. Sie leben bestimmt noch.“ Sie schluchzte nochmals laut auf und Tränen rannen über ihr ganzes Gesicht. „Sie leben bestimmt noch“, hauchte sie zum Schluss immer leiser werdend.
„Welchen Grund hätten sie denn unsere Kinder am Leben zu lassen?“, fragte er mit zitternder Stimme „Wir müssen unsere restliche Familie in Sicherheit bringen. Wir haben keine Wahl, zu zweit können wir nichts ausrichten.“
„Ich kann die drei nicht einfach aufgeben. Ich will nicht…“
„Ich doch auch nicht Latanya. Vielleicht sehen wir sie bald wieder, aber jetzt im Augenblick müssen wir für Boreas da sein. Wir sind am Leben und er braucht uns genauso dringend.“

Sein Kinn zitterte als er seine Frau in den Arm nahm. Amrûn wollte ihnen helfen, aber er konnte nicht. Er wusste nicht wie er ihr Leid stillen könnte.
Er löste die Taue des Schiffes und sah zu wie der Holzsteg langsam im dichten Nebel verschwand.


Aphadon, Amrûn, Celebithiel, Galdor und Familie Lûdhra nach Dol Amroth

Eandril:
...Oronêl, Celebithiel, Amrûn, Faendir, Antien und Amrothos kommen aus Dol Amroth und befinden sich etwa 50 Meilen nördlich von Edhellond

Zwei Tage war es her, dass die fünf Elben und Amrothos Dol Amroth in Richtung Norden verlassen hatten. Am Morgen dieses Tages hatten sie bei Edhellond den Ringló überquert und befanden sich nun auf einer mit hohem Gras bestandenen Ebene, die von kleineren Waldgürteln und Gehölzen durchbrochen wurde, und auf der Oronêl sich ungewohnt schutzlos fühlte. Obgleich dieses Land noch frei von den Schergen Mordors war, lag eine ängstliche Stille über der Ebenen, denn nur wenige Meilen östlich, am anderen Ufer des Morthond begann das von Menschen und Orks umlämpfte Land.

Oronêl und Amrothos ritten nebeneinander beinahe an der Spitze ihrer kleinen Schar, und betrachteten stumm die Gegend. Hinter ihnen waren Celebithiel und Antien, die leise miteinander sprachen, und vor ihnen ritten zwei Soldaten und ihr Anführer, stumm wie die meisten anderen auch. Schließlich brach Oronêl das Schweigen und fragte Amrothos: "Wie heißt diese Gegend? Erzähl mir etwas über sie."
"Wir befinden uns nun im östlichen Teil des Land Anfalas, dem Langstrand. Dieses Gebiet gehört noch zum Fürstentum Dol Amroth, ist aber schon seit langem nur noch dünn besiedelt, und in ein paar Meilen müssten wir den Fluss Calenhir überqueren, der von den Pinnath Gelin zum Morthond hinab fließt. Aber ich wundere mich über deine Frage, denn du musst doch auf deiner Reise von den Pinnath Gelin durch diese Gegend gekommen sein."
Oronêl lächelte, obwohl der Gedanke an Dol Amroth ihn schmerzte. "Nein, da ich mich in diesem Land wenig auskenne, bin ich von den Bergen geradewegs nach Süden zum Meer und dann an der Küste entlang nach Westen gewandert. Ich habe also überhaupt keine Ahnung, wo wir uns befinden."

Ich wünschte, ich hätte Dol Amroth nicht verlassen müssen, sie werden dort jeden Mann brauchen. Aber ich muss den Ring zerstören, sonst bin ich selbst eine Gefahr für die Stadt. Und auch Lórinand braucht meine Hilfe... Es ist ein böses Schicksal, alle Länder Mittelerdes sind in Gefahr, und ich muss mich entscheiden, welchem ich zur Hilfe eile. Ich muss mich entscheiden, welches Land mir am meisten am Herzen liegt...

Während Oronêl in Gedanken versunken war, war die hatte sich die Sonne im Westen allmählich dem Horizont genähert, und die Reiter warfen lange dunkle Schatten über das Gras. Faendir war zum Hauptmann der Reiter nach vorne geritten und sprach mit ihm. Dann sagte er laut, so dass alle ihn hörten: "Wir werden für heute Nacht unser Lager am Rand des Wäldchens dort im Westen aufschlagen.", und deutete in Richtung Sonnenuntergang.
"Welches Wäldchen meint er?", flüsterte Amrothos Oronêl zu, "Ich kann keines sehen." Oronêl musste lachen und auch Antien hinter ihnen schien seine Frage gehört zu haben, denn er antwortete: "Du hast eben keine Elbenaugen, mein junger Freund. Das Wäldchen liegt zwar nur etwas mehr als eine Meile entfernt, doch wahrscheinlich blendet dich die Sonne." "So wird es sein.", meinte Oronêl, "Obwohl ich nun wirklich nicht verstehe, wie man das übersehen kann."

Etwa zwanzig Minuten später hatten sie das Wäldchen erreicht, und während die anderen ihre Schlafplätze bereiten, entfachte Amrûn ein Feuer, dessen warmer Schein bald die Baumstämme beleuchtete, als die Sonne endgültig versunken war. Nachdem sie ihre Mahlzeit beendet hatten, übernahmen Faendir und zwei Soldaten die erste Wache. Da die Elben schärfere Augen als die Menschen hatten, hatten sie beschlossen, dass immer einer von ihnen mit zweien der Soldaten wachen sollte. Die anderen legten sich schlafen, doch Oronêl, der seit der Abreise aus Dol Amroth rastlos war, ging ein Stück in das Wäldchen hinein. Er lehnte sich an einen Baumstamm, schloss die Augen, und stellte sich vor, er sei immer noch in Lórinand, gemeinsam mit Amdír, Amroth, Mithrellas, Calenwen, und allen, die er über die langen Jahre seines Lebens verloren hatte.

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